2
Hermione
Draco und Harrys Haus
Burford, Oxfordshire
„Nun, jetzt hast du es geschafft." Draco verschränkte mir gegenüber die Arme.
„Ich weiß, ich weiß", sagte ich irritiert.
„Was hast du dir gedacht?"
„Wenn ich ihn noch einmal jammern gehört hätte, wie schwer sein Leben war, hätte ich ihn auf die Nase geboxt." Ich war nicht stolz darauf.
„Du glaubst, sein Leben war einfach?", fragte Draco ungläubig.
„Er musste nur seine eigene Haut retten! Und wessen Fehler war es ursprünglich, dass er überhaupt in diese Lage kam?", attackierte ich Draco. „Ich habe meine Eltern nach Australien geschickt und ihre Erinnerungen gelöscht! Harry hat seine Familie verloren! Ron —" Es nahm mir den Atem.
„Ich weiß." Er kam herüber und legte seine Arme um mich. „Es war für alle hart. Ich habe Dumbledore getötet."
„Nein, hast du nicht", protestierte ich.
„Doch. Ich hätte sein Angebot annehmen und uns alle verbergen können —"
„Und Snape hätte seinen Eid gebrochen und wäre tot", beendete ich den Satz für ihn. „Und Dumbledore wäre sowieso an den Fluchschäden gestorben."
„Woher weißt du das?"
„Ich habe den Ring untersucht — nun, auf jeden Fall, was davon übrig ist —"
„Bist du verrückt?!" Seine Augen traten hervor.
„Ich arbeite im Ministerium, weißt du, und selbst wenn es eine inoffizielle Befugnis ist, geben sie mir, was ich will", sagte ich irritiert. „Ich habe ein Team in der Mysterienabteilung. Es ist nicht, als ob ich unten in meinem Keller bin und mit einem Stock daran herumstochere —"
„Gut, das ist eine Erleichterung. Kannst du überhaupt stillhalten?", unterbrach er mich.
„Nicht seit Rons Tod. Ist besser, beschäftigt zu sein." Ich wappnete mich gegen das Kribbeln, das ich spürte, wenn ich an seinen Tod dachte.
Er grinste schwach. „Ich weiß, was du meinst."
„Dieser Ort ist noch nie so sauber gewesen." Ich winkte mit einer Hand über das Chaos rundherum.
„Und er ist nicht hier, um es zu sehen", sagte Draco bitter.
Ich sah ihn ungläubig an. „Wer sagt, dass er es nicht sieht?"
Sein Gesicht verzog sich, und der Schmerz in meiner Brust wurde mehr. „Oh, Schätzchen, es tut mir leid. Lass es alles raus."
Er stieß ein wildes Heulen aus und schluchzte
Severus
Spinner's End
Cokeworth, Midlands
Ich stürmte durch das Flohnetzwerk und grollte.
Es wäre nicht so schlimm, wenn sie nicht recht hätte. Nervige Kuh.
Ich grummelte vor mich hin, als ich den Kessel aufsetzte und ihn gegen den gusseisernen Ofen stieß. Ich schob Holz in die kleine Tür darunter und wedelte mit meinem Zauberstab, um es zu entzünden, dann warf ich sie zu. Ebenfalls ein zufriedenstellender Laut.
An die Wand gelehnt brodelte ich vor mich hin, während der Ofen warm wurde. Dann spürte ich Druck an einem Bein und hörte einen süßen, murmelnden Klang.
Ich sah nach unten und gönnte mir ein kleines Lächeln. „Hallo, Sasha."
Die kleine Katze maunzte mich an, legte ihre Tatzen gegen mein Bein und versenkte warnend ihre Krallen darin. Ich beugte mich herab und hob sie hoch, und sie kuschelte ihren Kopf unter mein Kinn.
„Ja, ich habe dich auch vermisst."
Sie zog sich zurück und maunzte wieder.
„Doch!" Ich kuschelte sie näher an mich, und sie drehte sich in meinen Armen, während ich sie zu halten versuchte. Der Kessel pfiff.
„In Ordnung, in Ordnung." Als sie sich wegen des Lärms wand, setzte ich sie ab. Sie tappte zum Kühlschrank, um mich daran zu erinnern, dass wir Sahne für unseren Tee benötigten.
Ich deckte ein Tablett und trug es in mein Arbeitszimmer, die Katze tappte mir hinterher. Ich füllte eine Tasse für mich und eine Schale mit Sahne für sie, und wir ließen uns auf unserem üblichen Platz auf der Couch nieder.
Als sie mit ihrer Sahne fertig war, sprang sie auf meinen Schoß und stieß mit einer Tatze gegen meine Brust. Ich trank den Rest meines Tees aus und legte mich mit einem resignierten Seufzen hin, während sie auf meine Brust kletterte und schnurrrend ihren Kopf unter mein Kinn schob.
Seufzend kraulte ich ihre Brust. Sie schlang beide Pfoten um mein Handgelenk und hielt mich fest. Entspannt wollte ich nach dem Buch greifen, das ich gerade las. Es lag eben außer Reichweite.
Oh, egal! An diesem Punkt hatte ich mich in mein Unglück ergeben.
Mit einem Augenverdrehen sank ich zurück auf die Polster. Sasha seufzte und setzte mich auf der Couch fest.
Die Augen mussten mir zugefallen sein, denn eine Stunde später erwachte ich von einer Bewegung in meiner Küche.
„Ehrlich, Severus! Das Wasser ist verdampft, und der Kessel ist verbrannt!"
Draco. Er natürlich.
Sasha sprang auf die Füße, rannte aus dem Zimmer und maunzte den ganzen Weg.
„Da ist mein Mädchen — aua!"
„Sie ist in Kletterstimmung." Mit einem zufriedenen Lächeln im Gesicht rief ich eine verspätete Warung.
„Stimmt!", rief eine Frauenstimme entzückt. „Wer ist denn ein gutes Mädchen?"
Es kam ein triumphierendes ,Mau'‚ und ich wusste, ich war verloren.
Mein Lächeln wandelte sich zu einem Stirnrunzeln. Musste er sie herbringen?
„Bist du angezogen?", rief Draco.
„Nein. Ich bin nackt auf einem Pferd. Nicht stören." Meine Laune wurde nicht besser.
„Nun, das muss ich sehen", hörte ich sie sagen, während sie in Richtung meines Arbeitszimmers schlurfte.
„Was, wenn ich nicht angezogen gewesen wäre?!", fragte ich, als sie das Zimmer betraten.
„Ich habe schon einmal einen nackten Mann gesehen. Ich habe sogar schon einmal einen auf einem Drachen gesehen", sagte sie und zog unbeeindruckt die Nase kraus. „Aber auf einem Pferd in einem Wohnzimmer? Molly würde mir nie verzeihen, wenn ich das verpasste. Ich wette, sie würde sogar das Denkarium verwenden, um es noch einmal anzuschauen."
Ich grummelte. Der Zwischenfall mit Charlie und Hugo Weasley, einer Flasche Feuerwhiskey und einem Ungarischen Kurzschnauz während einer Volljährigkeitsparty war berüchtigt.
Man kann nicht mit Frauen, die Mütter gleichzeitig auch sind, verhandeln. Oder über sechzig. Egal, was zuerst kam.
Hier hatte ich mit einer Frau zu tun, die beides war.
„Solange Sie mich nicht wieder dazu bringen, mich auszuziehen", grummelte ich beim Aufstehen.
Sie schnaubte. „Ich denke nicht. Legen Sie ab."
„Sind Sie immer so dreist, oder nur bei mir?" Ich versuchte ein Hohnlächeln.
„Nur bei Ihnen." Sie verschränkte die Arme. „Machen Sie weiter."
Ihre Fähigkeit, mich abblitzen zu lassen, war entnervend.
Ich zog meinen Zauberstab hervor, schwenkte ihn und stand mit nur noch einer kurzen, neuen und weißen Unterhose am Leib da. Ich wusste nicht, ob Potter klatschte, aber ich überließ nichts dem Zufall. Es war wichtig, dass sie wusste, dass ich Wäsche zu waschen gelernt hatte.
Hermione griff in eine Tasche, die sie sich über die Schulter gehängt hatte, und zog eine Pergamentrolle hervor. Sie rollte sie ab und hielt sie hoch, damit Draco sie sehen konnte. „Siehst du, was ich meine?"
„Bist du sicher?" Er sah skeptisch drein. „Es könnte nur die Tinte sein, die nach all diesen Jahren durch das Pergament durchkommt."
„Ich sage dir, es verfärbt sich", sagte sie hitzig. Sie ging zu mir hinüber, und das Pergament verharrte in der Luft, wo sie es vorgezeigt hatte. Sie strich mit einer Hand über meinen Rücken hinunter, und eine Gänsehaut bildete sich. „Aber schau hier, wenn ich auf das Gewebe um die Wunde drücke. Es zieht sich auf dieselbe Weise zusammen."
Er nickte. „Das sehe ich auch so."
„Werden Sie mir jemals erzählen, was Sie vermuten, was nicht stimmt?", fragte ich so unangenehm, wie ich konnte.
„Ich glaube, das Gift zeigt Symptome. Ich denke, Sie haben den Sterbeprozess verlangsamt, aber ich nehme an, Sie sterben dennoch an dem Biss. Ich glaube, Sie sterben in Zeitlupe, und der Horcrux in Ihnen kämpft dagegen an." Sie drehte sich, um mich anzusehen. „Haben Sie keine Schmerzen?"
„Ich nehme eine Kombination von Tränken", sagte ich.
Sie nickte. „Die gute Nachricht ist, dass Sie jahrhundertelang leben werden. Die schlechte Nachricht ist, dass Ihre Schmerzen immer qualvoller werden, bis sie sterben."
„Nein", sagte ich ausdruckslos.
„Doch." Sie sah beleidigt aus.
„Nicht, wenn ich meine Schmerzrezeptoren zerstöre."
„Das ist verrückt."
„Es wurde schon getan", unterbrach Draco. „In Frankreich. Sie haben die ganze Angelegenheit genau dokumentiert —"
„Wer?", verlangte sie. „Wer hat es dokumentiert?"
„Nun, der Legionsrat —" Draco besaß den Anstand zu erröten.
„Dunkle Magie?", fragte sie hitzig.
„Nein." Wieder verschränkte er die Arme vor ihr. „Sie waren ein grässlicher Haufen, aber dies ist alles legal. Eine Art von … Muggelwissenschaft."
„Bist du sicher?" Sie sah misstrauisch aus.
„Sie geben diese Dokumente nur einfach nicht jedem", sagte Draco abwehrend. „Bei einem Symposium für Fluchverletzungen und Dunkle Gegenstände habe ich im letzten Sommer ein Mitglied des französischen Rates kennengelernt, und er hat die Entdeckung der Legionsakten erwähnt. Ich habe um die Akte nachgesucht, und sowohl Frankreich als auch das Ministerium haben ihr Placet gegeben —"
„Wie viel hat dich das gekostet?" Fragend hob sie eine Augenbraue.
Er zögerte. „Es könnte sein, dass ich einige … fragwürdige Gegenstände eingetauscht habe, die ich irgendwo im Manor gefunden habe, und die besser in den Händen des Ministeriums aufgehoben sind."
Sie verdrehte die Augen. „Solange du nicht die Kartons vertauschst und Rose und Scorpius verfluchte Kerzen schickst."
„Natürlich nicht", sagte er abwehrend. Sie drehte sich um, und er murmelte: „Wer glaubst du, hat alles einzupacken geholfen?"
„Solange es einfach jemand ist, der ein Etikett lesen kann", sagte sie lieb.
Er sah böse drein.
„Egal wie, es wird Jahre dauern, bis ich an diesen Punkt gelange, und Muggelerfindungen könnten bedeuten, dass wir so weit nicht gehen müssen", verwies ich.
„Das stimmt", sagte sie unbehaglich. Sie wandte sich zu Draco. „Wenn du dir die Mühe gemacht hättest, ein wenig über Neurowissenschaften zu lesen, hättest du das alles nicht erledigen müssen."
„Ich habe nach einem Grund gesucht, einige von Vaters Sachen loszuwerden." Draco zuckte mit den Schultern. „Egal, die Papiere sind dennoch von historischer Bedeutung und etwas wert. Aus Sammlersicht war es ein fairer Tausch."
„Du hast recht." Sie seufzte. „Schaffe alles aus dem Haus, aber es gibt keinen Grund, die Farm aufzugeben."
Ich war schockiert.
Sie sah meine gehobenen Augenbrauen. „Nun, man muss mit den älteren Verwandten nett umgehen. Kinder geraten immer in verborgene Bereiche und letztlich wird es sicher einige Kleine geben. Das reicht als Entschuldigung."
„Du wirst nachgiebig", bemerkte ich.
„Wir sind mit Großvaters fliegendem Teppich geflogen." Draco grinste.
„Er ist eine Antiquität", argumentierte sie. „Und er wurde umgerüstet. Die dunklen Zauber wurden entfernt, und er trägt moderne Zauber."
„Für diesen Teppich sind Muggelkinder gestorben", sagte ich so steinern, wie ich es in nichts als meinen Unterhosen hinbekam. Sie war den Dunklen Künsten gegenüber tatsächlich nachsichtiger geworden.
„Meine Tante ist für diesen Teppich gestorben. Wenn jemand das Recht auf einen Vergnügungsflug hat, dann bin ich es", sagte sie.
Ich schwieg. Das war unerwartet. „Wie haben Sie es herausgefunden?"
„Genealogie. Ich helfe meiner Mutter. Sie versucht herauszufinden, woher unsere Magie kommt, und es sieht aus, als seien eine meiner Vielfach-Urgroßmütter und ihre Schwester Squibs gewesen. Draco hat uns mit Querverweisen in Zaubererarchiven geholfen, als uns die Zeiträume klar wurden."
„Aber ich —", setzte ich an.
„Sie waren Malfoysquibs", sagte Draco betreten.
„Also hätten sie sie als Eigentum angesehen, wenn sie Tränkezutaten brauchten." Ich war empört.
„Ja. Als sie sie also brauchten —", begann sie.
„Wurden die Eltern mit einem Verwirrzauber belegt?", fragte ich. „Während einer Ernte werden Maßnahmen ergriffen."
„Ja, aber nicht alle, deshalb wurde es in einem Tagebuch festgehalten. Die Eltern vergaßen einfach, dass sie eine Tochter hatten. Alle dachten, sie seien vor Kummer verrückt geworden."
„Und Sie sind eine Malfoy", sagte ich und betrachtete sie von oben bis unten.
„Wir sind jahrzehntelang keine Malfoys gewesen." Hermiones Wangen färbten sich. „Meine Großmutter hörte in dem Moment auf, eine Malfoy zu sein, als sie eine Miller wurde."
„Trotzdem zählt es!", sagte Draco fröhlich. „Und es gibt nirgendwo einen Bericht über eine illegitime Geburt! Vater traf beinahe der Schlag."
„Bis ihm klar wurde, dass die beiden besten Schüler in Hogwarts während unserer Schulzeit aus derselben Blutlinie stammten", schnaubte Hermione.
„Ja, dann versuchte er, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen", lachte Draco.
„Jetzt will er, dass wir heiraten —", grummelte sie.
„Nein!" Ich machte ein finsteres Gesicht.
„Nun, ich mag Männer und Frauen, weißt du." Draco besaß den Anstand, verlegen auszusehen. „Es wäre möglich."
„Schau mich nicht so an. Ich tue es nicht!" Hermiones Augenbrauen zogen sich zusammen, während sie mich anstarrte.
„Nun, nicht, solange Vater lebt", argumentierte Draco. „Die Genugtuung gebe ich ihm nicht."
„Ich werde es nie tun!", insistierte Hermione.
Ich war irritiert, und ich wusste nicht, weshalb. „Warum sollten Sie über so etwas überhaupt nachdenken?"
„Um Hugo und Rose einen legitimen Anspruch auf das Vermögen zu geben, egal, was passiert. Scorpius ist der einzige Erbe, und es gibt keine Garantie, dass er und Rose Kinder haben werden, auch wenn sie gerne welche möchten." Draco zuckte mit den Achseln. „Oder was, wenn sie sich trennen, und er bekommt niemals Kinder?
„Du würdest so weit gehen für zwei Reservekandidaten?", fragte ich kalt.
„Ich will keine Black-Einmischung im Vermögen. Niemals", sagte Draco entschlossen. „Es ist mir egal, wie viele verdammte Kinder ich adoptieren muss. Ich nehme James, Albus und Lily, wenn sie mich lassen. Ich weiß nicht, wie man das mit Erwachsenen macht, wenn ihre beiden Eltern verstorben sind —"
„Delphi wird nie aus Azkaban rauskommen, Draco", sagte Hermione bestimmt.
„Genau das haben sie letztes Mal über Tante Bellatrix gesagt, und es hat nicht gestimmt, und sie hatte genügend Zeit, um ein Baby in die Welt zu setzen", sagte Draco zornig.
„Die ganze Idee ist absurd." Ich schnaubte.
„Danke", sagte sie beleidigt.
„Jetzt sagst du ‚nein', aber warte, bis du hundertzwölf bist und in einem kleinen Chateau auf einer tropischen Insel leben willst, wo du mit Affen um dein Frühstück kämpfst", sagte Draco trocken.
„Ich nehme den Regen und keine Affen, besten Dank." Sie sah mich an. „Sie können Ihr Hemd wieder anziehen … falls Sie es zurückbekommen können."
Ich drehte mich herum und sah die kleine schwarze Katze, die sich auf meinem weißen Hemd zu einem Ball zusammengerollt hatte. Ich zog meine Hosen an und schüttelte den Kopf, als ich aus dem Zimmer ging, um mir ein anderes Hemd zu holen. Die Invasion war schlimm genug, aber diese neue Information war verstörend.
Ich wusste, weshalb Lucius diese dumme Idee unterstützte. Der Greengrass-Blutfluch würde das ganze Haus für immer beflecken, falls Scorpius das letzte Blatt am Familienstammbaum war. Es war ein missliches Problem.
Entfernte Verwandte zurück in den Schoß der Familie zu bringen, würde ihr Haus stärken, besonders, weil die Kinder so progressiv waren. Die Malfoys würden wieder zu Philanthropen statt simpler politischer Strategen werden.
Es war eine brillante Verbindung. Insbesondere in Anbetracht der Drachenreiterfahrung, die Hugo Weasley an die Spitze der Gesellschaftskolumnen katapultiert hatte.
Dennoch gefiel es mir nicht.
