Schulparty
I think we're alone now – The Birthday Massacre
Die Party war ein Fehler gewesen. Ich wusste es in dem Moment, als ich die festlich dekorierte Turnhalle betrat. Auf der Tanzfläche bewegte sich ein unübersichtlicher Pulk aus Teenagern zur Musik einer Live-Band. Am Rand waren mehrere Tische mit Getränken und Fingerfood aufgebaut. In der Luft hing eine stickige Mischung aus Schweiß, Polyester und Zucker. Wie hatte ich mich bloß von Caroline überreden lassen können, herzukommen? Ich war zu alt für Engtanzrunden, heimlich in die Bowle gekippter Wodka und Ballköniginwahlen. In einer dunklen Ecke entdeckte ich eine Gruppe Jungs, die sich ganz offensichtlich gerade einen Joint anzündeten. Ich überlegte kurz, ob ich zu ihnen gehen und sie um einen Zug bitten sollte, um diesen Abend irgendwie erträglicher zu machen. Doch dann entdeckte ich Damon Salvatore, der umrahmt von zwei blonden Schülerinnen in extrem knappen Kleidern ausgelassen tanzte. Aber bei ihm sah es gar nicht nach Tanzen aus, sondern nach etwas viel Unanständigerem. Vor allem wenn ich mir das verzückte Grinsen der Mädchen ansah. Aber, verdammt, er konnte sich bewegen. Er hatte das schon öfter gemacht, keine Frage. Das Erste, das mir in den Sinn kam, als ich ihn sah, war, dass ich vermutlich gleich einen Herzinfarkt bekommen würde. Ich würde noch vor meinem einundzwanzigsten Geburtstag sterben. Gleich hier, in der Turnhalle der Mystic Falls High-School.
Was, wie ich annahm, nur geringfügig besser war, als zu Hause zu sterben, begraben unter unzähligen staubigen Büchern und Karten.
Meine zweite – und vermutlich um einiges beunruhigendere – Reaktion war, dass mein Magen Achterbahn fuhr und ein Schaudern durch meinen Körper jagte, das nichts damit zu tun hatte, wer er war.
Mein Gott, er war einfach ... ich fand nicht die richtigen Worte, aber es war eine Tatsache, dass er einige echt schräge Dinge mit meinen Hormonen anstellte.
Mir lief das Wasser im Mund zusammen und ich wandte schnell den Blick ab. Wenigstens einer, der auf dieser dämlichen Party Spaß hatte.
Ich entdeckte Mister Saltzman, der mit verschränkten Armen am Rande der Tanzfläche stand und mit einem schiefen Grinsen Damon beim Tanzen zusah. Na ja, nachdem Damon jetzt hier war, würde der Abend vielleicht doch kein Reinfall werden. Stattdessen würde ich ihn nutzen, um herauszufinden, ob meine Theorie stimmte. Seit unserer peinlichen Begegnung auf dem Polizeirevier hatte ich ihn nicht mehr gesehen, vermutlich war deshalb seine Wirkung auf mich noch immer verheerend. Er trug ein dunkelblaues, glänzendes Hemd zu einer schwarzen Hose und sein Mund umspielte ein feines Lächeln. Bestimmt hatte man ihn genauso wie Mister Saltzman zur Aufsicht verdonnert. Aber im Gegensatz zu meinem Geschichtslehrer schien er seine Aufgabe nicht allzu ernst zu nehmen, wenn er mit den Schülerinnen tanzte.
Dann hatte er mich entdeckt. Sein Lächeln wurde breiter. Er beugte sich zu einer der Blondinen, um ihr etwas zu sagen, und machte sich dann auf den Weg durch die Menge. Ich blieb genau, wo ich war. Mal sehen, was er vorhatte.
Ich stemmte die Hände in die Hüften und beobachtete ihn, wie er sich durch die Tanzpaare kämpfte. Irgendwie schaffte ich es, keinen Herzstillstand zu erleiden oder mich selbst zu schlagen, während er anmutig auf mich zukam. Ich war zu hundert Prozent menschlich und hatte keinerlei besondere Fähigkeiten, aber sogar ich spürte die gezügelte Kraft, die von ihm ausging und in jeden Winkel der Turnhalle drang. Schließlich stand er vor mir. Er war einen guten Kopf größer als ich und mein Blick wurde wie magisch von dem Dreieck aus nackter Haut an seinem Hals angezogen, wo sein Kragen offen stand. Ich konnte sehen, wie sein Herzschlag unter der Haut pulsierte.
„Hallo, Sienna. Hat dich Blondie überredet, zu kommen?"
Ich blinzelte verwirrt. „Blondie?" Mein Hals war staubtrocken, und ich blinzelte einmal und dann zweimal.
„Caroline." Er verzog das Gesicht. Seine Pupillen schienen sich als Reaktion auf meine Stimme zu verengen.
„Ja, leider. Ich hatte nicht erwartet, dass es so laut und verschwitzt sein würde."
„Gibt es keine Parties in Bella Italia?"
„Doch, aber sie sind nicht so... so übertrieben."
Auf seinem Gesicht erschien dieses schiefe Grinsen, das mein Herz zum Stolpern brachte. Genau wie in meinem seltsamen Traum, als ich auf seinem Schoß gesessen hatte und er ...
O mein Gott! Meine Augen weiteten sich, und ich spürte, wie meine Wangen brannten. Ich durfte auf keinen Fall daran denken, während ich direkt vor ihm stand. Denn es war schräg. Total schräg und dämlich. Trotzdem hätte ich schwören können, dass ich seine Hände noch immer auf meinem Körper spürte, und seine Lippen ...
Du meine Güte, ich musste echt damit aufhören!
„Dann lass uns doch woanders hingehen." Seine Pupillen zogen sich noch mehr zusammen, und er senkte das Kinn. Ich atmete scharf ein. Er war näher getreten und sein Duft ... Ach herrje, er erinnerte mich an faule Sommernachmittage. Es war, als würde ich direkt neben einem Heizkörper stehen.
Meine Augen wurden schmal. „Bist du nicht als Aufsicht hier?", fragte ich unschuldig. „Für einen Schüler bist du doch viel zu alt."
„Autsch!" Er fasste sich mit schmerzverzerrtem Gesicht an die Brust.
Ich lachte. „Aber alt genug, um die Austauschschülerin mit Rotwein abzufüllen."
Das Grinsen wurde breiter, während er mit den Schultern zuckte. „Und alt genug, um hier zu verschwinden, wann es mir passt." Er hielt mir seinen Arm hin.
„Sollte ich mich nicht wenigstens kurz bei Caroline blicken lassen?"
„Die ist gerade beschäftigt." Er deutete mit dem Kinn auf die Tanzfläche. Nach kurzer Suche entdeckte ich Caroline, die mit dem Quarterback, ein Junge namens Matt, wenn ich mich richtig erinnerte, mächtig auf Tuchfühlung ging. Ihre Lippen bewegten sich in einem wilden Kuss, während ihre Hände seine Pobacken umfassten und zudrückten. Ich riss die Augen auf. So viel zum prüden Amerika. Neben mir hörte ich Damon lachen und drehte mich wieder zu ihm. Er hatte noch immer seinen Arm ausgestreckt. Kurz entschlossen hakte ich mich bei ihm ein und ließ mich von ihm aus der Turnhalle führen. Vielleicht war es ein Fehler mit ihm allein an einen unbekannten Ort zu gehen. Vor allem, wenn er das war, was ich dachte. Ich würde auf meine Ausbildung und meine Ausrüstung vertrauen müssen. Das kurze violette Kleid mit den dünnen Trägern bot nicht gerade viel Möglichkeiten. Ein mit Eisenkraut getränktes Messer an meinem Oberschenkel und ein Holzpfahl in meinem Ausschnitt. Mehr war nicht möglich gewesen.
Damon führte mich durch die endlosen Korridore des Schulgebäudes. Obwohl er kein Schüler war, schien er sich gut auszukennen. Oder er hatte gelogen und gar kein besonderes Ziel, sondern hatte mich nur von der Menge weglocken wollen. Ganz entsprechend seiner Natur als Jäger.
„Bringst du mich zum See? Du hast es versprochen," erinnerte ich ihn.
„Vielleicht."
Irgendwann blieb er stehen und zog mich in den Raum zu seiner Linken. Ich erkannte das Klassenzimmer sofort wieder. Hier hatte ich meine erste Geschichtsstunde bei Mister Saltzman gehabt.
„Ein Klassenzimmer? Was wollen wir denn hier?", meinte ich enttäuscht.
Er drehte sich zu mir um, kam auf mich zu. Ein gefährliches Funkeln blitzte in seinen Augen und sein Grinsen verschwand schlagartig. „Es dauert nur einen Moment, der See läuft uns nicht weg," flüsterte er verführerisch. Er stand inzwischen so dicht vor mir, dass ich sein Herz unter dem glatten Stoff seines Hemdes spüren konnte, wie es gegen seinen Brustkorb klopfte. Seine Brust hob und senkte sich gleichmäßig, als er sich langsam zu mir herab beugte. Er nahm mein Gesicht in beide Hände und sah mir tief in die Augen. Seine Pupillen erweiterten sich und drängten seine helle Iris an den Rand. „Sienna, ich werde dir nicht wehtun. Du kannst mir vertrauen." Seine Stimme hatte wieder diesen einschmeichelnden, beruhigenden Unterton bekommen. Ich starrte ihn mit großen Augen an. Mein Instinkt hatte recht behalten. Er versuchte tatsächlich, mich zu manipulieren. Wollte mich gefügig machen. Mistkerl. Seine warmen Lippen strichen sanft über meine Wange und mein Kinn zu meinem Hals. „Aber ich wollte schon immer mal europäisches Blut kosten," flüsterte er dicht an meinem Ohr.
Allerdings hatte er die Rechnung ohne die Erbin der Conti-Dynastie und meinem Anhänger voller Eisenkraut gemacht. Während er meinen Hals küsste und ich seine spitzen Eckzähne über meine Haut streifen spürte, zog ich den Holzpfahl aus meinem Ausschnitt. Ich sammelte mich und holte aus. Ohne zu zögern, rammte ich ihm den Stock in seine Brust, direkt über seinem Herzen. So wie ich es Hunderte Male trainiert hatte.
Voll ins Schwarze.
Mit einem schmerzvollen Aufschrei sprang er zurück und ließ mich sofort los.
„Was zum Teufel?", fuhr er mich wutentbrannt an.
Ich wich einen Schritt zurück, holte das Messer hervor und hielt es zwischen uns. Keuchend und stöhnend stolperte Damon durch das Klassenzimmer, krümmte sich vor Schmerz, stieß gegen Tische und Stühle, während er versuchte, den Holzpfahl aus seiner Brust zu ziehen. „Du kleine Schlampe!", zischte er mit gebleckten Zähnen. Seine Augen waren blutunterlaufen und er fauchte voller Wut.
„Vielleicht sollte ich mich noch einmal richtig vorstellen. Mein Name ist Sienna Conti und ich bin die letzte Nachfahrin der ältesten Jägerfamilie Venedigs." Ich stemmte die Hände in die Hüften und reckte das Kinn vor.
Damon starrte mich fassungslos an, den Pfahl mit einer Hand umklammert. „Jägerfamilie? Du bist eine Vampirjägerin?" Er stöhnte ungläubig.
Ich nickte. „Die beste in ganz Europa," sagte ich nicht ohne einen gewissen Stolz.
Er verdrehte die Augen. „Das ist ein Witz, oder? Du verarscht mich."
Ich schüttelte den Kopf, bevor ich zu ihm ging, den Pfahl mit beiden Händen packte und ihn mit einem Ruck tiefer in seine Brust rammte. Damon schrie auf, sank auf die Knie und blieb vornübergebeugt sitzen. Er rührte sich nicht mehr.
„Mein Vater hat mich mein Leben lang auf die Jagd vorbereitet, damit ich die Familientradition fortführen kann. Ich jage Vampire, seit ich zehn Jahre alt bin. Und ich muss dir leider sagen, dass die Vampire in Italien erheblich cleverer sind als du. Du hast versucht, mich zu manipulieren, dabei musst du doch gemerkt haben, dass mein Amulett voller Eisenkraut ist. Oder gibt es bei euch kein Eisenkraut? Das war ziemlich dumm von..."
Da stürzte er sich mit einem lauten Schrei auf mich. Im letzten Moment konnte ich ihm ausweichen und rannte zur Tür. Aber er war verdammt schnell und stellte sich mir in den Weg.
Er schaute an sich herab und zog mit einem tiefen, gereizten Seufzen die Schultern hoch. „Wirklich?", sagte er. Ärger schwang in seinem Ton mit, als er seine freie Hand hob und sich anschickte, sich den Pflock aus der Brust zu ziehen.
Scheiße.
„Ich werde dich bis auf den letzten Tropfen aussaugen, kleine Jägerin." Er schleuderte ihn in meine Richtung. Ich duckte mich schnell und der Pfahl schoss ins Leere. „Für wie schwach hältst du mich?" Die Wunde an seiner Schulter war bereits wieder verschlossen, nur der Riss in seinem Hemd erinnerte noch an meine Tat. Schade um das schöne Hemd, aber selbst das konnte ihn nicht entstellen. Er war wohl doch stärker, als ich dachte. Eine innere Ruhe erfasste mich, wie immer, kurz vor einem Kampf. Ich drehte das Messer in meiner Hand, ließ ihn nicht aus den Augen.
Damon bewegte sich geschmeidig auf mich zu, wie ein Panther, der seine Beute langsam einkreiste und in die Ecke trieb. Bei seinem Anblick spürte ich Wut in mir aufsteigen. Warum musste er ausgerechnet ein Vampir sein? Wir hätten eine tolle Zeit zusammen haben können. Jetzt würde einer von uns beiden die Nacht nicht überleben. Und das würde leider er sein. Ich machte einen Rückwärtssalto auf das Pult, genau in dem Moment, als er sich auf mich stürzen wollte.
„Oh, du bist gut. Das gefällt mir." Er lächelte. Seine langen Eckzähne bohrten sich in seine Unterlippe.
Ohne ihm Zeit zu geben, sich zu erholen, wirbelte ich auf einem Fuß herum und traf ihn mit dem anderen im Magen. Damons Ächzen verriet mir, dass es wehtat, und ich schoss nach vorn und zielte mit der Faust auf sein Gesicht – sein wirklich schönes Gesicht. Was für eine Schande, dass ich es ihm gleich grün und blau schlagen musste.
Aber er bewegte sich wie ein geölter Blitz, fing mein Handgelenk ab und nutzte meinen Schwung, um mich herumzuwirbeln. Ein Arm landete mit festem Griff direkt unterhalb meiner Brüste. „Hey, Sienna, gib endlich auf."
Ich würde so was von absolut nicht aufgeben. Ich riss meinen freien Arm zurück und traf ihn erneut in den Bauch, aber diesmal spürte ich, wie hart dieser Bauch war. Seine Muskeln zuckten nicht einmal. Ich wollte das wiederholen, aber dann tat er etwas, was mich bis an mein Lebensende stinksauer machen würde.
Er schob ein Bein zwischen meine Beine und hakte den Fuß um meine Knöchel. Eben wehrte ich mich noch gegen ihn und in der nächsten Sekunde fiel ich nach vorn.
„Mist," murmelte ich.
Damon ließ mich nicht der Länge nach hinschlagen. Stattdessen regulierte er, wie ich fiel. Bevor ich wusste, wie mir geschah, lag ich bäuchlings auf dem Pult, und er hockte über mir, seine Knie links und rechts neben meinen Hüften, und er drückte meine Hände auf die Tischplatte. Meine Wange wurde in das Holz gepresst, und aus meinem nicht so günstigen Blickwinkel sah ich, dass die Tür zum Klassenzimmer offen stand.
Es war demütigend, wie schnell er mich kampfunfähig gemacht hatte, und ich war zu zornig, um besonders große Angst zu haben. „Wenn du mich nicht loslässt, wirst du es bereuen."
„Passiert das jetzt jedes Mal, wenn wir uns begegnen?"
„Wenn du wieder so einen Mist machst, dann ja!"
Er beugte sich über mich, sodass sein Atem über meine Wange strich. „Ich will dir nicht wehtun."
„Du zerquetscht mich praktisch." Ich versuchte, die Hüfte nach oben zu stoßen, aber er drückte die Knie zusammen, sodass ich mich nicht bewegen konnte. „Ich schwöre bei Gott, wenn du mich nicht loslässt, werde ich ..."
„Du bist wirklich kratzbürstig, was?" Er lachte leise, und das brachte mich noch mehr in Rage. „Ich bin nicht hergekommen, um mit dir zu kämpfen."
„Nein, du wolltest mich beißen." Ich versuchte, ihm meine Arme zu entwinden, aber ich schaffte es nur, meine Lage noch unbequemer zu machen.
„Wie hast du mich gefunden?"
„Hab ich gar nicht. Du hast dich selbst verraten." Gott, er hatte ein solches Glück, dass ich ihm in diesem Moment nichts antun konnte.
„Ach ja? Dann erleuchte mich mal." Wieder bewegte sein Atem die Haare an meiner Schläfe. Ich war keinem Mann mehr so nah gewesen seit ... seit Luca. Und natürlich, es musste ausgerechnet ein Typ sein, der gerade versucht hatte, mein Blut zu trinken. „Im Mystic Grill, als du versucht hast, mich zu manipulieren."
„Hast du dich beruhigt,Buffy?", fragte Damon.
Ausreichend beruhigt, um ihm einen Pflock in seine verblüffend blauen Augen zu rammen. „Also gut, du gibst also zu, dass du mein Blut trinken wolltest, was ziemlich gruselig ist."
„Ich finde nicht, dass es gruselig ist, dein Blut zu trinken." Damons griff lockerte sich, er lehnte sich zurück und drehte sich zur Tür um. Dank seines Vampirgehörs würde er vor mir hören, wenn jemand den Flur entlang kam. Und ich hatte keine Chance, um Hilfe zu schreien.
Damon stutzte. „Hm."
Er lockerte die Knie um meine Hüften, und mit dem laschen Griff um meine Handgelenke nutzte ich meinen Vorteil, dass er abgelenkt war, aus. Ich riss die Arme los und wälzte mich herum, während Damon fluchte. Ich schoss hoch und packte Damon an den Schultern, warf ihn auf den Rücken und setzte mich rittlings auf ihn, während ich unter mein Kleid griff und mir den zweiten Holzpflock schnappte, den ich dort aufbewahrt hatte. Ehe er sich bewegen konnte, drückte ich ihm das sehr spitze Ende in die Kehle, direkt über seiner Hauptschlagader. „Rollentausch, Mistkerl."
Damon ließ die Arme auf das Pult fallen und sah mich unter unmöglich dichten Wimpern hervor an. „Dieser Schachzug war ziemlich heiß."
Ich kniff die Augen zusammen.
„Du bist wirklich Buffy."
„Was zur Hölle hast du bloß immer mit Buffy?"
Sein Mundwinkel zuckte erneut in die Höhe. „Ich weiß nicht, sie hat so ..."
„Lange, blonde Haare? Große, blaue Augen? Kapiert. Vielen Dank. Ich werde dich ernsthaft erdolchen."
„Sie hatte keine blauen Augen," widersprach er. „Und sie war heiß."
Ich schaute auf ihn herunter. „Du findest eine Vampirjägerin heiß?"
Er zog die Brauen hoch. „Sie hatte Feuer unterm Hintern, deshalb war sie heiß."
Ich packte den Pflock fester. Okay. Also, Buffy war hart drauf, und ich schätzte, das war besser, als hätte er gesagt, ich würde ihn an Bella erinnern. Jetzt fühlte ich mich seltsam geschmeichelt. „Dieses Gespräch hat eine merkwürdige Wendung genommen."
„Ja," meinte er gedehnt und bewegte dann die Arme. Ich spannte die Muskeln an, aber er machte keine Anstalten, mich zu packen. Er hob den Kopf und drückte den verletzlichen Teil seines Halses gegen den Pflock, wobei er vorsichtig die Arme hinter dem Kopf verschränkte. „Das hat es."
Verärgert über seinen Mangel an Furcht oder Sorge funkelte ich ihn an. „Bequem?"
Sein Grinsen wurde breiter und geradezu teuflisch. „Sehr."
„Nenn mich nicht noch mal Buffy." Als ich meine freie Hand zur Bekräftigung meiner Worte gegen seine Brust presste, wünschte ich fast augenblicklich, es nicht getan zu haben. Gütiger Gott, war das eine harte Brust. Hatte er Brustmuskeln? Die hatte er total.
Damon schien meinen Befehl zu erwägen. „Da du so nett gefragt hast, werde ich es nicht wieder tun, aber du darfst mich nennen, wie immer es dir beliebt."
„Flirtest du gerade mit mir?" Schockiert schüttelte ich den Kopf. „Im Ernst?"
„Die Lage ist ernst."
Ich ignorierte diese Bemerkung. „Während ich dir einen Pfahl an die Kehle halte?"
„Du sitzt auch auf mir, und wenn du noch zwei oder drei Zentimeter runterrutschst, werden die Dinge wirklich recht verfänglich."
Heilige Scheiße.
„Oder vergnüglich," fügte er hinzu, und seine Mundwinkel verzogen sich wieder langsam, als würde er den ganzen Prozess des Lächelns voll auskosten. „Ich habe dir gesagt, dass ich diesen Schachzug, den du eben gemacht hast, verdammt heiß fand. Aber ich glaube nicht, dass du dafür zu haben sein wirst."
Da ich dieses Gespräch zu dem eigentlich Wichtigen zurücklenken musste, konzentrierte ich mich. „Was willst du von mir?"
„Ich habe es dir gesagt. Dein Blut trinken." Er befeuchtete seine Unterlippe und diese Geste lenkte mich für einen Moment ab. „Wahrscheinlich hätte ich das nicht tun sollen. Ich sehe, dass es dir nicht gefällt, aber ich werde ein braver Junge sein und einfach hier liegen."
So wie seine blauen Augen schimmerten, bezweifelte ich, dass er überhaupt wusste, wie brav sein ging.
„Ich weiß, dass du sauer auf mich bist," fügte er hinzu, und ich musterte ihn stirnrunzelnd.
Ich nahm meine Hand von seiner Brust und griff nach dem Kragen seines Hemdes. Sauer war eine ungenaue Beschreibung meiner Gefühle.
Argwöhnisch starrte ich auf ihn herab. „Warum sollte ich dir trauen?"
„Du hast keinen Grund, mir zu trauen, Sienna. Aber weißt du was? Ich habe dich auch nie darum gebeten."
Dann bewegte er sich.
Er schnappte sich meinen Unterarm und riss die Hand, die den Pflock hielt, von seiner Kehle weg, dann schleuderte er mich auf den Rücken, bevor ich noch einen weiteren Atemzug tun konnte. Er warf den Pflock neben mir aufs Pult und ließ mich los, wich zurück und blieb vor der Tür stehen.
Ich sprang auf und schnappte mir den Pflock vom Pult. Schwer atmend positionierte ich mich so, dass er mit dem Rücken zur Tür stand.
Damon öffnete den Mund, aber dann schweifte sein Blick tiefer, und er schloss ihn wieder. Ich mochte keine Expertin sein, wenn es darum ging, mit Männern Spaß zu haben, aber ich war nicht blind. Diese strahlenden blauen Augen musterten mich auf eine langsame, anerkennende Art. Das war der Moment, in dem mir bewusst wurde, dass ich noch immer das Cocktailkleid trug. Das dünne, ziemlich tief ausgeschnittene Kleid. Ich brauchte nicht an mir herunterzuschauen, um zu wissen, dass gewisse Stellen meines Körpers gerade sehr in den Vordergrund traten.
Sofort wollte ich die Arme vor der Brust verschränken, aber ich weigerte mich, ihm zu zeigen, dass sein unverhohlener Blick mir auch nur das Geringste ausmachte. Hitze stieg mir in die Wangen. Meine Arme zitterten fast, weil es mich so viel Kraft kostete, sie von meinen Brüsten fernzuhalten.
„Irgendwas Schönes gesichtet?", fragte ich.
„O ja." Seine Stimme war auf eine Art tiefer geworden, die mir einen Schauer über die Haut jagte. „Ich wette, dein Freund ist ein ziemlich glücklicher Mann."
„Mein Freund ist tot," fuhr ich ihn an, bevor ich mich bremsen konnte.
Damon sah mir in die Augen. Für einen Moment sprach er nicht, und meine Wangen brannten noch heißer.
Ich verlor keine Zeit, sprang von dem Pult auf einen Tisch in der ersten Reihe. Von dort hüpfte ich von Tisch zu Tisch, ihm immer einen Schritt voraus. Wir verfolgten uns einmal durch das Klassenzimmer. In einem großen Bogen arbeitete ich mich in Richtung Tür vor. Ich wollte ihn ablenken, denn wenn er mir wieder den Weg verstellte, hatte ich keine Chance aus dem Raum zu kommen. Der Ausgang war nur noch zwei Tische entfernt. Ich sprang. Einmal. Zweimal. Landete direkt vor der Tür und stürmte hinaus. Blindlings rannte ich den Korridor hinunter. Hoffentlich war es die richtige Richtung und der Ausgang nicht allzu weit entfernt. Als mich Damon von der Party weggelockt hatte, hatte ich nicht auf den Weg geachtet, sondern nur Augen für ihn und sein Hemd gehabt, das sich über seine Brust spannte. Typisch. Mein Vater hatte mich bereits früher immer gewarnt. Meine Schwärmerei für gut aussehende Vampire würde mich noch irgendwann ins Grab bringen. Oder ich würde zu einer von ihnen werden. Damon bildete da leider keine Ausnahme. Und wenn ich nicht bald den Ausgang fand, dann würde er vermutlich derjenige sein, der die Conti-Familie auslöschte. All das ging mir durch den Kopf, während ich einen Schulflur nach dem nächsten entlang stürmte. Diese verdammte High-School! Wieso musste alles so gleich aussehen?
