Kapitel 18

Trigger Warnung: Dieses Kapitel enthält Blut/Gewalt Elemente. Bitte an die eigene mentale Gesundheit denken. In den Endnotizen findet ihr genauere Details.


Ginny.

Hermine starrte nach unten auf das Stück Papier zwischen ihren Fingerspitzen.

Ihre Bücherregale wackelten, als ein schwerer Wälzer nach vorne rutschte, sich öffnete, und den Blick auf scharlachrote Haare und schelmische Augen freigab. Ginny war am Leben und wartete auf Hilfe.

Wie töte ich ihn? – GW

Ihre Handschrift. Ihre Worte. Ihr Feuer.

Hermine kniff die Augen zusammen. Entweder kannte das erdbeerblonde Mädchen Ginny oder jemand, der Zugang zu beiden Mädchen hatte, hatte als Vermittler gedient.

Sie holte zitternd Luft und brachte ihre bebenden Regale zum Stillstehen. Die Notiz schien keine List zu sein. Vielsafttrank erlaubte niemandem, Ginnys Handschrift nachzuahmen und die Notiz passte zu ihren Theorien über Cho und Charlotte. Mädchen revoltierten leise gegen den Großen Orden und benutzten Notizen auf den Auktionsgut-Partys, um zu kommunizieren. Aber Ginny war jetzt seit über einem Monat weggesperrt.

Ein Gewicht fiel in Hermines Magen. Wie lange hatte Ginny auf ihre Antwort gewartet? Wochen? Oder gab es andere Kommunikationsmethoden, die sie nicht kannte?

Hermine untersuchte das Papier immer wieder, suchte nach etwas anderem Wichtigem und warf es dann ins Feuer. Sie beobachtete, wie das Pergament knisterte und sich kräuselte.

Wie töte ich ihn?

Ginny Weasley hatte direkten Zugang zu Voldemort. „Das Haustier des Dunklen Lords", hatte Cirillo sie genannt. Sie war ihm nahe genug, dass sie glaubte, sie könnte ihn töten.

Hermine ging in ihrem Zimmer auf und ab und überlegte, was sie antworten sollte. Das Problem war, dass das Töten von Voldemort nicht einmal die halbe Miete war.

Nagini.

Nagini musste zuerst dran sein. Wenn Voldemort starb, bevor Nagini es tat, wäre es nicht gut genug. Die Nacht in der der Todesfluch zurückgesprungen war, als er das erste Mal versucht hatte Harry zu töten, war er nicht gestorben, da seine Horkruxe ihm am Leben gehalten hatten.

Als letzter Horkrux musste die Schlange zuerst verschwinden. Und es gab nur drei Möglichkeiten, sie zu töten. Teufelsfeuer, Basiliskengift oder das Schwert von Gryffindor.

Es gab nur zwei lebende Menschen, die von der Schlange wussten – sie und Ron. Ginny könnte die dritte sein. Dumbledore hatte nach seinem Tod drei Leuten erlaubt, es zu erfahren.

Wie lange hatte das erdbeerblonde Mädchen Ginnys Notiz aufbewahrt und auf ihren Moment mit Hermine gewartet?

Hermine hielt inne und stützte sich auf den Kaminsims. Wer war sie? Wer war die Erdbeerblonde? Sie erkannte sie nicht, aber das war nicht unbedingt ein Grund zur Besorgnis. Viele waren aus verschiedenen Ländern in ganz Europa mitgenommen worden – einige waren sogar Muggel. Und da die Magie unterdrückt wurde und sie unter der Aufsicht der Carrows standen, war es äußerst unwahrscheinlich, dass eines der Mädchen Zugang zu einem grenzenlosen Vorrat an Vielsafttrank hatte.

Sie dachte an Charlotte zurück. Cho. Die Mädchen, die sich unter dem Tisch mit Glas in den Knien an den Hände hielten. Es gab ein System – ein Netzwerk. Und die Erdbeerblonde war nur ein Zahnrad in der Maschine.

Wenn sie das zusammen überleben wollten, musste Hermine ihr vertrauen.

Sie rannte zu ihren Schreibtischschubladen und holte Ersatzpergament heraus. Sie zerriss Stücke und testete ihre Größe unter dem Kragen, bis sie einen Haufen hatte, mit dem sie arbeiten konnte. Nach ein paar Versuchen, mit einer dünnen Federspitze, fand sie heraus, wie man die maximale Anzahl von Wörtern auf den Zettel bekommt. Aber als sie auf ihr Kleingedrucktes blickte, das mit knappen Worten auf dem Pergament trocknete, wurde ihr die Tragweite ihrer Worte bewusst.

Teufelsfeuer, Basiliskengift, Gryff. Schwert. Nagini zuerst.

Wenn sie erwischt wurden... dann übergab sie die Schlüssel zu allem. Nicht einmal Dumbledore hatte es aufgeschrieben.

Nur wenige Leute wussten, was Horkruxe waren, aber eine Katalogsuche nach diesen Begriffen würde diejenigen, die den Zettel fanden direkt zum Thema führen. Der Sinn, sie als verbotenes Thema zu behandeln, bestand darin, die Machtgierigen davon abzuhalten, sich selbst durch Horkruxe zur Waffe zu machen. Wenn die Informationen in die falschen Hände geriet...

Konnte sie darauf vertrauen, dass die Informationen die richtigen Leute erreichte, ohne entdeckt zu werden? Wie direkt war der Zugang der Erdbeerblondine zu Ginny? Durch wie viele Hände würden diese Informationen gehen?

Ein dunkler Gedanke kam Hermine, als sie aus ihren Fenstern auf das mondbeleuchtete Gelände starrte – Würde es eine Rolle spielen? Könnte Ginny es alleine schaffen?

Wie konnte Ginny Teufelsfeuer beschwören oder Basiliskengift finden? Würde ihr das Schwert von Gryffindor genau im richtigen Moment erscheinen?

Hermine schüttelte den Kopf und vertrieb ihre Bedenken. So unmöglich ihre Umstände auch erscheinen mögen, Ginny war einfallsreich. Klug. Hermine musste ihr vertrauen; musste ihr die Informationen besorgen, nach denen sie gefragt hatte. Aber sie musste einen anderen Weg finden. Eine Notiz war zu riskant.

Im Moment war die hilfreichste Information, die Hermine weitergeben konnte, dass Voldemort zwar der König war, aber Nagini war die Königin. Die Königin musste zuerst fallen.

Ginny durfte sich nicht auf Voldemort konzentrieren. Sie musste nahe an Nagini rankommen. Und Hermine würde einen Weg finden, die restlichen Informationen ohne eine Notiz weiterzugeben.

Das Bild von Voldemorts Gesicht, wie er in ihre Gedanken eindrang, schwamm an die Oberfläche. Die unsichereren, komplizierten Gedanken, die sich in seinem Blick widergespiegelt haben, als er bestätigt hatte, dass Harry ein unbeabsichtigter Horkrux war. Hermine biss sich auf die Lippe und betete, dass er keinen anderen erschaffen hatte. Seine Seele war bereits instabil – hoffentlich war er nicht fahrlässig genug, sie weiter zu spalten.

Es war vier Uhr morgens, als Hermine sich für zwei Worte entschied, kurz und prägnant mit Tinte geschrieben. Ein Hinweis und eine Warnung. Ein Gedanke, an den weder Ginny noch George noch eine andere lebende Person außer Ron denken würden.

Schlange zuerst.

Sie schlief bis ein Uhr nachmittags und ließ das emotionale Schleudertrauma des vorangegangenen Abends auf sich wirken. Das volle Gewicht ihrer Probleme schien zu ihr zurückzukehren, als sie im Bett lag und an die Decke blinzelte. Sie verzog das Gesicht und warf die Decke von sich.

Sie hatte sich entschieden, wie sie auf Ginnys Nachricht reagieren sollte, aber als sie ihren Kaffee aus der Kanne einschenkte, die auf ihrem Nachttisch stand, wusste sie, dass sie ein unmittelbareres Problem hatte. Für sie war es entscheidend, in Edinburgh konsequent aufzutreten und sich für jede Form der Kommunikation zur Verfügung zu stellen. Und um das zu tun, mussten sie und Draco besser zusammenarbeiten. Ihr Streit letzte Nacht hatte den Abend verkürzt – etwas, das sie sich in Zukunft nicht leisten konnte.

Hermine nahm nachdenklich einen großen Schluck Kaffee. Drei Dinge schienen ihn letzte Nacht verärgert zu haben. Flint zu küssen, zu versuchen, ihre Rolle in der Suite zu spielen, und die Erdbeerblonde an sich heranlassen. Hermine konnte seine Sichtweise über die Situation mit Flint verstehen, aber sie würde es sofort wieder tun. Er muss doch verstehen warum.

Der Rest seiner Wut ergab keinen Sinn.

Sie schloss die Augen und kämpfte gegen ihren Ärger über das unmögliche Rätsel, das Draco Malfoy war, an. Vielleicht war es nicht so wichtig, die Ursache seiner Wut zu verstehen, aber dafür zu sorgen, dass es nicht wieder so weit kommen würde. Sie musste wissen, was sie tun durfte und was nicht. Oder er könnte stattdessen wieder Pansy in ihrem Körper mitnehmen.

Hermine runzelte die Stirn, als sie in ihre Kaffeetasse blickte.

Das durfte nicht nochmal passieren. Es war ihr Körper – nur sie hatte das Recht, darin zu sein. Und die Mädchen zählten darauf, dass sie da sein würde, unabhängig von ihren kleinen Streitereien mit Draco. Sie musste es wieder gutmachen.

Obwohl er im Unrecht war.

Sie runzelte die Stirn, leerte den Rest ihrer Kaffeetasse und ging in ihr Bad, um sich frisch zu machen.

Nachdem sie ihre Gedanken gesammelt hatte, durchsuchte sie das Anwesen nach ihm. Sie fand ihn in seinem Arbeitszimmer im ersten Stock, die Tür war leicht geöffnet. Nachdem sie auch nach ein paar Mal Klopfen keine Reaktion bekam, drückte sie die Tür mit den Fingerspitzen auf und hielt den Atem an, als sie nach innen schwang. Er war über seinen Schreibtisch gebeugt und versiegelte mit einem teilnahmslosen Gesichtsausdruck einen Umschlag mit dem Malfoy-Wachssiegel. Sie stand in der Tür und wartete darauf, dass er sie wahrnahm.

Er schaute schließlich zu ihr nach oben, blickte sie einen Moment lang an, bevor seine Augen über ihre Jeans und Turnschuhe wanderten. Sie bemerkt, dass er es immer hasste, wenn sie Jeans trug.

Sie schluckte und hob ihr Kinn an. „Können wir etwas diskutieren?"

„Aber natürlich, Granger." Sein Ton war bitter, als er aufstand und das Siegel und das Wachs wieder in seine Schreibtischschublade legte.

Sie spürte eine Wut, die nur er in ihr hervorrief, bevor sie sich wieder konzentrierte.

Sie blieb in der Tür stehen, versperrte ihm halb den Weg und sagte: „Ich würde gerne darüber sprechen, dass wir in Edinburgh noch keinen erfolgreichen Abend hatten."

Seine Augen flackerten zu ihr hoch. „Erfolgreich." Sie nickte und sein Mundwinkel zuckte. „Und wie würde das aussehen, Granger?"

„Sag du es mir", sagte sie leise. „Ich war schon zweimal dort, und beide Male hatte ich das Gefühl, als würde ich ertrinken."

Ein Aufblitzen von etwas in seinem Gesicht – Schuldgefühle vielleicht. Sie ging nach vorne und hielt seinem Blick stand.

„Ich möchte weiterhin nach Edinburgh gehen. Ich möchte nicht, dass du wieder jemand anderen in meinen Körper mitnimmst."

Er sog scharf die Luft ein. „Granger –"

„So verängstigend und widerlich es auch ist, Edinburgh ist der einzige Ort, an dem ich meine alten Freunde sehen kann", sagte sie schnell zu ihm. „Und wo ich ein bisschen etwas über die Außenwelt hören kann."

Sie hielt inne und biss sich auf die Lippe. Sie hatte sich dagegen entschieden, ihm von der Notiz oder den Kommunikationswegen zu erzählen. Obwohl ihr Herz ihr sagte, dass man Draco vertrauen konnte, wusste ihr Verstand, dass es unlogisch war. Er hatte sie über so viele Dinge im Dunkeln gelassen.

„Was willst du mir damit sagen, Granger?" Er stand mit den Händen in den Taschen neben seinem Schreibtisch und starrte sie mit schrägem Blick an.

„Wir müssen bei diesen Partys auf der gleichen Seite sein. Keine überstürzten Aufbrüche mehr."

„Und was schlägst du vor?"

„Nun, für den Anfang, wenn ich davon absehen muss Marcus Flint in Zukunft zu küssen, dann kann ich dieses Opfer wohl erbringen", sagte sie trocken.

Er verdrehte die Augen und seufzte. „Wie großmütig von dir."

„Ich denke, wir müssen uns wohler miteinander fühlen", sagte sie und kam direkt auf den Punkt.

Sein Blick wanderte zu ihr, unergründlich.

„Ich bin zu steif, du bist zu... nervös." Er öffnete den Mund, als wollte er mit ihr darüber streiten. „Du hast etwas gegen ‚Intimität', oder was auch immer", sagte sie mit einer leichtfertigen Geste. Sein Mund schloss sich und sie wandte sich von seinem intensiven Blick ab. „Mir ist es lieber in Situationen zu gehen, wenn ich allen notwendigen Informationen habe. Ich wusste weder, dass du eine Abneigung gegen Küsse hast, noch von den Details von Pansys Ausflug nach Edinburgh in meinem Körper" — sie war ziemlich stolz darauf, dass ihre Stimme nicht brach – „und diese beiden Tatsachen haben mich verunsichert." Sie riss ihren Blick von seinem Schreibtisch und sah, dass seine Augen auf einen Punkt über ihrer Schulter gerichtet waren. Sie schluckte. „Ich glaube, Flint hat mein Unbehagen bemerkt."

„Und daraus seinen Nutzen gezogen", beendete er.

Sie nickte. Hermine atmete tief durch und erinnerte sich an Ginny– erinnerte sich daran, dass sie sie brauchte – und sie stellte die Frage, die sie hierher gebracht hatte.

„Iss heute mit mir zu Abend", sagte sie. „Nur wir zwei."

Seine Augen huschten zu ihrem Gesicht. Er bewegte sich nicht, bis auf den Muskel in seinem Kiefer.

„Iss..."

„heute mit mir zu Abend." Sie nickte. „Ich möchte besprechen, wie ein erfolgreicher Abend in Edinburgh für dich aussieht. Was es für mich bedeuten würde, deine Freunde und die anderen Todesser von der Art von Beziehung zu überzeugen, die wir haben sollten."

Er kratzte sich am Hals, und sie sah rosafarbene Flecken unter seinem Kragen. „Ich bin heute Abend außer Haus."

Die Antwort kam schnell und brachte Hermines dazu ihre Augen zu verengen.

„Dann morgen", sagte sie. Er verlagerte sein Gewicht auf sein anderes Bein und sie unterbrach die Ausrede, von der sie wusste, dass sie kommen würde. „Oder an jeden Tag. Bei mir steht sonst nichts im Kalender."

Er starrte ein Loch in seinen Schreibtisch, als er antwortete: „Morgen."

„Wunderbar. Ich werde alles mit den Elfen arrangieren. Nur wir beide."

Er hob eine Augenbraue an und sagte mit einem Anflug von Widerwillen: „Dann ist es ein Date."

Sie spürte, wie ihr Puls pochte und ihre Wangen heiß wurden. Sie murmelte etwas Zustimmendes, bevor sie aus der Tür verschwand und die Treppe hinauf in ihr Zimmer stürmte.

Remmy hatte sie finster angestarrt, als sie die Küche betrat und um ein privates Abendessen für sie und Draco um 20 Uhr bat. Die Elfe strotzte nur so vor Sarkasmus, als sie fragte: „Will Miss auch Kerzen auf dem Tisch?"

„Nur Essen und Wein werden nötig sein, danke", hatte Hermine gestammelt, bevor sie wieder aus dem Zimmer gestolpert war.

Sie trank den Nachmittagstee mit Narcissa und obwohl sie nichts erwähnte, fragte sie, ob Hermine an diesem Abend mit ihr zum Abendessen kommen wollte. Hermine hatte sich eine schwache Entschuldigung einfallen lassen, dass sie in ihrem Zimmer zu Abend essen wollte und betete inbrünstig, dass Narcissa ihr übliches Abendessen auf der Veranda einnehmen würde. Narcissa antwortete einfach mit „Sicher, Liebes" und nahm einen zarten Bissen von ihrem Keks und lächelte verschlagen in ihre Teetasse.

Das Wort „Date" klebte wie Klebstoff in ihrem Kopf und machte sie nervös, als sie versuchte, sich auf den Abend vorzubereiten. Hermine musste sich mehrmals davon abhalten, ihre Jeans auszuziehen. Als ihre Hände nach der Schminkschublade in ihrem Schminktisch gegriffen hatten, beschäftigte sie sich stattdessen damit, ihre Haare zu einem Zopf zu binden, der auf ihrer Schulter lag und tadelte sich selbst dafür, dass sie etwas so Albernes, wie sich für Draco Malfoy umzuziehen in Betracht zog.

Das war kein „Date". Es war die Vorbereitung für einen weiteren Ausflug nach Edinburgh. Sie musste zu Ginny zurückkehren und er musste den Verdacht von ihnen ablenken.

Stirnrunzelnd betrachtete sie ihr Spiegelbild. Sie konnte heute Nacht nicht den Kopf verlieren, trotz der Gefühle, die sie noch nicht begraben hatte. Sie ertappte sich dabei, wie sie sich wieder die Haare zurecht machte und verdrehte die Augen wegen ihrer Dummheit – Draco Malfoy würde nie mit ihr auf ein Date gehen.

Um Viertel vor acht ging sie hinunter ins Esszimmer, um die Vorbereitungen zu überprüfen. Remmy hatte zwei Plätze vorbereitet, genau wie sie gebeten hatte – einen am Kopfende des Tisches und einen direkt links daneben. Rotwein in Gläsern stand bereit und die Servierteller waren voller Gemüse und Braten.

Sie nahm unbeholfen ihren Platz an der Seite des Tisches ein und musste nur fünf Minuten warten, bis Dracos Schritte ihren Blick zur Tür lenkten. Sie stand schnell auf, als er eintrat, und war froh, seine Drachenlederschuhe anstelle seiner Todesserstiefel zu sehen. Sein Blick überflog den Wein und das Essen auf dem Tisch, bevor er wieder auf ihr landete und schnell ihr geflochtenes Haar und ihre Jeans begutachtete.

„Granger", grüßte er, bevor er zu seinem Stuhl am Kopfende des Tisches fegte, mit dem Selbstvertrauen von jemandem, der es gewohnt war normalerweise mit seinem Sklaven zu Abend zu essen.

Sie brachte ein knappes Nicken zustande. Sie nahm ihren Platz wieder ein und konzentrierte sich darauf, ihre Serviette über ihren Schoß zu legen, während sie fragte: „Wie war dein Tag?"

Er räusperte sich. „Gut und deiner?"

„Reizend, danke."

Sie griff nach ihrem Weinglas, trank einen großen Schluck und versuchte sich erfolglos etwas einfallen zu lassen, um die Stille zu durchbrechen. Draco füllte seinen Teller mit Essen, bevor er den Servierteller in ihre Richtung schob, seine Lippen zu einer dünnen Linie zusammengepresst. Hermine spielte mit ihrem Besteck, während ihr die Hitze den Nacken hinaufkroch.

Sie aßen sechsunddreißig Sekunden schweigend, bevor sie es nicht mehr ertragen konnte.

„Natürlich ist keiner von uns der Typ für Smalltalk, aber ich habe nicht vor, zwei Stunden lang schweigend dazusitzen, Malfoy." Er hob eine Augenbraue und sie spürte, wie sich die Röte auf ihre Wangen ausbreitete. „Ich habe noch mehr Fragen. Aber ich weiß, dass du Fragen hasst –"

„Ich hasse keine Fragen –"

„Sie versetzen dich in eine ‚schlechte Stimmung'-"

„Tun sie nicht. Du versetzt mich in eine schlechte Stimmung."

Sie sah ihn finster an und spießte ihr Gemüse mit einem gewollten Klirren auf.

Er nippte an seinem Wein und musterte sie. Sie nahm einen großen, trotzigen Bissen und hielt seinem Blick stand.

„Wie lauten deine Fragen, Granger?"

Sie schluckte schwer. „Wer ist Charlotte?"

„Sie stammt von der Familie Selwyn ab." Er runzelte nachdenklich die Stirn. „Charlottes Mutter wurde verstoßen, weil sie einen Muggelstämmigen geheiratet hatte. Die Familie ist britisch, aber Charlotte ist in Deutschland aufgewachsen. Sie lebte dort, bis ihr Vater anfing, sich gegen den Dunklen Lord zu organisieren, woraufhin sie mitgenommen und den Carrows übergeben wurde."

Hermines Verstand surrte und nahm alles auf. „Und warum hat man ihr in Edinburgh so viel Autorität gegeben? Du hast gesagt, sie hat mehr Freiheiten als jedes andere Carrow-Mädchen."

„Das kann ich nicht wirklich sagen." Er schnitt mit kleinen, präzisen Schnitten in seinen Braten. „Ich vermute, es liegt daran, dass sie... ziemlich gut in dem ist, was sie tut."

Ein kalter Verdacht überkam sie. „Und was genau macht sie?"

Dracos Gabel blieb auf halbem Weg zu seinem Mund stehen. „Sie ist die Gastgeberin. Mit einem Lächeln. Flirtet und macht Witze. Sie wird gesehen, wenn sie gesehen werden muss, Sie ist unsichtbar, wenn sie unsichtbar sein muss."

Hermine spitze die Lippen, als sie ihren Braten schnitt. Die Arroganz der Todesser war erstaunlich. Es schien ein schrecklicher Flüchtigkeitsfehler zu sein, einem Mädchen mit einem Hintergrund wie dem von Charlotte die Schlüssel zu Edinburgh zu geben, damit sie sich weitgehend nach Belieben von Zimmer zu Zimmer bewegen konnte. Hermine starrte auf ihren Teller, als ihr ein neuer Gedanke kam. Charlotte kannte wahrscheinlich fast jedes Detail der Geschehnisse auf dem Schloss. Sogar die über das „anderen" Zimmer, das Hermine noch nicht betreten durfte.

Sie verstaute die Informationen und ging zu ihrer nächsten Frage über.

„Die Tattoos. Wie haben du und Blaise einen Weg für Pansy gefunden, sie zu umgehen?"

„Haben wir nicht." Sie kniff die Augen zusammen und er zuckte mit den Achseln. „Ein blutreinigender Zauber und pures Glück. Wir waren uns nicht sicher, ob es funktionieren würde. Soweit ich weiß, wäre es so gut wie unmöglich gewesen, es zu entfernen, wenn Pansy die Grundstücksgrenze überschritten hätte."

„Und du hast keine Ahnung, wie man einen Weg finden könnte, die Tätowierungen zu umgehen?"

„Das ist nicht gerade die Art von Frage, die ich anderen Todessern stellen würde, nein", sagte er trocken. „Alle offiziellen Sklavengeschäfte sollen über Yaxley oder Dolohov laufen."

„Deshalb ist Pansy ‚tot'."

„Ja." Ein Muskel in seiner Wange zuckte. „Schmiedest du deinen großartigen Fluchtplan, Granger?"

„Hmm", sagte sie unschuldig und ignorierte seine Frage. „Du warst bereit, während des Kartenspiels Informationen darüber preiszugeben, wer in Dover entkommen ist. Willst du es mir jetzt sagen?"

Sie sah ihm beim Kauen zu, die Lippen fest zusammengepresst und in kleinen Bissen, genau wie seine Mutter. Ein aristokratischer Kiefer, der sich schnell bewegte.

„Bill und Fleur Weasley haben es raus geschafft."

Hermine blinzelte, der Blick löste sich von seinen Lippen. „Das haben sie?"

Er nickte auf seinen Teller hinab. „Und meine Tante und ihr Enkel."

Hermine drückte ihre Serviette in beiden Handflächen zusammen und stieß einen zitternden Atemzug der Erleichterung aus. Bill, Fleur und Tonks' Mutter und Baby waren in Sicherheit. Sie hatte noch nichts über sie gehört. Anscheinend hatte Voldemort auch die Liste der Unerwünschten des Propheten zensiert.

„Weißt du, wohin sie gegangen sind?"

„Frankreich." Er trank seinen Wein, und sie beobachtete, wie er schluckte. „Sie verursachen dem Dunklen Lord dort einige Probleme."

Hermine grinste in ihre Serviette. Gut. Als sie wieder zu ihm aufsah, während ihr das verblasste Lächeln immer noch auf den Lippen lag, schaute er sie immer noch nicht an.

Sie holte tief Luft und bereitete sich auf die zweite Hälfte ihrer Pläne für den Abend vor. Sie schnappte sich ihr Weinglas, trank zwei große Schlucke und stand auf.

Seine Augen schossen zu ihr. „Was machst du?"

„Ich denke" – sie schluckte und hasste den pipsigen Klang in ihrer Stimme – „ich denke, wir sollten üben."

Seine Gabel und sein Messer schwebten über seinem Teller. Sein Auge zuckte. „Üben."

„Damit wir uns wohler zu fühlen." Sie trat auf seine andere Seite und griff nach der Weinflasche. Er rührte sich keinen Zentimeter, während sie sein Glas füllte, wie sie es normalerweise in Edinburgh tat. Sie stand direkt neben ihm und presste ihre Lippen zusammen, als er nicht zu ihr aufsah, immer noch wie erstarrt in seinem Stuhl. „Ich denke, du solltest mich jetzt auf deinen Schoß ziehen."

Er legte sein Besteck ab und zog scharf die Luft ein. „Das ist dein Masterplan, Granger?"

„Ja. Wir müssen uns miteinander wohler fühlen, wenn wir eine überzeugende Show abliefern wollen." Sie spielte mit ihren Fingern. „Wir könnten beide ein bisschen Übung gebrauchen –"

„Das wird nicht notwendig sein."

„Da stimme ich nicht zu. Du hast gesehen, was Flint abgezogenen hat und er wird es wieder versuchen, wenn wir ihm Gründe dafür geben –"

„Diese ganze Idee ist kindisch –"

„Was kindisch ist, das du es nicht ertragen kannst mich anzufassen!"

„Ich berühre dich genug, es ist absurd von dir noch mehr zu verlangen –"

„– und das obwohl es sehr offensichtlich ist, dass du mich körperlich abstoßend findest –"

Er stieß ein trockenes Lachen hervor.

Ihre Nasenlöcher bebten. „Ich weiß nicht, wie du dich gegenüber Mädchen verhälts, mit denen du schläfst Malfoy, aber wenn das deine Vorstellung von Intimität ist, dann brauchst du eindeutig mehr Hilfe, als ich dir bieten kann –"

Seine Hand schoss nach vorne und packte ihre gegenüberliegende Hüfte, zog sie in seinen Schoß. Sie schluckte ihr Quietschen herunter und stützte sich mit klopfendem Herzen auf dem Tisch ab. Um ihre Würde zu wahren, hob sie ihr Kinn an und bewegte sich, bis sie richtig sitzen konnte. Es schien nicht weniger schwierig zu sein, in Jeans und Turnschuhen eine ausgewogene Position zu finden, als in einem kurzen Kleid und High Heels.

„Was jetzt, Granger?" knurrte er und sie spürte, wie es durch ihren Brustkorb vibrierte.

Die Spitzen ihrer Ohren brannten. „Nur... verhalte dich normal. Als ob das... normal wäre." Sie räusperte sich und streckte sich, um an ihr Weinglas zu kommen. „Iss zu Abend, als wäre ich gar nicht hier."

Draco schien lange und langsamen auszuatmen, bevor er seine Gabel wieder in die Hand nahm. Er schob sein Gemüse herum und starrte aufmerksam auf seine Erbsen.

Hermine weigerte sich, auf ihren Schoß zu starren – zu steif. Sie hatte ein paar Möglichkeiten. Sie konnte ihm verlegen ins Gesicht starren. Sie konnte ihm zusehen, wie er mit seinem Essen spielte. Oder die sicherste Möglichkeit: Sie konnte seinen Hals anstarren und die rosa Röte betrachten, die sich unter ihrem Blick ausgebreitete.

„Wie oft spielen die Jungs beim Abendessen Karten?" fragte sie leise und beobachtete, wie sich seine Kehle anspannte, als er schluckte.

„Sie spielen vielleicht jede zweite Woche. Es gibt keinen Zeitplan", sagte er.

„Und das ist nicht gefährlich? Die Mädchen als Zeugen zu haben?"

„Sie haben ihre Erinnerungen nach den ersten beiden Malen entfernt, aber es gab Beschwerden, dass die Mädchen danach zu verwirrt waren. Also... riskieren es einfach alle, nehme ich an. Die Mädchen wurden angewiesen, diskret zu sein."

Hermine runzelte die Stirn. Arrogant und barbarisch. Sie dachte an die Erdbeerblonde und ihre aufmerksamen Augen während des Spiels, wie sie jedem Detail lauschte. Die Carrow Mädchen sind zwar an einer kurzen Leine, aber sie haben Zugang zu einer Fülle von Wissen.

Sie beruhigte ihren Herzschlag und stellte die Frage, vor der sie sich gefürchtet hatte.

„Gibt es sonst noch etwas, was ich über die Nacht wissen sollte, als Pansy sich als mich ausgegeben hat?"

Sein Kiefer spannte sich an, während er kaute. Er schüttelte den Kopf und griff vor sich nach seinem Weinglas.

„Bist du dir sicher?", hackte sie nach. „Es hat mich am Freitag unvorbereitet getroffen und es hat uns eine Situation eingebrockt –"

„Es gibt nicht mehr zu wissen", zischte er. Sein Weinglas knallte auf den Tisch.

Sie hielt inne. „Pucey hat erwähnt, dass wir nicht ‚so kuschelig' aussahen. Er hat angedeutet, dass Pansy beim Abendessen behaglicher ausgesehen hat." Sie holte beruhigend Luft und erinnerte sich daran, warum sie fragen musste. „In Edinburgh bedeutet Diskretion, sich miteinander wohlzufühlen. Sag mir, wie das aussieht?"

Seine Rippen hörten auf, sich unter ihren zu bewegen. Sie spürte, wie sich seine Bauchmuskeln versteiften, bevor er langsam einatmete und sagte: „Pansy und ich können aufgrund unserer früheren Beziehung vertrauter miteinander. Also gab es –"

„Du meinst, weil ihr Sex hattet."

Er atmete scharf aus. „Ich nehme an, ja."

Ihre Kehle fühlte sich trocken an, als sie nickte. Es gab keinen logischen Grund für sie zu glauben, dass sie in Hogwarts nicht miteinander geschlafen hatten, also konnte sie sich nicht erklären, warum sich ihr bei der Bestätigung der Magen umdrehte.

„Es ist" – er räusperte sich – „es ist nicht nur das. Pansy und ich standen uns nahe. Ich bin mir sicher, du würdest dich wesentlich wohler fühlen, wenn du auf Weasleys Schoß sitzen würdest."

Hermine schnaubte. „Ich habe so etwas noch nie mit Ron gemacht."

Seine Lippen pressten sich fest zusammen, und die Hand, die sein Weinglas hielt, spannte sich an.

„Also was soll ich machen?", fuhr sie fort. „Was hat Pansy anders gemacht?"

Er stieß einen schweren, mühsamen Seufzer aus. „Dein Verhalten am Freitag war in Ordnung. Wir können so weiter machen –"

„Na dann also gut." Sie griff nach oben und fuhr durch die Haare an seinem Hinterkopf. Sie strich mit ihren Fingern über seine Kopfhaut und ließ die glatten Locken über ihre Knöchel wandern.

Sein Kopf zuckte weg. „Was machst du –?"

„Oh, du hast auch eine ‚Fass Die Haare Nicht an' Regel?" Sie verdrehte die Augen. "Entspann dich."

Er atmete heftig aus, als ihre Finger durch die Haare über seinem Ohr fuhren. Sie sah, wie er seine Gabel wieder aufhob, aber nichts damit machte. Sie strich durch seine Haare wie Seide, streichelte über sein Ohr und fuhr seine Ohrmuschel mit ihren Fingerspitzen entlang.

Als er erschauderte, dachte sie daran, wie Goyle und Pucey ihre Mädchen festhielten und einfach nur dem Kartenspiel zusahen. Die Art und Weise, wie die Erdbeerblonde Theos Nacken massiert und seinen Kiefer geküsst hatte, um ihm Glück zu bringen. Die Art, wie sie andere Carrow Mädchen gesehen hatte, die lächeln und in die Ohren von Jungen flüstern oder sich an ihre Hälse kuschelten.

„Entspann dich", wiederholte sie leise. Sie strich sein Haar wieder über sein Ohr, ihre Finger glitten an seinen Hals entlang nach unten, errötet vom Wein. Sie beugte sich vor und presste ihre Lippen auf die Haut unter seinem Ohr.

Die Erde hörte in dem Herzschlag auf, sich zu drehen, den er brauchte, um seinen Arm um ihre Taille zu schlingen und seine Hand auf ihre Rippen zu legen. Sie öffnete ihre Lippen und küsste ihn erneut. Seine Haut war sauber und minzig und sie spürte, wie seine Kehle unter ihrem Mund wippte, als er schluckte.

Und dann wurde sie mit schnellen Bewegungen auf die Füße gehoben und er stand von seinem Stuhl auf.

„Was zum Teufel tust du?", zischte er.

Sie stützte sich auf dem Tisch ab und sah zu, wie er seinen Nacken berührte, wo gerade ihre Lippen gewesen waren. Sein Mund bewegte sich wortlos, als er sie anstarrte. Vielleicht hatte er das Gefühl, sie hätte ihn verunreinigt.

„Ich tue das, was ich tun soll", knurrte sie. „Wenn du dich einfach etwas beruhigen würdest –"

„Du kannst nicht einfach auf dem Schoß eines Kerls sitzen und seinen Hals küssen, Granger!"

Sie blinzelte ihn an und atmete schnell, als er mit einer Hand durch seine Haare fuhr.

„Und warum nicht? Genau das passiert in Edinburgh –"

„Aber das ist in Edinburgh!", schnauzte er. „Das ist hier, in meinem Haus!"

Ihre Augen waren weit aufgerissen, als sie sah, wie er zur Tür ging.

„Was ist dein Problem? Wir üben...!"

„So dumm kannst du nicht sein", murmelte er und ging aus dem Esszimmer.

Sie stürmte hinter ihm her und blieb in der Tür stehen.

„Wir sind noch nicht fertig, Malfoy! Ich erwarte dich morgen Abend beim Abendessen!"

Er verschwand um eine Ecke und Hermine fluchte leise und warf ihre Arme in die Luft.

Sie stapfte zum Tisch, leerte ihr Glas Wein und aß ihren Teller leer – und seinen auch, falls er ihn später holen wollte.

Nachdem Hermine einen Elfen mit einer formellen Einladung zum Abendessen in Dracos Zimmer geschickt hatte, verbrachte sie den Rest ihres Montags damit Okklumentik zu üben.

Sie war perfekt darauf vorbereitet, wieder eine Mahlzeit auf seinem Schoß zu verbringen und sie würde sich noch mehr anstrengen, um ihn von der Notwendigkeit zu überzeugen. Sie verdrängte ihre verirrten Gedanken über den Geruch seiner Haut und die Wärme seiner Brust an ihrer Seite und konzentrierte sich auf Ginny. Sie konzentrierte sich darauf, ihr Spiel weiterzuspielen.

Um 19:45 Uhr ging sie nach unten. Um 20:05 Uhr wartete sie immer noch auf seine Ankunft und starrte in ihr Weinglas, obwohl sie sich sicher war, dass sie diesmal weniger empfindlich sein würde. Um 20:12 Uhr hörte sie endlich Schritte, die über die Steine schleiften. Als sie sich umdrehte, um eine Augenbraue zu heben, sah er aus wie ein Kind, das mit seinen Eltern für einen Tag mit ins Büro geschleift worden war – finster dreinblickend, mit gelangweilten Augen, überzeugt, eine schreckliche Zeit zu haben.

„Guten Abend", sagte sie sarkastisch.

Er schlurfte ohne ein Wort zu sagen zu seinem Platz am Tisch. Als er sich hingesetzt hatte, stand sie auf, schenkte seinen Wein ein und setzte sich entschlossen auf seinen Schoß, so als ob sie ihn herausforderten wollte, einen Einwand aufzubringen. Sein Gesichtsausdruck veränderte sich nicht, als sie ihren Teller mit Essen näher heranzog, an ihrem Wein nippte oder an den Häppchen knapperte, die Remmy als ihren ersten Gang geschickt hatte.

„ich habe noch eine Frage.", sagte sie steif und brach das Schweigen. Er antwortete ihr nicht, ignorierte ihren Blick, der sich in ihn bohrte und trank einen großen Schluck von seinem Wein. „Wo ist dein Vater?"

Das verschaffte ihr einen finsteren Blick und er stellte sein Glas zurück auf den Tisch. „Du weißt, das kann ich dir nicht sagen."

„Du wolltest diese Informationen am Freitag verspielen."

„Ich wusste, dass ich gewinnen würde."

„Du hast unentschieden gespielt. Das war kaum Gewinnen." Sie spürte, wie sich seine Rippen mit einem tiefen Atemzug gegen ihre ausdehnten. „Du wolltest nur das Land nennen", fuhr sie in einem sanfteren Ton fort. „Nicht mal das kannst du mir verraten?"

Der Ausdruck, der durch seine Augen blitzte, verblüffte sie für einen Moment. Eine Sanftheit, die ihr sagte, dass sie ihn vielleicht um alles bitten konnte. Sie blinzelte ihn über ihr Weinglas hinweg an und er war wieder verschwunden.

Vielleicht hatte sie es sich eingebildet.

„Rumänien." Seine langen Finger spielten mit der weißen Tischdecke. „Das ist alles was ich weiß."

„Rumänien", wiederholte sie und versuchte, ihren Herzschlag zu beruhigen. „Er ist auf unbestimmte Zeit weg?"

Draco nickte. „Er kann Floh-Notrufe tätigen, aber er darf nicht gestört werden, es sei denn, es ist unbedingt erforderlich."

Sie runzelte die Stirn, da sie wusste, dass sie nichts als reine Spekulation hatte.

Da sie ihn nach dem gestrigen Abend nicht zu sehr drängen wollte, unterließ sie es, weitere Fragen zu stellen. Sie saß ruhig auf seinem Schoß, als er seinen Wein austrank und sein Essen aß, während sie alles durchging, was sie erfahren hatte.

Sie war enttäuscht, wie viel er nicht wusste – wie viel sie selbst immer noch nicht wusste –, aber es war zumindest ein Anfang. Sie hatte nicht das Gefühl, dass er gelogen oder ihr Informationen vorenthalten hatte. Vor allem aber schienen sie auf zwischenmenschlicher Ebene Fortschritte zu machen. Trotz des holprigen Starts des Abends hatten sie nicht gestritten, was eine deutliche Verbesserung war.

Am nächsten Abend aß sie früh und trank ihren Wein schnell aus, was ihr den Mut gab, ihre Grenzen ein bisschen weiter auszutesten. Sie verbrachte das Essen an seiner Seite, während sie mit den Fingern durch sein Haar fuhr, während er in seinem Gemüse herumstocherte. Sie bemerkte, dass er ihr Blick länger als gewöhnlich erwiderte und sie versuchte ihr Bestes, das Flattern in ihrer Brust jedes Mal zu ignorieren, wenn es passierte.

„Was ist mit der Lounge?", fragte sie.

Sie fühlte, wie er atmete, bevor er sagte: "Was soll damit sein?"

„Ich bin nur einmal dort gewesen." Sie nahm einen tiefen Schluck aus ihrem Weinglas. „Du hast gesagt, die Atmosphäre sei ruhiger -?"

„Das genügt", unterbrach er sie. „Was wir hier machen" - seine Hand deutete zwischen ihnen hin und her - "wird für Freitag reichen."

Sie zog eine Braue hoch, behielt aber ihre Vorbehalte für sich. Sie würden diese Brücke später überqueren, aber im Moment wollte sie ihre Fortschritte nicht aufs Spiel setzten. Sie waren noch zu zerbrechlich.

Im Laufe der Woche nahm Draco ihre Gedanken noch mehr ein als sonst. Sie musste die Zeit, die sie morgens mit Okklumentik verbrachte, erhöhen, damit sie sich den Rest des Tages bei ihrer Aufgabe konzentrieren konnte, während sie den Propheten durchkämmte und weiter Nachforschungen betrieb.

Aber nachts, wenn sie nur zu zweit waren, zog sie sein Regal nach vorne und ließ seine Bücher zu lebendigen Farben und Mustern aufflattern.

Es war gefährlich, das wusste sie angesichts ihrer Gefühle für ihn in der Vergangenheit – aber sie sah keinen Weg um das notwendige Vertrauen aufzubauen. Eine feste Verbindung zu ihm, wenn nicht sogar eine Freundschaft. Sie ignorierte die nagende Stimme in ihrem Kopf, die ihr sagte, dass sie keinen anderen Weg finden wollte.

Am Mittwoch versuchte sie etwas von seinem Teller zu nehmen, während sie an seine Brust gelehnt dasaß. Er kämpfte mit ihr um die letzten Kartoffeln und seine Gabel stach nach ihren Fingern, als sie nach ihnen griff. Ihr Puls pochte, als sie lächelte und versuchte, ihm eine Kartoffel anzubieten, indem sie sie an seine Lippen drückte. Er verdrehte die Augen und wandte sein Gesicht ab.

So fand Narcissa Malfoy sie beide – mit Hermine auf dem Schoß ihres Sohnes, seinen Arm um ihre Taille geschlungen, während sie versuchte ihn zu füttern und er seinen Kopf dramatisch von einer Seite zur anderen drehte.

„Oh", sagte Narcissa.

Hermine schnappte nach Luft und fiel Dracos Schoß. Draco sprang auf und warf sein Weinglas um.

„Wir haben nicht-"

„Es ist nicht das wonach es aussieht –"

„Es ist nur das-"

„Kannst du nicht klopfen, Mutter?"

„Meine Güte", summte Narcissa und Hermine fühlte, wie sich ihr Gesicht rot verfärbte, als sich das kaum verborgene Grinsen auf ihren Zügen ausbreitete. „Ich wollte nichts unterbrechen."

„Du unterbrichst nichts", sagte Draco schnell und schrie die Worte fast. Er begann seinen Stuhl zurück unter den Tisch zu schieben und schob ihn grob nach vorne, nachdem er laut auf dem Boden gerutscht war.

„Nein, nein." Narcissa wedelte mit den Händen. „Bitte beendet eure Mahlzeit. Ich bestehe darauf." Und mit einem Funkeln in den Augen sagte sie: „Kann ich euch etwas bringen? Mehr Wein? Vielleicht können die Elfen Dessert mitbringen?"

„Mutter", zischte Draco warnend.

Hermine starrte auf ihre Schuhe, ihr Puls hämmerte in ihren Ohren. Ihre Haut juckte vor Schuldgefühlen und Peinlichkeit an jeder Stelle, die bis eben noch mit Dracos Körper in Berührung war.

„Also gut. Genießt den Rest eures Abendessens." Narcissa glitt mit einem frechen Zwinkern aus dem Zimmer.

Hermine ließ ihren Kopf in ihre Hände fallen, sobald sie um die Ecke gebogen war. „Oh Gott.", stöhnte sie.

Draco verlagerte unruhig sein Gewicht von einem auf den anderen Fuß, bevor er sich mit einem unverständlichen Murmeln entschuldigte und sie alleine im Esszimmer zurück ließ, mit ihrem roten Gesicht und schlechten Gewissen.

Am Freitag folgten sie dem inzwischen vertrauten Weg zum Innenhof und es fiel ihr dieses Mal leichter mit ihm Schritt zu halten. Sie verzichtete so gut sie konnte darauf, mit ihrem Halsband zu spielen, aber sie spürte, wie die Notiz auf ihrer Haut brannte. Sie hatte den ganzen Donnerstag darüber nachgedacht, aber sie hatte immer noch nicht das Gefühl, dass sie Draco von der Nachricht erzählen sollte. Sie konnte nur beten, dass sie einen passenden Moment allein mit dem erdbeerblonden Mädchen finden konnte.

Als Charlotte sie mit Champagner begrüßte, musterte Hermine sie aufmerksam. Aber die Brünette lächelte einfach und prostete ihnen im Vorbeigehen zu, ihre Augen huschten schnell davon. Hermine versuchte, Blickkontakt zu halten, versuchte mit ihr zu kommunizieren, aber der Vorhang schloss sich, während sie sich umdrehte, um einen anderen Gast zu begrüßen.

Sie sah Cho quer durch die Große Halle an Mulcibers Arm klebend und lächelte, als seine Hand tiefer auf ihren Rücken glitt. Aber Hermines Interesse war woanders, ihre Augen weit aufgerissen und wachsam für jedes Anzeichen der des erdbeerblonden Mädchens. Bevor sie richtig umsehen konnte, führte Draco sie die gewundene Treppe hinauf, passierte Harpers Kontrolle und durch die Tür zur Suite. Hermine schluckte ihre Enttäuschung hinunter und fragte sich, ob sie einen Fehler gemacht hatte, indem sie es ihm nicht gesagt hatte.

Das erste, was sie bemerkte, war, dass Blaise Zabini jovial über etwas lachte, was Nott gesagt hatte. Ihr Blick huschte hinter Notts Stuhl und fand ein anderes Carrow Mädchen, das still darauf wartete, den Wein einzuschenken. Ihre Augen suchten, aber immer noch keine Spur von dem erdbeerblonden Mädchen. Die Enttäuschung in ihrem Magen breitete sich noch mehr aus.

„Seid still, mein Herz", rief eine Stimme, als sich die Tür hinter ihnen schloss und Hermine drehte sich um und sah Marcus Flint mit einer dramatischen Verbeugung vor ihr. „Meine Dame ist erschienen."

Sie senkte die Augen, bereit, ihre Rolle zu spielen.

„Nicht deine Dame", zischte Draco, mit einem teils warnendem, teils verspieltem Unterton in seiner Stimme.

„Oh, Liebling", säuselte Flint, „hat Draco dir nach letzter Woche gut und anständig den Hintern versohlt? Er teilt nie gerne, unser Junge. Warum beugst du dich nicht über meinen Schoß, damit ich ihn besser küssen kann?"

Die Jungs lachten, als Draco seinen Platz einnahm, sein Kiefer spannte sich kaum merklich an, bevor er sich zu einem Grinsen löste. Noch mehr Begrüßungen und Gespräche, als sie ihre Position vor dem Fenster einnahm. Sie prägte sich alle Mädchen am Tisch ein, sie fing rechts von ihr an: mehrere Carrow Mädchen, die normalerweise zwischen Higgs, Derrick und Warrington wechselten; Susan hinter Goyle; und Penelope hinter Flint. Aber Mortensen war nicht an ihrem Platz hinter Puceys Stuhl, sondern wurde durch ein Carrow Mädchen ersetzt.

Sie speicherte die Informationen und ging weiter, bevor ihr beim Anblick der Nichte des italienischen Ministers hinter Zabinis Stuhl der Atem stockte. Giuliana Bravieri sah so klein aus. Ihre Augen starrten auf ihre Schuhe, ihre Handgelenke waren dünn und unterwürfig vor ihrem Bauch gekreuzt. Hermines Herz schmerzte, Galle stieg ihr bei der Erinnerung an das, was sie durchgemacht hatte, in der Kehle auf, gefolgt von einer scharfen Wut. So viel zu, dass sie „in nächster Zeit nicht teilnehmen wird". Aber vielleicht hatte Draco nicht gewusst, dass sie heute Nacht hier sein würde.

Zehn Mädchen traten vor und gossen Wein in Kristallgläser und bevor sie zur Wand zurückkehren konnte, lag Dracos Arm um ihre Taille und zog sie auf seinen Schoß. Außer Zabini, der eine theatralisch eine Braue hob, sagte niemand ein Wort darüber. Hermine war ziemlich zufrieden damit, dass sich ihr „Üben" auszahlte, aber die Schuldgefühle überkamen sie bei dem Wissen, dass auch Susan die extra Minuten an Goyles Brust verbringen musste, als er Dracos Beispiel schnell folgte.

Sie schlug in ihrem kurzen Kleid die Beine übereinander und drehte ihre Knie in Richtung Dracos Hüfte. Sein linker Arm rutschte über ihre Hüfte und hielt sie an ihn gedrückt, anstatt seine Finger um die Armlehne des Stuhls zu verkrampfen. Als sie in seinem Schoß zurechtrutschte, sich an seinen Nacken kuschelte und ihre Finger mit den Haaren an seinem Hinterkopf spielen ließ, zuckte er nicht zusammen. Sie fühlte sich schwindlig vor Erfolg. Ihre gemeinsame Zeit hatte sich ausgezahlt, genau wie sie es sich gedacht hatte.

Sie spürte die Bewegung seines Körpers, als er über etwas lachte, was Zabini sagte und sie wandte sich der Quelle zu und sah das italienische Mädchen, das sie mit tiefbraunen Augen anstarrte. Sie saß behutsam auf Zabinis Schoß, als ob er nicht annähernd so vertraut mit ihr wäre wie mit den anderen. Hermine fühlte sich beobachtete, und wie ein offenes Buch unter ihrem Blick. Das Mädchen richtete ihren Blick schnell wieder auf die Tischdecke, ein kleines Lächeln umspielte ihre vollen Lippen, fast als wäre sie erwischt worden. Hermine schluckte und schob ihre Sorgen um das junge Mädchen beiseite und konzentrierte sich darauf, welche Informationen sie sammeln konnte.

Nach der ersten halben Stunde fiel ihr nichts Bemerkenswertes an den Unterhaltungen des Tisches auf. Aber dann tönte Theos Stimme über die der anderen.

„Heute Nacht gibt es eine Ein-Uhr-Kanone.", sagte er und drehte träge seine Gabel in der Luft umher.

Ein kollektives Gemurmel des Interesses ging in der Runde umher. Außer bei Draco, dessen Oberschenkel sich unter ihren anspannten. Sie fuhr mit ihren Fingern durch seine Haare und rieb Kreise auf seiner Kopfhaut, wie er es in ihrer ersten Nacht hier für sie getan hatte.

Der Satz kam ihr bekannt vor, aber sie konnte ihn nicht einordnen. Es schien ein militärischer Ausdruck zu sein.

„Ich liebe Abendessen und eine Show", sagte Flint, und der Tisch brach in Gelächter aus.

Dracos Hand drückte ihre Hüfte – ihre Haut zitterte angenehm. Sie fing sich und konzentrierte sich neu. Sie hatte dringendere Bedenken, zum Beispiel, ob dieses neue Ereignis ihre Zeit verkürzen würde, um das Erdbeerblonde Mädchen zu finden.

Als sie Augen auf sich spürte, drehte sie sich um und sah, dass Giuliana Bravieri mit freudiger Neugier auf Dracos Hand an ihrer Hüfte starrte. Hermine runzelte die Stirn und versuchte zu entziffern, was das Mädchen dachte. Ihre braunen Augen flackerten zu ihren hoch und kurz bevor das Mädchen wegschaute, um wieder unterwürfig auf die Tischdecke zu starren, hob sie ihre Augenbraue an als sie Hermine ansah – ein perfekter Bogen – und schenkte ihr ein schelmisches Grinsen – eines, das aus jahrelanger Übung geboren wurde, aus Jahren von Überlegenheit und Status.

Hermine fühlte, wie ihr Atem in ihrer Brust stockte.

Pansy

War das möglich? Es war ein zu großer Zufall, dass diese gebrochene Vierzehnjährige ein solches Lächeln heraufbeschwören konnte.

Hermine ertappte sich beim Starren und schloss das Buch über Pansy und schob es weg. Sie wandte ihre Augen wieder dem Tisch zu und spitze ihre Ohren.

Es war ein ziemlich ereignisloser Abend im Speisesaal, trotz der Stunden, die sie dort redeten und lachten. Pucey rief Erinnerungen an bemerkenswerte Quidditch-Spiele in Hogwarts hoch. Sie hörte mehrmals Harrys Namen und sie fühlte wie die Seiten seines Buches zitterten und klapperten, bis sie sich in Gedanken dazu zwang sich zu beruhigen.

Ein Glockenschlag, der im ganzen Speisesaal zu hören war, unterbrach die Musik und ließ die überraschten Stimmen verstummen. Hermine sah auf und suchte nach der Quelle. Die Uhr an der Wand zeigte Viertel vor eins.

Die Jungs jubelten, nahmen ihre Getränke, hielte ihre Mädchen eng bei sich und rieben ihre Hände zusammen.

Draco zog sie von seinem Schoß und all die Anspannung kehrte in seinen Körper zurück. Zabini teilte einen bedeutsamen Blick mit Giuliana – Pansy.

„Was ist los?", flüsterte Hermine Draco zu.

Er schüttelte warnend seinen Kopf und folgte den anderen als sie die Wendeltreppe in die Große Halle hinunter gingen. Sie hielt weiter Ausschau nach dem erdbeerblonden Mädchen, suchte die Menge an Leuten ab, als sie zu den Ausgängen in den Hof gingen.

Ihre Hand griff nach ihrem Halsband, um es zu richten, aber sie hielt sich gerade noch auf.

„Sie muss die Toilette benutzen", verkündete Draco. „Ich werde dich am Mills Mount treffen."

Pansy riss ihnen Kopf herum und sah aus Giulianas braunen Augen zu ihnen. Hermine drehte sich zu Draco um, als er sie zum Flur führte. Ihr Mund öffnete sich, um zu fragen –

„Nicht", zischte er. „Vertrau mir bei dieser Sache einfach."

Sie spürte, wie ihr Herz in ihren Ohren hämmerte, als Draco sie durch die Menge führte und plötzlich nach links zu den Kaminen abbog.

„Du willst doch nicht etwa schon gehen, Malfoy?", ertönte eine raue Stimme hinter ihr. „Ich hatte noch nicht einmal die Gelegenheit, Hallo zu sagen."

Hermines Brust zog sich zusammen, ihre Haare im Nacken stellten sich auf, bei der Erinnerung an die Augen auf ihrem nackten Körper, die Hand zwischen ihren Beinen und eine kratzige Stimme, die ihr schmutzige Dinge ins Ohr flüsterte. Draco hielt sie in einem festen Griff, als sie sich zu Antonin Dolohov umdrehten, seine schwarzen Augen waren auf sie gerichtet.

„Dolohov", grüßte Draco mit gestelzter Stimme. „So bald aus Italien zurück?"

„Nur heute." Sein Blick glitt über ihre Brust, ihre Taille und ihre Beine entlang. „Ich hatte gehört, du hättest sie aus ihrem Käfig gelassen. Ich musste herkommen und mich mit eigenen Augen überzeugen."

Das Blut rauschte in ihren Adern, aber sie konzentrierte sich darauf, den Kopf hochzuhalten und seinen Blick zu erwidern.

„Und jetzt hast du es dich überzeugt.", antwortete Draco knapp. „Wenn du uns entschuldigen würdest –"

„Du teilst sie auch nicht, habe ich gehört.", sagte Dolohov und trat so geschickt nach links, damit ihnen der schmale Weg um ihn herum versperrt wurde. „Was für eine Schande das ist." Er machte einen kleinen Schritt vorwärts und legte den Kopf schief. Seine Augen hatten sie kein einziges Mal verlassen. „Mit mir wärst du die Königin von Edinburgh, Schlammblut. Der größte Preis, präsentiert und poliert. Du hättest jeden Freitag reinblütigen Schwänzen bekommen, bis du von ihnen übergelaufen wärst."

Ein Schauer lief ihr über die Schultern, aber sie rührte keinen Muskel. Draco bewegte sich, seine Schulter wanderte in ihre Sichtlinie und stellte sich vor sie.

„Nur um zu dir wertlosen Halbblut-Depp nach Hause zu kommen?" Draco gluckste und sie konnte das böse Grinsen in seiner Stimme hören, das so an ihre Schulzeit erinnerte. „Ich denke, sie hat den besseren Deal bekommen, Antonin." Dolohov schnaubte und trat zu ihm nach vorne, Nase an Nase. „Dein Daddy ist nicht hier, Malfoy. Ich würde sehr vorsichtig sein, was du zu mir sagst."

„Oh, ich habe dir überhaupt nichts zu sagen. Wir haben eine verbindliche Vereinbarung, Antonin", sagte Draco leise. „Nun entferne dich bitte von mir und meinem Auktionsgut. Ich werde dich nur einmal darum bitten."

„Du hast sie viel zu lange weggesperrt, Malfoy. Sei vorsichtig", warnte er. „Oder jemand findet vielleicht heraus, wie man das Schloss knackt."

Dracos linker Arm war immer noch hinter ihm verdreht und drückte ihr Handgelenk so fest, dass sie wusste, dass es blaue Flecken hinterlassen würde. Er stieß ein humorloses Lachen aus und schlug Dolohov auf den Oberarm.

„Schön, dich zu sehen, Antonin. Ich grüße meinen Vater von dir."

Mich einem Ruck zog er sie vor sich und ging rechts an Dolohov vorbei, wobei er ihn grob gegen die Schulter stieß. Hermine sah nicht zurück und konzentrierte sich nur darauf, einen Fuß vor den anderen zu setzen.

Sie traten in die Kälte des Hofes und sie riskierte einen Blick in Dracos Gesicht – steinern, teilnahmslos. Sie erkannte, dass sie der Menge folgten, die einen gewundenen Pfad entlangschlurfte und sich durch jahrhundertealte Gebäude schlängelte. Die Resignation in seinem Gesicht wuchs, und er blickte immer wieder über die Schulter. Draco suchte nicht länger nach einem schnellen Ausweg.

Sie spürte ein kaltes Entsetzen in ihrer Brust, als sie in die Menge traten, die sich am Fuße des Hügels versammelte. Ein Hof mit Blick auf den Horizont von Edinburgh, gefüllt mit schwarzen Kapuzen und Mädchen, die in dünnen Kleidern zitterten.

Hermine beobachtete die Menge. Hier gab es mehr als nur die Nachtschwärmer vom Schloss. Sie erspähte eine Handvoll Schatten oben auf dem Hügel, die mit Hundebewegungen umherstreiften und heulen. Am Rande der Menge pirschten sich Schmuggler und Händler aus Edinburgh an und versuchten, den Rand der Massen zum Kauf ihrer Waren zu verleiten.

Draco führte sie in die Mitte zu einem freien Platz. Ein Paar vermummter Gestalten bewegte sich vor ihr. Hermines Herz schlug ihr bis zum Hals. Das erdbeerblonde Mädchen stand an der Spitze der Menge und stand vor dem Mauerabsatz mit Blick auf die Stadt.

Sie keuchte atemlos und schwieg fassungslos. Alle Geräusche verschwanden in einem Vakuum.

Das Mädchen stand in einem zerlumpten Kleid da, ihre Hände waren durch Magie vor ihr gefesselt. Ihr Kinn war angehoben und sie murmelte etwas, ihre Lippen bewegten sich schnell. Links von ihr stand zitternd ein Junge mit den gleichfarbigen Locken auf dem Kopf. Er konnte nicht älter als fünfzehn sein.

Hermine dachte an die Notiz, die zwischen ihrer Haut und dem goldenen Halsband steckte. War das Mädchen gefasst worden? Wusste jemand, was sie mit den Halsbändern machte? Hermine fuhr herum – kam auch jemand um sie zu holen? – und spürte, wie sie von Dracos Hand nach hinten gerissen wurde und er sie warnend festheilt.

Amycus Carrow trat in ihr Sichtfeld und der Jubel traf sie mit voller Wucht. Amycus lächelte zähnefletschend und verstärkte seine Stimme, um die Menge zu begrüßen.

„Auf die Macht des Dunklen Lords", dröhnte er.

Und die Menge antwortete: „Möge er für immer regieren."

„Ein Verräter an der Herrschaft des Dunklen Lords steht vor euch", zischte Amycus. „Sie und ihr Bruder – zwei Muggel" – die Massen knurrten wütend – „sind undankbar für alles, was wir ihnen hier, im Zentrum der Macht des Dunklen Lords, gegeben haben."

Das Ausbuhen und Spucken dröhnte in ihren Ohren. Draco stand hinter ihr, eine Hand immer noch auf ihrem Ellbogen.

Hermine wusste, was kommen würde. Das Mädchen und ihr Bruder standen vor einem Erschießungskommando. Sie sollten hier vor allen anderen hingerichtet werden. Hermine durchsuchte die Menge nach jemandem, irgendjemandem. Ihre Knie gaben nach, als sie versuchte, sich umzudrehen doch Dracos Hand fasste sie wieder fester.

Ihre Augen landeten auf Charlotte, die immer noch Getränke auf einem Tablett herumreichte und fest lächelte. Sie beobachtete, wie Charlotte nach vorne blickte, ein Stich der Traurigkeit in ihren Augen, der nicht schnell genug überdeckt werden konnte.

Hermine sah zurück zu dem erdbeerblonden Mädchen, als Charlotte sie ansah. Das schottische Mädchen, das vor der Menge stand, starrte Hermine direkt an, mit einer Intensität, die den Raum zwischen ihnen elektrisierte. Hermine spürte, wie ihr Herz an den Rändern zersplitterte.

„Dieser Muggel-Dreck", fuhr Carrow fort, „hat keine Wertschätzung für das gezeigt, was wir ihr gegeben haben. Wir haben sie und ihren Bruder in unsere Welt gelassen. Wir haben ihr und ihrem Bruder erlaubt, uns zu dienen, wie es ihr rechtmäßiger Platz ist. Und wie hat sie es uns gedankt?"

Sie hielt den Atem an und beobachtete, wie der Blick der Erdbeerblonden zwischen Hermine und Charlotte hin und her huschte.

„Indem sie einen ihrer Vorgesetzten angreift!", brüllte Amycus und seine Spucke flog in die Menge. „Indem sie ihren natürlichen Platz vergaß. Ihr Bruder – ein dreckiger Diener" – er machte eine Pause, um es zu betonen und die Menge johlte – „wurde ausgewählt, um einen unserer Gäste zu bedienen. Und diese Muggelschlampe griff den Zauberer an, der ihrem Bruder gnädig seine Aufmerksamkeit geschenkt hätte!"

Hermine atmete scharf ein. Die Verurteilung dieses Mädchens hatte nichts mit Ginny Weasley oder der Unterstützung bei einem Mordanschlag auf den Dunklen Lord zu tun. Das Mädchen richtete ihren Blick wieder auf sie und Hermines Mund wurde trocken und ihr Herzschlag beschleunigte sich, als ihr Gehirn nach einem Plan suchte –

„Champagner, Meister Malfoy?"

Charlotte stand vor ihr und versperrte die Sicht auf das Mädchen und ihren Bruder. Hermine blinzelte sie mit offenem Mund an.

„Nein, Charlotte", sagte Draco knapp, während er immer noch hinter ihr stand. „Danke schön."

Charlotte richtete an diesem Abend zum ersten Mal ihre Blick auf Hermine. „Du armes Ding", sagte sie in einem mütterlichen Ton, der mit ihrem scharlachroten Kleid und Dekolleté so fehl am Platz war. „Du musst frieren."

Eine Hand auf Hermines Wange.

„Sie ist praktisch ein Eiszapfen." Charlottes Hand glitt über ihren Kiefer und wanderte bis zu ihrem Halsband. „Du musst Meister Malfoy nett um einen Wärmezauber bitten." Sie zupfte das Papier unter dem Metall hervor und es glitt wie grober Sand über Hermines Haut. „Ich bin sicher, du kannst ihn überzeugen."

Charlotte zwinkerte ihr zu, aber da war etwas Feuriges in ihrem Blick. Eine Spannung in ihrem Kiefer, die Blut versprach. Und dann war sie verschwunden, schlenderte durch die Menge, eine Hand an ihrer Seite zur Faust geballt.

Hermine spürte, wie sich die Welt um ihre eigene Achse neigte und sie brauchte mehrere lange Sekunden, um zu erkennen, dass Draco ihren unteren Rücken stützte und sie sich wieder aufrichtete. Sie registrierte kaum den Wärmezauber, den er über sie legte. Sie versteifte sich und sah mit klingelnden Ohren zu dem schottischen Mädchen und ihrem Bruder zurück.

Amycus Carrow erzählte von ihren Sünden und sprach in mitreißendem Ton über Muggelverbrechen, die Muggelstrafen verdienten. Die Erdbeerblonde drehte sich zu ihrem schluchzenden Bruder zu und sprach schnell, zu leise, um sie zu verstehen. Er nickte ernst, seine glänzenden Augen verließen nie die seiner Schwester.

Sie waren Muggel. Sie sollten nicht in diesen ganzen Horror verwickelt werde. Und doch war dies das Mädchen, das ihre Hand unter dem Tisch ergriffen hatte, während sich Glas in ihre Knie gegraben hatte. Ein Mädchen, das alles riskiert hatte, um Ginnys Nachricht zu bekommen. So wie sie alles riskiert hatte, um ihren kleinen Bruder zu beschützen.

Ein Geräusch zu ihrer linken. Hermine warf einen Blick zur Seite und sah ein Mädchen mit silbernem Halsband, dem stille Tränen die Wange hinunter liefen.

Ein wilder Jubel lenkte ihre Aufmerksamkeit wieder nach vorne. Eine Kanone rollte vorwärts.

Die 1-Uhr-Kanone.

Entsetzen packte sie, als sich die alte Kriegskanone langsam drehte, um auf die beiden Geschwistern zu zielen.

„Nein!", sagte sie erstickt, aber es war überall zu laut – in ihrem Kopf und außerhalb davon.

Ein Paar Hände auf ihrer Taille. Eine feste Brust gegen ihre Schulterblätter.

Amycus rief in die Menge, dass sie beweisen würden, wie töricht es für jeden sei, geschweige denn für ein paar dreckige Muggel, sich dem Willen des Dunklen Lords zu widersetzen. Sie würden zuerst den Jungen nehmen und seine Schwester zusehen lassen.

Hermine drehte sich um und rang nach Luft. Ein vermummter Todesser zu ihrer Rechten drehte sich um und funkelte sie an. Die Hände an ihrer Taille drehten sie zurück und zwangen sie, nach vorne zu schauen, während die Kanone ausgerichtet wurde.

Ein kantiger Kiefer presste sich an ihre Schläfe. Warmer Atem streifte über ihre Wangenknochen.

„Da ist ein See mit stillem Wasser", flüsterte er. „Eine Bergkette umgibt ihn. Das Wasser ist tief mit verborgenen Geheimnissen, aber das Wasser ist still."

Sie blinzelte, ihre Beine schwankten. Sie spürte ihren gleichmäßigen Atem, als sie seine Worte über sich fluten ließ. Seine Hände glitten um ihren Bauch und zogen sie fest an ihn.

Sie zündeten die Kanone an. Und schrien und stampften, während sie herunterzählten.

„Stellen dir deinen Geist als Bibliothek vor. Regale über Regale voller Romane, Zeitschriften und Biografien." Die Stimme verstummte. „Suchen dir ein leeres Regal für diesen Moment."

Ein explosives Knallen, das die Steine unter ihren Füßen erbeben ließ. Hermine beobachtete mit schlaffen Kiefer, wie die Stelle, an der der Junge gestanden hatte, rauchte und zerbröckelte, seine Schwester war mit seinem Blut besprenkelt. Die Kanone wurde nachgeladen.

„Ein leeres Buch in deinen Händen. Die leeren Seiten zwischen deinen Fingern. Schreibe diesen Moment in das Buch. Gib dem Buch einen Titel."

Die 13-Uhr-Kanonen, schlug ihr Verstand vor.

„Fülle die Seiten und schließe das Buch."

Die Kanone zielte auf das erdbeerblonde Mädchen. Sie vergoss langsam Tränen, die sich mit dem Blut ihres Bruders vermischten und in einer rosa Farbe über ihren Hals tropften.

„Schließe das Buch und schiebe es in eine Ecke. Lass es in den Stapeln von Texten und Romanen verloren gehen."

Die Seiten eines Buches schlossen sich flatternd in ihrem Kopf. Es war verschlossen. Und sie atmete tief ein, streckte sich auf ihren Zehenspitzen, um es auf ein Regal zu schieben, das für sie einfach zu hoch war. Sie stellte sich eine Hand mit langen Fingern vor, die ihr half, das oberste Regal zu erreichen.

Eine Kanone wurde angezündet.

Da weinte ein Mädchen.

Eine Menge jubelte und zählte die Sekunden.

Das Mädchen neigte den Kopf zum Himmel und schrie.

Sie verschwand in einer Wolke aus Rauch, Blut und Wut.

Hände um Hermines Taille, zogen sie näher. Ein kantiger Kiefer drückte gegen ihre Schläfe.

Hände führten sie rückwärts, zerrten sie an den kreischenden Fanatikern und Werwölfen und anderen Monstern vorbei. Zogen sie, einen gepflasterten Hügel hinauf, in einen Innenhof, dann in eine Halle.

Sie trat durch einen Kamin und betrat ein Schlafzimmer mit grünen Vorhängen und ordentlich sortiertem Schmuck.

Sie drehte sich um, Bücherregale schwankten und gaben nach und Draco Malfoy stand vor ihr in seinem Schlafzimmer.

Seine Hände legten sich auf ihre Wange und untersuchten ihre Augen.

„Sieh mich an."

Sie blinzelte und die Regale stürzten zu Boden. Bücher brachen frei.

Ihre Sinne waren überwältigt. Schauer liefen über ihre Haut, sie atmete keuchend, eine Flut von Tränen strömte über ihre Wangen. Sie schluchzte, ihre Hände umklammerten seine Ellbogen und hielten ihn fest.

Und ohne zu wissen wie, drückte sie sich gegen seine Brust und drückte ihre Stirn gegen sein Brustbein. Ihre Schreie erschütterten ihren Körper. Er schlang seine Arme um ihren Rücken.

Ein Loch in ihrem Bauch in Form einer Kanonenkugel. Gefüllt mit Trauer und Wut und Verzweiflung.

Draco sagte kein Wort, er hielt sie einfach nur fest.

Sie ließ ihn los, als sie sich endlich erschöpft hatte und ging einen Schritt zurück. Sie wusste das ihr Gesicht rot und geschwollen und nass war. Aber er sah mit einer Leidenschaft auf sie hinunter, dass sie sich nicht verletzlich fühlen konnte.

„Sie werden für das bezahlen, was sie getan haben.", versprach sie mit hohler und rauer Stimme.

Seine grauen Augen starrten die an. Er strich eine Locke hinter ihr Ohr. Und er nickte.


Vielen Dank für die ganzen Reads, für die Reviews und Favorites!

Übersetzung von Annelina97 und Goldfisch!

Updates jeden Dienstag!

TRIGGER DETAIL: Eine öffentliche Hinrichtung findet statt. Die Hingerichteten werden durch das abfeuern einer Kanone in unmittelbarer Nähe getötet.