Fieberhaft
Es war, wie der Arzt gesagt hatte: Es gab nichts zu tun, außer da zu sein – und das Fieber wüten zu lassen.
Leia wusste, dass 43°C eine lebensbedrohliche Zahl war; dort erreichte Hans Fieber seinen Höhepunkt; es stach ihn, riss ihn aus seinem künstlichen Schlaf, unterdrückte jegliche Kraft, die er noch hatte, entwässerte ihn, brachte ihn zum Zittern und dazu, sich unruhig herumzuwerfen – und die Krankenschwester an Leias Seite, die ab und zu seine Werte überprüfte und ihm stetig Wasser einflößte, sah grimmig aus, als ob sie eine Niederlage akzeptieren würde – bis die Zahl nach einer Stunde auf eine kühlere, aber immer noch gefährliche 42 zurückging – und Han immer noch elend, von Muskelschmerzen und Übelkeit geplagt, und sich seiner Umgebung kaum bewusst, zurückließ.
Im Delirium.
„Der Temperaturabfall ist ein gutes Zeichen", bemerkte die Krankenschwester leise. Sie sah auf die Uhr. „Lassen Sie ihn nicht einschlafen."
Es gab keine Garantie, dass es ihn im Schlaf töten würde, aber es war in früheren Fällen offensichtlich oft genug passiert, sodass das Krankheitsbild von Schweißfieber unter Medizinern äußerstes Misstrauen erregte – und inmitten des Kommens und Gehens von medizinischem Personal, das seine Vitalwerte überprüfte und ihr hilfsbereit zur Seite stand, saß Leia bei ihm – und Chewbacca wachte über ihn.
Han lag ausgestreckt auf dem Bauch, fuhr sich gelegentlich mit der Hand durch die Haare und murmelte vor sich hin. Er sprach hauptsächlich in seiner Muttersprache; wenn er verstummte, stöhnte er leise, wimmerte sogar und vergrub sein Gesicht in den Laken. Sein Atem war manchmal mühsam, die Lippen rissig.
Leias Finger strichen über seine Stirn, wo der Schnitt sich befand, den er sich zugezogen hatte, als er ohnmächtig geworden war, desinfiziert und ordentlich abgeklebt – seine Haut war so heiß und so entsetzlich feuchtkalt; er spürte das kreidige Gefühl des Latexhandschuhs und wich kopfschüttelnd davon zurück. Als er einzudösen schien –
Chewbacca beugte sich vor, stupste ihn an und fuhr mit seiner riesigen Pranke über Hans verschwitzte Haare und Han packte ihn und fluchte unzusammenhängend.
„Lass – mich – in – Ruhe."
Chewbacca knurrte und antwortete ihm mit einer geistreichen Bemerkung. Seine Lippen zogen sich zurück und Leia sah zu, so wenig mit seiner Sprache vertraut, dass sie Schwierigkeiten hatte, ihn zu verstehen.
[Er wird es schaffen, Prinzessin. Er ist stark.]
Sie verstand die Bedeutung, wenn auch nicht die Worte, und ihre Hand bewegte sich zu Hans Schulter. Sie umfasste sie fest und drückte ihre Handfläche in seinen Bizeps.
„Du darfst nicht einschlafen, Han", befahl sie bestimmt. „Han."
Schwach drehte er sich von ihr weg, nickte aber irgendwie doch. Seine Lider flatterten manchmal, blieben aber meistens geschlossen und obwohl sie es gut versteckte, litt Leia unter Anfällen extremer Panik, in denen sie sich vorstellte, ihn zu verlieren – wenn er stirbt –
Sie packte seinen Arm fester.
Han bedeckte sein Gesicht und kratzte sich am Hals und Leia nahm einen Eisbeutel zur Hand, hielt seine Hand weg und legte die kühle Kompresse auf seine Haut – das Fieber verursachte einen Ausschlag und er hörte nicht auf, zu kratzen.
„Ma", murmelte Han angespannt. Sein Gesicht verzog sich und er entspannte sich ein wenig, als er den Eisbeutel spürte. „Ma", beharrte er.
Leia schürzte die Lippen und betrachtete ihn näher.
„Mama", wiederholte Han. Er presste die Lider aufeinander.
Leia sah zu Chewbacca auf und entdeckte ein tiefes Stirnrunzeln auf seinem Gesicht. Leias Herz zog sich schmerzhaft zusammen – er war so krank und fragte nach seiner Mutter; es schien nur natürlich zu sein, aber sie konnte nichts dagegen tun.
„Han", sprach sie sanft und fuhr mit dem Eisbeutel über seine Haut. „Du bist auf Hoth. Deine Mutter ist nicht hier."
Han murmelte etwas auf Corellianisch. Er warf den Kopf herum.
„Ja", sagte er fieberhaft. „Sie ist gestorben. Vor langer…langer Zeit."
„Ja", stimmte Leia ihm leise zu.
Er schien nicht zu verstehen, wo er war oder was er sagte. Leia kam ein wenig näher und nahm einen weiteren Eisbeutel zur Hand – sie reichte ihn Chewie, ihre Zähne kratzten über ihre Lippe –
„Aber ich vermisse sie", murmelte Han heiser. „Ma", sagte er wieder.
Seine Stimme brach und Leia ließ ihre Hand zurück zu seinem Gesicht gleiten. Erneut wich er vor dem Gefühl des Handschuhs zurück und dieses Mal führte sie die Hand ohne zu zögern zu ihrem Mund, erfasste den Saum des Latex mit den Zähnen, riss es von ihrer Hand herunter und bewegte die Finger, bevor sie die Hand ausstreckte, um ihm eine natürlichere, nähere Berührung zu schenken.
„Ich weiß", murmelte Leia leise.
Sie stützte sich neben ihm auf dem Bett mit den Armen ab, ihr Gesicht dichter an seinem, als es sein sollte.
„Ich weiß, Han", flüsterte sie. „Ich vermisse meine Mutter auch."
[Komm ihm nicht so nahe, Prinzessin.]
Leia ignorierte die Warnung – sie verstand an seinem Tonfall, dass es eine Warnung war. Han warf den Kopf noch ein paar Mal hin und her, dann beruhigte er sich ein wenig und seine Zuckungen ließen nach. Er entspannte sich etwas und schloss die Augen – Leia bewegte das Eis ein bisschen über seinen Rücken und schreckte ihn damit auf.
„Nein", fuhr sie ihn laut an. „Wach auf."
Hans Augen öffneten sich schlagartig. Blicklos starrte er sie an.
„Du tust mir weh", bellte er und seine Worte flossen ineinander.
Chewie lachte und machte eine neckende Bemerkung. Han ignorierte ihn.
„Es ist nur Eis", gab Leia zurück und drückte es an ihn, um ihn zu beruhigen und die Schläfrigkeit zu vertreiben.
„Hör auf", befahl Han und verzog erneut das Gesicht. Er drehte den Kopf weg und schüttelte ihn heftig. „Briii-ha", brachte er durch zusammengebissene Zähne hervor. Er schüttelte Leias Hände ab und sein Kiefer verspannte sich wieder.
Er schien – die anhaltenden Qualen eines Albtraums in wachem Zustand zu durchleben.
„Bria", wiederholte Leia leise und vertraut. „Nein", korrigierte sie, obwohl sie ihm ihren eigenen Namen nicht anbot.
„Ja, sie", sagte Han, wieder zunehmend zusammenhanglos. „Sie, Bria, hat wehgetan – "
[Han, sie ist tot. Sie ist tot und du sprichst die falsche Frau mit ihrem Namen an.] Chewbaccas Knurren war zu komplex für Leia, aber er schien wütend zu sein.
Leia lehnte sich ein wenig zurück und sah zu, wie Chewie mehr Eis hinzufügte und das kalte Wasser über Hans Hals und seine bloßen, angespannten Schultern verteilte – Han versuchte immer wieder, sich wegzudrehen und warf den Kopf herum – mit brennenden Augen verschränkte Leia die Arme, als sie ihm dabei zuschaute – es war nicht so sehr der Name einer anderen Frau auf seinen Lippen; zwischen ihr und Han lief nichts – aber es war der Schmerz in seiner Stimme, wegen seiner Mutter, wegen diesem anderen Mädchen –
„Es hat wehgetan, Chewie", murmelte Han grob. „Gebrochen."
[Ich weiß, Kleiner. Es ist seit Jahren vorbei.]
Han schüttelte den Kopf und Leia beobachtete ihn.
„Macht nichts", fuhr Han fieberhaft fort. „Leia", sagte er.
Leia hob den Blick und sah ihn unsicher an – was hatten sie vor all dem getan, bevor er sich dazu entschieden hatte, mit dem Tod zu spielen? Nicht nur ein kleiner Streit und eine Diskussion im Cockpit, davor – Dejarik, weil Strategiespiele sie ablenkten; davor – eine Bestandsaufnahme, direkt als er zurückgekommen war – sie verbrachte so viel Zeit mit ihm und sie hasste die Gerüchte, weil sie es hasste, dass sie nicht der Wahrheit entsprachen.
Sie war versucht, ihn in diesem Moment zu hassen, weil er ihren Namen an zweiter Stelle genannt hatte –
„Leia tut auch weh", murmelte Han.
[Die Prinzessin ist hier, vielleicht solltest du die Klappe halten], brummte Chewbacca.
Leia legte den Kopf schief, für einen Augenblick ruhten ihre Augen auf dem Wookiee. Er sah sie vorsichtig, wachsam und fast verloren an.
„Was meint er?", fragte sie leise.
[Er fantasiert.]
Sie verstand Chewbaccas Antwort nur am Tonfall – ein Abtun der Worte als eine Nebenwirkung der Krankheit.
„Leia", sprach Han mit leiser, angespannter Stimme.
[Kleiner], warnte Chewie sanft. [Kleiner.]
„Ja", fuhr Han ihn an. „Ja, ja", als hätte er dieses Gespräch schon tausend Mal mit Chewbacca geführt und hätte den Beitrag des Wookiees satt – „sie wird, sie wird genauso schlimm sein, schlimmer – sie wird mehr wehtun als", er seufzte tief, „Bria."
Leia vermied es, Chewbacca anzusehen – stattdessen schaute sie zur Seite und presste die Lippen zusammen. Ihre Schulter schmerzte und sie hob die Hand, um sie zu berühren, ihre Finger strichen wieder über das fleckige Material – Han dachte, sie würde ihn verletzen? Er war derjenige in der perfekten Position, um sie zu ruinieren –
„Nicht gut genug, das ist das Problem", murmelte Han.
Leia biss sich auf die Lippe und rutschte nach vorne. Ihre Fingerspitzen berührten Hans Stirn.
„Das ist es nicht", wisperte sie.
Han zuckte unter ihrer Berührung. Er stöhnte leise und runzelte leicht die Stirn.
„Scheiße", fluchte er schwach. „Mach, dass es aufhört."
Sie drückte ihre Handfläche an seine Stirn. Die Hitze unter seiner Haut strahlte förmlich von ihm ab und sie hielt den Atem an, als sie näher kam – sie nahm sich sein Gerede zu Herzen, ignorierte es aber auch – es waren Dinge, die ihn tief im Inneren beschäftigen mussten und die das Fieber wund und verletzlich gemacht hatte – Dinge, die später besprochen werden konnten.
Hans Atmung wurde ein wenig gleichmäßiger, flach und dann schläfrig.
„Ich bin müde", nuschelte er. „Lass mich – lass mich schlafen."
„Nein", murmelte Leia.
Han riss sich los.
„Schlafen", wiederholte er.
Leia stand auf und setzte sich neben ihm auf das Bett, strich ihm mit der Hand durch die Haare und beugte sich dicht zu ihm herunter.
„Nein", sprach sie in sein Ohr. „Du überstehst das, Han, du kommst darüber hinweg", befahl sie – „Wir haben ein Leben zu leben", fuhr sie ihn an, ruhig und doch scharf – „wir haben – wir haben", Tränen traten ihr in die Augen – „Han, wir haben eine – Romanze vor uns, wir haben – eine Affäre zu haben, wenn wir nur, nur – ", sie biss die Zähne zusammen – „wenn wir uns nur zusammenreißen und wenn du jetzt nicht einschläfst."
Han murmelte vor sich hin, seine Atmung war immer noch unnatürlich. Leia schluckte schwer, lockerte ihren Griff in seinem Haar und strich es sanft zurück.
Sie fuhr mit den Zähnen über ihre Unterlippe, ihre Lider flatterten.
„Ich werde dich nicht verletzen", versprach sie und beugte sich wieder über ihn – leichtsinnig berührte sie mit den Lippen seinen Nacken, ihre Nase in seinem feuchten, wirren Haar. „Schätzchen", murmelte sie bitter, fast scherzhaft, „du bist derjenige, der mich verletzen wird."
Chewbacca sah zu, sein Gesichtsausdruck war ernst – nachdenklich – Han beruhigte sich unter der Berührung, wach und aufmerksam zuhörend oder benebelt und in Trance; beides war möglich.
„Chewie", grummelte Han. „Leia ist…", lallte er undeutlich, „sie mag mich, sie ist…nur gemein. Ich weiß nicht, warum sie gemein ist. Ich mag es nicht. Es tut weh."
Chewbacca legte seinen Kopf schief und sein Blick fing Leias auf, als sie den Kopf leicht drehte.
[Er wird sich nicht daran erinnern.]
Es war ein Versprechen oder eine Warnung – sie war sich nicht sicher, was sie wollte, das es war. Hans Schultern verkrampften sich wieder unter Muskelzuckungen und Leia ließ ihre Hand in seine gleiten, hielt sie fest und drückte ihre Wange gegen seinen Rücken – sie hielt ihn fest, so fest sie konnte und Han drückte zurück, ob er seine Umgebung nun wahrnahm oder nicht. Sein Griff lockerte sich und seine Atmung wurde langsamer – und sie drehte heftig den Kopf und versenkte ihre Zähne in seiner Schulter, um die Müdigkeit zu vertreiben.
Geschockt von sich selbst, setzte sie sich gerade hin und drehte sich mit weit aufgerissenen Augen zu Chewbacca um – Han gab ein langanhaltendes, gekränktes Stöhnen von sich, wie ein verletztes Tier – und Chewbacca blickte sie leicht amüsiert an –
„Sag ihm nicht, dass ich ihn gebissen habe", bat sie heiser und richtete ihren Blick wieder auf Han – ihre Stimme zitterte und sie starrte ihn an, ihre Lippen salzig und heiß von dem Kontakt mit seiner Haut –
„Han – bleib wach. Bleib – bei mir."
