Kapitel 66

Juni 2005

Draco stand auf und zog seine Hände zurück und ging nach hinten, bis er fast eineinhalb Meter von ihr entfernt stand. Komplett außer Reichweite.

Er schien sich plötzlich unsicher, so als ob er nicht mehr länger wusste, wie er mit ihr umgehen sollte. Die Hände an seiner Seite öffneten und schlossen sich immer wieder, während er zögerte und dann von ihr wegschaute.

Die Trauer und der Schmerz machten sich wieder bemerkbar, schwemmten über sie herein, wie eine Flutwelle. Es tat weh ihn anzuschauen, ihn zu wollen, ihn zu brauchen, als ob er Sauerstoff war, aber nicht zu wissen, wie sie jemals alles überwinden konnten, das zwischen ihnen existierte.

„Du solltest schlafen.", sagte er nach einem Moment, schaute nach unten und strich seine Roben glatt. „Ich werde morgen jedes Buch bringen, das du willst."

Hermine beobachtete ihn zögernd und holte schnell Luft.

„Willst du hier bleiben?" Sie zwang die Frage hervor, bevor sie es sich anders überlegen konnte.

Draco starrte sie an, sein Miene war ausdruckslos und ihr Herz fing an schmerzhaft in ihrer Brust zu pochen.

Seine Augen wurden unfokussiert und klärten sich dann wieder.

„Das willst du nicht.", sagte er, nachdem er sie noch ein paar weitere Sekunden beobachtet hat, seine Mundwinkeln verzogen sich. „Versuch nicht etwas zu erzwingen, weil du dich auf irgendeine Art verpflichtet fühlst."

Er drehte sich auf dem Absatz um und ging auf die Tür zu.

„Nein.", sagte sie mit schneidender Stimme und stand auf. „Geh nicht."

Er erstarrte.

Sie schluckte und ihre Kehle zog sich zusammen. „Ich will, dass du bleibst. Wirklich. Es ist nur – manchmal – manchmal –" Sie stolperte über die Worte, als sie versuchte es zu erklären. „Meine Erinnerungen sind nicht in der richtigen Reihenfolge – ich kann mich nicht immer erinnern –" Sie schluckte. „Bleib. Ich will, dass du bleibst. Ich will nicht alleine sein."

Sie ging vorsichtig auf ihn zu. „Wirst du bleiben?"

Ihre Finger zitterten, als sie gegen seinen Handrücken streiften. Sie wappnete sich halb dafür, dass er zurückzucken oder sie wegschieben würde. Sie schluckte und ging näher an auf ihn zu und betrachtete sein Gesicht. Sein Ausdruck war eine Maske.

Sie schaute nach unten und schob ihre Finger in seine Hand. Sie atmete kaum noch und ihre Hand fing sichtlich das Zittern an.

Es würde in Ordnung sein. Atme einfach und es wird in Ordnung sein.

Gehorsam.

Leise.

Kein Widerstand.

Sie schloss ihre Augen und holte kurz und schnell Luft. Das Geräusch füllte ihre Ohren.

„Hermine." Dracos Stimme brachte sie dazu ihre Augen zu öffnen, als sie nach oben schaute. Er starrte mit verschlossener Miene auf sie hinunter. „Tu das nicht."

Er umfasste vorsichtig ihr Handgelenk und befreite seine Hand aus ihrer, sein Griff verstärkte sich für einen Moment. „Ich werde morgen kommen, um dich zu besuchen."

„Nein." Sie schnappte sich wieder seine Hand. „Nein. Geh nicht. Ich will nicht, dass du gehst. Es ist nur – es ist nur –" Ihr Kinn zitterte so sehr, dass sie Probleme damit hatte, zu sprechen. „Ich kann nicht –" Sie schluckte und schaute zu ihm nach oben. „Ich will nur deine Hand halten. Ich will nicht – ich kann nicht nein sagen, wenn du – wegen den –"

Dracos Blick flackerte und seine Hand zuckte in ihrer.

Sie starrte nach unten auf ihre Hände, ihr Griff verstärkte sich. „Bleib einfach.", sagte sie und holte tief Luft. „Ich will wissen, dass du nicht – irgendwo anders bist."

Hermines Herz raste, bis das Blut in ihren Ohren rauschte, aber sie straffte ihre Schultern und zwang sich dazu zu ihrem Bett zu laufen.

Es kam ihr in den Sinn, dass sie vielleicht dem Angebot über das andere Zimmer hätte zustimmen sollen. Dann würde es nicht das gleiche Bett sein.

Sie fasste sich und schob den Gedanken beiseite. Es wäre noch immer ein Bett. Sie würde noch immer darauf liegen und ihm vertrauen, dass er ihr nicht wehtun würde.

Sie vertraute ihm. Sie wusste, dass sie ihm vertraute. Immer.

Sie legte sich auf die eine Seite des Bettes, drehte sich auf die Seite und starrte ihn an. Er setzte sich langsam auf die andere Seite hin und er sah so unbehaglich aus, dass es so schien, als ob er kurz davor war einfach aus dem Zimmer zu apparieren. Sie streckte ihre Hand nach ihm aus.

Seine Finger zuckten, bevor er seine Hand ausstreckte und ihre Finger miteinander verschränkte.

Er lehnte sich gegen das Kopfteil des Bettes. Er schien nicht so, als ob er vor hatte zu schlafen. Sie betrachtete ihn, ließ ihre Augen über sein Gesicht wandern, versuchte sich ihn wieder in ihre Erinnerungen einzuprägen.

Je deutlicher sie sich an ihn erinnerte, desto offenkundiger konnte sie sehen, wie er sich verändert hatte. Er sah erschöpft und sichtlich abgeschliffen aus, sodass es in seinen Gesichtszügen erkennbar war.

Seine Finger zuckten in ihrer Hand.

Das Zucken, das er hatte fühlte sich nicht typisch für Muskelschäden des Crutiatus Fluchs an. Es fühlte sich Psychosomatisch an; die Langzeitfolgen des Crutiatus. Er ist so oft gefoltert worden, dass die Folgen permanent geworden sind.

Voldemort hat ihn wiederholt dafür bestraft, dass er es nicht geschafft hat, das letzte Mitglied des Ordens zu fangen; die Person, die dafür verantwortlich war, das Medaillon, das Umbridge getragen hat, zerstört zu haben.

Hermines Kehle zog sich zusammen und sie umklammerte seine Hand fester. „Du –" Ihre Stimme brach ab. „Du hast den Horkrux auf diese Art zerstört, weil du gehofft hast, dass es Voldemort dazu zwingen würde, Severus trotzdem im Februar zurückzuholen. Oder?"

Er starrte sie an und wandte dann seinen Blick ab, während er sein Kinn leicht als Antwort bewegte.

Sie hatte ein leeres Gefühl in ihrer Brust, als sie an all die Anlässe zurückdachte, an denen sie bemerkt hatte, dass er gefoltert wurde. All die Male, wo sie sich eingeredet hat, dass es ihr egal war und er es verdiente.

Täglich, für länger als einen Monat.

„Es tut mir so leid Draco.", sagte sie.

Er versteifte sich, als ob die Worte ihm eine Ohrfeige verpasst hatten und riss fast seine Hand aus ihrer.

„Entschuldige dich nicht bei mir. Du musst dich für nichts entschuldigen." Er fauchte die Worte, sie waren fast ein Knurren.

Hermine starrte ihn im Stillen an, bis er seinen Bick von ihr abwendete.

„Du bist wütend auf mich, oder?", fragte sie schließlich.

Draco starrte sie durch das Zimmer an, sein Gesichtsausdruck unleserlich. „Das heißt nicht, dass du einen Grund dafür hast, dich bei mir zu entschuldigen."

Hermine betrachtete ihn. „Warum nicht?"

„Weil –" Er blinzelte. „– ich mich zuerst entschuldigen muss und ich –" Er schaute nach oben auf den Baldachin des Bettes. „und ich –"

„Draco..."

„Verdammt nochmal, Granger." Seine Stimme war heiser und er fuhr sich mit den Händen durch seine Haare. „Du hast keine Ahnung, wie sehr ich gehofft habe, dass du dich nie an etwas erinnern würdest, als du herkamst. Was ich dafür gegeben hätte, zurückzugehen und es gerade zu biegen. Wenn ich dir nicht erzählt hätte, dass ich meine Deckung hab aufliegen lassen – wenn ich dich angelogen hätte und nicht versucht hätte mich zu verabschieden, wäre nichts von all dem mit dir passiert."

Hermines Kehle zog sich zusammen. „Es hätte mich umgebracht, wenn du mich weggeschickt hättest und ich später herausgefunden hätte, dass du gestorben bist, weil ich dich darum gebeten habe Ginny zu retten. Ich wäre niemals darüber hinweggekommen. Niemals. Ich würde es alles wieder tun.", sagte sie. „Jede Sekunde. Ich würde es wieder tun, um dich zu retten."

Eine überwältigende Stille entstand.

Draco starrte sie mit einer Mischung aus Schock und Wut an, die sich über sein Gesicht ausbreitete. „Du hast mich nicht gerettet.", sagte er, als er endlich dazu in der Lage zu sein schien, zu sprechen. „Du hast uns beide nur zwei Jahre lang durch die Hölle gehen lassen."

Es war wie ein Schlag ins Gesicht.

Sie spürte, wie sie blass wurde, als das Blut aus ihrem Gesicht wich. Ihr kompletter Körper lehnte sich nach vorne.

Dracos Griff um ihre Hand verstärkte sich und in seinem Gesicht spiegelte sich sofort Reue wider. „Warte – ich hab nicht –"

Sie ließ ihren Kopf nach vorne sinken und versuchte zu atmen. „Ich habe versucht zurückzukommen." Ihre Stimme zitterte. „Ich habe es wirklich versucht."

„Ich wie. Ich habe nicht gemeint –"

Sie wandte ihren Blick ab. „Du hättest nicht annehmen sollen, das ich gewillt bin dich zu verlieren. Hast du gedacht, dass ich nicht so viel empfinde, wie du? Dass ich mich weniger um dich sorge, weil ich noch andere Verpflichtungen hatte? Du hättest nicht denken sollen, dass ich mich weniger sorge, ich habe alles getan, was ich konnte, um dich am Leben zu halten. Du weißt nicht einmal all die Dinge, die ich getan habe, um dich am Leben zu halten."

„Ich habe nur –"

„Ich habe versprochen – jedes Mal, als du gefragt hast, habe ich versprochen, dass ich für immer deins sein werde. Es gibt keine Ausnahmen oder ein Verfallsdatum auf für immer."


Ein pochender Scherz in ihrem Kopf weckte sie am nächsten Morgen auf. Ihre Finger waren noch immer mit Dracos in der Mitte des Bettes verschlungen. Er schlief, aber seine Gesichtszüge waren angespannt.

Ihn in ihrem Bett zu finden war vertraut. Es gab keine widersprüchlichen Erinnerungen, daran ihn schlafen zu sehen.

Wenn er nahe war, fühlte es sich an, als ob sie in die Vergangenheit zurückrutschte. Es war so natürlich und instinktiv wie atmen, ihn zu berühren, in seiner Nähe zu sein. Sie hatte das Gefühl nicht nahe genug bei ihm sein zu können.

Es war hauptsächlich der Abstand zwischen ihnen, der dazu führte, dass sie sich plötzlich zurück in einem Moment fand, in dem er über ihr lehnte und sich einen Weg in ihren Verstand erzwang; in dem er auf sie zu kam und ihren Arm umklammerte, als er mit ihr apparierte; in dem er etwas so Grausames sagte, dass es sie überrumpelte.

Aber wenn er nahe war, war er Draco. Er war ihrs.

Er ist verletzlich ihr gegenüber gewesen. Er hat sie geliebt, obwohl er nie etwas anderes erwartet hat, als dass sie verdammt waren. Er hat sie dennoch auf die gleiche Art geliebt.

„Ich werde mich um dich kümmern.", sie formte die Wort still mit ihrem Mund. „Ich werde einen Weg finden, um mich um dich zu kümmern."

Sie spürte es sofort, als er aufwachte. Anspannung schoss durch seinen gesamten Körper, sobald er wach war. Seine Augen öffneten sich blitzschnell und er starrte sie an.

Seine Augen verengten sich sofort. „Geht es dir gut?"

Sie zuckte mit den Schultern. „Mein Kopf. Es ist immer schlimmer nach einem guten Tag."

Er ließ ihre Hand los und berührte ihre Stirn. „Du bist wieder fiebrig."

Sie brachte den Aufwand nicht auf ihren Kopf als Antwort zu bewegen.

„Kannst du essen?"

Hermines Magen verzog sich und drehte sich bei dem Gedanken um. „Vielleicht später."

Seine Augenbrauen zogen sich zusammen und er schaute sichtlich besorgt aus. „Ich werde heute in Belgien erwartet. Ich werde morgen wieder zurück sein. Bleib im Bett."

Er stand auf, während er sie immer noch beobachtete.

Hermine bewegte sich und hob ihren Kopf an. „Du hast gesagt, dass du mir Bücher besorgen wirst."

Verärgerung blitzte in seinen Augen auf und er presste seine Lippen zu einer dünnen Linie zusammen. „Morgen."

„Nein. Du hast gesagt heute. Ich kann trotzdem noch lesen." Sie versuchte sich aufzusetzen. „Sonst lieg ich nur hier und mach mir Sorgen."

Er seufzte mit zusammen gebissenen Zähnen. „Also gut. Hör auf zu versuchen aufzustehen. Nachdem du gegessen hast, werde ich Topsy Bescheid geben, damit sie dir Bücher, Schreibfedern und Pergament bringt."

Hermine legte sich wieder hin und schlang ihre Arme enger um ihren Körper, als sie sich einkuschelte, damit ihr wärmer wurde.

Sie schluckte. „Ich – brauche nur die Bücher. Ich kann Schreibfedern nicht anfassen, also wäre das Pergament nicht von großem Nutzen."

Die Muskeln in Dracos Kiefer spannten sich an. „Richtig.", sagte er, als er um das Bett herum ging. „Dann nur die Bücher."

Er rief eine extra Decke herbei und legte sie über sie. „Sag Topsy Bescheid, falls du etwas brauchen solltest. Ich werde morgen zurück sein."

„Sei vorsichtig Draco. Stirb – stirb –" Ihre Stimme brach ab und sie wurde still.

„Du musst zurück kommen.", sagte sie schließlich.

„Das werde ich."

Als er weg war, ließ sich Hermine schlapp ins Bett zurück fallen. Sie hatte das Gefühl, als ob ihr Schädel kurz vor dem Aufbrechen war.

Ihr war unglaublich schlecht, aber Draco hat gesagt, dass Topsy ihr erst Bücher bringen würde, wenn sie gegessen hatte. Sie wusste nicht, ob es zählte, wenn sie alles wieder erbrechen würde.

Mittags schaffte sie es einen Trank und eine kleine Tasse Brühe unten zu behalten. Topsy brachte ihr einen Stapel Bücher und eine Mappe mit handgeschriebenen Seiten, auf denen sie Dracos Handschrift wiedererkannte; all seine Notizen von den Versuchen, dass dunkle Mal zu entfernen.

Topsy half Hermine dabei sich abzustützen und drapierte die Kissen so, dass Hermine auf ihrer Seite liegen und lesen konnte.

Hermine versuchte die Notizen klinisch durchzugehen und nicht über die Tatsache nachzudenken, dass Draco an unfreiwilligen Opfern experimentiert hat, die alle bei dem Vorgang gestorben waren.

Es sind alles Todesser gewesen und mehrere hatten dabei geholfen Narcissa zu foltern.

Draco ist gründlich gewesen. Seine Nachforschungen und Analysen waren flächendeckend. Er muss sich selbst eine gute Menge an Magie-Biologie und Heilungstheorie zusätzlich zu seinen Fluch Nachforschungen beigebracht haben.

Er hat es neun Mal versucht. Zwei weitere Male, seit der Krieg vorbei war.

Hermine wusste, durch ihre Nachforschungen, dass Voldemort ein brillanter Student in Hogwarts gewesen ist.

Wann auch immer er das Dunkle Mal erschaffen hat, hat er viel Zeit und Mühen darin investiert, um es zu einem Halsband zu machen, dem man nicht entkommen konnte, dass sich um die Kehlen seiner Anhänger schnürte. Es war nicht besonders sorgfältig durchkonstruiert; es war einfach, direkt und tödlich.

Ganz hinten in der Mappe waren einige Notizen in einer zackigen Handschrift. Severus, bemerkte sie, hat das Mal ebenfalls analysiert.

Hermine las zwei Mal durch die Notizen und rollte sich dann zu einem Ball zusammen, umklammerte ihren pochenden Kopf und versuchte nachzudenken und zu analysieren.

Sie knirschte immer wieder mit dem Zähnen, als sie sich darum bemühte, mit dem Schmerz klarzukommen. Irgendwann schlief sie ein.

Als sie wieder aufwachte, saß Draco auf der Bettkante. Er hatte ihr Schwangerschaftshandbuch aufgeschlagen, seine Augen überflogen die Seiten. Sie beobachtete ihn einen Moment lang.

„Du bist zurück."

Er schloss sofort das Buch und schaute zu ihr nach drüben.

Ihr Kopfweh war wieder zu etwas weniger Hinderlichem geworden. Sie setzte sich vorsichtig auf und nahm die Mappe in die Hand. „Ich habe deine Notizen gelesen, aber noch nicht die Bücher. Ich habe ein paar Buchtitel, von denen ich glaube, dass sie hilfreich sein könnten."

„Alles klar." Sein Mundwinkel zog sich nach oben, als er sie beobachtete

Sie strich die Seiten glatt und richtete eine Ecke, die umgeknickt worden war. „Ein Teil des Fluches beeinflusst die Blutgerinnung. Es ist eine Art Hämophilie Fluch, der eventuell eine Langzeit Folge sein könnte. Ich werde einen Trank erschaffen müssen; eine Variation von dem, der benutzt wird, um Vampirbissen entgegenzuwirken. Er wird regelmäßig genommen werden müssen, aber wenn Voldemort stirbt, dann musst du ihn vielleicht nicht weiter nehmen."

Sie kaute auf ihrer Lippe herum. „Das würde allerdings nicht das sofortige Problem beheben, die Wunde zu verschließen. Du hast alle normalen Methoden versucht, sogar alte Muggel Methoden, wie kauterisieren und – Teer, aber ich habe gerade erst angefangen. Ich werde etwas finden."

Draco nickte wieder und wandte seinen Blick ab.

Die Unterhaltung kam schmerzhaft zum Stillstand. Draco wollte nicht weiter ins Detail über seine Versuche sprechen, als er es schon in den Notizen dargelegt hatte. Er war abgelenkt und warf immer wieder einen Blick auf die Uhr. Sein Gesichtsausdruck war angemessen interessiert, aber seine Augen waren glanzlos, als sie Theorien erwähnte, die sie erforschen wollte.

Sie bemerkte, als sie ihn beobachtete, dass er sie nachsichtig behandelte. Die Notizen und die Bücher waren dazu da, um sie zu besänftigen. Sie waren die Bibliothek. Etwas, um sie zu beschäftigen, während er mit seinen eigenen Plänen weiter machte.

Sie hörte auf zu reden und starrte einfach nach unten in ihren Schoß. Eine lange Pause entstand und er stand auf.

„Ich werde die Bücher, die du erwähnt hast, im Laufe des Tages vorbeibringen lassen."

Als er ging, stoppte er plötzlich und drehte sich um.

Er stand da und starrte sie an und sein Mund bewegte sich ein paar Mal leicht, bevor er sprach.

„Granger – du musst nicht –" Er hörte auf und sie sah, wie sich die Hand an seiner Seite zu einer Faust ballte, bevor er sie hinter seinen Rücken schob. Er presste seine Lippen zu einer dünnen Linie zusammen, bevor er an ihr vorbei schaute.

„Ich habe nie angenommen, dass du die Schwangerschaft behälts." Sein Gesicht war fast ausdruckslos, als er sprach aber sein Adams Apfel bewegte sich leicht nach oben. „Ich kann einen Trank schicken lassen, damit du – es beseitigen kannst, sobald du außerhalb von Europa bist. Sag mir einfach –" Er unterbrach sich selbst, schaute nach unten und spannte seinen Kiefer an. „Nein, vergiss das Letzte was ich gesagt habe, du musst mir nichts sagen. Ich werde den Trank schicken lassen. Es gibt keinen Grund dafür, dass du mir sagst musst, wie du dich entscheidest."

Er drehte sich auf dem Absatz um und ging, bevor sie antworten konnte.

Hermine lag im Bett und fuhr mit ihren Finger über ihren Bauch. Wenn sie danach suchte, konnte sie die kleine, aber feste Schwellung ihres Uterus, ein bisschen oberhalb ihres Beckens ertasten.

Es ist ihr nicht in den Sinn gekommen, eine Abtreibung zu haben, wenn sie entkommen würde oder dass es die Annahme war, mit der Draco handelte.

Sie wäre aus einem Fenster gesprungen oder hätte sich vergiftet, um ihr Baby davon abzuhalten, auf dem Malfoy Anwesen geboren zu werden und in Astorias Fürsorge übergeben zu werden, aber es ist ihr nicht in den Sinn gekommen, es abzutreiben, wenn sie es schaffen würde zu entkommen.

Es war ein Baby. Für Hermine ist es ein Baby gewesen, in dem Moment, wo Stroud Hermine verkündet hat, dass sie schwanger war.

Kein Fötus. Kein Erbe. Es war ein Baby, dem sie sich gegenüber bereits beschützerisch fühlte. Als sie das flatternde Licht des Herzschlages gesehen hat, hat es sich angefühlt, als ob ihr Herz gestohlen wurde.

Aber Draco nahm an, dass sie, sobald sie das Sagen in der Angelegenheit hatte, es nicht mehr behalten würde.

Er hat sie vergewaltigt. Sie war schwanger. Er erwartet, dass sie eine Abtreibung wollen würde, sobald sie frei war.

Er nahm an, dass er zurück bleiben würde, um zu sterben und sie würde gehen und versuchen alles zu vergessen, was passiert war, indem sie es auslöschte.

Topsy kam am Abend mit einem Stapel Bücher, einige von ihnen waren brandneu.

„Ist Draco hier?", fragte Hermine, als sie eins der Bücher in ihren Händen umherdrehte.

„Er ist gerade zurückgekommen."

„Kannst du ihm sagen, dass ich ihn sehen möchte?"

Topsy vollführte einen wankenden Knicks und ploppte hinfort.

Hermine ging nach drüben zum Portrait an der Wand.

Narcissa Malfoy starrte Hermine an.

Hermine hat Narcissa nur einmal an der Quidditch Weltmeisterschaft vor mehr als einem Jahrzehnt gesehen. Narcissa war sechzehn in dem Gemälde, das gleiche Alter wie Draco gewesen ist, als er das Dunkle Mal erhalten hat.

„Ich möchte deinen Sohn retten.", sagte Hermine. „Aber ich weiß nicht wie."

Narcissa sagte nichts. Sie saß nur in ihrem Stuhl, beobachtet Hermine im Stillen. Irgendwann gab Hermine auf und drehte sich um.

Sie blätterte durch eins der Bücher, die Topsy ihr gebracht hatte, als sich die Tür öffnete.

Draco stand im Türrahmen.

Hermine schloss das Buch. Ihre Kehle zog sich zusammen. Er stand immer so weit weg und jeder Zentimeter des Abstandes fühlte sich wie Bei an.

„Das Portrait von deiner Mutter redet nicht mit mir.", sagte sie.

Draco schaute nach drüben. Das Portrait stand auf, schaute Draco einen Moment lang an, bevor es sich umdrehte und aus dem Rahmen verschwand.

„Es ist nicht deine Schuld. Die redet mit niemanden außer mir. Mein Vater hat Stunden damit verbracht sie drum zu betteln ihn nur anzuschauen. Der Rahmen hing früher im Zeichen Zimmer im Südflügel. Das Portrait hat alles gesehen, was mit meiner Mutter passiert ist. Es hat für eine lange Zeit danach nichts gesagt. Als meine Mutter freigelassen wurde, hat sie das Portrait mit nach oben in ihr Zimmer genommen." Seine Augen waren ausdruckslos und unentzifferbar. „Sie ist Stunden lang davor gestanden, während sie die Hand des Portraits auf der Leinwand berührt hat, so als ob sie versucht haben, sich gegenseitig zu erreichen."

Hermine starrte auf den leeren Rahmen.

Voldemorts Einfluss war wie Gift in der Malfoy Familie. Als ob er sich selbst nicht nur in Dracos und Lucius Arme eingebrannt hatte, sondern auch in die Fasern ihrer Erbschaft. Er hat Narcissa zerstört und ihr Zuhause verdorben. Sogar das Portrait, ein Schatten von Narcissas Erinnerung, war still und durch Narben entstellt.

Draco schaute zurück zu Hermine. „Sie hat gefragt, ob sie dich beobachten kann. Sie wollte sicherstellen, dass es dir gut geht, während du hier bist."

Hermine zwang ein schwaches Lächeln hervor, bevor sie nach unten schaute und einige Sekunden lang zögerte.

Ihre Hand wanderte nach unten zu ihrem Bauch, als sie nach oben schaute. „Ich wollte mir darüber sprechen, was du vorher gesagt hast, bevor du gegangen bist."

Dracos Ausdruck wurde sofort verschlossen und sein Blick schneidend wie eine Klinge.

Hermines Brust zog sich zusammen. Draco lehnte plötzlich über ihr, mit dem gleichen kalten Gesichtsausdruck.

Du willst, dass ich dich anschaue Granger? Schön. Ich schaue dich an. Es ist entzückend, muss ich sagen, die ganzen Schuldgefühle in deinen Augen zu sehen. Weißt du, früher habe ich immer gedacht, dass die Umstände meiner Knechtschaft für den Dunklen Lord, die grausamste Art der Versklavung waren, die man sich nur vorstellen konnte. Aber ich muss zugeben, sie verblasst im Gegensatz zu dir leicht."

Ihr Herz setzte einen Schlag aus und sie blinzelte weiderholt, während sie versuchte sich wieder auf die Gegenwart zu konzentrieren.

„Kannst du näher kommen?" Ihr Mund fühlte sich trocken an. „Es ist einfacher mit dir zu reden, wenn du nicht so weit weg bist."

Er kam auf sie zu und ihr Herzschlag wurde mit jedem Schritt schneller.

Seine Miene war kontrolliert.

Sie kaute auf ihrer Unterlippe herum. Sie schaute nach oben, als er nur noch einen halben Meter entfernt stand.

Wenn sie ihn berühren würde, würde er nicht so kalt erscheinen.

Er sah nicht so aus, als ob er wollte, dass sie ihn berührte.

Sie zwang sich dazu, sich nicht an dieser Tatsache aufzuhängen, sie hob ihr Kinn an und traf seien Blick. „Mir ist nicht bewusst gewesen, dass du von mir erwartest, dass ich die Schwangerschaft beenden, wenn ich entkomme. Ich verstehe, warum du gedacht hast, dass ich das – zuvor eventuell getan hätte, aber ich habe es nicht vor. Ich würde das nicht tun."

Sein Gesichtsausdruck veränderte sich nicht. Seine Augen flackerten nicht mal mit der kleinsten Reaktion. „Du änderst vielleicht deine Meinung wenn du frei bist."

Hermine schüttelte ihren Kopf. „Das werde ich nicht."

Seine Augen blieben ausdruckslos, aber sie konnte die Anspannung in seinen Augenwinkeln sehen. Er straffte seine Schultern, sodass er sich über sei aufbaute und sie hatte das Gefühl, als ob sie erwürgt wurde.

Seine Lippen verzogen sich, sodass eine Zähne aufblitzten. „Es gibt keinen Grund dafür mir Versprechen zu geben, die dein Leben betreffen wird, wenn du frei bist. Tu was du willst."

Hermine biss ihre Zähne zusammen. „Das werde ich. Und das ist der Grund, warum ich den Trank nicht benutzen werde. Ich will, dass du weiß, dass ich ihn nicht benutzen werde. Ich würde es immer bereuen. Ich würde – ich würde mich immer fragen, ob das Baby deine Augen haben würde. Jeden Winter würde ich daran denken, wie alt es jetzt sein würde und mich fragen was es gerade tun würde. Ich würde versuchen zu erraten, welchen Zauberstab es bekommen hätten und welche Schulfächer es gemocht hätten und ob es ein natürlicher Okklument gewesen wäre, so wie du und ich." Sie redete schnell, weil ihre Kehle sich immer mehr zusammen zog, ihre Wangenknochen fingen an zu schmerzen. „Ich würde mich fragen, ob es es mögen würden zu Lesen. Ob es meine Haare gehabt hätten. Wenn du – wenn du sterben solltest, würde ich ihm alles über dich erzählen wollen. Alles von dir. Ich – ich konnte bis jetzt keinem von dir erzählen." Ihre Brust zog sich zusammen. „Die Leute sollten wissen, wie du wirklich warst."

Draco schnaubte leicht und schaute nach oben an die Decke. „Wie ich wirklich bin? Wie genau denkst du, dass ich wirklich bin?" Er stieß ein kleines Lachen aus. „Du hast die Chance ein neues Leben zu haben. Schlepp meine Erinnerung nicht mit dir mit."

Hermine schüttelte ihren Kopf.

Er starrte mit hartem Blick zu ihr nach unten. „Willst du, mit dem Bastard eines Todessern an dich gekettet, durch dein Leben gehen? Die ganze Welt hier würde dich kennen und was du in diesem Haus getan hast. Es ist recht umfangreich öffentlich gemacht worden, wie du dich vielleicht erinnerst. Es ist egal welche Augenfarbe es hat oder wie alt es wird, es wird immer das Kind eines Mörders sein, das gezeugt wurde, weil ich dich – vergewaltigt habe, während du meine Gefangene warst und jeder wird es wissen. Jeder."

Ihre Brust zog sich zusammen, als er sprach und er wandte seinen Blick von ihr ab. „Lass das alles hinter dir Granger." Er holte tief Luft. „Hab eines Tages mit jemand anderem Kinder."

Hermine starrte ihn an. „Denkst du, dass es das ist, was ich tun werde? Wegrennen und mich verstecken und so tun, als ob du ein Monster bist, von dem ich glücklicher Weise entkommen bin?"

Er starrte auf sie hinunter, seine Miene weiter unleserlich. „Es wäre keine Lüge."

Hermine schaute ihm in seine silbernen Augen und sah die ausdruckslose, leere Resignation in ihnen.

Ich hasse dich. Ich denke, dass du zum Teil für jede Person verantwortlich bist, die bis jetzt in diesem Krieg gestorben ist und für jede Person die sterben wird. Du musst mich nicht davon überzeugen, dass du ein Monster bist, denn das weiß ich bereits."

Ihre Kehle zog sich so sehr zusammen, dass sie Schwierigkeiten damit hatte zu schlucken, als sie ihre Hand nach ihm ausstreckte. „Draco, du bist kein Monster. Du hattest keine andere Wahl. Dachtest du, dass ich dich noch immer hassen würde, wenn ich mich wieder erinnere?" Sie ging näher auf ihn zu und fing sein Gesicht mit ihren Händen ein. „Selbst, bevor ich mich erinnert habe, bist du die einzige Sache gewesen, mit der ich mich sicher gefühlt habe."

Sie schaute nach oben in seine Augen. „Ich habe dir eine Notiz hinterlassen. Hast du meinen Zettel bekommen? Ich liebe dich."

Er zuckte zusammen, so als ob sie ihm ins Gesicht geschlagen hätte und sie spürte wie sein Kinn unter ihre Finger zitterte. Er fing an seinen Kopf zu schütteln und sie brachte ihn dazu aufzuhören und zog ihn noch zäher zu sich.

„Ich liebe dich.", sagte sie entschlossener, ihre Stimme zitterte vor Intensität. „Ich liebe dich. Ich werde dich immer lieben. Immer. Bis nichts mehr von mir übrig ist."

Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, schob ihr Kinn nach vorne und küsste ihn.

Er war wie erstarrte, als ihre Lippen seine berührten.

„Ich liebe dich. Ich liebe dich. Ich liebe dich." Sie sagte die Worte gegen seine Lippen. Ihre Finger fuhren die Linie seines Kiefers entlang, als sich ihre Lippen auf seinen bewegten.

Dann erschauderte er. Seine Hand wanderte nach oben und fing ihr Gesicht ein und er zog sie gegen sich. Seine Finger vergruben sich in ihren Haaren, als seine Handflächen ihre Wangen umfassten. Sein Mund brannte. Er küsste sie und sie küsste ihn.

Er küsste sie, als ob er am Verhungern war, als ob er am Ertrinken gewesen ist. Seine Zunge und seine Zähne und seine Lippen pressten sich gegen ihre. Ihr Mund drückte sich gegen seinen und sie knabberte an seiner Lippe. Seine Zunge leckte über ihre Unterlippe und stieß gegen ihre. Es war, als ob er versuchte in sie zu fließen oder sie zu konsumieren.

Seine Finger wanderten ihre Ohrmuscheln entlang und seine Daumen liebkosten die Windungen ihrer Wangenknochen. Sie wickelte ihre Arme um seinen Nacken, als sie jede seiner Bewegungen erwiderte. Er sog rasselnd die Luft ein und sie spürte, wie er erschauderte. Er küsste sie, bis sie die Verzweiflung in seinen Blut spüren konnte.

Er zog sich zurück und lehnte seine Stirn gegen ihre. Seine Hände zitterten, als er sie festhielt.

„Es tu mir leid – es tut mir leid – es tut mir so leid. Es tut mir leid was ich dir angetan habe.", sagte er, seine Stimme war rau und gebrochen. „Ich liebe dich. Du bist gegangen und ich habe es dir nie gesagt."


Sie bat ihn jede Nacht, zu bleiben.

Sie taten nie mehr, als sich zu küssen. Dracos Hände wanderten fast nie weiter nach unten als zu ihre Schultern, wenn er sie küsste.

Sie würde sich in seinen Armen zusammenrollen und einschlafen, während sie ihm dabei zuhörte, wie er atmete.

Untertags ging er, zum „arbeiten" und sie betrieb Nachforschungen, sie gab Topsy immer länger und länger werdende Listen mit Büchern, die sie wollte. Flüche Brechen. Dunkle Künste. Tödliche Flüche. Zaubertrank Enzyklopädien und Zutaten Register. Fluch Analysen. Muggel Medizinbücher.

Sie hoffte, dass wen der Fluch gebrochen wurde, sie dazu in der Lage sein würde, das Mal zu entfernen. Aber nachdem sie gedanklich die Prozedur auf vier verschiedene Arten durchgegangen war, kam sie zu der Feststellung, dass es unmöglich war. Der Fluch des Mals war in der Haut, er war wie seine Runen. Selbst wenn sie all das Muskelgewebe seines Unterarms herausschneiden und entfernen würde und die Knochen neu nachwachsen lassen würde und angenommen, sie würde es schaffen, seine Hand in einem umfassenden Stillstand zu behalten, um das Gewebe und die Nerven vierundzwanzig Stunden lang zu erhalten, würde das Dunkle Mal einfach mit seinen Knochen, Muskel und seiner Haut wieder nachwachsen.

Draco schätzte, dass sie höchstens ein paar Stunden Zeit haben werden, sobald die Fesseln entfernt wurden. Es war möglich, dass Voldemort es sofort wissen würde; er war sehr an Hermine interessiert.

Wenn Hermine versuchen würde, mit Draco wegzulaufen, dann gab es keine Zeit für eine ausführliche Heilungsprozedur. Die Entfernung würde schnell durchgeführt werden müssen.

Er würde seinen linken Arm direkt unterhalb des Ellbogens abschneiden müssen.

Der Gedanke ließ einen Schmerzhaften Knoten in ihrer Magengegend zurück, als sie nach mehr Quellen für Amputationstechniken fragte. Sie war sich nicht einmal sicher, ob eine Amputation erfolgreich sein würde. Die Wunde war verflucht, nicht zu heilen; zusammen mit der magisch beschleunigten Blutung, waren die Ergebnisse rasend schnell tödlich.

Es war nicht wie die langsam fortschreitende Tödlichkeit des Fluches auf Dumbledores Hand. Der Schaden konnte nicht verlangsamt werden, auf magische oder auf eine andere Arten. Durch Abbinden. Durch Diptams Essenz. Durch Kauterisation. Durch Heilungszauber. Severus und Draco haben ohne Erfolg versucht die Blutung zu stoppen.

Es war, als ob der Fluch entschlossen dazu war, alles Blut aus dem Körper zu zwingen.

Sie verringerte und verringerte immer weiter die Optionen. Jeden Tag fühlte es sich so an, als ob eine Schraube fester angezogen wurde.

Ihr Kopfweh hörte auf hinderlich zu sein, aber es wurde zunehmend Angstzuständen ersetzt. Das Datum an der Wand fühlte sich wie eine tägliche Totenglocke an. Sie recherchierte, bis sie nicht mehr lesen konnte. Es war die einzige Art wie sie sich selbst das Gefühl geben konnte nützlich zu sein.

Sich nützlich zu fühlen war alles was sie tat. Sie wusste das Draco es zuließ, damit sie das Gefühlt hatte, als ob sie etwas beisteuerte. Er ließ sie es versuchen, damit sie das Gefühl hatte, etwas getan zu haben. Es war nur ein Ventil, wie als sie Sit-Ups in ihrem Zimmer gemacht hat oder wie als die das Anwesen von Dachboden bis nach unten in die Verließe erkundet hat, in der Hoffnung eine Waffe zu finden. Es gab ihr etwas zu tun. Es war etwas, dass sie beschäftigte.

Wenn Draco bei ihr war, handelte er so, als ob alles ein Abschied war. Es schaute sie so an, als ob er sich verabschiedete. Er berührte sie, als ob er sich verabschiedete. Er wickelte seine Arme um ihre Schultern und platzierte seinen Kopf auf ihrem und sie konnte es spüren.

Eines Morgens kam sie von der Dusche zurück und sah dass alle ihre Bücher verschwunden waren. Topsy stand neben dem Bett.

„Die Heilerin kommt heute, der Master hat gesagt dass alle Bücher weggeräumt werden müssen."

Hermine nickte resigniert und ging nach drüben, um aus dem Fenster zu schauen. Es war Sommer, üppig und wunderschön. Sie war seit über einem Monat nicht mehr draußen gewesen.

Es fühlte sich wie eine zu große Überwindung an; den ganzen Weg bis nach draußen zu gehen, zu versuchen unter dem offenen Himmel ruhig zu bleiben. Es würde Zeit verschwenden und Energie, die sie damit verbringen konnte einen Weg zu finden, Dracos Mal zu entfernen.

Ein leises Plopp ertönte und sie schaute über ihre Schulter nach hinten und sah, dass Draco aufgetaucht war.

„Stroud wird bald ankommen."

Hermine nickte „Topsy hat es erwähnt."

Er ging näher auf sie zu und stand, während er aus dem Fenster schaute, neben ihr.

„Wann bist du das letzte Mal draußen gewesen?"

Hermine schaute weiter auf das Labyrinth. Sie streckte ihre Hand aus und platzierte ihre Finger auf den Sprossen des Fensters. „Ich erinnere mich nicht genau. Anfang Mai."

„Du solltest gehen."

Ihre Finger rutschten vom Glas und sie ließ sie neben sich auf ihre Seite fallen. „Es ist zu offen. Ich will nicht raus gehen."

Draco war still.

„Frische Luft wäre gut für dich. Es würde dir vielleicht dabei helfen, mehr zu essen."

Hermine schaute nach unten. „Ich habe keine Zeit dafür."

„Lese unten, sitz an einem offenen Fenster. Du bist früher immer raus gegangen."

Ihr Kinn war kurz davor zu zittern. Sie spannte es an und zuckte mit den Schultern. „Nun –" Ihre Stimme war bedacht. „Ich war damals anders."

„Ich rede nicht von vor Jahren. Du bist früher über das Anwesen gegangen. Du bist aus dem Zimmer gegangen. Jetzt tust du das kaum noch."

Sie zuckte mit den Schultern und starrte aus dem Fenster. „Ich hatte damals nichts anderes zu tun."

Er seufzte hörbar. „Granger – warum gehst du nicht mehr nach draußen?"

Hermine war für einen Moment still. Sie platzierte eine Fingerspitze auf dem Glas und malte Kenaz für Wissen, Kreativität und Inspiration. Sie hätte sich nie vorstellen können, wie sehr sie es vermissen würde, zu schreiben, wie sie es für selbstverständlich angesehen hat, die Fähigkeit zu besitzen ihre Gedanken auf ein Stück Papier niederschreiben und organisieren zu können und immer wieder darauf zurückgreifen zu können. Sie vermisste schreiben fast so sehr, wie sie das Lesen vermisst hat. Sie fand sich oft dabei, sie ans Fenster malte, um alles zu verarbeiten was in ihren Verstand gequetscht war.

Neben Kenaz zeichnete sie Sowlio für Erfolg und Ganzheitlichkeit und Dagaz für Durchbruch, die Macht von Veränderungen und Hoffnung.

Dann seufzte sie und zeichnete Isa über all die andern und stupste sie an, bevor sie nach unten schaute. „Ich fühle mich am sichersten - ruhigsten – wenn ich in diesem Zimmer bin. Es gibt immer noch viel das ich verarbeiten muss und es – es macht mir mehr aus, wenn ich in anderen Teilen des Hauses bin." Sie schluckte und ihre Schulter zuckte. „Ich würde vielleicht Panik bekommen und dann lässt du mich keine Nachforschungen mehr betreiben."

Draco wurde still. „Granger –" Seine Stimme wurde etwas leiser. „Sperr – sperr dich wegen mir nicht in einen Käfig ein."

Hermine schaute schnell zu ihm nach oben. „Das tue ich nicht. Ich will nur – ich will das Risiko nicht eingehen. Es gibt wichtigere Dinge, als nach draußen zu gehen."

Draco fing an zur Antworten aber stoppte dann, sein Gesichtsausdruck wurde kalt. „Stroud ist hier."

Hermine spürte, wie ihr ihr Herz in die Hosentasche rutschte. „Alles klar."

Er ging, um Stroud zu holen und Hermine setzte sich auf der Kante ihres Bettes und versuchte ihren Herzschlag zu verlangsamen.

Die Tür schwang auf und die Heilerin trat herein, Draco war nur ein paar wenige Schritte hinter ihr, seine undurchschaubare Maske auf seinem Gesicht.

„Du bist dieses Mal bei Bewusstsein.", sagtest Stroud und schaute Hermine auf und ab, als sie einen Tisch in der Mitte des Zimmers herbei rief.

Hermines Magen verdrehte sich, als sie aufstand, langsam hinüberging und sich auf die Kante setze, bevor man es ihr befehlen konnte.

Sie und Draco hatten die eventuelle Ankunft von Stroud besprochen, aber sich dafür zu wappnen, ließ ihr Herz nicht weniger schmerzhaft in ihre Brust schlagen.

Stroud schwang ihren Zauberstab und zauberte mehrere Diagnostiken. „Nun du bist nicht mehr im Koma oder kurz vor dem Verhungern. Ich wäre früher vorbei gekommen, aber der Hohe General hatte Angst, dass du noch zu empfindlich warst. Du wirst diese Woche das zweite Trimester beginnen."

Stroud schaute Hermine mit kritischem Blick an. „Du siehst recht kränklich aus. Du solltest immer noch mindestens eine Stunde nach draußen gehen. Du willst deinem Kind kein Nachteil verschaffen, indem du deine Gesundheit vernachlässigt."

Hermine Brust zog sich zusammen und ihre Finger wanderten beschützend nach oben zu ihrem Bauch.

Stroud schwang ihren Zauberstab und der glühende Ball tauchte auf. Größer, ungefähr die Größe von Hermine Faust.

Das schnelle, flatternde Licht erfüllte das Zimmer wie ein Stern. Hermine starte es an und vergaß zu atmen.

Stroud Inspizierte den Ball und zauberte mehrere Sprüche darüber, bevor sie etwas in ihre Unterlagen krizelte. „Noch immer gesund. Es scheint nicht so, als ob das Koma oder die Krampfanfälle irgendwelche Folgen, für die Entwicklung gehabt haben."

Stroud zauberte einen weiteren Diagnostik Spruch und als er Gestalt annahm, machte sie ein langes Gesicht.

„Weiblich. Wie schade."