Rückblick 22

Dezember 2002

Das Haus in Spinners End war voller blubbernder Tränken.

Hermine drehte sich langsam im Zimmer um und stoppte dann überrascht, als sie einen Trank in der Ecke schimmern sah.

Sie ging hinüber und beobachtete, wie der Dampf in Spiralen von der Oberfläche aufstieg. Sie roch heimlich daran – der würzige, erdige Geruch von Eichen Moos, eine rauchige Note von Zeder, der beißende Geruch von oxidierenden Blättern und Pergament – nein. Sie roch noch einmal. Papyrus.

Es fühlte sich an, wie wenn man eine Diagnose bekam, die man erwartete, aber dennoch hoffte, dass man falsch lag. Sie bekam ein flaues Gefühl im Magen. Sie ging schnell wieder einen Schritt zurück und schaute auf die anderen Kessel. Sie hatte ein schmerzhaftes Gefühl in der Brust, dass sie versuchte zu ignorieren.

„Das ist eine ziemlich große Auswahl an Liebestränken, die du da braust.", sagte sie, sie schaute zu Severus rüber, wo er sich über einen köchelnden Kessel beugte.

„Ein neues Projekt für den Dunklen Lord. Er hat neuerdings ein Interesse daran, die Tränke als Waffe einzusetzen.", sagte Severus, er lächelte spöttisch auf die trübe, lumineszierende Flüssigkeit herab, mit der er arbeitete.

Hermine spürte, wie ihr ein Schauer über den Rücken lief. „Ist das denn möglich?"

Severus lächelte schwach und zuckte mit den Schultern. „Ich bin beides skeptisch und unmotiviert, also ziemlich wahrscheinlich nicht. Ich glaube es war eher eine vorrübergehende Idee und kein ernstgemeintes Interesse. Ich stelle nur einen flächendeckenden Bericht zusammen, falls er nochmal danach fragen sollte. Und ich mache es lieber zu Hause, statt im Labor, um sicher zu stellen, dass keiner irgendwelche bahnbrechenden Ideen mit einbringen kann."

Hermine begutachtete das Zimmer. Es gab zehn Variationen von Liebestränken und ein paar Aphrodisiaka, die sie wieder erkannte, genauso wie zusätzlich fünfzehn, die experimentell erschienen.

„Was würde einen Liebestrank, den man als Waffe einsetzen konnte, ausmachen?"

„Etwas mit außergewöhnlicher Stärke, dass nicht wiederholt verabreicht werden muss. Ich glaube er stellt sich vor es für Verhöre zu verwenden."

„Das ist – obszön.", sagte Hermine schließlich.

„Allerdings. Zum Glück oder vielleicht eher Unglück, hat er wichtigere Angelegen für Sussex geplant auf die er sich fokussieren muss."

Hermine stand einige Minuten still da und beobachtete, wie Severus Aschwinderin Eier zermahlte.

„Draco sagt, dass Sussex versucht etwas zu erfinden, dass zukünftige Befreiungen vermeidet."

Severus pausierte kurz, drehte sich und schaute sie dann nachdenklich an.

„Ich habe nicht bemerkt, dass er darüber Bescheid weiß."

Hermine hob eine Augenbraue an. „Ein guter Spion. Das hast du doch gesagt, oder?"

„So scheint es.", murmelte Severus, er drehte sich zurück zu seinem Mörser und Stößel. „Weißt du in der Zwischenzeit, warum er spioniert?"

Hermine ließ ihren Blick auf ihre Schuhe sinken. „Nein.", gab sie zu. „Er sagt Dinge die wahr zu sein scheinen, aber ich kann das Motiv dahinter nicht erkennen."

Es herrschte eine kurze Pause, die durch das Zischen von den köchelnden Flüssigkeiten und dem Mahlen des Steins gefüllt war.

„Wusstest du, dass er weiter in den Rängen aufsteigt?", sagte Severus, er wandte sich seinem Kessel zu und schüttete das Pulver der Aschwinder Eierschalen in der Form einer acht über die Oberfläche der Flüssigkeit.

Hermine war für einige Sekunden still. „Ich hatte noch nichts davon gehört."

„Ich habe es Kingsley vor ein paar Wochen erzählt. Steigt höher auf. Festigt seine Macht. Ich tue nicht so, als ob ich weiß, was ihr alles während eurer wöchentlichen – Treffen macht... aber manchmal frage ich mich, ob du dich erinnerst, dass er seine Zeit damit verbringt, Menschen zu töten, wenn er nicht mit dir zusammen ist."

Hermine stockte der Atem, während Severus in einem gewöhnlichen Unterhaltungston weiter machte. „Ich habe zuvor kaum jemanden gesehen, der Dunkle Magie so schonungslos verwendet, wie er es in letzter Zeit tut. Der Dunkle Lord ist begeistert, von dem außergewöhnlichen Waffe, die er sich erschaffen hat. Die die den Fehler begehen und Draco in die Quere kommen, neigen dazu an suspekten, erfinderischen Nutzungen von ‚Widerstands' Sprüchen zu sterben. Vor ein paar Wochen ist einer der Todesser mit einem Mark, Gibbon, mit abgetrennten Extremitäten und gehäutet gefunden worden. Ich habe dabei geholfen die Leiche zu analysieren; es wurde ein außergewöhnliches Netz aus Dunkler Magie verwendet, um ihn noch fast einen Tag am Leben zu halten, bevor er gestorben ist."

Hermine erstarrte und schüttelte schnell ihren Kopf. „Das ist nicht – Draco würde nicht – du hast selbst gesagt, dass er kein Sadist ist."

Severus schaute sie aus dem Augenwickel aus an. „Hast du gedacht, dass nur weil er kein Sadist ist, dass er noch nie jemanden zu Tode gefoltert hat?" Sein Gesichtsausdruck war verächtlich. „Ich bin mir sicher, dass du seine Runen gelesen hast. Welche Dinge hast du geglaubt, dass er skrupellos und unfehlbar tun würde?"

Hermine versteifte sich, bis ihr Körper zitterte und ihr Kiefer zuckte. „Du tötest Leute und ich habe deswegen nie deine Loyalität in Frage gestellt, Severus."

Er schnaubte leicht und seine Lippen verzogen sich. „Ich habe nur eine Loyalität; die gegenüber dem Zweck des Ordens. Die Grauen, die ich vollbringen muss, vollbringe ich aus Notwendigkeit. Denkst du ich genieße es zu spüren, wie meine – Seele sich langsam zerreißt und mich vergiftet? All das, während man von denen verspottet und angezweifelt wird, die niemals das gleiche Opfer erbringen würden?" Er schüttelte leicht seinen Kopf. „Wie dem auch sei, das ist irrelevant. Gibbon war keine Notwendigkeit. Er war nicht wichtig. Er war nicht mächtig. Er war nicht strategisch wichtig und es war auch nicht im Interesse des Ordens ihn zu töten. Es lag definitiv keine Notwendigkeit darin ihn zu zerstückeln, während er für den Prozess am Leben gehalten wurde."

Hermine schüttelte noch immer ihren Kopf. „Es ist vielleicht jemand anderes gewesen. Du weißt nicht, ob es Draco gewesen ist."

Severus erstarrte und drehte sich langsam um, um Hermine ins Gesicht zu schauen. „Es war Draco. Ich weiß, dass es Draco war. Der Grund, warum ich es weiß, ist weil während ich die Zauberspruch Arbeit analysiert habe, bin ich über eine Signatur eines interessanten Zaubers gestolpert. Eine die ich selbst erfunden habe. Einen Eingrenzungszauber, den ich in meinem ganzen Leben nur einer Person beigebracht habe. Dir. Du hast ihn verwendet, um seine Runen zu behandeln, oder?"

Das ganze Zimmer verschwamm vor Hermines Augen und sie hielt sich an der Kante des Tisches fest, damit sie nicht hinfiel.

Severus blickte auf sie hinab, sein Ausdruck war bedrohlich. „Ich bin fast so lange ein Spion, wie du am Leben bist Miss Granger. Also hör auf dich für ihn zu rechtfertigen und hör zu."

Hermine beruhigte sich.

Severus spitzte die Lippen und beobachtete sie. „Er ist außer Kontrolle. Wenn er jemals Loyal war, dann ist er es jetzt definitiv nicht mehr. Was auch immer er vorhat zu, tun ist nicht ausschließlich für den Orden. Er ist einer der mächtigsten Generale in der Armee. Er berichtet nur dem Dunklen Lord. Er hat sein eigenes Netz aus Informanten in der gesamten Armee verteilt und er benutz diese Informationen, um den Orden absolut abhängig von ihm zu machen; vermutlich um zu vermeiden, dass wir ihn hintergehen."

Hermine hatte das Gefühl, als ob sie nicht atmen konnte. Ihr Fingerspitzten kribbelten leicht. Sie nickte zittrig.

„Ich glaube ich weiß, warum er Gibbon getötet hat.", fügte Severus nach einem kurzen Moment hinzu. „Er hat es vertuscht und hat den Prozess wie Folter aussehen lassen, aber als ich den Zauber erkannt hatte, gab es einige Hinweise, die das was er versucht hat, offensichtlich gemacht haben. Draco versucht einen Weg zu finden sein Dunkles Mark loszuwerden, ohne dabei zu sterben."

„Sterben?"

„Wenn es möglich wäre das Mark zu entfernen, indem man den Arm abschneidet, dann wäre Igor Karkaroff heute noch am Leben. Es gibt ein paar wenige, die versuch haben zu fliehen oder die während beiden Kriegen die Seiten gewechselt haben und die zu ihrem Nachteil herausgefunden haben, was passiert. Das Mark ist eine Verbindung zwischen dem Dunklen Lord und seinen Dienern; es abzutrennen führt zu einer verfluchten Wunde. Die Person verblutet zu Tode, es ist unaufhaltbar. Es gibt keine Sprüche oder Tränke, die es verhindern können. Dennoch scheint Draco entschlossen zu sein einen Weg zu finden, wenn es irgendwie möglich sein sollte."

Ein erschreckendes Detail kam Hermine in den Sinn. „Er ist ein Linkshänder gewesen. Aber jetzt ist er Beidhändig."

Severus zog nachdenklich eine Augenbraue nach oben. „Das wäre eine logische Sache zu tun, für jemanden der plant irgendwann seinen eigenen Arm abzuschneiden. Weißt du wie lange das schon so ist?"

„Seit ich mich mit ihm treffe auf jeden Fall. Er benutzt kaum seine linke Hand." Sie hatte ein brennendes Gefühl in ihrer Magengrube.

Severus sah nachdenklich aus. „Also plant er es schon seit Jahren."

Hermine Gedanken wirbelten umher; sie versuchte alles neu zu evaluieren, was sie dachte über ihn zu wissen. Draco plante etwas Großes. Sie war nur eine kleine Welle darin, oder ein Werkzeug. Sie wusste es nicht einmal.

Severus starrte sie an, sein Gesichtsausdruck war angespannter, als Hermine ihn jemals gesehen hat. „Er würde recht tödlich für jeden sein, der mit involviert ist, wenn die Fesseln seiner Dienerschaft jemals entfernt werden würden."

Hermine nickte. Ohne das Dunkle Mark das Draco einschränkte, wäre es nicht länger notwendig, den Orden zu besänftigen, damit sie seine Deckung nicht auffliegen ließen. Wenn er darauf aus war, mehr Macht zu erlangen, wäre sein nächster Schritt, sein Mark loszuwerden.

Vor allem seit Hermine erwähnt hatte, dass Harry nicht vor hatte Voldemort zu töten.

Severus seufzte leicht und wirkte auf einmal alt, als er auf Hermine hinab blickte. „Ich gebe zu, ich habe angenommen, dass sie Attacke im Juni sein Ende sein würde. Mit der Bestrafung der er sich unterwerfen musste, habe ich angenommen, dass seine Zeit abläuft." Er beobachtete sie genau. „Das das nicht der Fall gewesen ist, hat er wohl deiner außergewöhnlichen Pflege zu verdanken."

Es herrschte eine Stille. Es fühlte sich für einen Moment so an, als ob die Welt um sie herum gefroren wäre, dann zerbrach sie.

„Du wusstest, dass er für den Angriff in Juni bezahlen würde.", sagte Hermine langsam, sie starrte Severus mit großen Augen an. „Du, Kingsley und Moody. Deshalb seid ihr gewillt gewesen einen so umfassenden Angriff zu starten und so viele der Informationen zu verwenden. Ihr wart nicht besorgt seine Deckung aufliegen zu lassen, weil ihr angenommen habt, dass er dafür getötet werden würde."

Severus sagte nichts.

„Warum – warum hast du mir nichts gesagt?", sagte sie schlussendlich. Ihre Stimme zitterte leicht vor Wut.

„Wir haben es nicht für notwendig gehalten, dass du Bescheid weißt." Severus zuckte mit den Schultern. Hermine fühlte sich so wütend, dass sie das Gefühlt hatten, gleich das Zimmer um sie herum zu in Schutt und Asche zu legen. „Wir haben angenommen, dass du es irgendwann bemerken wirst. Als uns klar wurde, dass du es nicht weißt – dass du eine Art Verbindung auf gebaut hast oder dich ihm verpflichtet fühlst – haben wir beschlossen, dass es empfehlenswert wäre, wenn wir dich versuchen lassen ihn zu heilen, da es so schien, als ob du es wolltest. Wir dachten, dass es das mindeste war, was wir für dich tun konnten, nach allem was wir von dir verlangen."

„Ihr habt erwartet, dass es mir nicht gelingen würde, dass es schon zu fortgeschritten sein würde, als ich es bemerkt habe."

Severus zog ein Glas mit Feenflügeln aus einem Regal. Hermine konnte nicht atmen. Jedes Geräusch schien auf einmal hundert Mal lauter. Das Blubbern der Tränke. Ihr eigenes leises, entsetztes Keuchen. Sie konnte hören, wie sich ihr Herzschlag beschleunigte.

„Du kannst dir unsere Überraschung vorstellen, als wir rausgefunden haben, dass er noch gefährlicher ist als er es zuvor war. Unser Spion mit fragwürdiger Loyalität. Also sag mir, was hast du mit Draco Malfoy gemacht?"

Hermine presste für einige Sekunden ihre Lippen zusammen.

„Hat mich Moody deshalb her geschickt? Damit du mich das fragen kannst?", fragte sie schlussendlich.

Severus antwortete nicht.

Hermine wand ihren Blick ab und zupfte am Saum ihres Ärmel herum. „Du hast geholfen ihn zu vergiften, direkt bis in die Tiefen seiner Seele hinein. Runen Magie ist korrumpierend, immer; sie lässt nie nach. Wenn ich früher bei ihm gewesen wäre – wenn du erwähnt hättest, was passiert ist. Dann wäre ich vielleicht dazu in der Lage gewesen ihn weniger drastisch zu behandeln. Aber zu dem Zeitpunkt, wo ich es endlich heraus gefunden hatte, hatte ich diese Möglichkeiten nicht mehr. Mein Auftrag war es ihn so lange wie möglich auf unserer Seite zu behalten. Als ich mit Moody gesprochen habe, hat er mir die Freiheit gegeben, alles zu tun, was notwendig war. Wenn ihr nicht gewollt hättet, dass ich ihn heile, dann hättet ihr mir das sagen sollen."

„Und was genau hast du getan?"

Hermine schluckte schwer. „Ich habe seine Seele gerettet."

„Was. Hast. Du. Getan?", sagte Severus langsam.

Hermine war still und dann griff sie nach oben, um mit der leeren Kette um ihren Hals zu spielen.

„Als – als ich in Ägypten studiert habe – bevor ich von dort weg bin – das Krankenhaus hat mir ein Herz der Isis gegeben. Sie dachten ich würde es eventuell für Harry brauchen."

Es herrschte eine ohrenbetäubende Stille, als Severus mitten in seiner Bewegung über dem Kessel erstarrte.

„Das hast du nicht.", sagte er, seine Stimme vibrierte fast vor Ungläubigkeit. „Weißt du was das wert ist? Wenn du es verkauft hättest, hättest du den Widerstand für ein ganzes Jahrzehnt durchfüttern können. Das was einem Stein der Weisen am nächsten kommt, und du hast für Draco Malfoy benutzt?"

Hermine blinzelte nicht. „Ich habe eine kalkulierte Entscheidung getroffen. Ich hätte es nicht auf dem Schwarzmarkt verkaufen können. Kannst du dir vorstellen, was passiert wäre, wenn Tom es in die Finger bekommen hätte? In weniger als vier Monaten hat Draco hunderte von Menschen gerettet. Hunderte. Und hat mindestens weiteren hunderten einen grausamen Tod erspart. Er hat Caithness gerettet und es hatte keinen strategischen Vorteil für ihn. Er ist kein Monster." Ihre Stimme wurde verbittert. „Du hast geholfen ihn zu vergiften und hast mir nicht mal eine Chance gegeben ihn zu retten. Die Befreiungen waren nicht genug. Es war nicht genug, um uns den Sieg zu sichern. Wir sind nur noch Zentimeter davon entfernt gewesen zu sterben, bevor er seine Hilfe angeboten hat."

Severus Rage fühlte sich fast explosiv an. Seine blässlichen Gesichtszüge wurden noch blasser und seine Augen funkelten. „Er hat dich zum Narren gehalten und noch geschickter, als ich es für möglich gehalten hätte. Ein Weißenhaus und ein paar Runen auf seinem Rücken und schon warst du davon überzeugt, dass er es wert ist ein Herz der Isis zu erhalten. Du bist noch ein größerer Narr als Harry Potter." Er Blickte sie voller Verachtung an.

Hermine zuckte zusammen. „Er hat seinen Arm noch nicht abgeschnitten."

„Denkst du, dass er dir Bescheid sagt, bevor er es tut? Er ist tödlich. Er ist nicht loyal gegenüber irgendjemanden und du hast ihm die Macht gegeben, ein dunkler Zauberer zu werden, der dazu in der Lage sein wird, sogar den Dunklen Lord in den Schatten zu stellen."

„Er hat noch mehr zu bieten als das.", sagte Hermine, sie reckte ihr Kinn nach oben und schaute Severus in die Augen. „Es ist nicht so, als ob er das wissen konnte, als er mich verlangt hat. Oder als er seine Bestrafung geplant hat. Du hättest ihn sehen sollen Severus; er wusste, dass er von den Runen sterben würde. Er hatte sich damit abgefunden."

„Bist du dir sicher? Es ist dir nicht in den Sinn gekommen, dass er dich vielleicht die ganze Zeit manipuliert hat? Was bekommt er im Grunde genommen con dir? Du schläfst nicht mit ihm. Er zeigt dir wie man duelliert; hat dir Okklumentik beigebracht. Welchen Nutzen hast du für ihn?"

Hermine erblasste leicht, aber sie blieb hartnäckig. „Er ist einsam. Er hat niemanden. Ich bin das was Intimität am nächsten kommt. Ich bin nicht diejenige die unsere Unterrichtsstunden immer weiter in die Länge zieht. Er weiß, dass ich eine Schwachstelle von ihm werde, und er kann sich dennoch nicht zurück halten. So funktionieren die Runen."

„Du hast keine Zeit mehr übrig.", sagte Severus herablassend. „Du hast bis zu Ende des nächsten Monats Zeit, um zu zeigen, dass du eine Art Kontrolle über ihn hast. Wenn du das nichts schafft, wirst du die belastenden Erinnerungen, die du besitzt, an Kingsley übergeben."

Hermine starrte Severus fassungslos an.

„Du kannst ihn nicht auffliegen lassen." Ihre Stimme zitterte. „Wir brauchen ihn. Der Widerstand denkt, dass wir am Gewinnen sind, wegen ihm. Harry denkt, dass wir am Gewinnen sind. Wenn wir seine Informationen verlieren, dann wird sich der Orden davon nicht mehr erholen."

Severus schien unberührt. „Glücklicherweise für den Widerstand, hat sich Draco zu einer recht wichtigen Stellung in der Armee des Dunklen Lords hochgearbeitet. Sein Tod wird die Dinge destabilisieren."

„Du kannst – ihm das nicht antun."

„Warum? Weil er dein – was – ist? Was genau würdest du sagen, bist du für ihn?"

Hermine schluckte verbittert und weigerte sich die Frage zu beantworten. „Er wird auf die grausamste Weise zu Tode gefoltert werden und du weißt das. Die Opfer aus der Fluch-Entwicklungsabteilung werden sich im Vergleich zu dem was Draco angetan werden wird, glücklich schätzen können. Du – kannst nicht –"

Severus drehte sich um und blickte kühl auf sie hinunter. „Widersetzt du dich deinen Anweisungen, Miss Granger? Ziehst du Draco Malfoy Mr Potter und dem Orden vor?"

Hermine erstarrte und es schien, als ob die Zeit angehalten wurde, als sie versuchte zu atmen. Sie brach innerlich zusammen. Es war nichts mehr in ihr übrig.

„Nein." Sie gab sich geschlagen. „Nein. Ich bin dem Orden gegenüber loyal."

Severus drehte sich um. „Wenn er nicht so übertrieben selbstbewusst gewesen wäre, hätte er sich mit einem Schwur retten können. Das Ego ist immer der Untergang von Dunklen Zauberern." Er grinste leicht spöttisch, als er den Trank umrührte.

Hermine schüttelte ihren Kopf.

Okay, mach. Du bist sowieso, mehr als nur dazu in der Lage mich umzubringen, wann immer du möchtest."

„Du liegst falsch. Es war nichts, dass er wegen seinem Ego übersehen hat. Er wusste es. Er wusste die ganze Zeit, dass meine Erinnerungen zu seinem Tod führen konnten. Er wusste schon im Juni, dass der Orden ihm die Schuld in die Schuhe schieben würde, obwohl ich zu naiv dafür war. Es gibt noch etwas anderes an dem Ganzen und wir übersehen es."

Severus warf einen Blick über seine Schulter, er sah traurig aus. „Du bist von ihm kompromittiert worden. Deine Meinung zu der Sache ist nicht mehr länger verlässlich."

Hermine knurrte. „Das bin ich nicht! Moody hat gesagt, dass ich tun soll, was auch immer es benötigt, um Draco zu heilen. Ich bin meinen Anweisungen gefolgt." Sie sog scharf die Luft ein. „Draco will das ich am Leben bleibe. Mein Leben ist, aus was auch immer für einem Grund, wichtig für ihn. Was auch immer er sonst noch tut, mein Wohlergehen ist eine Besessenheit von ihm geworden und er ist verärgert darüber. Er ist die Hälfte der Zeit wütend darüber, weil es seinem Ursprünglichen Plan in die Quere kommt, aber er kann sich selbst nicht davon abhalten. Er weiß, dass er an einem Umschlagpunkt ankommt. Ich kann es tun. Gib mir nur mehr Zeit. Bitte –"

Severus blieb unberührt. „Dir wurde Zeit gegeben. Du hast mit Ende des nächsten Monats."

Hermine hatte das Gefühl zu sterben. Ihre Lungen schrumpften, verkümmerten in ihrem Inneren. „Du legst seinen Tod auf meine Schultern, Severus."

„Dieses Grab hast du dir selbst geschaufelt. Ich habe alles getan was ich konnte, um dir vor sechs Monaten einen Ausweg anzubieten.", sagte Severus und schaute von ihr weg.

Hermine schnappte abgehackt nach Luft.

Severus pausierte und fügte mit sanfterer Stimme hinzu. „Falls und wann Kingsley und Moody Draco auffliegen lassen, geben wir dir eine Stunde Zeit, um ihn zu warnen; eine Möglichkeit für einen humaneren Ausweg, wenn du ihm diesen anbieten willst."

Hermine ballte ihre Hände zu Fäusten und starrte Severus wütend an. „Wenn du denkst, dass das tröstlich ist, dann kennst du mich nicht besonders gut." Ihre Stimme zitterte.

Severus antwortete nicht.

Ein Schluchzen stieg in ihrer Kehle auf, er war erstickend, als sie versuchte ihn zu unterdrücken. Sie sog rasseln die Luft ein und drehte sich um, um aus Spinners End zu fliehen.

Sobald sie hinter Severus Schutzzaubern war, apparierte sie.

Sie tauchte in Whitecroft wieder auf. Sie schien immer dort zu landen. Sie stand an der Straße und schaute gedankenverloren in Richtung der Hütte die langsam in ihr Sichtfeld kam.

Sie ging die Straße hinunter und starrte die Tür an. Es war Donnerstag. Es gab keinen Grund für sie, an einem Donnerstag dort zu sein. Es wäre auffällig und unlogisch. Draco wäre vermutlich wütend, wenn sie die Schutzzauber an einem Donnerstag ohne Grund aktivieren würde.

Sie stieß die Tür auf.

Draco tauchte auf, bevor sie überhaupt in das Zimmer treten konnte.

Er schaute sie vorsichtig auf und ab und sie starrte ihn an. Sie hat das Gefühl gehabt, als ob sie am Verhungern gewesen ist, bis sie ihn endlich sah.

„Was machst du hier?", fragte er sie schlussendlich.

Sie blinzelte.

„Ich –" Sie suchte nach einer Ausrede. „Der Überfall an Heiligabend. Ich – hab mir Sorgen gemacht."

Er zog eine Augenbraue nach oben. „Das war vor zwei Tagen Granger."

„Ich bin nicht früher weggekommen. Wir haben viele Kämpfer verloren.", sagte sie. „Ich habe in der Krankenabteilung bleiben müssen."

„Also bist du bei der ersten Möglichkeit hier her gekommen." Er beobachtete sie mit einem misstrauischen Gesichtsausdruck.

Hermine nickte kurz und ging auf ihn zu. Sie schaute zu ihm nach oben und betrachtete ihn, versuchte etwas in ihm zu erkennen. Irgendetwas. Sie wollte nur wissen, was er war. „Geht es dir gut Draco?"

„Granger..." Sein Ton war eine Warnung. „Was ist los?"

„Nichts..." Ihre Augen fielen nach unten auf seine Hände. Er hatte sie mit diesen Händen berührt. Er ist mit diesen Fingern durch ihre Haare gefahren und über ihre Haut. Er hat sie um ihre Kehle geschlossen und es hatte sie erregt.

Er hat einen Todesser mit diesen Händen zerstückelt, hat dutzende – vermutlich hunderte – von Menschen getötet, hat Dumbledore hingerichtet...

Er war beidhändig, weil er schon seit Jahren vor hatte, seinen Arm abzuschneiden, um ein freier Agent zu werden. Jemand der den Orden nicht brauchte, um Voldemort für ihn zu bekämpfen.

Sie riss ihren Blick von seinen Händen los.

„Ich wollte nur... ich wollte wissen, ob es dir gut geht.", sagte sie, während sie auf ihre Füße starrte.

Er ging näher auf sie zu und sie blickte schnell zu ihm auf. Seine Augen waren kalt. Sie fing an zurückzuweichen, aber er hielt sie am Handgelenk mit seiner rechten Hand fest und zog sie bestimmt zu sich und drückte sie dann zurück an die Wand, sodass sie zwischen ihm und der Wand gefangen war.

„Seit wann sorgst du dich um mich?", sagte er mit einem herablassendem Grinsen. Seine Augen waren hart und schimmerten wie Quicksilber.

„Ich weiß es nicht." Hermine wollte bei diesem Zugeständnis das Weinen anfangen. Er schnaubte.

„Und jetzt –? Kannst du dich auf einmal nicht mehr zurückhalten?"

„Ich wollte dich einfach sehen."

Sein Mund zuckte. „Warum?"

„Weil ich Angst habe, dass eines Tages, wenn ich komme, du nicht mehr auftauchen wirst -" Ihre Stimme brach leicht ab und sie verdrehte ihr Handgelenk, das er festhielt so, dass sie ihre Finger um sein Handgelenk schließen konnte.

Sein Blick flackerte. Seine Hand hielt weiter ihr Handgelenk fest und sein Gesicht, war nur wenige Zentimeter von ihrem entfernen.

Er beobachtete sie für einen Moment und sein Ausdruck geriet ins Wanken; etwas Nichtentzifferbares lag darin, als sie zu ihm nach oben schaute.

Er sog scharf die Luft ein und stieß ein tiefes Lachen aus. „Ist das ein Abschied Granger?"

Ihr Griff verstärkte sich. „Nein!"

Ihr Atem blieb ihr im Hals stecken. Sie schaute zu ihm nach oben und hielt seine Roben mit der anderen Hand fest, als sie versuchte zu atmen. Sie ließ ihren Kopf auf seine Brust sinken. Er roch wie Eichenmoos und Zeder.

„Ich wollte - dich einfach sehen."

Sie spürte, wie seine rechte Hand nach oben zu ihrer Schulter wanderte und die Hitze die langsam in ihre Knochen sank, als sein Daumen sanft ihr Schlüsselbein entlangfuhr. Sie umklammerte weiter sein anderes Handgelenk.

„Stirb – nicht Draco."

„Was ist los Granger?"

„Nichts. Ich hab nur – viel Zeit damit verbracht dein Notfall Set zu machen. Es wäre sehr undankbar von dir jetzt zu sterben. Also – tu es nicht."

Er stieß ein leises Lachen aus und sein Griff um ihre Schulter verstärkte sich. Dann spürte sie wie sich seine Stirn nur für einen kurzen Moment auf ihren Kopf legte, bevor als ich wieder zurück zog.

„Nur weil du gefragt hast.", sagte er. Der Sarkasmus schien weniger zu sein. Er klang fast verbittert.

Sie umklammerte sein Handgelenk noch fester.

Sie wollte –

Es spielte keine Rolle. Es spielt keine Rolle was sie wollte. Es spielte nie eine Rolle.

Für Harry. Für Ron. Es würde es wert sein.

Sie hatte sich diese Worte schon tausendmal vor gesagt, aber plötzlich erschienen sie leer.

Draco war nicht unschuldig, aber er verdiente nicht die Bestrafung, die Voldemort ihm antun würde für seinen Verrat. Ihr Gewissen zu erleichtern und ihn stattdessen umzubringen, war eine dürftige Form der Wiedergutmachung.

Sie würde dann eine Heldin sein, realisierte sie verbittert. Sie würde von der Welt freigesprochen werden und sich im Geheimen verdammen. Sie würde sich das niemals vergeben. Es wäre unverzeihlich. Die Schuld würde sie bei lebendigem Leib auffressen.

Sie zischte durch ihre Zähne und versuchte nachzudenken.

„Was ist los Granger?", fragte Draco noch einmal, als sie eine Minute lang still war.

„Nichts. Es war nur ein unerwartet schlechtes Weihnachten.", sagte sie mit angespannter Stimme.

Er schnaubte und befreite seine Hand. Er ging einen Schritt zurück und beobachtete sie. Es stieß ein tiefe Seufzer aus.

„Die Schutzzauber zu aktivieren ist nur für Notfälle gedacht.", sagte er. „Nicht weil du dich sorgst oder einen schlechten Tag hast. Du riskierst meine Deckung auffliegen zu lassen und ich werde gezwungen sein zu raten, ob es das Risiko wert ist sofort aufzutauchen."

Hermine spürte, wie sie selbst blass wurde. Falls und wann Kingsley und Moody Draco auffliegen lassen, geben wir dir eine Stunde Zeit, um ihn zu warnen.

„Es tut mir leid. Ich werde dich nie wieder rufe außer, wenn es dringend ist.", sagt Hermine. Er sah skeptisch aus. „Ich schwöre es.", sagte sie mit Nachdruck. „Wenn ich sie jemals wieder aktivieren sollte, dann wird es berechtigte einen."

Draco nickte kurz. „Du hast mir dein Wort gegeben, ich vertraue darauf, dass du es hältst."

Sie nickte kurz und er verschwand, ohne ein Geräusch zu machen.

Sie blieb in der Hütte stehen; starrte auf den Fleck, wo er verschwunden war. Sie fragte sich was sie tun sollte.