Pfannkuchen

Connected – Stereo MCs

Als ich am nächsten Morgen erwachte, war die Betthälfte neben mir leer. Ich stützte mich auf die Ellenbogen und sah mich mit halb geöffneten Augen im Zimmer um. Es war niemand hier. Und ich konnte auch keine Geräusche aus dem Badezimmer hören. Mit einem Stöhnen ließ ich mich zurück in die Kissen fallen. Schade. Ich wäre gern neben Damon aufgewacht, hätte mich noch ein bisschen länger von ihm wärmen lassen. Vor Luca und seinem Verrat hatte ich immer angenommen, Vampire wären kalt wie die Haut einer Schlange, wenn man sie anfasste. Aber genau das Gegenteil war der Fall. Genauso wie ich Damons Herz hatte schlagen hören – dabei war er seit über hundertfünfzig Jahren tot. Verrückt. Innerhalb von ein paar Tagen hatte er es geschafft, all meine Vorurteile in Luft aufzulösen. Vampire waren uns Menschen viel ähnlicher, als ich gedacht hatte. Und nicht genug, eine meiner neuen Freundinnen war eine Hexe.

Ich rollte mich auf die Seite, vergrub mein Gesicht im Kissen und atmete Damons Geruch ein, der noch immer an der Bettwäsche haftete. Am liebsten wäre ich für immer in seinem Bett geblieben, weit weg von der Außenwelt und allen Problemen. Dann fiel mir unsere Entdeckung von gestern wieder ein. Das seltsame Symbol und die Vererbungstafel. So gern ich auch den ganzen Tag unter der Bettdecke verbracht hätte, meine Neugier war geweckt und ich wollte herausfinden, was es mit dieser Abbildung auf sich hatte.

Ich schlug die Decke zurück und schwang die Beine aus dem Bett. Doch inzwischen war ich schlauer. Die Erinnerung daran, wie ich mich gestern vor Damon auf meinen Hintern gesetzt war, war mir noch lebhaft im Gedächtnis. Also setzte ich mit Hilfe des Nachtkästchens erst mal auf und wartete ein paar Minuten am Bettrand. Kein Schwindel, keine Benommenheit. Ich fühlte mich erstaunlich gut. Ganz langsam stand ich auf, hielt mich sicherheitshalber am Kopfteil fest. Meine Beine hielten stand. Ich stieß einen Freudenschrei aus. Mein Kopf war wieder völlig klar und meine Muskeln gehorchten mir. Ich war noch nicht hundert Prozent ich selbst, aber ich war auch kein hilfloses Wrack mehr. Ein Schritt vor den anderen, immer darauf bedacht, mich irgendwo festzuhalten, arbeitete ich mich ins Badezimmer vor. Ich sehnte mich nach einer heißen Dusche, um mich wieder in einen normalen Menschen zu verwandeln. Ohne Zwischenfälle erreichte ich das Waschbecken. Mein Mund war ganz trocken und meine Zunge fühlte sich an, als wäre sie völlig verdörrt. Als ich in den Spiegel blickte, verstand ich plötzlich die besorgten Blicke meiner Freunde und Damons Wut. Ich war leichenblass, mit dunklen Ringen unter den Augen und eingefallenen Wangen. Unter meiner Haut konnte ich die Adern durchschimmern sehen und an meinem Hals klebte getrocknetes Blut. Ich sah aus wie der Tod auf zwei Beinen. Zum ersten Mal wurde mir bewusst, wie knapp ich dem Tod entkommen war. Ich erinnerte mich noch daran, wie ich mit jedem Tropfen Blut, der in den Beutel tropfte, immer schwächer wurde, bis ich das Bewusstsein verloren hatte. Aber ich hatte keine Ahnung gehabt, wie viel Blut ich verloren hatte. Erschrocken wandte ich mich vom Spiegel ab, schlüpfte mühsam aus den blutigen, schmutzigen Kleidern, die ich noch immer trug, und stellte mich unter die Dusche. Genau das hatte ich gebraucht. Diese perfekte Dusche. Mit jeder Sekunde, in der das warme Wasser über meinen Körper hinweg strömte, kehrten meine Lebensgeister zurück. Meine verspannten Muskeln lösten sich und jegliche Erinnerung an meine Entführer verschwand mit dem Schmutz im Ausfluss.

Zwanzig Minuten später war ich wieder ich selbst. Ich zog mir eines von Damons schwarzen T-Shirts über und entdeckte meine Jeans, die ich vor zwei Tagen getragen hatte, auf einem Stuhl in der Decke. Frisch geduscht und mit sauberen Kleidern fühlte ich mich wie neugeboren, bereit, dem Geheimnis des Stammbaums auf den Grund zu gehen.

Barfuß und mit nassen Haaren ging ich nach unten, auf der Suche nach Damon oder Stefan. Als ich die letzte Stufe hinter mich gebracht hatte, hörte ich das Klappern von Geschirr. Irgendwo lief Musik, irgendein Hip Hop Song aus den Neunzigern, den ich kannte, aber dessen Titel ich vergessen hatte. Ich folgte den Geräuschen durchs Foyer und bis in die Küche. Dann entdeckte ich Damon, der hinter dem Herd stand, in der einen Hand eine Flasche Bourbon und in der anderen einen Pfannenwender. Er tanzte zur Musik und wendete etwas auf einer Grillplatte, das verdächtig aussah wie ...

„Pfannkuchen?"

Er hob den Kopf. Ein überraschtes Lächeln huschte über sein Gesicht. „Hey, du bist schon auf. Hast du gut geschlafen? Setz dich. Trink deinen Saft." Er deutete mit dem Pfannenwender auf den Platz vor dem Herd, wo bereits ein Teller und ein Glas Orangensaft warteten. Heute Morgen hatte er ja richtig gute Laune. Es gefiel mir.

Völlig verblüfft durchquerte ich die Küche und setzte mich ihm gegenüber. „Ich wusste nicht, dass du kochen kannst." Ich sah ihm dabei zu, wie er die Pfannkuchen wendete. Er trug noch immer das Gleiche wie vor ein paar Stunden, also konnte er ebenfalls noch nicht lange wach sein. Sein Anblick erinnerte mich daran, wie ich in seinen Armen eingeschlafen war.

„Kann ich auch nicht. Aber ich dachte mir, so schwer wird es schon nicht sein." Er stapelte drei Pfannkuchen auf meinem Teller, bevor er Teig aus einer Schüssel auf die Platte goss.

Nach einem großen Schluck aus der Flasche machte er eine auffordernde Handbewegung mit dem Pfannenwender und sah mich erwartungsvoll an. Ich trank den Orangensaft, griff nach der Gabel und stach in die Pfannkuchen.

„Halt, noch nicht fertig." Zuerst goss er eine großzügige Menge einer braunen Flüssigkeit darüber, die Ahornsirup sein musste. Dann drapierte er eine noch größere Portion Sprühsahne darauf. Okay, wenn er mein Blut nicht trinken wollte, dann wollte er mich wohl in ein Zuckerkoma versetzen, um mich umzubringen.

Ich schnitt ein kleines Stück ab und schob es mir in den Mund.

Es war ... ungenießbar.

Zu mehlig, zu süß, zu gummiartig. Hastig schluckte ich alles hinunter und spülte einen großen Schluck Orangensaft hinterher.

„Wo sind die anderen? Wo ist Stefan?", erkundigte ich mich, um davon abzulenken, dass ich ganz bestimmt nichts mehr von dem Teller essen würde.

„In der Schule. Sie haben die ganze Nacht hier verbracht, aber es wäre wohl doch aufgefallen, wenn die halbe High-School nicht zum Unterricht erscheint. Ich soll dich von ihnen grüßen und dir sagen, dass sie dich später besuchen kommen." Bei ihm klang es wie eine Drohung. Er krümmte seine freie Hand wie eine Kralle, um seinen Worten mehr Nachdruck zu verleihen.

„Hey, sei nicht so ein Arsch," tadelte ich ihn. „Es ist nett, wenn sie mich besuchen wollen."

Er toastete mir mit der Flasche zu. „Wie auch immer. Alaric kommt später vorbei, um sich das Buch anzusehen. Mal sehen, was er davon hält. Vielleicht kann er uns sagen, ob in dir der unglaubliche Hulk steckt."

Ich verzog gequält das Gesicht und verdrehte die Augen.

„Hey, du isst ja gar nichts!"

Nachdem ich einmal tief Luft geholt und mir überlegt hatte, wie ich es ihm wohl am schonendsten beibrachte, sagte ich so einfühlsam wie möglich: „Sei mir bitte nicht böse, aber diese Pfannkuchen sind widerlich. Probier doch mal selbst." Ich hielt ihm die Gabel hin. Damon warf mir mit zusammengekniffenen Augen einen Blick zu, bevor er die Gabel nahm. „Willst du etwa sagen, ich bin ein schlechter Koch?"

„Nein, du bist ein miserabler Koch."

„Böse," zischte er und schob sich ein Stück Pfannkuchen in den Mund. Um es eine Sekunde später wieder auszuspucken. „Mist," meinte er, nahm einen großen Schluck aus der Flasche und wischte sich über den Mund. „Die sind wirklich ungenießbar."

Er griff sich den Teller, drehte sich zu der Küchenzeile hinter ihm und verfrachtete seine Kreation in den Müll.

„Aber ich weiß es sehr zu schätzen, was du für mich getan hast." Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen.

„Mach dich nur lustig über mich. Ich wette, du kannst fantastisch kochen."

Ich tat, als müsse ich überlegen. „Auf jeden Fall besser als du." Dann nahm ich ihm die Flasche aus der Hand und nahm einen kleinen Schluck. Als der Alkohol meinen Hals verbrannte, wusste ich, dass ich genau das jetzt gebraucht hatte. Um wach zu werden. Um zu spüren, dass ich nicht träumte. Hier mit Damon in der Küche zu stehen, herumzualbern und seine ekelhaften Pfannkuchen zu essen, fühlte sich viel zu gut an. Ich könnte mich daran gewöhnen. Aber ich durfte es nicht. Irgendwann würden wir beide unsere kleine Blase, in der wir uns gerade befanden, wieder verlassen müssen. Zurück ins echte Leben. Wo er ein Vampir war und ich ihn jagte.

Ich nahm noch einen Schluck, um die düsteren Gedanken zu vertreiben.

Damon beobachtete mich mit großen Augen.

„Hey, wer bist du? Und wo hast du die kleine, Rotwein liebende, streitsüchtige Italienerin gelassen?", scherzte er und nahm mir die Flasche wieder ab.

„Ich wollte nur den klebrigen Geschmack von diesen Pfannkuchen loswerden. Hat nicht funktioniert."

„Ha, ha!" Er stützte sich mit beiden Händen auf die Theke und lehnte sich zu mir, um mir in die Augen zu sehen. „Was ist los?", wollte er wissen.

„Nichts, es geht mir gut. Würdest du mir einen Gefallen tun?"

Er musterte mich misstrauisch. „Solange es nichts mit Eisenkraut und Holzpfählen zu tun hat."

„Würdest du mir ein Erdnussbuttersandwich machen?" Sobald ich die Worte ausgesprochen hatte, konnte ich mich nicht länger zurückhalten. Ich brach in Gelächter aus.

Er verdrehte die Augen, aber seine Mundwinkel zuckten verdächtig. „Ich werde Blondie eigenhändig die Zunge rausschneiden, wenn ich sie wieder sehe," knurrte er, während er zum Kühlschrank ging.

Damon hatte gerade für jeden von uns ein Sandwich fertig und kam mit den Tellern in der Hand zu dem langen Esstisch, um sich mir gegenüber zu setzen, als Alaric in die Küche spazierte.

Bei meinem Anblick erschien ein breites Grinsen auf seinem Gesicht. „Da ist ja meine Lieblingsjägerin," begrüßte er mich. „Du siehst grauenhaft aus."

Er warf seine Ledertasche auf die Bank und setzte sich zu uns.

„Nicht so grauenhaft wie Damons Pfannkuchen schmecken," erwiderte ich.

„Langsam wird es langweilig." Er deutete ein Gähnen an.

Alaric warf ihm einen ungläubigen Blick zu. „Hast du etwa Pfannkuchen gemacht?"

Damon zuckte nur mit den Schultern und wich seinem Blick aus.

„Wow, sie hat dich ganz schön unterm Pantoffel, Kumpel."

„Gar nicht wahr." Damon schnitt eine Grimasse. „Ich will sie nur so schnell wie möglich wieder aus dem Haus haben. Sie zieht ständig meine Sachen an und sie hat mir mein ganzes Schlafzimmer vollgeblutet. Die Flecken bekomme ich nie mehr raus." Er deutete auf sein T-Shirt, das ich trug, um seine Worte zu unterstreichen.

Alaric nickte bloß. Ich konnte ihm ansehen, dass er seinem Freund kein Wort glaubte.

„Also, warum bin ich hier?", wechselte er geschickt das Thema.

Während ich mein Sandwich hinunterschlang, zeigte ihm Damon das Buch mit den Jägerfamilien und weihte ihn in alles ein, was wir bisher wussten.

„Sanguis mortiferus?", wiederholte er, nachdem Damon geendet hatte.

„Ja, es bedeutet..."
„Tödliches Blut, schon klar," fiel ihm Alaric ins Wort. „Aber für wen tödlich? Für Menschen? Oder Jäger? Oder Vampire?"

„Wir hatten gehofft, dass du uns weiterhelfen kannst," erklärte ich.

„Nein, ich habe noch nie davon gehört. Du sagtest, das seien alles Familien aus Venedig. Vielleicht ist es auf Venedig beschränkt, oder Europa. Es könnte ein Relikt aus der alten Welt sein. Zeig mir noch mal die Abbildung." Ich schob ihm das Buch näher hin. „Du hast recht, Sienna. Das sieht wie eine Vererbungstafel aus." Er betrachtete den Stammbaum meiner Familie für eine lange Zeit. „Ich bin kein Biologe und auch kein Mediziner, aber soviel ich noch in Erinnerung habe, muss das ein rezessiver Erbgang sein. Nur wenn beide Elternteile zumindest Träger sind, können sie das Gen weitervererben. Die Hälfte ihrer Kinder wären dann Träger und nur bei einem Viertel käme das Merkmal zum Ausdruck. Das deckt sich mit den Aufzeichnungen und warum es so selten ist. Ich kann nur nicht erkennen, ob das Symbol auch die Genträger markiert oder nur diejenigen, bei denen beide Gene identisch sind. Was eigentlich unlogisch ist, nachdem das Merkmal sehr selten zu sein scheint. Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich zwei Menschen treffen, die genau die gleiche Genmutation aufweisen. Und die sich dann ineinander verlieben und Nachfahren zeugen?"

„Alaric, mir platzt gleich der Kopf!", stöhnte Damon.

„Na ja, vielleicht hat man gezielt nach ihnen gesucht und sie dann zusammengebracht. Eine arrangierte Ehe war doch damals nicht unüblich."

„Wäre möglich," stimmte Alaric mir zu. „Oder Inzucht. War damals auch nicht gerade selten."

„Was aber immer noch nicht die Frage beantwortet, was dieses tödliche Blut ist, und ob Sienna es hat oder nicht." Damon schob mir sein Sandwich über den Tisch zu.

„Weißt du denn gar nichts über deine Mutter? Irgendetwas, wo wir anfangen könnten? Einen Namen?"

Ich überlegte einen Moment, dann schüttelte ich den Kopf. „Nein, gar nichts. Angeblich ist sie bei meiner Geburt gestorben. Mein Vater hat sie nie erwähnt. Und wenn ich ihn auf sie angesprochen habe, wurde er wütend oder wich mir aus. Manchmal bestrafte er mich für meine Neugier. Irgendwann hörte ich auf zu fragen, weil ich nicht länger seine Strafen über mich ergehen lassen wollte."

„Dein Vater muss ja ein richtiger Superdad gewesen sein. Hört sich für mich verdammt nach Hinhaltetaktik an."

„Er hat getan, was er tun musste, damit ich unser Erbe fortführen kann."

„Schon klar," spottete Damon. „Dabei hat er wohl vergessen, dass du noch ein Kind warst."

„Damon hat recht, Sienna," mischte sich Alaric ein. „Vielleicht hatte er einen guten Grund, aber dein Vater hat dir etwas verheimlicht. Und es könnte mit diesem Symbol zu tun haben. Dein Vater hatte das Gen und jetzt stellt sich die Frage, ob deine Mutter es ebenfalls hatte oder nicht."

„Und damit auch, ob ich es habe oder nicht."

Alaric nickte.

„Es gibt nur einen Weg, das rauszufinden," meinte Damon und stand auf.

„Meine Mutter oder meinen Vater zu finden?", vermutete ich.

„Nein." Er schüttelte den Kopf. „Lass mich dein Blut trinken."

Ich starrte ihn entgeistert an. „Hast du jetzt völlig den Verstand verloren?"

„Damon!" Alaric wäre vor Schreck fast von der Bank gerutscht.

„Was?" Er breitete die Arme aus. „Es ist die einzige Möglichkeit. Und wir verschwenden nicht sinnlos Zeit auf der Suche nach einem Mann, der ganz offensichtlich nicht gefunden werden will. Entweder sie hat das Gen nicht und mir passiert nichts oder sie hat es und ich falle tot um. Auf jeden Fall wissen wir, woran wir sind. Und wir wissen, wessen Blut für wen tödlich ist. Ganz einfach."

„Das ist kompletter Wahnsinn, Kumpel."

„Du könntest sterben, Damon."

„Ach was." Er machte eine wegwerfende Handbewegung. „Wer hat gesagt, dass ich dein ganzes Blut trinken werde? Nur ein kleines bisschen und wir sehen, was passiert."

„Und wenn du die Kontrolle verlierst und nicht aufhören kannst?", wandte Alaric ein.

„Hey, ich bin nicht Stefan. Ich kann es kontrollieren." Damon sah mich erwartungsvoll an. „Lass es uns versuchen, Sienna. Du willst es doch auch wissen. Und du wolltest mich schon die ganze Zeit töten. Hier ist deine Chance."

„Das ist nicht lustig, Damon."

„Was? Willst du mich plötzlich nicht mehr umbringen? Jetzt beleidigst du mich aber."

Mit einem wütenden Schrei warf ich meinen Teller nach ihm. Natürlich wich er rechtzeitig aus und der Teller zerschellte an der Wand hinter ihm.

„Das ist nicht fair und das weißt du!", fuhr ich ihn an. „Ja, ich wollte dich töten. Aber ich wollte einen gerechten Kampf, auf Augenhöhe. So fühlt es sich wie Betrug an!"

„Wenn diese Welt fair wäre, dann wären wir uns nie begegnet!", gab er zornig zurück. Seine Worte trafen mich wie ein Faustschlag in den Magen. Fassungslos sank ich auf meinen Stuhl, während der Schmerz mein Herz durchbohrte.

Doch dann fügte er hinzu: „Du wärst keine Jägerin und ich wäre kein Vampir und wir wären uns nie in dieser Bar begegnet." Er schloss die Augen, überlegte kurz. „Nein, wir wären uns in Venedig begegnet. Ich wäre ein stinknormaler Tourist, der sich verlaufen hatte, und du die hübsche Einheimische, die ich nach dem richtigen Weg fragen würde. Und zum Dank würde ich dich auf einen Cappuccino oder Espresso oder was ihr Italiener so trinkt einladen. Eins führt zum anderen und voilà" – er schnippte mit den Fingern – „würden wir in meinem Hotelzimmer landen."

Unsere Blicke trafen sich. Der Schmerz in meiner Brust wurde unerträglich. Für einen kurzen, süßen Moment war ich dort gewesen. In Venedig, mit ihm. Auf dem Markusplatz, umringt von Tauben und Touristen, verzaubert von seinen blauen Augen und seinem Lächeln.

„Niemand wird getötet," entschied Alaric in diesem Moment und der Zauber war gebrochen. Wir blinzelten beide. Die Enttäuschung war wie ein Eimer kaltes Wasser, der über meinem Kopf ausgeschüttet wurde.

„Wir werden Stefan dazu holen. Wenn dir etwas passieren sollte, kann er dich heilen. Wir werden kein Risiko eingehen. Verstanden?"

Und einfach so, schlug Damon zu.

Hände packten mich, Reißzähne blitzten auf, sein Körper schlang sich so schnell um mich, dass ich gar nicht richtig verstand, was geschah. Er wirbelte mich herum – mein Rücken gegen seine Brust – vergrub seine Hand in meinem Haar und zog meinen Kopf zurück. Und versenkte seine Zähne in meinem Hals, direkt unterhalb meines Kiefers.