Rückblick 21
Weihnachten 2002
Die Weasleys verbachten ihr Weihnachten in Shell Cottage. Als Padma ankam, um Hermine abzulösen, zog sie sich andere Klamotten an und apparierte auch dort hin.
Sie stand für einige Minuten draußen im Schnee und versuchte sich selbst zu fassen. Die Unterhaltung mit Angelina hat sie aus dem Gleichgewicht gebracht und sie hatte das Gefühl, als ob sie versuchte die Kontrolle wieder zu finden.
Sie starrte die Haustüre an und übte in Gedanken den Verlauf des Tages. Weihnachten würde leise sein; ein Schatten der Vergangen Feiertage. Jedes Jahr wurde jeder etwas leiser und etwas mehr betrunken. Das Jahr zuvor ist Arthur mit den vielen Leuten überfordert gewesen und ist ausgerastet, sodass Molly mit ihm weggehen hat müssen.
Hermine konnte die Abläufe durchgehen. Lächeln. Lieder singen. Nach Arthur und George schauen. Sie atmete tief durch und öffnete die Tür.
„Oi! Hermine ist hier!", grölte Fred, als sie herein kam.
Alle drehten sich zu ihr um. Sie waren alle in überraschend guter Laune, fröhlich und angetrunken. Eine Tasse mit Weihnachtspunsch wurde ihr in die Hand gerückt, bevor sie auf die andere Seite des Zimmers gelangen konnte.
Alle waren mit Weihnachtspullis von Molly ausgestattet.
Hermine stellte heimlich Kater-Erleichterungstränke auf dem Kaminsims auf.
Bill saß in einer Ecke, ruhig zwischen dem ganzen Hektik. Fleur saß auf der Armlehne seines Stuhls, während sie mit den Fingern durch seine Haare fuhr.
Harry und Ginny saßen zusammengequetscht in einem Sessel und flüsterten sich gegenseitig etwas zu. Harry und Ron waren nur ein paar Tage vorher von einer weiteren Horkrux Jagt zurückgekehrt.
„Hermine meine Liebe, ich bin so froh, dass du kommen konntest. Das ist für dich." Molly drückte Hermines ein Geschenk in die Hände, dass in Seidenpapier verpackt war.
Hermine setzte sich auf einen Polsterhocker und öffnete es. Ein grüner Pulli mit einem H in der Mitte.
„Vielen Dank, Molly", sagte sie. „Er ist wunderschön."
„Mum! Warum hast du Hermines in Slytherin Grün gestrickt?", sagte Ron und warf ihr einen Blick zu.
Molly gab ihm einen Klaps auf den Hinterkopf und hatte eine beleidigte Miene aufgesetzt. „Ronald! Das ist Smaragdgrün und es ist eine wunderschöne Farbe für ihren Hautton. Es hat mich an Harrys Augen erinnert."
„Für mich sieht das wie Slytherin Grün aus." Ron verzog sein Gesicht zu einer Grimasse, als Hermine sich den Pullover über den Kopf zog. „Ugh. Ich bekomm Albträume, wenn ich nur hinschaue."
Hermine und Mollys Beziehung war irgendwie angespannt. Als Arthur verflucht wurde, gab es viel Hoffnung, dass Hermine und Bill gemeinsam dazu in der Lage sein würden, den Fluch umzukehren oder zu brechen. Molly ist sehr überschwänglich mit der Dankbarkeit für Hermines Bemühungen gewesen. Wie dem auch sei, als die Zeit verging und die Hoffnung schwand, zog sich Molly zurück. Es war nicht unbedingt so, dass sie ihr die Schuld gab. Es war einfach schmerzhaft.
Hermine stand für eine tiefe Hoffnung, die nicht erfüllt werden konnte.
Ihr Umgang miteinander war noch immer herzlich, aber limitiert.
Hermine wusste, aus zweiter Hand, dass Molly vehemente Einwände gegen ihre Verfechtung der Dunkeln Künste hatte, aber sie haben diese Unterhaltung noch nie persönlich geführt.
Hermine war sich nicht sicher, ob Molly die Farbe wegen ihrem Hautton ausgewählt hatte, oder ob es eine Art Vorwurf war. Es war es nicht wirklich wert, sich Gedanken darüber zu machen. Sie war so müde, ständig sinnlos darüber zu diskutieren.
Sie ließ Ron und Molly zankend zurück und machte sich auf, um Arthur zu finden.
Mr Weasley saß in einer Ecke am Boden und blätterte durch ein Buch, wo man Türchen öffnen konnte. Hermine beobachtete ihn vorsichtig und zauberte einen Diagnostik Zauber über seinem Gehirn. Arthur Weasley als Erwachsener, war immer noch irgendwo weggesperrt. Der Fluch, den Lucius verwendet hatte, hat Arthur nicht verrückt werden lassen oder hat seine Erinnerungen gelöscht. Die Magie hielt Arthur an einem bestimmten Punkt in seiner Kindheit fest. Der Rest von Arthur war noch immer im Innern, wartete darauf frei zu kommen; Hermine konnte es in der Diagnostik sehen. Aber sie wusste nicht, wie sie durch die Magie brechen sollte, ohne einen echten, schwerwiegenden Gehirnschaden zu verursachen.
Die verlorenen Teile von Arthurs Gehirn verkümmerten langsam. Seine Gehirnaktivität, würde immer weniger, da die unbenutzten Neuronen Verbindungen abstarben.
Hermine konnte nichts dagegen tun.
„Arthur." Hermine kniete sich neben ihn hin. „Ich habe ein Weihnachtsgeschenk für dich."
Er blickte abwartet von seinem Buch auf. Jedes Mal, wenn sich ihre Augen trafen, konnte sie ein Stechen in ihrer Brust spüren und ein überwältigendes Verlangen sich zu entschuldigen, obwohl er sie nicht verstehen konnte. Es tut mir leid. Es tut mir leid, dass ich dich nicht rausholen kann. Es tut mir leid, dass ich es nicht reparieren kann.
„Ich wollte dieses Jahr für niemanden Geschenke kaufen, aber ich hab das hier in einem Laden gesehen und ich wusste, dass ich es für dich kaufen musst." Hermine griff in ihre Tasche und zog das Geschenk hervor. „Es nennt sich eine Quietscheentchen. Es schwimmt im Wasser. Du kannst es in die Badewanne tun. Du kannst es mit nehmen, wenn du badest. Oder du kannst es ins Waschbecken tun."
Arthur schnappte sie ihr aus der Hand und stand plötzlich auf. Hermine griff nach ihrem Zauberstab. Sie ist schon mehrere Male von ihm quer durchs Zimmer geschleudert worden, wenn er sich zu sehr freute oder ärgerte.
„Bill! Bill, mach das." Seine Stimme war die eines Erwachsenen, aber seine Worte und der hartnäckige Ton waren kindlich. Er wedelte mit der Ente über seinem Kopf herum. „Im Waschbecken!"
Bill setzte eine gekünstelte fröhliche Miene auf, die er immer aufsetzte, wenn er bei seinem Vater war und lehnte sich nach vorne. „Was hast du da?"
Arthur trug sie zu ihm rüber und schob das Spielzeug in Bills Gesicht, bis es Bill fast ins Auge stach. Hermine zuckte zusammen.
„Eine Ente! Ins Waschbecken."
„Richtig, sollen wir schauen, wie sie schwimmt?" Bill stand auf. Arthur drehte sich auf dem Absatz um und fing an Richtung Badezimmer den Gang hinunter zu rennen. „Nicht rennen, Arthur!"
Hermine ging weiter durchs Haus und fand Fred und George draußen im Garten. George versuchte einen Handstand auf seinen Krücken zu machen. Als Hermine die Tür öffnete, verlor er sein Gleichgewicht und fiel Kopf voraus in eine Schneeverwehung.
„George!" Hermine ging hinüber und zog ihn heraus, sie klopfte den Schnee von seinen Klamotten. „Wenn du solche Sachen machst, dann sei wenigstens nüchtern."
„Sorry, Mum.", sagte George amüsiert, als er sich von ihr nach oben ziehen und sie um ihn herum wuseln ließ, als Fred die Krücken aufhob.
Hermine verdrehte ihre Augen und er küsste sie einfach auf den Mund.
Sie starrte ihn erstaunt an.
„Frohe Weihnachten Herms. Ein hübsches Mädchen verdient einen Weihnachtskuss. Fred hat seinen Angelina versprochen, also habe ich den Kürzeren gezogen und musste die Frau küssen, die mein Leben gerettet hat." Er platzierte eine Hand über seinem Herzen und lächelte breit.
Hermine schüttelte ihren Kopf. „du bist unmöglich. Was wenn das mein erster Kuss gewesen wäre?"
George setzte eine zweifelnde Miene auf. „Das war es nicht? Du hast bestimmt schon andere Patienten vor mir geküsst?"
Hermine spürte wie ihre Ohrenspitzten rot wurden und sie schaute weg. „Mein erster Kuss war tatsächlich mit Viktor."
„Du zerquetscht mir mein Herz." George taumelte überdramatisch auf seinen Krücken zurück. „Es ist, weil ich nicht mürrisch genug bin, oder? Oder vielleicht gefallen dir nur Sucher."
Hermine schüttelte ihren Kopf und versuchte nicht über mürrisches Gehabe oder Sucher nachzudenken. „Ich gehe wieder nach drinnen. Wenn du Kopf und Kragen riskieren willst, nachdem ich dich geheilt habe, dann tue es wenigstens, wenn ich nicht hinschaue."
Sie ging zurück nach drinnen und setzte sich auf das Sofa und beobachtete sie Festlichkeiten mit einem Gefühl der Fassungslosigkeit.
Charlie ärgerte Ginny und Harry, er legte seinen Kopf zurück und lachte. Hermine konnte sich nicht erinnern, wann sie Charlie das letzte Mal halt lachen sehen. Oder Ron oder Harry.
Sie waren alle glücklich. So glücklich, wie sie es schon seit Jahren nicht mehr gewesen sind.
Als Hermine es beobachtete überkam sie das schleichende Gefühl des Grauens.
Die Heiterkeit in dem kleinen Landhaus, kam von mehr als nur weihnachtlicher Fröhlichkeit und Alkohol. Das Haus platzte und vibrierte fast mit dem Gefühl von Hoffnung.
Hermine hätte es nicht verstanden, wenn sie nicht die Unterhaltung mit Angelina geführt hätte.
Es war nicht nur der Widerstand. Die Ordens Mitglieder glaubten genauso, dass sie dabei waren den Krieg zu gewinnen.
Als Hermine in der Ecke saß und es in sich aufnahm, fühlte sie sich so, als ob sie in einem Tagtraum Zauber gefangen war, während die Welt um sie herum niederbrannte.
Der Orden würde jetzt niemals sein Vorgehen ändern; sie würden niemals zustimmen, die dunklen Künste zu benutzten. Sie hatte das verursacht.
Wenn Draco sich jemals gegen sie wenden solle, oder das erreichen sollte, was auch immer er erreichen wollte und seine Dienste für den Orden beendete, dann würde der Widerstand in einen freien Fall geraten, von dem ihn niemand auffangen konnte.
Und wenn der Orden jemals von Draco in irgendeinem Zusammenhang erfahren sollte... würde es vermutlich die ganze Organisation entzweien. Das Vertrauen in Kingsley und Moody wäre zerstört.
Hermine hatte das Gefühlt, als ob sie sich gleich übergeben musste. Sie wollte gehen.
Sie saß in der Ecke wie eine Statue.
Harry kam und setzte sich neben sie auf das Sofa. Sie ließen ihre Blicke durch das Zimmer schweifen. Ginny war bei Arthur. Ron, Fred und George schienen dabei zu sein irgendeinen Streich zu vollführen. Molly lief hektisch umher, um das Essen herzurichten und Charlie half ihr dabei.
„Das – ist alles was ich jemals wollte.", sagte Harry nach einer Minute. „Das ist es was mich weiter antreibt. Jeden Tag."
Hermine blieb still.
„Denkst du über deine Familie nach?" Harry beobachtete sie vorsichtig. Hermine nickte kurz. Harry legte einen Arm um ihre Schulter und zog sie näher zu sich heran. „Eines Tages werden deine Eltern auch mit uns hier sein."
Hermine beobachtete wie Molly kurz pausierte, um Arthur einen Kuss auf die Stirn zu geben und seine Ente zu bewundern.
„Das – das werden sie nicht; sie werden niemals von Australien zurück kommen.", sagte sie leise. Harry schaute sie verwirrt an. Sie senke ihren Blick ab und schaute in ihren Schoß. „Umfangreiche Obliviierung hat nur ein bestimmtes Zeitfenster, um sie wieder umzukehren. Sonst gibt es ein zu hohes Risiko für Gehirnschädigungen. Wenn ich den Gedächtnis Zauber umkehren wollen würde, hätte das noch vor Weihnachten vor einem Jahr passieren müssen; bevor die fünf Jahres Marke überschritten wurde."
Es herrschte eine langes Schweigen.
„Das hast du mir nie erzählt." Harrys Stimme klang am Boden zerstört.
Hermine spielte mit dem Ärmel ihres Pullis und schaute nicht zu ihm auf. „Es war einfacher sich auf die Arbeit zu konzentrieren, anstatt darüber nachzudenken. Ich kannte das Risiko, als sich mich dazu entschieden habe, sie zu verstecken."
„Das tut mir leid." Harry drückte ihre Hand. „Es tut mir so leid, Hermine."
„Es ist schon okay. Ich hab mich damit abgefunden, dass wenn ich Leute beschütze, es bedeutet, dass ich sie vielleicht verlieren werde."
„Nun nicht mich. Du wirst immer Teil meiner Familie sein."
Bevor Hermine irgendetwas sagen konnte, kam Molly rüber gelaufen, hielt eine Kamera in der Hand und zog Ron mit sich. „Lasst mich ein Bild von euch dreien machen. Hermine, meine Liebe, rutsch ein bisschen rüber, damit sich Ron neben dich sitzen kann. Genau da. Legt die Arme umeinander. Harry versuch deine Haare glatt zu streiche. Ah, vergiss es. Lächeln..."
Hermine brachte nicht ganz ein Lächeln zustande. Ihre Mundwinkel bogen sich leicht nach oben, als sich Rons und Harrys schwere Arme um ihre Schultern legten. Es gab einen blendenden Blitz.
„Das ist schön geworden. Wir haben schon seit Jahren kein Bild mehr von euch allen zusammen." Molly lief nach drüben, um ein Bild von Bill und Fleur zu machen.
Ron schnaubte, als er beobachtete, wie seine Mutter Fleur positioniert und zog dann leicht an einer von Hermines Locken, die aus ihren Zöpfen gefallen war. „Eine Strähne, die nicht richtig sitzt; ich nehme an du bist doch keine Slytherin."
Hermine schenkte ihm ein schwaches Lächeln. „Das muss der Grund gewesen sein, warum mich der Sprechende Hut nach Gryffindor gesteckt hat. Das ist vermutlich der Grund, warum auch Harry nicht nach Slytherin geschickt wurde."
Sie und Ron schauten beide nach drüben auf Harrys verstrubbelte Haare. Er sah so aus, als ob man ihm einen Elektroschock verpasst hatte und er es versuchte mit Gel zu verstecken. Die Hälfte schien irgendwann einmal gekämmt worden zu sein, aber der Rest stand in alle Richtungen ab.
„Was hast du damit angestellt?", sagte Hermine und schüttelte ungläubig ihren Kopf.
Harry wurde rot. „Ich hab sie gekämmt. Und dann haben Ginny und ich – erhm rumgemacht."
Ron machte ein Würgegeräusch. „Rumgemacht." Er schnaubte. „Das ist meine kleine Schwester. Ich will mir schon die Augen auskratzen, wenn ich nur daran denke."
„Glaub mir, das will ich auch.", murmelte Hermine. „Ich schwöre, keiner von den beiden kennt einen grundlegenden Privatsphäre oder Türschließ Zauber."
Harry sah entsetzt aus.
„Ronald.", rief Molly von der anderen Seite des Zimmers. „Ich will ein Bild mit allen Geschwistern machen! Komm rüber zum Baum. Stell dich neben Ginny."
Hermine und Harry beobachteten wie Ron zu den anderen schlenderte und sie bemerkte, wie sich sein Ausdruck leicht veränderte, bevor er sprach. „Wenn das hier vorbei ist, hoffe ich, dass die Dinge wieder so werden, wie sie einmal waren."
Er schaute sie an und seine Augen waren gleichzeitig jung und alt. Ein Leben voller Erinnerungen wurde von diesen Augen hervorgerufen. Hermines Kehle schnürte sich zusammen, als sie zu ihm seinen Blick erwiderte.
Sie fing an ihren Mund auf zu machen, um zu sagen, dass sie sich das auch wünschte. Weil sie das tat. Sie würde alles dafür tun, irgendwie auf der anderen Seite des Krieges raus zu kommen und noch irgendetwas übrig zu haben.
Aber bevor sie etwas sagen konnte, nahm Harry ihre Hand in seine und hielt sie fest. „Du bist meine Familie. Und ich werde immer deine sein. Ich weiß, dass wir in letzter Zeit viel miteinander gestritten haben. Aber ich weiß, dass alles was du tuen wolltest, ein Versuch war, um uns zu beschützen. Ich kann den Gedanken nur nicht ertragen, zu sehen, was Dunkle Magie mit dir machen würde. Ich weiß nicht, wie ich kämpfen und diesen Krieg gewinnen soll, ohne dich und Ron und die Weasley Familie, die mit mir auf der anderen Seite stehen. Ich wünschte, ich hätte dir das schon früher gesagt, aber ich will, dass wir die Dinge jetzt reparieren. Du hast dich immer um mich gekümmert, besser als irgendjemand sonst. Ich will das du weiß, dass ich das weiß."
Hermines Augen füllten sich mit Tränen und ihr gesamter Körper zitterte.
Harry du weiß nicht einmal, was ich alles für dich tun würde.
Sie öffnete ihren Mund und schloss ihn dann wieder, schluckte hinunter was sie eigentlich sagen wollte.
„Wir haben noch nicht gewonnen Harry.", sagte sie schlussendlich mit rauer Stimme.
„Ich weiß. Ich weiß, dass es noch immer ein langer Weg ist, aber ich will nicht warten, um das zu sagen." Harry holte tief Luft. „Ich habe mich nicht um dich gekümmert und das tut mir leid. Ich habe mir solche Sorgen, um alle in den Angriffen und Überfällen gemacht, sodass ich mich nie gefragt habe, wie es für dich sein muss. Ginny und ich haben geredet und sie hat erzählt, wie schlimm es in der Krankenabteilung ist; alles was du je siehst, ist das Schlimmste von jeder Schlacht, immer und immer wieder und es tut mir wirklich leid, mir ist das nie bewusst gewesen – wenn Ron und ich in der Vergangenheit gestritten haben, dann hatte er immer seine Familie und ich hatte immer dich, aber mit dem Streit über die Dunklen Künste, waren er und ich beide so auf den Widerstand fokussiert, dass wir nicht an dich gedacht haben. Zu dritt waren wir immer am stärksten. Ich will das wir wieder so sind. Was sagst du dazu?"
Hermine starrte Harry an und war unschlüssig.
Ihr Freund. Ihr bester Freund. Ich aller erster Freund. Sie würde alles für ihn tun. Alles, um ihn zu beschützen.
Alles.
Sogar ihn aufgeben.
Du hast bereits deine Wahl getroffen. Wenn du versuchst, dass hier zu haben, wirst du ihm nur mehr weh tun, wenn er herausfindet, was du getan hast. Du wirst dir nur selbst mehr wehtun, wenn du dich selbst glauben lässt, dass es echt ist.
Sie schluckte und zog langsam ihre Hand zurück. Es war wie bei einem Autounfall in Zeitlupe. Es zu wissen und es dennoch zu tun.
„Ich glaube, ich weiß nicht mehr, wie ich noch mit dir befreundet sein kann Harry." Ihre Stimme war leise, aber entschlossen.
Harre starrte sie an, seine Augen groß und fassungslos. „Was meinst du damit?"
Hermine schaute nach unten auf ihre Hände. Ein kaltes, kriechendes Gefühl breitete sich in ihr aus. „Wir – wir sind schon seit Jahren keine Freunde mehr, Harry.", sagte sie sachlich. „Wann genau, hast du mich das letzte Mal wie eine Freundin behandelt? Wann bist du jemals in die Krankenabteilung gekommen, ohne dass du jemand anderen besuchen wolltest?"
„Ich –"
„Ich bin eine Heilerin geworden, weil ich versucht habe sich zu beschützen und du mich deswegen im Stich gelassen."
„Ich – habe nicht. Hermine, ich gebe zu ich hätte es besser handhaben können, aber es ist nicht so, als ob Ron und ich eine super Zeit ohne dich hatten."
„Natürlich." Hermine konnte nicht atmen. Sie machte damit weiter, mit der kalten, unbarmherzigen Stimme zu sprechen, die sie von Draco gelernt hatte. „Du hattest keine Zeit. Offensichtlich haben die DA Mitglieder Priorität; der Einheit zuliebe. Wenn du nicht so beschäftigt gewesen wärst, bin ich mir sicher, dass alles anders sein würde. Du wärst dazu in der Lage gewesen, mir ein bisschen Anerkennung über die Jahre hinweg zu schenken. Aber, da du keine Zeit hattest, hattest du keine andere Wahl als Ron auf die Schulter zu klopfen, als er mich vor dem gesamten Orden ein Miststück genannt hat. Immerhin ist er dein Duellier Partner." Ihre Stimme war beißend.
„Du hast gesagt, dass wir den Todes Fluch benutzten sollten." Harrys Stimme war verbittert und ungläubig.
Hermine stieß ein leichtes Lachen aus. „Und das will ich immer noch."
Es herrschte eine ungläubige Stille. Das gesamte Zimmer ist still geworden. Harry war eine ganze Minute lang sprachlos. „Immer noch?"
Hermine nickte kurz.
Harry schüttelte langsam seinen Kopf, so als ob er es nicht glauben konnte.
„Ich bin eine Realistin Harry. Ich will, dass dieser Krieg vorbei ist. Ich will nicht, dass der Orden denkt, dass sie gewonnen haben und dann alles wieder von vorne anfängt in vierzehn Jahren, so wie es das letzte Mal der Fall war." Ihr Ton war harsch. Müde.
Sie wusste genau, wo sie zustechen musste.
Ihr Kopf tat weh und auch ihre Brust. Es fühlte sich so an, als ob etwas in ihrem Inneren verbrannte. Wenn Harry noch immer ihre Hand halten würde, würde er spüren, dass sie zitterte.
„Hast du irgendeine Idee was dunkle Magie mit einem Menschen macht?" Harrys Stimme war wutentbrannt.
Hermine hatte weiter ihre kalte Miene aufgesetzt. „Natürlich weiß ich das; ich bin eine Heilerin. Es ist Teil meiner Fachgebiets. Und ich sage dir, es ist es wert. Ich sage nicht, dass du dunkle Rituale durchführen und Einhorn Blut trinken sollst, ich sage nur dass du Leute töten sollst, die versuchen dich zu töten. Denkst du wirklich, dass du ihn einfach irgendwie in einem Gefängnis stecken kannst? Denkst du wirklich, dass du ihm mit einem Expelliarmus besiegen kannst? Bist du gewillt dein Leben darauf zu verwetten? Rons? Ginnys? Die Leben des gesamten Widerstands? Es ist es wert ihn und seine Gefolgschaft zu töten. Hasst du sie immer noch nicht genug, um das irgendwie hinzubekommen?"
„Das tue ich nicht. Weil es das nie wert sein wird.", zischte Harry. „Wir werden nicht auf diese Art gewinnen. Ich kann nicht auf diese Art kämpfen. Wenn ich kämpfe, denke ich an all die Menschen, die ich liebe. Wie ich sie beschütze und wie ich sie wiedersehen will. Was ist der Zweck des Ganzen, wenn gewinnen bedeutet, dass ich dir und allen anderen dabei zuschauen muss, wie sie stattdessen langsam sterben? Jede Schlacht ist ein Test. Dem Hass nicht nachzugeben ist eine Entscheidung. Du kannst nicht beides wählen, Liebe und Hass. Ich werde nicht so wie Tom Riddle werden, um zu gewinnen. Die Lehre des ersten Krieges ist, das Liebe alles überstehen kann, wenn die Leute daran glauben. Wir müssen dazwischen wählen was einfach ist und was richtig ist. Wenn wir die falsche Wahl treffen, werden wir ihn niemals besiegen."
„Du beschuldigst mich, den einfachen Weg zu wählen?" Hermine war tatsächlich fassungslos.
„Du willst die Dunklen Künste benutzen, weil es ‚effektiver' ist. Ja ich sagte, dass das eindeutig der einfache und nicht der richtige Weg ist." Harry war blass und seine Hände waren zu Fäusten geballt, sodass seine Knöchel schon weiß wurden. „Der Kampf zwischen Gut und Böse ist ein Test. Du hast ihn nicht einfach nur nicht bestanden, Hermine, du versuchst den gesamten Widerstand mit dir zu reißen. Für eine Weile dachte ich es war, weil du zu viel Zeit mit Snap verbringst. Aber ich realisiere jetzt, dass es du bist. Dass du es tatsächlich glaubst."
Hermine musste nicht mehr länger so tun, als ob sie sauer oder verbittert war. Sie schnaubte in sein Gesicht. „Natürlich glaube ich das. Denk an Colin Harry. Denk daran, wie Colin vor deinen Augen gestorben ist und dann multipliziere es. Multipliziere es so dass es jeden Verletzten von jeder Schlacht und von jedem Überfall in den letzten DREI JAHREN miteinbezieht. Das –" Sie gestikulierte um sich herum. „– ist mein Leben gewesen, seit ich vor meinem Training zurückgekommen bin. Das ist es wie deine Freunde sterben."
„Das musst du mir nicht sagen Hermine." Harrys Stimme zitterte und er lehnte sich zu ihr nach vorne, seine Zähne blitzten auf. „Sie waren meine Freunde. Ich habe sie ausgebildet. Ich habe mit ihnen gekämpft. Ich habe sie zurück getragen. Ich wäre für sie gestorben. Ich würde fast alles tun, um sie zu retten. Aber wenn es um die Entscheidung zwischen dem Licht und dunkler Magie geht, dann spielt es eine Rolle. Es ist es niemals wert den Dunklen Künsten nachzugeben, egal was du denkst was du damit erreichen kannst. Der Orden wird weiter dem Licht folgen."
Etwas in Hermine zerriss. „Du folgst nicht dem Licht, wenn du es zulässt, dass sich Leute für dich Opfern, damit du deine Hände und deine Seele rein waschen kannst.", fauchte sie ihn an.
Harry wurde blass.
„Wie kannst du es wagen?", sagte er schlussendlich mit einer Stimme, die vor Rage vibrierte. „Wie kannst du es verfickt nochmal wagen? Ich habe nie – ich würde nie – jemanden fragen, für mich zu sterben. Alles was ich jemals gewollt hab ist, dass Leute aufhören wegen mir zu sterben. Ich will nicht der Auserwählte sein. Ich will diesen verfickten Krieg nicht. Alles was ich jemals wollte war Familie. Die Leute in diesem Zimmer hier sind alles was Ich habe. Meine Eltern sind tot. Sie haben sich selbst geopfert, weil sie mehr an die Liebe als an den Hass geglaubt haben und du sagst was? Dass sie falsch lagen? Das werden sie einfach nur so schlau wie du gewesen wären, dass sie immer noch bei mir wären? Mein Patenonkel ist tot. Immerhin sind deine Eltern noch irgendwo am Leben. Ich hab nicht mal diesen Trost. Ich würde mit einem Lächeln auf den Lippen sterben, um diesen Krieg zu gewinnen. Ich werde so lange kämpfen, wie es notwendig ist. Aber ich werde nicht zulassen, dass Leute ihre Seele vergiften. Ich werde ihnen nicht sagen, dass sie so weit gehen müssen. Ich werde nicht diese Art von Vorbild für den Widerstand sein."
Er warf Hermine einen kurzen Blick zu und sie konnte spüren wie die Wut in Wellen von ihm ausging. Es erinnerte sie auf eine grausame Art an Draco.
„Ron hatte recht.", fügte Harry nach einem kurzen Moment hinzu. Die Wut war plötzlich aus seiner Stimme verschwunden, er klang niedergeschlagen. „Du bist ein Miststück. Du verstehst wirklich nicht für was der Orden steht."
„Er steht dafür die Zauberer und Muggel Welt vor Tom Riddle und seinen Todessern zu beschützen.", sagte Hermine leise. „Der Orden des Phönix."
Sie stand auf und schaute auf Harry hinunter; prägte sich seine Erinnerung für einen Moment ein, bevor sie weg schaute. „Aber ich nehme an, dass du recht hast, ich bin ein Miststück. Ich glaube nicht, dass es irgendeinen Zweck hat, es jetzt noch zu verleugnen." Sie stieß einer ersticktes Lachen aus. „Das scheint die eine Sache zu sein, die die Leute immer wieder über mich sagen. Ich hoffe, dass du mit dem Krieg recht hast Harry, ich hoffe, dass das was du tust genug sein wird."
Hermine drehte sich auf dem Absatz um und verließ Shell Cottage.
Sie lief durch den Garten und zu den Hügeln, die dahinter lagen. Sie lief einfach weiter. Ihr Herz schlug so schnell, dass es wehtat. Das Blut rauscht so laut in ihren Ohren, dass sie den Wind kaum hören konnte; obwohl zieh die Kälte spüren konnte, die an ihren Wangen entlang schnitt.
Endlich stoppte sie und schaute sich um, sie blickte über das endlose Weiß, dass sie umgab. Es war ein wunderschönes Weihnachten. Hermine konnte sich nicht daran erinnern, wann es das letzte Mal an Weihnachten geschneit hatte.
Ihre Hände und Füße waren vor Kälte ganz taub. Sie wollte hier bleiben. Hier bleiben und frieren. Es konnte sich kaum schlimmer anfühlen, als sie sich eh schon fühlte.
Sie wollte nicht darüber nachdenken, wie schrecklich sie sich gerade fühlte. Wie sehr ihr Kopfweh tat. Und ihr Herz. Es fühlte sich wie ein Abgrund in ihrer Brust an. Soll als ob jemand durch ihr Sternum gesägt hatte und die Knochen auseinander gebogen hatte, mit einer Spreizzange die Muggel bei Herz OPs benutzten. Sie ist aufgerissen worden und es tat einfach nur – weh. Eine Qual so kalt wie der Winter in ihrem Inneren.
Wenn sie nach unten schauen würde, wäre da Blut im Schnee.
„Hermine!" Ginnys Stimme Schnitt durch den Wind.
Hermine drehte sich um.
„Hermine ..." Ginny kam durch den Schnee auf sie zu. „Was ist los? Was tust du?"
Hermine starte Ginny stumpfsinnig an. „Was ich tue?"
„Du hast das mit Absicht gemacht – ich konnte es sehen – damit Harry wütend werden würde und dich gehen lassen würde. Warum? Er und Ron sind alles was du noch hast. Sie vergessen das vielleicht die meiste Zeit, aber ich weiß es. Was tust du? Vor was hast du Angst? Sogar bevor Harry zu dir gegangen ist. Du bist da gesessen auf dem Sofa und hast ausgesehen, als ob du auf einer Beerdigung wärs. Was ist los?"
Hermine starte Ginny stumm an; zitterte in Slytherin Grün.
„Ich –" Hermine Stimme brach ab und sie war für einige Sekunden still.
„Ich kann das nicht mehr tun Ginny. Ich kann nicht so tun, als ob die Dinge wieder gut werden würden. Selbst wenn wir morgen gewinnen würden, Ich werde meine Meinung darüber nicht ändern, dass wir es besser hätten machen können. Die Dunklen Künste könnten den Krieg verkürzen und das Leben von Widerstandskämpfern retten. Wenn Harry erwartet, dass ich neben ihm stehe und lächle, wenn das hier vorbei ist, dann muss diese Illusion zerstört werden."
Ginny starrte Hermine an. Ihre Wimpern hingen Eiskristalle, die im Licht glitzerten. Ihre Haare wurden vom Wind zurück geweht, und legten die Narbe frei, die sich über ihr Gesicht zog; sie ist in den letzten Monaten etwas verblasst, aber die Kälte ließ sie mehr auf ihrer blassen Haut hervorstehen. Die Entstellung machte Ginnys Schönheit noch erstaunlicher. Eine tragische Art von Faszination.
„Du - du erwartest nicht mehr bei uns zu sein.", sagte Ginny langsam ihre Augen waren groß und nüchtern. „Nach dem Krieg."
„Ich habe alles dem Krieg geopfert Ginny. Wenn er vorbei ist - wird nichts mehr von mir übrig sein."
Genie schüttelte ihren Kopf und streckte ihre Hand nach Hermine aus. „Sag sowas nicht – Hermine –"
„Ginny, wenn mir noch ein weiteres Wort voller leeren Versprechungen entgegengebracht wird, dann raste ich vielleicht aus." Hermine Stimme war ausdruckslos. Sie sog scharf die Luft ein und atmet sie dann wieder aus und beobachtete wie die Kondensation in der Luft verblasste. „Ich kann nicht – ich habe nicht die Energie dafür euch allen etwas vorzumachen. Ich bin zu müde."
Ginny öffnete ihren Mund, um zu antworten, aber Hermine disapparierte.
Sie ging zurück zum Grimmauld Platz und versteckte sich in der Bibliothek.
Sie fühlte sich wie erfroren am nächsten Tag als sie arbeitete. Sie wollte mit niemanden reden. Sie hatte das Gefühl, als ob ihr Herz gebrochen war. Sie konnte die gedanklichen Aspekte wegschließen, aber ihr ist nicht bewusst gewesen, wie sehr Trauer auch körperlich wehtun konnte.
Moody fand sie, als sie an einem Zaubertrank arbeitete.
„Granger, Severus will dich heute Abend sehen."
Hermine drehte sich um und schaute Moody mit einer verschlossenen Miene an. „Warum?"
„Um deinen Fortschritt zu diskutieren."
Hermines Augen verengten sich. „Ich dachte ihr haltet ihn auf dem Laufenden."
Moody's Ausdruck veränderte sich nicht. „Er hat Fragen, die er beantwortet haben will."
Hermine spürt wie ihr leicht flauen Magen wurde. „Um wie viel Uhr?"
„Sieben."
„Okay, ich werde dort sein." Sie drehte sich zurück zu ihrem Kessel. Sie schaut nicht zurück zu Moody, als er da stand und sie für einige Sekunden beobachtete, bevor er sich umdrehte und ging.
