4. Kapitel: Konsequenzen einsamer Entscheidungen
Letztlich wusste Barry nicht was aus Frost geworden war. Nach einem sehr chaotischen Kampf, während dem viel geschossen wurde, fand er sich trotz Superspeed als Gefangener der Angreifer wieder, während es von Frost keine Spur gab. Chillblaine wird nicht gerade begeistert davon sein, dass sein Versteck meinetwegen ex gegangen ist, dachte Barry, während ihm zugleich klar war, wie absurd dieser Gedanke angesichts seiner Lage war. Zumindest war dieses Mal keine Lena Luthor vorhanden, die versuchte ihn umzubringen. Diese sturmtruppenartigen Angreifer, hatten ihn zwar mit Anti-Speed-Force-Kanonen beschossen, doch zumindest offenbar lebend fangen wollen. Im Moment wollte ihm also keiner ans Leben, doch das könnte sich schnell ändern, wenn er den nächsten Luthor oder Superman zu Gesicht bekommen sollte.
Kramer tauchte auf und nahm Barry seine Meta-Handschellen ab. „Die sind nicht nötig", meinte sie, „Immerhin sind wir hier alle Freunde." Barry war anderer Meinung, aber er zog es vor zu diesem Thema zu schweigen.
Kramer warf ihm einen vielsagenden Blick zu und führte ihn dann in ein Büro. Sie hatten ihn zurück zum DOD/CCPD geschafft. Barry verstand diese Zusammenführung immer noch nicht ganz, aber zumindest kannte er alle möglichen Fluchtwege. Nicht, dass er eine Chance hatte zu fliehen – jedes Mal, wenn er versuchte auf seine Geschwindigkeit zuzugreifen, dann schien er ins Nichts zu greifen - für den Moment war er auch ohne Meta-Handschellen kräftelos.
Kramer deutete ihn sich zu setzen und nahm selbst hinter dem Schreibtisch Platz. „Es gibt Gründe warum wir dich aus der Gewalt dieser Eis-Terroristen befreit haben", begann sie.
„Befreit?", wiederholte Barry ungläubig.
Kramer ließ sich von seinem Tonfall und seinen allgemeinen Verhalten nicht beeindrucken. „Ja, genau, Killer Frost und Chillblaine sind überaus gefährliche Individuen. Vermutlich hätten sie dich getötet, wenn sie eine Chance dazu bekommen hätten", behauptete sie.
Barry schüttelte nur seinen Kopf. Glaubte sie etwa wirklich, dass er darauf hereinfallen würde? „Auch wenn du nicht der bist, für den wir dich gehalten haben, so können wir im Augenblick jeden Verbündeten gebrauchen, den wir kriegen können", fuhr Kramer fort, „Das Treffen mit der Hegemonie…."
Barry lachte nur trocken. „Ihr denkt doch nicht wirklich, dass ich bereit bin euch zu helfen, oder?", spottete er, „Nach allem, was ich weiß, ist es euer Plan dieses Treffen dazu zu nutzen um alle umzubringen, die daran teilnehmen. Und das nicht einmal, weil die eine Gefahr für irgendjemanden darstellen, sondern einfach nur, weil ihr es könnt!"
„Wie ich sehe waren wir zu spät und sie haben bereits damit begonnen deinen Kopf mit Propaganda vollzustopfen." Superman betrat das Büro und musterte Barry ernst. „Ich will Frieden, keinen Krieg, deswegen tue ich die Dinge, die ich tue."
„Du hast selbst zugegeben, dass du andere Helden zwingen willst gegen diese Leute zu kämpfen, weil sie jemanden umgebracht haben, der dir nahe steht. Lex Luthor war dabei dir das auszureden. Lex Luthor!", betonte Barry, „Ich weiß, was ich gehört habe."
„Aber hast du es auch verstanden?"
Barry zögerte, als er Clarks intensiven Blick auffing.
Dieser nickte, als hätte sein Zögern ihm gerade etwas bestätigt, das er schon lange gewusst hatte. „Wir beide haben Jahre damit verbracht unsere Helden-Karriere darauf aufzubauen, dass Töten falsch ist und es immer einen anderen Weg geben muss. Und wir haben beide Jahre damit verbracht zu reagieren anstatt zu agieren, weil wir dachten, dass Erstschläge unmoralisch sind. Und was hat es uns gekostet? Du hast deine Eltern verloren, deine Freunde, wieder und wieder. Und ich habe nicht nur meine Familie, sondern gleich auch noch mein ganzes Zuhause mit verloren", sagte Clark, „Aber nun weiß ich es besser. Und der andere Barry, mein Barry, ist an meiner Seite geblieben, von Tag Eins bis Heute. Denkst du nicht, dass das etwas zu bedeuten haben muss? Vertraust du deinem eigenen Urteil so wenig? Im Gegensatz zu dem, was meine Feinde behaupten, ziehe ich nicht durch die Straßen und töte einfache Kriminelle. Und die Pegasus-Hegemonie … du weißt nichts von ihnen, du kennst sie nicht. Ich aber schon. Bisher hast du dir meine Seite noch nicht einmal angehört."
Barry deutete ihm fortzufahren. „Nun, dann präsentiere sie mir. Erklär mir deine Seite", forderte er den anderen Mann auf. Der nickte Kramer zu, schritt in Barrys Richtung und setzte sich dann auf Kramers Schreibtisch. „Barry, die Bewohner der Pegasus-Hegemonie sind nicht wie wir. Sie sind Monster, die Geiseln der Galaxis. Die kryptonischen Datenbanken wissen alles über sie und ihre Ziele. Sie kennen keine Gnade, und man kann sie ihnen auch nicht beibringen. Sie sind nicht die Art Feind, die man zum Aufgeben überreden kann, oder mit Liebe dazu bringen kann bessere Wesen zu werden. Wir haben bereits versucht mit ihnen zu reden, und es ist gescheitert. Unsere gesamte Delegation wurde abgeschlachtet", erklärte er, und Kramer nickte zustimmend. „Es gibt Daten, die das belegen, wenn du uns nicht glaubst", fügte sie hinzu.
„Denkst du nicht, dass ich mich beim Thema Außerirdische besser auskenne als du?", wollte Clark ernst wissen, und Barry hatte das Gefühl in eine Falle zu tappen, wenn er darauf antworten würde. Also sagte er stattdessen: „Was meint Kara zu dieser ganzen Sache?"
Clark und Kramer wechselten einen Blick. „Kara ist nicht mehr hier, Barry", meinte Clark dann traurig, „Also kann ich ihre Meinung zu dieser Frage nicht einholen. Und nein, die von J'onn auch nicht. Den Mars, den gibt es nicht mehr."
Barry starrte ihn verwirrt an. „Was meinst du damit es gibt keinen Mars mehr?", wollte er dann wissen.
„Unser Sonnensystem wurde bereits öfter von Außerirdischen angegriffen", sagte Clark, „Und bei einem dieser Angriffe wurde der Mars zerstört und alle Marsianer mit ihm. J'onn, M'gann und all die anderen, sie sind weg. Vielleicht verstehst du jetzt, dass ich ein wenig nervös bin, wenn die Aussicht besteht, dass es der Erde genauso ergehen könnte."
„Das mag ja alles wahr sein, aber du wolltest die Anderen dazu zwingen für uns zu kämpfen", rief Barry ihn in Erinnerung, „Das hört sich nicht nach einem Helden an, es hört sich nach einem Schurken an."
„Doch nur weil mir keine Wahl bleibt, weil sie mir nicht mehr zuhören und mich genauso misstrauisch beäugen wie du es gerade tust. Ja, ich habe in der Vergangenheit Fehler gemacht, und die haben dazu geführt, dass sich die Anderen von mir abgewandt haben, aber meine Fehler sollten uns nicht die Erde kosten! Ich wollte mit ihnen reden, würde das immer noch vorziehen, aber mein Barry ist verschwunden, wurde vielleicht getötet, und er wollte versuchen den Anderen die Lage zu erklären", behauptete Clark, „Ihm hätten sie zugehört. Mir aber würden sie nicht zuhören. Kate hat sie gegen mich aufgehetzt."
Barry schüttelte den Kopf. „Ich bin sicher, dass Sara die Anderen zur Raison bringen würde, wenn es wirklich so ernst ist. Sie würde keine alten Fehler oder gar Fehden zwischen der Erde und ihrer Rettung stehen lassen", meinte er.
„Nein, das würde sie nicht. Aber Sara und die Legends sind seit Jahren verschwunden. Wir müssen befürchten, dass sie tot sind. Die Waverider ist eines Tages einfach nicht mehr zurückgekommen. Und ohne Sara, und ohne Kara, und ohne Barry habe ich keine Fürsprecher mehr in der Helden-Gemeinschaft. Jefferson und seine Töchter werden mir helfen, wenn es hart auf hart kommt, aber ich fürchte das wird nicht reichen", erklärte Clark ihm ernst, „Ich bin verzweifelt, Barry. Ich habe Verbündete, das DOD steht hinter mir, aber es braucht uns alle. Wir müssen alle zusammenstehen um dieser Gefahr Herr zu werden."
Barry seufzte. Clark klang so ehrlich. So als würde er glauben, was er da sagte, und vermutlich tat er das sogar. Und vielleicht sagte er sogar die Wahrheit. Aber trotzdem zweifelte Barry nicht daran, dass die Anderen gute Gründe gehabt hatten sich von ihm abzuwenden.
Aber letztlich spielte das alles keine Rolle, nicht für ihn, nicht wirklich. „Selbst wenn ich wollte, dann könnte ich dir nicht helfen. Ich bin gerade erst angekommen und habe, wie dir aufgefallen ist, keine Ahnung von dem, was hier vor sich geht. Ich weiß nicht, was aus deinem Barry geworden ist." Er würde sicherlich nicht vor aller Ohren seine Theorie, dass die Luthors ihn umgebracht hatten, verkünden. „Aber ich muss wieder zurück nach Hause. Ich sollte gar nicht hier sein."
„Aber ich brauche dich hier", betonte Clark, „Ich brauche einen Speedster."
„Wenn du mich einfach dorthin zurückgehen lässt wo ich herkomme, dann kann ich das alles verhindern, kann verhindern, dass es jemals geschieht. Und ich meine alles. Ich kann Smallville retten, Clark, den Anschlag verhindern", erwiderte Barry, „Dann passiert das hier alles niemals."
Clark schüttelte den Kopf. „Nein, ich kann das Risiko nicht eingehen, dass ich dich gehen lasse und sich nichts ändert. Dass diese Zeitlinie weiter existiert, egal was du tust", meinte er streng.
„Aber so funktioniert es, ich habe das schon mehrfach erlebt. Wenn ich die Schüsselelemente der Vergangenheit verändere, lösche ich die Zukunft aus. So habe ich Iris das Leben gerettet, und so habe ich Nora verloren. Thawne wurde so ausgelöscht, oder zumindest ein Zeitfragment oder eine andere Version von ihm", versicherte ihm Barry, „Es wird klappen, versprochen. Ich rette Smallville und damit zerstreitet sich die Superhelden-Gemeinschaft niemals. Und dieser Tag wird nie in dieser Form stattfinden. Ich war schon in ausgelöschten Zukünften. Genau wie die Legends. Und sogar Kara."
„Und wenn das hier ein Paralleluniversum ist, oder zu einem wird, sobald du gehst?", hielt Clark dagegen.
„Das Multiversum existiert nicht mehr, das wissen wir", beharrte Barry.
„Ach? Tun wir das?", wollte Clark wissen, „Es gab Überlebende der Krise, die erst lange nach ihr auf dieser Erde angekommen sind. Was wenn das bedeutet, dass es in Wahrheit ganz anders ist, als wir denken? Brainiac-5 hat eine 60% Chance errechnet, dass das Multiversum wieder existiert und dabei ist sich zu expandieren. Dass jeden Moment neue Universen entstehen."
Barry hätte beinahe gesagt, dass das doch gute Nachrichten waren, doch er hielt sich zurück. Sein Gefühl sagte ihm, dass so eine Aussage bei diesem Publikum nicht besonders gut angekommen wäre.
Clark starrte ihn mit einem düsteren Blick an. „Es tut mir leid, Barry, aber ich kann dich nicht gehen lassen. Jetzt noch nicht. Ich brauche dich hier. Du musst mir helfen diese Welt zu retten. Wenn alles vorbei ist, wenn wir wieder sicher sind, dann kannst du gehen. Vorher ist das einfach nicht möglich", erklärte er ruhig.
Barry musterte den Mann, der mit steifer Miene und harten Augen auf dem Schreibtisch von Kristen Kramer saß und ihn mit scheinbar bedauernden Blicken bedachte. Doch er konnte die Kälte erkennen, die hinter diesem Bedauern lag. Thawne hatte manche seiner Taten ehrlicher bedauert als Clark das hier bedauerte.
Egal was dieser Mann ihm gerade erzählt hatte, egal, was er und Kramer ihn einzureden versuchten, die Tatsache alleine, dass er ihn hier gefangen hielt, bewies, dass Frost recht hatte und er unrecht: Superman war doch der Böse in dieser Geschichte hier.
„Es ist ganz einfach, du gibst vor unser Barry zu sein, lebst sein Leben, hilfst uns dabei herauszufinden, was mit ihm passiert ist", hatten sie ihm erklärt, „Hilfst uns dabei mit der Pegasus-Hegemonie fertig zu werden. Und wenn das alles erledigt ist, kannst du nach Hause. Da wir uns leider nicht auf dein Wort verlassen können, müssen wir sicher gehen, dass du trotzdem tust, was wir dir sagen."
Kramer war diejenige, die das gesagt hatte, und die ihm eine von Wallers Schädelbomben implantiert hatte. Aber Barry wusste mit Sicherheit, dass Superman derjenige war, der letztlich die Verantwortung dafür trug. Clark hatte ihm das angetan, hatte ihn kühl in die Augen gesehen mit trauriger Miene, aber nicht einmal gezuckt als Kramer ihn das alles angetan hatte.
So viel zum Thema Freundschaft…. Hatte er den anderen Barry auch so unter Kontrolle gehalten? Irrte Frost sich, und war dessen Kooperation nicht ganz freiwillig gewesen?
Nach der Implantation hatten sie ihm eine Art Kommunikator in die Hand gedrückt und dann gehen lassen. Damit er sich „akklimatisieren konnte", wie sie es nannten.
Barry war immer noch geschockt durch das ehemalige CCPD gestolpert. Keiner schien sich besonders über seinen Anblick gewundert zu haben. Vielleicht war sein Verhalten normal für jemanden, der es mit Kramer und Superman zu tun gehabt hatte.
Er hatte sich verletzlich und alleine gefühlt und war zu dem einzigen Ort zurückgekehrt, an dem er etwas finden könnte, das all das besser machen könnte: Nach Hause. Er war ins Loft gegangen, zu Iris. Sie jetzt zu sehen war das Einzige, das ihm dabei helfen könnte sich besser zu fühlen.
Nur, dass Iris nicht im Loft war. Tatsächlich fand er keine Spur von ihr dort. Die Schränke waren voll mit Männerkleidung, von Iris Büchern, Blue Rays, und ihrer Musik in den verschiedensten Tonträgerformaten war nichts zu finden. Es gab hier nur einen Laptop, und die ausgeschnittenen Zeitungsartikel, die Iris überall verstreute, wenn sie an einer Story arbeitete, waren auch nirgends zu sehen.
Ist Iris etwa ….? Doch es gab die Fotos - das gerahmte Foto von Iris und Barry, das andere von ihrer Hochzeit, eines von Team Flash, eines von Joe, Cecile, Iris und Barry mit Baby Jenna, eines von Iris, Barry und der erwachsenen Nora, und dann war da eines, das Barry definitiv noch nicht kannte, es zeigte Iris und Barry mit einem Baby, mit Baby Nora um genau zu sein, doch es war keines der Bilder aus Noras Tagebuch, Barry erkannte das Foto nicht wieder.
Was immer also passiert war, es war nach Noras Geburt geschehen.
Barry versuchte Iris auf ihrer alten Handynummer zu erreichen, doch niemand meldete sich.
Also ging er zu seinem anderen Zuhause zurück, an dem Ort, an dem er aufgewachsen war, der für ihn immer einen sicheren Hafen dargestellt hatte: Zum West-Haus.
Sein Schlüssel passte nicht mehr ins Schloss. Also klopfte er.
Joe öffnete ihm die Türe. „Barry", stellte er sichtlich überrascht fest, als er ihn erblickte.
„Ich bin auf der Suche nach Iris", erklärte Barry.
Joe seufzte. „Du weißt, dass sie nicht mit dir sprechen möchte. Und du weißt auch warum", erwiderte er, „Wir haben das alles schon durchgekaut, Bar. Ich mische mich da nicht ein, das weißt du."
Ich weiß gar nichts, hätte Barry gerne erwidert, Ich bin nicht der Mann, den du denkst vor dir zu haben. Aber vielleicht wurde er beobachtet oder belauscht, und er wusste, dass es Superman und Kramer gar nicht gefallen würde, wenn er irgendjemanden die Wahrheit erzählen würde. „Ich will sie nur kurz sehen. Sie und Nora", meinte er, „Immerhin ist sie auch meine Tochter."
Joe seufzte. „Du weißt, was Iris davon hält. Dass sie meint, du wärst eine Gefahr für dein eigenes Kind. Und um ehrlich zu sein, Junge, ich kann nicht behaupten, dass sie vollkommen unrecht damit hat. Ich hab das alles noch zu gut aus meiner Zeit mit Francine in Erinnerung. Manchmal ist es besser, wenn sich ein Elternteil von seinem Kind fernhält, zumindest vorübergehend", meinte er.
Sie standen immer noch zwischen Tür und Angel und Joe machte keine Anstalten Barry herein zu lassen. „Es mag ja sein, dass ich Fehler gemacht habe, aber … ich hatte einen wirklich schlechten Tag. Ich … kann ich vielleicht für einen Moment herein kommen?", wollte Barry dann wissen.
Joe wirkte für einen Moment hin und her gerissen. „Ich halte das für keine gute Idee", meinte er dann langsam.
„Du hast mir einmal gesagt, dass ich hier immer willkommen bin, dass dies hier immer mein Zuhause sein wird, egal was passiert", rief ihm Barry in Erinnerung, „Hat sich das wirklich geändert? Bin ich nicht mehr dein Sohn?!" Ein Klumpen bildete sich in seiner Kehle, wenn er daran dachte, dass ihn nicht nur Iris sondern offenbar auch Joe verlassen hatte.
Joes Gesicht spiegelte Bedauern und Reue wieder. „Ich muss an Jenna denken. Und an Cecile", erklärte er, „Es tut mir leid, wirklich. Hör mal … ich kann später im Loft vorbei kommen, und wir können reden, ja? Aber ich kann dich nicht mehr in dieses Haus lassen. Du weißt warum."
Barry spürte wie ihm Tränen in die Augen traten. Offenbar hatte er in dieser Zukunft alles und jeden, den er jemals geliebt hatte, verloren, und das alles nur weil er sich auf Supermans Seite gestellt hatte, nachdem dieser vom Weg abgekommen war. Offenbar war er mit ihm vom Weg abgekommen. Offenbar hielten die Wests ihn für zu gefährlich um sich in der Nähe von Kindern aufzuhalten.
„Ja, ja, ich weiß warum", log er, „Entschuldige die Störung." Er drehte sich um und stapfte davon. Hier verschwendete er seine Zeit, seine Familie wollte nichts mehr mit ihm zu tun haben, und er konnte ihnen nicht einmal erklären, dass er nicht der war, für den sie ihn hielten. Sein Freund war zu einem Monster geworden und hielt ihn gefangen. Und die einzige Person, die auf seiner Seite war und die Wahrheit kannte – Frost – war verschwunden, auf der Flucht vor genau den Leuten, die ihm eine Bombe in den Kopf gepflanzt hatten. Er war auf sich selbst gestellt. In einer Welt, die ihm fremd war.
Was sollte er nun tun? Seine Versuche Lyla, Cisco, oder irgendjemanden sonst zu erreichen blieben fruchtlos. Nicht einmal Julian in London war erreichbar. Felicitys letzte Nummer existierte nicht mehr. Er kannte so viele Leute auf dieser Welt, und niemand schien mehr etwas mit ihm zu tun haben zu wollen.
Er rannte nach Star City und fand nur Trümmer vor. Von der Stadt waren nur noch Ruinen übrig. Noch mehr Tote, noch mehr Zerstörung, noch mehr Opfer. Der Mars, Star City … Wer von Olivers Familie und Freunden war aller hier gewesen als es zu Ende gegangen war, wer war hier aller gestorben? Kara und die Legends verschwunden, Kate eine Staatsfeindin. War wirklich niemand mehr übrig?
Werbebanner informierten ihn darüber, dass er auf einer sicheren Welt lebte, in der es kein Verbrechen mehr gab und alles besser war als zuvor. Davon fühlen konnte er allerdings nichts.
Im Saint and Sinners bestellte er sich einen Drink. Keiner aus der alten Kundschaft war hier zu sehen, die wenigen, die hier waren, wollten ihn Ruhe trinken, niemand achtete besonders auf ihn. Der Barkeeper war ein Fremder und nicht besonders freundlich. Alles um ihn herum erschien ihm so fremdartig.
„Man sagt, wer alleine trinkt, tut dies um zu vergessen. Was versuchst du zu vergessen, Speedy?" Wie aus dem Nichts erschien John Constantine neben ihm und nahm auf den Hocker zu seiner Linken Platz, ein Whiskey-Glas in seiner Hand.
„Constantine? Aber ich dachte … die Legends sind doch tot oder verschwunden?!", wunderte sich Barry.
„Oh, das sind sie auch. Mögen sie in Frieden ruhen." Constantine prostete der Luft zu. „Wenn sie mich nicht rausgeschmissen hätten, dann wäre ich genauso geendet wie sie, insofern muss ich ihnen dankbar sein. Danke dafür, dass ihr den Junkie auf die Straße gesetzt habt." Er prostete erneut der Luft zu. „Das erinnert mich. Zeit fürs Auftanken."
Der Magier holte ein kleines Fläschchen aus seinem Mantel, schraubte es auf, und trank den Inhalt auf Ex hinunter. Kaum hatte er das getan leuchteten seine Augen blau auf. „Magie in flüssiger Form", erklärte er auf Barrys fragenden Blick hin, „Hält mich inzwischen am Leben. Wenn ich das Zeug absetzen würde, dann würde ich sterben." Er lachte bitter. „Nachdem mich der Brunnen von Imperium als unwürdig befunden hatte, blieb mir nur das hier übrig um meine Magie zurückzubekommen. Und es hat mich mächtiger gemacht als jemals zuvor. Leider war es auch schwer zu kontrollieren, und ja, ich denke, ich hätte vorhersehen müssen, dass es einen Preis zu bezahlen gibt, aber … ich lerne meine Lektion eben niemals. Das Zeug hat mich alles gekostet: Zari, Astra, und meine Freunde. Und dann hat sich auch noch herausgestellt, dass es mich langsam aber sicher umbringt. Zugleich ist es aber das Einzige, was mich am Leben hält, also ja, ich schätze das kann man als Ironie ansehen. Nachdem ich meine Seele endlich zurückbekommen hatte, mein Tod durch Lungenkrebs in weite Ferne gerückt war, endet es so." Constantine schüttelte den Kopf. „Die Dinge ändern sich offenbar niemals wirklich. Und die Menschen, wir ändern uns noch weniger", stellte er fest.
„Das ist furchtbar", räumte Barry ein, „Gibt es denn niemanden, der dir helfen kann?"
Constantine zuckte die Schultern. „Das würde voraussetzen, dass ich Hilfe will, oder etwa nicht? Und was würde die bringen? Ein Leben ohne Magie wäre überhaupt kein Leben. Lieber das hier als nichts. Auch wenn dieser Weg ein sehr einsamer ist. Aber mit einsamen Wegen kennst du dich ja aus", meinte er jovial, „Gibt es irgendjemanden, den du nicht gegen dich aufgebracht hast?"
Barry schüttelte den Kopf. „Es hätte nicht so kommen dürfen", erklärte er, „Ich verstehe nicht, wie es soweit kommen konnte."
„Du hast aufs falsche Pferd gesetzt, das kommt schon mal vor", behauptete Constantine, „Keiner hätte voraussehen können, dass Supes so vollkommen abdrehen würde. Und du bist eben loyal geblieben, das war dein Fehler."
Barry seufzte nur. „Er hätte besser als das sein müssen. Wir alle hätten besser als das sein müssen. Aber Smallville, der Mars, Star City … Vielleicht war Wahrheit, Gerechtigkeit, und der Amerikanische Weg einfach nicht genug um gegen all das anzukommen", schlug er vor.
Constantine lachte böse. „Das Witzige an euch Amerikanern ist, dass euch wirklich nicht klar ist, dass all die Dinge, die er getan hat, genau dieser Amerikanische Weg sind, von dem ihr immer phantasiert. Und was Wahrheit und Gerechtigkeit angeht. … Das Erste hat noch niemals irgendetwas gelöst, und das Zweite … Nun, Gott gnade all jenen, die in einer Welt leben müssen, in der tatsächlich die Gerechtigkeit herrscht." Er prostete Barry noch einmal mit seinem Whiskey-Glas zu und nahm dann einen tiefen Schluck.
Und Barry konnte nicht anders als sich zu fragen, ob in seinen bitteren Worten nicht vielleicht doch eine gewisse Wahrheit lag.
A/N: Reviews?
