Kapitel 5: Die Graufreud-Rebellion 2

Bevor der übliche Disclaimer kommt, habe ich noch eine Frage an euch. Ich sehe in den Traffic Stats zu dieser Story, aus welchen Ländern die Leute kommen, die diese Story lesen. Dabei ist mir aufgefallen, dass viele Leute aus den USA, aus Südamerika oder von wo auch immer herkommen. Es sind allerdings kaum Leute aus Deutschland, Österreich und der Schweiz dabei, was ich so nicht erwartet hätte, da ich die Geschichte ja auf Deutsch übersetze. Falls ihr Lust und Zeit habt, schreibt mir doch per Review oder PM wie ihr gerade auf eine Deutsche Fanfiction kommt. Das würde mich einfach persönlich interessieren.

Ausserdem muss ich mich bei. Reviewschreiber bisher bedanken. Vielen Dank also an . Ich hoffe doch, dass vielleicht noch ein paar weitere Reviews rausspringen. Kommt schon Leute, das dauert doch mal lange. Ein einfaches Danke oder eine kurze Bemerkung zu etwas interessantem aus dem Chap würde schon reichen und mich doch sehr motivieren.

Jetzt aber zum Üblichen:

Wie schon länger erwähnt, suche ich noch immer nach einem Betaleser. Wenn also jemand Lust und Zeit hat… schreibt mir doch einfach eine PN.

Ich muss euch ausserdem beichten, dass dieses Kapitel schon länger fertig ist. Als ich das letzte hochgeladen habe, war dieses schon bereit zur Korrektur. Mal sehen, wie lange ich ein kleines Polster bei einem Uploadrhythmus von 3-4 Wochen halten kann. Keine Ahnung, wie der ffdrake das beim Original hinkriegt, ich muss die Story ja nur übersetzen und sie mir nicht auch noch ausdenken.

Diese Geschichte und alle Figuren darin gehören nicht mir und ich verdiene auch kein Geld damit. Die meisten Figuren gehören den jeweiligen Autoren von «Das Lied von Eis und Feuer» und «Star Wars». Die Geschichte selbst ist eine Übersetzung einer englischen Fanfiction von ffdrake.

Beginnen wir jetzt aber mit der Story:

Ned folgte seinem Bruder in allem ausser im Blut und König zurück durch die Strassen von Herrenhort zurück zu der kümmerlichen Burg. Innerlich bereitete Ned sich bereits auf die anstehende Diskussion vor. Er wusste, dass Nox das Hauptgesprächsthema für die kommenden Tage oder gar Monate sein würde. Weiterhin bezweifelte er, dass Unterhaltungen mit Robert zu diesem Thema sonderlich angenehm verlaufen würden. Das Lustige daran war, dass es wohl nicht die Magie sein würde, die Robert an Nox so störte. Es ging auch nicht um seine brutale oder direkt offene Art des Sprechens oder Kämpfens.

Ohne auch nur ein Wort zu sprechen, führte Robert Ned und Stannis in die Burg und zu dem Strategieraum, der dort für ihn vorbereitet worden war. Er verlor auch gegenüber Ser Selmy kein weiteres Wort, als er die Tür zu dem Raum aufstiess und hineinmarschierte. Die Tür schloss sich hinter Ned und Stannis, als sich die Königsgarde beeilte, ihnen etwas Privatsphäre zu geben. Nun waren die drei Männer allein.

«Also Ned.» Robert grollte wütend und wandte sich dann zu ihm um. «Was bei allen sieben verfickten Höllen war das gerade?»

«Das war ein Urteil durch Kampf, Euer Gnaden.» Ned bewahrte gegenüber seinem Freund die Ruhe. Er hatte in ihrer gemeinsamen Zeit genug Wutanfälle miterlebt, um zu wissen, dass dies die beste Art war mit ihm umzugehen. «Ein Urteil, das bereits vor Jahren hätte gefällt und vollstreckt werden sollen. Damals, als die Targaryens stürzten.»

Robert schnaubte nur, drehte sich um und ergriff einen nahestehenden Krug. Er machte sich gar nicht erst die Mühe, ein Glas zu nehmen, sondern nahm direkt einen tiefen Schluck. «Das war kein verdammtes Urteil, Ned, das wissen wir beide. Das war eine verdammte Hinrichtung. Aber das war nicht das, was ich wissen wollte, und das weisst du! Ich will wissen, was ein verfickter valyrischer drachenliebender Zauberer in deinem Gefolge zu suchen hat!»

Ned bewahrte seine Haltung und setzte dann zu ruhigen Erklärungen an. «Er ist kein Valyrer, Euer Gnaden, trotz seines Aussehens. Er hat mir viel über seine Heimat und sein Volk erzählt und ich habe nie von einer solchen Zivilisation gehört. Trotz seines Aussehens habe ich nicht den geringsten Zweifel, dass kein einziger Tropfen valyrisches Blut durch seine Adern fliesst.»

«Könnte es nicht vielleicht sein, dass er Euch bloss zum Narren gehalten hat, Lord Stark?» Lord Stannis brachte seinen Einwand völlig bar der Wut vor, die seinen Bruder offensichtlich bis zu den Haarspitzen erfüllte.

«Unwahrscheinlich.» Ned bewahrte bei seiner Antwort weiterhin einen ruhigen Ton. «Dazu ging er viel zu sehr in die Details. Sollte er lügen, wäre er der beste Märchenerzähler, den ich je getroffen habe.»

Robert liess sich auf einen der Stühle fallen, die im Raum herumstanden. «Na schön. Wenn er kein schwesterfickendes Stück Abschaum ist, wo kommt er dann her?»

Bei dieser Frage konnte Ned ein leichtes Seufzen gerade noch aufhalten. «Ehrlichgesagt, das weiss ich nicht, Euer Gnaden. Das Land und die Kultur, die er beschrieb, ähneln Nichts, wovon ich schon einmal gehört habe. Ich halte es, wenn überhaupt, für wahrscheinlich, dass er aus Sothoryos stammt. Oder aber aus einem der Lande hinter Asshai. Wo auch immer er herkommt, jetzt scheint es für ihn keine Rolle mehr zu spielen. Er behauptet, es gäbe für ihn keinen Weg mehr zurück.»

Robert leerte den Krug und liess dann ein lautes Rülpsen hören. «Weil er nicht zurückkehren kann oder weil er nicht will?»

«Letzteres.» Ned beeilte sich zu antworten und setzte dann zu weiteren Erklärungen an. «Bevor er ging, hatte er scheinbar, in Ermangelung eines besseren Wortes, eine Frau. Ich weiss, dass sie von einem seiner Rivalen getötet worden ist. Nach ihrem Tod wollte er Nichts mehr mit ihnen zu tun haben. Er ging. Und endete bei uns im Norden.»

«Eine gute Geschichte, Lord Stark.» In Stannis Stimme konnte man den Zweifel noch immer hören. «Doch ich muss erneut fragen. Woher wollt Ihr wissen, dass es sich nicht einfach nur um eine Lügengeschichte handelt?»

«Weil der Schmerz in seinen Worten echt war, als er von ihr sprach.» Ned begegnete Stannis Blick mit seinem eigenen. «Ihr Tod mag nicht der einzige Grund gewesen sein, aus denen er sich zum Gehen entschieden hat, doch war er sicherlich einer der Hauptgründe.»

«Besteht die Möglichkeit, dass andere aus seiner Heimat irgendwann an unsere Küsten kommen könnten?» Stannis legte nach. «Denn wenn es noch mehr wie ihn gibt, könnte die Macht aller sieben Königslande vielleicht nicht ausreichen, um sie aufzuhalten.»

«Um ehrlich zu sein, weiss ich das nicht.» Ned antwortete wahrheitsgemäss. «Doch da wir noch nie auch nur von seinem Volk gehört haben, scheint es doch sehr unwahrscheinlich, dass sie beabsichtigen unsere Küsten mit ihrer Anwesenheit zu beehren. Und selbst wenn, würde es eine lange Zeit dauern. Zeit, in der wir uns darauf vorbereiten können, Feinden wie Nox gegenüberzutreten.»

«Was bei allen sieben Höllen meinst du damit, Ned?» Robert stellte diese Frage mit einem besonderen Glanz in den Augen. Derselbe Glanz, der sich bei ihm immer zeigte, wenn er mit der Möglichkeit eines Kampfes konfrontiert war.

«Ich meine, dass wir von Nox lernen können. Lernen, zu tun, was er tun kann.» Ned führte seinen Gedanken etwas aus.

Robert lehnte sich in seinem Stuhl zurück und strich sich über seinen Bart. «Glaubst du wirklich, dass er das tun würde? Anderen beibringen, zu was er im Stande ist? Im Augenblick ist es wohl so, dass er uns allen überlegen ist. Es wäre aus seiner Sicht doch lächerlich, anderen diese Magie beizubringen.»

«Er hat eigentlich bereits damit begonnen.» Ned nahm einen tiefen Atemzug und traf endgültig seine Entscheidung. «Aber bevor ich mehr dazu sage, müsst Ihr mir schwören, Stillschweigen zu bewahren, Euer Gnaden. Ihr ebenfalls, Lord Stannis. Ich habe einen Plan, doch will ich nicht, dass mehr Leute davon erfahren, als unbedingt nötig.»

Robert wirkte verwirrt, nickte dann aber. «Na schön. Du hast mein Wort. Das von Stannis auch. Jetzt rede schon. Was bei allen sieben Höllen hast du vor?»

Ned nahm sich etwas Zeit mit der Antwort. «Nox hat bereits angeboten, ein paar bestimmte Leute in seiner Magie auszubilden. Das ist allerdings nicht so einfach wie es sich vielleicht anhört, denn nicht jeder ist dazu überhaupt im Stande. Man muss mit der Fähigkeit geboren sein, 'die Macht' zu spüren, wie Nox es nennt. Weiterhin müssen diejenigen, die ausgebildet werden bereits in jungen Jahren damit beginnen. Dann, wenn sie noch Kinder sind. Er sagt, dass sich der Geist eines Kindes besser an diese Magie anpassen kann als der einer Erwachsenen.»

«Und Nox hat bereits einige solcher Individuen gefunden?» Stannis stellte seine Frage mit tiefen Falten auf der Stirn. «Sie sind auf Winterfell, oder?»

«Sind sie.» Die Antwort kam von Ned. «Nox hat mir mitgeteilt, dass meine beiden Söhne, sowohl mein Erbe als auch mein Bastard, dazu fähig sind.»

Einen Moment starrte Robert ihn schweigend an und liess seine Worte sacken. Dann legte er den Kopf in den Nacken und liess ein markerschütterndes Lachen hören. «Hahahahahaha! Das ist einfach genial, Ned! In den Starks fliesst noch immer viel von dem Blut der ersten Menschen, was?! Ha! Wenn nur…, wenn nur meine Liebe noch bei uns wäre. Sie hätte mir einen Sohn geschenkt, der diese Magie auch lernen könnte! Einen Sohn, auf den ich stolz sein könnte, statt… statt dieses verwöhnten kleinen Scheissers, den ich jetzt habe.»

Ned wollte dieses Thema nicht weiter vertiefen, also setzte er ihre Unterhaltung da fort, wo sie aufgehört hatte. «Wenn ich nach Winterfell zurückkehre, habe ich vor, Nox Begehren nachzugeben. Er wird meinen Bastard als seinen Schüler annehmen. Robb wird auch einige der Lektionen besuchen, aber nach dem, was Nox mir von der Ausbildung erzählt hat, fürchte ich, dass Robb für das vollständige Training die Zeit fehlen wird.»

«Und warum?» Stannis presste seine Frage heraus, während der König Ned nur per Handzeichen zum Weitersprechen aufforderte.

«Nox zufolge ist es eine lebenslange Aufgabe, ein… Sith zu sein. Nichts, dass man auf die leichte Schulter nehmen kann. Ich habe zwar keinen Zweifel, dass Robb das Training meistern könnte, aber es besteht die Möglichkeit, dass die Jungs während der Ausbildung immer wieder für längere Zeit nicht auf Winterfell sein würden. Als mein Erbe hat Robb diese Möglichkeit nicht. Wenn er mir eines Tages als Wächter des Nordens nachfolgen soll, muss er lernen.»

«Und was ist mit Eurem Bastard? Stannis Augen verengten sich und die Falten auf seiner Stirn wurden tiefer. «Was würde ihn mit diesen Fähigkeiten davon abhalten, eines Tages die Position des Lords des Nordens einfach an sich zu reissen?»

In Stannis Frage klang keine Anschuldigung durch, die Frage wurde eher aus reiner Neugier und geschäftsmässiger Vorsicht gespeist. «Weil ich Robb und Jon aufziehe, als wären sie wahre, vollwertige Brüder. Jon liebt seine legitimen Geschwister und ich habe nicht vor, dem einen Riegel vorzuschieben. Ausserdem versteht er, trotz seines Alters, seinen Platz. Sollte es so weit kommen, bin ich zuversichtlich, dass Jon seine Familie über Nox oder sonst jemanden stellen wird.»

Robert warf wieder den Kopf zurück und stiess ein weiteres Mal sein bellendes, beissendes Lachen aus. «Haha! Verfickte sieben Höllen, Ned! Wann bist du so verschlagen geworden? Nox dazu zu bringen, jemanden als mögliche Waffe gegen ihn auszubilden, sollten er oder sein Volk uns jemals angreifen?! Ha! Ned, das ist genial!»

«Ich war dazu gezwungen so zu werden, weil ich den Sohn meiner Schwester und den rechtmässigen König von Westeros vor deinem Zorn und dem Hunger nach Macht der Lennisters verstecken musste.» Dieser Gedanke schoss Ned durch den Kopf, als Robert sich wieder von seinem Stuhl erhob.

«Also schön, Ned, du hast mich überzeugt. Ich werde die Sache mit Nox dir überlassen und wir werden wegen deines Sohnes und deines Bastards fürs Erste Stillschweigen bewahren. Aber du wirst den Ficker im Auge behalten, Ned. Ich mag zwar seine Art, aber… er sieht für meinen Geschmack noch immer viel zu sehr wie diese verfluchten Valyrer aus. Ich bin nicht bereit, ihm vollends zu vertrauen. Und beim leisesten Anzeichen von Verrat, will ich seinen Kopf auf einem Pfahl sehen.»

«Wie Ihr wünscht, Euer Gnaden.»

Tywin Lennister sprach kein Wort, als er mit seinem Bruder Kevan und seinem Bannerträger Gregor Clegane auf den Fersen sein Kommandozelt betrat. Er ging direkt an dem grossen Kartentisch vorbei und zu der kleinen Truhe im hinteren Teil des Zeltes. Dort öffnete er die Kiste und zog eine einzelne Flasche Wein heraus, aus der er sich ein Glas einschenkte. Er war nicht wie sein Sohn, Tyrion. Er trank nur selten Wein, einfach weil er es konnte, aber nach dem, was er eben mitangesehen hatte, verspürte er das Verlangen danach.

«Gebt den Befehl, mein Lord, dann gehe ich zurück und zerquetsche diesem Bastard den Schädel mit blossen Händen.»

Tywin konnte sein Schnauben kaum zurückhalten. Es hätte sich für das Oberhaupt des Hauses Lennister nicht geziemt, seinem Gefolgsmann gegenüber zu Schnauben, aller Dummheit des Vorschlages zum Trotz. Clegane war ein hervorragender Killer. Ein Monster. Ein wilder Hund. Einer, der kein Problem damit hatte, jeden noch so widerwärtigen Befehl auszuführen, den man ihm gab. Er war bis zu einem gewissen Grad ausgesprochen nützlich, vor allem als Krieger und als Vollstrecker, doch zu selben Zeit warf sein offensichtlicher Mangel an Intelligenz bei Tywin immer wieder die Frage auf, ob es langfristig eine gute Idee war, ihn in der Nähe zu haben. Schliesslich tendierten wilde Hunde dazu, sich irgendwann gegen die Hand zu wenden, die sie fütterte.

«Ihr werdet nichts dergleichen tun.» Seine Antwort war kühl und er fixierte Clegane mit einem dazu passenden Blick. «Stattdessen werden Ihr jetzt dieses Zelt verlassen, und jeden Mann, der unter dem Banner meines Hauses kämpft, darüber informieren, dass wir uns auf diesem Feldzug gemäss den Worten des Zauberers verhalten werden. Jeder Mann, der bei einer Vergewaltigung erwischt wird, wird vor die Wahl gestellt. Er kann das Schwarz anlegen oder sich dem Zorn des Zauberers stellen. Und wagt es nicht, selbst dagegen zu verstossen. Solltet Ihr vergewaltigen, nur um gegen den Zauberer zu anzutreten, werde ich Euch vorher selbst töten lassen. Habt Ihr das verstanden? Ich habe heute schon einen guten Mann verloren und ich kann es mir nicht leiste, Euch auch noch zu verlieren. Wenn Ihr der Meinung seid, dass Ihr Eure Gelüste nicht unter Kontrolle habt, sagt es mir jetzt, denn dann werdet Ihr im nächsten Schiff Richtung Westlande sitzen, das ich auftreiben kann.»

Clegane wirkte nicht besonders erfreut ob dieses Befehls. Sein Ausdruck hätte wohl gereicht, um die meisten Männer dazu zu bringen, sich in die Hosen zu machen, doch Tywin war nicht wie die meisten Männer. Er kannte Clegane gut. Er wusste, wie er mit dem Mann umzugehen hatte. Man musste stark bleiben und stets einige Sicherheitsvorkehrungen für den Fall ergreifen, dass der wilde Hund beschloss, seine Leine abzuwerfen.

«Wie Ihr wünscht, mein Lord.» Clegane stürmte wutentbrannt aus dem Zelt, nun, da Tywin ihn seiner zweitliebsten Freizeitbeschäftigung beraubt hatte. Er würde ohne Zweifel mit einigen der gefangenen Eisenmänner 'trainieren', die Tywin für solch einen Fall hatte bereithalten lassen.

Als sie allein waren, füllte Tywin sein Glas erneut und goss auch seinem Bruder eines ein, bevor er sich setzte. Schweigend nahm sein Bruder das angebotene Glas und setzte sich ebenfalls. «Du willst etwas sagen. Na los, raus damit.»

Kevan Lennister nahm einen Schluck und wägte seine Worte sichtlich ab, bevor er zu sprechen anfing. «Vergib mir, dass ich das sage, Bruder, aber das von eben sieht dir nicht gerade ähnlich. Willst du die Kränkung von vorher einfach so hinnehmen?»

Tywin nippte an seinem Glas, stellte es dann beiseite und nahm Feder und Tinte zur Hand. «Es war nicht seine Absicht, Haus Lennister zu kränken.» Tywin hatte das Spiel des Zauberers sofort durchschaut. «Er wollte lediglich etwas klarstellen. Ich weiss nicht, ob ihn die Vergewaltigungen wirklich kümmern oder ob er es nur als Ausrede benutzt hat. Aber er wusste mit Sicherheit, dass er in der Stadt jemanden beim Vergewaltigen erwischen würde. Dann musste er es nur noch so einrichten, dass er die Täter öffentlich und völlig legal töten durfte, um sie jedem zu zeigen, seine… Magie.»

Das letzte Wort auszusprechen tat beinahe schon weh. Sein ganzes Leben lang, hatte er sich nicht gestattet, an solchen übernatürlichen Schwachsinn zu glauben. Die Magie war fort, gestorben mit den letzten Drachen. Doch nun… nun war sie zurückgekehrt. Und das auf eine ziemlich brutale Art und Weise.

Jetzt sah Tywin seinem Bruder ihm gegenüber dabei zu, wie er versuchte das eben Gesagte in der Gänze zu verstehen. Sein Bruder war ihm wichtig. Er war ein loyaler Mann und ein guter Kommandant in der Schlacht, doch ihm fehlte einfach das gewisse Etwas für das grosse Spiel. «Wie meinst du das, Bruder?»

«Es ging nicht um Gerechtigkeit, sondern darum, ein Exempel zu statuieren.» Tywin erklärte erneut, was er meinte. Er hasste es, einen Mann wie Lorch zu verlieren. Der Mann hatte kein Gewissen gehabt und war einfach zu kommandieren gewesen. «Und seine Botschaft ist, dass er sich nicht darum schert, welche Stellung oder wie viel Gold wir ihm anbieten. Er hat seine eigenen Ziele. Und er wird jeden vernichten, der sich ihm in den Weg stellt.»

Kevan lehnte sich zurück und dachte über das Gesagte nach. «Aber was sind seine Ziele?»

«Das weiss ich nicht.» Das war die Tatsache, die Tywin am meisten störte. Er rühmte sich selbst dafür, stets alles über seine Gegner zu wissen, sowohl auf dem Schlachtfeld als auch im grossen Spiel, und nun gab es da einen neuen Spieler. «Aber eines ist sicher. Wir können ihn nicht einfach im Norden versauern oder ihn dauerhaft unter der Kontrolle der Starks lassen. Das wäre eine enorme Verschwendung an Talent.»

Nun glomm Verständnis in Kevans Augen auf. «Darum also willst du keine Rache wegen der Hinrichtung von Ser Lorch. Du willst ihn in der Zukunft als Gefolgsmann des Hauses Lennister, statt als einer des Hauses Stark.»

«Aber natürlich.» Tywins Antwort klang, als wäre es das Selbstverständlichste auf der Welt. «Der Mann beherrscht Magie. Die eine Sache, von den Drachen einmal abgesehen, die es dem Freistaat von Valyria erlaubt hat, ein gewaltiges Imperium zu errichten. Es gibt auch Geschichten, dass es die Magie war, mit der die Drachen selbst überhaupt erst erschaffen worden sind. Wenn es uns gelingen würde, solche Fähigkeiten unter die Kontrolle unseres Hauses zu bekommen, wäre unsere Vormachtstellung in Westeros gesichert.»

Das Problem bestand nur darin, wie das zu bewerkstelligen war. Die einfachste Antwort wäre eine Ehe gewesen. Naja, eine Ehe und ein damit verbundener Titel. Castamaer war noch immer verlassen. Trotz der Verwüstung war das Land noch immer von hohem Wert und würde noch drastisch an Wert gewinnen, wenn es jemandem erst gelingen würde, die Minen trockenzulegen. Tywin war davon überzeugt, dass der Zauberer dazu in der Lage wäre. Doch selbst wenn es eine Tochter des Hauses Lennister gegeben hätte, die er ihm hätte anbieten können, wäre noch nicht sicher, dass der Mann das Angebot annehmen würde. Abgesehen davon, waren alle unverheirateten Frauen mit dem Namen Lennister entweder zu jung oder zu alt. Wenn er dem Zauberer nur Castamaer anbieten würde, würde Stark ihm im Gegenzug Maidengraben, das Tor zum Norden, anbieten, eine der wenigen Festungen, die im vollausgebauten Zustand noch wertvoller und wichtiger sein würde, als Castamaer mit seinen Goldminen. Nein. Er konnte dem Mann solche Angebote nicht machen. Nicht, solange er nicht wusste, dass er etwas anbieten könnte, was der Mann nicht ablehnen würde. Das bedeutete, dass er sich fürs Erste darauf konzentrieren würde, weitere Informationen zu sammeln. Er musste unbedingt einige Augen und Ohren in Winterfell und anderen Teilen des Nordens platzieren, die loyal zu Haus Lennister stehen würden. Und das schnell. Da er allerdings derzeit hier auf den Eiseninseln festsass, konnte er sich nicht persönlich darum kümmern. Was ihm nur eine Wahl liess, die schnell und einfach genug organisiert werden konnte. Auch wenn Diese ihn anwiderte.

«Im Augenblick sind wir im Vorteil, da weder die Dornenkönigin noch Doran Martell oder Jon Arryn etwas von dem Zauberer wissen.» Tywin beendete seinen Brief und warf eine Handvoll Staub darüber, um die Tinte zu trocknen. Im Anschluss daran zog er einen Streifen Wachs und das Siegel seines Hauses hervor. «Wir müssen handeln, bevor sie es tun. Sollten sie erfahren, wie man sich die Loyalität des Zauberers sichern kann, würde uns das grossen Schaden zufügen. Das können wir nicht zulassen.»

Er rollte den Brief zusammen, erhitzte das rote Wachs über einer nahestehenden Kerze und liess es dann auf die Rolle herabtropfen, bevor er sein Siegel darauf presste. «Da ist ein Schiff, das noch heute Nacht in Richtung Lennishort aufbricht. Gib das einem Mann, dem du vertraust und sage ihm, dass er den Brief zu Tyrion bringen soll. Sag ihm, dass er ihn Tyrion, und nur Tyrion, persönlich geben muss.»

«Tyrion?» Die Überraschung stand seinem Bruder deutlich ins Gesicht geschrieben.

«Ja.» Tywin hasste es, dass er sich auf die kleine Kreatur verlassen musste. «Er mag der Niederste von uns sein, aber er ist trotz allem ein Lennister. Und er behauptet stets, auch einer bleiben zu wollen. Dies wird ein Test für ihn sein. Sollte er bis zu unserer Rückkehr erfolgreich sein, gebe ich ihm vielleicht noch andere Aufgaben auf dem Stein, als sich bloss um die Scheisse zu kümmern. Sollte er allerdings scheitern, suche ich das finsterste Loch auf dem ganzen Stein und werfe ihn da hinein.»

«Wie du wünschst, Bruder.» Kevan nickte und nahm ihm den Brief ab. «Ich weiss genau, welchem Mann ich das anvertrauen kann.»

«Gut.» Tywin nickte und bedeutete seinem Bruder dann, sich auf den Weg zu machen. «Nun geh. Ich muss in Ruhe nachdenken.»

«Mein Lord.» Kevan neigte sein Haupt und verliess dann eiligst das Zelt. Nun konnte Tywin endlich in Ruhe über die Figur nachdenken, die soeben auf dem Spielfeld platziert worden war.

Nox sass mit gekreuzten Beinen in dem kleinen Zelt, welches man für ihn aufgestellt hatte und hatte sich in einer tiefen Trance versenkt, während er mit seinem Geist das westliche Ende der Insel absuchte, auf der die Festung Peik, der Sitz des Hauses Graufreuds, stand. Er konnte tausende von Personen fühlen, die in der Festung umherwuselten und sich nach besten Kräften auf den bevorstehenden Angriff vorbereiteten. Trotz seiner Meditation war es ihm noch immer unmöglich, die Graufreuds in all dem Durcheinander zu identifizieren. Es gab zwar einige Individuen die stärker mit der Macht verbunden waren als der Durchschnitt, allerdings niemand, den er als 'machtsensitiv' bezeichnet hätte.

Eine leichte Störung am Rande seines Bewusstseins weckte ihn aus der Trance und er öffnete rechtzeitig die Augen um einen der Stark-Männer den Kopf in das Zelt stecken zu sehen. «Vergebt mir die Störung, mein Lord.» Das war eines der Dinge über die Nox im Augenblick ziemlich erfreut war. Seit seinem Duell mit den Lennister-Männern hatten alle Soldaten des Lagers damit begonnen, ihn wie einen Lord zu behandeln, obwohl er in diesem Land, rein technisch gesehen, diesen Titel nicht trug. «Euer Gast ist wie gefordert eingetroffen.»

«Gut.» Nox nickte. «Bringe sie herein und sorge dann dafür, dass sich eine Weile lang alle von meinem Zelt fernhalten.»

«Ja, mein Lord.» Der Soldat beeilte sich sichtlich das Zelt wieder zu verlassen und seine Befehle unverzüglich auszuführen.

Nox brauchte nicht lange zu warten, ehe sein 'Gast' eintraf, da sich nur wenige Augenblicke nach dem Verlassen der Wache der Eingang zum Zelt erneut bewegte und sie hereintrat. Durch die Macht konnte Nox erkennen, dass die Frau trotz ihres Alters noch über diese gewisse Attraktivität verfügte, die zweifellos der Grund gewesen war, weshalb sie überhaupt als Ziel ausgewählt worden war. Nach dem Angriff des vergangenen Tages zierte nun allerdings eine faustgrosse blaue Stelle eine Seite ihres Gesichtes. Allen Widrigkeiten, die sie und ihre Tochter hatten durchmachen müssen, hielt sie sich mit beeindruckender Stärke aufrecht. Unter dieser Stärke lag allerdings ein schweres Gewicht auf ihrer Seele und ein Gefühl der… zurückhaltenden…Akzeptanz…. Wie merkwürdig.

«Ihr habt nach mir verlangt, mein Lord?»

«Und jetzt hat sie sich verraten.» Nox wandte sich zu der Frau um. «Das habe ich.»

Er konnte in ihr eine grosse Nervosität wahrnehmen, dennoch hielt sie sich wacker. Bewundernswert. «Was kann ich für Euch tun, mein Lord?»

Nox kickte mit dem Fuss einen der Klappstühle auf, arrangierte dann den Fall seiner Robe und setzte sich. «Ich mag es nicht, ewiglange um den heissen Brei herumzureden also werde ich direkt und ehrlich sein. Ich erwarte dasselbe auch von dir, hast du verstanden? Also, lass uns doch mit den Namen beginnen. Mit deinem und dem deiner Tochter. Und damit, dass ich wissen will, woher ihr stammt.»

Die Frau zögerte kurz und begann dann zu antworten. «Mein Name ist Bethany und meine Tochter trägt den Namen Hilda, mein Lord. Wir kommen von der Insel Schwarzfluth. Meine Familie war… arm, doch sie konnten die Eheschliessung mit meinem Gatten arrangieren.»

«Hmm. Nicht schlecht, nicht schlecht. Aber trotzdem gelogen.» Nox machte gleich klar, dass er sie durchschaut hatte. «Dein Akzent verrät dich, ausserdem kann ich deinen Hass auf die Eisenmänner und den Mann, der einmal dein Ehemann war, genau spüren. Du bist nicht von den Eiseninseln und auch nicht aus dem Norden. Wenn ich raten müsste, würde ich sagen, dass du aus den Flusslanden stammst, da die Eisenmänner dort meines Wissens am häufigsten auf Raubzug gehen. Ausserdem bist du recht gebildet, deine Art zu sprechen hat dich verraten, was eine adlige Herkunft nahelegt. Nichts, was mit dem Hochadel zu tun hat, ansonsten wärst du vermutlich eher jemandem aufgefallen. Ich tippe auf ein Rittergeschlecht, in den Diensten eines der niederen Häuser. Und jetzt spüre ich auch deine Wut auf deine Familie hochkochen. Sie haben dich wahrscheinlich als eine Art Tribut weggegeben, um ihre Ländereien vor der Plünderung zu bewahren. Du solltest also ein Salzweib werden. Wie schlage ich mich bisher?»

Bethany war vor Schreck erstarrt. Ihre Furcht, Wut und Nervosität mühsam zurückgehalten hinter der Mauer, die sie in sich errichtet hatte. «Ich… ich-»

«Ich erinnere mich gesagt zu haben, dass ich nicht gerne um den heissen Brei herumrede.» Nox schnitt ihr das Wort ab und lehnte sich nach vorne, bis er die Ellbogen auf dem Knieen abstützen konnte. «Nach alledem, was dir zugestossen ist, will ich aber mal nicht so sein. Wir fangen nochmal von vorne an.»

Nun kehrte ihre Entschlossenheit zurück. Bethany nickte. «Ihr habt recht, mein Lord. Mit allem davon. Ich wurde als Tochter eines der kleinen Rittergeschlechter in den Diensten von Haus Frey in der Nähe der Grenze zur Eng geboren. Vor einigen Jahren, noch während der Herrschaft des irren Königs kam ein kleines Kontingent der Eisenmänner in die Ländereien meines Vaters und stellten ein Ultimatum. Tribut oder Plünderung. Mein Vater hatte nicht viel, aber er hatte mich, eine zweite Tochter. Also übergab er mich ihnen, nachdem man mich bewusstlos geschlagen hatte. Als ich wieder zu mir kam, hatten wir bereits die Hälfte der Strecke bis auf die Eiseninseln hinter uns gebracht. Und als wir hier ankamen hatte… die Hälfte der Mannschaft bereits ihren Spass mit mir gehabt.»

«Die Vergangenheit ist oft schmerzlich.» So viel gestand Nox ihr zu. «Und doch formt sie uns zu dem, was wir sind. Aber ich habe dich nicht hierher bringen lassen, um über Vergangenes zu sprechen. Es geht viel eher um die Zukunft. Deine Zukunft, und die deiner Tochter, um ehrlich zu sein.»

Nun kam die Nervosität der Frau in zehnfachem Masse wieder zurück und sie verschob ihr Gewicht von einem Fuss auf den anderen. «Welche Zukunft, mein Lord?»

Nox bewegte seinen Nacken und liess die Spannung noch einen Moment im Raum stehen, ehe er wieder zu sprechen anfing. «Du kannst nicht hier auf der Insel bleiben. Das weisst du genau so gut wie ich. Wenn du es tust, werden du und deine Tochter höchstwahrscheinlich von jemand viel Schlimmerem eingesammelt werden als deinem verstorbenen Gatten. Es besteht auch keine Möglichkeit, wieder in die alte Heimat zurückzukehren, da sie dich wahrscheinlich bereits für tot halten und sie dich im Falle deiner Rückkehr wohl dazu zwingen würden, dich deiner Tochter zu entledigen. Im Anschluss daran würde dein Vater oder Bruder dich dann wohl wie eine Zuchtstute an den nächstbesten Kandidaten verscherbeln, wie es im Adel so oft geschieht. Du könntest dich natürlich in einem fremden Land alleine versuchen aber ohne Geld oder Bekanntschaften würdest du dich wohl als Hure oder Bettlerin auf der Strasse wiederfinden. Es sein denn, jemand würde dein wahres Talent erkennen. Sieh mal, Bethany, ich bin kein Wohltäter. Ich helfe Menschen nicht einfach so. Nicht ohne Grund. Was für Optionen hast du also für deine Zukunft? Und für die Zukunft deiner Tochter? Ich helfe Menschen nicht einfach so. Ich tue es, wenn ich mir selbst auch etwas davon verspreche.

Mit jedem Wort konnte er fühlen, wie Bethany in einen melancholischen Zustand verfiel. Als er seine Ausführungen beendet hatte, hatte sich in ihr Entschlossenheit breit gemacht. Ihre Hände zitterten zwar, bewegten sich aber zielstrebig zu ihren Schultern und begannen, ihr Kleid beiseitezuschieben.

«Stopp.» Bei diesem Wort erstarrte sie so vollständig, als hätte er sie mit der Macht betäubt. «Deine Entschlossenheit ist bewundernswert, aber ich nehme keine unwillige Frau mit in mein Bett. Ganz besonders keine, die vor kurzem ein so traumatisches Erlebnis hinter sich hat, wie du. Möglicherweise kann sich irgendwann etwas in der Richtung entwickeln, aber ganz sicher nicht jetzt. Ich habe dich nicht hierher gerufen, weil ich will, dass du deinen Körper verkaufst. Ich bin viel mehr an der Fähigkeit interessiert, die dich und deine Tochter bisher auf dieser Insel am Leben erhalten hat.»

Scham brannte in der Frau, wurde dann aber von Neugier durchsetzt. Dann kam noch ein kleiner Schuss Wut hinzu und die beeilte sich, sich wieder vollständig zu bedecken. «Was meint Ihr, mein Lord?»

Nox deutete auf einen kleinen Tisch, den er an die Wand seines Zeltes gestellt hatte. Sofort zogen die Wurfaxt und das kleine Buch darauf ihre Aufmerksamkeit auf sich. «Dein Ehemann war, wenn überhaupt, ein durchschnittlicher Schmied. Dennoch kamen Lords von überall auf den Eiseninseln zu ihm. Nicht wegen der Äxte, sondern wegen der feinen Runen, auf der Oberfläche. Die sind dein Werk. Deines und das deiner Tochter. Dann noch das Buch. Finanzübersichten. Darlehen. Transaktionsgeschäfte. Alle niedergeschrieben in einer feinen Handschrift. Deiner Handschrift. Und, wenn auch erst seit Kurzem, in einer zweiten Handschrift. Zarter und langsamer zwar aber dennoch. Die deiner Tochter. Du bist eine Künstlerin und du hast deine Tochter das Schreiben und Lesen und Rechnen gelehrt. Das ist es, woran ich interessiert bin.»

Nox erhob sich von seinem Stuhl und ging langsam auf die Frau zu. «Lord Stark hat mir freie Hand gewährt, um einige Dinge in Winterfell so zu verändern, wie ich es für richtig halte, solange der Norden auch davon profitiert. Das Problem ist, dass ich nur ein Mann bin. Und ganz gleich, was manche auch denken mögen, ich bin nicht allmächtig. Aber mit deiner Hilfe glaube ich, dass ich mit einigen meiner alltäglicheren Pläne schneller vorankommen kann. Arbeite für mich. Tue es, dann verspreche ich dir Sicherheit im Norden auf Winterfell nicht nur für dich, sondern auch für deine Tochter. Und du brauchst dich nicht darum zu sorgen, dass irgendwelche Männer dich oder deine Tochter zu ihrem eigenen Vorteil an irgendeinen dahergelaufenen Lord verkaufen. Das also sind deine Optionen. Geh nach Hause. Versuche, dich alleine durchzuschlagen. Oder komm in den Norden und baue dort unter meinem Schutz ein neues Leben für dich und deine Familie auf.»

Er brauchte nicht lange zu warten, da Bethany beinahe sofort zustimmend nickte. Ein Leben unter seinem Schutz auf Winterfell, ohne die ständige Angst, dass sie oder ihre Tochter wieder an jemanden verkauft werden würden, war das Beste, was sie sich überhaupt nur hätte ausmalen können. Das Angebot war zu gut, um es nicht anzunehmen. «Ich nehme Euer Angebot an, Lord Nox. Sagt mir, was Ihr braucht und ich werde mein Bestes geben, Euch nicht zu enttäuschen.»

«Hervorragend.» Nox nickte, nahm das kleine Buch vom Tisch und reichte es ihr. «Ich habe einige meiner Pläne darin bereits aufgeschrieben. Ich will, dass du den Rest unserer Zeit hier auf den Eiseninseln damit verbringst, dich mit diesen Dingen vertraut zu machen und deine eigenen Planungen anzustellen. Sobald wir in den Norden zurückkehren, wird viel Arbeit vor uns liegen. Ist das für dich akzeptabel?»

Bethany nahm das Büchlein und nickte wieder. «Ja, mein Lord.»

«Gut.» Nox deutete auf den Zeltausgang. «Ach, da ist noch etwas. Hast du noch etwas von der alten Kleidung deines verstorbenen Gatten?»

Ned Stark beobachtete, wie die letzten Männer des Hauses Mormont das Boot entluden, dass sie auf die Eiseninseln gebracht hatte. Er dachte still darüber nach, was in den vergangenen drei Tagen geschehen war. Oder eher, wohin Nox in der Nacht verschwunden war, nachdem er fünf von Tywin Lennisters Männern getötet hatte. Am Morgen danach war er weg gewesen, als Ned ihn hatte aufsuchen wollen, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Ned hatte nur ein leeres Zelt vorgefunden. Irgendwie hatte Nox es geschafft, mitten in der Nacht zu verschwinden und dabei weder eine Nachricht noch eine Spur hinterlassen und all das, ohne dass ihn auch nur eine der gewissenhaften Wachen der Nordmänner bemerkt hatte, die Ned noch am Abend ihrer Ankunft hatte aufstellen lassen.

Einen Moment lang hatte Ned erwogen, zu Tywin Lennister zu gehen und von ihm Antworten zu verlangen, bevor Bethany aufgetaucht war. Sie hatte ebenfalls mit Nox sprechen wollen und so hatte Ned dann erfahren, dass Nox ihr scheinbar angeboten hatte, unter seinem Schutz mit ihrer Tochter nach Winterfell zu kommen und dort ein neues Leben anzufangen, fern von den Eisenmännern.

Es hatte Ned etwas irritiert, dass Nox ohne sein Wissen oder seine Zustimmung solche Angebote gemacht hatte, doch er vertraute dem Urteil des Mannes dann doch. So viel hatte er sich verdient. Dennoch hatte Ned sich vorgenommen mit dem Mann ein Gespräch darüber zu führen, dass Ned das Untergraben seiner Autorität nicht hinnehmen würde. Ganz besonders, da Ned ihm erlauben würde, Jon und Robb zu unterrichten. Abgesehen von dem erwähnten Angebot bezüglich ihrer Zukunft hatte die Frau ihnen allerdings nur wenig über Nox Aufenthaltsort sagen können. Alles was sie wusste, war, dass Nox sie um eine Garnitur der Kleidung ihres verstorbenen Mannes gebeten hatte, sich dann umgezogen hatte und ohne weitere Erklärung in der Nacht verschwunden war. Alles in allem warf diese Erklärung eher noch mehr Fragen auf, als welche zu beantworten, was mehr als nur ein bisschen frustrierend war.

Robert war kurz davor gewesen, seinen Kriegshammer zu ergreifen und sich an Nox Fersen zu heften, als Ned ihn informiert hatte. Er war dann doch in der Lage gewesen, seinen Freund zu beruhigen, indem er ihm gesagt hatte, dass es nicht besonders ungewöhnlich für Nox war, manchmal tagelang zu verschwinden. Das wahrscheinlichste Szenario war, dass der Zauberer einfach nur die Insel auskundschaftete. Das war auch in Winterfell der Fall gewesen, wo Nox in dem einen Monat auch ein oder zwei Mal verschwunden war. Ned hoffte, dass diese Geschichte der Wahrheit entsprach. Robert war Nox gegenüber noch immer sehr misstrauisch. Auf der einen Seite war er daran interessiert, zu erfahren, wozu Nox in der Lage war, auf der anderen Seite missfiel ihm noch immer Nox sehr valyrisches Aussehen. Ned wusste, dass Nox sich Robert gegenüber erst noch beweisen musste. Je früher er das tun würde, desto früher würde Ned endlich etwas von seiner Anspannung loslassen können.

Jetzt gerade lief Nox aber die Zeit davon. Er war seit drei Tagen verschwunden und die letzten Streitkräfte aus dem Norden waren soeben eingetroffen, was bedeutete, dass der Angriff auf Peik im Morgengrauen beginnen würde. Sie würden diese Rebellion ein für alle Mal beenden. «Mein Lord, ist alles in Ordnung?»

Nickend wandte Ned seinen Kopf von den Schiffen ab und Jorah Mormont zu. Der Mann war die Verkörperung des Tieres, das sein Haus als Wappen führte. Obwohl er die gleiche Grösse hatte wie Ned, wirkte er mit seiner breiten Statur und dem schwarzen Haar, das den sichtbaren Teil seines Körpers zu grossen Teilen bedeckte, sehr bärenhaft.

«Aye. Mir geht nur einiges im Kopf herum, das ist alles.» Ned wehrte die Besorgnis des Mannes ab und machte sich dann wieder auf den Rückweg in Richtung Herrenhort. «Sorgt dafür, dass Eure Männer das Nachtlager aufschlagen, aber macht es euch nicht zu gemütlich. Ihr seid die Letzten, auf die wir noch gewartet haben und ich bezweifle nicht, dass König Robert beim ersten Morgenlicht den Angriff befehlen wird.»

«Ja, mein Lord.» Jorah Mormont nickte ihm zu und wandte sich dann an die eben eintreffenden Nordmänner. «Also gut Jungs! Bewegt eure Ärsche! Im Morgengrauen gehen wir Kraken umbringen!»

Ned durchquerte die Siedlung erneut und ging zur Burg zurück. Dort ging er in die grosse Halle und kam gerade rechtzeitig, um die anderen Lords auf Befehl des Königs ebenfalls ankommen zu sehen. Lord Tywin war der Erste und wurde von seinem Bruder Kevan begleitet. Der Lord der Westlande nickte ihm im Vorbeigehen zu und nahm dann einen Platz gleich neben dem Kopf des Tisches ein, wo der König sitzen würde. «Aber natürlich setzt er sich auf einen der wichtigen Plätze.» Ned nahm ebenfalls seinen Platz ein, wobei er zwischen sich und dem König noch Platz für dessen Bruder Stannis liess, wie es das Protokoll vorschrieb. «Er ist immerhin der Vater der Königin, also ist es wohl nur recht und billig, dass er dort Platz nimmt.»

Der Nächste, der eintraf, war dann Stannis selbst, der von einem Mann begleitet wurde, der so wirkte, als wolle er ganz und gar nicht hier sein. «Ser Davos Seewert.» Ned erinnerte sich an den einstigen Schmuggler, der sich mit etwas Abstand von den Lords hinter Stannis Platz an die Wand lehnte. «Ein guter Mann, trotz seiner Vergangenheit. Und ein wertvoller Berater während eines Seekrieges. Es war weise von Stannis, ihn in seinen Diensten zu behalten.»

Der Nächste war Lord Maes Tyrell, der mit dem eigentlichen militärischen Anführer der Streitkräfte der Weite, Lord Randyll Tarly, im Schlepptau eintraf. Die beiden hatten sich nicht besonders verändert, seit Ned sie das letzte Mal gesehen hatte. Damals war er Randyll Tarly auf dem Schlachtfeld gegenübergetreten, während Maes bereit gewesen war, sich am Ende der Rebellion zu ergeben. Lord Tyrell hielt am Eingang inne und nahm dann zögerlich einen Sitz nahe bei Kevan Lennister, einige Plätze vom König entfernt, ein.

Direkt hinter den beiden Lords der Weite kam der Lord von Seegart, Lord Jason Mallister, aus den Flusslanden. Ned war nicht überrascht, als er gehört hatte, dass Lord Mallister persönlich gekommen war, um Krieg gegen die Eisenmänner zu führen, schliesslich war Seegart, neben Lennishort, eines der Hauptziele der ersten Angriffswelle der Eisenmänner gewesen. Nach Lord Mallister kamen einige niedere Flusslords, die sich schnell in Richtung der Wände verdrückten. Überraschenderweise war Lord Mallister der einzige grosse Lord der Flusslande von Bedeutung, der Roberts Ruf zu den Waffen gefolgt war. Ned konnte verstehen, dass Hoster wegen seines Alters nicht gekommen war, doch wenigstens Edmure hätte eigentlich kommen müssen. Er würde nach seiner Rückkehr nach Winterfell einen Raben nach Schnellwasser schicken, um sicherzugehen, dass mit der Familie seiner Frau alles in Ordnung war.

Dann endlich kam auch Robert herein, gefolgt von Ser Barristan Selmy, Ser Jamie Lennister und Ser Arys Eichenherz. Bei seinem Eintreten erhoben sich alle Lords von ihren Plätzen. «Ah, verdammt. Bleibt sitzen.» Robert ging zu seinem Platz. «Spart euren Füssen die Mühe. Wir werden im Morgengrauen marschieren und diesen Kraken ihre eigenen Ärsche zu fressen geben.»

Sein Witz wurde von allgemeinem Grinsen begleitet, doch Ned konnte sehen, dass die meisten sich dazu zwingen mussten, von Lord Tywin und Lord Tarly wohl einmal abgesehen, die von Beginn an keine Mine verzogen hatten. Der König setzte sich und Ser Selmy nahm seinen Platz direkt hinter ihm ein. «Also schön.» Robert wedelte mit seiner Hand. «Lasst uns den Mist hinter uns bringen. Ned, sind die letzten deiner Männer endlich eingetroffen?»

«Das sind sie, Euer Gnaden.» Ned nickte. «Die Mormonts, die Glauers und einige Karstarks sind gerade mit dem Entladen ihrer Schiffe fertig geworden und schlagen nun ihr Lager auf.»

«Gut.» Robert nickte wieder und seine Augen glommen nun wieder, wie sie es immer taten, wenn es um Krieg ging. Man mochte über Robert als Person sagen was man wollte, doch nur wenige waren im Krieg so ernst, wie er es war. «Wir marschieren beim Morgengrauen. Tywin, Eure verfluchten Männer sind von allen schon am längsten hier. Was haben Euch Eure Späher über die verfluchten Piraten berichtet?»

«Die Graufreuds haben all ihre Kräfte hinter die Mauern von Peik zurückgezogen.» Lord Tywin antwortete mit der Ausstrahlung, die ihm stets anzuhängen schien. «Es scheint, als hätten die Graufreuds beschlossen, alles auf die Stärke ihrer Mauern zu setzen. Wir werden also auf dem Marsch, wenn überhaupt, nur auf sehr wenig Widerstand stossen.»

«Gut.» Robert nickte und seine Augen wanderten über die versammelten Männer. «Es wird also eine Belagerung. Wer hier weiss etwas über die Festung zu berichten?»

Ned registrierte aus dem Augenwinkel, dass Maes Tyrell sich gerade erheben wollte, doch Randyll Tarly war schneller als sein Lehnsherr. «Die Rothweyn-Flotte hat es geschafft, die Festung und das umliegende Gelände aus der Ferne auszuspähen, Euer Gnaden.» Lord Tarly lehnte sich über den Tisch und deutete auf den südlichen Teil der Mauer von Peik. «Wir haben fast die Hälfte unserer Späher verloren, aber ihren Berichten zufolge ist die Mauer an dieser Stelle schwach, da manchmal Teile der Insel überschwemmt werden. Es würde nur ein paar Tage dauern, vielleicht auch eine Woche, bis Trebuchets und Katapulte eine Bresche schlagen. So kommen wir hinein. Wenn die Mauern erst einmal gefallen sind, werden die Kraken keine andere Wahl mehr haben, als sich uns zu ergeben.»

Die versammelten Lords begannen zu murmeln, verstummten jedoch sofort, als Lord Stannis sich erhob und auf die Karte hinabblickte. «Die Mauern zu durchbrechen, ist nur der erste Schritt.» Stannis blickte den Lord der Weite wütend an, scheinbar hatte er es noch nicht über sich gebracht, ihnen die Belagerung von Sturmkap zu vergeben. «Peik selbst besteht aus dem Hauptteil auf dem Festland, und den vier Inselburgen. Wir werden bei unserem Vorstoss in den Hauptteil der Festung schnell sein müssen. Wenn es ihnen gelingen sollte, die Brücken zu zerstören, die die Inseln mit dem Hauptteil verbinden, könnte es Wochen oder Monate dauern, bis wir sie wirklich zur Aufgabe zwingen können.»

«Dann treffen wir sie hart und schnell. Wir geben ihnen gar nicht erst die Möglichkeit, sich über die Brücken zurückzuziehen.» Dieser Einwand kam von Lord Mallister. «Diese widerwertigen Piraten kämpfen an Land ohnehin nicht besonders gut. Es wird nicht schwierig werden, ihre Reihen zu durchbrechen.»

«Dann ist es das, was wir tun werden.» Robert erhob sich auf die Füsse. «Macht eure Männer bereit, wir brechen im Morgengrauen auf. In einer Woche werden die Kraken entweder tot oder aber wieder Teil der Sieben Königslande sein.»

«Eine gute Strategie, Euer Gnaden. Aber leider in einigen Punkten fehlerhaft.»

Die drei Angehörigen der Königsgarde zogen sofort ihre Schwerter und bildeten einen Ring um den König, während die restlichen Lords mit den Händen auf den Schwertern auf die Füsse sprangen. Alle suchten den Raum nach dem Sprecher ab. Nur Ned war sitzen geblieben und sah zu den Deckenbalken hinauf. «Meister Nox.» Er stöhnte, als er den Zauberer mit einem fast aufgegessenen Apfel in der Hand endlich erspäht hatte. «Ist es wirklich nötig, Eure Ankunft auf diese Weise zu gestalten?»

«Nötig?» Nox biss den letzten Teil des Apfels ab und liess ihn dann auf den Tisch fallen, wo das Gehäuse mit einem hörbaren Schmatzen auf dem Holz auftraf. «Nein, das nicht. Aber sehr erhellend.»

«Erhellend verflucht?» Roberts Gesicht wurde immer roter. «Was verfickt soll daran erhellend sein?»

Nox neigte nur den Kopf, bevor er rückwärts sprang. Der Mann drehte sich in der Luft und landete beinahe geräuschlos und geschmeidig wie eine Katze auf dem Boden. «Ganz einfach.» Der Zauberer nickte zu der Königswache hinüber. «Diese drei sollen doch eigentlich die besten im ganzen Land und Eure persönliche Leibwache sein, nicht? Dennoch hat mich keiner von ihnen bemerkt. Ich gebe zu, wenn ich nicht gefunden werden will, werde ich auch nicht gefunden, aber ich habe mir wirklich nicht besonders viel Mühe gegeben. Eure Männer sollten öfter mal nach oben sehen.»

Viele der umstehenden Lords begannen zu tuscheln und am Ende war es Stannis, der zum eigentlichen Thema zurückkam. «Meister Nox, Ihr sagtet, unsere Strategie sei fehlerhaft. Habt Ihr denn eine bessere? Weiterhin wäre es wohl angebracht zu erklären, weshalb Ihr es für nötig gehalten habt, die letzten drei Tage zu verschwinden und die Vorladungen des Königs zu ignorieren.»

Nox bemerkte Stannis gereizten Ton entweder nicht, oder ignorierte ihn einfach, als er nur mit den Schultern zuckte. «Ich habe Peik ausgekundschaftet.»

Wieder brachen die Lords in Getuschel aus. Dieses Mal endete es, als Lord Mallister das Wort ergriff. «Ihr habt die Insel ausgekundschaftet? Und was wollt Ihr in drei Tagen schon gelernt haben?»

«Ich habe nicht die Insel ausgekundschaftet.» Nox deutete auf die Karte der Burg. «Ich habe die Festung ausgekundschaftet. Den Hauptteil und die vier Inseln, auf denen die Festung steht. Ich muss schon sagen, Euer Gnaden, eure Anwesenheit hat den Eisenmännern einen höllischen Schrecken eingejagt. Nach dem, was ich gehört habe, wäre wohl etwa ein Drittel der Leute da bereit, die Inseln selbst zu stürmen, die Graufreuds gefangen zu setzen und sie Euch auf einem Silbertablett zu servieren.»

Dies liess schlagartig verstummen. Plötzlich war es so still, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören können.

«Wollt Ihr uns etwa sagen,» Lord Tywin begann langsam. «Dass es Euch in nur drei Tagen zu Fuss gelungen ist, von hier bis zur Festung zu kommen, diese dann zu infiltrieren, die Moral der Leute dort auszukundschaften und hierher zurückzukehren? Und das alles unbemerkt? Ist es das, was Ihr sagen wollt, Zauberer?»

Nox zuckte wieder mit den Schultern. «Ja, so ungefähr. Eigentlich bin ich schon vor einem halben Tag wieder hier gewesen, aber ich wollte auch etwas über unsere Streitkräfte wissen. Das geht viel besser, wenn sie einen für einen der ihren halten. Wenn sie wissen, dass sie es mit einem Lord oder wem sonst noch zu tun haben, sind sie immer so nüchtern und höflich.»

Wieder einmal war Ned überwältigt von Nox. Ausserdem war seine Entschlossenheit, seine Söhne von Nox unterweisen zu lassen nun noch stärker. «Cat wird toben, aber dieses Training wird Robb und Jon dabei helfen, den Norden in die Zukunft zu führen.» «Ihr sagtet, unser Plan sei fehlerhaft, Meister Nox.» Ned wollte zurück zum Thema. «Wie meint Ihr das?»

Nox ging zum Tisch hinüber und zeigte dann auf die Stelle, die sie als die schwächste in der Verteidigung ausgemacht hatten. «Immer wieder erstaunlich, was er als blinder Mann alles mitbekommt.» «Eine Schwäche, Lord Tarly, ist nur dann wirklich eine Schwäche, wenn Euer Feind sie nicht kennt. Denn wenn sie davon wissen, verwandelt sich eine Schwachstelle ganz schnell in eine Falle. So auch hier. Die Eisenmänner haben zwei ihrer abgewrackten Schiffe auseinandergenommen und damit die Mauern hier verstärkt. Ausserdem sind hier an den Seiten Ölfässer und vier Skorpione aufgebaut. Genau hier, wo die Bresche sein würde. Ihr könnt die Mauern hier durchbrechen, das stimmt schon, aber sobald Ihr Eure Männer vorrücken lässt, werden die Eisenmänner bereit sein. Ihr würdet viele Männer verlieren. Ganz zu schweigen davon, dass Ihr Eure Truppen viel zu nahe am Wasser aufstellen wolltet.»

«Und warum sollte das ein Problem sein?» Lord Tyrell mischte sich jetzt ein.

Ned musste nur einen Blick auf die Karte werfen, um genau zu wissen, worauf Nox hinauswollte. Er entschloss sich dennoch dazu, sich nicht einzumischen und den Mann fortfahren zu lassen. «Er muss sich Robert gegenüber beweisen. Warum also nicht so.»

«Ganz einfach.» Nox zeigte auf die Inseln, auf denen die Festung Peik verteilt stand. «Die Eisenmänner haben zwischen den Inseln Schiffe versteckt. Wenn wir unsere Männer dort sammeln würden, würden sie wohl Nacht für Nacht kleine Angriffe starten, indem sie ihre Männer mit den Schiffen hinter uns bringen würden oder uns mit Ballisten oder Skorpionen oder was sonst noch von ihren Schiffen aus unter Feuer nehmen.»

«Unmöglich.» Lord Tarly erhob sich nun auf die Füsse. «Niemand kann zwischen diesen Inseln navigieren. Das ist ein einziges Durcheinander aus Felsen und Untiefen. Die Schiffe würden binnen Stunden sinken. Ausserdem hat die Rothweyn-Flotte keine Schiffe der Eisenmänner um Peik herum gesichtet.»

«Ein umso deutlicheres Anzeichen dafür, dass sie da sind, sich verstecken und auf uns warten, Lord Tarly. Denkt doch mal darüber nach. Das ist das Herz ihrer Heimat, der Sitz ihres 'Königs'. Würden sie es wirklich von See aus unverteidigt lassen? Wohl kaum.» Nox Argumente waren gut und selbst der erfahrene Feldkommandeur der Weite zögerte nun. «Ser Davos, Eure frühere Tätigkeit macht Euch wohl zu dem, was einem Experten für dieses Thema am nächsten kommt. Sagt uns, wenn die Eisenmänner um Peik herum Schiffe würden verstecken wollen, wo ginge das am besten?»

Alle Augen richteten sich nun auf den ehemaligen Schmuggler, der sich sichtlich unwohl fühlte, so ganz im Zentrum der Aufmerksamkeit. Erst als Lord Stannis ihm per Kopfnicken ein Zeichen gegeben hatte, trat er vor. Der ältere Mann besah sich die Karte genauer und deutete dann auf einige kleine Ausläufer um Peik herum. «Ich würde die Schiffe hier, hier und hier platzieren… mein Lord, Euer Gnaden. Sie müssten Langboote nehmen, um nicht über die Felsen hinauszuragen, aber sie könnten es genau so machen wie Lord… ähm, Meister Zauberer es sagt.»

«Tarly, Tyrell, schickt die Rothweyn-Flotte um die Insel herum und sucht nach diesen Langbooten. Ausserdem soll die Flotte vor der Küste ankern, sobald wir bei der Festung eintreffen. Nur für den Fall, dass sie tatsächlich von See aus angreifen. Ich will den Eisenmännern nicht die Chance geben, uns im Schlaf in den Arsch zu ficken.» Nachdem die beiden Lords den Befehl bestätigt hatten, wandte der König Nox wieder seine volle Aufmerksamkeit zu. «Also, Zauberer. Ihr habt gerade bewiesen, dass Tarly und Tyrell beim Ausarbeiten dieses Planes entweder halb geschlafen oder teilweise besoffen waren. Was ist also Eure Alternative?»

Ned wandte sich bei der Beleidigung und warf den beiden Lords einen schnellen Blick zu. Lord Tyrell war vor Scham knallrot angelaufen. Lord Tarly dagegen blieb stoisch sitzen, obwohl er die Hände zu Fäusten geballt hatte. «Verdammt, Robert… Haben dir sieben Jahre der Herrschaft noch immer nicht beigebracht, einfach mal den Mund zu halten? Wir sind keine Kinder mehr im grünen Tal.»

«Wir täuschen an. Wir lassen die Eisenmänner glauben, dass wir genau das tun, was sie erwarten, tun dann aber etwas ganz anderes.»

Nox verschob einige der Figuren, die ihre Armee um Peik herum darstellen sollten und teilte die Armee in drei Gruppen auf. «Wir bewegen das Belagerungsgerät wie geplant hierher, allerdings nur mit einem Viertel unserer Männer. Lasst sie glauben, dass wir die Mauer an ihrem schwächsten Punkt durchbrechen wollen. Die Hälfte unserer Truppen stellt sich hier auf, vor dem Haupttor. Der Rest unserer Armee wird hier sein, im Norden, wo die Verteidigung am schwächsten ist. Ich kann die Mauer durchbrechen und mit diesen Truppen dann hineinstürmen, die Brücken sichern und das Haupttor öffnen. So bringen wir die Armee in den Hauptteil der Festung.»

Die Lords von Westeros dachten still über den Plan nach. «Wollt Ihr damit sagen, dass Ihr den stärksten Teil ihrer Mauern ganz alleine überwinden wollt, ohne Belagerungsgerät?» Lord Tywins Frage klang eher neugierig als ungläubig, scheinbar traute er Nox mittlerweile alles zu. «Wie? Wollt Ihr etwa mit der Hand wedeln und eine magische Tür erschaffen?»

«Naja, ein bisschen komplizierter ist es schon, aber… eigentlich ja. Und sollte es nicht funktionieren, ist das Belagerungsgerät dann ohnehin bereits an Ort und Stelle und ihr könnt immer noch gemäss dem ursprünglichen Plan verfahren.»

Ned stand auf, als er die ungläubigen Blicke der Lords von Westeros und ihres Königs registrierte. «Meine Lords, Euer Gnaden. Meister Nox ist zwar erst kürzlich in meine Dienste getreten, doch war er bisher stets ein Mann, der zu seinem Wort stand. Wenn er sagt, dass er eine Bresche in die Mauer schlagen kann, dann glaube ich ihm.» Ned wandte sich nun an Nox und betete dabei zu den alten Göttern, dass er keinen Fehler machte. «Meister Nox, ich werde Euch während der Schlacht meine Männer zur Verfügung stellen. Die Männer des Nordens werden in der Schlacht Eurem Befehl folgen.»

Nox nickte nur, als hätte ohnehin damit gerechnet, dass Ned das tun würde. «Ich danke Euch für Euer Vertrauen, Lord Stark. Nun, meine Lords, wenn ihr mich entschuldigen würdet, es ist lange her, dass ich zuletzt ein Bad genommen habe und ich stinke bestimmt wie der Arsch eines Banthas. Es beginnt schon, mich selbst zu stören. Da wir morgen bereits früh losmarschieren werden, weiss ich nicht, wann sich die Gelegenheit das nächste Mal bietet. Euer Gnaden, meine Lords.» Ohne noch auf seine Entlassung zu warten marschierte Nox aus der Halle hinaus. Ned zweifelte nicht daran, dass sich die Wachen wundern würden, wo er herkam, hatten sie ihn doch nicht hereintreten gesehen.

«Nun.» Robert erhob sich nun ebenfalls auf die Füsse, woraufhin sich alle beeilten es ihm gleichzutun. «Ihr habt den Mistkerl gehört. Wir werden es so machen. Tarly, Tyrell, gebt die Befehle an die Flotte. Ihr anderen, sagt es euren Männern. Wir brechen beim ersten Tageslicht auf. Und jetzt besorgt mir eine verfickte Hure. Ich will eine gute Möse um meinen Schwanz haben, bevor es losgeht.»

Nox ging zwischen den aufgereihten Soldaten des Nordens auf und ab, die auf den Angriff auf die Mauern von Peik warteten, als er von Nostalgie ergriffen wurde. «Wie lange es wohl her ist, dass ich das letzte Mal einen Angriff wie diesen angeführt habe?» Er wurde von freudiger Erwartung durchströmt. «Nicht so lange wie es sich anfühlt. Ich habe dieses Gefühl vermisst. Die Furcht. Die Kampfeswut. Den Drang, den Feind zu vernichten. Das Unbekannte, das vor jeder Schlacht in der Luft liegt und sie vor Anspannung vibrieren lässt.»

Nox begab sich auf seinen Platz ganz vorne im Zentrum zwischen der riesigen Gestalt des 'Grossjon' und der nur wenig kleineren Gestalt des jungen Bären, Jorah Mormont, die beide auf die beeindruckend hohen Mauern von Peik starrten, die ungefähr vierhundert Meter von ihnen entfernt standen. Eines musste Nox den Bewohnern dieses Planeten zugestehen, denn wenn sie Burgen oder Festungen bauten, schienen sie zu wissen was sie taten. Wer die Festung mit einem geübten Auge betrachtete, dem fiel auf, dass die verschiedenen Teile des Komplexes einmal eine einzige, gewaltige Anlage dargestellt hatten, aber nach dem, was Nox hatte in Erfahrung bringen können, war dies schon lange nicht mehr der Fall. Die Jahrhunderte der Erosion der Klippe, auf der die Festung stand, hatte einige Teile einstürzen lassen und Peik seine jetzige Form gegeben. So war die Festung entstanden, die sich aus mehreren Teilen zusammensetzte, die von Hängebrücken miteinander verbunden wurden. Ein Angreifer musste also erst die Mauern des Hauptteils überwinden, der noch auf dem Festland verblieben war und dann in der Hoffnung, dass es den Verteidigern nicht gelingen würde die Brücken zu kappen die hinteren Teile der Festung einer nach dem anderen und Raum für Raum einnehmen. Es würde ein harter Kampf werden, aber Nox hatte schon viel Schlimmeres erlebt.

«Also, Zauberer, hier sind wir.» Der Grossjon spuckte auf den Boden. «Direkt dem stärksten Teil ihrer Mauern gegenüber und das ohne Belagerungsgerät, Leitern oder auch nur genug Männer, um die Mauern zu stürmen. Was ist jetzt mit Eurem grossen Plan, huh? Wollt Ihr uns allen Flügel verpassen und uns über die Mauern fliegen lassen, oder was?»

Nox grinste den grösseren Mann nur an und ging dann einige Schritte nach vorne, wo er sich umdrehte und die Schultern kreisen liess. Er hatte das, was er nun vorhatte, früher schon einmal getan. «Wenn es beginnt, meine Herren, würde ich dringend empfehlen, dass ihr und eure Männer mir nicht zu nahekommt, bis ich fertig bin.»

Der andere Mann sah ihn nur an. «Und warum nicht, verdammt?»

«Weil ich ansonsten keine Garantie dafür übernehmen kann, dass ich Euch nicht aus Versehen umbringe.» Nox trug seine Antwort bar jeder Emotion vor, legte dann den Kopf in den Nacken und atmete durch seine Maske tief ein. «Und nun schweigt und werdet Zeugen der wahren Stärke der Macht.»

Erinnerungen flossen durch Nox Geist, als er sich selbst der Macht öffnete. Seine Mutter, die vor seinen Augen vergewaltigt wurde. Der Tod von Ffon durch seine und Zashs Hände. Der Moment, in dem er Zash erledigt hatte. Der Moment, in dem er Ashara begegnet war. Ihr erstes Mal. Der Moment, wo er von ihrem Tod erfahren hatte. Jede Erinnerung, die in ihm starke Gefühle auslöste, spielte sich wie auf einer Schleife vor seinen Augen ab, so als wäre er ein Zuschauer während der besten und schlimmsten Momenten seines Lebens. Mit jeder Erinnerung vertiefte sich seine Verbindung zur dunklen Seite der Macht, doch wurde auch sein Licht stärker und stärker.

Um ihn herum begann ein leiser Wind zu säuseln, die Pferde in seiner Nähe tänzelten nervös auf der Stelle und auch einige der Männer hinter ihm verlagerten immer wieder ihr Gewicht. Als die Stimmung sich immer weiter anspannte, konnte Nox fühlen, wie die Macht sich zu sammeln begann. Nicht nur um ihn herum, sondern auch in der Erde und im Himmel über ihm. Er konnte die finstere Ansammlung der Macht spüren, eine physische Manifestation der dunklen Seite, die sich zu seinen Füssen ausbreitete und ihn sich in die Luft erheben liess. Unter seinen Fusssohlen knisterten kleine Blitze, die auch begannen, um ihn herumzutanzen.

«Bei den Göttern!» Er konnte die Schreie der Männer hinter sich in seinem Rausch kaum hören. «Was ist er nur!»

Nox lächelte unter seiner Maske und nährte sich gierig von der Furcht und Bewunderung der Männer hinter ihm. Er stieg noch etwas weiter in die Luft und schwebte nun gut einen Meter hoch. Die Blitze wurden immer intensiver und verschwanden dann plötzlich. Nox hob seine Hände und begann, die dunkle Ansammlung und die elektrische Energie dort zu sammeln. Sie ringelten sich um seine Hände und Arme. Dann zog er seine Hände etwas zurück.

Nox biss die Zähne zusammen, als er sich immer tiefer und tiefer in der Macht versenkte. Dann zog er gezielt die eine Erinnerung heran, die für ihn die Wichtigste überhaupt war. Das letzte Mal, wo er mit Ashara in seinen Armen in ihrem Bett erwacht war. Gerade als er die Grenze seiner physischen Kapazität erreichte, stiess Nox einen gewaltigen Schrei aus und stiess seine Hände nach vorne, auf die Mauern von Peik zu.

Der nun hervortretende Machtblitz war so gewaltig, dass seine Intensität selbst Nox überraschte. Der Boden zwischen Nox und der Festung wurde schwarz verkohlt und trocknete aus, als der Machtblitz darüber hinweg schoss. Als der Blitz auf die Mauer traf, drehte Nox seine Hände., sodass sich seine Handrücken berührten. Nox richtete die Energie gezielt gegen den Mörtel, der die Steine der Mauer zusammenhielt. Der Blitz teilte sich nun in zwei separate Ströme auf, die die Mauer aufzulösen begannen und eine Bresche erzeugten.

Nach dem, was sich für Nox wie eine halbe Ewigkeit angefühlt hatte, löste er endlich seine Verbindung zur Macht, woraufhin er schwer zu Boden stürzte. Es gelang Nox gerade noch, seinen Fall mit Händen und Knien aufzuhalten und zu verhindern, dass er mit dem Gesicht voran zusammenbrach. Er atmete einige Male tief ein und aus und betrachtete dann sein Werk. Auf einem fast fünfzig Meter breiten Streifen vor ihm hatte sich der Boden schwarz gefärbt und an einige Stellen war auch zu sehen, dass sich der Dreck bereits zu kristallisieren begonnen hatte. Ausserdem war die Mauer der Festung schwer beschädigt. Dort, wo Nox Machtblitz die Mauer getroffen hatte, war auf einer Länge von fast zwanzig Meter kaum mehr als ein Haufen Staub übriggeblieben.

«Nun denn, meine Lords.» Nox atmete noch immer schwer, tat allerdings sein Bestes, seine Stimme laut und klar klingen zu lassen. «Ich habe euch und eurem König versprochen, ich würde die Mauern durchbrechen und ich stehe zu meinem Wort. Jetzt liegt es an euch. Wollt ihr angreifen oder hier nur blöd rumstehen?»

«Der Zauberer hat Recht!» Jorah Mormont fing sich als erstes wieder und zog sein Schwert aus der Scheide. Er drehte sich zu den versammelten Männern um und legte los. «Er hat uns die Gelegenheit gegeben, diese beschissenen Eisenmänner für all die Jahre des Raubens und Plünderns in den Arsch zu ficken! Lasst es uns ihnen zeigen! Der Norden vergisst nicht! Sollen sie den eisernen Preis zahlen, für all ihre Taten! Für den Norden!»

Der Schrei 'für den Norden' erhob sich aus der versammelten Menge. Dann, als hätten sich die Schleusentore eines Damms geöffnet, stürmten die Nordmänner auf die Bresche zu, die Nox für sie geschaffen hatte. Bald waren der Grossjon und Nox die letzten, die den Ansturm, den Jorah Mormont anführte von hinten beobachteten.

«Na dann, Zauberer, scheint, als wärt Ihr wirklich ein Mann, der Wort hält. Ich gebe ja nur ungern zu, wenn ich mich geirrt habe, aber ich kann meinen Stolz herunterschlucken. Ich habe mich wohl wahrlich in Euch getäuscht.» Lord Umber trat neben ihn. «Aber Ihr seht gerade ziemlich scheisse aus. Soll ich Euren hübschen Arsch in die Schlacht tragen oder kriegt Ihr das noch selber hin?»

Nox schnaubte und kam dann endlich wieder auf die Beine. Er nahm sein Lichtschwert vom Gürtel und hielt es lose an seiner Seite. «Wie amüsant. Als ob mich das eben von der Schlacht fernhalten könnte. Nein, es ist viel eher wahrscheinlicher, dass ich am Ende der Schlacht der sein werde, der Euren hässlichen Arsch wieder aus der Schlacht mit zurückbringt.»

Auf dem Gesicht des anderen Mannes zeigte sich nun ein breites Grinsen und er zog seine Waffe. «Ha! Wie wäre es mit einem kleinen Wettstreit, Zauberer? Ein Fass gutes echtes nordisches Ale für den, der die meisten dieser verfickten Eisenmänner umbringt?»

Nox aktivierte sein Lichtschwert und erwiderte unter seiner Maske das Lächeln. «Ich spiele gerne mit, Lord Umber. Aber versucht gefälligst, nicht zu weinen, wenn ich gewonnen habe.»

Ned sass neben Robert auf dem Rücken seines Pferdes und konnte kaum mehr tun, als geschockt auf die Zerstörung zu starren, die den Mauern von Peik gerade angetan worden war. «Ich wusste ja bereits, dass Nox sich bisher zurückgehalten hat, aber ich hätte mir nie vorstellen können, dass er über diese Art von Macht verfügen würde. Bei den alten Göttern… wie mächtig ist er bloss? Wie mächtig wird er diejenigen machen, die bereit sind ihm zu folgen? Ich weiss ja, dass ich gesagt habe, ich würde ihm erlauben, Jon zu seinem Schüler zu machen, aber… ist das wirklich weise? Wenn Jon so mächtig wird, wie Nox es ist und dann von seiner Herkunft erfährt… wird er dann den Thron an sich reissen wollen? Und selbst wenn, was sollte ihn davon abhalten?»

«Formiert euch! Schilde nach vorne, Bogenschützen dahinter! Auf das Torhaus zumarschieren! Vorwärts!» Tywin Lennisters donnernde Befehle weckten Ned aus seiner Benommenheit und er konnte eben noch sehen, wie der Lord der Westlande sein Schwert aus der Scheide zog und seinem Pferd die Fersen in die Seiten stiess, was das Tier vorwärts trieb.

Ned wollte dem Mann schon folgen, als Roberts ausgestreckte Hand ihn davon abhielten. «Verfickte Höllen, ha! Ned! Dieser Zauberer von dir ist schon was!» Der König lachte donnernd. «Wenn wir ihn nur schon während der Rebellion gehabt hätten, wäre der Krieg viel eher zu Ende gewesen!»

«Ja, wenn nur.» Ned stimmte seinem Freund gedankenverloren zu und sah zu den Nordmännern herüber, die sich nun der Bresche näherten. Seine Augen suchten dabei jemand ganz Bestimmten.

Er war nicht schwierig zu finden. Das glühend-rote Schwert stach aus der Menge heraus, wie eine helle Fackel im Dunkeln. Ned beobachtete Nox ungläubig dabei, wie er in einer kaum fassbaren Geschwindigkeit in Richtung Mauer rannte und dabei die anderen Männer weit hinter sich liess. Gerade als Ned schon dachte, ihn könnte nun Nichts mehr überraschen, sprang Nox vom Boden hoch und auf die Mauern, ohne dabei seinen Spurt auch nur im Geringsten zu unterbrechen.

«Haha! Seht euch nur diese verfickten Eisenmänner an!» Robert lachte weiter, als die beiden dabei zusahen, wie sich die glühende Klinge rasch und zielsicher über die Mauer zum Haupttor hin bewegte. «Wenn der Ficker nur nicht so valyrisch aussehen würde, wäre ich vielleicht noch versucht, ihn dir abzuwerben, Ned. Aber ich kann nicht… kann es einfach nicht ertragen, dass er wie der verrückte Drache aussieht, der… sie… getötet hat.»

Wieder musste Ned sich auf die Zunge beissen. «Wie kann man denn jemanden lieben, den man nur ein einziges Mal gesehen hat und mit dem man nur ein paar Worte gewechselt hat? Hast du wirklich sie geliebt, Robert, oder nur deine Vorstellung von ihr? Die Herausforderung, die es dargestellt hätte, sie zu zähmen? Oder hättest du es zugelassen, dass sie gewesen wäre, wer sie war?»

Als der König seinen Hammer hob, zogen die anwesenden Mitglieder der Königsgarde die schwerter. Neds Gedanken kehrten von seiner Schwester zu der Schlacht zurück, die vor ihnen lag. «Komm schon, Ned.» Der König liess sein Pferd vorpreschen. «Lass uns Eisenmänner umbringen! Wir können deinem Zauberer ja nicht den ganzen Spass überlassen!»

Nox bahnte sich seinen Weg über die Befestigungsanlagen und war von dem Gefecht schnell gelangweilt. Das war kein Kampf, es war ein Gemetzel. Noch mehr sogar als das Geplänkel, das er in Hügelstadt gehabt hatte. Die Männer dort hatten wenigstens den Schneid gehabt, gegen ihn zu kämpfen, hier machten sich die meisten Verteidiger bei seinem Anblick einfach bloss in die Hosen. Manchen gelang es nicht einmal, die Waffen oder Schilde zu heben, bevor Nox sie in Stücke schlug.

«Einfach erbärmlich.» Schon wieder streckte er einen Eisenmann von hinten nieder, der es vorgezogen hatte, die Flucht zu ergreifen, statt zu kämpfen. «Und ich hatte noch solche Hoffnungen, als ich von diesen Leuten gelesen habe. Bisher war keiner auch nur annähernd eine Herausforderung.»

Nox ging auf die hölzerne Tür eines der Befestigungstürme zu und sprengte sie mit einem Machtstoss auf, sodass Splitter in das Innere des Gebäudes flogen.

Er trat durch den Türrahmen, hielt dann mitten in der Bewegung inne und lehnte sich gerade noch rechtzeitig zurück, um der Axt auszuweichen, die auf seinen Kopf gezielt hatte. Nox schwang sein Lichtschwert nach oben und tötete so seinen Angreifer. Im Anschluss daran machte er einen Schritt zurück, um dem toten Körper auszuweichen, der nun zu Boden fiel. Nun wandte sich Nox mit erhobenem Lichtschwert langsam um, während er darauf wartete, dass das gute Dutzend Verteidiger in dem Raum sich auf seine Anwesenheit einstellen würden. «Also dann, meine Herren, warum erspart ihr euch nicht einfach die Mühe und sagt mir, was ich wissen will, dann bin ich auch gleich wieder weg. Wo sind die Graufreuds?»

«Fick dich, Arschloch!» Einer der Männer stürmte nach diesem Ausruf mit erhobener Axt auf Nox zu.

«Immer noch erbärmlich.» Nox Stimme klang ruhig, als er einen Schritt zur Seite machte und dem Mann mit einem sauberen Schlag durch Lederpanzer und Kettenhemd den Garaus machte. Dann wandte er sich wieder den verbliebenen Eisenmännern zu.

Einer nach dem anderen griffen ihn die Verteidiger an und einer nach dem anderen fielen sie, ohne auch nur annähernd einen Treffer zu landen Innerhalb weniger Sekunden standen Nox nur noch zwei Männer gegenüber. Der Ältere umklammerte den Stumpf, wo früher einmal ein Unterarm gewesen war. Der Jüngere, der offensichtlich mit dem Älteren verwandt war, klammerte sich voller Furcht und Verzweiflung an den Älteren.

Nox deaktivierte sein Lichtschwert und zog mit Macht einen Stuhl heran, auf den er sich den beiden gegenübersetzte. «Es gibt zwei Möglichkeiten, wie das hier jetzt laufen kann.» Nox brachte seine Erklärungen noch immer ruhig vor. «Die Erste wäre, dass ich euch beide langsam und schmerzhaft umbringe und diese Festung dann, wenn nötig Stein für Stein auseinandernehme, bis ich die Graufreuds finde. Die andere Möglichkeit ist, ihr mir einfach sagt, wo sie sind und das alles hier viel schneller und mit viel weniger Zerstörung endet. Ihr habt dreissig Sekunden, euch zu entscheiden.»

«Fick dich, verdammt!» Der Ältere Mann schrie Nox die bereits vertraute Beleidigung entgegen und stöhnte dann laut, als ihn eine Schmerzwelle von seinem Arm überrollte. «Wenn wir dir etwas sagen, werden sie es herausfinden und unsere ganze Familie umbringen!»

«Möglich. Wie gesagt, ihr könnt auch einfach nur leiden.» Nox Antwort war erfüllt von Desinteresse. «Aber ich verstehe eure Sorge. Sagt mir, was ich wissen will, dann garantiere ich dafür, dass eure Lehnsherren nie etwas davon erfahren werden. Fünfzehn Sekunden.»

«Sie sind in der grossen Festung, am anderen Ende der Steinbrücke!» Der junge Mann platzte nun schnell mit der Antwort heraus und zog einen scharfen Blick von dem Älteren auf sich.

«Danke sehr.» Nox nickte und kam wieder auf die Füsse. «Kommen wir jetzt also zu meinem Teil der Vereinbarung.»

Nox brach den beiden mit einem schnellen Zucken seines Handgelenkes das Genick mit der Macht. «Lass niemals einen Feind hinter dir, der dir womöglich in den Rücken fallen kann.» Nox sah noch einen Moment auf die beiden Leichen hinab. «Diese Lektion lernt jeder Sith schon sehr früh, sonst lebt er nicht lange.»

Als Nox das Schreien und Trampeln von Tausenden hörte, neigte er seinen Kopf zur Seite und streckte seine Sinne aus. «Scheint als hätten die Truppen des Königs nur wenig Zeit bei ihrem Vormarsch verschwendet.» Nox konnte die Präsenzen des Königs und der Lords Stark und Lennister wahrnehmen. Sie näherten sich mit ihren Männern langsam dem Haupttor. «Naja. Ich sollte wohl besser mein Versprechen halten und ihnen das Tor öffnen, bevor ich weitersuche.»

Nox verliess den Turm und trat wieder auf den Wehrgang hinaus. Er nahm sich einen Moment, um sich selbst mithilfe der Macht zu verbergen und sprang dann auf das Dach eines nahestehenden Gebäudes. Die Tarnung machte ihn zwar nicht wirklich unsichtbar, sorgte aber dafür, dass man seinen Anblick nicht richtig registrieren würde und man ihm keinen zweiten Blick schenkte. Der Trick funktionierte bei Feinden, die selbst machtsensitiv waren kaum, würde in einer so grossen Schlacht mit tausenden von gewöhnlichen Männern allerdings ausreichen. Von dem Dach aus sprang er auf das Nächste und dann wieder das Nächste, bis er in der Nähe des Haupttores angekommen war. Dort nahm er sich wieder einen Moment, diesmal allerdings um das Tor genauer zu betrachten. «Verstärkter Stahl und mehrere Lagen behandeltes Holz. Ein Halbkreis aus zwei Dutzend Verteidigern, die einen möglichen Durchbruch zurückschlagen sollen. Für die Verhältnisse dieser Welt und dem Entwicklungsstand hier ist das zweifellos ein starkes Tor und ein guter Plan zur Verteidigung, am Ende aber doch nutzlos gegen die Macht.»

Nox streckte sich in der Macht weit aus und packte das alte, aber doch stabile Tor. Die Verteidiger schrien alle auf, als sich das Metall ohne ersichtlichen Grund nach innen zu verbiegen begann. Als das Material unter der Belastung plötzlich nachgab, brach die Hölle los und die Verteidiger wurden von einem Hagel aus Holzsplittern und geborstenen Stahlteilen getroffen.

«Das sollte fürs Erste reichen.» Nox beobachtete noch mit mildem Amüsement, wie die Verteidiger sich gegenseitig anschrien und versuchten, eine neue Verteidigungslinie aufzubauen. «Ich will ja schliesslich nicht den ganzen Ruhm für mich allein. Ausserdem muss ich noch immer ein paar Kraken finden.»

Nox wandte sich von dem Tor ab und machte sich schnell und leise wieder über die Dächer auf den Weg durch die Festung. Als er die Klippe erreicht hatte, die den Festlandteil der Festung von der eigentlichen Burg abschnitt, kniete er sich einen Moment hin, um seine Umgebung genauer zu betrachten. Der einzige Weg, wie man die Burg betreten konnte, war eine grosse Brücke aus Stein. Auf dieser Brücke befanden sich nun allerdings überall eilig errichtete Barrikaden und über einhundert Verteidiger, die gerade hektisch letzte Vorbereitungen trafen. Scheinbar war die Nachricht vom Fall der Mauer oder des Tores bereits hier eingetroffen.

«Mhm, ich könnte mit etwas guter altmodischer Brutalität den direkten Weg über die Brücke nehmen.» Nox beobachtete die ganze Zeit über die Verteidiger, die da unten herumwuselten. «Aber das würde zu viel Zeit kosten. Mal sehen, wie der etwas… unkonventionellere Ansatz funktioniert. Sie schauen schliesslich alle nur nach vorne und nicht nach oben. Umso besser für mich.»

Dann studierte Nox sorgfältig den Aufbau der grossen Burg, die auf der anderen Seite der Brücke aufragte, bis er ein Plätzchen gefunden hatte, das ihm passend erschien. Er erhob sich und trat so weit zurück, wie es auf dem Dach nur eben ging. «Wenn schon nichts anderes, wird es wenigstens spannend.»

Nox sprintete so schnell er konnte und verstärkte seine Beine weiter mit der Macht, als er sich dem anderen Ende des Daches näherte. An der Dachkante stiess er sich mit der Macht ab und flog durch die Luft. Keiner der Verteidiger auf der Brücke schenkte ihm auch nur die geringste Beachtung, schliesslich waren sie alle viel eher mit dem beschäftigt, was sich vor ihnen abspielte. Als er die Burg auf sich zukommen spürte, rollte er sich zu einem Ball zusammen und brach so durch das geschlossene Holzfenster.

Der Schrei einer Frau war das Einzige, was er vor seinem Aufprall auf dem Boden noch mitbekam. Er schaffte es gerade eben, nicht gegen die Wand auf der anderen Seite des Zimmers zu rollen. «Oh verdammt.» Er fluchte, als er langsam auf die Füsse kam und den Schmerz in seinem Körper mit der Macht betäubte. «Das schmerzt wie die Hölle. Rechte Schulter ausgekugelt und ein… zwei… drei Rippen gebrochen. Und auch noch die Speiche im rechten Unterarm. Herrlich.»

Nun erst gelang es Nox, seine Aufmerksamkeit den anderen beiden Personen in dem Raum zuzuwenden. Er konnte sich bei dem, was er da wahrnahm die Belustigung einfach nicht verkneifen. Beide waren gerade hektisch damit beschäftigt, sich zu bekleiden. «Ehrlich? Da draussen tobt gerade eine Schlacht und ihr beiden habt euch dazu entschieden, dass jetzt gerade die perfekte Zeit für einen Fick ist? Denken in diesem Land den alle Männer nur mit den Schwänzen?

Die Frau, ein einfaches Dienstmädchen, wenn er hätte raten müssen, hatte es eben geschafft, sich notdürftig zu bedecken und hatte sich in eine Ecke des Raumes zurückgezogen, wo sie sich so klein machte wie sie nur konnte. Der Mann hingegen hatte, nachdem er seine Hose angezogen hatte, nach seiner Wurfaxt gegriffen und kam nun auf Nox zu. «Ich weiss nicht, wer verfickt nochmal du bist, Arschloch, oder wie du hierhergekommen bist, aber jetzt werde ich dir meine Axt so weit in den Arsch schieben, dass du-»

Nox war gerade nicht in der Stimmung für diesen Blödsinn, hob den Mann mit der Macht in die Luft und presste ihn gegen eine Wand. «Ich bin gerade wirklich nicht in der Stimmung, mir deine Beschimpfungen anzuhören.» Der Mann hatte die Axt inzwischen fallengelassen und griff jetzt röchelnd an seine Kehle. «Und zu deinem Pech brauche ich etwas von dir. Dein Tod wird also weder schnell noch schmerzlos.»

Die Luft um Nox linke Hand begann sich zu verdichten und es entstand eine dunkle Ansammlung von Machtenergie, die herausschoss und den Mann durchbohrte. Der Eisenmann hatte nur einen kurzen Moment, um zu begreifen, was gerade mit ihm geschah und stiess dann einen markerschütternden Schrei aus. Nox unterband das Geschrei schnell, indem er dem Mann mit der Macht den Mund zuhielt. «Sei still.» Nox knurrte den Mann an, dessen Lebenskraft er nun aussaugte. «Das hier braucht ziemlich viel Konzentration.»

Nox fühlte, wie er revitalisiert wurde, als er die Lebensessenz des Mannes in sich aufnahm. Sein rechter Arm zuckte, als seine ausgekugelte Schulter wieder an ihren Platz sprang. Gleichzeitig knackte sein Unterarm, als sich der Knochen von selbst richtete und zusammenheilte. Als seine Verletzungen endlich verheilt waren liess Nox den Mann, dessen Zappeln inzwischen nachgelassen hatte. Der Körper rutschte leblos zu Boden.

«Ich hasse das.» Nox murmelte Einiges vor sich hin, als er seinen Körper betrachtete und feststellte, dass die Rippen noch immer nicht vollständig ausgeheilt waren. Im Gegensatz zu einigen anderen der dunklen Meister hatte Nox es nie genossen, anderen die Lebenskraft zu entziehen, was auch der Grund war, weshalb er mit dieser Technik noch immer einige Schwierigkeiten hatte. Das war auch der Grund, weshalb seine Opfer am Ende meistens starben, ganz gleich, ob er viel oder nur wenig von ihrer Energie genommen hatte.

Nun konnte Nox die leichte Erschütterung in der Macht spüren, die stets mit einer Gefahr einherging. Er musste sich nicht umdrehen. «Das wäre eine ganz schlechte Idee, meine Liebe.» Seine Worte liessen das Dienstmädchen innehalten, das versucht hatte, sich an ihn heranzuschleichen. «Jetzt lass das Messer fallen und geh wieder zurück in deine Ecke. Tu es! Dann bleibst du am Leben.»

Das Messer in der Hand des Mädchens zitterte und fiel schliesslich zu Boden, als das Dienstmädchen sich rasch wieder in ihre Ecke verzog. «Gutes Mädchen.» Nox lobte die junge Frau, als er zur Tür hinüberging. Er packte den Türknauf und öffnete. «Ich habe nicht den geringsten Zweifel, dass du gleich loslaufen wirst, um Alarm zu schlagen. Das ist deine Pflicht, ich verurteile das nicht. Dennoch will ich, dass du in deinem Kopf zwanzigmal bis zehn zählst, bevor du losrennst. Tu das, und du wirst den morgigen Tag noch erleben. Tu es nicht, und ich werde dich am Ende der Schlacht finden und töten. Dann deine Eltern, deine Geschwister und auch noch eure Haustiere, wenn ihr so etwas habt. Verstanden?»

Die junge Frau hyperventilierte nun und nickte heftig. «J-Ja, mein Lord.»

«Gut.» Nox nickte ebenfalls und trat dann aus der Tür, wobei er ihr zum Abschied zuwinkte. «Wenn du gehst, sag den anderen Bediensteten, dass sie mir nicht in die Quere kommen sollen, wenn sie den Wunsch haben, den morgigen Tag noch zu erleben.»

Nachdem Nox den Raum verlassen hatte, streifte er mit einem offenen Geist durch die Flure der Burg Peik. «Diese Burg ist zum grössten Teil verlassen, wenn man mal vom Dienstpersonal und ein paar Verteidigern absieht, die gerade die Verteidigung der Schlüsselpunkte vorbereiten. Ah,… da haben wir ja endlich etwas. Eine grössere Ansammlung von Leuten in einem grossen Raum, direkt gerade aus. Ich spüre keine andere Ansammlung von dieser Grösse in dieser Burg. Wenn Balon also noch hier ist, muss er da sein.»

Nur wenig später fand Nox sich in einem der oberen Stockwerke vor einer grossen Tür wieder, die nicht bewacht wurde. Er konnte von drinnen einige Stimmen hören. Um zuzuhören stützte er sich in der Nähe der Tür an die Wand.

«-sage euch noch, Onkel! Es war der Sturmgott höchstselbst! Er hat Blitze aus den Händen geschleudert und die nördliche Mauer der Festung zerstört!» Ein junger Mann war gerade dabei, zwei ältere Männer, die seine Onkel zu sein schienen, mit Verzweiflung in der Stimme anzuschreien.

«Also bist du, statt deine Stellung auf der Mauer zu halten, weggelaufen und hierher geflohen, wie einer dieser jämmerlichen Feiglinge vom Festland. Das ist erbärmlich, Neffe.» Das war eine zweite Stimme gewesen. Sie gehörte eindeutig zu einem der älteren Männer im Raum. «Vielleicht sollten wir diesen Ärschen ja die Mühe sparen und dich gleich hier und jetzt zum ertrunkenen Gott schicken. Wir sagen deinem Vater einfach, dass du bei der Verteidigung der Mauer gefallen bist. Eine viel bessere Geschichte als die, dass der 'Erbe' der Eiseninseln mit eingezogenem Schwanz vor dem Kampf davongerannt ist.»

«Das reicht, Euron.» Nun schaltete sich eine dritte, harschere Stimme ein. «Maron hatte recht sich zurückzuziehen. So haben wir mehr Zeit, und auf diesen… angeblichen Zauberer… vorzubereiten.»

«Da ist Nichts 'angeblich' an diesem Zauberer, Onkel Victarion! Ich habe mit meinen eigenen verfickten Augen gesehen, was er getan hat! Wir müssen Vater holen und so schnell wie möglich auf die Schiffe und von hier verschwinden, bevor er hier ist!» Die Stimme des Jungen klang noch immer verzweifelt.

«Dein Plan ist also, König Robert die Eiseninseln einfach zu überlassen?» Jetzt schaltete sich eine vierte Stimme ein, die einen etwas gebildeteren Klang hatte. «Du würdest unser Volk seinem Zorn einfach so aussetzen? Und das nur, um die eigene Haut zu retten? Wenn das dein Plan ist, was sollte mich und meine Männer dann davon abhalten dich einfach zu töten und Robert deine Leiche als Friedensangebot anzubieten?»

Nox entschied, dass er genug gehört hatte und dass er Lust auf einen kleinen Spass hatte. Er klopfte als mit gerade genug Kraft an der Tür, dass sie aufging und seine Gestalt für die Männer im Inneren sichtbar wurde. «Oh, Verzeihung bitte.» Nox sah sich im Raum um. «Hmmm, Maron, Victarion, Euron, da ist die gebildete Stimme und noch etwa ein Dutzend weitere Männer. Vielleicht wird das ja endlich mal etwas unterhaltsamer.» «Ich suche nach einem jämmerlichen kleinen feigen Wiesel namens Balon Graufreud. Mit wurde aufgetragen, ihn unversehrt bei König Robert abzuliefern… oder wenigstens lebendig. Wenn die Herren mir den Weg weisen würden, könntet ihr euren kleinen Streit fortsetzen.»

Es war ziemlich komisch zu beobachten, wie das Dutzend Wachmänner sofort versuchten, sich als menschlichen Schild zwischen Nox und ihren Lords zu positionieren, während die Lords selbst damit beschäftigt waren, ihre Überraschung zu verbergen. «Sooooo.» Der Mann, dessen Name Euron war, trat etwas nach vorne. «Ihr müsst dieser Zauberer sein, der meinen geliebten Neffen in einen Feigling verwandelt hat. Ihr habt Eier, das muss ich zugeben. Doch scheinbar hat Eure Macht Euren Geist verschrumpeln lassen. Oder warum solltet Ihr sonst ganz allein hier sein? Hier, im Zentrum unserer Macht?»

In dem Moment in dem Nox den Mann endlich gründlicher spüren konnte, vermerkte er ihn als eine Person, die er definitiv würde im Auge behalten müssen. Seine Bemerkungen waren grob und er hatte das Gemüt eines vorlauten Pubertierenden, doch Nox konnte die Fassade durchschauen und den Geist darunter spüren. Einen Geist, der offener war als der der meisten Personen, denen er je begegnet war. Oh ja. Er würde diesen Kerl genau im Auge behalten, immer vorausgesetzt natürlich, dass es dem Mann gelang, diesen Tag zu überleben.

«Wer weiss das schon.» Nox stieg in die Art des Mannes ein und deutete mit einem Schulterzucken auf den Tisch, der an der Seite des Raumes bei den Fenstern stand. «Würde es euch etwas ausmachen, wenn ich erst mal meinen Durst stille? Auf dem Weg hierher eure Männer abzuschlachten hat mich ziemlich durstig gemacht.»

Bei seinem zweiten Satz griffen die meisten Eisenmänner ihre Waffen fester, doch dann wurde der Respekt und der Einfluss sichtbar, den Euron bei den Männern genoss, als er sie mit einer simplen Handbewegung stoppte. «Aber natürlich. Wir wollen doch einem Totgeweihten nicht seinen letzten Wunsch abschlagen.»

Nox ging zu dem Tisch hinüber und nahm sich die Zeit, jeden der Krüge auf Gift oder andere schädliche Substanzen zu untersuchen, bevor er einen mit Rotwein gefüllten Krug nahm und sich einen Becher eingoss. Nach seinem Versagen beim Aufspüren des Giftes von Lord Paladius auf Nar Shaddaa hatte Nox seine Techniken zur Aufspürung von Substanzen verbessert, da er nie wieder in eine solche Situation kommen wollte.

Er nahm die Maske vom Gesicht und hielt sie lose an seiner Seite in einer Hand, als er einen tiefen Schluck nahm, «Das ist gar nicht schlecht. Könnte das möglicherweise Arborgold sein? Wenn ja, sollte ich mir vielleicht einen kleinen Vorrat davon zulegen.»

Die Eisenmänner starrten ihn nur fassungslos an, als sie sein Gesicht erblickten. Euron war der Erste, der die Überraschung überwunden hatte. Der Plünderer warf seinen Kopf in den Nacken und lachte schallend. «Hahaha! Das ist einfach zu gut! Ein blinder Mann! Mein Neffe ist vor einem verfickten blinden Mann davongelaufen! Das ist einfach zu witzig.»

Nox leerte sein Becher, stellte ihn zurück auf den Tisch und wandte sich dann Euron und den anderen Männern zu. Es überraschte ihn nicht besonders, dass Euron, nun, da seine Schwäche scheinbar offensichtlich war, seine Männer mit Handzeichen dazu aufforderte, ihn leise zu umstellen. «Er ist nicht so dumm, wie ich gedacht hätte. Das sieht mit jeder Minute vielversprechender aus.» Ich mag ja blind sein, Euron, aber ich sehe mehr als die Meisten, nur auf andere Weise eben. Und ich bin noch nicht tot, warum also sollte dieser Schluck mein letzter Wunsch gewesen sein? Euer Neffe hat gesehen, wie ich den stärksten Teil eurer Verteidigung zerstört habe und ich habe mir meinen Weg bis hierher gebahnt, indem ich eure Männer niedergemacht habe. Wie also schätzt Ihr eure Chancen ein? Selbst wenn ihr die besten Männer wärt, die die Eiseninseln zu bieten haben?»

Nox konnte die Grossspurigkeit fast schon sehen, die der Mann ausstrahlte, der sich nun zu voller Grösse aufrichtete. «Ich habe den grössten Teil der bekannten Welt bereist, blinder Mann, den ganzen Weg von hier bis Qarth und wieder zurück. Ich habe die Hexenmeister von Qarth getroffen, mit ihnen gesprochen. Ich habe eine Schattenpriesterin bei ihren Ritualen beobachtet und die roten Priesterinnen gesehen, die ihre Kraft aus den Flammen ziehen. Und bei all ihrer Macht haben sie doch alle eines gemeinsam. Das, was sie tun, ist anstrengend. Die Hexenmeister schlafen oft tagelang, nach ihren Ritualen und die Schattenbinder, die ich gesehen habe, musste nach ihrer Tat beinahe von der Stelle weggetragen werden. Und Ihr, Ihr habt eine Mauer zerstört. Habt Euch durch dutzende oder vielleicht hunderte von Männern hindurchgekämpft und seid hierhergekommen. Ich wäre überrascht, wenn Ihr auch nur noch genug Kraft in Euch hättet, um auch nur einen von uns zu besiegen. Von zwei dutzend Männer ganz zu schweigen.

«Sechzehn.» Nox korrigierte die Zahl. «Da sind sechzehn von euch. Ihr selbst, Maron, Victarion, noch ein Adliger und ein dutzend Wachen, also sechzehn, nicht zwei Dutzend. Ich bin blind und nicht dämlich.»

Euron erholte sich schnell. «Naja, scheint so. Ich mag Euch, Zauberer. Lasst uns also einen Handel schliessen. Ich lasse Euch am Leben und Ihr bringt mir bei, wie ich einen Blitz aus meiner Hand schiesse, so wie mein Neffe behauptet hat, dass Ihr es getan habt.»

Nox setzte seine Maske wieder auf und schüttelte den Kopf. «Ihr glaubt noch immer, dass Ihr alles unter Kontrolle hättet. Welch närrische Naivität.» Die Männer hatten ihn nun vollständig umstellt, vier von ihnen zielten mit Armbrüsten auf seinen Rücken und warteten nur auf Eurons Signal, um sein Leben zu beenden. «Während Ihr mit dem, was Ihr über die Ermüdung nach der Anwendung mystischer Mächte gesagt habt, recht habt, ist Eure Schlussfolgerung fehlerhaft. Wer hat schliesslich behauptet, ich würde dieselbe Kraft nutzen, wie diese Hexenmeister oder die Schattenbinder?»

«Tötet den Bastard!» Der junge Graufreud, Maron zog nun sein Schwert aus der Scheide. «Eine neue Galeere und ein Kapitänsposten für den, der diesem Arsch das Licht auspustet!»

«Wie närrisch.» Nox hob seine linke Hand.

Die vier Männer mit den Armbrüsten hinter ihm erhoben sich in die Luft, wo sie nach Atem rangen, da Nox sie mit der Macht zu würgen begonnen hatte. Er ballte seine Faust und drehte sein Handgelenk, woraufhin allen vier Männern simultan das Genick gebrochen wurde. Gleichzeitig zog Nox mit der rechten Hand sein Lichtschwert, dessen Klinge aktiviert war, noch ehe die vier hinter ihm auf dem Boden aufschlugen. «Also? Wer ist der Nächste?»

Der plötzliche Tod von vier ihrer Kameraden liess die Eisenmänner innehalten, der Effekt verpuffte allerdings bereits nach einer Sekunde, da sich Victarion mit einem wilden Kampfschrei auf Nox stürzte. Die grosse zweihändig geführte Axt sollte Nox den Schädel einschlagen.

«Ihr seid viel zu offen.» Nox trug mit der Macht seine Stimme, sodass alle umstehenden Männer ihn trotz seines ruhigen Tones und der leisen Stimme verstehen konnten.

Dann liess er seinen linken Fuss nach vorne gleiten und schlug mit seinem Lichtschwert so von oben zu, dass er dem angreifenden Victarion den rechten Arm abtrennte. Direkt danach trat er dem Mann mit dem rechten Fuss anmutig, aber so kraftvoll vor die Brust, dass der Plattenpanzer des Mannes sich wie billiges Blech zusammenfaltete. Der an Körper grossgewachsene Graufreud wurde flach auf den Rücken geschleudert, wo er wimmernd und waffenlos liegenblieb und den Stumpf umklammerte, wo früher einmal sein Arm gewesen war.

«Ihr seid alle viel zu offen.» Nox wiederholte seine Bemerkung, als nun auch die restlichen Eisenmänner auf ihn einstürmten.

Nox bewegte sich so schnell, dass er wohl nur noch verschwommen zu sehen war und nutzte die Lücken, die er in der Rüstung und den Kampfstilen der Angreifer ausmachen konnte. Einer der Idioten kam auf die Idee, auf einen der Tische zu klettern und Nox im Sprung von oben anzugreifen, was Nox allerdings verhinderte, indem er dem Leben des Mannes mit einem Machtblitz aus seiner linken Hand ein Ende setzte. Innerhalb weniger Augenblicke hatte Nox die Eisenmänner soweit dezimiert, dass nur noch vier von ihnen aufrecht stehen konnten: Euron, Maron, der Adlige, dessen Name Nox noch nicht erfahren hatte und einer der Waffenknechte.

Euron war mit der Waffe in der Hand zweifellos ein fähiger Mann, doch waren seine Bewegungen eher für den Kampf an Bord eines sich ständig bewegenden Schiffes geeignet. An Land fehlte dem Mann eindeutig einiges von seiner Balance, was Nox schnell erkannte, während der Pirat ihn mit wilden Attacken zu töten versuchte. «Ihr seid gut.» Nox wich den Angriffen weiter aus und hielt seine Stimme und seinen Atem noch immer ruhig und entspannt. Dann erkannte er plötzlich, dass Euron über seine eigentliche Reichweite hinausgegangen war, was Nox ausnutzte, indem er sein Knie tief im Magen seines Gegenübers versenkte. «Aber seid nicht gut genug.»

Nox hatte sein Lichtschwert bereits zum Schlag erhoben und wollte dem Mann den Kopf abschlagen, als er eine Warnung in der Macht spürte. Einen Augenblick später zischte ein Armbrustbolzen dort durch die Luft, wo kurz zuvor noch Nox Kopf gewesen war. Durch Nox Ausweichmanöver veränderte sich nun die Bewegung von Nox Lichtschwert so, dass dem am Boden liegenden Euron nicht mehr der Kopf abgetrennt wurde, sondern nur noch die Oberfläche seines Gesichtes verbrannte und ihm dabei eines seiner Augen nahm.

«Stirb, Zauberer!»

Nox nutzte die Macht und kam in einer kreiselnden Bewegung rückwärts wieder auf die Beine. Noch in der Bewegung drehte Nox sich um die eigene Achse und schlug nach dem Rücken des Eisenmannes, der sich nun vor ihm befand. Das Lichtschwert drang tief ein und das Opfer seines Angriffes fiel nach vorne auf den kalten Steinboden. «Prinz Maron!»

Nox wandte sich gerade noch rechtzeitig um, um einen Angriff des gebildeter wirkenden Adligen abzuwehren und machte sich mental schon bereit, das Leben des anderen Mannes zu beenden, da passierte etwas Unerwartetes, während die beiden Schwerter aufeinandertrafen. Das Lichtschwert fuhr nämlich nicht durch die Schwertklinge des Mannes hindurch, sondern stattdessen schlugen beide Waffen aufeinander. Die Tatsache, dass sein Lichtschwert abgeblockt worden war, löste in Nox eine Flut von Fragen aus. Es war nur einer reflexartigen Warnung in der Macht zu verdanken, dass er fähig war, dem Nachsetzen des Adligen auszuweichen. Die Klinge des Mannes traf dabei aber auf die Brustplatte von Nox Panzer und hinterliess dort einen kleinen Kratzer auf der schwarzen Oberfläche.

«Schafft den Prinzen und die Verwundeten von hier weg!» Der Adelige schrie über seine Schulter Befehle an wen auch immer, der sich in dem Raum noch bewegen konnte. Das Schwert hatte der Mann wie zur Abwehr erhoben. Nox konnte kaum glauben, dass die Schwertklinge des Mannes durch das Aufeinandertreffen mit seinem Lichtschwert offensichtlich keinen Schaden davongetragen hatte. «Ich werde mich um diesen beschissenen Zauberer kümmern!»

Nox fuhr sich mit einem Finger über seine Brustplatte und machte keine Anstalten, Victarion Graufreud und den verbliebenen Waffenknecht aufzuhalten, die nun Maron und Euron Graufreud hochhalfen und mit ihnen aus der Halle eilten. «Das ist wahrlich interessant.» Nox fixierte nun die Waffe, die der Mann vor im in den Händen hielt. «Es gibt nicht viele Substanzen, die einem Lichtschwert auf diese Art und Weise widerstehen können. Beskar ist von allen wohl die Bekannteste und Wertvollste. Doch auch diese Materialien geben irgendwann nach. Dieses Schwert allerdings… Dieses Schwert ist vollkommen unbeschädigt. Und das auch noch nach mehr als nur einem kurzen Streifen des Lichtschwertes. Da ist nichts verkohlt oder angekokelt… nichts. Wahrlich interessant.»

«Sagt mir, handelt es sich bei Eurem Schwert möglicherweise um eines, das aus valyrischem Stahl gefertigt ist?»

Der Adelige zögerte nun. «Und was, wenn es so wäre?»

«Reine Neugier. Ich habe seit meiner Ankunft in diesen Landen erst ein einziges Schwert aus valyrischem Stahl gesehen, und zwar das Familienschwert von Haus Stark. Eis. Und da die Waffe offensichtlich aus vielerlei Gründen bemerkenswert und wichtig war, konnte ich meinen Gastgeber schliesslich schlecht darum bitten, mich mit seinem Familienerbstück herumexperimentieren zu lassen. Aber nun habe ich ja Euch und dieses Schwert. Lasst und also einen Handel schliessen. Euer Leben gegen dieses Schwert. Gebt es mir und ich garantiere Euch freies Geleit von der Insel. Weigert Euch, dann nehme ich es Eurer Leiche ab.»

«Niemals!» Der Adlige zögerte nicht und nahm nun eine seltsame Haltung ein, die er wohl für heldenhaft zu halten schien. «Ich bin Lord Dunstan Drumm, die Knochenhand! Kapitän der Donnerer und Lord von Alt Wiek! Ich habe bereits bessere Männer als Euch getötet, bevor Euer Vater Euch in den wertlosen Bauch Eurer Hure von Mutter gespritzt hat! Und ich würde mich eher freiwillig in die Hallen des Ertrunkenen Gottes begeben als das Schwert meiner Familie in den Händen eines Arschloches vom Festland zu-»

Für die Augen von Lord Dunstan musste es so ausgesehen haben, als wäre Nox innerhalb eines Augenzwinkerns mehrere Schritte an ihn herangetreten, doch in Wahrheit hatte Nox bereits zuvor die Macht subtil manipuliert, um den Mann glauben zu lassen, dass er noch an seinem Platz stünde, während er nähergekommen war. Der stolze Lord war noch mit seiner Tirade beschäftigt, als ihm Nox Lichtschwert bereits durch den Leib gefahren war. In der nun herrschenden Stille war nur noch das leise Summen der Waffe zu vernehmen.

«Ein Lichtschwert schneidet eigentlich nicht wirklich. Die Klinge brennt sich einfach durch alles hindurch, was sie berührt. Ich kann mir den Schmerz schon vorstellen, den Ihr gerade erleidet, während Ihr von innen heraus verbrennt.» In Nox Stimme war keine Emotion zu hören. Er hielt das Lichtschwert einfach nur fest und hielt den Lord der Eisenmänner mit der Macht an Ort und Stelle. «Normalerweise würde ich die Gelegenheit geniessen, gegen einen Gegner wie Euch zu kämpfen. Ganz besonders, da Ihr ein Schwert aus valyrischem Stahl habt und wir wahrhaft hätten kämpfen können. Ich hätte Euch am Ende natürlich trotzdem getötet, aber es wäre ein schneller Tod gewesen. Dann habt Ihr aber den einen Fehler gemacht. Ihr habt meine Mutter beleidigt. Eine Frau, die vor meinen Augen gefoltert und missbraucht worden ist und all das nur, weil sie ein machtsensitives Kind geboren hatte. Nun werdet Ihr nicht nur einen qualvollen Tod erleiden. Ihr sollt wissen, dass ich mir Euer Schwert nehmen werde. Dass ich es einschmelzen werde. Dass ich damit nach Herzenslust herumexperimentieren werde.

Die Augen des Mannes traten hervor und legten Zeugnis ab von dem aussichtslosen Kampf, den der Mann gegen den eigenen Schmerz führte. «Wagt es nicht, auch nur einen Ton von Euch zu geben.» Nun drehte Nox sein Lichtschwert herum und riss es dem Mann aus der Brust. «Sterbt einfach.»

Nox trat zur Seite und sah zu, wie die Leiche des Mannes nach vorne umkippte. Er deaktivierte sein Lichtschwert und hob dann mit der Macht das Schwert seines Gegners auf. Ebenso verfuhr er mit dem Gürtel, an dem der Mann die Scheide des Schwertes getragen hatte. Nox schob das Schwert wieder in seine Scheide. Den Gürtel warf Nox sich über die Schulter und zog ihn dann an seinem eigenen Gürtel fest. Das Schwert aus valyrischem Stahl trug Nox so auf dem Rücken, den Griff konnte man über seiner rechten Schulter sehen.

Nox streckte seine Sinne aus und fand die drei fliehenden Graufreuds ohne Mühe. Nun, wo er ihnen begegnet und gegen sie gekämpft hatte, würde er sie mühelos aufspüren können. Die kleine Gruppe bewegte sich so schnell sie konnten auf eine weitere Brücke zu, die sie auf eine weitere kleine Insel führen würde.

«Lauft. Lauft ruhig weg.» Nox zeigte unter seiner Maske ein böses Grinsen und folgte ihnen dann lockeren Schrittes. «Lauft nur zurück zu eurem Bruder und 'König'. Wenn ihr mich schon zu ihm führt, wird es nur umso einfacher werden ihn zu finden.»

Sooo…. Das wars also schon wieder. Seid gespannt, was im nächsten Kapitel mit den Graufreuds passieren wird. Mal sehen, wie Balon Graufreud auf Nox reagiert. 😊

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