Im Morgengrauen wurde sie von einem Hund in der Nachbarschaft geweckt. Die Sonne ging gerade auf. Sofort merkte sie, dass sie extreme Kopfschmerzen hatte. Genervt drehte sie sich auf die andere Seite, um weiterzuschlafen. Doch da bemerkte sie einen Körper neben sich, der Wärme ausstrahlte und ihr den Atem ins Gesicht blies. Vorsichtig öffnete sie die Augen und sah in das schlafende Gesicht ihres Verlobten. Sofort kam Panik in ihr auf und sie blickte um sich. Es war ein unbekanntes Zimmer. Was ging hier vor? Wo war sie und warum lag sie mit Ranma in einem Bett? Sie blickte an sich herunter und wurde noch panischer. Sie trug nur ihren Slip. Sie sah an ihrem Verlobten runter und sah, dass er nur eine Boxershorts trug. Sie versuchte sich zu erinnern, was passiert war, doch der pochende Kopfschmerz erschwerte es enorm. Sie hatte einen dicken Kater von dem reichlichen Alkohol.

Moment mal!

Es war Hiroshis und Daisukes Geburtstagsfeier. Waren sie etwa noch bei Hiroshi? Warum lagen sie hier in diesem Zimmer? Was war passiert?

Sie versuchte, die Ereignisse zu rekonstruieren: Sie waren auf der Party, alles war gut. Sie hatten viel getrunken und viel Spaß gehabt. Dann kam jemand auf die Idee, Wahrheit oder Pflicht zu spielen. Es wurde weiter getrunken. Zuerst war alles normal, dann wurden die Fragen und Pflichten immer komischer. Dann musste sie perverse Sachen machen und Ranma sagte, er habe schon mal erotische Träume über sie gehabt. Mit der Zeit wurden es immer weniger Spieler, sie konnte sich noch erinnern, wie er sie massiert und wie scharf es sie gemacht hatte. Aber das war längst nicht alles. Als sie nur noch alleine weiterspielten, ging es erst so richtig los.

„Oh Gott, was haben wir gestern Abend nur getan, als wir betrunken waren? Was habe ich ihm denn alles erzählt. Moment mal….habe ich ihm nicht meine Liebe gestanden!? Wie peinlich! Was hat er denn dazu gesagt?"

Sie konnte sich nicht daran erinnern. Das machte sie echt wahnsinnig! Auch Ranma hatte ihr gegenüber sehr intime Sachen gestanden. Und dann hatten sie miteinander rumgemacht. Ihr wurde richtig heiß, als sie sich an seine Küsse erinnerte. Doch wie waren sie hierhergekommen? Sie dachte angestrengt nach. Irgendwie hatte Ranma sie hierhergebracht und dann…und dann…
Es wollte ihr nicht einfallen, hämmerte es einfach zu brutal in ihrem Kopf. Sie schloss die Augen in der Hoffnung, den Schmerz so lindern zu können. Sie holte tief Luft und versuchte, sich zu beruhigen.

Da kamen ihr Gedankenblitze, wie sie hier auf dem Bett lag und es sich selbst machte. Auf einem fremden Bett! Und dann realisierte sie mit einem Mal, dass Ranma ihr dabei zugesehen hatte. Entsetzt hielt sie die Luft an. Sie hatte vor Ranma…konnte sie bitte jemand erschießen? Wie sollte sie ihm je wieder unter die Augen treten! Sie waren sehr betrunken gewesen. Was, wenn er sich nicht mehr daran erinnern konnte? Sie hoffte es so sehr!

Nach einigen Minuten bemerkte sie von der Seite Bewegung. Ranma rührte sich. Sie öffnete vorsichtig die Augen und schaute ihm dabei zu, wie er langsam wach wurde, sich auf den Rücken rollte und streckte. Endlich öffnete auch er die Augen und schien ebenfalls nicht gerade gut drauf wegen des gestrigen Alkoholkonsums. Er fasste sich an den Kopf und rieb sich über das Gesicht. Endlich öffnete er blinzelnd die Augen und realisierte ziemlich schnell, dass er nicht zuhause war. Erschrocken setzte er sich auf und schaute im Raum umher. Es war Hiroshis Zimmer. Sofort sah er an sich runter und bemerkte, dass er nur eine Boxershorts trug. Entsetzt starrte er zur Seite – direkt in Akanes große braune Augen.

„Oh Gott, Akane! Was zum…was machen wir hier?"

Er schaute an ihr runter und merkte, dass sie offensichtlich unbekleidet war, auch wenn die Decke sie notdürftig bedeckte.

„Es tut mir wirklich leid. Ich weiß nicht, was passiert ist und…"

Sie setzte sich auf und starrte zu Boden. Woran auch immer er sich erinnern konnte – er schien es zu bereuen. Und dabei hatte sie ihm doch gestern ihre Liebe gestanden!

„Nein, mir tut es leid. Ich wollte dir nicht zu nahetreten."

Hatte er etwas Falsches gesagt? Warum wirkte sie so gekränkt? Was um alles in der Welt war passiert? Er versuchte, trotz seiner starken Kopfschmerzen den gestrigen Abend revue passieren zu lassen. Nach und nach realisierte er, wie sich das Partyspiel zu einem einzigen Vorspiel zwischen ihm und seiner Verlobten entwickelt hatte mit intimen Geständnissen, heißen Küssen und …

„ .Gott. Sie…sie…wir waren hier auf dem Bett…und sie hat sich vor meinen Augen…"

Wie konnte es nur so eskalieren? War sie deshalb jetzt sauer auf ihn? Bestimmt! Wie konnte er das nur zulassen! Bestimmt war es ihr jetzt im Nachhinein mega peinlich.
Vorsichtig schaute er zur Seite, wo sie immer noch wie erstarrt dasaß, die Decke bis zum Hals hochgezogen, den Kopf gesenkt. Gerade wollte er zu einer Entschuldigung ansetzen, als sie ihm zuvorkam:

„Es ist fast halb 6. Lass uns schnell anziehen und nach Hause laufen. Wer weiß, ob es überhaupt wem aufgefallen ist, dass wir noch nicht zuhause sind."

Sie wollte jetzt offensichtlich nicht darüber reden. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als sich geschlagen zu geben.

„Ich…ich suche mal meine Klamotten zusammen und lasse dich allein",

murmelte er halblaut, bevor er sich aus dem Bett schälte und seine Jeans an sich nahm, hineinschlüpfte und im nächsten Moment aus dem Raum verschwunden war.
Sie merkte erst jetzt, dass sie die Luft angehalten hatte, und atmete erleichtert aus. Wie konnte sie sich nur in so eine Situation bringen! Seufzend stand auch sie nun auf und zog sich die im Raum verstreuten Kleidungsstücke wieder an, bevor sie sich leise aus dem Zimmer schlich.

Sie kam zurück ins Wohnzimmer, in dem noch alle anderen Partygäste schlummerten. Neben dem Tisch stand ihr Verlobter und hatte Schwierigkeiten, sich das Hemd zuzuknöpfen. Es sollte niemand mitbekommen, dass er es überhaupt ausgezogen hatte, deshalb ging sie zu ihm rüber und half ihm dabei. Sofort meldeten sich die bösen Schmetterlinge, als sie ihm so nahekam und beim Zuknöpfen seines Hemds die nackte Haut darunter streifte. Sofort durchzog ihn eine heftige Gänsehaut. Sein Körper sehnte sich nach ihren Berührungen nach allem, was gestern passiert war. Ihre Blicke kreuzten sich. Erschrocken über die eigenen Gefühle, die in ihnen aufkamen, schauten sie schnell weg und Ranma schob ihre Hände von sich weg, überfordert von seinen Gefühlen und beschämt über die schmutzigen Gedanken, die ihm kamen.

„Ich schaffe das allein",

flüsterte er ihr zu und erledigte den Rest. Sie blickte verletzt weg. Ob er sich jetzt vor ihr ekelte? Wenig später verließen sie Hiroshis Haus und machten sich auf den Heimweg. Die Morgenluft war sehr klar und kühlte ihre Gemüter angenehm ab. Doch zugleich war zwischen ihnen eine derart angespannte Stimmung, dass sie es kaum aushielten. Sie sprachen unterwegs kein einziges Wort.

Immer wieder blitzten Bilder des vergangenen Abends auf, sodass es sie heiß durchlief oder sie schwer schlucken mussten. Akane seufzte auf, als ihr wieder einfiel, wie Ranma ihr seinen perversen Traum in allen Details erzählt hatte. Ihr Gesicht glühte förmlich bei der Erinnerung daran, wie scharf es sie gemacht hatte, seinen Worten zu lauschen. Ranma erging es nicht anders. Er schaute angestrengt nach vorne und versuchte krampfhaft, nicht in sich zusammenzufallen bei den weichen Knien, die er hatte. Es lief ihm ein heißer Schauer über den Rücken, als er vor seinem inneren Auge wieder an Hiroshis Wohnzimmertisch saß und sich mit ihr eine Salzstange teilte, wenige Millimeter von ihren Lippen entfernt. Doch am schlimmsten waren die Flashbacks ihrer Ekstase, ihr hemmungsloses Gestöhne, dieses Sexgesicht, oh mein Gott…er seufzte schwer auf und blieb kurz stehen. Zu sehr drehte sich alles. Endlich fasste er sich wieder und holte seine Verlobte ein, die gedankenverloren gar nicht gemerkt hatte, dass er stehengeblieben war. Sie war so damit beschäftigt, verunsichert zu sein. Woran konnte er sich erinnern? Wie viel wusste er?

So setzten sie ihren Weg fort. Abwesend liefen sie nebeneinander her und schreckten plötzlich auf, als ihre Hände einander streiften. Abrupt blieben sie stehen und starrten einander mit großen Augen an.

Sofort erinnerte sie sich daran, wie diese großen, warmen Hände über ihren Körper strichen, sie so sinnlich massierten.

Sofort erinnerte er sich an die Bilder, die sie auf seiner nackten Haut zeichnete.

Sie schluckten schwer und schauten beschämt weg, bevor sie schweigend die restliche Strecke zurücklegten.

Zuhause angekommen schlichen sie sich in ihre jeweiligen Zimmer. Ranma nahm den Weg übers Dach und kletterte lautlos über das Fenster in den Gästeraum, in dem sein Vater laut schnarchte. Akane schlich über die Treppe nach oben in ihr Schlafzimmer, wo sie sich auf ihrem Bett fallen ließ. Erneut seufzte sie auf und versuchte, sich irgendwie einzukriegen. Ihr Kopf dröhnte schmerzhaft. Sie brauchte dringend noch einige Stunden Schlaf. Danach konnte sie immer noch an ihrer Beschämung verzweifeln.
Ranma lag noch einige Zeit auf seinem Futon, bis er endlich Schlaf finden konnte. Zu sehr überwältigten ihn die Eindrücke des vergangenen Abends. Es war einfach zu viel des Guten gewesen. Er konnte seine Verlobte nicht mehr ansehen, ohne schmutzige Gedanken zu bekommen.

Es war bereits Mittag, als Akane sanft geweckt wurde. Kasumi strich ihr einige Strähnen aus dem Gesicht. Sie blinzelte irritiert, bis sie richtig wach wurde.

„Oh, guten Morgen Kasumi",

murmelte sie ihrer Schwester zu.

„Alles gut, Akane? Es ist schon halb eins."

Erschrocken setzte sie sich im Bett auf.

„Alles gut bei mir. Meine Güte, wie konnte ich nur so verschlafen! Weißt du, gestern Abend wurde es ein wenig später, da war ich wohl sehr müde."

Kasumi nickte nur verständnisvoll und gebot ihrer Schwester, ein Bad zu nehmen. Das Wasser sei eingelassen.

„Danke Oneechan, du bist die Beste!",

rief Akane ihrer Schwester noch hinterher, bevor sie ihre Wäsche an sich nahm und ins Bad verschwand.

Ranma war einige Zeit zuvor wachgeworden und powerte sich gerade im Dojo aus. Irgendwie musste er den Kopf freikriegen. Immer wieder durchlief er komplizierte Katas, bis er erschöpft auf dem Boden zum Liegen kam, durchgeschwitzt bis auf die Knochen.
Was sollte er nur tun? Wie konnte er seiner Verlobten jemals wieder in die Augen schauen, ohne an Ort und Stelle über sie herzufallen?

Endlich erhob er sich, um ins Bad zu gehen. Als er gerade die Badezimmertür erreichte, wurde diese aufgeschoben und eine leichtbekleidete Akane mit nassen Haaren kam ihm entgegen. Erschrocken starrten sie einander an. Er musste schwer schlucken, als er die Tropfen auf ihrem Hals hinabrinnen sah. Schnell schaute er zur Seite und wartete ab, bis sie ihm Platz machte. Schnell stürzte er ins Bad und schlug gewaltsam die Tür hinter sich zu. Traurig schaute sie ihm hinterher, in dem Glauben, dass er sie jetzt nicht mehr ausstehen konnte nach dem, was gestern geschehen war. Seine abweisende Art kränkte sie sehr. Doch lange konnte sie gar nicht darüber nachdenken, denn sie hörte, wie unten das Telefon klingelte. Kasumi ging ran und rief kurz darauf Akane. Diese rannte schnell zum Telefon und nahm ihrer Schwester den Hörer aus der Hand.

„Ja?"

„Hallo Akane, Sayuri hier! Ich bin noch bei Hiroshi. Wollt ihr nachher rüberkommen und beim Aufräumen helfen? Die anderen haben sich alle schön verzogen."

„Kann ich machen…"

„Du klingst nicht gut, ist alles ok?"

„Ja, geht so, Sayuri…ehrlich gesagt…weißt du was, lass uns reden, wenn ich nachher vorbeikomme."

Sie wollte sich schon verabschieden, da hörte sie im Hintergrund Hiroshi rufen, dass Akane Ranma mitbringen solle, damit sie schneller fertigwerden. Seufzend entgegnete Akane ihrer Freundin:

„Ich werde es ihm sagen. Bis nachher!"

Wenig später kaute sie lustlos auf ihrem Reis herum, den Blickkontakt zu Ranma bewusst vermeidend. Dieser saß wie immer neben ihr. Sie bemühte sich, den Abstand zu ihm möglichst groß zu gestalten, konnte sie sich den kleinsten Körperkontakt einfach nicht leisten. Es würde sie auf der Stelle wieder erregen und das wollte sie bloß nicht hier am Tisch vor allen Familienmitgliedern. Wie beiläufig bemerkte sie zum Ende des Mittagessens:

„Ach Ranma, Hiroshi bat mich, dir zu sagen, dass du gleich mitkommen sollst. Sayuri und er müssen sonst alles alleine aufräumen."

Es nervte ihn, den restlichen Tag wieder am Ort des Geschehens verbringen zu müssen, noch mehr daran erinnert zu werden, was geschehen war. Zugleich konnte er nicht so gemein sein und seinen Freund im Stich lassen.

„Ja ok. Wann gehen wir?"

„Gleich nach dem Essen."

Eine Stunde später trafen die beiden wieder bei Hiroshi ein, der ihnen in zerknittertem Zustand die Tür öffnete.

„Hi",

krächzte er den beiden zu und ließ sie rein. Das Wohnzimmer glich einem Schlachtfeld. Jetzt erst realisierten Akane und Ranma, wie viel auf der Party getrunken worden war. Alles war voller Bierflaschen und Dosen. Auf dem Boden befanden sich Chipsreste und zertretene Salzstangen.

„Wie ihr seht, gibt es viel zu tun, bis meine Eltern heute Abend wiederkommen. Sie haben mir deutlich zu verstehen gegeben, dass sie das Haus in sauberem Zustand vorfinden wollen, wenn sie wiederkommen."

Also machten sich die vier an die Arbeit, sammelten zunächst alle Flaschen und Müll ein, bevor sie den Boden fegten und wischten. Die Männer trugen gerade kistenweise Flaschen in den Hof, als Sayuri Akane etwas beiseite nahm:

„Du siehst echt unglücklich aus, Akane. Was ist denn zwischen Ranma und dir los?"

Akane wusste nicht, was sie sagen sollte.

„Zwischen euch herrscht so eine Eiszeit oder soll ich lieber sagen Spannung? Dabei wart ihr gestern doch so mega innig miteinander."

Erschrocken beäugte Akane ihre Freundin.

„W-was meinst du mit innig?"

„Ach come on, Akane, wir haben alle gemerkt, wie es zwischen euch geknistert hat. So richtig…als er dich so massiert hat, war das schon eine Show…und als du diese Esseinlage hingelegt hast, hab ich Ranmas Gesichtsausdruck gesehen…ihr wart total scharf aufeinander, das kannst du doch nicht leugnen."

Akane blickte beschämt weg. Ihr war das im Nachhinein total peinlich, vorallem weil Sayuri den Nagel auf den Kopf traf, aber Ranma seitdem so abweisend zu ihr war.

„Das war alles nur wegen dem Alkohol…",

winkte Akane ab, sodass ihre Freundin sich nicht traute, noch weiter darauf einzugehen. Dabei hatte sie in der vergangenen Nacht etwas mitbekommen, von dem sie sicher war, es nicht geträumt zu haben. Dieser kurze Austausch bestätigte der jungen Frau, was sie sich ohnehin schon gedacht hatte – zwischen Ranma und Akane herrschte eine sexuelle Spannung, die kurz vor der Eskalation stand. Sie mussten sich unbedingt aussprechen!
Währenddessen trugen Hiroshi und Ranma die ganzen Flaschen in den Hof.

„Hör mal, Alter…was ist denn zwischen Akane und dir los?"

Ranma hielt inne und wagte es nicht, seinem Freund in die Augen zu schauen.

„W-was soll schon sein?"

„Mir kannst du doch nichts vormachen. Gestern noch hast du sie beinahe mit Haut und Haaren verspeist und jetzt bist du voll abweisend zu ihr. Gabs Streit?"

„Mi-mit Haut und Ha-haaren?",

fragte Ranma plötzlich aus dem Konzept geworfen nach.

„Also wirklich…wie du sie gestern massiert hast und so…zwischen euch hat es so richtig geknallt. War schon ne geile Show! Leider bin ich irgendwann eingeratzt und habe das Ende nicht mehr mitbekommen."

Ranma schaute überall hin, nur nicht zu seinem Freund.

„Ach hör schon auf, ich habs nur wegen dem Spiel gemacht. Mehr war da nicht…",

versuchte er, es runterzuspielen.

Hiroshi fühlte sich in seinem Eindruck bestätigt. Irgendwas musste vorgefallen sein, was den beiden Verlobten nun sehr peinlich war. Sie brauchten dringend eine Gelegenheit, sich mal so richtig auszusprechen. Wann würde es zwischen ihnen endlich funken?

Wenig später schoben Ranma und Hiroshi die Möbel von einer Seite zur anderen, als die Mädels mit einem Wischmob durch den Raum gingen. Als Ranma und Akane in die Küche verschwanden, um das restliche Geschirr dorthin zu bringen, nutzten Hiroshi und Sayuri die Situation, um sich kurz auszutauschen:

„Merkst du das zwischen den beiden auch?",

flüsterte er ihr zu.

„Ja, sowas von. Die sind so scharf aufeinander, dass nicht mehr viel bleibt, bis es knallt."

„Was? Ich habe eher das Gefühl, dass ihnen der gestrige Abend im Nachhinein peinlich ist."

„Ja, das auch. Aber weißt du, was ich zufällig mitbekommen habe? Es war so gegen halb vier. Ich bin aufgewacht, weil ich so mega Durst hatte. Als ich meine Augen aufschlug, lag Ranmas schwarzes Hemd vor mir auf dem Boden."

Hiroshi schluckte schwer. Was hatte das zu bedeuten?

„Als ich zur Küche schlurfte, um mir ein Glas Wasser zu holen, kam ich an deinem Zimmer vorbei und sah Licht. Als ich leise die Tür öffnete, sah ich Ranma und Akane in deinem Bett liegen. Offensichtlich nackt. Akanes Klamotten lagen im Zimmer verstreut herum…"

Hiroshi blieb fast das Herz stehen. Was hatten die beiden in seinem Bett getrieben?

„W-was zum …deshalb war es heute Morgen so durchwühlt!? Und ich hatte mich schon gewundert."

„Hiroshi, die zwei müssen sich dringend aussprechen, aber sie sind einfach zu stolz. Du kennst deinen Kumpel. Sie können sich unter normalen Umständen nicht wie erwachsene Menschen unterhalten oder in Ruhe aussprechen. Wir müssen sie irgendwie zu ihrem Glück zwingen."

Als sie sich so heimlich unterhielten, erklang es plötzlich aus der Küche:

„Wo bleibt ihr denn? Hiroshi, wo kommen die Gläser hin?"

„I-ich komme, einen Moment!",

rief er Akane zu, bevor er Sayuri einen letzten vielsagenden Blick zuwarf und sie ihm zuzwinkerte. Unauffällig verschwand sie Richtung Garten.

„Na toll, jetzt stehe ich hier mit ihr in dieser engen Küche",

dachte Ranma sich genervt.

Sie wusch die letzten Gläser ab und er trocknete sie ab. Gerade reichte sie ihm ein Glas, das er ihr gedankenverloren abnehmen wollte. Da ergriff er ausversehen ihre Hand. Erschrocken kreuzten sich ihre Blicke. Ihr Herz legte sofort einen Sprint zurück, als sie ihm in seine blauen Augen starrte. Schnell ließ sie das Glas los und drehte sich prompt um. Diese kurze Situation entging dem gerade eingetretenen Hiroshi nicht.

„Man, haben die es nötig…",

dachte er amüsiert bei sich, bevor er gespielt ahnungslos auf die beiden zuging.

„Wie weit seid ihr?"

Es war bereits sechs Uhr, als sie die letzten Bierkisten nach draußen trugen. Sayuri hatte Fanta auf einem Tablett, das sie als Erfrischung nach getaner Arbeit in den Garten trug. Sie wollten auf der Terrasse kurz ausspannen.

„Du, Akane, kannst du mir helfen, diese Beutel noch eben auf den Komposthaufen zu werfen?",

bat Hiroshi sie, bevor er ihr den Weg dorthin weisen wollte.

„Soll ich das nicht lieber machen? Akane, bleib mal ruhig hier. Ich mach das",

nahm Ranma ihr die Aufgabe ab und war schon mit Hiroshi verschwunden. Sayuri beäugte ihre Freundin. Sie musste es so unauffällig wie möglich machen. Sie tat so, als ob sie stolperte, und stieß das Tablett in ihrer Hand um. Die geöffneten Fantaflaschen ergossen sich dabei auf Akane, die einen entsetzten Schrei ausstieß.

„Oh nein! Tut mir so leid, Akane! Das war keine Absicht! Da bin ich wohl zu tollpatschig gewesen."

Akane war von oben bis unten mit dem klebrigen Getränk durchnässt. Ihr Haar klebte so unangenehm im Gesicht.

„Schon gut, Sayuri. Das hast du doch nicht extra gemacht."

Währenddessen warfen Hiroshi und Ranma gerade die Beutel auf den Müll. Als Ranma sich gerade herumdrehen wollte, um zu den Mädchen zurückzukehren, stieß sein Kumpel ihn an, sodass er mit Schwung im Kompost landete.

„Oh nein! Ranma, sorry! Ich bin gestolpert. Wie konnte mir das denn passieren?"

Er zog den grummelnden Zopfträger aus dem Müll und half ihm dabei, den Dreck grob von seiner Kleidung abzuklopfen. Sein Haar war komplett dreckig.

„Na toll…und jetzt?",

sagte Ranma ratlos.

Als sie wenig später zur Terrasse zurückkehrten, starrten sich die mit Fanta übergossene Akane und der von oben bis unten mit Kompost bedeckte Ranma verdutzt an.

„Was ist denn mit dir passiert?",

kam es gleichzeitig von beiden, sodass Hiroshi und Sayuri lachen mussten.

„Ihr müsst euch dringend sauber machen, ihr zwei! Die eine klebt mehr als ein Kaugummi im Haar, der andere stinkt nach Mülldeponie."

„Darf ich dein Bad benutzen, Hiroshi?",

bat Ranma seinen Kumpel.

„Wir haben im Haus gerade alles schön gewischt. Du hinterlässt Dreckspuren, Ranma. Aber wenn du willst, kannst du dich hinten im Anbau duschen. Das ist ja ein Zimmer, das wir sonst vermieten, aber zurzeit wohnt da keiner."

„Danke, Kumpel!"

Sofort zeigte Hiroshi seinem Freund den Weg und holte ihm Wechselklamotten.

„Und was mache ich jetzt?",

fragte sich Akane, die immer noch voller Fanta auf ihrem Stuhl saß. Gerade kam Hiroshi wieder aus dem Haus gelaufen und zeigte ihr, ihm zu folgen.

„Du kannst dich auch gleich duschen. Ich hab hier was zum Anziehen für dich."

Dankbar nahm sie das Angebot an und folgte ihm zum kleinen Gebäude im hinteren Ende des Gartens. Bevor sie eintrat, wrang sie ihre Klamotten ein wenig aus. Das Gebäude bestand aus einem Hauptraum und zwei Türen. Die eine führte offensichtlich zum Bad, aus dem sie gerade Wasser laufen hörte. Ranma duschte bereits. Der andere Raum führte in eine kleine Teeküche.

„Interessant! Ich wusste gar nicht, dass ihr so einen Annex habt."

„Ja, das war ganz früher ein Raum für die Bediensteten meiner Großeltern. Deshalb gibt es hier auch keine Heizung, nur den Kamin hier. Es ist ein sehr altes Gebäude. Nachträglich haben meine Eltern Strom und fließendes Wasser eingebaut, ansonsten ist alles so geblieben wie früher."

Akane sah sich um und schaute Hiroshi zu, wie er die Wechselklamotten auf den Boden legte und ihr dann beiläufig erwähnte, dass er noch was vergessen habe.

„Ich komme gleich, leg Ranma diese Sachen bitte vor die Tür!"

„Ist gut",

antwortete sie ihm.

Sie legte gerade die Klamotten vor die Badtür, als sie hörte, wie das Wasser abgestellt wurde.

„Ranma, ich habe dir die Anziehsachen vor die Tür gelegt. Ich schaue kurz weg, dann kannst du dir die nehmen."

„Danke",

kam es von der anderen Seite der Tür. Sie begab sich kurz in die Küche und begutachtete den alten Kalender an der Wand, während sie hörte, wie die Tür aufging und Ranma sich die Sachen schnappte. Wenig später ging die Tür wieder auf und sie hörte Ranmas Tapsen auf den alten Dielen.

„Akane?",

fragte er in den Raum hinein. Sie kam ihm aus der Küche entgegen und sagte schüchtern:

„Kann ich jetzt ins Bad?"

„Ja, bitteschön!"

Sie schnappte sich die Klamotten, die Hiroshi hinterlassen hatte, und verschwand im Bad.
Ranma sah sich zum ersten Mal richtig um. Es gab einen Wohnraum, ansonsten zwei kleine Zimmer. Das war also der Raum, den Hiroshis Eltern normalerweise vermieteten. Mit der Zeit wunderte er sich, wo sein Freund steckte. Er wollte gerade die Tür aufmachen, um zurück zu den anderen zu gehen, da merkte er, dass sie sich nicht öffnen ließ.

„Nanu? Was ist denn hier los?"

Er zog und zog an der Tür, doch sie ließ sich einfach nicht öffnen. Was passierte hier? Er klopfte gegen die Tür und rief:

„Hey, Hiroshi! Die Tür geht nicht auf! Hörst du mich?"

Doch es kam keine Reaktion. Waren sie hier etwa eingesperrt? Nach einiger Zeit vernahm er einen Schatten an der Tür und war schon erleichtert, doch so schnell er ihn sah, so schnell entfernte er sich wieder. Ein Geräusch erregte seine Aufmerksamkeit und er sah auf den Boden. Es wurde ein Zettel durch den Schlitz geschoben.

„Was zum…"

Er hob ihn auf und begann zu lesen:

Lieber Ranma, liebe Akane,
nutzt die Gelegenheit und sprecht euch aus. Das zwischen euch ist ja kaum auszuhalten. Wir lassen euch mal in Ruhe. Bitte killt uns nicht, wir wollen nur das Beste für euch! Morgen früh holen wir euch wieder ab. Macht es euch bis dahin gemütlich! In der Holzbox in der Ecke findet ihr einen Futon und Decken, im Kühlschrank haben wir euch was zu essen reingestellt. Eure Eltern sind bereits informiert, dass ihr heute nicht nach Hause kommt.
Und wehe, ihr schlagt euch die Köpfe ein!

Sayuri und Hiroshi

„Oh nein",

murmelte Ranma herzklopfend, als sich plötzlich die Badtür öffnete.
Er schaute rüber und erstarrte bei ihrem Anblick. Da stand sie mit nassen Haaren, bekleidet nur mit einem großen weißen Hemd. Er schluckte schwer.

„W-wir haben ein Problem, Akane."

Ich habe ein Problem.

oooooooooooooooooooooooooooooooooooooo

Oh oh oh, das kann noch heiter werden...werden sie sich endlich aussprechen und was wird noch alles passieren, jetzt wo sie aufeinander zurückgeworfen sind, ganz ungestört, eine ganze Nacht allein?

Seid gespannt! Am Sonntag gehts weiter!

Eure LeeSunHee