5. Out of Time


Der Rückflug mach Washington in der Air Force One verlief äußerst still. Claire sagte kein Wort, hatte die Arme um ihren Oberkörper geschlungen, und starrte aus dem Fenster. Mohinder starrte seinen Ehemann düster an. Parkman wäre offenbar überall anders lieber gewesen als hier.

„Was genau hast du dir von all dem versprochen?", wollte Mohinder schließlich in die Stille hinein wissen, „Wozu haben wir uns Jahre lang an das Oval Office geklammert, nur damit du jetzt alles niederbrennst? Ich würde das wirklich gerne wissen."

„Angela hat vorhergesehen, dass es so kommen würde", erwiderte sein Mann.

„Angela ist tot. Gestorben an genau der Krankheit, die ich seit Jahren erfolglos versuche zu heilen. Wie denkst du, dass ich dich oder Nathan, was das angeht, jetzt noch heilen soll, wenn mir all meine Mittel gestrichen werden?!", erwiderte Mohinder wütend.

„Du hattest einen Durchbruch, schon vergessen? Wir brauchen das alles hier nicht." Der Präsident machte eine allumfassende Geste. „Wir waren sowieso schon dabei zu implodieren. Aber keine Sorge, ich muss nur mit den Nakamuras und Peter sprechen, und dann bringen wir alles wieder in Ordnung. Und bis dahin habe ich uns etwas Atemluft verschafft."

Mohinder schüttelte den Kopf und starrte mit einem düsteren Blick auf dem Fenster. Claire warf einen flüchtigen Blick auf Matt Parkman, der tief in Gedanken versunken zu sein schien. Hatte er es gewusst, fragte sie sich. Hatte er gewusst, wer der Präsident wirklich war? Aber wie hätte er das als Telepath nicht wissen können?

Ja, wie?


Washington D.C.


„Es tut mir leid."

Elle stand zerknirscht vor dem Präsidenten, seinem Ehemann, Claire, und Matt Parkman. „Ich habe Niki Sanders gefangen, falls das etwas hilft", fügte sie hinzu.

„Ich verstehe das nicht. Wenn Hiro Nakamura in der Zeit zurückgereist ist um diese Zeitlinie zu verhindern … warum sind wir dann immer noch hier? Leben wir jetzt in einem Paralleluniversum? Oder kann man die Vergangenheit nicht ändern?", fragte Claire schließlich.

„Man kann sie ändern, wenn man weiß, was zu ändern ist. Sie haben das Ende meiner Rede nie gehört. Sie sind in die Vergangenheit gereist um die Explosion zu verhindern, in der Annahme, dass ich sie ausgelöst habe", erklärte der Präsident, „Nakamura hat versucht Sylar zu töten, weil er denkt dieser würde New York sprengen. Ohne Unverwundbarkeit sollte er in der Lage sein ihn zu töten, das dachte Nakamura zumindest, und deswegen hat er verhindert, dass ich deine Kräfte damals vor der Explosion bekomme. Aber da Peter derjenige ist, der explodiert ist, hat sich nichts geändert, deswegen sind wir immer noch hier."

„Offenbar ist es ihm nicht gelungen dich zu töten", stellte Claire fest.

„Was nicht heißt, dass er es nicht versucht hat. Er hat mich mit diesem verdammten Schwert durchbohrt. Jetzt weiß ich wenigstens endlich warum …" Der Präsident schüttelte den Kopf. „So hätte es nicht laufen sollen."

„Sir, was tun wir jetzt?", wollte Parkman wissen.

Der Präsident schnaubte. „Jetzt sichern wir unseren Rückzug, bevor uns alles um die Ohren fliegt", meinte er, „Jeder für sich und die seinen allerdings. Ich war sehr geduldig, Parkman, aber ich weiß, dass Sie schon seit Jahren Ihr eigenes Süppchen kochen."

„Ich habe lediglich meine eigenen Interessen beschützt. Meine Familie beschützt", betonte Parkman.

„Und alle Seiten gegeneinander ausgespielt", fügte der Präsident hinzu.

„Als ob Sie nicht das Gleiche getan hätten…. Sir", erwiderte Parkman, „Sie hielten es nicht einmal für notwendig mir zu sagen wer Sie wirklich sind."

„Und Sie sind eine Telepath. Sie können mir nicht einreden, dass Sie es nicht gewusst haben", meinte der Präsident nur.

„Trotzdem war ich niemals im Kreis des Vertrauens. Die dort", Parkman deutete anklagend auf Elle, „hat für Arthur Petrelli gearbeitet. Und davor für Primatech. Und trotzdem war ihr einziger Zweck mir eines Tages meinen Job wegzunehmen."

Elle verdrehte die Augen. „Das ist ja überhaupt nicht paranoid", merkte sie an, „Es ging nie um dich, Dummbeutel."

„Nein, es ging immer nur um mich. Sie sollte mich überwachen, genau wie mein liebender Ehemann. Ich war die Wild Card, die Nathan Kopfzerbrechen bereitet hat. Die Ironie ist aber, dass ich im Gegensatz zu dem guten Officer Parkman loyal war", sagte die Präsident, „Kümmern Sie sich um Ihre Familie, Parkman, ich kümmere mich um meine."

Der Telepath zögerte nur einen Moment, bevor er davon eilte.

„Hol uns Sanders", wandte sich der Präsident an Elle, die eilig davon schritt, bevor er fortfuhr: „Zeit für die versprochene Familienwiederzusammenführung." Er nickte in die Richtung von Mohinders Labor.

Claire warf ihm einen kurzen Blick zu und schlenderte dann voraus in die entsprechende Richtung.

Mohinder packte den Arm des Präsidenten. „So war es nicht. Ich meine, vielleicht teilweise, und vielleicht am Anfang, aber…", begann er, doch er unterbrach sich, als der Präsident seine Hand beruhigend tätschelte. „Ich weiß, ich liebe dich auch. Teilweise und am Anfang ist lange her, für uns beide. Noch länger sogar für mich."

Und dann folgte er Claire.


„Ich verstehe nicht ganz warum ich hier bin", gab Niki zu.

„Rebel war ein wichtiger Verbündeter für uns. Dein Sohn ist als Held gestorben, und das haben wir nicht vergessen", erklärte Nathan von seinem Krankenbett aus, „Und ganz abgesehen davon, gehörst du zur Familie." Er nickte in Peters Richtung, der zu Niki hinübertrat und ihre Hand drückte.

„Es tut mir leid, ich kann ihn nicht finden", erklärte Molly gerade leise Claire.

„Parkman", meinte Sylar, der wieder seine eigentliche Gestalt angenommen hatte, düster.

Claire schüttelte den Kopf. „Es ist meine Schuld, ich hätte laufen sollen, als er es mir gesagt hat", meinte sie traurig, „Dad ist nur meinetwegen tot."

„Ich würde behaupten, dass es hauptsächlich Parkmans Schuld ist", meinte Elle nur, „Was tun wir jetzt? Der eine Nakamura ist tot, der andere in seiner eigenen Zeit mit falschen Informationen, Parkman wird uns bei der ersten sich bietenden Gelegenheit verraten, wenn er das nicht schon getan hat, und sei es nur um seinen eigenen Hals aus der Schlinge zu ziehen wegen all seiner Deals mit Bennet." Sie schüttelte den Kopf. „Der Haitianer ist in keiner Verfassung ihn zu jagen, und selbst wenn er es wäre … wer sagt, dass er am Ende den Sieg davon tragen würde? Wir sind im Arsch."

„Nein, sind wir noch nicht", meinte Peter, „Ich kann gehen."

Niki warf ihm einen verwirrten Blick zu. „Gehen? Wohin?", wollte sie wissen.

„In die Vergangenheit", erklärte Peter, „Ich kann sie ändern."

„Du willst die Explosion verhindern?", vergewisserte sich Niki.

„Nein. Nein, das kann ich nicht tun. Nicht mehr. Ich wüsste auch nicht wie. Wenn ein dritter Peter damals herumrennt … ich weiß nicht was dann passieren würde", räumte er ein, „Nein, ich muss später versuchen die Dinge zu ändern. Verhindern, dass das Virus gemacht wird und sie mit Adam experimentieren. Danko aufhalten. Oder Dad. Ich bin mir nicht sicher." Sein Blick suchte Sylar. „Aber ich kenne jemanden, der sicher eine brauchbare Idee hat."

„Und all die Toten? New York City? Das wollt ihr einfach so geschehen lassen? Nur weil Linderman es wollte?! Ich weiß was ich gesagt habe, aber wenn es möglich ist, wenn es wirklich machbar ist die Vergangenheit zu verändern, sollten wir dann nicht diesen Zwischenfall verhindern?!" Niki starrte alle der Anwesenden wütend an. „Was weiß ich nicht?" Sie deutete auf Sylar. „Ist er nicht angeblich explodiert? Warum lebt er dann überhaupt noch?"

Peter sah sie ruhig an. „Weil ich derjenige bin, der damals explodiert ist."

Niki erstarrte. „Aber … all die Jahre und du hast kein Wort gesagt?" Sie konnte es offenbar nicht fassen. „Warum nicht?"

„Weil ich mich geschämt habe, deswegen nicht. Weil ich zugelassen habe, dass mein Bruder mich beschützt und jemand anderem die Schuld dafür zuschiebt, und ich auch wollte, dass es so ist. Ich konnte mich dem nicht stellen, was ich getan habe. Deswegen habe ich mich versteckt, habe alle anderen machen lassen, nichts getan … war einfach nur unsichtbar", erklärte er, „Aber das war falsch. Ich hätte mich dem stellen müssen, was ich getan habe. Vielleicht ist es das, was ich ändern muss. Nachdem Dad versucht hat … danach wollte ich von all diesen Dingen einfach nichts mehr wissen. Und auch nichts von den Leuten, die mit ihm, oder die die gegen ihn gearbeitet haben, oder sogar beides. Ich hätte aber nicht aufgeben dürfen, ich hätte damals da sein müssen. Kämpfen müssen. Vielleicht wäre dein Sohn dann noch am Leben. Vielleicht wären Tracy und so viele anderen dann ebenfalls noch am Leben. Und vielleicht wäre das Virus niemals auf uns losgelassen worden."

Niki starrte ihn nur ungläubig an. Dann sah sie Nathan an. „Was ist mit deinen Söhnen? Mit deiner Ex-Frau?", wollte sie wissen.

„Seit Jahren sicher in Kanada versteckt", erklärte Nathan, „Ich wusste, dass ich das Amt nur annehmen kann, wenn sie irgendwo in Sicherheit sind. Genau wie Claire." Er nickte in die Richtung seiner Tochter. „Peter konnte auf sich aufpassen. Genau wie Ma, zumindest dachte ich das."

„Wenn du wusstest, dass du ein Gefangener sein würdest, eine Geißel, warum hast du dann angenommen?", wollte Niki wissen.

„Weil wir einen Inside Man gebraucht haben", erklärte Sylar, „Einen mit echter Macht."

Niki starrte ihn an. „Also war es deine Idee", stellte sie fest.

„Nathan war sich nicht sicher, ob er annehmen soll, ich hingegen war es. Warum nicht aufs Ganze gehen. Immerhin war er schon ein Doppelagent im Programm, das Spezielle gejagt hat. Ich habe mich davon inspirieren lassen und größer gedacht", erklärte Sylar, „Ihn daran erinnert, dass er ein Ziel hat."

„Und wohin hat es uns geführt?", spottete Niki.

„Ich wusste damals nicht alles, was ich heute weiß. Und war … nicht gesund", räumte er ein.

„Keiner von uns war das. Und jetzt, jetzt stellt sich heraus, dass wir es niemals sein werden", mischte sich Claire ein, „Ich wollte nichts weiter als ein normales Leben. Eine Zukunft mit Gretchen. Eine Familie gründen. Seit sich meine Kräfte manifestiert haben, wollte mich ständig irgendjemand umbringen. Jemand von uns oder jemand von denen. Irgendjemand hat sich immer gefunden, der hinter mir her ist. Ist es zu viel verlangt, dass ich mir eine Leben wünsche, indem ich einfach in Ruhe und Frieden leben kann?"

„Das wird niemals passieren", belehrte sie Sylar, „Wir sind zu besonders um ein normales Leben zu führen. Es wird sich immer irgendjemand finden, der hinter uns her ist. Sie waren schon hinter uns her, bevor wir alle hier überhaupt geboren wurden. Und wenn sie es nicht sind, die eine Gefahr für uns darstellen, dann sind es unsere eigenen Kräfte. Peter wollte nicht explodieren, Parkman wollte auch nur ein normales Leben mit seiner Familie führen, und mein Lebensziel war es sicherlich nicht hinzugehen und Leuten die Köpfe aufzuschneiden. Es war uns immer vorherbestimmt, dass unser Leben kompliziert werden würde."

„Also hätte ich auch in einem anderen Leben Mann und Kind verloren? Ist es das, was du sagen willst?", wollte Niki wissen, „D.L. … ich weiß nicht einmal was aus ihm geworden ist, wer ihn getötet hat und warum. Und Micah? Er und Monica sind bei dem Versuch gestorben Spezielle zu retten und aus diesem Land zu schmuggeln. Tracy, die Schwester, die ich niemals kannte, die haben sie einfach so ermordet, nur weil sie nicht zulassen wollte, dass sie sie einsperren und an ihr herumexperimentieren. Und du willst sagen, dass das alles auf jeden Fall immer passiert wäre, immer unausweichlich gewesen wäre?"

Sylar nickte. „Auf die eine oder andere Art, ja", erwiderte er, „Unsere genetischen Gaben bringen auch Bürden mit sich. Irgendetwas Ähnliches wäre immer passiert, jedem von uns, egal unter welchen Umständen - immer."

„Und was willst du damit jetzt sagen? Dass es einfach Schicksal ist? Dass wir gar nicht erst versuchen sollten es zu ändern?", wollte Niki wissen.

„Nein, ich sage nur, dass es keine magische Lösung für all das geben wird. Die Zeitlinie wurde bereits einige Male verändert, aber trotzdem stehen wir jetzt wieder hier, und auch wenn Peter zurückgeht und erneut in die Ereignisse angreift, dann bedeutet das nicht, dass wir hier nicht wieder stehen werden, auf die eine oder andere Art, wenn er damit fertig ist", rechtfertigte sich Sylar.

„Und genau deswegen werden wir es auch nicht mehr tun. Die Vergangenheit ändern, meine ich", verkündete Nathan überraschend.

Alle starrten ihn überrascht an. Elle runzelte die Stirn, Mohinder schüttelte den Kopf, Molly wirkte verwirrt, Claire resigniert, Niki immer noch oder wieder wütend, und Peter überrascht. Nur Sylars Miene war ausdruckslos.

„Wir können die Gegenwart nicht retten, indem wir die Vergangenheit umschreiben. Wie lange soll das noch so weiter gehen? Hiro wollte die Explosion verhindern, aus vielen Gründen, aber vor allem, weil er Ando retten wollte. Peter wollte, dass die Explosion passiert, aus vielen Gründen, aber vor allem, weil die Menschen, die er geliebt hat, gestorben sind. Du willst deinen Sohn zurück, Claire ihren Vater. Wenn wir jetzt zurückgehen und die Ereignisse ändern, bringt sie das vielleicht zurück, vielleicht aber verliert ihr sie nur wieder auf eine andere Art und Weise. Nur weil wir etwas können, heißt es nicht, dass wir es auch tun sollten", erklärte Nathan, „Ich glaube, dass der größte Fehler, den ich von Anfang an gemacht habe, der war mein Handeln von dem, was für die Zukunft das Beste ist, bestimmen zu lassen, und meine darauf folgenden Entscheidungen dann von dem, was in der Vergangenheit geschehen ist, dominieren zu lassen. Ich hätte das tun sollen, was für die Gegenwart das Beste ist. Aber ich habe aus diesen Fehlern gelernt. Und will, dass ihr auch daraus lernt. Träume, Gemälde, Comics, Zeitreisen – das ist nichts auf dem man sich ein Leben aufbauen kann. Genauso wenig wie auf den eigenen vergangenen Fehlern oder gar denen seiner Eltern. Ich will, dass wir all unsere Probleme lösen, aber dass wir sie hier und jetzt lösen. In der Gegenwart. Mohinder wird weiter daran arbeiten dieses Virus zu besiegen, und wenn er dafür unsere Kräfte neutralisieren muss, dann ist es eben so. Hauptsache wir überleben. Ich will, dass du das als meinen letzten Wunsch ansiehst, Pete. Und dass du ihn respektierst."

Peter wich dem Blick seines Bruders aus. Alle anderen schwiegen betreten.

„Gabriels Rede hat viel Staub aufgewirbelt. Ich werde abgesetzt werden, aber dadurch, dass unsere Vergangenheit ans Tageslicht gezerrt wurde und unsere Gegenwart, kann die Regierung ihre Taten nicht mehr totschweigen. Coyote Sands, Danko, das Virus - das ist jetzt alles dort draußen. Die Verbrechen gegen uns sind jetzt genauso bekannt wie unsere eigenen Verbrechen. Das wird uns Zeit verschaffen. Solange es noch geht, kann sich Gabriel weiterhin für mich ausgeben. Matt kann sagen was er will, beweisen kann er nichts. Und wenn die Zeit gekommen ist zu fliehen, dann werdet ihr fliehen. Bis dahin könnt ihr eure Flucht vorbereiten", schloss Nathan, „Ihr habt eine Chance das alles zu überstehen, wenn ihr zusammensteht. Wireless und Daphne werden euch helfen zu verschwinden, wenn es an der Zeit ist. Das hier ist nicht das Ende. Es ist ein neuer Anfang. Einer für den wir keine Zeitreise brauchen. Wir haben erreicht, was wir erreichen mussten. Es mag sich nicht so anfühlen, aber das hier ist ein Sieg für uns. Einer, den wir teuer bezahlen mussten, das ja, aber nichtsdestotrotz ein Sieg."

„Wir sind trotzdem im Arsch", meinte Elle, „Wenn Parkman redet, ist es nur noch eine Frage von Stunden."

Nathan lächelte leicht. „Dann sollten wir jede Stunde nutzen, die wir noch haben", erwiderte er, „Den Keller ausräumen, die Daten sichern, an die Medien weiterleiten…"

Elle seufzte. „Ja, schon verstanden, Boss", meinte sie, und war dann auch schon wieder weg.

„Nun dann sollte ich mein Labor nutzen, solange es mir noch zur Verfügung steht", murmelte Mohinder, „Entschuldigt mich." Dann ging auch er. Molly folgte ihm.

Niki sagte Peter, dass sie kurz unter vier Augen mit ihm reden wollte, und Claire nahm seinen Platz auf Nathans Bett ein und redete leise mit ihrem biologischen Vater.

„Du schuldest niemanden hier irgendetwas, Peter", meinte sie, „Keiner von uns beiden tut das. Nur weil die Dinge nicht so sind, wie du gedacht hast, sind sie trotzdem auch nicht viel anders. Ich war dabei, vergiss das nicht, habe die Scherben aufgesammelt und dich wieder zusammengesetzt. Wieder einen ganzen Mann aus dir gemacht. Ich weiß, dass ein Teil von dir immer noch ein Held sein will, aber es gibt nichts mehr zu retten. Nicht hier. Wenn an dem Hier und Heute also wirklich nichts mehr zu ändern ist, dann sollten wir vielleicht einfach abhauen, solange es noch geht. Uns um uns selbst kümmern anstatt um die anderen, genau wie vorher….."

Peter schüttelte den Kopf. „Das kann ich nicht mehr. Ich weiß was ich dir verdanken, und ich verstehe, dass du die Dinge so siehst, aber ich kann jetzt nicht wieder gehen und so weiter machen wie bisher. Nicht mehr. Das war von Anfang mein Fehler", sagte er, „Und ich werde ihn nicht wiederholen."

„Und ich werde nicht noch mal da sein um dich wieder aufzubauen", zischte Niki, „Ich kenne dich, ich weiß, dass du es nicht überstehen würdest, wenn…" Sie unterbrach sich und schien zu bereuen das Thema angeschnitten zu haben.

„Wenn ich ihn sterben sehen, ja damit hast du recht", nahm Peter ihren Faden auf, „Aber ich kann nicht wieder vor meiner Verantwortung davon laufen. Und ich kann ihn nicht noch einmal im Stich lassen. Aber ich verstehe, wenn du gehen musst. Keiner kann von dir verlangen diesen Kampf zu kämpfen, wenn du das nicht willst."

Niki schnaubte. „Ich soll weniger tun als mein Sohn? Weil das ja jeder verstehen würde, nicht wahr", meinte sie, „Nein, wenn du bleibst, dann muss ich auch bleiben. Auch wenn ich weiß, dass sich dein Bruder irrt, und uns das alles am Ende genauso viel kosten wird wie Micah und Tracy." Sie seufzte und verkündete dann, dass sie sich auf die Suche nach der Toilette machen würde.

Peter blickte ihr einen Moment lang nachdenklich hinterher. Dann drehte er sich zu dem Mann um, der hinter ihm stand. „Ich habe gehört was Nathan gesagt hat, aber ich muss es trotzdem tun", meinte er ruhig, „Ich kann ihn nicht sterben lassen."

„Ich weiß", erwiderte Sylar, „Aber es ist wie ich gesagt habe, es wird niemals ein Allheilmittel geben. Vielleicht kannst du Nathan retten, verlierst dann aber Claire. Und wenn wir alles bedenken, was wir wissen, dann ist es vielleicht einfach unausweichlich, dass du Nathan auf jeden Fall verlierst, vielleicht ist es einfach Schicksal."

„Damit finde ich mich nicht ab", lautete Peter einzige Antwort, „Du hast alles getan um mich dazu zu bringen das für dich zu machen, das heißt, dass du einen Plan hast."

Sylar nickte. „Allerdings gibt es einen Unterschied zwischen uns beiden, Peter. Alle, auf die es für mich noch ankommt, sind hier. Du siehst das anders, selbst jetzt noch. Du willst immer noch die Welt retten. Und vermutlich hat Nathan recht damit, dass sein Plan derjenige ist, der am Ende dazu führt, dass uns das gelingt. Wenn wir aber jetzt wieder in die Zeitlinie eingreifen, dann machen wir das alles zunichte", gab er zu bedenken, „Ich will ihn genauso sehr retten wie du, aber ich weiß wie riskant es ist und was dabei alles schief gehen kann. Und bin bereit es trotzdem zu riskieren. Bist du das auch? Bist du es wirklich?"

Peter musterte den anderen Mann. „Und wenn ich es nicht wäre?", wollte er wissen, „Würdest du mir dann den Kopf aufschneiden, so wie du ihn D.L. aufgeschnitten hast, und hoffen, dass ich es wie Claire ebenfalls überstehen würde?"

Sylar schien über diese Frage nachzudenken. „Ich weiß nicht was ich tun würde", gab er zu, „Was ich allerdings weiß ist, dass wir beide nicht abwarten müssen um es herauszufinden."

Peter nickte. „Sag mir einfach was ich tun muss", verlangte er zu erfahren, „Sag mir was ich tun muss um ihn zu retten. Um uns alle zu retten."


Fünf Jahre früher, New York City


Chandra Suresh dachte sein Herz würde stehen bleiben, als sich wie aus dem Nichts ein Mann vor ihm materialisierte. All seine Theorien über die Möglichkeit von Teleportation- offenbar waren es keine Theorien mehr.

„Chandra Suresh", sagte der Mann zu ihm, „Ich weiß was Sie in Coyote Sands getan haben. Und ich bin hier um Ihnen zu sagen wie Sie es wieder gut machen können…."


A/N: Sylar wusste vermutlich bis jetzt nicht, wer D.L. überhaupt war. Aber selbst wenn er es vorher gewusst hätte, hat er natürlich gute Gründe Niki nicht an die Nase zu binden, dass er ihn getötet hat. Genau deswegen sagt auch Peter ihr nichts davon.

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