Anfang des 6. Schuljahrs. Dieser Text ist etwas dunkler, geht es doch um Dracos Auftrag im 6. Band.
Unter großen Mühen hatte Draco Theodore in einer gemeinsamen Freistunde abgepaßt und in den jetzt leeren Schlafraum gelotst. Er sicherte die Tür mit einem Schutzzauber, bevor er zu sprechen begann.
„Du bist gar nicht so leicht zu finden. Wo verkriechst du dich wenn du behauptest in der Bibliothek zu sein?"
„Genau da. Es gibt ein paar Bereiche in denen sich fast nie jemand aufhält. Was ist so wichtig?"
„Ich brauche deine Hilfe bei einem Tränkeproblem."
Theodore bedachte ihn mit einem skeptischen Blick.
„Die Hausaufgaben, die Slughorn verteilt, sind kinderleicht. Das schaffst du allein."
„Eben. Ich will etwas anderes."
Die Antwort war Schweigen, und so sprach Draco weiter.
„Ich brauche ein Gift. Etwas, das sofort wirkt, nicht vorschmeckt und stark genug ist, um schon den ersten Schluck aus einer Flasche Wein sicher tödlich zu machen. Zuerst dachte ich an den ‚Stachel des Mantikors', aber das braucht mir noch zu lange, außerdem ist es wahrscheinlich bitter. Fällt dir etwas Besseres ein?"
„Wen willst du um die Ecke bringen?"
„Das ist meine Angelegenheit."
„Wenn sie Hogwarts schließen weil ein Schüler getötet wurde wird es auch meine. Ich bin gern hier."
„Mein Ziel ist niemand unter den Schülern. Und es ist ein Auftrag für Seine Lordschaft, du solltest dich geehrt fühlen, daß ich dich einbeziehe." Er ließ Stolz und Arroganz in seine Stimme fließen, konnte aber das Zittern nicht ganz verbergen.
„Dein Auftrag, nicht meiner."
Sie starrten einander schweigend an, und keiner hätte sagen können, wie lange. Schließlich brach Draco die Stille mit einem leisen Fluch. Seine Überlegenheit war fort, als er sprach, und Furcht war an ihre Stelle getreten:
„Sie töten mich und meine Mutter wenn ich es nicht tue."
Wieder dehnte sich die Stille. Dracos Anspannung war beinahe greifbar, als sein Gegenüber schließlich antwortete.
„Ich helfe dir." Draco wollte sprechen, doch eine rasch gehobene Hand unterbrach ihn. „Es hat trotzdem seinen Preis." Der Blondschopf nickte und Theodore fuhr fort: „Was du suchst heißt ‚Seidenband'. Unauffällig, stark und schnell. Das Opfer erstickt."
„Kannst du das brauen? Wie lange würde es dauern?"
„Theoretisch ja. Ich weiß wo das Rezept steht, und es ist nicht besonders aufwendig. Allerdings fehlen mir hier einige Zutaten, die nur in der Nocturngasse an gute Bekannte verkauft werden. Und bei den derzeitigen Sicherheitsmaßnahmen müßte man sich etwas einfallen lassen, um sie in die Schule zu bekommen."
„Das kann ich organisieren, mach mir eine Liste. Was ist mein Teil des Handels?"
„Ich brauche noch zwei… halblegale Substanzen für meine eigenen Experimente."
„Schreib sie dazu."
Sie reichten einander die Hände und verließen bald darauf den Raum.
