Diese Geschichte wurde ursprünglich in englischer Sprache veröffentlicht und nach Rücksprache mit der Autorin von mir übersetzt, um sie einem deutschsprachigen Publikum zugänglich zu machen. Obwohl ich nur als Übersetzerin fungiere, sind Reviews natürlich trotzdem mehr als willkommen. Alexandra, die Autorin, schreibt unter dem Namen madame. alexandra und ist hauptsächlich hier auf fanfiction. net unterwegs.

Autorin: madame. alexandra

Originaltitel: Ben Solo and the Terrible Plague

Ben Solo und die schreckliche Seuche

Mit einem Gefühl sehr milder Verärgerung schaute Leia ihrem Sohn, der in seiner Wiege lag, beim Schlafen zu.

Als ihre Beraterin sie aus einer Besprechung geholt hatte, um ihr mitzuteilen, dass Ben sich im Krankenhaus befand, war Panik das einzige Wort gewesen, das das Gefühl, das sie gepackt hatte und sie so heftig umklammert hielt, dass ihr der Atem stockte, auch nur annähernd beschrieb. Da sie noch nie erlebt hatte, wie es sich anfühlte, um das Leben ihres Kindes zu fürchten, war sie völlig unvorbereitet dafür gewesen, wie lähmend dieses Gefühl war.

Natürlich war dieser überwältigende Schrecken schnell verflogen, als sie, nachdem sie den Senat mitten in einer überaus wichtigen Handelsverhandlung verlassen, den Weg zum medizinischen Zentrum in extremer Hast zurückgelegt hatte und die Flure der Kinderstation entlanggerannt war, herausfand, dass hinter der ganzen Sache nicht mehr steckte als Han, der sich wie ein absoluter Idiot aufführte.

Kein Idiot in dem Sinne, dass er unverantwortlich oder unfähig war. Ein Idiot in dem Sinne, dass – nun ja, das Wort melodramatisch kam ihr in den Sinn.

Als sie jetzt hier stand und einem vollkommen gesunden, völlig unversehrten Baby beim Schlafen zusah, erfasste sie immer noch ein stiller, verärgerter Unglaube, dass Hans erster Tag alleine mit dem Baby so verlaufen war, wie er verlaufen war.

Sie hörte das Geräusch eines leisen Räusperns hinter sich und drehte sich leicht, um ihn anzuschauen – er stand im Türrahmen, einen verlegenen Ausdruck auf dem Gesicht – sie hatte nicht mit ihm gesprochen, seit sie zuhause angekommen waren. Sie wandte sich wieder um und neigte schweigend den Kopf, um ihm zu zeigen, dass er hereinkommen konnte.

Er ging langsam auf sie zu und blieb neben ihr stehen, während er auf das Baby neben ihr herabblickte. Nach einem Moment räusperte er sich wieder.

„Er sieht ein wenig gerötet aus", begann er vorsichtig.

„Fang mir nicht so an", erwiderte Leia leise.

„Leia", jammerte Han flüsternd. „Ich war einfach nur vorsichtig."

„Seit wann bist du vorsichtig?"

„Ich habe mir gedacht, dass es dir lieber wäre, dass ich mit unserem Kind umsichtig bin, anstatt abzuwarten, was passiert!"

Leia schüttelte den Kopf und presste die Lippen aufeinander.

Sie war vor allem deshalb wütend, weil er sie zu Tode erschreckt hatte – oder besser gesagt, ihre Beraterin hatte sie zu Tode erschreckt, als sie ihr mitgeteilt hatte, dass General Solo angerufen hatte, um Bescheid zu geben, dass er Ben ins Krankenhaus brachte.

Sie schüttelte den Kopf.

„Wenn ich gewusst hätte, dass du so ein Wrack sein würdest, hätte ich dich zuerst ein paar Kurse nehmen lassen oder so", schnaubte sie leise.

„Ein Wrack? Kurse?!"

„Du hast so getan, als wäre es ein Notfall – ein Krankenhaus, Han? Ein Krankenhaus?"

Han streckte die Hand aus und Leia schlug sie herunter. Sie legte die Hand über seine Lippen und brachte ihn zum Schweigen, und er warf ihr einen entrüsteten Blick zu – sie war diejenige, die ihn zurechtwies! Er funkelte sie an, verschränkte die Arme und blickte finster drein.

„Ich dachte, es wäre ein Notfall!", zischte er.

„Er war nicht einmal krank."

„Das hätte er aber sein können!"

„Er hat nur einmal gehustet."

„Woher sollte ich wissen, dass er keine rylothischen Masern oder die Kath-Grippe hat?"

Weil 37,3°C kein Fieber ist, Han", zischte sie und drehte sich zu ihm um.

Er wich zurück und hielt die Hände nach oben – okay, er war also in Panik geraten. Ein bisschen. Er hatte es vielleicht ein kleines bisschen übertrieben – aber – aber –

„Ich weiß nicht, wie es abläuft, wenn sie krank werden! Ich hatte noch nie ein Baby."

Sie blickte ihn ungläubig an.

„Ich auch nicht!", wies sie ihn darauf hin. „Aber ich weiß, dass ich ein Kind nicht ins Krankenhaus bringe, wenn sein Gesicht mitten im Sommer ein bisschen gerötet ist!"

Han zögerte, verschränkte erneut die Arme und funkelte auf sie herab.

„Ich wäre in größeren Schwierigkeiten, wenn er unter meiner Aufsicht tot umgefallen wäre, oder?", gab er zurück.

Leia schlug ihn auf die Schulter.

„Pass auf, was du sagst", fauchte sie. „Weißt du – ich dachte, ich müsste dich zurechtweisen, weil du ihn Drähte in den Mund stecken lässt, während du auf dem Falken arbeitest, oder – weil du ihn vom Tisch herunterrollen lässt – ich hätte nicht gedacht, dass ich dich zusammenstauchen muss, weil du zu fürsorglich bist!"

„Du denkst, ich würde ihn elektrische Drähte essen lassen?", erkundigte sich Han lautstark und gekränkt.

Leia legte ihm sanft die Hand auf den Mund und schaute auf das Baby hinunter, besorgt, dass Han ihn aufgeweckt haben könnte – diese ganze Sache schien damit begonnen zu haben, dass Ben den ganzen Tag über unglücklich gewesen war, und dass Han, zunehmend besorgt darüber, dass er so viel weinte, ein Husten gehört und eine Veränderung der Körpertemperatur als Fieber interpretiert hatte und dann in irgendeinen – unerwarteten, überaus alarmierten Elternmodus gewechselt war.

Nach einem Augenblick nahm sie die Hand weg, seufzte und ließ die Schultern sinken.

„Du hast keine Ahnung, welche Angst ich hatte, dass mit ihm wirklich etwas nicht stimmt", gab sie ernst zu.

Han warf ihr einen verärgerten Blick zu.

„Ich habe auch gedacht, dass etwas nicht mit ihm stimmt, Leia!"

Sie verdrehte die Augen.

„Du musst deinen gesunden Menschenverstand benutzen", antwortete sie.

„Ich habe keinen gesunden Menschenverstand!"

„Punkt für dich", entgegnete Leia todernst. Sie hob die Hand, um ihr offenes Haar zurückzustreichen. „Du hattest Glück, dass die Krankenschwestern dich nicht ausgelacht und rausgeworfen haben."

„Niemand wird das Risiko eingehen, die Krankenschwester gewesen zu sein, die sich weigert, Prinzessin Leias Baby zu behandeln, Schätzchen", gab er trocken zurück.

Sie seufzte erneut – wahrscheinlich hatte er Recht; jeden anderen Vater hätten sie nach Hause geschickt, während sie hinter vorgehaltener Hand über den Wahnsinn eines frisch gebackenen und panischen Vaters lachten, aber der Vater von Prinzessin Leia Organas Baby? Sie hatten sich beinahe überschlagen, nur um ihre Vermutung medizinisch zu bestätigen – dass Han Solo einen Fall von sehr schwerer Paranoia angesichts seines neugeborenen Kindes darstellte.

Leia legte die Hand über den Mund und drehte sich um, um wieder auf Ben herabzublicken. Er schlief immer noch tief und fest, und sie legte die Hand auf den Rand der Wiege, während sie ihn einen Moment lang betrachtete. Als sie sich wieder zu Han umdrehte, war ein Teil ihres Ärgers verflogen. Sie ließ die Hand sinken.

„Wenn ihm jemals etwas zustößt, werde ich in tausend Stücke zerbrechen", gestand sie heiser, „ich werde zerbrechen und niemand wird mich jemals wieder zusammensetzen können, dieses Mal nicht – nicht einmal du."

Er schluckte schwer und nickte – er fühlte sich schrecklich, weil er so kopflos gewesen war, und sei es nur, weil es sie so offensichtlich erschreckt hatte, bevor sie ins Krankenhaus gekommen war und eine Krankenschwester sie beiseite genommen hatte, um ihr mitzuteilen, dass mit ihrem Baby buchstäblich alles in Ordnung war, aber dass mit ihrem Ehemann eventuell etwas nicht stimmte.

Er streckte die Hand aus, um sie sanft am Arm zu berühren.

„Ich will auch nicht, dass ihm etwas zustößt", sagte er leise.

Leia atmete tief ein und nickte. Sie machte einen Schritt nach vorne und stellte sich auf die Zehenspitzen, um ihm einen Kuss auf die Wange zu geben, wobei sie tröstend seine Schulter drückte. Sie hatte nicht erwartet, eine so ruhige Mutter zu sein, aber sie hatte auch nicht erwartet, dass Han so gut sein würde, vor allem, wenn man bedachte, dass keiner von ihnen das geplant hatte.

Han legte seinen Arm um sie und zog sie dicht zu sich heran, dann legte er sein Kinn auf ihren Kopf. Er sah nach unten, schaute Ben beim Schlafen zu, und ging nach einem kurzen Moment der Freude darüber, dass es ihm gutging, wieder dazu über, sich ziemlich idiotisch zu fühlen, weil alles so vollkommen aus dem Ruder gelaufen war – es würde öffentlich bekannt werden, dass Han Solo seinen Sohn umsonst in die Notaufnahme gebracht hatte.

„Leia?", begann er schließlich.

„Hmm?"

„…sag Chewie bitte nichts davon."

Chewbacca würde ihn in die nächste Dimension lachen. Er konnte das brüllende Gelächter bereits hören, während der Wookiee ihn verspottete, sich über seine Intelligenz lustig machte, und ihm das für den Rest seines Lebens vorhielt – er konnte es jetzt schon hören

„Oh", meinte Leia leichthin. „Ich werde es Chewie auf jeden Fall erzählen."

Han murmelte leise etwas und stöhnte auf. Sie legte den Kopf zurück und schenkte ihm ein selbstgefälliges Lächeln.

„Willst du nicht, dass Chewie erfährt, dass du so ein…aufmerksamer Vater bist?"

„Er wird mich auslachen", protestierte Han.

Leia lachte.

„Han, wenn du jemals wieder versuchst, etwas Unüberlegtes und Arrogantes zu tun, werde ich dich an den Tag erinnern, an dem du das Baby ins Krankenhaus gebracht hast, weil es sich ein klein wenig warm angefühlt hat."

Han ließ den Kopf hängen und blickte finster drein, aber Leia hob sein Kinn an und schaute ihn liebevoll an.

„Ich nehme an, mir ist es lieber, dich anzuschreien, weil du übervorsichtig warst, als weil du ihn elektrische Drähte hast essen lassen."

„Ich würde – !"

„Ich weiß", unterbrach sie ihn beruhigend. „Ich weiß", sagte sie erneut, aufrichtig.

Sie lächelte ihn wieder an, sanfter dieses Mal – der Großteil ihrer Verärgerung hatte von der Angst hergerührt, ein Teil war davon gekommen, dass Han so vorschnell gehandelt hatte, aber das alles verflüchtigte sich jetzt, weil es darauf hinauslief, dass er sich gekümmert hatte, und das konnte sie ihm nicht zum Vorwurf machen.

Charmant erwiderte Han ihr Lächeln.

Neben ihnen wurde Ben unruhig und öffnete mit einem gereizten Schrei die Augen. Leia wandte sich ihm zu, nahm ihn in die Arme und schaute ihn liebevoll an.

„Alles ist gut", murmelte sie leise. Sie warf Han einen verschmitzten Blick zu. „Hast du dich von der schrecklichen Seuche erholt, Liebling?", fragte sie das Baby und neckte seinen Vater unverhohlen.

Han schenkte ihr einen unheilvollen Blick, drehte sich um und verließ das Kinderzimmer, um zu schmollen. Leia zog die Nase kraus, hob Bens Gesicht zart an und war erleichtert, in ein völlig gesundes Gesicht zu schauen und zu wissen, dass ihm überhaupt nichts fehlte und dass die Panik umsonst gewesen war.

„Komm", flüsterte sie verschwörerisch, „lass uns so tun, als würde ich deinen Kopf gegen den Türrahmen schlagen und sehen, ob dein Vater deswegen das galaktische Militär herbeordert. Oh, was wenn du ein Mädchen wärst? Ich kann mir vorstellen, dann wäre er noch schlimmer."

Ben erwiderte ihren Blick aus großen, schönen Augen und sie grinste und drückte ihn an sich, als sie Han folgte – trotz all des Chaos, das er verursacht hatte, und trotz allem, was sie darüber gesagt hatte, dass er sich an seinem ersten Tag alleine mit dem Baby als komplett hoffnungsloser Fall erwiesen hatte, war es reizend zu wissen, dass Han Solo unter all der Fassade ein Mann war, der von einem kleinen Baby, das zufällig seine Augen hatte, so entwaffnet werden konnte.