Kapitel 74
„Hermine!" Ginny schnappte nach Luft und stolperte die paar Stufen hinunter, zog Hermine in ihre Arme und umarmte sie stürmisch. „Oh mein Gott. Oh mein Gott. Hermine."
Ginnys Hände wanderten über Hermine, berührte ihr Gesicht und ihre Schulter, so als könnte sie nicht glauben, dass Hermine echt war.
Hermine konnte es selbst fast nicht glauben, als sie Ginny anstarrte.
Ginny sah genau gleich aus. Als ob die letzten zwei Jahre sie vergessen hatten. Ihre erstaunlich roten Haare, ihre Augen und das vertraute Lächeln, das von Tränen umgeben war, als sie sich hinkniete, schluchzte und Hermine umarmte. Die gezackte Narbe war noch immer auf der Seite ihres Gesichts zu sehen.
Hermine fing an zu weinen, als ihre Hände nach oben wanderten und Ginnys Schultern umklammerten. „Ginny – oh Ginny."
Sie kniete sich auf den Boden, klammerten sich aneinander fest und schluchzten mehrere Minuten lang.
Ginny lehnte sich zurück, wischte ihre Tränen weg, als sie Hermine betrachtete. „Ich dachte, ich würde niemanden jemals wieder sehen. Schau dich an. Oh Gott, du bist so dünn."
Ginnys Augen wanderten an Hermines Körper nach unten, stoppten auf ihrem Bauch und sie starrte ihn einen Moment bewegungslos an.
Die freudige Erleichterung verschwand aus Ginnys Gesicht. Ihre Mine sah aus, als ob sie ausgeweidet worden war. Sie sie hielt Hermine an den Schultern fest und starrte nach unten. „Oh, Gott, es tut mir leid. Es tut mir so, so – leid."
Ginnys Kopf wirbelte herum und sie starrte Draco mit unverhohlenem Ekel an. „Geh weg von ihr. Du hast kein Recht sie jemals anzufassen –"
Sie warf sich in Dracos Richtung, so als ob sie vorhatte ihn zu erwürgen.
Hermine packte Ginnys Schulter, um sie aufzuhalten. „Ginny."
„Lass mich los!" Ginny versuchte Hermines Hände abzuschütteln. „Er hat gesagt, dass er sich um dich kümmert! Er ist immer her gekommen, hat gesagt, dass es alles für dich war und dann" – Ginnys Stimme zitterte vor reinster Wut – „hat er dich vergewaltigt, bis du schwanger warst!"
Hermines Kehle zog sich zusammen und sie rutschte schützend vor Draco. „Ginny – er hatte keine andere Wahl. Tu ihm nicht weh."
Ginny funkelte Draco wütend an Hermine vorbei an, aber hörte auf sich auf ihn zu werfen. Ihre Hände wanderten nach oben und umklammerten Hermines Handgelenke.
Hermine hörte Draco seufzen. „Es passt schon Granger. Geh nach drinnen und ruh dich aus. Ich muss die Schutzzauber überprüfen."
Sie spürte, wie er aufstand. Bevor Hermine aufstehen konnte, schoss Ginny nach oben und schlug Draco hart ins Gesicht. Draco zuckte nicht einmal zusammen und Ginny schlug ihn noch einmal gewaltsam ins Gesicht.
„Du solltest tot sein.", sagte Ginny eiskalt. „Du verdienst es nicht, in ihrer Nähe zu atmen. Nicht was du je tun wirst, wird jemals das gut machen, was du getan hast."
„Ginny, hör auf!" Hermine zwang sich dazu aufzustehen. „Sei still. Sei still. Ich bin diejenige, die ihn gerettet hat. Ich habe ihn her gebracht. Er hat nie darum gebeten oder erwartet zu überleben. Wenn du wütend auf jemanden sein willst, dann solltest du auf mich wütend sein."
Sie umklammerte Dracos Handgelenk und ging schützend näher zu ihm. „Lass ihn in Ruhe. Ich meine es ernst. Wenn du noch einmal versuchst ihn anzufassen –"
Ginnys Gesichtsausdruck verzog sich, als sie ihre Hände ergeben anhob. „Also gut.", sagte sie mit gezwungener Stimme, ihr Gesichtsausdruck verzog sich langsam, als sie Hermine und Draco anschaute.
Hermine starrte Ginny einen Moment länger an, bevor sie sich zu Draco umdrehte.
Seine Meine war verschlossen. Ein roter Handabdruck war auf seiner Wange zu sehen. Hermine zog ihren Zauberstab heraus und murmelte einen Spruch, um ihn zu heilen und streichelte seinen Wangenknochen entlang, als der Abdruck langsam verblasste.
„Es passt schon Granger.", sagte er. „Du sollte nach Drinnen gehen."
Hermine ging näher auf ihn zu. „Ich komm mit dir. Du kannst – mir zeigen, wo wir sind."
Er schüttelte seinen Kopf. „Ich muss apparieren. Geh nach drinnen Du solltest das Haus sehen.", sein Mund verzog sich zu einem leichten Lächeln. „Ich denke es wird dir gefallen. Ich werde in einer halben Stunde zurück sein."
Hermine nickte widerwillig, ließ ihn aber nicht los.
„Komm." Draco führte sie aus dem Farn, in dem sie gelandet waren nach drüben zu einem steinernen Fußweg.
Sie waren in einem Wald. Über ihnen standen hoch aufragende Bäume und das Haus war ein großes, elegantes Gebäude im asiatischen Stil, mit gitterartigen Fenstern aus Holz.
Sie stiegen mehrere steinerne Stufen zum Haus nach oben. Etwas erhoben über dem Boden befand ich eine Holzveranda, die das gesamte Haus zu umgeben schien. Als sie die Veranda betraten, ging Ginny an Draco und Hermine vorbei und schob die gitterartige Holztür auf. Der Boden bestand aus glattem, poliertem Holz und sie betraten einen schmalen Gang. Das Licht schien durch die Wände.
Hermine ging nach drinnen, aber Draco stoppte an der Tür und zog seinen Zauberstab hervor, er inspizierte und testete mehrere Schutzzauber, die in den Wänden des Gebäudes waren. Nach einigen Minuten schwang er seinen Zauberstab und schaute nach oben zu Hermine und Ginny, die ihn beide still beobachtet hatten.
„Weasley sie ist müde. Versuch, dass sie ruhig bleibt, und stell sicher, dass sie sich ausruht. Ich werde in einer halben Stunde zurück sein." Seine Augen richteten sich auf Hermine. „Wirst du okay sein mit Ginny?"
Hermine schenkte ihm ein nervöses Lächeln und nickte.
Er schaute sie noch einen Moment länger an und verschwand dann lautlos.
Hermine betrachtete einige Sekunden lang den leeren Fleck, bevor sie sich zögernd umdrehte, um Ginny anzuschauen.
Das Wiedersehen fühlte sich schmerzhafter an, als sie erwartet hatte. Natürlich würde es nicht einfach sein, aber irgendwie hatte sie nicht erwartet, dass es sofort so kompliziert sein würde. Sie hatte nicht gedacht, dass sie sich verpflichtet fühlen würde, etwas so Persönliches wie ihre Beziehung mit Draco rechtfertigen zu müssen.
„Du hättest ihn nicht schlagen sollen."
Ginny starrte sie an, enttäuschte Resignation war auf ihrem Gesicht zu sehen. „Du verdienst jemanden viel besseren, als ihn Hermine."
Hermine schnaubte und ihre Magen verdrehte sich. „Mir ist es egal was du denkst. Er hat dein Leben gerettet. Alleine hätte ich es niemals geschafft dein Leben zu retten."
Hermine konnte ein Dutzend Einwände in Ginnys Miene sehen, aber sie seufzte und schloss ihre Augen.
„Richtig." Ginny schloss die Tür. „Wenn es das ist, was du willst, werde ich nichts weiter sagen. Ich denke nur – Hermine –" sie unterbrach sich und zögerte einen Moment lang. „Vergiss es."
Eine lange, unbehagliche Stimme entstand.
Hermine schaute langsam den Gang auf und ab. „Wo sind wir?"
Ginny schaute sich zusammen mit ihr um. „Wir sind oben im Haus. Oder – meinst du wo ist das Haus?" Sie zuckte mit den Schultern und schob sich die Haare hinters Ohr. „Ich weiß es tatsächlich nicht. Malfoy sagt, dass wir irgendwo in Ostasien sind, aber das könnte komplett gelogen sein. Wir sind auf einer Insel – irgendwo. Man braucht einen halben Tag, um darüber zu laufen. Ich hab die Insel nie verlassen. Ich bin mir nicht mal sicher, wie es funktionieren würde. Sie Elfen gehen alle paar Monate Vorräte holen, aber sie folgen nicht meinen Anweisungen."
Das Licht, das durch die Wände kam, bewegte sich und sie realisierte, dass sie die Schatten der Bäume hindurchsehen konnte. Sie streckte ihre Hand aus und berührte die Wand und stellte fest, dass das Holzgitter mit Papier bespannt war.
„Es braucht eine Weile, um sich daran zu gewöhnen.", sagte Ginny, als sie Hermine beobachtete. „Die Meisten der Wände lassen sich verschieben, damit man das Haus und die Zimmer öffnen oder abtrennen kann. Malfoy – er hat gesagt, dass du es nicht so offen magst, also hab ich die Elfen alle Wände schließen lassen."
Ginny schob eine weitere Holztür beiseite, die gegenüber der Tür lag, durch die sie reingekommen waren. Dahinter befand sich ein Zimmer, mit einem großen Runden Fenster, durch das man über die Baumwipfel und das Meer dahinter schauen konnte.
Die Möbel erinnerten Hermine an das Malfoy Anwesen, schmale viktorianische Stühle und Chaiselonguen.
Hermine schob langsam ihre Hand in ihre Tasche und umklammerte feste ihren Zauberstab, als sie auf das Fenster starrte.
Sie zwang sich dazu zögerlich ein paar Schritte nach vorne zu gehen und erstarrte dann, als sie versuchte alles in sich aufzunehmen. Sie war sich sicher, dass das Gebäude bereits Schutzzauber hatte, die sie beruhigten oder Draco wäre nicht so schnell verschwunden. Trotzdem, sie wollte Draco hier haben, neben ihr, wo sie wusste, dass er in Sicherheit war.
Sie würden niemals zurückgehen.
Er würde niemals zurückgehen.
Sie kniff ihre Augen zusammen und beruhigte sich mit den Gedanken.
Wenn sie ihn sehen konnte, würde sie mehr davon überzeugt sein. Sie würde sich sicherer fühlen, dass es nicht nur ein schöner Traum war, der sich in dem Moment zu Staub verwandeln würde, in dem sie es sich tatsächlich glauben lassen würde.
Sie sollte bei Draco sein. Er benutzte vielleicht wieder Blutmagie. Sie wusste nicht, ob er einen Bluterneuerungstrank dabei hatte.
Stattdessen war sie bei Ginny, deren braune Augen so widersprüchlich und traurig waren, als sie Hermine regungslos im Türrahmen stehen sah.
Hermine presste ihre Lippen zusammen und brachte sich dazu sich wieder zu konzentrieren, sie versuchte an etwas zu denken, dass sie sagen konnte.
„Wo ist James? Er heißt - James, richtig?"
Ginny schenkte ihr ein zögerndes Lächeln. „Ja. James. Er macht ein Nickerchen. Er schläft jeden Nachmittag für ein paar Stunden. Ich würde dich zu ihm bringen, aber er ist ein Albtraum, wenn es ums Schlafen geht und wenn er gerade erst aufwacht, wird es ein schreckliches Kennenlernen werden." Ginny streckte langsam ihre Hand aus, um Hermines Arm zu berühren. „Lass uns in dein Zimmer gehen. Du bist so dünn. Du solltest etwas essen und dich dann hinlegen."
Hermine nickte langsam und wandte ihren Blick von dem offenem Meer ab.
„Das Haus ist groß." Ginny legte ihre Hand in Hermines und drückte sie. „Es ist nicht magisch, abgesehen von den Schutzzaubern, also musst du dir keine Sorgen machen, dass sich die Gänge neu anordnen oder irgendetwas in der Art. Es gibt allerdings ein massive Netz aus Schutz Magie. Ich dachte Grimmauldplatz hatte viele Schutzzauber, aber dieser Ort hier lässt Grimmauld Platz im Schatten stehen, zu mindestens was die Paranoia angeht. Jedes Mal wenn er hergekommen ist, hat er mindestens eine Stunde damit verbracht neue Schutzzauber anzubringen."
Das Haus ist gegen eine großen Waldhügel gebaut worden. Der Portschlüssel hatte sie die Nähe der Spitze des Hügels gebracht und der Rest des Hauses erstreckte sich in eine Art U-Form über Felsbrocken und um die Bäume herum nach unten, als ob es wie ein Puzzleteil eingepasst worden war.
Es war nicht ein Gebäude, sondern ein Dutzend, die durch Dächer und Brücken verbunden waren und alle mit der Terrasse in Verbindung standen. In der Mitte gab es einen großen, üppigen Garten.
Ginny deutete immer wieder auf Sachen, während sie weitergingen.
„Das ist mein Gemüsegarten da drüben.", sagte Ginny. „Dort scheint das beste Sonnenlicht. Früher habe ich Rosen gehabt, aber ich bin vor Langeweile gestorben und die Elfen haben sie versetzt, damit ich ein Beet haben kann, mit dem ich mich beschäftigen konnte. Ich bin – ich bin tatsächlich recht gut im Kochen geworden, wie Mum. Harry hat früher auch gekocht. Er hat mir manchmal Frühstück gebracht, weißt du..." Ginnys Stimmer verlor sich, während sie auf der obersten Treppenstufe einer Mondbrücke stand, die einen Teich überblickte, in dem große Koi Fische schwammen. „Gott – ich würde alles dafür geben, ein Bild zu haben."
Sie schaute zu Hermine hinüber und lächelte sie wehmütig an. „Es ist so seltsam endlich jemanden zu haben, mit dem man reden kann, der kein Hauself ist. Wie auch immer, deine Zimmer sind all die hier, auf dieser Seite des Hauses und James und ich sind auf der anderen Seite des Gartens, in diesen Zimmern." Ginny zeigte nach links. Sie schob zwei Türen auseinander und trat zur Seite.
Dahinter befand sich ein Zimmer in der Größe von Hermines Schlafzimmer auf dem Anwesen. Es war vollgestopft bis zur Decke mit Büchern. Ein Ohrensessel stand in einer Ecke und ein Schreibtisch in einer anderen. Es gab tausende von Büchern. Die Regale waren voll, trotz der offensichtlichen Nutzung von Erweiterungszaubern und es gab Boxen voller Bücher und Bücherstapel, die fast den ganzen Boden bedeckten.
Hermine ging durch die Tür und drehte sich um, um alles in sich aufzunehmen.
„Malfoy hat all das hergebracht.", sagte Ginny hinter ihr. „Ich nehme an, dass ist offensichtlich."
Es gab an drei Wänden Doppeltüren. Hermine öffnete die erste und spähte hindurch, um ein Trank- und Alchemie-Labor zu finden, dass mit Kesseln, unzähligen Gläsern voller Materialien und Sammelkörben, die von Hacken von der Decke hingen, gefüllt war. Ihre Finger zuckten auf der Holztür und ihre Kehle zog sich zusammen, als sie sie zuschob.
„Er ist immer gekommen, um sich zu versichern, dass James und ich nicht tot waren, um Schutzzauber hinzuzufügen und hat dann seine meisten Zeit hier verbracht. Er ist oft gekommen – am Anfang, aber mit der Zeit ist es immer seltener geworden. Er hat manchmal die seltsamsten Dinge gebracht und hat es damit entschuldigt, dass du die Dinge brauchen wirst, um dich zu beschäftigen. Die Gartensachen sind eigentlich auch für dich gewesen. Ich hoffe es macht dir nichts aus, dass ich sie gestohlen habe."
Hermine schüttelte ihren Kopf, als sie die zweite Doppeltür aufschob und ein Wohnzimmer dahinter fand, das ebenfalls Regale enthielt, die mit Büchern vollgestopft waren.
Es gab Fenster mit Vorhängen. Hermine zog einen langsam beiseite und war erleichtert, dass es nicht ein Blick aufs Meer dahinter befand. Vom Fenster aus konnte man auf einen Bambushain schauen.
Hermine starrte einige Momente aus dem Fenster, bevor sie den Vorhang wieder fallen ließ.
Auf der anderen Seite des Wohnzimmers befand sich eine weitere große Doppeltür. Die Wände und Türen waren mit einem nebligen Wald bemalt.
Hermine schob die Türen beiseite und fand ein Schlafzimmer. Das Zimmer war dunkel, mit Vorhängen, die von den Wänden nach unten hingen. Es gab eine niedrige Kommode mit einem Spiegel. Hermine erblickte sich selbst im Spiegelbild und stellte fest, dass sie wie ein erschrockenes Reh aussah.
Zu dünn.
Sie trug noch immer die gleichen Klamotten, die sie getragen hat, als sie Dracos Armabgeschnitten hat und sie geflohen sind.
Sie ist so verzweifelt gewesen, ihre Leimutter Roben runterzureißen, aber als sie jetzt ihr Spiegelbild betrachtete, verspürte sie ein ähnliches Verlangen, um die Reitkleidung zu verbrennen. Es musste hier frische Klamotten geben. Etwas anderes, dass sie anziehen konnte. Etwas, dass nicht von einem Albtraum durchtränkt war.
Sie schaute die Kommode an und schaute dann nach drüben zu Ginny
Ginnys Gesichtsausdruck war noch immer angespannt, ihre Finger wanderte nach oben und spielten mit den Spitzen ihrer Haare. Sie schaute sich im Zimmer um und schien sich unbehaglich zu fühlen. „Ich wusste nicht, ob du hier sein willst oder bei mir und James drüben. Du musst nicht hier sein. Ich wollte nur sicher stellen, dass du deinen eigenen Platz hast und Privatsphäre, wenn du es willst. Ich –" Ginnys Stimme brach ab und sie holte tief Luft. „Ich bin so froh dass du endlich hier bist."
Hermine nickte langsam. Sie schaute sich im Zimmer um. „Nein. Das hier ist nett. Ich – gewöhne mich noch immer an die Dinge. Es so lange her seit –" Sie schluckte und fuhr mit ihren Fingern über die Leinendecke auf dem Bett. „Ich glaube etwas Abstand ist am besten."
Ginny nickte, aber sie konnte den Schmerz in ihren Augen sehen. „Du wirst aber manchmal zu uns kommen – nicht wahr? James hat noch nie einen anderen Menschen gesehen, außer mich und Malfoy. Ich habe ihm viele Geschichten über dich und Harry und Ron erzählt –"
„Natürlich. Ich meine nur –" Hermine war ratlos, wie sie es Ginny erklären sollte. „Es wirkt noch so, als ob alles ein Traum ist. Was wir getan haben –" Ihre Brust zog sich zusammen. „Es war so ein Glücksspiel. Wir wissen noch immer nicht, ob es komplett funktioniert hat."
Sie tastete nach ihrem Zauberstab. Noch fünfzehn Minuten und Draco würde zurück sein.
Ginny legte ihren Kopf zur Seite. „Ich habe mich schon darüber gewundert? Wie genau soll es funktionieren? Malfoy hat nur gesagt, dass ihr versucht zu fliehen, indem du dein Dunkles Mal abschneidest und Lucius benutzt. Aber – Malfoy wird irgendwann zurückgehen, weil er einen Unbrechbaren Schwur geleistet hat, Voldemort zu besiegen, richtig?"
Hermine spannte sich so sehr an, dass sie das Gefühl hatte, als ob ihre Wirbelsäule gleich durchbrechen würde. „Nein. Er kann nicht zurück gehen. Er wird niemals zurückgehen. Er wird jetzt hier bei mir bleiben.", sagte Hermine mit leiser Stimme.
Ginnys Gesichtsausdruck wurde für den Bruchteil einer Sekunde komplett bestürzt, bevor sie ihn hinter einer Maske versteckte.
Hermines Kehle zog sich noch weiter zusammen, als sie Ginny kühl anstarrte. „Sein Schwur war, dass er dem Orden so gut er kann dabei helfen wird, Voldemort zu besiegen. Er hat sein Bestes gegeben. Er hat genug getan. Voldemort hat ihn so oft gefoltert, dass er jetzt kaum noch duellieren kann. Es gibt – es gibt nichts, was er noch tun kann."
Sie umklammerte die Lehne eines Stuhles so feste, dass ihre Knöchel weiß wurden. „Er hat sein Bestes gegeben.", sagte sie wieder. „Das hat er. Er hat alles getan, was er konnte. Alles andere –" die Worte blieben ihr im Hals stecken. „Er hat seinen Schwur erfüllt. Also – was wir getan haben, ist seinen Tod vorzutäuschen. Nachdem ich Dracos Mals entfernt hatte, hat Lucius das Anwesen mit Dämonsfeuer niedergebrannt. Wir haben gehofft, dass jeder annehmen wird, dass Draco und ich beide im Feuer gestorben sind. Wenn jeder denkt, dass der Hohe General Tod ist, wird die Internationale Vereinigung sich vielleicht endlich dazu entscheiden, einzugreifen."
Eine kurze Stille entstand.
„Aber... er wird nicht tot sein.", sagte Ginny langsam. Sachte. So als ob sie Hermine die Neuigkeiten überbrachte.
Hermine spürte, wie sich eine Hitze in ihrer Magengegend ausbreitete. Sie wollte explodieren.
„Nein." Hermines Stimme war so angespannt, dass sie leicht zitterte. „Aber er muss nicht getötet werden – ihn zu besiegen sollte ausreichend sein. Er kann von alleine sterben. Oder jemand anders kann endlich mal was dagegen unternehmen." Sie atmete tief und zitternd ein und zwang sich dazu weiterzusprechen. „Wenn Draco es schaffen würde ihn zu töten, bevor die Internationale Vereinigung eingreift, würde das Dunkle Mal verschwinden. Keiner der Widerstand Mitglieder oder der Leihmütter oder der Gefangenen wären dazu in der Lage ihre Fesseln abzubekommen, außer sie finden einen Weg, um Voldemorts magische Signatur zu fälschen."
Ein brennendes Gefühl wanderte ihren Trapezmuskel hinunter. Sie schob ihre Hand in ihre Tasche und umklammerte ihren Zauberstab. Dracos alten Zauberstab.
„Draco ist in keinem Zustand oder Position, um noch mehr zu tun. Er hat sein Bestes getan. Jetzt ist jemand anderes dran, um etwas zu unternehmen. Den Hohen General zu verlieren ist einer der schädlichsten Seitenhiebe, die Voldemort erleiden kann. Wenn die Internationale Vereinigung Draco als eine Bedrohung sieht, dann würden sie ihr Eingreifen vielleicht hinauszögern. Den Anschein zu erwecken, tot zu sein, ist das beste was er tun kann."
„Und das – funktioniert mit dem Schwur?"
Hermine nickte ruckartig und ihre Finger verkrampften sich um ihren Zauberstab. „Ich glaube das tut es. Ich habe den Schwur mit ihm gemacht. Es ist definitiv in meinem Interesse und es war immer dazu gedacht, ihn zu retten, also sollte es genug sein. Und wenn es nicht funktioniert –" Ihre Stimme brach ab, als ihr Herz das Rasen anfing. „Wenn es nicht – werde ich – werde ich –"
Ihre Stimme versagte, als sich ihre Brust so schmerzhaft zusammenzog, dass es sich anfühlte, als ob ihr Sternum in zwei Hälften zerbrochen wurde. Ihre Augen weiteten sich.
Ihr Kinn fing das Zittern an. „Ich werde –"
Ihre Stimme verlor sich.
Sie holte tief Luft.
„Ich werde..."
Ginny starrte sie verwirrt an und ihre Miene wurde entsetzt, als sie verstand was gerade passierte. Sie ging schnell durchs Zimmer und berührte Hermines Schulter. „Hermine? Hermine, oh Gott. Dass war eine dumme Frage. Komm schon, atme. Ich hätte das nicht fragen sollen. Bitte atme. Was muss ich machen? Was hilft? Ich habe einen Trunk des Friedens."
Werde nicht panisch.
Werde nicht panisch.
Hermine schüttelte ihren Kopf und zwang sich selbst dazu zu atmen.
Ginny führte sie zu einem Sofa und schlang ihre Arme feste um Hermines Schultern. „Du bist hier in Sicherheit. Du bist sicher. Du muss keine Panik haben. Kannst du Okklumentik benutzen? Du hast deine Magie, hilft Okklumentik?"
Hermine nickte und versuchte ihre Panik wieder in eine Box zu schieben, aber es war, wie wenn man versuchte ein Dutzend Aale einzufangen, während sie in andere Teile ihres Gehirns abhauten.
Sie kniff ihre Augen zusammen und konzentrierte sich auf nur eine Sache.
Atmen. Atmen. Atmen.
Habe keinen Krampfanfall. Du kannst keinen Krampfanfall bekommen.
„Ruf Draco.", zwang sie hervor, als sie sich selbst dazu brachte schmerzhaft und keuchend Luft zu holen.
„Wie soll ich – oh richtig. Expecto Patronum!"
Hermine öffnete leicht ihre Augen, um zu sehen, wie Ginnys silberne Stute auftauchte.
„Geh finde Malfoy. Sag ihm, dass Hermine eine Panik Attacke hat."
Die Stute rannte davon und Ginny drehte sich wieder zurück zu Hermine.
„Oh Hermine, es ist in Ordnung. Du bist so mutig gewesen. Du hast es den ganzen Weg hier her geschafft. Du bist jetzt in Sicherheit. Ich bin mir sicher, das alles klappen wird. Niemand muss zurück gehen. Du und Malfoy seid hier beide sicher. Du hast es bis hier her geschafft. Du bist in Sicherheit. Du musst nur atmen."
Hermine zwang sich immer wieder dazu einzuatmen, sie holte abgehackt und keuchend Luft, bis ihr Gesicht plötzlich in Stoff vergraben war, der nach Wald roch.
Sie klammerte sich an Draco und spürte, wie seine Hand über ihre Haare und ihren Rücken nach unten streichelte.
„Hermine – komm schon, atme für mich.", sagte er sanft, als er sie gegen seine Brust drückte und sie fest hielt. Dann wurde sein Ton schneidend wie eine Messerklinge. „Was hast du getan? Ich hab dir gesagt, dass du sie ruhig halten sollst."
„Es tut mir leid – ich wusste nicht –"
Hermine vergrub ihre Finger in Dragos Roben und hob ihren Kopf an, zog ihn näher zu sich und starrte in seine Augen. „Draco – Draco – wenn es nicht funktioniert hat – wenn du noch immer nicht von dem Unbrechbaren Schwur befreit bist – ich werde – ich verspreche –"
„Wenn es nicht funktioniert hat.", unterbrach er sie. „Werde ich mit dir bis zum Ende zusammen sein. Was alles ist, was ich jemals wollte."
Sie schüttelte heftig ihren Kopf und hielt sein Gesicht fest. „Nein – nein. Ich könnte dich noch immer retten. Ich könnte gehen –"
„Du wirst nirgendwo hingehen. Du bist fertig.", sagte er und seine Augen wurden stählern. „Du wirst hier bleiben und dich um unsere Tochter kümmern, so wie du es versprochen hast. Das war unser Deal vor zwei Jahren. Ich rette Ginny für dich und du gibst mir dein Wort aufzuhören. Was auch immer ich will. Du hast versprochen zu gehen und niemals zurückzukehren. Du hast einen extrem langen Umweg gemacht, aber du wirst dieses Versprechen jetzt halten."
Sie schüttelte wieder ihren Kopf. „Draco –"
Er stieß ein Seufzen aus und sein Gesichtsausdruck veränderte sich von unnachgiebig zu flehend. Er drückte seine Hand gegen ihren Kiefer. „Es ist nicht dein Job dich selbst kaputt zu machen, um alle anderen zu retten. Hast du dich mal selber angeschaut Granger? Es ist kaum noch etwas von dir übrig." Seine Augen waren groß, als er sie aufmerksam anstarrte. „Zu Leben ist es mir nicht wert, wenn du diejenige bist, die immer den Preis dafür bezahlt."
Ihr Mund verzog sich. „Aber – ich brauche dich Draco – ich kann nicht –" Ihr Stimme zitterte.
Er legte seine Stirn gegen ihre, seine Hand hielt sanft ihren Nacken fest. „Und ich brauche auch dich auch."
Sie stieß ein gebrochenes Schluchzen aus und schlang ihre Arme um seinen Hals.
„Wenn es nicht funktioniert hat, werden wir uns etwas einfallen lassen.", sagte er mit leiser Stimme in der Nähe ihres Ohres. „Aber du wirst unter keinen Umständen eine weitere Selbstmord Mission starten, um mich zu retten. Komm schon, atme langsam. Ich bin nicht tot, ich bin hier bei dir. Du bist in Sicherheit."
Hermine stieß ein zitterndes Keuchen aus. „Was wenn es schief gegangen ist? Was werden wir tun?"
Er streichelte mit seinem Daumen ihre Wange entlang. „Wir werden uns etwas einfallen lassen."
„Du kannst nicht sterben. Stirb nicht Draco." Sie sagte es immer und immer wieder leise vor sich hin.
„Kann ich irgendetwas machen?" Ginny lief um sie herum. „Es tut mir leid. Ich wusste nicht, dass es sie aufregen würde."
„Sie muss essen. Sie hat seit mehreren Tagen kaum gegessen. Das wäre nützlich." Dracos Stimme war eisig.
„Oh Gott, sie hat nichts gesagt – ich werde gehen und Essen holen."
Ein scharrendes Geräusch war zu hören und dann ein kurzes Klicken, als Ginny ging.
Hermine saß da und hielt Draco noch einige Minuten fest, als ihr Herz langsam das pochen aufhörte. „Es tut mir leid. Mir ging es gut und dann –"
„Es passt schon." Er streichelte über ihre Haare. „Ich war sowieso auf dem Rückweg. Ich hätte bleiben sollen. Ich dachte du und Ginny würdet besser miteinander auskommen, wenn ich nicht dort bin."
Hermine schenkte ihm ein wehmütiges Lächeln. „Es ist so lange her, dass ich jemanden gesehen habe, den ich gekannt habe. Ich habe vergessen – wie viel passiert ist."
Draco seufzte schwer und seine Finger zuckten. „Du musst sie nicht sehen. Sie kann in ihrem eigenen Teil des Hauses bleiben."
„Nein." Sie schüttelte ihren Kopf und richtete sich auf, um ihn anschauen zu können. „Ich will sie sehen. Ich habe nur – ich habe nur gedacht, dass es einfacher sein würde. Ich nehme an, für uns ist nichts jemals einfach. Sie war neugierig, wie wir es geschafft haben zu entkommen und darüber zu reden, hat mich daran erinnert, wie es noch immer schief gehen könnte. Es hat mich überwältigt – aber ich habe weiter geatmet, das kann ich normalerweise nicht. Dieses Mal hab ich mich selbst dazu gebracht weiter zu atmen, bis du gekommen bist. Es war nicht ihre Schuld. Sie hat nicht gewusst, das zu Fragen, mich verunsichern würde. Ich wusste es nicht einmal selbst." Ihre Fingerspitzen streichelten sanft über seine Wange. „Sie hätte dich nicht schlagen sollen; das ist es, worüber ich verärgert bin."
Er schnaubte. „Das erst Mal ist sie mit einem Messer auf mich losgegangen, als ich angekommen bin, um nach ihr zu sehen. Mich zu schlagen ist nichts." Eine Pause entstand und ein leichtes Leuchten tauchte in seinen Augen auf. „Ich erinnere mich daran, dass du mich mal geschlagen hast."
Hermine starrte ihn einem Moment lang an und dann zogen sich ihre Mundwinkel nach oben, als ihr Herzschlag schneller wurde und sie errötete.
Sie wandte ihren Blick ab und sah sich im Zimmer um. „Sie hat gesagt, dass du diese Zimmer hergerichtet hast."
Er nickte.
„Sie sind wunderschön."
Er verzog sein Gesicht zu einer Grimasse. „Es ist ein bisschen voll geworden. Ich wurde mitgerissen, als ich Bücher gekauft habe."
Sie lächelte und warf ihm einen Seitenblick zu. „Deswegen ist es so schön."
Er lachte. Sie glaubte, dass es das erste echte Lachen war, dass sie jemals von ihm gehört hat.
Es dauerte nur einen Moment lang an.
Hermine spürte wie sich Fältchen um ihre Augen herum bildeten, als sie ihn anstarrte. „Und du hast mir ein Labor hergerichtet."
Sein Mundwinkel zog sich nach oben, als er eine Augenbraue anhob. „Nun ich versetze dich in den Ruhestand was das Heilen angeht. Ich dachte es ist an der Zeit, dass du einen Zweig der Magie verfolgst, der dir gefällt."
Das Lächeln, dass um ihre Lippen herum spielte verschwand und sie schaute nach unten in ihren Schoß. „Ich – ich hasse das Heilen nicht. Es war nur – traumatisch – wegen dem Krieg. Die Wissenschaft dahinter hat mich interessiert."
Er starrte sie mit skeptischen Augen an. „Ist Heilkunde jemals eine Karriere gewesen, die du in Betracht gezogen hast, bevor du realisiert hast, dass der Widerstand Heiler braucht?"
„Nun,", sie spielte mit dem Saum ihres Shirts, „es gab nur wenig Auswahl für alle."
„Und durch Zufall bist du bei der Arbeit gelandet, die sonst niemand wollte." Seine Stimme war sarkastisch.
Ein großes Tablett mit Essen tauchte auf. Tellern vollgehäuft mit Gemüse, Steak und Nierenpasteten, Kartoffelpüree und Apfeltaschen waren darauf angerichtet.
Essen für die Seele.
Draco machte ein bestürztes Geräusch, als er auf das Essen starrte. „Weasley mischt sich noch immer in die Küche ein."
Hermine ignorierte ihn und servierte ihnen beiden Teller mit mehr Essen, als sie beide vermutlich essen konnten.
Draco murmelte immer wieder Beschwerden vor sich hin, während Hermine sich vollstopfte. Sie konnte sich nicht erinnern, wann sie das letzte Mal so viel gegessen hat. Es schmeckte alles vertraut. Essen, dass sie gegessen hat, als sie aufgewachsen ist. Abendessen im Fuchsbau während dem Sommer, bevor die Schule angefangen hat.
Die Erinnerung brachte sie fast zum Weinen.
Trotz all seiner Beschwerden über die Verschwendung von Hauselfen, die eine französischen Gourmet Ausbildung gemacht hatten, wollte Draco die Mahlzeit dennoch nicht ausfallen lassen. Er schaute zu ihr nach oben, als sie endlich anfing langsamer zu essen. „Du solltest dich hinlegen, wenn du fertig gegessen hast."
Hermine schüttelte ihren Kopf. „Nein. Ich will James treffen."
„Du kannst ihn morgen treffen. Er geht nirgendwo hin."
„Ich möchte ihn heute treffen. Ich hätte auf ihn aufpassen sollen, aber jetzt ist er fast zwei und ich hab ihn noch nicht einmal getroffen."
Draco starrte sie an, während sie ihm in die Augen schaute und hartnäckig einen weiteren Bissen Apfelkuchen hinunterschluckte. Er seufzte irritiert. „Gut. Ich rufe einen Elfen und sage ihm, dass er Ginny sagen soll, dass sie ihn herbringen soll."
Hermine nickte und stellte ihren Teller ab. „Gibt es – gibt es hier andere Klamotten für mich? Oder – hast du nur Bücher mitgebracht?"
Seine Augen verengten sich und sein Mundwinkel zuckte. „Es gibt Klamotten. Ich bin mir nicht sicher, wie viele für eine Schwangerschaft geeignet sind. Wenn nichts passt, dann hat Ginny Klamotten."
Hermine nickte und stand auf, um die Kommode zu erkundschaften. Es gab eine riesige Menge Klamotten, so wie es auch von allem anderen eine unnötig große Menge zu geben schien. Die Schublade schien immer rund immer weiterzugehen, als sie sie herauszog.
Es gab einige Roben, aber der größte Teil waren Muggel Klamotten. Hermine durchsuchte die Klamotten, bis sie einen Pullover und eine Hose fand, die ihr passten, ohne dass sie Anpassungszauber benötigten.
James hatte dunkle rotbraune Haare, die in alle Richtungen abstanden und schockierend grüne Augen.
Abgesehen von seinen Haaren, sah er genauso aus wie Harry. Hermine starrte ihn an und hatte das Gefühl, als ob ihr Herz zerquetscht wurde.
Seiner smaragdgrünen Augen betrachteten sie misstrauisch, während er sich an Ginny festklammerte.
Die gleichen Augen. Der gleiche Mund. Harry. Er sah genauso aus wie Harry.
„James, das ist deine Patentante, Hermine. Erinnerst du dich, ich habe dir von ihr erzählt? Sie war die beste Freundin von deinem Papa in der Schule. Sie liebt Bücker, genauso wie du, aber keine Besen." Ginny redete leise in sein Ohr, während sie ihn liebevoll mit ihrer Nase anstupste. „Und das ist Malfoy neben ihr. Du hast ihn schon getroffen, als du noch gekrabbelt bist. Erinnerst du dich, es ist sein Haus, in dem wir wohnen. Er ist derjenige, der die Elfen schickt, um nach uns zu schauen."
James lehnte sich näher zu Ginny, vergrub sein Gesicht in ihrem Hals und spähte schüchtern zu Hermine und Draco.
„Hallo James.", sagte Hermine, als sie ihre Stimme wieder fand. „Ich kannte dich, bevor du geboren wurdest. Ich freue mich sehr, dich endlich zu treffen."
James schnaubte und versteckte sein Gesicht hinter seiner Hand.
„Er hat noch nie andere Menschen in echt gesehen, außer mich und Malfoy.", sagte Ginny und lehnte ihren Kopf gegen James. „Aber – wenn die Art, wie er mit den Elfen umgeht etwas zu bedeuten hat, wird er dich nie wieder in Ruhe lassen, wenn er über seine Schüchternheit hinwegkommt. James, kannst du ‚Tante Hermine' sagen?"
„Nein." James Stimme war pipsig und entschlossen.
„Willst du Hallo sagen?"
„Nein."
Ginny seufzte und stupste ihn in seine Rippen. „Unhöflicher Junge."
James vergrub sein Gesicht noch entschlossener in Ginnys Schulter und lachte.
„Es ist in Ordnung.", sagte Hermine mit schwerer Stimme und fühlte sich überwältigt, als sie ihn nur anstarrte. „Er sieht Harry so ähnlich."
Ginny nickte mit einem angespannten Lächeln und drückte James einen Kuss in die Haare. „Das tut er wirklich. Es überrumpelt mich manchmal. Er macht manchmal Gesichter und es trifft mich einfach wie ein Klatscher und für einen Moment vergesse ich, dass ich ihn anstarre, weil – es Harry ist. Dann ist es wieder James." Sie lachte. „Als er geboren wurde, hatte er braune Haar und Augen und nach sechs Monaten sind seine weichen Babyhaare ausgefallen und kamen als dieses rote, drahtige Durcheinander wieder und seine Augen sind grün geworden. Es ist mir nicht in den Sinn gekommen, dass er rote Haare haben könnte. Aber Harrys Mum hatte auch rote Haare, also nehme ich an, es waren ausreichend rote Haar Gene vorhanden, um ihn zu einem Rotschopf zu machen."
James hob abrupt seinen Kopf an und starrte Hermine an. „Mine-y" Er zeigte auf sie. „Miney."
„Hermine.", sagte Ginny langsam und zog die Konsonanten lang.
James schüttelte seinen Kopf. „Mine-y."
„Als ich klein war konnte ich es auch nicht sagen.", sagte Hermine mit einem Lächeln.
„Er ist ein ziemlich guter kleiner Kerl." Ginny setzte ihn auf die andere Seite ihrer Hüfte. Er schläft nicht viel und am Anfang hatte er Koliken. Aber jetzt ist er ziemlich glücklich. Obwohl er, seit er angefangen hat zu laufen, viel ungezogener geworden ist. Schnappt sich alles was er in die Finger bekommt..."
Hermine nickte automatisch, als sie James weiter anstarrte.
Sie war sich nicht sicher, wie sie mit einem Baby umgehen sollte. Sie war es so gewohnt, über sie im abstrakten nachzudenken. Tatsächlich eines zu treffen, das reden konnte und Meinungen über Dinge hatte, brachte Hermine dazu, sich verloren fühlen.
Sie konnte sich nicht daran erinnern, wann sie das letzte Mal ein Kind gehalten hat. Es ist vermutlich gewesen, als sie mit dem Transport der Weisen während des Krieges geholfen hat.
Die Welt, in der Ginny existierte, fühlte sich plötzlich fremd an.
Hermine hatte vergessen, wie ausdrucksstark Menschen sein konnten. Dass sie die Gefühle von Menschen nicht an winzigen Veränderungen in ihren Augen erkennen musste und an dem was sie nicht sagten.
Babys, Koliken, Entwicklungsmeilensteine. Wenn sie und Draco wirklich frei waren, dann wäre das die Art von Welt, von der sie ein Teil wären.
Wenn es funktioniert hatte.
Wenn sie in Sicherheit waren.
Wenn Draco frei war.
Hermines Brust zog sich zusammen und sie nickte wieder als Antwort, auf was auch immer Ginny gerade sagte.
Ihr Kopf fing an zu pochen.
„Ginny, Granger muss sich jetzt ausruhen." Dracos kalte Stimme unterbrach sie plötzlich.
Hermine blinzelte.
Ginnys Miene erstarrte und wurde ausdruckslos. „Entschuldigung. Ich hab mich mitreisen lassen." Sie zwang sich dazu wieder zu lächeln. „James muss sowieso Mittagessen. Ruh dich aus. Die Elfen werden mehr Essen bringen. Falls du – falls du irgendetwas braucht, sind wir hier."
Ginnys Augen und Mund waren angespannt und sie setzte James wieder auf die andere Seite ihrer Hüfte und drehte sich weg und ging zurück zu ihrem Flügel des weitläufigen Hauses.
Hermine beobachtete, wie sie gingen. „Sie ist so einsam, Draco. Du hättest sie mir mehr über James erzählen lassen können."
„Du musst dich ausruhen. Du hast Jahre Zeit, um ihn kennenzulernen."
Hermine wollte diskutieren, aber die spürte, wie sie schon halb im Stehen einschlief.
Sie rollte sich im Bett zusammen und schloss ihre Augen.
Draco saß neben ihr und hielt ihre Hand auf sie gleiche Art, wie er es während ihrer Morgenübelkeit getan hat, sein Daumen wanderte über die Erhebungen ihrer Knöchel.
Sie war kurz davor einzuschlafen, als sie spürte, wie er ihre Hand sanft auf dem Bett ablegte. Die Matratze bewegte sich.
Sie beobachtete durch ihre Wimpern, wie er einen Moment länger auf sie hinunterblickte und sich langsam umdrehte und seine Hand auf der Wand ablegte, so als ob er etwas darin spüren würde.
Er zog seinen Zauberstab hervor und fing an Zauber zu murmeln.
Hermine beobachtete ihn dabei, wie er dem Raum einen Zauber nach dem andern hinzufügte. Manche waren einfache, harmlose Zaubersprüche und andere komplizierte, magische Beschwörungsformeln. Sie zuckte zusammen, als er ein Messer aus seinen Roben zog und den Griff mit seinen Zähnen festhielt, als er seine Hand aufschnitt und mit seinem Blut scharlachrote Runen an die Wände zeichnete. Die Symbole leuchteten, als er immer und immer mehr hinzufügte, bis sie schließlich auf der Wand verblassten und darin verschwanden.
Er zog ein Fläschchen Bluterneuerungstrank hervor und nahm ihn, bevor er eine Phiole Diptams Essenz hervorzog, die er dazu benutze, um den Schnitt zu heilen. Er starrte seine blutverschmierte Hand an und wischte sie an seinen Roben ab, bevor er seine Hand in seinen Klamotten zu einer Faust ballte.
Seine Schultern sackten für einen Moment zusammen, bevor er sie wieder straffte und zur Tür ging.
„Draco?"
Er erstarrte und drehte sich langsam zu ihr um. Sein Gesichtsausdruck war verschlossen.
Sie betrachtete ihn einige Sekunden lang und ihr Herz fühlte sich wie Blei an. „Sind wir hier sicher Draco?"
„Ja.", sagte er sofort.
Sie setzte sich auf und seine Miene spannte sich an.
„Wirklich?"
Er stand in der Tür, sein Zauberstab in der Hand. „Es ist sicher hier. Du hast mein Wort."
Sie nickte. „Wenn du es sagst, dann glaube ich dir."
Er nickte ebenfalls kurz.
Sie leckte sich über die Lippen. „Musst du dann weiter Schutzzauber hinzufügen, wenn wir sicher sind?"
Er stand da und starrte sie an, anscheinend unsicher darüber, wie er antworten soll.
Sie schenkte ihm ein schwaches Lächeln, als sie das pochende Gefühl der Trauer in ihrer Brust hinunterschluckte. „Wir sollen uns jetzt ausruhen. Du sollst nicht wie ein Soldat – weiter und weiter machen, so als ob wir noch an den Krieg gekettet sind."
Er stand einfach weiter an der Tür.
Sie betrachtete ihn traurig, als sie den Unterschied zwischen ihnen erkannte: Er hat nie Träume für nach dem Krieg gehabt. Im Gegensatz zu ihr hatte er wenige Erwartungen, von denen er enttäuscht werden konnte.
Er hatte außerdem keine Ahnung, was er tun sollte, außer mit dem weiterzumachen, was er schon immer getan hat.
Sie streckte ihre Hand nach ihm aus. „Belieb bei mir. Das ist der Teil, in dem wir uns ausruhen dürfen."
Er stand weiter in der Tür, seine Augen flackerten zum Zimmer nebenan.
„Wenn es etwas gibt, das du tun musst, werde ich auf dich warten."
Sie sah wie seine Hand zuckte, bevor er seinen Zauberstab mit einer Faust umklammerte. Seine Augen waren plötzlich jungenhaft und unsicher.
Er hatte keine Ahnung, wie er etwas anderes tun sollte, außer ein Soldat zu sein.
Er warf wieder einen Blick in das nächste Zimmer.
Sie streckte ihre Hand nach ihm aus. „Bleib hier, Draco. Du solltest dich jetzt auch ausruhen."
Er nickte langsam, aber bewegte sich noch immer nicht von seinem Platz in der Tür weg. Hermine stand auf und ging zu ihm rüber. Sie schaute ihm in die Augen, als sie ihm den Zauberstab aus der Hand nahm und auf die Kommode legte. Sie schob seine Roben von seinen Schultern und fuhr mit ihren Händen über sein Shirt und seine Hosen, um die Vielzahl an versteckten Taschen zu finden, die er hatte und zog extra Zauberstäbe und Waffen heraus.
Sie war sich nicht sicher, ob er überhaupt etwas anderes als Waffen mitgebracht hatte.
Er verzog sein Gesicht, als sie alles entfernte und auf der Kommode aufstapelte.
Sie machte eine Pause und schaute ihm in seine Augen. „Wir sind hier sicher, richtig?"
Er schluckte und nickte langsam.
Sie nahm seine Hand. „Dann leg es ab."
Sie starrte ihn an, als sie von Angesicht zu Angesicht auf dem Bett lagen. Seine Augen flackerte immer wieder an ihr vorbei zu dem Waffenarsenal, dass sie ihm abgenommen hatte.
„Was wolltest du sein – bevor du gezwungen warst, ein Todesser zu werden? Was hättest du getan, wenn es keinen Krieg gegeben hätte?"
Er schaute sie ausdruckslos an. „Ich war ein Malfoy Erbe. Wenn ich kein Todesser geworden wäre, wäre ich nur ein Malfoy Erbe gewesen. Mein Vater hatte politische Bestreben für mich – ich wäre ein Politiker gewesen."
„Oh...nun was war sein Lieblingsfach in der Schule?"
Irgendwie hatte sie ihm diese Frage noch nie zuvor gestellt und sie war sich nicht sicher, ob sie die Frage erraten konnte. Sie kannten sich Gegenseitig nur durch die Facetten, die vom Grieg poliert worden waren.
Er war einige Sekunden lang still und schien zu versuchen, sich daran zu erinnern. „Ich mochte Zauberkunst."
Ihre Mundwinkel zogen sich nach oben. „Das hätte ich erraten sollen. Ich erinnere mich daran, dass du sehr gut darin gewesen bist. Du könntest wieder damit anfangen. Alchemie benutzt recht schwierige Zaubersprucharbeiten. Vielleicht können wir eines Tages zusammen an einem Projekt arbeiten."
Sein Mundwinkel zuckte. „Vielleicht."
Er sah müde aus. Hermine lehnte sich gegen ihn und er vergrub seine Hände in ihren Haaren und zog sie noch näher zu sich.
„Wir sind hier sicher?", fragte sie noch einmal, während sie ihre Finger über die Knöpfe seines Shirts wandern ließ. „Du sagst nicht – nicht nur, dass wir es sind, damit ich ruhig bleibe, oder?"
Draco zog sich zurück und schaute sie an. „Wir sind in Sicherheit Hermine."
Das angespannte Gefühl in ihrer Brust verschwand. „Also gut."
Sie holte tief Luft und schloss ihre Augen.
Als sie Stunden später wieder aufwachte, schlief er auch. Es war, als ob neun Jahre der Erschöpfung ihn endlich übermannt und verschlungen hatten.
Er schleif Tage lang und merkte fast gar nichts. Hermine konnte seinen Arm neu verbinden und behandeln und er zuckte nicht einmal.
Sie schlief mit ihm in der ersten Woche. Sie hatte nicht gedacht, das sie müde genug war, um mehrere Tage am Stück zu schlafen, aber es war, als ob sich eine unerbittliche Spannung in ihrem Verstand sich endlich gelöst hatte, die sie nicht einmal bemerkt hatte und der Schlaf war erfrischender, als er jemals zuvor in ihrem Leben gewesen ist.
Ihre Kopfschmerzen verschwanden zu größten Teil allmählich. Sie fand Pergament und eine Schreibfeder und schrieb sorgfältig alles auf, woran sie sich erinnern konnte und als sie es sich ein paar Tage später noch einmal durchlas, waren ihr viele Details unbekannt.
Aber ihr Verstand fühlte sich so an, als ob er eine prekäre Art von Gleichgewicht gefunden hatte.
Draco schlief bis in die nächste Woche ruhig weiter. Er wachte manchmal kurz auf, um aufzustehen und zu essen, um die Schutzzauber zu überprüfen und um dann wieder ins Bett zu fallen. Manchmal machte sie sich Sorgen, dass er krank sein musste, weil er so viel schlief. Sie überprüfte es mit Diagnostiken, um sich zu beruhigen.
Er schlief nicht, wenn sie ging.
Sie versuchte leise ins nächste Zimmer zu schlüpfen, um die Bücherregale zu erkunden, aber er tauche innerhalb von zwei Minuten mit seinem Zauberstab in der Hand im Türrahmen auf. Sie schnappte sich ein paar Bücher aus den Regalen und ging zu ihrem Bett zurück.
„Ich kann jetzt aufstehen.", sagte er, während er immer noch im Türrahmen stand.
„Nein. Ich sollte mich weiter ausruhen.", log sie unauffällig. „Ich wollte nur ein paar einfache Sachen lesen."
Er schlief innerhalb von ein paar wenigen Minuten wieder ein. Sie verschränkte ihre Finger miteinander, während sie las.
Er hatte neuen Tage geschlafen, als sie ein leises Klopfen an der Tür hörte.
Ginny schob die Tür einen Spalt auf und spähte hinein. „James mach sein Nickerchen. Kann ich reinkommen?"
Hermine schloss das Buch und nickte. Sie hatten sich gegenseitig Notizen durch die Hauselfen schicken lassen, aber sie hatte Ginny nicht länger als ein paar Minuten gesehen, seit sie angekommen waren.
Ginny bahnte sich eine Weg durch das Zimmer zum Schlafzimmer und bleib dann stehen. Sie schaute Draco einige Sekunden lang an, bevor sie wegschaute und einen kleinen Stuhl herbeirief.
Sie saßen da und starrten sich einige Minuten lang an. In Ginnys Augen war Besorgnis zu sehen, als sie Hermine betrachtete. Hermine ergriff Dracos Hand, als sie darauf wartete, dass Ginny etwas sagte.
Ginny starrte deren Hände an und schaute dann weg und verlagerte unbehaglich ihr Gewicht. „Ich habe nicht – ich habe nicht gewusst, wie anstrengend ihr miteinander seid. Ich meine ich wusste, dass Malfoy anstrengend ist, aber ich nehme an, ich habe nicht erwartete, dass du – dass es nicht nur Malfoy ist – das ihr beide – so seid."
Hermine konnte Besorgnis in Ginnys Augen sehen. Sie sagte nichts.
Ginny hatte einen Zauberstab in ihrer Hand und schob ihn immer wieder von einer in die andere Hand. Als sie bemerkte, dass sie mit ihrem Zauberstab spielte, stoppte sie und starrte für einen Moment nach unten auf ihre Hände. „Er hat mir das ganze erste Jahr keinen Zauberstab gegeben, weißt du."
Hermine wusste nicht, was sie sagen sollte. Sie fuhr mit ihren Fingern über den Umschlag ihres Buches.
„Es war vermutlich das Beste.", sagte Ginny und ihr Mund verzog sich leicht nach oben. „Ich habe sowieso ein Dutzend Mal versucht ihn umzubringen. Das Letzte, woran ich mich erinnere, ist, dass ich auf einem Labortisch unter Drogen gesetzt wurde und dann bin ich hier alleine aufgewacht. Als er das erste Mal aufgetaucht ist, hat er mir erzählt, dass alle außer dir tot waren und ich habe ein Steakmesser auf ihn geworfen. Später hat er mit erzählt, was du während dem Krieg gemacht hast – dass du –" Ginnys Gesicht verzog sich leicht, „dass du mit ihn zusammen gewesen bist. Ich habe es ihm überhaupt nicht geglaubt. Ich meine – ich habe mir schon gedacht, dass es vielleicht jemanden gibt, mit dem du zusammen warst, aber nicht – Malfoy. Aber als er erzählt hat, wie es passiert ist – hat es sich nach dir angehört..." Ginnys Stimmer verlor sich.
Sie schaute nach unten und räusperte sich. „Aber es war Malfoy. Er hat Dumbledore ermordet. Sein Vater –" Ihre Hand fuhr über die gezackte Narbe auf ihrem Gesicht. „Die Malfoys haben Muggel-Geborene immer gehasst. Und dann hat Malfoy immer wieder behauptet, dass er dich hierher bringen würde, aber das hat er nicht. Also habe ich angenommen, dass es ein Trick war. Ich dachte Voldemort plant etwas mit James zu machen, wenn er geboren wurde."
„Es tut mir leid.", war alles, was Hermine sagen konnte.
Ginny verlagerte ihr Gewicht. „Ich – ich habe versucht mich umzubringen. Ich habe es ein paar Mal fast geschafft." Sie vermied Hermines Blick und spielte mit den Spitzen ihrer Haare. „Malfoy ist am Anfang alle paar Tage gekommen, um Klamotten zu bringen und Vorräte und dann ist er mit den ganzen Büchern und dem Zeug hier aufgetaucht – er hat gesagt, dass du etwas brauchen würdest, um dich zu beschäftigen, sobald er dich gefunden hatte."
Hermines Finger, die mit Dracos verschlungen waren, zuckten.
Ginny starrte wieder kurz auf deren Hände, bevor sie wieder nach unten auf ihren Zauberstab blickte. „An dem Tag, an dem James geboren wurde, habe ich – habe ich ihn fast erstickt. Ich hatte solch eine Angst, dass Malfoy auftauchen und ihn mir wegnehmen und zu Voldemort bringen würde. Er kam ein paar Stunden später in Hochzeitsroben. Er war so erleichtert zu sehen, dass ich noch am Leben war. Ich glaube, es war da erste Mal, dass ich wirkliche Emotionen auf seinem Gesicht gesehen habe. Anscheinend ist er überzeugt davon gewesen, dass ich während der Geburt sterben würde – nicht, dass er sich wirklich um uns gesorgt hat, es war eher, so als ob James und ich Prioritäten auf einer Checkliste waren. Aber – er war weniger – kontrolliert an diesem Tag. Ich war so wütend auf ihn, ich habe ihn gefragt, ob er spät dran ist, weil er dich geheiratet hat, da er sich angeblich so sehr um dich sorgt."
Ginny holte schnell Luft. „Ich dachte, dass es ihm egal ist, was ich über ihn sage. Ich habe zu diesem Zeitpunkt so ziemlich alles gesagt. Aber als ich ihn danach gefragt habe, ob er dich geheiratet hat, ist er weiß geworden und hat nein gesagt, dass es jemand anderes war. Danach ist er nicht mehr so oft gekommen."
Ginny starrte Draco an. „Es war wie jemanden dabei zuzusehen, wie er zu Tode verhungern. Er hat Sachen gebracht, die offensichtlich für dich gedacht waren, aber er hat aufgehört – ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll. Er hat nicht mehr so getan, als ob du noch in Ordnung sein würdest, als er hier her kam. Das ist zu dem Zeitpunkt gewesen, als er so besessen mit den Schutzzaubern geworden ist."
Hermine schaute nach unten, ihr Magen verknotete sich.
„Das letzte Mal als ich ihn gesehen habe, ist letzten Sommer gewesen. Er hat gesagt, dass die Reisen Voldemort misstrauisch gemacht haben und dass es ihm nicht mehr erlaubt sein würde Großbritannien zu verlassen. Er hat gesagt, dass wenn er dich finden würde, Snape dich herbringen würde und er hat mich daran erinnert, dass du der einzige Grund bist, warum ich noch am Leben war, und hat mir dann gedroht, wenn ich nicht geschworen hätte, mich um dich zu kümmern. Da hat er mir meinen Zauberstab gegeben. Ich habe ihn nicht mehr gesehen, bis ihr beide letzte Woche aufgetaucht seid."
Ginny schaute nach unten und drehte ihren Zauberstab in ihren Händen umher. „Als ich meinen Zauberstab wieder hatte, habe ich einen magischen Rundfunk eingerichtet, auf die Art, wie es Fred und George früher getan haben und habe angefangen die Zeitung zu bekommen. Sie konnte eine Woche verspätete, aber endlich konnte ich anfangen herauszufinden, was los war. Ich – ich wusste, dass es schlimm sein musste, aber – ich habe niemals gedacht –" Ginnys Gesicht verzog sich und sie konnte Hermine nicht mehr in die Augen schauen. „Es tut mir so leid. Es tut mir so, so leid."
Hermine war sich nicht sicher, für was sich Ginny entschuldigte. Sie schaute nach unten auf das Buch in ihrem Schoß. „Es war nicht deine Schuld. Du bist erst seit ein paar Monaten ein Ordensmitglied gewesen, bevor du schwanger geworden bist. Es ist nicht so, als ob du etwas ändern hättest können."
Ginny kaute auf ihrer Lippe herum und schaute nach unten. „Ich weiß du hast den Krieg anders gesehen, als Harry und Ron es getan haben, aber – ich habe nicht realisiert, wie anders, bis ich herausgefunden habe, was du getan hast. Ich glaube nicht, dass irgendjemand realisiert hat, dass du ihn so anders gesehen hast, sodass du gewillt warst zu – zu –"
Hermine starrte Ginny einfach nur an, sie fühlte sich auf einmal zu erschöpft, um diese Unterhaltung zu führen. „Ich hätte niemals von irgendjemanden etwas verlangt, dass ich nicht gewillt war, zuerst selbst zu tun. Ich dachte, ihr alle wusstet das über mich."
Ginny wurde blass, ihre Haut wurde so weiß, dass die Narbe stark hervorstach. „Ich weiß. Ich weiß das. Ich habe nur – ich habe an Harry geglaubt. Ich habe an das geglaubt, was er gegen den Krieg und durch die Kraft der Liebe getan hat. Auf den Schlachtfelder sah man das schlimmste in den Menschen, aber man sah auch das Beste. Ich dachte, vielleicht hast du das vom Krankenhausflügel aus nur nicht gesehen. Aber du hattes recht – du hattest die ganze Zeit recht und dass muss es für dich schlimmer, als für alle anderen gemacht haben – weil du die ganze Zeit bei uns geblieben bist, obwohl du es wusstest."
Hermines Brust zog sich zusammen, es war, als ob Ginny ein Qual in ihr berührt hatte, von der sie vergessen hatte, das sie sie noch immer in sich trug. Sie presste ihre Lippen zusammen und drückte Dracos Hand.
Tränen liefen an Ginnys Gesicht hinunter. „Es tut mir leid, dass ich dir nicht glauben wollte. Du hättest niemals das tun müssen, was du getan hast."
Hermine fing an zu antworte, aber Ginny fuhr fort. „Ich möchte nicht, dass du das Gefühl hast, als ob du irgendetwas verzeihen musst. Was passiert ist – alles was passiert ist- du musst nicht okay damit sein. Du solltest dich nicht dazu zwingen, okay damit zu sein. Du hast es verdient wütend zu sein. Fühl – fühl dich nicht dazu verpflichtet, über alles hinwegkommen zu müssen. Ich will nicht, dass du dich für den Rest deines Lebens gefangen fühlst, weil dich Leute dazu gezwungen haben, ihnen Versprechen zu geben."
Hermine versteifte sich und zog Dracos Hand näher zu sich.
Ginnys Augen wanderten nach unten und ihr Mund spannte sich an, als sie es sah. „Ich meine nicht nur Malfoy. Ich weiß, dass du Harry versprochen hast, dich um mich und James zu kümmern. Ich will, dass du weißt, dass du das nicht tun musst. Du hast mehr getan, als man jemals von dir hätte verlangen dürfen. Du hattest Recht, es ist an der Zeit, dass jemand anderes mal etwas unternimmt. Du solltest das nicht mehr länger tun müssen. Du verdienst es tatsächliche Entscheidungen zu treffen. Das bedeutet es, frei zu sein. Also verbringe nicht – verbringe nicht den Rest deines Lebens damit, an alte Versprechen gefesselt zu sein. Nicht durch Harry oder mich – oder Malfoy."
Ginny stand schnell auf. „Ich wollte nur all das sagen. Ich musste es zu mindestens einmal loswerden. Du –" Ginny betrachtete Hermine, in ihre Augen konnte man den Schmerz sehen, als sie auf die unbestreitbaren Schwellung von Hermines Bauch schaute. „Ich bin so froh, dass du entkommen bist. Du verdienst es frei zu sein. Wirklich fei. Nicht nur so frei, wie andere Leute es dir erlauben."
Ginnys Finger wanderten nach oben zu ihrem Gesicht und wischten schnell über ihre Wangen, als sie aus dem Zimmer schlüpfte.
Hermine starrte einen Moment nach unten auf Dracos Hand, die mit ihrer verschränkt war, bevor sie nach oben zu seinem Gesicht schaute. „Du kannst aufhören so zu tun, als ob du schläfst."
Dracos silbernen Augen öffneten sich und er starrte zu ihr nach oben. Sein Gesichtsausdruck war reserviert.
Hermines Mundwinkel zog sich nach oben, als sie es bemerkte. „Ich habe mir nicht nur wegen einem alte Versprechen die Mühe gemacht dich zu retten, falls es das ist, was du denkst. Bist nicht du derjenige gewesen, der gesagt hat, dass ich widersprüchliche Versprechen mache, nur damit ich das tun kann, was ich will?"
„Grang –"
„Wir haben für immer gesagt, oder?", fragte sie mit angespannter Stimme. „Immer wenn du dieses Versprechen nicht mehr im Ganzen haben willst, dann gebe ich es dir Stück für Stück."
Sie hielt seine Hand noch fester. „Jeden Tag, werde ich dich wählen."
Sie drehte sich, damit sie ihn ganz anschauen konnte, verschränke ihre Finger und fuhr mit ihren Fingerspitzen über die Erhebungen seine Knöchel. Ihre Finger blieben an dem Alabaster Ring stehen und sie starrte ihn an, ging ihre Vergangenheit noch einmal in Gedanken durch.
Blendender Schmerz und brennende Hingabe zu geleichen Teilen.
„Ich bin mir sicher es wird gute und schlechte Tage für uns geben.", sagte sie nach einer Minute. „Es gibt – es gibt wahrscheinlich zu viel für uns, um es jemals wirklich hinter uns zu lassen. Aber wenn du dich dafür entscheidest, bei mir zu bleiben und ich mich dazu entscheide bei dir zu bleiben – jeden Tag – denke ich dass wir stark genug sein werden, um es Tag für Tag zu schaffen." Sie schaute ihm in die Augen. „Oder nicht?"
Er betrachtete sie einen Moment lang aufmerksam und nickte dann.
Am nächsten Tag tauchte das Frühstück, mit einer Kopie des zwei Wochen alten Tagespropheten auf dem Tablett auf. Die Titelseite wurde von einem Foto geziert, das das brennende Malfoy Anwesen zeigte.
Hermine schnappte es sich vom Tablett und starrte die Zeitung mit pochendem Herzen an.
„Hoher General in Dämonsfeuer Unfall getötet."
Sie faltete mit zitternden Händen die Zeitung auf, um die Zusammenfassung unterhalb der Falz zu lesen.
„Draco Malfoy wurde in einem erschreckenden Mord-Selbstmord-Fall auf dem Malfoy Anwesen durch seinen Vater getötet."
Sie schaute nach oben zu Draco und schnappte vor Erleichterung nach Luft. „Es hat geklappt Draco. Du bist frei."
Morgen habe ich eine kleine Überraschug für euch :) Ich hoffe sie gefällt euch, ich werde es auf meinem Instagram Profil Annelina97 posten :)
xxAnnelina
