Kapitel 3

Bis jetzt war sie mit Professor Slughorn recht zufrieden. Alles in allem war er viel freundlicher als ihr vorheriger Professor für Zaubertränke.

Er hatte sie im Klassenzimmer willkommen geheißen. Sie und ihre Mitschüler gingen neugierig zu den vier Kesseln, die in der Mitte des Raumes brodelten. In einem kochte eindeutig Vielsafttrank. Sie schaute in einen anderen, zweifellos Veritaserum. Sie rümpfte missbilligend die Nase. Solch gefährliche Tränke in Reichweite der Schüler.

Als Slughorn Harry und Ron gebrauchte Zaubertrankbücher aushändigte, stellte sie sich auf die Zehenspitzen um den wirbelnden silbernen Trank in dem Kessel zu untersuchen, der ihr am nächsten stand.

Sie schnappte nach Luft. Amortentia.

Slughorn forderte sie auf, jeden der Tränke zu benennen. Ihre Hand schnellte jedes Mal in die Luft.

„Das ist der mächtigste Liebestrank der Welt!", antwortete Sie und hüpfte nervös auf den Zehenspitzen, als Slughorn Sie fragte.

„Ganz recht! Sie haben ihn, nehme ich an, an seinem unverwechselbaren Perlmuttglanz erkannt?"

Sie nickte. „Und an dem Dampf, der in charakteristischen Spiralen aufsteigt. Er soll für jeden von uns anders riechen, je nachdem was uns anzieht. Ich rieche frisch gemähtes Gras und neues Pergament und -"

Honig. Honig, der in eine Teetasse tropft.

Hastig schloss sie den Mund.

Es war harmlos, wirklich. Nur Honig. Ihr Blick wanderte zu dem blassen Blonden und sie fragte sich, ob er ihr Fast-Geständnis mit seinem Morgentee in Verbindung bringen würde.

Draco starrte an ihr vorbei und blickte Ron an.

Nein. Er schenkte ihr wahrscheinlich nicht die geringste Aufmerksamkeit.

Niemals auf die Art und Weise, wie sie es wollte.

Sie steckten sie ganz alleine in einen Raum. Vielleicht ist es einmal ein Konferenzraum gewesen. Groß genug um Platz für einen Tisch und zwölf Stühle zu haben war er auf jeden Fall. Jetzt war er leer. An den Wänden hingen die Schatten von einstigen Porträts, Rechtecke aus makelloser Tapete.

Sie ließen sie versteinert zurück. Mit dem Gesicht nach oben. Eigentlich war es ein Segen. Sie konnte nicht hyperventilieren, wenn Atmen alles war, wozu sie in der Lage war.

Luna war dazu in der Lage selbst zu gehen, als sie die Tür schlossen und sie hinter Yaxley her stolperte. Sie schenkte Hermine ein kleines Lächeln, als sich die Tür schloss. Hermine verbrachte die ersten zehn Minuten ihrer Isolation damit, zu versuchen, es zu entschlüsseln.

War es ein Dankeschön? Sollte es sagen, dass es in Ordnung war, dass sie nicht auf sie gehört hatte?

Hermine starrte an die Decke und wartete.

Pansy hatte recht. Eine Art von Versteigerung. Yaxley erwähnte den Preis für die Mädchen, die er getötet hatte. Dolohov hatte so getan als würde auf ihrem Arm schon bald sein Name stehen. Vermutlich nach einem Austausch von Galleonen.

Das erklärte warum Yaxley sich die Mühe gemacht hatte, Luna zu heilen. Sie waren wertvoller, wenn sie noch am Leben waren.

Sie fragte sich, wie wertvoll.

Pansy sagte, 5.000 Galleonen für Jungfrauen. Das klang nach furchtbar viel, für ein einmaliges Erlebnis.

Es dauerte eine Weile bis Hermine bemerkte, dass sie durch den Fluch mit dem Dolohov Sie getroffen hatte, immer noch blutete. Sie hatte die Ausbreitung der Schnitte mit ihrem Finite Incantatem gestoppt, aber die Haut nicht geheilt. Sie lag unbeweglich da und fühlte wie sich die Nässe langsam auf ihrem Rücken ausbreitete.

Sie versuchte, nicht um Parvati oder das Baxter-Mädchen zu trauern. Das Schicksal des Fünften Mädchens kannte sie nicht. Sie versuchte auch nicht um Harry oder McGonagall zu trauern. Noch musste nichts davon real sein. Sie musste nur die Arrestzelle des Ministeriums überleben, dann konnte sie einen Schritt nach dem anderen machen.

Sie erinnerte sich an die Pläne, die sie geschmiedet hatte als Harrys Leiche im Hof aufgetaucht war. Das Schloss verlassen, die jüngeren Schüler und alle die sich dem Kampf nicht angeschlossen hatten aufsuchen und hoffen die anderen Widerstandskämpfer zu finden. Es fühlte sich an, als wäre das alles Jahre her. Dasselbe hätte sie auch machen können, wenn sie Luna hätte sterben lassen. Wenn sie etwas Dunkles in sich gefunden hätte, das mit dem grünen Licht in Verbindung stand.

Harry hatte nicht ein einziges Mal einen Todesfluch abgefeuert. Er hatte sich immer damit begnügt, zu entwaffnen.

Harry war tot.

Der Gedanke kroch über ihre Haut wie Efeu. Harry war tot. Er hatte versagt. Welche Chance würde sie gegen Lord Voldemort haben, selbst wenn sie sich befreien könnte?

Harry hatte mit sich gehadert: Heiligtümer oder Horkruxe - was war wichtiger? Hatte er sich vielleichtfalsch entschieden?

Sie hörte Schritte, lautes Trampeln eines Mannes, der jeden wissen lassen wollte, dass er kam.

Sie stoppten vor ihrer Tür. Sie starrte auf die Kacheln an der Decke und wartete darauf, dass sich der Türknauf zu drehen anfing.

Sie zählte bis zehn und atmete langsam ein. Dann bis zwanzig.

Die Schritte bewegten sich den Flur hinunter und wurden leiser.

Sie kannte Yaxleys schnelle Schritte, wie ein Hai in einem kleinen Teich, bereit anzugreifen und auszuweichen. Dolohov stützte sein Gewicht auf seine Fersen, was ihn zu einem ungeschickten Läufer machte. Macnairs Schritte kannte sie nicht. Er ist nicht in der Mysteriumsabteilung gewesen und ihre sonstigen Zusammentreffen mit ihm sind spärlich gewesen.

Wer war noch in die Sache verwickelt? Welche anderen Namen waren mit Tinte auf die Arme dieser Mädchen gekritzelt? Wer war für diese Auktion verantwortlich?

Lucius Malfoys selbstgefälliges Grinsen blitzte in ihrem Kopf auf. Als die Greifer sie geschnappt hatten, hatte man sie zum Malfoy Anwesen gebracht. Luna war schon vorher monatelang dort festgehalten worden. War Lucius Malfoy der Verantwortliche für dieses Gefangenenprojekt?

Und was bedeutete das für Draco?

Er hatte sie in jener Nacht nicht verraten. Er hat sie erkannt, gewiss, aber er hatte sich geweigert es zuzugeben. Nicht dass Hermine sich an viel erinnerte. Sie war zu sehr mit Bellatrix' Schnitten beschäftigt gewesen.

Hatten sie Yaxleys Namen über ihre Narbe geschrieben? Sie wollte ihren Arm heben, um nachzusehen, doch dann erinnerte sich daran dass sie versteinert war.

Schritte. Und dieses Mal erkannte sie tatsächlich Dolohovs schwere, platte Füße.

Die Tür ging knirschend auf. Sie zählte ihre Herzschläge. Dolohov bewegte sich langsam im Raum umher.

Geschickt genug um aus ihrem Blickfeld zu bleiben, während er auf die andere Seite des Tisches ging, auf dem sie lag.

„Ich habe ihnen gesagt, dass du etwas Besonderes bist", murmelte er. „Ich habe von Anfang an gesagt, dass man euch getrennt halten soll." Er knurrte ein Lachen. „Jetzt hören sie auf mich."

Er stand irgendwo in der Nähe ihrer Füße. Sie bemühte sich ihn mit ihren Augen auszumachen. Sie atmete Fünf Mal schnell aus, bevor er wieder sprach.

„Wusste gar nicht, dass du so gut ohne Zauberstab zaubern kannst. Das werden wir bald beheben."

Bevor sie darüber nachdenken konnte, was er damit meinen könnte, spürte sie einen leichten Druck über ihrem rechten Knöchel. Ihr Verstand setzte aus.

Sie spürte, wie ein Finger sich an der Innennaht ihrer Jeans den Weg nach oben über ihre Wade bahnte.

Ihre Kehle zog sich zusammen und sie spürte, wie sie ertrank, erstickte.

„Du hast mich Obliviiert. Erinnerst du dich?"

Die Decke verschwamm, als er ihr Knie erreichte und dann weiter nach oben wanderte.

„Ich erinnere mich natürlich nicht." Er gluckste. „Man hat mir später erzählt, was passiert ist. Der Dunkle Lord hat mich dafür foltern lassen."

Er war an der Innenseite ihres Oberschenkels angelangt. Eingekeilt zwischen ihren beiden verschlossenen Beinen. Seine Brust und sein Gesicht kamen in ihr Sichtfeld. Er schaute auf sie herab, während er neben ihren Schultern stand.

„Ich denke darüber nach, dir diesen Gefallen zu erwidern, Schlammblut." Sein Finger legte sich auf die Oberseite ihrer Oberschenkel. „Nachdem ich dich das ersten Mal gefickt habe, werde ich dein Gedächtnis vielleicht auslöschen, sodass jedes Mal das erste Mal für dich sein wird." Seine ganze Hand

litt zwischen ihre Schenkel, umfasste sie und drückte gegen sie. „Schon warm."

„Ich nehme an, du wirst mich dafür bezahlen, Dolohov?", fragte eine andere Person. Hermine ist noch nie so erleichtert gewesen, Yaxleys Stimme zu hören.

„Ich hole mir nur einen kleinen Vorgeschmack", antwortete Dolohov.

„Da das mein Name auf ihrem Arm ist, würde ich vorschlagen, dass du sie loslässt. Ich könnte mich auch dazu entscheiden, sie gar nicht zu verkaufen."

Dolohov nahm seine Hand weg, trat zurück und murrte. Yaxley rückte in ihr Blickfeld.

„Miss Granger", zischte Yaxley. „Lydia Baxter ist tot. Parvati Patil ist tot und Gwen Mortensen ist immer noch bei den Heilern." Er stützte sich auf die Ellbogen, brachte sein Gesicht näher an ihres und nahm einen gesprächigen Ton an. „Das war ein sehr teurer Fluchtversuch, den du gerade inszeniert hast. Da ich dein derzeitiger Besitzer bin, habe ich nun das Vergnügen für deine Sünden zu bezahlen." Er nickte über seine Schulter. „Ted Nott mag mir das Honorar für das Baxter-Mädchen erlassen. Aber ich bin sicher, Macnair wird nicht so verständnisvoll sein."

„Ich finde es interessant, dass das Lovegood-Mädchen noch am Leben ist", sagte Yaxley, wobei er seine Stimme am Ende zu einer seltsamen Imitation von Lucius Malfoy veränderte. „Ich schätze, das Leben der anderen war für dich nicht so wertvoll."

Als hätte Yaxley es geplant, löste sich eine Träne aus ihrem linken Augenwinkel und glitt hinunter zu ihrem Ohr.

„Oh, weine doch nicht, Miss Granger." Er kicherte und ihre Haut erschauderte, als er mit dem Finger über ihre Wange strich um die Träne wegzuwischen. „Niemandem sonst wird durch deine Inkompetenz etwas passieren. Du musst dich nur bis zu diesem Freitagabend benehmen."

Er flüsterte Finite Incantatem. Sie sog die Luft wie ein Ertrinkender ein. Ihre Lungen drückten gegen ihre Rippen, bis sie sich anfühlten, als würden sie zerspringen. Die Muskeln in ihren Armen und Beinen zitterten vom Kampf gegen den Versteinerungs-Fluch. Ihre Lippen zitterten.

„Wie klingt das, Granger?" flüsterte Yaxley ihr ins Ohr. Sie weigerte sich, sich zu ihm umzudrehen.

Sie starrte immer noch an die Decke, als wäre sie noch versteinert. "Ich brauche eine Antwort. Oder ich muss dich bis Freitag hier lassen."

„Ja." Sie erkannte ihre eigene Stimme nicht wieder.

„Wunderbar." Yaxley richtete sich auf und richtete seinen Zauberstab auf sie. „Das ist das letzte Wort, das ich jemals von dir hören will. Silencio."

Sie war dankbar. Jetzt konnte sie schreien.

Yaxley und Dolohov begleiteten sie zu den Duschen. Sie wusste nicht, wie lange sie im Konferenzraum auf dem Tisch gelegen war. Es war niemand sonst in den Duschen als sie ankam. Die anderen Mädchen aus ihrer Gruppe waren schon weg.

Welche anderen Mädchen. Sie lachte verbittert in sich hinein. Die Hälfte von ihnen war tot.

Yaxley ging, um die Heiler vorzubereiten und als die Tür ins Schloss fiel, starrte Dolohov sie wieder an. Ließ seine Augen an ihrem Körper hinabgleiten. Er reichte ihr ein Handtuch. Sie wartete. Betete das er sich umdrehen und sie alleine lassen würde.

Er gestikulierte zu den Duschen. Geflieste Kabinen ohne Türen oder Vorhänge. Sie konnte sich nicht erinnern das die anderen Mädchen über einen Mangel an Privatsphäre während der Duschen gesprochen hatten. Nur, dass sie nur kurz Zeit hatten.

Sie schaute zu Dolohov, dann zur Tür und hob die Augenbrauen an.

„Ich kann dich nicht allein lassen, Liebes." Er zwinkerte ihr zu.

Sie schluckte. Sie schaute zur Dusche und hielt ihm das Handtuch hin. Sie würde nicht duschen. Er nahm es nicht an.

„Oh, du wirst dich waschen", sagte er. Er trat näher an sie heran und hob ihr Kinn an. „Oder ich werde es für dich tun."

Er hob eine Hand um ihr Haar oder ihre Schulter zu berühren. Sie sprang beiseite und ging zur Dusche und stellte den Wasserstrahl an.

Sie zog schnell ihre Turnschuhe aus und riss den Reißverschluss ihres Kapuzenpullis herunter. Sie zog die Jacke und den Pullover aus. Der Rasierklingen-Zauber, mit dem er sie getroffen hatte, hatte den Stoff durchtrennt und kleine Schnitte in all ihren Kleidung hinterlassen. Sie stellte sich unter den Strahl und sah zu, wie der Dampf aufstieg und sich wie Feuer wandte.

Sie öffnete den Knopf ihrer Jeans. Zog den Reißverschluss herunter, packte ihren Schlüpfer und ihre Jeans und zog sie schnell aus. Sie riss sich das Shirt über den Kopf und wusch das getrocknete Blut von ihrem Rücken. Dann öffnete sie ihren BH.

Sie trat unter das Wasser und stellte sich ihre Dusche zu Hause in Hampstead vor. Das Shampoo ihrer Mutter in der Ecke der Wanne. Das Rasiermesser ihres Vaters in der Seifenschale.

Sie warf sich ihre Haare über die Schulter und drehte sich mit dem Rücken zur Tür. Es stach, als das Wasser auf die Wunden am Rücken traf. Als sie die Augen öffnete sah sie eine kleine Flasche mit Duschgel auf einem Sims.

Ihre Mutter hat immer unter der Dusche gesungen. Und es roch nach Himbeeren.

Sie ließ das Duschgel in ihre Handflächen laufen und seifte sich ein.

Sie hatte einen Hund, als sie jünger war. Und sie hat den Hund immer in der Wanne gewaschen und eine riesige Sauerei gemacht. Der Hund war weggelaufen oder hatte sich verirrt, als sie neun war.

Kluger Hund.

„Machst du auch brav alles sauber?"

Sie war wieder in den Duschen des Ministeriums, wo Antonin Dolohov sie unter dem Wasser beobachtete. Der erste Mann, der sie nackt sah.

Sie wusste was er meinte. Wie sollte sie das... mit ihm hier. Sie verkrampfte ihren ganzen Oberkörper.

„Mach deine hübsche Fotze sauber, Granger, oder ich mache es."

Sie schloss wieder die Augen. Und griff zwischen ihre Beine, um sich schnell zu säubern.

Sie wünschte, das Wasser wäre heißer. Damit es brannte.

Sie drehte den Wasserhahn zu und trat aus der Dusche, wobei sie versuchte ihm den Rücken zuzuwenden. Sie nahm das Handtuch vom Haken und wickelte sich fest ein. Sie hörte, wie Dolohov auf sie zuging, und konzentrierte sich auf den Boden.

Etwas wurde ihr ins Gesicht geworfen. Ein Krankenhemd. Sie betrachtete es stirnrunzelnd und nahm es ihm ab.

„Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit."

Sie zog das Hemd über das Handtuch und ließ es dann auf den Boden fallen. Dolohov richtete seinen Zauberstab auf ihre Kleidung, die sich faltete und in seine Hände flog. Ihr Schlüpfer lag ganz oben. Er spielte mit ihm herum und wickelte ihn um seine Finger während er sie angrinste.

Er führte sie immer noch triefend nass den Flur hinunter. Sie dachte darüber nach ob sie wieder versuchen sollte zu fliehen. Ein zauberstabloser Stoß könnte ihn vielleicht entwaffnen.

Barfuß und nass. Stumm. In einem Krankenhauskittel durch das Ministerium rennen.

Hermine schaute zu Boden.

Er brachte sie in den Raum, an dem sie zuvor vorbeigelaufen war. Der Raum, aus dem der Heiler herausgeschaut hatte.

Ein Untersuchungstisch und zwei Heilerinnen. Er schob sie hinein. Ihr Herz schlug heftig, aber sie versuchte daran zu denken, das keine der anderen nach der medizinischen Untersuchung schlechter ausgesehen hatte als zuvor.

Eine der Frauen in Weiß drehte sich um, um sie zu begrüßen. Sie erblasste. als ihr Blick auf Hermine landete.

„Kommen Sie herein", quietschte sie.

Hermine schlurfte auf den Untersuchungstisch zu, immer noch tropfend. Die Hexe wirkte einen Trocknungszauber und Hermine nickte ihr dankend zu. Die andere Heilerin blinzelte ein paar Mal, als sie sich umdrehte und Hermine ansah. Sie war älter, hatte ergrautes Haar und eine mollige Figur. Sie widmete sich schnell wieder ihrer Arbeit.

„Die volle Analyse. Detailliert." Dolohov verschränkte die Arme und stellte sich vor die Tür.

Hermine rutschte auf den Untersuchungstisch und hielt ihren Kittel geschlossen.

„Besteht die Möglichkeit, dass Sie schwanger sind?", fragte die jüngere Hexe.

Hermine schluckte und schüttelte den Kopf: „Nein."

Die Heilerin sprach einen Diagnostikzauber. Hermine las die Ergebnisse spiegelverkehrt und fand keine frischen Schrammen oder Prellungen, innerlich und äußerlich. Aber da war etwas, das rot leuchtete, wie ein blinkendes Bremslicht. Die Heilerin runzelte die Stirn und bewegte sich auf sie zu um den Kittel am Rücken zu öffnen. Ein leises Keuchen in der Nähe von Hermines Hals. Sie hatte die Schnitte auf ihrer Haut gesehen. Einen Zauberspruch später waren sie geheilt.

Die junge Hexe hob vorsichtig ihren linken Arm an und untersuchte Bellatrix Lestranges Arbeit.

Sie blickte zu Hermine auf und stellte einen kurzen Augenkontakt her, bevor sie den Blick abwandte. Sie hielt über ein paar Narben inne, die sie sich letztes Jahr auf der Flucht zugezogen hatte.

Hermine erinnerte sich an ihre Frage von vorhin und untersuchte ihren Arm. Yaxleys Unterschrift war direkt über ihrer Schlammblutnarbe angebracht. Sie hatten dafür gesorgt, dass die Narbe noch sichtbar war.

„Wann hast du das letzte Mal etwas gegessen?"

Hermine schüttelte den Kopf.

Die Hexe blinzelte sie an. „Dein Nährstoffgehalt ist sehr niedrig. Du sollte-" Die Heilerin schaute schnell zu Dolohov und machte dann schnell den Mund zu. „Meine Empfehlung ist, dass sie mehr isst. Besonders Proteine."

Dolohov rollte mit den Augen. „Ja, das sagen Sie jedes Mal." Er trat von der Wand zurück und kam näher an den Tisch. „Und der andere Zauber?"

Die ältere Heilerin runzelte die Stirn und das Auge der jüngeren zuckte. Sie drehte sich wieder zu Hermine und sagte: „Leg dich zurück, bitte."

Hermine nahm einen tiefen, leisen Atemzug und ließ sich zurücksinken bis sie lag. Sie starrte wieder an die Decke.

Sie hob ihren Kopf und beobachtete, wie die Jüngere Heilerin einen Zauberspruch murmelte, den Hermine nicht erkannte. Ein warmes Gefühl, beginnend an ihrem Kopf und an den Zehen, dann verlief es nach unten und nach oben. Es war wie ein Scan. Die warmen Wellen trafen sich in ihrer Mitte und tief in ihrem Bauch spürte sie einen Druck.

Dann glühte ihr Bauch. Als hätte sich eine Lichtkugel durch ihrem Bauchnabel geschoben. Sie beobachtete das sie erst weiß glühte und dann blau wurde.

Hermine hörte ein Kichern aus der Ecke des Raumes und drehte sich um. Sie sah Dolohov der sie angrinste.

„Du solltest besser dafür sorgen, dass du mein Geld wert bist, Schlammblut."

Sie warf ihm einen finsteren Blick zu und drehte sich um. Sie sah wie die pummelige Heilerin die Stirn runzelte und sich dann abwandte, um etwas in eine Akte zu schreiben. Die Jüngere Heilerin kratzte sich im Gesicht um zu verbergen, wie sie sich eine Träne wegwischte.

Hermine schnürte sich die Kehle zu. Sie war sich nicht sicher was der Spruch zu sagen hatte, aber sie konnte es erraten.

5.000 extra. Hatte Pansy das nicht gesagt?

„Unterdrücker auch für Sie."

Die Lichtkugel verblasste und verschwand. Die junge Hexe seufzte.

„Hast du ein Problem damit?" Dolohov grinste sie an.

„Nein, Sir."

„Gib ihr zwei Dosen."

Die Mollige blickte über ihre Schulter zu ihm, sagte aber nichts.

„Zwei? Sir, das ist unnötig-"

„Zwei.", zischte er.

Hermine setzte sich auf und sah zu, wie die pummelige Heilerin ein Fläschchen in ein anderes goss und es bis zum Rand füllte. Sie reichte der Jüngeren den Trank. Hermine schüttelte den Kopf.

„Es ist ein vorübergehendes Unterdrückungsmittel", flüsterte das Mädchen. "Sollte nur drei Tage halten..."

„Sprich nicht mit ihr. Wenn du eine Frage oder eine Anweisung hast, sprich mit mir", sagte Dolohov düster.

Das Mädchen presste die Lippen zusammen und nickte.

Ein Unterdrückungsmittel. Eine Art Inhibitor für ihre Magie? Wann hatte man das entwickelt?

„Nimmst du es freiwillig oder muss ich dir den Kiefer aufstemmen?", fragte er sie.

Die junge Hexe drückte ihren Arm, als sie ihr den Trank reichte. Hermine schaute sie mit großen Augen an.

„Drei Tage", sagte das Mädchen.

„Was habe ich dir gerade gesagt?", knurrte Dolohov.

Hermine schaute zu Dolohov der in der einzigen Tür stand, mit gezücktem Zauberstab. Die junge Hexe biss sich auf die Lippe. Die ältere Hexe stand mit dem Rücken zu ihr.

Drei Tage. Und was dann?

Hermine schluckte den Trank. Zwei große Schlucke. Minz Geschmack.

Als das Mädchen ihr die Flasche wieder abnahm, sagte Dolohov: „Und das andere. Der Zauberspruch." Die Finger des Mädchens zitterten.

„Für sie?" Die junge Hexe schaute über die Schulter und starrte Dolohov mit großen Augen an.

Er hob eine Braue. „Sie ist ein Schlammblut, oder nicht?"

„Aber..." Das Mädchen sah sie an.

Hermine beobachtete sie, unfähig zu fragen was los war, während sie über sie sprachen.

„Gibt es ein Problem?"

„Wäre das nicht... eine große Verschwendung, Sir?"

Die ältere Hexe drehte sich nicht um, sondern schrieb weiter auf ihrem Blatt.

„Unter welchen Umständen glauben sie, dass wir sie fruchtbar bräuchten?"

Es fühlte sich an als läge ein Ziegelstein in ihrem Magen. Sie blickte auf ihre Hände hinunter. Sie sterilisierten alle Muggel-Geborenen.

„Sie soll sehr klug sein. Sehr begabt. Diese Gene würden..."

„Sie ist schmutzig. Führe den Zauber durch", sagte Dolohov mit Bestimmtheit.

Ein schweres Gewicht breitete sich in ihrem Magen. Sie wollte keine Kinder. Nicht auf diese Weise. Nicht mit einem von ihnen.

„Ich würde gerne mit Mr. Yaxley darüber sprechen. Er ist ihr Besitzer und ich glaube, er-"

„Widersetzen Sie sich einem direkten Befehl?" fuhr Dolohov fort.

Hermine schloss die Augen. Sie wollte nicht Dolohovs Kinder gebären. Sie sollte froh sein das er es genauso sah. Aber sterilisiert zu werden war so endgültig. Ihre Zukunft wäre festgelegt. Es gäbe keine Möglichkeit es wieder rückgängig zu machen.

„Ja, Sir. Das mache ich."

Sie riss die Augen auf und sah die junge Heilerin zwischen sich und Dolohov stehen. Die ältere Frau drehte sich um und presste ihre Lippen aufeinander.

Dolohov lachte und sagte dann schnell: „Crucio."

Hermine zuckte zusammen, als das Mädchen zu Boden fiel. Der Raum war zu klein für ihre Schreie.

„Ich werde es tun." Die andere Frau trat vor und zog ihren Zauberstab. Dolohov ließ von dem Mädchen ab und sie keuchte unter Hermine.

Die ältere Hexe trat über ihre Partnerin und stand mit fester Miene vor Hermine.

„Leg dich zurück."

Hermine wehrte sich nicht. Sie musste ihre Energie für Kämpfe aufsparen, die es Wert waren. Sie konnte drei Tage lang keine Zauberstablose Magie benutzen. Sie konnte niemanden körperlich besiegen. Und ohne eine dieser beiden Optionen, konnte Sie sie nicht besiegen.

Sie lehnte sich zurück und sah zu, wie die Heilerin ihren Zauberstab über Hermines Bauch bewegte, während sie ihr eine Hand auf die Taille legte um sie festzuhalten.

Hermine schluckte. Der Zauberstab fuhr über ihre linke Seite und ein Zauberspruch wurde gemurmelt.

Sie dachte an kleine Finger und Zehen. An einen Jungen mit struppigem braunen Haar auf ihrem Schoß, der ein Buch las.

Etwas zerriss in ihr. Es schnitt durch sie hindurch. Ihre Beine zuckten, ihre Kehle schmerzte, als sie vor Schmerzen aufkeuchte. Sie starrte an die Decke während die ältere Hexe sich auf ihre rechte Seite zubewegte.

Ihre Eileiter wurden durchtrennt.

Sie klopfte mit Ihrem Zauberstab auf ihre rechte Hüfte, während sie sich über sie Beugte und Dolohov damit die Sicht versperrte. Hermine glaubte eine helle Schleife zwischen ihren Locken zu erkennen.

Der Zauberstab drehte sich erneut. Eine Träne tropfte aus ihren Augenwinkeln.

Dann zwickte die Heilerin sie mit zwei Fingern ihrer Hand, die auf Hermines Bauch lag, in die Hüfte.

Sie zuckte zusammen, ihre Beine verkrampften sich. Hätte sie ihre Stimme gehabt, hätte sie geschrien. Hermine sah verwirrt zu der ältere Hexe. Wofür war das?

Die Frau zog sich zurück, strich mit ihrer Hand über Hermines Bauch und wandte sich an Dolohov.

„Es ist erledigt."

Aber es hatte keinen inneren Schnitt gegeben. Nicht auf der rechten Seite.

Dolohov grinste während die ältere Frau das junge Mädchen vom Boden aufhob. Dolohov hielt Hermine ihre saubere Kleidung hin und befahl ihr sich schnell anzuziehen. Die Heilerinnen machten sich Notizen und hielten ihre Augen gesenkt.

Hermine kümmerte sich nicht einmal um Dolohovs Augen, als sie sich wieder anzog. Sie beobachtete die Frauen.

Sie stellten sich vor einen Todesser, um Hermine eine Chance auf eine Zukunft zu geben. Die ältere Frau suchte ihrem Blick als Dolohov sie zur Tür hinauszerrte. Er flüsterte ihr etwas, darüber die Mischlings Kinder zu betrauern, die sie hätten haben können, ins Ohr.

Er brachte sie zurück in den Warteraum und Hermine zuckte nicht einmal als seine Hand über ihren Hintern fuhr. In ihrem Kopf drehte sich alles. Die einzige Waffe die sie noch hatte.

„Hermine!"

Die Tür knallte zu. Fünfzig Mädchen kamen auf die Beine. Sogar Pansy schaute neugierig hinüber.

Ginny drängte sich vor, hielt sie fest, stellte ihr Fragen, die sie nicht beantworten konnte.

„Hermine?", fragte Ginny erneut, als sie nicht antwortete.

Sie hob ihre Finger an ihre Kehle und schüttelte den Kopf. Sie beobachtete, wie sich Ginnys Augen verdunkelten. Sie sah das Cho stirnrunzelnd auf den Boden starrte. Sie sah, wie der Raum voller Mädchen erkannte, dass Hermines Stimme weggenommen worden war.

Luna trat vor. „Bist du verletzt, Hermine?"

Sie betrachtete das kleine Lächeln auf Lunas Lippen. Sie schüttelte den Kopf, nein.

Sie brauchte nicht mehr zu wissen als das.

War die Hälfte dieser Mädchen sterilisiert worden? Hatten die Heilerinnen auch andere verschont?

Und welchen Zweck hatte es, wenn sie trotzdem verkauft und vergewaltigt werden sollten? Warum sollte die ältere Heilerin fünfzig Prozent ihrer Chancen retten?

Ein Keuchen kam aus der Ecke. Mehrere von ihnen drehten sich um und sie sah ein junges Mädchen, nicht älter als vierzehn, dass zu weinen begann. Es begann zu hyperventilieren. Penelope Clearwater kam an ihre Seite und schlang ihre Arme um sie.

„Was ... was sollen wir nur tun?", weinte das Mädchen. „Sie konnte nicht - sie ist nicht rausgekommen."

Hermine atmete langsam ein und sah weg. Sie entdeckte Sally Fawcett in der Menge, während ihr stumme Tränen über das Gesicht liefen.

Pansy schloss die Augen, lehnte ihren Kopf zurück an die Wand und atmete tief ein.

Ginny wirbelte herum. „Hey. Das ist - das ist nicht das Ende. Wir haben noch Zeit."

Noch jemand begann zu schniefen. Ein Wimmern von dem jungen Mädchen in Penelopes Armen.

Hermine wurde klar, dass sie es erfahren mussten. Sie musste es ihnen sagen.

Sie sah sich nach etwas um, womit sie schreiben konnte. Nichts Scharfes zum Schnitzen. Keine Kreide.

Das Einzige, was sie hatten war Obst.

Sie ging zu dem Korb. Eine riesige Schale mit Weintrauben. Es würde etwas Zeit brauchen, aber es würde klappen.

Sie zog die Schale in die Mitte des Raumes und begann die Trauben von der Rebe zu pflücken.

Sie dachte an die Schreie der kleinen Heilerin. Die Art wie sie vor sie getreten war, bevor sie auf den Boden gefallen ist.

Hermine legte die Trauben es so gut sie konnte zu Wörtern.

Die Augen der molligen Frau - kalt und distanziert, selbst als sie ihr geholfen hatte. Ohne, dass sie sich etwas anmerken hat lassen. Ihr berechnender Blick, als sie und Dolohov den Raum verlassen hatten.

Luna stellte sich neben sie und beobachtete sie.

Sie sah wie sich weitere Füße den Trauben näherten und darauf warteten dass sie fertig wurde.

Die Weintrauben Rebe war fast kahl. Hermine dachte an Lydia Baxter, die sie noch nie zuvor getroffen hatte. Sie dachte an Parvati und wie das dunkelhaarige Mädchen ihre Notizen in Zauberei abschrieb.

Sie war mit dem Buchstabieren fertig. Eine Traube war noch übrig und sie nutzte sie als Punkt am Ende.

Als wäre es eine Tatsache.

Sie stand da, starrte nach unten und ließ zu dass fünfzig Mädchen sich um sie versammelten um zu lesen was das Goldene Mädchen zu sagen hatte.

Nicht allein.


Übersetzung von Annelina97 und Goldfisch!