Alola! Totenköpfe sind out!

Heiße Sonnenstrahlen prallten auf die Insel und dicke Luft kündigt ein Gewitter an. Die Peppeck-Schwärme saßen still auf den Bäumen und die Menschen liefen mit Fächern oder Handventilatoren in großen Massen in Hauholi City herum.

Mitsuki machte sich gut gelaunt am Morgen nach dem Treffen mit Elima auf den Weg zu Route 2. Diese war der einzige Weg für sowohl Mitsuki als auch Tali, um zur Prüfungsstätte, der Vegetationshöhle, zu gelangen.

Weil er Tali ein guter Rivale und ein gutes Vorbild sein wollte, war Mitsuki an diesem Morgen extra früh aufgestanden und losgezogen, damit Tali sich auch anstrengen musste. Seine Pokémon hatte ihren Platz im Pokeball der unangenehmen Hitze vorgezogen, denn beide waren noch müde und konnten sich so länger ausruhen.

Schon bald erblickte er den Übergang von Hauholi-City zu Route 2. Doch war er nicht der einzige, der um die gleiche Zeit dort anzutreffen war:
Hala, der Inselkönig streichelte sein Tauros beruhigend.

Als Mitsuki ihn freundlich begrüßte, bot Hala ihm an das Tauros zu streicheln: „Na komm schon, Jungchen, mein Tauros beißt nicht und ist handzahm. Probier' es einfach mal!"

Zögernd streckte Mitsuki seine Hand aus und streichelte das Tauros vorsichtig. "Hey Hala, weißt du, ob Tali schon auf Route 2 ist? Wir haben eine kleine Wette und ich will es dem Jungen nicht zu einfach machen", fragte Mitsuki.

Hala lachte mit deiner tiefen Stimme und antwortete: "Tali ist noch nicht da, als ich aufgestanden bin, da war der Junge noch am Schlafen. Wer aber schon putzmunter ist, ist mein liebes Tauros, nicht wahr? Wer ist ein fleißiges Tauros? Du bist ein fleißiges Tauros, jaha!"

Doch Tauros hatte genug vom Streicheln und rannte weg, mit einem aufgeregten Inselkönig hinterher.

Sobald Mitsuki Route 2 betreten hatte, wurde er auch schon von einer jungen Frau angesprochen: "Hey du Schwächling! Kämpf gegen mich, damit ich dir zeigen kann wie sehr überlegen ich dir bin!" Ein Nebulak schwebte neben ihr und lachte gehässig.

Natürlich konnte Mitsuki solche Aussagen nicht auf sich sitzen lassen und willigt in einen Kampf ein. Er hatte auch schon eine Strategie im Kopf:

"Ich werde mit meinem Flamiau gegen dein Nebulak kämpfen, okay?"
Mitsuki holte James aus seinem Ball heraus.
"Eins gegen eins. Ein fairer Kampf ohne miese Tricks. Denn wenn du so stark bist, wie du sagst, dann kannst du mich bestimmt schnell schlagen."
Er zwinkerte seiner Kontrahentin zu, die schnaubte.

"Na warte nur ab! Mein cooles Nebulak und ich zeigen dir schon, wie das Azumarill hier läuft! Los mein Schätzchen! Greif dieses Flamiau endlich an!", sagte sie.

Mitsuki nickte James zu und flüsterte: "Dann probieren wir mal unsere neue Strategie aus! Zeig was dein Training für Beeren getragen hat!"

Der Kampf James versus Nebulak begann.

Geister-Pokémon hatten einen Vorteil gegenüber Angriffen des Typs Normal und Kampf, denn sie wurden von beiden nicht getroffen. Also sah Mitsuki davon ab, Tackle einzusetzen.

Geschickt wich das Flamiau den Konfusstrahlen von Nebulak aus. Es sprang von links nach rechts und rannte in Richtung Nebulak.

"Schätzchen, zeig mal deine lange Zunge!", rief die junge Frau höhnisch und warf ihr Haar hinter sich. "Dieses kleine Ding können wir doch mit Leichtigkeit besiegen!"

Kurz bevor James das Nebulak berühren konnte, sprang das Flamiau in die Luft und fing an Feuer um sein Maul zu sammeln.

"Los jetzt James! Zeig's ihnen!" schrie Mitsuki angespannt. Er konzentrierte sich nur auf das kleine feurige Fellbündel vor seinen Augen.
"Du kannst das!", rief er ermutigend hinterher.

Die Augen von James leuchteten auf und das Feuer um sein Maul herum festigte sich zu der Attacke Feuerzahn! James biss so fest zu wie es konnte und fiel auf den Boden, getroffen von einem letzten Konfusstrahl, den das Nebulak verzweifelt noch losschicken konnte.

Besiegt trudelte das Nebulak zu Boden und blieb liegen.

Seine Trainerin reif es zurück in den Ball. "Wie kannst du es nur wagen, meinem Baby wehzutun? Ich werde es dir noch heimzahlen! Merk dir meine Worte und meinen Namen!", schimpfte sie und stapfte in Richtung Stadt davon.

Nach diesem Kampf ging Mitsuki weiter und sah sich neugierig um. Er kam an eine Art Kreuzung:
Links stand ein anscheinend ausgebuchtes Motel mit Verbindung zum Strand, auf der rechten Seite war eine Abzweigung zum Friedhof der kleinen Insel. Kurz davor stand ein Haus mit einer alten Rutsche im Garten.

Das Haus musste wohl dem Friedhofswärter und der dazugehörigen Familie gehören und weiter in Richtung Prüfungsstätte lag eine Art Bauernhof, denn dort waren Felder angelegt, auf denen verschiedene Beerenbäume wuchsen.

Plötzlich wurde Mitsuki wurde von einem Pokémon aus den Gedanken gerissen:
„Bo! Botogel! Bo! Bo!"

Es zerrte ungeduldig an Mitsukis Hose.

"Ein Botogel? Woher kommst du denn? Du siehst nicht wie ein wildes Pokémon aus...", sagte Mitsuki zu sich selbst.

"BO! BOTOGEL! BO! BO!" Es zog Mitsuki in Richtung der Beerenfelder!

Mitsuki verstand und lief dem Botogel hinterher. "Brauchst du Hilfe, oder was ist los? Geht es deinem Trainer gut?"

Doch er brauchte keine Antwort von dem Botogel, denn was seine Augen als nächstes sahen, lies Wut in ihm hochkochen:

Neben dem ersten Feld standen diese beiden Team Skull Rüpel und bedrohten den Bauer! Hatten die beiden denn nicht schon genug angestellt? Mitsuki musste sie wohl ein für alle Mal vertreiben. Er stellte sich an den Eingang zur Farm, stellte sich breitbeinig hin und verschränkte seine Arme. Zudem holte er schon mal Felix aus seinem Pokéball. An ihnen würden die beiden Rüpel nicht vorbei kommen.

Mitsuki erhob seine Stimme: "Hey ihr zwei Ausreißer! Müsst ihr auch noch unschuldige Menschen beklauen und bedrohen, um euer Ego zu unterstreichen? Oder wollt ihr euch einfach nur wieder gut fühlen, nachdem Elima und ich euch am Hafen platt gemacht haben?" Er grinste hämisch.

Der Rüpel, der sich als Migi vorgestellt hatte fing an zu rappen: "Ey yo, du hattest nur Glück, jawohl! Ey yo! Du bist hier gar nix, yo! Hau ab du Gutmensch, yo! Wir machen dich sonst platt yo!"

Der andere, also Hidari, stieg in den seltsamen Rap ein: "Platt wie ein Schädel machen wird dich! Krieg das in deinen Schädel rein! Team Skull ist der Totenschädel auf deinem Grabstein!"

Mitsuki konnte das nicht auf sich sitzen lassen. "Oho, ihr zwei wollt mich also besiegen? Hm, da seid ihr aber mindesten 10 Jahre zu früh, dass ihr das schaffen würdet. Na kommt doch, zeigt mal was ihr so drauf habt!"

Hidari riss seinen Pokéball von seinem Gürtel und eröffnete den Kampf mit seinem Traumato. "Los geht's Traumato! Wir hämmern die Niederlage schon in seinen Schädel!"

Doch bevor das Traumato etwas anrichten konnte, wurde es auch schon schnell von Felix mit einem Spukball besiegt.

Hidari rief sein Pokémon zurück und wollte weglaufen, doch Mitsuki stellte sich in seinen Weg und sagte: "Hey, du kommst mir nicht davon! Entschuldige dich erstmal bei dem Bauern und dann können wir weiter reden."

Auf einmal wurde Mitsuki geschubst und landete auf dem Boden! Migi, der andere der beiden Rüpel hatte sich während dem "Kampf" an Mitsuki vorbei geschlichen und seine Chance genutzt. Schnell rannten die beiden weg und waren hinter den Büschen in Richtung Vegetationshöhle verschwunden.

Der Bauer und das Botogel bedankten sich bei Mitsuki und versprachen, einen Teil der kommenden Ernte an Mitsuki zu geben.

Mitsuki verabschiedete sich und lief besorgt in Richtung, in welche die beiden Rüpel gelaufen waren. Hoffentlich stellten sie beiden keinen Unfug an. Und hoffentlich begegneten sie nicht Tali!

Angekommen bei der Vegetationshöhle, sah Mitsuki sich um. Weder Elima noch Tali oder die beiden Rüpel waren zu sehen. Es sah so aus, als wenn Mitsuki sich noch eine kleine Pause im Café des gegenüberliegenden Pokécenters gönnen konnte.

Nachdenkend stand Mitsuki vor dem Pokécenter, als hinter ihm eine Stimme ertönte: „Mitsuki-Sensei, bist du das? Man, du bist aber schnell!"

Mit einem großen Lächeln drehte Mitsuki sich um und wuschelte Tali durch die Haare. „Auch einen guten Morgen an dich, Tali. Na, schon aufgeregt? Ich hoffe doch, dass du nicht planst, die Prüfung vor mir zu schaffen. Ansonsten hättest du ja einen großen Vorsprung!" Er zwinkerte dem Jungen zu.

Tali antwortete lachend:
„Doch genau das habe ich vor Mitsuki-Sensei! Und Sie können da nichts gegen tun. Ich werde als erster Inselwanderschafts-Champ! Darauf können Sie sich verlassen!
Wussten Sie, dass Kapu-Riki mit der Vegetationshöhle in Verbindung steht? Man darf dort nur rein, wenn man die Prüfung machen will, oder sie schon bestanden hat. Wie cool ist das denn!" Mittlerweile konnte man fast Funken aus Talis Augen sprühen sehen, so sehr loderte er für die Prüfung.

Mitsuki schlug vor, dass die beiden, während ihre Pokémon von Schwester Joy geheilt werden, im Café des Pokécenters erst einmal frühstücken könnten.

Als sie im Café saßen und auf ihre Bestellungen warteten, strich Tali sich unterbewusst immer wieder über den Arm und starrte Löcher in die Luft.

Mitsuki sah dies und fragte: "Tali, ist alles in Ordnung bei dir? Du scheinst mir so geistig abwesend zu sein? Ist irgendwas passiert?"

Tali antwortete bedrückt: "Mitsuki-Sensei, du weißt ja, dass meine Mutter vor ein paar Jahren gestorben ist. Sie ist hier auf dem Friedhof gemeinsam mit ihrem ähnlich lange verstorbenen Wolwerock begraben und ich wollte sie und ihr Wolwerock noch einmal besuchen und um ihren Beistand für die Prüfung bitten. Ich hoffe die beiden können stolz auf mich sein."

Mitsuki verwuschelte Talis Haare und gab ihm ein Taschentuch, um seine Tränen zu trocknen. "Ich bin mir sicher, dass deine Mutter und ihr Wolwerock beide sehr stolz auf dich sind. Auch jetzt schon! Du bist ein gutherziger, starker und mutiger Trainer. Solche gibt es nicht überall. Deine Mutter und ihr Pokémon beschützen dich garantiert vom Jenseits aus."

Tali trocknete seine Tränen, schnaubte ins Taschentuch und lächelte wieder.

Nachdem die beiden von Schwester Joy aufgerufen wurden, weil ihre Pokémon komplett geheilt waren, kauften die beiden kurzerhand ein paar Tränke für die bevorstehende Prüfung und verabschiedeten sich dann am Ausgang des Pokécenters. Sie gaben sich ein High Five und trennten sich: Mitsuki ging in Richtung Prüfungsstätte, während Tali zum Friedhof ging, um das Grab seiner Mutter zu besuchen.

„Alola Mitsuki! Du bist also der erste, der hier auftaucht. Ich habe mir schon irgendwie gedacht, dass du hier schneller sein wirst, als Tali, der Junge hat noch viel zu lernen."
Elima stand mit verschränkten Armen vor dem Eingang der Höhle.
„Ich habe hier extra gewartet, nur um euch persönlich grüßen zu dürfen. Fühlt euch geschmeichelt, eigentlich sollte heute noch mein Ersatz die Prüfungen leiten."

Mitsuki sah sich Elima an und bemerkte, dass dieser etwas außer Atem war und leicht schwitzte.
„Genau, du hast hier schon maximal zwei oder drei Minuten gestanden. Als Tali und ich ins Pokécenter gegangen sind, warst du noch nicht da, außerdem siehst du so aus, als wärst du gerannt. Und als letztes: Tali muss zwar noch einiges lernen, aber er hat großes Talent und wird mich wahrscheinlich bald einholen. Also komm mal von deinem hohen Galoppa runter."
Mitsuki war genervt von Elimas Verhalten gegenüber Tali und wollte die Konversation so schnell wie möglich beenden. „Was muss ich jetzt bei dieser Prüfung machen?"

Elima stotterte: „Du musst die Nesthöhlen in den Pokémon, nein, die Pokémon in ihren Nesthöhlen besiegen. Das ganze drei Mal, dann darfst du in den höhleren Teil des Hinterns, nein, in den hinteren Teil der Höhle weiter. Da siehst du dann einen Kristall auf einem Sockel. Nimm ihn an dich und dann hast du die Prüfung theoretisch bestanden."

Mitsuki war nicht im geringsten besorgt, dass er durch die Prüfung durchfallen werde, denn er traute seinen Pokémon viel zu. Vielmehr war er an der Lage in der Höhle interessiert.
Seine Gedanken kreisten um die beiden Rüpel von der Farm. Der Schädel-Typ und sein Kumpel. Dennoch störte ihn ein Teil von Elimas Erklärung.
„Was meinst du mit theoretisch? Es gibt also mehr, was man machen muss? Oder was ist der Haken an der Sache?"

Langsam seine Fassung gewinnend erwiderte Mitsuki nur geheimnisvoll: „Das, mein lieber Mitsuki, wird eine Überraschung bleiben. Du wirst es schon sehen. Noch zwei Sachen:
Dir wird in der Höhle an sich ein Prüfungshelfer zu Seite stehen, der aber nur in äußersten Notfällen in das Geschehen eingreift.
Die andere Sache ist, dass du keine Pokémon in der Vegetationshöhle fangen darfst, solange deine Prüfung stattfindet. Das wäre alles. Bist du bereit?"

Mitsuki legte seine Hand vorsichtig über die Pokébälle von James und Felix, atmete einmal kurz durch und nickte dann Elima entschlossen zu.

Dieser ließ die Prüfung dann offiziell beginnen: „Mach dich bereit, es ist Prüfungszeit!"