Rückblick 16
August 2002
Hermine presste ihre Lippen zusammen und starrte nach drüben zu Draco, ihr Atem war zittrig.
„Ich bin zu betrunken. Ich kann nicht apparieren.", sagte sie. „Ich hab dir gesagt, dass ich weinen würde. Ich es nicht ändern. Ich weiß nicht, wie ich es alles im Schach halten soll, wenn ich betrunken bin."
Sie schlug die Hände über ihrem Mund zusammen und kämpfte darum nicht in Tränen auszubrechen. Sie liefen an der Seite aus ihren Augen heraus und rollten über ihre Finger.
Draco seufzte.
„Warum weinst du dieses Mal?", fragte er, als sie weiter versucht ihre Tränen zurück zu halten.
„Weil ich einsam bin und mit dir rummache und du nicht mal wirklich denkst, dass ich attraktiv bin.", gab sie unter Tränen zu.
Draco blickte sie einen Moment lang an und legte dann seinen Kopf in den Nacken und starrte eine ganze Minute lang nach oben an die Decke.
„Warum denkst du, dass ich mit dir rumgemacht habe?", fragte er sie endlich mit angespannter Stimme.
Hermines Mundwinkel zuckte und sie schaute von ihm weg.
„Weil ich hier bin.", sagte sie leise.
„Warum hast du mit mir rumgemacht?", fragte er, er schaute wieder von der Decke weg, um sie anzusehen.
Hermine studierte einen Ast in den Bodendielen und zwirbelte eine Locke in ihren Fingern umher.
„Weil du mich so behandelst, als ob ich ich bin. Meine Freunde behandeln mich wie eine Kollegin.", sagte sie mit verbittertem Unterton. „Harry und ich hatten einen Streit und dann hat er sich dafür entschuldigt mich auf professioneller Ebene beleidigt zu haben. So als ob das der Teil gewesen ist, der mich verletzt hat. Irgendwie – schaffst du es, dass ich mich daran erinnere, das unter allem, zu was ich während dem Krieg geworden bin, immer noch die Person existiert, die ich davor war."
Sie biss sich auf die Lippe und versuchte nicht schon wieder das Weinen anzufangen. Sie schnappte sich die Flasche von Boden, wo sie irgendwie während all dem gelandet war und kippte noch mehr des übrigen Feuer Whiskeys hinunter. Es waren weniger als drei Zentimeter übrig und sie hatte die schleichende Hoffnung, dass wenn sie alles davon austrank, es sie an einen Punkt bringen würde, wo sie nichts mehr fühlen würde.
Malfoy schaute von ihr weg und lehnte sich dann zurück und legte seinen Arm über seine Augen. Als sie die Flasche Ogden's ausgetrunken hatte, warf sie ihm einen kurzen Blick zu. Sein Arm war heruntergerutscht; er war eingeschlafen.
Sie starrte ihn eine lange Zeit an, betrachtete seine Gesichtszüge auf eine Art, die sie sich in der Vergangenheit nie erlaubt hatte. Dann, allmählich spürte sie wie ihre Augenlider immer schwerer wurden. Sie sollte – sie konnte nicht mehr wirklich denken, aber sie sollte etwas tun. Aufstehen? Oder vielleicht irgendwo ein Feldbett herbeirufen? Ihre Sicht wurde immer verschwommener. Sie schlief ein, während sie ihn immer noch anschaute.
Sie wusste nicht wer von ihnen sich bewegt hat, aber als sie sich am nächsten Morgen rührten, waren sie halb ineinander verschlungen. Irgendwie war keiner von ihnen von der kleinen Couch gefallen. Sie waren auf das Sofa gerutscht und in den Armen des anderen vergraben. Wenn Hermines Kopf nicht kurz vor dem Explodieren gewesen wäre, hätte sie sich blitz schnell entfernt, aber so lag sie gefangen in einem Zustand des Grauens unter Draco.
Sein Ausdruck spiegelte ein ähnliches Grauen wider und war fast panisch, als er von schlafend zu abrupt wach wechselte. Er versuchte seinen Arm von unter ihr hervor zu ziehen und sie wackelten gefährlich an der Kante des Sofas.
„Wenn du mich dazu bringst, von der Couch zu fallen, werde ich dich ankotzen.", teilte Hermine ihm sofort mit. Er hörte auf sich zu bewegen und sie starrten sich gegenseitig an.
„Hast du dann irgendwelche genialen Lösungsmöglichkeiten, Ms. Neumalklug?", fragte er sie schlussendlich.
„Gib mir eine Minute.", sagte Hermine, sie nahm eine tiefrote Farbe an und schloss ihre Augen, als sie versuchte über eine Lösung nachzudenken. Sie ignorierte glimpflich Draco, der auf ihr lag. Draco der kein Shirt anhatte. Die Luft im Zimmer war kalt, aber seine Haut war warm und sein Atem, der über ihre Wange geisterte war heiß. Sein gesamter Körper war hart und war geborgen gegen ihren gedrückt; sein Arm unter ihrem Rücken drückte sie noch näher gegen ihn. Da war etwas Deutliches und Wachsendes gegen ihren Oberschenkel gepresst, in der Nähe ihrer Hüfte und nach einem Moment der Fassungslosigkeit, konnte sie spüren, wie es leicht zuckte – oh Gott!
Sie hatte nicht daran gedacht. Sie hatte nichts bemerkt. Sie hatte nur an ihren Kater gedacht und wie sie sich selbst von Draco entknoten konnte, ohne dass einer von ihnen auf den anderen kotzen musste.
Draco lag mit seinem ganzen Gewicht auf ihr, aber sein Arm, der am nächsten zur Kante der Couch war, war um ihre Hüfte gewickelt bis hinter seinen Ellbogen. Als er versucht hatte ihn von unter ihr heraus zu ziehen, hatte ihr kombiniertes Gewicht riskiert sie beide zu destabilisieren, bis sie beide fast von dem kleinen Sofa gefallen wären.
„Ich glaube, wenn ich mein linkes Beine bewege –", fing Draco an zu sagen.
„Nicht!", bellte Hermine, sie spürte wie ihr Gesicht noch röter wurde.
„Fuck! Granger schrei nicht so.", sagte er wütend und zuckte zusammen.
„Lass – mich einfach nur nachdenken.", sagte Hermine, jetzt wünschte sie sich bitterlich, dass sie auf dem Boden eingeschlafen wäre.
„Verfickt noch mal unglaublich.", murmelte er leise.
Verärgerung machte sich in ihrer Brust breit zusammen mit Verlegenheit über ihre aktuelle missliche Lage.
„Gib nicht mir die Schuld. Ich wollte letzte Nacht heim gehen. Du warst derjenige, der die Tür blockiert hat und verlangt hat, das ich trinke.", sagte Hermine mit schneidendem Ton.
„Ich war betrunken. Auf deinen Vorschlag hin wohlgemerkt, als angebliche medizinische Professionelle." Sein Ausdruck war verachtungsvoll.
„Es tut mir leid eine Art Schmerzlinderung zu empfehlen, während ich dich geheilt habe.", sagte Hermine und warf ihm einen Blick zu. „Wenn dir meine Hilfe solche Unannehmlichkeiten bereitet, dann kannst du ja wo anders hingehen."
„Das hatte ich sowieso vor.", sagte er kalt.
Hermines Atem stockte vor dem schneidenden Schmerz, der sich in ihr breit machte und sie versteifte sich und ruckelte schnell unter ihm hervor. Er verlor seine Balance und stürzte von dem Sofa, sie setzte sich schnell auf, um nicht von ihm mitgerissen zu werden.
Er schlug mit einem lauten krachen mit dem Kopf auf dem Holzboden auf.
„Du bist ein verdammtes Miststück.", sagte er und fasste sich an den Kopf.
Hermine grinst höhnisch auf ihn hinunter, als sie aufstand.
„Ja, ich denke das haben wir jetzt schon oft genug festgestellt.", sagte sie, sie presste ihre Lippen zu einer dünnen Linie zusammen, als sie sich ihre Umhängetasche schnappte und die Tür aufzog.
„Wenn du irgendwelche nützlichen Informationen hast, lass eine Schriftrolle da. Ich werde sie später abholen.", sagte sie, ging durch die Tür und apparierte, bevor er etwas erwidern konnte.
In dem Moment, wo sie am Ende der Straße von Grimmauldplatz Nummer 13 wieder auftauchte, machte sie damit weiter sich über eine Hecke zu lehnen und sich zu übergeben. Nachdem sie die Schweinerei verschwinden hat lasse und sie sich über den Mund gewischt hatte, wühlte sie in ihrer Umhängetasche herum und zog das Fläschchen mit Kater-Erleichterungstrank heraus, das sie am Tag zuvor für Draco eingepackt hatte.
Sie schluckte den Trank hinunter und ihr Mund verzog sich leicht, als sie auf der leeren Straße stand und versuchte nicht zu weinen, während sie die voran gegangene Nacht noch einmal mit einer nüchternen Perspektive betrachtete.
Sie hatte Draco Malfoy geküsst. Mehr als nur geküsst. Mit ihm rumgemacht. Freiwillig.
Sie hatte noch nie jemand anderen geküsst als Viktor Krum im vierten Jahr.
Aber das war es nicht was sie störte.
Als sie in der leeren Straße stand, den Träger ihrer Tasche umher drehte, hatte sie Angst, dass sie die Mission versaut hatte. Draco hatte sich ihr hingegeben. Er hatte nach ihrer Gesellschaft gefragt und er hat sie küssen wollen. Sie hatte es versaut, indem sie betrunken, verletzlich und unsicher gewesen ist.
Sie war sich nicht sicher, ob es das richtige gewesen wäre mit ihm Sex zu haben, aber sie hatte ihre Knutsch Sitzung nicht mit irgendwelchen Kalkulationen oder Strategien von ihrer Seite aus behindert. Sie war zurückgescheut und er hat es bemerkt.
Freiwillig. Er war spezifisch bei diesem Detail gewesen. In dem Moment, wo sie gezögert hat, hat er sie bis hinter seine Mauern zurück geschoben.
Sie hat nicht einmal über ihre Mission nachgedacht. Er hat ihre Haare berührt und ihr gesagt, dass sie wunderschön sei. Er schien traurig für sie zu sein und es hat sie dazu gebracht ihn küssen zu wollen.
Wenn der Alkohol sie nicht so unsicher gemacht hätte, hätte sie vermutlich mit ihm Sex gehabt. Sie hat nicht gewusst, dass es sich so bedeutungsvoll anfühlen konnte, von jemanden berührt zu werden. Das es etwas so tief in ihr drinnen berühren würde, wenn sie ihn stöhnen hörte und sah, wie er auf ihre Berührungen reagierte.
Theoretisch verstand sie Sex und romantische Beziehungen. Aber praktisch – persönlich – gesprochen, fand sie sich so weit außerhalb ihrer Komfortzone, dass sie das Gefühl hatte, tief in den Abgrund des Meeres geworfen worden zu sein.
Es hatte nie die Zeit oder die Möglichkeit für irgendwelche Beziehungen gegeben. Nicht als sie im Ausland trainiert hat. Nicht als sie zurück gekommen ist. Die meisten Leute in ihrem Alter hatten nicht die Freigabe, um auf sie zuzugehen, wenn sie arbeitete oder mit Forschungen und Zaubertränken beschäftigt war und Besucher waren genau reguliert auf der Krankenabteilung. Wenn die meisten Patienten sich genug erholt haben, um sie wahrzunehmen, wurden sie aus ihrem Krankenhaus auf eine Genesungsstation oder in ein Hospiz Haus verlegt.
Es hat einfach nie die Zeit dafür gegeben.
Sie hat Ron dabei zugesehen, wie er durch seine Partner wechselte und hat angenommen, dass Sex etwas Unpersönliches ist. Einfach etwas Beruhigendes und Körperliches. Dass es einfach war mit jemanden zusammen zu sein und dann einfach wegzugehen und sich nicht darum zu kümmern, ob sie am nächsten Tag jemand anderen finden würden.
Sie hatte angenommen, dass wenn sie diesen Schritt jemals mit Malfoy gehen würde, dass sie gleichgültig bleiben könnte. Dass es nicht intim sein musste, wenn sie einfach rational genug wäre. Halt dich zurück und denk an England. Frauen machen das schon seit hunderten von Jahren.
Sie lag falsch.
Draco zu küssen, von ihm berührt zu werden, hat sich wie das intimste angefühlt, dass ihr jemals passiert ist. Es hat ein Verlangen irgendwo tief in ihr geweckt; als sie alleine in der Straße stand, bemerkte sie wie sie sich wünschte, es nochmal erleben zu können.
Es hat sich heilig angefühlt. Es ist nichts Strategisches oder Unpersönliches gewesen. Sie ist es gewesen, die sich nach vorne gebeugt hat und jemanden geküsst hat, der an ihr interessiert war. Der die gleiche Einsamkeit fühlte. Jemand der die dunkle Welt verstand, in die sie geschickt worden ist. Der nicht wütend auf sie war, weil sie den Krieg um jeden Preis gewinnen wollte.
Sie wollte, dass es auch ihm so viel bedeutete. Das Wissen, dass es das vermutlich nicht tat, ließ etwas in ihr zerbrechen. Er war wahrscheinlich wie Ron. Es war nur etwas Körperliches für ihn.
Die Tatsache, dass es so nicht für sie sein würde – sein konnte, fühlte sich grausam ungerecht an. Die Tatsache, dass sie es dennoch begehrte fühlte sich am schlimmsten von allem an.
Sie fühlte sich leer. Sie fühlte sich körperlich und emotional von sich selbst hintergangen.
Sie wollte nie wieder in Dracos Nähe sein. Sie hatte das Gefühl, dass es ihr jedes Mal wehtuen würde, wenn sie ihn wieder sehen würde.
Todesser. Mörder. Spion. Zielscheibe. Werkzeug.
Und dennoch wollte sie, dass er sie berührte. Dass er mit seinen Fingern durch ihre Haare striff, seine Hände über ihren Körper gleiten lies und sie wollte spüren, wie er gegen ihre Lippen keuchte, wenn sie ihn zurück küsste.
Sie wollte noch nie zuvor solche Dinge und sie wusste nicht, wie sie sie ignorieren sollte, jetzt wo sie wusste, dass sie existierten. Sie wusste nicht, wie sie es schaffen sollte, dass es aufhörte. Es war kein Verlangen in ihrem Verstand, dass sie verschließen konnte.
Es lag irgendwo tiefer.
Aber es war egal. Es war egal ob sie ihn nie wieder sehen wollte. Es war egal was sie sich fühlte. Es ist schon immer egal gewesen was sie fühlte. Die Anweisungen blieben die gleichen: halte sein Interesse aufrecht, mache ihn loyal.
Sie schluckte den bitteren Nachgeschmack des Zaubertrankes und ihres Erbrochenen hinunter und machte sich auf den Weg zu Grimmauld Platz.
„Verdammt, Hermine!", sagte Ron als sie durch die Tür kam.
Er saß im Wohnzimmer, zusammen mit denen die nicht schlafen konnten.
Sie starrte ihn verwirrt an.
„Was ist mit deinen Haaren passiert?", fragte er.
Sie fasste nach oben uns spürte, wie es um sie herum verheddert war.
„Brombeerstrauch.", log sie unverzüglich.
„Du siehst aus, als ob du einen Kampf mit einem Kniesel verloren hast.", sagte Ron mit stichelndem Unterton.
Hermine nickte abwesend.
„Ich hab ganz vergessen, dass sie so ausziehen.", fügt Ron hinzu, nachdem er sie für eine weitere Minute angeschaut hat. „Es ist hübsch, wie du sie jetzt immer hoch geflochten hast."
Sie wollte mit niemanden reden. Sie wollte vor allem nicht über ihre Haare reden.
Sie beeilte sich die Teppen nach oben, zu einem der Badezimmer und duschte. Sie schrubbte sich wie verrückt, sie versuchte sie körperliche Erinnerung von Dracos Händen abzuwaschen. Das Wasser war brühend heiß und sie konnte sich nicht dazu bringen es abzustellen. Als sie fertig damit war sich abzuwaschen, stand sie einfach nur da, als die Minuten vorbei zogen; verschwendete Zeit, die sie nicht hatte.
Sie redete sich ein, dass sie nicht weinte. Dass es nur die Wassertropfen der Dusche auf ihrem Gesicht waren.
Sie trocknete nur schnell ihre Haare mit einem Handtuch ab, bevor sie sie wieder zu zwei französischen Zöpfen flocht und im Nacken zusammen band. Sorgfältig. Keine lose Locke war zu sehen.
Sie war dabei das Inventar ihrer Zaubertränke zu überprüfen, als Kingsley sie fand.
„Granger, du wirst in Shell Cottage gebraucht.", sagte er.
Hermine erstarrte für einen Moment, bevor sie sich umdrehte und eine Rune auf eine sehr unscheinbare True zeichnete, die am Boden stand. Sie sprang auf und sie zog eine kleine Ledertasche heraus. Sie machte die Tasche auf und überprüfte schnell den Inhalt.
„Ich bin fertig.", sagte sie, sie versuchte das schnelle Schlagen ihres Herzens wieder unter Kontrolle zu bringen, und das kalte verknotende Gefühlt in ihrer Magengegend.
Kingsley führte sie durch das Haus und disapparierte als sie aus der Haustür getreten waren.
Sie tauchten nicht wieder in Shell Cottage auf. Hermine hat gewusst, dass sie das nicht tun würden.
Sie standen am Eingang zu einer schmalen Höhle.
Der Boden unter Hermines Füßen war aufgewühlt und eine Treppe wand sich nach unten und verschwand im Boden. Sie starrte einen Moment nach unten, presste ihre Lippen zusammen, bevor sie anfing hinunter zu gehen.
Am Ende der Treppe stand Gabrielle Delacour, dir sah überirdisch schön aus.
„Ermine, ich abe einen weiteren gefangen!", verkündete sie triumphierend. „Er at kein Mark, aber ich glaube, er ist wichtig, weil er viele Schwierigkeiten bereitet at."
Gabrielle ist erst vor kurzen vom britischen Widerstand rekrutiert worden. Eine der wenigen Mitglieder des französischen Widerstandes, die in andere Bereiche von Europa geflohen sind, als Voldemort schlussendlich die Kontrolle über Frankreich an sich gerissen hat. Gabrielles Freunde und Klassenkammeraden sind alle gestorben. Sie ist angekommen und hat vor Rache gebrannt.
Anstatt sie formell in den britischen Widerstand oder den Orden aufzunehmen, hat Kingsley Gabrielle in sein geheimes Auskundschaftungsteam mit aufgenommen; ein Team, über das selbst die meisten Mitglieder des Ordens unwissend waren.
Kingsley Rekruten waren über ganz Europa verteilt und sammelten Informationen. Es waren hauptsächlich freie Agenten. Kingsley gab ihnen vage Anweisungen und sehr viel Handlungsfreiraum, den sie benutzen sollten, um die Informationen zu erhalten. So lange es gute Informationen waren, machte er keine Anstalten, sie in ihren Vorgehensweisen zu zügeln oder ihre Methoden in Frage zu stellen.
Sie sollten ihre Zielobjekte nur zurück bringen, damit sie in Gefangenschaft gebracht werden konnten. Hermine wurde gerufen, um sie zu heilen, bevor sie mit eingestellter Lebendigkeit untergebracht wurden.
Gabrielle war außerordentlich talentiert darin Informationen zu erhalten. Sie benutzte ihre Veela Reize und entführte ihre Zielobjekte irgendwo hin, wo sie sie wie auch immer sie wollte verhören konnte. Sie neigte auch dazu, wesentlich mehr Informationen, als Gefangene wieder zu bringen.
Hermine vermutete, dass sie die meisten ihrer Opfer tötete, sobald sie mit ihnen fertig war. Es lag ein kalter Triumpf in den Augen des französischen Mädchens, der von gegebenen und empfangenen Schmerzen stammte. Sie wunderschöne junge Frau trug immer lange Ärmel und war immer vom Hals abwärts bedeckt.
Wenn Gabrielle jemanden zurück brachte, bedeutete das, dass sie denjenigen nicht brechen konnte. In diesem Fall ergab sie sich dem Schicksal und überließ die Gefangenen Kingsley und Moody für traditionelle Verhörmethoden: Legilimentik, Veritaserum und psychologischer Druck.
Wann immer Kingsley Hermine zum Strand brachte, wusste sie nie was sie erwartete.
Sie wappnete sich selbst.
Sie stieß die Tür auf und fand einen jungen Mann, der an einen Stuhl festgebunden war. Kleine Pfützen aus Blut hatten sich auf dem Boden unter ihm gebildet.
Hermine atmete einmal tief durch, legte ihre Ledertasche auf den Tisch und öffnete sie, sie zog Vorräte heraus und verteilte sie sorgfältig über den Tisch. Als alles an der Richtigen Stelle lag, ging sie näher heran und zauberte eine Diagnostik.
Nichts Ernstes. Nichts was ihn umbringen würde. Viele kleine Verletzungen in Bereichen, mit vielen Nerven. Sie waren hauptsächlich auf seine Hände und – Hermine schluckte – auf seine Genitalien konzentriert.
Er war bei Bewusstsein, aber ignorierte Hermine, was normal war.
Hermines Job war es ihn zu heilen, bevor Kingsley ihn verhörte. Es war nicht aus Großzügigkeit, sondern eher wie eine zusätzliche Schraube, an der man drehen konnte, während der Gefangene sich über das was noch kam fürchtete.
Manchmal war die Furcht schon genug, damit sie einknickten, während sie arbeitete und sie fingen an Hermine ihre Informationen anzubieten.
Als Hermine das erste Mal hinzugezogen wurde und sie entdeckte, dass der Orden auf taktische Weise Folter erlaubte, ist sie wutentbrannt gewesen. Es gab einen Unterschied, einen wesentlichen Unterschied zwischen die Dunklen Künste zu benutzen, um sich selbst zu verteidigen und jemanden zu foltern. Indem sie zustimmte, die Gefangenen zu heilen, gab sie ihnen praktisch erst die Möglichkeit dazu.
Kingsley interessierte sich nicht für ihr Gewissen. Es gab niemand anderen mit der Freigabe im Orden, der das Wissen hatte, um sie zu heilen. Wenn Hermine die Gefangenen nicht heilen würde, würden sie in dem Zustand, indem sie waren, mit dem Trank der lebenden Toten dosiert werden, was sie in verstümmelt mit eingestellter Lebendigkeit zurück lassen würde.
Sie hatte wiederholt versucht, Kingsley davon abzubringen seinen Rekruten so viel Freiraum zu lassen. Sie bot an mehr Veritaserum zu brauen. Er hatte sie angeschaut und geantwortet, dass die Mitglieder des Auskundschaftungsteam kein Veritaserum wollten, sie wollten Rache. Indem er sie rekrutierte, nutzte er dies einfach nur so effektiv wie er konnte. Der Orden benötigte Spione, die gewillt waren, alles zu tun, was es brauchte; sie konnten keine Leute hinschicken, die in einem ausschlaggebenden Moment vielleicht zurückschrecken oder zögern würden.
Er erinnerte sie daran, dass sie die Informationen brauchten und dass das, was mit Mitgliedern des Widerstandes passierte, wenn sie von Todessern gefangen wurden, um einiges schlimmer war. Als ob Hermine daran erinnert werden musste; sie war diejenige, die sie heilte.
Aber sie fühlte sich wie ein Monster, jedes Mal, wenn sie hinzugezogen wurde, um jemanden zu heilen, der vom Auskundschaftungsteam gefangen wurde, fragte sie sich, ob sie die Schuld an weiteren Opfern hatte, weil sie kooperierte.
Selbst wenn es Todesser waren, sie Tod auf dem Schlachtfeld sehen zu wollen, war etwas anderes, als zuzulassen, dass sie gefoltert wurden.
„Ich werde als erstes deine Hände heilen.", sagte sie leise zu dem Mann.
Sie kniete sich neben ihn hin und platzierte vorsichtig ihre Hand unter seiner rechten Hand und hob sie ins Licht.
Mit einem schnellen Zauberspruch zerstäubte sie einen Analgetikum Trank und bewegte den Nebel um seine Finger und seinen Daumen. Nadeln sind wiederholt in seine Nagelbette gestochen worden.
Als die Haut den Trank aufgenommen hatte, nahm sie vorsichtig seine Hand in ihre und fing an Sprüche zu zaubern, die den Gewebeschaden heilten.
Sie hatte sich bis zum dritten Finger vorgearbeitet, als er sprach.
„Ich kenne dich.", sagte er und hob seinen Kopf an.
Sie schaute auf. Er kam ihr vage bekannt vor. Breit gebaut. Dunklen Haaren mit dichten Bartstoppel über sein Gesicht verteilt. Seine Arme und Hände waren behaart.
„Du bist Potters Schlammblut Miststück.", sagte er.
Hermine zog eine Augenbraue nach oben und machte mit dem nächsten Finger weiter.
„Du bist definitiv erwachsen geworden.", sagte er mit einem lüsternen Blick. „Ich hätte nie gedacht, dass eine Vogelscheuche wie du, irgendwann mal so aussehen würde."
Hermine ignorierte ihn.
„Granger, oder? Ich muss alles erzählen, dass ich dich gesehen habe. Wir dachten, dass du tot bist."
Er lehnte sich nach vorne, bis sein Gesicht unangenehm nahe an Hermines war.
„Ich werde dir ein Geheimnis verraten, Schlammblut.", murmelte er. „Ihr werdet diesen Krieg verlieren. Und wenn ihr das tut, dann werde ich die blonde Schlampe da draußen so langsam umbringen, dass sie mich darum anflehen wird."
Hermine ignorierte ihn weiter, als sie die Rasiermesser feinen Einschnitte verschloss, die in seine Handflächen geritzt worden sind.
Sie heilte die erste Hand fertig und machte dann mit der zweiten weiter. Es graute ihr davor mit dieser fertig zu werden, aber irgendwann gab es an seinen Händen nichts mehr weiter zu tun und sie konnte es nicht mehr weiter hinauszögern.
„Du musst dich zurücklehnen, wenn du willst, dass ich das heile, was mit deinen Genitalien angestellt wurde.", zwang sie sich dazu ruhig zu sagen.
Ihr kompletter Körper fühlte sich kalt an. Ihr Magen verdrehte sich so schmerzhaft, dass sie sich fragte, ob sie jemals wieder dazu in der Lage sein würde, essen zu können.
Er lehnte sich in dem Stuhl zurück, an den er festgebunden war und öffnete seine Knie. Sein Ausdruck war höhnisch, so als ob er derjenige war, der hier die Oberhand hatte.
Sie wollte ihn betäuben.
Sie musste sie bei Bewusstsein lassen, wenn sie sie heilte. Es war Teil der Psychologie, die Kingsley vertrat.
Sie schwang ihren Zauberstab, um einen Aufknöpfzauber zu vollführen, dann streckte sie ihre Hand aus und öffnete seine Hose.
Gabrielle hatte irgendeine Art dünne Klinge benutzt, um Wörter in den Schaft seines Penis zu ritzen. Hermine konnte das Französisch durch die zerklüfteten Schnitte und das Blut nicht lesen. Sie war kurz erleichtert, dass es keine Runen waren.
Dann machte sie sich an die Arbeit.
Sie war entschlossen ihn nicht zu berühren, was ihre Zauberstab Arbeit nur aufwendiger machte. Sie ließ das Blut verschwinden und zauberte einen milden Reinigungszauber.
Der junge Mann stöhnte zum ersten Mal vor Schmerzen auf. Dann zog sie etwas Murtlap Essenz aus einem Fläschchen auf und trug sie auf magische Weise auf. Es war weniger präzise und sanft, aber Hermine weigerte sich zuzulassen, dass es sie interessierte.
Hermine murmelte die notwendigen Heilungszauber und zauberte eine zweite Diagnostik. Er hatte einiges an Alkohol in seinem System. Es ist vermutlich Teil von Gabrielles Plan gewesen, um an ihn heran zu kommen. Hermine zog einen Nüchternheitstrank heraus und kippte ihn in seinen Mund. Er musste den Trank erkannt haben, weil er sich nicht wehrte, so wie sie es erwartet hatte.
Dann ging sie einen Schritt zurück und begutachtete ihn.
Er starrte zu ihr nach oben, als sie in ihre Tasche fasste und einen Kater Erleichterungstrank herauszog und ihm den Trank anbot.
Nachdem er ihn geschluckt hatte, grinste er sie höhnisch an.
„Flickst du mich für die zweite Runde wieder zusammen?", riet er. „Und ich dachte ihr hättet alle blutende Herzen und eine Nicht-Töten-Politik."
Hermine schenkte ihm ein dünnes Lächeln, so wie sie es von Malfoy gelernt hatte.
„Wir werden dich nicht töten."
Dann drehte sie sich auf dem Absatz um und lief nach draußen. Als sich die Tür hinter ich schloss, stand sie für einen Moment da, um sich zu sammeln.
Sie fühlte sich wie ein verficktes Miststück.
Sie hatte Malfoy angelogen, als sie das erste Mal betrunken gewesen ist; sie hatte keine Würde mehr übrig. Der Krieg hatte sie ihr komplett entrissen.
Das Einzige was sie noch übrig hatte, war ihre Entschlossenheit, Ron und Harry zu retten. Den Krieg zu gewinnen.
Sie würde über gefolterte Körper gehen, sich selbst verkaufen und Draco Malfoys Herz herausreisen, wenn es das war, was sie tun musste, um es zu erreichen.
Wenn ihre Freunde sicher waren, würde sie leise neben Kingsley und Moody stehen und ihre eigene Verdammnis ohne einen Mucks hinnehmen.
