Kapitel 64
Juni 2005
Wieder zu Bewusstsein zu kommen, fühlte sich an, wie nach einem langen Fall auf den Boden aufzuschlagen.
Hermines Kopf pochte; es war ein quälender sich ausbreitender Schmerz, so als ob ihr Verstand in kleine Stücke zerrissen wurde. Sie versuchte aufzustehen, von da wo sie lag, aber ihr Körper bewegte sich nicht richtig. Die Bewegungen waren abgehackt und ihre Hände zitterten.
Sie konnte kaum etwas sehen. Sie versuchte sich nach oben zu drücken, aber ihre Arme zitterten und wollten ihr Gewicht nicht halten. Sie versuchte zu atmen. Ihr Herz schlug rasend schnell, ein schmerzhaftes, schnelles Trommeln in ihrer Brust.
Sie streckte ihre Arme in der Dunkelheit aus, versuchte sich zu orientieren.
Etwas berührte ihre Schulter. Sie schrei und drehte sich um.
Draco stand neben ihr, seine blassen Haare erkennbar in der Dunkelheit. Sie zuckte zurück, erstarrte und schaute ihn an. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals. Sie beobachtete ihn mit großen Augen.
Er war älter.
Sein Gesicht war das gleiche, aber seine Augen waren älter, so als ob es Jahrzehnte her war, seit sie ihn das letzte Mal gesehen hatte. Seine Miene war verschlossen, aber sein Blick war vertraut und aufmerksam, als er neben ihrem Bett stand.
„Du bist noch am Leben.", sagte sie. Ihre Kehle war trocken und ihre Stimme brach vor Erleichterung ab. „Ich dachte du wärst gestorben."
Sie fing an ihre Hand nach ihm auszustrecken. Er war am Leben. Er war noch am Leben. Sie hat es geschafft, dass er überlebt hat.
Ihre Augen weiteten sich.
„Ginny. Sie war die erste Leiche, die sie zurückbrachten."
Hermines Hand erstarrte.
Alles brach über sie herein. Gefesselt (Originaltext: Manacled). Gefangen auf dem Malfoy Anwesen, um sich fortzupflanzen.
Er war der Hohe General.
Ein Grauen breitete sich in ihr aus. Ihr Blut wurde eiskalt. Sie hatte das Gefühl, so heftig geschlagen worden zu sein, dass sie davon sterben würde.
Sie stieß ein ersticktes Keuchen aus und zog ihre Hand zurück. Ihr Kinn zitterte und sie drückte sich mit zitternden Händen von ihm weg, bis sie das entfernte Ende des Bettes erreichte. Sie rutschte von der Matratze und kniete am Boden, sie starrte zu ihm rüber, als sie versuchte zu atmen. Als sie versuchte alles zu verstehen.
Es war Draco. Er war noch am Leben.
Aber er hat ihr wehgetan. Er hat sie vergewaltigt. Er hat ihr gesagt, dass er sie nicht wollte; dass er es nicht abwarten konnte, sie zu töten.
Sie fühlte sich wie ein verletztes Tier, dass auf einer Straße angefahren wurde, verwirrt und am Sterben und das hoffnungslos versuchte einen Weg zu finden, um abzuhauen und sich zu verstecken. Sie wollte eine dunkle Ecke, in der sie sich zusammenrollen konnte, damit die Dinge aufhörten weh zu tun.
Was ist passiert.
Als sie versuchte zu denken, schoss plötzlich ein quälender Schmerz durch ihr Gehirn und ihre Sicht verschwamm. Ein gequältes Stöhnen entfloh durch ihre Zähne. Sie vergrub ihr Gesicht in ihren Händen, als sie damit zu kämpfen hatte, bei Bewusstsein zu bleiben und versuchte sich, durch den blendenden Schmerz hindurch, zu erinnern.
„Lass mich eines klarstellen, Schlammblut. Ich will dich nicht. Ich wollte dich noch nie. Ich bin nicht dein Freund. Es gibt nichts das mir mehr Freude bereiten würde, als endlich mit dir fertig zu sein."
Er hat Ginny getötet.
Er hat jeden getötet.
Sie schaute nach oben und fing an schneller und schneller zu atmen, als sie ihn anstarrte und anfing zu verstehen.
„Bist du noch Jungfrau, Schlammblut? Kannst du dich daran erinnern?"
Das Gefühl, von Röcken, die hochgezogen wurden, sie entblößten, als sie über einen Tisch gebeugt dastand, sich daran festklammerte, als sie versuchte nicht zu zittern oder irgendein Geräusch zu machen.
Er hat sie vor Voldemort gezogen und sie festgehalten, während er ihren Verstand in Stücke zerrissen hat und hat sie in einer Pütze aus verwestem Einhorn Blut liegen lassen.
Hermine starrte ihn weiter an. Sie verspürte ein zerreißendes Gefühl in ihrer Brust – in ihrem Herzen – so als ob eine Klinge durch sie hindurch geschnitten wurde, als sie darum kämpfte zu atmen. Ihre Brust zog sich heftig zusammen und ein gebrochener, keuchender Schluchzer bahnte sich einen Weg nach draußen und die Unstimmigkeiten verschmolzen zu einer einzigen schrecklichen Erzählung.
Ihr Herz schlug immer schneller und schneller. Hermine schlug die Hände über ihrem Mund zusammen und kniff ihre Augen zu. Ihre leisen Schluchzer schnitten durch die Stille. Sie zitterte weiter, als sie versuchte nachzudenken.
„Ich werde mich um dich kümmern. Ich werde mich immer um dich kümmern."
Die Schmerzen in ihrem Kopf wurden immer schlimmer, so als ob die Vergangenheit und die Gegenwart aufeinandertrafen und sich wieder gegenseitig auseinander rissen.
Sie umfasste ihren Kopf. Ihr Gehirn fühlte sich so an, als ob es brennen würde, als ob ihr Schädel aufgeschnitten wurde, der Druck in ihrem Kopf intensivierte sich, bis sie ihren Kopf nach unten fallen ließ und schrie.
Sie schrie, bis sie nach Luft schnappte und mit ihren Zähne knirschte, sie versuchte, sich vom hyperventilieren abzuhalten. Sie schaute wieder nach oben über das Bett.
Draco war weg.
Sie sank auf den Boden, drückte ihre Hände auf die Brust. Vielleicht ist er nie dort gewesen. Vielleicht hatte sie ihn nur halluziniert.
Vielleicht hatte sie alles halluziniert.
Vielleicht war er tot und sie war noch immer in einer Zelle und träumte von ihm.
Sie halluzinierte, dass sie ihn irgendwie in der Dunkelheit gefunden hätte.
Nein. Es war real. Sie war sich sicher. Weil es schlimmer war, als alles was sie hätte träumen können.
Lass mich eines klarstellen, Schlammblut. Ich will dich nicht. Ich wollte dich noch nie.
Sie verstand es nicht. Teile ergaben einen Sinn, aber andere Teile –
Eine Hand ergriff sie an der Schulter und sie erschrak sich wie verrückt. Draco war ums Bett herum gegangen und kniete neben ihr.
Er betrachtete sie und seine Augen flackerten, als sich seine Miene anspannte. „Du erinnerst dich jetzt, oder?"
Sie nickte kurz und ihre Hand wanderte nach oben und umklammerte sein Handgelenk. Er war wirklich hier. Sie konnte seine Knochen unter ihren Fingerspitzen spüren.
„Grang–"
Hermine vergrub ihr Gesicht in der Matratze des Bettes und schluchzte vor Erleichterung. Der Schmerz in ihrem Kopf war so schlimm, dass sie das Gefühl hatte, als ob ihr Schädel aufbrach. Sie biss ihre Zähne zusammen, als sie versuchte nicht wieder zu schreien.
„Oh Gott –" Sie zwang die Worte hervor. Ihr ganzer Körper zitterte.
Ein Gedanke kam ihr in den Sinn und sie hörte auf sich zu bewegen, ihr Griff verstärkte sich.
„Der Horkrux – den Umbridge getragen hat – warst das – warst das du?"
Eine Stille entstand. „Das war ich."
Ihre Lippen zitterten und sie kniff ihre Augen zusammen. „War es – war es der letzte?"
„Das war er."
Sie nickte und ihre leere Hand verkrampfte sich; sie umklammerte den Stoff ihrer Roben und versuchte alles zu verstehen.
Wenn er hier war, war er nicht tot.
Aber – wenn er nicht tot war, hieß es, dass er nie für sie zurück gekommen war.
Sie hat gewartet. Und gewartet. Und gewartet.
Er ist nie gekommen.
„Ich will dich nicht. Ich wollte dich noch nie."
Ginny.
Ihr Griff um sein Handgelenk rutschte weg und ihre Hand fiel auf den Boden, als die Verzweiflung ihre Erleichterung erstickte.
„Warum hast du Ginny getötet –" Ihr Stimme brach ab.
„Ginny ist am Leben."
Sie drehte sich und starrte ihn an. „Hannah hat ihre Leiche gesehen. Jeder in Hogwarts hat sie gesehen. Vold – Voldemort hat gesagt, dass du sie getötet hast. Du – du hast mir gesagt, dass du sie getötet hast."
„Ginny ist am Leben." Er schaute ihr in die Augen. „Sie war schwanger, erinnerst du dich? Ihr Sohn wurde am 20. Oktober 2003 geboren. Mir wurde gesagt, dass er außergewöhnlich schwierig als Neugeborener war. Sie hat ihn James Sirius Potter genannt. Du bist seine Patentante."
Hermine stieß einen leisen Schluchzer aus und Draco fuhr fort.
„Er ist jetzt eineinhalb Jahre alt. Du wirst ihn bald treffen. Sie warten auf dich. Du hast Potter versprochen, dass du dich um sie kümmern wirst. Du musst festhalten und dich erholen, damit du bald gehen kannst."
Ihr Herz wurde leicht, ein Funke Hoffnung in der Dunkelheit und Kälte.
„Sie wissen, wie instabil sie ist. Ich habe Unmengen an Geld und Mühen aufgebacht, um sie in ihrem Umfeld zu stabilisieren."
Sie ließ ihren Kopf sinken, ihr Mund verzog sich, als sie zitterte und ihren Blick abwand. „Ich glaube dir nicht."
Er antwortete nicht.
„Ich verstehe nicht –" Sie kniff ihre Augen wieder zusammen, als sie versuchte sich trotz des Schmerzes zu konzentrieren.
„Ich verstehe nicht was passiert ist. Ich kann mich nicht an alles deutlich erinnern." Sie öffnete ihre Augen und betrachtete ihn in der Dunkelheit. „Aber – ich erinnere mich an dich."
Es war Draco. Er war ihr so nahe. Er schaute sie auf die Art an, wie er sie früher angeschaut hat.
Sie wollte sich an ihn Klammern und sich in seinen Armen vergraben, sich gegen seine Brust drücken und seinen Herzschlag spüren.
Ihre Hände zuckten.
Sie konnte nicht.
Er hat alle umgebracht. Er hat alle ermordet und hingerichtet. Sie spürte, wie sie unter dem erneuerten Grauen und der Verzweiflung zerbrach.
Seine Miene flackerte und sein Mund zuckte, bevor er sprach. „An was – von mir erinnerst du dich?"
„Du –" Sie betrachtete sein Gesicht. Er war ihr vertraut und fremd zugleich, so als ob er aus der Gestalt der Person geschnitzt worden war, die sie gekannt hatte.
Ihre Finger zuckten, als sie gegen das Verlangen ankämpfte ihre Fingerspitzen auszustrecken, um ihn zu mindestens zu berühren. Nur um zu wissen, ob er sich noch vertraut unter ihren Händen anfühlte.
Er war am Leben. Sie ist sich so sicher gewesen, dass er gestorben war, dass er gestorben sein musste. Aber er war nicht tot; sie konnten seinen Puls an seiner Kehle sehen.
„Du hast für den Orden spioniert. Als du verletzt gewesen bist, habe ich dich geheilt. Du –" Sie schluckte und schaute nach unten auf ihre Handgelenke und ihre scharlachrote Kleidung, als sie versuchte sich deutlicher zu erinnern, „– du hast mich immer gerufen – und –"
Ein stechender Schmerz fuhr durch ihren Kopf und sie stieß ein gequältes Keuchen aus und kippte leicht nach vorne.
Sie blinzelte und versuchte sich zu erinnern, was sie am Sagen war. Ihre Zunge fühlte sich kribbelig an und wollte sich nicht richtig bewegen, so als ob sie betäubt wäre.
Sie zuckte und versuchte ihren Kiefer zu bewegen, aber er zuckte so heftig, dass ihre Zähne ein lautes Klappergeräusch machten. Ihr linker Arm und ihr linkes Bein gaben nach und sie fing an auf die Seite zu kippen.
Draco fing sie auf.
„Dra–" Ihre Brust verkrampfte sich und sie hatte Probleme damit zu atmen und er zog sie feste gegen seine Brust.
Er sagte nichts. Stattdessen ergriff er ihr Kinn, stemmte ihren Mund auf und kippte schnell einen Trank in ihren Mund, bevor er seine Hand über ihren Mund und ihre Nase legte.
Sie versuchte sich loszumachen. Sie wurde panisch. Sie wusste nicht was passierte. Ihre Luge fühlte sich an, als ob sie gleich zerspringen würde, als sie darum kämpfte zu atmen. Ihr Körper zuckte immer wieder wie von selbst. Ihre taube Zunge konnte den Trank, den er ihr in den Mund geschüttet hatte, nicht schmecken.
Sie sollte keine Dinge schlucken, wenn sie nicht wusste, was sie waren.
„Granger." Seine Stimme war ruhig und nahe an ihrem Ohr. „Du musst schlucken. Du hast einen Krampfanfall. Der Trank wird ihn stoppen, aber er braucht länger, bis er wirkt, wenn du ihn nicht schlucken kannst."
Hermines Kehle zog sich wiederholt zusammen und ihr Arm verkrampfte sich, aber Draco weigerte sich seinen Griff zu lockern. Nach mehreren Versuchen schaffte sie es zu schlucken.
Ihr ganzer Körper wurde schlapp, so als ob sie keine Knochen mehr hatte.
Dracos Griff entspannte sich und ihr Kopf kippte träge nach unten und gegen seine Schulter. Sie spürte, wie er seufzte und seine Hand ihre Haare zurückstrichen. Er ließ seinen Daumen über ihre Wange wandern, während sein anderer Arm ihren Körper festhielt. Seine Hände waren warm. Er roch noch immer gleich und es brachte sie dazu, weinen zu wollen.
Nach einem Moment verlagerte er sein Gewicht und hob sie auf. Sie konnte spüren wie ihre Knochen aus ihrer Haut hervorstanden, als er sie hochhob und zurück aufs Bett legte.
Ihr Mund wollte nicht richtig funktionieren. Sie schaute zu ihn nach oben, versuchte jedes Detail in sich aufzunehmen.
Er schob eine Hand unter ihren Kopf und beobachtete sie aufmerksam.
Vom Nahem betrachtet, konnte sie sehen, dass er trotz des dunklen Lichts, sichtlich erschöpft aussah. Seine Haut war blass fast grau. Sein Mund und seine Augen waren angespannt.
Seine Pupillen waren eng zusammengezogen und sein Blick wanderte immer wieder über sie, so als ob er versuchte sicherzugehen, dass er nichts übersah. Sein Gesichtsausdruck war sorgfältig verschlossen.
„Du bist fast eine Woche bewusstlos gewesen.", sagte er nach einer Minute. „Du hattest einen Krampfanfall und bist bewusstlos geworden. Die Heiler waren sich nicht sicher – ob du wieder aufwachen würdest. Krampfanfälle –" Sie sah wie sich seine Kehle zusammenzog, als er schluckte und er wand seinen Blick ab, „sind nicht selten, wenn man mit Neurologischen Schädigungen zu tun hat, die von konzentrierter magischer Aktivität ausgelöst werden. Du hast – mehrere gehabt, während du bewusstlos warst, aber glücklicherweise hat keiner davon bleibende Schäden für dich – oder dein Baby hinterlassen."
Hermine hörte auf zu atmen und ihre Augen weiteten sich.
Das Baby. Sie hatte vergessen, dass sie schwanger war.
Sie war schwanger mit seinem Erben. Für das Züchtungsprogramm. Um sie dazu zu zwingen, dass ihre Erinnerungen zurück kommen würden.
Da war etwas, dass sie übersah, aber die Schmerzen übertönten alles. Sie versuchte nachzudenken, aber sich nach ihren Erinnerungen auszustrecken war sinnesbetäubend schmerzhaft.
Sie konnte sich nicht erinnern –
Ihre Brust fing an sich zu verkrampfen.
„Ich verstehe nicht." Sie zwang die Worte hervor. „Was ist passiert? Warum – warum –"
Sie versuchte zu atmen und stieß ein Keuchendes Geräusch aus. Ihre Brust fing an sich immer schneller und schneller zu verkrampfen.
Dracos Griff unter ihrem Kopf in ihren Haaren verstärkte sich. Sein Gesichtsausdruck war nicht verschlossen, als er auf sie hinunter starrte, sein Gesicht nur wenige Zentimeter von ihrem entfernt.
„Grang – Hermine, du musst langsam atmen. Wenn du hyperventilierst während du schwanger bist, erhöht es das Risiko für weitere Krampfanfälle." Seine Augen waren flehend. „Bitte atme, Granger."
Hermine stieß ein leises Schluchzen aus und nickte.
Einatmen, während sie bis vier zählte.
Ausatmen, während sie bis sechs zählte.
Sie betrachtete sein Gesicht. Sie verspürte eine ausgehungerte Verzweiflung, als sie ihn anschaute, aber da war auch ein größer werdender Schmerz. Sie wusste nicht, wie sie die Person, die sie kannte mit der Person in Einklang bringen sollte, von der sie die letzten sechs Monate gefangen gehalten wurde.
Ihre Atmung wurde wieder langsamer, Tränen fingen an in kalten Pfaden an ihren Schläfen hinunterzulaufen.
Dracos Blick senkte sich von ihrem Gesicht ab und er zog seine Hand zurück und richtete sich auf.
Er schaute auf sie hinunter, zögernd, seine Hand war an seiner Seite zur Faust geballt. Was ist passiert? Warum bist du nicht gekommen? Warum hast du mir weh getan? Warum hast du mich vergewaltigt?
Warum bist du der Hohe General geworden?
„Warum –" Sie stieß ein leises Schluchzen aus. „Warum hast du alle getötet?"
Seine Augen flackerten und sein Kiefer zuckte, als er sich gerade hinsetzte und von ihr wegschaute. „Ich habe versucht dich zu finden."
Ihr Herz setzte mit einer Mischung aus Grauen und Erleichterung aus.
„Du – hast nach mir gesucht?" Ihr Stimme zitterte.
Er schaute wieder zu ihr zurück. „Natürlich habe ich nach dir gesucht. Ich habe überall nach dir gesucht. Dachtest du, dass ich dich einfach dort gelassen habe?"
Sie blinzelte und versuchte sich deutlicher zu erinnern, versuchte sich in die hintersten Ecken ihren Verstandes auszustrecken und an die Erinnerungen heranzukommen, die sie dort spüren konnte.
„Als du nicht zurück gekommen bist, habe ich gedacht, dass du vielleicht –" Als sie weiter versuchte in ihre Erinnerungen vorzudringen, verschärfte sich der Schmerz auf einmal und ihre Sicht wurde verschwommen. Sie biss auf ihre Unterlippe und versuchte nicht bewusstlos zu werden.
„Ich dachte, dass du gestorben sein musst." Ihre Augen brannten und ihre Stimme zitterte und verblasste.
Sie hob ihren Arm an und schaute die Fessel um ihr Handgelenk an. „Ich – ich habe meine Okklumentik verloren, als meine Magie unterdrück wurde. Sie haben gesagt, dass Voldemort mich verhören würde. Ich hatte Angst, dass wenn ich an dich denken würde – er dich vielleicht in meinem Verstand finden würde. Ich habe versucht dich zu beschützen. Aber" – ihr Stimme wurde leiser – „manchmal dachte ich, dass wenn ich daran festhalten würde, würdest du vielleicht irgendwann kommen. Dann, als du nicht gekommen bist, habe ich gedacht, dass du gestorben sein musstest."
Draco sah aus, als ob die sie ihm den Bauch aufgeschlitzt hatte. Seine Hände zuckten und streckten sich nach ihr aus.
„Lust auf einen Ausflug, Schlammblut?... Der Dunkle Lord ist gespannt drauf dich wieder zu sehen." Er schnappte sich ihren Arm, bevor sie zurückweichen konnte.
Die tiefsitzende Angst dieser Erinnerung verschlang sie. Ihr Atem blieb ihr im Hals stecken und sie spannte sich an, als er ihr näher kam.
Seine Hand schloss sich und er ließ sie nach unten auf seine Seite fallen, als er seinen Blick abwendete. „Ich habe angefangen nach dir zu suchen, in dem Moment wo ich zurückgekommen bin und gesehen habe, dass du weg warst. Die Gefängnisdirektorin – Umbridge hat dich nicht als Gefangene in Hogwarts aufgeführt. Es gab keine Aufzeichnungen, abgesehen von den Überleitungspapieren, als du gefangengenommen wurdest. Severus und ich haben beide Anfragen eingereicht und versucht dich ausfindig zu machen, aber jedes Mal, als wir es getan haben, wurde uns gesagt, dass es keine Akte oder Aufzeichnungen über eine Gefangene mit diesem Namen oder der Nummer gibt. Du bist einfach verschwunden. Jeder der bei der Feier in Hogwarts war, war entweder betrunken oder zutiefst erschüttert, es gab ein paar wenige klare Erinnerungen daran, dass du dort warst. Ich habe mich freiwillig dafür gemeldet jeden aufzuspüren, der noch vermisst wurde, in der Hoffnung, dich zu finden." Die Muskeln in seinem Kiefer zuckten. „Ich musst sie alle zurück bringen. Wenn ich gescheitert wäre, hätte er jemand anderen die Aufgabe übertragen."
Er schaute nach oben an die Decke; sein Gesichtsausdruck verzerrt.
„Ich habe alles versucht um dich zu finden. Ich habe Gefängnisse durchsucht. Ich bin durch alle existierenden Zellblöcke in Hogwarts gegangen. Hab durch jede Gefangenen Akte geschaut. Ich habe einen Genetischen Spur Zauber durchgeführt. Ich habe deine Tanten und Cousinen gefunden. Ich bin ihm den ganzen Weg bis nach Australien gefolgt und habe deine Eltern gefunden, wo du sie versteckt hast."
Hermine zuckte zusammen und starrte ihn mit großen Augen an.
Draco schaute nach unten und seine Lippen verformten sich zu einer dünnen Linie, als er ihren Ausdruck sah. „Es geht ihnen allen gut. Ich hab sie nicht verletzt."
Er legte seinen Kopf leicht zur Seite und sein Kiefer spannte sich an, als er schluckte. „Ich habe sogar mehrfach Wahrsagen probiert, aber –" Er winkte abweisend mit seiner Hand ab. „– nichts. Es ist mir nicht in den Sinn gekommen, dass es war, weil du ohne Licht und Geräusche gefangen gehalten wurdest. Ich habe angenommen, dass es bedeutete, dass wo auch immer du warst, es komplett unaufspürbar war. Ich bin durch ganz Europa gereist. Es gibt Todesser und Verbündete, mit einem gewissen – Ruf. Es ist schon zuvor ein paar Mal passiert. Als ich dich nirgendwo finden konnte, habe ich angenommen, dass es das war, was mit dir passiert ist. Ich dachte es muss der Grund sein, warum du verschwunden bist."
Er wendete wieder seinen Blick ab. „Severus und ich haben alles probiert, was uns in den Sinn kam, außer dich als Person von Interesse beim Dunklen Lord selbst zu erwähnen. Ich dachte, solange der Dunkle Lord mit seiner Unsterblichkeits Besessenheit, beschäftigt war, hatte ich eine bessere Chance dich zu finden und dich zu wegzuschicken. Dann, als die Idee aufkam, Gefangene als Leihmütter für das Züchtungsprogramm zu verwenden, ist Montague zum Dunklen Lord gegangen und hat vorgeschlagen, dich als Gesicht des Repopulationsprogramms zu benutzten, als Lockvogel für noch übrige Widerstands Verbündete und als letzte Demütigung für Potter in einem. Er hat, seit er sein Mal bekommen hat, nach dir gesucht und ich hab – es ihn tun lassen; ich dachte, dass an einem gewissen Punkt er vielleicht etwas finden würde, dass ich übersah. Wie dem auch sei existiertest du noch immer nicht im Gefängnis System. Erst als der Dunkle Lord dich persönlich verlangt hat, hat Umbridge zugegeben, dass sie dich die ganze Zeit hatte."
Hermine wusste nicht, was sie sagen sollte.
„Ich –" Draco fing wieder das Sprechen an. Sein Kinn zitterte sichtbar und spannte sich dann an und er sagte nichts weiter.
Eine lange Stille entstand.
„Warum hast du nicht angenommen, dass ich tot war?", schaffte es Hermine schließlich zu fragen.
Sein Mundwinkel zuckte und Draco hob seine rechte Hand an, sodass sie sie sehen konnte. Der pechschwarze Ring zeigte sich schwach, im düsteren Licht.
Hermine starrte ihn einige Sekunden an, bevor sie verwirrt auf ihre eigenen Hände blickte. Nichts war dort, aber sie konnte mit einer Art Sicherheit spüren, dass etwas dort sein sollte. Als sie starrte, verzog sich der Zeigefinger ihrer linken Hand und schimmerte, der Schwarze Ring wurde plötzlich sichtbar.
Hermine spürte einen Klos in ihrem Hals und sie schluckte mehrere Male, bevor sie sprechen konnte. „Ich – ich habe vergessen, dass er da ist."
„Nachdem du verflucht wurdest und in Surrey fast gestorben bist, habe ich eine Lebens Signatur Überwachung zu deinem Ring hinzugefügt. Ich wollte auch eine Spur darauf anbringen, aber Spuren sind aufspürbar und hätten abgefangen werden können. Ich dachte mit einem einfachen Zauber, würde ich zu mindestens wissen, ob du gestorben bist. Also – wusste ich, dass du am Leben warst." Er ließ seine Hand wieder aus ihrem Sichtfeld verschwinden. „Obwohl es einmal gestoppt hat, sofort, nachdem ich ein Signal geschickt habe. Ich dachte, dass ich denjenigen, der dich gefangen hielt, dazu gebracht habe, den Ring zu bemerken. Als er einige Tage später wieder aktiviert wurde, dachte ich, dass ich es nicht wieder riskieren konnte, ein Signal zu schicken. Ich war mir nicht sicher, ob es noch immer du warst, die den Ring trug, aber ich dachte, dass es bedeutet, dass du vielleicht noch am Leben warst. Also habe ich weiter gesucht."
Er schaute von ihr weg und die Bewegung lenkte Hermines Blick weg von dem Ring um ihren Finger.
Er sah niedergeschlagen aus, wie eine Waffe, die zu oft geschliffen worden war. Er hatte eine tödliche Übergenauigkeit an ihm, die sie plötzlich sehen konnte.
Seine Finger zuckten und er schloss sie. „Ich hätte dich früher hier weggebracht, aber Severus war schon in Rumänien, als du auf dem Malfoy Anwesen angekommen bist. Es sollte nur für drei Monate sein, aber der Dunkle Lord verlängert immer wieder seine Arbeit dort. Solange deine Erinnerungen, vom Dunklen Lord untersucht wurden – gab es – konnte ich nichts tun, was – irgendetwas – angedeutete hätte."
Hermine bekam ein Gefühl in der Magengegend, als ob das Bett plötzlich unter ihr verschwunden wäre. Natürlich. Voldemort hat alles beobachtet. Ihre Interaktionen mit Draco. Er ist offensichtlich sadistisch neugierig, bei seinen Legilimentik Sitzungen zwei Mal im Monat, gewesen.
Draco hat durch Hermines Augen für den Dunklen Lord funktioniert.
Diese Erkenntnis fühlte sich an, als ob ihr prekärer Halt an der Realität, abrupt abriss und sie im freien Fall war.
Was war dann echt? Ein Teil davon? Oder gar nichts.
Sie versuchte nachzudenken, aber es war noch immer schwierig, sich trotz den Schmerz in ihrem Kopf zu konzentrieren. Sie konnte kaum ihre Augen offen halten. Sie war so erschöpft und so hungrig. Sie konnte sich nicht daran erinnern, wann sie das letzte Mal gegessen hatte. Ihr Kopf schmerzte so sehr, durch den großen Druck darin, dass sie erwartete Blut aus ihren Augen und ihrer Nase laufen zu sehen.
Sie wollte ihre Augen schließen, aber sie sie hatte Angst, dass wenn sie das Bewusstsein verlor, es ihr alles wieder entgleiten würde und sie es wieder vergessen würde. Die Vergangenheit würde in der Dunkelheit verschwinden, Draco würde verblassen und wenn sie aufwachte, würde er wieder Malfoy sein.
Aber es waren nicht zwei Personen. Es hat schon immer nur eine gegeben. Draco war irgendwo unter den ganzen kalten Schichten vergraben.
Sie wusste nicht, was passieren würde. Sie wusste nicht was das alles zu bedeuten hatte. Selbst wenn es alles nur gespielt war. All die Geschichten über ihn im Tagespropheten und von den anderen Frauen im Züchtungsprogramm, bevor Hermine zum Malfoy Anwesen geschickt wurde.
„Hannah hat gesagt, dass du Ginnys Leiche in der Großen Halle –"
„Das war nicht Ginny." Seine Stimme war matt. „Als ich dich nicht in Hogwarts finden konnte – habe ich als erstes gedacht, dass sie vielleicht einen Fehler gemacht haben und dass es gar nicht du warst, die sie gefangen und hergebracht hatten. Ich hab nach dir in den Trümmern von Sussex gesucht." Er schaute nach unten. „Es gab eine Hexe, die die Explosion überlebt hat. Sie hatte es hinter die Schutzzauber in den Ashdown Forest geschafft, eine der einzigen Überlebenden. Sie war fast tot, durch die Experimente an ihr und die Explosion. Aber sie hatte rote Haare. Als ich die Leiche mit mir nach Hogwarts gebracht habe, haben die Gefangenen angenommen, dass es Ginny mit Griselkrätze ist. Seit Monaten hatte sie keiner mehr gesehen, sie haben angenommen, dass die Entstellungen durch die Krankheit entstanden waren."
Ihr Herz setzte einen Schlag aus und sie hatte fast Angst zu Atmen. „McGonagall... Nev–"
Dracos Gesichtsausdruck verhärtete sich, sein Kiefer zuckte und spannte sich dann an. „Ich konnte sie nicht verstecken, selbst wenn Severus dazu gewillt gewesen wäre die Idee zu unterstützen. Nachdem was die Crouchs getan haben, um Barty Jr aus Askaban zu schmuggeln, verlangte der Dunkle Lord, dass jeder exzessiv auf Verschleierungen untersucht wurde. Sie sind alle verifiziert worden." Er wandte seinen Blick ab. „Ich habe es schnell für sie gemacht."
Ein eisiges Gefühl der Verzweiflung überschwemmte sie. Sie rollte sich zu einem Ball auf die Seite zusammen. Sie konnte spüren, wie sie durch die Erschöpfung des Schmerzes schläfrig wurde.
„Schlaf. Ich werde dir alles was du wissen willst morgen erzählen."
Sie zwang sich dazu ihre Augen zu öffnen.
„Aber was wenn ich wieder vergesse?" Hermines Stimme war leise – kindlich und zitterte fast vor Angst.
Er sagte nichts. Sie wollte ihre Hand ausstrecken und sich noch einmal versichern, dass er wirklich hier war. Echt. Warm. Anfassbar.
Ihre Hand zuckte, aber der Trank hat sie fast komplett gelähmt.
„Wirst – wirst du wieder so sein, wie du vorher warst, wenn ich dich vergesse?"
„Solange du schwanger bist, bist du in Sicherheit. Es spielt keine Rolle, ob du dich erinnerst, Severus und ich werden dich hier rausholen."
„Und dann was?"
Draco sagte nichts. Das Zimmer schien dunkler zu sein. Sie konnte Dracos Umrisse kaum ausmachen.
„Was passiert dann?", zwang sie hervor.
„Du wirst dich um Ginny kümmern, so wie du es Potter versprochen hast."
Das ist nicht das gewesen, wonach sie gefragt hatte, aber sie hatte nicht sie Kraft, noch einmal nachzufragen.
Als sie wieder aufwacht war Draco verschwunden.
Die Schmerzen sind etwas besser geworden. Topsy tauchte mit eine Brühe und Tränken auf, sie flehte Hermine an sie unten zu behalten.
Hermine schluckte den faulig riechenden Ernährungstrank hinunter und saß starr da, während ihr Körper würgte und versuchte ihn wieder nach oben zu würgen.
Als ihre Kehle aufhörte sich zusammenzuziehen, starrte sie Topsy an.
„Ich kannte dich." Es fühlte sich an, als ob ein Nagel in ihren Schädel gehämmert wurde. Sie wimmerte. „Ich habe dich vorher schon einmal gesehen, oder?"
Topsy nickte zaghaft. „Der Master sagt, dass du die Erinnerungen nicht erzwingen sollst."
Hermine zog ihr Kinn nach unten an ihre Schulter. Seine Abwesenheit, zog an ihr. „Wann kommt er zurück?"
„Er war in diesem Zimmer hier, seid du deinen ersten Krampfanfall hattes. Er hat jetzt viele Dinge, die er tun muss."
Hermine schluckte und ihre Finger zuckten immer wieder. Sie konnte spüren wie sich ihre Brust verengte. Was wenn er nicht zurück kam? Was wenn er starb? Was würde sie tun, wenn er starb?
Sie konnte spüren wie ihre Hände zitterten. Sie kniff ihre Augen zusammen und versuchte sich auf etwas anderes zu konzentrieren.
„Ist er mit seinen Hinrichtungen ins Hintertreffen geraten?", zwang sie sich mit trockener Stimme zu fragen.
Die Frage war sarkastisch, aber Topsy nickte ernst.
Hermine stieß leise die Luft aus und rollte sich zu einem Ball, um ihren Bauch herum, zusammen.
Ein paar Sekunden später verschwand Topsy.
Hermine verbrachte damit die letzten sechs Monate vor ihrem inneren Auge abzuspielen. Sie bemerkte Details, die sie übersehen hatte. Die vertrauten Eigenschaften, die sie über Draco vergessen hatte.
Er hat sie gekannt. Er hat sie gekannt, als sie angekommen war. Als sie geplant hat ihn zu töten. Als er sie vergewaltig hat.
Es war nicht überraschend, dass er nicht wolle, dass sie ihn anschaute, als es passierte.
Sie war schwanger mit seinem Erben. Ihr Baby.
Ihrem Baby.
Er hat sie vergewaltig und jetzt war sie schwanger.
Als sie darüber nachdachte, verdrehte sich ihr Magen und ihre Kehle zog sich zusammen und sie übergab sich heftig neben ihr Bett.
Sie ließ sich wieder nach hinten fallen und bedeckte ihr Gesicht mit ihren Händen, als sie versuchte nicht zu weinen oder zu hyperventilieren. Topsy tauchte auf und ließ die Sauerei verschwinden und gab Hermine ein Glas Wasser.
Hermine versuchte aufzuhören nachzudenken. Sie versuchte sich nur auf Draco zu fokussieren und nicht über die Tatsache nachzudenken, dass sie vergewaltigt wurde, dass sie schwanger war, dass Draco nicht so von dem Baby redete, als ob es seins war und sie nicht wusste, was es zu bedeuten hatte.
Er war nicht hier, damit sie ihn fragen konnte, selbst wenn sie dachte, dass sie die Unterhaltung hinbekommen würde.
Sie versuchte einfach nicht darüber nachzudenken.
Stattdessen versuchte sie Draco in ihrem Verstand zu entwirren. Sie wusste, dass sie ihn kannte, so als ob er in sie eingebrannt worden ist. Aber sie konnte keine konkreten Erinnerungen hervorrufen, es war eher ein generelles Gefühl, das sie ihn kannte. Sie kannte ihn instinktiv. Sie erinnerte sich an die Art wie er sie angesehen hat, wie er sich bewegt hat, wie er sich zurückgehalten hat, wie die Farben in seinen Augen seine sorgfältig versteckten Emotionen preis gab.
Wenn sie versuchte tiefer in die Vergangenheit vor ihrer Gefangenschaft einzutauchen, führte es dazu, dass sich ein quälender Schmerz in ihrem Schädel ausbreitete, bis sie Angst hatte einen weiteren Krampfanfall zu bekommen, wenn sie nicht aufhörte.
Sie konnte nicht darüber nachdenken.
Sie musste einfach akzeptieren, dass es da war.
Sie lag im Bett und versuchte eine Übereinstimmung mit der Version von Hermine zu finden, die in der Dunkelheit von Hogwarts verblasst ist.
Sie ist jemand gewesen, der gekämpft hat. Der ein halbes Labor platt gemacht hat. Der Dementoren verbrannt und Graham Montague mit vergifteten Messern erstochen hat.
Sie ist jemand gewesen, den Draco geliebt hat. Für den er bis ans Ende der Welt gegangen wäre, um sie zu beschützen.
Sie wusste nicht, ob diese Person noch existierte. Ob er erwartete, dass diese Version von ihr selbst mit ihren Erinnerungen zurückkommen würde.
Sie hatte das Gefühl, als ob diese Hermine zusammen mit dem Rest der Mitglieder des Ordens des Phoenix gestorben ist.
Alles was noch übrig war, war ein Schatten ihrer selbst.
Es war spät in der Nacht und kein Mond schien, als sich die Luft in ihrem Zimmer bewegte. Sie drehte sich um und blickte vorsichtig in die Dunkelheit, einen Moment später trat Draco hervor. Er trug seine Todesser Uniform. Sie konnte die Dunkle Magie spüren, die fast von ihm runtertropfte. Der Anblick und das Gefühl, führte dazu, dass sich ihre Brust zusammenzog.
Sein Ausdruck war angespannt. Und kalt.
„Bist du wegen irgendetwas auf mich sauer?", fragte sie nach einigen Minuten.
Er erstarrte für einen Moment und blinzelte dann. „Nein."
Er schwang seinen Zauberstab und eine Lampe an der Wand strahlte ein sanftes gelbes Licht aus. Er legte seinen Kopf auf die Seite, bis sein Nacken knackste und zog dann seine Äußeren Roben aus und hing sie über die Lehne des Sessels. Der Schutzanzug um seinen Oberkörper schimmerte im Licht.
Hermine betrachtete ihn, versuchte auszumachen, was anders an ihm war. „Es scheint so, als ob du sauer auf mich bist. Ich habe das Gefühl, als ob ich weiß, dass du es bist aber – ich kann mich nicht daran erinnern warum."
Er wandte seinen Blick ab und blickte auf die andere Seite des Zimmers. „Es spielt kaum eine Rolle. Es liegt alles in der Vergangenheit."
Seine Stimme war vertraut. Knapp.
„Wenn die Vergangenheit keine Rolle spielt, warum hast du dann nach mir gesucht?"
Er schaute sie wieder an. „Erinnerst du dich warum du gefangen genommen wurdest?"
Sie nickte. „Ich hab Sussex in die Luft gejagt."
„Erinnerst du dich daran, warum du es getan hast?"
Sie zog ihre Augenbrauen zusammen und versuchte an die Antwort zu denken, ohne die weggesperrten Erinnerungen anzufassen. „Es war wegen dir, oder?"
Er nickte kurz.
Sie schloss ihre Augen. „Als du geschlafen hast. Habe ich dir versprochen, dass ich mich um dich kümmern werde. Dass ich mich immer um dich kümmern werde."
Er stieß ein tiefes Lachen aus; fast wie ein Schnauben. „Ich war derjenige, der das immer gesagt hat."
Ihr Mundwinkel zog sich nach oben, aber ihre Brust schmerzte. „Ich habe es immer zurück gesagt. Vielleicht hast du es nur nicht mitbekommen."
Sie wollte ihre Hand nach ihm ausstrecken, aber als sie ihre Augen öffnete, drehte er sich von ihr weg. Er schaute das Portrait auf der anderen Seite des Zimmers an.
Er gab ihr keine Antwort darauf.
„Was ist der Plan?", fragte sie schließlich. „Was ist die Strategie hinter all dem? Kannst du es mir jetzt sagen, wo ich" – ihre Zunge verdrehte sich, als sie die nächsten Worte heraus zwang – „schwanger bin?"
Draco zuckte mit den Schultern und schaute sich im Zimmer um. „Es ist Severus Plan. Als der Dunkle Lord nach der finalen Schlacht bemerkt hat, dass ihm ein paar Horkruxe fehlten, hat er einen großen Teil der politischen Manöver an Severus übergeben. Er untergräbt und destabilisiert das Regime seit der Orden gefallen ist. Die Situation auf dem gesamten Kontinent ist instabil. Die schlechte Gesundheit des Dunklen Lords hat dazu geführt, dass er seine Versprechen und Verpflichtungen, die er während dem Krieg, gegenüber den dunklen Kreaturen und verbündeten in den Ländern gemacht hat, nicht halten kann. Er kann kaum seine Macht aufrecht erhalten. MACUSA hat angefangen die Internationale Vereinigung von Zauberern unter Druck zu setzten, sie machen Anzeichen einzugreifen, wenn die Dinge in Europa weiter außer Kontrolle geraten. Es ist alles arrangiert - sein Regime wird bald zusammenbrechen und wenn es das tut, wird die internationale Vereinigung einschreiten, um wieder Ordnung herzustellen."
„Du hast einen Weg gefunden, um Voldemort zu besiegen?"
Sein Mund zog sich zu einem leichten Grinsen nach oben. Seine Augen waren ein blasses Silber, als er sie anschaute und nickte. „Das haben wir. Wir warten nur auf den richtigen Moment. Es wird vermutlich nach dem zweiten Jahrestag der Schlacht um Hogwarts stattfinden."
Seine Stimme hatte eine Gewissenhaftigkeit an sich. Hermine spürte, wie sie strahlte, als sie versuchte herauszufinden, wie genau sie es tun würden, sie ging nochmal alles durch, was sie in den Zeitungen gelesen hat, versuchte es zu erraten.
„Was –"
„Du wirst nicht mehr in Europa sein, wenn es anfängt.", sagte er mit harter Stimme und schnitt ihr das Wort ab. „Dir musst es nur gut genug gehen, damit du verreisen kannst. Also – iss. Das wäre am hilfreichsten von allem."
Sie schrumpfte innerlich vor Enttäuschung zusammen, aber als er ging zog sie die Augenbrauen zusammen und starte wieder in die Dunkelheit, sie versuchte alles zusammenzufügen; sie drehte Draco immer und immer wieder in ihren Gedanken umher.
Am nächsten Tag waren die Schmerzen schlimmer; sie konnte es nicht ertragen irgendein Licht in ihrem Zimmer zu haben. Sie konnte nichts unten behalten. Draco war wieder weg. Sie versuchte ruhig zu bleiben, aber als Topsy nicht sagte, wann er zurückkommen würde oder was er tat, fing sie an panisch zu werden.
Wenn er nicht zurückkommen würde, will sie nie wieder mit ihm reden können. Ihn nie wieder berühren können. Es gab Dinge, die sie ihm sagen musste, sie war sich nur nicht sicher, wie sie sagen sollte. Was wenn er starb? Was wenn er verletzt wurde und sie ihn nicht heilen konnte, weil sie ihre Magie nicht mehr benutzen konnte?
Sie hyperventilierte und hatte mehrere kleine Krampfanfälle. Topsy tauchte jedes Mal sofort mit einem Trank in ihrer Hand auf.
Nach sechs Krampfanfällen, hatte Hermine so viele Schmerzen dass sie nichts anderes tun konnte, als schlapp im Bett zu liegen. Sie war sich kaum irgendetwas bewusst außer dem zermahlen Schmerz in ihrem Kopf. Sie lag zusammengerollt auf der Seite, als die Stunden vorbei kochen und sie sich wünschte bewusstlos zu werden, damit sie es nicht mehr spüren konnte.
Die Matratze senkte sich nach unten und eine kalte Hand Strich ihre Locken, die an ihrer fiebrigen Haut klebten, nach hinten hinter ihr Ohr. Eine Minute später wurde ihre linke Hand aufgehoben, seine langen Finger verschränken sich mit ihren. Sie spürte wie Dracos Daumen über ihre Knöchel Strich und über den Ring, den sie trug.
Ihr Kinn zitterte und ihre Augen brannten, obwohl sie geschlossen waren. Sie umklammerte seine Hand in ihrer so fest sie konnte.
Er sagte kein Wort, aber er blieb so lange wie sie bei Bewusstsein war. Als sie wieder aufwachte saß er noch immer dort, er saß in dem dunklen Zimmer und hielt ihre Hand.
Ihre Finger zuckten immer wieder.
Über die nächsten paar Tage ließ der Schmerz in ihrem Kopf etwas nach; genug, um aus haltbar zu sein. Sie fing an zu essen und sich im Bett aufzusetzen, las das Schwangerschaftshandbuch und den Tagesprophten.
Als die Schmerzen weniger wurden, wurden ihre Erinnerungen besser. Die allumfassenden Erinnerungen waren noch immer vage und undeutlich, aber bestimmte Momente tauchten plötzlich in unglaublicher Klarheit wieder auf, so als ob sie sie noch einmal durchlebte.
„Du bist nicht austauschbar. Du bist nicht dazu verpflichtet deinen Tod zweckdienlich zu machen. Es ist dir erlaubt wichtig für Leute zu sein. Der Grund, warum ich diesen verfickten Schwur geleistet habe, war, um dich am Leben zu halten. Um dich zu beschützen."
Als sie sich erholte, zog sich Draco zurück. Am Anfang dachte sie, dass sie es sich nur einbildete. Als sich ihre Erinnerungen an ihn verbesserten, dachte sie, dass es vielleicht einfach nur der Kontrast zu ihrer Vergangenheit war, der ihn distanzierter erscheinen ließ. Aber als die Tage vorbei gingen, bemerkte sie mit einem schwerem Gefühl in ihrem Herzen, dass er sich immer weiter und weiter weg bewegte.
Als sie fast katatonisch vor Schmerzen gewesen war, ist er neben ihr gesessen, hat ihr beruhigend über die Haare gestreichelt und ihre Hände gehalten, hat versucht das Zittern in ihren Händen zu heilen. Aber als sie immer wacher wurde und anfing zu versuchen mit ihm zu reden, berührte er sie weniger. Er wanderte immer weiter das Bett runter, bis er am Fußende saß und sie beobachtet. Er stand beim Fenster.
Er verschränkte seine Hände hinter seinem Rücken wenn sie sprach. Er gab ihr nur kurze Antworten, wenn sie Fragen stellte.
Er war noch immer dort aber immer weiter und weiter weg. Wenn sie aufblickte und sah, wie er sie beobachtete, wandte er seinen Blick ab, sein Gesichtsausdruck resigniert. Und verbittert.
Sie wusste nicht, wo sie anfangen sollte.
Sie versuchte sich daran zu erinnern, wie sie zuvor gewesen ist. Sie hatte sich ihn in Erinnerungen eingeprägt, aber nicht sich selbst. Hat sie früher anders geredet? Sie konnte sich nicht wirklich daran erinnern, wer diese Person gewesen ist.
Sie ist redselig gewesen. Leute haben ihr immer gesagt, dass sie zu viel redet.
Sie konnte an nichts denken, von dem sie dachte dass sie darüber reden konnte. Was konnte sie über irgendetwas sagen?
Sollte sie ihm erzählen, welche Arten von Blumen auf dem Anwesen blühten? Oder wie man einen Kattenturm baute? Oder ihn fragen, ob er wusste, wie man einen Origami Kranich faltete, weil sie sich nicht mehr erinnern konnte?
Es war alles unbedeutend.
Alles was von Bedeutung war, fühlte sich zu niederschmetternd an, um es in Worte zu fassen. Sie hatte Angst dass wenn sie darüber redete, sie anfangen würde zu Hyperventilieren und einen Krampfanfall bekommen würde. Wenn Draco dachte, dass es sie aufgeregt hat, würde er vielleicht nicht mehr kommen, um sie zu sehen und sie würde wieder ganz alleine sein.
Sie hat gedacht, dass sie in der Zelle festgehalten hat, aber im kalten Licht des Tages fand heraus, dass sie das nicht getan hat.
Sie war gebrochen.
Jetzt waren nur noch Stücke von ihr selbst übrig.
Sie saß im Bett und beobachtete ihn nervös, als er neben dem Fenster stand und nach draußen auf das Hecken Labyrinth starrte.
Sie öffnete immer wieder ihren Mund, um zu sprechen und zögerte dann. Sie schaute nach unten auf ihre Hände und versuchte es wieder.
„Wie geht es dir?", fragte sie.
Es war eine dumme Frage. Sie wurde rot und wollte sie in dem Moment zurücknehmen als sie sie von sich gegeben hatte.
Er schaute sie nicht an. „Mir geht es gut."
Sie schluckte und hatte das Gefühl dass ihr Herz zerbrach. Sie strich das Laken glatt und mehrere Falten aus der Decke.
Es stand so weit von dir weg und sie wusste nicht was sie zu ihm sagen sollte.
„So...", sagte sie schließlich. „Du bist jetzt verheiratet."
Seine Schulter spannten sich an, aber er antwortete für einige Sekunden nicht. Als er sich umdrehte, um sie anzuschauen war seine Miene eine Maske.
„Zwei Jahre im Oktober."
Sie versuchte seinen Blick zu erwidern, aber nach nur einem kurzen Moment schaute sie nach unten in ihren Schoß. Sie hatte das Gefühl eine Abgrund in ihrer Brust zu haben.
Sie glaubte nicht, dass es jemals eine Art von Verpflichtungen von seiner Seite aus gegeben hat. Was auch immer sie gewesen sind, es ist nie definiert worden, soweit sie sich erinnerte.
Es ist nicht so, als ob sie jemals gedacht hat, dass er sie heiraten würde.
Aber er war verheiratet und es fühlte sich bedeutsam für sie an, auch wenn sie nicht sagen konnte warum. Warum zu Hölle fühlte es sich überhaupt so an, als ob es eine Rolle spielte?
Er hat sie dreißig Mal vergewaltigt. Sie war seine Gefangene. Sie war schwanger mit seinem Erben. Und sie lag im Bett, und machte sich über die Tatsache verrückt, dass er verheiratet war, weil sich alles andere zu unmöglich anfühlte, um damit klarzukommen.
Er hat drei Monate nach der finalen Schlacht geheiratet.
Er hat eine Ehefrau.
Die zierliche, hübsche, untreue, instabile Astoria.
„Ich wurde angewiesen zu heiraten. Wenn es nicht Astoria gewesen wäre, wäre es jemand anders gewesen.", sagte er mit matter Stimme.
Es war eine Tatsache.
„Mir wurde befohlen sie zu heiraten und deshalb habe ich sie geheitatet."
Hermine biss sich auf die Innenseite ihrer Unterlippe und nickte, während sie still nach unten in ihren Schoß blickte.
Eine Heirat arrangiert von Voldemort, für den Repopulationsversuch nach dem Krieg. Um ein Spektakel aus den Todessern zu machen und von Voldemorts schlechter werdenden Gesundheit abzulenken.
Sie verstand den Zusammenhang.
Sie wusste nicht, was sie dazu sagen sollte. Sie wusste nicht, was sie zu irgendetwas sagen sollte. Sie wollte, dass die Vergangenheit verschwand, damit sie ihre Hand nach Draco ausstrecken konnte, ohne das Gefühl zu haben, dass ihr Herz verstümmelt wurde.
Sie wollte ihn berühren. Ihn küssen. Spüren, wie seine Hände sie liebkosten. Sich daran zu erinnern, wie es sich anfühlte warm zu sein und gewollt zu werden. Zu wissen, ob er noch immer „meins" gegen ihre Haut murmelte.
Aber sie fühlte sich gebrochen. Sie war nicht mehr die gleiche Person, die er früher geküsst hat. Sie hatte Angst, dass wenn er sie berühren würde und es sich nicht gleich anfühlen würde und es all die vergangenen Erinnerungen vergiften würde und es dann nichts mehr geben würde, woran sie sich festhalten konnte.
Er war auch nicht mehr der gleiche. Seine Augen waren gefüllt mit Schuldgefühlen und einer verbitterten Wut.
Er war sauer auf sie.
Er versteckte es, aber sie konnte es in dem Loch in ihrem Magen spüren. Es fühlte sich nicht so an, als ob er jemals vorhatte, ihr für was auch immer es war zu vergeben.
Nach einer Minute schaute sie nach oben. „Hast du etwas mit ihr gemacht, damit sie unfruchtbar geworden ist?"
Ein grausames Grinsen huschte um seine Mundwinkel. „Ich hätte es getan, aber es war nicht nötig. Die Greengrasses haben vergessen du erwähnen, dass sie eine Blutsfluch auf sich tragen. Es würde einen beträchtlichen Aufwand für sie benötigen, um schwanger zu werden und das Anwesen hatte ein paar unglückliche Nebenwirkungen. Es ist ihr nicht in den Sinn gekommen, dass manche Zimmer aus einem guten Grund verschlossen waren oder dass man die bereits existierenden Schutzzauber wieder herstellen sollte, nachdem sie das komplette Anwesen leer gefegt hatte, um neu zu dekorieren." Das abschätzige Grinsen verschwand und seine Miene wurde reserviert und er schaute von ihr weg. „Ich hätte nicht gedacht, dass sie jemals so weit gehen würde, dich anzugreifen."
Hermine starrte nach unten auf ihre Handgelenke. Die Kupferne Ummantelung der Fesseln war noch so glänzend wie an dem Tag, als sie zum ersten Mal um ihre Handgelenke platziert wurden. Eigentum des Hohen Generals.
Sie drehte das Metall so, dass sie eingravierten Wörter nicht mehr länger sichtbar waren und schaute wieder zu ihm nach oben. „Wirst du derjenige sein, der mich zu Ginny bringt?"
Er schüttelte seinen Kopf. „Severus. Es gibt momentan Einschränkungen für mich, wo ich hinreisen darf. Sentimentalität ist kaum ein Grund, um ein Sicherheitshaus zu gefährden. Er wird dich bringen- oder eher du wirst ihn mit dir bringen – um sicherzustellen, dass er nicht die Bedingungen seines Unbrechbaren Schwures bricht."
Hermine zog ihre Augenbrauen zusammen. „Sein Unbrechbarer Schwur?"
Dracos Augen flackerten und sein Mund presste sich zu einer dünnen Linie zusammen.
„Am Ende des Krieges, hat er einen mit mir gemacht, er hat geschworen nicht in meinen Schutz für dich einzugreifen oder dich irgendwo hinzubringen, wo du vielleicht in Gefahr geraten könntest. Der Schwur ist dafür gedacht gewesen, sicherzustellen, dass du Europa sicher verlässt, aber es hat keine Rolle gespielt. Du ist alleine gegangen und wurdest ohnehin gefangengenommen." Er schaute weg. „Die Reise sollte sicher sein, aber es ist das Beste, wenn Möglich noch Notfall Pläne zu machen."
Sie verdrehte den Saum der Baumwolllaken zwischen ihren Fingern. „Werde ich dich danach sehen?"
Draco zog eine Augenbraue nach oben und sein Mund verzog sich langsam zu einem katzenartigen Lächeln. „Ginny interessiert sich nicht besonders für mich."
Hermine beobachtete ihn einfach weiter.
Er zuckte mit den Schultern. „Es kommt drauf an, wie die Dinge ablaufen. Mit etwas Glück werde ich nicht mehr lange danach in Europa sein."
„Oh."
Mit ihm zu reden war anstrengend. Es fühlte sich an, als ob es unzählige Details gab, die sie bemerken musste, Dinge, die sie verstehen sollte, die er ihr sagte, aber sie nicht mehr länger wusste, wie sie sie richtig interpretieren sollte.
Wir sollten zusammen weglaufen. Du hast es versprochen.
„Du wirst kommen – irgendwann?" Ihre Stimme war hoffnungsvoll.
Wenn sie Zeit hatten, konnten sie die Teile wieder aufsammeln. Sie konnte ihn unter der Maske des Hohen Generals finden. Vielleicht konnte sie langsam einen Weg finden, um wieder Hermine zu werden. Für ihn, würde sie versuchen, diese Person wiederzufinden.
Dann würde er vielleicht aufhören so weit weg von ihr zu stehen.
Seine quicksilbernen Augen funkelten für einen Moment und sein Mundwinkel zog sich nach oben; der Schatten eines Grinsens. „Wenn es das ist was du willst."
Es fühlte sich wie eine Lüge an.
Ein etwas länger als eine Woche nachdem sie wieder zu Bewusstsein gekommen war, klettere sie aus dem Bett und ging langsam den Gang hinunter, um zu Duschen. Topsy und das Portrait folgten jedem ihrer Schritte auf dem Weg. Hermine saß am Boden der Dusche, ihr Kopf auf ihren Knien, während das Wasser über sie floss. Ihre Hände und Beine zitterten vor Erschöpfung. Als sie aus der Dusche stieg, wickelte sie nur in ein Handtuch um sich, um legte sich erschöpft auf das Bett im angrenzenden Zimmer.
Als sie aufwachte, saß Draco in einem Stuhl in der Nähe und las. Sie schaute ihn für einige Minuten an, bevor er nach oben schaute und bemerkte, dass sie wach war.
Seine Miene war für einen kurzen Moment, als sie ihre Blicke trafen, nicht verschlossen und sie spüren wie die Hitze seines Blickes ihre Wirbelsäule hinunter wanderte. Dann zerbrach es.
Er schloss schnell sein Buch und ließ es verschwinden. „Willst du das Zimmer wechseln?"
Sie wickelte das Handtuch enger um sich selbst. „Ich war nur zu müde zum Zurücklaufen."
Er beäugte sie einen Moment lang. „Du kannst das Zimmer wechseln. Ich brauche nur ein paar Tage, um die Schutzzauber über diesem Zimmer einzurichten."
„Astoria bemerkt es vielleicht."
Seine Lippen verzogen sich leicht. „Ihr ist es nicht mehr erlaubt, diesen Flügel des Hauses zu betreten. Selbst wenn sie es wäre, ist sie für den nächsten Monat in Frankreich, um neue Klamotten zu kaufen."
Zu hören, dass Astoria nicht irgendwo auf dem Anwesen lauerte, löste einen ängstlichen, angespannten Knoten in Hermines Magen.
Sie starrte auf den Baldachin nach oben. „Es passt schon."
Aus ihren Augenwinkel konnte sie sehen, wie Draco zuckte und sich sein Gesichtsausdruck verhärtete.
Er wollte ihr etwas mitteilen, aber sie war zu müde, um zu versuchen, es zu erraten. Ihr Kopf tat zu sehr weh und ihr gesamter Körper schmerzte durch die Anstrengung, die es sie gekostet hat, den Gang hinunterzulaufen.
Sie schaute durch das Zimmer auf das Portrait. Die blonde Hexe im Rahmen pflückte Blumen in einem impressionistischen Garten.
„Ist das deine Mutter?"
Das Portrait hörte auf sich zu bewegen und schaute nach oben.
„Warum fragst du?" Dracos Stimme war auffällig locker.
Hermine zuckte mit den Schultern. „Du hast ihren Mund. Er ist anders von den restlichen Malfoy Zügen, die dein Vater und die meisten der anderen Portraits hier haben."
„Sie hat es malen lassen, um meinem Vater Gesellschaft zu leisten, als er Hogwarts verlassen hat. Er hat ein Jahr vor ihr seinen Abschluss gemacht.", sagte Draco und starrte durch das Zimmer auf das Portrait. „Durch die Umständen ihres Todes, sind keine der anderen Portraits jemals wieder aufgewacht."
Er schaute weg. „Du solltest in deinem Zimmer schlafen es ist sicherer dort." Er schien für einen Moment zu zögern. „Kannst du laufen?"
Hermine starrte ihn an und fragte sich was er tun würde, wenn sie nein sagen würde. Sie levitieren? Sie tragen?
Ihr sagen, dass sie auf dem Boden schlafen soll?
Sie blinzelte. Nein. Das war vorher; als sie das erste Mal hier angekommen ist.
„Ich kann laufen." Sie drückte sich nach oben und bemerkte, dass sie vergessen hatte neue Roben mitzubringen und sie nur ein Handtuch hatte. Sie zog es eng um sich herum und vermied es Draco anzuschauen, als sie vom Bett rutschte.
Sie schaute zu ihm rüber und sah, dass er absichtlich von ihr wegschaute und ihr seinen Mantel hinhielt. Sie starrte ihn für einen Moment an, bevor sie ihn entgegen nahm und zog ihn sich über die Schultern.
Das Handtuch fiel auf den Boden, aber sie versuchte nicht es aufzuheben. Die Hauselfen konnten es genauso einfach verschwinden lassen, wie sie das Bett machen konnten. Wenn sie sich hinknien würde, befürchtete sie, dass ihre Muskel Atrophie dazu führen würde, dass sie am Boden bleiben würde.
Sie ging zur Tür, ohne Draco anzuschauen; sie konnte spüren, wie der Stoff über den Holzboden schliff. Draco war nur wenige Schritte hinter ihr, sie konnte ihn spüren, aber seine Schritte waren leise und dieses Detail machte sie nervös.
„Welche Arten von Schutzzaubern hast du auf meinem Zimmer?"
Sie konnte fast spüren, wie Draco bei der Frage kühler wurde.
„Nur ein paar."
Lüge.
„Du hast ziemlich viele Sicherheitszauber auf diesem Zimmer Malfoy."
Sie dachte daran zurück, wie er sofort außerhalb ihres Zimmers gewesen ist, nach der Neujahres Feier und sie ins Bett geschickt hatte.
„Mit all den Schutzzaubern die Malfoy deinem Flügel des Anwesens hinzugefügt hat, hatte ich schon fast Angst, dass ich dich nie wieder erreichen würde."
Die Explosion, die notwendig gewesen ist, damit Astoria durch die Tür kommen konnte.
Seine Eile, sie zurück zu ihrem Zimmer zu bekommen, als sie versucht hatte, sich vom Balkon zu schmeißen. Wie er darauf bestanden hat in ihr Zimmer zu gehen, wenn sie fruchtbar gewesen ist.
Es ist immer eine große Erleichterung gewesen, wenn sie dorthin zurückgekehrt ist. Sie konnte immer ruhig bleiben und einen klaren Kopf in ihrem Zimmer behalten, bis sie Schwanger geworden ist und ihre Angstzustände schließlich die Zauber überschritten hat, die er darauf platziert hatte.
„Ich habe Unmengen an Geld und Mühen aufgebacht, um sie in ihrem Umfeld zu stabilisieren."
Er ist vermutlich ehrlich zu Stroud gewesen.
Sie versuchte schnell zu laufen. Es waren nur vier Türen den Gang hinunter zu ihrem Zimmer, aber sie hatte das Gefühl, als ob ihre Beine kurz davor waren nachzugeben, als sie an der zweiten Tür vorbei lief. Sie strauchelte leicht.
Draco hielt sie sofort am linken Ellbogen fest und sie erstarrte. Ihr Magen sackte so schnell nach unten, dass sie keuchte und spürte, wie sich ihre Brust zusammenzog, bis sie nicht mehr atmen konnte. Sie tastete verzweifelt nach der Wand, bis sie sie unter ihren Fingerspitzen spüren konnte. Sie drückte ihren Körper fest dagegen und bemühte sich einzuatmen.
Dracos Hand zog sich zurück, als ob er sich verbrannt hatte und sie spürte wie ihr Herz zerbrach. Sie spürte plötzlich die kahle, grausame Realität von allem und es war, als ob sie zu Tode zerquetscht wurde.
„Es ist nur –" Ihre Stimme zitterte und brach ab. „Ich weiß nicht, wie ich das hier tun soll. Ich weiß nicht, wie ich mit dem was passiert ist klar kommen soll. Ich weiß nicht, wie ich damit ins Reine kommen soll." Ihr Schultern zitterten und sie drückte ihre Stirn gegen die Wand.
„Ich weiß nicht, wie wir das hier reparieren sollen. Draco, warum ist uns das passiert? Wie soll es jetzt jemals wieder in Ordnung sein?" Ihr Stimme zitterte und sie stieß ein leises Schluchzen aus und brach dann in Tränen aus, während sie an der Wand nach unten glitt.
„Ich weiß nicht, wie ich es machen soll." Sie sagte es immer und immer wieder, als sie sich gegen die Wand drücke und weinte.
