5. Persönlichkeitsveränderungen


Wandlung ist notwendig, wie die Erneuerung der Blätter im Frühling." – Vincent von Gogh


Severus kehrte gerade von seinem Ausflug in den Wald von Dean nach Hogwarts zurück, als er von Alecto Carrow geradewegs überfallen wurde. „Severus, da bist du ja! Wo warst du?! Ich hab mir schon Sorgen um dich gemacht!", verkündete sie. Und das verwunderte Severus nun doch ein wenig. Immerhin hassten ihn die Carrows seines Wissens nach, und selbst, wenn das nicht so wäre, würden sie sich niemals um ihn zu sorgen, und schon gar nicht erst zugeben, dass sie sich um ihn gesorgt hatten.

„Ich hatte etwas zu erledigen", meinte Severus ausweichend. Nachdem sein Spion ihn endlich einen Hinweis auf den Aufenthaltsort von Potter und seinen Freunden geliefert hatte, hatte er die Chance beim Schopf gepackt um auf Dumbledores Aufforderung hin den Jungen mit allem zu versorgen, das er brauchte. Der Ausflug war nicht unriskant gewesen, und natürlich hatte er sich nicht zeigen dürfen, da Potter ihn ja immer noch für seinen Feind hielt, und wenn Sirius anwesend gewesen wäre, dann hätte er gegen einfach jeden Aspekt dieses Plans protestiert, aber da sich der Zwischenfall während der Abwesenheit des Schutzengels ereignet hatte, hatte er bisher alles ohne gröbere Einwände von anderen durchführen können, und wäre sogar beinahe unbemerkt zurück ins Schloss gekommen. Doch nun war er von Alecto erwischt worden, wie es schien, und das konnte nichts Gutes zu bedeuten haben.

„Nun, auch egal. Hauptsache, du bist heil zurückgekehrt. Du bist doch unverletzt, oder?", wollte Alecto wissen und grabschte nach ihm und tastete ihn unsicher ab.

Was soll das denn bitte werden?, wunderte sich Severus und schlug ihre Hand weg.

„Es ist nur … du warst verschwunden, und ich war nicht sicher, ob du noch am Leben bist, oder nicht", erklärte Alecto, „Aber du bist es. Was gut ist. … Hör mal, ich habe nachgedacht, über deine Worte von neulich, und bin zu dem Schluss gekommen, dass du recht hast. Es ist besser, wenn wir dafür sorgen, dass du sicher bist. Nur wirst du niemals sicher sein, solange Lermark herumrennt und versucht dich auszuschalten, nicht wahr? Also sollten wir ihn vielleicht zuvorkommen."

Severus musterte sie verwirrt. „Wir?", wiederholte er ungläubig.

„Ja, natürlich wir. Team Hogwarts. Wir wurden vom Dunklen Lord in eine besonders heikle Situation gebracht, weil er davon ausgegangen ist, dass nur wir dazu in der Lage sind mit ihr fertig zu werden, und daher sollten wir alles daran setzen auch weiterhin das erfolgreiche Team zu bleiben, als das wir uns bisher präsentiert haben, zumindest meiner Meinung nach", erklärte ihm Alecto.

Severus starrte sie intensiv an und versuchte irgendetwas an ihr festzustellen, das ihm einen Hinweis darauf liefern würde, was hier vor sich ging. Doch sie wirkte als wäre sie sie Alecto Carrow. Falls sich jemals mittels Vielsaftrank für sie ausgab, machte er einen sehr guten Job. Unter dem Imperius-Fluch stand sie eindeutig nicht, dafür wirkte sie zu überzeugt von ihren eigenen Worten. Falls sie irgendwie anders verflucht oder verhext worden war, musste es sich um einen sehr subtilen Zauber handeln, auf den es keine äußerlichen Hinweise zu geben schien. Und falls das hier ein Scherz sein sollte, ließ sie sich mit der Pointe mehr Zeit als üblich war. Sie schien zu wissen wer er war und wer sie war. Und wenn das hier ein subtiles Täuschungsmanöver sein sollte, nun in diesem Fall war, war sie mit einem Schlag eine bessere Schauspielerin als jemals zuvor.

Ich habe keine Ahnung worauf sie hier gerade abzielt, musste er sich eingestehen.

Sie sah ihn erwartungsvoll an und schien auf eine Antwort zu warten. „Nun, das wäre wirklich von Vorteil", sagte er dann.

Alecto nickte zufrieden. „Dann sind wir uns also einig darüber, dass du nicht mehr einfach so verschwinden wirst, ohne uns zu sagen wohin. Und dass du dich von nun an von uns beschützen lassen wirst. Und dass wir Lermark zusammen ausschalten werden, um weitere Anschläge auch dich zu verhindern", verkündete sie.

Severus nahm sich einen Moment um diese Ankündigung wirken zu lassen, bevor er erklärte."Ja, das sind wir."

Alecto nickte erneut erfreut und trippelte dann davon.

Severus blickte ihr nachdenklich hinterher. Das war überaus merkwürdig.

Er kehrt in sein Büro zurück und bemühte sich darum alle Arbeiten des Tages, die er auf Grund seines Ausflugs versäumt hatte, nachzuholen. Und war damit auch noch beschäftigt, als das andere Mitglied der Familie Carrow, das sich auf Hogwarts aufhielt, in sein Büro geschneit kam.

„Was hast du mit Alecto gemacht?!", bellte Amycus Carrow Severus ohne Vorrede an.

Severus musterte ihn ruhig. Amycus war offensichtlich wütend und vielleicht ein wenig besorgt, und alles in allem vollkommen er selbst, was eine beruhigende Abwechslung zu seiner Schwester darstellte. „Ich weiß nicht wovon du sprichst", antwortete Severus wahrheitsgetreu.

Das wütende Funkeln in Amycus' Augen deutete darauf hin, dass er Severus kein Wort glaubte. „Alecto verhält sich äußerst seltsam", zischte Amycus, „Es ist als wäre sie heute Morgen als vollkommen anderer Mensch aufgewacht. Und so was passiert nicht einfach so von Heute auf Morgen! Und da sich ihre neuen Interessen verdächtiger Weise vor allem um dein Wohl zu drehen scheinen, ist ziemlich klar wer dahinter stecken muss. Also, was hast du mir ihr gemacht?! Hast du ihr einen Liebestrank verabreicht?!"

Allein der Gedanke war so lächerlich, dass Severus gar nicht anders konnte als aufzulachen. Was Amycus noch wütender machte.

„Das ist nicht witzig, Snape!", zischte der Todesesser, „Ich werde herausfinden was du mit meiner Schwester gemacht hast, dann werde ich es rückgängig machen, und dann werde ich dich dafür bezahlen lassen! Darauf kannst du dich verlassen!" Dann wirbelte Amycus herum und schritt mit wehendem Umhang aus dem Büro des Schuldirektors.

Offenbar waren nicht alle Mitglieder von Team Hogwarts der gleichen Meinung.

Aber da Amycus über Alectos plötzliche Verhaltensänderung genauso verwirrt zu sein schien wie Severus, steckte zumindest kein ausgeklügelter Plan der Carrows ihn auszubooten hinter dem allen. Außer natürlich der kleine Auftritt gerade wäre ebenfalls ein Teil des Masterplans gewesen… Aber nein, Severus war sich ziemlich sicher, dass es für all das eine einfachere Erklärung geben musste.

Er blickte über seine Schulter und sah seinen Schutzengel, wie er erwartet hatte, hinter sich stehen. Er wusste nicht wann genau Sirius eingetroffen war, weil er sich zur Abwechslung einmal nicht laut angekündigt hatte, aber er nahm an, dass der andere Mann zumindest Amycus' Auftritt mitbekommen hatte.

„Das ist doch eindeutig dein Werk, Black", meinte er zu dem Schutzengel.

Dieser hatte ein eindeutig zu unschuldig wirkendes Gesicht aufgesetzt, als er nachfragte: „Was genau meinst du?"

Severus seufzte, und schüttelte den Kopf. „Hat das hier irgendetwas mit dem Plan, den ich abgelehnt habe, zu tun, der beinhaltet hat, dass wir die Todesesser dazu bringen sollen einen falschen Täter für uns aufzutreiben?", wollte er wissen.

„Nun ….", begann der Schutzengel ausweichend.

„Hast du irgendwas mit Alecto gemacht?", unterbrach ihn Severus.

„Gemacht? Ich mache nichts mit Frauen, ich dachte das hätten wir schon vor Jahrzehnten klargestellt …", witzelte der untote Zauberer herum.

Severus warf ihm einen strafenden Blick zu. „Ich habe nur mit ihr geredet", verteidigte sich der Schutzengel dann, „Ich habe auf ihr Unterbewusstsein eingewirkt. Ich hab dir doch gesagt, dass ich dazu in der Lage sein müsste. Und wie du siehst, hat es geklappt."

Severus stützte sein Gesicht in seine Hand und atmete tief durch. Dann blickte er wieder auf. „Und du bist nicht auf die Idee gekommen, dass ich gegen diesen Plan war, weil es dabei um verrückte Todesesser geht, und nicht etwa weil ich an deiner Fähigkeit Chaos zu stiften zweifle? Denn, wie sich mal wieder zeigt, bist du sehr gut darin Chaos zu fabrizieren, was immer du tust", wollte er dann wissen.

„Ähm, nein, deine genauen Worte waren Es würde nicht funktionieren, weil es ein verrückter Black-Plan ist, also bin ich davon ausgegangen, dass du an meiner Fähigkeit auf andere Sterbliche einzuwirken zweifelst", lautete die Antwort, „War das nicht der Fall?"

„Selbst wenn es der Fall gewesen wäre – und offenbar waren diese Zweifel unangebracht, wie sich jetzt deutlich zeigt – war das nicht der Grund warum ich gegen diesen Plan war. Ich war gegen den Plan, weil die Carrows verrückt und gefährlich sind, und wir nicht vorhersagen können wie sie auf gewisse Dinge reagieren werden, weil sie eben nicht wie normale Menschen darauf reagieren", belehrte ihn Severus, „Und was immer du versucht hast Alecto einzureden, ihr Ziel ist es nun nicht herauszufinden wer mich vergiftet hat und den Schuldigen dem Dunklen Lord auszuliefern, nein, ihr Ziel ist es mich vor jeden potentiellen Schaden zu bewahren, indem sie mein ganzes Tun überwacht. Was bedeutet, dass sie mich noch genauer im Auge behält als zuvor, was wiederum bedeutet, dass ich nichts mehr für den Orden tun kann. Wie man sieht, hast du also wieder einmal statt zu helfen nur für noch mehr Ärger gesorgt."

Black blinzelte ihn an, schnappte nach Luft, und schien dann doch nicht zu wissen, was er darauf sagen sollte. Dann meinte er: „Nun, ich kann das immer noch gerade biegen, da wir jetzt wissen, dass sie mich hört, kann ich sie dahin gehend beeinflussen, dass sie sich auf Lermark konzentriert anstatt auf dich."

Severus schüttelte den Kopf. „Vergib mir, wenn es mir schwer fällt dir diese Behauptung zu glauben", meinte er nur, „Ihr Bruder denkt, ich hätte ihr einen Liebestrank verabreicht. Und sie spricht von uns als Team Hogwarts. Denkst du immer noch, dass du das gerade biegen kannst?"

„Klar", meinte Black wegwerfend, „Wahnsinnig hin oder her, ich komme schon zurecht."

Severus hatte das dumpfe Gefühl, dass der andere Mann alles nur noch schlimmer anstatt besser machen würde. Doch er hielt es für besser diesen Hinweis nicht auszusprechen. Trotzdem musste sich sein Zweifel auf seinen Gesicht abzeichnen, da Sirius sich schnell in seine Richtung beugte und verschwörerisch meinte: „Vertrau mir, ich gehöre auch zu Team Hogwarts. Wir kriegen das hier schon gemeinsam hin."

All diese frisch verstorbenen Menschen, Zauberer, Muggel, Squibs, aus allen möglichen Ländern, mit allen möglichen Fähigkeiten. Und irgendjemand hatte entschieden, dass Severus ausgerechnet Sirius Black als seinen Schutzengel zugeteilt bekommen sollte. Nicht zum ersten Mal zweifelte Severus an diesen Wesen dort Oben. Und nicht zum ersten Mal fragte er sich, warum der Dunkle Lord es für eine gute Idee gehalten hatte sich ausgerechnet mit denen zu verbünden. Wenn er wissen würde, was Severus wüsste, wäre er niemals auf diese Idee verfallen. Zu dumm nur, dass er niemals erfahren durfte, was Severus alles über das Thema Schutzengel wusste.

Black grinste ihn aufmunternd an, und Severus fragte sich wie das Noch schlimmer, das Black heraufbeschwören würde, wohl aussehen würde. Er wusste schon jetzt, dass es sehr anstrengend für ihn werden würde. Alles andere, nun das würde er wohl erst wissen, wenn er es erlebte.


A/N: #TeamHogwarts!

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