Kapitel 7
Gespräche auf einer Party
Musik, die aus dem Zaubererrundfunk dröhnte, erfüllte den Fuchsbau und schuf zusammen mit den bunten Laternen und Wimpeln eine festliche Atmosphäre. Seit dem Kriegsende war das kleine, steinerne Gebäude mit seinen planlos angebauten Stockwerken noch erweitert worden; Arthur Weasleys Status als Kriegsheld hatte ihm eine höher dotierte Stelle im Ministerium und damit auch ein höheres Gehalt beschert. Dennoch drängten sich die Menschen dicht an dicht, die sich in den Mauern des Fuchsbaus versammelt hatten.
Dies war ein besonderer Abend – sie feierten den Abschluss von Hermiones Universitätsstudium. Hermione Granger war nun offiziell eine Tränkemeisterin.
Hermione lächelte vor sich hin, während sie sich im Raum nach den Leuten umsah, die ihre Ersatzfamilie geworden waren. Das Angebot der Weasleys, für sie ein Festabendessen zu veranstalten, hatte sie besonders unter den gegebenen Umständen angenehm überrascht.
Molly und Arthur waren enttäuscht gewesen, als sie und Ron sie informiert hatten, dass ihre Hochzeit abgesagt war, aber das Maß ihres Verständnisses hatte Hermione überrascht. Ein kleiner Teil von ihr hatte befürchtet, dass der Abbruch der romantischen Beziehung mit Ron auch das Ende der Beziehung zu seinen Eltern bedeuten würde. Schließlich hatte Molly sie beinahe rausgeworfen, nachdem sie Rita Skeeters schmutzige Lügen über sie und Harry während des Trimagischen Turniers gelesen hatte. Dieses Mal hatte Molly sie jedoch einfach umarmt und sie deutlich wissen lassen, dass sie Hermione immer als eine zusätzliche Tochter betrachten würde, ob dies nun offiziell war oder nicht.
Und daher stand sie nun – eine stolze Empfängerin ihres Titels als Tränkemeisterin – plaudernd und lachend inmitten der lebhaften Party, mit der ihr Erfolg gefeiert wurde. Das Einzige, was das Fest noch perfekter machen könnte, wäre, wenn …
Die Küchentür öffnete sich, und Luna spazierte herein, die Hermione sofort in der Menge entdeckte. Hermione lächelte, als ihre engste Freundin den Raum durchquerte, um sie zu umarmen.
„Hermione! Es tut mir so leid, dass ich zu spät bin! Eine Herde durchgehender Griffelrückenschnarchrassler wurde gesichtet, und Daddy bestand darauf, dass wir Nachforschungen anstellen. Es stellte sich heraus, dass sie nicht durchgingen, sondern umherwanderten", sagte Luna hektisch, und ihre großen Augen wirkten aufgrund ihrer Aufregung noch größer, „aber ich bin hergekommen, sobald ich konnte. Ich freue mich einfach wahnsinnig für dich!"
Hermione lachte und erwiderte die Umarmung. „Danke, Luna! Ich freue mich so, dass du hier bist – du hast mir gefehlt. Hast du schon gegessen? Lass uns etwas zu essen für dich finden und uns einen Punsch holen. Ich bin ausgedörrt!"
Die beiden Freundinnen bahnten sich ihren Weg zum Tisch, und während Luna ihren Teller mit Essen füllte, ergriff Hermione zwei Gläser mit Punsch. Während Luna aß, plauderten sie, und Hermione lachte, als Luna sie mit Geschichten über ihre Pflichten der „untersuchenden Berichterstattung" für den Quibbler unterhielt.
„Also dann", sagte Luna in ihrer üblichen, ernsthaften Art, „habe ich mich hinter einem wirklich buschigen Baum versteckt – ich weiß nicht, welche Art Baum es war, aber er war ungewöhnlich buschig mit wirklich großen Blättern, auf denen sich diese seltsamen braunen Flecken mit einem roten Mittelpunkt befanden. Ich glaube, sie waren rot, aber es könnte auch ein rötlicher Purpurton gewesen sein … nun, ich nehme an, das ist nicht wichtig. Jedenfalls habe ich mich hinter diesem Baum versteckt, und ich dachte, ich sähe etwas sich bewegen und hörte diesen wirklich seltsamen Ton – ‚wackawoo wackawoo'. Das ist der Ruf des Griffelrückenschnarchrasslers, weißt du. Daher griff ich nach unten, um meine Kamera zu nehmen – sie hing mir um den Hals – nur um festzustellen, dass sie sich irgendwie in den Blättern des wirklich buschigen Baumes verheddert hatte und …"
Luna erzählte weiter davon, wie sie es eben versäumt hatte, ein Foto des stets flüchtigen Griffelrückenschnarchrasslers zu bekommen, aber Hermione hörte nicht mehr zu. Sie hatte Severus' Blick von der entgegengesetzten Seite des Raums aufgefangen, wo er sich mit Draco und Remus unterhielt. Er hob sein Glas zu ihr, und das Grinsen, das sie so gut kannte, zierte seine Lippen – Lippen, die sie bisher noch nicht auf ihren eigenen gespürt hatte, obgleich der Bastard sie geneckt hatte, indem er bei jeder sich bietenden Gelegenheit ihre Wange oder ihre Handfläche küsste. Sie beobachtete, wie das Grinsen sich zu einem kleinen Lächeln veränderte, und er hob eine Augenbraue, als sie schamlos auf seinen Mund starrte. Als ihr klar wurde, was sie tat, errötete Hermione, holte langsam Luft und wandte ihren Blick wieder Luna zu. Sie schüttelte den Kopf; in den letzten paar Wochen war sie öfter errötet als in ihrem ganzen Leben zuvor. Sie nippte an dem kühlen Punsch und hoffte, er würde nicht nur ihren Durst stillen, sondern auch ihre Leidenschaft abkühlen.
„Also", sagte Luna in nonchalantem Tonfall, „was läuft zwischen dir und Mr Snape?"
Hermione hustete und verhaspelte sich, Punsch tröpfelte ihr aus dem Mundwinkel. Schockiert über Lunas unverblümte Frage – obwohl sie nicht wusste, weshalb, da Luna oft eine verblüffende Fähigkeit zur Schau stellte, Dinge zu sehen, die andere nicht sahen – wischte Hermione ihren Mund mit einer Serviette ab, dann packte sie Lunas Teller und stellte ihn auf den Tisch neben ihr Punschglas. Sie zog Luna am Ärmel in eine leere Ecke.
„Ich bin nicht … Ich meine wir … Ich habe ... Ist es so offensichtlich?" Hermione konnte sich nicht davon abhalten, noch einen Blick auf Severus zu werfen.
Luna kicherte. „Wahrscheinlich nur, wenn jemand dich genau beobachet. Wie lange geht das schon?", flüsterte sie, während beide Mädchen grüßend zu Harry und Ron winkten, die auf dem Weg zum Buffet vorbeigingen.
„Nicht lange", antwortete Hermione, und ihr Gesicht leuchtete vor Freude, „einen Monat oder so."
„Einen Monat!", rief Luna leise aus, und Schmerz trat in ihre silbrig-grauen Augen. „Du erzählst mir jetzt sofort, was los ist, Hermione Granger. Ich kann nicht glauben, dass du so lange mit jemandem ausgehst, ohne es mir zu sagen. Mir!"
Hermione besaß den Anstand, betrübt auszusehen. „Oh, Luna, es tut mir leid! Ich wollte dich nicht verletzen. Ehrlich! Ich war nicht sicher, ob irgendetwas daraus würde, und nun, mit der Prophezeiung und allem war ich nicht sicher, wie du es auffassen würdest, wenn ich jemand anderen als Charlie sehe. Das Allerletzte, was ich je will, ist, deine Gefühle zu verletzen."
Luna seufzte und ergriff dann Hermiones Hand. „Die Prophezeiung lässt es sich anhören, als könne Charlie dein Seelengefährte sein, aber egal, ob er es ist oder nicht, bin ich die Erste, die zugesteht, dass es Jahre oder Jahrzehnte dauern könnte, bis es geschieht. Wer bin ich, um dir nicht zu gönnen, was immer an Glück du inzwischen finden kannst?"
Hermiones Augen glitzerten vor ungeweinten Tränen. „Danke. Danke für dein Verständnis. Ich hatte solche Sorge, dass du dich von mir irgendwie schlecht behandelt fühlst."
„Ich weiß, dass du mich liebst, als wäre ich deine eigene Schwester, und ich empfinde dasselbe für dich. Nichts wird das je ändern. In Ordnung?"
Hermione nickte und drückte Lunas Hand fest. Sie schniefte, dann fasste sie sich. Bis jetzt war ihr nicht klar gewesen, wie sehr besorgt sie gewesen war, Luna zu verletzen, und Erleichterung überkam sie, dass ihre Entscheidung, die Prophezeiung zu ignorieren, ihre Freundin nicht im Geringsten störte.
Mit einem spekulativen Funkeln in den Augen und einem Nicken in Severus' Richtung fragte Luna, „Also … wird daraus irgendetwas?"
Hermione seufzte verträumt und riskierte einen schnellen Blick zu Severus. „Ich glaube schon."
Luna kicherte des uncharakteristischen Ausdrucks wegen auf Hermiones Gesicht, dann kommentierte sie sachlich, „Du bist dabei, dich in ihn zu verlieben."
„Oh, es ist zu früh, um …"
„Doch! Ich sehe es. Schau! Du kannst nicht aufhören, ihn anzustarren!"
Eine hübsche Röte breitete sich auf Hermiones Wangen aus, und ein hilfloses Lächeln erschien. Da sie das Gespräch vertraulich halten wollte, zückte sie verstohlen ihren Zauberstab und warf schnell einen Muffliato.
„In Ordnung; ja, ich glaube schon. Es scheint so plötzlich zu passieren, aber wenn Du bedenkst, dass wir schon seit fast vier Jahren befreundet sind – nun, es fühlt sich einfach richtig an. Wenn ich mit ihm zusammen bin, bin ich völlig entspannt – ganz ich selbst. Ich fühle mich, als ob er mich genau so akzeptiert, wie ich bin, und es ist wundervoll!"
Luna lächelte breit. „Ich bin so glücklich für dich! Du verdienst das voll und ganz, Liebes." Einen Moment lang hielt sie inne, und in ihre Augen trat ein schelmisches Funkeln. „Also seid ihr miteinander ausgegangen – wie bei einer Verabredung?"
Ein breites Grinsen erhellte Hermiones Gesicht. „Oh, ja! Wir haben ziemlich viel Zeit miteinander verbracht. Wegen meiner Prüfungen konnten wir nicht so sehr oft ausgehen, aber wir waren im Muggelkino, und letzte Woche ist er mit mir in einem Zauberermuseum in Edinburgh gewesen. Er war sogar zu einem Picknick mit mir."
„Das glaube ich nicht!" Luna japste, dann brach sie mit Hermione in Gekicher aus, während sie zusammen in der Ecke kauerten.
„Doch! Ich schwöre es! Nicht, dass er wirklich eine Wahl gehabt hätte."
Von dieser Bemerkung verwirrt fragte Luna, „Was meinst du damit?"
„Nun", erklärte Hermione, „wir sind mehrmals in der Woche zum Mittagessen gegangen – wenn ich arbeite, weißt du –, und vor einigen Wochen hat er mich dann eingeladen, mit ihm eine Muggel-Kunstgalerie in London zu besuchen. Er war einverstanden, dass ich den nächsten Ausflug aussuchen könne, und meine Wahl war ein Picknick."
„Und er hat tatsächlich gegessen, während er auf dem Boden saß?" Luna hatte Mühe den Gedanken zu erfassen, dass der strenge und korrekte Mann, den sie kennengelernt hatte, irgendwo inmitten eines Feldes auf einer Decke saß.
Hermione verdrehte die Augen. „Ja, hat er. Der Knackpunkt ist, dass er es nicht musste. Er hätte sich weigern können, und wahrscheinlich hätte er es getan, wenn ihn jemand anders gebeten hätte."
Luna nickte daraufhin. „Stimmt. Dann hattest du Spaß – beim Picknick?"
„Oh, ja. Es war einfach toll. Ich hatte einen abgelegenen Fleck in einem Park voller Bäume gefunden – für ein Picknick war er perfekt – und war vorher hingegangen, um alles als Überraschung vorzubereiten." Hermione lachte bei der Erinnerung an Severus' Gesichtsausdruck, als er ihre „Überraschung" gesehen hatte.
„Da sind wir!"
„Ein Picknick." Severus grinste höhnisch bei dem Anblick vor sich; eine blassblaue Decke lag auf dem Boden, und ein Picknickkorb stand seitlich daneben. Die Gerichte waren schon herausgenommen. Käse, Obst, Brot, eine Auswahl von Fleisch, eine Flasche Wein und zwei Gläser rundeten das Bild ab.
„Ja, Severus. Ein Picknick." In ihrer Aufregung strahlte sie ihn an und war offensichtlich entzückt von ihrer kleinen Intrige.
„Ich esse nicht auf dem Boden sitzend."
„Heute schon."
Er kniff sich in die Nasenwurzel und schloss verzweifelt die Augen. „Hermione, ich –"
„Sie sagten, ich könne den Ausflug wählen, Severus, und ich habe ein Picknick ausgesucht. Natürlich könnte ich mich immer für Madam Puddifoots zum Tee entscheiden, wenn Sie das lieber möchten", bot sie frech an.
Seine dunklen Augen verengten sich. „Greifen Sie auf Erpressung zurück, Miss Granger? Wie äußerst Slytherin von Ihnen", murmelte er, während er in gespielter Zustimmung mit dem Kopf nickte.
Sie lächelte ihn einfach weiter an, als sie sich auf die Decke setzte und sittsam die Beine unter sich zog. „Kommen Sie und essen Sie mit mir. Bitte."
Mit einem Seufzen nahm Severus es hin und ließ vorsichtig seine hochgewachsene Gestalt auf der Decke nieder. Er streckte seine langen Beine vor sich aus und überkreuzte sie an den Knöcheln. Seine schwarze Kleidung hob sich wie ein schroffes Relief von dem blassen Blau der Decke ab. Er hob eine Augenbraue, verschränkte die Arme vor der Brust und fragte, „Jetzt zufrieden?"
„Enorm", gab sie zurück und versuchte verzweifelt, ihr Lachen über sein offensichtliches Unbehagen zurückzuhalten.
Er verdrehte die Augen. „Auf geht's, werden Sie es endlich los."
Sofort brach sie in Gekicher aus, und ihre Hand bedeckte ihren Mund, während ihre braunen Augen vor Frohsinn funkelten. Nach Luft schnappend stieß sie hervor, „Es tut mir so leid, Severus. Es ist nur, dass Sie so gar nicht … so gar nicht … wie Sie selbst aussehen!"
„Nun ja, wenn Sie nun fertig sind, können wir jetzt essen?"
Während sie aßen, unterhielten sie sich weiter, und bald war das Essen aufgegessen; dann wurde das Geschirr wieder in den Korb gepackt. Die Weinflasche war halb leer, und die beiden Freunde streckten sich auf der Decke aus, jeder auf seiner Seite auf den Ellenbogen gestützt sahen sie einander an und sprachen über alles, was ihnen in den Sinn kam.
Schließlich ließ sich Hermione auf den Rücken fallen. Die Hände hatte sie hinter dem Kopf verschränkt, während sie in den Himmel starrte. Verwirrt folgte Severus ihrem Beispiel und fragte, „Was machen wir jetzt, Hermione?"
„Wolken schauen."
„Wolken schauen?"
„Ja. Schauen Sie – diese dort", sagte sie und deutete auf eine große, flauschige Wolke, „sieht genau wie ein Kessel aus."
„Ein Kessel?" Er sah sie an, als dächte er, sie wolle ihn verulken, aber ihre Aufmerksamkeit war gänzlich auf die Wolken gerichtet.
„Ja", antwortete sie in ernsthaftem Ton, aber ihr Gesicht war fröhlich. „Meinen Sie nicht?"
„Sagen Sie, verfallen Sie oft in solcherlei Zeitvertreib?"
Ihr Gesichtsausdruck ernüchterte, während sie ihre Antwort erwog. „Meine Mutter sagte mir immer, dass ich viel zu ernst sei. Oft versuchte sie, mich dazu zu bringen, mich mit ihr in den Garten zu legen und Wolken zu betrachten. ‚Vergiss die Welt einfach ein Weilchen, Schätzchen', sagte sie. Manchmal schaffte sie es, mich nach draußen zu bringen, aber während sie die Wolken beobachtete, saß ich dort mit meiner Nase in einem Buch", sagte sie voller Selbstironie. „Nachdem sie … nachdem meine Eltern getötet worden waren … nun, lassen Sie uns einfach sagen, dass ich ihren Rat, die kleinen Dinge zu genießen, besser zu schätzen weiß." Eine einsame Träne tropfte aus ihrem Augenwinkel und glitt über ihre Schläfe in ihr Haar.
„Wie Wolken schauen", murmelte er leise.
Sie drehte den Kopf, um ihn anzusehen. „Ja. Wie Wolken schauen."
Es fühlte sich wie eine Ewigkeit an, als sie einander ansahen, und zwischen ihnen entstand ein Verständnis, das keiner von ihnen erwartet hatte. Sie löste eine Hand von ihrem Kopf, um sich eine Haarsträhne hinters Ohr zu stecken, dann ließ sie ihren Arm seitlich fallen. Zittrig lächelte sie ihn an, dann wandte sie den Kopf ab, um wieder in den Himmel zu schauen.
Sie war keineswegs überrascht, seine Finger zu spüren, die die Feuchtigkeit an ihrer Schläfe wegwischten; noch war sie es, als seine warme Hand ihre fand. Seite an Seite liegend, mit ineinander verschlungenen Fingern, betrachteten sie zusammen die Wolken und vergaßen Rest der Welt.
Luna seufzte, als Hermione ihre Erzählung abschloss. „Es ist so romantisch!", erklärte sie, und die Augen der exzentrischen Hexe sahen noch verträumter als sonst aus.
Hermione nickte zustimmend, während ihr Blick wieder in dem überfüllten Raum nach Severus suchte.
„Und du bist sicher, dass du keinerlei Gefühle für Charlie hegst? Du weißt, wegen der Prophezeiung und allem? Ich meine, was ist, wenn Charlie auftaucht und seine Liebe zu dir erklärt?"
„Zum letzten Mal, ich habe keinerlei Interesse an Charlie Weasley", antwortete Hermione entschieden. „Selbst wenn er in diesem Moment auftauchte und seine unsterbliche Liebe erklärte, spielte es für mich keinerlei Rolle. Er würde es nur der Prophezeiung wegen tun. Es wäre ganz und gar demütigend, wenn ein Mann romantisches Interesse an mir zeigte, nur weil er glaubt, dass ihm dies vom Schicksal bestimmt ist." Abweisend wedelte sie mit der Hand. „Egal, es spielt keine Rolle. Ich bin jetzt mit Severus zusammen, und je mehr Zeit wir miteinander verbringen, desto überzeugter bin ich, dass er der Richtige für mich ist. Mir ist egal, was die Prophezeiung sagt."
Severus wusste, dass er starrte, aber er war nicht willens – oder nicht in der Lage – den Blick von ihr zu lassen. Lupin und Draco hatten ihn bedrängt, sobald er den Raum betreten hatte, da sie seine Meinung zu einer trivialen Angelegenheit hören wollten, die ihn nicht im Geringsten interessierte. Er wandte den Blick vom Objekt seiner neu entdeckten Zuneigung ab und versuchte, sich auf das aktuelle Gespräch zu konzentrieren, ertappte sich aber schnell dabei, wieder in ihre Richtung zu schauen.
Hermione. Sie strahlte an diesem Abend, das Glück stand ihr ins Gesicht geschrieben. Das Haar trug sie wieder offen – sie hatte es immer öfter so getragen – und ihre lässige Muggelkleidung bot ihm ungehinderte Sicht auf ihre verführerischen Kurven.
Plötzlich traf ihr Blick seinen, und Severus hob grüßend sein Glas zu ihr. Er grinste, als ihm klar wurde, dass sie seiner Anwesenheit ebensowenig widerstehen konnte wie er ihrer. Er spürte, wie sein Mund sich zu einem Lächeln entspannte, als er beobachtete, wie Hermiones Blick auf seinen Mund fiel und dort einige Momente lang verweilte, dann röteten sich ihre Wangen, und sie kehrte wieder zu ihrem Gespräch mit Miss Lovegood zurück.
Also faszinierte sein Mund sie. Gut. Severus war sich darüber im Klaren, dass er seine kleine Hexe in Versuchung geführt hatte, indem er sich erlaubte, mit seinen Lippen ihre Wange zu streifen oder gelegentlich ihre Handfläche zu küssen. Bald, meine Liebe, dachte er und beobachtete, wie sie mit ihrer Freundin lachte. Sehr bald.
Als Lupin seinen Arm ergriff und mit einem seltsamen Ausdruck auf dem Gesicht an ihm vorbeiging, wurden seine Gedanken unterbrochen. „Ich werde später mit dir reden, Severus – wenn du nicht so abgelenkt bist."
Severus starrte den Hinterkopf des Werwolfs an, als dieser davonging, und sein Mund verzog sich zu dem vertrauten Hohnlächeln. Abwesend hob er das Glas an seine Lippen und verzog das Gesicht aufgrund des übersüßen Geschmacks des fruchtigen Gebräus.
„Also", sagte Draco gedehnt, „was geht mit dir und Granger vor sich?"
Mit einem tiefen Atemzug verschluckte sich Severus an seinem Drink und musste heftig husten. Draco klopfte ihm auf den Rücken und blieb vom bösen Blick des Zaubertränkemeisters völlig unbeeindruckt. In dem Wissen, dass er seinen ehemaligen Hauslehrer überrumpelt hatte, waren seine eigenen, aristokratischen Züge selbstgefällig.
Sobald Severus wieder normal atmen konnte, starrte er den jüngeren Zauberer böse an, und seine dunklen Augen zogen sich gefährlich zusammen. „Wovon redest du jetzt, Junge?"
Draco verdrehte die Augen. „Oh, komm schon, Severus. Du weißt ganz genau, dass diese vernichtenden Blicke mich nicht länger einschüchtern."
Severus' Gesicht entspannte sich, und er schnaubte. „Du warst mit zu vielen Gryffindors zusammen, dass du so tapfer bist."
Ein tiefes Lachen enfleuchte Draco, dann nahmen seine Gesichtszüge wieder den üblichen Ausdruck von Gleichgültigkeit an. „Stimmt zu genau. Natürlich bin ich nicht der Einzige, der sich in letzter Zeit mit Gryffindors zusammentut – obgleich du die Gesellschaft einer bestimmten Gryffindor zu bevorzugen scheinst."
Einige Augenblicke lang starrte der Tränkemeister seinen ehemaligen Schüler an, dann murmelte er, „Entweder bist du ein zu guter Beobachter, oder ich habe nachgelassen."
Der blonde Zauberer sah ihn einfach schweigend an, bis Severus ein dramatisches Seufzen ausstieß. „Fein. Was genau möchtest du wissen?"
Dracos stoischer Gesichtsausdruck blieb unverändert, aber seine grauen Augen verrieten sein Triumphgefühl. „Du warst den ganzen Abend nicht in der Lage, sie aus den Augen zu lassen, und soweit ich sehen kann, kann sie auch nicht aufhören, dich anzustarren."
Als Antwort hob Severus eine Braue.
„Du hast an ihr Interesse."
Ein Neigen des Kopfes.
„Sie ist an dir interessiert."
Ein Zucken der Lippen.
„Du machst ihr den Hof."
Ein selbstgefälliges Lächeln.
„Sie lässt es zu!"
Ein ungezähmtes Grinsen.
„Was ist mit der Prophezeiung und Charlie Weasley?"
Severus runzelte die Stirn. „Charlie Weasley ist nicht von Bedeutung."
„Ist er das? Aber die Prophezeiung sagte …"
Mit gesenkter Stimme und leicht nach vorn gebeugt murmelte Severus, „Mir ist vollauf bewusst, was die Prophezeiung besagt, Draco. Als ein Slytherin solltest du wissen, dass Gryffindors oft dabei versagen, alle Möglichkeiten zu überprüfen, und voreilige Schlüsse ziehen, die zu irrigen Vermutungen führen."
Schweigend beobachtete Severus, wie der andere Zauberer sorgsam seine Worte überdachte, sicher, dass der junge Mann in der Lage war, ihre Bedeutung zu enträtseln. Nach nur wenigen Augenblicken weiteten sich Dracos silbrig-graue Augen überrascht, und seine gleichgültige Fassade zerbrach, als ihm die Bedeutung von Severus' Worten klar wurde.
„Du!", flüsterte er. „Weiß sie es?"
„Nein. Noch nicht. Ich verlasse mich darauf, dass ich auf dein Stillschweigen in der Angelegenheit zählen kann." Severus befühlte seinen Zauberstab, eine stillschweigende Drohgebärde, die am jungen Malfoy nicht unbemerkt vorbeiging.
„Natürlich", schaffte Draco zu antworten, und seine Stimme war leise, um zu vermeiden, belauscht zu werden. „Und du machst dir tatsächlich etwas aus ihr?"
„Ja."
„Und sie erwidert deine Gefühle – trotz der Prophezeiung?"
„Hermione hat beschlossen, die Prophezeiung zu diesem Zeitpunkt zu ignorieren – eine Entscheidung, die aktuell zu meinen Gunsten arbeitet."
Diese Erklärung schien Draco zu verwirren. „Weshalb? Wäre es nicht einfacher, ihr zu sagen, dass du es bist und nicht Weasley?"
Severus starrte den jüngeren Zauberer an. „Glaubst du, ich will, dass eine Frau zu mir kommt, weil sie denkt, sie hat keine andere Wahl? Nein. Ich werde sie nach meinen eigenen Vorstellungen zu der Meinen machen, Prophezeiung hin oder her."
Ron Weasley saß an dem kleinen Tisch in der Ecke des neuen Wohnzimmers im Fuchsbau und spielte mit Harry Zaubererschach. Die Party war dabei auszuklingen, und die meisten Gäste waren entweder bereits gegangen oder im Aufbruch begriffen. Durch den Raum hin warf Ron einen Blick auf Hermione, die mit Ginny und Luna auf dem Sofa saß. Sie schien wirklich glücklich zu sein, ihr Gesicht strahlte, während sie lachte und sich unterhielt. Sie in solch guter Stimmung zu sehen, freute ihn. Die Trennung hätte zu einer völligen Katastrophe werden können, aber sie beide waren zu lange Freunde gewesen, um das Ende ihrer Liebesbeziehung auch zum Ende ihrer Freundschaft führen zu lassen.
„Du bist am Zug, Ron."
Ron wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Schachbrett zu und schaute, um zu sehen, welche Figur Harry gezogen hatte. „Hermione sieht glücklich aus", sagte er, während er über seinen nächsten Zug nachdachte.
Harry blickte in Hermiones Richtung. „Ja, wirklich. Das ist gut, stimmt's?"
„Oh ja. Wenn es jemand verdient, glücklich zu sein, dann ist es Hermione." Ron zog einen Läufer und lehnte sich dann in seinem Sessel zurück. Er beobachtete, wie Hermione Luna und Ginny umarmte, ehe sie zu ihm kam.
„Hallo, Ron. Ich werde mich von deinen Eltern verabschieden, dann mache ich mich auf den Heimweg ", sagte sie und umarmte ihn kurz, dann wandte sie sich ihrem anderen besten Freund zu. „Tschüß, Harry. Bis bald."
Harry nickte abwesend und murmelte einen Abschiedsgruß, während er das Schachbrett musterte.
Hermione lachte und beugte sich herab, um Harry einen schnellen Kuss auf die Wange zu drücken. „Viel Glück beim Spiel – sieht aus, als ob du es brauchst."
Harry antwortete, indem er zwei Finger zum Gruß hob, und brachte Hermione und die anderen Mädchen damit zum Lachen. Rons Blick folgte den Mädchen, als sie in die Küche gingen. Es war mehr als drei Monate her, seit er und Hermione ihre Verlobung gelöst hatten. Er fragte sich, ob sie inzwischen Interesse daran hatte, Charlie zu treffen. Es gab nur eine Möglichkeit, dies herauszufinden.
„Ich denke, ich bringe sie zum Tor. Bin gleich wieder da – keine Mogelei!"
Harry kratzte sich am Kopf, während er über seine Strategie nachdachte. „Ja, klar, Kumpel."
Ron betrat die Küche, während Hermione mit seinen Eltern sprach.
„Vielen Dank euch beiden", sagte Hermione und umarmte Molly. „Dies hat mir sehr viel bedeutet."
„Wir sind einfach so stolz auf dich, Liebes", sagte Molly, und Arthur stimmte ihr murmelnd zu, während die junge Hexe ihn umarmte.
Abschiedsgrüße und Umarmungen wurden rundum ausgeteilt, und der Raum leerte sich bis auf Ron, Hermione und Luna. Er wartete, während die Mädchen sich vorneinander verabschiedeten und Pläne schmiedeten, sich in der nächsten Woche zum Mittagessen zu treffen. Als Hermione abreisebereit zu sein schien, ging Ron auf sie zu; er musste mit ihr über Charlie reden.
„Warte, Hermione, und ich begleite dich zum Tor", sagte er und deutete Richtung Tür.
„Das ist nicht notwendig, Mr Weasley. Ich werde Miss Granger zum Grimmauld Place zurückbringen."
Beim Klang von Snapes vertrautem Tonfall fuhr Ron zusammen – der Mann verstand es wirklich, sich an Leute anzuschleichen.
„Trotzdem danke, Ron. Bis bald", sagte Hermione und stellte sich auf die Zehen, um ihm einen keuschen Kuss auf die Wange zu drücken.
„Äh, ja, Hermione, sicher. Tschüß." Rons irritierter Blick pendelte mehrfach zwischen Snape und Hermione hin und her.
Hermione winkte kurz, als sie aus dem Fuchsbau hinaustrat, Snape folgte ihr dichtauf. Ron trat ans Fenster und beobachtete das Paar, das den Gartenweg hinunter zum Tor schritt. Verwirrt runzelten sich seine Brauen, als er sah, dass Snape seine Hand auf Hermiones Kreuz legte. Wieso fasste er sie an? Und weshalb sah sie so zu ihm auf – als ob sie ihn mochte?
„Und warum bringt er Hermione nach Hause?", fragte er sich laut und vergaß dabei, dass Luna sich noch immer im Zimmer aufhielt.
Luna stellte sich zu ihm ans Fenster und sah zu, wie Snape, der besonders selbstzufrieden aussah, eine lächelnde Hermione an sich zog und disapparierte. „Sie gehen miteinander aus."
„Was?!"
Die blonde Hexe verdrehte ihre hervortretenden Augen und wiederholte klar und deutlich ihre Erklärung. „Sie gehen miteinander aus – sie verabreden sich."
„Aber die Prophezeiung sagte, sie und Charlie …" Ron gestikulierte und wedelte mit der Hand vor sich hin und her. „Du weißt das."
Luna zuckte mit den Achseln. „Hermione sagte, sie habe nicht vor, ihr Leben damit zu verbringen, darauf zu warten, dass diese Prophezeiung sich erfüllt. Das kannst du ihr nicht verübeln. Es ist ihr gutes Recht, ihr eigenes Glück zu finden. Schließlich ist ,Liebe eine Frucht, die immer Saison hat'."
Ron starrte die verrückte Hexe zweifeln an. „Bedeutet das nicht … egal", sagte er und fuhr sich mit zitternder Hand durch sein leuchtend rotes Haar.
Lunas Worte beeinflussten ihn nicht. Hermione ging mit jemandem aus, und auch nicht einfach mit irgendjemandem – sie traf sich mit Snape. „Zur Hölle. Das werden wir noch sehen", murmelte er tonlos. Dies konnte er keinesfalls zulassen. Er wandte sich wieder dem Fenster zu und starrte hinaus in die Dunkelheit. Sie will nicht warten, bis die Prophezeiung sich erfüllt. Fein. Ich werde dafür sorgen, dass sie sich erfüllt – jetzt gleich.
Er drängte sich an einer irritierten Luna vorbei aus der Küche und stürmte ins neue Arbeitszimmer seines Vaters. Dort riss er ein Stück Pergament und eine Feder heraus, packte ein Tintenfass und begann zu schreiben.
Charlie,
beweg deinen Hintern nach London. SOFORT! Der schmierige Schwachkopf versucht, dir deine Seelengefährtin zu stehlen …
Anmerkung der Autorin
Der Griffelrückenschnarchrassler ist gänzlich ein Produkt meiner von Dr. Seuss beeinflussten Fantasie.
Luna zitiert den Satz von Mutter Teresa unvollständig:
"Love is a fruit in season at all times, und within reach of every hand." – „Liebe eine Frucht, die immer Saison hat und für jedermann erreichbar ist."
