Kapitel 6: Die Graufreud-Rebellion 3

Hallo Leute, heute habe ich wieder ein paar Infos für euch. Zuallererst, bei uns an der Universität finden Anfang Juni Prüfungen statt, ich gehe im Augenblick zwar nicht davon aus, das sich ein Kapitel verspätet, es wäre aber möglich. Ausserdem noch das: Einige werden es vielleicht schon gesehen haben, es gab eine kleine Änderung an dieser Geschichte, und zwar den Titel. Ich habe mich entschieden, aus 'Das Lied des nördlichen Zauberers' 'Das Lied des Zauberers des Nordens' zu machen. Das liegt erstens daran, dass es doch etwas besser klingt und zweitens daran, dass Nox im Verlauf der Geschichte in Zukunft oft als 'Zauberer des Nordens' bezeichnet werden wird.

Das aber nur für Euch zur Info. Damit nun zum Üblichen.

Wie schon länger erwähnt, suche ich noch immer nach einem Betaleser. Wenn also jemand Lust und Zeit hat… schreibt mir doch einfach eine PN.

Ausserdem hoffe ich doch, dass vielleicht mal der eine oder andere von euch ein Review dalassen könnte. Ich bedanke mich herzlich bei und möchte den anderen Leuten (bei fast 400 Views) doch mal nahelegen, mir ein ganz kurzes Feedback zu geben. Lest ihr die Story überhaupt, oder kann ich mir den Upload auf dieser Seite einfach schenken? Das wäre doch lieb von euch.

Diese Geschichte und alle Figuren darin gehören nicht mir und ich verdiene auch kein Geld damit. Die meisten Figuren gehören den jeweiligen Autoren von «Das Lied von Eis und Feuer» und «Star Wars». Die Geschichte selbst ist eine Übersetzung einer englischen Fanfiction von ffdrake.

Dazu vielleicht eine kleine Info bezüglich der vorgesehenen Länge der Story. Laut ffdrake hat die eigentliche Handlung der Story an diesem Punkt (Kapitel6) noch gar nicht richtig angefangen. Derzeit steht die Originalgeschichte bei Kapitel 17 und über 350'000 Wörtern! Und er ist mitten im ersten Storyarc. Ihr könnt euch also noch auf einiges gefasst machen😊

Beginnen wir jetzt aber mit der Story:

Balon Graufreud, König der Eiseninseln und König von Salz und Stein, stand am Bett seines ältesten Sohnes und sah dem Maester von Peik dabei zu, wie er mit einem feuchten Tuch getrocknetes Blut vom Rücken des jungen Mannes wusch. Die Haut seines Sohnes war blass geworden, tödlich blass. Er würde seine Augen nicht mehr öffnen. Das einzige Zeichen davon, dass der überhaupt noch am Leben war, war das langsame und verzweifelte Heben seiner Brust, wie man es häufig bei Männern sah, die ihre letzten Atemzüge taten. «Ihr werdet ihn retten.» Balons Stimme klang völlig emotionslos. Er hatte in diesem Krieg schon einen Sohn verloren und er würde verdammt sein, einen weiteren zu verlieren.

Der Maester hielt in seinem Tun inne und warf seinem Herrn einen furchterfüllten Blick zu. «Mein Lor- Euer Gnaden, ich weiss nicht, ob ich das kann. Was auch immer diese Wunde geschlagen hat, hat seine Kleidung und selbst seine Rüstung durchdrungen, als wäre es nichts. Seine Wunde geht tief und ist vollständig kauterisiert. Nie zuvor habe ich eine Waffe gesehen, die… dazu imstande wäre. Das Einzige, was wir noch tun können, ist wohl, es ihm so angenehm wie möglich zu machen.»

Balon durchquerte den Raum und packte den Maester bei der Kehle. Er drückte fest zu und zerrte den zitternden alten Narren auf seine Füsse. «Ihr werdet ihn retten.» Balons Befehl liess keinen Platz für weitere Diskussionen. «Ich kann keinen Maester gebrauchen, der keine simplen Befehle ausführen kann. Heilt ihn, oder ihr werdet sein Schicksal teilen.»

Balon liess den alten Narren fallen und verliess dann den Raum. «Wie konnte es nur so weit kommen?» Balon fluchte, als er durch einen Gang in Richtung der Haupthalle des Seeturms ging. Ihn begleiteten zwei der Brüder seiner 'Königsgarde' mit gleichklingenden Schritten. «Euron hat ein Auge verloren und kann nicht mehr kämpfen, weil dieser beschissene Maester ihm zu viel Mohnblumensaft gegeben hat. Victarion ist noch auf den Beinen, aber er ist jetzt lahm und beinahe nutzlos. Wie… wie konnte es nur so weit kommen?

Sicherlich. Balon hatte gewusst, dass seine Abspaltung vom eisernen Thron und die grossen Raubzüge in den Westlanden eine Gegenreaktion provozieren würden, doch damit hatte er nicht gerechnet. Dorne war dem Ruf zu den Waffen zwar wie erwartet nicht gefolgt, doch hatten sich die Tyrells und die anderen Lords der Weite entgegen seinen Erwartungen an diesem Krieg beteiligt. Er war davon überrascht worden, wie schnell diese Narren so viele Männer hatten ins Feld führen können. Davon und von der schnellen Reaktion des Nordens. Und das, obwohl er doch eine Flotte ausgeschickt hatte, um die jämmerliche Ansammlung der Schiffe des Nordens zu vernichten! Die Raubzüge in den Norden waren eigentlich nur als Ablenkung gedacht gewesen, sicherlich, doch waren sie so angelegt, dass sie alle Aufmerksamkeit von Balons wahrem Ziel ablenken würden. Dem Ziel, das es ihm ermöglichen würde, diesen Krieg zu gewinnen und diesen Narren Robert vor ihm würde auf die Knie zu zwingen. «Wie konnte nur alles so schief gehen?!»

Balon kannte die Antwort auf diese Frage natürlich, auch wenn es ihm schwerfiel, sie zu akzeptieren. Der Zauberer des Nordens. Eine Variabel, die er nicht eingeplant hatte. Diesen Mann schien es in Westeros schliesslich bis zu diesem Krieg nicht gegeben zu haben. Gäbe es diesen magischen Wichser nicht, sässen die Armeen des Nordens noch immer in ihrer Heimat fest und Balon müsste sich nicht wie ein verfluchter Feigling im Seeturm verstecken und versuchen müssen, so viel Zeit herauszuschinden, wie möglich. Ausserdem würde sein Sohn dann nicht auf seinem Lager liegen und darum kämpfen, sich der Umarmung des Sturmgottes zu entziehen.

Er kam in die Halle und betrachtete die letzten Männer, die noch zwischen ihm und Roberts Heer standen. «Ein verkrüppelter Krake und drei dutzend Männer. Nicht gerade eine schlagkräftige Armee.» Balon reflektierte verbittert seine Situation und begab sich zu seinem improvisierten Thron. Er hätte den Meersteinstuhl vorgezogen, doch seine Brüder hatten die Grosse Halle an den Zauberer verloren, also musste er sich nun mit diesem Mist zufriedengeben. «Kapitän Hugo.» Balon bellte den Mann an und ignorierte seinen Bruder, der noch immer den Stumpf umklammerte, wo einmal seine Hand gewesen war. «Nehmt zwei dutzend Männer und sichert die Halle. Schlagt die Hängebrücke kaputt. Stellt sicher, dass und dieser verfickte Zauberer uns nicht erreichen kann.»

Der Hauptmann seiner Wache nickte und salutierte, indem er seine Faust auf die Brust schlug. «Wie Ihr wünscht, Euer Gnaden.» Der Mann wandte sich um und brüllte Befehle, woraufhin sich zwei Drittel der anwesenden Männer ihm anschlossen.

Sobald sie hinaus waren, wandte Balon sich seinem Bruder zu. «Versiegle die Tür.»

Die Augenbraue seines Bruders hob sich, doch dann nickte er und sorgte dafür, dass Balons Befehl ausgeführt wurde. Sein Bruder kannte den Plan. Er wusste, dass es nun nur noch darum ging, möglichst viel Zeit herauszuschinden. Wenn die Zerstörung der Brücke ausreichen würde, um den Zauberer und Roberts Männer fernzuhalten, könnten sie die Barrikade der Tür immer noch wieder abbauen. Wenn das mit der Brücke nicht funktionieren würde, würden die zwei dutzend Männer vor der Tür dafür sorgen, dass der Zauberer die Halle nicht lebend erreichen würde.

Balon lehnte sich in seinem Thron zurück und sah den verbliebenen Männern dabei zu, wie sie die schweren Türen zur Halle schlossen und sie dann mit Tischen, Stühlen und allem anderen, was sie finden konnten verbarrikadierten. Gerade als das letzte Möbelstück an seinem Platz war, humpelte der Maester von Peik in den Raum. Sein Gang und die Nervosität des Mannes verrieten Balon alles, was er wissen musste. Sein Sohn war nun beim Ertrunkenen Gott.

«Euer Gnaden…» Der Maester stotterte und rang sichtlich um Worte. «Ich – Euer Sohn, er-»

«Er ist geheilt, oder?» Balon stellte die Frage, obwohl er die Antwort bereits kannte. «Dieser Krieg verläuft zwar nicht wie geplant, aber ich bekomme doch noch Genugtuung. Selbst, wenn es nur mit diesem verfickten Feigling ist.»

Nun brach dem Maester auch noch der Schweiss aus. «Euer Ganden… Euer Sohn, Prinz Maron, er… er ist tot, Euer Gnaden.»

Balon lehnte sich nach vorne und stützte seine Ellbogen auf den Knien ab, während er den Maester mit seinem bedrohlichsten Blick fixierte. «Sagt mir, Maester, Ihr wurdet doch in der Heilkunst ausgebildet, ist es nicht so? Und der Zweck eines Maesters ist es doch, Verletzungen zu versorgen und die Familie seines Herren bei guter Gesundheit zu halten, oder irre ich mich?»

Der Mann vor ihm schluckte nun. «Nein, Euer Gnaden, so ist es.»

«Ihr seid also entweder unfähig oder aber ein Verräter. Ich kann keines davon gebrauchen.»

Balon schnippte mit den Fingern und die beiden Mitglieder seiner 'Königsgarde' traten nach vorne. Einer von ihnen schlug dem Maester mit dem Panzerhandschuh in den Magen, was diesen in die Knie gehen liess. «Wären wir auf See, würde ich Euch für Euer Versagen Kielholen lassen. Da das nicht der Fall ist, muss ich nun etwas kreativ werden.» Balon stand auf, trat nach vorne, packte den Mann am Kinn und zwang ihn, ihm in die Augen zu sehen. «Steckt ihn in ein leeres Fischfass, schlagt ein paar Nägel hinein und verschliess es. Dann werft ihr ihn zum höchsten Fenster hinaus ins Meer.»

Balon ging zu seinem Stuhl zurück und genoss für einen Moment amüsiert die Verzweiflung und das Flehen um Gnade des Mannes, während die beiden Wachen den Mann in ein Fass steckten und es verschlossen. In die Seiten des Fasses wurde anschliessend eine Handvoll Eisennägel getrieben, die mindestens eine Handbreit lang waren. Das Geschrei des Mannes veränderte sich, sobald sie das Fass auf die Seite drehten und dann aus der Halle rollten. Es wurde verzweifelter und schmerzerfüllter, ausserdem konnte man nun hören, wie der Maester mit den Fäusten auf das Fass einschlug.

«Bruder.»

Balon wurde aus seinen amüsierten Gedanken gerissen und er fixierte seinen Bruder mit einem harten Blick. «Es heisst, 'Euer Gnaden' Victarion, du verdammter Krüppel.»

Sein Bruder schnaubte kurz, gab dann aber nach. «Wie Ihr wünscht… Euer Gnaden.»

«Besser.» Balon nickte und gab seinem Bruder dann per Handzeichen zu verstehen, dass er nähertreten sollte. «Und nun erzähl mir alles, was, während dem Kampf mit diesem Zauberer geschehen ist. Bevor er dich in eine verkrüppelte Platzverschwendung verwandelt hat, natürlich.»

Victarion schnaubte wieder, lauter dieses Mal. «Wie Ihr wünscht, Euer Gnaden.»

Hugo Peik, der Kommandant der Wache des Hauses Graufreud behielt seine Umgebung wachsam im Auge, während er mit seinen Männern von der Haupthalle zu der Brücke ging, die als einziges den Seeturm mit dem Rest der Inseln verband, die gemeinsam die Festung Peik bildeten. Dem, was Victarion Graufreud ihm über diesen Zauberer hatte sagen können zufolge, wäre er nicht überrascht gewesen, wenn der Zauberer sich plötzlich aus den Schatten heraus materialisiert hätte. Die Gedanken seiner Männer schienen den seinen zu ähneln, denn sie zuckten bei jeder Bewegung und jedem Knacken und Knarren um sie herum zusammen.

Als sie den Balkon erreichten, der zu der Hängebrücke führte, suchte Hugo die Brücke und das gegenüberliegende Ende nach dem Zauberer ab. Es war nichts von ihm zu sehen. «Ihr vier.» Er zeigte auf vier der Männer und dann auf seine beiden besten Bogenschützen. «Fangt an, die Brücke herunterzuschneiden. Ihr beiden behaltet das andere Ende der Brücke im Auge. Wenn der Scheisser seinen Kopf rausstreckt, schiesst ihr ihm erst ein paar Pfeile in den Schädel und dann noch einen in die Eier.»

«Ja, Kapitän.» Die Männer nickten und machten sich dann an die Arbeit.

«Der Rest von euch erbärmlichen Wichsern kommt mit mir.» Hugo drehte der Brücke den Rücken zu. «Wir bereiten ein paar Überraschungen vor, sollte es dem Arschloch gelingen, hier herüberzukommen.»

«Aber Kapitän.» Einer der Männer meldete sich verwirrt. «Wenn wir die Brücke herunterscheiden, wie soll er denn dann herüberkommen?»

Hugo hielt inne und fixierte den Idioten dann mit einem Blick, der den Mann sich beinahe in die Hosen machen liess. «Wenn das wahr ist, was Lord Graufreud gesagt hat, dann hat das Arschloch die Festungsmauer zerstört und es dann in die grosse Burg geschafft, ohne dass ihn jemand bemerkt hätte. Glaubt ihr wirklich, dass er sich von einer kaputten Brücke aufhalten lässt?»

Seine Männer gaben keine Antwort und er führte sie zurück in Richtung der Halle, wo sich König Balon aufhielt. Innerhalb des Turmes hatten sie einen Geländevorteil, da der Gang, der um den Turm herumführte, der einzige Weg waren. Das Einzige, was von dem Gang abgingen, waren die diversen Gästequartiere im Fundament des Turmes. «Lasst diese Türen offen.» Hugos Anweisungen an seine Männer kamen ohne weiteres Zögern, während er auf die Räume zeigte. «Ich will zwei Männer in jedem Raum. Wenn er an euch vorbeikommt, greift ihr ihn von hinten an und fickt ihn-»

Durch den Korridor hallten plötzlich schmerzerfüllte Todesschreie, die schnell wieder verstummten, was die Männer dazu veranlasste, sich umzuwenden und die Waffen zur Hand zu nehmen. «D-das i-i-ist doch… un-unmöglich.» Der jüngste Wachmann der Gruppe war der Erste, der sich stotternd zu Wort meldete. «Er- er war doch gerade eben noch nicht mal auf der Brücke! Auf keiner einzigen! Er kann doch nicht- fuck- verfickte Höllen- fuck! Wir sind tot! Wir sind verfickt nochmal-»

«Halt deine beschissene Fresse, bevor ich sie dir mit meiner Axt stopfe!» Hugo schlug dem Mann die Faust ins Gesicht, woraufhin dieser zu Boden fiel. «Wir haben keine Zeit mehr für die Fallen…. Wir ziehen uns zur Halle zurück.»

Als sie am Eingang zur Halle ankamen, sank Hugo das Herz. Die Tore waren verschlossen und er bezweifelte nicht, dass der König sie von innen hatte verbarrikadieren lassen. «Nein.» Derselbe Junge von eben spuckte etwas Blut von dem Schlag von vorhin aus, nachdem er seiner Verzweiflung mit einem leisen Flüstern Ausdruck verliehen hatte. «Der König… Er will uns sterben lassen! Wir werden verfickt nochmal sterben! Wir werden-» Hugo hatte seinen Dolch gezogen und ihn dem jungen Mann durch den Rücken ins Herz gestossen. Er zog die Waffe wieder heraus und der Sterbende fiel mit dem Gesicht nach vorne zu Boden.

«Der König lässt uns nicht im Stich.» Innerlich verfluchte Hugo seinen Herren dafür, dass er ihn in diese Situation gebracht hatte. In gewisser Weise war es aber nicht einmal gelogen. Er kannte den König gut genug, um zu wissen, dass Balon sie nicht ausgesperrt hatte, weil er sie sterben lassen wollte. Er hatte sie lediglich vor eine Wahl gestellt. Nun mussten sie entweder den Eindringling töten oder bei dem Versuch sterben. «Der König gibt uns die Gelegenheit zu beweisen, dass wir wirklich die härtesten Ficker der Eiseninseln sind! Wenn wir den Zauberer erst getötet haben, wird unser Ruhm grenzenlos sein! Wann auch immer wir einen Raum betreten, werden alle Fotzen darin allein von dem Gedanken an unsere Schwänze zu tropfen anfangen! Alle Männer werden sich wünschen, sie könnten unsere Ehre erlangen! Diese Belohnung werden wir aber mit einem Preis bezahlen müssen! Dem Eisernen Preis! Töten wir den verfickten Zauberer und beweisen wir, dass wir die besten Kämpfer aller sieben Königslande sind!»

Hugo sah, wie seine Männer bei seinen Worten gerader standen und wie in ihren Augen ein harter Glanz trat. Der Gedanke daran, denjenigen zu töten, der die Graufreuds in ihrer eigenen Burg jagte und der wohl ihren Prinzen getötet hatte war aufregend. Ausserdem hatte ihr Kommandant die Wahrheit gesprochen. Wenn sie den Zauberer erst getötet hätten, wären sie wahrlich Legenden. Sie könnten haben was sie wollten. Salzweiber, Felsweiber, Schiffe, Gold… Alles. Wäre der Krieg erst einmal gewonnen, würde es genug Beute geben.

«Stellt euch auf!» Hugo steckte seinen Dolch wieder weg, hob seine Axt und gab den motivierten Männern nun Anweisungen. «Schilde nach vorne, Bogenschützen dahinter! Schwerter und Äxte klarmachen! Töten wir den Mistkerl!»

Die Männer hatten schnell die Reihen gebildet. Die sechs der Männer mit den schweren Schilden waren ganz vorne auf ein Knie gesunken und die drei Bogenschützen nockten dahinter ihre Pfeile an. Alle warteten sie gespannt darauf, dass sich ihr Feind zeigen würde. «Komm schon, verfluchter Feigling!» Hugo drängte den Zauberer in Gedanken, da er mit jeder Sekunde des Wartens beobachten konnte, wie seine Männer ihren Mut wieder verloren. «Es hat dich keine Sekunde gekostet über die Brücke zu kommen… warum lässt du uns jetzt so lange warten!?»

Die Antwort lieferte ihm das plötzliche Zuknallen von etwas vor ihnen. Dann wieder… und wieder. Es dauerte einen Moment, bis er endlich verstand, was es war, denn der Gang wurde immer dunkler und dunkler. «Entzündet die Fackeln! Sofort!» Sein gebrülltes Kommando zog die erstaunten Blicke seiner Männer auf sich, war es doch gerade Mittag und die Sonne stand hoch im Himmel. «Das Arschloch schliesst die Blenden vor den Fenstern! Macht sofort die verfluchten Fackeln an!»

Nun endlich bemerkten auch seine Männer, dass es um sie herum immer dunkler wurde und einige suchten hastig nach ihren Feuersteinen. Glücklicherweise fand einer der Männer den seinen schnell, doch als es ihm gelungen war, die erste Fackel zu entzünden, drang nur noch durch eines der Fenster um sie herum Licht herein. «Haltet das verfluchte Ding offen!» Er zeigte das Fenster, das von der Fackel einmal abgesehen die einzige verbliebene Lichtquelle war.

«Ich mach schon.» Einer seiner Männer hatte die Axt sinken lassen und hing nun halb aus dem Fenster, um die Blende aufzuhalten. «Besorgt ein Stück Holz! Wir müssen-»

Der Mann brach mitten im Satz ab und wurde zu einem Schrei, als die Blende mit gewaltiger Kraft herabfuhr und Muskeln und Knochen im Arm des Mannes zerdrückte. Dann wurde die Blende über den letzten Widerstand gedrückt und trennte dem Mann den Kopf von den Schultern. Für einen langen Moment blieb der Körper noch aufrecht stehen, ehe er langsam zur Seite kippte und dort liegen blieb.

«Verfluchte Tiefe!» Hugo fluchte wieder und konnte nicht anders, als auf den Kopflosen Körper zu starren, der bis gerade eben einer seiner besten Männer gewesen war. «Zieht ihn zur Seite. Wir dürfen nicht darüber stolpern.»

Die Furcht stand den anderen Männern ins Gesicht geschrieben, als sie den Körper etwas von ihrer Formation wegrollten. Als alles wieder ruhig war, starrte Hugo in den finsteren Korridor hinein. «Das ist einfach nicht richtig.» Der Korridor kam ihm dunkler vor, als er ihn selbst aus den stürmischsten Nächten kannte, obwohl es doch heller Tag war. «Es ist Mittag. Die Blenden sind zwar zu, doch so dunkel sollte es nicht sein. Wenigstens etwas von dem Sonnenlicht sollte doch durch die Spalten im Holz durchscheinen! Wir brauchen mehr Licht!»

«Du.» Er zeigte auf den Mann mit der Fackel. «Beweg deinen Arsch. Mach die Fackeln da drüben an.»

Der Mann sah einmal zwischen ihm und der Fackel hin und her und dann den Gang hinunter. «Keine Chance. Nie im Leben geh ich in den verfickten Gang rein!»

«Feige Fotze.» Einer der anderen Männer riss seinem Kameraden die Fackel aus der Hand. «Wenigstens wissen wir jetzt, dass bei dir zu Hause deine Frau die Hosen anhat.»

Der Mann, der nun die Fackel hielt, hob seinen Schild bis knapp unter Augenhöhe und ging dann nach einige Schritte in die Dunkelheit hinein. Als er einige der Wandfackeln entzündet hatte, hielt er inne. Nun wirkte es wieder etwas heller um sie herum. «Seht ihr?» Der Mann rief ihnen seine Worte lauf zu, während er die Augen noch immer starr auf die Dunkelheit vor ihm gerichtet hatte. «Da gibt es keinen Grund Angst zu- ah!»

Der kurze Schrei am Ende wurde unterbrochen, als sein Körper plötzlich ins Dunkel hineingezogen wurde. Die Fackel fiel ihm aus der Hand und fiel nutzlos zu Boden. Was nun folgte, hätte ebenso den finstersten Albträumen jedes Mannes entspringen können. Schreie. Schmerzerfüllte Schreie und das knackende Brechen von Knochen. Die Männer um Hugo herum machten sich schon bereit loszustürmen, um ihrem Kameraden zu Hilfe zu eilen, doch er hielt sie zurück.

«Haltet die Linie, ihr Narren!» Er brüllte seinen Befehl so laut er konnte, um das qualvolle Gebrüll vor ihnen zu übertönen. «Genau das will er doch! Er will uns in Unordnung bringen! Haltet die verdammte Linie!»

Ohne Vorwarnung verstummte das Geschrei wieder und der Gang wurde einmal mehr von Stille erfüllt. Hugo und seine Männer warteten noch immer, dass der Zauberer endlich aus der Dunkelheit auftauchen würde. Plötzlich erregte eine leichte Bewegung vor ihnen ihre Aufmerksamkeit. Wie ein Mann liessen die drei Bogenschützen ihre Pfeile los. «Wartet!» Hugo hob seine Hand, um sie von einem zweiten Schuss abzuhalten.

«Seltsam… Die Pfeile sind nicht zu hören. Auch nicht das Klappern, wenn sie Boden oder Wände getroffen hätten.» Hugo liess seine Augen verzweifelt durch die Dunkelheit huschen. Ein leises Zischen war die einzige Vorwarnung, als die Pfeile plötzlich zurückgeflogen kamen. Niemand, nicht einmal Hugo selbst, hatten auch nur die geringste Chance zu reagieren, als die Pfeile gleichzeitig die Herzen der Schützen, die sie abgeschossen hatten, durchschlugen. Die drei Männer waren sofort tot. Im selben Moment, wo Hugo hören konnte, wie seine Bogenschützen auf dem Boden aufschlugen war von vor ihnen ein seltsam feuchtes Schmatzen zu hören. Erst bei genauerem Hinsehen war zu erkennen, was das Geräusch verursacht hatte. Es war der Körper des Mannes, den er losgeschickt hatte, um die Fackeln zu entzünden. Die Leiche war seltsam verdreht und verknotet, das Gesicht zu einer schrecklichen, schmerzerfüllten Maske erstarrt.

«Verfickter Feigling!» Hugo schrie die Dunkelheit vor ihnen an. «Zeigt Euch endlich, Zauberer! Glaubt Ihr etwa, Ihr könntet uns so Angst einjagen?! Wir sind Eisenmänner! Das hier ist Nichts für uns!»

«Wenn das stimmt, was ich bezweifle, tut ihr mir wirklich leid.»

Die Stimme aus der Dunkelheit liess Hugo und seine restlichen Männer zusammenzucken. Alle hatten sie nun die Waffen erhoben, bereit zu kämpfen. «Seltsam… Ich kann ihn hören. Aber ich kann nicht sagen, wo die Stimme herkommt! Es ist, als wäre er gleichzeitig überall um uns herum!» «Glaubt Ihr, Ihr könnet und mit Euren Tricks einschüchtern, Zauberer?!» Hugo wusste, dass sein Auftreten wohl das Einzige war, was seine Männer noch aufrechthielt. «Das könnt Ihr nicht! Hört Ihr mich, verfickte Fotze! Ihr könnt uns keine Angst machen!»

Ein Lachen, langsam uns finster, war die Antwort. «Eure Männer machen sich gerade in die Hosen. Ich glaube ich mache einen recht guten Job dabei, euch einzuschüchtern.» Hugo riskierte einen kurzen Blick nach unten und verzog angewidert die Lippen, da der Mann neben ihm sich in der Tat in die Hosen gemacht hatte. «Doch wenn Ihr bisher noch keine Angst habt, lasst es mich Euch zeigen. Lasst es mich Euch zeigen, Kapitän Hugo Peik, was es wahrhaft heisst, gegen einen Sith zu kämpfen.»

Hugo verstärkte den Griff um seine Axt und wartete gespannt, dass der Bastard sich endlich zeigen würde. Doch es geschah nichts. «Fickt mich doch, schaut euch die Wände an!»

Einer seiner Männer hatte diese Worte ausgestossen und Hugos Augen weiteten sich, als er sah, was gemeint war. «Das… das ist doch unmöglich!» Um sie herum… bewegten sich die Schatten. Sie dehnten und streckten sich. Fast so, als wären sie… nein, sie taten es tatsächlich. Die Schatten formten sich zu Tentakeln. Wie ein Krake, der nach einem Schiff griff, streckten sich die Schatten nach den brennenden Fackeln an den Wänden aus. Sie kletterten die Wände hinauf und erstickten die lichtspendenden Feuer nach und nach, was die Dunkelheit wieder verstärkte.

«Lasst die verdammte Fackel nicht ausgehen!» Hugo gab sich Mühe, seine Furcht nicht zu zeigen, als er den Mann, der ihre letzte Fackel in der Hand hielt nach hinten schob. «Ist… ist es etwa das, was er gemeint hat?» Hugo beobachtete, wie eine weitere Fackel ausging. «Ist das… ist das… Furcht? Kämpfen… kämpfen sie etwa so? Diese verfickten Fremden? Verfluchte Feiglinge!»

«Fuck!»

Hugo schnellte herum und sah gerade noch, wie die Schatten dem Mann hinter ihm die Fackel aus den Händen wanden und sie dann ebenfalls verlöschen liessen. Nun befand sich um Hugo und seine Männer herum nichts anderes als totale Finsternis.

«Wir… wir sind tot!»

Hugo machte sich nicht die Mühe, den Mann zu massregeln. Seine Furcht hatte in dem Moment die Oberhand gewonnen, als das letzte Licht verloschen war. Hugo konnte hören, wie ihm das Herz in der Brust hämmerte. Ein gutes hatte die Dunkelheit, konnten seine Männer nun doch nicht sehen, wie ihm die Axt in der Hand zitterte. Dann fühlte er es. Die Kälte. Sie drang in sein Herz ein und drückte ihm die Kehle zu. Seine Furcht wurde nun immer stärker. Sein Körper zitterte immer heftiger und der Angstschweiss drang ihm aus allen Poren.

Die Stille wurde plötzlich von einem seltsamen Zischen durchbrochen, als tauchte man glühenden Stahl in kaltes Wasser. Sofort war wieder etwas Licht um sie herum, das von dem Schwert in der Hand des Mannes kam. Der Fremde war ganz in Schwarz gekleidet und trug eine Maske über dem Gesicht. Hugo konnte mit all den anderen Religionen, von dem ertrunkenen Gott einmal abgesehen nicht viel anfangen, doch in diesem Moment hätte er geschworen, sie stünden der Inkarnation des Fremden selbst gegenüber. Als die Gestalt nähertrat, konnte er nur noch einen letzten Gedanken fassen. «Wir sind gefickt.»

Balon sass auf seinem Behelfsthron und fixierte die verbarrikadierte Tür auf der anderen Seite der Halle. Neben ihm stand seine Tochter Asha, sie trug eine Lederrüstung und hielt eine Axt in der Hand. «Wäre sie doch bloss als Mann geboren worden.» Nicht zum ersten Mal gingen ihm diese Gedanken im Kopf herum. «Vielleicht hätte ich dann tatsächlich einen Sohn, auf den ich stolz sein könnte. Naja… was solls. Sie wird ihren Zweck schon erfüllen. Ich habe sie nicht hergerufen, um zu kämpfen, so amüsant dieser Anblick auch sein würde. Nein. Sie ist nur aus einem Grund hier, und zwar, um das zu tun, was eine Frau tun sollte. Keine Ahnung, ob der verfluchte Zauberer seine Frauen lieber auf den Knien oder auf dem Rücken mag, aber es wird schon ausreichen, um ihn etwas zu beschäftigen.»

Auf seiner anderen Seite stand Victarion, den Armstumpf hatte man ihm mit einigen Lumpen verbunden und in der verbliebenen Hand hielt auch er eine Axt. Zwei Schritte weiter befand sich Euron. Balons zweiter Bruder stand zwar wieder aufrecht, war von dem vielen Mohnblumensaft aber noch immer ganz benommen. «Ein Bruder ein Krüppel, der andere von einer Überdosis an Schmerzmittel wie betäubt. Wir müssen schon einen erbärmlichen Anblick abgeben.» Balon liess seinen Blick kurz durch den Raum schweifen. «Und dazu sind nur ein gutes Dutzend Männer übriggeblieben. Das ist alles, was mir von meinem Königreich noch geblieben ist, doch noch ist nicht alles verloren. Noch nicht. Wir mögen mit dieser Belagerung ja nicht so viel Zeit erkauft habe, wie erhofft, doch wenigstens diese eine Aufgabe sollten meine Männer erfüllen können. Im Augenblick mag Robert mich zwar in die Ecke gedrängt haben, aber am Ende wird er doch vor mir im Staub kriechen. Letztendlich wird es uns doch noch gelingen, nach dreihundert Jahren Knechtschaft unsere Freiheit und unsere Krone wieder zu erlangen.»

Gerade als ihm das Bild durch den Kopf schoss, wie Robert vor ihm auf die Knie gehen würde, begann es. Von der anderen Seite der Tür schlugen Männer mit den Fäusten gegen das Holz und gaben dabei Schreie von sich, wie es nur Männer können, die voller Panik um ihr Leben bettelten. Scheinbar war es seinen Männern nicht gelungen den Zauberer aufzuhalten. «Das ging schneller, als ich erwartet hätte. Vielleicht ist an den komischen Geschichten ja doch etwas dran, die Euron und Victarion von sich geben.» Balon beobachtete, wie seine verbliebenen Männer mit ihren Armbrüsten auf die Tür zielten.

Allzu bald verstummten das Geschrei und das Gehämmer an der Tür abrupt und es kehrte Stille ein. «Bei allen Tiefen der See.» Neben ihm verstärkte seine Tochter fluchend den Griff um ihre Axt. «Er… er hat sie so verflucht schnell getötet.»

Auf Balons anderer Seite begann sich Euron zu winden. «Er ist der verfickte Avatar des verfluchten Sturmgottes. Es ist schlicht… unglaublich. Welche Geheimnisse er wohl alle kennt…. Ich muss es einfach wissen!»

Ehe Balon seinen Bruder und seine Tochter zur Ordnung rufen konnte, geschah etwas, womit er nie gerechnet hatte. Eine rotglühende… Klinge bohrte sich sauber durch das Holz und das Eisen der Tür. Die Klinge drehte sich kurz und wanderte dann nach unten, wobei sie jeden Riegel des Türschlosses sauber durchtrennte. «Welche verfluchte Zauberei ist da-?»

Ohne Vorwarnung verschwand die Klinge plötzlich. Dann, ohne auch nur das geringste weitere Geräusch flogen die beiden Türflügel auf. Die Möbelstücke der Barrikade dahinter schienen keinen nennenswerten Widerstand zu bieten und flogen quer durch den Raum. Balon und die anderen Anwesenden in dem Raum warfen sich hastig zu Boden. Balon und seine Familie schienen Glück gehabt zu haben, doch war es einigen seiner Männer nicht so gut ergangen. Mehr als die Hälfte von ihnen war von herumfliegenden Holz- oder Metallteilen getroffen worden.

«Tötet den verfick – ahhh!»

Wenn er es nicht mit eigenen Augen gesehen hätte, hätte er es nicht geglaubt. Blitz und Donner schossen von der Tür her und trafen den Mann, der den Befehl ausgestossen hatte in die Brust. Der Mann wurde mit solcher Gewalt an die Wand hinter ihm geworfen, dass man die Knochen brechen hören konnte.

Zwei weiterer seiner Männer hatten sich kurz darauf von dem Schock erholt und stürmten an, nur um nach wenigen Schritten innezuhalten und nach ihren Kehlen zu greifen. Beide schwebten gleich darauf in der Luft, als würden sie von einem unsichtbaren Angreifer angehoben. Das Geräusch, wie ihre Nacken brachen, liessen Balon nach Luft schnappen und er konnte nur hilflos dabei zusehen, wie zwei leblose Körper zu Boden fielen.

Als Balon es endlich geschafft hatte, sich auf den Knien aufzurichten, waren nur noch er selbst, Asha, Euron Victarion und zwei ihrer Wachen am Leben. Dann endlich sah er ihn und bei dem Anblick gefror ihm der Atem in den Lungen. Die Stiefel des Fremden warfen bei jedem Schritt auf den Steinen ein deutliches Echo. Er war in Schwarz gehüllt, mit einer ebenso schwarzen Rüstung und einer Maske, die das gesamte Gesicht bedeckte. Das Erschreckendste war allerdings nicht das Aussehen. Nein. Es war… seine Präsenz. Es fühlte sich so an, starrte Balon in den tiefsten Abgrund, den er sich je hätte vorstellen können. Balon hatte sich sein Leben lang seine Furcht nie eingestanden, doch in diesem Moment hatte er wahrhaft Angst.

Neben ihm keuchte seine Tochter mit sichtlich zitternden Händen auf. «Stirb, verfluchter Zauberer!»

Ehe Balon sie aufhalten konnte, stürmte das Mädchen bereits auf die schwarze Gestalt zu. «Dämliche Fotze! Dafür habe ich dich nicht herunterbringen lassen!» Balon hätte schreien mögen, als er seiner Tochter dabei zusah, wie sie in ihr Verderben rannte.

Als das Mädchen nur noch wenige Schritte von dem Fremden entfernt war, begann sie auszuholen und schlug dann mit aller Kraft nach dem Fremden. Wie Balon erwartet hatte, traf ihr Schlag den Fremden nicht, allerdings hatte dieser seltsamerweise keine Magie verwendet, um den Angriff aufzuhalten. Der Fremde griff einfach zu, packte ihren Arm und hielt sie auf. «Interessant.» Die Stimme des Mannes, die unter der Maske hervordrang hatte etwas Seltsames an sich. «Du hast Kraft, Mädchen. Mehr als dir bewusst ist. Doch du bist noch lange nicht bereit, mich herauszufordern.»

Im nächsten Moment schoss seine Faust nach vorne, traf Asha in den Bauch und liess sie nach vorne auf alle Viere zusammensacken. «Und wenn du bleibst, wie du bist, wirst du es auch nie sein.»

Balon musste die Kraft seiner Tochter einfach beglückwünschen, da sie selbst jetzt, zusammengesackt auf dem Boden kauernd, das Feuer in ihren Augen nicht verloren hatte. «Ihr… habt meinen… Bruder getötet.»

Der Zauberer neigte leicht seinen Kopf zur Seite. «Ah… ich verstehe. Du bist also eine Graufreud. Dein Bruder… Maron, nicht? Dann hat er seine Verletzung also nicht überstanden. Aber wieso überrascht dich das denn so? Er hat schliesslich zuerst versucht mich zu töten.»

«Das reicht!» Balon hatte nun endlich seine Stimme wiedergefunden. Er erhob sich zu seiner vollen Grösse und nahm sich einen Moment, um seine Roben zu glätten und seinen Stolz herunterzuschlucken. «Das muss einfach funktionieren…» «Ihr habt meine Männer eindeutig besiegt, Zauberer und Euch unversehrt einen Weg durch das Labyrinth der Gänge von Peik gebahnt. Eine eindrucksvolle Leistung. Lasst uns also einen Handel schliessen.»

Der Zauberer liess seine Hand sinken, was Balon als gutes Zeichen nahm. «Einen Handel?» Der Mann schien sich zu entspannen, woraufhin sich auch Balons Anspannung etwas legte. «Gut. Er ist also nicht gänzlich abgeneigt. Genau was ich brauche.» «Das könnte interessant werden. Also dann, Graufreud, lasst hören. Welchen Handel könntet Ihr mir schon anbieten, jetzt, kurz bevor ich Eurer jämmerlichen Rebellion ein Ende setze?»

Wieder glättete Balon seine Gewänder, was ihm einen Moment Zeit liess, sich zu sammeln. Balon blickte genau dorthin, wo… nun, wo sich unter der Maske des Mannes wohl die Augen befinden mussten. «Der Handel sieht so aus, Zauberer. Wir können Euch nicht besiegen, soviel ist sicher, doch Robert und seine Verbündeten können es auch nicht. Sie sind derzeit alle hier, in meiner Festung. Reif für die Ernte. Tötet sie, ich bin sicher, ihr könntet es und gemeinsam könnten wir den jämmerlichen Rest ihrer Flotte vernichten. Dann wird uns das Festland offenstehen und wir können uns nehmen, was wir wollen.»

Der Zauberer blieb einen Moment völlig still und blieb nur ruhig stehen. «Er hat das Angebot nicht direkt abgelehnt.» Balon schöpfte innerlich wieder Hoffnung. «Er zieht es also tatsächlich in Erwägung! Wer würde das auch nicht? Er wäre viel mehr als nur das Schosstier der Starks. Natürlich würde ich ihn in dem Moment töten, in dem er Robert und all die anderen Lords vom Festland hier auf Peik getötet hat. Aber das braucht er natürlich nicht zu wissen.»

«Ich sehe, was Ihr davon hättet, Balon Graufreud, doch was hätte ich davon? Ganz besonders, da ich am Ende doch derjenige wäre, der all die Arbeit hätte während Euch nur der Lohn der Arbeit bliebe. Warum sollte ich so ein Angebot auch nur im Entferntesten in Erwägung ziehen?»

«Weil Ihr durch mich weit über Eure derzeitige Position hinaus aufsteigen würdet.» Durch Balons Stimme und Worte klang die Gier durch. «Ich habe ihn am Hacken. Jetzt brauche ich den Fisch an der Angel nur noch einzuholen, dann war es das.» «Wenn das Festland erst einmal unter meiner – unserer – Kontrolle steht, werde ich Euch zum Wächter von welchem Land auch immer ihr wollt ernennen. Ich werde Euch meine Tochter zu Füssen legen, wenn Ihr das wünscht. Nehmt sie. Als Salzweib, Felsweib oder was auch immer ihr wollt. Sie wird Euch gehören und Ihr könntet tun, was Ihr wollt.»

Der Blick des Zauberers richtete sich nach unten, auf Balons Tochter, die ihren Vater nun anstarrte. In ihren Augen konnte man den Schock und ihren Schmerz über den Verrat deutlich erkennen. «Eure Tochter scheint mit Eurem Angebot nicht so recht einverstanden zu sein, Graufreud.»

Balon zuckte nur mit den Schultern. «Sie ist eine Frau. Sie hat einen guten Kopf auf den Schultern, das mag ja sein. Und sie kämpft auch nicht schlecht. Fast so gut, wie ein Junge ihres Alters. Am Ende aber ist das doch ihre Bestimmung als Frau. Nun, Zauberer, was sagt Ihr? Haben wir eine Abmachung…?»

Balon musste plötzlich husten und griff nach oben an seine Kehle. Bevor seine Finger allerdings seinen Hals massieren konnten, um den plötzlichen Hustenreiz zu unterdrücken, drückte ihm eine unsichtbare Hand die Luft ab. Er rang verzweifelt nach Luft, fiel auf die Knie und versuchte verzweifelt zu entfernen, was auch immer ihm gerade die Kehle zudrückte. Er sah sich in der Halle um und versuchte um Hilfe zu rufen, doch niemand reagierte. Seine beiden Brüder standen einfach da und sahen ihm dabei zu, wie er um Atem rang. Die beiden letzten verbliebenen Wachen versuchten ohnehin gerade, mit dem Hintergrund zu verschmelzen und ja keine Aufmerksamkeit zu erregen. Ganz zum Schluss blickte Balon verzweifelt auf seine Tochter. Doch Asha… Asha trug nur ein leichtes Lächeln auf den Lippen und beobachtete seine Anstrengungen.

Dann endlich wanderten seine Augen zum Zauberer. Der Mann hatte die Hand erhoben und es schien, als würde er etwas greifen. «Wie?!» Balon kämpfte immer verzweifelter darum, seine Luft mit frischer Luft zu füllen, da sich nun bereits Dunkelheit über seine Sicht legte. Die Welt um ihr herum, schien jeden Zusammenhang zu verlieren. «Wie macht er das nur?!»

«Seid vorsichtig, Graufreud, Sonst erstickt ihr am Ende noch an Euren eigenen Ambitionen.» Irgendwie durchbrachen die Worte des Zauberers die Dunkelheit um Balons Verstand. Dann, endlich, verschwand der Druck an seinem Hals und Balon brach zusammen, während er gierig Luft in seine Lungen sog.

«Was… zur… verfluch-»

Balon kannte Schmerzen. Er war auf dem ersten Schiff, auf das er je einen Fuss gesetzt hatte von dem Kapitän des Schiffes blutig geprügelt worden, als er seine Befugnisse überschritten hatte, doch was nun kam, überstieg alles. Erst gab es einen Lichtblitz, dann war jede Zelle seines Körpers erfüllt von Schmerz. Er konnte… jemanden… schreien hören. Jemand… der er selbst war. Er hatte nicht einmal bemerkt, wie ihm das Geschrei entfahren war, so intensiv war der Schmerz.

Ohne Vorwarnung endete der Schmerz plötzlich. Balon schnappte nach Luft und versuchte, seinen Körper wieder unter Kontrolle zu bekommen. Langsam versuchte er von dem Zauberer zurückzuweichen. Er blickte sich um und suchte nach jemandem – Irgendjemandem – der ihm helfen konnte. Doch hatte all die anderen Männer in dem Raum nun endgültig jeglicher Kampfgeist verlassen. «Beim ertrunkenen Gott… Er ist wahrlich… gesegnet vom Sturm!»

«Ihr habt etwas vergessen, als Ihr versucht habt Euren Handel zu schliessen, Graufreud.» Die Stimme des Zauberers war tief und klang drohend, als er auf Balon zukam. «Man braucht einen Vorteil, wenn man einen Handel schliessen will. Im Augenblick habt Ihr keinen. Das Einzige, was Ihr mir anbieten konntet, ist ein Stück Land und Eure Tochter als Sexsklavin. Das Erste kann ich auch selbst erlangen. Ich bräuchte nur zu fragen. Und das Zweite… Nun, ich habe noch nie jemanden gegen seinen Willen in mein Bett gezwungen und ich werde es, werde Das, auch niemals tun! Abgesehen davon halte ich diejenigen, die bereit sind, ihre Töchter zu so einem Leben zu verdammen, für den schlimmsten Abschaum überhaupt. Unwürdig, auch nur dieselbe Luft zu atmen wie der Rest aller lebenden Wesen.»

Nun spürte Balon, wie etwas seine Brust packte, doch als er hinuntersah, bemerkte er nichts. Selbst als er in die Luft gehoben wurde, wie das Segel eines Schiffes, verstand er nicht, was gerade vor sich ging.

Der klauenhafte Panzerhandschuh des Zauberers packte ihn am Kinn und zwang ihn, die ausdruckslose Maske des Zauberers direkt anzusehen. «Zu Eurem Glück, Balon, hat König Robert mir befohlen, euch lebend zu ihm zu bringen.» Balon fühlte in diesem Moment eine unfassbare Erleichterung, die in dem Moment, wo der Zauberer sein Kinn losliess, wieder verging. «Allerdings wurde mir nicht befohlen, in welchem Zustand Ihr zu sein habt, wenn ich Euch abliefere. Mein Rat für Euch, Balon, ist also Folgender. Betet zu Euren Göttern, denn das ist das Einzige, was Euch im Augenblick noch zu tun bleibt.»

Ned Stark befand sich nahe dem Festland auf einer der vielen Brücken von Peik und liess den imposanten Anblick der zerklüfteten und zerstückelten Festungsanlage auf sich wirken. Der einzige Weg die Hauptburg zu erreichen, war, die Brücken zu überqueren, die die einzelnen Teile miteinander verbanden. Das Problem war, dass es auf den Brücken keine Deckung gab und es reichlich Stellen auf den verschiedenen Burgteilen gab, von wo aus man Angreifer mit Pfeilen, Bolzen, Steinen und grösseren Wurfmaschinen unter Feuer nehmen konnte.

«Nun, das Torhaus ist ziemlich schnell gefallen.» Robert seufzte beinahe enttäuscht und trat neben ihn. «Ich hätte von den Eisenmännern mehr als dieses jämmerliche bisschen Gegenwehr erwartet.»

«Ich vermute, dass wir dem Zauberer dafür zu danken haben. Seine Kunst muss ihre Moral stark beschädigt haben.» Nun trat auch Lord Tywin zu ihnen und die drei Männer dachten gemeinsam über die weiteren Schritte nach. «Wäre er nicht gewesen, wäre es mit Sicherheit schwieriger gewesen. Nun ist er allerdings unauffindbar. Es wird beim Angriff auf den Rest der Festung wohl schwerere Verluste geben.»

«Da habt Ihr sicher Recht, Tywin.» Robert grummelte und spuckte aus. «Ned, wo ist dein verfluchter Zauberer? Er könnte diese verfickte Burg doch sicher genauso einfach nehmen wie das beschissene Torhaus.»

Ned fühlte, wie das Wolfsblut in ihm erwachte. Irgendetwas – nein, Irgendjemand kam von der Burg her auf sie zu. Und Ned kannte nur eine Person, die sein Blut auf diese Weise in Wallung bringen konnte. «Ich glaube kaum, dass wir uns darüber werden Sorgen machen müssen, Euer Gnaden.» Ned zeigte auf die andere Seite der Brücke. «Wenn mich meine Sinne nicht täuschen, hat er sich bereits um dieses Problem gekümmert.»

Bevor Robert oder Tywin ihn fragen konnten, was er meinte, wurde eines der zerbrochenen Fenster knapp zwanzig Fuss über der Steinbrücke aufgestossen. Innerhalb weniger Augenblicke wurden drei Körper aus dem Fenster hinausgeschleudert, die nebeneinander auf der Brücke landeten. Die beiden Lords und der König sahen wieder zum Fenster auf und sahen nun Nox, der in der Öffnung stand. Dann, als würde er sich um die Höhe kein bisschen kümmern, trat Nox über die Kante und fiel seltsam langsam nach unten, wo er elegant und anmutig wie eine Katze auftrat.

«Verdammt… da brat mir doch Einer…» Robert schüttelte den Kopf. «Der Mistkerl hat es doch tatsächlich getan. Worauf zur Hölle warten wir, eh? Barristan! Königsmörder! Schafft eure verfickten Ärsche hier rüber!»

Ned bemerkte den schnellen, mit Verachtung erfüllten Blick, den Tywin ihm zuwarf, bevor der Lord der Westlande vortrat und ihn wieder zu ignorieren begann. Ned bereute viele Dinge, die er in seinem Leben getan hatte. Eines davon war, dass er Ser Jamie damals mit dem Namen ansprach, der ihn noch heute verfolgte. Der Mann hatte den König getötet, dem er verpflichtet gewesen war, er hatte den Titel damit zwar verdient, doch nun wurde Ned klar, dass niemand, auch er nicht, den Mann jemals gefragt hatte, wieso er es getan hatte. Nicht dass der Königsmörder sich jemals darum bemüht hatte, sich zu erklären. Er schien sich schlicht nicht darum zu kümmern, wie die Leute über ihn dachten. Neds Frustration über diese Attitüde und das Gefühl, der eigenen Rache beraubt worden zu sein, hatten damals aus ihm gesprochen.

Ned, Robert und Tywin überquerten in Begleitung von zwei Dutzend Rittern aus den Sturmlanden die Brücke. Die Männer hatten einen Schildwall um sie herum gebildet. Als sie näher an Nox herankamen, fiel Ned etwas Seltsames an Nox auf, und zwar, dass er ein Schwert auf den Rücken geschnallt trug, das zu Beginn der Schlacht noch nicht da gewesen war. «Nox hat nie zuvor ein richtiges Schwert getragen. Er braucht ja auch keines, er hat schliesslich sein Lichtschwert. Was also ist das dann?»

«Nun, Zauberer.» Robert war der erste, der den Mund aufmachte. Der König schob sich an seinen Männern vorbei und stand nun direkt vor Nox und seinen drei Gefangenen. «Wo verfickt seid Ihr gewesen? Und wer bei allen sieben Höllen sind diese Drei hier?»

Nox griff nach oben und nahm sich die Maske vom Gesicht. Das Metall zischte leise, bevor es sein Gesicht für alle sichtbar machte. «Oh ihr Götter, selbst nach alle dem, sieht man ihm die Anstrengung kaum an. Welche Macht steckt bloss in ihm?» «Euer Gnaden.» Nox beugte als Zeichen seines Respekts leicht den Kopf. «Ich habe für Euch und Eure Männer eben den Krieg gewonnen. Wenn ich vorstellen darf: Balon, Euron und Victarion Graufreud. Alle am Leben und in einem Stück, wie Ihr es gewünscht habt. … naja… wenigstens zum Grössten Teil.»

Ned besah sich die drei am Boden liegenden Männer nun das erste Mal genauer. Die Arme der Drei waren gefesselt und keiner war in besonders guter Verfassung. Euron wies einen grossen Brandstreifen quer über seinem Gesicht auf und besass eindeutig nur noch ein Auge. Victarion war zerschrammt und von kleinen Wunden übersäht, die allerdings dagegen verblassten, dass ihm einer seine Hände fehlten. Balon sah äusserlich noch am besten aus, allerdings begann sich an seinem Hals ein grosser Bluterguss zu bilden und gelegentlich zuckten seine Gliedmassen, als könne er sie nicht mehr richtig kontrollieren. «Ihr Götter… Robert hätte wohl doch etwas genauer dahingehend sein sollen, in welchem Zustand er sie haben wollte. Dennoch fällt es mir schwer, Mitleid mit ihnen zu haben. Nicht nach all den Unschuldigen, die wegen dieser völlig unsinnigen Rebellion ihr Leben lassen mussten.»

«Verfluchte Höllen, Zauberer.» Roberts Lippen verzogen sich zu einem leichten Grinsen, während er sich die Gefangenen besah. «Wenn Ihr so weiter macht, muss ich am Ende vielleicht doch noch einen Platz für Euch im kleinen Rat finden, trotz Eures valyrischen Aussehens.»

Nox nickte nur leicht und machte einen Schritt zurück. «Ich gab Euch mein Wort, diesen Krieg schnell zu beenden. Wie Ihr seht, bin ich ein Mann, der Wort hält.»

«Das seid Ihr gewiss.» Robert nickte und trat dann auf Balon Graufreud zu. Der Lord von Peik zuckte noch immer, als Robert vor dem Möchtegern-König in die Hocke ging. «Nun, Graufreud, da sind wir also. Und nun sollte ich eigentlich wissen wollen, was bei allen sieben Höllen Euch dazu gebracht hat zu glauben, Ihr könntet auf eine solche Weise 'Fick dich' zu mir sagen. Die Wahrheit ist aber, dass es mich eigentlich nicht interessiert. Ihr habt versagt, und nun müsst Ihr den Preis dafür bezahlen.»

Balon sah hasserfüllt zu Robert auf, ehe er zu kichern begann. Der leise, tiefe Klang wuchs sich schnell zu einem vollen Gelächter aus. «Ihr glaubt, Ihr habt schon gewonnen? Ha! Das ist wirklich nicht schlecht.» Balon spuckte aus. «Dies ist nicht Euer Sieg, Robert Baratheon! Ihr hattet damit nichts zu tun! Das ist alles nur… seinetwegen. Diesen verfickten Zauberer, den Euer Schosshund an der Leine führt! Und selbst jetzt, ist es nicht vorbei! Wartet es nur ab, noch ehe Ihr meine Insel wieder verlasst, werdet Ihr auf Händen und Knien zu mir gekrochen kommen und mich darum anflehen, meine Krone wieder aufzusetzen, Ihr verfluchter verhurter versoffener Mistkerl!»

Ned warf seinem König und Freund einen schnellen Blick zu. Das Gesicht des Königs begann bereits, sich vor Wut rot zu verfärben und er starrte auf Balon hinab. «Zauberer… dieses Stück Scheisse spricht. Bringt ihn zum Schweigen.»

«Wie Ihr wünscht.»

In dem Moment in dem Robert den Befehl gab, zeigte Nox mit einem Finger auf Balon. Ein kleiner Lichtblitz, wie eine Miniaturversion des Blitzes vom Beginn des Kampfes, schoss aus dem Finger hervor und traf Balon in die Brust. Der Lord von Peik brüllte vor Schmerzen auf und Ned war sich sicher, dass ihn dieser gequälte Laut in seinen Träumen verfolgen würde. Die Folter, denn das war es eindeutig, dauerte allerdings nur einen Moment an, ehe Nox aufhörte und Balon wieder stärker zuckend zusammenbrach.

«Darum also… Wie oft Nox diese…Magie wohl schon bei ihm angewandt hat, ehe er die drei hier heruntergeworfen hat?» Generell verachtete Ned Folter, besonders nach dem, was seinem Vater und seinem Bruder zugestossen war, doch er war kein Narr. Ned wusste, dass man als Lord, oder natürlich als König, manchmal auf extremere Massnahmen zurückgreifen musste. Er selbst hatte seit seinem Aufstieg zum Wächter des Nordens einige Männer foltern lassen. Doch nur weil Ned den Nutzen der Folter verstehen konnte, musste das noch lange nicht heissen, dass er es mochte.

Robert schien einen Moment überrascht, doch führte die Qual des Lords von Peik bei im wieder zu einem leichten Lächeln. Auf Lord Tywins Gesicht, war noch immer nicht die geringste Reaktion zu erkennen. Dennoch erkannte Ned in den Augen des Mannes brennendes Interesse. «Ich darf niemals zulassen, dass Nox ihm in die Hände fällt. Ich habe nicht den geringsten Zweifel, dass Tywin ihm in Zukunft Angebote machen wird, um ihn in den Dienst des Hauses Lennister zu locken. Bleibt nur zu überlegen, was Tywin ihm anbieten könnte und welches Gegenangebot ich machen könnte.»

«Huch, nun, scheint also, als könne man ihn doch ruhigstellen.» Robert beugte sich über den noch immer zuckenden Graufreud. «Und nun, Balon, kniet. Eure Flotte ist zerstört, Eure Armee zerschlagen. Ihr habt nichts mehr. Kniet, und ich werde Euch und Eurer Familie gegenüber Gnade zeigen.»

Mit brennendem Hass in den Augen sah Balon zu Robert auf und spuckte dann auf dessen Füsse. «Ich werde niemals vor Euch niederknieen. Ihr habt schon verloren, Ihr wisst es nur noch nicht! Aber bald.. oh, so bald, werdet Ihr es wissen! Vielleicht lasse ich Euch ja erst Euren Zauberer töten, bevor ich mir meine Krone zurückgeben lasse!»

Robert schnaubte und erhob sich wieder. «Ich spiele keine verdammten Spielchen, Graufreud. Worüber verflucht noch eins sprecht Ihr?»

«Oh, wie dumm von mir. Habe ich doch glatt vergessen…» Nox tastete plötzlich die Taschen auf der Aussenseite seiner Robe ab. Als er scheinbar fand, öffnete er sie vorne und griff in eine Innentasche hinein. Ned mochte ihn ja noch nicht besonders lange kennen, doch war ihm sofort klar, dass Nox dieses Vergessen und Suchen nur spielte. «Ah, hier ist es!»

Ned erkannte eine kleine Schriftrolle, wie man sie mit einem Raben versandte. Er konnte das Wappen auf dem Wachs zwar nicht erkennen, hatte aber so eine Ahnung, worum es sich handelte. Nox liess auch sogleich einige Erklärungen folgen. «In der Nacht bevor unsere Streitkräfte hier eingetroffen sind, bin ich nochmal kurz zurück nach Herrenhort gehuscht. Der Maester dort hat mir mitgeteilt, dass sie soeben einen Raben von Drachenstein erhalten hätten. Ich habe angeboten, die Schriftrolle für Euch mitzunehmen.»

Robert brach das Siegel, entrollte das kleine Stück Papier und las den Inhalt. Seine Augen weiteten sich mit jedem Wort, das er las und am Ende war sein Gesicht so rot, wie Ned es noch nie gesehen hatte. «Königsmörder!» Robert rief den Mann in weisser Rüstung, der bei der kleinen Gruppe stand, heran. «Schafft sofort meinen Bruder Stannis her!»

Ser Jamie schien Roberts Wut zu spüren, da er sich sichtlich beeilte, dem Befehl nachzukommen. Während der Ritter unterwegs war, wurde Balons Grinsen immer weiter und weiter. Der Mann strahlte Siegeszuversicht aus. «Wollt Ihr nicht schonmal damit anfangen, mich anzubett-?»

«Zauberer.» Robert unterbrach den spöttischen Kommentar. «Wenn er auch nur noch ein einziges Wort sagt, macht dieses Blitzzeugs nochmal. Aber haltet es diesmal länger.»

Es dauerte nur wenige Minuten, bis Ser Jamie mit Lord Stannis im Schlepptau zurückkehrte. «Euer Gnaden.» Stannis verbeugte sich leicht. «Ihr habt nach mir gesch-»

«Lies das!» Robert streckte seinem Bruder die Schriftrolle entgegen. «Und dann sag mir verdammt nochmal, wie dir das entgehen konnte!»

Stannis Gesicht blieb unverändert, während er die Mitteilung schnell überflog. Das Wolfsblut verriet Ned allerdings, dass in dem Mann die Wut nur so tobte. «Und du, Ned.» Robert wandte sich nun zu ihm um. «Woher verflucht nochmal wusstest du, dass du die Manderlyflotte nach Süden schicken musstest?! Woher wusstest du, dass die Schiffe in der Bucht Verstärkung brauchen würden?!»

Die Siegeszuversicht in Balon fiel bei diesen Worten in sich zusammen und wurden von Besorgnis verdrängt.

«Euer Gnaden.» Nun mischte sich Lord Tywin ein, der sichtlich nicht erfreut darüber war, nicht zu wissen, was gerade geschah. «Was hatte der Rabe zu sagen, Euer Gnaden?»

«Die Graufreuds haben ein Dutzend Schiffe an der Ostküste von Westeros versteckt.» Die Antwort war von Stannis gekommen. «Sobald die königliche Flotte weit genug entfernt war, haben sie einen Angriff auf Drachenstein begonnen. Der Angriff wurde abgewehrt, als die Flotte der Manderlys plötzlich auftauchte. Sie haben die Eisenmänner überrascht, kurz nachdem sie an Land gegangen sind und konnten alle ihre Schiffe entweder erobern oder nach kurzer Verfolgung versenken. Die Kapitäne wurden dann befragt. Sie haben herausgefunden, dass es ihre Aufgabe war, Drachenstein zu nehmen und… und…»

Stannis Wut stand weiteren Erklärungen nun sichtlich im Weg und Robert fuhr fort. «Sie sollten Sharin entführen, meine verfickte Nichte! Sie ist noch ein Baby, verdammt!» Robert spuckte aus. «Und dann sollten sie nach Königsmund weiterfahren und versuchen, meine eigenen verfickten Kinder auch zu entführen!»

Nun war Balons Gesicht blass, wo er gehört hatte, dass sein Angriff gescheitert war und Tywins Augen wurden ganz schmal. «Die Angreifer wurden endgültig zurückgeschlagen?» Der Lord der Westlande stellte die Frage mit einem fordernden Unterton.

«Ja, dank den Manderlys.» Robert nickte und wandte sich dann zu Ned um. «Also, Ned, woher wusstest du, dass sie das Versuchen würden?»

«Wusste ich nicht.» Ned antwortete ehrlich und zeigte dann zur Überraschung aller auf Nox. «Meister Nox hat geschlussfolgert, dass die Eisenmänner unsere Armeen nicht auf konventionellem Weg schlagen könnten und dass Alternativen wie diese der einzige Weg seien, wie sie erfolgreich sein könnten. Er war präzise genug, vorherzusagen, dass sie hinter Lord Stannis Tochter oder Euren eigenen Kinder her sein würden, Euer Gnaden.»

Robert sah Ned weiter an und überdachte das Gesagte für einen Moment, ehe er sich zu Nox wandte. «Nun, Zauberer, es scheint, als hättet Ihr Euren Wert mehr als bewiesen. Ihr habt die Belagerung von Peik innerhalb eines Tages beendet und einen Schlachtplan unserer Feinde aufgedeckt, den weder meine Berater noch ich selbst erkannt haben. Die Krone ist Euch wohl etwas schuldig, wie es scheint.» Robert hielt einen Moment inne und schien das Für und Wider abzuwägen. «Das Schwert über Eurer Schulter. Das war vorher noch nicht da. Woher habt Ihr es?»

Nox hob seine Hand über seine Schulter und zog das Schwert aus seiner Scheide. In dem Moment, wo die Klinge sichtbar wurde, war allen klar, was das war. Der rote Glanz und das Muster der Klinge waren mehr als eindeutig. «Valyrischer Stahl.» Lord Tywins Augen hatten einen hungrigen Glanz und Wellen des Begehrens strahlten von ihm aus. «Roter Regen, das alte Schwert von Haus Drumm. Lord Dunstan Drumm hätte sich nie willentlich von der Klinge getrennt.»

«Hat er auch nicht.» Nox Antwort kam einfach und direkt.

Robert schien nun für sich eine Entscheidung zu treffen und sprach weiter. «Die Ehre würde fordern, dass solche Klingen nach dem Ende des Krieges an die jeweiligen Häuser zurückgegeben werden müssen. Da die Eisenmänner, Haus Drumm eingeschlossen, allerdings rebelliert haben, von dem hinterhältigen Angriff auf meine Nichte ganz zu schweigen… Und da Ihr diesen Plan erkannt und aufgehalten habt, sei es Euch erlaubt, die Waffe zu behalten. Betrachtet dies als Bezahlung für Eure Dienste.»

Ned bezweifelte ernsthaft, dass Nox das Schwert wieder zurückgegeben hätte. Glücklicherweise würde sich dieses Problem nun nicht mehr stellen. Durch Roberts Dekret würde kaum jemand Nox die Waffe streitig machen. Ned schätzte allerdings, dass Nox wohl noch vor dem Verlassen der Insel ein halbes Dutzend Angebote für die Klinge von Tywin Lennister erhalten würde.

«Ich danke Euch, Euer Gnaden.» Nox nickte und steckte das Schwert wieder in die Scheide zurück, ehe er zu den geschlagenen Graufreuds herübernickte. «Nun, was ist mit diesen Drei hier? Soll ich sie für Euch töten?»

Die direkte und fast schon unbekümmerte Weise, in der dieser Vorschlag vorgebracht wurde, liess Ned schlucken. «Er- das kann er doch unmöglich ernst meinen, oder? Ich… ich kann nicht spüren, ob das ein ernsthaftes Angebot war oder nicht.»

Robert winkte allerdings nur ab. «Nein. Das wird nicht nötig sein. Sie wurden besiegt. Trotzdem werden sie nicht einfach so davonkommen. Besonders nach der Sache mit meiner Familie! Nein. Ihr werdet folgendes tun, Graufreud. Ihr werdet jedes Schiff, das zerstört wurde durch eines von Euren ersetzen oder in Gold dafür bezahlen. Ihr habt einen Eurer Söhne vor Seegart im Kampf gegen meinen Bruder verloren. Wie viele Kinder bleiben Euch jetzt noch? Drei?»

«Zwei, Euer Gnaden.» Nox beantwortete die Frage und zog damit wieder die Aufmerksamkeit aller auf sich. «Unglücklicherweise versuchte sein Ältester mir eine Klinge durch den Rücken zu jagen. Es sollte wohl reichen zu sagen, dass er den Versuch nicht überlebt hat.»

«Zwei also.» Robert nickte wieder. «Ein Sohn und eine Tochter, nicht wahr? Ihr werdet beide als Mündel nach Winterfell schicken, und zwar bis sie zwanzig Jahre alt sind. Dann sollen sie zu Euch zurückkehren. Vielleicht lernen sie ja tatsächlich, sich verfickt nochmal ehrenvoll zu verhalten, wenn sie im Haus des ehrenhaftesten Mannes der Sieben Königslande aufwachsen. Richtig, Ned?»

Ned wollte protestieren, wusste aber, dass es nichts bringen würde. Robert hatte sich entschieden und das mussten sie akzeptieren. «Wie Ihr wünscht, Euer Gnaden.» Er nickte.

«Gut.» Robert nickte ebenfalls und wandte sich dann wieder an Balon. «Und nun schwört mir und dem Eisernen Thron ein weiteres Mal Eure Gefolgschaft, Ihr mieses Stück Scheisse, bevor ich mich doch noch dafür entscheide, Euren Arsch gleich hier über die Brücke zu werfen.»

«Einen Moment noch, Euer Gnaden.» Nox trat vor, noch ehe Balon auch nur ein Wort sagen konnte.

«Was denn, Zauberer?» Robert war sichtlich nicht erfreut darüber, dass sie unterbrochen worden waren. «Ihr wurdet für Eure Dienste bereits bezahlt.»

«In der Tat, und ich bin auch sehr dankbar für Eure Grosszügigkeit. Deswegen möchte ich ja auch helfen, so gut ich kann. Ich weiss, dass ich neu in Euren Landen bin, doch in meiner Heimat sind uns solche Unruhen auch nicht fremd. Wenn man sie schnell niederschlägt, dienen sie als abschreckendes Beispiel für andere. Kinder, die als Mündel aufwachsen, höhere Steuern und konfiszierte Schiffe sind sicherlich abschreckend genug, doch diese Dinge werden sich mit der Zeit erledigt haben. In zehn Jahren erinnert sich niemand mehr daran. Das werden andere ebenfalls bemerken. Sie werden die Risiken einer Rebellion abwägen, Euer Gnaden, und möglicherweise zu dem Schluss kommen, dass sich der Versuch lohnen könnte. Euer Gnaden sollten vielleicht eine etwas… dauerhaftere… Erinnerung hinterlassen.»

Ned gefiel nicht, worauf Nox hinauswollte. Noch weniger gefiel ihm die Idee, als er die Zustimmung in Lord Tywins Augen bemerkte. Es war nicht ehrenhaft. Die Graufreuds hatten kapituliert. Es war unnötig, die Dinge nun noch weiter eskalieren zu lassen. Doch Robert und sogar Stannis schienen das Gesagte zu bedenken. Robert stellte schliesslich die Frage. «Was meint Ihr damit, was schwebt Euch vor?»

Nox wandte sich den drei Knieenden zu. «Sie zu töten wäre nicht Strafe genug. Ihr Haus auszulöschen wäre zwar ein ausreichendes Signal, würde aber ein Machtvakuum auf den Eiseninseln hinterlassen und die Lords würden bald schon um die Vorherrschaft kämpfen, wir brauchen als etwas anderes. Unter ihrer Führung hat die Eiserne Flotte Lennishort, Seegart, Hügelstadt und vier Küstenstädte in der Weite geplündert, acht, wenn Ihr Drachenstein dazuzählen wollt. Acht geplünderte Orte, acht Schnitte in ihr Fleisch. Eine dauerhafte Erinnerung für sie selbst und für andere, was geschieht, wenn man den Weg der Gewalt geht.»

Robert kratzte sich den Bart und bedachte das Gesagte einen Augenblick lang, ehe er nickte. «Das klingt fair. Königsmörder, Barristan. Helft Lord Graufreud auf die Füsse und befreit ihn von seiner Rüstung.» Die beiden Männer der Königsgarde folgten dem Befehl ohne Widerspruch. Sie packten Balon unter den Armen und zogen ihn hoch. Dann entfernten sie seinen Brustpanzer und rissen ihm das Wams herunter, was seine Brust freilegte. «Nun, Zauberer, es ist Euer Vorschlag und Ihr steht nun in den Diensten von Haus Stark. Was sagen sie noch im Norden, Ned? 'Der Mann, der das Urteil spricht, sollte auch das Schwert führen'? Ihr werdet es tun. Und wenn er stirbt, werdet auch Ihr sterben.»

Wenn Robert erwartet hatte, dass dieser Vorschlag Nox störte, hatte er falsch gedacht. «Wie Ihr wünscht.» Nox trat nun weiter nach vorne. «Lord Tywin. Lennishort wurde am schwersten getroffen, daher würde ich gerne Euren Dolch benutzen. Mein Lichtwert ist nicht fein genug für diese Aufgabe und ich hatte bisher nicht die Gelegenheit mit meiner neuen Waffe zu üben.»

Ohne weitere Worte zog Lord Tywin seinen Dolch und reichte ihn Nox mit dem Griff voran. «Vielen Dank, mein Lord.» Nox nickte, nahm den Dolch und liess ihn einige Male in seinen Händen herumwirbeln, als wäre er ein Schausteller. «Eine gute Klinge.»

Den folgenden Bewegungen konnte Ned kaum folgen. Innerhalb eines Herzschlages wurde Balons Brust von sechs tiefen Schnitten geziert. Tief, aber nicht tödlich, wenn Ned sich ein Urteil erlauben konnte. Die letzten beiden platzierte Nox auf Balons Gesicht. Einer diagonal vom Haaransatz zur gegenüberliegenden Backe und einer vertikal von einem Ohr zum Mundwinkel. «Jedes Mal, wenn ich denke er könne mich nicht mehr überraschen, tut er es trotzdem.» Ned betrachtete Balons blutende Wunden sorgfältig. «Sich so schnell und mit solcher Präzision zu bewegen, ohne eine tödliche Wunde zu verursachen… Welche Art von Ausbildung liegt nur hinter ihm? Und welche Art Ausbildung mute ich Jon und Robb unter ihm nur zu?»

«Verdammt. Das ist aber mal ein Statement, nicht?» Robert schien zufrieden. «Jemand soll den Ficker zusammenflicken, bevor er mir seine erneute Gefolgschaft schwört. Und jemand soll den Met und die Huren holen. Nun scheint mir die Zeit gekommen, die besten zwei Dinge nach einer Schlacht zu tun! Ficken und Trinken!»

Von Ned, Tywin, Stannis und Nox einmal abgesehen brachen die Umstehenden in Jubel aus. Der König machte sich indes auf den Weg zur grossen Burg von Peik, dicht gefolgt von Stannis und Tywin und mit den Männern der Königsgarde im Schlepptau. Nur Ned und Nox blieben auf der Brücke zurück.

Bald schon waren sie alleine. «Ihr seid nicht zufrieden, Lord Stark.»

Ned hielt inne und seine Augen wanderten zu der Blutlache hinüber, wo Balon eben noch gestanden hatte. «Es war keine Ehre in dem, was Ihr da getan habt.» Neds Antwort klang wie eine Feststellung. «Er war bereits besiegt.»

Nox erwiderte erst nichts und starrte auf den Ozean hinaus. «Sagt mit, Lord Stark, was ist das Zeichen Eures Hauses?»

Ned antwortete sofort. «Der Schattenwolf.»

«Und nun sagt mir, Lord Stark, wenn das Rudel in Gefahr schwebt, verpasst der Schattenwolf der Bedrohung nur eine blutige Nase und glaubt, damit sei alles erledigt? Oder vernichtet er die Bedrohung für das Rudel?»

Ned konterte mit dem, was ihm früher erzählt worden war. «Das ist etwas anderes. Es sind Tiere. Wir sind Menschen.»

«Ja, das ist wahr. Doch der Grundgedanke stimmt nicht. Glaubt Ihr wirklich, dass Eure Vorfahren in der Lage waren ein Land zu erobern und auch noch zu halten, dass so rau ist wie der Norden, indem sie jeden, der es wagte sich ihnen zu widersetzen ohne Abendessen zu Bett geschickt haben? Nein. Es brauchte mehr, als einen Wolf um den Norden zu erobern. Es brauchte einen Schattenwolf. Jemanden, der gewillt war, zu tun, was nötig ist, um das eigene Rudel zu schützen. Und was nötig ist, um Bedrohungen fernzuhalten.»

Nox wandte sich ab und machte zwei Schritte auf die Burg zu, ehe er innehielt. «Es gibt Zeiten für die Ehre, so viel ist sicher. Doch ich habe bereits gesehen, wie Ehre gute Männer vernichtet hat. Wie sie sie blind gemacht hat, für die Welt um sie herum. Wenn diese enge Welt zusammenbricht, waren Sie nicht die Einzigen, die für diese Fehler bezahlen mussten. Seid ein Wolf, Lord Stark. Kein Hirsch, kein Falke und auch keine Forelle. Nein, nicht einmal ein Wolf. Seid mehr als ein Wolf. Seid ein Schattenwolf. Denn der Winter naht. Und wenn der Schnee fällt und die weissen Winde wehen, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt.»

Mit diesen Worten liess Nox ihn auf der Brücke zurück. Seine Worte trafen den Wächter des Nordens tief. «Wie… wie kann er diese Worte nur kennen?» Ned dachte wieder über den letzten Satz des anderen Mannes nach. «Diese Worte… Mein Vater hat dasselbe zu mir gesagt, an dem Tag, an dem ich nach Hohenehr geschickt wurde. Ich dachte immer, ich wüsste, was er damit meinte, aber… könnte es auch etwas anderes bedeuten? Hat er damals versucht, mir etwas zu sagen? Und wenn ja, was?»

Mit viel Stoff zum Nachdenken machte sich nun auch Ned auf den Weg, sich den Feierlichkeiten anzuschliessen. Er wusste allerdings, dass es für ihn nur wenig zu feiern geben würde.

Es dauerte länger als er es gedacht hätte, nach dem erneuten Treuegelöbnis der Graufreuds auch die anderen Eisenmänner zu unterwerfen. Nun, fast einen Monat nach jenem Augenblick auf der Brücke in Peik, fand sich Tywin Lennister, Kopf des Hauses Lennister, Wächter des Westens und Vater der Königin endlich in seinem Solar in Casterlystein wieder. Er war von seinem Haushofmeister und Tyrion genau nach Protokoll empfangen worden, als er durch das Löwenmaul geritten kam. Gleich im Anschluss an seine Ankunft war er von Tyrion über alles informiert worden, was sich während seiner Abwesenheit ereignet hatte. Glücklicherweise war nichts Nennenswertes dabei gewesen.

Eigentlich interessierte Tywin sich kaum für das, was auf dem Stein gerade geschah oder für den neuesten Klatsch, den man sich so erzählte. Er wollte nur über eine einzige Angelegenheit informiert werden und Tyrion war klug genug gewesen, mit Neuigkeiten über den Zauberer des Nordens zu warten, bis sie alleine waren. Was ihn allerdings in seinem Solar erwartet hatte, war nicht das gewesen, was Tywin erwartet hatte. Tyrions Vorstellung für eine Lösung ihrer Probleme stellte ihn ganz und gar nicht zufrieden.

«Ich habe dir nur eine einzige Aufgabe übertragen, während ich mit dem König auf den Eiseninseln war.» Selbstverständlich erlaubte er sich nicht, seinen Sohn anzubrüllen, der ihm gegenübersass und sein übliches Lächeln zur Schau trug. «Und du bringst mir diese… Huren.»

Zu ihrer Verteidigung war anzumerken, dass die beiden Frauen, die hinter seinem Sohn standen, weder bei seinen Worten noch bei seinem Ton auch nur eine Mine verzogen. «Sie sind also wenigstens nicht empfindlich. Trotzdem gefällt mir das nicht.»

Auch sein Sohn schien von seinem Ton nicht eingeschüchtert zu sein. Wenn überhaupt wurde sein Grinsen noch breiter. «Aber Vater, ich habe genau getan, worum du mich gebeten hast. Diese beiden Schönheiten hier sind die Lösung für die Aufgabe, die du mir übertragen hast. Und ich muss sagen, dass die Aufgabe mich doch sehr verwirrt hat. Du hast dich doch nie wirklich darum gekümmert, was die Wölfe treiben, doch nun tust du es. Ich frage mich, wieso so plötzlich?»

Tywin stützte seine Ellbogen auf dem Tisch ab und liess seinen Blick einmal mehr von seinem Sohn zu den beiden Huren wandern. Je mehr er darüber nachdachte, desto mehr musste er zugeben, dass Tyrions Idee vielleicht doch nicht so schlecht war, auch wenn ihm dieser Gedanke im Herzen wehtat. Keine der beiden sah wie eine der typischen Frauen der Westlande aus. Ihre Haare waren von dunkler Farbe, sie hatten helle Haut und ein weniger kantiges Gesicht als es hier üblich war. Vielleicht… vielleicht war an der Idee ja doch etwas dran. Er war allerdings noch nicht bereit, das einzugestehen.

«Verlasst uns. Aber bleibt in Sichtweite der Tür.» Die beiden Huren bestätigten mit einem Nicken, dass sie verstanden hatten, verbeugten sich und liessen Tywin dann mit seinem Sohn alleine.

«Erkläre deinen Plan genauer.» Tywins Befehl folgte unmittelbar auf das Klicken der Tür und galt dieses Mal seinem Sohn.

Noch immer grinsend lehnte Tyrion sich in seinem Stuhl zurück. «Es ist ganz einfach, Vater. Ich vermute, dass du bestimmte Informationen suchst. Wenn man sich die Mühe macht, hinzusehen, sind Huren oft voll davon. Die Lippen der meisten Männer sind viel weniger dicht, nachdem sie ihre Gesellschaft genossen haben. Eine der Huren wird nach Torrhenschanze gehen und die andere wird ihre Dienste in Winterdorf, direkt vor den Toren Winterfell anbieten. Die eine in Winterdorf wird alles, was sie herausfindet nach Torrhenschanze melden, wo die andere sich dann darum kümmert, sie an uns weiterzuleiten. Wir verwenden das Schiff, das die Gefangenen für die Nachtwache nach Norden transportieren, um uns von da aus alles zukommen zu lassen. Zusätzlich zu den beiden habe ich ausserdem einen neuen Kapitän für dieses Schiff gefunden, einen Mann, dem wir vertrauen können. Es könnte allerdings nötig sein, die Anzahl dieser Transporte etwas zu erhöhen. Anderenfalls finden wir sicherlich irgendeinen Grund, neue Handelsbeziehungen mit dem Norden zu knüpfen, auch das würde funktionieren. Soweit ich weiss, stellt dieses System die schnellste und beste Möglichkeit dar, die Informationen zu sammeln, nach denen es dich so plötzlich verlangt. Es wäre nur nicht schlecht, wenn wir die beiden Damen darüber informieren könnten, wonach genau du suchst.»

Wieder überdachte Tywin das Gehörte. Es klang ganz vernünftig. Es war tatsächlich eine gute Möglichkeit, einen Spion nahe Winterfell zu positionieren, ohne das Zentrum des Nordens direkt zu infiltrieren. Ausserdem lag sein Sohn richtig damit, dass viele schwache Männer in käuflicher Gesellschaft mehr von sich gaben, als gut für sie war. Auch der Transportweg der Informationen klang ausgereift. Dennoch war er noch nicht gewillt, zuzugeben, dass Tyrions Lösung funktionierte.

«Und weshalb sollten die beiden uns gegenüber loyal sein?» Er fixierte Tyrion mit seinem Blick. «Ich brauche dich doch wohl kaum daran zu erinnern, dass die Loyalität einer Hure immer da liegt, wo es das meiste Geld zu holen gibt?»

Er konnte den Zorn in Tyrions Augen sehen, der bei dieser Erinnerung an seine 'Frau' aufblitzte. Die Verbindung der beiden war damals eine gute Gelegenheit für diese Lektion gewesen.

«Nein, Vater. Du hast diesen Punkt bereits klargestellt. Aber wir werden ihre Loyalität haben. Ihre unerschütterliche Loyalität. Einerseits weil niemand im Norden in der Lage ist, mehr zu bezahlen als wir und andererseits, weil wir etwas haben, was sie lieben. Eine der beiden hat eine kleine Schwester, die andere einen kleinen Bruder. Mit deiner Zustimmung werden wir den Bruder hier auf Casterlystein in die Wache eingliedern und das Mädchen als Magd in den Küchen. Vielleicht nicht die glamouröseste Art einer Belohnung aber die beiden Damen da draussen wollen sichergehen, dass das, was ihnen von ihren Familien noch geblieben ist, nicht ebenfalls ihren Beruf ergreifen müssen. Ich habe beiden Damen ausserdem klargemacht, was es bedeuten würde, sollten sie Haus Lennister verraten.»

Tywin erhob sich aus seinem Sitz und ging an seinem Sohn vorbei zu einem der Regale nahe den Fenstern, die auf das Meer der Abenddämmerung hinausschauten. Er nahm ein gutes Dutzend Schriftrollen und legte sie vor Tyrion auf dem Schreibtisch ab. «Du wirst die Verantwortung für die Huren tragen. Also auch dafür, im Falle des Falles zu tun, was angedroht wurde.» Er nahm seinen Platz auf dem seinem Stuhl wieder ein und deutete dann auf die Schriftrollen. «Das sind die Steuerberichte von einem unserer niederen Lords für letztes Jahr und für das Jahr davor. Geh sie durch und suche nach Unstimmigkeiten. Sollte dir etwas auffallen, suche eine mögliche Lösung für das Problem und komm damit dann zu mir.»

Das spöttische Grinsen in Tyrions Gesicht verblasste, als er auf die Schriftrollen hinabsah. «Ich – ich… kümmere mich darum.» Tyrion schluckte schwer. Einen Moment später betrachtete er seinen Vater mit einem fragenden Blick. «Wonach genau suchst du? Die Mädchen könnten viel effizienter sein, wen sie wüssten, wonach sie suchen sollen.»

Tywin faltete die Hände und begegnete dann dem Blick seines Sohnes. «Lord Stark hat vor kurzem einen… Fremden… in seinen Dienst genommen. Ich will alles wissen, was die Huren über ihn herausfinden können, jede Kleinigkeit, um herauszufinden, was man ihm anbieten könnte, um ihn von den Wölfen weg und hierher zu locken. Und womit man seine Loyalität gewinnen kann.»

Tyrions Augen wurden vor Verwirrung schmaler. «All das, weil Lord Stark irgendeinen Fremden bei sich aufgenommen hat? Das muss ja ein ziemlich guter Kämpfer sein, wenn es dir so viel wert ist, dir seine Treue zu sichern. Ist er stärker als der Berg? Oder vielleicht besser im Umgang mit der Klinge als Jamie?»

«Beides und keines davon. Der Mann ist ein Zauberer.»

Tywin musste nicht lange auf die folgende Reaktion warten. «Vergib mir, Vater, aber ich glaube ich habe mich gerade verhört.»

«Nein, das hast du nicht. Du hast mich schon richtig verstanden. Die Starks haben einen Zauberer in ihren Diensten. Einen Zauberer, den ich für Haus Lennister haben will.»

Tyrion schüttelte den Kopf. «Ich hätte dich nie für jemanden gehalten, der sich für Grumkins und Snarks interessiert, Vater.»

«Ich auch nicht. Aber ich glaube, was ich mit meinen eigenen Augen sehe.» Er beugte sich nach vorne und ging sicher, dass er die ungeteilte Aufmerksamkeit seines Sohnes hatte, ehe er fortfuhr. «Ich habe gesehen, wie ein blinder Mann vier von Ser Amory Lorchs Männern getötet hat. Ich habe gesehen, wie er Ser Lorch mit einer unsichtbaren Macht in seiner Rüstung zu Tode gequetscht hat. Ich habe gesehen, wie er Ser Lorch mit einer Klinge aus Feuer den Kopf abgeschlagen hat. Ich habe dabei zugesehen, wie eben dieser Mann die Mauern von Peik mit Blitzen und Donner aus seinen Händen eingerissen hat und ich war Zeuge davon, wie er sich seinen Weg durch die Festung gebahnt hat, wie er jeden Mann tötete, der ihm im Weg stand und Balon Graufreud gefesselt und gebrochen vor den König zerrte.»

Tywin liess seine Worte einen Moment lang sacken, bevor er weitersprach. «Und als wäre all das nicht genug, habe ich auch seinen Intellekt gesehen. Ein Intellekt in Verbindung mit politischem Geschick, der wohl selbst für mich eine Herausforderung darstellt. Von dem Moment, wo er von Bord seines Schiffes ging, gelang es ihm innerhalb kürzester Zeit, alles so zu arrangieren, dass er vor meinen Augen fünf Männer aus den Westlanden brutal abschlachten konnte, ohne dass mir eine legale Möglichkeit blieb, Wiedergutmachung zu fordern. Ausserdem ist es ihm noch vor seinem Aufbruch von Winterfell gelungen, eine Verschwörung der Eisenmänner aufzudecken, einfach nur, indem er eine Karte ansah. Diese Verschwörung hat er mit der Hilfe von Lord Stark dann verhindert und so das Wohlwollen des Königs erlangt. Er sieht aus, als wäre er vom Blut des alten Valyria und behauptet doch, nicht von dort zu stammen und keine Verwandtschaft mit den Targaryens zu teilen. Es ist ihm gelungen, sowohl Lord Stark als auch Stannis und den König davon zu überzeugen. Muss ich noch weiter erklären, weshalb ich ihn unter unsere Kontrolle bringen will?»

«… Nein, Vater.» Tyrions Antwort kam erst nach einigen Augenblicken. «Soll ich das Mädchen in Winterfell anweisen, ihn zu verführen? Sie ist ziemlich gut. Sie kann da diese eine Sache mit ihrer Zunge, da leckt sie die Unterseite deines Sch-»

«Ich will nicht hören, wie du Haus Lennister jetzt schon wieder beschämt hast.» Tywin unterbrach seinen Sohn ziemlich abrupt. «Und nein. Die Huren sollen sich von diesem Zauberer fernhalten, es sei denn, er käme selbst auf sie zu. Im Augenblick wissen wir noch kaum etwas über ihn. Wir kennen das gesamte Ausmass seiner Fähigkeiten noch nicht und bis wir mehr wissen, sollen sie versuchen ihm nicht zu nahe zu kommen. Ist das klar?»

«Ja, Vater.» Tyrion nickte und erhob sich dann. Er nahm die Steuerberichte mit sich. «Wenn das alles ist, Vater, gebe ich den Mädchen die letzten Anweisungen und schicke sie dann auf den Weg. Ich melde mich wieder bei dir, sobald ich mit diesen Berichten fertig bin.»

«Gut, geh jetzt.» Tywin bedeute Tyrion mit der Hand er solle verschwinden. Und schicke nach Maester Creylen. Ich brauche etwas von ihm.»

«Wie du wünschst, Vater.» Tyrion verneigte sich etwas ungelenk und verliess dann, die Schriftrollen fest unter dem Arm, den Raum.

«Er ist mit der Aufgabe besser umgegangen als ich gedacht hätte.» Tywin setzte sich wieder gerade hin und wartete dann auf den Maester von Casterlystein. «Aber das heisst noch nichts. Ich weiss, dass in den Berichten von eben drei Fehler sind. Wollen wir doch mal sehen, ob er clever genug ist, sie alle zu finden und ob er in der Lage ist, zu tun, was nötig ist, um unsere Banner davon zu überzeugen, dass sie nicht versuchen sollen, etwas vor uns zu verbergen.»

Bald nach Tyrions Verschwinden hörte Tywin ein leichtes Klopfen an der Türe seines Solars. «Mein Lord, Ihr habt nach mir geschickt?» Maester Creylen streckte seinen runzligen alten Kopf herein.

«Ich muss bei der Zitadelle einen neuen Maester anfordern. Creylen ist schon seit den Zeiten meines Vaters hier, was alleine schon Grund genug ist, ihn loszuwerden.» Tywin beobachtete den alten Mann dabei, wie er langsam auf ihn zukam. «Ausserdem kann ich mit einem lahmen alten Mann nichts anfangen, der sich kaum um seine einfachsten Pflichten kümmern kann.»

«Das habe ich, Maester.» Tywin lehnte sich wieder nach vorne und stützte sich auf seinen Ellbogen ab. «Ihr habt eines der Glieder Eurer Kette in der Tierkunde geschmiedet, ist es nicht so?»

Creylen blinzelte und nickte. «Ja, das habe ich, mein Lord. Weshalb fragt Ihr?»

«Sagt mir,» Tywin fixierte den Mann genauer. «In welcher Region müsste ich suchen, wenn ich wünschte, ein Bantha zu erwerben?»

Erzmaester Ebros war auf dem Weg zum Versammlungsraum der Maester, der sich im obersten Stockwerk der Zitadelle befand. Dort angekommen besah er sich die anwesenden Maester. Er und die fünf anderen Maester hier, waren zwar nicht einmal die Hälfte aller Erzmaester, die sich derzeit in der Zitadelle aufhielten, doch waren sie in seinen Augen die Wichtigsten. Jeder von ihnen war dafür verantwortlich, innerhalb des Ordens seine eigene Sekte zu leiten. Ihr Zusammenschluss war geheim und wurde im Stillen nur als 'die Führende Hand' bekannt, die wahren Maester. Diese Männer waren dafür verantwortlich, Westeros in ein neues Zeitalter der Erleuchtung und des Friedens zu führen. Ein Ziel, das sie beinahe erreicht zu haben glaubten. Bis vor Kurzem jedenfalls.

Ebros nahm seinen Sitz ein, musterte jeden der Anwesenden gründlich und wandte sich dann an Ryam. «Erzmaester Ryam, habt Ihr Neuigkeiten von den Eiseninseln erhalten?»

«Ja.» Ryam nickte und wirkte plötzlich unangenehm berührt. «Gute und schlechte Neuigkeiten. Die Eisenmänner wurden besiegt. Unglücklicherweise wurde der Maester von Peik während des Angriffes getötet.»

«Kein besonderer Verlust.» Erzmaester Castos ergriff das Wort. «Dieser Vollidiot war ohnehin kaum mehr als eine Personifikation der Inkompetenz. Der wahre Grund, weshalb er überhaupt dorthin geschickt wurde.»

«Das mag ja sein, doch nun müssen wir jemand anderen für den Posten finden.» Erzmaester Agrivane schaltete sich ein. «In vergangenen Zeiten dienten die Eiseninseln oft als Ort, an dem man die weniger Begabten unseres Ordens kaltstellen konnte. Vielleicht sollten wir diese Haltung angesichts der Proklamation des Königs und der Tatsache, dass der Erbe der Eiseninseln nun von Lord Stark erzogen wird, neu überdenken. Vielleicht sollten wir statt des üblichen Abschaums ja einen Initianten des Ordens der Führenden Hand dorthin schicken?»

«Ich stimme Erzmaester Agrivane zu.» Erzmaester Benedict beteiligte sich nun ebenfalls an der Diskussion. «Ganz egal, wo der Erbe der Eiseninseln auch aufwachsen wird, wenn es jemals eine Zeit gegeben hat, diesem rückständigen Flecken unserer Welt die Erleuchtung nahezubringen, dann ist sie jetzt. Solch ein Vorhaben sollte mit grosser Vorsicht angegangen werden.»

«Die Ernennung des neuen Maesters von Peik ist doch ohnehin nicht der Grund für dieses Treffen, Erzmaester Ebros.» Der Einwand kam von Erzmaester Sandhu, dessen übliche Ungeduld eindeutig zu hören war. «Euch ging es doch eher um die Gerüchte bezüglich dieses sogenannten 'Zauberers' aus dem Norden. Also, Ryam, haben Eure Quellen die Fähigkeiten des Mannes bereits widerlegt?»

Ryams Gesicht verzog sich und er schüttelte den Kopf. «Nein, das haben sie nicht. Eher im Gegenteil sogar. Ich habe aus mehreren voneinander unabhängigen Quellen mit Verbindungen zu unserem Orden Meldung erhalten. Alle hatten sie Dasselbe zu berichten. Die Starks haben wirklich die Loyalität eines Zauberers gewonnen. Eines mächtigen Zauberers, wenn das stimmt, was mir berichtet wurde.»

Das war das Letzte, was Ebros oder einer der anderen anwesenden Erzmaester hatten hören wollen. Er war sich allerdings sicher, dass Marwyn 'der Magier' sehr erfreut darüber wäre, zu erfahren, dass solche Mächte tatsächlich noch existierten. Sie alle teilten diese Freude nicht. Diese Mächte und Kräfte widersprachen allem, wofür der Orden der Führenden Hand stand. Ihre Vorgänger hatten seit der Zeit vor dem Untergang des valyrischen Freistaates daran gearbeitet, die Lande von Westeros zu einen und in die Zukunft zu führen. Nach der Eroberung des Kontinents durch die Targaryens hatte sich ihr Fokus dann verschoben. Die Targaryens hatten Westeros zwar vereinigt, doch hatten sie Drachen und Magie dafür eingesetzt. Diese Dinge passten nicht in die Vorstellung der Zukunft, wie die Führende Hand sie vertrat. Weder der Orden der Maester noch der darin verborgene Geheimorden der Führenden Hand hassten Magie. Nicht im herkömmlichen Sinne jedenfalls, nicht so wie der Glaube an die Sieben es tat. Nein, für sie repräsentierte die Magie schlicht das, was es zu bekämpfen galt, denn Magie war in ihrer eigentlichen Form chaotisch. Pures, ungezügeltes und unkontrollierbares Chaos. Die Magie passte also nicht in die ordnungsgemässe Vorstellung der Zukunft, wie der Orden sie wünschte.

Es hatte viele Jahre gedauert, Jahrhunderte sogar, doch letztendlich war es ihnen gelungen, die Drachen durch erzwungene Gefangenschaft und Gift zu verkrüppeln und schliesslich auszulöschen. Nach dem Verschwinden der Drachen hatte es dann nicht lange gedauert, bis der Wahnsinn die Targaryens zerfressen hatte. Dieser Wahnsinn hätte sich problemlos vermeiden lassen, hätten sie ihren Inzest nicht fortgesetzt.

Der aufkeimende Wahnsinn der Targaryens war einer der grössten Erfolge ihres Ordens gewesen, beinahe schon von gleicher Bedeutung wie das Aussterben der Drachen. Durch das gezielte Platzieren und Verbergen von Büchern war es ihren Vorgängern gelungen, die Illusion zu erzeugen, dass der Grund für das ausbleibende Schlüpfen der Dracheneier das unreine Blut der Targaryens war. In Wahrheit hatte das Eine nicht das Geringste mit dem Anderen zu tun gehabt. Wenn man den wenigen Aufzeichnungen der Zitadelle zum Freistaat von Valyria Glauben schenkte, war Inzest in den alten Tagen in Valyria ein eher seltenes Phänomen gewesen und hatte lediglich dem Zweck gedient, den Adel vom gemeinen Volk zu trennen, so wie es auch in Westeros noch heute der Fall war. Die Targaryens waren allerdings auf die Illusion hereingefallen und hatten versucht, ihr Blut zu reinigen, indem sie sich nur noch untereinander fortgepflanzt hatten. Dies hatte selbstverständlich dazu geführt, dass ihre Linie immer instabiler geworden war. Der perfekte langsame Tod. Es war allerdings bedauerlich gewesen, dass es so lange gedauert hatte, bis der Adel und das gemeine Volk endlich genug von dem Wahnsinn hatten. Am Ende waren es erst die präzise gewählten Worte von Grossmaester Pycelle gewesen, wie man Lord Starks Urteil durch Kampf abhalten könnte, die das Fass zum überlaufen gebracht hatten.

Und nun, nach all den Jahrhunderten, war der Orden der Führenden Hand endlich frei von den Targaryens und ihren Drachen und hatte einen neuen König auf dem Thron, der sich leicht lenken liess. Man musste nur einige Krüge Wein und die eine oder andere Hure bereitstellen, um zu bekommen, was man wollte. Und jetzt, wo endlich ihre Zeit hätte anbrechen sollen, wurden ihre Pläne durch das plötzliche Auftauchen dieses… Zauberers… bedroht. Noch dazu war der Zauberer an der schlimmstmöglichen Stelle überhaupt aufgetaucht.

Wäre er im Süden erschienen, hätte sich der Glaube an die Sieben wohl für sie um ihn gekümmert. Ihr Hass auf alles, was auch nur im Entferntesten mit Magie zu tun hatte, war kein Geheimnis. Doch stattdessen war der Zauberer im Norden erschienen, dem Land, das die Andalen nie hatten erobern können und wo auch heute noch das Blut der ersten Menschen stark war. Die einzige noch schlimmere Möglichkeit wäre Dorne gewesen, wo sich die Martells mit seiner Hilfe gegen die Baratheons hätten auflehnen können.

«Und wie hat der König auf all das reagiert? Was meint Pycelle dazu?» Ebros hatte sich nun Agrivane zugewandt, der als Pycelles Kontaktperson innerhalb des Ordens der führenden Hand fungierte.

«Die Reaktion fiel scheinbar eher gemischt aus.» Agrivane teilte ihnen nun mit, was er bisher erfahren hatte. «Der König scheint zwar beeindruckt von dem, wozu der Zauberer fähig ist, doch ist die Tatsache, dass der Mann das Aussehen der Drachenlords von einst hat, ist ihm ein ständiger Stachel im Fleisch. Er ist zwar nicht so stark beunruhigt, wie wir es gerne hätten aber…»

«Informiert Pycelle darüber, dass er versuchen soll, diese Furcht zu nähren.» Die Anweisung, die Ebros eben gegeben hatte löste keine weiteren Diskussionen aus. «Wenn möglich soll er dem König die Idee einreden, dass der Zauberer wohl den Geist seines Freundes, Eddard Stark, vergiftet hat und ihn gegen den Thron aufstachelt. Wer weiss, womöglich löst der König ja unser kleines Problem für uns.»

«Ich kümmere mich darum.» Agrivane nickte.

«Doch das wird Zeit in Anspruch nehmen. Zeit, die wir nicht haben, jetzt, wo wir unserem Ziel so nahe sind!» Sandhu schrie am Ende beinahe, wütend darüber, dass ihre Pläne über eine solch lange Zeit angelegt waren.

«Geduld, Sandhu.» Ebros versuchte den Mann zu beruhigen. «Unser Orden hat seit vielen Jahrhunderten geplant. Wir haben dabei geholfen, dieses Land zu vereinen. Wir haben uns der Drachen entledigt und auch der Targaryens. Im Vergleich zu diesen Feinden wird dieser Zauberer nur ein kleines Hindernis darstellen. Ich zweifle nicht daran, dass wir ihn mit ein wenig Geduld werden aus dem Weg räumen können.»

«Vielleicht sollten wir die nächste Phase unseres Plans einleiten.» Castos schaltete sich wieder ein und zog die Aufmerksamkeit aller wieder auf sich. «Es ist wirklich an der Zeit. Wenn wir es richtig angehen, könnten wir diesen Teil unseres Plans auch mit der Entfernung des Zauberers verbinden.»

«Das würde uns auch die Zeit geben, weitere Informationen über den Zauberer zu sammeln.» Benedict nickte, was von seinen Kollegen mit fragenden Blicken quittiert wurde. «Einer Nachricht von Maester Luwin zufolge verfügt der Zauberer auch über Wissen, das über seine mystischen Künste hinausgeht. Wir könnten ihn einige seiner Ideen ausprobieren lassen. Sollen sie das doch da oben machen, im Norden, fern der zivilisierten Welt. Möglicherweise wäre es ja lohnend einiges davon zu übernehmen? Immer vorausgesetzt, dass es funktioniert.»

Ebros nickte nun ebenfalls. «Kümmert Euch darum. Erzmaester Castos, da es Eure Idee war, den Zauberer in die nächste Phase unseres Plans zu integrieren, erwarte ich weitere Details dazu innerhalb eines Monats.»

«Natürlich.» Castos nickte. «Solch eine Veränderung unseres Plans könnte ihn allerdings um einige Jahre verzögern. Es werden bestimmte Umstände nötig sein und einige der Spielfiguren werden sorgfältig platziert werden müssen. Dennoch halte ich es für möglich.»

«Das alles wäre viel einfacher, hätten wir nur einen Maester in Winterfell, der loyal zur Führenden Hand steht.» Die nörgelnde Beschwerde kam von Ryam. Maester Walys war während seiner Zeit auf Winterfell ein loyales Mitglied ihres Ordens gewesen. Unglücklicherweise nahm Maester Luwin es mit seinem Schwur Winterfell gegenüber genauer. Zu genau, für ihren Geschmack, was auch der Grund war, weshalb man ihn nie in ihren Orden eingeführt hatte.

«Das würde die Dinge tatsächlich einfacher machen.» Ebros überlegte einen Moment. «Es wäre sehr ungewöhnlich, würden wir einen Maester von Luwins Alter und Erfahrung abberufen. Ausserdem würde der Mann nach allem, was ich über ihn weiss, eine Abberufung ohnehin nur akzeptieren, wenn Lord Stark ihn persönlich wegschickt, was sehr unwahrscheinlich ist. Oder wenn er stirbt. Das ist aber auch unwahrscheinlich und ich werde ohne guten Grund der Entfernung eines so fähigen Mitgliedes unseres Ordens nicht zustimmen. Also nein. Es wäre zwar verlockend, doch wir werden uns wohl mit der derzeitigen Situation abfinden müssen. Nun, meine Herren, wir haben viel Arbeit vor uns. Lasst und beginnen.»

Olenna Tyrell, die Dornenkönigin und inoffizielle Herrin der Weite, stand auf dem Balkon, der von ihren Räumlichkeiten auf Rosengarten ausging. Sie beobachtete gedankenverloren, wie sich die Bewohner Rosengartens unter ihr im Hof bewegten und ihr Leben so lebten, wie sie es vor einem der wohl kürzesten Kriege in der Geschichte der Sieben Königslande getan hatten. «Diese idiotischen Piraten haben doch tatsächlich gedacht, sie könnten den Löwen ins Gesicht schlagen und dem Dämon vom Trident 'fick dich' ins Gesicht sagen. Bescheuerte Hohlköpfe, alle miteinander. Aber nützliche Hohlköpfe. Dieser Krieg hat uns schliesslich die Gelegenheit gegeben, unsere neue Allianz mit den Baratheons zu demonstrieren.»

Das Einzige, was Olenna Tyrell während diesem Krieg wirklich gefürchtet hatte, war keine Niederlage gewesen. Nein, dazu waren die Eisenmänner zu isoliert gewesen. Ihr hatte viel eher Angst eingejagt, dass ihr idiotischer Sohn etwas tun oder sagen könnte, dass die Weite und Haus Tyrell im Besonderen, ein weiteres Mal dem König gegenüber in ein schlechtes Licht rücken würde. Glücklicherweise war es dazu nicht gekommen, auch wenn ihr Sohn es geschafft hatte, Randyll Tarly ein weiteres Mal zu beleidigen. Ansonsten war alles gut genug verlaufen und den Lords der Weite war es nun endlich wieder erlaubt, dem Hirschen an seinem Hof die Aufwartung zu machen.

«Doch für uns ist die Zeit noch nicht gekommen, nicht für Haus Tyrell. Wir sind noch nicht bereit, die Weite zu verlassen. Erst müssen wir unseren Einfluss über unsere Vasallen wieder stärken, bevor wir im grossen Spiel wieder mitspielen können.»

Sie wandte sich um und verliess den Balkon. In ihren Gemächern begab sie sich zu der grossen Karte der Weite, die sich über eine komplette Wand erstreckte. «Maes hat Tarly während der Rebellion beleidigt. Dieser Hohlschädel hat einen Sieg für sich beansprucht, der nicht der seine war. Und nun musste er sein fettes Maul schon wieder aufreissen und damit einen der einflussreichsten und mächtigsten unserer Vasallen vor den Kopf stossen, der ganz zufällig auch noch der fähigste militärische Kommandant der Weite ist. Es wird einige Zeit dauern, unsere Macht wieder zu festigen und die Lords in unseren Landen spüren zu lassen, welch ein Fehler es wäre, sich gegen Haus Tyrell aufzulehnen und zu versuchen, uns unseren rechtmässigen Platz als Wächter des Südens streitig zu machen.»

Eine Heirat war selbstverständlich der einfachste Weg, ihre Stellung zu sichern und Willas war alt genug für eine Verlobung. Trotz der Verkrüppelung, die die verfluchte Viper ihrem Enkel zugefügt hatte, hatte er noch immer sein blendendes Aussehen, das richtige Temperament und seine Zukunft als Wächter des Südens. Ein guter Fang für jede adelige Maid, trotz seiner Einschränkungen. Garlan war eine andere Option. Es würde noch ein paar Jahre dauern, bis er erwachsen war, doch er zeigte bereits die Anzeichen, dass aus ihm einmal ein guter Ritter werden würde, auch wenn ihm der Ritterschlag bisher noch nicht zuteilgeworden war.

«Wir müssen mit den Baratheons ins Reine kommen. Das sollte die allermeisten unserer Lords von törichten Gedanken abbringen. Es wäre das Einfachste, Margaery mit dem Kronprinzen zu verloben… aber der ist noch ein Junge und Margaery ist ebenfalls noch ein kleines Mädchen. Das ist höchstens ein Ziel für die Zukunft, vorerst sollten wir vorsichtiger vorgehen. Also nein. Margaery wird sich vorerst vom Hof fernhalten. Erst muss sie erblühen und erwachsen werden. Sie muss kräftig wachsen und zu voller Schönheit erblühen. Aber dann… hmmm… ja. Das könnte funktionieren.»

Sie setzte sich an ihren Schreibtisch und begann ein Schreiben aufzusetzen, dass sie zum König schicken würde. «Loras ist alt genug, um ein Knappe zu werden. Der König wird ihn nicht nehmen. Und selbst wenn, wäre er unter ihm wohl kaum mehr als ein glorifizierter Mundschenk. Stannis hasst alles und jeden, der etwas mit unserem Haus zu tun hat, ein weiteres Resultat von Maes Dummheit. Wieso musste er ihn während der Belagerung von Sturmkapp bloss so vorführen und verhöhnen? Es bleibt also nur eine Option übrig, Renly. Der Junge ist zwar nur ein paar Jahre älter als Loras, aber es gab schon kleinere Unterschiede. Ausserdem kann Loras so besser damit beginnen, ihm die Geschichten von Margaerys Schönheit und Klugheit ins Ohr zu flüstern. Wenn diese Geschichten den König aus dem Mund seines eigenen Bruders erreichen, hat Margaery, wenn es denn so weit ist, den anderen jungen Damen des Reiches gegenüber etwas voraus.»

Nachdem sie eine zweite Variante des Briefes aufgesetzt hatte, war Olenna endlich zufrieden. «Da ist so viel Arschkriecherei drin, ich könnte glatt mein Frühstück wieder von mir geben. Naja, lässt sich wohl nicht vermeiden. Wir haben derzeit nicht den nötigen Einfluss, um dem König gegenüber direkt zu sein, daher… Arschkriecherei. Wenigstens vorerst.»

Sie legte den Brief zur Seite und wandte sich in Gedanken dann erneut dem Problem zu, wie es den Tyrells gelingen sollte, ihre Macht in der Weite wieder zu stabilisieren. Irgendwann drifteten ihre Gedanken dann nordwärts. Hin zu der seltsamen Geschichte, die sie nicht nur von ihrem närrischen Sohn, sondern auch von vielen Männern mit deutlich vertrauenswürdigerem Intellekt gehört hatte, die ihren Sohn auf die Eiseninseln begleitet hatte. «Lord Stark hat es doch tatsächlich geschafft, einen echten Zauberer unter seine Kontrolle zu bringen. Was müssen die Maester sich nur gerade aufregen. Ihre Abneigung der Magie gegenüber ist kein grosses Geheimnis, besonders nicht hier in der Weite, wo noch der Einfluss des Glaubens dazukommt. Sie waren einfach zu eifrig, die Magie für tot zu erklären, als die letzten Drachen der Targaryens gestorben sind. Und jetzt das. Ein echter, wahrhafter, lebendiger Zauberer. Und das auch noch in den Landen der ersten Menschen. Was gäbe ich nur, all diese ach so gelehrten Männer aufgekratzt herumwuseln zu sehen, wie eine Horde Mädchen, die sich vor einer Spinne fürchten.»

Zu Beginn hatte sie den Geschichten ihres Sohnes bezüglich der Fähigkeiten dieses Zauberers nicht geglaubt. Als sie das Gesagte aber durch vertrauenswürdigere Quellen bestätigt bekommen hatte, war das etwas ganz anderes gewesen. Da erst war ihr klar geworden, dass ihr Sohn noch untertrieben hatte. «Ich mag in Kriegsdingen ja nicht besonders viel Erfahrung haben, doch ich kenne mich mit Festungen aus. Ich weiss, was es braucht, um eine Burg anzugreifen. Und dieser Zauberer hat Peik innerhalb von Stunden genommen, zu Fuss. Ach, wäre ich noch nur noch jung. Ich würde mir sofort mein Kleid herunterreissen und ihm anbieten, was auch immer er will, nur um einen Teil dieser Macht zu erhalten.»

Lady Olenna war zwar eine Tochter des Hauses Rothweyn und eine Lady der Weite, doch kein Stück religiös. Sicherlich, sie ging in die Septe, wie jede gute Lady des Reiches es tun sollte, doch das war kaum mehr als ein Lippenbekenntnis. Religion hatte ihren Platz, doch hing dieser ganz entscheidend vom eigenen Blickwinkel ab. «Die Septone werden ohne Zweifel versuchen, alles zu verdammen, was auch nur das Geringste mit diesem Mann zu tun hat. Glücklicherweise befindet er sich aber im Norden, wo die diese Sabberköpfe und der Glaube an die Sieben kaum etwas zu sagen hat. Naja, wenn man von der Septe in Weisswasserhafen und diesem kleinen Ding einmal absieht, das Lord Stark für seine Frau hat bauen lassen… keine Ahnung, was ihn zu dieser Dummheit veranlasst hat. Das wäre so, als würde ich einen Wehrholzbaum in der Septe von Baelor dem Weisen aufstellen und erwarten, dass die Leute, die daran vorbeigehen, dort beten. Die Götter allein wissen, welche Gedanken Stark dabei durch den Kopf gingen. Ohne Zweifel Catelyn Tullys Titten oder ihre Möse.»

Olenna schüttelte den Kopf und zwang ihre Gedanken von der Ehe der Starks weg und wieder zurück zu dem seltsamen Zauberer. «Wenn Haus Tyrell nur die Loyalität dieses Zauberers gewinnen könnte, würde es niemand mehr wagen, sich uns zu widersetzen. Besonders Tarly nicht, der Mann hat die Fähigkeiten des Zauberers schliesslich mit eigenen Augen bezeugen können. Die Frage ist nur, wie sich seine Loyalität gewinnen liesse. Ohne Zweifel arbeitet Lord Tywin bereits daran, seine Netze in diese Richtung auszustrecken. Jemand wie er könnte ein so mächtiges Individuum wie den Zauberer nie ausserhalb seiner Reichweite lassen. Das beantwortet aber die eigentliche Frage nicht.»

Olenna kannte den Mann nicht, allerdings kannte sie sehr wohl die Starks. Oder jedenfalls ihren Ruf. «Durch die Starks käme man wohl noch am ehesten an ihn heran.» Zu dieser Schlussfolgerung war sie recht schnell gekommen. «Nur wie lässt sich die Zuneigung der Starks gewinnen? Eine Verlobung? Lord Stark hat einen Sohn in einem ähnlichen Alter… nein. Ich werde Margaerys Hand nicht einfach so vergeben, nicht einmal an den zukünftigen Wächter des Nordens. Und Starks Töchter sind noch zu jung für eine Verlobung. In ein paar Jahren vielleicht. Ob wir jemanden als Mündel nach Winterfell schicken könnten? Das wäre schon eher möglich. Aber Willas und Garlan sind schon zu alt dafür und Loras ist hoffentlich in Kürze auf dem Weg nach Sturmkapp. Und ich kann natürlich nicht Margaery schicken, ich brauche das Mädchen hier, wo ich sie vernünftig erziehen kann. Vielleicht könnten wir eine von Starks Töchtern hier in Rosengarten aufnehmen? Ja… das könnte funktionieren. Vorzugsweise die Älteste, man könnte womöglich eine Freundschaft zwischen ihr und Margaery anstreben und Willas wie einen preisgekrönten Gockel vor ihr hin und herlaufen lassen. Ja… das könnte vielleicht funktionieren.»

Olenna legte mit ihren Gedanken eine Pause ein und sah aus ihrer Balkontür hinaus. «Doch noch lässt sich so ein Angebot nicht machen. Nicht so kurz nach dem Auftauchen des Zauberers, das sähe verzweifelt aus. Unsere Vasallen würden es als Zeichen der Schwäche sehen und wenn sie erst einmal Blut im Wasser schmecken, würden sie wie die gierigen Haie um uns kreisen, die sie in Wirklichkeit sind. Ausserdem hatten die Tyrells in der Vergangenheit nur wenig Kontakt zu den Starks. Das lag zwar hauptsächlich an der selbstgewählten Isolation des Nordens, aber es ist nicht so, als hätten wir nicht auch unseren Anteil daran. Vielleicht ist es an der Zeit, daran etwas zu ändern. Ein paar neue Handelsabkommen mit dem Norden, vielleicht? Abkommen, von denen der Norden profitiert, so lange die Weite nicht darunter zu leiden hat, kann es uns ja egal sein. Und da ist auch noch die seltsame Faszination der Nordmänner für ihre Mauer. Ihre Legenden lassen sie ja schliesslich als mehr erscheinen als nur eine glorifizierte Gefängniskolonie. Vielleicht lassen sich von jetzt an ja einige Gefangene mehr davon überzeugen, das Schwarz anzulegen und vielleicht auch ein paar zweite oder dritte Söhne der niederen Häuser, die sonst keine Zukunftsaussichten haben. Ja… ja. Doch das wird einige Zeit dauern. Ich hoffe bloss, dass uns so viel Zeit bleibt. Und dass ich es nicht irgendwann bedauern muss, diese Zeit aufzubringen.»

Sie schob ihre Briefe an den König zur Seite und nahm einen weiteren Bogen Papier zur Hand. Links, Rechts! Kommt herein.»

Die Türe öffnete sich und ihre beiden Wachen betraten den Raum. «Ah, Zwillinge… gutaussehend… stark. Aber unglücklicherweise nicht die hellsten Kerzen auf dem Leuchter. Trotzdem, wenn ich doch bloss noch jung wäre… ah die Jugend.» Links, bring mir mehr Papier und Tinte. Rechts, du holst Essen und Wein. Ich werde wohl die ganze Nacht beschäftigt sein, also bring auch gleich noch weitere Kerzen mit. Na los, geht schon.»

Jon Arryn, Wächter des Ostens, Hüter des Grünen Tals und Hand des Königs, sass an seinem Schreibtisch im Turm der Hand in Königsmund, wo er eine Karte der Sieben Königslande studierte, die vor ihm ausgebreitet lag. Jedes der Königslande war auf der Karte mit kleinen Figuren bedeckt, die anzeigen sollten, was sie dem Reich bieten konnten. Nach der Rebellion der Graufreuds sah die Karte aus seiner Sicht wesentlich angenehmer aus als noch einige Monate zuvor. Die Rebellion war ziemlich genau so abgelaufen, wie Jon es geplant hatte, besonders aber Roberts Rückkehr in die Hauptstadt.

«Es hat über zwei Jahre gedauert und ich musste durch die Stellvertreter von Stellvertretern agieren.» Jon dachte missmutig an das, was er hatte tun müssen, um die Graufreuds zu dieser Dummheit zu verleiten, ohne Spuren zu hinterlassen, die zu ihm führten. «Aber am Ende ist es dann doch noch wie geplant gelaufen. Endlich ist die Weite wieder in den Schoss der Krone zurückgekehrt und Robert hat es sogar einigen der Lords der Weite gestattet, an den Hof zurückzukehren. Ausserdem haben Ned und Robert endlich wieder etwas Ruhe in ihre Freundschaft gebracht, nach all dem Streit, den es wegen Elias Tod und dem ihrer Kinder gab. Robert steht nun auch endlich in den Augen des gemeinen Volkes als Beschützer des Reiches dar, statt nur als ein Usurpator. Es wird zwar immer solche geben, die ihn als solchen bezeichnen aber das werden immer weniger. Am wichtigsten ist aber, dass mit der Rückkehr der Lords der Weite und des erstarkenden Verhältnisses mit dem Norden der Einfluss der Lennisters fürs Erste nicht mehr weiterwächst. Wenigstens für die nächsten paar Jahre. Sie müssen ausserdem erst mal vor der eigenen Haustüre wieder für Ordnung sorgen und ihre Flotte wieder aufbauen.»

In Wirklichkeit hatte Jon Mitleid für die Menschen von Lennishort. Er hatte nicht vorhersehen können, mit welcher Präzision und Brutalität die Graufreuds ihre Rebellion beginnen würden. Er sprach ein kurzes Gebet für die Seelen der Toten, beruhigte sein Gewissen dann aber schnell mit dem Gedanken, dass ihr Opfer nicht umsonst gewesen war. Die Schäden an der wichtigsten Hafenstadt der Westlande würden Tywin noch auf Jahre hinaus beschäftigen. Jahre, die er, Jon, nutzen konnte, die Augen und Ohren des alten Löwen in Königsmund zu behindern. Jahre, in denen man den Einfluss der Familie der Königin auf den Eisernen Thron zurückdrängen konnte.

«Aber obwohl der Krieg sich so abgespielt hat, wie es zu erwarten war, ist trotzdem ein neues Problem aufgetaucht.» Jons Augen wanderten zum nördlichen Königreich. «Und all das nur wegen dieses einen Mannes, den Robert als den 'Zauberer des Nordens' bezeichnet.»

Jon war ein Andale. Als solcher machte ihn alleine der Gedanke an einen Zauberer in einer Machtposition schon nervös. Auf der anderen Seite war er, als Lord des Reiches und Hand des Königs, in einer Position, wo er solche Gefühle ignorieren musste. Der Mann und seine Kräfte waren bereits Symbole der Furcht und der Hoffnung, der Inspiration und Neugier geworden und halfen als solche dabei, die Massen ruhig zu halten. Glücklicherweise hatte der Zauberer seine neue Heimat im Norden gefunden und scheinbar den Starks seine Treue versichert. Jon hätte es zwar bevorzugt, wenn man den Zauberer nach Königsmund gebracht hätte, wo er ihn besser unter Kontrolle gehabt hätte, doch der Norden würde genügen müssen. Das Wichtigste war ohnehin, dass man den Zauberer von Tywin Lennister fernhielt, ausserdem ersparte der derzeitige Aufenthaltsort des Zauberers ihm die Mühe, den Glauben ruhig zu halten. Die Götter alleine würden ahnen können, was geschehen würde, sollte es den Löwen jemals gelingen den Zauberer unter ihre Fuchtel zu bekommen. Die fast mühelose Erstürmung Peiks legte schliesslich Zeugnis davon ab, wie mächtig der Zauberer war.

«Und wenn Robert die Wahrheit gesagt hat, wird er nicht der Letzte sein, der über diese Mächte verfügen wird.»

Es hatte einer erstaunlich grossen Menge Wein und viel gutes Zureden gebraucht, den König was dieses Thema anbelangte zum Reden zu bringen. Es hatte Jon doch sehr erstaunt davon zu hören, dass Ned plante, den Mann sowohl seinen Bastard als auch seinen legitimen Sohn und Erben auszubilden. Wenn man den Worten des Zauberers Glauben schenken konnte, waren beide mit der Fähigkeit zu dieser Magie geboren worden.

Jon war sich nicht sicher, wann Ned so weise geworden war, was die Feinheiten des grossen Spiels anbelangte, doch selbst Jon hätte aus der Sicht des Wächters des Nordens keinen besseren Plan aufstellen können. Die beiden Jungen würden gemeinsam ausgebildet werden und zwischen ihnen würde sich ein starkes Band entwickeln. Ausserdem tat Ned gut daran, die Ausbildung seiner beiden Söhne nicht an die grosse Glocke zu hängen, da sich so der Einfluss von aussen limitieren liess. Besonders der Bastard wäre ein leichtes Ziel für einige Lords des Reiches gewesen, die ihn mit einer eigenen Burg oder was sonst auch immer auf ihre Seite ziehen wollten. Ned erhielt so ausserdem Zeit zur Vorbereitung. Jon hatte nicht den geringsten Zweifel, dass in dem Moment, wo allgemein bekannt wurde, dass der Zauberer die Söhne des Wächters des Nordens unterwies viele der Lords des Reiches ihre eigenen Erben Richtung Norden schicken würden. Auf den Zauberer würde ohnehin bald eine Flut von Heiratsangeboten zukommen. Viele Familien aus allen Sieben Königslanden würden einiges dafür geben, den Zauberer und die Fähigkeiten, die er hatte, in den eigenen Stammbaum zu übernehmen.

«Ich muss die beiden Jungen und ihre Ausbildung gut im Auge behalten.» Jon tippte mit dem Finger wiederholt auf die Karte, während er noch immer den Norden betrachtete. «Diese Fähigkeiten der Jungs macht es noch wichtiger, dass die Krone gute Beziehungen mit den Starks unterhält. Die Drachen waren über viele Jahre der stabilisierende Faktor für die Herrschaft der Targaryens, diese neue Zauberei könnte in der Baratheon-Dynastie denselben Effekt haben. Vielleicht könnte man zeitweise einen der Jungen hier in Königsmund als Mündel aufnehmen… nicht zu lange natürlich, wir wollen ja Neds Pläne für eine stabile Beziehung zwischen den beiden nicht stören…. Vielleicht ja wenn die Jungen älter sind… ideal wäre es natürlich, wenn ich Robert davon überzeugen könnte, Joffrey für eine Weile in den Norden zu schicken. Warte, nein… das würde nie funktionieren. Der Junge ist zwar noch klein, aber die Löwin zeigt schon bei der geringsten Erwähnung ihres 'kleinen Jungen' ihre Krallen.»

Jon schob seine Gedanken an den Zauberer und an die Kinder beiseite und erlaubte seinem Blick, zur letzten noch verbleibenden problematischen Region in Westeros hinzuflackern. Dieser Teil von Westeros und die Menschen dort machten Jon die meisten Sorgen. Das lag vor allem daran, dass Dorne mit Waffengewalt die Baratheons nicht vom Thron stossen konnten und daher anzunehmen war, dass sie auf Mörder und Spione zurückgreifen würden. Auf der anderen Seite war es nur schwer vorstellbar, dass man die Menschen aus Dorne mit Waffengewalt würde zum Einlenken zwingen können. Die Bewohner Dornes würden sich einfach in ihre Wüsten zurückziehen und es würde keiner Armee der Welt gelingen, dort einen Sieg mit Waffengewalt zu erzwingen. Den Targaryens war es nicht einmal auf dem Höhepunkt ihrer Macht gelungen, Dorne durch Stärke alleine zu bezwingen. Es hatte einer Heirat bedurft, dieses Kapitel ihrer Eroberung abzuschliessen. Vielleicht war eine Heirat ja auch in diesem Fall die Lösung des Problems.

«Doran Martell würde jeden Vorschlag einer Heirat seiner Familie mit einem Baratheon oder Lennister ablehnen. Ich selbst habe keine Erben, die ich anbieten könnte. Die Weite wird nicht bereit sein, einen der ihren für diese Vermählung zur Verfügung zu stellen, nicht so kurz nach dem Vorfall mit Oberyn Martell und dem jungen Willas. Edmure Tully wäre eine Möglichkeit… aber ich glaube kaum, dass sich das einrichten liesse. Nach den Gebräuchen von Dorne ist das älteste Kind, also Arianne Martell, die nächste in der Erbfolge auf den Platz des Fürsten von Dorne. Ich wage doch zu bezweifeln, dass sie bereit wäre, ihren Platz dort aufzugeben um eine Lady der Flusslande zu werden. Nein, Doran wird nicht einfach irgendeinen Lord oder eine Lady als Ehepartner für seine Kinder in Betracht ziehen. Aber… vielleicht gibt es ja doch noch eine Möglichkeit. Doran würde wohl noch am ehesten einen Sohn Dornes für seine Tochter in Betracht ziehen. Jemand, der keine Gefahr für die Vormachtstellung der Martells da unten darstellt. Ich brauche also ein unbeschriebenes Blatt, das trotzdem eine starke Verbindung zwischen Dorne und der Krone bilden würde. Die Lösung dafür liegt interessanterweise im Norden und mit dieser neuen Entwicklung ist sein Wert sogar noch gestiegen.»

Ned hatte sich stets geweigert, die Mutter seines Bastards preiszugeben, aber Jon war kein Narr. Und er kannte sein ehemaliges Mündel womöglich besser, als der Mann sich selbst kannte. Jon wusste, dass es in ganz Westeros nur eine Frau gegeben hatte, die den ehrenhaften Ned Stark seine Ehre hatte vergessen lassen können. Diese Frau war Ashara Dayn gewesen.

Das Timing passte. Als Ned mit dem Jungen aufgetaucht war, war er noch sehr klein gewesen, fast noch ein Neugeborenes. Es war ausserdem bekannt, dass Lady Dayn während der Rebellion ein Kind ausgetragen hatte. Haus Dayn behauptete zwar, dass das Baby tot geboren worden war, aber Jon hatte da seine Zweifel. Ohne Zweifel hatte Ned den Jungen mitgenommen, um ihn grosszuziehen. Die Tatsache, dass Ned ihren Sohn mitgenommen hatte und der Tod ihres Bruders konnten letztendlich zu dem bedauernswerten Schicksal von Lady Dayn geführt haben.

«Haus Dayn wird es zwar höchstwahrscheinlich leugnen, sie sind schliesslich bisher nie mit Forderungen in dieser Richtung gekommen. Vielleicht schämen sie sich auch wegen seiner Verbindung mit dem Norden. Aber das spielt wohl kaum eine Rolle. Wenn die Fähigkeiten des Jungen erst einmal allgemein bekannt werden, wird sein Wert der jedes anderen Bastards der Geschichte übersteigen. Die Dayns wären Narren, wenn sie dann die Mutterschaft von Lady Ashara noch immer leugnen. Sie würden das eigene Ansehen damit fast unrettbar beschädigen. Ausserdem ist es ja nicht so, als hätte der Fürst oder die Fürstin von Dorne sich noch nie einen Bastard als Konkubine gehalten hat und diesem den eigenen Namen verliehen hat.»

Er würde mit dem Timing sehr vorschichtig sein müssen. Der Junge würde Zeit benötigen, um heranzuwachsen, um die eigenen Kräfte zu entwickeln und um seinen Wert zu beweisen. Ausserdem würde Ned Zeit brauchen, um sicherzugehen, dass die Verbindung des Jungen zum Norden und zu Haus Stark stabil genug sein würden. Er würde dem Jungen fünf Jahre geben. Vielleicht auch noch ein Jahr mehr, wenn die Kunde über die Fähigkeiten des Jungen sich bis dann noch nicht im Reich verbreitet hatte. Dann würde er vorsichtig damit beginnen, Gerüchte über die Verbindung des Jungen zu Haus Dayn zu streuen und sichergehen, dass diese Gerüchte Sonnspeer erreichen würden.

Ja. Das würde das Beste sein. Aber das waren wieder Pläne, deren Umsetzung Jahre dauern würde. Nun musste er sich erstmal auf das Hier und Jetzt konzentrieren. Der Blick des Löwen galt im Augenblick nicht Königsmund und er musste einige Veränderungen am Hof vornehmen müssen. Ein Kandidat kam ihm dabei sofort in den Sinn. «Es würde viele meiner Probleme lösen. Besonders die Angelegenheit mit den extravaganten Ausgaben von Robert. Ausserdem würde meine Frau mir dann nicht ständig damit in den Ohren liegen, dass sie keine Bekannte in der Hauptstadt habe. Wenn man den Berichten glaubt, die ich erhalten habe, hat er bisher im Grünen Tal hervorragende Arbeit geleistet. Die Gerüchte behaupten ja, dass er zwei Kupferstücke aneinander reiben kann und so Golddrachen hervorbringt. Das ist zwar schwer zu glauben, aber diese Fähigkeit wäre mit Sicherheit hilfreich. Ja. Ich werde ihm den Posten des Meisters der Münze anbieten und erst einmal sehen, was er kann. Es gilt allerdings wegen meiner Frau vorsichtig zu sein. Ich kenne ja schliesslich die Geschichte, die die beiden verbindet. Ich werde die beiden gut im Auge behalten lassen und sichergehen müssen, dass sie ausserhalb des angemessenen Rahmens keine Zeit miteinander verbringen können.»

Jon zog ein leeres Stück Papier heran und machte sich dann daran, die Aufforderung zu verfassen, die Petyr Baelish als Meister der Münze an den Hof berufen würde.

Das war es auch schon wieder. Ich liebe dieses Kapitel, besonders den zweiten Teil, wo ein Blick quer durch Westeros geworfen wird. Schon spannend, was in den Köpfen der hohen Herren und Damen so läuft.

Ausserdem habe ich noch eine kleine Bemerkung bezüglich der Übersetzung. Im Original wird oft das Wort Captn verwendet. Auf Deutsch kann das Wort mehrere Bedeutungen haben und das wurde gerade bei den Eisenmännern spannend. Man kann es einerseits mit Hauptmann übersetzen (wie ich es bei Jory in Winterfell gemacht habe), oder aber mit Kapitän (also Schiffskapitän und so). Ich habe mich entschieden bei den Eisenmännern keine Hauptmänner einzuführen und hoffe, das Kapitän Hugo mir das nicht übel nimmt (kicher).

Das war es dann auch schon wieder von mir, ich hoffe das Chap hat euch gefallen und wenn das der Fall war, dann lasst mir doch einfach ein kurzes Review da. Interessiert mich wie immer sehr, was ihr von der Story, vom Stil und so weiter haltet.

Bis zum nächsten Mal.