Hohes Risiko

In einem sicheren Kommunikationsraum versteckt und seine Aufmerksamkeit hauptsächlich auf ein Infrarot-Holo gerichtet, warf Rieekan seiner Kollegin aus dem Augenwinkel einen Blick zu und wartete auf ihre Reaktion.

„Sie ist wo?"

Mon Mothmas Ton war skeptisch; mit einem Pappbecher in beiden Händen hielt sie inne und warf dem General einen durchdringenden Blick zu. Rieekan rutschte herum, schlug ein Bein über das andere und lehnte sich in seinem Stuhl zurück – er nickte langsam und bestätigte somit, was er gerade gesagt hatte.

Er legte seine Handfläche auf sein Knie, klopfte mit der anderen Hand auf die Kante seines Stiefels und zuckte die Achseln.

„Der medizinische Kommandant sagt, sie sei nicht gegangen", erwiderte er bestimmt. Er hob den Arm und schaute auf die Uhr an seinem Handgelenk. „Es sind jetzt schon vierzehn Stunden", stellte er fest. „Also wird Solo nicht sterben. Er war die ganze Nacht im Delirium."

Langsam hob Mon Mothma ihren Becher den Rest des Weges zu ihrem Mund und nahm einen Schluck. Nachdenklich ließ sie ihn genauso langsam wieder sinken, stellte ihn auf dem Tisch ab und drehte sich schweigend um, um die Aufnahme zu betrachten, die sie sich ansahen – Filmmaterial, das ihnen von Spionen übermittelt worden war; ein Beweis imperialer Gräueltaten in der Propaganda primitiver Systeme, nützlich für die Rekrutierung von Rebellen – in diesem Fall nützlich für ihre Glaubwürdigkeit.

„Ich kann mir nicht vorstellen, dass er gestorben wäre", murmelte Mon Mothma.

Rieekan hob eine Braue und sah zu ihr hinüber.

„Glauben Sie, der Tod fürchtet sich vor Han Solo?"

„Nicht so sehr, wie Han Solo den Gedanken verabscheuen würde, dass seine letzte Handlung vor den Augen der Prinzessin ein ziemlich spektakulärer Ohnmachtsanfall war", scherzte Mon Mothma.

Rieekan grinste und wandte sich wieder der Projektion zu.

Sie legte die Handflächen um ihren Kaffeebecher.

„Ich habe gehört, dass er sich an ihrem Stiefel die Nase gebrochen hat", bemerkte sie.

Rieekan schnaubte und schnalzte mit der Zunge.

„Gerüchte verbreiten sich in dieser Basis schneller, als Schiffe durch den Hyperraum fliegen", meckerte er gutmütig. „Obwohl ich überrascht bin, den Tag zu erleben, an dem Sie sich ihnen hingeben, Madam."

„Ich bin noch nicht alt genug, um Madam genannt zu werden."

„Militärische Angewohnheit."

Mon Mothma lächelte und beugte sich mit erhobenen Schultern vor. Angespannt runzelte sie die Stirn.

„War es richtig, ihr zu erlauben, das Krankenzimmer zu betreten? Wenn diese Rebellion Leia verliert – "

„Sie wird nicht krank", sagte Rieekan geradeheraus. „Der Arzt hat sie angemessen gewarnt."

„Vielleicht hätten Sie es verhindern sollen."

„Ich bin einer ihrer Bürger", schnaubte Rieekan. „Ich habe keine Autorität über eine Prinzessin von Alderaan."

Mon Mothma seufzte unsicher.

„Wir alle haben ihrem Vater ein besonderes Versprechen gegeben, sie zu beschützen."

„Nun", erwiderte Rieekan unverblümt. „Ich kann keine Mikroben erschießen und ich fühle mich eher dem Gedanken verpflichtet, zwischen Ihrer Hoheit und einer Kugel zu stehen als zwischen ihr und Han Solo."

Wieder hob Mon Mothma ihren Becher.

„Sie denken, es ist so ernst?", murmelte sie und nippte an ihrem Kaffee. „Sind die Gerüchte wahr?"

„Leutnant Mar", schnaubte Rieekan, „der Arzt? Hat da gestanden und war verdammt kurz davor, sie zu fragen, ob sie mit Solo schläft", sagte er. „Ob sie gerade dabei gewesen wären, als er krank wurde. Das hat er sie gefragt, die kleine Prinzessin Leia", fügte er ungläubig hinzu, „das Mädchen, vor dem ich mich verbeugt habe, seit sie zwei Jahre alt ist."

„Das hat er nicht."

„Doch, das hat er und ich schwöre, ich habe gespürt, wie der Geist des Vizekönigs mir in den Nacken geatmet und mich angestarrt hat", Rieekan lachte ein wenig verlegen, „als ob er sagen wollte, verdammt noch mal, Carlist, ihr die Rebellion zu erlauben, sollte dazu dienen, sie davon abzuhalten, auf diese Art zu rebellieren."

Mon Mothma schluckte schwer und schnalzte leise mit der Zunge, während sie ihren Becher immer noch locker in den Händen hielt.

„Ich kann mir nicht vorstellen, was in sie gefahren ist", bemerkte sie.

Rieekan zuckte die Achseln und hob eine Braue.

„Sie ist in ihn verliebt", antwortete er einfach.

„Ja, das ist mir bewusst", entgegnete Mon milde, „die Basis ist sich dessen bewusst – in der Tat nehme ich an, wenn Sie Darth Vader fragen würden, würde er Ihnen zustimmen, ein Gerücht darüber gehört zu haben, dass Prinzessin Leia beschlossen hat, wirklich niemanden zu schockieren und sich in jemanden wie Han Solo zu verlieben."

„Niemanden zu schockieren, was?", fragte Rieekan skeptisch. „Sie sind nicht geschockt?"

Mon Mothma sah ein wenig steif aus.

„Er ergänzt sie perfekt", stellte sie scharfsinnig fest. „Bail hat sich sozusagen immer darüber beschwert, dass sie mit jemandem davonlaufen wird, der völlig ungeeignet ist. Wissen Sie, wer mir als Vizekönig nachfolgen wird, Mon? Irgendein Rockstar. Mit einem Nasenring, ohne Zweifel. Und Tattoos", zitierte sie und lächelte ein wenig traurig bei der Erinnerung an ihren alten Freund – sie trägt die Skywalker-Leidenschaft in sich und es wird mir einen Herzinfarkt bescheren – würde er nörgeln.

„Solo hat keinen Nasenring", bemerkte Rieekan.

„Vielleicht hat er Tattoos."

Rieekan schnaubte.

„Und hier sitzen wir und tratschen über sie wie alle anderen auch", murmelte er und sein Ton verfinsterte sich unangenehm.

Mon Mothma seufzte und stellte ihren Becher ab. Langsam drehte sie ihn im Kreis und sah zu, wie der Kaffee darin erzitterte. Sie hob das Kinn und schürzte nachdenklich die Lippen.

„Wir befinden uns in einer so gefährlichen Zeit", sagte sie leise. „Wir haben so viele Treffer abbekommen und sind so stark zersplittert – wir brauchen Leias Führung und Leias…Stärke", seufzte sie schwer. „Ohne eine Ablenkung. Sie ist jung. Das ist er nicht. Und Liebe kann…schädlich sein. Was ist mit allem, was sie bereits durchgemacht hat?" Mon Mothma schüttelte erneut den Kopf. „Trotz all der Scherze und Wetten auf das Schicksal – vielleicht ist es keine gute Idee."

Rieekan rutschte nachdenklich herum, sein Fokus lag wieder auf der Projektion – Schrecken in infrarot, vom Imperium durchgeführt und ihnen zugespielt – Schrecken, die nicht so endgültig, aber genauso brutal waren wie das, was seinem Zuhause widerfahren war.

„Darf ich einmal direkt sein, Carlist?"

Er nickte.

„Hatten Sie jemals eine Affäre?"

„Ich hatte eine Ehe."

„Hm. Was ich meine, ist etwas, das…unkonventionell für Ihre Stellung ist oder ein hohes Risiko, in Anbetracht Ihrer Position", stellte Mon klar.

„Nein."

„Ich schon", erwiderte Mon schlicht. „Die Dinge können chaotisch werden. Anzuführen…kann – unmöglich werden. Es ist nur", sie hielt inne und wählte ihre Worte dann erneut – „Es kann schädlich sein. Und sie ist noch so jung."

Rieekan seufzte.

„Ja", stimmte er ihr leise zu. Er zuckte die Achseln. „Aber welcher Schaden wird angerichtet, wenn sie nichts hat?", fragte er. „Irgendetwas außer", er deutete auf die Szene vor ihnen und dann auf den Bunker, in dem sie sich versteckt hielten – die Kälte darin, die klinische Vergänglichkeit. „Diesem Kampf."

Angespannt schüttelte er den Kopf.

„Ich glaube nicht, dass wir sie bitten können, nicht zu lieben", ergänzte er knapp, „oder sogar andeuten, dass wir es nicht gutheißen."

Mon Mothma hatte sich wieder ihrem Kaffee zugewandt.

„Es gutheißen", zitierte sie. „Tun wir das?"

Rieekan schaute sie an.

„Tun Sie das?"

Beide schwiegen und sahen sich an.

Mit nachdenklich gerunzelter Stirn rieb Rieekan seinen Handballen gegen sein Knie und sie blickte einfach nur zurück. Ihre Stille schien eine eindeutige Antwort zu sein, aber er spürte, dass sie nichts erwiderte, weil die Galaxie, wie sie sie kannten, sich trotz ihrer instinktiven Missbilligung im Wandel befand und alte Regeln tote Regeln waren.

„Ich halte Han Solo nicht für einen schlechten Mann", meinte Mon Mothma schließlich. Sie klopfte mit den Fingerspitzen auf den Tisch. „Ich glaube allerdings auch nicht, dass Leia sein Kindermädchen ist", fuhr sie knapper fort, „und ich will nicht mitansehen müssen, dass er ihren Untergang darstellt."

Rieekan löste seine übereinandergeschlagenen Beine voneinander, schüttelte langsam den Kopf und pfiff leise. Mit den Ellenbogen auf den Knien beugte er sich nach vorne und biss die Zähne zusammen, wies Mon Mothmas Bedenken von sich.

„Mon, er arbeitet jetzt seit mehr als einem Jahr kostenlos", gab er rundheraus zu. „Er hat niemals die Belohnung für ihre Rettung angenommen." Er machte eine Pause, sah auf die Linien in seiner Handfläche hinunter und runzelte die Stirn. „Ich weiß nicht, was sich zwischen den beiden abspielt oder was geschehen wird – aber es ist keine Verdammnis."

Mit gerunzelter Stirn dachte Rieekan an das nervenaufreibende, öffentliche Hin und Her von Hans und Leias Beziehung zueinander, die unbeschreibliche Art und Weise, mit der sie beide offensichtlich sehr gut zu wissen schienen, was zwischen ihnen geschah, ohne – dass es geschah.

„Wenn jemals etwas zwischen den beiden passiert, Mon", sagte Rieekan bestimmt, „erinnern Sie sich an meine Worte, es wird keinen Untergang geben. Für sie oder für ihn. Es wird überhaupt kein Ende geben."

Mon Mothma holte tief Luft.

„Ein romantisches Plädoyer haben Sie da gehalten, Carlist. Jetzt fühle ich mich wieder wie ein junges Mädchen", murmelte sie und streckte dann empört die Hand aus. „Na, um Gottes Willen, wann zum Teufel werden die beiden irgendetwas in Gang setzen?", forderte sie und lehnte sich in ihrem Stuhl zurück.

Sie seufzte.

Rieekan schüttelte den Kopf.

„Ich nehme an, das hängt davon ab", murmelte er vor sich hin.

„Von was?"

Rieekan drehte den Kopf, rieb sich den Kiefer und seine Knöchel streiften seinen Hals – von dem Risiko, das Prinzessin Leia für ihren Seelenfrieden auf sich genommen hatte, sich die ganze Nacht zu ihm zu setzen, als er nicht er selbst war und keine Kontrolle hatte – die Dinge, die eventuell gesagt worden waren, waren so…ein hohes Risiko.

„Vom", erwiderte Rieekan vorsichtig, „Delirium."