Diese Geschichte wurde ursprünglich in englischer Sprache veröffentlicht und nach Rücksprache mit der Autorin von mir übersetzt, um sie einem deutschsprachigen Publikum zugänglich zu machen. Obwohl ich nur als Übersetzerin fungiere, sind Reviews natürlich trotzdem mehr als willkommen. Alexandra, die Autorin, schreibt unter dem Namen madame. alexandra und ist hauptsächlich hier auf fanfiction. net unterwegs.

Autorin: madame. alexandra

Originaltitel: Less Than Perfect

Weniger als perfekt

Obwohl sie den Großteil ihrer Jugend über sehr jungenhaft gewesen war, hatte Leia es immer genossen, sich für ein gesellschaftliches Ereignis zurechtzumachen. Der Schritt für Schritt vonstattengehende Prozess, den sie von ihrer Mutter, ihren Zofen und anderen Matronen im Haushalt der Organas gelernt hatte, gestaltete sich auf beruhigende Weise als rituell, und in den Jahren nach dem Verlust von Alderaan, war es Zeit gewesen, die sie für sich verbrachte und wertschätzte. Während des Krieges war es eine seltsam eitle Verschnaufpause, zu entspannen und sich um ihr Aussehen zu kümmern, und nach der Niederlage des Imperiums erinnerte es sie an ihre Heimat.

Leias Routine hatte immer darin bestanden, ihr Kleid erst in der letzten Minute anzuziehen, also verbrachte sie etwa anderthalb Stunden damit, sich um ihr Make-Up und ihre Haare zu kümmern, während sie lediglich einen Morgenmantel trug. In der Regel wählte sie ihre Unterwäsche passend zu ihrem Kleid aus, um dann vor dem Spiegel ihr Puder aufzufrischen und Parfüm aufzulegen, bevor sie das Kleid überstreifte.

Diesmal jedoch – sich auf diese Veranstaltung vorzubereiten, war, wie sie feststellte, anders; und sie fühlte sich aus dem Gleichgewicht gebracht. Es war nichts offenkundig Bedeutsames, lediglich eine Spendenaktion für jemanden in Mon Mothmas nach dem galaktischen Bürgerkrieg entstandener Fraktion – also war es nicht die Veranstaltung an sich, die ein leichtes Stirnrunzeln auf ihrem Gesicht hinterließ und sie während des gesamten Vorgangs eher mit Nervosität als mit Ruhe erfüllte.

Nein, es lag nicht an dem Ereignis; es lag daran, dass es ihre erste öffentliche Veranstaltung seit ihrem extrem zurückgezogenen und langen Mutterschaftsurlaub war, eine Entscheidung, die die Führungsebene verärgert und sie ein wenig unsicher zurückgelassen hatte, körperlich und geistig, wenn es darum ging, wieder ins Rampenlicht zu treten.

Sie war nicht in der Lage, sich zu entspannen, während sie sich zurechtmachte, trotz der Tatsache, dass Han zuhause war und vollkommen dazu in der Lage, sich mit dem Baby zu beschäftigen, während sie sich im Elternschlafzimmer verschanzte. Es spielte keine Rolle; ihr stetiges Bedürfnis, nachzusehen, warum er weinte oder warum Han lachte – hatte sie etwas verpasst? – sorgte dafür, dass sie fast zwei Stunden länger brauchte und sie stellte gegen Ende fest, dass sie sich beeilen musste.

Sie hetzte umher, steckte Haare, die sich gelöst hatten, wieder ordentlich fest, tuschte ihre Wimpern nach und frischte ihren Lippenstift auf, der verschmiert war, als sie einen Moment innegehalten hatte, um Ben zu füttern, wobei sie vergessen hatte, dass ihr Make-Up bereits fertig war, und ihm einen Kuss auf die Stirn gedrückt hatte – woraufhin ein knallroter Abdruck darauf erschienen war.

Ihr Ritual kam zu einem jähen Halt, als sie vor dem Spiegel stand, das dunkelrote Kleid hinter sich auf dem Bett, ordentlich gebügelt und bereit zum Anziehen, und davon abgelenkt wurde, wie sie in dem einfachen, schwarz-weißen Unterwäscheset aussah, für das sie sich entschieden hatte.

Die Größe passte technisch gesehen noch – aber warum zum Teufel war sie so –

Leia legte den Kopf schief und strich mit der Hand über ihren Bauch, wobei sie mit den Nägeln an geröteten Hautstreifen zupfte. Sie kniff hinein und zuckte stirnrunzelnd zusammen, dann drückte sie ihre Finger in die zusätzliche Masse – wochenlang war sie alleine und mit Han zuhause gewesen, und ihr war nicht aufgefallen, dass sie aussah –

„Hey, Schätzchen", platzte Hans Stimme in den Raum, selbstzufrieden und amüsiert. „Schau mal."

Sie drehte sich nicht direkt zu ihm um; sie war zu sehr damit beschäftigt, stirnrunzelnd ihr Spiegelbild zu betrachten, aber als sie hörte, dass er näherkam, hob sie den Kopf – und hielt inne, während sie überlegte, ob sie lachen oder ihn tadeln sollte.

Er hielt Ben vor sich nach oben, sodass sie nur das Baby sehen konnte, und hatte ihm eine Schutzbrille aufgesetzt – die Sorte, die er auf dem Falken verwendete, wenn er mit elektrischen Systemen arbeitete. Ben trat mit den Füßen um sich und machte Geräusche, die an Gelächter erinnerten – und Leia, die sich einen Moment auf seine Emotionen einstellte, identifizierte sie als Freude.

Han spähte um das Baby herum, um Leias Reaktion abzuschätzen.

„Ich hoffe, sie ist sauber", murmelte sie und hob eine Augenbraue.

„Sie ist so sauber wie Ben", entgegnete Han schlau.

Leia schüttelte den Kopf und lächelte vage. Sie drehte sich wieder zum Spiegel um, fuhr mit der Hand über ihren Oberschenkel und zupfte am Saum ihrer Unterwäsche. Han platzierte Ben auf seinem Arm, drückte ihn an die Brust und ließ ihn nach seinem Arm greifen, wobei er den Kopf neigte.

„Han", murmelte Leia und wandte den Kopf hin und her. „Sehe ich okay aus?"

Han kam näher und warf ihr einen kurzen Blick zu, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder auf das Baby richtete. Er nahm Ben die Schutzbrille ab und warf sie aufs Bett – Ben legte den Kopf zurück und schaute Han missmutig an. Han grinste zurück. Dann nickte er, ohne hinzusehen.

„Ja", versicherte er ihr.

„Du hast nicht hingeschaut", fuhr Leia ihn gereizt an.

Han hob überrascht die Brauen und konzentrierte sich dann für eine lange Zeitspanne demonstrativ auf sie.

„Ja", meinte er schließlich und betonte das Wort besonders. „Du siehst gut aus." Einen Moment lang hielt er inne, nahm Ben auf den anderen Arm und legte neugierig den Kopf schief. „Hast du vor, dein Debüt halbnackt zu machen?", erkundigte er sich trocken.

Stirnrunzelnd schüttelte Leia den Kopf. Sie benahm sich, als hätte sie ihn nicht gehört, dann richtete sie sich auf, deutete auf ihre Mitte und schlug mit einer Hand gegen ihren Oberschenkel. „Ich sehe – ungepflegt aus", entschied sie knapp. Sie drückte eine Hand auf ihren Bauch, atmete tief ein und hielt einen Augenblick lang den Atem an. „Mir ist nicht aufgefallen, dass ich so viel zugenommen habe."

Han blinzelte vorsichtig. Er tauschte einen stummen Blick mit Ben und räusperte sich dann.

„Leia", meinte er und deutete auf ihren Sohn. „Du hast ein Baby bekommen."

„Ich weiß", murmelte sie.

Sie legte eine Hand an die Stirn und drehte sich dann um, um das Kleid vom Bett zu reißen und es vom Bügel zu schütteln.

„Ich will gar nicht erst sehen, wie das hier an mir aussieht", brummte sie vor sich hin.

Han runzelte die Stirn und beobachtete, wie sie das Kleid überstreifte. Es hatte einen schlichten Stil, sodass sie leicht hineinsteigen, es über die Schultern ziehen und ihre Arme hindurchstecken konnte – bodenlang, wie es für Leia üblich war, und um ihre Schultern drapiert, mit bloßem Rücken, sodass ihr Zopf sich von ihrer Haut anstatt vom Stoff des Kleides abheben würde.

Sie wandte sich um, um den Effekt zu begutachten und legte beide Hände an die Hüften. Han rückte näher.

„Ich sehe keinen Unterschied", gab er rundheraus zu.

Leia warf ihm den vernichtendsten Blick zu, den er jemals in seinem Leben gesehen hatte, aber er zuckte die Achseln und weigerte sich, einen Rückzieher zu machen.

„Ich sehe nichts, was mir nicht gefällt, Leia", merkte er ernst an.

„Du", murmelte sie leise, „bist nicht der Rest der Galaxis."

„Na ja", sagte Han scharf, „willst du, dass Ben und ich dich begleiten, damit sie alle sich daran erinnern, warum du abwesend warst?", fragte er. Er hielt Ben ein wenig hoch. „Du hast ein Kind bekommen."

„Vor fünfzehn Wochen", erwiderte Leia bitter.

Han kniff die Augen zusammen.

„Na und? Was hättest du in der Zwischenzeit tun sollen, ihn einem Kindermädchen übergeben und Sport machen?"

Leia hörte auf, sich selbst zu betrachten, und neigte ihr Gesicht nach oben, wobei sie abwechselnd von Ben zu ihrem Mann blickte. Sie hatte die letzten dreieinhalb Monate zuhause bei ihnen verbracht, abgesehen von den Zeiten, in denen Han sie abrupt verlassen hatte, um seine militärische Pflicht zu erfüllen. Sie hatte sich um nichts anderes gesorgt als darum, zu lernen, wie sie sich um Ben kümmerte, wie sie mit ihm vertraut wurde und wie sie sich entspannte, und Han – hatte definitiv einen Punkt; sie hätte diese Zeit nicht um körperlicher Eitelkeit willen eingetauscht.

„Nein", stimmte sie zu.

Sie war noch nie jemand gewesen, der sich große Sorgen um sein Aussehen machte, aber dann – vielleicht lag es daran, dass sie immer das Privileg gehabt hatte, das zu sein, was die Menschen für gewöhnlich als dünn betrachteten. Sie fühlte sich plötzlich erschlagen davon, wie es sein könnte, dieser bestimmten Art von Spott ausgesetzt zu sein, die manche Frauen zu hören bekamen, und obwohl sie sich selbst nicht für besonders zimperlich hielt – störte es sie.

Sie blickte Han durch ihre Wimpern hindurch an und Han nickte knapp, als wolle er seine und ihre Worte unterstreichen. Er beugte sich vor und küsste sie sanft auf die Wange, wobei er Ben von ihr weghielt, sodass er sich nicht an ihren Haaren festhielt oder Schäden an ihrem Make-Up anrichtete. Einen Augenblick lang hielt er inne, um sie zu betrachten, dann lächelte er.

„Du siehst umwerfend aus, Verehrteste", bemerkte er aufrichtig. Sein Gesichtsausdruck verdüsterte sich. „Wenn ich höre, dass jemand etwas anderes behauptet, bringe ich denjenigen um."

„Das ist eine unglaublich extreme Reaktion, Han", meinte Leia schwach, während sich ihre Wangen röteten – wegen des Kompliments und wegen seiner Heftigkeit.

„Genauso wie sich zu benehmen, als ob eine Frau so aussehen sollte", er hielt seinen kleinen Finger nach oben, „nachdem das passiert ist", er deutete auf Ben. „Er hat in dir gelebt", stellte Han dramatisch fest, „und du bist winzig."

Leia lachte, ihre Augen brannten leicht.

„Hör auf", befahl sie leise. „Du bringst mich zum Erröten", sie täuschte vor, in Ohnmacht zu fallen und Han grinste; erfreut darüber, sie aufgeheitert zu haben.

Leia biss sich auf die Lippe, schüttelte den Kopf und schaute ihn eindringlich an.

„Weißt du, es erstaunt mich, dass du, obwohl du nie eine formelle Schulbildung hattest, klüger bist als fast alle Männer, die ich je in Akademien kennengelernt habe", bemerkte sie sanft und jede Note ihres Tons klang aufrichtig.

Han legte eine Hand an seinen Kopf.

„Ich habe gesunden Menschenverstand, Schätzchen", antwortete er unverblümt. Er betrachtete sie noch einmal von oben bis unten und tat dann so, als würde er einen Blick mit Ben tauschen. „Ich habe sie sowieso nicht wegen ihres Aussehens geheiratet, richtig?", erkundigte er sich demonstrativ.

Er drehte sich wieder zu Leia um und legte den Kopf schief, während er das Kleid bewunderte. Er war immer schon der Meinung gewesen, dass Rot ihr stand; es war so ein krasser Gegensatz zu Weiß und sie strahlte etwas unglaublich Gefährliches aus, wenn sie einen scharlachroten Farbton trug.

Leia seufzte. Sie drehte sich zu ihm um und strich mit den Händen über den Stoff an ihren Hüften, die Finger gespreizt.

„Du denkst nicht, dass ich – ah, irgendwie", sie suchte nach den richtigen Worten. „Ungestalt aussehe?"

Han versuchte, nicht über die Wortwahl zu lachen – sowohl weil es eine absurde Art war, sie zu beschreiben, als auch weil es nicht die Art von Wort war, die normalerweise in ihrem Lexikon vorkam. Grinsend schüttelte er den Kopf.

„Leia", sagte er ernst und trat näher. „Leia, komm schon", schmeichelte er ihr und schob Ben wieder von einem Arm zum anderen. „Du siehst gut aus", bestätigte er, einen heiseren Klang in der Stimme. Er schenkte ihr ein schiefes Grinsen. „Ich zeige dir, wie gut, wenn du nach Hause kommst, hm?"

Leia streckte die Hand aus, um Bens spärliches Haar glattzustreichen, lächelte und atmete langsam aus. Sie schaute ihn unter ihren Wimpern hervor an, lächelte warm und erleichtert und schüttelte den Schock ihres geringen Selbstwertgefühls ab. Behutsam schob Han seine Finger in ihren Zopf, küsste sie auf die Schläfe und dachte bei sich, dass er wirklich geneigt wäre, jeden umzubringen, der ihr das Gefühl gab, weniger als perfekt zu sein.