Rückblick 38

Juli 2003

Das Sussex Labor war ein großes, schwarzes Gebäude, das so aussah, als ob es mitten in den Ashdown Forest hineingefallen war. Die Anti-Apparations Zauber erstreckten sich mehrere hundert Meter. Hermine ging unter aufwändigen Desillusionierungszaubern darauf zu, sie machte einen weiten Bogen um die anderen, kleineren Gebäude, sie sich darum verteilte. Das Labor stellte alles in den Schatten. Die Luft war so stickig und verdorben durch Dunkle Magie, dass es schwer war zu atmen. Dementoren patrouillierten über ihrem Kopf.

Von dem Winkel aus, von dem sie auf das Gebäude zuging, erinnerte es Hermine an Bilder von Askaban. Sie hatte die Blaupausen von Sussex gesehen und hatte es aus weiter Entfernung gesehen, aber es war das erste Mal, dass sie so nahe daran heran kam.

Es war ein sich auftürmendes, V-förmiges Gebäude, mit keinem sichtbaren Eingang. Es gab nur eine Handvoll von Fenstern, in den Obersten Stockwerken. Sie wusste, durch die Blaupausen, dass der einzige Weg hinein, durch einen gesicherten Apparations Punkt und der einzige Weg wieder raus, durch ein separater Disapparations Punkt in einem anderen Stockwerk war.

Wenn sie ruhiger und nicht von Trauer erschlagen gewesen wäre, hätte sie realisiert, dass es keinen Weg für Draco gab, um Ginny so schnell rauszuholen, ohne seine Deckung zu gefährden.

Sie beide hatten Fehler aus Verzweiflung gemacht.

Sie schaute sich um. Es war Abend und bewölkt, dafür dass Sommer war. Es fing an dämmrig zu werden; die Dunklen Kreaturen würden bald anfangen hervorzukommen.

Hermine lief immer weiter, bis sie die Schicht aus Schutzzaubern erreichte. Sie waren die gleichen undurchdringbaren Zauber wie die, die auch über Hogwarts gewesen sind. Das Gras und die Pflanzen waren entlang der Grenze zu Asche verbrannt.

Hermine streckte ihre Hand aus und die Magie knisterte und kam schimmern durch ihrer Nähe zu Vorschein.

Sie zog ein Messer aus ihrem Mantel und kniete sich hin, sie durchstach die Schutzzauber nahe am Boden. Das Mantikor Gift im Silber glitt hindurch, als ob die Magie nicht existierte. Hermine zog eine der dutzend Bomben hervor die sie mitgebracht hatte, tippte sie leicht mit der Spitze ihres Zauberstabes an und schob sie durch die Öffnung, sie war vorsichtig, damit die Schutzzauber oder das Messer nicht mit der winzigen Kugel in Berührung kamen. Wenn sie aus Versehen eine Bombe in die Luft jagen würde, könnten die Todesser ihre Körperteile innerhalb eines zwanzig Meter Radius wieder einsammeln.

Sie versuchte nicht darüber nachzudenken.

Sie schob fünf Bomben durch die Öffnung in den Schutzzaubern und levitierte mit der Bewegung ihres Zauberstabes die Bomben nach drüben zum Gebäude, drei platzierte sie in der Nähe Bodens und zwei schickte sie nach oben, auf ungefähr zehn Metern Höhe. Sie zog das Messer wieder heraus und die Öffnung in den Schutzzaubern verschloss sich sofort wieder.

Sie ging schnell drei Meter weiter und wiederholten die Schritte, bis sie sich die gesamte Ostwand des Gebäudes vorgearbeitet hatte und ihre Taschen leer waren. Basiert auf allen Berichten, die Severus und Draco jemals über Sussex zurück gebracht hatten, war die Ostseite der Teil des Gebäudes, wo die Fluchentwicklungsabteilung lag und wo die meisten Nachforschungen betrieben wurden, die menschliche Testobjekte verwendeten. Die Westseite des Gebäudes war eher auf Technologie fokussiert, wo die Fesseln und die Nachforschungen über den Fidelius Zauber lokalisiert waren.

Sie ging so weit wie möglich zurück, beäugte den Rand der Disapparations Grenze und versuchte abzuschätzen, wie weit sie rennen musste. Mit der Bewegung ihres Zauberstabes zauberte sie einen Kopfblasenzauber über sich selbst.

Sie schloss ihre Augen und holte langsam Luft, bevor sie sie wieder öffnete und ihre Zauberstabhand ausstreckte.

Ich werde mich um dich kümmern. Ich werde mich immer um dich kümmern.

Sie schwang ihren Zauberstab mit einer schnellen Bewegung nach oben und zog ihn dann nach unten.

Es entstand eine Millisekunde der Stille. Dann ertönte ein Grollen, so als ob alle Partikel in der Luft vibrieren würden.

Das Geräusch traf sie wie eine Mauer und ihre Knochen vibrierten. Die Schutzzauber um Sussex wurden sichtbar, als eine Reihe von Explosionen die Seite des Labors hinunterwanderte. Die Luft wurde von einer ohrenbetäubenden Explosion zerrissen. Die Detonation krachte in die Schutzzauber und wurde zurück auf das Sussex Labor geworfen. Eine Wolke aus Staub und tödlichem Gift erfüllte die Luft und die gesamte Ostseite des Gebäudes wackelte und fiel, kippte nach hinten und krachte in die Westseite des Gebäudes.

Der Boden erbebte so stark, dass Hermine von ihren Füßen gerissen wurde. Ihr Kopf schlug auf dem Boden auf und brachte ihre Okklumentik Mauern zum Wackeln. Die benommene, unter Drogen stehende Empfindung breite sich in ihrem Verstand aus, als sie sich wieder aufrappelte. Sie schüttelte ihren Kopf, blinzelte und versuchte ihren Kopf klar zu bekommen. Sie hörte ein schneidendes, schmerzvolles Klingeln in ihren Ohren, dass alle anderen Geräusche übertönte. Sie schaute nach hinten auf das Labor, bevor sie anfing Richtung Anti-Apparations Punkt zu sprinten.

Sie schaffte es fünfzehn Meter weit, bis eine eiskalte Verzweiflung über die hereinbrach.

Sie stolperte und geriet ins Wanken.

Harry war tot.

Ihre gesamte Trauer brach auf einmal über sie herein, wie eine Flutwelle.

Harry. Padma. Dobby. Alle.

Alle.

Alles was sie getan hat. Nicht davon war von Bedeutung.

Es ist alles sinnlos gewesen.

Harrys tote Augen, als er von einem Todesfluch nach dem anderen getroffen wurde.

Ron schreiend. Wie er sich verzweifelt in Richtung seines besten Freundes warf.

Ist Parv –"

Colins schreiend, als ihm auf dem Krankenhaus Bett Stück für Stück die Haut abgeschnitten wurde.

Es war sinnlos.

Wir hatten einen guten Lauf, Granger, aber es hätte sowieso nicht gehalten."

Sie stand auf dem Waldboden und zitterte.

Eine Flutwelle des Todes überflutete sie.

Sie werden alle sterben.

Sie sank auf den Boden. Ihr war so kalt und alles tat weh.

Sie drückte ihre Hand gegen ihre Brust und versuchte zu atmen.

Du musst wissen, dass du einen Punkt erreichst, wo der Schaden unumkehrbar ist."

All ihre Erinnerungen, vor denen sie versuchte sich zu verstecken. All die Schreie und das Sterben. Der faulige, magenumdrehende Geruch von Wundbrand und Verwesung. Verbranntes Fleisch. Eingeweide und Insekten und vergiftetes Blut. Zu Krallen verkrampfte Finger, die sich nach ihr ausstreckten – „Hilfe." „Töte mich." „Bitte." „Mach das es aufhört."

Ihr gesamter Körper schmerzte vor Kälte, so als ob sich Eis zwischen ihren Fingern ausbreitete.

Sie wollte Sterben.

Draco.

Du bist meins. Ich komme immer für dich zurück."

Sie hörte auf sich zu bewegen. Sie hatte ihm gesagt, dass sie auf ihn warten würde.

Wenn sie es nicht zurück schaffen würde, würde er zurückkommen, um ein Durcheinander von hastig zusammengebauten Bomben zu finden und ihre hingekritzelte Notiz. Ich liebe dich. Ich liebe dich. Ich liebe dich.

Sie zwang sich dazu ihren Kopf anzuheben und bemerkte das der Himmel mit Dementoren gefüllt war, die ihr immer näher kamen.

Sie umklammerte ihren Zauberstab und versuchte aufzustehen. Sie konnte keinen Patronus zaubern. Sie musste rennen.

Sie stand wankend auf und brach dann wieder zusammen, sie zitterte heftig.

Die näher kommenden Dementoren waren so nahe um die herum versammelt, dass alles Licht ausgesperrt wurde.

Sie drückte sich wieder nach oben, durchwühlte ihre Gedanken nach etwas, dass sie benutzen konnte. Etwas das nicht durch den Krieg vergiftet war.

Ich werde mich um dich kümmern. Ich werde nicht zulassen, dass dich irgendjemand verletzt. Du musst nicht einsam sein. Weil du mir gehörst."

Es war nicht glücklich. Sie war sich nicht sicher was es war. Aber es war ihrs, ein Versprechen, dass Draco ihr gemacht hatte. Sie musste es zu ihm zurück schaffen. Er war ihrs. Sie hatte ihn verdient. Sie hat ihm versprochen, dass sie auf ihn warten würde.

Sie konnte nicht sterben. Sie konnte ihn nicht zurück lassen. Er ist durch die Hölle gegangen, um sie zurückzuholen.

Ihre Haut brannte durch die quälenden Kälte. Sie drückte sich nach oben und streckte ihren Zauberstab in Richtung der Dementoren aus, die ihr immer näher kamen.

Expecto Patronum!" Sie legte jedes Fünkchen an Gefühl, das sie besaß, in den Spruch.

Weißes Licht explodierte von ihrem Zauberstab, wurde größer, bis ihr Patronus seine volle Gestalt angenommen hatte.

Es war nicht ihr Otter.

Es war nicht nur ein unscharfer Nebel.

Hermine starrte nach oben wie ein lebensgroßes Antipodisches Opalauge aus ihrem Zauberstab empor stieg. Es ersteckte sich über den Himmel. Es warf seinen Kopf zurück, brüllte und entfaltete seine riesigen Flügel. Es öffnete seinen Mund und weiße Flammen schossen hervor.

Die Dementoren zogen sich nach oben in den Himmel zurück, aber der Drache flog ihnen auf einer Verfolgungsjagt nach, er trieb die Dementoren höher und höher, bis sie kehrt machten und wieder nach unten in Richtung des Feldes flogen.

Hermine stand auf und beobachtete, wie sie auf sie zukamen, als sie ihren Zauberstab nach oben riss.

Ein Dementor konnte vielleicht nicht sterben, aber mit Sicherheit brennen.

Der Dämonsfeuer Fluch, ein Inferno aus flüssigen Flammen ergoss sich aus ihrem Zauberstab, sie wanden und stäubten sich, als das Feuer sich verwandelte und die Gestalt von einem Dutzend Chimären annahm, als die Dementoren nach unten flogen, auf der Flucht vor ihrem Patronus. Als die Dementoren in der Nähe des Bodens waren, bewegte Hermine ihren Zauberstab nach oben und das Dämonsfeuer bäumte sich nach oben auf und verwandelte sich zu einer Flammenwand.

Der gesamte Himmel war gefüllt mit schreienden, brennenden Dementoren, die in Brand gesetzt wurden und zerfressen wurden, als sich das Dämonsfeuer zu einem riesigen glühenden Drachen verwandelte.

Hermine warf nur einen kurzen Blick darauf, bevor sie den Spruch beendete und sich umdrehte, um zu rennen, während die brennenden Dementoren schreiend vom glühenden Himmel fielen.

Sie schaffte es ein paar Dutzend Meter weit, als sie von etwas zu Boden gerissen wurde. Sie kämpfte sich frei und rief einen Fluch, bevor der Vampir sie beißen konnte. Er brach am Boden zusammen, als sie sich aufrappelte.

Sie war halb wieder auf den Beinen, als eine Sabberhexe sich plötzlich auf ihr Gesicht stürzte. Hermine rollte sich blitzschnell zur Seite, während sie einen Ausweidungszauber zauberte. Das Feld füllte sich langsam mit Dunkeln Kreaturen. Eine Armee die langsam auf sie zugekommen war, während sie versucht hatte die Dementoren zu bekämpfen.

Sie pausierte, bis sie nahe genug waren und rammte dann ihrem Zauberstab in den Boden, sie verflüssigte die Erde um sich herum und beobachtete, wie die Sabberhexen, Vampire und Werwölfe verschlungen wurden. Bevor sie wieder an die Oberfläche schwimmen konnten, beendete sie den Fluch und sprintet wieder in Richtung der Schutzzauber Grenze.

Jemand traf sie in den Rücken. Sie wurde durch die Luft geworfen und drehte sich, rollte sich ab, fings sich und landete wieder auf ihren Füßen, sie benutze das letzte bisschen des Momentums, um ihre Balance wieder zu finden. Sie zauberte einen Bombarda Maxima, ohne zu schauen, wen sie angriff.

Ein junger Werwolf schaute nach unten und fand seinen Bauch aufgesprengt. Er fiel auf den Boden. Mit seiner Lykanthropie würde er es vermutlich schaffen zu überleben. Sie schickte mehrere schnelle Schnittzauber in Richtung der Kehlen von Sabberhexen und Werwölfen, die ihr näher gekommen waren.

Als sie sich umdrehte, um wieder loszurennen –

Expelliarmus!"

Ihr Zauberstab wurde ihr aus der Hand gerissen, als die Kraft des Zaubers sie nach hinten warf. Sie landete hart und schlug mit ihrem Kopf auf einem Stein auf. Ihr Sichtfeld verschwamm und schwarze Flecken tanzten vor ihren Augen, als sie sich benommen wieder nach oben drückte und in die Richtung schaute, in die ihr Zauberstab geflogen war.

Graham Montague stand fünf Meter von ihr entfernt und starrte sie an. Ihr Zauberstab in seiner Hand.

„Heute ist mein Tag, würde ich sagen. Es fühlt sich so an, als ob es erst gestern war, wo ich dich gesehen habe.", sagte er lächelnd. Sein Gesichtsausdruck war hämisch und extrem beunruhigend. „Ich habe nicht erwartet, dich so schnell zu finden."

Er gestikulierte in Richtung der rauchenden Ruinen des Labors und brennenden Dementoren, die noch immer vom Himmel fielen. „Hast du das alles alleine geschafft?"

Hermine bewegte sich nicht; ihre Augen lagen auf ihrem Zauberstab.

„Fuck. Ich denke ich werde mein Mal dafür bekommen, dass ich dich eingesackt habe." Er schaute sie an und grinste, als er ihren Zauberstab mit beiden Händen umfasste und in der Mitte zerbrach.

Sie starrte ihn entsetzt an.

Ohne Zauberstab konnte sie nicht apparieren.

„Komm schon." Montague zeigte mit seinem Zauberstab auf sie und winkte sie zu sich heran. Die Dunklen Kreaturen versammelten sich um ihn herum. „Mach es dir nicht schwerer, als es ist. Komm her Schlammblut."

Hermines Augen wanderte über das Feld, als sie abwog, was sie tun sollte.

Sie ließ ihre Schultern unterworfen nach vorne fallen, als sie ein Messer aus der Innentasche ihres Mantels zog.

Sie ging zögernd auf Montague und all die Dunklen Kreaturen zu, die ihn umgaben. Ein Werwolf ging nach vorne und fing an ihren Arm zu ergreifen.

Hermine schlug zu.

Ihr Messer blitzte auf. Sie schnitt seine Hand ab und schlitzte den Bauch des Werwolfs auf.

Sie hatte genug Sabberhexen Verletzungen geheilt, um genau zu wissen, welche Messer Wunden geheilt werden konnten.

Sie duckte sich, als ein Fluch auf sie zu raste und warf sich in Richtung Montague. Er war die nächste Person mit einem Zauberstab in seiner Hand.

Eine Sabberhexe hechtete auf ihre Kehle zu und Hermine wirbelte herum und vergrub das Messer in ihrer Kehle, bevor sie wieder auf Montague losging.

Montagues Augen weiteten sich vor Angst und er versuchte sie zu verfluchen. Er war ein wesentlich langsamerer Kämpfer, als Draco es war. Schlampig und ungenau. Sie wich dem ersten Fluch aus. Und dem zweiten. Ein lilaner Fluch durchschnitt ihren Mantel und traf sie im Bauch. Sie ging weiter auf ihn zu, bis er zurück fiel und stolperte, als er versuchte von ihr abzuhauen.

Sie drehte das Messer in ihrer Hand um und warf es auf ihn, sie zielte auf die Mitte seiner Brust.

Er zauberte ein Schild, aber die magische Klinge schnitt durch es hindurch und sank bis zum Schaft in seine linke Schulter. Sie hatte sein Herz nur knapp verfehlt.

Hermine zog ihr zweites Messer hervor.

Seine Miene spiegelte Panik wider.

Avada Kedavra!" Er versuchte den Fluch zu zaubern, aber nur Funken erschienen.

Avada Kedavra!"

Nichts.

Crucio!"

Der rote Fluch verfehlte sie. Er zauberte wieder.

Als sie ihr Messer zwischen seine Rippen stieß, stach er seinen Zauberstab in ihre Kehle.

Crucio!"

Ihr Griff um das Messer lockerte sich und sie fiel schreiend auf den Boden. Ihre Hände verkrampften sich und sie krümmte sich vor Schmerz. Die Qualen zogen sich durch jeden Nerv ihres Körpers. Ihre Kehle fühlte sich so an, als ob sie zerrissen wurde. Ihre Nerven, als ob sie verstümmelt und zerschunden wurden. Der Geschmack von Blut füllte ihren Mund. Schmerz. Nichts außer allumfassender Schmerz.

Endlich hörte es auf.

Hermine zwang sich dazu ihre Augen zu öffnen und beobachtete wie Montage auf seine Knie fiel, er blutete stark aus seiner Seite und Schulter. Er schien kurz vor dem Bewusstlos werden zu sein. Sein Zauberstab hing lose von seinen Fingern.

Hermine schluchzte und keuchte durch ihre zusammengebissenen Zähne, als sie zitternd versuchte sich umzudrehen.

Hol dir seinen Zauberstab. Hol dir seinen Zauberstab.

Ihre Muskeln zuckten und verkrampften sich, als sie sich selbst nach oben zog.

„Du verfickte Schlampe... Stupefy!"


Sie wachte schreiend wieder auf.

Sie lag am Boden und ihre Muskeln verkrampften sich und fühlten sich zerrissen an, als sie sich dazu zwang, sich aufzusetzen. Sie war in einem großen Käfig, gefüllt, mit mehr als einem Dutzend anderen Leuten, ein paar von ihren erkannte sie vage wieder.

Die Nacht war am Hereinbrechen und die einzigen Lichtquellen waren Fackeln, die mit orangenem Licht flackerten. Sie konnte Blut und Dunkle Magie riechen. Die Schreie hörten nicht auf. Auch Lachen ertönte. Grausames, höhnisches, hysterisches, schallendes Gelächter.

Sie schaute sich um und bemerkte, dass sie in Hogwarts war. Ein Dutzend großer Käfige, die mit Leuten vollgestopft waren, standen auf den Außenanlagen von Hogwarts, um den Astronomie Turm herum. Sie Schreie kamen vom Turm.

Sie schaute nach oben.

Fünf Meter über dem Boden schrie, schluchzte und wand sich Molly Weasley, wo sie von ihren Handgelenken herunter hing. Arthur schrie in Qualen neben ihr. Ein Fluch schnitt Stück für Stück seine Haut weg.

„Bitte! Nicht ihn! Tut mir weh! Er versteht es nicht! Bitte tut ihm das nicht an!" Mollys Stimme war gebrochen, als sie bettelte.

Fleischstücke hingen von Ketten um Molly herum. Hermine kniff ihre Augen in dem schummrigen Licht zusammen.

Abgetrennte Arme.

Ein Oberkörper.

Georges Kopf.

Ihre Kehle zog sich zusammen und sie kippte nach vorne und übergab sich so heftig, dass ein zerreißender Schmerz durch ihren Rücken fuhr, als sich ihr Körper krümmte.

Sie schaute wieder nach oben, als sie sich über den Mund wischte.

Bill, Charlie, Fred und George waren alle tot, sie baumelten in Stücken von Ketten. Ron war noch am Leben. Kaum noch am Leben. Tonks war tot, ihre Organe hingen aus ihrem Körper. Remus hing neben ihr, so verstümmelt, dass er mit Sicherheit auch tot sein musste.

Über den Weasleys, Remus und Tonks hing ein weiterer Körper. Eine Leiche, die nur noch ein Skelett war.

Hermines Finger verkrampften sich, als sie die Gitterstäbe umklammerte.

„Ist – ist das Harry?", würgte sie hervor.

„Ja.", sagte ein Mädchen in ihrer Nähe stumpfsinnig. Hermine glaube, dass ihr Name Mafalda war. „Als Du-Weist-Schon-Wer aufgehört hat den Todesfluch zu benutzen, hat er einen Spruch gezaubert und Harry hat angefangen zu verrotten. Er hat ihn nach da oben gehangen – damit wir alle sehen konnten, wie es passiert. Und all seine engsten Freunde auch. Sie foltern sie schon seit Stunden."

Arthurs Schreie wurden schwächer.

„Bitte! Tut ihm nicht weh. Arthur. Arthur." Molly schluchzte immer wieder und bettelte, als sie versuchte sich nach auszustrecken.

Hermines Finger zuckten und sie schob ihr Kinn nach unten und wandte ihren Blick vom Turm ab.

Ihr Mantel war verschwunden, genauso wie ihre Halskette und ihr Armband. Sie ist ausgezogen und in einem dünnen grauen Kleid gekleidet worden; sogar ihre Haarklammern sind entfernt worden. Aber Dracos Ring glitzerte noch immer an ihrer Hand.

„Malfoy!"

Das Blut in ihren Adern gefror und sie versteifte sich und drehte sich um. Menschengruppen und Zelte waren zwischen den Käfigen verteilt. Die Todesser, Wachen und Ministeriums Offizielle waren versammelt und tranken. Ein Todesser trat einen Schritt nach vorne und schoss einen Fluch nach oben zu den Körpern, die am Astronomie Turm hingen. Betrunkenes, kreischendes Gelächter ertönte.

Ein paar Männer grinsten anzüglich in die Käfige.

„Du siehst nett aus. Vielleicht wird der Dunkle Lord dich mir als Gefälligkeit geben.", sagte ein Todesser schmachtend, als er versuchte eine der Gefangenen durch die Gitterstäbe hindurch, zu ergreifen.

„Malfoy!"

Hermine schaute sich nach Draco um. Stattdessen sah sie, wie Lucius hervor trat.

„Wir dachten schon du und die anderen verpassen die ganze Feier.", rief eine raue Stimme.

Hermine kauere sich näher am Boden zusammen und ließ ihre Augen nach unten wandern, als Lucius näher kam. Ihre Ohren klingelten noch immer von der Explosion. Sie heilt ihren Atem an und lauschte angestrengt.

„Der Dunkle Lord hat meine Anwesenheit benötigt.", sagte Lucius, seine Stimme war ein furchteinflößendes, schmeichelndes Knurren. „Es gab – eine unerwartete Situation."

Hermine spürte wie sich ihre Kehle zusammenzog. Draco.

Die andere Stimme wurde leiser. „Sussex?"

„Genau.", sagte Lucius leise. „Der Dunkle Lord will, dass es keine Aufmerksamkeit auf sich zieht. Nur seine engsten Vertrauten."

Hermine sackte vor Erleichterung zusammen. Es ging nicht um Draco.

„Ist es also wahr? Alle?" Die raue Stimme war beharrlich.

„Habe ich nicht gerade gesagt, dass es vertraulich behandelt wird? Willst du wissen, was der Dunkle Lord nicht will, dass gewusst wird?" Die Sanftheit in Lucius Stimme hatte etwas singendes an sich. „Während er wegen Spionen in seiner Mitte beunruhigt ist? Ich würde es hassen, wenn er herausfinden würde, dass du herumgeschnüffelt hast. Ich erschaudere noch immer, wenn ich daran denke, was mit dem armen Rookwood letzte Woche passiert ist."

„Ich habe nicht – ich wollte nur – höfliches Nachfragen war alles, was ich damit gemeint habe. Schau! Ich hab dir etwas aufgehoben. Es gab etliche, die ihn töten wollten, aber ich habe gesagt, dass du die Ehre verdienst. Schau er ist noch am Leben."

Hermine warf einen kurzen Blick nach oben und sah Lucius und den anderen Todesser nach oben zum Astronomie Turm schauen.

Arthur ist still geworden und Mollys Schreie waren zu einem leisen Schluchzern übergegangen.

„Ein paar sind noch am Leben." Der Todesser mit der rauen Stimme schoss einen Fluch auf Remus und Remus Körper zuckte zusammen und wurde dann wieder schlapp. „Der hier stirbt einfach nicht. Egal was wir auf ihn schießen. In der Zwischenzeit sind seine Organe zwei Mal neu nachgewachsen." Er kicherte. „Dann ist da die Mutter. Sie schreit lauter für ihre Brut, als wenn man sie crutiot. Aber ich habe das Beste für dich aufgehoben. Potters bester Freund, der der immer bei ihm war. Ich habe sichergestellt, dass keiner ihn tötet."

„Wie aufmerksam von dir Mulciber." Lucius summte die Worte, als er die Weasleys über seinem Kopf betrachtete.

Sein Gesicht wurde angespannt und nachdenklich. Seine Gesichtszüge waren fast skelettartig, seine Haut straff über seinen Schädel gezogen und seine Wangen und Augenhöhlen waren so eingefallen, dass sie fast wie schwarze Löcher in der Dunkelheit und dem flackerndem Fackel Licht aussahen. „Ich hatte gehofft mehr Zeit zu haben, um die Erfahrung zu genießen – aber der Dunkle Lord will sie vor Ende des Tages tot sehen." Lucius Stimme war wehmütig. „Ich habe mit Gedanken darüber gemacht, wie genau ich vorgehen sollte."

Ein kränklich gelber Fluch schoss aus Lucius Zauberstab und traf Ron auf der Seite seines Kopfes. Rons Körper fing an zu zucken und seine Augen weiteten sich und traten hervor, so als ob er am Ersticken war.

„Nicht –" Das Wort war halb über Hermines Lippen, als sie es zurück hielt.

Lucius graue Augen funkelten, als er zu den Körpern nach oben schaute, die dort aufgehangen waren.

„Ich habe meinen Schwur an Narcissas Grab geleistet, dass ich jeden einzelnen der Blutsverräter in diesem Land töten werde. Ich wusste, dass Potter dem Dunklen Lord gehört, aber ich hatte gehofft, dass ich derjenige sein werde, der Potters geliebte ‚Familie' ihm nachschicken würde."

Lucius gestikulierte mit seiner Hand, aber die Bewegung war spastisch, so als ob es ein Tick war, den er hatte. Seine Miene spannte sich an, als er zu Ron nach oben schaute und mit einer Bewegung seines Zauberstabes, den Fluch beendete, der ihn erstickte. Ron schnappte gierig nach Luft. Seine Brust erbebte. Seine Augen sahen betäubt aus.

Lucius bewegte seinen Zauberstab in gelangweilten Spiralen und sprach langsam. „Brennen ist ein besonders schmerzhafter Tod. Die Muggel haben früher Hexen verbrannt. Sie verbrannt, bis nichts mehr von ihnen übrig war. Alles was ich von meiner Frau noch habe, ist eine leere Gruft. Von ihr war nichts mehr übrig. Obwohl ich geschaut habe – viele Male." Seine Hand zuckte wieder.

„Es ist passend, ich denke, dass du den Schmerz kennen solltest, den sie verspürt hat." Er hob seinen Zauberstab an. „Das ist für meine Frau."

Ein dunkelgrüner Fluch flog nach oben und traf Rons Fuß. Rauch stieg nach oben und Ron riss seinen Kopf nach hinten und schrie, als sich der Fluch über sein Bein nach oben ausbreitete.

Hermines Körper zittere; ihre Kehle zog sich zusammen, als sie versuchte sich nicht zu übergeben. Sie kannte den Fluch. Er verwandelte Blut im Körper zu geschmolzenem Blei. Es war ein langsamer Fluch. Sie drückte sich gegen die weit entfernteste Seite des Käfigs und versuchte nicht zu schluchzen.

Lucius warf seinen Kopf nach hinten und lachte.

Molly zuckte und rüttelte. „Bitte. Nein! Nicht mein Sohn. Bitte tut meinem Sohn nicht weh!"

Hermine kniff ihre Augen zusammen und hielt sich die Ohren zu, aber sie konnte Rons und Mollys Schreie nicht ausblenden. Oder Lucius Lachen.

Die Schreie wurden langsam leiser, als etwas Warmes und übermäßig Süßes Hermine in die Nase stieg. Sie riss ihre Augen auf und fand Dolores Umbridges Gesicht nur wenige Zentimeter von ihrem entfernt, sie betrachtete Hermine mit einer boshaften Freude durch die Gitterstäbe des Käfigs.

Umbridge wurde von mehreren Wachen flankiert.

„Ich glaube ich erinnere mich an dieses hinterlistige kleine Gesicht." Umbridge gestikulierte in Richtung eines Wachtmanns. „Du, öffne den Käfig und ergreif sie."

Das Quietschen der Käfig Tür ertönte und eine grobe Hand packte Hermines Arm und zog sie nach draußen. Finger vergruben sich in ihren Haaren und zogen ihren Kopf gewaltsam nach hinten.

Umbridge stieß ein keines Lachen aus und es geisterte über Hermines Gesicht, warm und zuckrig, so als ob sie kurz zuvor Süßigkeiten gegessen hatte.

„Du bist es. Ich würde dein wertloses Gesicht überall wieder erkennen. Ich habe dich nicht vergessen." Umbridges Augen funkelten. Sie gestikulierte über ihre Schulter. „Mach dir eine Notiz. Ich will, dass sie nach Sussex überweisen wir, mit der nächsten Sendung, die sie verlangen, ganz oben auf der Liste, für Dolohov persönlich." Sie lehnte sich näher an Hermine heran und ihre Stimme war fast ein Flüstern. „Er sucht immer nach neuen Spielzeugen, die er kaputt machen kann."

Einer der Wachmänner hustete leise. Umbridge warf ihm einen schneidenden Blick zu.

„Gefängnisdirektorin, Sussex ist – sie sagen es ist dauerhaft außer Betrieb – wegen dem – dem Unfall dort. Und Dolohov ist – tot."

Hermine fühlte ein Gefühl des Triumphes, das sich durch ihre Furcht ausbreitete, als Umbridges Gesicht erstarrte.

Sie hatte gehofft, das Dolohov sterben würde. Die einzige Person, die sie mehr als Antonin Dolohov hasste, war Voldemort.

„Es ist also bestätigt worden?" Umbridges Stimme war schneidend.

Der Wachmann nickte zurückhaltend.

Umbridge seufzte und sah enttäuscht aus. „Wie schade."

Sie stach ihren Zauberstab gegen Hermines Sternum. „Crucio."

Hermine schrie und ihre Beine gaben nach. Die Hand in ihren Harren hielt sie an Ort und Stelle fest. Ihr Körper wurde von Qualen überflutet, bis ihre Muskeln anfingen sich so heftig zu verkrampfen, dass sie das Gefühl hatte, dass ihre Sehen gleich zerreißen würden. Sie schrie, bis sich ihre Kehle wund anfühlte und ihre Stimme zu Schluchzen verblasste; sie hing da, als ihr Körper zuckte und sich heftig verkrampfte.

Der Spruch hörte nicht auf.

Hermine konnte spüren, wie ihr Verstand herumscharrte, um zu entkommen; um sich von der Qual zu befreien. Brech einfach. Brech einfach.

Nein. Sie konnte nicht.

Ich bin nicht schwach. Ich werde nicht brechen. Bitte, du musst mir das glauben."

Sie hing einfach da, zitternd vor Qualen.

Endlich hörte der Fluch auf. Hermine wurde auf hart den Boden fallen gelassen, ihre Muskeln zuckten noch immer. Sie hatte das Gefühl in Stücke zerrissen worden zu sein. Wimmernde Schluchzer kamen von tief aus ihrer zuckenden Blust.

Sie zwang sich dazu ihre Augen zu öffnen und starrte nach oben. Sie konnte den Astronomie Turm über Umbridges Schulter sehen; Molly war am Sterben.

Umbridge betrachtete Hermine am Boden und gestikulierte wieder über ihre Schulter. „Ich will die hier haben, sobald ihre Magie unterdrückt wurde. Ich kann mir vorstellen, dass sie einem ausgiebigen Verhör von mir unterzogen wird. Bringt sie wieder in den Käfig."

Umbridge kicherte und fing an zu gehen.

Thorfinn Rowle pausierte, als er vorbei ging. „Du kannst sie nicht haben Gefängnisdirektorin." Seine Stimme war verwaschen und er gestikulierte in die Richtung, wo Hermine am Boden lag. „Ich habe dabei geholfen sie von Sussex herzubringen, nachdem sie sie gefangen hatten. Der Dunkle Lord hat gesagt, dass er sie unversehrt haben will, für den Fall, dass er entscheidet, sie persönlich zu verhören. Es steht auf den Überweisungspapieren."

Durch die Qual und den Schock, in den ihr Körper durch die Folter überging, spürte Hermine wie ihr ihr Blut in den Adern gefror.

Umbridges machte ein langes Gesicht. „Aber sie sterben so schnell, wenn er es tut."

Rowle richtete sich auf und verengte seine Augen. „Zweifeln sie mich an Gefängnisdirektorin? Ich kann den Dunklen Lord herrufen, wenn sie den Unterlagen nicht glauben."

Umbridge schluckte und ihr Kinn zitterte, als sie ihren Kopf hastig schüttelte. „Nein. Nein. Ich würde niemals dem Dunklen Lord ungehorsam sein. Wenn er sie unversehrt haben weil, wird sie natürlich unversehrt bleiben. Das – " Sie gestikulierte nach unten zu Hermine, „– waren nur ein paar Minuten für ihre – Missachtung. Ich würde niemals die Anweisungen von jemanden, der so wichtig ist wie sie es sind, anzweifeln. Meine Enttäuschung hat mich für einen Moment übermannt." Ihre Stimme wurde immer lieblicher. „Immerhin, sind sie – einer der engsten Vertrauten des Dunklen Lords." Rowle straffte seine Schultern und seine Brust hob sich an. Er schaute nach unten auf Hermine und stupste sie mit seinem Stiefel an. „Ich bezweifle, dass sie wichtig ist. Er hat ein Dutzend wichtigere Leute – Terroristen, die er vor hat zu verhören – wenn sie in Vergessenheit gerät –" Er zuckte mit den Schultern. „Keiner wird sich dann dafür interessieren, was du mit ihr machst."

Er brach in schallendes Gelächter aus und machte sich wieder auf den Weg.

Umbridge warf Hermine für einige Momente einen Blick zu, während sie still dastand. „Wenn ihre Magie unterdrückt ist, werde ich mich persönlich um sie kümmern. Wir wollen sicher gehen, dass unseren Anweisungen haargenau befolgt werden, damit sie unversehrt bleibt."

Hermine wurde vom Boden nach oben gezogen und unachtsam zurück in den Käfig geworfen.

Sie rollte sich am Boden zusammen, als sich ihr Körper immer wieder verkrampfte und zusammenzuckte, aber sie bemerkte es kaum. Sie war vor Grauen wie erstarrt.

Voldemort hatte sie für sein persönliches Verhör vorgesehen. Der pure Gedanke daran, ließ sie panischer werden als alles, was Umbridge ihr vielleicht antun würde.

Ihr Verstand war gefüllt mit Erinnerungen an Draco.

Es war eine fast unmögliche Zahl von Erinnerungen, um zu versuchen, sie wegzuschließen oder um davon abzulenken.

Wenn du jemals von einem wirklich geübtem Legiliment verhört wirst, wirst du sie niemals, nur mit deinen mentalen Mauern, draußen halten können. Wenn du ein unbedeutendes Mitglied des Widerstandes wärst, würden sie dich wahrscheinlich nur töten und sich nicht die Mühe machen reinzukommen. Aber du bist ein Ordens Mitglied. Potters Goldenes Mädchen.

...wenn ich dich nicht bekommen hätte, dann hätte ich nie die Chance bekommen, ein Gehirn zu sehen, dass wie ein Aktenregal organisiert ist.

Sie presste ihre zuckenden Finger gegen ihren Mund und drückte sich in eine Ecke des Käfigs, als sie darum kämpfte nicht in Panik zu geraten.

„Geht es dir gut? Sie hat den Fluch für – ich weiß nicht mal, wie lange sie ihn benutzt hat." Ein Junge im Käfig, kam zu ihr und legte eine Hand auf Hermines Schulter.

„Mir geht es gut. Stör mich nicht.", sagte Hermine mit angespannter, zitternder Stimme, als sie von der Berührung zurückschreckte. „Ich muss nachdenken."

Sie holte tief Luft, sie benutzte ihre Okklumentik, um ihre Aufmerksamkeit von dem krampfenden Schmerz in ihrem Körper wegzulenken.

Voldemort würde bemerkten, dass sie eine Okklumentin war. Er würde es realisieren und ihren Verstand in Stücke reißen.

Er würde Draco finden.

Selbst, wenn sie schnell durch das Verhör sterben würde, Dracos Bestrafung für seinen Verrat würde es nicht sein.

Er würde einen schlimmeren Tod sterben, als den, vor dem sie ihn versucht hat zu bewahren, indem sie Sussex bombardiert hat.

Wenn Voldemort ihre Beziehung finden würde, würde er vermutlich Hermine benutzen, um Draco zu bestrafen. Das ist es, was er mit Narcissa getan hat. Er hat das benutz, worum Draco sich sorgte, um ihn zu foltern.

Draco ist schon immer mehr davon angetrieben worden, was mit ihr passieren könnte anstatt, was Voldemort ihm antun würde.

Sie musste ihn verstecken. Die Erinnerungen so tief vergraben, dass sie nie gefunden werden konnten.

Ein Gehirn, organisiert, wie ein Aktenregal...

Sie sammelte all ihre sorgfältig, akribisch genau untersuchten und sortierten Erinnerungen an Draco, Ginny und die Horkruxe und drückte sie so weit nach hinten in ihrem Verstand wie sie konnte; sie platzierte sie in der hintersten Ecke ihrer Erinnerungen; hinter ihren Eltern, hinter den frühsten Erinnerungen, die sie besaß. Sie drückte sie alle so weit aus ihrem Bewusstsein, wie es möglich war.

Dann – sie zögerte und schluckte nervös, ihre Zunge steifte über ihre Lippen und befeuchtete sie. Sie kniff ihre Augen zusammen und holte zitternd Luft, als sie sich wieder durch ihren Verstand bewegte, sie riss die Mauern nieder, die sie über die Jahre des Krieges hinweg errichtet hatte.

Ihr sorgfältig organisiertes Leben. All ihre abgeschirmten Emotionen und Erinnerungen. Ihre Trauer und Verzweiflung, über ihre verlorene Beziehung mit Harry und Ron. Ihr verbitterter, giftiger Groll gegenüber dem Orden. All die Dinge, die sie weggeschoben und ignoriert hat, um fokussiert zu bleiben, um ihre Mission zu erfüllen. Die Dinge, die sie versteckt hat und bei denen sie sich geweigert hat, darüber nachzudenken, um bei Verstand zu bleiben, als sie gearbeitet hat.

Colins Tod. Colin. Ihr erster Tod. Die Art, wie er geschrien hat, als seine Haut von seinem Körper, seinem Gesicht, seinen Augen geschnitten wurde. Bis er aufgehört hat zu schreien und Hermine dagestanden ist, zu verzweifelt und voller Schuldgefühle, um ihren Blick abzuwenden, während er zu einem Skelett zerschnitten wurde. Schicht für Schicht.

All die Opfer der ersten Fluch-Entwicklungsabteilung, bei denen sie monatelang versucht hat, sie zu heilen und zu retten. Sie sind gestorben. Jeder einzelne ist gestorben. Und gestorben. Und gestorben. Sie sind immer gestorben. Sie hat versucht sie zu retten, aber am Ende sind sie immer gestorben.

Harry ist gestorben. Ron. Die Weasleys.

Ihr Leben war ein Friedhof.

Sie schob all das in den Vordergrund ihres Verstandes.

Wenn Voldemort kommen würde, wäre alles was er finden würde die endlose Zahl der Todesopfer des Krieges, Jahr für Jahr. Eine unbeachtete Stimme in der Krankenhaus Abteilung. Nur eine Heilerin. All die Ordenstreffe, wo sie für tödliche Sprüche appelliert hat und ihre Vorschläge abgelehnt und beschimpft wurden. Sie war keine Kämpferin. Nur eine Heilerin. Was wusste sie schon?

Sussex würde wie Rache aussehen.

Sie war verloren in ihren Erinnerungen, als sie Tür des Käfigs quietschte und sie wieder grob aus dem Käfig gezogen wurde. Kaltes Metall umschloss beide ihre Handgelenke und sie wurde in Richtung des Schlosses gezogen. Alle die vom Astronomie Turm hingen waren tot, außer Remus.

Ein Blitz aus giftig grünem Licht blitze auf. Als Hermine zurückblickte, sah sie wie der Todesfluch durch die Luft sauste. Remus Körper wurde endlich komplett schlapp. Der letzte der Rumtreiber.

Sie wurde durch die Gänge gezogen, nur halb bei Verstand, durch das Durcheinander aus Traumata in ihrem Kopf und die körperlichen Schmerzen, die sie noch immer durch den Crutiatus Fluch verspürte. Die Gänge waren blank. Reihen von großen Metalltüren erstreckten sich, bei denen der Wachmann immer wieder anhalten und sie aufschließen musste, als er sie weiter und weiter ins Innere des Schlosses zog. Nach unten in den Kerker, vorbei and den Klassenzimmern, vorbei an der Wand, die den Slytherin Gemeinschaftsraum verbarg, durch eine schwere Tür in einen unbekannten Gang.

Umbridge stand neben einer Tür. Ein zuckersüßes Lächeln erschien auf ihren Lippen, als sie an Hermine hinunterblickte.

„Das ist wo wir unsere problematischen Gefangen aufbewahren, bis sie nach Sussex überwiesen werden. Ohne die Schutzzauber über dem Schloss, können wir mit den Gefangenen, die speziell für die persönlichen Verhöre des Dunklen Lords vorbehalten sind, nicht vorsichtig genug sein. Ich bin mir sicher, dir wird es hier recht gut gehen, bis er sich dazu entscheidet, dich rufen zu lassen."

Hermine wurde in ein kleines Zimmer geworfen, es war nur leicht, durch das Fackellicht außerhalb der Zelle, erleuchtet. Stein Wände. Stroh in einer Ecke. Ein Nachttopf in einer anderen Ecke.

Sie drehte sich um, als die Tür gerade geschlossen wurde, dann jedoch stoppte und Umbridge wieder hindurch trat, so als ob sie irgendetwas nochmal überdachte.

Ihre Augen wanderten an Hermine auf und ab.

„Wir müssen die Anweisungen den Dunkeln Lords befolgen, richtig?", sagte sie mit nachdenklicher Stimme, als sie mit ihrem Zauberstab in Hermines Richtung gestikulierte. „Unversehrt. Das ist sehr wichtig. Wir wollen nicht, dass du dasitzt und wie eine Verrückte vor dich hin brabbelst, dass du plappernd wie eine wertlose, kleine Wilde in der Zelle sitzt. Wir sollten dich – sehr stumm halten." Ihre Zauberstabspitze drückte sich in die Kuhle hinter ihrem Kiefer und zwang ihren Kopf nach oben. "Silencio."

Umbridge kicherte und ihr unangenehm süßer Atem striff über Hermines Gesicht.

"Du wirst schon früh genug verstehen."

Dann drehte sich Umbridge um und ging aus der Zelle. Die Tür verschloss sich mit einem lauten, dumpfen Geräusch und innerhalb von Sekunden war das Fackellicht außerhalb der Zelle verschwunden.

Hermine wurde in Dunkelheit und Stille zurückgelassen.

Sie fühlte sich vorsichtig ihren Weg in die Ecke mit dem Stroh und rollte sich zu einem Ball zusammen. Ihre Muskeln brannten und verkrampften sich scherzhaft. Es war eiskalt im Kerker und ihre Klamotten waren dünn.

Sie blinzelte immer wieder und starrte in die Dunkelheit, sie hoffte, dass wenn sie lange genug wartete, sie eventuell dazu in der Lage sein würde, Umrisse zu erkennen.

Es gab nichts, nicht außer Dunkelheit.

Sie rollte ihren Kopf nach unten und machte sich wieder daran, an ihre Okklumentik zu arbeiten.

Aber – es wollte nicht –

Sie versuchte es wieder aber ihre Erinnerungen –

Sich in ihrem Verstand zu bewegen war mühsam. So als ob ihr Verstand unter einem Gewicht nach unten gedrückt wurde und sie kaum durch mit Okklumentik hindurchkriechen konnte.

Sie erstarrte, das Grauen in ihre wurde langsam größer. Ihre zuckenden Finger wanderten zu ihren Handgelenken, betasteten das Metall, dass darum verschlossen war, als sie versuchte ruhig zu atmen.

Es ist ihr nicht in den Sinn gekommen – mit ihrer Magie unterdrückt, hat sie die Fähigkeit verloren Okklumentik zu benutzen. Ihr Verstand war in genau dem Zustand gefangen, in dem er sich befand, als die Fesseln um ihre Handgelenke gelegt worden sind. Ein Meer aus Trauma im Vordergrund ihres Verstandes und Draco so weit hinten in ihrem Verstand versteckt, dass sie kaum eine klare Erinnerung an ihn hervorziehen konnte.

Sie schlug ihre Hände über ihren Mund zusammen und zwang sich dazu zu atmen.

Sie atmete langsam ein. Während sie bis vier zählte.

Durch ihren Mund wieder aus. Während sie bis sechs zählte.

Ein und aus.

Wieder und wieder.

Sie zwang sich dazu vorsichtig nachzudenken. Es war so am besten. Voldemort würde sie zum Verhören zu sich bringen lassen und ein chaotisches Durcheinander von Erinnerungen finden. Wenn sie vorsichtig genug wäre, nicht über Draco nachzudenken, wird Voldemort vielleicht nicht dazu in der Lage sein ihn zu finden.

Sie schlang ihre Arme um ihre Schultern, zitternd vor Kälte. Sie durfte nur – nicht über Draco nachdenken. Überhaupt nicht. Sie durfte es sich selbst nicht tun lassen.

Festzuhalten. Darauf musste sie sich konzentrieren. Festzuhalten.

Ihr Ring brannte plötzlich heiß.

Hermine stieß ein stilles Keuchen aus und umklammerte ihre Hand. Ihr Ring brannte wieder und wieder und wieder. Dann hörte das Brennen auf.

Hermine drehte den Ring um ihren Finger. Draco würde vielleicht für sie kommen, bevor Voldemort sie zum Verhör rufen lassen würde. Sie musste bereit sein.

Er kam immer für sie zurück.

Sie konnte sich selbst nicht aufgeben.

„Du musst festhalten. Du musst festhalten Hermine.", sie formte sie Worte mit ihrem Mund, immer und immer wieder.

Sie wusste nicht ob nur Stunden oder Tage vergangen waren, als ihr Ring wieder brannte. Sie verspürte solche Schmerzen, das sie es kaum wahrnahm. Ihr Körper schrie durch die Muskel Schäden des Crutiatus und die Kälte und den Hunger. Sie konnte sich kaum bewegen.

Egal ob sie ihre Augen offen oder geschlossen hatte, alles was sie sehen konnte, waren die Toten. Harry wie er vor ihren Augen starb. Immer und immer wieder. Rons Schreie, als er starb. Colin. Molly und Arthur. Die Kranken Abteilung. Sie waren im Vordergrund ihrer Gedanken und es gab nichts anderes, über das sie nachdenken konnte.

Es gab kein Essen. Es gab auch kein Wasser.

Sie glaubte, dass Tage vergangen waren, aber sie konnte es nicht sicher sagen. Kein Geräusch ertönte von draußen, nicht mal ein gleichmäßiges Tropfen. Es war nur eine Endlose Stille und Dunkelheit.

Vielleicht hatte Umbridge vor sie zu Tode verhungern zu lasen.

Ihr Ring brannte Stunden später wieder, sie drückte ihre Hand gegen ihre Brust. Mehrere Stunden später roch sie auf einmal Essen und zog sich halb über den Boden. Sie fand einen Teller mit Brot und irgendeine Art Fleisch und einem großen Eimer Wasser.

Ihre Muskeln zuckten noch immer so schlimm, dass sie fast den Eimer fallen ließ, als sie das Wasser hinunterschluckte.

Danach erschienen immer wieder Mahlzeiten. Unregelmäßig. Sie schienen nie zu bestimmten Zeiten zu erscheinen. Manchmal fühlte es sich wie Tage an. Manchmal nur wie wenige Stunden.

Nach, was die glaubte, dass eine Woche war, hörte ihr Körper auf zu brennen und zu zucken. Sie zwang sich dazu aufzustehen und jeden Zentimeter ihrer Zelle mit ihren Fingerspitzen zu erkunden. Die Tür, die mit Magie versiegelt war, hatte kein Schloss, das man aufknacken könnte, selbst wenn man mehr gehabt hätte als nur einen Strohhalm und einen Nachttopf. Sie versuchte die Luft hinter den Gitterstäben zu erschnuppern in der Hoffnung, dass es ihr irgendeinen Hinweis geben könnte. Die Luft war abgestanden, nass und kalt. Leblos.

Sie hatte gehofft, wenn sie nur sorgfältig genug suchen würde, könnte sie in der Wand einen losen Ziegelstein finden; ein Geheimfach in dem sich ein Nagel, oder ein Löffel, oder vielleicht ein Stück Seil befindet. In der Zelle hatten sich anscheinend noch nie sehr waghalsige Gefangenen befunden. Keine Kratzer die ein Anzeichen für vergangene Zeit sein könnten. Keine lockeren Steine. Nichts.

Nichts außer Dunkelheit.

Ihr Ring brannte immer wieder. Jedes Mal stieß sie ein stilles Keuchen vor Erleichterung aus und fing an zu weinen, bei der Bestätigung, dass Draco noch irgendwo am Leben war.

Dann fing sie sich schnell wieder. Sie durfte nicht über ihn nachdenken. Sie durfte sich selbst nicht über Draco nachdenken lassen. Wenn Voldemort es als erstes zu ihr schaffen würde, dann durfte Draco nicht in ihren Gedanken sein, wenn sie ihn schon nicht wegschließen konnte. Sie benutzte die kleinsten, winzigsten Bisschen von Magie und drückte die Erinnerung an ihn weiter aus ihrem Verstand. So als ob sie eine Auster war, sie vergrub jede Erinnerung sorgfältig unter den dünnen Lagen von Okklumentik, sie die benutzen konnte, ohne die Magie Unterdrückung zu aktivieren.

Ihr Ring brannte jeden Tag, mit einer fast glühenden Intensität. Als er das fünfzehnte Mal brannte, biss sie ihre Zähne zusammen und nahm ihn ab, versteckte ihn sorgfältig in einer Ecke. Bevor das dritte Essen auftauchte, ertastete sie sich ihren Weg zurück durch die Zelle und zog ihn wieder an, verängstig, dass wenn sie ihn nicht trug, er irgendwie verschwinden würde.

Danach brannte er nicht wieder. Sie wusste nicht, ob es zu bedeute, dass Draco irgendwie wusste, dass sie ihn abgenommen hatte.

Oder ob er gestorben war.

Sie kauerte sich in eine Ecke der Zelle, spürte den rauen Stein in der Dunkelheit und versuchte nicht nachzudenken.

Sie sagte Zaubertrankrezepte in ihrem Kopf auf. Verwandlungstechniken. Überdachte Runen. Heilungsverse. Ihre Finger zuckten, als sie Zauberstab Techniken imitierte, lautlos die Zaubersprüche wiedergab. Sie zählte Rückwärts von 1000, während sie die Primzahlen wegließ.

Sie massierte ihre geschädigten Muskeln, damit sie wieder funktionierten und fing an ihre Sportübungen zu machen, die sie auswendig gelernt hatte. Liegestützen, Sit-Ups, Burpees. Sie fand heraus, dass sie ihr Füße durch die Gitterstäbe ihrer Zellentür schieben konnte, um Sit Ups zu machen, während sie nach unten hing. Sie brachte sich selbst bei Handstände zu machen.

Es half ihre Gedanken abzuschalten. Zählen. Sich selbst an neue körperliche Grenzen zu bringen. Wenn ihre Arme und Beine sich wie Wackelpudding anfühlten, sackte sie in eine Ecke zusammen und fiel in einen traumlosen Schlaf.

Es war der einzige Weg, um zu stoppen, dass das Ende des Krieges sich unendlich vor ihrem inneren Auge abspielte.

Du musst festhalten Hermine, sie erinnerte sich immer wieder daran, wenn ihr so kalt war und sie so traurig war, dass sie es nicht mehr wollte. Alles was in ihrem Kopf war, war Tod. Alle waren am Schreien.

Manchmal drückte sie beide ihren Hände gegen die Steine, zog ihren Kopf nach hinten und machte sich bereit ihre Stirn gegen die Wand zu schlagen, in der Hoffnung, dass es alles zum Stoppen bringen würde.

„Du musst festhalten. Du hast versprochen, dass du nicht brechen würdest."

Sie konnte sich nicht immer daran erinnern warum.

Wen sie sich erinnerte, schob sie den Gedanken beiseite und zwang sich dazu etwas anderes zu tun. Die Kubikmeter der Zelle errechnen. Mehr Liegestützen. Konnte sie von Tausend bis Null rückwärts zählen, bevor die nächste Mahlzeit auftauchte? Sie machte weiter, bis sie zu müde zum Nachdenken war und sie sich dann in einer Ecke zusammenkauerte und mit ihren Fingern die Wand entlang fuhr.

Die Wand war das einzige, wo sie immer wusste, dass sie sie in der Dunkelheit finden konnte.

„Jemand wird für dich kommen. Jemand kommt immer für dich zurück."

Niemand kam.

Alle waren tot. Sie hat gesehen, wie sie gestorben sind. Niemand würde für sie zurück kommen.

Die Wände der Zelle waren alles was sie hatte.

Alles andere war Dunkelheit.

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