Grumpy Old Wizards – Griesgrämige alte Zauberer

Originaltitel: Grumpy Old Wizards
Autor: teshara
Übersetzt von Wine Witch
Betakorrektur: Hopfenbraut

Disclaimer: Harry Potter gehört JK Rowling. Autor und Übersetzer spielen lediglich in deren Sandkasten. Kein Geld, nur Spaß.

Anmerkungen der Übersetzerin:
Herzlichen Dank an teshara für die freundliche Erlaubnis zur Übersetzung.

September 2044

Severus

Spinner's End

Cokeworth, Midlands

„Ich weiß nicht, was du im Schilde führst, aber ich weiß jetzt schon, dass es mir nicht gefällt."

Ich sah über den Rand meiner Lesebrille auf den Mann vor mir. Aus Gewohnheit hätte ich fast junger Mann gedacht. Keiner von uns war mehr jung, aber irgendwie schien der Altersunterschied nicht mehr so groß zu sein, wenn wir älter werden.

„Was bringt dich auf den Gedanken, dass ich etwas im Schilde führe?" Unschuldig sah er mich an.

„Ich weiß nicht, wen du an der Nase herumzuführen glaubst, aber ich bin es bestimmt nicht." Ich verschränkte die Arme vor ihm und machte mich auf das Schlimmste gefasst.

„Bei dem Blutersatztrank brauchen wir Hilfe", räumte er ein.

„Und?"

„Und ich habe Hilfe aufgetrieben." Er zuckte zusammen, als erwarte er eine Tirade, aber zu diesem Zeitpunkt war unser Ratgeber tot, und unsere Probleme verstärkten sich.

„Wir waren uns einig, keine Außenstehenden." Ich runzelte die Stirn. Ich hoffte, dass er zumindest diskret gewesen war.

„Sie ist nur eine Beraterin", sagte er schnell.

„Sie?" Ich spürte, wie sich mir die Nackenhaare aufstellten.

„Nicht so", polterte er. „Aber … sie ist eine große Hilfe gewesen, seit Harry… verstorben ist."

„Hermione Granger-Weasley?!", donnerte ich.

„Oh, halt den Mund, Severus. Sie ist die Beste. Und du weißt, dass sie es niemandem sagen wird." Er warf mir einen finsteren Blick zu.

Ich knurrte ihn an, aber er hatte recht. Ich hatte das Mädchen jahrelang nicht gesehen, aber … nun, sie war jetzt kaum mehr ein Mädchen, nicht wahr? Die Schlacht von Hogwarts war fast vierzig Jahre her. Sie war lange genug Zaubereiministerin gewesen, um in den Ruhestand zu gehen, um Merlins Willen!

„Ich würde widersprechen, aber ich bin einfach so müde." Ich schloss das schwarze Journal, in dem ich geschrieben hatte, warf meine Feder auf den Schreibtisch und starrte die kleine Flasche mit dem blauen Trank an. Er hätte rot sein sollen. „Wir brauchen ein frisches Paar Augen. Sag ihr, sie soll mich morgen um sieben in den Drei Besen treffen. Ich bringe das Journal mit."

Er lachte mich aus. „Es könnte sein, dass sie beschäftigt ist. Sie hat ein Leben."

In der Hoffnung, sie zu regenerieren, zwinkerte ich mit meinen trockenen Augen, aber es ließ mich realisieren, wie müde ich tatsächlich war. „Freut mich zu hören, dass jemand eines hat."

Severus

Drei Besen

London

„Ich war nicht sicher, ob Sie kämen." Ich hatte nicht erwartet, dass mich ihre Ankunft so aus dem Gleichgewicht bringen könnte."

„Um die Wahrheit zu sagen, ich auch nicht." Sie sah mich genau an. „Lassen Sie uns schauen."

Ich hielt ihr das Journal hin, aber sie schaute darauf und schnaubte.

„Setzen Sie sich."

Keine Ahnung, weshalb ich es tat.

Sie war älter, aber ihre Augen waren unverändert. Ihr Haar war silbern geworden, aber noch immer eine lockige Masse. Eine düstere, resolute Ausstrahlung von Autorität umgab sie.

Sie hatte sich gegen weitaus mehr als einen strengen Lehrer aufgelehnt und gewonnen, und der geringschätzige Ausdruck auf ihrem Gesicht zeigte dies.

Ich knöpfte meinen Kragen für sie auf, zog ihn beiseite, und sie schnappte nach Luft. Ich hatte erwartet, dass sie schockiert war, aber sie war zornig.

„Sie dummer Junge!", grollte sie.

Ich wusste, dass ich noch immer jung aussah, aber das war unangemessen.

Sie sprang auf, ergriff meine Hand und zog mich zum Kamin hinüber. Ich hatte eben genug Zeit, das Journal zu schnappen, ehe sie im Kamin verschwand und Flohpulver verstreute. Ehe ich auch nur unser Ziel hören konnte, wirbelten wir durch das Unbekannte.

Severus

Draco und Harrys Haus

Burford, Oxfordshire

DRACO LUCIUS MALFOY!" Ihre Stimme donnerte in meinen Ohren, als wir zum Stillstand kamen. Sie zog mich heraus und sah sich in dem leeren Raum um.

Das Cottage, in dem Draco und Harry bis zu Harrys Tod zusammen gewohnt hatten, war von halb gepackten Kisten mit Büchern und Krimskrams übersät. Es war offensichtlich, dass Draco sich daran machte, das Haus neu zu organisieren, und ich fühlte einen Anfall von Mitgefühl.

Ein Krachen und das plötzlich endende Rauschen von Wasser kam von irgendwo den Flur hinunter. „Mum?!"

„Du wirst dir wünschen, dass es deine Mutter wäre, wenn ich mit dir fertig bin!", bellte sie.

Nach einem unterdrückten Fluch und einigen Schlurfgeräuchen erschien Draco mit einem Handtuch um die Taille geschlungen, und sein nasses Haar tropfte auf seine Schultern. „Was ist mit dir los?"

„Was mit mir los ist?! Er ist infiziert, du Idiot! Kein Wunder, dass eure Tränke nicht wirken! Die Basis ist vergiftet! Was habt ihr euch gedacht?!" Ihre Stimme hatte jetzt volle Lautstärke erreicht. Zumindest besaß Draco den Anstand zusammenzuzucken.

„Ich wusste nicht, dass Untote sich infizieren können." Er wich zurück, als erwarte er, dass sie etwas nach ihm warf. Sie enttäuschte ihn nicht.

„Er ist! Nichtt! Untot!", schalt sie ihn, während sie mit einem Kissen nach ihm schlug, das sie aus einem Sessel aufgehoben hatte. „Er hat lediglich eine magische Verletzung, die sich auf seine Biologie auswirkt, du Depp!"

„Nun, deswegen bist du doch hier?", protestierte er, während er das Handtuch beim letzten Schlag mit dem Kissen verlor. Überrascht kreischte er und raffte es vom Boden auf, um es wieder um seine Mitte zu schlingen. Er erhob sich und sah sie böse an. „Aller Wahrscheinlichkeit nach hat außer dir niemand je zuvor so eine Verletzung gesehen."

„Und jeder, der Harry kennt", sagte sie entnervt. „Sie ist wie seine Narbe, aber von enormem Ausmaß!"

„Meinst du das ernst?" Draco war entgeistert. Er tippelte hinüber und fummelte an meinem Kragen herum. Ich schlug seine Hand weg.

„— und es ist nicht etwa so, dass da nur ein Kratzer auf seiner Stirn ist, es sind zwei große, verdammte Löcher in seinem Hals —", fuhr sie fort, als hätte Draco nichts gesagt.

„Da sind noch mehr", unterbrach ich.

„Klar. Warum nicht?" Sie war irritiert. „Nun denn. Zeigen Sie her."

Als Antwort legte ich eine Hand auf meine Brust und wandte ihr meine Schulter zu. Sie schaubte wegen meines bösen Blicks.

„Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt, um die schüchterne Jungfrau zu spielen. Dracos Teile haben wir bereits gesehen. Schauen wir Sie ohne Hemd an", befahl sie.

„Wann sind Sie so herrisch geworden?", meckerte ich.

„Ich versichere dir, sie war schon immer so herrisch", grummelte Draco, der sich den Flur entlang zurückzog. „Ich hole mir ein Paar Hosen."

„Tu das", sagte Hermione abwesend und verschränkte mir gegenüber die Arme. „Entweder tun Sie es, oder ich mache es, und es wird Ihnen nicht gefallen, wenn ich es tue."

„Ich lasse mich nicht wie ein Tier behandeln!", donnerte ich.

Sie verzog nicht einmal eine Miene. Sie hob eine Augenbraue. Ausgerechnet.

Ich grollte und drehte mich um, warf meine obersten Roben ab und knöpfte meine Weste auf. Zu ihrer Ehre muss man sagen, dass sie in den Kartons herumkramte und nicht zusah, während ich mich bis zur Taille auszog.

Als sie sich umdrehte, war ihr Gesichtsausdruck ergriffen. Ihr Blick wanderte über mich, und ich versuchte, nicht zu reagieren. „Lieber Merlin, Sie sehen schrecklich aus."

„Oh, gut. Danke dafür", sagte ich irritiert. „Ohne Ihre Expertise wäre ich darauf nie gekommen."

„Ich wusste nicht, dass die Verletzung so riesig ist. Wieso sind Sie noch am Leben?" Sie streckte eine Hand aus, um meine Schulter zu berühren, und als sie es tat, bekam ich eine Gänsehaut.

„Glück."

„Es muss mehr als das gewesen sein."

„Eine anständige Portion Hilfe von Horace."

„Ah. Armer Horace. Bei der Beerdigung habe ich Sie nicht gesehen." Sie richtete sich auf und presste meiner Wunden wegen die Lippen aufeinander.

„Ich bin überrascht, dass Sie irgendjemanden bei seiner Beerdigung gefunden haben. Die halbe verdammte Zaubererwelt war da."

„Sie haben recht. Ich habe zwanzig Minuten gebraucht, um meinen Namen auf dem Sitzplan zu finden." Sie blinzelte einige Tränen weg.

„Ich habe meinen Namen, nicht aber meinen Platz gefunden und stand schließlich im Hintergrund", räumte ich ein.

„Sie hätten sich zu uns setzen sollen."

„Ja." Ich versuchte, das Gefühl abzuschütteln, das aus meinem Bauch aufstieg. „Bei der nächsten Beerdigung denke ich daran. Danke."

Sie wandte sich um, um mich böse anzuschauen.

„Werden Sie so sauer, wie Sie möchten. Wir werden nicht jünger, und ich möchte hoffen, dass der Nächste, der geht, sich jetzt nicht in diesem Haus befindet." Mir war auch nicht danach zumute.

„Wie sind wir so alt geworden?" Ich glaubte nicht, dass sie eine Antwort von mir erwartete.

Ich stieß ein bellendes Lachen aus. „Wir haben unsere Leben damit verbracht, anderer Leute Probleme zu lösen, und als wir sie geregelt hatten, haben wir uns umgesehen, und die Welt war vorbeigerauscht."

Sie wischte sich die Augen, schniefte, schüttelte ihre Locken und fasste sich wieder.

Draco kam wieder ins Wohnzimmer. Er trug ein Paar ausgebeulte graue Hosen und war dabei, ein zerknittertes weißes Hemd zuzuknöpfen.

„Oh, ehrlich!" Hermione schwenkte ihren Zauberstab in seine Richtung, und das Hemd war frisch und gestärkt, die Hosen maßgeschneidert. „Man sollte meinen, du seist inzwischen in der Lage, dich anzuziehen."

Er zuckte mit den Schultern. „Das ist nicht mehr wichtig."

Ich schnauzte ihn an. „Ja, du bist verletzt. Es schmerzt. Dies ist nicht das erste Mal für dich, Draco. Du kannst nicht einfach aufhören zu existieren."

„Beim letzten Mal waren wir wenigstens vorgewarnt. Scorpius hatte Zeit, sich von seiner Mutter zu verabschieden. Ich hatte Zeit …" Er schaute in die Ferne und kam wieder zu sich. „Sie war krank. Sie hat sich nicht selbst in die Luft gesprengt in dem Versuch, wie ein großer verdammter Idiot vor den jungen Auroren anzugeben."

„Du weißt, dass er genau so hätte gehen wollen", versicherte Hermione ihm. „Schnell und mit einem ‚ups'."

Zustimmend neigte Draco den Kopf. „So viel Glück sollten wir alle haben."

„Warum packst du?", fragte ich ihn, während ich in eine Kiste spähte. „Du kannst nicht wieder umziehen."

„Oh, die Kinder wollten Sachen haben, daher schicke ich sie ihnen. Habe Kopien von den Bildern für ein Album gemacht, aber manches von diesem Krimskram wird nicht vermisst werden, das versichere ich dir." Draco betrachtete eine Kiste und schniefte. „Außerdem war es ein enormer Aufwand, die heiße Quelle im Hinterhof zu installieren. Ich gehe nirgendwohin."

Ich verschluckte ein Lachen. Einmal ein Malfoy, immer ein Malfoy.

Hermione spähte in eine Kiste. „He, diese Kerzen habe ich euch zur Hochzeit geschenkt!"

„Sie sind abscheulich!"

„Darum ging es!" Aufgrund seiner Bestürzung sah sie viel zu belustigt aus.

Ich verschluckte ein Lachen.

„Nun, Rose liebt sie, und sie passen zu dem neuen Leuchter, den sie aufgehängt haben", verwies Draco.

„Hmmm. Vermutlich schon." Sie schien zu überlegen.

„Kann ich mein Hemd wieder anziehen?", fragte ich.

„Auf keinen Fall!", sagte Hermione bestimmt. „Draco, komm und schau dir das an. Und mach Feuer, der arme Mann zittert."

„Das ist eine Nebenwirkung des Gifts." Ich hasste es, irgendjemandem Informationen zu geben. Wissen bedeutete Schwäche.

„Nein, ist es nicht." Sie schüttelte den Kopf. „Sie produzieren Adrenalin. Es überrascht mich, dass Sie keinen Herzanfall gehabt haben. Es sei denn …"

Ihr ganzes Gesicht veränderte sich. Sie sah zu Draco und dann wieder zu mir. „Es ist unmöglich …"

Sie trat einen Schritt zurück. Ihre Augen wanderten über meinen ganzen Körper.

„Sie hat es getan. Sie hat es für Sie auch getan. Aber er war nicht da, oder? Daher waren Sie einfach inaktiv und in Wartestellung … Lilys Magie hat nicht nur Harry berührt. Sie ging in die Familie. Deshalb musste Harry bei den Dursleys leben –", murmelte Hermione vor sich hin.

„Wir waren nicht verwandt", sagte ich kalt.

„Ihre Seele schien das zu glauben."

Sie streckte die Hand aus, um mich zu berühren, und ich wich zurück.

„Ich werde nicht glauben, dass sie starb, damit ich lebe!" Ich spürte, wie Ärger in mir aufstieg, aber es brauchte nicht lange, um die Schuldgefühle abzumildern, die mich durchfluteten.

„Es war nicht ihre Absicht", sagte Hermione rundheraus. „Bilden Sie sich nichts ein."

„Was ist los?", forderte Draco.

„Er ist ein Horcrux. Er ist sein eigener Horcrux." Sie sah verblüfft aus. „Er schwankt immer zwischen Leben und Tod hin und her, weil er in der Zeit eingefroren ist. Das ist der Grund, weshalb er nicht richtig altert."

„Das ist unmöglich."

„Nachdem Voldemort erfahren hatte, dass seine anderen Horcruxe verschwunden waren, versuchte er, mehr zu machen." Draco fluchte.

„Versuchte und scheiterte", erinnerte Hermione ihn. „Deshalb starb er. Er musste gewusst haben, dass etwas schiefgegangen war."

„Nun, es ging direkt zu dir." Draco nickte in meine Richtung.

„Ach ja?" Ich spürte, wie meine Lippen zuckten. „Mein ganzes verdammtes Leben lag offen, damit die Öffentlichkeit es zerpflücken konnte —"

„Sie Armer", schnappte Hermione. „Wenn Sie nicht gewesen wären, wäre nicht Harrys ganzes Leben offengelegt worden, und seine Kinder hätten zwei Großelternpaare. Er hätte wie ein normaler Mensch nach draußen gehen können, ohne von Fans belagert zu werden. Er hätte nicht bei diesen furchtbaren Leuten aufwachsen müssen."

Ihre Augen blitzten. Ich zuckte zusammen.

„Aber lassen Sie uns wieder zu Ihnen kommen."

Ich wusste, dies würde schmerzen.

Sie holte tief Luft und legte die Hände unter ihrem Kinn zusammen. „Oh, Sie armes, kleines Ding. England wurde an eine Schulschwärmerei erinnert, von der ohnehin jeder wusste, der in den 70ern nach Hogwarts ging. Wie schrecklich für Sie."

Ich wusste, dass Worte einem die Gedanken aus dem Kopf kicken konnten. Seit Jahrzehnten war dies nicht passiert und nicht ohne den Gebrauch von Magie. Ich hatte nichts zu sagen.

Ich ging zum Kamin und warf eine Handvoll Flohpulver hinein, und ehe sie wussten, was geschah, war ich verschwunden.