Ich kann's nicht lassen oder?
Schon wieder so eine HP Story...
Ich weiß auch gar nicht, wo die auf einmal herkam... zeitlich einzuordnen beim Gefangen von Askaban / Drittes Schuljahr?
Ich hab keine Ahnung!
Chronologisch ergibt die Story eigentlich ÜBERHAUPT keinen Sinn! :D
Gibt's einen Brunnen im Hof?
Bestimmt... IRGENDWO! xD
Fühlen sich Wehrwölfe zu Neumond extra hormonell? HIER SCHON! XD Want a little PMS for Lupin? Es klingt jedenfalls so... *hust*
Dieses Mal habe ich mich immerhin daran gehalten und es bei einem Oneshot gelassen, statt noch VIEL mehr Kapitel dranzuhängen... *sfz*
Naja, ich wünsche euch muggeligen Spaß beim Lesen! :)


Verlockung

Seine Schuhe schabten über den blanken Steinboden in seinem Klassenraum. Auf seinem Tisch stapelten sich die Aufsätze der Drittklässler. Wie wirkt sich die Zugabe von Froschaugen anstelle von Krötenwarzen bei einem Transzendentaltrank aus und berechnen Sie den Vorgang, um einer Vergiftung vorzubeugen.

Er hatte genau so wenig Lust, die schlechten Aufsätze zu lesen, wie die Schüler Lust gehabt hatten, ihn zu verfassen. Es würde sich zeigen, wer in seinem Unterricht aufgepasst hatte und wer sich nur auf seine Bücher verlassen wollte.

In einer Ecke saß der junge Potter und schrubbte die Braukessel der letzten Klasse.

'Er hat es nicht anders verdient!' dachte Severus hämisch und schloss die Fläschchen mit den passablen Ergebnissen der Zweitklässler in den Giftschrank. Jedes Fläschchen war mit dem Namen des Schülers versehen, der den Trank gebraut hatte. Es waren insgesamt nur vier. Die restlichen vierundzwanzig Fläschchen waren entweder falsch zubereitet worden oder leer, weil die Schüler nicht damit fertig wurden.

Das Schuljahr neigte sich schon fast dem Ende zu. Er war davon ausgegangen, dass die Zweitklässler mit seinem Unterrichtsstil mittlerweile vertraut waren. Er besann sich eines besseren. Diese Aufgabe hatten sie jedenfalls gründlich vermasselt.

Severus lauschte dem genervten Schrubben der Bürste, die kräftig und energisch über den Kesselboden geschrubbt wurde. Harry war sauer und das ließ er jetzt an den Kesseln aus. Umso besser, dachte sich Severus. So würde der Junge zumindest etwas von seiner überschüssigen Energie loswerden.

»Wenn Sie mit den Kesseln fertig sind, füllen Sie die Brenntiegel nach, Potter«, wies er den Schüler an, ohne ihn dabei eines Blickes zu würdigen.

»Ja«, kam die zerknirschte Antwort und Harry ließ keinen Zweifel daran aufkommen, dass er mit seiner Strafarbeit keinesfalls einverstanden war.

»Das heißt 'Ja, Sir', Potter! Je eher Sie sich fügen, desto leichter wird es Ihnen fallen, sich einzugliedern und weniger aufsässig zu verhalten!«

»Ja, Sir!« Harry sah ihn wütend an.

Severus liebte es, seine Position klarzustellen. Der Junge war ihm definitiv zu rebellisch und zu faul. Beide würden davon profitieren, sollte Harry endlich die Möglichkeit bekommen, Zaubertränke als Fach abwählen zu dürfen.

Severus verabscheute Müßiggang.

Und er verabscheute Schüler, die ihre Chance nicht zu würdigen wussten, an einer Zaubereischule unterrichtet zu werden.

Es ist, wie es stets immer war: Solche Schüler musste es wohl in jedem Jahrgang geben. Sie ließen sich durch das Schuljahr mitziehen mit schlechten Noten, zum Nachteil derer, die lernen wollten, und hatten hinterher genau so wenig Ahnung von Zaubertränken wie vorher.

Zutiefst mit sich zufrieden lauschte er dem rhythmischen Scheuern der Bürste und dem aufgebrachten Gemurmel.

»Stellen Sie die Kessel in den Vorratsraum, wenn Sie fertig sind«, ordnete Severus an während sein Blick auf die schäbigen Fläschchen mit den unreinen und misslungenen Tränken fiel. Er verstand nicht, wie man diesen Trank nicht erfolgreich nachbrauen konnte. Die Anleitung stand seit Wochen auf der Tafel. Er hatte nichts daran geändert. Aber wer nicht aufpassen will, der nimmt natürlich auch nicht die zur Verfügung stehenden Hilfen an.

Severus seufzte leise und schüttelte den Kopf.

Sein Blick fiel auf den Kalender, der an der Wand hinter seinem Pult hing. Es war Neumond. Besser er fing mit dem Brauen des Wolfsbanntrankes heute noch an. Der Trank für die letzte Mondphase wäre beinahe nicht rechtzeitig fertig geworden, weil die Erstklässler ihn beim Brauen gestört hatten und mit ihren kleinen glibbrigen Händen die Zutaten verunreinigt hatten. Das war das erste und letzte Mal, dass er den Trank während der Strafarbeitsstunden gebraut hatte. Er war davon ausgegangen, in Ruhe arbeiten zu können, während die zwei Klassenclowns, die ihren Trank während des Unterrichts zum Explodieren gebracht hatten, aus Versehen das Brennöl für die Feuerstelle unter seinem Kessel auf seinem Pult umgestürzt hatten, während Severus daran arbeitete. Die umliegenden Zutaten und bereits vorbereiteten Mischungen hatten sofort Feuer gefangen. Der Trank war ruiniert. Er wusste, worauf die beiden Jungs aus waren. Sie wollten die Strafarbeit sabotieren, um eher entlassen zu werden. Nur hatten sie ihre Rechnung nicht mit Severus Snape gemacht. Er ließ sie schließlich die Kerkerketten mit einem Sodagemisch und einer Zahnbürste reinigen.

Nichtsdestotrotz musste er mit dem Wolfsbanntrank von vorne beginnen und wäre beinahe nicht rechtzeitig fertig geworden. Das hätte böse enden können. Remus hätte die Nacht wieder in der Heulenden Hütte verbringen müssen. Beide wussten, dass das keine Option war. Zu viele schlechte Erinnerungen verbanden beide mit der Hütte. Remus sogar mehr als Severus. Für sie stand jedenfalls fest, dass sie die Heulende Hütte nie wieder verwenden wollten für Remus Wehrwolfsnächte.

Gedankenverloren starrte er auf die Feuerschwanzfedern, die von den Schülern auf den Tischen vergessen oder nicht sorgfältig zurück ins Regal einsortiert worden waren. Er hatte angeordnet, dass jeder Schüler seine nicht verwendeten Zutaten wieder zurücklegen sollte. Einigen Schülern musste das eine schier unmögliche Aufgabe gewesen sein, denn die Federn lagen überall verstreut um den Glasbottich herum, in denen sie normalerweise aufbewahrt wurden.

Ein Räuspern riss ihn aus seinen Gedanken. Missmutig drehte er sich um. Eine Augenbraue kletterte seine Stirn empor.

»Sind Sie fertig, Mr. Potter?« fragte er ruhig und kam nicht umhin, seine Stimme vor Missbilligung triefen zu lassen. Der Junge konnte unmöglich jetzt schon alle Kessel gesäubert haben. Selbst wenn, müsste er wieder jeden einzelnen Kessel auf Rückstände überprüfen, denn er traute dem Jungen keine Sorgfalt zu in dem, was er ihm aufgetragen hatte.

»Nein...«, sagte der Junge. »Sir!« Potter betonte das Wort extra trotzig. Snape reagierte nicht auf die Provokation. »Aber ich müsste mal auf die Toilette.«

Mit einem magischen Wink entriegelte Severus die Tür. »Sie kennen ja den Weg.« Da war der Junge längst aus der Tür.

Er drehte sich wieder um und hob die Federn vom Boden auf, um sie ins Glas zu befördern.

Leichte Schritte näherten sich ihm von hinten, wohlbedacht ungehört zu bleiben. Doch dies war sein Klassenzimmer, sein Labor, hier entging ihm nichts.

»Haben Sie es sich anders überlegt, Mr. Potter?« fragte er beiläufig und verschloss den Bottich mit allen zusammengetragenen Feuerschwanzfedern.

»Ich bin nicht Mr. Potter«, hörte eine Stimme direkt neben seinem linken Ohr und ein großer kräftiger Körper drängte sich gegen seinen Rücken und drückte ihn schließlich gegen das Regal. Heißer Atem verfing sich in seinen schwarzen Haaren und kräuselte sich in seinen Nacken.

Ein unverkennbarer Geruch stieg ihm in die Nase. Er hatte eine leicht erdige Note.

Den Geruch würde er überall erkennen.

»Lupin!«

Eine Nasenspitze streifte durch seine Strähnen. Zitternde Lippen geisterten um sein Ohr. »Sind wir also wieder beim Nachnamen, Snape?« Die Lippen liebkosten sein Ohrläppchen, langsam und träge. Er ließ sich Zeit. Es musste also noch nicht ganz so schlimm sein.

Starke Arme umschlangen ihn und drückten ihn noch enger an den Körper hinter ihm.

»Ich habe dich beim Abendessen vermisst.« Er spürte einen Kuss direkt hinter seinem Ohr und seine Nervenenden flammten zu einem angenehmen Konzert in seinem Körper auf.

»Ich bin beschäftigt, Lupin!« Es sollte wie eine Warnung klingen, verfehlte seine Wirkung aber um eine Nuance. Das Wimmern in seiner Kehle konnte er nur mit Mühe wieder hinunter kämpfen.

»Mit was? Mit Aufräumen?« Die Belustigung in der Stimme war kaum zu überhören. Lupins Hände fingen zu wandern an. Sie wollten einfordern, was ihnen gehörte. Sie massierten Muskeln, strichen über die schier endlose Knopfleiste, hinunter zu Severus Lendengegend, wo sie eine halbherzige Bestätigung seiner Demonstration vorfanden.

»Du hast mich also auch vermisst«, hauchte Remus in sein Ohr und biss in die wenig freie Hautfläche, die ihm geboten wurde bevor Severus' Kragen ihn daran hinderte, seinen Kopf in seine Halsbeuge zu pressen und die Stelle zu markieren.

Mit halb geschlossenen Augen legte er den Kopf in den Nacken, bis er den Widerstand der Schulter seines "Angreifers" fand und sich dagegen lehnte. Er konnte gerade noch verhindern, seine Hüfte in die Hand hineinzustoßen, die ihn so begierig erkundete.

»Du riechst so gut, wenn du versuchst dich dagegen zu sträuben...« Lupins Nase entging nichts, weder aufwallende Hormone noch der veränderte Gemütszustand seines Gefährten. »Ich mag das!«

Ruckartig wirbelte er Severus an den Schultern herum und drängte sich an ihn, dass er sich seines erregten Zustands versichert sein konnte.

»Es ist Neumond...« kommentierte Severus halbherzig. Er ließ sich dirigieren, vom Regal rückwärts durch den Gang zu den Tischen.

»Ich weiß...« stöhnte Remus und drängte ihn gegen einen der Tische. »Ich fühle es mit jeder Faser meines Körpers... und ich rieche dich... und deine...« weiter kam er nicht, denn er drückte seine Lippen auf Severus' während er den Tränkemeister beinahe auf den Tisch schob. »Du tust immer so kalt...« Ein weiterer Kuss beendete die Konversation kurzzeitig. »Und doch rieche ich, dass du anders empfindest, Severus.« Noch ein Kuss. Diesmal länger und beinahe einvernehmlich leidenschaftlich. Noch zierte Severus sich, die Avancen zu erwidern. Stattdessen stützte er sich auf dem Tisch ab, um nicht vollkommen zurück gedrückt zu werden.

»Mein aufopfernder« Er platzierte einen kleinen Kuss auf Severus Nasenspitze. »zurückhaltender« Ein Kuss auf die leicht gerötete Wange. Seine Hände umschlossen das sonst so grimmige Gesicht. »kontrollierter« Seine Daumen strichen ihm über die zusammengezogenen Augenbrauen. »und doch sehr hungriger Freund!« Remus zeichnete ein willkürliches Muster mit seiner Nasenspitze auf Severus Wange nach bevor er erneut dessen Lippen für sich beanspruchte und ihm seine Hüften darbot wie eine Opfergabe.

Severus Atem beschleunigte sich. Ein siegreiches Lächeln umspielte Remus Lippen während er sich weiter zu Severus Nacken vorarbeitete.

»Berühr mich!« verlangte Lupin mit einem Tonfall äußerster Dringlichkeit.

»Remus, ich hab keine Zeit für so was!« erklärte Severus äußerst genervt. Doch er stieß ihn nicht weg. Er konnte den Willen dazu einfach nicht aufbringen. Vergessen war die Unfähigkeit seiner Schüler, die explodierten Tränke, die endlosen Defizite derer, die froh sein konnten, wenn sie überhaupt den Abschluss schafften. Vor ihm stand der Mann, der über alle Widrigkeiten hinwegsah und es oft schaffte, seinen Alltag in Vergessenheit geraten zu lassen. Remus war alles andere als perfekt und er war bei weitem auch gefährlicher als man es ihm zutrauen mochte. Aber Remus war sein. Und so lange dieser Wolf ihn anstarrte wie ein Stück Fleisch seiner Lieblingsbeute, so sei's drum.

»Keine Zeit!« Remus folterte ihn mit hungrigen Küssen, die schließlich ein Ende an seinem Kragen fanden. »Verdammt, Severus! Warum musst du immer diese hoch geschlossene Jacke tragen!« Stattdessen begnügte er sich wieder mit seinem Ohrläppchen.

Gerade als Severus Hände sich leicht gegen die Brust seines Gefährten drückten ohne ihn dabei wegschieben zu wollen, ließ beide das Geräusch von zerschellendem Glas hochschrecken.

Beide starrten in die Richtung des plötzlichen Lärms.

Harry stand in der offenen Tür. Er hielt sich am nächsten Regal fest und hatte unabsichtlich eine Reihe Reagenzgläser mitsamt Gestellen zu Boden bugsiert.

Zu verstört um etwas zu sagen, hielt er lediglich seinen Zauberstab auf die beiden Lehrer gerichtet, die nun - um eine Erklärung ringend - sich voneinander lösten.

Es war der Junge, der seine Sprache zuerst wiederfand: »Was haben Sie mit ihm gemacht!« Und es war sofort klar, dass Harry nicht Remus Lupin mit seinen Beschuldigungen meinte.

Severus Snape verdrehte genervt die Augen. Seine unsichtbare, emotionslose Maske war wieder perfekt über sein Gesicht gelegt. »Ich habe nichts mit deinem edlen Lieblingslehrer gemacht«, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und wandte sich schließlich von beiden ab, um sich wieder an seine Arbeit zu machen.

»Und wieso benimmt er sich dann als hätten Sie ihn verhext oder ihm einen Liebestrank verabreicht? Das ist doch krank! Schämen Sie sich gar nicht?« rief der Junge erbost, immer noch mit erhobenem Zauberstab.

»Remus, hättest du die Güte...« Snape warf erst ihm einen Blick über die Schulter zu, dann dem Jungen. »Bevor ein Unglück passiert.« Und wie selbstverständlich ging er zu den Regalen mit den Zutaten, zückte ein Stück Pergament aus seiner Robe und griff zielstrebig in die Glasbottiche hinein.

»Harry«, fing Remus mit erhobener Hand an, um dem Jungen zu zeigen, dass alles in Ordnung sei. »Nimm den Zauberstab herunter.«

Der Junge reagierte nicht. Seine Hand zitterte.

»Harry!« sprach Remus dieses Mal etwas eindringlicher und kam einen Schritt auf ihn zu. »Nimm. Deinen. Zauberstab. Herunter.«

Harrys Blick schwang abwechselnd von Severus Snape zu Remus und wieder zurück. »Er hat dich eindeutig verhext! Das werde ich melden!«

Er senkte den Stab und wandte sich der Tür zu.

Den Spruch kannte er nicht, der darauf folgte und ihm den Weg versperrte. Die Tür fiel mit einem lauten Knall vor seiner Nase zu.

Erschrocken blickte er zu den beiden Lehrern. Der Zaubertränkemeister ließ ihn doch bestimmt nicht mit solcher Leichtigkeit von der Klinge springen.

Zu seiner eigenen Überraschung allerdings war es Lupin, der seinen Zauberstab erhoben und die Tür verschlossen hatte. Ungläubig starrte er den Lehrer an. Seine Wangen waren vor Wut und Scham gerötet. Alles an Harrys Körperhaltung schrie nach Flucht. Er hätte sie gleich ergreifen sollen als er zurückgekehrt war. Ohne etwas aus dem Regal zu werfen und ohne dieses grausame Schauspiel zu unterbrechen.

Remus sah ihn ernst an. Das Lächeln war von seinem Gesicht gewichen. »Setz dich.«

Kein Bitte, keine freundschaftliche Geste.

Harry war definitiv in Schwierigkeiten.

Zögernd kam er der Aufforderung nach. Sein Blick fiel auf Severus Snape, der unbeirrt weiter nach Zutaten suchte. Ein Kessel war indes auf dem Pult des Lehrers erschienen und darunter ein Brenntiegel, der noch entzündet werden musste.

»Harry, sieh mich an«, forderte Remus den Schüler auf. »Wirke ich auf dich, als hätte man mich mit einem Trank verhext?«

Harry starrte ihn an. Prüfend ließ er den Blick über seinen Verteidigungslehrer schweifen. Seine Augen wirkten normal. Etwas verklärt, aber nicht so abwesend wie jemand, der unter einem Liebestrank stand. Seine Haare waren durcheinander und standen seltsam ab als hätte er schlecht geschlafen. Er hatte keine Robe an, trug dafür aber sein beige farbenes Tweedjacket, das die besten Zeiten längst hinter sich hatte. Alles in allem wirkte Remus ziemlich normal auf ihn.

Seine Augen waren nicht wahnsinnig vor überschäumenden Hormonen. Er sprach normal und sogar recht ruhig, was Harry etwas beschämte. Eigentlich hätte er es verstanden, wenn Professor Lupin ihn anschreien würde. Aber das tat er nicht.

Peinlich berührt schüttelte Harry den Kopf.

»Warum bist du dann der Ansicht, Severus hätte mich verzaubert?« fragte Remus ihn.

Die bloße Verwendung von Professor Snapes Vornamen aus Remus Mund ließ ihn seine Ansichten noch einmal überdenken.

Als er sprach, war seine Stimme nicht mehr als ein Flüstern, als würde er damit verhindern können, dass die gemeinte Person ihn nicht hören könnte: »Aber es ist Snape...!«

Remus schüttelte den Kopf und wirkte enttäuscht. Das war das Letzte, was Harry im Sinn hatte. »Harry, für dich heißt es immer noch Professor Snape«, korrigierte er ihn. »Und auch wenn es dir als Schüler schwer fallen wird, dies zu glauben, aber auch wir Lehrer sind nur Menschen, die ein Recht auf ein Privatleben haben. Findest du nicht auch?«

Harry schielte misstrauisch zum Lehrerpult hinüber, wo der Zaubertränkemeister mittlerweile damit beschäftigt war, die Reagenzgläser aufzustellen und die Glaskolben miteinander zu verbinden. Er wirkte so konzentriert und beinahe normal... weniger angsteinflößend als er es von ihm gewohnt war. Dabei fiel ihm auf, dass er Snape... Professor Snape bisher noch nie bei der Arbeit beobachtet hatte.

Trotzdem konnte er eine gewisse Abneigung nicht unterbinden, die in ihm aufkeimte bei dem Gedanken, Professor Snape könnte auch nur einen Hauch eines Liebeslebens haben, bei dem ihn sein Partner - egal ob männlich oder weiblich - auch nur im geringsten anziehend finden könnte.

»Harry, vielleicht ist es besser, wenn wir die Diskussion draußen weiterführen«, schlug Remus vor.

»Ich würde das sehr begrüßen«, bestätigte Professor Snape von seinem Pult aus, während er die Liste kontrollierte und den beiden einen düsteren Blick unter zusammengezogenen Augenbrauen zuwarf.

»Nichts lieber als das!« Harry war schon bei der Tür als ihn Snapes Stimme erneut aufhielt.

»Glauben Sie ja nicht, dass Sie Ihre Strafarbeit damit getan haben, Mr. Potter«, erinnerte Snape ihn.

Harry ließ die Schultern hängen.

Snape sprach weiter: »Die Kessel schrubben sich nicht von allein.«

»Dann wenden Sie doch einen Putzzauber an«, widersprach er seinem Lehrer und bereute die Worte sofort. Nicht weil er den Zorn in Snapes Augen erkennen konnte, sondern weil er die Enttäuschung in Remus Gesicht bemerkte.

»Ich bin mir sicher, dass Mr. Potter seine Strafaufgaben auch morgen noch erledigen kann. Findest du nicht auch, Severus?« intervenierte Remus bevor Professor Snape eine harsche Anmerkung dazu fallen lassen konnte. Er hatte Harry damit vermutlich vor noch mehr Strafarbeit bewahrt. Professor Snape bedachte Lupin mit einem Blick, der sagte, dass die Sache noch nicht damit getan war, nickte den Vorschlag jedoch ab.

»Gehen Sie mir aus den Augen, Mr. Potter!« Das Türschloss entriegelte sich mit einem lauten Klick.

Nichts lieber als das!, dachte Harry sich und war mit einem Satz aus dem Raum geflohen.

»Harry!«

Erschrocken blieb er stehen.

Remus Lupin stand in der Tür und bedeutete ihn, kurz zu warten.

Die Situation wurde immer obskurer und es wäre ihm nichts lieber gewesen, sofort unter seinem Tarnmantel zu verschwinden. Aber der Tarnmantel war im Turm auf seinem Bett. Es stand also außer Frage, dem Gespräch zu entkommen, das noch folgen würde.

Er ging zur Tür zurück, die noch angelehnt war und spähte hinein.

Remus stand bei dem verhassten Lehrer. Sie unterhielten sich leise. Die Gestik war eindeutig. Sie besprachen etwas von Bedeutung... oder so ähnlich. Während Remus Körpersprache auffordernd wirkte und beinahe... ihm fiel das Wort nicht ein... liebevoll?! Wirkten Snapes Bewegungen abweisend und kalt, mit verschränkten Armen vor der Brust.

Hatte er es doch gewusst! Remus Lupin verrannte sich da in etwas und Harry musste es ihm klar machen. Vielleicht war ein klärendes Gespräch unter vier Augen gar nicht mal so schlecht. Er musste ihm doch deutlich machen können, dass Severus Snape keine Person war, die auch nur irgendjemandem etwas Gutes tun würde, schon gar nicht in einer Beziehung. Sein Lehrer für Zaubertränke würde Remus nur die Lebensenergie aussaugen, und ihn dann achtlos entsorgen, und ihm das Herz brechen.

Das musste Harry verhindern!

Was er dann sah, verschlug ihm die Sprache.

Snape berührte das Gesicht seines Gegenübers und küsste ihn... von sich aus!

Das war zu viel!

Er stolperte zurück bis er die Wand hinter ihm erreicht hatte. Entsetzt starrte er auf die Tür als könne sie ihn jederzeit anspringen und in Fetzen reißen.

Als Remus schließlich vor ihm stand, wollte er nur noch in einem Loch im Boden versinken.

»Komm, lass uns spazieren gehen.« Remus wartete nicht auf ihn und ging einfach schnurstracks zu den Treppen. Harry ließ sich nicht zweimal bitten und sprintete ihm hinterher.

»Ich wollte nicht...«, fing Harry an zu stottern, um eine halbherzige Entschuldigung einzuleiten. Aber er kam nicht weit.

»Ich bin maßlos enttäuscht von dir, Harry«, fing Remus an ohne sich die Entschuldigung anhören zu wollen. »Du bist respektlos und voreingenommen. Das musst du hinter dir lassen.« Er ging so schnell voraus, dass Harry Schwierigkeiten hatte, mit ihm Schritt zu halten.

»Aber...«

»Kein 'aber', Harry! Das kannst du besser und ich erwarte von dir, dass du dich bei ihm entschuldigst, wenn du morgen zum Nachsitzen erscheinst. Ist das klar?« Der strenge Ton in seiner Stimme ließ keine Widerrede zu.

»Es ist Snape!« kam es trotzdem kleinlaut und ungläubig über seine Lippen.

Remus blieb stehen, stemmte die Hände in die Hüften und ließ den Blick resigniert zu Boden sinken. »Für dich heißt es immer noch Professor Snape«, sagte er schließlich und sah Harry eindringlich an. »Nenn mir einen guten Grund, warum er dich respektvoll behandeln sollte, wenn du es nicht für nötig hältst, dich ihm gegenüber angemessen zu verhalten?«

»Ich...«, stammelte Harry. »Er ist gemein! Und unfair! Und er schikaniert mich, wo er nur kann!« brach es schließlich aus dem Jungen heraus.

»Womit schikaniert er dich?« fragte Remus ehrlich besorgt.

»Er nimmt immer mich dran, obwohl ihm klar ist, dass ich die Antwort nicht weiß... und er nimmt nie die dran, die sich melden.«

Da fing Remus an zu lachen, und Harry verstand die Welt nicht mehr. Was war so witzig daran?!

»Oh, Harry, wenn er dir Fragen stellt, und du die Antworten nicht weißt, gibt es nur ein Mittel, um ihm zu beweisen, dass du Grips da oben hast.« Remus tippte auf Harrys Stirn. Die Augen des Jungen hellten auf. »Nein, ich meine nicht, dass ich ihn dafür bestechen werde, dich bevorzugt zu behandeln. Das wäre nun wirklich unfair, findest du nicht auch?« Harrys Hoffnung entschwand sang- und klanglos.

Remus führte seinen Gedanken weiter: »Was ich meinte: Du sollst lernen, Harry. Die Zeit in Hogwarts kommt dir jetzt zwar unendlich vor, aber sie wird viel schneller vorbei gehen als du denkst. Und Stoff, den du vielleicht später gebrauchen könntest, kannst du dann nicht mehr nachholen. Also lautet die einzige Devise: Lernen! Zeig ihm, dass du es ernst meinst. Du wirst es nicht glauben, aber man kann auch einen Severus Snape beeindrucken, indem man Ehrgeiz zeigt und ihm keine Angriffsfläche bietet.«

Harry stöhnte. Noch mehr lernen... Das konnte nur ein Albtraum sein!

Doch eines verstand er immer noch nicht. Er nahm all seinen Mut zusammen und stellte schließlich die Frage, die ihm am meisten auf der Zunge brannte: »Warum Snape?«

Remus starrte ihn verwirrt an.

»Von allen Personen, die man sich auf der Welt aussuchen könnte...«, fuhr Harry fort. »Warum Snape? Ich mein, ich habe keine Vorurteile, wenn man mit einem Mann... naja, das eben... tun möchte...«

Remus lachte auf. Ein paar Schüler kamen ihnen entgegen. Es waren zwei aus dem Hause Hufflepuff und ein Ravenclaw. Sie grüßten respektvoll und gingen dann weiter, tuschelnd und kichernd. Lupin sah ihnen nach. »Was gäbe ich dafür, noch einmal so jung zu sein.« Sein Blick war verträumt und wehmütig. »Lass uns zum alten Brunnen im Hof gehen, da sollten wir ungestört sein.«

Den Weg dahin verbrachten sie schweigend. Der Hof war leer, was auch eigentlich klar war, denn die Sperrstunde rückte immer näher.

»Hast du gegessen?« fragte Remus den Jungen.

Harry nickte. »Nachsitzen ordnet er immer erst nach dem Abendessen an. Dann wenn alle anderen frei haben...«

Remus setzte sich neben ihn. Sein Blick auf die nächste Mauer gerichtet und doch war er meilenweit weg. »Weißt du, wir haben ihm das Leben nie leicht gemacht. Wir waren ein ganz schöner bescheuerter Haufen. Nur Unsinn im Kopf. Das Schlimme daran war, dass wir ihn gar nicht in Ruhe gelassen haben.«

»Wer denn?«

»Dein Vater, Sirius, Peter und ich... wir waren im gleichen Jahrgang wie Severus Snape. James hat es sich zum Zeitvertreib gemacht, Severus zu jagen und zu schikanieren. Nicht auf die Weise, dass er ihm Unwissen unterstellen konnte... nein, das ging viel weiter... und ich habe es nicht unterbunden. Es ist überhaupt ein Wunder, dass Severus sich jetzt noch mit mir abgibt. Ich könnte es durchaus verstehen, wenn er mit mir überhaupt nichts zu tun haben wollte.«

Sein Vater hatte Severus Snape während der Schulzeit gehänselt? Harry konnte nicht umher. Der Gedanke brachte ihn zum lächeln.

»Denk nicht einmal daran, Harry! Das war wirklich alles andere als heldenhaft von uns!« Der ernste Tonfall in Remus Stimme alarmierte ihn, und formte sogleich einen Klumpen von einem unguten Gefühl in seiner Magengrube.

»Ich mag ihn... wirklich sehr«, fuhr Remus fort und Harry wurde klar, dass Remus eigentlich etwas ganz anderes, viel Bedeutenderes sagen wollte. Aber so etwas besprach man doch nicht mit einem Schüler. »Er kann auch anders, wenn man es nur sehen will. Wenn du mir nicht glaubst, dann beobachte ihn mal in der großen Halle beim essen, wenn er glaubt, dass niemand hinsieht.«

Harry erinnerte sich, dass Remus oft neben Snape saß.

»Was ich damit sagen will... Snape ist ein sehr verschlossener Mensch, der Interaktionen mit anderen weitestgehend vermeidet. Rückblickend kann ich es ihm nicht verübeln. Umso glücklicher bin ich, dass er bei mir eine Ausnahme macht. Auch wenn du dir das als sein Schüler nicht vorstellen kannst, macht er mich glücklich. Er gibt mir das Gefühl, normal zu sein.«

»Aber Sie sind doch normal! Sie können doch nichts dafür, dass Ihnen das widerfahren ist!«

»Danke, Harry, dann gehört ihr zwei zu den ganz wenigen, die der gleichen Meinung sind.«

Er klopfte dem Jungen auf die Schulter. Harry schluckte. Das musste er erstmal verstehen lernen.

Nach einer Weile fuhr Remus schließlich fort: »Harry, bitte tu mir den Gefallen und behalte das Ganze, was du heute entdeckt hast, für dich, ja? Kannst du das für mich tun?«

Harry nickte. Für ihn schon, denn es war ihm wichtig.

»Bitte nutze es nicht als Mittel für deinen Kreuzzug gegen Professor Snape aus, ok?«

»Ich versuch's«, war alles, was Harry dazu sagen konnte.

Remus Lupin schlug sich auf die Knie und stützte sich beim aufstehen darauf ab. »Das ist alles, was ich verlangen kann, mein Junge. Und nun musst du mich entschuldigen. Ich werde jetzt in die Küche einbrechen und versuchen, mit ein paar Zutaten etwas hinzukriegen, das nicht wie erbrochene Pampe aussieht. Er war schließlich nicht beim Abendessen...«

»Die Elfen kriegen ein wunderbares gebackenes Käsesandwich hin... hab ich mir sagen lassen!« Es sollte nicht danach klingen, als hätte Harry schon öfter die Küche direkt aufgesucht.

Remus' Augen leuchteten. »Das klingt wirklich sehr gut. Ich werde es testen.«

Die Glocke schlug neun Uhr.

»Und nun solltest du gehen, bevor Filch dich entdeckt!« Remus zwinkerte dem Jungen zu bevor er sich auf die Suche zur Küche begab.

Es würde eine ganze Weile dauern, bis Harry das Bild von den zwei Lehrern verdrängen können würde, wie sie sich eng umschlungen küssten und und dabei leise stöhnten.

Mit vor Scham geröteten Wangen rannte er los, als könne er der Erinnerung so entkommen.