1. Let the man explode, save the world
5 Jahre früher, New York City, Nathan Petrelli
Es sollte nichts ändern, das wusste Nathan. Die Tatsache, dass Peter die Explosion überleben würde, sollte nicht dazu führen, dass er Lindermans verrückte Idee tatsächlich in Betracht zog. All die Leben, die verloren gehen würden, was spielte es im Vergleich dazu für eine Rolle, ob Nathan Präsident werden würde?
Das einzig Richtige wäre die Explosion zu verhindern, weil es nun mal das einzig Richtige war Leben zu retten, das würde zumindest Peter sagen. Das würde Claire sagen. Und tief in sich wusste Nathan, dass es wirklich so war, nur, dass er zugleich auch wusste, dass es eben manchmal nicht so einfach war. Er war Soldat gewesen, er wusste, dass es manchmal richtig war Leben für das Allgemeinwohl zu nehmen. Aber unschuldige Leben, nun das wäre ein anderes Kapitel, nicht wahr?
Er war niemand, der Unschuldigen das Leben nahm, er war nicht sein Vater. Er war bereit Kompromisse einzugehen, das ja, aber es gab Grenzen. Und Linderman war ein verdammter Verbrecher, was spielte es für eine Rolle, dass er Heidi geheilt hatte? (Immerhin verdankte sie ihren Zustand ihm, egal wie sehr er das abstritt). Was spielte es für eine Rolle, dass er behauptete die Welt auf diese Weise retten zu wollen? Was spielte es für eine Rolle, dass seine eigene Mutter behauptete, dass sie die Welt auf diese Weise retten würden? All diese Menschen wären trotzdem tot, und Peter, Peter würde die Verantwortung dafür tragen….
… Und niemals mit diesem Wissen leben können. Letztlich ging es nicht so sehr um die Frage was richtig oder falsch für die Welt war, letztlich ging es nicht einmal so sehr um die Frage, was Nathan persönlich für richtig oder falsch hielt – letztlich ging es darum, dass Peter derjenige sein würde, der überlebte, und mit der Schuld würde leben müssen unzählige Menschenleben ausgelöscht zu haben. Und dass er das nicht ertragen würde.
Peter mochte das anders sehen, seine Eltern mochten das immer anders gehandhabt haben, aber am Ende vom Tag gab es nur eine Priorität in Nathan Petrellis Leben und diese war das Wohl seines kleinen Bruders. Das war immer so gewesen, und das würde sich niemals ändern. Und dieses eine Mal, dieses eine Mal würde Nathan seinen Bruder auf eine Art und Weise Priorität einräumen, die dieser auch bemerkte.
„Nathan…."
Beinahe so als hätte er ihn herbei geträumt. Peter und Claire liefen irgendwo in New York herum, soviel wusste Nathan, und doch stand sein Bruder nun unverkennbar hinter ihm in seinem Büro, in seinem Wahlkampagnen-Hauptquartier. Fast so als wäre er aus dem Nichts aufgetaucht.
„Peter …." Nathan zögerte, als er seinen Bruder genauer musterte. Peter wirkte anders als er ihn kannte, irgendwie älter, und eine Narbe zierte sein Gesicht. „Was ist passiert?", wollte er besorgt wissen. Sollte Peter nicht dadurch, dass er mit Claire unterwegs war, alle seine Wunden heilen können?
Sein Bruder ging stumm auf ihn zu und umarmte ihn, klammerte sich regelrecht an ihn als würde sein Leben davon abhängen und schien nicht vorzuhaben ihn je wieder loszulassen. „Pete?" Nathan war sich einen Moment lang nicht einmal sicher, ob dieser Mann in seinen Armen wirklich sein Bruder war.
„Es tut gut dich zu sehen", erklärte Peter und ließ ihn dann endlich los, „Es ist so lange her…"
„Bist du … kannst du jetzt etwa durch die Zeit reisen?", wollte Nathan wissen, und sein Bruder nickte nur.
„Dann weißt du wie das alles ausgeht", stellte Nathan fest.
Peter nickte wieder. Dann lächelte er sanft. „Du rettest den Tag, Nathan. Du tust das Richtige. Ich weiß, dass du daran zweifelst, an dir selbst zweifelst, aber am Ende rettest du New York, du rettest mich", sagte er, und er schien sich an diesen Moment zu erinnern, „Du warst genau der Held, für den ich dich immer gehalten habe. Von dem ich immer wusste, dass du es bist." Sein Lächeln verflog. „Und deswegen wird dir jetzt nicht gefallen, was ich dir jetzt sage", fuhr er fort, „Genau das darfst du nicht tun, du musst mich explodieren lassen."
Nathan trat einen Schritt zurück und funkelte diesen fremden Mann, diesen Mann, der behauptete Peter zu sein, obwohl er es eindeutig nicht war, entsetzt an. „Wie bitte?"
„Ich weiß wie sich das anhört. Und ich weiß was du jetzt denkst: Dass Peter so etwas niemals sagen würde, dass dein Bruder lieber sterben würde als so etwas auch nur vorzuschlagen. Und damals wäre ich das auch", sagte der Fremde, „Aber da wusste ich noch nicht was danach kommt. Hör zu, dass hier – New York – ist nur der Anfang, die Welt nach der Explosion, wir verhindern sie, nur um kurz darauf einem tödlichen Virus gegenüberzustehen, das über neunzig Prozent der Weltbevölkerung auslöschen wird. Auch diese Zukunft verhindern wir. Darauf folgt eine Zukunft, in der man Kräfte künstlich herstellen kann und alle sie bekommen können, was dazu führt, dass die Erde gesprengt wird. Auch das verhindern wir. Und dann werden wir geoutet, gejagt, eingesperrt, man will uns töten und vernichten, wir bringen es wieder in Ordnung, nur um uns der nächsten Gefahr zu stellen und wieder der nächsten. Und dann steht die Welt wieder einmal vor dem Ende, und wieder wird das verhindert. Dieses Mal nicht von uns, aber von unserer Familie, wenn du so willst. Und kaum ist das überstanden … droht die nächste Gefahr. Wir haben es durchgerechnet, durch überlegt, haben unsere Schritte zurückverfolgt, und sind zu folgendem Schluss gelangt: Die erste Zukunft, die wir verhindert haben, die Explosion in New York, das war von all diesen Zukunftsvarianten noch die Beste."
Nathan schüttelte den Kopf. „Ich weigere mich das zu glauben", erklärte er, „Wer bist du, und wo hast du diese Narbe her?"
Peter berührte seine Narbe nachdenklich. „Die Petrelli-Bewegung hat nicht nur Freunde. Meine Kräfte funktionieren nicht mehr so wie früher, es ist eine lange Geschichte, aber ich kann nur noch eine fremde Kraft auf einmal haben und Heilkräfte … waren nicht mehr vorhanden, zumindest nicht so", erklärte er.
„Ich akzeptiere kein Wort von dem, was du sagst", meinte Nathan.
„Nathan…..", setzte Peter an, doch dieser wandte sich von ihm ab und meinte nur: „Verschwinde aus meinem Büro!"
„Du bist tot, Nathan. Claire ist tot. Ist trotz ihrer Kräfte gestorben. Noah ist tot. Hiro … das ist zu kompliziert um es zu erklären. Mohinder gilt als Terrorist und ist möglicherweise ebenfalls tot. Matt hat uns alle verraten. Wir anderen mussten alle untertauchen und auf das Beste hoffen, doch dieses Beste ist nie eingetreten. Ich meine, ja, vielleicht bin ich nicht wegen der Welt hier, vielleicht ist mir klar geworden, dass diese Welt nicht mehr zu retten ist, vielleicht bin ich hier um meine Familie zu retten, vielleicht bin ich hier, weil mir eine Welt, die scheiße ist, aber in der du am Leben und Präsident bist, lieber ist, als eine Welt ohne dich. Ohne Claire. Ohne Hoffnung", argumentierte der andere Peter, „Ich wollte fliegen, weil ich dachte, dass es mich glücklich machen würde, wenn ich endlich der sein kann, der ich wirklich bin, wenn ich endlich meiner Bestimmung folgen kann. Aber ich war nicht glücklich, nie wirklich, nicht einen Moment lang. Aber es geht nicht um mich, denn ich war von Anfang an dazu bestimmt unglücklich zu sein, aber alle anderen zu retten, das wäre es mir wert."
Nathan wirbelte zu ihm herum. „Wenn du durch die Zeit reisen kannst, dann geh zurück zum Dach damals, oder noch weiter, zu meinem Unfall, verändere das, mach dass das hier nie so weit kommt. Warum legst du es vor meine Füße, Peter, warum? Warum machst du mich zum Buhmann?", wollte er wütend wissen.
„Weil du es ertragen kannst", erwiderte der Fremde ungerührt, „Ich kann nicht zu mir gehen. Der andere Peter, er würde niemals zustimmen. Und Sylar … er würde niemals explodieren, zu viel Kontrolle. Ganz abgehen davon, dass er sterben würde."
„Wen kümmert das?", gab Nathan nur zurück.
„Mich. Und ich weiß, dass auch das egoistisch ist, aber er ist alles, was mir geblieben ist. Er ist mein Bruder, so wahrhaftig wie du es jemals warst. Ich kann ihn nicht opfern. Also musst du das Opfer für uns alle bringen", erklärte der Fremde, „Hör zu, Dad hat nicht Selbstmord begangen. Es gibt keine Geschichte von Depression in unserer Familie. Das sind alles nur weitere Lügen. Peter wird es überstehen, er ist zäher als du denkst. Und er wird dir verzeihen, weil er dir alles verzeihen würde. Ja, die Schuld wird ihn zerfressen, aber am Ende wird er weitermachen. Niemand, an den uns etwas liegt, muss hier sterben, aber, und glaub mir, ich hätte niemals gedacht, dass ich das einmal sage, Linderman hat recht: Opfer sind notwendig. Die Explosion ist notwendig."
Nathan schüttelte nur den Kopf. „Ich kann ihm das nicht antun. Das kann ich einfach nicht", betonte er.
Der Fremde griff nach ihm, drehte ihn zu sich herum und zwang ihn ihn anzusehen. „Nathan", betonte er, „Wenn du die Welt retten willst, dann musst du deinen Bruder explodieren lassen. Es tut mir leid, aber so ist es. Ich weiß, es fällt dir schwer das zuzulassen, aber ich weiß auch, dass du am Ende die richtige Entscheidung treffen wirst. Weil du das am Ende immer tust."
„Wie konntest du nur? Wie konntest du nur?!" Claire stellte ihm diese Frage immer wieder. Nathan hatte alle mit Kräften oder dem Wissen um Kräfte aus New York evakuieren lassen, auf die es ankam, alle im letzten Moment gerettet, die er noch retten konnte, auf die es ankam, alle mit Ausnahme von Peter. Er hatte einen Haufen praktisch Fremde in Sicherheit bringen lassen, aber seinen eigenen Bruder explodieren lassen.
„Wie konntest du nur?", wollte Claire wieder wissen.
Nathan hatte keine Antwort für sie.
Als neu gewählter Kongressabgeordneter von New York stellte er sich der Presse und belog die ganze Welt darüber, was passiert war. „Der Anschlag geht unseres Wissensstands nach auf einen einzelnen Mann zurück. Ein Serienmörder bekannt als Sylar. Offenbar war ihm das Ausmaß der Schadens, den er bisher angerichtet hat, nicht mehr groß genug und er ist eskaliert. Uns ist noch nicht bekannt wo er den Atomsprengkopf her hatte, aber die Ermittlungen laufen."
Ihr versteht das nicht, hätte er gerne hinzugefügt, Diese Tragödie war kein Unfall, es war ein notwendiger Eingriff in den Ablauf der Ereignisse, der die Welt retten wird. Aber niemand hätte verstanden, was er damit wirklich meinte, wenn er das gesagt hätte. Also sagte er es nicht. Er sagte so vieles nicht.
Und dann stand Peter eines Tages vor ihm – heil und ganz, unverletzt, zumindest äußerlich, Nathan konnte es kaum glauben – und stellte ihm die gleiche Frage, die auch Claire ihm gestellt hatte: „Wie konntest du nur?"
Nathan fehlten die Worte um es zu erklären, um sich zu rechtfertigen, aber er wusste, dass er dieses Mal nicht mehr schweigen konnte, er wusste, dass er sich dieses Mal rechtfertigen musste. „Claire hätte mich aufhalten können, aber du … du hast sie dir geschnappt und bist mit ihr weggeflogen. Du bist mit ihr weggeflogen und hast mich … zurückgelassen. Hast mich explodieren lassen", sprudelten die Vorwürfe aus Peter hinaus, „Du hast mich im Stich gelassen, Nathan! Und dann bist du hingegangen und hast jemand anderen die Schuld in die Schuhe geschoben! Ist das deine Art der Wiedergutmachung? Wenn ja, dann ist es eine ziemlich kranke Art der Wiedergutmachung! Sylar war vieles, aber er war dort um mich aufzuhalten, während du …. Wie konntest du nur, Nathan?!" Tränen rannen über Peters Wangen, und ein Zorn, der alles andere als unterdrückt war, blitze in seinen Augen auf.
„Ich musste es tun, Pete. Ich musste es tun um die Welt zu retten", sagte Nathan, wohl wissen, dass sein Bruder ihm kein Wort glauben würde, dass seine Worte hohl für ihn klingen würden, „Es war keine einfache Entscheidung. Es war nicht das, was ich tun wollte. Aber es musste sein. Für das Allgemeinwohl."
„Weil Linderman das behauptet hat? Und du hast ihm einfach geglaubt? Oder wolltest du ihn einfach nur glauben, weil du unbedingt Präsident werden wolltest? War dir das so wichtig, dass du bereit warst dafür nicht nur eine Stadt voll von Menschen zu opfern, sondern auch noch deinen Bruder?!", schleuderte Peter ihm wütend entgegen.
„Ich habe es nicht getan, weil Linderman mir gesagt hat, dass ich es tun soll, Pete. Und ich habe es sicherlich nicht getan damit ich Präsident werde. Für was für ein Monster hältst du mich? Ich wollte das alles nicht tun, aber ich habe es getan, weil du mich darum gebeten hast, nein, weil du mich angefleht hast dich explodieren zu lassen", erklärte Nathan möglichst ruhig, obwohl in seinen Inneren die Emotionen tobten.
Peter starrte ihn ungläubig an. „Wovon redest du da?", wollte er wissen, „Ich habe nichts dergleichen getan! Daran würde ich mich doch wohl erinnern!"
„Ein Mann aus der Zukunft hat mich besucht, Peter. Nicht irgendein Mann, sondern du. Du warst es, und du hast mir gesagt, dass ich es verhindert habe, dass ich New York gerettet habe, dich gerettet habe, und dass das die falsche Entscheidung war. Dass ich dieses Mal anders machen muss, wenn ich die Welt retten will", fuhr Nathan fort.
Peter schien es immer noch nicht fassen zu können. „Und das hast du ihm geglaubt?!", fragte er ungläubig, „Einfach so? Nathan, wer sagt, dass diese Person wirklich ich war? Oder dass du überhaupt von irgendjemandem besucht wurdest? Wer sagt, dass du in Wahrheit nicht einfach einer riesigen Täuschung aufgesessen bist? Alles, was wir in den letzten Wochen gesehen und erfahren haben … dort draußen gibt es viele verschiedene Leute mit vielen verschiedenen Kräften, vielleicht war das alles nur eine weitere Täuschung von Linderman! Woher willst du wissen, dass es nicht so war?!"
Nathan schüttelte den Kopf. „Ich weiß, dass du es warst", erklärte er voller Überzeugung, „Ja, vielleicht wurde ich getäuscht, wer kann das schon sagen? Aber ich weiß, dass du es warst. Natürlich habe ich ihn nicht einfach so geglaubt, aber er wusste Dinge … und er hat mir genau gesagt was ich tun soll. Wen ich wo finde, wen ich retten soll. Was ich wissen muss. Und er hatte mit allem recht, was er mir gesagt hat."
Peter machte noch einen Schritt zurück. „Warum sollte ich wollen, dass alle diese Menschen sterben? Warum sollte ich zum Mörder werden wollen?!", wollte er wissen.
„Weil die Zukunft, aus der du gekommen bist, schlimmer war, als die Zukunft, die uns wegen der Explosion bevorsteht", erwiderte Nathan, „Das hat er mir gesagt. Und deswegen habe ich es getan."
Peter machte eine abwehrende Kopfbewegung. „Nein", verkündete er, „Nein, deswegen hast du es nicht getan. Das war nicht der Grund. Er hat dir etwas gesagt, etwas, dass dir nicht gefallen hat, etwas, dass du gezielt verhindern wolltest, und das war keine schwammige schlimme Zukunft, nicht wahr?!"
Nathan dachte an alles, was ihm der andere Peter gesagt hatte. Er dachte daran, dass ihm sein eigener Tod prophezeit worden war. Dass ihm Claires Tod prophezeit worden war. Und dann dachte er daran, wie Peter ihm gesagt hatte, dass er niemals glücklich gewesen war, nicht einen Moment lang. „Vielleicht stimmt das ja", gab er zu, „Aber worauf es ankommt ist, dass es die richtige Entscheidung war."
Peter schüttelte wütend den Kopf. „Nein, nein, das war es nicht", behauptete er, „Vielleicht hat es die Welt gerettet, aber wenn das der Preis dafür war die Welt zu retten, dann ist sie es vielleicht nicht wert gerettet zu werden."
„Opfer sind manchmal notwendig, Pete", beharrte Nathan, „Und wenn sie nicht weh tun würden, nun dann würden wir nicht von Opfern sprechen."
Peter lachte hohl. „Sag das noch mal, wenn du zum Massenmörder geworden bist, und dir jemand ins Gesicht sagt, dass es notwendig war um die Welt zu retten", krächzte er bitte, „Leb wohl, Nathan."
Und dann verschwand er, wurde vor Nathans Augen unsichtbar, und Nathan wusste, dass er seinen kleinen Bruder niemals wieder sehen würde. Dass er ihn für immer verloren hatte. Das hatte ihm der andere Peter verschwiegen, aber Nathan hatte immer gewusst, dass es so kommen würde, auch wenn der andere Peter es nicht hatte kommen sehen.
Washington DC, Heute
Sylar ließ Nathans Hand los und versuchte die neuen Informationen, die er gerade erhalten hatte zu verarbeiten. „Das hast du mir niemals erzählt", stellte er fest, „Nichts davon. Ich habe mich immer gewundert, warum deine Leute mich gerettet haben, nachdem Nakamura mich durchbohrt hatte." Er blinzelte und rief sich die Worte des Peters aus der anderen Zukunft in Erinnerung. „Er ist mein Bruder, so wahrhaftig wie du es jemals warst." Der Klang dieser Worte, so wahrhaftig, ohne jede Lüge….
Irgendwie, so dachte er, mussten sie das einsetzen können um Peter zur Vernunft zu bringen. Wenn er nur wüsste wie…
Nathan blickte ihn durch kaum geöffnete Augen an. „Es war die falsche Entscheidung", krächzte er dann.
Sylar blinzelte und versuchte sich auf die Gegenwart zu konzentrieren. „Offenbar war es das nicht. Wenn Peter zurückgekommen ist damit du sie triffst, dann muss er sie für die richtige gehalten haben. Ich muss sie für die richtige gehalten haben. Spürst du meine Hand in all dem nicht?", entgegnete er.
„Dieses … Argument würde ich Peter gegenüber nicht bringen", gab Nathan zurück.
Sylar lehnte sich über den anderen Mann. „Es musste sein um Schlimmeres zu verhindern. So hart es war, es war richtig", argumentierte er, „Wir haben beschlossen, dass es richtig ist, mit Wissen über die Zukunft, das du nicht hast."
„Es war die falsche Entscheidung", beharrte Nathan, „Es war die erste falsche Entscheidung in einer Reihe falscher Entscheidungen. Etwas zu tun, von dem man weiß, dass es falsch ist, ist immer falsch, egal wie gut die Gründe dafür einem erscheinen mögen. Das solltest du besser wissen als die meisten anderen, Gabriel."
Wenig schmeichelhafte Antworten lagen Sylar auf der Zunge, doch er sprach diese nicht aus. Hielt sich zurück. „Im Sterben zu liegen bringt den Philosophen in dir auf Abwege", erklärte er stattdessen nur, „Wie auch immer, ich habe, was ich brauche."
Nathan lachte bitter und begann prompt zu husten. „Wie kommst du darauf, dass er dir zuhören würde, wenn er mir in all den Jahren nicht zugehört hat?", wollte er wissen.
Sylar lächelte nur. „Im Gegensatz zu dir, mein guter Nathan, kann ich erkennen wie Dinge, - und Menschen - funktionieren", meinte er, „Ich weiß wie man andere erfolgreich manipuliert. Und du hast mir gerade den Schlüssel dazu geschenkt um Peter zu knacken. Du wirst schon sehen, alles wird gut werden."
Er erhob sich von Nathans Bett und zog sich von dem sterbenden Mann zurück. Seine Schritte, die im vorher so leicht gefallen waren, waren nun ein wenig schwerfälliger als zuvor. Besonders nachdem er wieder die Gestalt des Präsidenten annahm.
„Du hast schon wieder Psychometrie eingesetzt, nicht wahr? Obwohl ich es dir verboten habe!" Mohinder überfiel ihn, kaum, dass er außerhalb des Krankenzimmers war und begann auch schon damit einen Puls zu messen.
„Ich fühle mich nur ein wenig schwach, das ist alles. Das vergeht wieder", meinte Sylar wegwerfend.
„Kein Einsatz von verschiedenen Kräften heißt nicht nur auf einmal, sondern auch hintereinander! Und wir haben über die Psychometrie gesprochen, und darüber sie bei Nathan anzuwenden. Du wolltest mit ihm reden! Mit dem Mund verdammt!" Mohinder funkelte ihn wütend an, während er ihn zugleich gewissenhaft untersuchte, was schon mal sexyer gewesen war als in diesem Moment.
„Es geht mir gut", betonte Sylar, „Nur ein kleiner Schwächeanfall. Das ist alles."
Mohinder schnaufte abfällig. „So etwas wie einen kleinen Schwächeanfall gibt es nicht", erklärte er nur kalt, „Nicht was das angeht." Er ließ von Sylar ab, fuhr sich durch das Haar und drehte sich von diesem weg, als er murmelte: „Verdammt, das hier ist nicht aufrecht zu erhalten…."
„Ich arbeite an der Lösung, schon vergessen? Darum ging es doch gerade eben", rief Sylar ihm in Erinnerung.
Mohinder drehte sich wieder zu ihm um, und die Wut war aus seiner Miene verschwunden. Stattdessen stand dort echte Sorge. „Ich kann dich nicht verlieren", gab er unumwunden zu, „Ich kann es einfach nicht. Und du tanzt auf den Vulkan als wäre es dir egal. Du bist nicht unverwundbar, Gabriel. Du bist in vielerlei Hinsicht außergewöhnlich, aber am Ende vom Tag da bist du genauso vergänglich wie wir anderen Sterblichen, du bist kein Gott unter uns. Und ich werde das Gefühl nicht los, dass du das immer wieder vergisst."
Sylar zog den anderen Mann an sich, drückte ihm beruhigend die Schulter und streichelte dann sein Gesicht. „Ich vergesse es nicht", versprach er seinem Ehemann, „Ich vergesse es keine Sekunde lang. Versprochen. Ich hab's dir gesagt: Du wirst mich nicht verlieren. Alles wird gut werden, du wirst schon sehen."
Er war vielleicht kein Gott, aber abgesehen von Peter war er das, was Gott am nächsten kam, und er würde eher sterben als zuzulassen, dass er bei seinem Versuch tatsächlich Gott zu spielen versagte.
Las Vegas
„Homeland Security hat deinen Hiro gefangen, sie werden ihn nach Washington bringen und befragen und sehr streng bewachen. Ich bin Staatsfeind Nummer Eins. Wenn wir ihn befreien wollen, dann werden wir Hilfe brauchen", hatte ihm der andere Hiro erklärt und sie dann nach Las Vegas zurückgebeamt und in einen Stripclub geschleppt.
Ando war sich nicht ganz sicher was sie hier wollten, doch laut Hiro waren sie auf der Suche nach Peter Petrelli. Die Stripperin an der Stange war keine Unbekannte für Ando. Obwohl sie sich Jessica nannte, erkannte er sie sofort wieder, es war Niki!
Ando winkte ihr aufgeregt zu, als sie mit der Nummer fertig war und zu ihnen herüber kam, doch sie hatte nur einen kalten Blick für ihn übrig. Entweder erkannte sie ihn nicht, oder sie wollte ihn nicht erkennen.
„Wir suchen Peter Petrelli", erklärte der andere Hiro der blonden Frau.
„Er ist nicht hier. Ich habe ihn seit Monaten nicht gesehen", erwiderte Niki kühl.
Der andere Hiro schien ihr nicht zu glauben. „Wenn du ihn siehst, dann sag ihm, dass wir seine Hilfe brauchen", meinte er, „Ando hier ist mit meinem anderen Ich aus der Vergangenheit gekommen. Und der andere Hiro wurde gefangen genommen, sie halten ihn für mich."
„Wie schockierend", kommentierte Niki voller Sarkasmus.
„Wir müssen ihn retten", fuhr Hiro fort.
„Damit wir die Explosion von New York verhindern und Sylar aufhalten können", fügte Ando hilfreich hinzu.
Niki knurrte ihn regelrecht an, als sie auffuhr und befahl: „Erwähne diesen Namen nicht! Und New York auch nicht!" Ando zog erschrocken den Kopf ein.
„Was geschehen ist, ist geschehen", fuhr sie hart fort, „Die Vergangenheit kann man nicht ungeschehen machen. Ich dachte zumindest das hättest du inzwischen gelernt, Hiro Nakamura."
Sie wandte sich an Ando. „Das mit deinem Freund tut mir leid", gab sie zu, „Aber ich kann euch nicht helfen. Und jetzt … geht bitte. Ihr verscheucht meine Kunden."
Hiro deutete Ando mit ihm zu kommen und sie verließen den Stripclub wieder.
„Und was jetzt?", wollte Ando wissen.
„Sie ist nicht unsere einzige Anlaufstelle, wenn es darum geht uns Hilfe zu besorgen", erklärte ihm der andere Hiro, „Es gibt noch einen alten Freund, der uns vielleicht helfen kann. Zum Glück ist der etwas leichter zu finden als Peter Petrelli."
Peter wurde am Hocker an der Bar wieder sichtbar. „Also, was meinst du dazu?", wollte er von Niki wissen, die sich neben ihn stellte und an die Bar lehnte.
„Schwer zu sagen. Nakamura ist nicht der Typ für Täuschungsmanöver. Aber das war ein anderes Leben. Er sieht aus wie Ando, verhält sich wie er, aber mehr kann ich dazu auch nicht sagen", erwiderte Niki, „Aber spielt es denn wirklich eine Rolle?"
„Wenn das, was sie sagen, stimmt, dann schon. Wenn sie in der Lage dazu sind die Vergangenheit zu ändern…." Peter zuckte die Schultern. „Sollten wir ihnen dann nicht helfen?"
Niki schüttelte den Kopf. „Wozu?", war alles, was sie erwiderte, „Niemand kann die Vergangenheit ungeschehen machen. Nakamura hat das bereits versucht, und es hat nicht geklappt, nicht wahr? Und warum sollte er dich brauchen? Aus genau dem gleichen Grund wie alle anderen. Aus genau dem gleichen Grund wie immer. Weil er dich benutzen will. Darum."
„Die Tage, an denen ich mich benutzen lasse, sind vorüber", versicherte ihr Peter, „Wenn wir ihm nicht helfen, dann wird er sich als nächstes an Bennet wenden."
„Das ist Bennets Problem", meinte Niki.
Peter starrte nachdenklich ins Nichts. „Vielleicht ist es eher das von Hiro", gab er zu bedenken. Was ihm eigentlich egal sein sollte, das wusste er, aber irgendwie war es ihm trotz aller seiner Bitterkeit nicht egal. Zumindest nicht wirklich.
A/N: Nathan hat alle außer Hiro und Ando retten lassen, da er und Peter davon ausgegangen sind, dass dieser sich und Ando wegbeamen kann/würde.
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