Kapitel 7

Hermine wachte langsam auf. Ihr Körper versuchte ihren Geist für ein paar Minuten zurück in den Schlaf zu ziehen. Sie konnte sich nicht erinnern, wann sie das letzte Mal in einem richtigen Bett geschlafen hatte. Die Feldbetten im Zelt waren nicht so bequem wie dieses hier und Harry hat so laut geschnarcht, dass sie Angst gehabt hatte er würde die Schutzzauber durchbrechen.

Sie schlug ihre Augen auf und starrte auf eine ihr unbekannte Wand, in einem unbekannten Bett.

Sie hatte sich in der Nacht nicht bewegt und lag immer noch auf der Seite, mit Blick auf die leere Flasche. Sie richtete sich auf und schaute sich im Zimmer um. Sie war allein. Tageslicht strömte durch die großen Fenster und die cremefarbenen Vorhänge herein.

Sie schlüpfte aus dem Bett und spähte in die Ecken um sicherzugehen, dass sich niemand versteckte. Sie huschte ins Bad, benutzte die Toilette und spritzte sich Wasser ins Gesicht. Die große Krallenfußwanne in der Mitte des Marmorfußbodens lud sie dazu ein, in das Badewasser zu steigen und ihre Gedanken abzuschalten.

Sie schüttelte den Kopf, blinzelte die Eleganz der Suite weg und konzentrierte sich erneut. Waffen. Ausgänge.

In den Schubladen der Kommode befanden sich flauschige Handtücher und Haarkuren. Sie fand einen Kamm mit einem scharfen Ende zum stylen und steckte ihn ein.

Als sie das Bad verließ, war immer noch niemand in ihrem Zimmer. Sie schaute auf die Uhr im Bücheregal. Fast 7 Uhr morgens.

Der Kleiderschrank rief verlockend nach ihr, als sie sich an Narcissas Gesichtsausdruck beim Öffnen des Schrankes erinnerte. Eine Art missbilligende Zustimmung. Hermine zog die Türen auf und fand Kleiderbügel über Kleiderbügel - ein Erweiterungszauber, der den Schrank verbreiterte und vertiefte. Auf der linken Seite lag ein zweiter Schlafanzug ähnlich dem den sie anhatte, nur aus Flanell. Ein paar lange Nachthemden, gefolgt von kürzeren. Keine zu auffälligen. Dann Roben über Roben über Roben in verschiedenen Farben, Längen und Stoffen. Und zum Schluss, Pullover und andere inoffizielle Kleidung. Sie zog die Schubladen am unteren Ende des Kleiderschranks auf und fand Jeans.

Hermine runzelte die Stirn. Was für Gäste hatten die Malfoys normalerweise in diesem Zimmer? Sicherlich niemanden der eine Jeans brauchte. Sie öffnete die oberste Schublade auf der rechten Seite. Baumwollschlüpfer in blassen Farbtönen. Ein paar BHs in denselben Farben. Ein paar Sport-BHs.

Wer auch immer es war der sich normalerweise hier aufhielt, war auf alles vorbereitet. Die unterste Schublade enthielt Schuhe für jedes Wetter, Turnschuhe und Stiefel.

Sie ließ ihre Finger über den Stoff der Roben gleiten, während sie die Schubladen schloss und zuckte zusammen, als ihr ein Gedanke in den Sinn kam.

War dies das Zimmer von Pansy?

Hermine warf einen Blick auf das Bett mit seinen Creme- und Goldtönen. Dann schaute sie zum Bücherregal mit seinen Muggel Büchern. Sie nahm die Stoffe vor sich in Augenschein und katalogisierte die Schlüpfer.

Nichts von alledem schrie nach Pansy Parkinson. Pansy trug roten Lippenstift am Frühstückstisch und musste ihn den ganzen Tag über nicht nachschminken. Pansy würde sich nie in blassen Farben blicken lassen, und gleiches galt für ihre Schlüpfer. Außerdem hatte Pansy im dritten Jahr einmal Daphne Greengrass gefragt, ob Muggel lesen könnten. Hermine wusste, dass sie nicht gescherzt hatte. Nein, das war nicht Pansys Raum.

Sie schloss die Schubladen und prägte sich ein wie die Gürtel lagen. Sie ging zu den Fenstern, schob den weichen Stoff beiseite und spähte hinaus auf das Gelände. Wie sie es vermutet hatte, funkelte der Teich aus dieser Perspektive. Um den Pavillon sammelte sich der Morgennebel wie Blasen in einem Glas und gleich hinter den Toren, die das Herrenhaus umgaben, konnte sie die Sonne auf den Boden scheinen sehen. Nur zu ihrer Linken befand sich ein Balkon, der an ihr Wohnzimmer angeschlossen war.

Hermine blinzelte. Dort musste eine Tür sein. Wie tief ging es dort hinunter? Wie lang wären die Vorhänge und Decken?

Die Türklinke klapperte und Hermine wirbelte herum, als Lucius Malfoy ihre Suite betrat und seine Augen auf ihr am Fenster landeten. Sie umklammerte die Vorhänge in ihren Fingern, eine Hand glitt langsam zu dem Kamm in ihrer Tasche.

Lucius' Augen wurden abrupt von ihr abgelenkt, als er sich im Raum umsah. Sein Blick landete auf den Bücherregalen und der Sitzecke. Er hielt auf dem Bett inne, dessen Laken vom Schlaf unordentlich waren. Seine grauen Augen wanderten wieder zu ihr.

Seine Lippen verzogen sich zu einer Art Grinsen. „Willkommen auf dem Malfoy Anwesen, Miss Granger."

Sie spürte, wie ihr Herz wild gegen die hauchdünnen Vorhänge schlug, ihre Finger verkrampften sich. Er stand zwischen ihr und der Tür. Wenn es einen Weg auf diesen Balkon gab, wie schnell konnte sie hinaussprinten und sich über die Kante stürzen. Waren Gras oder Steine darunter?

Er legte den Kopf schief, musterte sie und wartete auf eine Antwort, die nicht kam. Seine Augen huschten über ihren Satin-Pyjama und das zerknitterte Bettzeug.

„Wie ich sehe, haben Sie es sich schon gemütlich gemacht."

Er ging durch das Zimmer, schlenderte zwischen den Ohrensesseln hindurch, begutachtete die Teppiche und ging zu den Vorhängen.

Wo Narcissa vorsichtig und warmherzig war, war Lucius entschlossen und kalt, unergründlich. Er schaute in den Schlafraum, ließ seine Augen über die Bettvorhänge gleiten und landete auf dem Kleiderschrank, der noch offen stand. Er zog die Türen weit auf und genau wie seine Frau, machte sich ein eigenartiger Ausdruck auf seinen Lippen breit. Sie hatte noch nie jemanden die Stirn runzeln sehen während er lächelte.

„Alles in der richtigen Größe, nehme ich an", murmelte er.

Hermine vermutete das Lucius Malfoy nicht die Art von Mann war, der Dinge aus Versehen laut vor sich hinmurmelte.

Er schloss den Kleiderschrank mit einem Klicken. Dann drehte er sich zu ihr um und stellte sich zwischen sie und das Bett. Die Zähne des Kammes klapperten zwischen ihren Fingerspitzen.

„Fünfundsechzigtausend Galleonen", sagte er und betonte die Zahl wie eine Frage. Doch Hermine wusste dass es keine war. „Meine Güte, Miss Granger. Was für ein stattlicher Preis für Sie."

Er wollte, dass sie mit ihm interagierte. Sie schluckte ihren Schrecken hinunter und beschloss, sein Spiel mitzuspielen. „Waren Sie gestern Abend anwesend, Mr. Malfoy?"

Er atmete tief durch die Nase ein, die Andeutung eines Grinsens auf den Lippen. „Ich habe kein Interesse an Sklavenhandel. Ich habe genug Hauselfen." Er verschränkte die Hände hinter dem Rücken und blickte aus dem Fenster, auf die Aussicht, die sie gerade noch genossen hatte.

Sie erinnerte sich an starke Arme, die sie um die Taille fassten und hochhoben um sie irgendwohin zu bringen. Wenn Lucius nicht da gewesen war, musste es Draco gewesen sein. Wo hätte er sie hingebracht?

Und warum hatte er sie überhaupt gewollt? Und wie hatte er sie bekommen?

Sie betrachtete den Teppich während sie nachdachte. Dann hob sie den Blick und sah zu Lucius Malfoy der immer noch vor ihr stand und sie beobachtete. Seine Augen wanderten über ihren Körper und sie fröstelte, froh das goldene Kleid los zu sein und einen einfachen Pyjama anzuhaben.

„Wie gefällt Ihnen ihre Unterbringung, Miss Granger?" Seine Augen durchbohrten sie, seine Worte gruben sich in ihre Haut.

Sie fragte sich ob er wollte, dass sie sich daneben benahm. Ob er wollte das sie ihn anspuckte und ihm sagte, sie würde eine Zelle vorziehen. Dass sie sich wie eine Schlammblut-Bestie benahm. Sie sah in seine grauen Augen, dieselben grauen Augen, die sie seit sieben Jahren verhöhnten.

Sie mochte unter dem Schutz von Narcissa Malfoy stehen, aber sie befand sich unter dem Dach von Lucius Malfoy.

„Es ist reizend, Mr. Malfoy", antwortete sie eisig. „Danke, dass ich zu Besuch kommen durfte." Sie hob eine Augenbraue an.

Er erwiderte den Ausdruck mit einem langsamen Kräuseln seiner Lippen. „Jederzeit, Miss Granger. Das Wetter ist herrlich im Herbst", sagte er, lockend, neckisch. Nach einer Pause verhärteten sich seine Gesichtszüge. „Ich hoffe dass Sie dann noch hier sind."

Ein Schauer lief ihr über den Rücken, aber sie achtete darauf nicht zu blinzeln. Sie brannte darauf, ihm Fragen zu stellen Warum bin ich hier? Warum hat Dolohov mich aufgegeben? Was wird von mir erwartet? Aber sie wusste, dass sie keine Antworten bekommen würde. Nur weitere Spielchen.

Er trat auf sie zu, jetzt nur noch einige Schritte entfernt und streckte seine Hand aus. „Dürfte ich das was auch immer Sie in Ihrer Tasche haben bekommen?"

Sie schluckte und er sah es. Er lächelte.

Sie zog den Kamm heraus und legte ihn in seine wartende Hand. Er grinste und brach das scharfe Ende ab. Er reichte ihr das ungefährliche Stück zurück, schaute auf ihr Haar und sagte: „Das werden sie brauchen."

Sie blickte ihn finster an. Er sah seinem Sohn so ähnlich. Und diese Leichtigkeit mit der ihm die Beleidigungen über die Lippen kamen. Ihre Finger verkrampften sich um den Kamm und die Zähne schnitten in ihre Handfläche.

„Mein Sohn hat einen hohen Preis bezahlt, um Sie zu bekommen, Miss Granger." Seine Augen wanderten an ihrem Kinn hinab und an ihrem Hals hinunter. Sie zitterte. „Versuchen Sie ihre... Dankbarkeit zu zeigen." Er flüsterte das Wort in die Luft wie einen Kuss auf ihre Haut. Dann grinste er sie an und schritt zur Tür.

Ihre Augen brannten sich in seinen Rücken und sie dachte an Parvati und das Baxter-Mädchen. Penelope Clearwater die sich in einer Ecke zusammen rollte und sich weigerte zu essen. Den Schnitt in ihrem Unterleib. Der letzte Blick auf Ginny als man sie weggeschleppt hatte.

Sie konnte die Worte nicht aufhalten. Wie Galle die hochkriecht. „Meine Dankbarkeit?"

Er hielt mit einer Hand an der Tür inne. „Natürlich, Miss Granger." Eine hochgezogene Braue. „Sie wurden gerettet."

Er ging hinaus und schloss die Tür hinter sich.

Sich auf Narcissa Malfoys vermeintlichen Schutz zu verlassen, würde sie nicht weiterbringen. Es nicht Schutz, den sie bauchte – es war ein Weg hinaus.

Nachdem sie sicher war, dass Lucius nicht zurückkehren würde, zog sie Hogwarts, Eine Geschichte aus dem Regal. Setzte sich auf den Stuhl gegenüber der Tür, las abwesend und behielt den Eingang im Auge.

Pünktlich um 8 Uhr klopfte es an der Tür. Bevor Hermine ihre angespannten Schultern lockern konnte oder darüber nachdenken konnte, welche Schrecken sie erwarten würden, sagte eine hohe Stimme: „Remmy ist fürs Frühstück hier!"

Hermine blinzelte. Sie stand auf und legte das Buch behutsam auf den Stuhl. „Herein" Es klang mehr nach einer Frage als ihr lieb war.

Die Tür öffnete sich und eine ältere weibliche Elfe wankte herein, ein Tablett hinter sich herschwebend. Die Elfe - Remmy - runzelte die Stirn. „Die Herrin sagt, Remmy muss anklopfen."

Hermine starrte sie an und fragte sich was sie antworten sollte. Remmy runzelte die Stirn und schickte das Tablett auf den Beistelltisch neben ihrem Ohrensessel. Sie drehte sich um und wankte zur Tür hinaus. Bevor sie sie schließen konnte, sagte Hermine: „Danke, Remmy."

Remmy drehte sich um, kniff die Augen zusammen und nickte, bevor sie die Tür hinter sich schloss.

Bohnen und Toast. Eier, Saft, Speck, gegrillte Tomaten. Gebäck und Törtchen. Und ein Teeservice.

Hermines Magen verdrehte sich und knurrte. Sie hatte seit gestern nichts mehr gegessen - ein Apfelschnitz, den Luna ihr am Morgen gereicht hatte war alles. Narcissa hatte gestern Abend behauptet sie würde sie nicht vergiften, aber Hermine kannte mindestens sieben Tränke, die in das Gebäck eingebacken oder in den Tee gerührt werden konnten. Sie könnten ihre Wahrnehmungen verändern, ihren Geist oder ihre Muskeln entspannen oder leere Stellen in ihren Erinnerungen hinterlassen. Alle wären geschmacks- und geruchsneutral.

Um sich vor dem köstlichen Duft des Essens zu verstecken, ging sie ins Badezimmer und starrte auf die Wanne. Es gab mehrere magische Wasserhähne für Schaum und Düfte. Die Wanne war tief und breit und viel luxuriöser als alles was Hermine im letzten Jahr gesehen hatte. Ihr letztes anständiges Bad war im letzten Sommer gewesen, vor Bills und Fleurs Hochzeit.

Doch sie dachte an die Art, wie Lucius Malfoy in die Suite gestürmt war, als würde ihre Privatsphäre ihm nichts bedeuten.

Schnell wandte sie sich der großen Dusche zu, drapierte ein Handtuch über den Rand und zog sich aus. Das Wasser hatte die perfekte Temperatur, doch sie verbrachte nur dreißig Sekunden darin, schrubbte und wusch nur die wichtigsten Stellen und ließ ihre Haare aus. Sie stellte das Wasser ab, griff nach dem Handtuch und wickelte sich fest ein. Dann stand sie tropfend auf der Badematte und wartete darauf, dass etwas passierte.

Schnell schaute sie ins Schlafzimmer und sah, dass sie keine Besucher hatte. Sie trocknete sich ab, wickelte das Handtuch wieder um sich und watschelte zum Kleiderschrank. Sie nahm an, dass der Besitzer der Bademäntel, Pullover und Jeans nichts dagegen hätte, wenn sie sich ein paar Sachen borgen würde, bis...

Bis... sie wusste nicht, was. Bis ihr neue Kleidung zur Verfügung gestellt wurde? Vielleicht eine Uniform, damit sie sich den Elfen in den Küchen anschließen konnte? Das war, wenn man Narcissas Schutz vor „Besucher" glauben schenken konnte.

Sie nahm eine helle Jeans aus der Schublade und fuhr mit den Fingern über die Pullover bis sie einen Stoff fand, der für sie "Komfort" bedeutete. Weiß, weich und flauschig. Sie überlegte einen Moment und griff dann nach einem Baumwollschlüpfer aus der rechten Schublade.

Sie versteckte sich hinter der Schranktür, ließ das Handtuch fallen, schlüpfte in die Unterhose, zog sich den flauschigen Pullover über den Kopf und krabbelte in die Jeans. Sie war froh, dass sich der Reißverschluss und Knopf perfekt um ihre Hüften schlossen.

Sie drehte sich, um in einen Spiegel an der gegenüberliegenden Wand zu schauen und sah eine schmuddelige junge Frau mit schmutzigen Haaren in fremden Jeans und dem Pullover eines anderen. Das würde genügen.

Sie bückte sich um ihr Handtuch wegzulegen, aber es verschwand, wie sie es in Hogwarts zu tun pflegten. Elfenmagie.

Hermine machte ihr Bett, wusch die leere Zaubertrankflasche vom Vorabend aus, faltete und hängte ihren Pyjama auf und stellte die Bücher, die sie heruntergenommen hatte wieder ins Regal. Als sie sich wieder der Balkontüre zuwandte, probierte sie zaghaft den Griff aus. Er ließ sich drehen. Die Türen schwangen auf, hinaus in die Welt. Sie hob vorsichtig einen Fuß um den Durchgang zu testen und schritt ohne Probleme hindurch.

Als das Licht ihre Haut traf, erkannte sie das sie die Sonne seit dem Tag vor der letzten Schlacht nicht mehr gesehen hatte. Sie schloss die Augen und atmete die frische Luft ein. Sie genoss das Tageslicht.

Einige Hauselfen bewässerten die Hecken, die den Rasen säumten. Sie dachte an Dobby und wie sein Leben hier gewesen wäre. Sie lehnte ihre Arme auf den Balkon und fragte sich, ob einer der anderen Elfen frei sein wollte. Vielleicht könnte sie das benutzen.

Zu ihrer Linken sah sie einen weiteren runder Balkon. Abgelegen, aber nah. Sie beugte sich über das Geländer und suchte nach Dingen, die ihren Sturz bremsen könnte, sollte sie versuchen ihre Bettlaken zusammenzubinden. Einige unnachgiebig aussehende Büsche und dekorative Steine. Wenn es nötig war, konnte sie den Fall überleben.

Sie stand in der Tür, mit Blick auf die Suite und genoss die Sonne in ihrem Nacken. Sie ignorierte den Teller mit dem Essen weiter und starrte die Wände an. Ihr wurde klar, dass es kein einziges Porträt im Gästezimmer gab. Ein paar Landschaften und kunstvolle Wirbel, aber keine verewigte Plaudertasche, die jeden ihrer Schritte beobachtete.

Privatsphäre.

Sie fragte sich, wie lange das andauern würde.

Zweimaliges schnelles Klopfen an der Tür ließ sie aufschrecken. Sie wartete, die Hände auf den Türrahmen gestützt. Keine Elfenstimme meldete sich.

Hermine schloss die Balkontür und ging mit klopfendem Herzen zur Tür und öffnete sie.

Dort stand Narcissa Malfoy in wallenden blauen Roben, wie Wasser in einem See, und ein Lächeln auf den Lippen.

„Guten Morgen, Miss Granger."

Sie starrte sie an. „Hallo."

Narcissa ließ ihren Blick an ihrem Körper hinuntergleiten, musterte ihre Jeans und ihre nackten Füße. Hermine errötete.

„Ich habe mich gefragt, ob du Lust auf einen Spaziergang hättest. Vielleicht eine Tour über das Anwesen?"

Hermine blinzelte. In den zwölf Stunden, die sie in diesem Raum verbracht hatte, hatte sie nicht ein einziges Mal daran gedacht, dass es ihr erlaubt sein würde ihn zu verlassen. Die Suite hatte alles was sie brauchte. Ein vergoldeter Käfig.

„Eine Tour? Ich ... äh, ja", stammelte sie unter Narcissas scharfem Blick. Ein Rundgang könnte nützlich sein. Vielleicht könnte sie das Gelände nach Schwachstellen durchforsten. „Soll ich mir etwas Passenderes anziehen?"

Etwas flackerte in Narcissas Augen auf und ihre Mundwinkel zuckten. „Nein, Liebes. Bitte mach es dir bequem." Hermine blinzelte wieder. Es fühlte sich an als hätte sie etwas richtig gemacht, obwohl sie in Wirklichkeit gar nichts getan hatte. Was auch immer Narcissa für ein Spiel spielte, Hermine war zehn Schritte hinterher. Das würde sie ändern müssen.

Sie lief los um nach Socken und Schuhen zu suchen, bevor Narcissa ihre Meinung ändern konnte. Zum Glück hatten die Turnschuhe im Schrank genau ihre Größe. Die Monate auf der Flucht hatten sie gelehrt, wie man Turnschuhe in weniger als fünf Sekunden anzieht und schnürt. Sie dankte Merlin dafür, während Narcissa Malfoy in der Türschwelle wartete als wäre sie ein Gast in ihrem eigenen Haus.

Narcissa lächelte, als sie wieder auftauchte, aber bevor sie gehen konnten, blieb ihr Blick an dem Tablett mit Essen hängen. Sie presste die Lippen zusammen und sagte nach einer Pause: „Bist du mit deinem Tablett fertig, Miss Granger?"

Hermine schluckte und nickte. „Ich habe keinen großen Appetit." Ihr Magen knurrte wie aufs Stichwort.

Narcissa neigte den Kopf zum Tablett. „Hättest du etwas dagegen, wenn wir ein paar von diesen Marmeladentörtchen mitnehmen würden? Die esse ich am liebsten."

Hermine schüttelte den Kopf und holte ein paar Törtchen aus der Schüssel und wickelte eine Serviette um sie herum. Narcissa nahm sie ihr ab und sagte etwas über das Rezept, aber Hermine starrte auf die zuckerhaltigen Leckerbissen und versuchte ihre Beine davon abzuhalten unter ihr wegzusacken. Sie war so hungrig.

Hermine sah zu wie Narcissa kaute und fragte sich ob das eine Art Trick war. Ein Weg um ihr Vertrauen zu gewinnen. Narcissa zeigte ihr eines ihrer Lieblingsbilder und reichte ihr eines der Törtchen.

„Nimm eines, Liebes." Hermine griff mit zitternden Fingern nach einem Erdbeertörtchen. Sie hatte nicht die Absicht es zu essen – sie nahm es nur aus Höflichkeit. Aber dann sagte Narcissa: „Ausgezeichnete Wahl. Da ist kein Tropfen Gift drin."

Ihr Blick fiel auf Narcissa die sie grinsend ansah, bevor sie ein Himbeertörtchen zwischen ihre Lippen schob. Vielleicht war es das zufriedene Brummen, das ihr über die Lippen gekommen war, als sie in das Törtchen biss, oder vielleicht die clevere Art und Weise ihr das Essen wegzunehmen oder vielleicht lag es daran, dass sie einfach so hungrig war. Aber Hermine biss in die Ecke der Torte, wissend, dass sie es nicht tun sollte. Aber auch wissend, dass sie nicht lange überleben würde, wenn sie dem Essen nicht trauen konnte.

Der Zucker tanzte über ihre Zunge, als sie schweigend an dem großen Fenster mit Blick auf den Teich vorbeigingen. Obwohl Hermine vom Gästezimmer aus einen ähnlichen Blick hatte, konnte sie ihre Augen nicht von diesem Anblick abwenden.

„Lucius' Mutter hat die Gärten gepflegt." Hermine drehte sich um und sah, dass Narcissa ihrem Blick folgte. Sie bleiben vor dem Fenster stehen und Narcissa zeigte nach draußen. „Der Pavillon wurde für ihren Hochzeitstag gebaut. Sie kümmerte sich besonders darum, die angrenzende Umgebung so schön wie möglich zu halten - sie pflegte den Teich, kümmerte sich um die Pfaue. Sie war fest entschlossen, alle zukünftigen Malfoy-Hochzeiten auf dem Gelände im Pavillon abzuhalten und die Tradition fortzuführen."

Hermine schluckte und wählte ihre Worte sorgfältig. „Ich bin sicher Ihre Hochzeit war wunderschön, Mrs Malfoy."

Narcissa starrte aus dem Fenster. „Das war sie", brummte sie. „Sie fand im Chateau de Chambord statt." Ihre Lippen schürzten sich und ihre Augenbraue hob sich. „Auch in meiner Familie gibt es Traditionen."

Hermine stieß überrascht einen Atemzug aus, als sie die Bedeutung hinter den Worten verstand. Die ältere Frau schickte ein zufriedenes Lächeln in Richtung des Pavillons und gab Hermine ein Zeichen weiterzugehen. Als sie die Treppe hinuntergingen, dachte Hermine darüber nach, ob Lucius Malfoy seine Seelenverwandte gefunden hatte. Vielleicht hatte Lucius nicht so viel Macht, wie er gerne glauben mochte.

Narcissa führte sie durch die Vordertür hinaus in den Maimorgen. Sie bogen unten an der Treppe rechts ab und gingen um das Anwesen herum, während Narcissa ihr die Blumen zeigte, die sie aus Norwegen mitgebracht hatte, den Baum, der die Schlacht auf dem Gut 1643 überlebt hatte, die Nahtstelle in der Außenwand, wo die Erweiterung begonnen hatte.

Sie stießen auf einen alten, gebeugten Elfen, der die Glockenblumen an der Nordseite des Anwesens jätete und Narcissa blieb stehen. „Hix, Liebes. Das ist Miss Granger. Sie wird bei uns wohnen." Hix nickte zur Begrüßung. „Wenn wir irgendetwas tun können, um ihr den Aufenthalt angenehmer zu machen, werden wir uns darum bemühen."

Hermines Augenbrauen zogen sich zusammen, ihre Lippen waren geschürzt. Vielleicht wollte Narcissa sie in Sicherheit wiegen, während sie über Hochzeitspläne scherzte, von Sträuchern schwärmte und ihr Tee in bequemen Stühlen anbot. Aber da war ein Nachhall von „Unbestimmtheit" in ihren Worten und ein Schauer von „Gefangenschaft" in ihrem Ton. Das erinnerte sie daran, wo genau sie war. Wer sie war.

Sie entfernten sich von Hix und den Glockenblumen. Hermine blickte finster auf ihre Füße. Sie musste sich konzentrieren. Sie musste einen Weg finden, damit Narcissa ihr die Umgebung genauer zeigte. Sie erreichten das Ufer des Sees in gespannter Stille. Und gerade als sie den Mund öffnete um Narcissa Fragen zu stellen, sprach sie.

„Europa ist im Moment eine Katastrophe."

Erschrocken blickte sie zu der blonden Frau auf. Narcissa schaute sich um, ob sie jemand belauschte, bevor sie fortfuhr.

„Ich kann dich nicht befreien, Miss Granger." Hermine stockte der Atem. „Selbst wenn ich denken würde das es für dich auf der Flucht sicherer wäre, könnte ich es nicht. Wenn du... ‚entkommst', würde Draco dafür bestraft werden."

Narcissa Malfoy presste die Lippen zusammen und blickte über die Hecken hinweg und Hermine spürte einen kalten Schauer in sich, der sich um ihre Rippen legte.

„Also", seufzte Narcissa und richtete sich auf. „Wir werden dich in unserer Obhut behalten und wir werden dafür sorgen, dass du dich wohlfühlst. Es tut mir leid, dass du das alles verloren hast, aber ich kann dir nicht mehr bieten als die Gewissheit, dass Malfoy Manor der sicherste Ort für dich ist."

Es war nicht das erste Mal, dass sie diese Worte hörte und sie verstand sie auch beim zweiten Mal nicht besser.

Selbst wenn sie es glauben würde, warum sollte sie diejenige sein die sicher ist? Warum war sie etwas Besonderes?

Sie holte tief Luft. Ihr Herz hämmerte in ihren Ohren. „Wie kann das sein?"

Narcissa sah sie mit blauen Augen an, die sie durchbohrten. „Weil ich diese Tiere in meinem Haus hatte, knurrend, pissend und überall streunten sie herum. Ich weiß was sie tun, ich weiß, wie sie denken." Sie atmete durch und Hermine fühlte sich an die Narcissa Malfoy erinnert, die sie schon einmal getroffen hatte, die Nase in der Luft über allen anderen. „Du bist hier nicht in solch einer Gefahr, das versichere ich dir. Die Malfoy-Männer mögen keine Heiligen sein, aber sie verehren ihre Frauen inbrünstig."

Hermine bekämpfte den Drang, zu spotten. Seine Frau? War es das, was sie jetzt war?

Vielleicht hatte Narcissa die Situation missverstanden. Vielleicht dachte Narcissa da wäre mehr dahinter als... was auch immer da dran war. Aber sie schien aufrichtig zu glauben, dass Hermine hier nicht in Gefahr war, dass sie nicht mit der Absicht gekauft wurde, sie zu beschmutzen und zu erniedrigen.

Lucius auf der anderen Seite... Ihr Gespräch mit ihm gab ihr auch keine Antworten. Es hat sie noch mehr mit dem Gefühl eine gekaufte Hure zu sein zurück gelassen, wie zuvor.

Hermine blieb vor einem Rosenstrauch stehen, der mit den perfektesten weißen Rosen blühte. Sie biss sich auf die Lippe und überlegte ob sie Narcissa die Wahrheit sagen sollte: dass sie keine Ahnung hatte, warum Draco sie gekauft hatte. Aber Narcissa sprach bevor sie den Mut dazu aufbringen konnte. „Du kannst jederzeit gerne hierher kommen. Wann immer du willst. Du brauchst in diesem Haus keine Anstandsdame."

Hermine drehte den Kopf zu ihr. „Das ist... Das ist sehr nett, Mrs Malfoy. Gibt es einen Ort, den ich meiden sollte?"

„Abgesehen vom allgemeinen Anstand, sich aus den Privaträumen anderer herauszuhalten - wovon ich überzeugt bin, dass du ihn sicher besitzt, ist dir nicht verwehrt. Wir haben keine verrückten Ex-Frauen auf unseren Dachböden."

Hermine stolperte über einen Kieselstein oder etwas anderem Eingebildeten. „Sie kennen Brontë?"

„Das tue ich." Narcissa lächelte. „Die Bibliothek des Anwesens war zu groß, um nur Zauberer-Bücher zu beherbergen."

Narcissa ging weiter. Hermines Herz hob sich zum ersten Mal, seit der Name einer anderen Person auf ihren Arm tätowiert worden war.

„Das stimmt", sagte sie, als wäre es ein Detail, das sie vergessen hatte. „Das Anwesen hat eine Bibliothek."

Hermine war sich nicht sicher, ob sie im letzten Jahr einmal gelächelt hatte. Nicht ein Lächeln von Herzen. Nicht ein Grinsen, das in ihrem Inneren begann, wie ein Stern, der auseinander platzt.

Die Bibliothek in Malfoy Manor hatte die Größe einer kleinen Buchhandlung. Vielleicht eine große Buchhandlung, denn Hermine konnte nicht bis zur hinteren Wand sehen. So groß wie ein großer Ballsaal, mit Stapeln die bis zur Decke reichten.

Hermine konnte vor lauter Liebe zu diesem einen Raum kaum atmen. Wie lange war es her, dass sie einen Fuß in eine Bibliothek gesetzt hatte?

„Oh je. Es scheint, ich habe dich verloren."

Sie drehte sich um, als sie mit ihren Fingern über ein Regal strich und sah, dass Narcissa sie anlächelte. „Es tut mir leid. Ich mag Bücher sehr gerne."

„Ja, das habe ich gehört." Narcissa legte den Kopf schief. Hermine war überrascht, dass ihr dieses Detail, in dem, was Hermine annahm, jahrelangem Gejammer ihres Sohnes aufgefallen war. Bevor sie weiter überlegen konnte, fuhr Narcissa fort: „Kann ich dir etwas bringen, während du dich umsiehst? Tee?"

Ein Plopp und schon war Mippy an ihrer Seite.

„Mippy bringt Miss Tee und Kekse. Was möchte Miss zum Tee?" Mippy zwirbelte ihr Ohr um ihren wächsernen Finger, auf die Art wie Dobby es immer gemacht hatte.

Hermine lächelte trotz der Erinnerung. „Milch und Honig bitte."

„Möchte das Fräulein drei Löffel Honig?" Mippys blinzelte, die Wimpern hüpften.

„Ja, das ist perfekt. Danke, Mippy." Hermine wandte sich wieder dem Regal zu.

„Mippy weiß, wie man das macht. So trinkt Meister Draco auch Tee!"

Hermine rutschte mit den Fingern auf dem Buch ab, das sie gerade anschaute.

Verdammt.

„Wirklich? Wie seltsam."

Sie spürte Narcissas Blick in ihrem Nacken und wünschte sich, ein Buch würde sich einfach öffnen und sie verschlingen.

„Mippy", ertönte Narcissas Stimme, „bring Kekse und mehr Marmeladentörtchen für Miss Granger." Und dann in einem theatralischen Flüsterton: „Nicht die vergifteten."

Hermine errötete, als die kleine Elfe kreischte und brabbelte: „Vergiftet? Misses? Vergiftet?"

„Willst du ein bisschen alleine stöbern?", fragte Narcissa.

Sie allein lassen? In Freiheit?

„Das würde ich sehr gerne. Wenn Sie es erlauben."

„Miss Granger, ich habe es dir bereits gesagt", sagte sie freundlich. „Es steht dir frei, dich auf dem Anwesen zu bewegen."

Hermine nickte. „Ich danke Ihnen, Mrs Malfoy."

„Bitte, Liebes, du darfst mich Narcissa nennen."

Hermine beobachtete, wie Narcissa Malfoy zur Tür der Bibliothek schritt, ihr Gesicht kribbelte vor Überraschung.

„Äh, du darfst mich Hermine nennen. Wenn du willst."

Narcissa lächelte, ein sanftes Anheben ihrer Lippen. Die Türen schlossen sich mit einem Klicken hinter ihr.

Sie stand in der Mitte des unteren Bereichs und drehte sich mehrere Minuten lang in langsamen Kreisen darauf wartend, dass ihr etwas ins Auge sprang. Wartete darauf, dass die Bücher gegen ihre Anwesenheit rebellierten und auf sie zukriechen, um das Schlammblut bei lebendigem Leib zu verschlingen.

Sie holte tief Luft, atmete den Geruch von Büchern ein, von Einfallsreichtum und Nützlichkeit. Narcissa ließ es so klingen, als könnte sie wieder hierher zurückkehren, aber trotzdem wollte Hermine sich am liebsten durch die Stapel wühlen und sich mit den Informationen der Malfoy-Bibliothek vollstopfen.

Es gab einen Buchfinder in der Ecke des Raumes, wo man nach einem Thema oder einem Titel fragen konnte. Daraufhin organisierten die Bücher sich selbst, indem sie einen entweder mit Lichtern führten oder die Bücher direkt zu einem brachten. Hogwarts hat ein ähnliches System gehabt, aber Pince hat es vor Jahren außer Betrieb gesetzt, als sie gemerkt hat, das Schüler es dazu benutzt haben, sich gegenseitig mit zeitlich perfekt abgestimmten Anfragen von fliegenden Büchern einen Schlag auf den Kopf zu verpassen.

Sie machte einen großen Bogen um den Buchfinder, da sie nicht wollte, dass irgendwelche Spuren von dem was sie recherchierte übrig blieben.

Bevor sie sich in die Stapel in Richtung der Dunklen Künste stürzen konnte, fand sie ein Regal das nur sieben Bücher enthielt, die zusammen in der Mitte angeordnet waren. Rote Buchrücken funkelten sie an und sie griff nach vorne und zog das erste zu sich heran.

Unerwünscht Nr. 1

von Lance Gainsworth

Sie schnappte nach Luft. Sie drehte die anderen Bücher zu sich und fand den Rest ihrer liebsten modernen magischen Buchreihe. Die roten Buchrücken waren die der Sammlerausgabe. Sie fuhr mit den Fingern über das erste und schlug den Einband auf. Dort, auf der ersten Seite, war eine persönliche Notiz.

Draco Malfoy,

vielen Dank für Ihren Brief. Es bedeutet mir so viel, von Ihnen zu hören. Bitte nehmen Sie die ersten fünf Bücher mit dem Versprechen, die letzten zwei nach Fertigstellung nachzureichen, an.

Kämpfen Sie weiter,

Lance Gainsworth

Sie klappte das Buch vorsichtig zu und stellte es ins Regal zurück, bevor ihre zitternden Finger es fallen ließen.

Draco Malfoy war ein Fan ihrer Lieblingsbuchreihe. Ein sehr großer Fan, wenn er Post an den Autor schrieb. Das schockierte sie nicht allzu sehr, sie hatte seinen Namen in mehr als nur ein paar der belletristischen Büchern gefunden, die sie in der Bibliothek ausgeliehen hatte. Aber das hier war...

Jetzt juckte es sie, sie wieder zu lesen. Aber sie konnte die roten Exemplare nicht mitnehmen. Sie waren zu wertvoll. Sie könnte die Buchrücken brechen und die lackierten Einbände verschmieren...

Sie trat zurück und wandte sich dem oberen Treppenabsatz zu. Sie konnte nicht einmal die Rückwand der Bibliothek sehen. Aber es gab ein großes, sonniges Fenster auf der rechten Seite das den ganzen Raum erwärmte. Hermine erklomm die sechs Stufen und ging um einen Stapel herum, um erneut Reihen und Reihen von Büchern zu sehen. Sie keuchte, laut in dem leisen Raum.

Es müssen Stunden gewesen sein, in denen sie geblättert hatte. Mippy tauchte mit einem Tablett mit Tee, Sandwiches und Keksen auf. Sie zauberte einen Tisch herbei und stellte das Tablett in der Mitte der Stapel ab.

„Mistress sagt Mippy, sie soll Fräulein Hermine sagen, dass sie so viele Bücher mitnehmen kann, wie sie möchte."

Mippy ging. Sie hatte nur zwei Bücher heruntergeholt, also legte sie sie auf den kleinen Tisch neben den Keksen ab. Hermine hatte versucht ihre Auswahl zu begrenzen, aus Angst sich aufzudrängen und trotz dessen, was Mippy gesagt hatte nahm sie an, dass „so viele Bücher, wie das Fräulein will", nicht das Richtige war. Sie würde wahrscheinlich darum bitten ein Bett in dieser Ecke aufzustellen wenn sie wirklich so viele nehmen sollte, wie sie wollte.

Sie nahm ein Erdbeertörtchen, knabberte vorsichtig am Ende und fragte sich was Madam Pince wohl davon halten würde, Torten, Kekse und Tee rund um die Bücher zu servieren.

Madam Pince war wahrscheinlich tot. Und Hermine lebte in einer kleinen Fantasie.

Das Teegebäck schmeckte plötzlich wie Asche. Sie legte es auf einer Untertasse ab.

Was tat sie da? Unbezahlbare Erstausgaben zu durchforsten und in längst verlorenen Exemplaren zu blättern, während ihre Freunde und Ordensmitglieder tot waren oder im Sterben lagen. Hermine schaute auf ihre Teetasse hinunter. Vielleicht war ja doch etwas in dem Tee. Eine Art Selbstzufriedenheitsdroge.

Hermine wandte sich den Regalen zu, ihrer Quelle des Trostes und der Wahrheit. Sie stürzte sich hinein, zog dunkle Bände heraus, die sie noch nie in ihrem Leben gesehen hatte - jeder einzelne brummte gegen ihre Finger, so als versuchten sie, ihre schmutzigen Hände von ihnen zu lösen.

In Rekordzeit fand sie Kapitel über Horkruxe. Das 1. Buch, das sie in die Hand nahm, wurde als Quelle zitiert für viele ihrer Horkrux-Recherchen. Sie wünschte, sie könnte einen Querverweis mit dem Buchfinder machen, aber sie wollte nicht das eine Spur der Horkrux-Forschung zu ihr zurückführen war. Sie wusste nicht genau, wo die Malfoys standen. Wie viel wussten sie über Voldemorts Pläne - seine Macht?

Und wie konnte sie herausfinden, ob Nagini noch am Leben war?

Hermine hatte sich gerade umgedreht, um die hintere Wand zu erkunden, als sie hörte wie sich die Türen zur Bibliothek öffneten. Narcissa musste zurück sein. Sie fragte sich, wie viel Uhr es war.

Sie stellte die drei dunklen Bücher, die sie heruntergeholt hatte wieder ins Regal, merkte sich deren Standorte und ging zu ihrer Teetasse. Sie blätterte wieder in ihren Zauberer-Büchern und spähte zwischen den Regalen hindurch zu den Bibliothekstüren.

Ein paar Schultern und eine schlanke Taille unter einem schwarzen Pullover, schwarzen Hosen und Stiefeln. Kurze blonde Locken, die nicht zu Narcissa Malfoy gehörten. Sie schlug sich die Hand vor den Mund und beobachtete wie Draco dem Büchersucher etwas zu murmelte.

So nah hatte sie ihn seit dem Raum der Wünsche nicht mehr gesehen. Seit sie ihn in den Fluren nach Harrys Tod gesehen hatte. Sein Haar fiel ihm über die Augen, während er darauf wartete, dass der Büchersucher aufleuchtete. Ein Buch auf einem Regal drei Fuß von ihr entfernt zog sich langsam in den Gang hinein, schwebte und wartete darauf, genommen zu werden.

Hermine beobachtete zwischen den Stapeln, wie Draco sich zum oberen Treppenabsatz drehte und ihn seine langen Beine schnell in ihre Richtung trugen.

Sie drückte ihre Bücher an ihre Brust wartete, atmete. Es war wie ein Autounfall. Ein fliegender Unfall, der nur darauf wartete, zu passieren. Sie sollte etwas sagen. Ihre Anwesenheit ankündigen. Vielleicht etwas fallen lassen.

Er bog um die Ecke, drehte sich zu ihr um und sie sah genau den Moment als er ihre Anwesenheit registrierte. Wie ein elektrischer Schlag, der alle seine Muskeln erfasste. Ihre Zunge war trocken, als sich sein Mund zu einem stummen Schnauben öffnete. Er stützte sich auf das Bücherregal, das ihm am nächsten stand.

Und dann, ganz schnell, war alles vorbei. Sein Mund schloss sich, seine Schultern sanken und seine Augen verschlossen sich. Er starrte sie an.

Sie spürte wie ihre Brust nach Luft bettelte, wie sich die Buchdeckel in ihre Finger pressten.

„Deine Mutter hat mich hierher gebracht", hauchte sie mit kaum hörbarer Stimme.

Er betrachtete ihren weißen Pullover und die Jeans, dann wieder ihre Augen.

„Bist du mit all deinen anderen Büchern fertig?", fragte er mit hohler, tiefer Stimme. Er hob spöttisch eine Braue.

Einen Moment lang wusste sie nicht was er meinte. Sie hatte keine Besitztümer mitgebracht. Offensichtlich hatte er sich das gemerkt.

„Die Bücher in deinem Zimmer", stellte er klar und sah sie mit einem Blick an, an den sie sich aus Hogwarts erinnerte, wann immer er Crabbe oder Goyle etwas erklären musste.

„N-nein." Das war alles was sie sagte, als sie sah, wie er sie finster anschaute. Er bewegte sich, als ob er gleich losrennen wollte. Er bewegte sich schnell zum Mittelgang, schnappte sich sein Buch aus der Luft und drehte sich weg zur Treppe. Bevor er verschwand platzte sie heraus: „Was soll ich tun?"

Er drehte sich um und sah sie an. Seine Finger zuckten. „Tun?"

„Ja", sagte sie mit fester Stimme und spürte hinter ihrem Auge die vertrauten Kopfschmerzen, die nur Draco Malfoy hervorrufen konnte. „Soll ich... den Elfen in der Küche helfen? Auf dem Gelände arbeiten? Oder vielleicht deiner Mutter helfen bei... was auch immer sie tut?"

Sie zählte all die Dinge auf, die sie sich erhoffte. Die Dinge, die sie für den Rest ihres Lebens tun könnte. Er starrte sie weiter an, und sie fragte sich ob sie andere Aufgaben vorschlagen sollte, die sie die sie machen könnte.

„Du willst Hausaufgaben, Granger?"

Ihre Wangen erhitzten sich und sie verengte ihre Augen. „Nein", schnauzte sie.

„Willst du hinter den Pfauen herräumen? Meine Mahlzeiten zubereiten?"

Sie schnaubte. „Nein. Ich will mir die Decke über den Kopf ziehen und so tun als würde ich nicht in diesem Alptraum leben aber-"

„Toll" sagte er. „Tu das." Und ohne einen weiteren Blick auf sie zu werfen, drehte er sich um und ging.

Sie sah zu, wie er mit zwei langen Schritten die Treppe hinunter auf die Tür zuging und sie aufriss. Dann war er verschwunden.

Was für ein idiotischer...! Hermine ärgerte sich. Hinter den Pfauen herräumen? Wirklich?

Sie holte tief Luft, um wieder zu sich zu kommen, um sich auf ihre Situation zu besinnen. Es wäre nicht gut, sich über so ein kleines Ärgernis aufzuregen. In Anbetracht ihrer Umstände hätte ihre erste Interaktion mit ihrem neuen Master viel schlimmer verlaufen können. Sie sollte sich glücklich schätzen.

Aber was hatte es für einen Sinn sie zu kaufen, wenn er keine Vorgaben machte, wie sie ihre Tage zu verbringen hatte? Würde ihr niemand sagen, warum sie hier war? Jeder Malfoy hatte eine andere Agenda, so schien es und ihr Verstand stöhnte unter dem Druck dieser Rätsel.

Ungefähr eine halbe Stunde später, in der sie aufgeregt herumgewandert war, kam Narcissa, um nach ihr zu sehen. Sie neckte sie leicht, weil sie nur drei Bücher hatte und bot Hermine an ihr den Weg zurück nach oben zu zeigen.

Sie hätte wirklich besser aufpassen sollen und sich den Weg zurück einprägen. Sie durfte die Bibliothek zwar alleine besuchen, aber ihr Magen verdrehte sich bei der Vorstellung Draco wieder zu begegnen.

Narcissa sagte ihr, dass sie die Elfen in ein paar Stunden das Abendessen hochschicken lassen würde.

Narcissa stellte eine Frage, aber sie hörte ihr nicht zu, sondern dachte darüber nach was Draco gesagt hatte.

Narcissa schloss die Tür und Hermine sah zu den Bücherregalen.

Deine Bücher.

Sie fuhr mit den Fingern über die Buchrücken.

Dein Zimmer.

Sie schaute auf die Schlafzimmereinrichtung. Auf das außergewöhnlich bequeme Bett. Auf die Bücherregale. Auf den Kleiderschrank voller Kleider, die genau ihre Größe hatten.

Hermine kam sich dumm vor weil sie gedacht hatte, dieses Zimmer würde ihr irgendwann weggenommen werden. Dass sie dachte, die Kleider von jemand anderem würden ihr einfach gut passen. Es gab so viel, was sie noch nicht wusste. Aber wenigstens hatte sie ein Problem gelöst. Sie ging ins Bad und starrte auf die Wanne.

Ihre Wanne.

Sie hatte noch mindestens zwei Stunden Zeit bis ihr Abendessen kommen würde.

Hermine zog die Jeans aus, faltete sie schön über dem Waschbecken zusammen, zog den Pullover aus und legte ein Handtuch an den Rand der Wanne. Sie stellte die Wasserhähne und Seifenblasen an.

Dann wusch sie alles weg in ihrer Badewanne, in ihrer Suite auf dem Malfoy Anwesen.


Übersetzung von Annelina97 und Goldfisch!