5. Kapitel: Wahrheit, Gerechtigkeit und der Amerikanische Weg


Vor 5 Jahren


Vielleicht war er weniger vom Weg abgekommen, als dass er sich verirrt hatte. Im tiefsten und dunkelsten Wald, den er kannte. Kal-El hatte sich in seinem ganzen Leben noch niemals so verloren gefühlt. Allein der Gedanke an alle, die er verloren hatte, tat weh. Er zog es vor nicht an Lois und die Kinder zu denken, nicht an Lana zu denken, seine beste Freundin und erste Liebe, an ihren Mann und ihre Töchter, an die Smallville High, die jährlichen Veranstaltungen, an die Farm.

Die Anderen hatte ihre Meinung deutlich zum Ausdruck gebracht, und obwohl es ihm schwer fiel dazu zuzugeben, hatte sie vielleicht sogar recht. Vielleicht war es falsch gewesen derart brutal gegen Intergang vorzugehen. Er hatte sich Jahre lang gegen so ein Vorgehen gesträubt, und dafür hatte es gute Gründe gegeben.

Vielleicht konnte er vor Trauer und Schmerz wirklich nicht mehr klar sehen.

Aber ich kann aufhören. Ich kann einfach wieder so weitermachen wie vor all dem - als Superman zumindest. Immerhin war die Gefahr, die Intergang dargestellt hatte, vorüber. Crane und seine Komplizen waren fort, es gab keinen Grund mehr weiterhin so brutal vorzugehen. Und wenn Tal recht hatte, dann hätten jetzt endlich alle Respekt vor ihm. Keiner würde es mehr wagen etwas zu tun, was dem, was Crane und seine Komplizen getan hatten, ähnelte.

Sam erholte sich langsam, und damit schien sich auch Kal-El langsam zu erholen. Wenn Superman auftauchte, dann schienen die Bösewichte, die er stellte, beinahe von selbst aufzugeben. Er konnte eine gewisse Furcht in den Augen seiner menschlichen Gegner sehen, was ihn betrübte, aber wenn das der Preis war, den er zahlen musste, um diejenigen, die ihm am Herzen lagen, in Sicherheit zu wissen, dann war das eben so.

Er hatte angenommen, dass es endlich vorbei war, dass alles gut wäre. Bis er eines Besseren belehrt wurde.

Sie versuchten die Wahrheit vor ihm zu verbergen, das war offensichtlich; das DOD hatte den Alarm mitbekommen und versuchte diese Tatsache vor Superman zu verbergen, doch er hatte Supergehör, niemand konnte Geheimnisse vor ihm haben. Cranes Daten über die Geheimidentiäten der Helden waren aufgetaucht und sollten bei einer Online-Auktion versteigert werden. Es musste also doch noch Komplizen geben, oder zumindest Nachahmer. Kal-El verschwendete keinen Gedanken daran, warum die Angestellten des DOD versucht hatten, die Wahrheit vor ihm zu verbergen, sondern machte sich auf die Suche nach dem Verkäufer.

Dazu bräuchte er jemanden, der hacken konnte. Leider wusste er ja, was die Anderen momentan von ihm dachten, deswegen belauschte er all, die ihn irgendwie von Nutzen sein könnten, was das anging. Er konnte hören wie Cisco Ramon und Felicity Smoak versuchten den Standort des Verkäufers zu finden, doch es war Brainiac-5, der ihn als Erster fand. Kal-El hörte wie der Coluaner sein Wissen den Superfriends mitteilte, und war dann schon unterwegs.

Wütend riss er das Dach von dem Haus, in dem sich der Verkäufer versteckte, und wurde von einem Haufen Bewaffneter begrüßt, die den Fehler machten auf ihn zu schießen anstatt sich zu ergeben. Kal-El setzte sie brutal und effizent einem nach dem anderen außer Gefecht und suchte nach ihrem Boss und ihren Daten. Er zerstörte jedes computer-ähnliche Gerät, das ihm unterkam. Und dann stellte er sich den Mann hinter der Tastatur.

„Du bist zu spät, ich habe alle Daten in die Cloud hochgeladen!", erklärte dieser ihm, „Sie werden automatisch an die Person weitergeleitet, die sie ersteigert, du kannst das nicht mehr verhindern!" Es war ein junger Mann, der einen Hoody und Sonnenbrillen trug, und an dem rein gar nichts dran war, das Superman beeindruckte.

Er packte den Mann an der Kehle und würgte ihn. „Lösch sie, lösch die Daten aus der Cloud!", befahl er wütend.

„Kal, was machst du da?!" Kara war hinter ihm aufgetaucht und blickte ihn entsetzt an. Sie schien unzufrieden mit seinem Vorgehen zu sein. Hinter ihr tauchten J'onn J'onnz, Brainiac-5 und Dreamer auf und starrten ihn ebenfalls an.

„Ich regle das hier", erklärte Kal-El, bevor er sich wieder dem Mann zuwandte, „Wie gesagt, lösch sie!"

„Selbst wenn ich das könnte, würde ich es nicht tun!", keuchte der Mann, den er würgte, „Die Leute haben ein Recht die Wahrheit über ihre sogenannten Helden zu wissen! Informationen sind für alle da!"

Kal-El spürte den Zorn in sich aufbrodeln. „Damit alle hier zusehen müssen wie ihre Familien sterben genau wie ich?!", brüllte er den Mann an und sah Eliza Danvers und Alex Danvers vor seinen Inneren Auge sterben, er sah CatCo explodieren, Kelly und James Olsen von einem Irren erschossen werden. Er sah all das und drückte fester zu, und fester, und fester.

Dann knackt es. „Nein! Kal, was hast du getan!" Kara entriss dem Mann, der in seiner Hand baumelte, seinem Griff, doch es war zu spät - er war tot.

Kara blickte mit brennenden Augen zu ihm auf. „Das war nicht nötig! Warum hast du das getan?!", wollte sie wissen, „Er war keine Gefahr für uns, er hatte keine Kräfte und war nicht einmal bewaffnet!"

„Du hast gehört was er gesagt hat!", entgegnete Kal wütend, „Er wollte, dass die ganze Welt weiß, dass du Kara Danvers bist! Er wollte, dass mit deiner Familie und deinen Freunden das Gleiche passiert wie mit Lois! Mit Jonathan! Und Jordan! Er wollte, dass Eliza und Alex sterben! Er hat es schon in die Wege geleitet!"

„Das ist kein Grund ihn umzubringen!", schleuderte Kara zurück, „Wir wissen nicht wer die Daten ersteigern wird, und was diese Person mit ihnen tun wird. Cisco bietet für Argus mit! Und niemand sagt, dass er wollte, dass irgendjemand stirbt! Und seine Leute.. Wieso bist du so brutal hier eingedrungen?! Niemand weiß besser als du, dass wir uns zurückhalten müssen und niemals mit voller Wucht zuschlagen dürfen! Du hast ihnen die Knochen gebrochen, und das mit voller Absicht!"

„Manche von ihnen werden nie wieder gehen können", warf Brainiac-5 ein.

„Sie haben es verdient, sie haben für jemanden gearbeitet, der uns bedroht", meinte Kal-El wegwerfend.

„Das wussten sie vielleicht nicht einmal", widersprach Kara.

„Sie hätten sich ergeben können, als sich mich gesehen haben, stattdessen haben sie auf mich geschossen", entgegnete Kal-El.

„Na und? Wir sind kugelsicher!", rief Kara aus, „Sie konnten dir rein gar nicht tun!"

„Sie hätten es nicht einmal versuchen sollen", meinte Kal-El düster, „Sie haben die Lektion nicht gelernt, also mussten sie dafür bezahlen."

Kara riss die Augen auf und starrte ihn entsetzt an. „Wovon sprichst du da bitte?", wollte sie wissen, „Welche Lektion?"

„Entschuldigt bitte, die Auktion ist vorbei, die Daten wurden versteigert", unterbrach sie Brainiac-5 an dieser Stelle.

„Von wem?", wollte Kara sofort wissen, „Von Cisco? Von jemand anderen, den wir kennen?"

Brainiac-5 schüttelte den Kopf. „Es ist eine unbekannte IP-Adresse", erklärte er.

„Wir müssen die Person finden", betonte Dreamer.

„Das werden wir auch", meinte Kal-El sofort, „Ich werde nicht zulassen, dass diese Daten in die falschen Hände fallen."

Kara schien etwas sagen zu wollen, doch Kal-El ließ ihr keine Chance dazu. Er schoss hoch in die Luft um zu lauschen. Um zu hören, ob er einen Hinweis darauf finden konnte, wer die Daten ersteigert hatte, und wo er zu finden war. Er konnte hören wie Cisco, Felicity, die Techniker vom DOD, und Andere die IP-Adresse zurückverfolgen zu suchten. Es war Luke Fox, der als Erster Erfolg hatte und Kate Kane eine Adresse mitteilte.

Superman verschwendete keine Zeit mehr, sondern schoss los. Wer immer die Daten erstanden hatte, er würde nicht dazu kommen damit etwas anzustellen!

Er erreichte Central City und das Lagerhaus vor dem Flash und vor Kara. Doch sie kamen nur wenige Momente nach ihm an. Sie wurden erwartet, von einer jungen Frau mit seinem langen Stab. Sie hielt einen USB-Stick hoch. „Ich wusste, dass ihr kommen würdet", sagte sie.

„Das ist Weather Witch, nicht wahr?", meinte Kara. Eine von Barrys also.

„Joss…", setzte der Flash an, doch die Frau ließ ihn nicht zu Wort kommen. Sie ließ den USB-Stick zu Boden fallen und zertrat ihn mit dem Absatz ihres Stiefels. Dann hielt sie ihren Stab hoch und dieser fing einen Blitz auf, den sie in ihr Computer-System jagte.

Sie wandte sich ihren Gästen zu. „Brie löscht die letzten Spuren dieser Daten online", erklärte sie, „So etwas wie Smallville wird nicht noch einmal passieren. Das lassen die Young Rogues nicht zu."

„Was ist mit dem Gas?", wollte der Flash wissen, „Habt ihr das auch ersteigert? Und das Freisetzungssystem?"

Weather Witch nickte. „Uns wurde ein Schließfach genannt", erklärte sie, „Wir wollen es vernichten. Alles davon."

„Nein", meinte Kal-El gebieterisch, „Wir tun das."

Weather Witch nannten ihnen die Adresse.

„Siehst du", warf Kara ein, „Nichts ist passiert. Keiner, der uns schaden wollte, ist an die Daten gekommen."

„Was wir diesen Young Rogues zu verdanken haben, nicht dem Verkäufer und seinen Leuten", erwiderte Kal-El unbeeindruckt, „Mach nicht den Fehler zu glauben, dass das hier nicht hätte anders ausgehen können."

„Aber es ist nicht anders ausgegangen. Wie bestrafen die Leute nicht für Was wäre wenn-Szenarien", betonte Kara.

„Das sollten wir aber", entgegnete Kal-El, „Amerika tut es, das Gesetz tut es, wir sollten es ebenfalls tun. Und noch ist es nicht vorbei." Er nickte ihr und dem Flash zu. „Wir treffen uns beim Schließfach." Dann flog er los. Er konnte noch hören wie Weather Witch zu den anderen beiden Helden sagte: „Mann, der ist aber unheimlich geworden."

Früher hätte er diese Aussage bedauert, aber heute fand er es gut so. Wenn diese Meinung dazu beigetragen hatte die Daten zu zerstören und mit ihnen zu kooperieren, dann war es gut so.

Das Schließfach, das ihnen genannt worden war, befand sich in einer Bank. Damit hatte Kal-El nicht gerechnet, und im ersten Moment war er irritiert darüber. Bedeutete das, dass die Bank-Angestellten der entsprechenden Filiale mit Crane zusammengearbeitet hatten? Dass die ganze Bank mit ihm zusammengearbeitet hatte? Doch nein, er wusste, dass der Inhalt von Bankschließfächern geheim war, und Crane wäre sicherlich nicht selbst hingegangen und hätte seine Dinge dort deponiert, immerhin war er ein bekannter Krimineller, sämtliche Sicherheitsalarme wären losgegangen, sobald er die Bank betreten hätte. Nein, niemand hier wusste, was sie da in ihren Schließfächern aufbewahrten.

Die Bankangestellten waren auf jeden Fall überrascht ihn zu sehen. „Superman, was willst du denn hier?", wollte der Sicherheitsmann der Bank wissen.

„Ich muss an ein bestimmtes Schließfach", erklärte er und nannte die Nummer.

Der Sicherheitsmann wirkte verunsichert, und die Frau an der Kassa meldete sich Wort. „Hast du denn … den Schlüssel bei dir?", wollte sie wissen.

Kal-El warf ihr einen strafenden Blick zu. Meinte sie diese Frage etwa ernst? „Es handelt sich um eine Angelegenheit der Nationalen Sicherheit", meinte er knapp.

Die Frau an der Kassa und der Sicherheitsmann wechselten einen Blick. „Dann hast du die entsprechenden Dokumente bei dir, ja?", versicherte sie sich zaghaft.

„Jeder weiß, dass ich für das DOD arbeite", erwiderte Kal-El scharf.

„Ja, schon, aber es gibt Vorschriften. Wir … wir sind eine Bank, unsere Kunden vertrauen uns, wir können nicht einfach den privaten Inhalt von Schließfächern an irgendjemanden aushändigen, nur weil er behauptet Superman zu sein", erklärte die Frau tapfer.

„Weil ich behaupte Superman zu sein?!" Kal-El traute seinen Ohren nicht. „Ich behaupte es nicht nur, ich bin Superman! Wer sollte ich denn sonst sein?!", wollte er empört wissen.

„Ein Doppelgänger oder ein Hologramm. Oder vielleicht bist du Superman, stehst aber unter Fremdeinfluss und….", begann die Frau, und jetzt reichte es Kal-El aber wirklich.

„Ich bin Superman!", brüllte er, „Und jetzt öffnen Sie mir diese verdammte Schließfach, oder ich verschaffe mir einfach selbst Zugang!" Das war doch nicht zu glauben, er war dabei die gefährlichste Waffe der Gegenwart zu konfiszieren und wurde von bürokratischen Bedenken einer mittleren Angestellten aufgehalten?!

Offenbar hatte Tal doch recht gehabt, offenbar hatte er in seinen bisherigen Leben alles falsch gemacht! Er war zu nett gewesen, zu vorsichtig, hatte sich immer darauf verlassen, dass jeder von selbst das Richtige tun würde, und deswegen respektieren ihn die Menschen nun nicht genug, deswegen dachten sie sie könnten ihn behandeln wie … wie jeden anderen auch anstatt wie den Helden, der ihren Planeten wieder und wieder gerettet hatte und jetzt gerade dabei war sie alle erneut zu retten!

„Immer mit der Ruhe. Hier ist der Schlüssel." Kara war neben ihm aufgetaucht und präsentierte allen Anwesenden den Schlüssel. „Du bist zu früh gegangen", meinte sie Kal-El, „Der hier war in einem Briefkasten zu finden, dessen Standort ebenfalls ersteigert worden war."

Kal-El warf ihr einen wütenden Blick zu, doch die Frau von der Kassa meinte jetzt endlich: „Wenn Sie den Schlüssel haben, dann erhalten Sie natürlich Zugang zum Schließfach."

Es sollte keine Rolle spielen, dachte Kal-El immer noch wütend, Ich bin Superman, wenn ich Zugang zu einem Schließfach haben möchte, dann sollte man mir den einfach gewähren, und das ohne Schlüssel oder Papierkram.

Inzwischen war auch der Flash angekommen, und sie wurden zu den Schließfächern geführt. Kara öffnete das entsprechende Fach und nahm einen Kanister mit Gas heraus, sowie Baupläne. Sie rollte die Pläne auf. „Das ist es", meinte sie, „Das ist das Verteilungssystem." Sie ging sicher, dass sich sonst nichts mehr in dem Schließfach befand und übergab den Kanister dann den Flash. „Bring dem zum DOD", meinte sie, „Wir kommen gleich nach." Dann zerstörte sie mit ihrem Hitzeblick die Pläne und nickte Kal-El zu. „Wir müssen uns unterhalten", behauptete sie, „Komm mit."

Kal-El war immer noch wütend, und nahm an, dass ihn das, was Kara ihm zu sagen hätte, noch wütender machen würde, doch er folgte er. Gemeinsam flogen sie auf den nächsten bewaldeten Hügel, den sie finden konnten, um sich dort in Ruhe „zu unterhalten".

„Was stimmt nur nicht mit dir?!", herrschte Kara ihn an, „Wolltest du dir wirklich gewaltsam Zutritt zu dem Schließfach verschaffen?!"

„Es hätte nicht notwendig sein müssen!", behauptete Kal-El, „Sie hätten dazu bereit sein müssen mir einfach so Zugang zu gestatteten!"

„Sie haben nur ihren Job gemacht, Kal! Was ist nur los mit dir?! Die bewaffneten Handlanger sind eine Sache, jemanden, der unsere geheimen Identitäten verkauft zu töten war falsch, aber zumindest konnte ich verstehen wieso das passiert ist, aber das hier … Kate hatte recht. Du hast dich auf deinen dunklen Pfad begeben und merkst es nicht einmal!"

„Du stellst dich also auf ihre Seite?", wollte Kal-El wütend wissen.

„Ich stelle mich auf niemandens Seite, aber ich stelle mich dir entgegen. Und zwar wirklich. Ab sofort. Ich bin zu lange daneben gesessen, während Lena immer tiefer in die Dunkelheit versunken ist, und habe darauf vertraut, dass sie von selbst erkennen wird, dass sie sich irrt und die Schuld für ihre Taten auf mich genommen. Mit dir werde ich nicht den gleichen Fehler machen", erklärte Kara voller Überzeugung, „Du bist kein einfacher Mensch, du bist ein Kryptonier. Ich kann nicht daneben stehen zu zulassen, dass du wirst wie Zod, Non, Reign und all die anderen. Ich liebe dich, Kal, wirklich. Und was dir passiert ist, war eine Tragödie, aber es ist keine Entschuldigung für alles, was du ab jetzt tust. Unrecht kann Unrecht nicht wiedergutmachen. Ich will daran glauben, dass du wieder zu dir selbst findest, wieder zu Vernunft kommst, aber wenn das nicht der Fall sein sollte … Nun dann werde ich da sein, um dich aufzuhalten. Ich habe schon mal gegen Verwandte gekämpft und ich werde es wieder tun, wenn es notwendig werden sollte. Lois und die Jungs, die hätten nicht gewollt, dass du so wirst."

Ihr Blick war hart und entschlossen, als sie ihm noch einmal zunickte und dann davon flog und ihn alleine zurückließ.


„Sie hat so getan, als wäre ich der Bösewicht hier! Als wäre ich … im Unrecht! Hat mit mir gesprochen als wäre ich Lex Luthor!" Kal-El tigerte missgelaunt vor Tals Zelle auf und ab. „Sie hat sich gegen mich gestellt, einfach so! Dabei sind wir eine Familie! Wir haben die selben Ziele, hatten sie immer! Haben zusammen gekämpft, wieder und wieder. Und jetzt … wirfst sie das alles einfach weg!"

Tal musterte ihn nachdenklich. „Mir war immer klar, dass es eines Tages soweit kommen würde", erklärte er, „Supergirl ist nicht wie wir. Denk darüber nach, ihre Mutter war eine Richterin, Kara Zor-El ist es angeboren über andere zu urteilen. Hat Supergirl in den letzten Jahren nicht genau das getan? Wieder und wieder? Hat sie nicht entschieden wer welche Rechte hat und wer bestraft gehört und wer nicht? Es war nur eine Frage der Zeit, bis sie sich gegen ihre eigene Familie wendet. Erneut. Hat sie sich nicht gegen Astra und Non gewandt?"

„Ja, aber die waren … die hatten vor die Erde zu versklaven. Ich habe doch das nicht vor. Ich bin nicht so wie sie, ich …" Kal-El brach ab und schüttelte den Kopf. „Es ist alles Kates Schuld", befand er, „Sie ist gegen mich, war es von Anfang an, hat nicht verstanden, dass ich alles, was ich getan habe, tun musste. Sie war diejenige, die die Daten über meine Geheimidentität in die Hände unserer Feinde fallen hat lassen, und trotzdem hat sie sich zum Richter über mich aufgeschwungen! Und jetzt hat sie auch noch Kara gegen mich aufgebracht! Kara hat sich auf ihre Seite gestellt. Gegen mich!"

Tal blickte ihn ernst an. „Das mag sein, aber…", begann er, doch Kal-El ließ ihn nicht ausreden.

„Diese Freundschaft war mir von Anfang an ein Dorn im Auge", fuhr er fort, „Im Grunde wissen wir so gut wie nichts über Kate, aber Kara hat ihr von Tag Eins an einfach so vertraut, ihr ihre Geheimidentität anvertraut und mit ihr Freundschaft geschlossen. Dabei ist Kate nicht wie wir anderen. Sie wurde dazu ausgebildet Leute zu töten, nicht wie Oliver oder Sara durch die Umständen, sondern aus freien Stücken heraus. Sie wollte unbedingt Soldatin werden, und dann als das nicht geklappt hat, hat sie sich zur Söldnerin ausbilden lassen und wurde schließlich Vigilantin. Und ihr Vater, der hat die Crows angeführt, die erwiesenermaßen korrupt sind. Und ihre Schwester war die Anführerin der Wonderland Gang. Korruption liegt in dieser Familie. Sie liegt Kate im Blut, und trotzdem macht sie mich zum Schurken in dieser Geschichte. Und trotzdem fällt Kara auf sie herein!"

„Sie ist nur eine kleine Frau, ein Mensch", warf Tal ein, „Sie ist nicht das Problem. Kara ist es. Wenn es hart auf hart kommt, dann kann dieser weibliche Mensch nichts tun um dich aufzuhalten, Kara aber, sie könnte es."

Kal-El blinzelte ihn an. Kara hatte ihm das zwar angekündigt, aber … trotzdem war ihm diese Idee bisher gar nicht gekommen. Er hatte diese Drohung nicht ernst genommen, sie hatte ihn verletzt und verärgert, aber er hatte sie nicht bis ins Letzte durchdacht. „Nein, das … das würde sie nicht tun. Ich meine, ich würde nichts tun, was sie dazu bringt", behauptete er.

Tals Miene war steinern. „Bist du dir da sicher?", entgegnete er, „War sie nicht praktisch schon weniger als einen Schritt entfernt davon genau das zu tun?"

„Ich …." Kal-El wusste nicht was er darauf erwidern sollte.

„Wenn sie zum Problem wird, dann wirst du dich um sie kümmern müssen", fuhr Tal fort.

„Um sie kümmern", wiederholte Kal-El, „Wie meinst du das?"

„Kannst du sie in einem Kampf besiegen?", fragte Tal frei heraus, „Traust du dir das zu?"

Kal-El zögerte einen Moment. Dann gab er offen zu: „Nein, nein, sie ist stärker als ich. In einem fairen Kampf wäre sie am Ende die Siegerin."

Tal ließ sich nicht anmerken was er von diesem Eingeständnis hielt. „Dann musst du einen Weg finden sie zu neutralisieren", meinte er ruhig.

„Ich kann ihr nichts tun, sie ist Kara! Sie ist meine Familie!", widersprach Kal-El heftig.

„Ich habe gesagt neutralisieren, Kal", meinte Tal, „Es gibt mehr als nur einen Weg einen Kryptonier loszuwerden. Du musst nur dazu bereit sein. Dich vorbereiten und dich dazu überwinden das zu tun, was nötig ist, wenn die Zeit gekommen ist. Es ist immer gut, wenn man Notfall-Pläne hat."

„Notfall-Pläne", wiederholte Kal-El wie paralysiert.

„Du hast es selbst gesagt", betonte Tal, „Sie würde dich besiegen, du darfst es gar nicht erst soweit kommen lassen."

„Ich … wir haben uns zerstritten, aber … soweit wird es trotzdem nie kommen", behauptete Kal-El und versuchte den Nebel, der sich in seinem Kopf breit gemacht hatte, zu durchdringen, „Soweit wird es niemals kommen."

Tal sah ihn intensiv an. „Das will ich hoffen, aber … nur für den Fall der Fälle schadet es nicht vorbereitet zu sein. Meinst du nicht auch?"


Als Kal-El Kara nur Monate später in die Phantom-Zone verbannt hatte, und wie hypnotisiert auf den Projektor, der das Tor zu dieser geöffnet und geschlossen hatte, starrte, da dachte er wieder an dieses Gespräch zurück und wunderte sich über seine eigene Naivität.

Sein Bruder hatte recht behalten, und er hatte sich geirrt. Es war nötig gewesen, mehr als nur nötig. Tal hatte es vorhergesehen, doch Kal-El war dazu nicht in der Lage gewesen.

Aber was soll ich den anderen erzählen? Wie soll ich das alles erklären? Alex würde keinen Stein auf den anderen lassen um Kara zu finden und zurückzuholen. Genauso wenig wie J'onn und der Rest der Superfriends. Sie hatten Kara doch gerade erst aus der Phantom-Zone zurückgeholt. Sie würden es noch einmal versuchen, koste es was es wolle.

Außer sie erfahren nicht was passiert ist. Außer niemand erfährt es. Er zertrat den Projektor unter seinen Stiefel mit voller Kraft. Niemand wird hiervon erfahren. Jemals. Niemand wird jemals erfahren was aus Supergirl geworden ist. Sie werden einfach annehmen, dass sie verschwunden ist, sich irgendwann damit abfinden, dass sie tot ist. Und selbst wenn sie mich verdächtigen, werden sie nicht wissen, was ich mit ihr getan habe, sie werden denken, dass ich sie getötet habe.

Würden sie ihn wirklich für einen Mörder halten? Für Karas Mörder?

Nun besser das, als wenn sie die Wahrheit wüssten und sie zurück auf die Erde holten. Alles andere wäre immer noch besser als das.


A/N: Tja, Kara und die Phantom-Zone, offenbar ist es ihr bestimmt dort zu bleiben.

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