2. Die Winkelgasse

Stefanie wartete ungeduldig darauf, dass Thomas zu ihnen kommen würde, aber die Monate zogen dahin und die Sommerferien begannen. Sie lernte fleißig Englisch und bemühte sich nach ungewöhnlichen Worten zu suchen, die ihr magisch erschienen, denn sie fürchtete im späteren Schulalltag plötzlich an ihre Grenzen zu stoßen, weil es sich um Wörter handeln würde, die man normalerweise nicht benutzte.

Der erster September erschien zwar immer noch unglaublich weit weg, aber das Mädchen brannte darauf mehr über Hogwarts und die magische Welt herauszufinden. Nur zu gerne würde sie schon in ihren Schulbüchern lesen und einfache Zauber anwenden.

Einmal hatte sie daran gedacht diesen unbekannten anderen Jungen zu suchen, der auch nach Hogwarts ging und angeblich irgendwo in ihrer Nähe lebte, aber dann war ihr eingefallen dass sie, selbst wenn er ihr seine alten Bücher geben würde, nicht zaubern könnte, da sie keinen Zauberstab besaß.

Noch nicht.

Die Tage vergingen, doch dann, am 12. Juli, gab es einen lauten Knall und Thomas Weider stand plötzlich mitten im Garten.

Stefanie und ihre Schwester hatten gerade Englisch geübt (Marie hatte beschlossen, dass man nie früh genug anfangen konnte), als sie das Geräusch hörten, und stürzten sofort ins Freie. Als Stefanie Thomas sah, konnte sie nicht anders als auf ihn zuzulaufen und ihn zu umarmen.

„Ich dachte schon Sie würden gar nicht mehr kommen."

Er lächelte, wenn auch ein wenig überrascht, und strich ihr über das braune Haar. „Das hast du doch nicht wirklich geglaubt, oder? Natürlich komme ich. Aber wir müssen jetzt auch gleich los, allzu viel Zeit habe ich nicht zur Verfügung … und dein Vater auch nicht, nehme ich an."

Stefanie schüttelte den Kopf und dachte erschrocken daran, was passieren würde, wären sie gerade mitten unter Zauberern beim Einkauf und ihr Vater würde in die Klinik gerufen werden. Aber diese Sorge verschwand, als in diesem Moment ihre Eltern in den Garten traten.

„Guten Tag Herr Weider, schön Sie zu sehen. Sie erwischen mich in einem günstigen Moment. Ich habe mir gerade Urlaub genommen."

„Ich weiß." Der Zauberer lächelte und reichte ihnen die Hand. „Ich werde Sie jetzt mit nach London nehmen. Es wird nicht lange dauern, heute Abend sind sie wieder Zuhause. Wie, das werden sie schon sehen. Aber passen Sie auf, dass sie alles haben. Geld und die Liste, mehr gibt es eh nicht zu bedenken."

„Ich werde rasch Oma fragen, ob sie auf Mariechen und Chris aufpassen kann", murmelte Stefanies Mutter und Marie schrie auf. „Aber ich will mit!"

„Dieses Mal nicht Schätzchen. Nächstes Mal vielleicht, aber dieses erste Mal sind wir so schon überfordert, da ist ein kleines Mädchen wie du, das noch viel mehr Staunen kann als wir, keine Hilfe. Aber vielleicht lässt sich ein Mitbringsel finden."

„Davon bin ich überzeugt", lächelte Thomas und Stefanies Mutter hastete schnell nach Nebenan. In diesem Moment trat Christoph aus dem Haus und blieb ein wenig unsicher stehen. Der Vater ging um Geld zu holen und Stefanie rannte schnell in ihr Zimmer und schnappte sich die Liste. Als sie zurückkam stand Thomas bei ihrem Bruder und redete mit ihm. Sie konnte nicht hören was er sagte, aber es schien seine Wirkung auf Christoph zu haben. Am Ende lächelte er und reichte dem Zauberer die Hand.

Stefanie blieb neben Marie stehen, die sich gerade die Schuhe neu band. „Ich will nicht zu Oma. Das wird langweilig."

„Vielleicht spielt sie Mensch ärgere dich nicht mit euch. Das ist doch lustig. Oder du darfst in ihrem Schmuck wühlen", versuchte Stefanie sie zu trösten. In diesem Moment kam ihre Mutter zurück.

„Marie, Christoph? Oma erlaubt euch zu reiten, zum Trost, weil ihr nicht mitkommen dürft."

Das Gesicht der kleinen Marie hellte sich merklich auf und in ihre Augen trat ein Funkeln. „Das ist vielleicht noch besser als mitkommen", sagte sie nachdenklich. „Weil ich nächstes Jahr eh hin kann. Dann habe ich am Ende mehr gesehen als du."

Aber Stefanie lachte nur und ließ sich davon nicht beeindrucken. Ihre Geschwister verabschiedeten sich und gingen nach Nebenan zu ihrer Großmutter, die ihre Mutter teilweise eingeweiht hatte. Sie hatte ihr gesagt, dass Stefanie in ein Internat nach England gehen sollte um ihr eine international bessere Ausbildung zu bieten und dass sie heute nach Wien fahren würden um einzukaufen. Dabei war von Wien und von fahren keine Rede. Sie würden erstens nach London gehen und zweitens einen viel magischeren Weg benutzen.

„Normalerweise würde ich ja apparieren…", begann Thomas zu sagen, als Stefanies Vater zurückkam, „also etwas, das ihr vielleicht als Teleportieren bezeichnen würdet. Aber es ist sehr schwierig es über mehrere Kontinente hinweg zu tun. Ich kann es, aber ich könnte immer nur einen von euch mitnehmen und das würde dann doch an meinen Kräften zehren. Floh-Pulver könnten maximal drei von uns benutzen, dann müsste die Hausherrin zu Hause bleiben." Er schenkte ihr ein entschuldigendes Lächeln und Stefanie fragte sich, ob er zu wenig davon hatte und warum genau ihre Mutter dann dableiben müsste.

„Deswegen", fuhr der Magier fort, „werden wir jenen Portschlüssel nutzen, den du dann auch bei deiner nächsten Reise nach Britannien benutzen wirst. Ich habe ihn extra für heute aktiviert, damit du ihn schon einmal kennenlernen kannst. Außerdem können auch Muggel sie benutzen."

Mit dem Auto fuhren sie weiter hinaus aufs Land, aber nicht sonderlich lange, vielleicht 10 Minuten lang. Sie ließen das Auto am Straßenrand stehen und gingen einen schmalen Feldweg entlang durch eine Wiese, die so aussah, als würde sie nie gemäht werden. Nach einer Weile erreichten sie ein kleines, verfallenes Haus.

„Hier kommt nie jemand her, weil die Leute sagen hier wäre jemand gestorben. Keine Angst", lächelte Thomas Stefanie aufmunternd zu. „Das stimmt nicht. Du musst außerdem auch nicht hineingehen. Der Portschlüssel ist das hier."

Sie hielten vor einem Fass, das aussah als wäre es uralt. Die schmiedeeisernen Ringe waren verrostet und einer schien nicht mehr so fest zu sitzen wie einst.

Thomas sah auf die Uhr. „Pünktlich wie die Eule. Kommt, jeder muss es fest halten. Wirklich fest."

Sie taten wie ihnen geheißen und Stefanie kam es so vor, als könnte sie ihre Finger nicht mehr von dem Holz lösen, aber da sie es auch nicht versuchte, konnte es auch nur Einbildung sein. Plötzlich, kurze Zeit später, spürte das Mädchen einen heftigen Zug in ihrer Magengegend und keuchte kurz auf. Sie sah wie ihre Mutter das Gesicht verzog. Um sie herum begann sich alles zu drehen, als wäre sie auf einem viel zu schnell fahrenden Karussell. Es wirbelte so heftig, dass Stefanie schon um ihre letzte Mahlzeit fürchtete, als sie plötzlich an einem anderen Ort waren. Sie landete mit dem Bauch voran und mit einem heftigen Stöhnen auf hartem Stein und brauchte einige Sekunden um sich aufzurappeln. Thomas stand aufrecht vor ihnen und reichte ihr die Hand um ihr aufzuhelfen, ehe er dasselbe bei ihren Eltern tat.

„Willkommen in London. Genauer gesagt im Hinterhof des Tropfenden Kessels, einem Pub, der die Londoner Muggelwelt mit unserer Einkaufsgegend verbindet."

Stefanie sah sich um. Sie befanden sich tatsächlich in einem Hinterhof, genauer gesagt in einem, der von einer Mauer umgeben war, und dann auch noch so aussah als wäre er längere Zeit nicht gejätet worden. An der einen Wand stand ein Mülleimer, auf den Thomas nun zutrat.

„Es ist im Prinzip recht einfach. Man geht von diesem Ziegel aus, geht dann drei nach oben und zwei zur Seite, sehen Sie? Dann tippt man mit dem Zauberstab dreimal auf diesen Ziegel hier und schon…" Er tat es und in dem Moment, in dem er ein drittes Mal den Stein berührt hatte, begann er zu zittern und zu wackeln. In der Mitte erschien ein kleiner Spalt, der immer breiter wurde, sodass ein Loch entstand das innerhalb einer halben Sekunde zu einem gewaltigen Torbogen wuchs. Stefanie stand mit offenem Mund davor und starrte auf die Gasse, die sie nun sehen konnte. Es war eine enge, gepflasterte Straße, die aber nicht gerade verlief, sondern sehr bald in einer Kurve aus ihrem Sichtfeld verschwand.

Sie traten hinaus auf den Weg und Stefanie musste sofort wieder stehenbleiben um sich alles genau anzusehen. Einen Laden, der Kessel verkaufte, wie sie auch auf der Liste standen, eine Apotheke, einen Laden, in dem es Besen gab und der einen sehr seltsamen Namen trug, der dem Mädchen absolut nichts sagte.

„Was ist Quidditch?", erkundigte sie sich deshalb, als sie an ‚Qualität für Quidditch' vorbeigingen.

„Unser Zaubersport. Aber davon wirst du noch mehr als genug hören."

Stefanie konnte sich nicht entscheiden wohin sie ihren Blick wenden sollte und sie wusste, dass es ihren Eltern nicht viel besser ging. Sie sah merkwürdig angezogene Menschen, Schaufenster gefüllt mit Kuriositäten, ein Laden der Eulen verkaufte!

Als Stefanie davor stehen blieb, tat dies auch Thomas.

„Ja, Eule wirst du eine brauchen. Eine gute, ausdauernde, wenn ich es mir recht überlege. Immerhin wirst du mit deiner Familie in Kontakt bleiben wollen, oder?"

Sie nickte aufgeregt und sah sich bereits die Eulen an, die sie von außen sehen konnte.

„Aber zuerst müssen wir Geld wechseln."

Das klang vernünftig, also setzte die kleine Gruppe sich wieder in Bewegung und vorbei ging es an magischen Läden wie einem Bücherladen, der Stefanie sofort anzog, und einem Laden der offenbar die Schulumhänge führte, die sie ja brauchen würde. Dann erreichten sie ein großes, schneeweißes Haus, das sie zuerst durch ein Bronzetor betraten und dann durch eine Doppeltüre. Neben beiden standen merkwürdige Wesen, ein wenig kleiner als Stefanie, mit ledriger, dunkler Haut, spitzen Gesichtern, langen Fingern und großen Füßen.

„Das sind Kobolde", erläuterte Thomas auf die nicht gestellte Frage. „Sie sind sozusagen die Wächter des Geldes. Und das ist übrigens Gringotts, die Zaubererbank."

Sie traten in das Gebäude und fanden sich in einer riesigen Marmorhalle wieder. An langen Schaltern saßen zahlreiche Kobolde, die mit irgendetwas beschäftigt waren, wahrscheinlich mit Finanzen.

Vor einem der Schalter blieben sie stehen und Thomas räusperte sich kurz, aber wandte sich noch nicht an den Kobold. „Zauberer haben eine andere Währung. Wir haben Knuts, Sickel und Galleonen. Eine Galleone entspricht 5 englischen Pfund, also sind 90 Schilling eine Galleone. Eine Galleone sind 17 Sickel und ein Sickel sind 29 Knuts." Er wandte sich dem Kobold zu. „Guten Tag. Wir wollen etwas Geld wechseln."

„Britische Pfund?", fragte der Kobold.

„Schilling."

„Wie sie wünschen."

Stefanie ließ sich von dem Nachbarn des Kobolds ablenken, der gerade dabei war eine Art Edelstein gegen Gold zu wiegen und bekam nicht mit wieviel sie ihre Eltern für dieses Schuljahr kostete, aber sie wusste, dass sie zuvor mit Thomas ausführlich darüber gesprochen hatten wieviel die Einkäufe kosten würden.

Sie verließen die Bank und Thomas riet ihnen mit den Umhängen anzufangen, da ‚Madame Malkins – Anzüge für alle Gelegenheiten' der Bank sehr nahe war. Sie betraten den Laden und sofort kam eine etwas stämmigere Hexe auf sie zu.

„Nun meine Hübsche? Nach Hogwarts?" Ihre Stimme hatte eine angenehme Tonart und Stefanie nickte.

„Dann komm mit, die Sachen sind hinten."

Sie führte sie in einen kleinen hinteren Teil des Ladens und ließ sie auf einem Schemel Platz nehmen. Dann warf sie ihr einen Umhang über und begann ihn abzustecken, sodass er ihr passte.

„Und, bist du schon aufgeregt? Dein erstes Jahr, oder?"

Stefanie nickte, während sie beobachtete wie die Erwachsenen sich im vorderen Teil des Ladens umsahen. Wahrscheinlich wären sie normalerweise ihre Bücher besorgen gegangen, aber sie wussten genau, dass Stefanie dieses Mal überallhin mitkommen wollte. Sie wollte auf keinen Fall etwas verpassen.

„Hast du dir schon Gedanken darüber gemacht in welches Haus du kommen wirst?"

„Haus?"

Madame Malkin sah sie einen Moment verwundert an, dann begann sie ihr von den vier Häusern zu erzählen und von der Auswahlzeremonie durch den Hut. „Viele Erstklässler können nicht aufhören davon zu reden, wenn sie hier unter meiner Nadel sitzen. Die meisten haben schon genaue Vorstellungen von ihrem Wunschhaus."

Stefanie schwieg und dachte über die Häuser nach. Gryffindor und Ravenclaw klangen recht vielversprechend, während Huffelpuff und Slytherin ihr wenig erstrebenswert erschienen. Aber sie wusste, dass sie nicht beeinflussen konnte wohin man sie schicken würde und sie nahm sich im Stillen vor dankbar zu sein, egal welchem Haus man sie zuteilen würde.

Als ihre drei Garnituren Umhänge fertig waren und sie sonst alles besorgt hatten was es hier gab, bezahlte ihr Vater und sie verließen den Laden um die anderen Besorgungen zu machen. Bei ‚Flourish and Blotts' kauften sie jede Menge Bücher und auch Pergament. Außerdem erstanden sie Tinte und eine schöne Schreibfeder. Danach kauften sie einen Kessel bei ‚Potages Kesselladen' und eine kleine Waage zum Abwiegen von Zaubertrankzutaten. Auch ein Teleskop erstanden sie und danach gingen sie in die Apotheke und kauften die nötigsten Zutaten für den Zaubertrankunterricht.

Weil sie gerade da waren gingen sie das Eulenkaufhaus und entschieden sich für eine Sumpfohreule, die Stefanie ‚Ivy', also Englisch für ‚Efeu', nannte um ihre Englischkenntnisse unter Beweis zu stellen. Erst dann gingen sie wieder ans andere Ende der Gasse und betraten ‚Ollivanders', den Zauberstabladen.

„Hier wirst du garantiert fündig werden", meinte Thomas und lächelte sie aufmunternd an.

„Hast du deinen Zauberstab auch von hier?", fragte Stefanie, als sie eintraten und in einem kleinen, kargen Raum landete, in dem nur ein Stuhl stand, auf den sich aber niemand setzte, weil alle fürchteten jemand anderem den Platz zu stehlen. Schließlich forderte Stefanies Vater ihre Mutter auf sich zu setzen, die der Bitte nachkam.

„Nein", antwortete Thomas auf ihre Frage. „Nein, meinen Zauberstab hat vor vielen, vielen Jahren ein italienischer Zauberstabmacher hergestellt, der schon lange tot ist. Es war einer seiner letzten Stäbe", fügte er murmelnd hinzu und Stefanie wandte ihre Aufmerksamkeit den länglichen Schachteln zu, die sich bis zur Decke stapelten. Sie vermutete darin die Zauberstäbe, aber wagte nicht einen herauszunehmen.

Gerade als sie fragen wollte, ob der Laden nicht vielleicht doch geschlossen hatte, tauchte ein Mann auf.

„Guten Tag", begrüßte er sie mit sanfter Stimme und lächelte. Stefanie stachen seine silbernen, großen Augen ins Bild und sie versuchte nicht dorthin zu sehen.

„Ein Zauberstab? Nun, das wird wohl machbar sein…"

Er ließ seinen Blick kurz über die Erwachsenen schweifen, aber dann schüttelte er seinen Kopf und ging auf Stefanie zu.

„Welche Hand ist ihre Zauberstabhand? Rechts oder links?"

„Ähm… rechts." Sie schluckte, als er sie bat ihre Arme auszustrecken und begann sie abzumessen und zwar so ziemlich alles an ihr. Sogar den Abstand zwischen ihren beiden Ohren. Schließlich ließ er von ihr ab und ging auf seine Zauberstäbe zu, ehe er einige Schachteln herauszog.

„Als Zauberstabmacher kann man sich ganz unterschiedlicher Hölzer und Kerne bedienen, denn wissen sie, jeder Stab enthält einen magischen Kern um die Magie besser zu leiten. Ich benutze Einhornhaar, Drachenherzfaser und Phönixfeder. Wie hier."

Er hielt ihr einen Stab hin. „Mahagoni und Einhornhaar, 10 Zoll, biegsam."

Stefanie nahm ihn zögernd entgegen und sah ihn fragend an.

„Schwingen sie ihn", forderte er sie auf und sie gab ein „Oh", von sich, ehe sie begann damit herumzufuchteln, doch Mr. Ollivander nahm ihr den Stab gleich wieder ab und gab ihr einen weiteren.

„Stechpalme und Drachenherzfaser, 9 Zoll, biegsam."

Auch dieser sollte es nicht werden und ebenso die darauffolgenden. Schließlich gab er Stefanie einen helleren Zauberstab, der ihr in einer besonderen Art herrlich verziert zu sein schien.

„Walnuss, Phönixfeder, 11 Zoll." Er lächelte triumphierend noch ehe sie ihn genommen hatte, doch schon in dem Moment, in dem sie ihn zum ersten Mal berührte, spürte sie Wärme durch ihre Finger gleiten. Als sie ihn schwang sprühten helle Funken aus seiner Spitze und sie sah ihre Eltern lächeln.

„Ja, das ist er."

Sie bezahlten 7 Galleonen für den Zauberstab und verließen den Laden.

„Jetzt haben wir alles, oder?", erkundigte ihre Mutter sich und Stefanie nickte nach einem Blick auf ihre Liste. „Ja. Aber wolltet ihr Marie nicht noch etwas mitbringen?"

Also gingen sie in einen kleinen Laden, der alle möglichen Dinge zu führen schien und erstanden ein kleines, erschwingliches Armband, dessen Steine ihre Farbe angeblich je nach Gefühlslage wechseln sollten. Stefanie hatte es kurz anprobiert, aber bei ihr war es konstant in einem warmen Orange geblieben, wahrscheinlich, weil sie durchgehend ziemlich glücklich gewesen war.

Sie kehrten auf demselben Weg zurück nach Hause wie sie schon gekommen waren und dieses Mal war Stefanie gefasst auf den harten Aufprall und landete erstaunlicherweise nicht auf dem Bauch, sondern nur auf ihren Knien. Dennoch entglitt ihr ein leises Keuchen, aber sie war schneller auf den Beinen als beim ersten Mal.

Ihre gesamten Errungenschaften hatte Thomas an sich genommen und überreichte sie ihr nun in Form eines kleinen Lederbeutels, beinahe wie einen normalen Münzbeutel, kaum so groß wie eine Tasse und wesentlich flacher.

Während des Einkaufens war ihr nur beiläufig aufgefallen, dass er alle Dinge darin verstaute und sie auch in dem Beutel verschwinden zu schienen, aber richtig geachtet hatte sie nicht darauf. An diesem Tag war ihr zu viel Neues, Magisches begegnet um das noch seltsam zu finden.

„Hier sind deine Sachen. Du kannst den Beutel behalten. Ich weiß, sehr hübsch ist er nicht, aber praktisch, wie du sicher merken wirst. Und ziemlich einzigartig."

Sie hob interessiert eine Augenbraue in die Höhe. „Was meinst du?"

Sie duzte ihn nicht bewusst, aber er machte sie nicht darauf aufmerksam und so fiel es ihr gar nicht auf.

„Ich habe ihn mit einem unaufspürbaren Ausdehnzauber versehen, das heißt, dass du alles hinein tun kannst, dieser Beutel ist riesig, aber niemand wird es merken, auch du nicht, wenn du ihn trägst. Er bleibt immer gleich leicht."

„Aber warum ist er ziemlich einzigartig?"

„Es ist kein einfacher Zauber", murmelte der Magier leise und fuhr sich mit den Fingern durch das Haar. „Du wirst kaum einen finden, der eine Tasche oder einen Beutel besitzt, der so verzaubert wurde."

Sie sah ihn an und wurde sich der Bedeutung des Beutels bewusst. „Danke." Kurz schwieg sie, dann umarmte sie ihn zum Abschied. „Ich werde üben, bis ich ihn auch wirken kann. Ich werde mich bemühen die beste Hexe der Welt zu werden."

Er lächelte. „Und ich kann fühlen, dass du die Magie dafür in dir trägst."

Dann trennten sich ihre Wege. Er verschwand, dieses Mal lautlos, und Stefanie und ihre Eltern fuhren mit dem Auto zurück nach Hause.