Kapitel 32
Lucius Malfoy schlich durch einen dichten Wald und folgte einer kleinen leuchtenden Kugel, die kaum Licht spendete.
Hermine fiel in die Erinnerung neben einem verkrümmten Baum, Draco kam wenige Sekunden später nach. Sie beeilte sich, Lucius zu folgen, als er einem kaum begehbaren Pfad folgte, während er Äste und Dickicht mit seinem Zauberstab aus dem Weg schnitt. Dracos Schritte waren leise, aber dicht hinter ihr.
„Hast du all seine Erinnerungen angeschaut?" Ihr Herz schlug zwischen ihren Rippen schneller, als sie sich umdrehte, um ihn anzuschauen.
Seit dem Moment in seinem Schlafzimmer vor fünf Minuten, als er ihr Universum mit einem einzigen Wort erschüttert hatte, hatten sie kaum noch miteinander gesprochen.
Hermine hatte ihm Frage um Frage gestellt, bis er endlich zu seinem Körper zurückgekehrt war und ihr gesagt hatte, dass sie mit ihm zum Denkarium kommen müsse. Sie war aus der Tür gerannt und die Treppe hinunter, bevor er Luft holen konnte und rief ihm die einfachste Definition eines Horkrux über die Schulter, als er sie im Korridor einholte. Aber er hatte nichts gesagt. Er hatte geschwiegen, selbst als er ihre Hand nahm und sie in das Denkarium tauchte, um die erste Erinnerung auf dem Tablett mit den drei schwarz getönten Fläschchen anzusehen.
Dracos Mund war schmal, als er eine Hand auf ihren Rücken legte und sie vorwärts führte. „Nein. Nur einige von denen in den schwarzen Fläschchen." Sie gingen durch einen tiefhängenden Ast als wäre er aus Luft und Hermine erstarrte instinktiv. Seine Hand hob sich, als sie wieder anfing zu gehen. „Ich kenne meinen Vater. Er hat diese aus einem bestimmten Grund separiert."
Hermine nickte und konzentrierte sich wieder darauf, wo Lucius hinging.
Einen Moment später holten sie ihn ein und starrten auf die Kugel, die zwischen zwei verrottenden Baumstämmen schwebte. Lucius' Augen schlossen sich und einen Herzschlag später teilten sich die Stämme, um eine baufällige Hütte zu enthüllen. Lucius runzelte die Stirn, als er die Residenz ansah, die durch einen Bemerke-mich-nicht-Zauber schimmerte. Der Lichtball erlosch, sobald er hindurchtrat und Hermine und Draco folgten ihm.
Die Außenwände und das Dach waren mit Moos bedeckt, die Decke gab stellenweise nach. Bäume schienen die Hütte verschluckt zu haben, als sie ungehindert um sie herum wuchsen.
Lucius ging schnell den überwucherten Pfad hinunter und zur Haustür. Nachdem er kurz den Bereich nach Flüchen abgesucht hatte, stieß er die Holztür mit einem Knarren auf. Er machte einen vorsichtigen Schritt hinein und Hermine folgte ihm, stieg über den Kadaver einer längst toten Gartenschlange. Ihr Herz sprang ihr fast aus der Brust, als Draco von hinten gegen sie stieß. Er murmelte eine Entschuldigung, lenkte sie nach rechts und sie blinzelte, um den Raum in Augenschein zu nehmen.
Staub, Gras und tote Nagetiere lagen auf dem Boden. Die Spüle war voller Geschirr mit Spinnenweben, das vor Jahren dort zurückgelassen worden war. Hermines Magen drehte sich um. Sie war dankbar, dass sie keinen Geruch in einer Denkariumserinnerung wahrnehmen konnte – der Ausdruck auf Lucius' Gesicht sagte ihr alles, was sie wissen musste.
Sie drehte sich zu Draco um und sah, dass seine Augen an der einsamen Tür gegenüber dem Waschbecken klebten. In diesem Moment tauchte eine große, massige Gestalt lautlos aus der Dunkelheit auf. Hermine stolperte rückwärts und Draco ergriff ihre Hand.
Lucius wirbelte herum, um seinen Zauberstab auf den Mann zu richten und Goyle Sr. erschien im Licht seines Lumos.
Er sah genauso aus wie sein Sohn – sie hatten die gleichen dicken Brauen, die gestutzten Haare und den dicken Hals. Aber in seinen tiefen Augen war etwas anderes. Etwas, das Hermines Blut gerinnen ließ.
„Wir haben nach dir gesucht, Gregory", sagte Lucius. Er senkte seinen Zauberstab nicht.
Goyle blieb vollkommen still, fast als wäre er versteinert. Das Licht von Lucius' Lumos warf seltsame Schatten auf sein Kinn und seine Wangen.
„Wie hast du mich gefunden?" Seine dünne, schlüpfrige Stimme ließ Hermine erschaudern. „Ich habe einen Brief an den Dunklen Lord geschickt und ihn darum gebeten zu kommen."
„Dem bin ich mir bewusst." Lucius Ton war kalt, als er in seine Brusttasche griff und ein gefaltetes Stück Pergament herauszog. „Ich habe dich schon seit zwei Wochen gesucht, als du dich dazu herabgelassen hast, ihm diesen Brief zu schicken, in dem du ihn bittest, dich zu aufzusuchen. Du hast Koordinaten und Rätsel hinterlassen, wie bei einem Spiel für Kinder." Er ließ die Worte schwer in der Luft hängen. „Der Dunkle Lord hat keine Zeit für deine Theatralik, Goyle. Genauso wenig wie ich."
Goyles Lippen verzogen sich zu einem Lächeln und der Anblick ließ die feinen Härchen in Hermines Nacken zu Berge stehen. Sie drückte Dracos Hand und versuchte, sich an etwas außerhalb dieses Albtraums zu binden. Er erwiderte den Druck.
Lucius' Augen verengten sich, als er Goyle anschaute und Hermine erkannte ein aufblitzen von Besorgnis, bevor sie wieder verschwand. Er wusste, dass etwas nicht stimmte.
Ein Muskel zuckte in seinem Kiefer. „Also, was hat dich davon abgehalten, der Aufforderung des Dunklen Lords zu antworten, Gregory?"
Goyles Lächeln verblasste langsam, mechanisch – wie von einem imaginären Rad gedreht. „Ich habe es versucht. Aber ich konnte es nicht riskieren, das Schloss zu betreten. Es hätte Fragen geben – wenn ich gesehen worden wäre." Sein Blick wanderte zu einem Punkt an der gegenüberliegenden Wand. „Er muss hierher zu mir kommen."
Hermines Mund war trocken, als sie über ihre Schulter blickte und sich in der Hütte umsah. Warum hier?
„Wer glaubst du zu sein, dass du solche Dinge verlangen kannst?", zischte Lucius.
Sie drehte sich rechtzeitig um, um zu sehen, wie sich Goyles Gesichtsausdruck verhärtete. „Ich muss mit ihm sprechen. Sofort."
Lucius schnaubte verächtlich und Goyle trat vor. Hermines Griff um Dracos Hand wurde fester und er stellte sich vor sie.
„Warum?" Lucius verlagerte sein Gewicht langsam auf seinen hinteren Fuß. „Warum sollte er Befehle von dir annehmen – einem ungehorsamen Diener?"
Goyles Gesicht drehte sich zum einzigen Fenster und ein Hauch von Mondlicht steifte seine Augen.
„Sag ihm, ich habe etwas, das er braucht." Es entstand eine gestelzte Pause. „Sag ihm, dass ich ein bisschen..." Sein Nacken knackte und seine Augen wanderten zurück zu Lucius. „Seelensuche betrieben habe."
Hermine fühlte, wie ihr ganzer Körper zitterte. Eine Stimme murmelte ihr ins Ohr, aber sie konnte sich nicht darauf konzentrieren, was sie sagte. Sie konnte ihren Blick nicht von Goyle lösen.
Nein, nicht Goyle.
Sie konnte an einer Hand abzählen, wie oft sie ihm während des Krieges begegnet war, aber sie war sich sicher, dass dieser Mann nicht Gregory Goyle Sr. war.
Ihr Herz hämmerte in einem ohrenbetäubenden Rhythmus, als sie endlich blinzelte und wieder zu Lucius sah. Sein Gesicht war ruhig, aber seine Muskeln waren angespannt. Seine Finger an seinem Zauberstabgriff wurden weiß.
„Ich werde mein Bestes tun, Gregory", sagte er leise. „Aber der Dunkle Lord ist wegen einer wichtigen Besorgung für mehrere Tage außer Landes. Wenn er zurückkommt..."
Die Landschaft begann sich zu verändern. Sie konzentrierte sich auf den Druck von Dracos Hand in ihrer, als sich die düsteren Schatten auflösten und die Welt mit verschwommenen Farben und Mustern neu ordnete.
Die Bibliothek des Anwesens materialisierte sich vor ihren Augen und sie hatte das Gefühl, wieder atmen zu können.
Lucius – derselbe von vor wenigen Augenblicken – stürzte hinein und schloss die Türen hinter ihm mit einem Schlenker seines Zauberstabs. Sein Kiefer verkrampfte sich, als er zum Katalog trat und darauf hinabstarrte. Er öffnete den Mund – und schloss ihn.
Hermine kaute auf ihrer Lippe, ihre Handfläche schwitzte in Dracos. Sie hatte Lucius Malfoy noch nie sprachlos erlebt.
Er räusperte sich und legte den Kopf schief. „Magische Besessenheit. Querverweis mit Dunkler Magie." Der Katalog leuchtete mit dutzenden, grünen Lichtkugeln. Lucius überflog sie schnell, bevor er hinzufügte: „Querverweis mit Seelenspaltung".
Eine nach der anderen erloschen die grünen Kugeln, bis nur noch eine einzige Lichtkugel übrig war. Und als Blut durch ihre Ohren strömte, beobachtete Hermine, wie Lucius dem grünen Licht durch die Stapel folgte und hinauf zu dem Buch, von dem sie wusste, dass es auf ihn wartete. Die drei sahen zu, wie es auf dem dritten Regal zwischen zwei großen Lederbüchern stand.
Das einzige Buch in der Malfoy Bibliothek, das etwas über Horkruxe beinhaltete. Das, dass letzten Juni verschwunden war.
Lucius nahm sich das Buch und drehte sich auf dem Absatz um und pausierte nur um den Verlauf im Katalog auszulöschen. Als er die Bibliothek verlies, fing Draco an ihm zu folgen, aber Hermine hielt ihn zurück. Ihre Knie fühlten sich an, als würden sie gleich nachgeben.
„Entschuldigung.", brachte sie hervor. „Ich brauch nur kurz einen Moment –"
„Schon gut." Draco beobachtete sie, als die Türen der Bibliothek ins Schloss fielen. „Er geht nur zurück in sein Arbeitszimmer. Alles was ich gesehen habe, war das Wort Horkrux, bevor die Erinnerung vorbei ist."
Hermine nickte, ihr Kopf drehte sich immer noch. Plötzlich fing das Denkarium an, sie zurückzuziehen, zurück in Lucius' Arbeitszimmer. Ihre Beine kehrten ruckartig zu ihr zurück, und als ihre Sicht klarer wurde, schlug die Uhr an der Wand ein Uhr morgens.
Sie löste ihre Finger von Dracos und stolperte, um sich auf dem Schreibtisch abzustützen. Sie konnte immer noch die einstürzenden Wände der Hütte sehen und die geschmeidige Stimme von Goyle Sr. hören.
Sie schloss die Augen und versuchte sich zu konzentrieren. Sie war sich sicher gewesen, dass Voldemort nicht versucht hätte, einen weiteren Horkrux zu erschaffen – seine Seele war zu instabil. Aber irgendwie...
Das Geräusch von Schritten unterbrach ihren Gedankengang.
„Dann ist es also wahr", flüsterte Draco. „Mit diesem ‚Horkrux' kann der Dunkle Lord von einer anderen Person Besitz ergreifen?"
„Nicht ganz." Sie öffnete mit einem Ruck die Augen. „Ein Horkrux ist nicht für eine Person bestimmt. Er ist besser für einen Gegenstand geeignet. Aber wenn man die Seele spaltet, kann sie sich in bestimmten Fällen einen Körper mit jemanden teilen. Das hat er mit Quirrell gemacht."
Draco starrte sie an. „Professor Quirrell?"
„Ja. Lange Geschichte." Seufzend rieb sie sich die Schläfen. „Da ist ein Stück von Voldemort in Goyle, was bedeutet, dass er irgendwann seine Seele wieder gespalten haben muss. Aber wann?" Sie runzelte die Stirn. „Und wie ist es in Goyles Körper gekommen, ohne dass Voldemort es bemerkt hat?"
Dracos Augen flackerten. „Wir müssen uns die nächste anschauen.", sagte er leise. „Ich habe nicht es nicht geschafft sie ganz durchzuschauen. Wann immer du bereit bist."
„Ich bin bereit." Sie zwang sich aufzustehen, ging zum Denkarium und spähte auf das Tablett mit den schwarzen Fläschchen hinab.
Nach ein paar Augenblicken trat Draco neben sie, sammelte die silbernen Fäden, die im Denkarium herumwirbelten ein und ließ sie zurück in die erste schwarze Phiole schweben. Als er nach dem zweiten Fläschchen vom 13. Juni 1998 griff, zögerte er. „Ich – habe gewisse Dinge übersprungen."
Bevor sie fragen konnte, kippte er die Erinnerungen in die Schale und nahm ihre Hand. Sie landeten in Hogwarts – oder was früher Hogwarts war. Lucius stieß die schweren Holztüren auf und betrat die Große Halle. Bei einer Bewegung zu seiner Linken hielt er inne.
Nagini.
Lucius' Lippen pressten sich zusammen, als sie sich von einem verrottenden Tisch löste und ihm entgegenglitt. Lucius begann vorwärts zu gehen, Nagini zischte zu seinen Füßen. Draco und Hermine folgten.
Ihre Augen hoben sich über Lucius' Kopf und glitten über die Decke. Die Bücher in ihrem Verstand, die mit den glücklichen Erinnerungen an vier bunte Banner gefüllt waren, wanderten in ihren Regalen nach vorne und das Echo des Gelächters schwoll in ihren Ohren an –
Die grellen Fackeln flackerten an der Wand und das Gelächter verzerrte sich zu einem hohen Gackern, das sich in ihren eigenen gequälten Schrei verstümmelte, als Voldemort ihre Erinnerungen durchsuchte.
Sie kniff die Augenlider zusammen, griff in ihren Geist und nutzte den Rest ihrer Energie, um die aufgeschlagenen Bücher zu schließen und in die Regale zurückzuschieben.
Sie hielten vor einem massiven Serpentinenskelett, das sich von Wand zu Wand ausbreitete. Voldemort stand an einem Fenster, blickte auf den Schwarzen See und ließ seine Finger über den Elderstab gleiten. Lucius näherte sich dem Knochenthron und wartete. Nagini wickelte sich darum, ihre Muskeln spannten sich an und dehnten sich aus, als sie ihren Kopf hob.
„Goyle", sagte Voldemort leise. „Was hast du gefunden?"
„Mehr als ich erklären kann, mein Lord." Lucius verschränkte seine Hände hinter seinem Rücken und zog sein Kinn an die Brust. „Ich... denke es ist das Beste, wenn sie ihn besuchen."
Voldemort drehte sich schnell vom Fenster um. Hermine bewegte ihre schwitzige Hand in Dracos Griff.
„Und warum kann er uns nicht mit seiner Anwesenheit in meinem Schloss beehren?"
„Er hat angedeutet, dass es nicht sicher wäre."
Voldemorts Lippe zog sich nach oben und er ging auf sie zu. Das Geräusch seines Umhangs auf dem Steinboden schickte eine Gänsehaut über ihren Körper.
Er stoppte an seinem Thron, sah Nagini fast liebevoll an, bevor er Lucius mit seinen scharlachroten Augen anfunkelte.
„Ich bin kein Dienstbote, Lucius."
„Vergebt mir, mein Lord. Aber da ist noch etwas anderes."
Die schlitze von Voldemorts Nasenlöchern blähten sich auf. „Rede weiter."
„Er – er war nicht er selbst." Eine heikle Pause entstand. „Er sagt er hat etwas, dass Sie brauchen und dass er sich mit ‚Seelensuche' beschäftigt hat."
Voldemort wurde sehr still. Sein Blick wanderte zu einem Punkt über ihrer Schulter, durch sie hindurch und ihre Regale erzitterten, aber sie hielt sie stabil.
„Was noch?"
„Er wartet auf sie.", sagte Lucius. „In einer heruntergekommenen Hütte am Stadtrand von Little Hangleton."
Voldemorts Augen wanderten zu Lucius. „Was hast du gesagt?"
„Ich glaube, das Anwesen gehörte früher einer Familie namens Gaunt –"
Mit einem Knurren und einer bösartigen Wendung apparierte Voldemort davon. Hermine holte tief Luft und spürte, wie ihre Beine unter ihr schwankten.
Die Gaunts. Das Wort schwirrte ihr im Kopf herum, glitt ihr aber durch die Fingerspitzen.
Lucius blieb regungslos stehen, immer noch dem leeren Thron zugewandt, als wartete er auf weitere Anweisungen. Seine Finger zuckten an seiner Seite. Nur das zischelnde Geräusch von Naginis Zunge durchbrach die Stille.
Nach einer vollen Minute drehte er sich um, um hinauszugehen. Er war weiß wie ein Laken.
Als er die Große Halle verließ, erzitterte und verwandelte sich der Raum. Als die Welt aufhörte sich zu drehen, war Hermine überrascht, sich in der Eingangshalle des Anwesens wiederzufinden. Dracos Finger wurden fester, bevor sie sich von ihren lösten.
Sie öffnete ihren Mund, um ihn zu fragen, was los war, wurde jedoch von dem Anblick von Lucius abgelenkt, der die Haustür aufriss. Er spähte die steinerne Auffahrt hinunter und trug immer noch die gleiche Kleidung aus der vorherigen Erinnerung – es war derselbe Tag. Sein Gesicht war noch blasser als zuvor.
Als sie über ihre Schulter blickte, sah sie Draco hinter sich stehen. Er starrte auf den Boden, so weiß wie sein Vater.
Hermine runzelte die Stirn. Welche Erinnerung war das?
„Draco-"
Ein Knall durchriss durch den Himmel und Hermine zuckte zusammen. Sie blickte in den klaren Abend hinaus und erkannte eine verhüllte Gestalt, die durch die Tore des Herrenhauses glitt.
Voldemort.
Die Erkenntnis traf sie wie ein Schlag in die Magengrube. Sie wirbelte herum und sah, wie Draco seine Fäuste ballte und seine Schultern nach vorne beugte.
Bevor sie über die Panik in ihrer Brust nachdenken konnte, war Voldemort die Stufen zum Herrenhaus hinaufgeglitten und begegnete Lucius in der Tür.
„Mein Lord." Lucius verbeugte sich. „Willkommen auf dem Anwesen –"
Voldemort hob seine Hand und brachte ihn zum Schweigen. „Hol dein Schlammblut, Lucius."
Lucius neigte seinen Kopf und führte Voldemort in den Salon. Hermine griff zur gleichen Zeit nach Draco, als er nach ihr griff. Seine Hand war feucht in ihrem Griff.
„Wir müssen uns das nicht anschauen." Er schluckte, seine grauen Augen schienen leicht verschleiert zu sein. „Ich habe es das letzte Mal auch nicht angeschaut. Ich kann es überspringen –"
Sie nickte schnell. Er schwang seinen Zauberstab und sie fanden sich im Salon wieder. Hermine erstarrte, als sie den anderen Draco dabei beobachtete, wie er ihren gebrochen Körper vom Boden hochzog und in sie in Richtung Tür schleifte.
Der echte Draco verschränkte ihre Finger miteinander und der Druck beruhigte sie.
Voldemort stand am Fenster, sein Blick in die Ferne gerichtet.
Lucius Augen flackerten von Voldemort zur Tür. „Mein Lord. Ich würde gerne helfen."
Die Tür zum Salon fiel mit einem Klicken zu und Hermine hatte das Gefühl, als wären sie von einer Gruft eingeschlossen worden. Ihre Sicht verschwamm, denn sie wusste, dass Narcissa sie in diesem Moment nach oben in ihr zerstörtes Schlafzimmer bringen würde.
Sie schluckte, beruhigte ihre Gedanken und konzentrierte sich wieder auf die Aufgabe, die vor ihr lag.
Voldemort war gekommen, um ihre Gedanken nach Informationen über Horkruxe zu durchsuchen. Was auch immer er von Goyle erfahren hatte, hatte dazu geführt, dass er zu ihr gekommen war.
Schließlich legte Voldemort seinen Kopf schräg gegen das Fenster. Lucius räusperte sich und seine Hände zitterten, als er sie hinter seinem Rücken verschränkte.
„Mein Lord, ich weiß, dass es in der Vergangenheit Zeiten gab, in denen ich Sie im Stich gelassen habe. Aber ich hoffe, dass meine Hingabe, Ihnen und dem Großen Orden zu dienen, es mir ermöglicht hat, Ihr Vertrauen zurückzugewinnen." Er holte tief Luft. „Wenn ich richtig liege... haben sie mir einmal so etwas anvertraut." Hermine beobachtete, wie sich seine Finger verkrampften. „Ein Tagebuch."
Ihre Lippen öffneten sich und ein Schauer lief ihr über den Rücken.
Langsam und ganz bewusst wandte sich Voldemort vom Fenster ab. Und obwohl sie wusste, dass Lucius diesen Moment überlebt hatte, zog sich ihr Herz durch die Angst um ihm zusammen.
„‚Helfen?'" Sein Gesicht war unleserlich, aber das Zischen zitterte durch den Raum. Lucius Schultern zuckten leicht.
„Die Malfoys haben Grundstücke auf der ganzen Welt. Einige... auch nicht offiziell." Er strich mit dem Daumen über seine Knöchel. „Ich glaube, ich kann helfen, Mylord. Damit Goyle zu beschützen."
Voldemort ging auf ihn zu und sein Blick bohrte sich in seine Augen. Sie hörte, wie Draco neben ihr zitternd ausatmete. Und dann –
„Ich muss noch einmal mit Goyle sprechen." Voldemort drehte sich um und glitt davon, bevor er an der Tür stehen blieb. „Du wirst mich begleiten, Lucius."
Auf Lucius' Gesicht war sichtbare Erleichterung zu erkennen, bevor er sie verdeckte. Er neigte den Kopf und seine Drachenlederschuhe gingen im schnellen Tempo, um Lord Voldemort nach draußen zu folgen.
Hermines Lungen bettelten nach Luft, als sich die Tür schloss und ein Schmerz stach in ihre Schläfen. Draco öffnete seinen Mund, um ihr etwas zu sagen, aber dann begann der Raum sich zu drehen und seine Worte verschwanden wie Luft in einem Vakuum.
Die Welt kam zum Stillstand, Draco hielt sie an der Taille fest. Es klingelte in ihren Ohren, als sie sich umsah und ihre Umgebung in Augenschein nahm. Sie waren wieder in dem dichten Wald – Little Hangleton lag in der Ferne.
„Granger –"
Keuchend stieß sie sich von ihm ab. Sie waren auf dem Gaunt-Anwesen. Wo Voldemort den Ring versteckt hatte, einen seiner ersten Horkruxe. Natürlich.
„Granger." Draco holte sie ein und ergriff ihre Hand. „Wir können eine Pause machen. Wir können uns den Rest ansehen, wenn du geschlafen hast –"
„Nein. Wir müssen herausfinden, was passiert ist."
„Ich bin noch nicht so weit gekommen. Ich weiß nicht, was als nächstes passiert, und du bist erschöpft –"
„Ich – ich komme schon klar, Draco." Sie stolperte vorwärts und zog ihn durch das Dickicht, bis sie die verhüllten Gestalten einholten, die sich im Zwielicht der Hütte näherten.
Ihr Verstand wackelte und wirbelte wie ein Kreisel auf einem unebenen Tisch. Warum wollte Voldemort in ihren Gedanken nach Beweisen suchen, dass Harry ein Horkrux war? Was hatte er geglaubt, wusste sie sonst noch – und was hatte das alles mit Goyle zu tun?
Die Tür flog auf und Voldemort fegte hinein. Mit einem leichten Schulterrollen folgte Lucius. Draco zögerte an der Tür und starrte sie an. Sie nickte und er drehte sich um und führte sie in die Hütte.
Sie traten neben Lucius, seinen Zauberstab zu einem Lumos erhoben und folgten seinem und Voldemorts Blick durch den Raum. Goyle hatte ihnen den Rücken zugekehrt und war der gegenüberliegenden Wand zugewandt, als hätte er sich nicht bewegt, seit er das letzte Mal allein gelassen worden war. Als er sich umdrehte, waren seine Augen auf Voldemort gerichtet. Seine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, als hätte er ein Puzzleteil gefunden, das er seit Jahren vermisst hatte.
„Hast du die Antworten gefunden, nach denen du gesucht hast?"
„Ein paar." Voldemort legte seinen Kopf schräg und begutachtete ihn, als wäre er ein neues Haustier. „Wie lange bewohnen sie schon diesen Körper?"
Goyle trat in den Schein von Lucius Zauberstab. Er legte seinen Kopf auf sie selbe Art schräg und Hermine spürte wie ihre Haut krabbelte. „Seit kurz nach der finalen Schlacht. Ich war körperlos, bin im Wald in der Nähre von Hogwarts umhergewandert, als mir Gregory Goyle über den Weg gelaufen ist."
Voldemorts Augen schlossen sich und seine Nasenflügel blähten sich. „Goyle ist weiterhin am Leben?"
„Bis jetzt schon." Sein Grinsen wurde vertiefte sich, seine Züge wurden grotesk und unmenschlich. „Man könnte sagen, er schläft. Er hat wenig Widerstand geleistet, als ich seinen Körper eingenommen habe."
Voldemort rollte und entrollte seine langen Finger. „Und davor? Woran erinnerst du dich?"
„Es ist verschwommen.", sagte Goyle, seine Augen wanderten in die Ferne, als er sich auf seine Erinnerungen konzentrierte. „Ich erinnere mich an so etwas wie weggesperrt zu werden – lebendig begraben. Es hat Jahre gedauert, bis ich mich meiner selbst wieder bewusstwurde. Je mehr ich dich fühlen konnte, desto mehr habe ich mich angestrengt, um mich zu befreien. Aber dann, vor wenigen Wochen, wurde ich plötzlich ausgestoßen."
Rote Augen flogen auf, verengten sich zu Schlitzen. „Wo?"
Goyles Augenlider flatterten. „Es war während der Abenddämmerung in einem Wald. Ich habe einen toten Jungen gesehen, bevor ich zwischen den Bäumen verschwunden bin."
Der Raum war still, abgesehen von Hermines Herzklopfen.
„Und davor." Voldemorts Stimme war ein Flüstern, fast eine Liebkosung. „Was ist das Letzte, woran du dich erinnerst, bevor du weggesperrt wurdest?"
„Der Tod des Mädchens. Und der Schrei des Babys."
Hermine stieß ein ersticktes Keuchen aus. Draco zuckte mit dem Kopf, um sie anzusehen, aber sie starrte Goyle entsetzt an, sie atmete schnell.
Es konnte nicht wahr sein...
„Lucius", sagte Voldemort und zischte den Namen. „Du behauptest zu wissen, was Goyle ist?"
Er richtete seinen Blick auf Lucius und Hermine beobachtete, wie er tief Luft holte.
„Ich glaube, das Wort ist... ‚Horkrux', mein Lord."
Voldemort ging eine weitere Runde durch den Raum. „Und wie hast du von diesem Wort erfahren?"
„Ich habe ein Buch in meiner Bibliothek gefunden..." Er senkte den Blick. „Ich hätte nicht ohne Ihre Erlaubnis nachsehen sollen, mein Lord. Vergebt mir."
„Zerstöre das Buch."
Lucius nickte, seine Augen immer noch niedergeschlagen.
„Du liegst falsch, Lucius", sagte Voldemort mit einer verdrehten Melodie in seinem Ton.
Lucius' Auge zuckte, aber er verriet nichts.
„Siehst du, unser Freund hier – Goyle" – Voldemorts Stimme triefte vor Belustigung – „ist überhaupt kein Horkrux."
Lucius sah auf. „Mein Lord?"
„Nein." Voldemort blieb einen Schritt vor Goyle stehen und musterte ihn von oben bis unten. „Aber er kommt von einem."
Goyle drehte seinen Hals, um seinem Blick zu begegnen, wie eine ferngesteuerte Marionette.
Voldemort fuhr herum und ging wieder auf und ab. „Du weißt, dass ich mehrere Horkruxe erschaffen habe. Aber es scheint, dass einer... unbeabsichtigt war."
Er fegte mit einem Atemzug an ihnen vorbei und Hermine benötigte all ihre Kraft, um nicht zurückzuweichen. Ihre Beine fühlten sich wie Gelee an, als ihr Verstand klickte und Puzzleteile an ihren Platz wanderten.
Draco zog sie näher an sich, sodass eine seiner Schultern hinter ihr war.
„Vor Jahren hat sich dieser unbeabsichtigte Horkrux an meinen Feind angehängt und ihn als meinen Ebenbürtigen markiert." Seine Lippen verzogen sich, als fände er die Prophezeiung jetzt amüsant. „Meine Seele in seinem Körper wurde stärker, als meine Kräfte wuchsen. Und ich nehme an, er hat die Wahrheit erfahren. Als er sich im Verbotenen Wald ergab, muss er geglaubt haben, dass der Horkrux zerstört werden würde, wenn ich ihn tötete. Stattdessen wurde er befreit. " Voldemort richtete seinen Blick auf Goyle. „Bis er einen neuen Körper gefunden hat."
Hermines Lippen öffneten sich, schwarze Flecken tauchten in ihrem Blickfeld auf. Als wäre sie in dunkles, eisiges Wasser getaucht worden, gezwungen, langsam auf den Grund zu sinken, während die Oberfläche still blieb.
Der Horkrux in Harry.
Voldemort hatte nicht zufällig einen weiteren erschaffen. Es war derselbe, der in Harry gewesen war.
Harry hatte irgendwie davon erfahren. Und er hatte geglaubt, er könnte ihn töten, indem er sich selbst opferte.
Aber es hatte nicht funktioniert.
Ihr Atem stockte, als würde ein totes Gewicht auf ihre Brust drücken.
Harry war umsonst gestorben.
Voldemort redete noch immer, aber sie konnte ihn nicht mehr hören.
Etwas Warmes legte sich um ihre Schultern, als sie zitterten, und sie verdrehte ihre Arme, um sich zu befreien. Sie drehte sich und da war Draco, der versuchte, sie zu halten und mit ihr zu sprechen.
Ihre Lungen schnappten nach Luft, aber sie konnte nicht atmen. Ihr Herzschlag schlug ein Crescendo in ihrer Brust. Sie versuchte sich auf Dracos graue Augen zu konzentrieren, aber alles was sie sehen konnte war Smaragdgrün.
Die Wände der Hütte begannen sich zu verschieben, schlossen sich um sie, wurden enger und enger, bis sie sich wie die Seiten eines Sarges an sie drückten –
Und dann war alles dunkel.
Ihre Augenlider öffneten sich mit dem Flüstern von „Rennervate" in ihren Ohren. Sie fuhr hoch und jemand packte sie an den Schultern. Ihre Sicht passte sich an, als ihre Lungen Luft einsaugten und als sie aufsah, fand sie Draco über ihr schwebend, seine grünen Baldachinvorhänge spannten sich hoch über ihr. Sie lag in seinem Bett.
„Granger", sagte er und ihr wurde klar, dass er ihren Namen gerufen hatte.
Ihre Kehle war trocken und sie leckte sich die Lippen. „Was ist passiert?"
Sein Gesichtsausdruck war angespannt. „Ich musste dich betäuben." Er hob eine Hand, um ihr die Locken aus dem Gesicht zu streichen. „Du hattest eine Panikattacke."
Sie holte tief Luft und schloss die Augen. Ihre Schultern zitterten unter seinen Fingerspitzen, als die Erinnerungen aufwallten und sie durchfluteten. Ein Stich der Verzweiflung durchzuckte ihre Brust.
Harry.
Er hatte es irgendwie herausgefunden. Er hatte die Wahrheit über den Horkrux in ihm erfahren. Etwas in Snapes Erinnerungen muss es bestätigt haben.
Ihre Augenlider brannten, als die Tränen flossen und sich über ihr Gesicht verteilten. Eine warme Hand wischte sie weg.
Ihre bester Freund war tot, und sie hatte sich nicht erlaubt, darüber nachzudenken, wie oder warum. Sie hatte ihn in ihren Regalen vergraben, ohne alle Antworten zu kennen. Aber jetzt war sein Buch aufgeschlagen, die Blätter zerrissen und der Buchrücken zerfetzt, während die Seiten verstreut waren.
Sie unterdrückte ein Schluchzen, als ihr die Trauer in die Kehle sackte und sich wie schwarzer Teer um ihre Rippen wickelte.
Er war mit Absicht in den Wald gegangen. Er hatte seinen Zauberstab niedergelegt und die Augen geschlossen. Sie war nicht bei ihm gewesen. Er war allein gewesen.
Harry war gestorben, weil er getan hatte, was er für richtig hielt, aber er hatte versagt. Der Horkrux lebte weiter. Und er war an seiner Stelle gestorben.
Ein Schluchzen entrang sich ihrer Kehle, und sie wich vor den Händen zurück, die sie umklammerten. Sie konzentrierte sich auf ihre Regale und presste ihre Hände in die Augen, bis die Tränen aufhörten zu fließen.
Sie hörte einen Atemzug neben sich – und dann das Geräusch von Porzellan auf Porzellan. Sie öffnete ihre Augen und sah, wie Draco ihr eine Tasse und eine Untertasse brachte. Ihr Kopf war schwer, aber sie erkannte den schwachen Geruch von Kamille. Sie konzentrierte sich darauf, durch die Nase einzuatmen und durch den Mund auszuatmen.
„Was ist passiert?", fragte Draco leise. Das Bett senkte sich, als er neben ihr saß. „Was ist mir entgangen?"
Sie nippte an dem Tee, aber er schmeckte wie Asche auf ihrer Zunge. Sie gab ihm die Untertasse zurück, wischte sich wieder über die Wangen und versuchte, ihre Gefühle zurückzudrängen.
„Harry hatte einen Horkrux in sich. Einen Horkrux, den Voldemort nie erschaffen wollte. Das hatte ich schon vor einiger Zeit geahnt, ihm aber nie gesagt. Oder sonst jemandem." Ihr Blick fiel auf ihren Schoß. „Deshalb ist er in den Wald gegangen. Er hat sich geopfert, um ihn zu töten."
Die Matratze bewegte sich und sie hörte Dracos schlucken.
„Er glaubte, es würde den Horkrux töten, aber das hat es nicht. Es hat nur den Horkrux befreit."
Der Raum verschwamm, als sie ihre Augen zu seinen hob. Sie blinzelte und stellte fest, dass er sie aufmerksam beobachtete, seine Finger nur Zentimeter von ihren entfernt.
„Harry ist umsonst gestorben", flüsterte sie. „Es hat nichts gebracht."
All die Menschen, die gestorben waren, all die Freunde, die versteigert worden waren. Und Harrys Tod war sinnlos gewesen.
Sie fing wieder an zu weinen, ihre Lungen kämpften gegen ihre Rippen. Draco bewegte seinen Zauberstab und brachte einen Schlaftrunk an ihre Lippen. Sie drehte sich weg.
„Es ist vier Uhr morgens, Granger –"
„Da ist noch eine Phiole voller Erinnerungen –"
„Sie wir auch morgen früh noch da sein."
Sie ließ sich zurück in das Kissen fallen und ließ ihren Körper in die Matratze sinken, als er sie ihr in den Hals kippte. Ihre Augen begannen sich zu schließen und Draco schaltete das Licht aus und glitt hinter ihr auf das Bett, schlang seine Schultern um sie und presste sein Gesicht in ihr Haar. Sie hörte, ihm beim Atmen zu, bis der Schlaf sie sich zu ihr holte.
Sie wachte auf, während Draco sie immer noch umarmte, seine Wärme tröstete sie fünf Sekunden lang, bevor ihr Blut kalt wurde. Ihr Körper zuckte zusammen unter den Erinnerungen an die vergangene Nacht und riss ihn wach.
„Entschuldigung." Ihre Stimme brach, als sie sich zu ihm umdrehte.
Er rieb sich die Augen und musterte sie, streckte die Hand aus, um eine Locke hinter ihr Ohr zu stecken. „Wie geht es dir?"
Sie rollte sich auf die andere Seite und sah auf die Uhr am Kaminsims. Zehn Uhr morgens.
„Mir geht es besser", log sie. Ihre Lippen zitterten und sie presste sie zusammen. „Ich muss mir den Rest der Erinnerungen ansehen." Sie setzte sich auf und warf die Decke zurück.
„Granger, es ist wichtig für dich –"
Sie drehte sich zu ihm um. „Nichts ist wichtiger als das."
Ein seltsamer Ausdruck huschte über sein Gesicht. Sie schluckte und zwang ihre Schultern, sich zu entspannen.
„Entschuldigung, es ist nur..." Ihr Mund öffnete und schloss sich, während sie sich bemühte, die Worte zu finden. „Das ist wichtiger als alles andere, Draco. Es ist größer als wir alle."
Sein Gesichtsausdruck wurde wieder leer und er griff nach seinem Zauberstab auf seinem Nachttisch. Er wedelte damit in ihre Richtung und ihre Pyjamahose wurde wieder in eine Jeans verwandelt.
Sie warf einen Blick auf sie. „Danke", flüsterte sie.
Einen Moment lang schwieg er und beobachtete, wie sie wieder in ihre Schuhe schlüpfte. „Also das habt ihr drei im siebten Jahr getan. Ihr habt nach Horkruxen gesucht."
Sie nickte. „Dumbledore hat Harry alles erzählt, was er über sie wusste. Voldemort hat sechs Horkruxe erschaffen. Er hat seine Seele mit dunkler Magie gespalten und sie in sechs Dinge versiegelt, die für ihn von Bedeutung waren."
Draco warf die Decke zurück und starrte auf die gegenüberliegende Wand. „Sie halten ihn am Leben, nicht wahr?"
„Ja. Solange ein Stück seiner Seele existiert, kann er nicht zerstört werden. Nicht einmal mit dem Todesfluch." Sie holte tief Luft und grub ihre Fingernägel in ihre Handflächen. „In der Nacht, als er versucht hat, Harry als Baby zu töten, hat sich seine Seele erneut gespalten. Und irgendwie hat sie sich in der einzigen lebenden Person im Raum eingenistet."
„Potter." Draco drehte sich zu ihr um, sein Kiefer verkrampft. „Und jetzt Goyle."
„Goyle ist nur ein vorübergehende Hülle.", sagte Hermine und rieb sich die Stirn. „Aber ich bin mir sicher, Voldemort hat einen neuen Horkrux gemacht, um ihn zu versiegeln." Sie presste ihre zitternden Finger auf ihre Lippen. „Hat er etwas darüber gesagt, was er damit vorhat? In irgendwelchen anderen Erinnerungen, die du gesehen hast?"
„Ich habe nur gesehen, was du auch gesehen hast." Draco stand auf und ging zu seinem Schrank, und zog sich einen Pullover über den Kopf. „Ich bin letzte Nacht nicht weitergekommen, bevor ich dich gesucht habe. Ich habe die Bibliothek und das Arbeitszimmer meines Vaters durchsucht, um zu sehen, ob er das Buch irgendwo versteckt hat."
„Wir sollten am Ende der Erinnerung beginnen, aus der du mich herausholen musstest. Er könnte etwas gesagt haben –"
Draco schüttelte den Kopf, als er an seinem Gürtel schloss. „Es endete damit, dass ich dich herausgezogen habe. Er hat nur meinem Vater gesagt, dass er auf weitere Anweisungen warten soll."
Hermine schluckte ihre Enttäuschung hinunter. „Nun, hoffentlich finden wir die Antwort in einer der anderen." Sie schob das Pochen in ihrem Kopf beiseite. Sie mussten zurück zum Denkarium.
„Also..." Draco kniff sich in den Nasenrücken. „Abgesehen von Voldemort selbst gibt es noch sieben andere Teile seiner Seele, die ihn am Leben halten? Zusammen mit Goyle?"
„Nein. Es sind nur noch zwei übrig." Als Draco verwirrt die Brauen zusammenzog, sagte sie: „Die anderen fünf wurden zerstört."
Er blinzelte sie an. „Zerstört." Seine Stimme war leise und weit weg.
„Ja." Sie durchquerte den Raum zu seiner Tür. „Es ist nur seine Schlange und das Stück, das sich an Goyle angeheftet hat. Wenn diese beiden weg sind, wird er wieder sterblich sein."
Sie öffnete die Tür, aber eine Hand auf ihrem Ellbogen hielt sie auf. Stirnrunzelnd drehte sie sich um. Dracos Gesicht war teilnahmslos, als er auf die Frühstückstabletts zeigte, die auf seinem Schreibtisch auf sie warteten.
„Du solltest etwas essen."
„Draco wir haben keine Zeit."
„Granger –"
„Wir können später essen." Sie ging durch die Tür und zügig den Gang entlang. Sie wartete an der Treppe auf ihn und drehte sich um, um zu sehen, wie er mit zwei Stück Toast aus seinem Schlafzimmer kam. Er bot ihr mit hochgezogenen Augenbrauen eine Scheibe an. Sie schnaubte und schob sie sich in den Mund, während sie die Treppen nach unten ging.
Sie zögerte, als sie Lucius' Arbeitszimmer erreichten, aber dann erinnerte sie sich daran, dass sie sich kein mehr Zögern leisten kann. Draco ging an ihr vorbei und sie folgte ihm schnell hinein und schloss die Tür hinter sich. Das Denkarium war genau dort, wo sie es vor sechs Stunden zurückgelassen hatten.
Er schöpfte die letzte Erinnerung aus dem Becken zurück in die Phiole vom 13. Juni und Hermine kippte die letzte schwarz getönte Phiole in das Denkarium – datiert fast drei Monate nach den ersten beiden. Ihre Blicke trafen sich, als sie seine Hand ergriff und gemeinsam stürzten sie in die nächste Erinnerung.
Sie landeten im Haus der Gaunts, als Lucius eintrat. Lucius schloss die Tür hinter sich, seine Augen auf die linke Seite ihrer Füße gerichtet und Hermine schrie auf, als sie die Leiche von Goyle Sr. neben sich auf dem Boden entdeckte. Draco hielt sie fest, als sie stolperte und starrte auf die Leiche hinab.
Seine Haut war bleich, seine purpurroten Lippen zu einem stummen Schrei verzogen. Und mit einem unangenehmen Zucken in ihrem Bauch sah Hermine, dass die Augen von Goyle Sr. blau gewesen waren – nicht das tiefe Braun aus den vorherigen Erinnerungen.
„Lucius", sagte Voldemort. Er wandte sich von seinem Platz am Fenster ab.
Lucius' Augen flackerten zu Voldemort auf. „Sie waren also erfolgreich, mein Lord?"
„Ja", sagte er und das Zischen hallte von den Wänden ab. „Ich habe das kostbare Stück meiner Seele herausgeholt und in einem richtigen Gefäß versiegelt. Und jetzt müssen wir dafür sorgen, dass es in Sicherheit aufbewahrt wird." Er glitt zu Lucius und streckte langsam seine Hand aus. Seine langen Fingernägel ließen Hermines Magen rebellieren. „Deshalb bist du hier, mein gerissener Freund."
Eine Falte erschien auf Lucius' Stirn, aber sie war im Handumdrehen verschwunden. Er griff in seine Robe und holte ein Taschentuch hervor, das in der Luft schwebte, sich entfaltete und ein goldenes Seil enthüllte. Voldemorts Augen hefteten sich an Lucius', als sie beide nach einer Seite griffen und mit einem Ruck wirbelten Hermine und Draco neben ihnen durch die Luft.
Sie landeten mitten in der Nacht auf felsigem Boden. Hinter ihnen erhob sich ein gewaltiger Berghang. Der Mond fehlte am Himmel, und die Sterne waren hinter Wolken verborgen.
Die Haare auf Hermines Armen prickelten.
„Wo sind wir?", fragte sie.
„Ich weiß nicht." Dracos Augen huschten über die Landschaft. „Ich war noch nie hier."
Lucius strich seine Robe glatt und beleuchtete den Weg mit seinem Zauberstab. Seine Stiefel knirschten im Kies, als Voldemort ihm folgte, sein Umhang schleifte leise hinter ihm her.
„Ich vertraue darauf, dass das Geheimnis über diesen Ort sicher bei dir ist.", sagte Voldemort. Seine Stimme war leise, aber die Drohung die darin lag, war unverkennbar.
„Ja, mein Lord. Ich habe mehrere Monate damit verbracht, nicht nur Verbündete in der rumänischen Regierung zu gewinnen, sondern auch sicherzustellen, dass niemand von der Existenz dieses Anwesens erfährt. Ich habe die Aufzeichnungen persönlich untersucht. " Seine grauen Augen glitzerten, als er über seine Schulter schaute, um Voldemort anzusehen. „Dieses Anwesen kann nicht gefunden werden. Das versichere ich Ihnen."
Rumänien. Hermine sah sich in der dunklen Bergkette um und versuchte alles zu identifizieren, was ihnen einen Hinweis darauf geben konnte, wo sie sich befanden.
„Ich hoffe, du hast recht, Lucius. Deiner Familie zuliebe."
Die Angst überflutete sie wie eine langsam brechende Welle. Sie warf Draco einen Blick zu. Seine Augen waren groß, aber sein Mund war hart. Lucius senkte sein Kinn und ging weiter.
Sie gingen bergauf und nahmen einen zerklüfteten Feldweg. Lucius machte eine abrupte Rechtskurve um einen großen Stein herum und führte sie vom Weg weg.
„Ich fühle mich geehrt, dass die Familie Malfoy Ihnen wieder nützlich sein kann, mein Lord." Lucius verlangsamte sein Tempo, um mit Voldemort Schritt zu halten. „Ich werde sie nicht wieder enttäuschen."
Voldemort brummte. „Ich war mit deiner Leistung in letzter Zeit zufrieden. Aber solltest du in Zukunft überheblich werden..."
„Natürlich, Mylord", sagte Lucius schnell. Es war einen langen Moment still unter dem Sternenlicht, bevor Lucius wieder sprach. „Wenn ich frei sprechen dürfte...?" „Rede weiter."
„Ich sehe eine glänzende Zukunft für Draco. Er wird von seinen Kollegen und Vorgesetzten sehr respektiert und er kann mit Worten umgehen. Ich hoffe, dass er Ihnen in diesem Sinne dienen kann, wenn er reifer wird. Vielleicht eines Tages sogar als Minister."
Hermine sah über ihre Schulter zu Draco, der nur wenige Schritte hinter ihr stand. Seine Augen klebten an seinem Vater und Voldemort.
Sie dachte an Lucius' Erinnerung aus der Schweiz – wie er ihn dazu gedrängt, den deutschen Minister zu begleiten, anstatt die Gefangenen mit Bellatrix zu quälen.
Voldemort glitt weiter durch den dunklen Pfad zwischen den Hügeln und sagte: „Wir werden sehen."
Lucius nickte und Hermines Magen verdrehte sich vor Schuldgefühlen, als sie sich fragte, ob sie ihm zustimmte. Auch wenn ihr bei beiden Möglichkeiten übel wurde, war es besser, sich ihn in einem Büro vorzustellen als auf einem Schlachtfeld.
Der Pfad wurde schmaler und Lucius blieb vor einer glatten Felswand stehen. „Hier, mein Lord."
Hermine kniff die Augen zusammen und versuchte sich alles in Erinnerung einzuprägen, aber in der Dunkelheit war alles austauschbar. Draco trat neben sie, seine Augen immer noch auf seinen Vater gerichtet.
Lucius tippte mit seinem Zauberstab in die Mitte der Wand und sie zitterte und brach mit einem Grollen auseinander, bis eine Tür im Stein auftauchte. Er wandte sich an Voldemort.
„Nur ein Malfoy kann hindurchgehen." Er drückte seinen Zauberstab in die Mitte seiner Handfläche und schnitt durch das Fleisch. Dunkles Blut tropfte über sein Handgelenk, als er Voldemort seine Hand anbot.
Voldemorts Lippen verzogen sich zum Anschein eines Lächelns, als er den Elderstab hob und eine dünne Linie in seinen Zeigefinger schnitt. Er beschwor Lucius' Blut aus seiner Handfläche, die roten Tröpfchen schossen nach oben und landeten auf seiner blassen Haut, vermischten sich mit seinem Blut. Er verschloss den Schnitt und Lucius tat dasselbe.
Lucius ging zum Eingang, aber er erstarrte, als Voldemort eine Hand auf seine Schulter legte.
„Du wirst hier warten", flüsterte er und Hermine sah, wie Lucius versuchte, nicht zusammenzuzucken, als seine knochigen Finger fester drückten. „Ich allein werde das Objekt verstecken und meine Schutzzauber wirken."
Lucius nickte ruckartig und trat zurück, um Voldemort eintreten zu lassen. Mit einer Bewegung seines Zauberstabs ließ Voldemort die Steinmauer aufgleiten, wie ein Felsbrocken, der sich zur Seite bewegt. Er glitt hinein, verschwand in der Dunkelheit und Lucius holte stoßweise Luft.
Die Berge Rumäniens verzogen sich, die Erinnerung endete. Das Denkarium schob sie nach oben und wieder nach draußen.
Als ihre Füße fest auf dem Boden des Arbeitszimmers standen, stützte sich Hermine auf ihre Knie und holte Luft.
Lucius Malfoy hatte den Standort von Voldemorts Horkrux sorgfältig aufbewahrt.
Ihre Ohren klingelten, als sie endlich zu Draco aufsah. Sein Mund war offen, seine Augen starrten ausdruckslos auf die Bücher in den Regalen seines Vaters. Sie blinzelte in das Denkarium hinunter und sah, wie die Berge an der Oberfläche der wirbelnden Erinnerungen sichtbar waren.
Sie war jetzt eine von vier Personen in der Welt, die wussten, von Voldemorts letzter Horkrux war. Und jetzt musste sie entscheiden, was sie damit anfing.
Sie ließ sich in Lucius' Ledersessel fallen und schloss die Augen, versuchte nachzudenken. Als sie sie endlich öffnete, richtete sich ihr Blick auf Draco. Seine Finger spielten mit einem Faden an seinem Ärmel, seine Augen schienen noch immer weit in der Ferne zu sein.
Sie hatte schon so viel von ihm verlangt. Charlotte, ihre Erinnerungen zurückbringen und sich seinem Vater widersetzten. Selbst wenn er zustimmte, dem Orden eine weitere Nachricht über den Horkrux in Rumänien zu überbringen, wusste sie nicht, wie sie ihn zerstören würden. Sie können möglicherweise nicht einmal an den Schutzzaubern vorbeikommen.
Hermine sah auf den Mahagoni-Schreibtisch hinunter und atmete tief ein, als sie von Entschlossenheit überflutet wurde. Sie musste es sein. Die Informationen an den Orden zu überbringen und zu hoffen, dass sie aus der Ferne erfolgreich sein würden, war ein Risiko, das sie nicht eingehen konnte. Horkruxe waren ihr Ding. Ihrs, Harrys und Rons. Dumbledore hatte es ihnen anvertraut.
Ginny und Charlotte wussten nicht, was sie tat. Bei diesem neuen Horkrux in Rumänien... gab es nur sie. Und Draco.
Ihre Augen wanderten zu ihm hinauf. Noch vor wenigen Tagen hatte sie ihm versprochen, zu bleiben, bis sie alle herauskommen konnten. Aber damals hatte es noch keinen Horkrux gegeben. Ihre Logik schrie sie an, das Tattoo-Gegenmittel herunterzuschlucken, seinen Zauberstab zu nehmen, durch die Tore des Herrenhauses zu marschieren und direkt in die Berge in Rumänien zu fahren. Den Stein zur Seite zu schieben und den Horkrux zu töten, so wie er Harry getötet hatte. Aber ihr Herz flehte sie an, nicht zu verschwinden. Alle drei Malfoys würden gefoltert und getötet werden. Ihr Atem stockte und sie zwang ihre Gedanken beiseite.
Sie starrte auf den Schreibtisch und fragte sich, warum Lucius Malfoy an diesen Erinnerungen festhielt. Der einzige Grund, an den sie denken konnte, war, dass er sie brauchte... als Versicherung. Genau wie Sie. Wenn der Wahre Orden ihn oder seine Familie gefangen nahm, gab es keine bessere Versicherung als den Ort von Voldemorts letztem Horkrux.
Draco drehte sich abrupt auf dem Absatz um und schritt zum Denkarium. Ein Muskel in seiner Wange zuckte, als er anfing, die Fäden aufzusammeln und sie zurück in die Phiole fallen zu lassen. Dinge wegzuräumen, als ob sie nicht angerührt worden wären – als ob sie nicht ihre Welt auf den Kopf gestellt hätten.
Ihr Herz schlug schneller, während sie ihn beobachtete. Sie musste ihn überzeugen. Wenn er einen Weg finden würde, seine Mutter und sich selbst in Sicherheit zu bringen, könnte sie nach Rumänien gehen und den Horkrux zerstören. Sie würde nicht gehen, ohne für ihre Sicherheit zu sorgen, aber sie musste gehen.
Er stellte die schwarz getönten Fläschchen zurück ins Regal und schloss die Schranktüren.
Sie ging die Unterhaltung in Gedanken durch und ballte ihre verschwitzten Hände zu Fäusten.
Draco, ich muss das tun. Versuchen bitte nicht, mich aufzuhalten.
Das Schloss am Schrank rastete ein und sie sah zu, wie Draco mit den Fingern über das dunkle Holz strich.
Wir brauchen einen Plan, um dich und deine Mutter in Sicherheit zu bringen. Er wird nicht glücklich sein, aber wir können deinem Vater eine Nachricht hinterlassen. Aber er wusste, dass die Niederlage des Dunklen Lords eine Möglichkeit war. Deshalb wurden diese Erinnerungen aufbewahrt. Es muss sein.
Draco drehte sich wieder zu ihr um und sah sie mit angespanntem Kiefer an. Seine Augen flackerten über sie, Besorgnis in seinem Blick. Sie spürte, wie Tränen ihre Sicht verschwimmen ließen.
Ich weiß, dass ich gesagt habe, dass ich bleibe, aber das ist wichtiger als wir alle. Deshalb ist Harry gestorben und das kann ich nicht zulassen. Ich muss weg. Ich muss das tun, bitte halte mich nicht auf –
„Wie zerstören wir ihn?"
Sie blinzelte und ihre Sicht klärte sich, als er zu ihr aufsah – graue Augen neugierig, offen. Voll Vertrauen.
„Was?" Ihre Stimme brach bei dem Wort.
„Er kann zerstört werden, wie die anderen auch, ja? Wir können ihn zerstören?"
Ihr Herz schlug schneller.
Wir.
Sie atmete scharf ein, als würde sie nach dem Ertrinken an die Wasseroberfläche gelangen. „Es gibt ein paar Möglichkeiten, aber..." Ihre Augen flackerten über ihn und suchten ihn. „Du würdest... du würdest helfen?"
Stirnrunzelnd legte er den Kopf schief. „Das ist doch das, was du willst, oder? Zu gehen?"
Ihr Herz blieb ihr im Hals stecken. „Ich glaube, ich hätte nicht gedacht, dass du mit mir gehen würdest – dass du gegen Voldemort antreten würdest."
Er trat näher und ging vor dem Stuhl auf die Knie. Seine Hand hob sich zu ihrer Wange, als eine Träne von ihren Wimpern fiel. „Ich wusste nicht, dass es eine andere Wahl gibt. Ich wusste nicht, dass er getötet werden könnte. Es ist mir nicht einmal in den Sinn gekommen."
Sie schniefte. „Und das ändert die Dinge?"
Seine grauen Augen sahen zu ihr nach oben. „Es muss doch etwas Besseres geben, als das hier." Seine Kiefer verkrampften sich und er schüttelte den Kopf. „Als ich gehört habe, dass er gewonnen hatte und Potter gestorben war..." Er schluckte und nahm ihre Hand. „Ich dachte, es wäre eine unveränderliche Tatsache. Und jetzt sagst du, dass es nicht so sein muss."
Eine weitere Träne fiel auf seine Fingerspitzen. Sie biss sich auf die Lippe, ihr Blut pochte in ihren Adern. „Draco, wenn du das tust, wird dir der Orden auf jeden Fall verzeihen."
Er suchte ihre Augen. „Ich mache es nicht deshalb." Er schob eine Locke hinter ihr Ohr und als sie ihn anstarrte, beugte er sich vor, um ihre Augenlider, Schläfen und Wangen zu küssen.
Als er ihre Lippen erreichte, glitt sie vom Stuhl in seine Arme und vergrub ihre Finger in seinen Haaren. Er zog sie auf seinen Schoß und schlang seine Arme um sie, während er sie sanft küsste. Ihre Lippen versuchten ihm zu folgen, als er sich von ihr löste.
Draco hielt sie fest an sich gedrückt, sah ihr in die Augen und sagte: „Wie bringen wir ihn um?"
Übersetzung von Annelina97 und Goldfisch!
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