2. Exposed


Elle Bishop, Washington DC


„Mir ist egal was vor fünf Jahren passiert ist! Ich will wissen, was du für heute Abend geplant hast!" Parkman brüllte den völlig überforderten Japaner, den er gerade verhörte, inzwischen bereits an, doch der Erfolg blieb natürlich aus. Parkman hatte es kurz gesagt immer noch nicht kapiert.

Elle lehnte sich müde gegen die Wand und schüttelte den Kopf. „Ich würde ja anbieten ihn für dich zu grillen, aber es würde nichts bringen. Ich bin mir sicher, dass ich das schon mal erwähnt habe, aber du hast den falschen Nakamura gefangen. Dieser hier weiß nicht was heute Abend passieren soll, weil er aus der Vergangenheit stammt", meinte sie genervt. Parkman wollte ihr schon viel zu lange nicht glauben, und seine Versuche den vergangenen Hiro Nakamura zu verhören waren zu Beginn ja noch ganz spaßig gewesen, aber inzwischen nervte es nur noch und kostete sie Zeit. „Wir sollten uns wirklich darauf konzentrieren den anderen Nakamura zu finden, den richtigen, du weißt schon."

Parkman warf ihr einen genervten Blick zu. „Und wie sollen wir das deiner Meinung nach anstellen?", wollte er wissen, „Wenn einer weiß wo wir den finden können, dann doch wohl dieser hier!" Er drückte sein eigenes Gesicht schon beinahe gegen den Kopf des vergangenen Nakamuras bei dem Versuch dessen Gedanken zu lesen.

„Ich weiß gar nichts", beteuerte dieser und wirkte etwas beunruhigt.

„Wieso verdammt gehst du jetzt in deinen Geist Folterszenen aus Star Trek durch?", beschwerte sich Parkman.

Elle seufzte. „Vergiss es, er weiß offenbar nichts, das uns weiterhilft. Allerdings haben wir jetzt etwas, das wir vorher nicht hatten." Sie deutete auf den verwirrten Japaner. „Eine Geruchsprobe für unseren Spürhund."

Parkman wandte seinen Kopf und seine verrückte Grimasse ihr zu. „Vergiss es! Auf keinen Fall!", meinte er, „Damit würden wir zugeben, dass wir alleine nicht weiter kommen."

„Wir kommen alleine auch nicht weiter", rief Elle ihm in Erinnerung, „Und uns läuft die Zeit davon. Falls ein Anschlag geplant ist, haben wir bald keine Zeit mehr übrig ihn zu verhindern."

Parkman schnaubte. „Also gut, aber nur dieses eine Mal", meinte er und nickte in Hiro Nakamuras Richtung, „Den hier überlassen wir inzwischen dem Haitianer."

Dagegen hatte Elle keine Einwände. Alles was diesen Hiro Nakamura daran hindern würde abzuhauen war ihr recht.

„Na dann mal los", meinte sie.


„Sie sind nicht hier, sie sind im Weißen Haus", erklärte Molly Walker, kaum, dass sie ihnen die Türe geöffnet hatte.

„Das wissen wir, deswegen sind wir nicht hier", erwiderte Parkman und schob sich gefolgt von Elle in die Wohnung hinein. Elle stellte fest, dass Mohinder Sureshs Zweitwohnsitz nicht so wirkte als hätte er sich in letzter Zeit viel hier aufgehalten. Dafür war es viel zu ordentliche und zu wenig wissenschaftliche Arbeiten und Bücher über Genetik lagen in Sichtweite herum.

„Molly, es tut mir leid, aber du musst jemanden für uns finden", erklärte Parkman dem Mädchen, das sie beide feindselig musterte, „Es ist wichtig."

„Ich mache das nicht mehr", erwiderte Molly, „Ich darf das sogar nicht mehr machen. So lautet das Gesetz." Sie warf Elle und Matt einen scharfen Blick zu. „Außer man arbeitet für die Regierung, wie es scheint."

„Genau das würdest du damit auch tun", versicherter ihr Parkman, „Es geht um das Leben deines Vaters. Und das des Präsidenten."

„Sind sie in Gefahr?", wollte Molly nun aus anderen Gründen besorgt wissen.

„Möglicherweise", räumte Parkman ein, „Wir wollen sichergehen, dass es eben nicht so ist. Deswegen müssen wir jemanden finden. Jemand ganz speziellen."

„Ich kann nur jemanden finden, über den ich irgendetwas weiß, das mich zu ihm oder ihr führt, Matt, das weißt du", erwiderte Molly.

„Deswegen haben wir auch eine Überraschung für dich", mischte sich Elle ein, „Siehst du diese spezielle Person gibt es zweimal. Wir können dir genau sagen wo sich eine Version davon befindet. Alles, was du dann tun musst, ist die Kopie davon ebenfalls aufzuspüren. Das kannst du doch, oder?"

Molly legte ihre Stirn in Falten. „Ich hab das noch nie ausprobiert", gab sie unüberraschender Weise zu, „Aber es sollte klappen."

Sie ging los und kehrte kurz darauf mit einem Atlas zurück, den sie auf dem Tisch im Wohnzimmer hinlegte, um dann eine Karte der Vereinigten Staaten aufzuschlagen. Dann blickte sie Elle und Parkman abwartend an. „Also?", wollte sie wissen, „Um wen geht es?"


Fünf Jahren früher, New York, Kirby Plaza, Sylar


Hat mich dieser seltsame kleine Mann gerade mit einem Schwert durchbohrt? Sylars Leben hatte im letzten Jahr einige überaus bemerkenswerte Haken geschlagen, aber das hier war selbst für seine Verhältnisse neu.

Nach seinem Mord an dem Maler hatte er die Zukunft gezeichnet, die Explosion. Ihm war klar geworden, dass er irgendwie dafür verantwortlich war und hatte zum ersten Mal seit längerer Zeit wieder an seinem Weg gezweifelt. Ja, er hatte sich damit abgefunden, dass er tötete, doch er tat dies um anderen, die ihre Kräfte nicht verdient hatten, diese zu stehlen, er betrieb natürliche Selektion und setzte das Recht des Stärkeren durch, doch er mordete nicht sinn- und zwecklos. Ja, er hatte auch schon Menschen ohne Kräfte getötet – Chandra, weil dieser ihn verraten hatte, den einen oder anderen Polizisten, bewaffnete Angestellte dieser Firma, aber das war immer Selbstverteidigung gewesen. New York auszulöschen, so viele Unschuldige umzubringen, das konnte er sich einfach nicht vorstellen. Warum sollte er das tun? Das entsprach ihm überhaupt nicht.

Also hatte er nach Erlösung gesucht, nach einem Ausweg, hatte sich an die einzigen Menschen gewandt, an denen ihn etwas lag, von denen er wusste, dass ihnen auch etwas an ihm lag, doch er war zurückgewiesen worden – Mohinder hatte den Notruf gewählt und nur vorgegeben ihm zuzuhören, und seine Mutter hatte sich von ihm abgewandt und ihn mit einer Schere attackiert. Und war dann gestorben.

Da war Sylar klar geworden, dass er sein Schicksal akzeptieren musste, dass es niemanden gab, der ihn davor bewahren konnte, dass er es annehmen musste. Offenbar hielten ihn sowieso alle für ein Monster, also konnte er genauso gut dieses Monster sein.

Die beiden Japaner waren auf jeden Fall darauf aus ihn umzubringen, wie es schien. Und irgendjemand würde in New York explodieren. Allerdings würde es nicht Ted Sprague, der radioaktive Mann sein, dafür hatte Sylar selbst gesorgt. Und es würde auch nicht Sylar sein, nein, es würde Peter Petrelli sein. Peter, der Spragues Kräfte absorbiert hatte und nicht kontrollieren konnte. Sylar stellte ihn, bereit ihn zu vernichten, bereit allen zu beweisen, dass er der Held war und Peter der Schurke. Was dazu führte, dass er von einem dieser beiden besagten Japaner von einem Schwert durchbohrt wurde.

Und dann bekam er nicht mehr viel mit, weil er nur noch vor sich hin stolperte, während er langsam aber sicher ausblutete. Bis er gerettet wurde. Doch warum sollte ihn jemand retten?

Wie sich herausstellte war New York explodiert, Peter war in New York explodiert, doch Nathan Petrelli stellte sich vor die Presse und erklärte Gott und der Welt, dass Sylar derjenige war, der für die Explosion die Verantwortung trug. Zugleich war er aber auch von Nathan Petrelli gerettet worden, wie es schien. Zumindest von dessen Leuten. Er wusste nicht warum, aber er hatte nicht vor herauszufinden was dahinter steckte, indem er vor Ort blieb.

Er hinterließ eine weitere Spur von Chaos und Tod und war noch nicht lange auf der Flucht, als er feststellte, dass dieser Bastard Petrelli inzwischen ein Foto von ihm zusammen mit seinem echten Namen veröffentlicht hatte.

Seine Anonymität war dahin. Gabriel Grays guter Ruf war dahin. Was blieb ihm noch?

Rache, so dachte er, wäre ein guter Anfang. Rache und das weitere Sammeln von Fähigkeiten. Immerhin schuldete er Peter ein Rematch, ein faires dieses Mal, ohne Japaner mit Schwertern. Natürlich würde dieser spezielle Japaner mit Schwert auch seine Rechnung präsentiert bekommen, genau wie alle Angestellten dieser Firma und der verdammte Nathan Petrelli.

Ja, Sylar hatte eine neue Liste erstellt, und dazu brauchte er dieses Mal kein bisschen Hilfe. Natürlich wollte er auch immer noch Claire Bennet - aus offensichtlichen Gründen. Nachdem er beinahe gestorben wäre, wollte er nicht riskieren dem Tod noch einmal so nahe zu kommen. Doch dazu musste er sie erst einmal finden, nicht wahr? Er musste sie alle finden.

Leider war die einzige Person die vergleichsweise einfach zu finden war, die an die man auch am Schwersten heran kam – Nathan Petrelli war öfter im Fernsehen zu sehen als so mancher Newsanchor. Und war jetzt ein sehr angesagter Politiker. Dadurch würde er warten müssen, doch Sylar konnte warten. Geduld war ihm nicht vollkommen fremd, er konnte sie aufbringen, wenn sie sich bezahlt machen würde. Und seine Rache würde um so süßer sein, je wahrscheinlicher er mit ihr Erfolg haben würde.

Also konzentrierte er sich vorerst auf seine anderen Interessen. Ohne jemals auf die Namen auf seiner Liste zu vergessen.


Die beiden Fähigkeiten, die ihn schließlich so nahe an sein Ziel heranbrachten wie er nur träumen konnte waren die Psychometrie einerseits und die Gestaltenwandlung andererseits. Er hatte sich immer wahnsinnig darüber geärgert, dass ihm dieses Illusionisten-Mädchen Candice oder so entgangen war. Wie gerne hätte er ihre Fähigkeiten genossen. Doch der Gestaltenwandler machte das wieder gut. Dadurch, dass er nicht mehr so aussah wie das bekannteste Gesicht des Landes war er endlich wieder frei. Und durch die Psychometrie wurde er immer besser darin sich tatsächlich für andere auszugeben.

Ihn hatte beinahe der Schlag getroffen, als offiziell gemacht worden war, dass es Menschen mit besonderen Fähigkeiten gab. Und als verkündet wurde, dass er keine Bombe bei sich gehabt hatte, sondern die Bombe gewesen war.

Es war passiert, was passieren musste, die Regierung der Vereinigten Staaten begann das zu tun, was die Firma zuvor getan hatte, nur in viel größeren Ausmaßen. Sylar war genauso klar wie allen anderen, dass es Nathan Petrelli gewesen sein musste, der sie verraten hatte. Wer sonst hätte es sein sollen? Sein Aufstieg in den Regierungskreisen war nicht zu übersehen gewesen, und er war nach wie vor das offizielle Gesicht von allem, was mit der Explosion von New York zu tun hatte. Ein Grund mehr endlich seine Rache zu nehmen, so sagte er sich zumindest.

Er arbeitete sich langsam aber stetig durch die Ränge hoch, wenn man so wollte. Um näher an Petrelli heran zu kommen, musste er sich als jemand ausgeben, der nahe an ihn heran kam. Das Problem war nur, dass Petrelli ständig vom Haitianer umgeben zu sein schien. Dieses Problem musste Sylar irgendwie umgehen, das wusste er, aber es stellte sich heraus, dass der Haitianer seine Kräfte gezielt einsetzte, sprich wenn er jemanden nicht verdächtigte Kräfte zu haben, die er blockieren musste, dann tat er das auch nicht.

Und so lernte Sylar mit der Angst zu leben, mit ihr zu flirten, sich nicht zu fürchten, sondern stattdessen zu lernen mit dem Kräftehemmer von Nebenan zu leben. Er arbeitete sich von Agent Taub zu Petrellis persönlichen Assistenten durch.

Cole Cooper war alles, was Sylar verabscheute - er besaß einen alliterativen Namen, war auf beinahe schon ekelerregende Weise in Petrelli verschossen, war unterwürfig, fügsam, und fleißig, und besaß absolut keine eigene Meinung. Wenn Sylar nicht wüsste, dass er ein Rückgrat besessen hatte, dann würde er ihn für den lebenden Beweis dafür, dass Menschen tatsächlich ohne Rückgrat leben konnten, halten.

Sylar war noch nicht einmal einen Tag lang Cooper und hasste die Rolle bereits. Das Problem war, dass er wusste, dass er möglicherweise nicht viel Zeit haben würde, bevor auffallen würde, dass Agent Taub verschwunden war. Für heute hatte er sich einfach als Taub krank gemeldet, bevor er als Cooper aufgetaucht war, aber er wusste, dass er diese Täuschung nicht lange aufrecht erhalten würde können.

Doch der verdammte Haitianer war immer noch ständig da, und wenn nicht er, dann jemand anderer. Petrelli war niemals alleine, wie es schien. Vielleicht weil er nicht mit sich selbst alleine sein wollte?

Sylar blickte Danko voll Abscheu hinterher, als dieser das Büro von Petrelli verließ. Dann nahm er ein paar Akten von seinem Schreibtisch und schritt zielstrebig auf Petrellis Büro zu. Und musste innehalten, weil dieser schon wieder nicht alleine war, sondern mit Bennet quatschte wie es schien.

Sylar benutzte sein gestohlenes Gehör um zu erfahren, was vor sich ging. „… das ist alles, was ich dazu im Moment sagen kann…"

„Das ist nicht gut genug, Nathan", sagte Bennet gerade, „Ohne ein genaues Datum ist ein Eingreifen zu riskant."

„Danko gibt mir keinen genauen Terminplan seiner Einsätze. Und er ist so schon misstrauisch genug, hasst alle meiner Fragen. Setz Wireless daran", erwiderte Petrelli, „Hauptsache ihr evakuiert die Gruppe, bevor sie zuschlagen."

„Wir können es versuchen, aber ich kann nichts versprechen. Unsere Operation ist zu wichtig um sie zu gefährden, gerade jetzt", meinte Bennet, „Vielleicht müssen wir diese paar opfern, für das Wohl unserer Sache."

„Ich opfere niemandem mehr für das Wohl von irgendeiner Sache. Nie wieder", lautete die entschlossene Antwort.

„Dann fliegt deine Tarnung auf. Ist es das was du willst? Manchmal denke ich, dass du mit offenen Augen auf dein Ende zu rennst. Das wird Peter nicht dazu bringen dir zu verzeihen, das sollte dir klar sein", tadelte ihn Bennet, „Und du bist zu wichtig für den Widerstand. Und mit ein wenig Glück auf dem direkten Weg dazu noch wichtiger zu werden. Wir können deine Position hier nicht riskieren."

„Du klingst schon wie Linderman. Oder meine Mutter", stellte Nathan fest, „Sorg dafür, dass es erledigt wird, oder ich erledige es selbst. Ich habe immer noch andere Verbündete dort draußen."

„Oh ja, wende dich nur an die, dann kannst du gleich öffentlich zugeben, dass die Kräfte hast, das würde auf das Gleiche hinauslaufen", schnaubte Bennet, und Sylar wich gerade noch rechtzeitig aus um nicht von ihm niedergerannt zu werden, als er wütend aus Petrellis Büro gestürmt kam.

„Ah, Cole, kommen Sie herein!", rief Petrelli, als er ihn erblickte, „Was gibt es?"

Sylar reichte ihn stumm die Akten. Nathan nahm diese entgegen, und blätterte sie schnell durch. „Genau richtig, oh, da ist mein nächster Termin. Cole, das hier ist Dr. Mohinder Suresh, hoffentlich bald der Genetiker unserer … Unternehmung. Mohinder, das ist Cole Cooper, meine rechte Hand."

Sylar drehte sich um und erblickte tatsächlich Mohinder in der Türe von Petrellis Büro stehend. Er würde lügen, wenn er behaupten würde, dass er seit dem Kirby Plaza nicht mehr an den anderen Mann gedacht hätte, aber nachdem er herausgefunden hatte, dass der Inder nicht bei der Explosion gestorben war, hatte er versucht ihn aus seinen Gedanken zu verbannen, und hatte damit mehr oder weniger Erfolg gehabt. Bis jetzt zumindest.

Mohinder nickte ihm flüchtig zu. „Sie verschwenden Ihre Zeit, Nathan", erklärte er, „Ich habe kein Interesse daran für die Regierung zu arbeiten."

„Nein? Wollen Sie sich meinen Vorschlag nicht zumindest anhören, bevor Sie ablehnen?", wollte Nathan wissen und schenkte dem Inder ein vorsichtiges Lächeln. Mohinder, der immer noch der Selbe alte Mohinder war, wie es schien, schüttelte seinen Kopf. „Es gibt nicht genug Blutgeld, dass Sie mir anbieten könnten um bei diesem Schlachtfest, das Sie planen mitzumachen", erklärte er leidenschaftlich.

Nathan wechselte einen vielsagenden Blick mit Sylar. Diplomatie war noch nie Mohinders besondere Stärke gewesen. Nathan musterte ihn einen Moment nachdenklich, bevor er meinte: „Nun, wenn Sie nicht mitmachen, dann wird den Job jemand anderer bekommen, jemand, der vermutlich kein Problem damit haben wird wirklich bei diesem Schlachtfest, wie Sie es nennen, mitzumachen."

Mohinders Miene verdüsterte sich.

Nathan räusperte sich. „Das alles ist ein großes Missverständnis", erklärte er, „Ich weiß nicht, was Peter Ihnen erzählt hat, Dr. Suresh, aber ich will diese Menschen retten. Und dazu brauche ich Ihre Hilfe."

Und nach allem, was Sylar eben mit angehört hatte, stimmte das sogar. Er fragte sich nur wie Nathan Petrelli jemals so blöd hatte sein können zu denken, dass er das auf diese Weise erreichen würde können.


„Präsident der Vereinigten Staaten, das ist eine große Sache." Er schloss die Türe hinter sich.

„Ich habe mich nicht um den Job beworben. Es war der Wille des Volkes", behauptete Nathan und vergrub sein Gesicht in seinen Händen, „Und wenn ich es mir hätte aussuchen können, dann wäre es nicht so gekommen."

„Keine weitere Explosion, die eine ganze Stadt auslöscht, keine Jahrhundertrede, die dem Land die Hoffnung zurück gibt. Der Held der Stunde, der einsame Kongressabgeordnete der Stadt, die das letzte Mal ausgelöscht wurde. Als ob das alles nicht zu schön wäre um nicht von langer Hand vorbereitet zu klingen. Der Held, der uns alle vor den Speziellen retten wird… Ich frage mich, ob es dieses Mal wieder Peter war. Immer noch keine Kontrolle der Junge?"

Nathan hob den Kopf und starrte Sylar einfach nur an. Dieser legte die Gestalt von Cole Cooper ab und wurde zu sich selbst. „Hi, Nathan. Ich war ja direkt überrascht, dass du dieses Mal nicht wieder mich zum Sündenbock gemacht hast."

„Das hat Ma also gemeint", murmelte Nathan, „All die Warnungen…" Er musterte Sylar. „Na gut, wenn du schon hier bist, dann bring es hinter dich." Er schloss die Augen und streckte seinen Hals gerade. Machte sich bereit das Opferlamm zu spielen.

„Oh bitte. Bennet hat recht, du willst sogar, dass es so endet. Eine ganze verdammte Rede, nur für ihn. Und das jetzt … töte mich, ich wehre mich nicht. Pah. Sieh endlich ein, dass es Peter egal ist. Dein kleiner Bruder hat dich nicht mehr lieb, dann ist es eben so, nimm es wie ein Mann", beklagte sich Sylar, „Kannst du mir verraten was eigentlich so besonders an Peter Petrelli ist, dass sich immer alle seinetwegen überschlagen, obwohl er unsere Heimat in die Luft gesprengt hat, einfach nur deswegen, weil er sich nicht beherrschen konnte?!"

Nathan öffnete seine Augen wieder und starrte Sylar an. „Wenn du mich nicht umbringen willst, was willst du dann?", wollte er wissen, ohne auf der Peter-Thema einzugehen.

„Was ich will ist dir helfen. Denn um ehrlich zu sein, Nathan, ist es mir ein Rätsel wie du es geschafft hast bis hierher zu kommen, oder gar wie du gedenkst noch weiter zu kommen", erklärte ihm Sylar gönnerhaft, „Offensichtlich brauchst du jemanden, der dir den Rücken freihält, und deine bisherigen Partner, nun entschuldige, wenn ich das so direkt sage, aber … die haben es nicht drauf. Nein. Mit mir an deiner Seite wird es besser werden, darauf kannst du dich verlassen."

Nathan lehnte sich in seinem Stuhl zurück und musterte Sylar von Oben bis Unten. „Und ich soll glauben, dass du mir einfach nur aus der Güte deines Herzen heraus helfen willst, ja? Oder vielleicht wegen … Loyalitätsgefühl? Weil du einer von uns bist, ja?", spottete er.

„Ich bin nicht der Rassenverräter hier, Petrelli. Ich habe niemanden von uns erzählt und gebe vor ein normaler Mensch zu sein, der gegen die bösen bösen Speziellen vorgeht", rief ihm Sylar in Erinnerung.

„Ach, weil Cooper ja so speziell ist, nicht wahr? Was ist noch mal seine Fähigkeit? Akten superschnell zu ordnen? Nur zu deiner Information: Ich war es nicht, der die Info über die Existenz der Speziellen hat durchsickern lassen. Ich habe nur Schadensbegrenzung betrieben, sobald sie ans Tageslicht kam", giftete Nathan zurück.

„Oh ja, als Undercoveragent. Und wie erfolgreich du warst", spöttelte Sylar.

„Sag schon, was ist dein Preis? Wenn du willst, dass ich deinen Namen reinwasche, dann muss ich dich enttäuschen. Das wird niemals passieren", verkündete Nathan.

„Das ist mir schon klar. Nein, nein, ich will mehr. Deine Wiedergutmachung muss etwas Großes sein. Ich bin mir noch nicht sicher was, aber Vizepräsident klingt gut, oder nicht? Und dann irgendwann Präsident…. Ja, warum eigentlich nicht? Ich wusste immer, dass ich für Höheres bestimmt bin. Meiner armen toten Mutter hätte das gefallen, ihr Sohn der Präsident", meinte Sylar.

„Vergiss es! Ich sterbe lieber als dir dieses Land zu überlassen!", knurrte Nathan.

Sylar lächelte nachsichtig. „Wir werden sehen", meinte er, „Alles zu seiner Zeit. Zunächst muss Danko weg. Findest du nicht auch? Den Gefallen tu ich dir sogar umsonst. Und dann, wenn der Giftzwerg endlich fort ist, dann siehst du vielleicht ein, was für ein wertvoller Verbündeter ich bin."

Nathan schüttelte nur seinen Kopf. Als wäre er der Meinung, dass das niemals passieren würde. Nun, da irrte er sich. Sylar würde ihn sehr schnell eines Besseren belehren.

Und dann, wenn Nathan nicht mehr damit rechnen würde, dann würde er ihn wirklich umbringen und sich all das holen, das ihm zustand. Denn immerhin war das das vorhergesehene Ende für ihre Geschichte, nicht wahr?


Heute


„Das hier ist der Test. Wenn sich die Blutprobe verfärbt, dann ist klar, dass der Getestete Kräfte besitzt". Noah demonstrierte es der Familie mit einer Probe der Tochter auf einem Taschentuch. „Außer man macht das." Wireless tropfte etwas auf sie Probe, deren blaue Färbung wieder verging. „Wir geben Ihnen genug davon mit. Alles was Sie tun müssen ist das in ihren Test einzumischen, dann solle alles glatt gehen", fügte sie hinzu.

„Die Pässe sind fertig." Noah reichte dem Vater die drei neuen Pässe. Damit sollten sie keine Schwierigkeiten damit haben aus dem Land zu kommen. Dafür würde der Widerstand schon sorgen. Daphne und Hana würden dazu beitragen diese Familie sicher über die Grenze zu bringen.

Noah versuchte in jedem geretteten Leben einen Sieg zu sehen, doch er wusste, dass die Dinge nicht ganz so einfach lagen. Sie konnte niemals alle, die sie retten müssten, ins Ausland schmuggeln. Im Gegenteil, sie würden weniger retten können, als sie nicht retten können würden.

Hana begleitete die Familie in Richtung Türe, als Daphne hereingerannt kam. „Nakamura ist hier", erklärte sie.

Noah unterdrückte sein Seufzen. „Lass ihn rein", meinte er.

Hiro Nakamura bedeutete immer nur Ärger. Noah hasste seine Besuche, so wie er alles an diesem Mann hasste. Nakamura hielt nichts von Subtilität oder kleinen Schritten. Sein Beitrag zum Widerstand bestand vor allem daran das Leben für den Rest des Widerstands um einiges schwieriger zu machen. Aber es war besser zu wissen was er tat als davon blind zu überrascht werden, wie damals von der zweiten Explosion etwa, zu der es nur gekommen war, weil sich Nakamura in einen Konflikt zwischen fliehenden Speziellen und Dankos Agenten eingemischt hatte.

Nakamura kam in Begleitung eines anderen Japaners herein. Noah brauchte einen Moment um ihn zu erkennen. „Nein, auf keinen Fall", sagte er dann.

„Du weißt noch nicht einmal was ich fragen will", merkte Nakamura an.

„Die Antwort ist aber auf jeden Fall die gleiche", sagte Noah.

„Homeland Security hat einen zeitreisenden Doppelgänger von mir gefangen", berichtete Nakamura, „Wir müssen ihn retten um die Zeitlinie zu bewahren."

„Nein, ich kann keine Leute entbehren und riskiere sicherlich keine direkte Konfrontation mit Homeland", meinte Noah nur.

„Wenn du mir Wireless borgen würdest…", setzte Hiro an.

„Nein", wiederholte Noah.

„Ich weiß, dass du nicht viel von mir hältst, aber du schuldest mir etwas. Dank meiner Reise in die Vergangenheit wurde deine Tochter gerettet. Sylar hat sie nicht getötet, sie lebt", meinte Nakamura und wandte sich an seinen Begleiter, „Sag es ihm, Ando."

Ando nickte gehorsam. „Wir haben die Cheerleaderin gerettet, wie befohlen. Peter Petrelli hat sie vor fünf Jahren gerettet", sagte er.

„Das ist mir durchaus bewusst", erwiderte Noah, „Doch es ändert nichts an meiner Antwort. Peter ist nicht derjenige, der jetzt hier vor mir steht und mich um Hilfe bittet, oder? Und selbst ihm würde ich bei dieser Wahnsinnsaktion nicht helfen. Tut mir leid."

„Wenn Claire damals nicht gestorben ist, dann ist sie heute ebenfalls noch am Leben. Und kein Spezieller ist wertvoller als sie für die Regierung, nicht wahr?", begann Nakamura, „Wenn …."

„Auf Wiedersehen, Hiro", sagte Noah nur ruhig, „Wir haben uns nichts mehr zu sagen."

Nakamura zog ab, während sein Freund eine besorgte Miene zur Schau stellte. Noah blickte den beiden nur nachdenklich hinterher.


Texas


„Vielen Dank, … Sandra." Er las den Namen von ihren Namenschild ab. Teils anerkennend, teils voller Tadel. Sie blickte ihn kurz in die Augen. „Jemand muss sie ehren, du hast dich ja scheiden lassen, und dann auf sie und Lyle vergessen", meinte sie nur.

„Trotzdem ist es auffällig. Was im Übrigen der Grund ist,warum ich hier bin. Man weiß von dir. Dass du noch lebst. Diejenigen, die es wissen, sind harmlos, aber wenn sie es herausgefunden haben, ist es möglicherweise nur eine Frage der Zeit, bis andere es ebenfalls herausfinden. Du musst Texas verlassen, wieder untertauchen", meinte der Gast leise zu seiner Kellnerin.

Das hier war ein relativ kleines Diner, niemand würde hier nach ihr suchen, niemand würde sie hier vermuten, aber das bedeutete nicht, dass man sie hier nicht finden würde. Er blickte zu der brünetten Kellnerin auf. „Du bist hier nicht mehr sicher."

„Ich war noch nie irgendwo sicher", erwiderte „Sandra", „Und ich habe es langsam satt wegzulaufen. Und nicht nur ich. Gretchen hat auch die Nase voll davon."

„Claire….", begann Noah gedämpft.

„Nein, Dad, wir haben uns ein gemeinsames Leben aufgebaut. Hier in Texas. Gretchen will ihr Studium abschließen, will Ärztin werden. Ich kann nicht von ihr verlangen, dass schon wieder alles aufzugeben, nur weil du paranoid bist. Falls du es vergessen hast, ich bin unsterblich. Mir kann nichts geschehen", sagte seine Tochter, „Ich will nicht mehr weiter weglaufen."

„Adam Monroe war auch unsterblich. Und du weißt was sie mit ihm gemacht haben. Willst du enden wie er?", meine Noah eindringlich.

„Nathan würde das niemals zulassen", sagte Claire nur voller Überzeugung.

„Nathan ist das Problem. Und das weißt du. Immerhin hast du die letzten Jahre damit verbracht dich vor allem vor ihm zu verstecken", rief ihr Noah in Erinnerung.

Claire zuckte die Schultern. „Damit ist jetzt Schluss. Wir waren in einer Fruchtbarkeitsklinik, Dad. Wir planen eine Familie. Natürlich muss Gretchen diese austragen, aber wir haben es trotz allem geschafft uns ein Leben aufzubauen. Und sind nicht bereit das aufzugeben. Es tut mir leid. Ich weiß, dass du dir Sorgen machst, aber die Wahrheit ist, dass ich niemanden mehr interessiere. Ich bin nicht Hiro Nakamura. Ich bin einfach nur eine junge Kellnerin. Homeland Security wird nicht kommen um mich zu holen, und auch sonst niemand."

Noah jedoch wusste es besser. Doch wenn sie sich weigerte zu fliehen, nun dann musste er eben dafür sorgen, dass das nicht mehr nötig wäre.


Las Vegas


Parkman, Elle, und ihre Truppen stürmten das Behelfsversteck von Zukunfts Hiro in Las Vegas, in dem er und Ando immer noch auf eine Rückmeldung von entweder Peter oder Bennet warteten.

Elektrizität zischte über Elles Handfläche.

„Hallo, Jungs", meinte sie.

Und wurde im selben Moment von einer anderen Ladung Elektrizität getroffen. Peter Petrelli erschien wie aus dem Nichts direkt vor Ando. „Hallo, Elle", meinte er.

„Peter", stellte sie fest, „Ich wusste, dass du früher oder später auftauchen würdest." Sie lächelte. „Genauer gesagt habe ich sogar damit gerechnet."

Und schon prallten ihre verschiedenen Ladungen aufeinander, und der wirkliche Kampf begann.


A/N: Ursprünglich hatte ich mir überlegt eine Fix-It Version zu Vol. 4 also „Flüchtlinge" zu schreiben, da ich nie besonders glücklich mit diesem Teil war, und das nicht nur wegen dem Ende, sondern auch prinzipiell. Aber während ich überlegt habe, was ich schreiben würde, würde mir klar, dass ich daraus im Grunde keine übermäßig interessante Fic machen könnte, und so bin ich auf die Idee gekommen stattdessen eine neue Version von „5 Years Gone" zu machen, da „Flüchtlinge" ja im Prinzip die Canon-Version dieser Folge war. Deswegen also habe ich meine Ideen für das Fix-It hier eingebaut.

Im Canon gab es ja nie einen sinnigen Grund warum Nathan all das losgetreten hat. Seine Begründung war im Prinzip, dass er sich wegen seines extremen Oocs-Verhalten im Finale von „Schurken" schlecht fühlt und das so wieder gut machen wollte. Aber wieso um alles in der Welt er nicht vorhergesehen hat, dass sich die Regierung und die Begabten gegenseitig würden umbringen wollen, man an den Gefangenen experimentieren würden etc. war nie schlüssig bzw. ich habe nie verstanden, was er gedacht hat, was passieren würde. Ich meine der Dreh- und Angelpunkt des Charakters war ja gerade immer, dass er eben nicht so naiv ist. Und Bennet war ja offenbar einfach nur langweilig, deswegen hat er da mitgemacht.

Deswegen habe ich also gesagt, nope, das ist nicht auf ihren Mist gewachsen, es ist wegen den Ereignissen zuvor durchgesickert, dass es diese Begabten gibt und Nathan und Bennet haben den hirnrissen Plan geschmiedet scheinbar mitzumachen um so alle zu retten, was hirnrissig und moralisch fragwürdig aber eben In Character für beide ist (und trotzdem zu gerechtfertigten Vorwürfen von allen anderen führen kann).

Und Sylar hat sich natürlich auch nie Danko angeschlossen, weil das für mich auch nie Sinn ergeben hat, Kräfte-Buffett hin oder her, das war auch für ihn sehr seltsames Verhalten.

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