Kapitel 2

Ich wollte euch noch mitteilen, dass ich diese Übersetzung jetzt in Zusammenarbeit mit Goldfisch schreibe! Wir übersetzen beide ungefähr gleich viel und sie ist die Co-Autorin dieser Übersetzung, also ist es genauso ihr Verdienst, dass ich diese Übersetzung posten kann! (Sie hat nur ein Profil auf AO3!)


Hermine erwachte durch das Geräusch von Weinen.

Sie riss ihre Augen auf und es war, als ob ihr Herz wieder zu schlagen anfing und wie verrückt in ihrer Brust flatterte. Sie sog keuchend die abgestandene Luft ein und schmeckte Angst auf ihrer Zunge.

Überall um sie herum waren Körper. Sie hörte Schluchzen und Weinen.

Ein warmes, schwaches Licht bewahrte den Raum vor totalen Dunkelheit. Ein kalter Marmorboden war unter ihr, der ihr irgendwie bekannt vor kam.

„Hermine!"

Sie sah auf. Der Raum bewegte sich. Sie erkannte, dass die Körper um sie herum nicht seelenlos waren. Der ganze Raum - fünfzig Menschen – fing an auf sie zu zukriechen. Ihre Lungen verkrampften sich und sie drückte sich zurück gegen die Wand, an der sie aufgewacht war.

„Hermine", sagte eine vertraute Stimme. Sie drehte sich um und sah Ginny, die über die Menschen kletterte. Sie packte sie an den Schultern und zog sie an ihre Brust. "Du bist wach.", sagte sie.

Hermine blickte an ihren roten Locken vorbei. Der Raum war voll von bekannten Gesichtern. Sie konnte Luna und Parvati erkennen. Die Körper, die die auf sie zugekommen waren, waren ihre Freunde, die sie umarmen wollten, nicht angreifen.

Ginny löste sich von ihr Sie legte ihre Hände auf Hermines Gesicht. "Wo bist du hingegangen? Wo wurdest du gefangen genommen?"

Gefangen. Auf dieses Wort kam es an. Hermine öffnete ihre Lippen, die Haut spannte. Ihre Kehle fühlte sich wie Sandpapier an. Sie musste husten.

„Wasser!" rief Ginny. Vier oder fünf Mädchen rappelten sich auf. "Hast du Hunger?", fragte Ginny.

Hermine runzelte die Stirn. Essen? Wasser?

Ein Papierbecher mit Wasser wurde ihr an die Lippen gehalten. Hermine nippte daran und sah auf, um sich bei der Person zu bedanken. Es war Cho Chang.

Alle waren am Leben. Hatten sie sich ergeben? Wo waren Ron und Neville? Sie blinzelte.

Nur Mädchen. Junge Mädchen. Sie betrachtete jedes ihrer Gesichter. Als ihr Blick auf Luna landete, lächelte das blonde Mädchen sanft und sagte: „Sie halten uns getrennt."

„Getrennt, aber unversehrt?" Hermine räusperte sich. Ein Teller mit Obst wurde über die Köpfe nach vorne gereicht und erschien vor ihrem Gesicht. „Und es gibt Essen?"

„Es ist nicht vergiftet. Wir haben alle davon gegessen", erklärte Ginny. Hermine nippte nur an ihrem Wasser.

„Wie lange sind wir schon hier?", fragte sie.

„Vier Tage", sagten mehrere Stimmen im Chor.

„Du bist gestern angekommen."

Hermine riss ihren Kopf herum und sah Ginny an. Sie schaute an sich selbst hinunter. Keine Verletzungen. Aber da war etwas auf ihrem Arm.

C. Yaxley. Eine Art von Tattoo. Magisch. Es war seine Signatur.

Sie spürte, wie sie blass wurde.

„Das ist der, der dich gefangen genommen hat." Parvati nickte in die Richtung der Tätowierung. Hermines Augen wanderten hinunter zu Parvatis Arm und sie las: W. Macnair.

Sie schluckte. „Gehören wir jetzt Ihnen?"

Ginny kniff die Lippen zusammen und mehrere Mädchen wandten ihren Blick ab. „Wir sind uns nicht sicher", sagte Ginny. „Sie haben nicht viel zu uns gesagt. Sie haben uns nur zu Essen gegeben und immer wieder Mädchen hergebracht." Sie holte tief Luft. „Es ist möglich, dass ...-"

„Ich habe es euch Dummköpfen schon gesagt", kam eine säuerliche Stimme aus der Ecke. Hermine reckte den Hals und sah die eine Person, die nicht aufgestanden war, um sie zu begrüßen. Sie saß in einer Ecke an die Wand gelehnt, die Knie an die Brust gepresst, kein einziges Haar fehl am Platz.

Pansy Parkinson blickte zu ihnen hinüber. Hermine erschauderte unter ihrem intensivem Blick, der sich direkt in sie zu bohren schien.

„Es ist für die Auktion."

Ginny rollte mit den Augen.

Hermine konnte den Blick nicht von Pansy abwenden. Sie verstand nicht wieso Pansy hier war. Klar, es waren noch andere Reinblüter da, aber sie sind schließlich Blutverräter gewesen.

Warum ließen sie alle am Leben? Der Raum drehte sich, als Hermine die Möglichkeiten in Gedanken durchging. Alle bis auf ein paar unwahrscheinliche Szenarien schnürten ihr die Luft ab.

Sie holte zitternd Luft. „Die Auktion?"

Ginny warf Pansy einen finsteren Blick zu, bevor sie sich vor sie stellte und ihr die Sicht versperrte. „Du musst etwas essen." Sie begann, Obst für sie zusammen zu suchen und schälte eine Banane. „Wo wurdest du gefangen genommen, Hermine? Ich habe dich nicht bei der Schlacht im Hof gesehen."

Wozu brauchten sie einen Raum voller junger Mädchen? Wo waren die Jungs?

„Ron – ", krächzte sie.

„Hermine." Ginnys Stimme war fest. "Sag mir, wo du gefangen genommen wurdest."

„Ich – Ich bin im Schloss gewesen. Ich dachte, ich hätte jemanden gesehen..." Sie stoppte, nicht sicher ob sie das vor Pansy Parkinson besprechen sollte. „... jemanden, der es wert war verfolgt zu werden. Aber ich wurde von hinten betäubt."

„Du hast jemanden gesehen? Irgendetwas Brauchbares?", fragte Cho.

Hermine sah zu Pansy hinüber. Würde es sie interessieren, dass Sie Draco gesehen hatte? Machte sie sich überhaupt etwas aus ihm? Hermine fragte sich, wessen Name auf ihren Arm tätowiert war. „Niemand von unserer Seite, nein."

„Und wo wurdest du dann hingebracht?", fragte Hannah Abbott.

„Hierher?", antwortete Hermine. „Glaube ich."

Alle redeten durcheinander.

„Warst du bewusstlos? Oder kannst du dich nicht erinnern?"

„Hast du seit vier Tagen kein Wasser getrunken?"

„Wo haben sie dich festgehalten?"

„Wir müssen sie untersuchen –"

„Yaxley. Ich würde es ihm zutrauen –"

„Stopp.", sagte Hermine laut. Der Raum wurde still. Ein paar Mädchen, die gerade Wasserbecher und Brotreste aufsammelten, drehten sich um und sahen sie an. Sie senkte ihre Stimme und sagte: „Nachdem ich betäubt wurde, kann ich mich an nichts erinnern."

„Hermine", sagte Ginny vorsichtig. Und sah sie mit großen, suchenden Augen an. „Wir sollten dich untersuchen. Nachschauen, ob du irgendwelche Spuren oder Verletzungen auf deiner Haut hast. Schauen, ob du etwas... zwischen deinen Beinen spürst."

Hermine sah die etwa fünfzig Mädchen um sie herum an. Sie konnte nur zuschauen, als sie Sie aufmerksam beobachteten und ihre Haut bereits nach Verletzungen absuchten. Alle außer Parvati. Sie hatte ihren Blick abgewandt und schaute nach unten auf den Marmorboden, so als wollte sie Hermine ihre Privatsphäre lassen. Als wüsste sie, wie aufdringlich das hier war.

Hermines Augen wanderten zurück zu Macnairs Unterschrift auf ihrem Arm.

„Das ist nicht nötig", spottete Pansy. Alle Köpfe drehten sich in ihre Richtung und starrten sie an. Pansy blickte gelangweilt geradeaus. „Sie ist zu wertvoll. Keiner würde sie anrühren."

Ginny sah aus, als würde sie sich auf die Zunge beißen, um nichts zu erwidern.

„Außerdem", sagte Pansy und drehte ihren Kopf, um Sie anzugrinsen. „Du bist doch noch Jungfrau, nicht wahr, Granger?"

Hermine spürte einen Stich in der Brust, als die Hälfte der Mädchen sich umdrehte und sie anstarrte. Die andere Hälfte begann, über Pansy zu fluchen.

„Was?" Pansy lachte. „Ich sage nur, dass es eine Verschwendung von 5.000 Galleonen wäre. Kein Grund, sie zu überprüfen."

„Halt die Klappe mit dieser verdammten Auktion, Pansy", knurrte Ginny. „Keiner glaubt dir..."

„Welche Auktion?" Hermine blickte zu dem Slytherin-Mädchen. Sie nahm an, dass Häuser keine große Rolle mehr spielten. „Wovon redest du?"

Pansy lächelte. „Genau das, wonach es klingt, Granger. Die Reinblüter-Elite wird ein Preisschild an uns anbringen, uns herumzeigen und auf uns bieten." Sie biss sich auf die Lippe und hob eine Augenbraue an. „Und wenn du dich all die Jahre für Weasley aufgespart hast, werden sie Yaxley noch 5.000 zusätzlich geben."

Der Geruch der Bananen und der Orangen ... reif und nervös, schwitzende Körper um sie herum. Sie konnte das alles in ihrer Kehle schmecken. Hermine wurde schlecht.

„Und wie hast du dich auf der falschen Seite von all dem wiedergefunden, Pansy?", fragte sie.

Pansy wandte ihren Blick ab. „Falscher Ort, falsche Zeit."

„Hör nicht auf sie", sagte Ginny. „Lass uns einfach schnell nach dir sehen. Nur ich und Luna, okay?"

Hermine nickte und wünschte sich, sie würde wieder schlafen. Parvati und Cho schufen ein wenig Privatsphäre um sie herum.

„Hast du das während der Schlacht getragen?" fragte Ginny. Hermine sah an sich herunter. Dieselben Kleider, aber sie waren sauber. Gepflegt.

„Äh, ja."

„Gut."

Sie öffneten den Reißverschluss ihrer Jacke und überprüften ihren Hals und ihre Schultern, bevor sie ihr halfen ihr Shirt auszuziehen. Als sie bestätigten, dass sie keine Verletzungen auf ihrem Rücken hatte, fragte Hermine schließlich: „Wo ist Ron?" Ginny Blick wanderte zu ihr, bevor sie wieder wegschaute. „Er war noch am Leben, als ich ihn das letzte Mal gesehen habe. Genau wie Neville. Kingsley und McGonagall sind im Innenhof getötet worden."

Hermine dachte, dass sie vielleicht nach Luft hätte schnappen sollen. Das Weinen hätte anfangen sollen.

„Pansy meint, dass es auch Männer gibt, die versteigert werden. Also werden Ron und Neville vielleicht dabei sein.", flüsterte Luna.

„Es gibt keine Auktion, Luna.", zischte Ginny. „Das ist nur Parkinson, die ihr Spielchen mit uns spielt." Sie fuhr mit den Fingern über Hermines Kopfhaut und tastete Sie nach Verletzungen ab.

„Ich weiß nicht", sagte Luna. „Draco hat es mir gegenüber auch erwähnt."

Hermine sah sie an, die Finger in ihrem Haar hörten auf zu tasten.

„Die Auktion?", fragte Ginny.

„Draco?", fragte Hermine.

„Mm-hmm." Luna krempelte Hermines Jeans hoch und betrachtete ihre Knöchel und Waden. „Als ich in seinem Kerker übernachtet habe." Sie erzählte es, als wäre es ein Urlaub gewesen, den sie letztes Jahr gemacht hatte. „Er ist gekommen und hat mit mir geredet. Hat mir erzählt, was in der Schule los war. Und ein paar Tage, bevor ich entkommen bin, bevor Du, Harry und Ron gekommen seid, Hermine - hat er mir gesagt, dass es so etwas geben könnte."

„Was hat er gesagt?"

„Nur, dass ich, sollte ich den Krieg überleben und der Dunkle Lord gewinnen, versuchen sollten mich zu umzubringen, wenn ich nicht entkommen könnte." Luna krempelte Hermines Hosenbeine nach unten.

Cho Chang drehte sich um, die Augen weit aufgerissen.

„Wegen einer Auktion?" fragte Ginny.

„So ähnlich" Luna zuckte mit den Schultern. „Er hat nur gesagt, dass er mich nicht kaufen kann. Er musste für jemand anderen sparen."

Hermine schluckte. Draco Malfoy war freundlich - mitfühlend. Sie hatte immer gedacht sie wäre die Einzige, die das bemerkt hatte. Letztes Jahr hatte Harry ihr etwas erzählt, über Myrte auf der Mädchentoilette, kurz bevor er ihn aufgeschlitzt hatte.

Hermine schaute durch den Raum. „Pansy", sagte sie. Cho und Ginny drehten sich um, um Pansy anzusehen. Hermine beobachtete, wie das dunkelhaarige Mädchen ihre Augen schloss und sich in ihrer einsamen Ecke an die Wand lehnte, abgeschirmt von allen anderen. „Er wusste, dass Pansy hier landen würde. Schon vor Monaten."

Hermine wandte sich an Ginny und Luna. „Wessen Namen stehen auf euren Armen?"

Luna zog ihren Ärmel hoch, und Ginny drehte ihr Handgelenk. Beide hatten die gleiche Unterschrift.

Antonin Dolohov.

Ein lauter Knall von außerhalb des Raumes ertönte. Alle fünfzig Mädchen sprangen auf, einige wichen zurück.

Ein weiterer Knall, Hermine erkannte, dass es Türen waren, die sich öffneten.

„Es könnte Essen sein. Oder ein neues Mädchen kommt", flüsterte Ginny. Hermine stand auf, lehnte sich an die Wand und bereute es nichts gegessen zu haben.

Das Schloss klickte und ein maskierter Todesser betrat den Raum. Er kam ohne Essen und ohne ein neues Mädchen.

„Medizinische Untersuchungen. Jetzt."

Es war Yaxley. Sie schaute auf ihren Arm hinunter und erwartete... etwas. Ein Kribbeln oder Brennen? Oder das die Buchstaben aufleuchteten wenn er in der Nähe war. Aber nichts.

„Immer Fünf auf einmal", sagte er. „Parkinson, Abbott, Clearwater, Forbes und Harding. Folgt mir."

Keiner rührte sich.

„Jetzt.", sagte Yaxley.

Penelope Clearwater war die erste, die sich löste und nach vorne ging. Pansy stand auf und folgte ihr. Die fünf verließen den Raum. Yaxley sah sich um, der Blick hinter der Maske versprach Schmerzen. Er drehte sich um und schloss die Tür als er ging.

Eine Stunde später waren sie zurück. Die Wunde an Hannahs Kopf war verheilt. Und sie rochen besser.

Diesmal nahm er Ginny und vier andere mit. Der Rest versammelte sich um die fünf die zurück waren.

„Wo sind wir?" fragte Hermine Hannah, während Penelope Fragen über die Duschen und die medizinische Untersuchung beantwortete.

„Ich glaube, im Ministerium."

Die schwarzen Marmorböden. Ja, natürlich.

Als Ginny zurückkam, zog sie Hermine und Luna in eine Ecke. Sie erzählte von den Fluren, den Duschen. Die Anzahl der Todesser die sie bewachen.

„Kann jemand ohne Zauberstab zaubern?" Ginny schaute sich um. Ein paar der älteren Mädchen nickten. „Wer auch immer in Hermines Gruppe ist, sollte versuchen die Wachen zu überwältigen, bevor sie die Duschen erreichen. Das könnte unsere einzige Chance sein. Sie führen euch links um zwei Ecken, da gibt es eine Tür am Ende des Flurs, bevor sie euch nach rechts und dann in die Duschen führen." Ginny zeichnete imaginäre Linien an die Wand als visuelle Hilfe. Hermine fühlte sich an Ron erinnert, daran wie er beim Zauberer Schach immer strategisch vorging. „Ich glaube, ich war schon einmal mit meinem Vater in diesen Hallen. Ich glaube, da sind die Haupttüren."

„Sie führen zu den Gerichtssälen", sagte ein schwarzhaariges Mädchen. „Mein Vater war im Zaubergamot. Ich glaube ich weiß, wo wir sind."

Ginny nickte. „Yaxley und eine andere Wache haben uns zu den Duschen geführt. Ich denke Levicorpus und Expelliarmus müssten funktionieren." Die Mädchen stimmten zu. Die anderen, die noch nicht bei der Untersuchung waren, hatten sich ebenfalls versammelt. „Besorgt nur einen Zauberstab für Hermine. Kommt nicht zurück um uns zu holen."

Mehr als dreißig Köpfe nickten.

„Was?" Hermine runzelte die Stirn. „Nein, wir kommen zurück und holen euch raus. Wir werden alle durch diese Türen entkommen."

„Sei kein Idiot, Granger", sagte Pansy aus ihrer Ecke.

Ginny presste die Lippen zusammen. „Hermine, du musst so schnell und leise wie möglich entkommen. Die Heilerinnen werden schon auf die nächste Gruppe warten."

„Warum sollten fünf Hexen mit maximal zwei Zauberstäben bessere Chancen haben als fünfzig?", argumentierte sie. „Wir sind zehn Stockwerke tief unter der Erde."

„Fünfzig unbewaffnete Hexen, die nicht in die Fahrstühle passen, sind besser?" spottete Pansy.

Mit einem Knall öffneten sich die Türen wieder. Die Mädchen verteilten sich wieder und schauten unschuldig.

Yaxley brachte die fünf frisch gebadeten Mädchen zurück.

„Baxter, Lovegood, Patil, Mortensen und Granger."

Sie stand auf und fragte sich zum ersten Mal, wo die andere Patil Schwester war.

Parvati ging schnell nach vorne, um an der Spitze der Mädchenreihe zu stehen und nickte Hermine zu. Luna stand dicht hinter ihr. Die anderen Mädchen reihten sich ein und Hermine stellte sich nach hinten. Yaxley führte sie hinaus und stoppte um die Türe zu verschließen. Ein anderer Todesser wartete im Flur und gab Parvati ein Zeichen, ihm zu folgen. Hermine beobachtete Yaxley, als dieser die Tür verschloss und sich umdrehte, um die Nachhut zu bilden.

Ihr Herz klopfte wild.

Sie bogen nach links ab.

Sie starrte auf Baxters Hinterkopf. Sie kannte sie nicht. Als ihr Arm zurückschwang, konnte sie das Wort Nott ausmachen.

Sie bogen wieder links ab. Ein langer Korridor mit einer Tür am Ende. In der Mitte des Gangs war eine Tür auf der rechten Seite, die laut Ginny zu den Duschen führen musste. Ein Gang, der nach links abzweigte, führte in den medizinischen Untersuchungsraum.

Sie konzentrierte sich auf die Magie in ihrem Blut, drehte sich um und streckte die Hand aus. Konzentrierte sich auf den Zauberspruch und warf Yaxley durch die Luft.

Sie öffnete ihre Augen, als sie einen Schrei hörte. Yaxleys Körper hing kopfüber in der Luft. Baxter stellte sich mit ausgestreckten Armen neben sie. Ihre Magie verstärkte sich, eine Kraft aus Wind und Verzweiflung. Yaxleys Zauberstab flog aus seiner Hand. Ihre Augen folgten ihm, während ihr Herz hämmerte. Ohne die Genauigkeit, die man mit einem Zauberstab hatte, sauste der Stab einfach durch den Gang.

Sie hörte einen Tumult hinter sich, möglicherweise griffen die anderen drei den ersten Todesser an. Sie spürte wie die Magie in ihren Fingern versiegte. Sie war abgelenkt und ihre Gedanken drehten sich wild im Kreis. Yaxley fiel in sich zusammen.

Nimm den Zauberstab. Nimm den Zauberstab.

Sie hörte einen Schrei hinter sich.

Sie wirbelte herum und sah Parvati, auf dem Boden, wie sie sich krümmte.

Die Maske des ersten Todessers war bei dem Angriff heruntergerutscht. Es war Dolohov. Sein Zauberstab war auf Parvati gerichtet. Der Cruciatus-Fluch. Hermine schnappte nach Luft und suchte nach dem Zauberstab, während Luna auf seinen Rücken sprang. Er schleuderte sie mit seinem Zauberstab weg. Sie flog nach hinten.

In einem Duell war Hermine ohne Zauberstab nutzlos. Ihre Augen huschten suchend umher. Dort, in der Ecke die zum Untersuchungsraum führte: Yaxleys Zauberstab. Sie stürzte sich auf darauf, als ein neuer Schrei von Parvati durch den Flur hallte. Ihre Finger rissen den Zauberstab vom Boden hoch.

„STOPP!"

Sie wirbelte herum. Yaxley war aufgestanden. Er hielt ein Messer an Baxters Hals und stieß es in ihr Fleisch. Parvati wurde still und Hermine schaute sich um. Dolohov zog sie an den Haaren hoch, hielt sie wie einen Schild vor sich, den Zauberstab auf Hermine gerichtet.

Ihr Herz schlug so wild, dass sie es in ihren Fingerspitzen spürte. Schweiß tropfte ihr den Rücken hinunter.

„Lass den Zauberstab fallen", zischte Yaxley.

Hermine drehte sich um, um sich gegen Dolohov zu verteidigen. Luna lag hinter ihm auf dem Boden und kam langsam wieder zu Bewusstsein. Das fünfte Mädchen war bewusstlos.

Wimmernde, gurgelnde Geräusche.

Sie drehte sich um. Yaxley hatte Baxter die Kehle aufgeschnitten. Blut spritzte, als ihre Finger krampfhaft versuchten, den Fluss zu stoppen. Hermines Kinnlade klappte herunter und ein kleiner Schrei entkam ihren Lippen, ihre Haut kribbelte.

Yaxley grinste sie an. „Wenn ich jetzt nur meinen Zauberstab hätte, um sie zu heilen."

Baxter fiel auf die Knie und hielt sich die Schnittwunde am Hals. Hermine sah in ihre Augen, als ihr Blick langsam leer wurde.

Hermine schoss einen Fluch auf Yaxley der jetzt ohne menschliches Schutzschild dastand. Er sprang gerade noch rechtzeitig aus dem Weg. Ein Entwaffnungszauber von Dolohov traf die Wand hinter ihrem Kopf.

„Hermine! Lauf!" schrie Parvati.

Sie drehte sich um und rannte den Flur entlang in Richtung der Untersuchungsräume. Schwere Schritte polterten hinter ihr. Sie drehte sich um und schoss Flüche über ihre Schulter hinweg. Ein Kopf mit einem Heiler Hut schaute aus einem hell erleuchteten Raum heraus. Hermine sprintete vorbei und bog am Ende des Flurs rechts ab. Das war zumindest die Richtung zur Haupttür. Sie hörte die Todesser, die ihr um die Ecke folgten und stieß eine Tür auf.

Ein Vorratsschrank.

Sie rannte weiter, auf das Ende der Halle zu. Es war ein Labyrinth. Sie hatte keine Ahnung mehr welcher Weg nach draußen führte. Flüche und Zauber flogen um sie herum ein.

Sie schlitterte in einen Flur zu ihrer Linken. Er war leer. Eine Sackgasse. Keine Türen, durch die sie verschwinden konnte.

Sie drehte sich um, als Yaxley in den Gang trat, Dolohov dicht hinter ihm.

Crucio!"

Sie sprang zur Seite und entkam dem Fluch.

Expelliarmus!" brüllte sie. Er blockierte den Spruch.

Sie musste erst Dolohov entwaffnen. Und sich dann auf Yaxley konzentrieren.

„Ich dachte, sie soll so clever sein.", zischte Dolohov. „Das Schlammblut hat sich in eine Ecke treiben lassen." Er lächelte und entblößte dabei seine gelben Zähne. „Flipendo!"

Sie ließ den Fluch ihr Ohr streifen, damit sie ihn mir einem Stupor erwidern konnte. Er blockte ab und sie zielte auf die Wand neben ihm.

Aguamenti!"

Ein massiver Wasserstrahl traf die Marmorwand, prallte ab und spritzte in sein Gesicht, in seine Augen und Ohren. Dolohov stolperte und gerade als Hermine freie Schussbahn hatte um ihn zu entwaffnen, stürzte ein kleiner Körper mit wilden blonden Locken gegen Yaxley. Sie verschwanden um die Ecke.

Luna.

Expelliarmus!", schrie sie, aber durch die kurze Ablenkung hat Dolohov genug Zeit gehabt um sie abzublocken.

Dolohov benutzte ihre eigene Technik gegen sie und ließ einen Zauber an der Wand hinter ihr abprallen. Er traf sie direkt zwischen den Schulterblättern und sie schrie auf als sich etwas wie Schnitte einer Rasierklinge auf ihrer Haut ausbreitete, sich ihren Rücken hinunterzog und in Richtung ihrer Rippen wanderte.

Sie sammelte ihre verbleibende Kraft zusammen und schleuderte ihm einen Fluch entgegen, bevor sie ihren Zauberstab schwang um den Zauber auf ihrem Rücken zu beenden.

Ein Schrei, den sie als Lunas erkannte, drang um die Ecke zu ihr. Dann sprintete Parvatis dunkle Gestalt an Hermines vorbei, während ihr rabenschwarzes Haar hinter sich her wehte und sie über Lunas Wimmern hinweg schrie.

Dolohov hatte sich erholt. Er richtete sich auf, riss seinen Zauberstab durch die Luft und etwas zerbrach in ihr, als Luna wieder schrie. Ihre Stimme brach und zitterte und übertönte Parvatis Rufen.

Avada Kedavra."

Der Fluch verließ ihre Lippen wie ein Kuss. Ein grüner Lichtstrahl strömte aus dem Zauberstab in ihrer Hand, aber er stoppte nur einen dreißig Zentimeter vor Dolohovs Gesicht.

Sie starrten sich an, hörten auf ihre Atemzüge und das Grunzen aus dem Flur. Weder sie noch Dolohov hatten erwartet, dass sie den Fluch zaubern konnte.

Und deshalb hatte sie es auch nicht mit all ihrer Kraft gewollt.

Sie rief sich das Bild von Harry in Hagrids Armen ins Gedächtnis. Rons Gesicht, als er Fred zum letzten Mal angeschaut hatte, die Stimme ihrer Mutter, die sie zu sich gerufen hatte, Sirius' warme braune Augen und sie zielte mit ihren Zauberstab und öffnete ihren Mund.

Yaxley erschien im Flur und zerrte Luna am Hals vor sich her, wie vorher das Baxter-Mädchen, die nun verschwunden war.

Hermine hielt den Zauberstab auf Dolohov gerichtet und beobachtete, wie Luna den Kopf hob und ihr in die Augen sah. Blut tropfte über ihre Stirn und ihre Lippe war geschwollen. Ein roter Fleck breitete sich zwischen ihren Rippen aus.

„Lass es uns noch einmal versuchen", keuchte Yaxley gegen Lunas Haar. "Ich schulde bereits Ted Nott und Walden Macnair ein paar tausend Galleonen für deine kleine Einlage Granger." Er grinste. „Antonin wird nichts dagegen haben, dass diese hier vergeudet wird, da bin ich mir sicher."

Hermine beobachtete Lunas Rippen, während sie die Luft einsog und nachdachte.

Baxter war tot und er sagte, dass Parvati es jetzt auch war. Das fünfte Mädchen war möglicherweise auch tot. Luna war kurz davor zu sterben. Fünfzig unbewaffnete Mädchen, eingesperrt in einem Raum einige Gänge weiter hinten.

Harry war nicht hier. Oder McGonagall oder Kingsley. Oder Lupin. Oder Dumbledore.

„Lass den Zauberstab fallen Granger." Yaxley hob sein blutiges Messer an Lunas Kinn.

Sie konnte sie beide töten. Es würde sie viel Kraft kosten, aber sie könnte es schaffen. Sie könnte sich Dolohovs Zauberstab schnappen und zu den Mädchen zurückkehren. Oder ohne sie durch die Gänge irren und nach einem Ausgang suchen.

Aber was dann? Wer war noch übrig?

„Miss Granger?"

Sie konnte ihren Hass bündeln. Dolohov ausschalten. Aber nicht, bevor Yaxley Luna tötete.

Sie könnte Dolohov töten, dann Yaxley, während Lunas starb.

Doch dann wäre sie alleine.

„Es ist okay, Hermine."

Sie sah wieder zu Luna. Sie lächelte, Blut war an ihren Zähnen. Sie nickte ihr zu, als würde sie ihr sagen wollen, dass sie sich vor ihr der Schlange anstellen sollte. Die Bewegung stieß die Klinge tiefer in ihre Haut.

„Es ist okay", sagte Luna. „Denk nicht an mich. Es macht mir nichts aus." Yaxley drückte das Messer fester an ihren Hals. „Erinnerst du dich? Er sagte, es wäre besser so."

Draco.

Draco hatte ihr gesagt, es wäre besser zu sterben.

Aber trotz ihrer gemeinsamen Verbindung hatte Sie keinen Grund, ihm mehr zu vertrauen als ihren eigenen Instinkten. Und ihre Instinkte begannen zu schreien, als sich die Klinge über Lunas Kehle bewegte.

Hermine ließ sich auf die Knie fallen und den Zauberstab über die Steine rollen. Sie hob die Hände nach oben über ihren Kopf.

Sie beobachtete, wie Yaxley seinen Zauberstab aufhob, während Lunas Hände sich um ihrer Kehle krampften. Dolohov bewegte sich auf Hermine zu, während Yaxley seinen Zauberstab auf Lunas Hals richtete, um die Haut wieder zusammen zu nähen.

Petrificus Totalus", rief Dolohov.

Ihre Arme schnappten an ihre Seiten und ihr Körper versteifte sich, sodass sie mit dem Gesicht auf dem Steinboden landete und ihre Nase zerschmetterte. Dolohov drehte sie um. Er lehnte sich über sie, lächelte und spuckte ihr ins Gesicht.

"Du bist wohl doch nicht so schlau, was, du kleine Streberin?" Dolohov richtete seinen Zauberstab auf ihren Kopf. „Aber temperamentvoll. Das werde ich genießen, wenn du mir gehörst."

Er griff nach unten, packte ihre Haare und zerrte ihren erstarrten Körper den Flur hinunter.


Übersetung von Annelina97 und Goldfisch!