A/N: 2021 ist mir nicht besonders wohlgesonnen, wenn also länger kein Update mehr kommt, heißt das nicht, dass ich die Geschichte abgebrochen habe, sondern lediglich, dass mir mein reales Leben zu viel wird – eine Masterarbeit will nämlich auch noch geschrieben werden. Hang in there, I'll be back! ;-)
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Am Morgen des ersten Schultags fanden schließlich auch alle heraus, warum Moody am Vortag erst so verspätet in Hogwarts aufgeschlagen war: Der Tagesprophet berichtete von Moodys Fehlalarm und Arthur Weasleys Verwicklung darin – nur dass sie einen „Arnold Weasley" aus ihm gemacht hatten und den Vorfall dazu nutzten, das Ministerium erneut schlecht zu machen.
Severus hatte eigentlich vorgehabt, das Abendessen ausfallen zu lassen, um Moody aus dem Weg zu gehen, doch daraus wurde nichts. Kurz nachdem die Abendessenszeit begonnen hatte, klopfte es an seiner Bürotür und Moody höchstpersönlich schubste Draco Malfoy herein – der ziemlich verstört aussah. Er war rot im Gesicht, seine sonst perfekt geschniegelten Haare standen kreuz und quer ab und er schien zu zittern.
„Draco?" Mit ein paar schnellen Schritten war Severus bei seinem Schüler.
„Ich würde nicht so viel Sorge für den kleinen Nichtsnutz zeigen, Snape, auch wenn der gute Lucius und du alte Freunde sind. Dieses hinterhältige Bürschchen hier hat soeben einen seiner Mitschüler angegriffen, obwohl der ihm den Rücken zugewandt hatte… aber mit Feigheit kennst du dich ja besten aus, nicht?"
In Severus brodelte es und er war ehr als froh, dass er seine Okklumentik wieder zum Laufen gebracht hatte.
„Warum ist Mr Malfoy in diesem Zustand?", verlangte er mit kalter Stimme zu wissen.
„Das passiert, wenn man eine Zeit als Frettchen verbringt. Kann nur Gutes dabei herauskommen, auch wenn Minerva da anderer Meinung ist. Sie findet, ich sollte mit dem betreffenden Hauslehrer sprechen, obwohl ich ja daran zweifle, dass das in diesem Fall etwas hilft."
„Ich verbitte mir diese Behandlung meiner Schüler!", fuhr Severus Moody zornig an. „Und jetzt verschwinden Sie aus meinem Büro!"
Moody entfernte sich mit einem amüsierten Grinsen, das Severus ihm am liebsten aus dem entstellten Gesicht geflucht hätte.
„Draco", wandte er sich nun wieder seinem Schützling zu, „wie fühlen Sie sich? Tut Ihnen etwas weh?" Das war eher eine rhetorische Frage, wusste er doch nur zu gut, was mit einem geschah, wenn man als irgendwie geartete Bestrafung verwandelt wurde…
Malfoy nickte nur mit schimmernden Augen.
„Setzen Sie sich und warten Sie hier."
Severus holte einen Schmerztrank aus seinem Lager und setzte sich dem Jungen gegenüber hinter seinen Schreibtisch.
„Trinken Sie das. Und nehmen Sie sich vor Moody in Acht. Ich werde selbstverständlich mit dem Schulleiter sprechen, doch was Moody angeht… der verfolgte schon immer seine eigene Agenda. Ich wage zu bezweifeln, dass er sich selbst von Dumbledore etwas sagen lässt."
„Mein Vater wird davon erfahren…", murmelte Malfoy verschnupft.
Severus verkniff sich den Kommentar, dass das nicht sehr produktiv sein würde.
Als Draco sich endlich beruhigt und sein Büro verlassen hatte, ging er direkt zu Dumbledore, wo er sich sofort und ohne den Schulleiter zu Wort kommen zu lassen über Moody beschwerte.
„Severus – ich weiß. Minerva war auch schon bei mir. Ich werde das Gespräch mit Alastor suchen; es wird nicht wieder vorkommen."
Am liebsten hätte Severus ihm noch erzählt, was für Andeutungen der Ex-Auror ihm gegenüber die ganze Zeit gemacht hatte, doch bei Albus' seligem Vertrauen hatte das gar keinen Sinn. Bitter zog er wieder ab und war beinahe froh, Minerva über den Weg zu laufen, die ihn in ihr Büro zu einem Whisky einlud. Ausnahmsweise waren sie einmal einer Meinung… Irgendwie tat es gut, sich gemeinsam über etwas zu empören, und so leerte er die Flasche Single Malt schon nicht allein.
Doch wenn er auch nur die leiseste Hoffnung gehegt hate, dass Albus' Gespräch mit Moody etwas bewirken könnte, so wurde diese Hoffnung bereits am nächsten Tag brutal zerschlagen. Severus wollte gerade in die wohlverdiente Mittagspause gehen, als er den ungeliebten Kollegen auf frischer Tat dabei ertappte, wie der sein Büro durchsuchte. Als er ihn zur Rede stellte, erklärte Moody, er handele in Dumbledores Auftrag und würde ein wachsames Auge auf ihn und alle seine Machenschaften halten. Für eine Weile, nachdem er gegangen war, stand Severus nur regungslos in dem leeren Raum, während der Verrat in seiner Brust brannte. Da hatte er gedacht, Albus würde ihm zumindest ein kleines bisschen vertrauen, nach all den Jahren…
Von da an ging es nicht mehr aufwärts. Als Neville Longbottom seinen sechsten Kessel schmolz, ließ er ihn als Strafarbeit ein Fass voll gehörnter Kröten ausweiden. Dass der Junge dabei und gepaart mit Severus' fürchterlicher Laune fast einen Nervenzusammenbruch erlitt, interessierte ihn herzlich wenig. Sogar die Schülerschaft hatte schon gemerkt, dass mit ihm etwas nicht stimmte, und es ging das Gerücht um, er würde sich vor Moody fürchten. Was nicht gelogen war, vor allem da sein Dunkles Mal immer deutlicher zu werden schien. Doch er bekam mit, wie sie die Vorstellung erheiterte, wie sie sich vorstellten, dass Moody ihn in eine Kröte verwandelte und quer durch sein eigenes Klassenzimmer klatschte… Es tat seinem Selbstbewusstsein in diesem Moment nicht gut.
Arian hatte mittlerweile aufgegeben darauf zu warten, dass er auf sie zukommen würde, und schleppte ihn eines Abends in ihr Wohnzimmer. Er machte sich innerlich darauf gefasst, wieder wegen seiner Unterrichtsmethoden angeschrien zu werden, doch zu seiner großen Überraschung blieb das völlig aus.
„Severus, was ist los mit dir? Seit einer Weile bist du nicht mehr derselbe…"
Er wusste nicht, was er dazu sagen sollte. Das Einzige, das er hätte sagen können, war „Ja", doch das würde sie genauso wenig zufriedenstellen wie sein Schweigen.
Sie trat näher an ihn heran und legte die Arme um seinen Hals.
„Du willst nicht darüber reden, hm?" Sie lehnte sich an ihn, das Gesicht an seiner Schulter verborgen. „Ich wünschte, du würdest mir vertrauen…"
Der Geruch nach Minze und Jasmin stieg aus Arians Haaren empor. Sie musste ein neues Shampoo haben, zuletzt war es etwas mit Mandarinenblüten und Ingwer gewesen… und eine Bodylotion mit Ringelblume… Severus schüttelte den Gedanken ab. Er musste bei der Sache bleiben. Er wollte ihr ja vertrauen, Merlin allein wusste, wie sehr er sich danach sehnte, sich jemandem anvertrauen zu können, der ihn nicht verurteilen, sondern einfach akzeptieren würde. Doch genau da lag der Crup begraben – niemand hatte ihn je akzeptiert, höchstens geduldet, und trotz allem was sich zwischen ihm und Arian entwickelt hatte, war er sich doch ihres Temperaments bewusst. Sie würde wohl kaum mit Verständnis reagieren, sollte er ihr hier und jetzt einfach so eine höchst kriminelle Vergangenheit offenbaren.
„Ich bin für dich da, OK? Selbst wenn ich nicht immer frag', heißt das nicht, dass es mich nicht interessiert, wie es dir geht, ja?"
Er nickte nur stumm und atmete den betörenden Duft ihrer Haare tiefer ein.
„Ich liebe dich, Sev. Wirklich."
Es tat so gut, diese unverdienten, wunderbaren Worte zu hören, dass er sie unwillkürlich fest an sich drückte. Jedes Mal, wenn er sich vornahm, sich von ihr fernzuhalten, kam sie irgendwann doch wieder zu ihm und gab ihm für einen Moment das Gefühl, entgegen allen Annahmen gut und genug zu sein. Wie sollte er ohne sie zurechtkommen, wenn sie ihm versprach, ihn zu lieben? So unmöglich es auch schien, sie tat, was niemand sonst zu tun vermochte – ehrliches Interesse an ihm zeigen.
Sie aßen gemeinsam in Arians kleiner Küche zu Abend – Arian mit der Ausrede, über die Verbindung zwischen Helga Hufflepuff und Wales zu recherchieren, und Severus, weil er einfach ein griesgrämiger Einzelgänger war – und spekulierten über die Aufgaben des Trimagischen Turniers. Danach zogen sie mit einem Glas Wein ins Wohnzimmer um, wo Arian ihn mit „neuen" alten Tränkerezepten auf Trab hielt, die sie über die Ferien in der Bibliothek ihrer alten Universität zusammengesammelt hatte. Am meisten Spaß hatten sie mit einer Formel, die sich nach langer Suche nach einem „sinnvollen Zweck", wie Severus es nannte, lediglich als eine Lösung zum Grünfärben der Haut herausstellte. Arian kringelte sich vor Lachen, bis sich Seren, die ihnen zuvor Gesellschaft geleistet hatte, genervt ins Schlafzimmer verzog. Noch als Severus einige Stunden später in seinem Bett lag, dachte er zurück an diesen schönen Abend. Bei ihr zu sein, sich mit ihr zu unterhalten, sie im Arm zu halten, sie zu küssen – mehr brauche er fast nicht. Sie ließ ihn vergessen, was er wirklich war und was um sie herum geschah. Sie hörte seinen Erklärungen über Zaubertränke zu, obwohl das meiste ihr Level weit überstieg, und sie zwang ihn nicht zum Reden, wenn er ins Schweigen verfiel. Wenn es doch nur immer so sein könnte…
OoOoO
Arian war extrem erleichtert, dass Severus sich nicht mehr komplett vor ihr zurückzog, auch wenn sie sich sehr hilflos fühlte, wenn er ihr nicht anvertraute, was ihn ganz offensichtlich so sehr belastete. Glaubte man dem Getuschel der Schüler, hatte er angeblich Angst vor Moody, doch ganz im Ernst – warum sollte er? Dass er ihn nicht leiden konnte, würde sie nicht wundern, konnte er doch sowieso kaum jemanden ausstehen, aber Angst? Nicht Severus. Dennoch behielt sie die Interaktionen der beiden im Auge, was sich auch relativ leicht als Bewunderung für den Ex-Auror tarnen ließ, schließlich war der eine Legende und sie konnte bestimmt eine Menge von ihm lernen. Auf jeden Fall sorgten seine Unterrichtsmethoden für viel Gesprächsstoff unter den Lehrern, denn er zeigte die Unverzeihlichen Flüche auch den Jahrgängen unter dem sechsten, anders als sonst im Lehrplan üblich. Die einen hielten es für richtig und wichtig, die anderen fanden, diese Schüler seien noch zu jung für dieses Wissen. Arian hätte hier gerne auch Severus' Meinung gehört, doch der war in letzter Zeit in der Öffentlichkeit sowieso noch schweigsamer als sonst und wenn sie für sich waren, wollte sie nicht auch noch Berufliches aus ihm herausquetschen. Allerdings wusste sie ja selbst nicht, wie sie zu dem Thema stand. Die Theorie der Unverzeihlichen Flüche unterrichten war sicherlich zu einem gewissen Grad nützlich, besonders wenn man Dumbledore glaubte, dass Voldemort nach wie vor irgendwo da draußen war… Doch Moody wollte den Schülern auch beibringen, wie man sich gegen den Imperius zur Wehr setzte – und ging das nicht einen Schritt zu weit? Machte er sich damit nicht strafbar? Und Dumbledore, weil er es nicht verhinderte, beziehungsweise eventuell sogar unterstützte?
Doch nicht nur Moody kam auf gewöhnungsbedürftige Ideen. Hermine Granger, stets für eine Überraschung gut, hatte einen Verein gegründet, der sich für Hauselfenrechte einsetzen sollte. Es gab einige heitere Diskussionen darüber im Lehrerzimmer; unter anderem wurde gewettet, wie lange sie durchhalten würde und ob die Hauselfen irgendwann anfangen würden, die Arbeit niederzulegen (niemand glaubte daran. Selbst Dumbledore, der einen freien Elf namens Dobby angestellt hatte und diesen jetzt bezahlte, zweifelte das an.)
Das erste Frauenkränzchen des Jahres wurde von Aurora ausgerichtet, die erneut auf den Astronomieturm einlud. Diesmal hatte sie sich jedoch zum Teil mit Minerva zusammengetan, die irgendwie Albus überzeugt hatte, ihr den Sprechenden Hut für eine Nacht auszuleihen. Und sie wollten…
„Arian, heute wirst du in ein Haus eingeteilt!", verkündete Minerva mit einem teuflischen Grinsen. „Wirst du eine Gryffindor, bekommt mein Haus Punkte."
Arian sah sie nur halb ungläubig, halb amüsiert an.
„Und wenn du nach Slytherin kommst, bekommen die 100 Punkte Abzug und du musst für den Rest der Nacht die Getränke ausgeben", scherzte Rolanda.
Vergnügt verfrachtete Minerva den alten, schmuddeligen Hut auf Arians Kopf. Da diese nicht so klein war wie die Erstklässler, die für gewöhnlich halb darunter verschwanden, konnte sie ihre Freundinnen dabei beobachten, wie sie an ihren Cocktails nippten und tuschelten, wo Arian wohl landen würde.
„Huch?", hörte sie da eine etwas erstaunte Stimme. „Sind wir nicht ein wenig zu alt für sowas?"
„Ich wurde nicht gefragt", entgegnete Arian.
„Hmmm, aber eingeteilt hab' ich dich auch noch nie…"
„Nein, ich bin in Deutschland zur Schule gegangen."
„Faszinierend! Nun, so etwas hatte ich noch nie… Mal sehen… Eine gute Portion Intelligenz und Neugier… oooh, und Loyalität! Und Verschwiegenheit…"
„Arian scheint zwischen zwei Häusern zu stehen", kommentierte Aurora und schlürfte geräuschvoll ihren Sex on the Broom.
„Das kommt vor", meinte der Sprechende Hut gelassen. „Hast du denn Präferenzen?"
„Oh, keine Ahnung… Es gibt überall nervige Schüler und ich mag die Hauslehrer aller Häuser…"
Der Hut gluckste.
„Einen ganz besonders, hm? Ich erinner' mich noch gut an den kleinen Severus Snape… begieriges Kerlchen… ohne Zweifel ein echter Slytherin, so voller Geltungsbedürfnis und Wunsch sich zu beweisen… Dich kann ich allerdings nicht zu ihm stecken, egal wie sehr du ihm die Treue hältst."
„Merlin!" Arians Wangen wurden ganz warm. „Sag das alles bloß nicht laut! Severus köpft mich!"
„Keine Sorge, dieses Gespräch bleibt ganz unter uns", lachte der Hut. „Also, Hufflepuff oder Ravenclaw… Ich glaube, wenn das hier echt wäre, kämst du nach – RAVENCLAW!"
„Juhuuuu!", quietschen Septima und Aurora, die zwei einzigen anwesenden Ravenclaws.
„Welches Haus war die zweite Option?", wollte Charity wissen.
„Hufflepuff", grinste Arian, woraufhin Charity, Pomona und Poppy wissende Blicke austauschten.
„Tja, Min, eigentlich hätte uns klar sein müssen, dass sie keine Löwin ist. Viel zu zahm", meinte Rolanda und mixte sich einen Gin Witch.
„Ich bin nur froh, dass wir keine Schlange in unseren Reihen haben. Sie versteht sich viel zu gut mit dem Griesgram aus den Kerkern. Hatte Angst, das könnte abfärben…"
Arian schüttelte amüsiert den Kopf und griff demonstrativ nach dem Waldmeistersirup, um die Wodkashots damit einzufärben. Sie war durchaus zufrieden mit Ravenclaw, doch was ihr nicht aus dem Kopf gehen wollte, waren die Worte des Sprechenden Hutes über Severus – am liebsten hätte sie sich das alte Teil sofort wieder aufgesetzt und ausgehorcht…
OoOoO
Im Laufe der folgenden Wochen versuchten sämtliche Lehrer, ihren Schülern möglichst viel Wissen einzubläuen, bevor die Delegationen von Beauxbatons und Durmstrang kamen und für Ablenkung sorgen konnten. Moody begann mit seinem praktischen Imperius-Abwehrtraining und einige Schüler waren sogar verblüffend talentiert, wie er berichtete. Minerva wurde vor Stolz gleich gefühlt zehn Zentimeter größer, als er erwähnte, dass Harry Potter zu den Besten gehörte. Insgeheim fand Severus es sogar gut, die Schüler auf etwaige Attacken dieser Sorte vorzubereiten. Vielleicht konnten sich so in Zukunft nicht allzu viele mit dieser Ausrede vor Verurteilungen wegen illegaler Tätigkeiten retten, oder – noch viel besser – es würden von Vornherein nicht gar so viele neue unfreiwillige Anhänger für die Dunkle Seite rekrutiert und instrumentalisiert werden. Er selbst hatte zwar kein so spannendes Thema zu bieten – in den Augen seiner Viertklässler zumindest; ihn selbst fragte keiner – doch als er fallen ließ, dass er vorhatte, einen von ihnen noch vor Weihnachten zu vergiften, arbeiteten auch die konzentriert an ihren Gegengiften. Pomona rüffelte ihn für diese Aktion – er solle den Kindern doch keine solche Angst machen – aber darauf gab er nichts, gleich zweimal nicht, nachdem er Arians Reaktion erlebt hatte: Die lachte ohne Unterbrechung auf dem Weg vom Lehrerzimmer bis hinunter zum See, wo sie sich endlich wieder einkriegte und trocken meinte: „Wenn die nach drei Jahren Unterricht bei dir immer noch nicht kapiert haben, dass du nur Sprüche klopfst, geschieht es ihnen ganz recht!"
„Ich klopfe keine Sprüche!", widersprach er beleidigt. „Ich könnte ganz leicht die gesamte Schule vergiften und niemand würde es rechtzeitig merken."
„Würdest du auch mich vergiften?", fragte Arian und stellte sich direkt vor ihn. Verführerisch langsam ließ sie ihre Hände über seine Brust wandern. „Nein, oder?", flüsterte sie, ihre Lippen ganz nah an seinem Ohr, ihr Atem warm auf seiner Haut.
„Arian…" Er räusperte sich und trat einen Schritt zurück, wobei er sich hektisch umsah. „Nicht hier!"
„Dann lass uns zum Anleger gehen, da sind wir ungestört."
Der Bootsanleger in der Höhle in dem Fels, auf dem Hogwarts thronte, war in der Tat ein schöner Ort, um allein zu sein. Das Wasser des Sees plätscherte gegen die Kaimauer und die kleinen Boote wippte auf den Wellen, die der Oktoberwind hereintrieb.
„Hier ist so gut wie nie jemand", meinte Arian und als sie sich diesmal an Severus schmiegte, hielt er sie nicht auf.
Ihre Küsse waren berauschend, ihr Griff in seinen Haaren selbstbewusst, aber nicht zu fest. Für einen kurzen Augenblick fragte er sich, wann er die zuletzt gewaschen hatte, doch dann verflog der Gedanke wieder. Sanft drängte sie ihn hinüber zu einer in den Fels gehauenen Bank und als er darauf niedersank, setzte sie sich rittlings auf seinem Schoß, um ihm noch näher zu sein. Ihre Hände schienen überall zu sein, neugierig, an seinen Schultern, seinem Rücken, seiner Brust… Sie leckte sich die Lippen und grinste, als sie die Schnalle seines Umhangs öffnete und ihren glühenden Blick von seinen Augen weg auf die Knopfleiste seiner Robe heftete.
Mittlerweile atmete Severus schwer – so leidenschaftlich hatte er sie noch nie erlebt… und er wusste nicht, ob er sich damit wohlfühlte…
„Arian…" Er schob sie ein Stück von sich und schlucke. „Nicht… Was wird das…?"
Arian ließ mit geröteten Wangen von den Knöpfen ab. „Hm? Was?"
Severus erhob sich, wobei er darauf achtete, dass Arian, die dabei von seinem Schoß rutschte, auf ihren Füßen landete. Er atmete tief durch und zwang sich, ihr in die Augen zu sehen.
„Ich kann das nicht…"
Arians Augen weiteten sich erschrocken und er nutze ihren kurzzeitigen Schock, um den Weg zurückzugehen, sich in Sicherheit vor einem Ausbruch zu bringen.
„Sev! Severus, warte!"
Er hörte schnelle Schritte hinter sich und bevor er reagieren konnte, hatte Arian ihn – einmal wieder – am Arm gepackt, doch immerhin ließ sie sogleich wieder los.
„Severus, hör zu, es tut mir leid, ich…" Sie schüttelte den Kopf. „Ich wollte das nicht, ich hab' mich nur gefreut, dass du wieder mehr mit mir sprichst… und weil wir während des Turniers kaum Zeit haben werden… Ich würde nie…" Sie klang furchtbar niedergeschlagen und reuevoll und die ersten Tränen liefen ihr über die Wangen. „Entschuldigung… Ich wollte dir kein Unbehagen bereiten… Oh Merlin, was hab' ich nur…" Sie tupfte mit dem Ärmel ihrer Robe an ihren Augen herum und verschwand an ihm vorbei nach draußen aufs Schlossgelände.
Severus blieb allein zurück und fühlte sich zerberuselend. Er hatte das Gefühl zu wissen, was Arian nun von sich dachte, und hätte alles dafür getan, ihr diese Gedanken wieder zu nehmen. Als er die Knöpfe an seiner Robe und die Schnalle seines Umhangs wieder schloss, wollte er vor Ungerechtigkeit schreien. Es war nicht ihre Schuld – er war es, der so verkorkst war, so gebrochen. So schwach.
