Es gehört alles Warner und JMS. Nichts davon gehört mir.

AU – Alternatives Universum

A Race Through Dark Places / Der Gedankenpolizist


„Ich denke, ich mag das." Eine kurze Pause. „Ich denke, ich mag das sogar sehr."

Ivanova verdrehte die Augen, presste ihr Gesicht gegen das Sofa und hoffte, sie würde einschlafen können. Was oder wer Sheridan so aufgedreht sein ließ, könnte sie morgen noch ergründen.

John grinste breit und befahl dem Computer, das Licht im Büro aus zu machen. Es wurde stockdunkel, er kuschelte sich unter seine Jacke und .. fand keinen Schlaf. Die Augen geschlossen sah er das Geschehen der letzten Stunden immer und immer wieder vor sich. Dieses wunderschöne Lachen, die großen, funkelnden Augen, das Kleid! Oh mein Gott, dieses Kleid! Er rutschte unruhig auf dem Stuhl hin und her. Vom Sofa erklang bereits ruhiges Atmen.

Sie waren die Letzten, die das Fresh Air verließen und er geleitete sie durch die Gärten. Ein längerer Weg und er nahm an, dass sie das wusste. Sie kannte die Station schließlich besser als er. Sie bot an, allein in ihr Quartier zurück zu kehren, da es bereits sehr spät war. Er lehnte ab. Sie wollte doch menschlichen Umgang lernen, sie zu ihrem Quartier zurück zu bringen, gehörte dazu, erklärte er ihr. „Jeder Mann macht das bei einem Date," hatte er gesagt und in der Erinnerung daran wand er sich unkomfortabel erneut auf dem Stuhl hin und her. „Date?" hatte sie verständnislos nachgefragt und er hatte sich in Gedanken geohrfeigt. „Ehm, Dinner .. Essen. Jeder Mann macht das, wenn es, uh, bereits so spät ist." Sie hatte gelächelt und er war ihr unendlich dankbar, dass sie nicht weiter nachfragte. Es war schön mit ihr an seinem Arm. Die anerkennenden Blicke der anderen Männer, egal welcher Spezies, machten ihn stolz und sie offenbar verlegen. Als sie dann schließlich doch Grün 2 erreichten und vor ihrem Quartier stehen blieben, zögerte er kurz. Bei jeder anderen Frau hätte er etwas versucht, etwas unternommen. Aber sie war speziell, er war speziell. Sie arbeiteten zusammen, sie gehörten einer anderen Spezies an. Sie hatten vor nicht allzu langer Zeit noch Krieg gegeneinander geführt. Sie könnte seinen Versuch fehl interpretieren. Wie, zum Teufel, drückten Minbari überhaupt ihre Zuneigung aus? War es ähnlich wie bei Menschen? Sie war jetzt zum Teil Mensch. Er ertappte sich dabei, eine Lücke in seinen Gedankengängen zu finden. Und er wusste ganz genau, welcher evolutionäre Teil seines Selbst gerade versuchte, die Oberhand zu bekommen. Sie lächelte ihn an, bedankte sich für den schönen Abend und er lächelte zurück. Wie konnte er auch nicht? Ihr Lächeln steckte ihn an wie eine willkommene Krankheit. Als sie sich umdrehte und die Tür öffnete, gestattete er sich einen letzten Blick auf dieses Kleid, das sich so eng an ihren Körper schmiegte. Es dauerte einen Moment, in dem er auf die geschlossene Tür starrte und dann seufzend, aber unerträglich gut gelaunt in Richtung Blauen Sektor spazierte.

Ivanovas Atmen wurde gleichmäßiger. Sheridan hingegen war so müde, so müde und doch unfähig einzuschlafen. Leise stand er auf, legte sein Jackett auf den Bürostuhl und stahl sich hinaus. Zehn Minuten später fand er sich in Grün 2 wieder. Unschlüssig blickte er auf den Türsummer. Sie schlief bestimmt schon. Dann würde sie ihn wenigstens nicht hören, oder? Wenn er es nicht versuchte, würde er es sicher irgendwann bereuen. Er gab sich einen Ruck und klingelte.

„Öffnen!" klang es von innen. Zu seiner Überraschung ging die Tür auf und er zögerlich hinein. Delenn stand über diplomatische Papiere gebeugt in ihrer Küchennische, einen dampfenden Tee vor der Nase und noch immer in diesem atemberaubenden Kleid. Ihre zuvor hochgesteckten Haare fielen ihr wieder lose über die Schultern. Sheridan hörte wie sich die Tür hinter ihm schloss.

„Captain," grüßte sie ihn lächelnd und richtete sich auf.

„Ich, eh, dachte, du schläfst vielleicht schon," stotterte er und runzelte über sich selbst die Stirn.

Delenn neigte verwundert den Kopf zur Seite. „Dann macht dein Besuch keinen Sinn," erwiderte sie verwirrt und ging um die Kücheninsel herum in seine Richtung.

Sie war barfuß, registrierte er sofort. Die menschlichen Schuhe lagen unachtsam beim Sofa herum. „Nun ja, ich konnte nicht schlafen und ich dachte, wenn du bereits schläfst, dann kann ich vielleicht einschlafen," lautete eine weitere konfuse und lahme Erklärung seinerseits. „Auch wenn mein Bürostuhl nicht besonders komfortabel ist." Endlich ein Satz, der einen Sinn ergab. Dieses verdammte Kleid! Wieso trug sie es noch? Sheridan schloss kurz die Augen, als ein ‚weil sie sonst nackt wäre' sein Gehirn durchkreuzte.

„Bürostuhl?" lachte sie. „Ich bin mir sicher, dass das Quartier des Captains auch ein Bett beinhaltet." Ihre Augenwinkel zwinkerten ihm belustigt zu.

„Irgendwie, ehm, naja, da ist ein Problem mit Earthforce und meinem Quartier. Ich komme da seit heute Abend nicht mehr hinein. Lange Geschichte."

„Wie wäre es mit einem Tee?" fragte Delenn. „Und dann kannst du mir die Geschichte erzählen?" Sie deutete auf ihr Sofa und er nickte.

„Gern." Während sie ihm einen Tee machte, setzte er sich. Sheridans Blick fiel auf ein Tablet auf ihrem Tisch beim Sofa. Es war an und er beugte sich kurz vor, las das Wort ‚Date' und lehnte sich zurück. Verdammt! Sie hatte es nachgeschlagen. Seine Gedanken rasten, während er überlegte wie er da wieder heraus kam. Vielleicht war sie so taktvoll und sprach es nicht an?

Die Botschafterin grinste, nahm die Tassen und ging zu ihm hinüber. Sie reichte ihm seine und setzte sich.

John pustete in den heißen Tee und hob ihn zu seinen Lippen, schaute zu ihr herüber.

Delenn grinste immer noch, stellte ihre Tasse ab und nahm ihr Tablet mit den Worten „Ich habe das Worte ‚Date' nachgeschlagen." hoch.

Er verschluckte sich, hustete und nahm die Tasse herunter. Seine Wangen wurden warm. Er kam sich vor wie ein Teenager. Wieso nur hatte sie diese Wirkung auf ihn?

„Ein Date ist ein Treffen, eine Verabredung mit amourösen Absichten," las sie vor. „Ich muss amourös noch nachschlagen. Eure Sprache ist nicht sehr einfach."

Sheridan stand auf und fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare. „Hör zu, Delenn, Date war vielleicht .. die falsche Wortwahl. Denke ich." Er sah in ihr interessiert hoch blickendes Gesicht hinunter und sein Blick wanderte von ihren Augen zu diesem verdammten Ausschnitt, der ihn bereits den ganzen Abend lang abgelenkt hatte. Er gestikulierte verzweifelt. „Dein Kleid hat mich vielleicht .. zu diesem Wort verleitet. Es ist sehr .. attraktiv." John sah, wie sie an sich herab blickte und korrigierte sich: „Du bist sehr .. attraktiv darin, Delenn."

Ihre Wangen röteten sich leicht und sie wich seinem Blick scheu aus. „Danke," murmelte sie. Es entstand eine Stille, die sich ausbreitete. Bevor sie jedoch unangenehm wurde, setzte er sich neben die Botschafterin.

„Ich hatte keine .. amourösen Absichten, Delenn," erklärte er und es klang ehrlicher, als es wirklich war. „Amourös bedeutet .. verliebt, vernarrt, jemanden anziehend finden."

„Oh." Sie klang enttäuscht. „Dann findest du mich nicht anziehend?"

„Ja, nein. Delenn," seufzte der Captain. „Du bist verdammt anziehend, attraktiv, sehr .. sexy. Ich meine, ich finde dich anziehend .. auf mehr als einer Weise." Er lehnte seinen Rücken müde an das Sofa. „Ich sollte es nur nicht. Du bist die Botschafterin der Minbari, ich der Kommandant von Babylon 5 und noch dazu der verhasste Starkiller. Das wäre so falsch und .. und unangebracht."

Sie betrachtete ihn von der Seite wie er müde für einige Sekunden die Augen schloss. „Ich .. finde dich auch anziehend," gestand sie dann leise. Sofort sahen Delenn seine überraschten braunen Augen an. „Für einen Menschen." Sie grinsten sich an.

Doch bevor Sheridan noch etwas sagen oder tun konnte, nahm sie wieder ihre Tasse in beide Hände und trank einen Schluck. „Also, was ist mit deinem Quartier?"

„Oh, es ist versiegelt. Sie wollen, dass Ivanova und ich für unsere Quartiere Miete bezahlen. Und ich halte das für Unsinn," erklärte er. „Bis ich eine bessere Lösung gefunden habe, schlafe ich mit dem Commander in meinem Büro."

„Demnach geht es ums .. Prinzip, wie ihr Menschen sagt?"

„Ja, genau." John sah ihr fasziniert beim Teetrinken zu. Er konnte den ganzen Abend lang nur daran denken, wie gern er diese Lippen küssen würde. Und jetzt saß er hier und tat wieder nichts in diese Richtung. „Aber selbst wenn ich in mein Quartier kommen würde, könnte ich heute wohl nicht schlafen," gestand er lächelnd. „Ich bekomme dich und dieses Kleid einfach nicht aus meinem Kopf, aus meinen Gedanken." Wusste sie, was er meinte? „Wieso trägst du es noch?"

Delenn stand auf und ging mit ihrer leeren Tasse zum Küchencounter, stellte sie ab. Dann langte sie mit beiden Händen zum Verschluss an ihrem Nacken und Sheridan sog hörbar die Luft ein. „Als ich es ausziehen wollte," sagte sie verzweifelt. „Hat sich vorhin der Verschluss verhakt. Ich wollte Lennier nicht wecken und ihn morgen früh bitten mir beim Öffnen zu helfen." Sie rüttelte kurz an dem Reißverschluss.

Sofort war John auf den Beinen und ging zu ihr hinüber. „Wenn du willst, kann ich es mir mal anschauen, dir helfen," bot er nicht ganz selbstlos an.

Sie drehte sich ihm zu und schenkte ihm ein dankbares Lächeln, das er nicht verdient hatte, wie er meinte. „Das wäre nett."

Als sie ihm wieder ihren Rücken zudrehte, trat er noch näher heran. Sein Körper johlte wie ein Teenager. Vorsichtig schob er ein paar Haare zur Seite auf ihre Schultern. „Da, eh, haben sich ein paar Haare von dir verhakt. Das könnte möglicherweise ein bisschen weh tun." Sie nickte stumm. Sheridan betrachtete ihren entblößten Nacken. Ihre Haut war so hell, so rein. Dann seufzte er und seine Finger entfernten sanft Haar um Haar aus dem Verschluss, während er an ihr roch, ihren Knochenkranz von nahem betrachtete. Gott, sie war so schön, selbst von dieser Seite aus! Vorsichtig bewegte er den Reißverschluss nun nach unten. Delenn rührte sich nicht, als er nach einigen Zentimetern nicht halt machte sondern ihn weiter nach unten zog und dabei ab und zu mit den Fingerspitzen ihren entblößten Rücken berührte. Sie erschauerte. Sein Blick ruhte auf der Haut, die zum Vorschein kam bis er am unteren Ende ihres Rückens den Endpunkt erreichte. Die Botschafterin hielt das Kleid vorne fest, als es ihr vom Körper zu rutschen drohte.

Wieder entstand eine Stille, weil sie beide nur stumm da standen. Dann drehte sie sich um, unfähig ihm direkt ins Gesicht zu sehen. „Danke," sagte sie zu seinem Hemd.

Sheridan räusperte sich. „Delenn?" Zögerlich hob sie so angesprochen den Kopf. Ihre Blicke begegneten sich. „Ich .. ich würde dich jetzt gerne küssen," kündigte er mit heiserer Stimme an. „Ich weiß aber nicht, wenn Minbari nicht küssen oder -"

„Minbari küssen, Captain," unterbrach sie ihn lächelnd.

Er erwiderte ihr Lächeln. „Und, oder vielleicht magst du nicht geküsst werden oder, eh, es hat vielleicht eine andere Bedeutung," fuhr er fort und strich ihr zärtlich eine widerspenstige, braune Haarsträhne aus dem Gesicht.

Ihre Hände umfassten den Stoff vor ihrem Körper fester. „Es bedeutet Zuneigung."

„Zum Glück!" Johns Lächeln wurde breiter, als er seinen Kopf senkte und kurz vor ihr abwartete. Sie machte keine Anstalten ihn abzuwehren. „Es scheint, dass wir mehr gemeinsam haben, als wir wussten."

„Wer hätte das gedacht," murmelte sie, amüsiert über ihre Worte aus seinem Mund und schloss die Augen.

Dann trafen sich ihre Lippen und sie fühlte seine Hände auf ihren Hüften, dann auf ihrem Rücken. Er zog sie näher zu sich heran. Delenn ließ instinktiv das Kleid los, fuhr mit ihren Händen seine Brust hoch und legte sie um seinen Hals. Ihre Lippen öffneten sich etwas und seine Zunge fuhr sanft über ihre Unterlippe. Sie hatte schon geküsst in ihrem Leben, aber dieser Kuss war intensiver als alle zuvor. Er fühlte sich so neu und doch so vertraut an. Und dieses Gefühl rüttelte heftig an ihrer inneren Selbstsicherheit. Delenn stellte sich auf die Zehenspitzen. Zärtlich ließ sie ihre Finger durch sein weiches Haar gleiten.

Mehr, noch mehr, verlangte Johns Körper und es kostete ihn Mühe sein Verlangen zu unterdrücken. Wer brauchte schon Luft? Er wollte nicht, dass dieser Kuss je endete. Zu oft schon seit er sie das erste Mal gesehen hatte, hatte er sich genau so eine Situation vorgestellt. Erfahren stieß seine Zunge bis in ihren Mund vor. Sie lächelte dabei und er wurde davon abgelenkt. Zugleich öffneten sie die Augen wieder. „Was?" fragte er sie verwundert und etwas enttäuscht über das Ende. Die Unterbrechung, hoffte er.

„Minbari küssen nicht mit mit .." Sie suchte nach dem Wort und streckte ihm dann ihre Zunge heraus.

„Zunge," erklärte er grinsend.

„Zunge," wiederholte sie.

„Du wolltest doch etwas Neues lernen," sagte er und schmunzelte. „Aber, wenn es dir nicht gefällt-"

„Es gefällt mir, Captain," unterbrach sie ihn erneut.

„Nenn mich John," murmelte er und küsste sie wieder fest und leidenschaftlich. Dieses Mal tastete sich auch Delenns Zunge in seinen Mund vor, strich ihm sanft über die Oberlippe. Er stöhnte erregt. Sie lernte schnell. Und sein Körper reagierte schnell. Es war einfach zu lange her und die Botschafterin der Minbari spukte ihm schon seit Wochen immer wieder durch den Kopf, durch seine Fantasien. Sofort lockerte er seinen Griff um sie, in der Hoffnung, etwas Raum zwischen seiner Hüfte und Delenn zu schaffen. Vielleicht bemerkte sie es nicht. Doch dann spürte Sheridan wie sie erneut in den Kuss hinein lächelte. Er beendete ihn, lehnte seine Stirn gegen ihre und sah ihr reuevoll in die grauen Augen. „Es tut mir leid."

Delenns Hände streichelten sein Gesicht und ihr offenes Kleid verrutschte noch etwas mehr. „Meinen Recherchen zufolge ist es ein Kompliment."

„Oh ja, ja, das ist es," beeilte er sich ihr sofort zu versichern. „Aber ich dachte, ich sollte, etwas mehr Selbstbeherrschung be- Was heißt, deinen Recherchen zufolge?" fragte Sheridan verwirrt und hob seinen Kopf an.

„Nun, ich habe euch Menschen studiert. Auch bereits vor meiner .. Veränderung. Dazu gehörte auch die menschliche Sexualität," erklärte Delenn, als wenn es etwas Selbstverständliches wäre.

„Oh Mann!" stöhnte er auf, da sie allein durch diese Sätze seine Beherrschungsbemühungen wieder zunichte machte. „Du machst mich fertig!" Auch seine Hände erkundeten die Schönheit ihres Gesichtes. Wieder mutiger küsste er zärtlich ihren Hals und Delenn schloss ihre Augen.

„Dann," murmelte sie zitternd. „Weißt du wahrscheinlich nichts über minbarische Sexualität."

Sofort schnellte sein Kopf wieder hoch. „Nein. Wieso? Habe ich etwas Falsches gemacht?" fragte er alarmiert.

Delenn lachte amüsiert auf. „Nein, du hast nichts falsch gemacht .. John." Er lächelte erleichtert und glücklich über ihr Lachen und den Klang seines Namens aus ihrem Mund.

„Du bist so wunderschön," seufzte Sheridan ergeben und küsste erneut ihren Hals bis hinunter zu ihrer Schulter, die vom verrutschten Kleid entblößt wurde.

Delenn zitterte wiederholt. Seine Küsse und Berührungen machten sie schwach. „Aber du weißt bestimmt, dass Centauri sechs .." Ihre Stimme wurde zu leise.

Ein weiteres Mal ließ er irritiert von ihr ab und sah in ihre Augen. „Ja," zog er seine Antwort in die Länge. „Aber Minbari haben doch nicht sechs, oder?" Er schickte ein unsicheres Lachen hinterher.

Die Botschafterin unterdrückte ein Grinsen und erwiderte seinen Blick ernst. „Es sind vier."

„Vier!" Überrumpelt trat John einen halben Schritt zurück und fuhr sich mit den Händen durch die Haare. Wie sollte er da mithalten? Vier! Waren sie überhaupt .. er unterbrach seine Gedanken, als er die Falten an ihren Augen und die Grübchen auf ihren Wangen bemerkte. Sie machte sich lustig über ihn! Sofort zog er Delenn wieder fest an sich. „Hör auf mich zu ärgern!" forderte er schmunzelnd.

Ihr glockenhelles Lachen erklang ein weiteres Mal und ihre grauen Augen zwinkerten herausfordernd. „Wieso lässt du dich ärgern?"

„Weil .. weil .. weil du mir etwas bedeutest, Delenn," sagte Sheridan ernst. „Und ich weiß nicht genau wie das passiert ist."

Sie hob ihre Hand und ihr Zeigefinger fuhr die Konturen seiner Lippen entlang. „Wer hätte das gedacht."

Ein weiteres Mal küssten sie sich. Es wurde ein langer Kuss, ihre Zungen tippten immer wieder liebevoll gegeneinander. Die immer gleiche Temperatur von Delenns Quartier schien zu steigen. Sie spürte seinen starken, beschleunigten Herzschlag unter ihrer Hand und sie hatte keine Chance, um über irgendwelche Konsequenzen nachzudenken. Im Hier und Jetzt gefangen genoss sie das Gefühl gemocht und begehrt zu werden. Viel zu groß waren ihre Ängste und Unsicherheiten seit ihrer Veränderung gewesen, um sich gegen diese Welle von guten Emotionen zu wehren.

John schnappte nach Luft und betrachtete diese schöne Frau in seinen Armen, sah, wie sich sein Verlangen in ihren Augen spiegelte. „Ich .. ich .. vielleicht .." Er seufzte und küsste Delenns Ohr, spielte mit der Zungenspitze daran und entlockte auch ihr ein Seufzen. „Ich muss gehen," flüsterte er ihr traurig zu. „Bevor wir noch etwas tun, was wir vielleicht bereuen."

„Wenn du gehen musst ..," murmelte sie heiser. Und wie bereits zuvor, konnte er die Enttäuschung, die in ihren Worten mitklang, nicht überhören.

Der Captain runzelte die Stirn, strich ihr mit dem Daumen über die Wange. „Ich meine, ich muss nicht gehen, wenn, eh, du nicht willst, dass ich gehe?"

Delenns Augen leuchteten auf. „Dann geh nicht," sagte sie bestimmt.

„Bist du sicher? Das, eh, verletzt nicht irgendwelche minbarische Bräuche oder, oder die der religiösen Kaste?" fragte er nochmal nach. „Auf der Erde gibt es religiöse Menschen, die ihr Leben keusch verbringen. Ohne Sex."

Sie lächelte, aber es erreichte nicht ihre Augen. „Es gibt bestimmte .. Rituale," gab sie zu und nestelte an seinem Hemd. „Aber heute wollte ich lernen wie Menschen sind. Machen Menschen das nicht .. nach einem Dinner?"

„Oh doch, definitiv! Das kommt vor. Nach einem Dinner, nach einem Date, nach dem Aufwachen, unter der Dusche, nach dem Frühstück, nach dem Mittag." Ihr Zeigefinger legte sich auf seine Lippen und stoppte ihn so. Dann trat sie einen Schritt zurück und mit einer Bewegung landete das Kleid auf dem Fußboden, bedeckte ihre nackten Füße. Johns Mund wurde trocken, als sein Blick über ihren Körper wanderte. Offensichtlich hatte sie sich auch für Unterwäsche von der Erde entschieden. Sollte er je in Erfahrung bringen, wer Delenn zu dieser Kleidung geraten hatte, würde er sich entsprechend bedanken.

„Ich hasse dieses Kleid!" Delenn seufzte erleichtert, trat über den Kleiderhaufen wieder auf Sheridan zu und nahm seine Hand.

„Ich liebe das Kleid," brachte er mit rauer Stimme hervor.

„Dann .. soll ich es wieder anziehen?" neckte die Botschafterin ihn und zog ihn Richtung Schlafzimmer.

„Nein!" Etwas zu laut und bestimmt. „Nein, das, eh, habe ich nicht damit gemeint." John folgte ihr nur zu gern in das dunklere Nebenzimmer und sie küssten sich erneut. Seine Hände streichelten sanft ihre weiche, makellose Haut und Delenn bebte. Als der Kuss endete und sie ihm das Hemd aus der Hose zog, hatten sich seine Augen an die Lichtverhältnisse gewöhnt. „Delenn?"

„Ja?" Sie war dabei seine Knöpfe zu öffnen.

„Delenn, wo ist dein Bett?"

Sie deutete auf das schräge Brett in der Zimmermitte.

Johns Augen weiteten sich. Bis hierher lief doch alles gut, warum schmiss ihm das Universum jetzt ein, ein schräges Brett zwischen die Beine? Er schüttelte ungläubig den Kopf, ging darauf zu und berührte es mit einer Hand. „Ihr schlaft im Stehen?" fragte er perplex.

„Es ist nicht direkt Stehen, aber ja, wir schlafen darauf," erklärte Delenn, trat auf ihn zu und ließ ihre Hände unter sein halboffenes Hemd gleiten. „Und machen andere Dinge." Sie grinste schelmisch.

„Ich kann nicht," sagte er verzweifelt. „Das geht nicht! Wir Menschen machen unsere .. Dinge horizontal, Delenn." Er sah von ihren wunderschönen Augen zum Bett und stöhnte. „Da rutsche ich doch herunter." Sein Gehirn arbeitete auf Hochtouren, zur Zeit war es noch in der Lage dazu, und suchte nach einer Alternative.

Die Botschafterin betrachtete ihn enttäuscht. „Wenn du nicht willst-"

Er zog sie fest an sich und küsste sie zärtlich. „Es gibt nichts, was ich jetzt lieber tun würde, Delenn," erklärte er dann. „Aber ich bin nur ein dummer Mensch, der mit so einem Bett nicht zurecht kommt." Plötzlich hoben sich seine Augenbrauen, er nahm ihre Hand und ging mit ihr zurück in den Wohnraum, blieb vor dem Sofa stehen. „Hm. Hm?" Sheridan sah sie an.

Delenn verzog das Gesicht. „Ich weiß nicht, dass-" Sie jauchzte überrascht auf, als er sie packte und sie zusammen auf dem Sofa landeten. Sie grinsten sich an.

Der Captain warf sein Hemd auf den Boden und betrachtete sie dann verzückt. „Du bist so schön, so schön," murmelte er, beugte sich über sie und küsste ihren Hals, bahnte sich einen feuchten Weg hinunter bis oberhalb ihrer Brüste. Seine Hand fuhr unter ihren Rücken und erreichte den Verschluss ihres BHs. Delenns Hände streichelten seinen Rücken hinauf und hinunter und die Seiten entlang. John zuckte zur Seite. Das veranlasste die Botschafterin dazu, neugierig seine Seite nochmals entlang zu streichen. Er zuckte ein weiteres Mal zur Seite. „Nicht! Ich, eh, bin da, uhm, empfindlich," murmelte John und öffnete ihren BH, streifte diesen geschickt von ihren Armen. Delenn grinste herausfordernd. Doch bevor sie dazu kam, ihm erneut über die Seite zu streicheln, erreichten seine Finger ihre Nippel. Sie sog scharf die Luft ein und stöhnte. „Bei Valen!"

Sheridan beobachtete ihr entrücktes Gesicht und lächelte, küsste ihren Bauch und massierte weiter ihre Brüste. Auf einmal unterbrach er sein Tun. „Delenn?"

„Hm?

„Du hast doch schon mal .. oder?" fragte er atemlos über ihr.

Sie lachte auf. „Ja und du?"

„Hör auf, dich lustig über mich zu machen! Ich weiß doch nicht so viel über Minbari, also diesen Teil," sagte er kleinlaut.

Sie nahm sein Gesicht in beide Hände. „Ich habe schon mal," antwortete sie ernsthaft. „Aber in einem anderen Körper, in einem anderen Leben, John."

„Also ist es das erste Mal in diesem Körper. Delenn, bei Menschen kann das erste Mal weh tun. Aber ich versuche alles, damit es das nicht tut."

Delenn sah die Sorge in seinen Augen. Wieso fühlte sich das alles so ernst an, so echt? Sie nickte. „Ich weiß." Dann zog sie ihn an sich und ihre Lippen versanken in einem weiteren leidenschaftlichen Kuss. Währenddessen nestelten ihre Hände an seinem Hosenbund, suchten und fanden den Gürtel und öffneten ihn. Plötzlich hielt sie inne, beendete den Kuss und sah in seine fragenden Augen.

„Alles in Ordnung?" John richtete sich etwas auf.

„Ich weiß nicht, es, es ist so .. anders," murmelte die Botschafterin irritiert.

„Schlecht anders oder gut anders?" Oh, bitte lass sie jetzt keine Zweifel bekommen, dachte er inständig. Seine Finger streichelten sanft über ihren Oberarm.

„Intensiver, denke ich, ist das menschliche Wort." Delenn war verwirrt. Er verwirrte sie. Warf sie hier alle Rituale über Bord wegen ihm oder weil Kosh wollte, dass sie eine Beziehung zu ihm aufbaute? Und wie weit würde das gehen? Er war kein Minbari, sie schon. Sie fühlte sich noch zugehörig, trotz ihrer Veränderung. Niemals war ein Minbari mit einem Nicht-Minbari zusammen, jedenfalls nicht so weit sie wusste. Es war verboten. Verboten, allein diese Feststellung machte das Ganze noch .. intensiver.

„Delenn?" Der Captain betrachtete sie traurig. „Soll ich .. gehen?"

„Nein, ich, ehm," flüsterte sie fast. „Es ist nur so .. neu."

Er grinste und nähert sich ihr wieder. „Ich dachte, du hast schon?" fragte er mit einem Zwinkern in den Augen.

„Nicht so. Alles, was ich darüber weiß, habe ich aus Videos und schriftlichen Aufzeichnungen von euch Menschen," erwiderte sie gespielt verärgert. „Bei uns ist es nicht so .. gut dokumentiert."

Sheridans Gesicht stoppte kurz vor ihrem und sie sah sein Verlangen förmlich explodieren. „Du hast .. dir Videos .. angesehen," murmelte er und schloss die Augen. Pornos! rief ihm sein bereits erregter Penis zu. Sie hat sich Pornos angesehen!

Delenn lachte, zog ihn noch näher an sich heran und küsste ihn sanft. John erwiderte diesen Kuss, lehnte sich dann zurück und entledigte sich in Rekordzeit seiner restlichen Sachen. Jetzt war nur noch eins übrig. Die Hände der Botschafterin suchten Halt, als sich der Captain einen Weg zu ihrem Slip hoch küsste. „John!" Er grinste diabolisch, berührte wie zufällig ihre Klitoris mit zwei Fingern und zog ihr fast in Zeitlupe den Slip aus. Das brachte ihm zwischendurch ein noch dringender klingendes „John!" ein. Delenn bäumte sich auf, ihre Hände suchten nach ihm, nach mehr.

„Ich weiß," murmelte er an ihrem Ohr, bevor er daran knabberte und sie mit seiner Zunge kitzelte. Die Botschafterin hob ihre Hüfte an, während seine Hand spielerisch über ihre Brüste strich und dann über ihren Bauch zwischen ihren Beinen endete. „Entspann dich! Ich weiß, was ich tue."

„Du tust es nicht schnell genug," erwiderte sie mit jener autoritären Stimme, mit der sie sonst Londo und G'Kar in den Versammlungen ansprach. John beobachtete, wie sie nach Luft schnappte, als er seine Hand fest gegen ihre Klitoris presste. Sanft begann er sie zu massieren und ein Finger drang in sie ein.

„John!" Sie unterdrückte ein Flehen. Was war das? Wieso wollte sie mehr? Wieso durchströmte sie dieses Gefühl des Unvollständig-Seins? Das war alles überhaupt nicht mit der minbarischen Weise zu vergleichen. Ihr Körper zuckte unkontrolliert. „John, bitte!" Delenn biss sich auf die Unterlippe und sah in das faszinierte Gesicht des Captains vor ihr. Er lächelte und küsste sie heiß.

„Du bist unglaublich, Delenn," flüsterte er an ihren Lippen. Ihre Fingernägel kratzten über seinen Rücken, als er einen zweiten Finger folgen ließ. Ihre Hüfte stieß immer wieder nach oben. Ihr Atem ging stoßweise.

„John! John, bitte!" Sie fluchte auf Adronato, sagte ihm in ihrer Sprache wie sehr sie ihn brauchte, wie sehr sie ihn wollte.

„Was?" fragte er belustigt.

Ihr Blick flackerte unstet, nicht in der Lage mit ihm in seiner Sprache zu kommunizieren. Sie war nah, so nah dran.

Sheridan nahm seine Hand weg, was Delenn mit einem enttäuschten Seufzen quittierte. Statt dessen zog er ihre Hüfte näher und höher zu sich und drang langsam in sie ein. Seine Bemühungen wurde jedoch von ihr torpediert, indem sie ihn am Po packte und ihn schnell näher zu sich heran zog. Er wollte protestieren, sah ihr aber an, dass es sie nur kurz schmerzte und sich ihre Gesichtszüge jetzt entspannten. Sie lächelte ihn an, als sie sein besorgtes Gesicht bemerkte. Seine Finger nahmen die Massage ihrer Klitoris wieder auf. Ihre Hüfte bewegte sich und ein Stöhnen entrang sich ihrer Kehle, als John sich ihren Bewegungen anpasste und immer schneller und fester in sie stieß. Es war zu lange her, zu lange her. „Komm mit mir," murmelte er leise. So lange er konnte hielt er sich zurück. Schweiß tropfte von seiner Stirn auf ihren Körper und rann ihm in die Augen.

Delenn schrie ihren Orgasmus heraus, ihr Körper bebte und zitterte. John massierte sie weiter und gab sich seinem eigenen Höhepunkt hin. Begeistert beobachtete er wie Welle über Welle über sie schwappte, während seiner schon längst vorbei war. Er rollte sich von ihr herunter, legte sich neben sie und streichelte ihren Arm entlang. Die Botschafterin kuschelte sich an ihn, noch immer wie betäubt.

„Ist das immer so bei Menschen?" fragte sie etwas später leise. „So .. gut?"

Sheridan hob überrascht seine Augenbrauen. „Nein, nein, das liegt an mir. Ich bin gut," antwortete er überzeugt. Sie sah in sein grinsendes Gesicht und lachte.

Delenn küsste ihn sacht. „Danke."

„Ich muss bald zurück," seufzte er traurig. „Nicht, dass Ivanova merkt, dass ich fort bin."

„Ich verstehe." Sie entwand sich seiner Umarmung und stand auf, ging zu ihrer Küchennische hinüber. Dort nahm sie sich ein Glas Wasser. Sie war nervös und enttäuscht und konnte diese Gefühle besser untersuchen, wenn er nicht direkt neben ihr lag. Was hatte sie erwartet?

„Delenn? Du, du könntest morgen Abend zu mir kommen? Ich besorge uns was zu essen. Meine Schicht endet um 1800, also sagen wir 1900 in meinem Quartier?" fragte er und richtete sich auf. „Bring die Papiere für das Sprungtor in Sektor 48 mit, dann, eh, sieht es wie ein Arbeitsessen aus." Sie kam zögerlich zurück und John wusste, er würde sie jetzt immer nackt vor Augen haben, wenn er ihr auf der Station begegnete. Ihr Hüftschwung war in Kleidung schon ein Starren wert. „Du machst mich schwach!"

„Du willst noch einmal mit mir essen?" fragte sie verwundert mit dem Glas in der Hand.

„Nun ja, ja. Essen und das, was wir eben gemacht haben," erwiderte er ehrlich schmunzelnd und stand auf. „Es sei denn, du willst nicht."

Delenn schien darüber nachzudenken, sie nippte an ihrem Wasser und stellte es dann ab. „Arbeitsessen," sagte sie dann. „Es soll niemand anderes wissen?"

„Wie wäre wohl die Reaktion, wenn es jemand erfährt, Delenn?" John trat auf sie zu und küsste ihre entzückende Nase. „Die Botschafterin der Minbari und der Starkiller. Ich wette, ich wäre in großen Schwierigkeiten, wenn es Earthdome mitbekommt oder die anderen Botschafter oder deine Leute oder .. Ivanova. Sie würde mich wahrscheinlich umbringen."

„Du hast recht," murmelte sie und ihre Augen begegnetem seinem Blick. Das war keine einmalige Sache? Nicht, dass sie etwas dagegen hätte. Er schien das für einen längeren Zeitraum zu planen. Sie dachte an das Gefühl zurück, das Gefühl, das ihren gesamten Körper und ihren Geist durchgeschüttelt hatte. Das Gefühl bei ihrem ersten Kuss. „Dein Quartier ist versiegelt."

„Oh, ich bin jetzt hochmotiviert eine schnelle Lösung für dieses Problem zu finden, Delenn," lachte John. Er küsste sie fest. „Wirklich hochmotiviert."

Die Botschafterin lächelte. „Dann werde ich um 1900 da sein. Ihr solltet aber noch etwas mehr für die Nutzung des Sprungtores bieten sonst .. können wir es euch nicht überlassen." Sie strich ihm mit dem Zeigefinger über die Wange.

„Oh Mann," sagte er. „Verhandlungen werden jetzt wohl noch sehr viel schwieriger werden."

Sie küssten sich noch einmal und nochmal. In Delenn entstand der Wunsch, er würde nicht gehen müssen. Aber Sheridan löste sich bald aus dieser Umarmung und begann sich anzuziehen. Danach standen sie wieder minutenlang in ihrem Quartier und küssten sich zum Abschied.

„Bis morgen, heute Abend, Botschafterin," verabschiedete er sich schließlich.

„Bis heute Abend, Captain," sagte sie und lächelte sanft.

Ein zweites Mal in wenigen Stunden machte sich ein gut gelaunter Sheridan vom Grünen Sektor auf zum Blauen. Leise setzte er sich dort wieder auf seinen Bürostuhl und dieses Mal schlief er schnell müde ein und schnarchte.


Telepathen, Franklin. Sheridan schüttelte den Kopf auf seinem Weg ins Medlab.

Dabei hatte dieser Tag ganz gut angefangen. Garibaldi hatte ihm seine Uniform besorgt und ihn und Ivanova in seinem Quartier duschen lassen.

Als sie auf Susan warteten, begegnete Johns Blick dem wissenden Grinsen seines Sicherheitschefs. „Was?"

„Das war ein Wahnsinnskleid gestern Abend! Ich habe die Botschafterin noch nie so gesehen. Ich meine, keiner hat das," sagte Michael schmunzelnd. „Wie wars?"

Sheridan zuckte mit den Schultern. „Ganz gut. Wir haben uns gut unterhalten. Sie scheint auch außerhalb von Verhandlungen und Ratsversammlungen ein netter Mensch zu sein. Ich meine, Minbari."

Garibaldi lachte. „Ja, sie ist nett. Undurchsichtig und geheimnisvoll, aber nett. Überwiegend. Sie hat auch schlechte Tage, so wie Londo und G'Kar. Aber ansonsten."

Und damit hatte der Captain die einzige Unterhaltung über Delenn ohne weitere Probleme überstanden. Ivanova und er konnten an die Arbeit gehen.

Als Sheridan ins Medlab abbog, scannte er den Raum mit den Augen. Er suchte und fand Dr. Hobbs, ging zu ihr. „Doktor," sagte er lächelnd. „Haben Sie vielleicht ein paar Minuten Zeit für mich?"

Die junge Frau betrachtete ihn überrascht. Hinter ihrer Stirn ratterten die Gedanken wie bei jedem, wenn der Vorgesetzte einen zum Gespräch bittet. Was habe ich falsch gemacht? „Natürlich," erwiderte sie dann und sie gingen zu einem leer stehenden Krankenzimmer.

Der Captain legte die Hände auf den Rücken. „Ich brauche ein Medikament," sagte er langsam. „Alles hier fällt selbstverständlich unter die ärztliche Schweigepflicht." Dr. Hobbs nickte irritiert. „Ich möchte keine Kommentare oder Fragen von Ihnen. Sie sagen es auch nicht Dr. Franklin."

Die Ärztin runzelte die Stirn. „Wenn ich Ihnen ein Medikament gebe, Captain, dann muss ich es in ihrer Akte vermerken. Dr. Franklin hat Zugriff auf diese Akte und, und normalerweise ist es seine Aufgabe den Kommandostab ärztlich zu betreuen."

Sheridan nickte. „Gut, dann ist es eben so." Mit langen Schritten ging er im Raum auf und ab. „Ich brauche DMAU," erklärte er dann ernst.

Dr. Hobbs nickte erneut, dieses Mal mit einem Anflug von einem Lächeln. Sie ging zu einem Computerterminal und rief die Akte des Captains auf. „Ihre letzte Injektion ist sehr lange her, Captain. Aber Sie haben sie offenbar gut vertragen. Wie lange soll der Effekt andauern?" fragte sie.

„Ehm," begann er unsicher. „Ein Jahr?"

Mit ein paar Eingaben hatte sie schnell die entsprechende Menge berechnet. „Ich bin gleich wieder da." Er atmete auf. Keine Kommentare, keine Fragen. Das lief doch gut. Zufrieden rieb er seine Hände aneinander.

Dieses Mal grinste die junge Ärztin jedoch von Ohr zu Ohr, als sie zurück kam.

„Uhm, keine Kommentare, keine Fragen und kein Grinsen, Doktor," sagte Sheridan.

Dr. Hobbs präparierte die Spritze mit dem Medikament und zuckte mit den Schultern. „Da ich offenbar unwissentlich bereits eine Anordnung verletzt habe .." Sie sah ihn offen an. „Ich freue mich für Sie, Captain, und es ist schön, dass Sie die Verhütung übernehmen." Der Captain verzog das Gesicht und setzte sich gequält auf die Behandlungsliege. „Wer ist es? Kenne ich sie?" Und damit jagte sie ihm leise lachend das Medikament am Hals in den Körper.

John rieb sich die Stelle und hob einen Zeigefinger. „Danke und das nächste Mal gehe ich vielleicht doch lieber zu Franklin."

Die Ärztin gab die Verabreichung in seine Akte ein und lachte. „Sie sind zu mir gekommen, weil Sie dachten, ich wäre das kleinere Übel. So kann man sich täuschen, Captain."

Er schüttelte den Kopf. „Den Fehler mache ich nicht noch einmal, Doktor." So schnell er konnte verließ er das Medlab. Da wartete noch Arbeit auf ihn bis 1800 und die Lösung des Quartierproblems.


„Delenn?" Lennier seufzte innerlich und beobachtete wie seine Mentorin seit zehn Minuten auf die Papiere vor sich starrte ohne ihn zu hören. „Delenn?!" rief er jetzt lauter aus, als je zuvor.

„Ja? Lennier?" Die Botschafterin erschrak und sah ihn an.

„Wieso liegen hier die Abschriften der Verhandlungen über das Sprungtor in Sektor 48?" fragte ihr Assistent sanft.

„Oh, der Captain wollte heute Abend darüber sprechen. Vielleicht finde ich ja mit ihm eine Übereinkunft, die ich mit .. dem Commander nicht gefunden habe," erklärte sie ihm.

„Ich dachte, die Erde hatte ihre Versuche aufgegeben," seufzte er und schob die Abschriften zur Seite.

Delenn grinste ihn an. „Wenn ich eins aus dem Krieg gelernt habe, dann, dass die Erde nie aufgibt, Lennier."

Der junge Minbari scrollte durch ihren Tagesplan. „Eine Verhandlung mit dem Captain steht heute gar nicht im Kalender," stellte er fest.

„Das, eh, haben wir gestern beim Dinner festgelegt. Ich habe vergessen, es einzutragen und dir Bescheid zu geben," sagte sie. Gleichzeitig fragte sie sich, wie lange und wie oft sie die Wahrheit für Lennier verbiegen müsste. Wollte sie das wirklich?

Er nickte und tippte auf das Tablet ein. „Wann ist die Verhandlung?"

Delenn schloss kurz die Augen. „Um 1900." Verwundert sah er sie an. „Es ist nach seinen offiziellen Verpflichtungen. Ein Arbeitsessen in seinem Quartier," fügte Delenn an, nahm ihr Glas Wasser und trank einen großen Schluck.

„Ein weiteres Essen? Dann verlief es gestern gut?" fragte er mit einer Spur Sorge und einer Spur Neugier in der Stimme.

Sie nickte und holte tief Luft. „Ich denke, Botschafter Kosh wird zufrieden sein. Wir lernen uns kennen und hoffentlich wird Sheridan sich dann als Hilfe gegen die Schatten erweisen." Damit wandte sie sich wieder der Arbeit vor ihrer Nase zu und spürte dabei den Blick ihres Assistenten auf sich ruhen.


So nervös war Delenn zuletzt kurz bevor sie den Kokon betreten hatte. Oder gestern. Sie wusste, dass Menschen, wie in vielem anderen auch, eine Mehrzahl an verschiedenen Beziehungsvarianten kannten. Die Botschafterin wollte wissen, in welche Richtung sich Sheridan das vorstellte. Wie stellte sie sich selbst das vor? Oder dachte er darüber gar nicht nach? Minbari kamen frühestens nach einem Jahr zu Intimitäten, wenn keine Rituale übergangen wurden. Sie hatte keine Ahnung wie Menschen das Ganze praktisch am Ende anfangen konnten. Aber hatte sie das gestern Nacht nicht auch getan? Weiter als gestern hatte sie nicht gedacht, nicht geplant, wenn sie überhaupt etwas gedacht hatte. Sie hatte sich vollkommen von ihren neuen menschlichen Emotionen leiten lassen. Sie wollte ihn seit er ihr Quartier betreten hatte und sie hatte es in seinem Gesicht gesehen, dass er auch sie wollte.

Die Botschafterin nickte einem vorbei eilenden Sicherheitsmann zu, presste die Unterlagen an ihre Brust und betätigte den Türsummer.

„Herein!" Die Tür schwang auf.

Das erste, was Delenn beim Betreten des Quartiers auffiel, war das Fehlen von ausreichendem Licht. Auf seinem Tisch und auf dem Küchencounter standen vereinzelt Kerzen herum. Die Tür ging hinter ihr wieder zu.

„Delenn!" Allein wie er ihren Namen aussprach, als wenn er sie monatelang nicht gesehen und jeden Tag vermisst hatte, ließ sie erschauern. Mit wenigen Schritten war er bei ihr, lächelte sie an und küsste sie. Nicht wie gestern. Es war kein leidenschaftlicher Kuss, es war zärtlich, sanft. Sheridans Hände hielten ihr Gesicht und er betrachtete sie skeptisch, als er den Kuss beendete.

Die Botschafterin war sich bewusst, dass sie nicht wirklich bei der Sache war, aber sie lächelte ihn an.

„Eigentlich," begann John. „Wollte ich dir erzählen, wie schlimm mein Tag war und wie sehr ich mich auf dich gefreut habe, aber du hast dein Ich-habe-Fragen-aber-das-kann-warten-bis-Londo-endlich-mal-den-Mund-hält-Gesicht."

Sie lachte auf. „Ich habe was? Und Lennier hat mir von den Toten auf dem Zocalo berichtet heute morgen. Es tut mir leid."

„Nicht deine Schuld." Er nahm ihr die Papiere ab, warf einen kurzen Blick darauf und legte sie dann auf dem Tisch ab. Offenbar hatte er das besorgte Essen vorbereiten, aber nicht sich umziehen können. Sheridan trug seine Uniform und hatte nur die Jacke ausgezogen und ein paar Hemdknöpfe am Hals geöffnet. „Also, bevor das Essen kalt wird, wirst du deine Fragen währenddessen oder danach stellen müssen," sagte er nun und deutete auf die Teller an der Küchentheke.

Sie folgte ihm dorthin und musterte das ihr unbekannte Essen. Dann nahmen sie gegenüber auf den Stühlen Platz. Delenns Robe aus Seide raschelte dabei. Es fühlte sich merkwürdig an hier mit ihm zu sitzen.

„Das sind Nudeln mit diversen Gemüsesorten und ich glaube auch Früchte. Es stammt von einem Restaurant, das thailändische Gerichte zubereitet. Thailand ist ein Land auf der Erde. Das Essen ist sehr gesund," erklärte er mit einem leichten Lächeln. „Also, nicht das, was ich normalerweise esse.

Delenn sah ihn fragend an.

„In Ordnung," seufzte John und schaufelte jedem von ihnen etwas auf die Teller. „Das ist jetzt dein Der-Captain-erzählt-etwas-das-ich-nicht-verstehe-aber-ich-bin-zu-nett-um-zu-fragen-Gesicht. Leg los, ich beantworte dir alle Fragen!"

Sie lachte leise und stocherte mit der Gabel auf ihrem Teller herum. „Ich wusste nicht, dass ich so viele Gesichter habe," sagte Delenn dann und aß eine Gabel voll Nudeln. Die Gewürze waren nicht so fremd wie sie gedacht hatte. Es schmeckte ausgesprochen gut.

„Ich glaube, du hast sogar noch sehr viel mehr. Ich würde sie gern alle kennenlernen." Sie sahen sich an, wurden verlegen und aßen langsam weiter.

„Du isst das normalerweise nicht? Es schmeckt sehr gut," erklärte sie ihm dann mit einem kurzen Lächeln.

„Ja, ich, ich esse meist weniger gesunde Dinge. Brot, Pizza, Kuchen. Oder ich lasse das Essen ganz ausfallen, weil so viel zu tun ist und ich keine Zeit dafür habe. Dr. Franklin hat mir dafür vor ein paar Wochen eine Diät verordnet."

„Diät?" Das Wort war ihr unbekannt und so kräuselte sie die Nase, durchforstete ihr Vokabular und sah ihn hilfesuchend an.

„Ehm, ein Plan bestimmtes Essen zu vermeiden, wie Brot, Pizza oder Kuchen und dafür Salat zu essen," erklärte John ihr und verzog beim Gedanken daran das Gesicht.

„Oh, der Essensplan!" Delenns Gesicht erhellte sich wissend. „Mr. Garibaldi hatte ihn mir gegenüber erwähnt."

„Ah ja?"

„Nun, er hat sich vielleicht nicht besonders nett darüber geäußert, als wir zusammen in einer Transport Tube fuhren," sprach sie weiter. „Möglicherweise habe ich dabei neue menschliche Wörter und ein Gericht namens Bagna Cauda kennengelernt."

Sie lachten. „Ja, das klingt ganz nach ihm." Sie aßen weiter, warfen sich dabei immer wieder schüchterne Blicke zu. „Du hattest Fragen, als du herein gekommen bist, Delenn. Was ist los?" fragte Sheridan dann, als sein Teller fast leer und sein Magen voll war. Sie wand sich. „Das ist dein Es-ist-mir-unangenehm-das-anzusprechen-Gesicht. Oh je!"

Delenn runzelte die Stirn. „Wir verbringen wirklich viel Zeit in Versammlungen und du dabei offenbar viel Zeit damit mich zu beobachten, John," stellte sie trocken fest.

„Ja," sagte er, griff nach ihrer linken Hand und streichelte sie mit seinem Daumen. „Du bist ja auch das Hübscheste und Angenehmste bei den Ratsversammlungen. Sonst würde ich viel öfter Ivanova dorthin beordern, wenn du nicht wärst."

Sie seufzte, entzog ihm ihre Hand und legte die Gabel zur Seite. Dann stand sie auf, um hin und her zu gehen. Die Seide ihrer Robe raschelte an ihren Knöcheln. Wie sollte sie das am besten ansprechen?

Sheridan rieb sich unruhig das Kinn. „So schlimm?"

Ein Seitenblick von ihr traf ihn und sie lächelte ihn aufmunternd an. „Ihr Menschen habt sehr viele .. Beziehungsvarianten," sagte sie schließlich. „Ich .. ich weiß nicht wie du dir das .. vorstellst."

„Ich? Mir?" John lachte amüsiert, stand nun ebenfalls auf und ging zu ihr. Vorsichtig griff er nach ihren Händen. „Wir uns, Delenn. Und um ehrlich zu sein: ich habe keine Ahnung! Wäre es so schlimm einfach das, was wir angefangen haben, fortzuführen? Und dann sehen wir in welche deiner .. Beziehungsvarianten es uns bringt?"

„Also heimliche Treffen?" fragte Delenn unsicher.

„Heimliche Treffen," bestätigte er und küsste ihre Fingerspitzen. „Und Sex, jede Menge davon!"

Sie lachte auf. „Dann hast du wohl kein Interesse an unserem Sprungtor in Sektor 48?"

„Nicht das geringste Interesse. Aber die Verhandlungen stecken fest und es gibt uns eine wunderbare Coverstory."

Delenn sah zu ihm auf. „Du hast gestern Nacht ziemlich schnell die Idee zu dieser .. Coverstory .. gehabt, John." Sheridan verzog das Gesicht und grinste jungenhaft. „Ist das dein Sie-hat-mich-erwischt-und-jetzt-brauche-ich-eine-gute-Erklärung-Gesicht?"

Er legte die Hände auf ihre Hüften und zog sie zu einem festen Kuss zu sich heran. Danach begegnete er ihrem noch immer herausfordernd, fragendem Blick. „Vielleicht," gestand er. „Habe ich mir das hier schon einmal imaginär vorgestellt gehabt? In langweiligen Versammlungen, einsamen Nächten."

„Imaginär?" Sie legte den Kopf schief und erlaubte ihm so ihren Hals zu küssen. Delenn seufzte.

„Du brauchst ein Wörterbuch, Delenn," fand er amüsiert. „Oder wir, hm, reden einfach weniger. Imaginär bedeutet, eingebildet, erdacht oder ausgedacht."

„Dann hast du vermutlich viel Fantasie," schmunzelte sie und spielte mit den Haaren in seinem Nacken.

„Jede Menge." Sie grinsten sich an, fühlten sich wieder viel sicherer im Umgang miteinander. Die Botschafterin drehte sich um und ging zu seiner Couch, setzte sich. Dieses Mal seufzte er, kratzte sich an der Wange. „Ehm, ich schätze, du hast keinen Hunger mehr?" fragte der Captain und wandte sich den Resten ihrer Mahlzeit zu, um sie wegzuräumen.

„Darauf nicht, nein," erwiderte sie unschuldig und nahm ihre Papiere vom Tisch, um sie zu studieren und Sheridan darüber hinweg anzusehen.

Die Teller klapperten verdächtig bei ihrer Antwort. Er lachte auf, stützte die Hände auf dem Küchencounter ab und drehte den Kopf zu ihr. „Dafür, dass du viel darüber lesen musstest, weißt du ganz genau, wie du mich verwirren kannst, Delenn," brummelte er kopfschüttelnd.

„Ich lerne schnell," behauptete sie schmunzelnd.

Plötzlich saß er neben ihr, lehnte sich herüber und sah auf ihre Unterlagen.

„Ich dachte, du wolltest aufräumen?"

„Hm. Das kann warten," sagte er heiser und küsste ihr Kinn. „Was tust du da?"

„Arbeiten. Ich sehe da eine Chance wie ihr uns doch überzeugen könntet, euch das Sprungtor zu vermieten, aber der Preis ist immer noch hoch." Delenns graue Augen leuchteten schalkhaft im Kerzenlicht.

John grinste breit. „Ich tue alles, um dich zu überzeugen, Delenn." Seine heißen Lippen fanden ihre und beinahe rutschten ihr die Papiere vom Schoß. Dann küsste er sich ihren Hals hinunter, das hieß, er versuchte es. „Warum hat das Kleid einen verfluchten Kragen?" murrte er und lehnte sich etwas zurück.

„Alle meine offiziellen Roben haben einen, John," sagte sie, hob ihre Hand und legte sie auf seine Wange. „Aber du besitzt genügend Fantasie, habe ich gehört." Delenns Finger fanden ihren Weg zu seinem offenen Hemd.

Seiner Kehle entrang sich ein Grollen, als er sie wieder küsste und den Druck so weit erhöhte, dass sie rücklings auf der Couch und er neben ihr landete. Die Verhandlungspapiere waren nun komplett verloren auf den Boden gerutscht und Delenn lachte nervös. Sanft strich sie mit ihren Händen durch seine Haare. „Du, du wolltest mir erzählen wie schlimm dein Tag war," erinnerte sie ihn.

„Jetzt?" Sheridan betrachtete ihr Gesicht eindringlich. „Du brauchst keine Angst haben, nicht vor mir. Wir machen nichts, was du nicht willst."

Delenn streichelte ihn weiter. „Ich habe keine Angst, aber vielleicht bin ich nervös," gestand sie ein.

„Das brauchst du nicht. Ich dachte, nach gestern Nacht hast du einen guten Eindruck davon bekommen?" Er lachte leise und küsste sie zärtlich. „Du warst .. sehr deutlich gestern, weißt du? Auch wenn ich den Teil in deiner Sprache nicht verstanden habe."

„Irgendwie." Die Botschafterin holte tief Luft und sah an ihm vorbei. „Ich nahm an, es wäre, nun ja, eine einmalige Sache. Ich nahm an, du willst mich danach nicht mehr."

John nestelte mit einer Hand an ihrem Gürtel. „Wie kommst du darauf? Ich will dich mehr denn je!"

„Ich weiß nicht. Deine Kultur ist mir manchmal immer noch sehr fremd." Delenn hob den Kopf und sie küssten sich erst langsam, dann immer leidenschaftlicher. Der Captain knabberte an ihrer Unterlippe und seine Hand hatte alle Kniffe an ihrem Gürtel erfolglos ausprobiert und aufgegeben. Stattdessen strich er Delenn damit über die Robe.

Nach dem Kuss blickte er in ihr amüsiertes, breites Lächeln. „Du hast keine Ahnung von minbarischer Sexualität und minbarischer Kleidung, John," zog sie ihn auf.

Sheridan hob einen Zeigefinger. „Ich mag dich nackt auch viel lieber und ich könnte es lernen."

Delenn nahm seine Hand in ihre und führte sie an die richtigen Stellen ihres Gürtels. Ein bisschen Druck auf seine Finger und der Gürtel sprang auf. „Das ist nicht der schwierigste Teil."

„Hast du mich gerade dumm genannt, Botschafterin?" fragte er gespielt verärgert und küsste ihr Ohrläppchen, spielte mit seiner Zunge daran.

Sie stöhnte auf. Ihr Verlangen nach ihm wuchs mit jeder Berührung und drängte ihre Nervosität in den Hintergrund. „Uninformiert .. uninformiert, nicht dumm, Captain," flüsterte sie belustigt. Mit flinken Fingern öffnete sie sein Hemd und zog es ihm über die Schultern.

So gefesselt lehnte sich Sheridan zurück, um es sich komplett auszuziehen. Aber er war nicht schnell genug. Delenn beobachtete ihn kurz und nutzte ihre Freiheit dann, um von der Couch aufzustehen. Noch immer mit seinem Hemd hadernd und auf Knien auf dem Sofa sah John zu ihr auf. Sie lächelte ihn an, schlüpfte aus ihren Schuhen und ging zu den Trenntüren, die den Wohnraum von seinem Schlafzimmer abgrenzten.

Er starrte ihr mit offenem Mund hinterher. Wusste sie wie lasziv dieses Lächeln war, wie unglaublich verführerisch ihr Hüftschwung? Delenn schob die Tür auf und drehte sich wieder lächelnd zu ihm um. Dieses Lächeln sandte einen direkten elektrischen Schock durch seinen Körper bis in seine Leistengegend. Angespornt durch die Enge seiner Hose, streifte er nun endlich das Hemd von seinen Handgelenken. Hastig stand er auf und folgte ihr fast stolpernd in sein Schlafzimmer hinein.

Die Botschafterin betrachtete sein Bett neugierig, als er bei ihr ankam. Sie beugte sich vor und berührte die Laken. „Horizontal," murmelte sie dabei.

John erfasste die Situation in Sekunden, grinste spitzbübisch und trat ganz nah von hinten an Delenn heran. Sie zuckte zusammen, als er ihre Hüfte packte und sie seine ausgeprägte Erektion spürte. Als sie sich langsam wieder aufrichtete, flüsterte er in ihr Ohr: „Erbitte das minbarische Sprungtor passieren zu dürfen!"

Delenn lachte. „Wie bitte?" fragte sie und drehte sich zu ihm um.

John verzog das Gesicht. „Mir ist nichts besseres eingefallen," murmelte er peinlich berührt und senkte den Kopf.

Sie küsste ihn sanft, ihr Zeigefinger an seinem Kinn. „Du hast wirklich viel Fantasie. Verrückte, merkwürdige Fantasie." Ihre Augen leuchteten, als ihr Finger von seinem Kinn über Hals, Brust und Bauch tiefer wanderte. Ihre Hände öffneten seinen Gürtel und dann die Hose.

„Ehm, solltest nicht du erstmal-" protestierte er lahm.

„Nein," unterbrach sie ihn. „Gestern durftest du gucken, heute bin ich dran." Sie grinsten sich an und Delenn ging in die Knie, zog ihm Hose und Unterhose zusammen herunter. Mit ihrer Hilfe entledigte er sich der Hosen, Schuhe und Socken. John stöhnte auf, als sie wieder hoch kam und der Stoff ihrer Robe seine Erektion streifte. Die Botschafterin trat einen Schritt zurück, der Captain hob die Augenbrauen, breitete dann seine Arme aus. Ihr Blick wurde skeptisch.

„Was?" fragte er unsicher. „Was?"

„Bist du noch auf .. Diät?" neckte sie ihn schmunzelnd.

„Du Biest!" grummelte er und streckte eine Hand nach ihr aus. „Du hast leicht reden, dein Körper ist perfekt!"

Sie legte ihre Hand in seine und ließ sich zurück ziehen. „Niemand ist perfekt," sagte sie leise.

„Vielleicht nicht," gab er zu und beugte sich herunter für einen Kuss. „Aber du bist verdammt nah dran. Wohoo!" Der Ausruf galt der Tatsache, dass sie ihre andere Hand um seine Erektion gelegt hatte und entlang strich. Er biss die Zähne zusammen. Zu lange her, zu lange her. Gut, technisch gesehen, nicht mehr lange her. Aber bei Gott, sie wusste, was sie tat! „Delenn! Stopp! Bitte!"

Sie nahm ihre Hand weg und sah ihm besorgt ins Gesicht. „Nicht gut?"

„Doch, doch, sogar sehr gut." Sheridan atmete tief durch. „Aber .. ich will es nicht verschwenden." Jetzt suchten seine zitternden Hände nach den Verschlüssen ihrer Robe.

„Verschwenden, hm, stimmt es, dass ihr Menschen mehr als einmal die Nacht Sex haben könnt?" fragte Delenn neugierig und legte ihre Hände über seine, um sie zu führen.

Er nickte lächelnd. „Ja, das kommt vor." John fiel es schwer sich die Verschlüsse zu merken, aber er stellte fest, dass es ein wiederholendes Muster gab. „Als du vorhin meintest, dass wäre nicht der schwierigste Teil, hast du nicht übertrieben."

Sie grinste breit, führte seine Hände zu ihren Schultern und nickte ihm zu. John hob eine Braue und als er ihr die Robe über die Schultern streifte, fiel sie komplett von ihrem Körper. Minbarische Unterwäsche, nicht unattraktiv, dachte er beim folgenden Anblick. Sie schien ebenso wie ihre Robe seidenstoffähnlich zu sein und schimmerte in dunklem Rot. John berührte den Stoff des Oberteils an ihren Rippen. Delenn hob ihre Arme und er zog es ihr über den Kopf aus. Mit Verwunderung nahm sie zur Kenntnis, dass er es sich danach kurz ins Gesicht drückte, daran roch, bevor er es ebenfalls auf den Boden gleiten ließ. Ihren fragenden Blick erwiderte er mit einem Schulterzucken und einem heißen Kuss. Sie zitterte unter den Berührungen seiner rauen Hände auf ihrem nackten Oberkörper. Dann kniete er sich vor sie und befreite Delenn vom letzten Stück Stoff.

John sah mit leuchtenden Augen hoch zu ihr. „Perfekt."

„Unsinn," erwiderte sie, beugte sich vor, um ihn zu küssen.

Währenddessen stand er wieder auf, nahm ihr Gesicht in seine Hände. „Du kannst meine Komplimente ruhig annehmen, Delenn. Du bist wunderschön," sagte er danach und sah ihr tief in die Augen.

Sie lächelte und senkte ihren Blick wieder. „Ich bin nicht gut darin. War ich noch nie," murmelte sie verlegen. „Und es ist lange her. Vermutlich länger als bei dir."

Ein Schatten legte sich kurz über Sheridans Gesicht und er war froh, dass sie ihn nicht sehen konnte, bevor er sich wieder im Griff hatte. Er wollte jetzt keinesfalls an Anna denken. Sie war Vergangenheit. Tot. Und er lebte weiter und er musste weiter leben und wie er seit gestern lebte. „Delenn?" Die Botschafterin blickte auf. „Du bist wunderschön," wiederholte er. „Du bist perfekt, in meinen Augen. Und ich bin heilfroh, dass wir .." John deutete mehrfach mit der Hand auf sie und dann auf sich selbst. „ .. ehm, kompatibel sind."

So wie er es gehofft hatte, passierte es. Delenn lachte belustigt auf. „Kompatibel, John? Und ich dachte, nach dem Sprungtor-Satz kommt nichts besseres mehr."

Er lachte mit ihr und berührte sanft ihre Brüste. „Ich bin erstaunt, dass du das Wort kompatibel überhaupt kennst." Seine Daumen umrundeten ihre Nippel.

Sie sog scharf die Luft ein. „Es bedeutet, ehm .. oh John!" Ihre Lider flatterten, als sie die Augen schloss.

„Nnnein, falsche Antwort," erwiderte er amüsiert und küsste ihre vollen Lippen mit Leidenschaft. Vorsichtig dirigierte er sie während des Kusses Richtung Bett. Kurz davor spürte er ihren Widerstand. „Noch immer nervös?" fragte er leise und hielt inne.

„Nein, es ist nur," murmelte Delenn und warf dem Bett einen Seitenblick zu. „Wir glauben, schlafen in der Horizontalen lockt den Tod an."

John hob die Augenbrauen. „Du denkst, ich würde dich heute Nacht schlafen lassen?" fragte er lachend. „Das wird nicht passieren." Sein Atem streifte ihren Hals, ihr Ohr und der Widerstand schmolz dahin.

„Ist morgen nicht eine Ratsversammlung?" Delenn grinste schmal, während Sheridan offensichtlich versuchte, darüber nachzudenken.

„Und wenn schon! Hör auf mich abzulenken!" Ein Kuss ergab den anderen und wenig später befanden sie sich in seinem Bett. Die Botschafterin der Minbari in meinem Bett, dachte er verwundert. Delenn in meinem Bett, folgte ein stolzer Gedanke. Noch vor einigen Wochen hätte er darüber gelacht, es als Hirngespinst abgetan. Und nun waren sie hier, streichelten sich, küssten sich, als gäbe es kein Morgen. Nun, im Grunde gab es kein Morgen, wenn sie es geheim halten wollten.

Sheridan küsste sich bis zu ihren Brüsten hinunter, knabberte abwechselnd an ihren Nippel. Delenn wand sich unter ihm, murmelte Worte, die er wieder nicht verstand. Er konnte ein paar Brocken Feek, aber das war die Sprache der Kriegerkaste und nicht der religiösen. Irgendwann erreichte er ihren Bauchnabel, sie wurde weniger gesprächig, krallte sich in die Bettlaken. Ihr Kopf sah hinunter, als er sich seinen Weg tiefer bahnte.

[Nein! Stopp!] Johns fragender Blick ließ sie diese Worte in seiner Sprache wiederholen.

Er erreichte wieder ihren Bauch. „Bist du sicher?" Sie nickte. „In Ordnung. Wir machen nichts, was du nicht willst." Delenn entspannte sich wieder und eine Hand verirrte sich in seinem kurzen Haar. „Es soll gut sein, weißt du? Vielleicht ein anderes Mal?" Sie antwortete nicht, sah ihn nur unsicher an. John küsste sie verlangend und begann ihre Schenkel zu streicheln. „Sag einfach Bescheid falls du es irgendwann mal probieren willst. Bis dahin versuche ich es nicht mehr, weil du es nicht willst."

„Danke," murmelte sie. Ihr Kopf flog nach hinten ins Kissen, als seine Hand, wie am Abend zuvor, zwischen ihre Beine gelangte. Seine Finger umrundeten ihre Klitoris und noch mehr Worte auf Adronato füllten den Raum.

Er grinste und beobachtete die Auswirkungen seines Tuns auf ihren grazilen Körper.

„Bitte!"

Seine Lippen küssten ihren Hals, ihr Ohr. „Bitte .. was? Was möchtest du, Delenn?"

Ihr Herz klopfte, ihr Körper schrie nach mehr und John wollte was? Wissen, was sie wollte? Wusste er das nicht? Sie glaubte sich zu erinnern, dass sich die Menschen dies auch in den Aufzeichnungen fragten. Aber sie war kein Mensch. Delenn griff nach seiner Erektion. Das wollte sie.

Sheridan stöhnte auf und verbarg sein Gesicht in ihrer Halsbeuge. Er keuchte und das Geräusch ging in ein leises Lachen über. „Was frage ich auch so dumm?" Ihre Hand bewegte sich erneut gekonnt seine Länge entlang. „Delenn, stopp! Bitte .. überlass alles mir!" brachte er zwischen zusammen gebissenen Zähnen hervor.

„Wieso?" Ihr Akzent war stärker als zuvor.

„Menschliche Körper, menschliche Sexualität. Ich weiß, was, eh, oh Gott, was ich tue!" klang es dumpf aus dem Kissen.

„Aber ich will das," erwiderte Delenn atemlos.

„Du .. brauchst Geduld. Sonst wird es, verdammt nochmal, Delenn, nicht so gut wie gestern," erklärte er, während er versuchte, nicht in ihrer Hand zu explodieren. Endlich ließ sie von ihm ab und er atmete tief durch, hob den Kopf und sah sie an.

„Du wolltest .. wissen .. was ich will." Delenn lächelte dünn.

John küsste sie sanft. „Ich wollte es hören, ja." Er lächelte zurück. „Mit Worten. Mit Worten, die ich verstehe," fügte er an und küsste sie ein weiteres Mal.

Die Botschafterin seufzte, strich ihm mit einer Hand über seine empfindliche Seite. Als er, wie gestern, zur Seite zuckte, grinste sie zufrieden. „Ich will dich, John."

Er senkte seine Lippen an ihr Ohr. „Oh ja? Wie sehr?" fragte er amüsiert.

„Übertreibe es nicht," murrte Delenn und ein Stöhnen entrang sich ihrer Kehle, als er sie plötzlich zwischen den Beinen massierte. Ihre Hüfte kam seinen Fingern entgegen, die in sie eindrangen. [Ich will dich jetzt!] rief sie aus und wiederholte es gleich darauf in seiner Sprache. „Bitte, John! Jetzt!"

„Geduld," flüsterte er, lächelte und begann an einem ihrer Nippel zu knabbern.

Sie zog am Laken, warf den Kopf herum und war wieder komplett in ihre Sprache verfallen. Sheridan nahm sich vor, Adronato zu lernen. Das einzige, was er verstand, war sein Name kurz bevor sie ihren Höhepunkt erreichte. Sie zitterte, bebte und zuckte unter seinen fortwährenden Berührungen. „Ich könnte dir die ganze Nacht dabei zusehen," seufzte er und küsste liebevoll ihr Kinn, ihre Wange, die Lippen.

Sie rückte noch näher an ihn heran, als sich ihr Blick etwas klärte. Ihr Herz klopfte wild. Sie begann diesen neuen Körper zu mögen und er hatte einen großen Anteil daran. „John?"

„Hm?" Seine Hände streichelten sie sacht.

„Ich brauche dich also nicht dazu? Nur eine .. Hand?"

„Ehmmm."

Sie lachte.

„Darüber macht man keine Scherze, Delenn! Das ist ernst!" Mit einer Bewegung war er wieder über ihr, sah ihr tief in die Augen.

Delenn seufzte und streichelte sein Gesicht. Er lächelte. Bei Valen, wie sehr sie dieses Lächeln mochte. Wie sehr sie dieses Lächeln liebte. Wieso war das so? Sie musste, sie musste .. Es brauchte nur ein paar Küsse und Berührungen und ihr Körper knüpfte sogleich an die Zeit davor an, zitterte vor Aufregung und Erregung und verscheuchte ihre Gedanken. Er legte sich ihr Bein um seine Hüfte und drang in sie ein. Ganz langsam dieses Mal, so wie er es auch gestern geplant hatte. „Delenn, Delenn, Delenn." John schaffte es, ihren Namen immer anders auszusprechen. Durch den tiefen Augenkontakt sah er auch bei ihr die Überraschung und Angst aufblitzen, die ihn selbst umtrieb. Ihre Gründe waren wahrscheinlich nicht die seinen, aber … Er küsste sie leidenschaftlich, vertrieb alles andere aus seinem Kopf. Dann begannen sie sich im Einklang miteinander zu bewegen. Erst langsam, dann immer schneller und dringlicher. John half mit seiner Hand nach, als er sich kaum noch zurück halten konnte. Ihr Orgasmus kam, da hatte er sie gerade erst berührt. Sie zitterte und als er sich seinem Höhepunkt hingab, schlang Delenn auch ihr anderes Bein um ihn herum. „Delenn," flüsterte er erneut liebevoll an ihrem Ohr, stützte sich neben ihr ab und drückte seine Nase in die Kissen. Sie legte ihre Arme fest um ihn, wollte ihn weiterhin spüren. „John," murmelte sie. Es dauerte eine ganze Weile bis sie ihn losließ. Er küsste ihre Nasenspitze, rollte sich neben ihr aufs Bett und zog die Bettdecke über sie beide.

Die Botschafterin drückte sich wieder an ihn, ihre Hand auf seiner Brust. Sie musste unbedingt morgen mit Kosh sprechen und sie lachte innerlich, ungläubig bei diesem Gedanken in der jetzigen Situation. Er musste ihr etwas verschwiegen haben, anders konnte sie sich ihre aufgewühlte Gefühlswelt nicht erklären.

Abwesend streichelte John Delenns Arm hinauf und hinunter und wieder von vorn. Sein Kopf war leer. Er wollte nicht nachdenken, nicht darüber und nicht jetzt.

Delenns Kopf schob sich langsam und vorsichtig auf seine Brust, sie gähnte geräuschvoll.

„Hey, was hast du vor?" fragte er sie leise.

„Schlafen," erwiderte sie müde. „Jetzt liege ich nicht ganz horizontal."

„Du hast mir noch nicht gesagt, wie gut ich heute war," sagte er grinsend.

„Du," begann sie, drehte sich, um ihn anzusehen. „Du hast mir gesagt, ich solle alles dir überlassen. Ich hatte gar keine Chance .. gut zu sein. Du warst .. wie immer," neckte sie ihn.

„Wie immer." Er lachte, amüsiert über diese Wortwahl. Als würden sie dies bereits ihr ganzes Leben lang machen und nicht erst seit gestern. Seine Finger spielten mit ihrem Haar. „Kennst du das Gefühl, dass es, dass es niemals schlecht sein könnte?" fragte er dann ernst. „Als wenn du weißt, was du tun musst und das von Anfang an, obwohl, obwohl das gar nicht sein kann?" Sie sahen sich an, Delenn senkte den Blick soweit es ihr möglich war. Dann drehte sie sich wieder so, dass sie ihn nicht ansah.

„Ja."

„Wie oft hattest du das Gefühl schon mal?" John kannte die Antwort, aber er musste sie hören.

„John, wenn man Glück hat, wenn man wirklich Glück hat, dann erlebt man das genau einmal im Leben," erwiderte sie, als wäre er schwer von Begriff. Die Minbari hatten auch eine Bezeichnung dafür, aber sie wollte nicht daran denken. Sie musste sich irren. Kosh hätte es ihr erzählt. Oder?

Sheridan sagte dazu nichts mehr. Auch er wollte nicht darüber nachdenken, zu sehr nagte das Schuldgefühl an ihm, das er seit gestern permanent bekämpfen musste.

Delenn erwachte von einem ihr unbekannten Geräusch. Sie hob den Kopf, stemmte sich hoch und betrachtete den schlafenden Menschen mit dem halboffenen Mund. Sie setzte sich auf, seine Hand rutschte von ihrem Körper. Die Botschafterin lächelte sacht, als sie ihn betrachtete, sich durchaus bewusst, dass sie hier vielleicht ein Ritual startete und das ohne sein Wissen. Doch es dauerte nicht lange, da suchte die verrutschte Hand nach ihr, da erstarb das Geräusch, weil er den Mund schloss und die Augen öffnete. Als würde er wissen, dass sie wach war. In ihr zog sich etwas zusammen und sie drehte sich um, wollte aufstehen. Aber zwei kräftige Hände packten sie augenblicklich und hielten sie fest.

„Wo willst du hin?"

„In mein Quartier. Wir müssen es geheim halten, erinnerst du dich?"

„Hm." Sein trockener Mund suchte nach etwas Speichel. „Ich wollte dich nicht schlafen lassen."

Delenn lachte auf und ihre Augen leuchteten belustigt. „Das ist dir ja gut gelungen. Ich habe hier schon besser und länger geschlafen als bei mir."

Sein Kopf schnellte hoch. „Computer, wie spät ist es?"

/Es ist ein Uhr./

Sheridan sank wieder in die Kissen. „Verdammt!" murrte er, sauer über sich selbst.

Sie strich ihm mit der Hand über die Wange. „Noch länger und es wird verdächtig, John."

Er nickte widerwillig und ließ sie los. „Du hast recht."

Die Botschafterin zog sich an, lehnte sich dann zu ihm herüber und küsste ihn. „Vielleicht haben wir den Schlaf gebraucht," mutmaßte sie.

„Eine weitere Nacht wäre wohl auch verdächtig," grollte es aus ihm heraus. „Verdammter Mist, John, du Sohn einer, eh, Frau," schimpfte Sheridan mit sich selbst und kriegte gerade noch die Kurve.

Delenn sah ihn verwirrt an, küsste ihn dann ein weiteres Mal und ging in den Wohnraum. Es dauerte ein paar Minuten bis sie die Verhandlungspapiere aufgesammelt und sich die Schuhe angezogen hatte. Als sie sich umdrehte, stand er dort und beobachtete sie.

„Delenn," sagte er und trat auf sie zu. „Ich möchte mit dir zusammen sein. In jeder freien, geheimen Minute, die wir haben!"

Es herrschte wieder jene Ernsthaftigkeit, vor der sie beide noch etwas zurückschreckten.

Sie küsste ihn erneut sanft. „Dann versuchen wir es möglich zu machen." Sie lächelten sich an. „Und in der Zwischenzeit habe ich eine Hand," zog sie ihn auf.

John stöhnte gequält auf. „Du machst mich fertig, Delenn!"

Sie küssten sich ein letztes Mal und dann auf dem Weg zum Schott noch zwei letzte Male. Bevor sie aus seinem Quartier trat, strich sie noch einmal über ihr Kleid und warf ihm einen kurzen lächelnden Blick zu.


Es war fast Mittag, als Delenn am nächsten Tag etwas Zeit erübrigen konnte und in den Aliensektor ging. Nervös betrat sie Botschafter Kosh Aufenthaltsort und nahm einen Zug Sauerstoff bevor sie sprach. „Ich habe das getan, was du verlangt hast." Pause. „Wir waren essen und .. verstehen uns."

Koshs Schutzanzug blinkte in seiner Mitte. „GUT."

Die Botschafterin wartete zu lange und musste einen weiteren Zug Sauerstoff nehmen. „Du hast mir nicht alles erzählt, oder?" Kosh antwortete nicht. „Du wusstest es! Du wusstest es und hast es mir nicht gesagt!"

„JA."

„Wieso?"

„HÄTTEST DU ES GEGLAUBT?"

Delenn atmete weiteren Sauerstoff ein. „Nein," sagte sie leise. „Nein, vermutlich nicht. Ich glaube es jetzt noch nicht." Sie senkte den Kopf und hob ihn wieder, als sie helles Licht aus Kosh Schutzanzug traf.

Eine längst vergessene Erinnerung tauchte vor ihren Augen auf. Ein Leichnam, Lennon, wurde an ihr vorbei geschoben. Zwei Menschen, Soldaten, auf der anderen Seite des Ganges, sich kräftig wehrend gegen die Krieger, die sie festhielten. Ihre Augen weiteten sich überrascht. „John." Er war so jung und zornig, die Haare noch kürzer.

Koshs Licht erlosch. Die Erinnerung beendet. Delenn hob das Atemgerät vor Mund und Nase.

„Alte Seelen," murmelte sie.

„ALTE SEELEN."

Delenn schüttelte ungläubig den Kopf. Ein Mensch. Sie stammelte eine Verabschiedung und verließ den Vorlonen.


Fortsetzung folgt, vielleicht …