A/N: Das „Osterkapitel"… Mit diesem Kapitel feiere ich mein 10-jähriges Snape-Jubiläum – 10 Jahre, seit ich Fan des besten Tränkemeisters in Schwarz wurde und der Fanfiction-Szene zum Opfer gefallen bin, in den Osterferien im April 2011. Manche Phasen sind eben doch keine Phasen! ;-) Always xx
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Severus zog es am folgenden Wochenende wie jedes Jahr verfrüht zurück nach Hogwarts. Zwar gab es auch hier genug Dinge, die unangenehme Erinnerungen bei ihm hervorriefen, doch zumindest seine eigenen Räume waren nicht ganz so negativ belastet wie das Haus in Spinner's End, das er einfach nicht mehr ertragen konnte. Am Samstag vor der Versammlung kehrte schließlich auch Arian zusammen mit einem Großteil der restlichen Belegschaft zurück und am Montag waren sie alle im Lehrerzimmer versammelt und warteten auf Albus und Minerva, wobei Severus auffiel, dass auch noch kein neues Gesicht dabei war – hieß das, es bestand noch Hoffnung, dass er dieses Jahr…?
In diesem Moment ging die Tür auf und Dumbledore kam mit seiner Stellvertreterin in den Raum, die sich mit einem leicht verkniffenen Ausdruck auf einem freien Stuhl neben Pomona niederließ. Das konnte nichts Gutes bedeuten…
„Meine lieben Kolleginnen und Kollegen!", begrüßte Albus seine Lehrerinnen und Lehrer mit einem strahlenden Lächeln. „Vielen Dank, dass Sie alle so früh nach Hogwarts gekommen sind! Dieses Jahr steht etwas ganz Besonderes an und ich meine nicht das Endspiel der Quidditch-Weltmeisterschaft Irland gegen Bulgarien."
Severus rollte mit den Augen. Musste das sein? Er war jetzt schon genervt.
„Nein, zum ersten Mal seit über 100 Jahren wird wieder ein Trimagisches Turnier ausgetragen – und zwar hier an unserer Schule!"
Verblüffte Stille grüßte diese Ankündigung, doch der Schulleiter ließ sich davon nicht aus dem Konzept bringen.
„Am 30. Oktober werden die Delegationen aus Beauxbatons und Durmstrang bei uns eintreffen, das heißt wir werden alle Hände und Zauberstäbe voll zu tun haben, damit sich unsere Gäste wohlfühlen."
„Albus", wagte Filius da einen Einwand, „wurde das Turnier nicht eingestellt, weil zu viele Wettbewerber dabei umkamen?"
Fragende und besorgte Gesichter blickten Albus an, doch der lächelte nur.
„Wir haben Vorkehrungen getroffen, sodass nur volljährige Schüler teilnehmen können, und es wird diesmal zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen geben. Niemandem wird etwas passieren."
„Wer kommt denn als Begleitung der ausländischen Schüler?", fragte Septima neugierig.
„Die jeweiligen Schulleiter, Olympe Maxime und Igor Karkaroff."
Severus verschluckte sich fast an seinem Tee. Karkaroff?! Das musste ein schlechter Scherz sein… Der Mann war ein ehemaliger Todesser, doch im Gegensatz zu Severus konnte man bei ihm nicht so sicher sein, dass er tatsächlich geläutert war… Auch seine Kollegen murrten ein wenig von wegen „Dunkle Künste unterrichten" und „ungerechter Vorteil", doch wie so oft hielten sie sich an Albus' Einschätzungen.
„Ich bin zuversichtlich, dass es ein großartiges Jahr werden und viel zur Verständigung zwischen Hexen und Zauberern verschiedener Kulturen und Nationen beitragen wird", meinte der.
„Wie kommen so viele Leute von so weit her überhaupt hier an? Portschlüssel?", fragte Rolanda interessiert.
„Nein, sie haben ihre eigenen Wege", antwortete Dumbledore geheimnisvoll. „Lassen Sie sich überraschen. Ein paar Dinge noch: Quidditch wird dieses Jahr nicht stattfinden…"
Ein entsetzter Aufschrei seitens Minerva unterbrach ihn, den sie schnell versuchte mit einem Hustenanfall zu tarnen.
„… die Schulchampions werden von ihren Prüfungen befreit sein und im Allgemeinen sollten wir uns von unserer besten Seite präsentieren und das Schloss daher ein wenig herrichten. Ich bin mir sicher, dass ich auf jede und jeden einzelnen von Ihnen zählen kann, auch wenn es ein anspruchsvolles und zeitaufwendiges Ereignis werden wird. Ganz besonders zum traditionellen Weihnachtsball muss alles tipptopp sein – den Schülern wird es gefallen, ich habe mir erlaubt, die Schicksalsschwestern zu buchen – deshalb bitte ich Sie auch sicherzugehen, dass Sie alle vorzeigbare Festroben besitzen." Hier grinste er vergnügt.
Aufgeregtes Getuschel erfüllte den Raum und Severus sah es als angebracht an, Albus beiseitezunehmen.
„Karkaroff?!", zischte er, als er sichergestellt hatte, dass sie nicht belauscht wurden. „Du weißt genau, was er ist und was er auf Durmstrang unterrichtet! Und die aktuellen Umstände… Willst du Potter absichtlich in Gefahr bringen?!"
„Severus, ganz im Gegenteil. Wenn Igor hier ist, können wir ihn viel besser im Auge behalten – oder vielmehr du. Mir wird er diese pikanten Informationen, an denen wir interessiert sind, kaum anvertrauen, nicht wahr?" Er gluckste. „Du solltest etwas entspannen. Wusstest du, dass wir hier in Hogwarts einen versteckten Swimmingpool haben? Probier das doch mal aus."
„Das ist absurd!", gab Severus ungehalten zurück, doch Dumbledore war schon abgezogen, um sich geheimnistuerisch mit Hagrid zu besprechen.
Genervt und mit Gedanken gänzlich woanders saß Severus den Rest der Versammlung aus, der eigentlich nur daraus bestand, dass Albus von einem Kollegen zum nächsten tingelte und Fragen beantwortete beziehungsweise Aufgaben verteilte. Doch selbst seinen düsteren Tagträumen kam etwas dazwischen, als sich Arian ihm zuwandte.
„Kommst du nachher auch mit zu Gladrags? Wir wollen neue Festroben kaufen."
Severus brauchte gar nicht zu fragen, wer „wir" war, um zu wissen, dass er sich das garantiert nicht antun würde.
„Ich bin im Besitz von Festroben", sagte er nur steif.
„Ja, du hast genau ein Modell, das du bei jeder wichtigeren Angelegenheit trägst, sei es das Willkommensfest oder die Verabschiedung der Siebtklässler. Komm schon, das ist ein besonderer Anlass!"
„Nein."
„Und ich dachte, du könntest mir dann helfen, was Schönes rauszusuchen… Länge, Schnitt, Farbe…"
„Königsblau", rutschte es Severus unbeabsichtigt heraus.
„Oh, echt?"
„Bringt deine Augen zur Geltung", knurrte er, ohne sie anzusehen. Als sie nichts erwiderte, ruderte er zurück: „Vergiss es. Es ist mir egal, was du trägst."
Sie besaß die Unverfrorenheit zu grinsen.
„Ich hab' schon eine blaue… Ich mein', eine zweite schadet nicht, wenn es dir gefällt, aber… Vielleicht kauf' ich einfach zwei, eine andere für die Siegerehrung Ende des Jahres? Ich wollte schon immer eine champagnerfarbene Robe… Was meinst du?"
Als Albus die Zusammenkunft endlich für beendet erklärte, hatte Severus die champagnerfarbene Zweitrobe abgesegnet – was blieb ihm auch übrig? – und Arian zog schnatternd mit einem Haufen weiblicher Kolleginnen in Richtung Hogsmeade ab. Er wusste beim besten Willen nicht, was er davon halten sollte. Wer brauchte so viele Festroben? War das etwas Frauen- und Albus-Spezifisches? Dann fiel ihm Lockhart ein und er schüttelte den Kopf. Nein, es musste etwas mit Wahnsinn zu tun haben.
OoO
Immer wieder fanden kleinere Versammlungen zur Verteilung von Aufgaben statt oder um sich über Fortschritte auszutauschen. Nicht nur, selbstverständlich – getratscht wurde wie üblich auch, zum Beispiel über das Verschwinden von Bertha Jorkins, das zwar noch nicht öffentlich gemacht worden war, aber eben in gewissen Kreisen bereits durchgesickert war. Severus konnte sich noch an sie erinnern, ein paar Jahre über ihm in Hogwarts, zu neugierig, ständig am Plaudern und keinerlei Gefühl dafür, wann man einfach besser die Klappe halten sollte… Allerdings überhaupt nicht so vergesslich, wie das Ministerium sie darstellte…
Wieder ein paar Tage später, wieder eine dieser nervigen Versammlungen, doch diesmal hatte Dumbledore eine besondere Ankündigung für seine Lehrerschaft. Severus konnte das Wort „besonders" langsam schon nicht mehr hören.
„Ich freue mich, Ihnen mitteilen zu können, dass der neue Lehrer für Verteidigung gegen die Dunklen Künste der allseits bekannte ehemalige Auror Alastor Moody wird…"
Den Rest registrierte Severus' geschocktes Gehirn nicht mehr. Mad-Eye Moody?! Panik überkam ihn, sodass seine Handflächen feucht wurden. Moody hatte nie Hehl darum gemacht, wie gern er ihn in Askaban verrotten lassen hatte wollen. Auch das noch, zusätzlich zu Karkaroff! Er würde verdammt aufpassen müssen – irgendeiner der beiden würde immer etwas gegen ihn finden… Zwischen einem erstarkenden Dunklen Lord, einem freilaufenden Ex-Todesser, der noch immer die Dunklen Künste lehrte, und einem scharfen Ex-Auror, der ihn aufs Blut nicht ausstehen konnte, wurde es ganz eng für Severus. Er musste hier raus.
Kaum dass sich das Treffen auflöste, verließ er übereilt das Lehrerzimmer und hastete in Richtung des Verbotenen Waldes davon, um allein, abseits von allen anderen, seine Gedanken zu sortieren. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals und die Innenseite seins linken Unterarms schien zu prickeln. Arthur Weasleys altes Auto verfolgte ihn unter entrüstetem Hupen durchs Unterholz, nicht gewohnt, ignoriert zu werden, doch er konnte ihm keine Aufmerksamkeit schenken. Das Schuljahr hatte noch nicht einmal angefangen und er hatte bereits das Gefühl, es würde ein ganz mieses werden.
Beim Abendessen konnte Severus deutlich Arians Blick auf sich fühlen – klar, sie wollte jetzt wieder wissen, was mit ihm los war, doch das kam gar nicht in Frage. Wie sollte er ihr auch erklären, dass er mit einem Auror, der dafür bekannt war, Todesser nach Askaban gebracht zu haben, nicht klarkam, ohne seine alles andere als herausragende Vergangenheit preiszugeben? Er sah keinen anderen Ausweg, als ihr fürs Erste wieder aus dem Weg zu gehen.
OoO
Unterdessen kam der Beginn des neuen Schuljahres immer näher und eine Woche davor fand das Finalspiel der Quidditch-Weltmeisterschaft statt. Die Begeisterung im Schloss war greifbar, obwohl niemand Karten für diese Zusammenkunft zwischen Irland und Bulgarien hatte ergattern können. Severus war vermutlich der Einzige der Belegschaft, der nicht die Radioübertragung verfolgte. Sogar Filch und Pince hatten sich unter die üblichen Verdächtigen in grün-goldener Irland-Fanmontur gemischt. Als es mitten in der Nacht wie bekloppt an seiner Tür klopfte, dachte Severus deshalb auch erst einmal an eine betrunkene Siegesfeier, die aus dem Ruder gelaufen war, doch als er mit finsterem Gesicht die Tür aufriss und sich einer leichenblassen Arian gegenüber befand, schluckte er den garstigen Spruch, der ihm schon auf den Lippen lag, schnell hinunter.
„Severus, das musst du hören…!" Sie griff nach seinem Ärmel, den er ihr gerade noch rechtzeitig entriss, und winkte ihn mit sich. „Es gab einen Vorfall bei der Quidditch-WM…"
Mucksmäuschenstill waren die Lehrerinnen, Lehrer und Mitarbeiter von Hogwarts um das Radio im irlandfarben dekorierten Lehrerzimmer versammelt. Todesser, die Muggel in ihre Gewalt gebracht und gefoltert hatten… unter anderem hatten sie sie in der Luft schweben lassen und dabei entkleidet… Severus wurde schlecht und er zog seinen Umhang instinktiv enger um sich. Jemand hatte sogar das Dunkle Mal heraufbeschworen…
„Albus!"
Der Schulleiter hatte soeben den Raum betreten und hatte sofort die ungeteilte Aufmerksamkeit.
„Die Todesser konnten nicht gefasst werden, doch sie haben einige Verwüstung hinterlassen. Den wenigen Verletzten wird es wieder gut gehen, ebenso den Muggeln, deren Erinnerungen verändert werden mussten."
„Stimmt es, dass jemand… das Dunkle Mal heraufbeschworen hat?"
„In der Tat, und das mit dem Zauberstab von Harry Potter."
Severus wurde erneut eiskalt. Potter war dort gewesen? Und warum hatte ein Todesser seinen Zauberstab gehabt? Überhaupt – warum traf es eigentlich immer Potter, was waren die Chancen?!
Sämtliche Anwesende redeten daraufhin durcheinander, sodass es gar nicht auffiel, dass Dumbledore ihn aus dem Raum dirigierte. Erst im Schulleiterbüro sprachen sie schließlich.
„Severus, wusstest du davon?"
„Natürlich nicht!", rief Severus empört. „Ich hätte sofort Bescheid gegeben! Außerdem habe ich keine nennenswerten Kontakte zu irgendwem von damals."
„Ich dachte es mir… Die Todesser sind geflohen, als sie das Dunkle Mal gesehen haben… Das war keine geplante Aktion. Und dennoch, irgendjemand hat sich aus der Deckung getraut. Voldemort scheint in der Tat wieder stärker zu werden."
Severus zuckte bei der Nennung des Namens zusammen und fing unbewusst an, seinen Unterarm zu massieren.
„Wie lautet der Plan?"
„Vorerst warten wir weiter ab und beobachten, aber es ist wichtig, dass du nach Karkaroffs Ankunft möglichst bald seine Absichten herausfindest."
Diese Aufgabe widerstrebte Severus sehr, doch er nickte. Unter Moodys Nase Karkaroff hinterher zu spionieren und auszuhorchen würde keine kleine Herausforderung werden…
Unglücklich kehrte er in seine Räume zurück und grübelte mit einer Flasche Jameson vor dem Kamin. Seine Vergangenheit war drauf und dran, ihn einzuholen, sie stand bereits in den Startlöchern. Er war nicht bereit. Wenn der Dunkle Lord nun zurückkehrte, könnte er ihm nicht gegenübertreten – er wäre auf der Stelle tot. Oder vielleicht nicht sofort, normalerweise wurden Verräter noch ausgiebig gefoltert, bevor sie letztendlich ermordet wurden… Severus setzte die Flasche ab und sammelte seine verschwommenen Gedanken. Es dauerte ein wenig, doch dann stand seine voll funktionsfähige Okklumentik-Verteidigung. Etwas hatte er die Übung schleifen lassen in den vergangenen Jahren, doch er war noch immer überdurchschnittlich. Jetzt würde er die mentalen Mauern einfach allzeit aufrechthalten, so einfach war das.
Am nächsten Morgen saß fast die gesamte Lehrerschaft zeitig beim Frühstück, jeder und jede Einzelne über den Tagespropheten gebeugt, in dem sich Rita Kimmkorn ausführlich über die Inkompetenz des Ministeriums ausließ. Severus, der dieses Klatschblatt nicht abonnierte, sah in Arians Ausgabe mit hinein, die sie freundlicherweise zwischen ihnen beiden platziert hatte, penibel darauf bedacht, einen kollegialen Abstand zu ihr zu halten. Die Vorkommnisse bei der Weltmeisterschaft waren das Gesprächsthema überhaupt, gerade bei Arian, doch er hielt sich bewusst raus. Bloß keine Aufmerksamkeit auf sich lenken. Sollten die anderen, die damals auch alles hautnah miterlebt hatten, ihr erklären, wie schlimm es genau gewesen war. Er ging ihr immer noch, wo es ging, aus dem Weg und war insgeheim froh, dass sie sich augenscheinlich dazu entschlossen hatte, ihm seinen Freiraum zu lassen. Wie lang das anhalten würde, war natürlich fraglich.
Albus war auch häufig nicht anwesend, nachdem Fudge seine Hilfe im Ministerium brauchte – die magische Bevölkerung trieb die Regierung mit Heulern und anderen Beschwerdemitteln in den Wahnsinn. Irgendwie hatte der Tagesprophet auch noch herausgefunden, dass Bertha Jorkins verschwunden war. Das Chaos wurde immer perfekter und Severus war nur froh, dass er damit nichts zu schaffen hatte. Beinahe freute er sich auf den 1. September, wenn wenigstens wieder ein bisschen der üblichen, schrecklichen Schulroutine einkehren würde.
Doch auch dieser Tag wurde natürlich wieder von weniger erfreulichen Ereignissen überschattet: Zuerst erreichte Dumbledore die Nachricht, dass sich Moody verspäten würde – angeblich hatte er einen Eindringling in seinem Hinterhof gehört, jedenfalls hatte er jetzt mit dem Ministerium zu diskutieren – und dann trieb Peeves auch noch derart in der Küche sein Unwesen, dass sie um ein Haar alle kein Essen auf die Tische bekommen hätten. Sie hatten gerade alles so unter Kontrolle bekommen, als auch schon unter lautstarken Gesprächen die älteren Schüler aus dem draußen tobenden Gewitter in die Eingangshalle drängten – nur um dort auf einmal wie abgestochene Hippogreife durcheinander zu schreien.
„Was bei Merlin?!" Minerva sprang auf und lief so schnell, wie sie lange niemand mehr hatte laufen sehen, hinaus.
„PEEVES!", hörten die übrigen Lehrer kurz darauf den Grund für das Chaos. „Peeves, komm SOFORT hier herunter!"
Es war schwer einzuschätzen, doch es sah so aus, als wäre Minerva beinahe in einer großen Wasserlache ausgerutscht… Wo kam die plötzlich her? Bewarf Peeves die Schüler jetzt schon mit Wasserbomben? Bei dem Regen? Wie einfallsreich… Tatsächlich – die Schüler kamen alle ziemlich nass in die Große Halle gestolpert. Severus verdrehte die Augen, lehnte sich in seinem Stuhl zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. Er spürte Arians besorgten Blick auf sich ruhen, ignorierte diesen jedoch. Er hatte immer noch keine Lösung für sein Problem gefunden, wie er ihr… alles… erklären konnte… Als Minerva endlich mit den patschnassen Erstklässlern zur Häusereinteilung auftauchte, hatte sie – einmal wieder – ein Gespräch mit Aurora auf seiner anderen Seite begonnen, in das sich auch Pomona einklinkte. Einer der Erstklässler war in Hagrids gewaltigen Mantel gehüllt – in den See gefallen und vom Riesenkraken wieder herausgehoben worden, berichtete Hagrid, wie immer mächtig stolz auf die Kreaturen in seiner Obhut. Wäre das Severus passiert… er wäre vermutlich vor Panik gestorben. Er konnte weder besonders gut schwimmen noch hatte er allzu gute Erinnerungen an Wasser in der Nähe seines Gesichts… Ein Wassermonster mit Tentakeln hätte da auch nichts mehr ausrichten können…
Der Sprechende Hut sang ein neues Lied – Severus wunderte sich des Öfteren, dass er sich angeblich noch nie wiederholt hatte – und Arian kommentierte neben ihm im Flüsterton: „Hufflepuff stammte aus Wales? Das muss ich unbedingt weiter recherchieren!"
Ihr Nationalstolz war schon ziemlich ausgeprägt, wenn das das Erste war, an das sie hier dachte…
Schon der zweite Erstklässler wurde ein neuer Slytherin und Severus betrachtete den Jungen genau. Keine Todesser-Eltern, nicht reinblütig. Auf den musste er besonders gut Acht geben… Doch selbstverständlich blieb es nicht bei gefährdeten Halbblütern – auch dieser Jahrgang hatte Todesser-Sprosse unter sich.
Zum Glück hielt sich Albus diesmal nicht mit langen Reden auf, sondern ließ alle gleich zum Essen übergehen. Gerede würde es bei der Ankündigung des Trimagischen Turniers noch genug geben…
Nach dem Festmahl folgten die üblichen Anweisungen und Verbote – 437 verbotene Objekte? War Filch jetzt vollkommen übergeschnappt und zählte die auch noch? – sowie die Ansage, dass es in diesem Jahr kein Quidditch geben würde. Die Gesichter waren herrlich. Doch just in dem Moment, als Albus die Neuigkeiten über das Trimagische Turnier verkünden wollte, knallte die Tür der Großen Halle, begleitet von einem Donnerschlag, auf. Im Rahmen stand Mad-Eye Moody. Severus gefror das Blut in den Adern, als der Ex-Auror auf den Lehrertisch zu hinkte. Niemals würde er es zugeben, doch in diesem Augenblick hatte er Angst. Möglichst unauffällig trocknete er seine schweißnassen Handflächen an seiner Robe und zwang sich dazu, sich vollständig auf seine Okklumentik-Schilde zu konzentrieren und dahinter Schutz zu suchen.
„Darf ich den neuen Lehrer für Verteidigung gegen die Dunklen Künste vorstellen?" Dumbledore klang eindeutig zu fröhlich. „Professor Moody."
Niemand außer Albus und Hagrid klatschte.
„Was ich gerade sagen wollte", machte der Schulleiter dort weiter, wo er soeben aufgehört hatte, „Hogwarts wird dieses Jahr der Schauplatz eines Ereignisses sein, das es seit über einem Jahrhundert nicht mehr gegeben hat – ich spreche vom Trimagischen Turnier."
Albus erläuterte die 700-jährige Geschichte des Turniers und die Große Halle schien vor Begeisterung zu summen wie ein Haufen aufgescheuchter Feen. Erst als er von der Altersbeschränkung berichtete, wechselten einige Gesichter von aufgeregt zu wütend oder beleidigt. Das war zu erwarten gewesen, die Gryffindors im Speziellen wollten sich natürlich alle beweisen…
Kaum hatte Albus die noch immer wild diskutierenden Schüler zu Bett geschickt, erhob sich auch Severus und verschwand ohne einen Blick zurück in die Kerker. Er würde sich schnell bei den neuen Slytherins vorstellen und dann mit einer neuen Flasche Whisky in seinen Räumen verstecken.
Wesentlich später hörte er ein Klopfen an seiner Tür, das einfach nur Arian sein konnte, doch er tat so, als hörte er es nicht, exte eine Phiole Traumlosen Schlaf und wankte stark angetrunken ins Bett.
