Kapitel 5

Als sie an ihrem Ziel ankamen, hatte Hermine kaum zwei Sekunden Zeit, um ihre Augen an die Dunkelheit zu gewöhnen, bevor sie Sie auf einen Stuhl drängten und ihre Arme mit einem Zauber an der Stuhllehne gefesselt wurden. Da Yaxley ihr Kleid enger und kürzer gemacht hatte, hatte sie Mühe ihre Knie zusammengepresst zu halten. Der Holzstuhl drückte gegen ihren nackten Hintern.

Yaxley entfernte sich von ihr und sprach mit leiser Stimme zu den Wachen. Hermine sah sich um und sah um sich herum Stühle mit gefesselten Auktionsgütern, die das ganze Zimmer ausfüllten.

Kein Zimmer. Sie blickte hinauf zu einer hohen Decke, vielleicht drei Stockwerke hoch. Ihr wurde schwindlig. Laufstege und Seile, aber auch seltsame Dinge die an Flaschenzügen hingen. Samtvorhänge, die von oben herabfielen.

Hinter der Bühne, hatte Macnair gesagt. Sie haben dafür ein Theater gemietet.

Nein, natürlich nicht. Hermine schüttelte den Kopf. Niemand mietete etwas.

Sie schaute nach rechts und fand Ginny neben sich sitzen, wie sie auf ihre Knie starrte. Es sah so aus, als hätte Dolohov die gleiche Idee wie Yaxley gehabt und Ginnys weißes Kleid gekürzt und enger gemacht. Ginny sah mit feuchten Augen zu ihr auf und murmelte: Hi.

Sie schaute sich um. Einer der Greifer war immer noch dabei seine vielen Schützlinge zu bändigen und zum Schweigen zu bringen. Ihre Augen wanderten zur Lichtquelle. Die Bühne. Sie hatten sie dekoriert. Sie kniff die Augen etwas zusammen, um zu erkennen, was die großen Dinge waren.

Eine Bewegung auf der Bühne. Hermine starrte auf die anderen Seite der Halle. Direkt zu Ron Weasley, der sich gegen seinen Stuhl stemmte.

Sie keuchte, lautlos.

Ron schrie und sie sah wie seine Lippen ihren Namen formten.

Sie konnte noch zwanzig andere Stühle ausmachen, die genauso aufgereiht waren wie die ihren. Neville saß zusammengesunken auf einem. Sie glaubte, Oliver Wood auf einem anderen zu erkennen.

Hermine drehte sich zu Ginny um und bewegte sich um ihre Aufmerksamkeit zu erregen, aber Ginny starrte bereits über die Bühne hinweg und lächelte, die Wangen feucht von Tränen.

Das Summen, das sie mit dem Portschlüssel assoziiert hatte, wurde immer lauter und Hermine wurde klar, dass sie das Publikum hörte, dass gleich hinter dem Vorhang sein musste.

Hermine riss ihren Kopf herum und versuchte so viel wie möglich aufzunehmen. Ausgänge, Verstecke, Waffen.

Nach Yaxleys gestriger Zählung waren es etwa siebzig Gefangene. Es waren vierzehn Todesser auf dieser Seite der Bühne und die Hälfte von ihnen hatte vor zu bieten. Das konnten sie nicht von hier hinten tun.

Sieben Wachen für fünfzig Mädchen. Möglicherweise ähnliche Verhältnisse auf der anderen Seite.

Sie sah auf und entdeckte Pansy die sie direkt anstarrte, zwanzig Fuß entfernt. Ihre Augen flackerten abrupt zu einer der Wachen und dann zurück zu Hermine.

Hermine sah sich um und entdeckte einen dunkelhäutigen Kerl in seinen Zwanzigern. Er war dünn und seine dunklen Brauen ließen ihn bedrohlicher wirken, als seine Größe vermuten ließ. Als sie ihn ansah, wanderten seine Augen zu ihren Schenkeln.

Ein Schauer lief ihr über die Haut und sie beobachtete, wie er errötete und wegsah. Sie schaute zurück zu Pansy und wusste nicht, was sie wollte. Wollte sie Sie warnen?

Bevor sie darüber nachdenken konnte, stürmte ein Mann durch eine Tür herein, Macnair folgte ihm. Ludo Bagman. Seine Augen wanderten über die Stühle und blieben kurz bei den Gesichtern hängen, die er kannte. Er schaute auf seine Schuhe und hantierte mit den Papieren in seinen Händen.

„Die Todesser danken Ihnen für Ihre Dienste, Mr. Bagman", zischte Macnair und klopfte ihm auf die Schulter.

„Ja, Macnair. Ich bin... froh, Ihnen zu Diensten sein zu können." Er mischte die Papiere und Hermine erkannte sie als die Notizen, die der Gutachter gemacht hatte.

Sie wollte schreien. Er könnte das aufhalten. Er könnte es versuchen. Er war nicht wie der Rest von ihnen.

Aber Leute wie der Gutachter, Bagman, sogar die Heilerinnen und die Französinnen... sie taten ihr Bestes, entschied Hermine. Zu schwach, um zu kämpfen, aber Todessern werden wollten sie auch nicht. Wenn sie unter Vertrag genommen wurden, gehorchten sie.

Bagman blickte auf eine der Seiten hinunter und wandte sich an Macnair. „Ist das ein Fehler? Diese Zahl?"

Macnair schaute auf den Zettel und lächelte. „Kein Fehler. Potters Prinzessin. Wenn Sie das schon gut finden, werfen Sie mal einen Blick auf das Golden Mädchen."

Bagman blätterte auf die nächste Seite und Hermine sah, wie sein Gesicht blass wurde. Er schaute ihr sofort in die Augen, als ob er ihren Platz im Raum bereits kannte.

„Wir müssen uns hinsetzen, Mr. Bagman", verkündete Macnair und erregte damit die Aufmerksamkeit der anderen Todesser. Er bot ihm seine Hand an und Ludo nahm sie. „Der Palast gehört Ihnen."

Das Palasttheater in London. Ihre Eltern hatten sie vor drei Sommern hierher mitgenommen. Sie war in der vordersten Reihe des ersten Balkons gesessen, gebannt von der französischen Geschichte aus dem 19. Jahrhundert, die sie Jahre zuvor in Hugos Buch gelesen hatte. Sie hatte gekeucht als sich der Vorhang hob und hatte geschluchzt als Leben beendet wurden.

Hermine schaute wieder auf die Bühne. Sie erkannte jetzt die Kulisse. Es war acht Uhr an einem Freitagabend. Es hätte eine Vorstellung geben müssen. Sie erschauderte bei dem Gedanken, dass die Todesser innerhalb einer Woche Muggel-London infiltriert hatten.

Sie begegnete Rons Blick auf der Bühne und prägte sich seine Gesichtszüge ein, die sie gerade noch ausmachen konnte. Vielleicht war dies das letzte Mal, dass sie ihn sehen würde.

Yaxley und die anderen folgten Macnair nach draußen und setzten ihre Masken auf. Dolohov stellte sicher, dass er sie berührte, als er an ihr vorbeiging. Er fuhr mit den Fingerspitzen über ihre Schulter und über ihr Schlüsselbein nach vorne.

Als sie ihren Blick vom Boden löste und aufsah bemerkte sie, dass der Wächter mit den dunklen Augenbrauen auf ihre Brust starrte.

Diese Wachen waren keine Todesser. Sie trugen keine Roben und Masken und auf den Unterarmen, die sie sehen konnte, war kein Dunkles Mal. Angehende Todesser, vielleicht? Sie fragte sich, wie die Politik von Voldemorts innerem Kreis war, jetzt wo er den Krieg gewonnen hatte. Denjenigen, die nicht gekämpft hatten, wurde wahrscheinlich kein Status gewährt.

Sie machte im Geiste eine Liste der Todesser, von denen sie wusste dass sie noch am Leben waren. Sie hatte die meisten von ihnen in der letzten Woche gesehen.

Hermine runzelte die Stirn. Lucius Malfoy war nicht gekommen, um seine Auktionsgüter abzuholen. War es möglich, dass er keine gefangen hatte? Oder dass er nur Männer mitgenommen hatte?

Sie hatte keinen Zweifel daran, dass er heute Abend in der Menge unterwegs war. Voldemort wahrscheinlich auch.

Und Draco?

Sie sah zu Pansy, die sie immer noch anstarrte. Er war es wahrscheinlich. Er musste kommen und sie holen.

Ludo Bagman räusperte sich, schaute auf seine Uhr und ging an den Rand des Vorhangs. Er schien sich darauf zu konzentrieren, die Anwesenheit der fünfzig Mädchen zu ignorieren. Das Summen der Menge schwoll an.

Hermine drehte sich zu Ginny um, die stumm und gefesselt dasaß. Sie hatte die Knie fest zusammengepresst und die Augen auf den Boden gerichtet. Es war, als würde sie die ganze Bandbreite von Hermines Scham erleben, nur ein paar Tage später. Die Scham, die das Feuer in ihr getötet hatte.

Ludo Bagman betrat die Bühne und ein Licht traf ihn, erleuchtete sein Lächeln und seinen flotten Schritt. Das Theater brüllte und Hermine schreckte auf. Hunderte.

Ginny zuckte neben ihr zusammen.

Hermines Augen fanden mehrere Requisiten und Kostüme, die in die Ecke hinter ihnen geworfen worden waren. Eine lange blonde Perücke und ein Medaillon. Ein blaues Fabrikkleid aus der Spülküche. Sie sollten am Ende der Vorstellung eingesammelt und aufgehängt werden.

Was ist mit den Schauspielern passiert?

„Willkommen!" Ludos verstärkte Stimme schallte über die Menge. „Willkommen. Suchen Sie sich Ihre Plätze, meine Herren." Er trat an ein Podium heran. Hermine spürte, wie ihr Herz im Takt des Applauses klopfte.

Eines der Mädchen ein paar Stühle weiter begann zu hyperventilieren. Oder zumindest sah es so aus. Sie ließ den Kopf zwischen die Knie sinken, Tränen liefen ihr über die Wangen, ihr Mund stand weit offen. Einer der Wächter ging zu ihr, um nach ihr zu sehen und rissen sie hoch. Hermine bemerkte, dass alle Wächter junge, eifrige Männer waren. Ein oder zwei waren vielleicht mit ihr in Hogwarts gewesen, aber die meisten sahen aus als wären sie in den Zwanzigern.

Sie warf wieder einen Blick auf Pansy. Es war, als hätte das dunkelhaarige Mädchen nie die Augen von ihr abgewandt. Von dem Moment an, als sie sich hingesetzt hatte. Pansys Blick wanderte wieder zu dem grübelnden Wächter und zurück.

Was? Was wollte sie?

Sie kannte ihn nicht. Sie wusste nicht, wie sie damit umgehen sollte.

Ludo begann eine Art Eröffnungsrede. Sie klang einstudiert. Eine Art Propaganda über die bevorstehenden Tage.

Hermine sah den Wachmann an. Sein Blick lag wieder auf ihren Knien.

Sie hatte das Gefühl, angewidert sein zu müssen, aber Pansy wollte das sie aufmerksam war. Sie sollte etwas anderes sehen.

Zwei der jungen Wachen bewegten sich zu den Vorhängen. Sie beobachteten Ludo und hörten ihm zu.

Sie boten nicht mit.

Hermine schaute zu Pansy, ihre Gedanken kreisten.

Sie waren nicht im inneren Kreis und sie hatten nicht die Mittel, um sich tatsächlich ein Auktionsgut zu sichern.

Seine Augen ruhten wieder auf ihren Beinen.

Er war gierig.

Pansy schloss die Augen und sackte in ihrem Stuhl zusammen, wobei sie ihre Knie öffnete. Hermine wurde rot als sie sah das ihr Kleid durch die Bewegung hochgerutscht war. Pansy streckte ihre Beine aus, kreuzte sie an den Knöcheln und richtete sich auf, bis ihre Brust hervortrat und das dünne schieferfarbene Kleid sich nach unten zog.

Hermine hatte das Gefühl, verführt zu werden. Pansy senkte ihre Wimpern, sah erst zu ihr und dann zu dem Wächter.

Hermine sah auf und stellte fest, dass sich sein Schritt immer verlangsamte, wenn er an ihr vorbeikam. Seine Augen hingen jedes Mal am Saum ihres Kleides.

„Wir haben heute Abend siebenundsiebzig Lose zur Versteigerung", verkündete Ludo. Die Menge Brach in Jubel aus. Ginny stemmte sich gegen den Stuhl aber ihre Hände blieben weiterhin an ihn gefesselt. Sie fletschte die Zähne und spannte ihre Schultern an.

„Meine Herren, wir werden jedes Auktionsgut einzeln auf die Bühne bringen. Ich habe hier ihre Einstufung, wichtige Fakten und den Blutstatus. Alle Auktionsgüter werden so verkauft, wie sie sind. Die höchst Bietenden werden sich am Ende mit Walden Macnair abstimmen, um die Bezahlung zu regeln."

Hermine ließ die Worte auf sich wirken. Sie beobachtete, wie Pansys Kleid hochrutschte und ihr Blick zu einem der Wächter hinüberschweifte - ein blasser Junge, den Hermine aus Hogwarts wiedererkannte. Sein Blick war auf Pansys Schenkeln gelandet. Pansy lächelte ihn an.

Ein weiteres schwaches Glied.

Hermine holte tief Luft und sah zu ihrem Wächter auf. Er begegnete ihrem Blick. Sie beobachtete sein Gesicht, als sie sich in ihrem Stuhl krümmte und die Knie öffnete. Sie hatte sich von Pansy Parkinson beibringen lassen, wie man überlebte.

Seine Augen glitten an ihrem Körper hinunter, als ihr Kleid hochrutschte.

„Lasst uns den Abend richtig beginnen", schrie Ludo. „Mit einem Weasley."

Das Publikum kreischte, und Ginny zuckte zusammen.

„Nicht dieser Weasley!", scherzte Ludo. Die Menge lachte. „Auch nicht dieser Weasley!" Sie tuschelten.

„Fangen wir mit einem der anderen Rotschöpfe an."

Er gestikulierte zur anderen Seite der Bühne und George wurde nach vorne gezerrt, die Hände hinter dem Rücken. Er hatte ein blaues Auge und hinkte. Es schien, dass die Heiler nur für die Mädchen gerufen wurden. Oder aber der Schaden erst heute angerichtet worden war.

Ludo Bagman lachte und winkte George an seine Seite, aber Hermine konnte sehen, dass er ganz grau im Gesicht war. Er kannte die Weasley-Zwillinge. Auch wenn sie ihre Meinungsverschiedenheiten hatten, er kannte sie.

Der Wächter der Hermine liebäugelte, rückte näher an sie heran. Zu den beiden, die das erste Gebot beobachtet hatten gesellten sich zwei weitere dazu. Es waren also nur drei Wachen bei ihnen, einer war auf sie konzentriert und einer konzentrierte sich auf Pansy.

Hermine richtete sich auf, wie Pansy es getan hatte und beobachtete, wie sich seine Augen verdunkelten. Ludo las George Weasleys Akte vor.

„Zwanzig Jahre alt. Reinblütig. Also, falls jemand einen Blutsverräter zum Spielen sucht..."

Ludo gluckste und die Menge raunte.

Ihr Wächter kniete sich neben sie und tat so als würde er sich den Schuh zubinden. Sie schaute zu Pansy und sah wie ihr blassgesichtiger Wächter mit den Fingern über ihr Schlüsselbein strich, während sie sich die Lippen leckte. Er begann, ihren Schulterriemen zu lösen.

„Gute Muskulatur, wie Sie auf Ihren Pergamenten lesen können. Wenn Sie noch einen Hauselfen brauchen, könnte dies Ihr Glückstag sein."

Sie spürte Finger an ihrem Knöchel und wurde an Dolohov erinnert. Der Wächter schob seine Hand ihre Wade hinauf und drückte ihre Knie weiter auseinander. Sie biss sich auf die Lippe, wie Pansy und hörte wie Ginny neben ihr zu zappeln anfing als sie bemerkte, was mit ihr geschah.

„Das Anfangsgebot liegt bei 2000 Galleonen."

Sie beugte ihr Gesicht zu ihm hinunter und sein Blick blieb an ihren Lippen hängen, als sie ihren Kopf zurückwarf und ihre Stirn gegen seine rammte.

Er schrie auf und in ihren Kopf drehte es sich. Sie hörte ein Krachen aus Pansys Richtung und ein Splittern von rechts, wo Ginny saß.

Sie versuchte die Augen zu öffnen, aber ihr Schädel schmerzte. Ein Splittern von woanders, ein Scharren. Grunzen und Schreien.

Die abgelenkten Wachen fluchten und rannten von den Vorhängen zurück.

Sie öffnete die Augen und erkannte mehrere Körper, die sich auf dem Boden wälzten. Ginny hatte sich nach hinten geworfen und dabei ihren Stuhl zerbrochen. Die Holzstücke, an die ihre Hände gefesselt waren, hatte sie in den Fäusten und sie schlug damit gegen den dunkelhäutigen Wächter.

Hermine blinzelte langsam und schaute nach drüben, wo sie Pansy sah, wie sie ihren zersplitterten Stuhl hob und ihn ihrem Wächter mit einem stummen Schrei in den Bauch rammte. Penelope Clearwaters Stuhl war zum größten Teil noch im Ganzen. Sie schwang ihn gegen den Kopf eines rennenden Wächters und er wurde nach hinten geworfen. Sie kletterte auf ihn und schlug mit dem Holz auf ihn ein.

„Irgendeine Art von ... Aufruhr. Nichts, worüber man sich Sorgen machen müsste -"

Alle fünfzig Mädchen hatten gerade herausgefunden, wie sie von ihren Stühlen aufstehen konnten. Und es waren nur sieben Wachen da. Das Geräusch von brechendem Holz und splitternden Stuhlbeinen war überall zu hören.

„Bleiben Sie auf Ihren Plätzen, meine Herren!"

Flüche begannen zu fliegen. Hermine stand gebückt da. Die Stuhllehne war an ihren Handflächen befestigt. Sie drehte sich und warf sich auf den Boden, wobei sie spürte wie der Stuhl unter ihr brach. Ein Knacken, als ihre Schulter auskugelte und sie schrie lautlos auf. Sie setzte sich auf und suchte nach einem Ausgang, aber Blut tropfte ihr in die Augen, wo sie den Wachmann mit dem Kopf geschlagen hatte.

Schnelle Schritte donnerten über die Bühne und schon waren die Todesser da. Sie warfen betäubende Flüche um sich und traten Mädchen zur Seite, um sich einen Weg durch die Menge zu bahnen. Sie erkannte Dolohovs Stiefel.

Sie ging auf die Knie und kroch zurück, um sich an eine der Wände zu schmiegen. Dort fand sie ein paar verängstigte Mädchen, aber sie drängte sich durch sie hindurch und bewegte sich um die herumwuselnden Körper herum.

Sie hörte Macnair Befehle schreien und Yaxley, der die betäubten Körper sammelte, während er schrie, dass man Sie finden sollte.

Ein Paar Arme packten sie von hinten, schlangen sich um ihre Taille und zerrten sie zurück. Sie trat um sich und er ließ sie fallen, wobei ihr Ellbogen auf den Boden knallte. Arme schlangen sich wieder um sie und sie war sich nicht sicher, ob es dieselben waren.

Sie wurde hochgezogen und gegen die Brust eines Mannes gedrückt, dessen Arme sich um ihre Schultern und ihre Hüfte legten. Sie schrie leise auf und schlug in die Luft. Er bewegte sich mit ihr, zerrte sie weg.

Wollte er sie stehlen oder zurückbringen?

Die Luft roch nach Blut und Kiefernholz. Sie fragte sich, wo die Rebellen wohl waren.

Sie hatte eine Gehirnerschütterung, das konnte sie spüren.

Sie hörte Yaxleys Stimme ganz in der Nähe und der Mann drehte sich mit ihr um. Yaxley war durch das Blut in ihren den Augen verschwommen, aber er hielt seinen Zauberstab vor sich.

„Gute Arbeit, Malfoy."

Sie hatte gerade genug Zeit, sich zu fragen, ob es Draco oder Lucius war, bevor Yaxley sie betäubte.

Ihr Kopf dröhnte und sie keuchte lautlos vor Schmerz.

Wie ein Donner rollte er durch sie hindurch und rüttelte an ihrem Kopf. Sie schlug ihre Augen auf und fand sich hinter der Bühne des Palasttheaters wieder. Die Bühnenlichter brannten in ihren Augen.

Sie hörte den Klang eines Hammers und wusste schlagartig wieder, wo sie war.

Lautes Geschrei. Jubel und Gejohle. Hermine kniff Augen zusammen und spürte das Pochen in ihrer Stirn. Sie konzentrierte sich auf die Gestalt in Weiß, die neben Ludo Bagman auf der Bühne stand.

Rotes Haar und sommersprossige Haut. Ginny reckte ihr Kinn in die Luft und ignorierte den Spott.

Auf beiden Seiten von Hermine standen zwei Wachen, die sie hochhielten, bis sie auf eigenen Beinen stehen konnte.

Eine von ihnen hatte sie aufgeweckt. Sie drehte sich um, um nach den Mädchen zu sehen, aber alles was sie sah, waren gebrochene Stuhlbeine und getrocknetes Blut.

Und eine blonde Perücke, ein Medaillon und ein blaues Kleid.

Sich zu drehen, um sich umzusehen, zerrte an ihrer Schulter, die gerade erst wieder eingerenkt worden war. Sie entdeckte einen Backstage-Spiegel, der in der Mitte zerbrochen war und sah, dass man das Blut aus ihrem Gesicht entfernt hatte. Sie konnte nicht sagen ob die Gehirnerschütterung geheilt war. Ihr war übel und schwindelig, aber das konnte auch das Symptom einer Handvoll anderer Dinge sein.

Keiner der Wachen, die sie festhielten war der, den sie verführt hatte. Sie erinnerte sich schwach daran, wie Ginny ein Stuhlbein gegen seine Luftröhre gedrückt hatte.

Hatte Ginny...

Sie drehte sich wieder um und betrachtete das getrocknete Blut auf dem Boden. Ginny stand auf der Bühne in ihrem weißen Kleid, mit roten Spritzern. Sie drehte ihr Gesicht, das vom Scheinwerferlicht erleuchtet war, um Hermine anzusehen und getrocknetes Blut zog sich über ihr Gesicht von ihrer Schläfe herunter. Ihr Haar war wild zerzaust. Ihre Augen tot. Sie hatten sie blutig gelassen. Wie einen Gladiator. Gezwungen andere zu unterhalten.

Hatte sie den Wächter getötet?

Hermine sah, wie Ginny sich wieder der johlenden Menge zuwandte, ihr Gesicht im grellen Licht.

„Mulciber, wir alle wissen, dass du nicht so viel Gold hast!" Bagmans Stimme schnitt durch das Hämmern in ihren Ohren. Die Todesser lachten. „Hier wird nur ernsthaft geboten, meine Herren!"

Ginny wurde als erstes versteigert. Dann sie.

Sie hatte es verpasst. Sie hatte die ganze Auktion verpasst. Sie würde nicht wissen, wo alle gelandet waren. Wo Luna hingeschickt wurde. Oder Ron und Neville. Sie würde die Informationen mühsam sammeln und auf eine Rebellion hoffen müssen.

Sie wandte sich wieder der Bühne zu, als der Hammer ertönte.

„Verkauft!" Das Publikum brach in Jubel aus. „Ginevra Weasley, die Liebe des verstorbenen Harry Potter, verkauft an Aron Avery für 28.550 Galleonen!"

Ihr Magen krampfte sich zusammen und der Wächter zu ihrer Rechten zog sie wieder nach oben.

So viel Geld. Eine wahnsinnige Summe. Sie fragte sich, ob sie wirklich Ihren geschätzten Preis erzielen würde - 33.000 Galleonen.

Der Lärm der Menge machte sie kurzzeitig taub und sie merkte das ihre Gehirnerschütterung noch nicht verheilt war. Mit wirbelndem Kopf beobachtete sie, wie mehrere Wachen auf die Bühne marschierten - keine von ihnen war ihr Wächter - und Ginnys Handgelenke fesselten. Ginny hielt den Kopf hoch erhoben und die Augen auf den Balkon gerichtet, als Macnair und Avery nach vorne kamen.

Averys dünne Lippen grinsten selbstgefällig in die Menge. Macnair zog eine Schriftrolle aus seinen Roben und der Jubel wurde lauter, als Avery die angebotene Feder nahm.

Ginny zuckte zusammen, als Avery auf der Schriftrolle unterschrieb. Das Brandzeichen auf ihren Unterarmen änderte sich, um den neuen Besitzer widerzuspiegeln.

Avery wandte sich der Menge zu und grinste breit mit schiefen Zähnen. Er gab Ginny einen Klaps auf den Hintern und Hermine sah, wie sie die Zähne zusammenbiss.

Ihr Kopf pochte, als Macnair Avery zurück von der Bühne eskortierte damit er seine Schulden begleichen konnte. Als die Wachen Ginny umdrehten und sie von der Bühne zwangen, fragte sich Hermine ob sie etwas übersehen hatte. Ob es etwas gab, das sie hätte anders machen können.

Vielleicht hätten sie nicht weggehen sollen und im Hof kämpfen sollen, als Hagrid mit Harrys Leiche aufgetaucht war. Sie hätten Voldemort keine Audienz gewähren sollen. Sie hätten nicht ihr ganzes Vertrauen in Harry setzen sollen.

Sie hätte Narcissa Malfoy nicht durch das Schloss folgen sollen. Sie hätte bleiben und sich von McGonagall beraten lassen sollen. Vielleicht hätten sie dann wieder angreifen können.

Sie eskortierten Ginny zu ihr und als sie ihre Unterlippe unter dem getrockneten Blut zittern sah, beschloss Hermine, dass ihr einziger Fehler gewesen war, Dolohov nicht in den Korridoren des Ministeriums getötet zu haben.

Sie hätte Dolohov und Yaxley töten und dann alle die noch am Leben waren mitnehmen und fliehen sollen. Sie hätte Luna sterben lassen sollen. Es wäre wahrscheinlich das Beste gewesen.

Sie sah ein letztes Mal in Ginnys Gesicht und beobachtete, wie sich ihre Lippen zu einem Satz formten. Ich werde dich finden.

Hermine flüsterte zurück: Nicht allein.

Ginny verschwand durch die Tür hinter der Bühne.

„Und jetzt ... unser großes Finale."

Es hörte sich an, als würde Ludo Bagman ankündigen, dass der Sucher das Stadion betritt. Vielleicht hatte er das gesagt? Es könnte so sein, wenn sie einfach ihre Augen schloss. Das Theater grölte.

Sie schluckte und versuchte, sich zu konzentrieren. Sie musste präsent sein. Vielleicht würde sie, wenn dieser Tag vorbei war mit ihrer Gehirnerschütterung einschlafen und nie mehr aufwachen.

Sie schoben sie nach vorne und begleiteten sie auf die Bühne. Bagman brüllte etwas über die Menge hinweg, aber sie blinzelte nur gegen die Lichter an. Jemand bediente den Theaterscheinwerfer und Hermine musste bei diesem Gedanken fast lachen.

Sie sah auf ihre Füße hinunter, als man sie auf ein rotes „X" neben Bagman stellte. Ihr goldenes Kleid schimmerte.

Sie sah auf und erinnerte sich an Ginnys hochgerecktes Kinn. Das Theater war voll. Balkon um Balkon. Es müssen über tausend Leute gewesen sein und Hermine verzweifelte bei dem Gedanken, dass Voldemort bereits so viele Anhänger hatte. Wie viele dieser Leute hatten auf der Lauer gelegen und auf das Ende des Krieges gewartet? Und jetzt waren sie hier.

Der Lärm dauerte eine Ewigkeit an. Ihr Blick landete auf den maskierten Todessern auf dem Parkett, die den Großteil der vorderen Reihen ausfüllten. Einige von ihnen waren auf den Beinen, schrien, spotteten und schlugen ihre Fäuste in die Luft. Einige von ihnen saßen da, flüsterten miteinander und zeigten auf die Bühne.

Sie scannte die Menge, suchte nach Bellatrix, nach Greyback, nach dem Dunklen Lord selbst. Sie erkannte Yaxley in der ersten Reihe, Dolohov an seiner Seite. Mulciber und Nott Senior. Sie konnte nirgends die blonden Haare von Lucius Malfoy oder die Rabenschwarzen Locken von Bellatrix entdecken.

„Alles klar! Alles klar!" Bagman lachte und klang wieder wie sein altes Ich. „Ich weiß, wir sind aufgeregt. Einige von uns haben besondere Spielzeuge, mit denen wir nach Hause gehen möchten..."

Hermine ließ ihren Blick zu Ludo gleiten, als die Männer lachten. Er hatte sich von all dem verführen lassen. Anstecken lassen. Er begegnete ihrem Blick und sah schnell weg.

„Unser letztes Auktionsgut des Abends", verkündete er theatralisch. Er las ihre Beurteilungsnotizen vor. „Hermine Granger." Ein Zischen. „Schlammblut". Buhrufe. „'Goldenes Mädchen'." Gejohle. „Freund von Harry Potter, Gryffindor, und Feind des Dunklen Lords."

Sie waren wieder auf den Beinen und schrien. Sie hörte die Worte Schlammblut und Schlampe und Tötet die Schlampe.

Hängt sie auf!

Das hat sie verdient, die dreckige...

Zeigt uns ihre Möse!

Habt ein bisschen Spaß mit ihr!

Statuiert ein Exempel an ihr.

Beug dich vor, Süße! Lass dich mal anschauen!

Schlammblut-Hure. Ich würde sie gerne einreiten.

Sie ließ es über sich ergehen.

Nur ein maskierter Todesser saß die ganze Zeit über vollkommen still da. Vier Reihen weiter hinten, im linken Gang.

„Gentlemen, Gentlemen", säuselte Bagman. Er hob die Hände, um zur Ruhe aufzurufen. „Ich habe noch nicht mit dem Bieten begonnen."

Gelächter. Gebrüll vom obersten Balkon. Hermine sah auf und entdeckte Schatten im obersten Rang die sich von ihren Stühlen erhoben und aufgeregt umherstreiften. Die Werwölfe waren eingeladen. Abseits und nicht gleichgestellt.

„Wollt ihr nicht mehr über Miss Grangers medizinische Untersuchung wissen?", fragte Bagman. Und das Theater explodierte wieder.

Sie konnte sie hören. Sie sprachen über ihre Jungfräulichkeit. Stellten Hypothesen auf, ob sie Ihren Mund schon mal benutzt hatte.

Die Lichter brannten heiß auf ihrer Haut.

Sie konzentrierte sich auf den einsamen Todesser, der noch immer nicht mitmachte. Vielleicht hatte er sein Auktionsgut bereits und genoss jetzt einfach einen Abend im Theater.

Ludo las ihre Maße vor. Sie kicherten als er andeutete, dass sie gut in der Küche zurechtkommen würde und johlten als er erwähnte, dass ihre Muskulatur im Garten nützlich sein würde. Sie lachten bei dem Gedanken, dass sie ihre Herrenhäuser abstauben würde.

Ludo tänzelte um die Wahrheit herum, neckte sie, bis er schließlich sagte:

„Und meine Herren..." Seine Stimme sank tief. „Falls Sie neugierig geworden sind... Es wird einen Aufschlag von 5.000 für sie hier geben."

Es donnert Applaus und das Geschrei wurde laut. Der einsame Todesser tat nichts weiter, als sein Bein zu kreuzen.

„Also, meine Herren... wir beginnen mit einem Anfangsgebot von 15.000 Galleonen."

Fünfzig Zauberstäbe schossen in die Luft und orangefarbene Funken lenkten Ludos Aufmerksamkeit auf sich.

Sie schluckte und schaute nach unten und sah dass Dolohov seine Hand hob.

Zauberstäbe wurden nur auf dem Parket gehoben, stellte sie fest. Vielleicht waren die Tickets für die Balkone nur an Zuschauer verkauft worden.

„Dann wollen wir dich mal ein bisschen ausnehmen, was?", witzelte Ludo. „16.000."

Nur etwa fünf Stäbe fielen.

„16.500. Ich erhöhe auf 16.500, mein Herr", begann Ludo.

Sie sah zu, wie die Zauberstabhände langsam sanken. Dolohov und Mulciber blieben und lachten über ihr kleines Spiel gegeneinander.

Ihre Knie zitterten und sie fragte sich, ob sie so bald wieder Essen sehen würde. Vielleicht nie wieder.

„18.000 Galleonen. Höre ich richtig? Ja Sir, 18.000. Wie wär's mit 18.500?" Er zeigte auf Dolohov. „18.500 für Dolohov. Sind noch andere dabei? 19.000?"

Sie ließ ihre Augen glasig werden und beobachtete den unbeweglichen Todesser. Er saß still da, den Zauberstab im Schoß, den Kopf in die Hand gestützt. Er sah jung aus. Dünne Schultern. Groß.

„19.500? Ja, 19.500 für Mulciber. Haben wir...?"

„25.000." Eine angespannte Stimme. Hermine erstarrte, als jede Person in den ersten drei Reihen sich umdrehten, um den einsamen, maskierten Todesser anzusehen. Er hatte seinen Zauberstab erhoben, orangefarbene Funken. Hatte sie seine Stimme heraufbeschworen, indem sie ihn angestarrt hatte?

Geflüster und Geseufze. Sie wusste, dass Ginny gerade für etwas mehr als das verkauft wurde.

„Äh, ja. 25.000 für ..."

„26.000", knurrte Dolohov und warf dem jüngeren Mann einen bösen Blick zu.

„26.500", kam es aus der vierten Reihe.

„27.000."

„27.500."

„28.000!", schrie Dolohov, verärgert über den Jungen in der vierten Reihe.

Der Junge, der „28.500." sagte, als ob Geld für ihn keine Rolle spielen würde. Der Junge, von dem sie wusste, das seine Augen hinter der Maske kalt waren. Dessen lange Finger seinen funkelnden Zauberstab umherrollen. Hermine bemerkte, dass es wieder der Weißdorn Zauberstab war. Sie fragte sich, ob er ihn sich von Harry nach seinem Tod zurückgestohlen hatte.

Dolohov zögerte und sah zu Ludo auf. „29.000."

„29.500."

Ein Gedanke kam ihr in den Sinn und sie realisierte sie, dass es eine Auktion gab und sie in wenigen Minuten jemandem gehören würde.

Und Draco Malfoy bot gerade mit.

Das Theater vibrierte. Der Großteil der Menge hatte herausgefunden, dass der Malfoy-Junge gegen Antonin Dolohov bot.

„30.000", sagte Dolohov entschlossen, so als hätte er ein Kartenspiel beendet.

„30.500", knurrte Draco.

Eine laute Welle von Geflüster rollte heran. Hermine schaute auf ihre Füße hinunter und sah Blutflecken auf ihren Mary Janes, die sie vergessen hatte zu säubern.

Ginny wurde blutig und rebellisch gelassen, Hermine geputzt und gestriegelt. Wie die beste Stute.

„Höre ich 31.000?", fragte Ludo und meldete sich wieder zu Wort.

Dolohovs Zauberstab schoss in die Luft. Dracos folgte. Dolohov war so arrogant gewesen, so fest im Glauben, dass er sie sich leisten konnte. Aber er hatte nicht das Gold, um das zu untermauern. Warum also war er...

Ihr lief ein Schauer über den Rücken.

Ginny. Ginnys 28.000 Galleonen gehörten jetzt Dolohov.

Und die von Luna. Und die der anderen Mädchen die er gefangen hatte.

Angenommen er hat vier Jungfrauen gehabt, dann hatte er jetzt eine Menge Geld zum Wetten.

Yaxley und Dolohov sind für die Auktionsgüter zuständig gewesen. Sind ihre Hauptwachen gewesen. Warum hatten sie sie, hinter der Bühne, in den Händen von Notgeilen Jungs gelassen, die noch nicht einmal das Dunkle Mal hatten?

„32.000", brüllte einer von ihnen, aber Hermine konzentrierte sich auf ihren pochenden Kopf. Ihre Schulter schmerzte.

Wollten sie einen Aufstand? Sieben Wächter gegen fünfzig Mädchen? Es schien auf jeden Fall etwas eigenartig zu sein.

Ein Heulen auf dem Balkon.

„33.000", sagte Draco fest.

Lust und Blutrausch. Das erhöhte wahrscheinlich ihre Wetteinsätze.

„33.500", zischte Dolohov.

„34.000." Dracos träge und vertraute Stimme lullte sie ein.

Was wollte er von ihr? Rache? Status?

„34.500".

Sie starrte auf Dracos Maske, bohrte ihren Blick in seinen und flehte ihn an, zu gewinnen.

„35.000", sagte er und schlug wieder seine Beine übereinander.

„Wird es dir zu viel, mein Junge?" Dolohov stand auf, stellte sich in die vierte Reihe und nahm seine Maske ab. „Zögerst du?"

„Zu viel für mich?" Draco lachte. „Ich bin überrascht, dass du so weit zählen kannst."

Dolohov wandte sich wieder der Bühne zu. „45.000 Galleonen."

Hermine schluckte, als sie das Zischen hörte. Sie schaute zu Draco, der still und schweigen da saß.

„Wie viel von deinem Erbe hat dir Daddy zum Spielen gegeben, Junge?" Dolohov grinste ihn an.

Ludo räusperte sich und sagte: „Ich höre 45.000. Höre ich 46.000?"

Dracos Zauberstab hob sich. Orangefarbene Funken.

„Ich kann die ganze Nacht durchhalten, Malfoy", sagte Dolohov und streckte seine Arme weit aus. „Ich habe schon eine ganze Weile darauf gespart und ich habe gerade 52.000 Galleonen durch die Verkäufe meiner Auktionsgüter heute Abend gemacht."

„53.000", spuckte Draco aus.

Dolohov lachte und drehte sich wieder zu Ludo um. „55.000."

„60.000." Dracos Stimme überschlug sich.

„61.000" Dolohov grinste. Gelbe, schiefe Zähne leuchteten ihr entgegen.

Sie war sich nicht sicher, ob es die Gehirnerschütterung, das Bühnenlicht oder die auf sie zukommende Zukunft war, aber sie spürte wie ihre Lunge nach Luft bettelte.

Sie hatte gewusst, dass das passieren würde. Dass sie mit Dolohov gehen würde. Sie hatte sich mental seit einer Woche darauf vorbereitet. Trotzdem war ihre Hoffnung nicht erloschen.

Sie hatte einen Funken der Hoffnung gespürt, als Draco Malfoy anfing zu bieten. Sie wusste nicht, ob sie mit ihm wirklich besser dran wäre. Aber jetzt, wo er zögerte, bevor er „62.000" rief, wünschte sie sich er hätte nie angefangen zu bieten. Jetzt würde sie sich immer fragen wieso.

„65.000", sagte Dolohov und kicherte.

Ludo wurde weiß, während er neben ihr wartete. „Ich höre 65.000", sagte er schließlich. Die Menge begann sich zu drehen und mit Geflüster zu summen. „Höre ich 66.000?"

Sie wagte es nicht, zu ihm aufzusehen. Konnte den Gedanken nicht ertragen, dass wenn sie hinschaute sie vielleicht Unentschlossenheit sehen würde, in der Art wie er seine Schultern hielt. Vielleicht könnte sie seine Gedanken an seiner Haltung erkennen. Wie in Arithmetik wenn er die Schultern zurückrollte und seine Haltung änderte, bevor er sich wieder in ein Problem stürzte.

„65.000 zum Ersten."

Oder wie er in Zaubertränke an die Tafel starrte, den Kopf zur Seite neigte und plötzlich nach seiner Schreibfeder griff, um seine Gedanken schnell auf das Pergament zu schreiben, so als ob sie verschwinden würden, wenn er nicht schnell genug wäre.

„65.000 zum Zweiten."

Oder im sechsten Jahr, als er abwesend und mürrisch gewesen war, als er angestrengt nach einer Lösung gesucht hatte und seine Augen distanziert, kalt und grau gewesen waren. Leblos. Seine Körperhaltung gekrümmt und klein.

Ein Hammer knallte.

Die Welt brach zusammen und ein gewaltiges Tosen ergoss sich wie Lava über ihre Ohren.

Ihre Augen waren auf das „X" unter ihren Füßen gerichtet, als Dolohov auf die Bühne lief und Macnair in der Mitte traf. Die Schriftrolle. Ein Brennen auf ihrem linken Arm. Dann eine Faust in ihrem Haaren, die ihren Kopf zurückzog. Dolohov grinste auf sie herab. Er leckte ihr übers Gesicht und die Schatten auf den Balkonen tobten.

Sie wehrte sich gegen ihn. Und die Menge liebte es.

Er lachte und packte ihren Kopf, um sie auf den Boden zu drücken. Als sie auf den Knien zu ihm aufblickte, winkte Dolohov dem Publikum zu. Sonnte sich in seinem Sieg und schnallte seinen Gürtel auf.

Sie kroch zurück, schüttelte den Kopf und spürte den Schmerz in ihrem verletzten Gehirn.

Yaxley saß grinsend in der ersten Reihe und schrie: „Nicht bevor ich mein Geld habe!"

Sie konnte keine Geräusche mehr wahrnehmen. Es war zu viel für ihren Ohren.

Als Macnair sie hochriss und zu den Wachen hinter der Bühne stieß, warf sie einen letzten Blick auf die Menge. Der Platz in der vierte Reihe war leer.


Übersetzung von Annelina97 und Goldfisch!