Kapitel 9
Also, George war auf der Flucht.
Es muss während der Auktion selbst gewesen sein. Er war mit Ludo auf der Bühne, als die Mädchen anfingen zu kämpfen. Wenigstens hatten sie in diesem Moment etwas gewonnen.
Sie saß in ihrem Ohrensessel und beobachtete den Sonnenaufgang durch ihre Fenster. Es war ihr dritter Morgen auf dem Malfoy Anwesen, obwohl sie in der Nacht zuvor nicht geschlafen hatte und sich damit begnügt hatte die Wände anzustarren, während ihr Gehirn sich selbst reparierte.
Immer wieder dachte sie daran, eine Elfe zu rufen, die ihr einen Zaubertrank bringen sollte, aber die Kopfschmerzen hielten sie davon ab, sich zu konzentrieren. Sie würde sich nicht damit abfinden, was auch immer sie mit ihr vorhatten.
Ihre Wange pochte und ein Bluterguss war über ihrem Mundwinkel erschienen, dort wo sie geblutet hatte. Sie hätte schwören können, dass sie letzte Nacht den Umriss eines Edelsteins an ihrer Wange gespürt hatte, aber heute Morgen war es nirgends zu sehen. Vielleicht hatte er ihr nur ins Gesicht geschlagen, um sein eigenes zu wahren. Sicherlich musste einer von ihnen für ihr freches Mundwerk bestraft werden. Sie presste ihre Lippen zusammen und verspannte sich bei der Erinnerung an seine Hände, als er sie letzte Nacht an den Eingangstoren heilte.
Wenn er dachte, Hermine Granger würde leise gehen, hatte sie eine Überraschung für ihn.
Das Sonnenlicht erreichte die Baumwipfel, ersten Strahlen drangen in ihren Raum ein und erhellten ihre Wände. Sie stand auf, wickelte ihren Morgenmantel fest um sich und ging zum Fenster, um zu beobachten, wie das Gelände erleuchtet wurde.
Auf dieser Seite des Anwesens gab es keine Tore, nur große Hecken und Teiche. Und im Tageslicht, konnte sie endlich die Gärten in der Ferne ausmachen.
Ich werde rauskommen, sagte sie sich. Irgendwo gab es immer eine Schwachstelle. Einen Druckpunkt, den sie ausnutzen konnte.
Sie öffnete die Balkontür, um einen Blick auf die Seiten des Anwesens und darunter zu werfen. Aber etwas hielt sie auf.
Sie blickte auf ihre Füße hinunter, die dicht an der Türöffnung standen. Sie konnte sie nicht heben. Rückwärts konnte sie jedoch problemlos gehen. Eine Art Barrierezauber.
Gestern hatte sie noch auf dem Balkon sitzen können, beim morgendlichen Tee mit Narcissa. Was hatte sich geändert?
Eine kühle Morgenbrise schlängelte sich um ihre Haut.
Luna.
Sie starrte auf den Horizont, als der Halbkreis der Sonne über den Bäumen aufging.
Also sollte ich mich auch zum höchsten Turm des Malfoy Anwesens begeben?
Sie hatte ihn provoziert. Und während sie letzte Nacht weg waren, hatte er Schutzzauber errichten lassen.
Neugierig streckte sie ihre Hand aus. Der Schutzwall hielt sie auf, bevor ihre Finger die Tür passieren konnten. Ihre Wangen wurden heiß. Wie konnte er es wagen? Er verringerte ihre Möglichkeiten und machte ihren hübschen kleinen Käfig noch enger.
Hermine wirbelte herum, ihre Gedanken überschlugen sich wie Wellen in einem Sturm. Sie rannte zu den Vorhängen, die vom Baldachin hingen und drehte sie zu einem Knoten, aber eine Schlinge wollte nicht halten. Der Kamin brannte schwach und sie stapfte hinüber, um eine weitere Theorie zu testen.
Es fühlte sich wie warmes Wasser an, als sie ihre Hand in die Flammen tauchte.
Sie öffnete den Kleiderschrank und stellte fest, dass alle Gürtel und Schals entfernt worden waren.
Versuchs doch, hatte er gesagt. Er erinnerte sie daran, dass sie ihr Leben nicht mehr selbst in der Hand hatte.
Sie wischte sich die Tränen weg und starrte in den Sonnenaufgang. Dann schob sie ihre Füße in die Stiefel, riss die Schlafzimmertür auf und verschwand in ihrem Morgenmantel.
Sie marschierte den Flur entlang und fragte sich, ob jemand in diesen Zimmern schlief. Wenn sie Draco begegnen sollte, würde sie ihm eine Standpauke halten, das stand fest. Sie ging die Marmortreppe hinunter, hinaus in die kühle Morgenluft, um die Freiheit einzuatmen.
Die andere Seite des Anwesens war unerforschtes Land. Sie blieb dicht an den Mauern, ging an den Rändern entlang und nahm den Morgennebel in sich auf. Als sie um eine Ecke bog, erhob sich der Pavillon aus dem Nebel. Das elegante Dach reflektierte das Sonnenlicht und warf gemusterte Schatten auf das Gras vor ihm. Das Wasser wogte auf dem See und schaukelte, als Vögel landeten und dahindümpelten.
Ein Wärmezauber wäre jetzt sehr hilfreich. Hermine runzelte die Stirn und hoffte, dass sie sich bald daran gewöhnen würde nicht-magisch zu sein. Dann würde sie daran denken, einen Pullover anzuziehen, wenn sie das nächste Mal einen wütenden Morgenspaziergang machte.
Die Rasenflächen erstreckten sich über mehrere Hektar und sie überlegte, wie weit das Grundstück reichte. Vielleicht gehörte ihnen sogar noch mehr als das, aber das Gelände des Herrenhauses musste an einem bestimmten Punkt enden. Sie schaute auf ihren Arm hinunter und fragte sich, an welchem Punkt das Anwesen ihr den Ausgang versperren würde. Die zwei Buchstaben, die in ihre Haut eingebrannt waren fingen das Morgenlicht ein, ein Hauch von Gold schimmerte durch, knapp über dem weißen Schriftzug den Bellatrix ihr gegeben hatte.
Sie spähte zurück zu den Fenstern, suchte im dritten Stock nach ihrem Zimmer und fand die Tür zum Balkon weit aufgestoßen. Sie zählte. Es war der zweite Balkon auf der rechten Seite, mit Blick nach Nordosten laut der aufgehenden Sonne. Ein Praktisches Detail, falls sie jemals jemanden finden sollte, der es gebrauchen konnte.
Ein kurzer Spaziergang durch die Landschaft. Das hätte es in einem anderen Leben sein können. Sie sah dem Sonnenaufgang entgegen, der nun die Bäume am Rande des Rasens beschien und ging weiter.
Sie durchquerte das Gras wie ein einsames Segelboot auf einem See und ging in Richtung Nordosten. Finde den Riss in der Fassade. Das Gelände erwachte geräuschvoll. Vögel, die ihre Stimmen erhoben, Hecken, die sich dem Himmel entgegen reckten.
Es war erschreckend, wieder von Schönheit umgeben zu sein. Die Landschaft war das Letzte, woran sie gedacht hatte, als sie Orte ausgewählt hatte, zu denen sie Harry und Ron im letzten Jahr gebracht hatte. Und doch war dieses Gelände eindeutig dazu gemacht, gesehen zu werden. Bewundert zu werden. Es fühlte sich fast wie Hohn an, in Anbetracht ihrer Umstände. Sie konnte sich vorstellen, dass dieses Feld für Gartenpartys und große Empfänge recht nützlich war.
Hatten die Malfoys überhaupt noch Freunde in der Familie? Oder waren das alles nur Todesser? Wen hat Narcissa Malfoy beherbergt?
Sie erreichte den Rand der abgerundeten Hecken und blickte auf einen Weg, der eine dunkle Pfad hinunterführte. Er war gesäumt von Bäumen mit zarten Ästen, die sich übereinander beugten, um einander zu berühren. Ein Spatz sang zu seinen Kindern.
Es war idyllisch. Zu idyllisch. Beunruhigend sogar. Vielleicht lag die Schwachstelle irgendwo auf diesem Pfad. Er erstreckte sich ewig und verschwand im Morgennebel und den Schatten der Bäume.
Sie schritt hindurch und fühlte sich wie Alice im Spiegel, die darauf wartete, dass sich die Welt vor ihren Augen in eine andere Verwandelte. Aber nichts. Kein Kribbeln auf ihrem Arm. Sie setzte ihren Weg fort, begierig darauf, das Ende des Malfoy-Anwesens zu finden.
Etwas, das die Vögel sangen, hallte in ihrem Kopf wider, eine Art Melodie, die vertraut klang. Ein paar Töne. die sich aneinanderreihten und sie an ein Lied erinnerten, das ihre Mutter morgens zu singen pflegte. Sie fragte sich, ob Monica Wilkins sich an dieses Lied erinnerte. Ob sie an manchen Morgen aufwachte, es summte und versuchte die Melodie einzuordnen, die sie längst vergessen hatte.
Sie war noch nie so dankbar für ihre Weitsicht gewesen wie bei ihrer Entscheidung, ihre Mutter und ihren Vater zu obliviieren. Es wäre unerträglich gewesen ihre Eltern zu ihrer wachsenden Liste von Sorgen in dieser Welt hinzufügen zu müssen.
Hermine streckte ihre Arme weit aus, ihre Fingerspitzen streiften kaum die Blätter einiger widerspenstiger Hecken auf beiden Seiten. Vielleicht drückte sich Hix vor seinen Pflichten. Ihr Morgenmantel öffnete sich im Wind und Luft strömte auf ihre warme Haut. Sie drehte den Kopf zurück und starrte durch die Äste der Bäume auf die Flecken des Himmels.
Die Gasse endete. Sie öffnete sich weit in ein anderes Feld.
Hermine blieb stehen und starrte auf den abfallenden Hügel, ein kindlicher Impuls sagte ihr, sie solle losrennen und sich hinunter purzeln lassen.
Ein anderer, dunklerer Impuls sagte ihr, sie solle ebenfalls rennen.
Sie trat vor.
„Ich würde dort stehen bleiben, Miss Granger."
Sie wirbelte herum. Lucius Malfoy - tadellos gekleidet für die morgendliche Stunde - stand mit hinter dem Rücken verschränkten Händen hinter ihr und starrte sie mit grauen Augen an.
War er zu ihr appariert? Sie hatte nicht gehört, wie er sich in der engen Gasse näherte. War sie hinter der Apparationsgrenze?
Sie schloss schnell den Morgenmantel und zog ihn fest zu, um ihre bescheidene Nachtwäsche zu bedecken. Sie hatte keinen Gürtel um ihn zuzubinden.
„Warum?", fragte sie. „Was ist dort?"
„Nichts wirklich Besonderes." Er trat vor, und sie fühlte sich an die Art erinnert, wie ihre Tante versuchte, eine ihrer verspielten Katzen in die Enge zu treiben. „Das Gelände erstreckt sich noch über ein paar Hektar, aber es sind hauptsächlich Felder."
„Ich mag Felder." Sie fragte sich, ob sie für die Anmaßung in ihrem Tonfall bezahlen würde.
Seine Mundwinkel zuckten, wie die seines Sohnes, wenn er im Unterricht ein Lächeln verbarg. „Ja, tun wir das nicht alle?", brummte er mit einem herablassenden Knurren. „Aber ich fürchte, Sie haben die Grenze erreicht, die Sie nicht überschreiten dürfen, Miss Granger."
Sie starrte ihn prüfend an. Er lehnte sich auf den Zehenspitzen nach vorne, bereit, sich auf sie zu stürzen. Sie hätte es nicht bemerkt, wenn sie nicht wüsste, dass Malfoys sich auf den Fersen zurücklehnen und darauf warten, dass die Welt zu ihnen kommt. Die Hände hinter dem Rücken - vielleicht den Zauberstab zwischen den Fingern. Er folgte ihr.
Lucius Malfoy wollte nicht, dass sie diese Grenze überschritt.
Ihre Haut prickelte. Vielleicht lag hier die Schwäche.
„Ich versichere Ihnen, es gibt dort nichts als Grasebenen", sagte er und las ihr Misstrauen. „Ein paar ausgezeichnete Plätze für Quidditch" - er nickte ihr über die Schulter zu – „wenn Sie so etwas interessiert." Er sah sie stirnrunzelnd an als sie sich nicht bewegte und seufzte. „Das Gelände des Anwesens hört hier für sie, wegen der Tinte auf ihrem Arm, auf. Wenn Sie die Grenze überschreiten, werden Sie ernsthaft verletzt, Miss Granger."
Sie blinzelte ihn an. Er war nervös, da war sie sich sicher. Welchen Grund, außer eine Mögliche Flucht ihrerseits, könnte er dafür haben?
Eine Brise rauschte in den Ästen über ihnen, das Sonnenlicht säumte sein Gesicht und reflektierte in seinen Augen.
Die Vögel hatten aufgehört zu singen.
Es war einen Versuch wert.
Wenn sie sich irrte, würde sie wieder mit Luna vereint sein. Harry. Dieses Mal konnte Draco sie nicht aufhalten.
Mit einer Agilität, die sie in einem Jahr auf der Flucht gelernt hatte, drehte sich Hermine auf dem Absatz um und sprang aus dem Pfad auf das Feld.
Ein Feuer loderte in ihrem Arm auf, brennend, knisternd, brutzelnd in ihren Nervenenden. Sie sackte ins weiche Gras als sich das Feuer in ihrem ganzen Körper ausbreitete und sie von innen heraus verbrannte. Sie hörte ein Echo eines Schreis hinter ihr, als der Schmerz ihren Geist umgab und sie in eine sich drehende Dunkelheit stürzte.
Schaukelnd. Schwankend. Wie ihr Vater es immer tat, wenn sie sich verletzte.
Eingewickelt in eine Decke, an seine Brust gedrückt.
Ihr Verstand schwebte, ihre Gedanken hafteten an Erinnerungen.
Sie war draußen, unter einem Dach aus Ästen gewesen.
Sie hatte einem Kaninchen hinunter folgen wollen, hinunter, bis sie ihren Zufluchtsort finden würde.
Lucius Malfoy hatte sie aufgehalten.
Ihre Augen flatterten. Und sie erinnerte sich an den Schmerz. Ihr Körper bebte und die Arme ihres Vaters zogen sie näher.
Nein, nicht ihr Vater.
Jemand drückte sie an seine Brust und wiegte sie in den Schlaf. Ihre Haut schmerzte.
Die Schritte hallten vom Marmor wider.
Sie fiel mit einem Blinzeln zurück in die Schwärze.
„Was ist passiert?" Eine panische Stimme drang in ihren Kopf und weckte sie.
Sie schwankte, schaukelte, ging.
Immer noch in den Armen ihres Vaters.
Ihre Augenlider kämpften gegen den Kleber, der sie geschlossen hielt.
„Vater! Was ist passiert?!"
„Dein Schlammblut hat beschlossen, einen Spaziergang zu machen, Draco." Die Stimme dröhnte ihr in den Ohren. Eine tiefe Vibration, die sie wieder einlullte. „Vielleicht solltest du ihr erklären..."
Sie driftete wieder aufs Meer hinaus.
Ein Heckenlabyrinth, mehrere Stockwerke hoch. Ein Kaninchen vor ihr, das davonhoppelte und sie mit Harrys smaragdgrünen Augen ansah.
Es verschwand um die Ecke der Hecke und als sie ihm folgte, war es weg.
Ihr Körper schmerzte. Sie fühlte, wie ihre Glieder erwachten, aber sie zuckten nur wenn/als sie versuchte, sie zu bewegen.
Sie riss ihre Augen auf und starrte auf den Baldachin ihres Bettes, die cremefarbenen Vorhänge waren elegant drapiert.
Es war, als wäre sie gelähmt. Ihre Muskeln waren erschöpft und selbst ihre Wimpern waren zu schwer.
Sie konnte sehen, wie das tiefstehende Sonnenlicht von den Fenstern gegen die Decke prallte.
Als sie ihren Hals langsam drehte, entdeckte sie eine Gestalt, die vor ihren Fenstern stand und auf das Gelände starrte. Draco. Er hielt eine Tasse mit Untertasse in einer Hand - Tee, der kalt geworden war, wie sie aufgrund des Mangels an aufsteigendem Dampf erkannte. Die andere Hand steckte in seiner Tasche. Eine dunkle Hose, aber ein kobaltblauer Pullover. Keine Uniform.
Sie starrte auf seinen Rücken, während sie ihre Muskeln testete, die Zehen krümmte und die Arme bewegte. Er war jetzt fast so groß wie Ron. Er war immer größer gewesen als Harry. Seine Schultern hatten sich mit der Zeit verbreitert oder mit Muskeltraining, sie wusste es nicht. Aber selbst durch seinen Pullover konnte sie seine Körperbau erkennen.
Dracos Kleidung war immer perfekt geschnitten. Wahrscheinlich hatte man den Pullover extra für ihn handgefertigt.
Am Daumen, mit dem er die Untertasse festhielt, trug er den Slytherin-Klassenring. Der, der am Abend zuvor in ihre Lippe geschnitten hatte. Der Smaragdstein blinzelte ihr neckisch zu.
Ihr Blick fiel nach unten und nahm seine Beine und seinen Hintern in Augenschein. Auch dort war seine Kleidung perfekt geschnitten. Er stand auf beiden Beinen. Er war niemand, der sich auf eine Hüfte stützte, es sei denn, er hatte eine Wand oder eine Säule, auf die er sich absichtlich abstützte.
Sie hatte Pansy im Unterricht beobachtet, wie ihre Hände zu seinen Hüften wanderten um ihm schnell in den Oberschenkel zu kneifen. Sie hatte sie auch nach der Sperrstunde in dunklen Fluren entdeckt, wo Hermine das Paar entweder unterbrochen hatte, um Hauspunkte abzuziehen oder schnell weggelaufen ist, mit dem Bild von grünlackierten Fingernägeln, die ihm über den Hintern wanderten, in ihren Gedanken.
Als hätte er ihre Gedanken gelesen, drehte er sich um, um sie anzusehen. Gerade als ihr Blick sich an akzeptablere Orten begab.
Seine Augen waren weich und distanziert. Dann erschien ein Flackern. Und schließlich wurden sie grau und abwesend. Wie das Blinzeln eines Reptils.
Er wandte sich ihr voll zu, ließ die Teetasse und die Untertasse verschwinden und ließ die andere Hand in seine Tasche gleiten. „Kannst du dich bewegen?"
„Kaum." Ihre Stimme war rau, als wäre sie abgeschliffen worden. Vielleicht hatte sie geschrien.
Hinter ihm konnte sie die untergehende Sonne ausmachen. Sie hatte den ganzen Tag verloren.
Er sah sie finster an und bevor sie sich fragen konnte warum, fragte er: „Wolltest du dich umbringen?"
Sie blinzelte und legte sich kraftlos zurück in die Kissen.
„Nein. Aber jetzt, wo du es erwähnst, hätte ich gern meine Gürtel und Schals zurück."
Er kniff die Augen zusammen und schritt einmal über die Teppiche, bevor er wieder an dieselbe Stelle vor den Fenstern zurückkam, die Lippen zusammengepresst.
„Ich hätte dir bei deiner Ankunft eine Führung über das Gelände geben und dich vor den Konsequenzen warnen sollen", sagte er. „Morgen, wenn du wieder laufen kannst, werden wir das tun."
Sie lachte scharf und ihre Bauchmuskeln protestierten. „Es ist nicht nötig, mich zu begleiten. Ich bin ein Sklave, kein Hund. Ich glaube, ich habe es jetzt begriffen." Sie zog die Luft zischend durch ihre Zähne, als sie die Position ihrer Beine veränderte. Sie hasste es, wie eine Stoffpuppe vor ihm zu liegen. „Warum ist die Erholung schlimmer als der Cruciatus-Fluch?"
„Ich glaube, die Barriere wurde mit Blick auf den Cruciatus-Fluch erschaffen. Du warst dem Cruciatus wahrscheinlich noch nie über einen extrem langen Zeitraum ausgesetzt." Sein Blick schweifte von ihr ab und sie hatte den deutlichen Eindruck, dass er genau diese Symptome schon einmal erlitten hatte. „Das Überschreiten der Barriere sollte die tätowierte Person schockieren und ihr die Möglichkeit geben, sich aus dem Umkreis zurückzuziehen. Vater sagte du bist durch die Barriere gesprungen, dein ganzer Körper war jenseits der Barriere. Du bist gelandet und den Hügel hinuntergerollt."
Sie schluckte. Ja, das schien richtig zu sein. Wenigstens hatte sie etwas gelernt. Schwachstellen in den Barrieren waren irrelevant, solange sie diese Tätowierung auf ihrem Arm hatte. Lucius hatte die Wahrheit gesagt.
„Als er dich wiedergefunden hat", fuhr er fort, „warst du schon zwei Minuten außerhalb der Barriere."
Sie runzelte die Stirn. „Er hat definitiv lange genug gebraucht."
Sein Gesicht wandte sich wieder ihr zu und er hob eine Braue an. „Lucius hat momentan keinen Zauberstab. Er lässt ihn derzeit ersetzen."
Sie blinzelte ihn an. Diese Erkenntnis war verblüffend. Diverse Möglichkeiten wirbelten in ihrem Kopf herum und sie versuchte, einen Vorteil daraus zu ziehen.
Draco konnte ihr Gesicht leicht lesen. „Der Dunkle Lord hat letztes Jahr seinen Zauberstab angefordert. Aus Gründen, die er selbst zu verantworten hat. Er hat einen Ersatz benutzt, aber während der Schlacht von Hogwarts hat er schließlich seinen Geist aufgegeben. Er ist zerbrochen."
„Oh", war alles, was sie sagen konnte. Sie starrte auf die Vorhänge hinter ihm, während ihr klar wurde, dass Lucius Malfoy ihr den Hügel hinunter gefolgt war. Sie in seine Arme gehoben und sie zurück in ihr Schlafzimmer getragen hat.
Sie fragte sich, ob er gerannt war oder ob er ihren Körper einfach am Fuße des Hügels sich winden und brutzeln hat lassen.
Nichts, was diese Familie tat, ergab einen Sinn.
Sie fing Dracos Blick ein. Er hatte sie angestarrt, wurde ihr klar. Sie war schwach, unbeweglich und lag im Bett vor ihm. Er konnte mit ihr machen, was er wollte. Sie schluckte, testete ihre Armmuskeln und versuchte sie anzuspannen. Sie reagierten kaum.
Die Bewegung fiel ihm auf und er sah weg. „Mippy", rief er.
Die Elfe sprang ins Zimmer. „Miss ist wach!"
„Sie braucht Essen und Wasser", stellte Draco fest und bewegte sich in Richtung Tür. Ihr Kopf war zu schwer, um ihm zu folgen. „Und in einer Stunde einen weiteren Muskelentspannungstrank. Bitte kümmere dich um sie."
Die Tür schloss sich und sie starrte auf die Stelle vor den Fenstern, wo er gestanden hatte, während Mippy um sie herumhüpfte.
Narcissa half ihr am nächsten Tag aus dem Bett und unterstützte sie dabei ihre verspannten Muskeln zu dehnen. Hermine presste ihre Lippen zusammen und ließ sie gewähren, wobei sie sich fragte, ob sie wusste was ihr Sohn für sie geplant hatte. Sie gingen die Treppe hinunter und schlenderten im Erdgeschoss des Herrenhauses entlang.
Sie hatte Draco und Lucius den ganzen Tag nicht gesehen. Narcissa entschuldigte sich, dass sie ihr nicht die Grenze gezeigt hatte und bot ihr an mit ihr spazieren zu gehen, aber Hermine lehnte ab. Ihre Muskeln taten immer noch weh. Und sie brauchte keine Erinnerung daran, dass sie hier gefangen war.
Narcissa war die aufmerksamste Person, die Hermine je getroffen hatte. Am späten Nachmittag, als sie kam, um sie zum Mittagessen nach unten zu begleiten, hatte sie bemerkt, dass Hermines Haut genauso empfindlich war wie ihre Muskeln und hörte deshalb auf ihre Arme miteinander zu verschränken. Sie wirkte einen Polsterzauber auf dem Ohrensessel, bevor sie sich setzten um ihr Essen einzunehmen. Als Narcissa Mippy bat, ein Bad einzulassen, lächelte Hermine sie fast an.
Es war, als hätte sie einen besonders fiesen Sonnenbrand auf jedem Zentimeter ihrer Haut und jede Berührung ließ sie frösteln.
Nachdem sie sich abgetrocknet hatte, zog sie das weiche Seidennachthemd an, das Narcissa für sie auf das Bett gelegt hatte. In dieser Nacht schlief sie in Seide gehüllt ein, mit einem kühlenden Zauber auf ihren Laken.
Ihr Bewusstsein hob sich in langsamen Wellen aus ihren Träumen, ein schwereloses Schweben zurück an die Oberfläche. Jedes Mal, wenn sie wieder in die Träume eintauchte, war Harry da.
Als sie sich von ihren Wünschen und Erinnerungen löste, fühlte Hermine ein Stechen auf ihrer Haut, ihr Körper zog sie zurück in ihr Bett auf dem Malfoy-Anwesen, in die Welt in der Harry tot war. Ihre Arme zitterten und das vertraute Gefühl beobachtet zu werden überspülte sie.
Ein Ruck an ihrem Haar, eine Locke löste sich sanft und kitzelte in ihrem Nacken.
Ihre Wimpern flatterten und sie öffnete die Augen zu ihrem dunklen Schlafzimmer. Sie neigte den Kopf zur Tür. Einen Moment lang war sie sich sicher, dass sie nicht allein war. Dass Finger durch ihr Haar fuhren und ein Blick ständig über sie wachte.
Vielleicht war Narcissa gekommen, um nach ihr zu sehen.
Oder vielleicht...
Sie blinzelte ihre dummen Gedanken weg, verschränkte ihre Beine in den Laken und drehte sich auf die andere Seite, um sich hineinzukuscheln.
Ein Schatten in der Dunkelheit. Und Finger, die ihre Locken drehten. Und Augen wie der Teufel, die hinter ihr auf dem Bett ruhten und auf sie herabblickten.
„Hallo, mein Schatz", brummte Bellatrix.
Ihr Herz stotterte in ihrer Brust, ließ ihre Adern gefrieren und spannte ihre Muskeln an. Ihre Beine strampelten, aber Bellatrix gackerte und schlüpfte über sie hinweg. Sie setzte sich auf ihre Hüften, stemmte ihre Ellbogen auf das Bett und grinste auf sie herab.
Hermines Kehle schnürte sich bei dem Wort „Hilfe" zusammen und sie würgte.
„Ah, ah, ah!" Bellatrix gluckste. „Das wird nicht reichen. Es sind nur wir Mädchen da." Ihre Nägel schnitten in Hermines Arme, bis diese wimmerte. „So eine hübsche kleine Beute bist du, Schlammblut. Und teuer noch dazu."
Eine Hand packte ihren Kiefer. Knochige Finger drehten ihr Gesicht, um sie zu mustern. Hermine strampelte und versuchte sich mit ihrem freien Arm unter ihr wegzudrücken und wegzurollen. Bellatrix' senkte ihre Hand und drückte fest auf ihre Kehle. Hermine kratzte sie und drückte gegen das Gewicht an ihrem Hals als Flecken ihre Sicht trübten. Sie konzentrierte sich auf ihren Atem, der langsam und gleichmäßig rasselte.
„So teuer, dass ich mich frage, ob deine Fotze auch golden ist." Ihr heißer Atem traf Hermines Gesicht. Der faulige Gestank raubte ihr ebenso die Luft wie der Griff um ihre Kehle. „Nicht, dass es bis jetzt jemand herausgefunden hat, oder?"
Der spöttische Tonfall in ihrer Stimme schoss Hermine das Rückgrat hinunter.
„Willst du wissen, warum der Dunkle Lord mich schätzt, Schlammblut? Warum ich nach all den Jahren immer noch an seiner Seite erwünscht bin?" Sie lächelte zu ihr hinunter, ihre Augen glitzerten schwarz. „Weil ich nicht zulasse, dass meine Eier mir den Weg zu dem verbauen, was wirklich wichtig ist."
Sie gackerte und Hermine erschauderte. Bellatrix strich eine von Hermines Locken weg, während sich ihr Gesicht verzog, dunkel und bockig. „Wie der Vater, so der Sohn." Sie blickte finster auf sie herab und Hermine sah wie ihre Augen brannten. Bellatrix richtete sich plötzlich auf, ihre Hand hob sich von Hermines Hals.
„Das ist das Problem mit Männern", zischte sie. „Keine verdammte Loyalität. Kein Pflichtgefühl!" Bella zwirbelte ihren Zauberstab in ihren Fingern, während sie über Hermines Kopf hinweg auf eine weit entfernte Erinnerung blickte. „Sie können das größere Bild nicht sehen. Sie wollen nur ihre Zehenspitzen hineintauchen."
Hermine hatte das Gefühl, dass sie hier vielleicht eine Art Ausgang verpasst hatte. Einen Weg, um mit ihr zu sympathisieren, ihr Vertrauen zu gewinnen und dann abzuhauen. Bevor Hermine über eine Möglichkeit nachdenken konnte fiel Bellatrix über sie her. Sie krallte sich an ihrer Kopfhaut fest, riss ihr Haar zurück ins Kissen und drückte ihr Kinn Richtung Decke.
„Aber du ... immer noch unberührt. Was für eine Peinlichkeit." Etwas Nasses und Warmes auf ihr – Bella leckte ihr das Gesicht vom Kiefer bis zur Schläfe. „Du schmeckst nicht teuer." Sie gackerte. „Denkst du, du bist in Sicherheit, Schlammblut?"
Hermines Augen konnten nur das Kopfteil sehen, ihre Lungen zogen Luft durch eine verkrümmte Luftröhre.
„Ich will nicht, dass du dir darüber den Kopf zerbrichst. Du kennst deinen Platz, oder?"
Dann riss Bella ihren linken Arm von ihrem Körper weg und drückte ihr Handgelenk in die Matratze, damit sie ihre Narbe richtig lesen konnte.
„Nicht wahr?!", kreischte sie.
„Ja", keuchte Hermine und verkrampfte sich wegen den Fingern an ihrem Hals.
„Musst du daran erinnert werden?"
„N-nein!"
Ein Gackern. „Ohh ... ich glaube, das musst du."
Die Schneide einer Klinge fing das Mondlicht ein und Hermines Brust zog sich vor Entsetzen zusammen, als die Spitze gegen ihre Haut drückte.
Hermine strampelte wild. Bellatrix lachte und schob ein Knie auf ihre Brust, das andere drückte ihren Oberarm in die Matratze, während sich die Klinge in ihren Arm grub.
Sie konnte nicht mehr atmen. Sie schrie, obwohl sie wusste, dass niemand sie hören würde. Niemand.
„Tante Bella", sagte eine ruhige Stimme. „Was tust du da?"
Eine Handbewegung von Bellatrix und die Kerzen in ihrem Schlafzimmer brannten. Sie drehte sich über ihre Schulter und lächelte. „Draco, mein Schatz. Kommst du zum Spielen?"
Hermine fühlte ihren Puls in der Wunde, ihr Blut sammelte sich.
Bellatrix stieg von ihr herunter, Hermine krabbelte zur Seite und stolperte gegen die Wand. Ihr Blick schoss zum Badezimmer, mit der Tür, die sie verbarrikadieren konnte. Aber es war auf der anderen Seite des Bettes.
Sie hielt sich den Arm vor die Brust und schaute auf. Sie sah Draco in der Mitte des Zimmers wie er seine Tante beobachtete. Er trug Shorts und hatte einen ausdruckslosen Blick aufgesetzt. Seine Augen suchten nicht nach ihr, er bewegte sich auch nicht auf sie zu. Er grinste seine Tante nur an.
„Bella, ausgerechnet du weißt, wie wichtig es ist, ein Spielzeug einzugewöhnen. Du wirst meinen Prozess ruinieren."
Hermine schluckte, ihr Atem kam in abgehackten Zügen. Ihr wurde schwindelig. Die Wunde... Da war etwas nicht in Ordnung.
Bellatrix rutschte vom Bett. „Es ist nur zu deinem Besten, Draco. Sie hat den Namen der Malfoys genug vergiftet."
Er starrte sie kalt an. „Der Dunkle Lord ist noch nicht fertig mit ihr."
Bellatrix schmollte und flüsterte etwas in Dracos Ohr. Hermine hatte das Gefühl, dass sie nicht normal hören konnte. Vielleicht pochte ihr Blut zu laut in ihren Ohren. Draco erwiderte etwas und Hermine sah zu, wie Bellatrix' Handfläche über seine nackte Brust glitt und sie ihre Nägel über seine Haut zog. Sie schlüpfte an ihm vorbei und summte eine fröhliche kleine Melodie, während sie zur Tür tanzte.
Der Raum drehte sich und Hermine stützte sich an der Wand ab.
Bellatrix sagte etwas zu ihm während sie im Türrahmen stand. Irgendeine gemurmelte Melodie. Aber Hermine starrte auf ihren Arm hinunter, das Blut begann zu tropfen.
Da war ein Schnörkel und ein Strich. Und sie wünschte sich, dass Bellatrix etwas wichtigeres hineingeritzt hätte. Sie musste sich das jetzt ewig ansehen. Genau wie die anderen Narben, die Bella gemacht hatte.
Die Wand hinter ihr flog nach vorne und schlug ihr gegen den Kopf, sodass sie mit dem Rücken fest dagegen stieß.
Sie sah auf, um Bellatrix zu sagen, sie solle zurückkommen und es zu Ende bringen. Es war ihr gegenüber nicht fair, sie nur mit einem Schnörkel zurück zulassen. Aber sie schloss die Tür hinter sich. Dann war Dracos nackte Haut auf einmal überall um sie herum.
Warm.
„Granger!" Sie fokussierte sich auf den Klang seiner Stimme. Es war nicht das erste Mal, dass er ihren Namen rief. Sie konnte das Echo davon hören.
Draco war so warm. Seine Hand hielt ihr Handgelenk, aus dem Blut tropfte und sein anderer Arm hob ihren Körper hoch und schlang sich um ihre Taille. Sie drückte ihren Kopf an seine Schulter, als würden sie tanzen.
Sie lächelte und spürte, wie ihre Lippen über seine Haut strichen, schwindlig von der Melodie.
Etwas stimmte nicht mit ihr.
Sie spürte Hitze auf ihrer Wunde. Vielleicht heilte er sie. Vielleicht würde er sie so heilen das der Schnörkel etwas bedeutete. Nicht nur eine geschwungene Linie und eine Schramme.
Sie schaute hinunter und fand Dracos Lippen auf ihrem Arm.
Das würde es heilen. Da war sie sich sicher. Ihre Mutter hatte das auch immer gemacht.
Er wandte sein Gesicht ab, die Lippen rot gefärbt und spuckte ihr Blut auf den cremefarbenen Teppich.
Er setzte seinen Mund wieder an, saugte kräftig und sie spürte, wie ihr Kopf wieder nach unten sackte, als er erneut spuckte.
Er saugte etwas aus ihr heraus. Sie blinzelte ihn an. Sie sah zu, wie Draco Malfoy seinen Mund mit ihrem dreckigen Blut füllte, sah zu, wie die Teppiche mit Blut besudelt wurden.
Sie keuchte, ihre Knie knickten ein, ihre Lungen füllten sich wieder. Er sah sie an, sein Mund war immer noch an ihrem Arm, seine Augen waren blass. Sein Arm umklammerte ihren Körper, drückte sie an sich heran. Irgendwo spielte ein Walzer.
Er drehte sich um und spuckte aus. „Accio." Seine Stimme brach bei dem Wort.
Sein Zauberstab flog von irgendwoher heran. Irgendwo außerhalb des Zimmers.
Denn er ist angerannt gekommen, als sie geschrien hat und hatte seinen Zauberstab zurückgelassen.
Wie der Vater so der Sohn.
Er ergriff das Handgelenk ihrer verletzten Hand und richtete seinen Zauberstab auf die Schnitte, saugte Blut in die Luft und flüsterte einen Zauber, um etwas Dunkles daraus zu entfernen. Rauch, der aus ihrem Arm aufstieg, hing in der Luft um sie herum wie Nebel.
Irgendwann während ihres Anfalls hatte sie nach seine Schulter ergriffen und ihre Hand fühlte sich jetzt völlig erfroren an, selbst als er an der Heilung ihres Blutes arbeitete, hatte sie die Finger um seinen Hals geschlungen. Sie starrte auf seine nackten Schultern, auf die Haut seiner Arme.
Draco Malfoy schlief nur in Shorts und Socken. Außerdem hatte er ein einzigartiges Schönheitsmal oben auf seiner linken Schulter. Die Ränder ihrer Sicht verschwammen, als sie seine Lippen studierte. Lippen, die das Leben aus ihr heraussaugen konnten.
„Es ist eine Koboldklinge", flüsterte er.
Sie blinzelte bei dem Klang seiner Stimme so nah bei ihr. Sie teilten dieselbe Luft. Sie blinzelte erneut. Ihr Kopf war wieder klarer.
„Es ist Viperngift. Und andere Dinge", sagte er und säuberte wieder ihr Blut von dem Rauch.
Sie nickte stumm. Hochgiftig. Und er hatte es herausgesaugt. Hatte sie gerettet. Er sah ihr in die Augen, zum ersten Mal seit gestern. Er war so groß. Ihr Hals wurde länger und ihre Hand rutschte aus Versehen über seine Schulter.
Gänsehaut unter ihren Fingern.
„Es wird Narben geben, leider." Er wandte sich ihrem Arm zu und sprach einen Zauber, um die Haut zu schließen.
Sie holte rasselnd Luft und nickte erneut. Ihr Kopf fühlte sich wieder klarer an, obwohl sie am Rande ihres Bewusstseins noch ein Stechen verspürte. Sie fragte sich wieder, was Bellatrix beabsichtigt hatte.
Seine Augen folgten der Linie ihres Arms, über ihre Schulter, ihren Hals hinauf zu ihren Augen. Er hielt ihren Blick fest, tief und bestimmend. „Es hat nichts zu bedeuten. Die Zeichen."
Natürlich haben sie keine Bedeutung, dachte sie. Es ist nur ein Schnörkel.
Ihr Blick wanderte hinunter zu seinen Lippen, die noch immer rosa von ihrem Blut waren. „Danke", flüsterte sie.
Er schluckte. Dann ließ er seine Hand weggleiten, löste seinen Körper von ihrem. Er drückte sie gegen die Wand. „Mippy!" Ein Knacken und die Elfe war da, hüpfend und fragte ob etwas mit dem Fräulein nicht stimmte. „Bluterneuerungstrank. Wasser. Und eine weitere Portion Abendessen, wenn Miss Granger es wünscht."
Seine Augen verließen ihre nicht, als Mippy wegging.
„Ich werde die Schutzzauber erneuern lassen. Als ich die Blutgrenze gewählt habe, dachte ich, sie würde nur meinen Eltern dienen. Ich habe nicht gedacht ..." Er wandte sein Gesicht ab. Sein Blick landete auf ihrem Blut auf den Teppichen und er schwenkte seinen Zauberstab, um es verschwinden zu lassen. „Ich hatte keine Ahnung, dass sie dir wieder so etwas antun will."
Hermine zuckte zusammen. „Ihr antun wollen" war nicht ihre bevorzugte Wortwahl. „Warum hat sie es dann getan?", fragte sie krächzend. Am Morgen würde sie blaue Flecken am Hals haben.
Seine Augen wurden kalt. „Sie ... missbilligt die Art, wie wir mit dir umgehen." Sein Blick glitt an ihrem Körper hinunter und stoppte am unteren Rand ihres Nachthemdes. Er glitt über die Vorderseite ihrer Oberschenkel und kehrte schnell zu ihrem Gesicht zurück. Hermine zitterte. „Ich muss mit meinem Vater sprechen. Wenn du etwas brauchst, wende dich bitte an Mippy."
Sie nickte und fühlte sich warm von seinen wandernden Augen. Er drehte sich um und verließ den Raum durch die Tür, während sie auf ihre Füße starrte und sich weigerte, seinen nackten Rücken anzuschauen.
Mippy kehrte zurück. Sie wechselte die Laken für sie, kühlte das Bett und blieb bei ihr, bis sie ein paar Bissen vom Teller gegessen hatte.
Hermine lag wach, ließ den Bluterneuerungstrank durch sich hindurchsummen und fuhr mit den Fingern über die neuen Markierungen auf ihrem linken Arm, während sie ausdruckslos an die Decke starrte. Erst als die Male zu demselben Weiß wie die Narbe des anderen Wortes verblasst war, sah Hermine es.
Bellatrix hatte es also doch geschafft. Nicht nur ein Schnörkel und ein Strich.
Dort, direkt neben der Tinte von Dracos Unterschrift, hatte sie ein Apostroph und ein „s" eingeritzt.
D.M. ' s
Schlammblut
Übersetzung von Annelina97 und Goldfisch!
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