Ab 2342 studierte ich an der Sternenflottenakademie, vor allem Xenobiologie, ein paar technische Kurse, ich wusste nicht genau, was ich wollte. Ich war gut und ich war ehrgeizig, aber vollkommen ziellos. Zu dieser Zeit tobte der Grenzkrieg mit den Cardassianern und 2345 wurden viele Studenten mit medizinischen Kenntnissen gebeten, vorübergehend an Bord der Schiffe die Krankenstationen zu unterstützen. Es gab viele Verletzte, besonders unter den zivilen Bevölkerungen. Als ich mich freiwillig meldete, habe ich nicht über Konsequenzen nachgedacht, nicht in Erwägung gezogen, dass ich in Gefahr geraten könnte. Ich war so blauäugig und so begierig das bisschen Wissen, das ich erworben hatte, in die Tat umzusetzen.

Mein Einsatz führte mich auf ein kommerzielles Transportschiff, das in ein provisorisches Lazarettschiff umgewandelt wurde. Minimale Bewaffnung, leistungsschwache Schutzschilde, aber viel Platz. Wir konnten sehr viele Verletzte an Bord bringen, bevor die Situation so chaotisch wurde, dass wir uns zurückziehen mussten. Leider zogen wir die Aufmerksamkeit der Cardassianer auf uns, und zwei Kriegsschiffen folgten uns und brachten uns auf. Ein großer Teil der Crew und die Patienten wurden bei dem Angriff getötet, andere, als das Schiff geentert wurde. Einige von uns, die ihr Glück in Rettungskapseln versuchten, wurden gefangen genommen. Sie sind Cardassianer, Garak, sie können sich vorstellen, was dann geschah.

Wir wurden alle zusammen in einer viel zu kleinen Sammelzelle untergebracht. Es gab kein Wasser, nicht zu Essen und keine medizinische Versorgung für die Verletzten. Irgendwann ging die Tür auf, und Wachen griffen sich den Erstbesten von uns. Ich kann mich noch erinnern, er war Crewmitglied auf dem Frachter, ein junger Mann. Ich habe ihn nie wieder gesehen. So verschwand einer nach dem anderen aus unserem Gefängnis. Mich holten sie als Vorletzte.

Die Wachen brachte mich in einen kahlen Raum mit Wänden aus Metall, schnitt mir meine Kleidung vom Leib, fesselte meine Hände über Kopf an einen Haken und ließ mich dort stehen. Ich weiß bis heute nicht, wie lange, aber als das Verhör begann, war ich schon so entkräftet und dehydriert, ich hätte alles getan oder gesagt, nur um endlich Wasser zu bekommen und mich einfach nur auf den harten Boden zu legen zu dürfen.

Aber irgendjemand war wohl der Meinung, ich könnte über kriegswichtige Erkenntnisse verfügen. Anders konnte ich mir damals nicht erklären, warum mir über Stunden immer wieder dieselben Fragen gestellt und meine Unwissenheit dann mit Schmerzen bestraft wurden.

Er hat mich nicht mal schwer verletz, es waren die Demütigungen, die ich nicht mehr ertragen konnte. Ich wusste bis dahin nicht, wie sehr man sich schämen kann.

Nach unendlichen Stunden, im Rückblick tippe auf etwa zwei Tage, löste der Cardassianer, der mich ‚befragt' hatte, meine Fesseln. Ob er sicher war, dass ich doch nicht über genug geheimes Wissen der Sternenflotte verfüge, um weiter Zeit auf mich zu verschwenden oder ob ich ihn auch nur noch gelangweilt habe, kann ich nicht sagen, aber hin und wieder schien es mir, als diene meine Befragung lediglich seiner Unterhaltung.

Sie hielten mich von da an in einem winzigen, düsteren Quartier auf dem Schiff, mit eben genug Platz für ein niedriges Bett und sanitären Einrichtungen. Das fließende Wasser dort kam mir in den ersten Tagen wie eine Quelle des Glücks vor. Kleidung war ich ihnen nicht wert, aber es ist schon erstaunlich, wofür man dankbar sein kann. Fließendes Wasser, eine Decke und regelmäßige Mahlzeiten. Ich habe damals tatsächlich gedacht, wenn die Kämpfe nachlassen, werde ich im Rahmen eines Gefangenen Austausches an die Föderation übergeben, war so naiv zu denken, das Schlimmste liegt hinter mir, so naiv."

Jessica verstummte und Garak war sich nicht sicher, ob sie weiter reden konnte. Er rang mit sich selbst, ob er sie ansprechen oder warten sollte. Aus dem Augenwinkel blickte er in ihr Gesicht, auf dem Tränen helle Linien in dem leichten Make-up hinterlassen hatten. Aber die Frau kam seinen Gedanken zuvor. Sie holte tief Luft und fuhr mit ihrer Erzählung fort.

So vergingen einige Tage, eventuell sogar zwei oder drei Wochen damit, dass ich gelangweilt auf meinem Lager hockte, in die Decke gewickelt, und meinen Gedanken nachhing oder schlief. Unterbrochen wurde diese reizarme Zeit nur durch den Soldaten, der mir mein Essen brachte. Ich hasse die cardassianische Küche, allein der Geruch von getrocknetem Fisch löst immer noch Übelkeit in mir aus. Aber ich musste nicht Hungern, mir war warm und mein Körper hatte sich nach wenigen Tagen von den Strapazen des Verhörs erholt, die Wunden waren am Verheilen.

Und dann änderte sich alles. Meine letzte Mahlzeit wurde mir erst vor Kurzem gebracht und ich döste auf meinem Bett vor mich hin, als sich die Tür öffnete und derselbe Soldat, der mir das Essen gebracht hatte, riss mich an den Armen hoch, nahm mir die Decke und schliff mich regelrecht hinter sich her. Ich wehrte mich nicht. Bis heute frage ich mich, ob ich mich hätte wehren sollen. Natürlich hatte ich keine Chance, aber vielleicht hätte der Soldat zu fest zugeschlagen und mich so verletzt oder getötet. Dann wäre mir der Rest erspart geblieben. Aber ich wehrte mich nicht und nach einigen Abzweigungen und Durchgängen blieben wir vor einer Tür stehen, die sich umgehend öffnete. Der Soldat sprach den Öffnenden mit ‚Dal Ekoor' an. Es war der Cardassianer, der mich zu Beginn verhört hatte, und für einen Augenblick fürchtete ich, die Befragung würde nun, da ich mich erholt hatte, fortgesetzt. Aber der Raum hinter Ekoor, in den ich grob hinein gestoßen wurde, war das Quartier des Dal.

Der Offizier hatte beschlossen, dass ich geeignet war, ihm die Zeit zu vertreiben, bis er wieder zurück in die Heimat beordert wurde, zu seiner Frau.

Es reichte Ekoor nicht, mich zu missbrauchen. In den folgenden Monaten trug ich so viele Verletzungen davon, dass ich bald nicht mehr wusste, woher welche Narbe stammte, oder welchen Finger ich noch nicht gebrochen hatte. Ekoor Gelüste waren recht facettenreich. Wenn ich mich wehrte, schlug er mich, bis ich mich nicht mehr wehrte, oder er fesselte mich. Wehrte ich mich nicht, war ich zu langweilig. Dann quälte er mich mit seinen Klingen und Zangen, bis ich bewusstlos wurde, oder bis ich mich wehrte, damit er wieder auf mich einschlagen konnte.

Irgendwann bat ich ihn, mich zu töten. Ich konnte einfach nicht mehr, und ich wollte nicht mehr. Das war der Tag, an dem ich ihn zum ersten Mal lächeln sah. Ekoor lächelte mich an und flüsterte: „Aber Du bist doch schon tot. Du bist tot, seit Du an Bord gekommen bist." Dann griff er in meine Haare, bog meinen Kopf zurück und zerschnitt mir mit dem Messer, mit dem er beim Essen das Fleisch geschnitten hatte, mein Gesicht. In den folgenden Stunden zerschnitt er noch einiges an mir.

Ich weiß nicht, was sich plötzlich geändert hatte, aber an dem Tag wurde ich aus Dal Ekoor's Quartieren geholt, leidlich ärztlich versorgt und einige Tage später einem Schiff der Sternenflotte übergeben.

Es folgten Wochen der Genesung, aber selbst die vielen Behandlungen mit Hautregeneratoren und kosmetische OP's konnten nicht alle Narben beseitigen. Irgendwann verweigerte ich weitere Korrekturen und verließ die Sternenflotte. In der ganzen Zeit im Krankenhaus habe ich viel nachgedacht und ich war einfach nicht mehr dieselbe. Alles hat sich seitdem geändert."

Jessica ließ Garaks Hand los und ergriff die Flasche Kanar. Sie machte sich nicht die Mühe, den teuren Alkohol ins Glas zu schütten. Sie trank direkt aus der Flasche und Garak konnte es verstehen. Er hätte es ihr jetzt gerne gleich getan.

Sie saßen weiter einfach nur so da und in Garak wuchs der verzweifelte Wunsch, ihr die Erinnerung an diese Erlebnisse zu nehmen.

Irgendwann, die Flasche war nahezu leer, räusperte sich Jessica. „Ich hoffe, sie können mein Verhalten jetzt verstehen und sehen mir mein Benehmen ihnen gegenüber nach. Ich weiß, dass sie keine Schuld daran tragen, aber wenn ich ihr Gesicht sehe, sehe ich auch Ekoor."

Garak nickte und erhob sich ein wenig steifbeinig. Er ging in seinem Quartier langsam auf und ab, während er sprach. Er war aufgewühlt wie schon lange nicht mehr. Als guter Cardassianer war er dem Staat treu ergeben und wünschte sich nichts mehr als seine Rückkehr nach Cardassia Prime, in seine Heimat. Aber sein Volk war auch zu Grausamkeiten fähig, die ihm einen Schauer über den Rücken laufen ließen, insbesondere weil er wusste, dass er selbst ebenfalls zur Grausamkeit fähig war, das hatte er schon bewiesen. Der Unterschied zwischen ihm und Ekoor war lediglich das Motiv. Garak wäre niemals auf den Gedanken gekommen, aus Lust oder gar Langeweile zu foltern.

„Ich verstehe, warum ich diese Angst in Ihnen auslöse, und wenn Sie es wünschen, werde ich mich bemühen, Ihnen nicht mehr zu nahezukommen, soweit das auf dieser Station möglich ist." Er musste sich räuspern, um eine feste Stimme zu behalten. „Ich möchte nicht Auslöser für Ihr Unbehagen sein. Aber diese ganze furchtbare Geschichte erklärt noch nicht, warum sie sich selbst verletzen, Jessica. Bitte verzeihen Sie mir meine Neugier, aber nach diesen Erlebnissen, ich muss Sie das einfach fragen. Warum schneiden sie sich in Ihr eigenes Fleisch?" Garak hielt inne und warf ihr einen flehenden Blick zu, er wollte verstehen.

„Ich fühle sonst nichts", sagte sie nach einer Weile des Schweigens

Garak legte seinen Kopf schief und warf ihr einen verwirrten und gleichzeitig fragenden Blick zu. „Ich verstehe nicht ganz. Wie genau meinen Sie das?", der Schneider schritt zum Replikator hinüber und orderte zwei Tassen Rotblatt-Tee. Dies war eine Tee-Situation. Er brachte beide Tassen mit zurück zum Sofa und ließ sich wieder auf dem Fußboden neben Jessica nieder.

„Natürlich nehme ich wahr, wen ich berührt werde, mich stoße, den Luftzug auf der Haut. Aber ich fühle es nicht in mir. Es bedeutet mir einfach nichts mehr, löst kein Gefühl in mir aus." Sie ergriff die heiße Tasse Tee und pustete auf die dampfende Flüssigkeit. „Aber Schmerzen fühle ich. Schmerzen geben mir das Gefühl, lebendig zu sein. Manchmal ist es richtig angenehm, den Schmerz durch den Körper fluten zu spüren. Schmerzen sind ein essenzieller Bestandteil meines Lebens geworden und ich verstehe ihre Natur. Deshalb dreht sich in meinem Geschäft alles um die Ästhetik der Schmerzen."

Der Cardassianer umklammerte seine Tasse mit beiden Händen. Das Leid dieser Frau ging ihm ungewöhnlich nah. „Was ist mit Zärtlichkeit, was ist mit Sex? Wollen Sie sagen, sie fühlen dabei nichts?" Garak fürchtete sich fast vor der Antwort.

Jessica schüttelte den Kopf. „Nein, ich nehme zwar die körperliche Berührung wahr, aber es bedeutet mir nicht mehr oder weniger als die Kleidung auf der Haut oder jeder andere zufällige sensorische Sinneseindruck.", sie überlegte einen Augenblick und fuhr fort „, es sei denn, in Verbindung mit Schmerzen, dann kann ich sogar so etwas wie Lust oder Freude empfinden. Es ist besser, Schmerz zu fühlen, als gar nichts mehr zu spüren, deshalb die vielen Narben." Wieder hielt sie inne, nur kurz, dann stellte sie die Tasse ab und erhob sich.

„Garak, diese Unterhaltung war sehr schmerzhaft. Vermutlich die schmerzhafteste, die ich seit Verlassen der Sternenflotte geführt habe. Vielen Dank." Er stutzte, „Wofür bedanken Sie sich?" „Für Ihr geduldiges Zuhören und für Ihre Hartnäckigkeit, das Nachhaken. Es war an der Zeit, diese Dinge endlich auszusprechen. Ich denke, es wäre schön, irgendwann bei einer Flasche Kanar noch mal zu reden, aber kann Ihnen nicht versprechen, dass ich Sie zukünftig mit anderen Augen sehe, Cardassianer." Jessica hielt ihm die Hand hin und half ihm auf die Beine. „Ich werde jetzt zu Bett gehen, mir fallen die Augen zu. Gute Nacht, Garak."

Er blieb nachdenklich zurück. Obwohl es jeder Rationalität entbehrte, fühlte er eine Form von Kollektivschuld, weil ein Mann seines Volks zu dieser Grausamkeit fähig gewesen war.

Zwei Tage später beim gemeinsamen Mittagessen unterbrach Garak die wortreiche Preisung eines Romans, den Dr. Bashir ihm schmackhaft machen wollte.

„Entschuldigen Sie, mein lieber Doktor. Ich weiß zu schätzen, dass Sie mir die Literatur Ihrer Heimat näher bringen und meinen kulturellen Fokus erweitern möchten. Meine Gedanken sind heute gänzlich von einer anderen Thematik gefangen und ich fürchte, ich kann sie nicht dazu bringen, von diesem Thema abzulassen." Julian Bashir versuchte zu lächeln, doch die Enttäuschung über diese Zurückweisung war ihm nur allzu deutlich anzusehen.

„Aber nicht doch, Garak. Das Buch läuft uns ja nicht weg. Ich hoffe, das Thema, das Sie derart mit Beschlag belegt, ist nicht unerfreulich?"

Wie immer versuchte der Doktor seine Neugier auf alles, was Garak beschäftigte, zu verbergen und beschäftigte sich intensiv mit der Larish-Pastete auf seinem Teller. Ausnahmsweise war Garak heute daran interessiert, den Doktor an seinen Gedanken teilhaben zu lassen.

„Nun, in der Tat ist das Thema nicht unbedingt erfreulich, aber eventuell könnten Sie mir einige Fragen beantworten, die mir in dieser Angelegenheit Kopfzerbrechen bereiten."

Die Pastete war sofort vergessen und der Doktor blickte Garak eifrig an. „Aber sicher, wenn ich helfen kann. Um welche Fragen handelt es sich?" Bashir schob seinen Teller beiseite.

Garak folgte seinem Beispiel, stützte die Ellenbogen auf den Tisch, verschränkte die Hände langsam und suchte nach den richtigen Worten. „Folgende Situation: Eine Person überlebt ein extremes psychisches und physischen Trauma, erholt sich körperlich, aber greift infolge der psychischen Schäden seit Jahren zur autoaggressiven Mitteln. Welche Therapie würden Sie bevorzugen, medikamentöse oder eine Konfrontationstherapie?" Garak ging seine Gedanken nochmals um Geiste durch, war sich dann aber sicher, keinen Hinweis auf Jessica gegeben zu haben. Als er aufblickte, bemerkte er Julians erstaunten Gesichtsausdruck. Sein Mund stand offen und er benötige einen Augenblick, um sich für eine Antwort zu sammeln.

„Garak, ich weiß, dass Sie viel erlebt haben, aber wir reden jetzt hoffentlich nicht über Sie, oder? Wir kennen uns noch nicht allzu lange, aber ich müsste mir ernsthafte Gedanken um meine Profession machen, wenn mir nichts aufgefallen wäre."

Garak schüttelte lächelnd den Kopf. „Aber nein, Doktor, mir geht es gut. Es geht um einen alten Bekannten, dem ich gerne helfen möchte."

Doktor Bashir atmete erleichtert auf und seine Haltung entspannten sich sofort. „Dann bin ich ja beruhigt. Um auf Ihre Frage zurückzukommen: Ich würde für den Anfang ein leichtes Medikament zur Entspannung verordnen und eine Gesprächstherapie. Eine Konfrontation sollte erst stattfinden, wenn der Patient gefestigter ist und auf eine solche Situation vorbereitet wurde. Aber das kann unter Umständen Jahre dauern, abhängig von der Eindrücklichkeit der Erlebnisse. Wenn ich helfen kann …" Garak hob abwehrend die rechte Hand.

„Nein, ich fürchte, ein Arzt der Sternenflotte wäre der Letzte, den mein Bekannter um Hilfe bitten würde. Und ich glaube auch nicht, dass er einer Gesprächstherapie zustimmen würde." Seine Gedanken schweiften kurz ab, den Blick ins Leere gerichtet, „was wären schlimmstenfalls die Folgen einer Konfrontation mit dem Verursacher seines Leides?"

Julian überlegte kurz, nickte dann zu sich selbst. „Im schlimmsten Fall verschlechtert sich der seelische Zustand des Patienten so sehr, dass er sich lebensgefährlich verletzt oder gar versucht, sich selbst zu töten. Oder er richtet die Aggression gegen seinen Peiniger, was ebenfalls zu einem oder mehreren Verletzten oder Toten führen kann." Er sah Garak eindringlich in die Augen. „Garak, das ist ein sehr heikles Thema und sollte auf keinen Fall ohne professionelle Begleitung angegangen werden. Ich sehe in einer solchen Situation jede Menge Potenzial für eine schwerwiegende Eskalation. Überlegen Sie gut, wie Sie Ihrem Freund helfen wollen. Ich stehe Ihnen gerne beratend zu Seite, das wissen Sie."

Sehr viel später an diesem Abend entfernte Garak an der Com Einheit in seinem Quartier eine Abdeckung, manipulierte einige Schaltkreise und verschlüsselte den Sender so, dass die folgenden Transmissionen weder abgefangen, noch zurückverfolgt werden konnten. Er verschloss die Abdeckung wieder sorgfältig und ohne Spuren zu hinterlassen und kontaktierte einen alten Freund.

„Garak? Bist Du es wirklich? Ich hätte nicht gedacht, Dein Gesicht noch ein mal wiederzusehen. Nicht lebend." Das Gesicht von Pythas Lok war ausdruckslos. Garak hätte nicht sagen können, ob sein Freund aus Schultagen sich freute, oder ihn lieber Tod gesehen hätte.

„Pythas, ich freue mich auch, Dich wiederzusehen. Es ist lange her." Der andere Cardassianer nickte bedächtig. „Du meldest Dich bestimmt nicht bei mir, um in Erinnerungen zu schwelgen, Garak. Was willst Du?" Garaks Mund verzog sich enttäuscht. Er hatte zumindest mit ein wenig mehr Wohlwollen seitens Pythas gerechnet. „Du kommst sofort zur Sache, immer noch ein Mann weniger Wort. Nun denn, ist Dir ein Dal Ekoor bekannt? Vermutlich ist er inzwischen Legat, aber er war während der Grenzkriege etwa zur Zeit von Setlik III ein Dal."

Pythas nickte. „Ich kenne Ekoor. Nicht persönlich, aber sein Name ist hier und da unangenehm aufgefallen. Es wundert mich ein wenig, dass Du ihn nicht kennst. Er hat es nur bis zum Jagul gebracht und wurde auf einem Posten ohne politischen und militärischen Einfluss kaltgestellt. Er hat einige Angewohnheiten, die sich nicht mit einer politischen Karriere vertragen, aber seine Familie hat zu viel Einfluss, als dass es jemand gewagt hätte, gegen ihn vorzugehen. Was willst Du von Ekoor?"

Der Schneider fiel von Garak ab und er verwandelte sich vor den Augen von Pythas in den Agenten von früher. Als hätte man ein Filter entfernt, der jede Wahrnehmung von Garak mit einem weicheren, freundlicheren Licht verklärt, verhärteten sich die Züge des Cardassianers und sein Blick hätte kochendes Wasser gefrieren lassen können. Die Wut in ihm gab seinen Schuppen eine dunkle Färbung.

„Ich möchte Ekoor einer Person vorstellen, die noch eine Rechnung mit ihm zu begleichen hat", antwortete Garak. Er musste sich kontrollieren, um ruhig zu bleiben.

Pythas Lok hob einen Augenkamm, „Könntest Du ein wenig mehr ins Detail gehen? Ich nehme nicht an, dass Du ihn mit dieser ‚Person' auf Cardassia Prime besuchen möchtest."

„So sehr ich die Heimat auch vermisse, zu einer solch kurzsichtigen Tat lasse ich mich nicht hinreißen", stimmte Garak zu. „Ich fürchte, ich muss Ekoor ‚einladen', uns außerhalb des cardassianischen Hoheitsgebietes zu uns zu gesellen. Wenn Du mir verraten könntest, wie ich ihn erreiche, arrangiere ich seine ‚Einladung'." Dieser Gedanke ließ Garak gefährlich lächeln.

Der andere Cardassianer lehnte sich in seinem Sessel zurück, verschränkte die Arme und fixierte seinen alten Freund. „Ekoor's Familie ist ausgesprochen einflussreich und ihr Zusammenhalt ist beinahe legendär. Wenn herauskommt, dass ich zugelassen habe, dass Crell Ekoor etwas zustößt, oder dass ich davon wusste und nichts gesagt habe, dann ist nicht nur mein Leben wertlos. Sie werden sich an meiner ganzen Sippe rächen. Verstehst Du, in welche Situation Du mich bringst, Garak?"

Der ehemalige Agent fürchte für einen Augenblick, sein feiner Plan würde bereits an der ersten Hürde scheitern. Es gab derzeit niemanden auf Cardassia, der ihm in dieser Angelegenheit helfen könnte und seine zuversichtliche Ausstrahlung begann zu schwinden, als Pythas fortfuhr, „Ich sage ja nicht, dass ich nicht versuche, Dir zu helfen. Ekoor ist eine Schande für Cardassia und das cardassianische Militär. Aber ich will, dass Du verstehst, wie gefährlich so eine Aktion wird, nicht nur für Dich, sondern auch für viele Unschuldige."

Garak senkte den Blick vom Monitor. Nein, er war sich dessen nicht bewusst gewesen und er wollte bestimmt keine Unbeteiligten durch seinen Plan in Gefahr bringen. Wie viel konnte er von Pythas verlangen? „Alter Freund, ich bitte Dich nicht leichtfertig und solltest Du ablehnen, frage ich kein zweites Mal. Kannst Du mir den Aufenthaltsort von Crell Ekoor nennen? Das ist alles, mehr Hilfe benötige ich nicht von Dir." Er wagte es nicht, seinem ehemaligen Schulkameraden ins Gesicht zu sehen, zu sehr befürchtet er eine Ablehnung. Als Pythas´ Stimme die Stille durchbrach, zuckte Garak zusammen.

„Ich gebe Dir die Information, Garak. Und ich hoffe, Du kannst Deinen Plan erfolgreich umsetzen. Aber egal, ob Du scheiterst oder Erfolg hast, bitte mich nie wieder um etwas."