Diese Geschichte wurde ursprünglich in englischer Sprache veröffentlicht und nach Rücksprache mit der Autorin von mir übersetzt, um sie einem deutschsprachigen Publikum zugänglich zu machen. Obwohl ich nur als Übersetzerin fungiere, sind Reviews natürlich trotzdem mehr als willkommen. Alexandra, die Autorin, schreibt unter dem Namen madame. alexandra und ist hauptsächlich hier auf fanfiction. net unterwegs.

Autorin: madame. alexandra

Originaltitel: Bedside Manners

Krankenbett

Die ungezügelte Feierlaune, die mit einem so unwahrscheinlichen Sieg gegen das Imperium einherging, wogte auch noch Tage nach dem eigentlichen Ereignis durch die Rebellenallianz; energiegeladener Triumph durchdrang jedes Wort, jede Handlung, und ein Gefühl der Entschlossenheit und der Hoffnung für die Zukunft der Sache verbreitete sich erneut – aber die Begeisterung vermochte sie auf keiner Ebene zu berühren, weder körperlich noch geistig.

Prinzessin Leia verbrachte die Tage nach der Zerstörung des Todessterns in einer rudimentären Krankenabteilung, unter dem Einfluss von Medikamenten ruhiggestellt, in einem Dunst halb bewusster Unsicherheit. Wenn sie wach und klar im Kopf war und von den Ärzten betreut wurde, bemühte sie sich, an der allgemeinen Fröhlichkeit teilzuhaben, aber das drohende Phantom von Alderaan beraubte sie der Fähigkeit, Freude zu empfinden. Wenn sie schlief, wurde sie von schlimmen Träumen geplagt, aus denen sie nie wirklich aufzuwachen schien.

Sie fühlte sich alleine im Universum – und die medizinische Abteilung war ein einsamer, verlassener Ort.

Oft täuschte sie vor, zu schlafen, um Gesprächen zu entgehen, obwohl selten jemand anderes als die Krankenschwestern oder Ärzte mit ihr sprach. General Rieekan behielt sie aus der Ferne besorgt im Auge, sie wusste, dass er sich mit den Führungskräften darüber beriet, was sie mit ihr anfangen sollten – der ursprüngliche Plan hatte darin bestanden, sie nach Hause zu schicken, sie in den Untergrund zu schicken, und das – das war nun unmöglich geworden. Eine vertriebene Prinzessin war ihnen in den Schoß gefallen, ein Mädchen ohne Familie und ohne Zuflucht. Luke besuchte sie, wenn es ihm erlaubt wurde, aber er war so jung, so aufgeregt, so begierig auf das Abenteuer, das er glaubte, gefunden zu haben – sie fühlte sich tausende Jahre älter als er.

Jeden Tag sagte man ihr, dass sie heilte; jeden Tag fühlte sie sich verwundeter.

Sie war verärgert über die Einsamkeit, die ihr gewährt wurde. Auf Alderaan, im Senat, in ihrem ganzen Leben – noch nie war sie alleine gewesen – Angehörige der Königsfamilie konnten sich diesen Luxus nicht leisten. Es gab eine Zeit, da hatte sie sich über die konstante Anwesenheit von Wachen, Dienern oder Anstandsdamen beklagt. Jetzt waren es nicht der Druck und die ständige Beobachtung, die sie vermisste, sondern die Präsenz anderer Menschen.

Sie glaubte, sie würde daran verzweifeln, wie trostlos die Tage hinter dem Sichtschutz des Krankenhausbettes waren – und ihre Resignation und Melancholie halfen ihr nicht dabei, gesund zu werden – aber eines Nachmittags öffnete sie die Augen, den Kopf schwer von den Medikamenten, und als sie sich umwandte, war der Vorhang zurückgezogen und der Stuhl neben ihrem Bett besetzt.

Vorsichtig drehte Leia sich zur Seite und strich sich die Haare aus dem Gesicht – ihre Mähne war ein einziges Durcheinander, zu einem simplen Zopf zurückgekämmt, mit losen Strähnen, die sich zu Knoten verfingen und ungezähmt abstehenden Haaren, die ihre Stirn umrahmten. Sie blinzelte unsicher, für einen Moment unfähig, ihren Kopf zu heben – wenn sie aufwachte, dauerte es immer ein wenig, bis das schläfrige Gefühl nachließ und die Welt wieder zurück in ihren Fokus rückte.

Seine Gestalt war verschwommen und gedämpft in ihren unfokussierten Augen, aber nach einem Moment erkannte sie ihn.

„Captain Solo?", murmelte sie fragend.

Sie hatte keine Ahnung, wie unerwartet sinnlich sie in seinen Ohren klang; der leise, leicht kratzige Tenor ihrer Stimme, der von Schlaf und Medikamenten zeugte, ließ die schrille, fordernde Mädchenhaftigkeit, an die er sich von ihrer Rettung und der Schlacht her erinnerte, heranreifen. Aus diesem Grund antwortete er ihr nicht direkt – er war überrascht.

Er lächelte breit und beugte sich vor, die Arme auf den Knien, die Hände lose vor seinem Körper gefaltet. Als er ihr schließlich antwortete, konnte sie ihn bereits deutlicher erkennen und sie umklammerte verlegen ihre Decke und zog sie über die Schultern.

„Hallo Hoheit", sagte er sanft.

In ihrem gesamten Leben hatte sie noch nie jemanden getroffen, der ihren Titel so sehr nach einem Witz klingen ließ.

Sie betrachtete ihn für einen Moment, schluckte schwer und strich sich weitere Strähnen aus dem Gesicht.

„Wer hat Sie hereingelassen?", fragte sie leise – niemand war da gewesen, um sie zu sehen, niemand außer Luke und Rieekan – sie wurde bewacht und sie war sich dessen deutlich bewusst.

„Ich habe mich selbst hereingelassen", erwiderte er.

Sie schürzte skeptisch die Lippen.

„Sie haben Sie zu mir gelassen?", wollte sie wissen.

Er zuckte die Achseln, richtete sich auf und lehnte sich träge in seinem Stuhl zurück.

„Nein, Sie haben mir gesagt, dass ich unautorisiert bin", sagte er leichthin. „Ich habe mich trotzdem hingesetzt. Dann hat die Krankenschwester einen Arzt gerufen, aber ich habe mich immer noch geweigert, zu gehen, und", er deutete auf sein Hüftholster, „ich bin bewaffnet, also ist der Kerl gegangen, um mich zu verpetzen", erklärte er, als ob er von einem gefährlichen Verbrechen berichtete, das er begangen hatte. „Ich schätze mal, Ihre Gefängniswärter sind nicht allzu besorgt, immerhin ist noch niemand gekommen, um mich hinauszuschleifen."

Leia lächelte – es erschreckte sie jedoch so sehr, dass das Lächeln schnell verblasste und sie stattdessen die Lippen zusammenpresste – es tat weh, zu lächeln, es war wie durch Narbengewebe zu schneiden; sie hatte seit dem Abend der Schlacht nicht mehr gelächelt und diese Nacht war ein Rausch aus Adrenalin – Adrenalin, das verschwunden war und sie hier alleine gelassen hatte, um in seinen Nachwirkungen zu ertrinken.

„Meine Gefängniswärter?", fragte sie.

Sie bemerkte, dass sie diese Beschreibung mochte.

„Ja, genau die", sagte Han Solo und zeigte mit dem Daumen vage über die Schulter. „Ich versuche ihnen dauernd klarzumachen, dass ich meine Haut auf dieser Kampfstation nicht dafür riskiert habe, dass sie Sie gleich wieder einsperren können."

Sie schob ihre Hände unter ihren Kopf und benutzte sie als ein zusätzliches Kissen. Für einen Augenblick runzelte sie die Stirn – sie hatte das Gefühl, dass sie sich dem Vergleich widersetzen und von ihm Abstand nehmen sollte, aber im Krankenflügel eingesperrt zu sein, ähnelte auf unheimliche Weise dem, was zuvor geschehen war – sie wusste, sie war verletzt, in mancher Hinsicht sogar schwer verletzt, aber es war so unpersönlich und so – erstickend.

„Wie haben sie das aufgenommen?", erkundigte sie sich milde.

„Ihr General Rieekan", bemerkte Han spitz, „war beleidigt. Sagte, Sie würden sich unwohl fühlen und seien zu Ihrem eigenen Schutz hier."

„Carlist meint es gut", sagte Leia leise. „Er weiß nur nicht, was er…mit mir anfangen soll."

Han grunzte skeptisch und schüttelte den Kopf.

„Ich schätze mal, niemand hat diesem Kerl gesagt, dass Sie keine Leute brauchen, die Sie beschützen", fuhr er fort.

Leia bewegte den Kopf auf ihren Händen und presste die Lippen zusammen. Sie unterdrückte ein Gähnen und versuchte die Benommenheit abzuschütteln, unerwartet in den Bann gezogen von dem Gespräch – fasziniert von der Tatsache, dass er überhaupt hier war.

„Ich brauche keinen Schutz?", fragte sie ein wenig skeptisch.

„Schien mir nicht so", murmelte er und verengte leicht die Augen. „Ich glaube, ich erinnere mich an ein Mädchen in einem Kleid, das mir meine Waffe entrissen und das Kommando übernommen hat."

Sie spürte, wie sich ihre Wangen färbten und ihre Lippen – ihre Lippen bogen sich wieder nach oben, zu einem Lächeln. Sie versuchte es zurückzuhalten, aber es war zwecklos, und sie nahm an, dass der daraus resultierende Ausdruck auf ihrem Gesicht als eine Art schmerzhafte Belustigung zu bezeichnen war. Sie rieb ihre Knöchel aneinander und stützte ihren Kopf ein wenig mehr auf ihren Händen ab.

„Was tun Sie hier, Captain Solo?", fragte sie.

„Dem Jungen aus dem Weg gehen", antwortete Han sofort. „Er verfolgt mich."

Sie sagte nichts, sondern lächelte nur ein wenig. Er rutschte unruhig hin und her, zuckte die Achseln und lehnte sich wieder vor.

„Ich war schon ein paar Mal hier", bemerkte er. Für einen Moment schien er auszuweichen, dann runzelte er fast widerwillig die Stirn. „Ich habe einige Vorräte aufgefüllt", gab er schließlich zu und ging schnell darüber hinweg. „Ich habe bemerkt, dass niemand Sie besucht."

Leia spürte einen scharfen Schmerz in ihrer Brust – ausgerechnet ihm war es aufgefallen? Der Söldner – der Schmuggler hatte begriffen, dass sie so – so isoliert war? Einen Moment lang sah sie ihn schweigend an, dann brachte sie es zustande, gleichgültig auszusehen und zuckte leicht mit den Schultern.

„Natürlich nicht", sagte sie zu ihm und versuchte, reserviert zu bleiben. „Ich bin zu hochrangig. Sie haben Angst davor, mich unter den Rekruten zu haben."

Han grinste.

„Ich dachte, Sie wären einer von ihnen", gab er zurück.

Er musste etwas Falsches gesagt haben, denn ihre Augen wanderten für eine lange Sekunde nach unten, sie sah ihn nicht wirklich an und zuckte noch einmal die Achseln, dieses Mal schwermütiger. Das war das Problem, oder nicht? Sie war eine Verbündete gewesen, eine bekannte Sympathisantin, ein Teil des Bündnismechanismus, aber sie war kein Teil der einfachen Soldaten gewesen, sie hatte eine Verbindung in diesem Konstrukt dargestellt und war mit dieser ganzen Tortur als Regimekritikerin entlarvt worden, sie war eine eindeutige Verräterin und – niemand hatte erwartet, die Verantwortung für Prinzessin Leia übernehmen zu müssen.

Sie sagte jedoch nichts davon.

Stattdessen erwiderte sie:

„Das bin ich."

Eine Minute lang sah er sie neugierig an.

„Was meinen Sie, wenn Sie sagen, Rieekan weiß nicht, was er mit Ihnen anfangen soll?"

Sie verspannte sich ein wenig, drehte sich um und sah zur Decke hinauf. Sie nahm eine Hand von ihrem Kissen und stellte sicher, dass die Bettlaken sie immer noch bedeckten – sie trug ein Nachthemd, aber Jahre aufdringlich vermittelter, alderaanischer Zurückhaltung gaben ihr das Gefühl, seine Anwesenheit sei irgendwie unanständig.

„Ich", begann sie, unsicher, warum sie ihm überhaupt antwortete. „Nachdem ich die Pläne zu Ben Kenobi gebracht hätte, sollte ich nach Hause gehen", sagte sie leise.

Han war still. Er sah auf seine Hände hinunter und betrachtete nachdenklich seine Nägel. Es gab nicht viel, was er dazu sagen konnte und er fühlte sich schrecklich, weil er sie darauf angesprochen hatte. Schnell suchte er nach etwas, um sie davon abzulenken, aber sie überraschte ihn, indem sie zuerst sprach.

„Ich hätte mich innerhalb des Netzwerkes versteckt", informierte sie ihn. „Hätte auf der politischen Seite gearbeitet. Ich weiß, dass mein Vater einen Plan hatte", sie brach ab, „aber niemand wusste davon", beendete sie leise.

Sie wussten wirklich nicht, was sie mit ihr anfangen sollten. Rieekan war ein guter Mann und er sorgte sich um sie, aber er hätte sich nie erträumt, dass er mit der Prinzessin auf einer Militärbasis landen würde. Er hielt sie nicht für eine Kriegerin, sondern eher für eine Erbin, die beschützt werden musste. Sie machte ihn nicht dafür verantwortlich – sie fühlte sich einfach nicht mehr allzu sehr wie sie selbst.

Er begann wieder zu sprechen, aber sie drehte ihm den Kopf zu und sah ihn kritisch an.

„Sie haben uns Vorräte gebracht?", fragte sie und biss sich in der Aussage fest, die er zu überspielen versucht hatte.

Er rieb sich über den Kiefer und zuckte vage die Achseln.

„Ich war auf einen Sprung nach Oryxel Minor, es ist ziemlich nah", murmelte er. Er sah verlegen aus und sagte nichts weiter – und sie tat es ebenfalls nicht, weil sie nicht wusste, was sie damit anfangen sollte. Es schien eine bemerkenswert nette Geste für einen Söldner zu sein – selbst wenn sie ihn bezahlt hatten, wovon sie ausging.

Plötzlich schenkte er ihr ein verschmitztes Grinsen.

„Sie können mir für all das Zeug danken, mit dem sie Sie unter Drogen setzen", sagte er gedehnt und kehrte zu seinem üblichen Getue zurück.

Müde verdrehte sie die Augen und betrachtete die Infusion, die an ihrem Arm befestigt war.

„Ich könnte darauf verzichten", entgegnete sie heiser.

Han nickte – er mochte das Gefühl von Schmerzmitteln und Beruhigungsmitteln auch nicht und man hatte ihm noch nie so viel verabreicht wie ihr. Er hatte gehört, dass sie auf der Kampfstation ziemlich schlecht behandelt worden war. Einer der Gründe, warum er beschlossen hatte, nach ihr zu sehen, war ein Pilot gewesen, der Luke erzählt hatte, sie hätte die Schlacht mit drei gebrochenen Rippen überwacht.

Das wollte ihm einfach nicht aus dem Kopf gehen.

Es war so…überhaupt nicht das, was er ursprünglich von der Prinzessin gehalten hatte.

Sie wandte sich ihm wieder zu, strich sich die Haare aus dem Gesicht und stützte sich, vor Schmerz zusammenzuckend, auf einen Arm auf. Ihr Zopf fiel über ihre Schulter und die Art, wie sie sittsam an ihrem Laken zupfte, brachte ihn ein wenig zum Lachen. Er lehnte sich zurück und sank ein wenig zusammen.

„Warum sind Sie noch hier, Captain?", fragte sie aufmerksam.

„Ich habe nichts anderes zu tun", erwiderte er.

Sie schüttelte den Kopf.

„Das habe ich nicht gemeint", teilte sie ihm mit, obwohl sie ziemlich sicher war, dass er genau wusste, was sie meinte – er hatte noch nicht einmal für die letzte Schlacht bleiben wollen und obwohl sie seinen Sinneswandel in letzter Minute schätzte – oder vielleicht waren es auch überwältigende Schuldgefühle, sie den Wölfen zu überlassen – war er wirklich die letzte Person, von der sie erwartet hätte, dass sie zwei Wochen später immer noch da war.

Er warf einen Blick zur Seite und zuckte so gelassen wie möglich die Achseln. Anstatt zu antworten, sah er zu ihr hin und runzelte die Stirn.

„Können Sie mich Han nennen?", fragte er trocken. „Lassen Sie einfach den Captain weg", schlug er vor.

Ihre Brauen hoben sich.

„Sind Sie nicht der Captain dieses Schiffes?", erkundigte sie sich – er würde ihren Tonfall fast schnippisch nennen.

„Ja", antwortete er hastig. „Ich mag nur – die Titel nicht. Sie erinnern mich an die Akademie."

„Sie waren an der Akademie?", fragte sie skeptisch.

Er nickte.

„Wofür wurden Sie rausgeworfen?"

„Hey", gab er zurück. „Woher wollen Sie wissen, dass ich nicht einfach aufgehört habe?"

Sie neigte ihren Kopf abschätzig nach vorne.

Er grinste.

„Insubordination", antwortete er. Er sagte ihr nicht, dass er eingeschritten war, um sie daran zu hindern, Chewbacca zu verletzen.

Sie biss sich auf die Unterlippe, ihre Augen suchten aufmerksam nach seinen. Er sah ihren Verstand hinter den braunen Augen arbeiten und fühlte sich, als könne sie in ihm lesen. Sie spürte, dass er nicht wirklich wusste, warum er noch hier war, trotz seiner lauten und stolzen Bemerkungen darüber, dass er ihren kleinen Aufstand ein für alle Mal loswerden würde; sie spürte auch, dass seine Absicht, fortzugehen, nicht mehr so stark war wie zuvor. Sie fühlte, dass er einen Zweck hier hatte – er hatte nur noch nicht herausgefunden, was es war.

„Okay, Han", stimmte sie ihm sanft zu.

Sein Name klang so musikalisch auf ihren Lippen und er mochte, dass sie ein wenig lächelte, als sie ihn aussprach – zaghaft, freundlich, anerkennend. Er war froh, dass seine etwas morbide Neugierde ihn hierhergetrieben hatte, es sah aus, als ob es das wert gewesen war.

„Wie soll ich Sie nennen?", fragte er mit einem schiefen Grinsen. „Ich glaube nicht, dass ich es während der Rettungsaktion richtig verstanden habe – ist es Eure-Höchste-Hoheit? Oder, ähm – Allerhochwürdigste – Eure Majestät…?"

Unwillkürlich fing sie an zu lachen und setzte sich weiter auf. Sie zog ihre Knie zu sich heran, worauf das Laken ihr in den Schoß fiel und sie in dem ärmellosen Baumwollnachthemd zurückließ, das man ihr gegeben hatte. Sie machte sich keine allzu großen Sorgen darüber, dass die Bewegung die blauen Flecken und die Einstichstellen der Nadeln an ihren Armen entblößte – und obwohl ihr auffiel, dass er sie bemerkte, sagte er nichts.

Irgendwie fühlte sie sich dadurch besser.

„Überraschen Sie mich", antwortete sie. Mit dieser Antwort überraschte sie ihn, weil er nicht erwartet hatte, dass sie etwas entgegnen würde, das sich fast nach einem Scherz anhörte.

„Ich habe ein paar im Ärmel", warnte er.

„Das tun Sie wirklich, nicht wahr?"

„Ja, ich führe ein Notizbuch", täuschte er Ernsthaftigkeit vor.

„Sie haben nichts Besseres zu tun, als sich lächerliche Titel für mich auszudenken?"

„Sie haben es verstanden, Schätzchen", sagte er gedehnt.

Leia errötete und sah auf ihre Hand hinunter. Sie drückte ihre Fingerspitzen in die Handfläche und sah dann wieder zu ihm auf – sie fühlte sich besser als während der gesamten letzten Tage; vielleicht lag es an der menschlichen Interaktion, vielleicht lag es an ihm. Er hatte sie zum Lachen gebracht, als sie gedacht hatte, sie könne nie wieder lachen. Die Art, wie er mit ihr sprach – er sprach mit ihr, als wäre es ihm egal, wer sie war, und abgesehen davon, was die anderen denken würden, fand sie es nicht respektlos.

Sie mochte es nicht, mit gedämpfter Stimme und sanften, beruhigenden Plattitüden angesprochen zu werden; sie mochte das Mitleid nicht, das um sie herumwaberte – sie mochte, wenn man mit ihr sprach, als – als wäre sie ein Mensch.

Sie sah ihn mit einer gewissen unausgesprochenen Dankbarkeit an und er zuckte die Achseln, er schien es irgendwie zu verstehen, ohne dass sie etwas sagen musste – auf eine ganz andere Art wusste er, wie es sich anfühlte, ein Außenseiter zu sein und er wusste, wie es sich anfühlte, wenn das Leben, das man führte, in einer schwindelerregenden Sekunde auseinandergerissen wurde. Nicht so wie sie – er hatte keinen Planeten verloren – aber es hatte eine Zeit in seinem Leben gegeben, in der er nicht danach gestrebt hatte, ein Verbrecher zu werden.

Schritte unterbrachen ihren stillen Moment der Anteilnahme und Han hob eine Augenbraue.

„Ich habe Ihnen ja gesagt, dass sie mich verpetzt haben", bemerkte er trocken.

Der Arzt, der Leia kürzlich behandelt hatte, eilte gefolgt von General Rieekan um die Ecke, verschränkte die Arme und deutete auf sie, woraufhin Rieekan mit zusammengekniffenen Augen näher an sie herantrat.

„Solo", begann er gereizt, aber nicht zu harsch. „Sie haben hier nichts verloren. Sie können nicht einfach hereinkommen und Prinzessin Leia belästigen; sie braucht Ruhe und Erholung, um gesund werden zu können – "

„Dieser Arzt", stellte Han fest und deutete grob auf ihn, „weiß nichts über Heilungsprozesse."

Rieekan hob die Augenbrauen.

„Haben Sie die medizinische Akademie besucht, Captain?"

Han zuckte mit den Schultern.

„Nein", gab er zurück. „Aber jeder Idiot weiß, dass man sich nicht alleine erholen kann. Die Hälfte davon passiert hier oben", er zeigte auf seinen Kopf, „und alleine zu sein, ist nicht hilfreich – zur Hölle, sie verurteilen Gefangene nicht zur Einzelhaft, um sie zu belohnen."

Den letzten Teil betonte er ein bisschen stärker, als er beabsichtigt hatte, aber er entschuldigte sich nicht dafür – er war sich nicht sicher, ob es Leia gut tat, alleine in einem grauen Raum zu sein, wenn sie gerade mehr Zeit, als man sich vorstellen wollte, in einer Zelle mit vier dicken, grauen Wänden verbracht hatte.

Rieekan seufzte und rieb sich angespannt über den Kiefer.

„Unabhängig davon ist Prinzessin Leia kein einfacher Pilot oder Versorgungsoffizier – "

„Carlist?", unterbrach Leia ihn leise, aber gebieterisch.

Er drehte sich zu ihr um, die Hand an seiner Wange hielt inne. Sie fuhr sich mit der Hand leicht über die Schulter, unter seinem Blick verlegener als unter Hans – aber vielleicht lag es daran, dass Rieekan sie vorher gekannt hatte, und sogar jetzt, so kurz nach ihrem Trauma, begann sie von sich selbst als Leia davor und Leia danach zu denken.

„Ja, Prinzessin?", fragte er.

Sie straffte die Schultern.

„Ich möchte, dass Han bleibt", teilte sie ihm schlicht mit, keinen Widerspruch duldend.

Rieekan geriet ins Stocken.

„Er stört Sie nicht?", erkundigte er sich misstrauisch.

Leia lächelte leicht.

„Er kann erstaunlich gut mit Kranken umgehen", entgegnete sie, wohl wissend, dass der Gedanke nicht unbedingt naheliegend war – auch für sie nicht.

Als sie die Augen geöffnet und ihn dort sitzen gesehen hatte, war sie vage besorgt gewesen, dass man es versäumt hatte, ihn zu bezahlen und er gekommen war, um Zinsen für seine Dienste einzufordern. Sie hätte nicht gedacht – und war sich immer noch nicht sicher, ob sie es glauben konnte – dass er nur gekommen war, um ihr…Gesellschaft zu leisten.

Nach einem Augenblick nickte Rieekan.

„Also gut", stimmte er zu.

Er nickte erneut und ging davon, den Arzt mit einem fassungslosen Gesichtsausdruck zurücklassend. Einen kurzen Moment später ergab er sich seinem Schicksal und beschränkte sich darauf, Han einen unterkühlten und warnenden Blick zuzuwerfen.

„Versetzen Sie sie nicht in Erregung", befahl er ihm.

Han hielt verteidigend die Hände in die Höhe, sagte nichts und wartete, bis der Arzt außer Hörweite war. Mit hochgezogenen Augenbrauen drehte er sich zu Leia um und sie schürzte die Lippen in der Erwartung eines äußerst anzüglichen Kommentars bezüglich der Wortwahl des Arztes.

Han sagte jedoch nichts; er senkte lediglich seine Hände und beugte sich vor. Für einen Moment verweilte sein Blick auf ihren übel zugerichteten Armen, dann sah er auf seine Stiefel hinunter – in all den Jahren seit seiner Zeit an der Akademie hatte er vergessen, wie brutal Gefangene misshandelt wurden. Er hatte angefangen, nicht mehr allzu viel über das herrschende System nachzudenken, als er sich immer öfter außerhalb des Gesetzes bewegt hatte.

Er räusperte sich und sah wieder zu ihr auf, sein Blick konzentriert. Er wusste wirklich nicht, warum er noch hier war; es war nicht nur, weil Chewbacca die Rebellion gefiel – Chewbacca richtete sich nach ihm. Er war sich noch nicht einmal sicher, warum er in diesem Raum saß und ihr einen Besuch abstattete.

Die einfachste Erklärung lautete – er war neugierig.

„Also", begann er unbeholfen. „Nennen Sie mir ein Thema, das Sie nicht in Erregung versetzt."

Ihre Augen flackerten ein wenig verschmitzt auf.

„Sie könnten mir von Ihrem Schiff erzählen", schlug sie unschuldig vor.

Trotzig sah er sie an, konnte das Grinsen auf seinem Gesicht aber nicht unterdrücken – er würde darauf wetten, dass sie, wenn sie wieder auf den Beinen war, ein ebenbürtiger Gegner für alles und jeden sein würde. Leia lächelte zögerlich zurück, immer noch unsicher, warum sie wollte, dass er bei ihr blieb. Wie ein ungebetener Gast drängte sich ihr die Antwort auf – er hatte keine Ahnung, wie Leia zuvor gewesen war; er sah sie nicht an, als wäre sie beschädigt, er sprach nicht mit ihr, als wäre sie kurz davor, zu zerbrechen – er war respektlos, scharfkantig und ungeschliffen; er kümmerte sich nicht um ihren Titel und er zerbrach sich nicht den Kopf darüber, was er mit ihr anfangen sollte.

Und das – naja, vielleicht war das die Art von Person, die sie um sich haben wollte, wenn die körperlichen Wunden verheilten und sie versuchen musste, mit den scharf gezackten Kanten umzugehen, die das Imperium an ihr hinterlassen hatte.