3. The Wall


Washington D.C.


Zumindest waren Hiro und Ando entkommen. Und vielleicht war es gar nicht so schlecht, dass Peter dort gelandet war, wo er gelandet war. Vielleicht würde sich so eine Chance für ihn ergeben den anderen Hiro zu befreien und so alles wieder in Ordnung zu bringen.

Vielleicht.

Elle hatte nicht gelogen, sie hatten mit ihm gerechnet, und ihre Falle genau auf ihn abgestimmt. Der verdammte Haitianer war aufgetaucht und hatte all seine Energie auf ihn konzentriert. Peter hätte angenommen, dass er dazu abgestellt worden war den anderen Hiro zu bewachen, sogar Matt Parkman hatte die Anwesenheit des Haitianers anscheinend überrascht.

Und jetzt bin ich hier. Gefangen. Nun eigentlich wurde er eher wie ein ungehorsamer Ausreißer behandelt, aber nun ja irgendwie lief das alles auf das Selbe hinaus, nicht wahr?

Er hörte wie sich Schritte näherten. Sein Herz klopfte ein wenig schneller, als ihm bewusst wurde, dass er gleich Nathan wiedersehen würde. Nach all der langen Zeit…

Er warf einen abschätzenden Blick auf den Haitianer, der stumm neben ihm stand, und zu ihm herunterblickte. Und dann betrat der Präsident der Vereinigten Staaten das Oval Office und blickte auf den Mann, der darin auf ihn wartete.

„Peter", stellte er fest.

„Nathan", lautete Peters einzige Erwiderung.

Nathan umrundete seinen Schreibtisch und nahm dahinter Platz. Und starrte ihn dann stumm an. Musterte ihn genau. Beinahe so als würde er versuchen ein Puzzel zu lösen.

Peter seufzte. „Du hast all das arrangiert, nur damit du mit mir sprechen kannst?", begann er dann.

Nathan schüttelte den Kopf. „Übertreib nicht, Pete. Ich wusste immer genau wo du warst. Wenn ich dich nur hätte sprechen wollen, hätte ich Homeland beauftragen können dich aus diesem Stripclub zu zerren, ob du es willst oder nicht. Aber nein, ich habe deinen Wunsch nach Abstand und Abgeschiedenheit respektiert. Aber du musstest dich ja einmischen, nicht wahr? Du konntest einfach nicht daneben stehen. Musstest den Helden spielen….", meinte Nathan nur tadelnd, „Und deswegen sitzen wir jetzt hier."

„Deswegen sitzen wir jetzt hier", wiederholte Peter.

Nathan lehnte sich nach vorne und starrte Peter in die Augen. „Niki Sanders, wirklich? Ich hatte gedacht du hättest besseren Geschmack", verkündete er dann.

„Wir haben beide viel verloren. Haben uns gegenseitig geheilt", erwiderte Peter, „Und ich bin nicht der Einzige, der seinen Geschmack etwas erweitert hat, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben, denke ich. Wie geht es Mohinder?"

„Er ist ein Workaholic, wie immer", gab Nathan ungerührt zurück, auch wenn Peter dachte ein kurzes Zucken in seiner Miene erkannt zu haben, wenige Sekunden bevor er Mohinders Namen erwähnt hatte. „Er wird sich freuen dich zu sehen."

„Planst du ein Familienessen?", wollte Peter nur scheinbar desinteressiert wissen.

„So ähnlich." Nathan erhob sich, umrundet den Tisch, setzte sich dann auf diesen, direkt vor Peter. „Es wird Zeit, dass du aufhörst zu schmollen und in den Schoß der Familie zurückkehrst", meinte er, „Ich habe einen Job für dich."

„Soll ich wieder dein Wahlkampfteam leiten?", spottete Peter.

Nathan lächelte leicht. „Mir ist klar geworden, dass ich dich falsch eingeschätzt habe, Peter. Ich habe dich nie für den Mann gesehen, der du wirklich bist. Aber die Wahrheit ist, du und ich, wir sind uns ähnlicher als ich es jemals für möglich gehalten hätte. Auch in dir ist eine Dunkelheit, auch in dir gibt es einen großen egoistischen Teil, der sich das holt, was er wirklich möchte, koste es, was es wolle. Diese Welt, in der wir jetzt leben, die haben wir dir zu verdanken, niemanden sonst, das wissen wir beide", sagte er.

Peter zuckte zusammen als hätte Nathan in geschlagen. „Das behauptest du. Ich habe dem niemals zugestimmt. Das war immer deine Interpretation der Dinge!" Er warf einen Blick auf den Haitianer, der seinen Blick nur stumm erwiderte, aber nichts zu all dem sagte. Falls ihn irgendetwas hiervon überraschte, ließ er es sich nicht anmerken.

„Jetzt willst du mir wieder einreden, dass das nicht du warst, nicht wahr? Dass es irgendein Betrüger war. Denkst du wirklich Nathan Petrelli würde Peter Petrelli nicht wieder erkennen, egal aus welcher Zeitlinie dieser stammt?", wollte Nathan ruhig wissen, aber Peter wollte das alles nicht hören.

„Darüber diskutieren wir nicht mehr!", verkündete er und sprang auf und war bereit wütend aus dem Oval Office zu stürmen, doch der Haitianer legte ihm warnend eine Hand auf die Schulter und drückte ihn zurück in seinen Stuhl.

Nathan hatte die ganze Szene beobachtet ohne mit der Wimper zu zucken. „Es gibt Dinge, die du nicht weißt, Peter", verkündete er gefasst, „Es gibt sogar eine Menge, die du nicht weißt…."


Vier Jahre früher


„Wie es aussieht, hast du immer noch Geheimnisse vor mir."

Nathan wirbelte herum und war wenig überrascht Sylar in seiner normalen Gestalt auf ihn zu spazieren zu sehen. Der Blick des Mannes schweifte dabei über all die Zellen. „Dein eigener kleiner Kerker, direkt unter dem Weißen Haus", stellte er fest, „Manchmal denke ich, dass ich dich gar nicht kenne." Er blieb neben Nathan stehen und starrte den Gefangen an, vor dessen „Zelle" sie standen. Der Gefangene hatte die Augen offen, doch sein Blick war leer, und er starrte direkt durch die Glasscheibe hindurch nach draußen.

„Das hier ist wirklich dunkel", meinte Sylar freundlich, „Ich meine, ich bin der Erste, der zugibt, dass auch ich nicht die beste Beziehung zu meinen Eltern hatte, aber das hier…"

„Ich konnte ihn nicht umbringen, immerhin ist er mein Vater. Aber ich musste ihn aufhalten", rechtfertigte sich Nathan und warf einen vorwurfsvollen Blick auf Arthur Petrellis leere Miene, „Du hast keine Ahnung wie gefährlich er ist. Er ist wie Peter, aber auch so wie du. Aber in Wahrheit ist er viel gefährlicher als ihr beide zusammen. Er sammelt Fähigkeiten nicht nur, er stiehlt sie. Durch eine einfache Berührung." Er warf einen Blick auf Sylar. „Er ist sozusagen das weiterentwickelte Modell von dir."

Sylar hob die Augenbrauen. „Das ist aber nicht der Grund warum du ihn hier eingesperrt hast", meinte er nur.

„Ich muss Peter vor ihm beschützen", erklärte Nathan nur, „Ich hätte das hier schon vor vielen Jahren tun sollen. Wenn ich geahnt hätte…."

Sylar musterte die leere Miene des älteren Petrelli. „Was genau hast du mit ihm gemacht?", wollte er wissen.

„Das war Parkman. Er hat ihn in seinem eigenen Geist eingesperrt. Hat ihn eingemauert, wenn du so willst", sagte Nathan, „Das ist nichts, was er selbst nicht mit anderen gemacht hätte. Er hat die Telepathie von Charles Deveraux gestohlen und Ma damit Dinge angetan …"

„Und nicht nur ihr, nehme ich an", riet Sylar ins Blaue.

Nathan ging nicht darauf ein. „Er kam nach der Explosion wieder aus seinem Loch gekrochen. Wollte Kräfte künstlich erzeugen. Sie an den Meistbietenden verkaufen, nehme ich an. Das hätte alles beinahe noch schlimmer gemacht", erklärte er stattdessen.

„Wie alttestamentarisch von dir", meinte Sylar.

„Er hat versucht an Peter zu experimentieren", sagte Nathan, als wäre das eine logische Erklärung für all das hier, und für Nathan Petrelli war sie das wohl auch.

„Und wen hast du noch in deinen kleinen Privatgefängnis hier eingesperrt? Ich nehme an eine dieser Zellen trägt meinen Namen?" Sylar stellte sich direkt neben Nathan und hauchte diesen sanft ins Ohr. „Ich bin nicht so einfach zu fangen, das sollten Sie wissen, Mister Präsident."

Nathan wich nicht zurück, sondern blickte ihn nur an. „Komm mit", meinte er nur.

Die nächste Zelle, zu der er ihn führte, beherbergte einen blonden Mann, den Sylar sogar kannte. „Adam Monroe", stellte er fest, „Der hat schon mal besser ausgesehen."

„Die haben mit ihm experimentiert. Dieser Wissenschaftler, der mit meinem Vater daran gearbeitet hat, künstlich Kräfte zu erzeugen und das in der Vergangenheit auch getan hat... Seine Forschung ist den falschen Leuten in die Hände gefallen, und sie haben das mit ihm gemacht … Wir wissen noch nicht was es ist, Mohinder arbeitet daran", erklärte Nathan.

„Dafür brauchst du also einen Genetiker. Was denkst du, dass es sein soll? Eine Waffe gegen uns?", wollte Sylar wissen.

„Sie wollen uns umbringen. So einfach ist das. Und er … er ist unsterblich, oder besser gesagt war es. Wenn sie ihn umbringen können, können sie uns alle umbringen", meinte Nathan.

Adam Monroe war nur noch Haut und Knochen, seine Augen waren tief eingesunken, und seine Hautfarbe war alles andere als gesund. Sylar wandte sich von dem Anblick ab.

„Pech für ihn, aber was soll's. Ich habe Danko erledigt. Hab seine gesamte Einheit ausgelöscht, mit ein wenig Hilfe von deiner Freundin Tracy. Es ist vorbei", behauptete er.

„Das hier geht tiefer als Danko. Danko war nur ein Kampfhund. Und das hier, das hier ist nicht einmal das erste Mal, dass sie versucht haben uns umzubringen. Was wir gerade erleben, ist nur eine Wiederholung. Unsere Eltern haben das alles schon einmal durchgemacht. Natürlich hat die Regierung alles vertuscht, aber die Überlebenden können davon berichten. Meine Ma kann davon berichten. Du warst nicht Chandra Sursehs Patient Null, Gabriel Gray. Du warst nur der Beginn seiner verzweifelten Wiedergutmachung", teilte ihm Nathan mit, „Die Regierung hat schon mal versucht uns alle umzubringen, aber dieses Mal, dieses Mal könnten sie es sogar schaffen."


Heute


Peter studierte die Akten und Beweisfotos, augenscheinlich unberührt. „Das ist tragisch", räumte er ein, „Ist aber lange vergangen. Und hat nichts mit mir zu tun."

„Wenn man davon absieht, dass es deinetwegen wieder passieren wird. Bereits wieder passiert. Sie haben bereits damit begonnen uns umzubringen. Und das alles ist ihnen nur möglich, weil du beschlossen hast die Zeitlinie zu ändern", erwiderte Nathan und musterte ihn kühl.

Peter warf die Akte auf den Schreibtisch seines Bruders. „Das war nicht ich", betonte er, „Das war ein anderer. Ich würde niemals tun, was er getan hat!"

Nathan grinste böse. „Ach ja? Das ist Unsinn, das wissen wir beide, du würdest es immer wieder tun", behauptete er, „Eben weil ihr derselbe seid. Diese Zeitlinie, all die Toten, die es schon gibt, und die uns noch bevorstehen gehen auf deine Kappe. Und warum? Ich kann dir sagen warum: Einfach deswegen, weil du deinen Bruder verloren hast, und ein paar Schicksalsschläge später beschlossen hast, dass du dich damit nicht abfinden kannst. Du hast es damit gerechtfertigt, dass die Welt retten willst, aber in Wahrheit ging es dir niemals darum. Nicht wirklich."

Peter funkelte den anderen Mann an. „Das hat er getan, nicht ich", wiederholte Peter, scheinbar unbeeindruckt von der neuen Information über Nathans Schicksal in dieser anderen Zeitlinie, „Ich würde mich niemals so entscheiden."

„Das wird sich zeigen", meinte Nathan. Und dann packte er Peter überraschend bei den Schultern und sank mit ihm durch den Boden.

Peter fand sich in einer Art Kellergewölbe wieder. Er war umgeben von kleinen Räumen, die wie Zellen wirkten, doch er registrierte diese Tatsache nur am Rande, sondern schleuderte den Mann, der ihn hierher gebracht hatte, mit einem telepathischen Angriff zurück.

Dieser richtete sich auf und klopfte sich den Staub von Anzug. „Also wirklich, Pete, ist das eine Art mit seinem Bruder umzugehen?", tadelte er den jüngeren Mann.

„Mein Bruder kann nicht durch den Boden gleiten", meinte Peter nur, „Wer bist du? Und was hast du mit Nathan gemacht?!"

Sylar nahm seine wahre Gestalt an. „Ach komm schon, du weißt sehr genau wer ich bin", meinte er höhnisch, „Ich bin der Mann, der die Schuld an deinen Taten in die Schuhe geschoben bekommen hat. Es ist wie ich damals gesagt habe: Du bist der Schurke in dieser Geschichte, Peter. Diese Welt in der wir leben, sie existiert nur deinetwegen."

Peter gab einen wütenden Schrei von sich und stürzte sich auf den Mörder. Er rammte mit ihn aller Kraft, zerschmetterte seinen Brustkorb, und sah dann voller Schrecken mit an wie der zerdrückte Brustkorb wieder heilte. Was…..?

„Claire auch?", keuchte er erschrocken, doch statt einer Antwort erhielt er einen Nadelstich in seinen Hals und spürte wie er das Gefühl in seinen Gliedern verlor.

Sylar hob ihn hoch und schulterte ihn. Und trug ihn dann zu einem der kleinen Räume hinüber und legte ihn in diesem auf einer Pritsche ab. „Du musst mich jetzt entschuldigen, ich habe einen wichtigen Termin. Ich muss eine Rede halten." Er tätschelte Peter die Wange. „Wir setzen das hier fort, wenn ich zurück bin. Die Wirkung der Betäubungsmittels sollte dich bis dahin ruhig halten." Er musterte Peter noch einmal prüfend, und verwandelte sich dann wieder in Nathan. „Keine Sorge, wir werden das alles noch in Ruhe besprechen." Und dann ließ er Peter gelähmt und verzweifelt in seiner Zelle zurück.


„Sie wollten mich sprechen, Bennet? Schnell, ich habe nicht viel Zeit", brummte Matt und sah sich nach irgendeinen von Bennets Mitverschwörern um. Und hörte sich nach ihnen um. Doch es gab nicht nur von niemanden etwas zu sehen, nein, er konnte auch keine anderen Gedanken auffangen. Bennet tauchte bei ihren kleinen Treffen immer alleine auf, aber Matt war trotzdem immer davon ausgegangen, dass sich das eines Tages möglicherweise ändern würde. Er war nicht mehr der naive Mann, der er vor fünf Jahren gewesen war, er wusste, dass er niemanden trauen konnte, am allerwenigsten Noah Bennet, der dank ihm immer wieder Spezielle aus diesem Land geschmuggelt oder vor Homeland Security gerettet hatte.

„Ich weiß wo Nakamura und sein Freund sind", teilte ihm Bennet mit, „Ich bin bereit sie Ihnen auf einem Silbertablett zu servieren. Im Gegenzug für einen weiteren Gefallen. Ich brauche sichere Passage für einen weiteren Speziellen und Begleitung nach Kanada."

Matt musterte Bennet. Wie immer waren die Gedanken des Mannes durch eine scheinbar undurchdringliche Wand aus sinnfreien fremdsprachigen Gedanken vor ihm verborgen. Trotzdem war dieses Timing verdächtig. Und Matt war nicht so blöd es nicht zu hinterfragen.

„Sie halten also die Zeit für gekommen sich abzusetzen, zusammen mit Ihren Lieben, ja? Tut mir leid, Bennet, aber Nakamura reicht mir nicht. Nicht mehr." Er war ihm gerade erst wieder durch die Finger geschlüpft, das ja, aber Matt hatte durch die Ereignisse des Tages wahrhaft größere Probleme als den verrückten Mann mit dem Schwert.

„Na gut, ich bin bereit Wireless als Draufgabe anzubieten", meinte Bennet dann.

Das war in der Tat verlockend, aber nicht groß genug, nicht nach heute. Und Matt wusste, dass es Bennet in Wahrheit nur um die Sicherheit von einer Person gehen konnte, dass er nur eine Person unbedingt aus dem Land schmuggeln wollen würde, die so wichtig war, dass er Matts Hilfe brauchen würde.

Matt ließ sich nichts anmerken, bevor er seinen Angriff durchführte. Bennet gegen die Wand drückte, und mit einem gezielten Schlag in seine Gedanken eindrang. „Was…", keuchte Benner erschrocken.

„Tut mir leid, aber auch das reicht nicht. Sehen Sie, ich muss an meine eigene Familie denken, an meine Frau und meinen Sohn. Matt Junior braucht Schutz. Und um den zu gewährleisten muss ich wertvoll bleiben. Ich muss wertvoller sein als Elle Bishop, ja, genau diese Elle Bishop, von der Sie behauptet haben, dass sie mir niemals gefährlich werden wird. Dass sie zu instabil und soziopathisch ist um meine Position jemals zu bedrohen. Aber stellen Sie sich vor, diese instabile soziopathische Agentin hat dem Präsidenten seinen Bruder geliefert, während mir Nakamura schon wieder entkommen ist. Ich weiß wen Sie beschützen, Bennet, und ich muss sie finden, nur mit seiner Tochter kann ich den Präsidenten genug beeindrucken damit meine Position nicht vom Haitianer und Elle usurpiert wird", erklärte Matt, und das half, denn natürlich dachte Bennet sofort an Claire, als er diese Worte hörte. „Da ist sie ja", stellte Matt fest.

„Gut so. Und jetzt … nicht bewegen…", befahl er und zog seine Waffe.

Bennet keuchte. „Warum?", wollte er wissen.

„Weil ich genug von unserer Partnerschaft habe, deswegen, und weil ich Ihnen damit zuvorkommen musste", erklärte Matt und legte auf Bennet an, „Sie wollten abhauen, waren sogar bereit mir Ihre Partnerin auszuliefern. Das hier ist reine Selbstverteidigung. Jeder, der Sie kennt, der weiß, dass unser Informationsaustausch immer damit hat enden müssen, dass einer von uns beiden tot ist." Und dann schoss er Noah Bennet in den Kopf.


New York


In wenigen Minuten würde die Pressekonferenz beginnen. Claire war von Parkman in die Air Force One geschoben worden und stand nun im Büro des Präsidenten. Sie wollte sich nicht fragen wie sie gefunden worden war und warum sie hier war. Sie wusste nur, dass ihr Dad vermutlich recht gehabt hatte, und sie hätte laufen sollen, solange es noch möglich gewesen war. Zugleich hatte sie aber auch keine Angst, zumindest nicht um sich selbst. Sie sorgte sich um Gretchen, doch sie wusste auch, dass ihre Freundin im Grunde zu unwichtig war um von irgendjemand belästigt zu werden.

Nathan trat ins Büro und nestelte an seinen Manschettenknöpfen herum. „Wie es aussieht habe ich Parkman unterschätzt, mit dir hätte ich jetzt nicht gerechnet", gab er zu, als er sie erblickte, „Hallo, Claire."

„Warum hast du das getan, Nathan? Alles davon, meine ich. Alle haben Angst vor uns", warf Claire ihrem biologischen Vater vor.

„Ach, Claire, sie hatten schon immer Angst vor uns", erwiderte Nathan unbeeindruckt, „Und warum sollten sie das auch nicht haben? Gegen sie sind wir Götter. Besonders du und ich, wir werden noch da sein, wenn sie längst Staub sind…"

Claire runzelte die Stirn und musterte den Mann dann genauer. Dieser schloss den letzten Manschettenknopf. „Es ist wie ich dir gesagt habe, du bist etwas Besonderes, anders als all die anderen, und dank dir bin ich es jetzt auch. Genau wie Peter. Denk nur am Adam Monroe. Soviel Macht und was hat er damit angestellt? Hat beschlossen 93% der Menschheit auszurotten, kein Wunder, dass sie zuerst versucht haben ihn umzubringen", meinte er dann, „Letztlich können wir und sie nicht auf diesen Planeten koexistieren. Nicht so wie wir jetzt sind."

Claire machte einen Schritt zurück. „Sylar", stellte sie mit so viel Gift in der Stimme wie möglich fest.

Sylar grinste sie durch seine Nathan-Verkleidung hindurch an. „Entspann dich", meinte er, „Ich habe doch schon alles von dir bekommen, was ich brauche."

Und das war allerdings wahr. Schaudernd erinnerte sie sich an diesen Tag zurück, als er sie in Costa Verde überfallen hatte, ihren Schädel aufgeschnitten hatte, und ihr Gehirn … angesehen und erforscht hatte. Sie hatte überlebt, doch was hatte es sie gekostet?

Lange Zeit hatte sie gedacht das letzte Stück ihrer Menschlichkeit damals eingebüßt zu haben. Erst Gretchen war es gelungen sie zu heilen.

„Du hast also Nathan umgebracht und seinen Platz eingenommen", stellte sie fest.

Sylar blickte sie kopfschüttelnd an. „Warum nur glauben das immer alle?", wunderte er sich laut, „Komm mit, wenn du schon mal da bist, dann kannst du dir auch meine Rede anhören. Ich bin sicher, du wirst sie sehr … erhellend finden."


Washington D.C.


Peter bemerkte wie das Gefühl langsam in seine Gliedmaßen zurückkehrte. Doch der Schmerz blieb. Nathan…. Nathan ist tot. Aber das konnte nicht sein. Peter wusste, wusste einfach, dass er es gespürt hätte, wenn Nathan gestorben wäre. Doch wer wusste schon wie lange Sylar sich schon für Nathan ausgab? Wie lange Nathan vielleicht schon ….

Er hatte nicht vor hier auf Sylars Rückkehr zu warten. Wenn dieser dachte, dass er einfach so herumsitzen und auf seinen Tod warten würde, dann hatte er sich geschnitten! Peter hatte gesehen wie Sylar es getan hatte, und tat es nun ebenfalls – er spazierte einfach durch die Wand und fand sich am Gang wieder. Sylar hatte offenbar keine Wachen zurückgelassen.

Er konnte in manchen der Zellen andere Gefangene sehen. In einer davon sogar … Dad? Ihre letzte Begegnung war nicht gerade harmonisch verlaufen, um es vorsichtig auszudrücken. Aber etwas – eine innere Stimme – zog ihn fort von hier, aus diesem Kellerverließ hinaus. Peter schwebte vorsichtig in Richtung Decke und glitt dann durch diese hindurch. Er ließ sich weiter von seinem inneren Navigationssystem leiten, flog weiter, und schließlich landete er in Mohinders Forschungsanlage, zumindest nahm er an, dass es sich darum handelte. Er durchquerte diese und landete in einem abgesonderten Raum, in dem sich ein Krankenbett befand.

Peters Herzschlag setzte für einen Moment aus. „Oh, mein Gott, Nathan!"

Er setzte sich an das Bett seines Bruders, griff nach dessen Hand. Nathans Teint war blass, er wirkte wachsig, wie eine Leiche, aber er lebte noch. Er schlug seine Augen und auf und sah Peter an und lächelte. „Hallo, Pete", stellte er fest.

„Nathan", stieß Peter hervor, und seine Stimme war nur einziges Krächzen. „Ich dachte du wärst … was hat Sylar mit dir gemacht?"

Nathan schüttelte andeutungsweise den Kopf. „Mich am Leben gehalten, das hat er gemacht", erklärte er, „Ich bin zu krank, Pete, ich kann nicht mehr weiter den Präsidenten spielen, also tut er es. Tut es so lange wie es noch geht. Jemand muss uns beschützen, Pete. Ich habe es versucht, aber … ich habe versagt. Jetzt tut er es."

Peter schüttelte nur den Kopf. „Aber die Gesetze, die Verfolgungen, die Lager … Warst das alles etwa doch du?"

„Das waren weder ich noch Sylar. Es waren die Menschen, das war es, was sie wollten. Sie wollten es, weil du explodiert bist, wegen allem, was Hiro getan hat, wegen allem, was Matt Parkman täglich tut, was Bennet und der Widerstand tun um Spezielle aus dem Land zu schmuggeln, was Sylar getan hat, was Adam tun wollte, was Dad versucht hat zu tun, die Liste ist endlos, Pete", erklärte Nathan, „Ich konnte es nicht ändern, ich konnte nur versuchen das Beste daraus zu machen. Aber das ist jetzt auch vorbei. Wir haben das Ende erreicht, Pete. Weiter geht es nicht mehr."

Peter legte seine Stirn in Sorgenfalten. „Was meinst du damit?", wollte er wissen. Und zugleich graute ihn vor der Antwort.


A/N: Ja, hiermit haben wir den Inhalt der entsprechenden Folge verlassen und gehen eigene Wege, Großteils zumindest.

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