Kapitel 21
Kapitel Inhaltswarnung: Hinweise auf geschichtliche Ereignisse, wie Sklaverei und Sklavenhandel.
Sie wachte erschöpft auf, ihre Glieder waren bleiern und ihr Kopf stöhnte vor Protest. Sie lag im Bett und beobachtete, wie das goldene Morgenlicht die Wände hinaufkroch. Die Müdigkeit verflog, als ihr Geist begann die letzten vierundzwanzig Stunden zu analysieren.
Er hatte sie geküsst.
Er hatte sie geküsst und war dann weggelaufen, als könne er ihr nicht schnell genug entkommen.
Hermine holte zitternd Luft und drückte sich beide Handflächen an die Stirn, presste die Augen zusammen und verbannte die Bilder. Sie lenkte ihre Aufmerksamkeit dorthin, wo sie sein sollte.
Sie hatte die Informationen an Cho weitergegeben. Der Schlüssel zum Töten von Nagini war auf dem Weg zu Ginny - Ginny, von der sie nur hoffen konnte, dass sie etwas Wertvolles damit anfangen konnte. Und sie waren nicht erwischt worden. Hermine atmete erleichtert aus und versuchte, ihren Erfolg zu feiern.
– die mir monatelang nur Folter zugefügt hat –
Sie stöhnte und drehte sich unter ihrer Bettdecke um, wobei sie sich die flauschige Decke bis zu den Ohren hochzog. Aber ihre Gedanken wurden nur noch hartnäckiger, während sie sich tief in der Dunkelheit vergrub.
Die Art, wie er auf ihre Lippen gestarrt hatte. Das Gefühl seiner Brust an ihrer. Seine Zunge, die sündig durch ihren Mund glitt, erst lockend, dann fordernd. Sein Knie, das zwischen ihre Beine glitt, sich gegen ihr Inneres presste, seinen Körper, der sie umgab.
Hermine zuckte zusammen, eine angespannte Verlegenheit durchströmte sie. Sie rollte sich auf den Rücken und fuhr sich mit der Hand über das Gesicht.
Gestern Abend war etwas Dunkles in ihm gewesen. Eine Schnur, die straff und gefährlich angespannt war. Und anstatt sich zurückzuhalten, hatte sie daran gezerrt und war mit ihm über die Kante gestürzt, als sie riss.
Sie war zu fordernd gewesen. Sie hätte niemals ihr Gesicht zu seinem Neigen und ihre Zunge in seinen Mund schieben dürfen, als müsste sie seine Luft einatmen. Sie hätte seinen Schenkel ignorieren sollen und wie sehr sie sich an ihm reiben wollte.
Seine Panik, als er sich von ihr löste. Hatte sie etwas falsch gemacht? Vielleicht waren ihre Lippen trocken oder ungeübt gewesen. Oder vielleicht hatte er sich einfach nur erinnert, an sich selbst, an sie.
An all das, was sie durchgemacht hatten.
Seit dem Tag, an dem er sie auf dieses Bett geworfen und ihr Kleid aufgerissen hatte, war er so zögerlich gewesen, sie zu berühren oder auch nur anzusehen. Es hatte Monate gedauert, bis sie sich davon erholt hatten, aber schließlich waren sie zu einer Übereinkunft gelangt - sogar zu einer Partnerschaft.
Und dann war gestern Abend all ihre vorsichtige Kontrolle weggeschmolzen, als sie sich in das Mädchen in dem roten Kleid mit den roten Lippen und dem roten Schlüpfer verwandelt hatte.
Eine Welle der Hitze überkam sie, als die Erinnerungen an die Oberfläche kamen. Sie versuchte, alles beiseitezuschieben
– aber das Gefühl seiner Lippen auf ihren, ihr Körper an die Wand gepresst, sein Stöhnen in ihrem Mund, attackierte weiterhin ihre Gedankenwelt.
Wäre es so schlimm für sie, ihm nachzugeben? Wenn sie beide das Gleiche wollten...
Laut schnaufend rieb Hermine sich die Augen und konzentrierte sich wieder auf ihren Baldachin.
Sie konnte und wollte sich nicht vergessen. Heute war ein Tag wie jeder andere, und sie hatte Nachforschungen anzustellen. Angefangen bei den Tätowierungen.
Sie warf die Decke von sich und stand auf. Stirnrunzelnd betrachtete sie ihr ungemachtes Bett und überlegte, wo sie heute anfangen sollte. Und dann trafen sie die Worte von Nott Sr. von gestern Abend wie ein Faustschlag.
Nicht einmal die Reiniger hätten erreichen können was wir geschafft haben!
Ihr Atem ging stoßweise. Sie eilte ins Bad, spritzte sich Wasser ins Gesicht und ordnete ihr zerzaustes Haar neu.
Sie kramte in ihren Büchern und zog den Band über das magische Nordamerika heraus, den sie gerade erst begonnen hatte. Ihre zitternden Finger blätterten zum Inhaltsverzeichnis.
Reiniger, 240, 394-395
Ihr Herz pochte. Drei Seiten. Nur drei. Hermine stieß einen verzweifelten Atemzug aus, als sie auf Seite 240 blätterte. Sie konnte das schaffen. Die Informationen über Horkruxe waren knapper gewesen, als sie auf der Flucht war, und sie hatte es trotzdem geschafft, sie zu knacken.
Timothy Smithstone wurde später von den Reinigern in Massachusetts gefangen genommen und hingerichtet, bevor das Zaubergamot in Großbritannien seiner Bitte um das Urheberrecht nachkommen konnte.
Hermine blinzelte auf die Seite hinunter. Timothy Smithstone war ein Fleck auf dem Radar über die Erschaffung des Beruhigungstrankes. Sie blätterte schnell zu Seite 394 und betete, dass sie etwas Hilfreicheres finden würde.
Die Reiniger waren eine korrupte Bürgerwehr Gruppe aus Rassenliebhabern, die in der Neuen Welt ohne eine magische Regierung operierten. Sie betrachteten sich als Vollstrecker des magischen Gesetzes in den Kolonien und übernahmen die Rolle von Kopfgeldjägern, die angeklagte Verbrecher verfolgten und ihre eigenen Prozesse und Hinrichtungen durchführten.
Sie waren berüchtigt für ihre systematische Gewalt gegen die magische Gemeinschaft der amerikanischen Ureinwohner und später auch gegen die afroamerikanische magische Gemeinschaft. Ureinwohner und Afroamerikaner, die Anzeichen magischer Fähigkeiten aufwiesen, wurden von den Reinigern entweder getötet oder gefangen genommen und versklavt, da sie glaubten, dass europäisches magisches Blut das höchste der Reinheit sei und unbefleckt bleiben müsse.
Die Reiniger florierten, als der Sklavenhandel 1619 in Nordamerika begann, und bewegten sich frei in Muggelkreisen, um sich überwiegend muggelstämmige afroamerikanische Hexen und Zauberer anzueignen. Sie experimentierten mit ihren Opfern und entwickelten Zaubersprüche, wobei sie große magische Anstrengungen unternahmen, um ihr „Eigentum" zu sichern. Sklaven wurden sterilisiert und oft an magische Familien verkauft, die sich in die Plantagenwirtschaft der Muggelkolonien integriert hatten.
Die Reiniger weigerten sich, die schweren Menschenrechtsverletzungen anzuerkennen, die sie den Männern und Frauen, die sie in die Sklaverei zwangen, zufügten, und behaupteten, dass ihre Opfer nicht vollständig menschlich seien und bezeichneten sie als „Erwerbung". Inoffiziell nannten sie ihre männlichen Sklaven „Tauben" und ihre weiblichen Sklaven „Täubchen".
Hermine stützte sich auf das Bücherregal, ihre Haut kribbelte am ganzen Körper. „Hallo, Täubchen", hatte Nott Senior zu ihr gesagt und ihr Kinn mit dem Griff seines Stocks nach oben gedrückt.
Sie sog die Luft ein, als würde sie verschwinden. Seit Wochen suchte sie im Katalog nach dem Wort „Sklave" und seinen Varianten. Aber die Reiniger nannten sie nicht Sklaven.
Und bei diesem Minimum an Informationen über diese blutrünstigen, von Vorurteilen und Gier getriebenen Söldner war es so einfach zu erkennen, woher die Todesser ihre Inspiration genommen haben könnten.
Hermine zog sich ein Paar Leggings und das erste T-Shirt an, das sie finden konnte, und lief barfuß in die Bibliothek. Die Türen öffneten sich ächzend, als sie sie aufstieß, und sie stand mit rasendem Puls vor dem Bibliothekskatalog.
„Zeig mir alle Texte, die den Ausdruck ‚die Reiniger' enthalten. Querverweise mit ‚Erwerb', ‚Taube' und ‚Täubchen'."
Der Buchfinder leuchtete auf. Und zehn, zwölf ... fünfzehn grüne Lichter schwebten aus dem Katalog, jedes führte zu einem Text, der langsam aus den Regalen gezogen wurde und dort auf sie wartete.
Ein Lachen brach aus ihrer Kehle hervor - so eine süße Erleichterung, die sich in ihren Adern ausbreitete. Sie schlug sich eine Hand vor den Mund und starrte auf die schwebenden Bücher.
Das Buch, das ihr am nächsten lag, war ein dünnes Lederjournal. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, um es aus der Luft zu pflücken, und fand den Namen Tobias Tolbrette auf der Innenseite des Einbands. Es stammte aus dem Jahr 1600.
Sie eilte zu jeder Reihe, auf jede Leiter, wo sie schwebten und zog alle Bücher herunter, untersuchte ihre Einbände, ihre Jahreszahlen. So viele handgeschriebene Journale und Geschichtsbücher, die vor Hunderten von Jahren veröffentlicht worden waren. Ihr Band über die Geschichte des magischen Nordamerikas war erst ein Jahrzehnt alt.
Das war der Schlüssel. Nott Sr. war gestern Abend unvorsichtig gewesen und jetzt musste sie nur noch den Brotkrumen folgen. Sie setzte sich zwischen die Stapel von Büchern, nahm eines nach dem anderen in die Hand und blätterte so schnell, wie es ihr erschöpftes Gehirn zuließ. Sie würde Wochen brauchen, um sie zu lesen, aber im Moment konnte sie nicht anders, als die Seiten zu verschlingen wie ein hungriger Mann ein Festmahl.
Ihre Augen weiteten sich und ihr Magen drehte sich um, als sie auf eine Seite blätterte, die sich in der Mitte von Tobias Tolbrettes Tagebuch befand.
Und jede Nacht, bevor ich sie in meine Gemächer bringe, zwinge ich sie, auf meinen Namen zu starren, der in ihre Haut eingebrannt ist. Mein Brandzeichen auf ihrer Schulter, wie das Brandzeichen auf meinen Ochsen.
Die Tätowierungen. Die Reiniger hatten auch magische Hautbrandzeichen verwendet. Aber Nott Sr. behauptete, Fortschritte gemacht zu haben. Wenn sie entziffern könnte, was die Reiniger mit ihren Brandzeichen gemacht hatten, wäre sie einen Schritt näher daran, zu wissen, was Nott Sr. getan hatte.
Sie lockerte ihre Beine und stand auf, um den Katalog nach einem Querverweis von „Brandzeichen" in den Texten zu fragen, die sie bereits hatte.
Die Bibliothekstür ging knarrend auf.
Sie erstarrte, dann spähte sie durch die Regale und sah Draco, der langsam in die Bibliothek trat. Eine Welle heftiger Gefühle überrollte sie und sie trat hinter den Regalen hervor. Der Raum war still, als sich ihre Blicke trafen. Sein Blick glitt zu ihren nackten Füßen hinunter und bewegte sich unwillkürlich, bis er zu ihren Augen und ihrem offenen Mund zurückkehrte.
Ein heißer Schauer durchfuhr sie bei der Erinnerung an die vergangene Nacht. Seine Lippen und seine Brust und sein Oberschenkel.
Sie könnte ihm erzählen, was sie gerade erfahren hatte. Sie könnten zusammen die Bücher durchgehen und wenn sie ihn schließlich nach der letzten Nacht fragte, würde er sie vielleicht mit einem Kuss zum Schweigen bringen...
„Ich möchte mich für gestern Abend entschuldigen." Er ließ seine Hände in die Taschen gleiten und ihr Atem verließ sie.
Sie drückte das Buch fester an ihre Brust und drückte ihre Fingerspitzen in die Vertiefungen. „Ich habe mich ganz vergessen. Ich habe die Kontrolle verloren, und es wird nicht wieder vorkommen."
Sie blinzelte ihn an. Er war stoisch, mit kalten Augen und knappen Sätzen. Mit Endgültigkeit. Ihr Herzschlag beschleunigte sich, als sich die Worte in ihre Haut bohrten und ihr das Blut in den Adern gefror.
Er bereute es, sie geküsst zu haben. Natürlich tat er das. Hermine schluckte und wurde plötzlich von Schuldgefühlen und Scham überflutet. Noch vor einer Stunde hatte sie gedacht, es sei eine Erinnerung, die sie festhalten und zu der sie zurückkehren konnte, wann immer sie wollte.
Es wird nicht wieder vorkommen.
Sie war wirklich ein dummes Mädchen.
Sie konzentrierte sich auf das Taubheitsgefühl in ihren Fingerspitzen, nickte und blinzelte ihn an. „Ich verstehe."
Eine Pause, bevor er den Raum betrat und sich ihr näherte. Wie eine gespannte Feder, die darum bittet, in die andere Richtung zu springen. Er betrachtete ihre Texte auf dem Boden und presste die Lippen aufeinander, bevor er aufblickte.
„Das war völlig unangemessen von mir." Er räusperte sich. „Ich würde es verstehen, wenn du unsere Übungsstunden abbrechen möchtest."
Hermine kniff die Augen zusammen und die Wut schnürte ihr plötzlich die Brust ein.
„Das wird nicht nötig sein." Sie wandte sich wieder dem Bücherregal zu, nahm wahllos einen Band heraus und blätterte ihn durch. „Wir müssen unbedingt weiter üben. Ich würde sagen, wir sind bei weitem nicht so gut, wie wir sein sollten."
Ein unruhiges Schlurfen hinter ihr. Bevor er etwas sagen konnte, brachte sie ihn mit einem Schnappen des Buchrückens zum Schweigen.
„Es gibt keinen Grund zur Aufregung. Ich habe nicht die Absicht, wegen eines dummen Fehlers, der durch ein Glas Wein zu viel verursacht wurde, Verdacht auf mich zu lenken."
Sie drehte sich auf dem Absatz um und ging aus seinem Blickfeld, zurück zu ihren Bücherstapeln. Zwischen ihnen hatte sich nichts geändert. Er hatte einen Fehler gemacht und sie auch. Jetzt, da sie es beide eingesehen hatten, konnten sie so weitermachen wie bisher.
Ein Geräusch von vorsichtigen Schritten auf dem Treppenabsatz, als sie ihre Bücher sorgfältig in ihre Arme nahm. Sie warf ihren Kopf über die Schulter, um ihn anzustarren.
Draco stand in der Nähe eines Regals und beobachtete sie schweigend. Ein Flackern in seiner Miene, bevor seine Kehle zuckte. „Bist du sicher, dass das klug ist? Weiter zu üben?", fragte er schließlich.
Sie richtete sich auf und hob eine Augenbraue als sie ihn ansah. „Warum nicht? Wir waren uns beide einig, dass es ein Fehler war und dass es nicht wieder vorkommen wird. Ziemlich einfach, wirklich."
Er blinzelte sie an, sein linkes Auge zuckte.
„Sag mir Bescheid, wenn du wieder bereit bist, weiterzumachen, Malfoy." Sie nahm ihre Bücher und drängte sich erhobenen Hauptes an ihm vorbei.
Sie schaffte es bis hinter die verschlossene Tür ihres Badezimmers, bevor sie zu weinen begann und den Wasserhahn laufen ließ, um ihr Schluchzen zu übertönen.
Den Rest des Tages verbrachte sie mit Okklumentik. Sie probierte fortgeschrittene Techniken aus und fand Wege, sanft Seiten aus ihren mentalen Büchern herauszureißen und sie zu einem neuen Text zusammenzufügen, den sie in einem hinteren Regal in der verbotenen Abteilung ihrer mentalen Bibliothek verstaute.
Sie trennte Seiten ab: seine dunklen Augen, seine warmen Lippen und seine begabte Zunge. Ein fester Oberschenkel zwischen ihren Beinen, lange Finger, die ihre Handgelenke umklammerten - alles versiegelt und weggepackt.
Dem neuen verbotenem Buch wurden die Bilder ihrer roten Lippen, der engen Locken und des Spitzenhöschens hinzugefügt. Sie wollte nicht an das Kostüm denken, das ihn hatte vergessen lassen, wer sie beide waren.
Irgendwann kam eine Einladung zum Abendessen, eine Frauenstimme sprach leise durch die Tür.
Als sie die kalte Platte auf ihrem Couchtisch bemerkte, waren sechs Stunden vergangen und der Himmel vor ihrem Fenster war schwarz. Selbst das Mondlicht war zu hell für den Druck hinter ihren Augen, also trank sie ihren Schlaftrank und schlief ein, bevor sie ganz unter die Decke geschlüpft war.
Am Sonntag wachte Hermine früh auf und verbrachte die zusätzliche Zeit mit Meditieren und Okklumentik. Es gab viel zu recherchieren und sie durfte nicht noch einen Tag mit dummen Ablenkungen verlieren.
Sie begegnete ihm an diesem Tag zweimal, als er sie auf dem Weg zum Wintergarten mürrisch und mit ausdruckslosem Gesicht in den Gängen anstarrte, und dann noch einmal, als sie gerade ihr einsames Abendessen verließ.
Am Montagmittag war sie mit ihrem ersten Buch fast fertig. Beim Mittagessen las sie den Propheten und entdeckte auf Seite 3 einen kleinen Artikel über die Unruhen in Italien. Und keine Stunde später erschien Mippy mit zitternden Augen und ihrem Nachmittagskaffee und teilte ihr mit, dass Draco weggerufen worden war.
Narcissa kam zwei Tage später zu ihr, erkundigte sich vorsichtig nach ihrem Wohlbefinden und drückte ihr einen Brief in die Hand, der den „Haushalt" über die Situation in Italien auf den neuesten Stand brachte. Hermine verglich die wenigen Informationen in Dracos Brief mit dem, was Skeeter gedruckt hatte, und schloss daraus, dass er geschickt worden war, um die Unruhen zu kontrollieren, die durch das Verschwinden von Antonio Bravieris ehemaligen Ratsmitgliedern ausgelöst worden waren. Er würde während seiner Abwesenheit nicht mehr schreiben können, aber er behauptete, in Sicherheit zu sein und bat seine Mutter, sich keine Sorgen zu machen.
Als sie damit fertig war, zerknüllte Hermine den Zettel in ihrer Handfläche. Diese Worte waren es nicht wert, aufbewahrt zu werden, und sie kam sich bereits dumm vor, weil sie noch ein paar Fetzen Papier von früher aufbewahrt hatte. Sie durchquerte das Zimmer und griff nach dem Schmuckkästchen auf ihrem Nachttisch, um die anderen Zettel von ihm zu holen, bereit, sie alle in die Flammen zu werfen - aber etwas hielt sie auf. Sie strich den letzten Brief glatt und verstaute ihn in der Schmuckschatulle, dann starrte sie die nächste Stunde aus dem Fenster und beobachtete den Horizont.
Die Wochen während Dracos Abwesenheit zogen sich hin, und Hermine stürzte sich in ihre Nachforschungen. Die Tagebücher, die sie mit Hilfe des Katalogs gefunden hatte, schienen entscheidend zu sein, aber sie hatte überwiegend Fragmente und Rätsel gefunden. Einige Zaubersprüche waren eindeutig relevant - eine „Blitzbarriere" zum Beispiel -, aber die Anleitungen enthielten seltsame Zutaten und Symbole, die eindeutig verschlüsselt waren.
Es wäre so viel einfacher, wenn sie einen oder zwei Hinweise hätte. Jemanden, der sie in die eine oder andere Richtung führen könnte. Abends, wenn sie die Creme auftrug, die Pansy ihr aufgezwungen hatte, dachte sie an Theo Nott und fragte sich, wie sie von ihm Informationen über die Arbeit seines Vaters an den Tätowierungen erhalten konnte.
Als der August sich dem Ende zuneigte, begann Hermine wieder, Narcissa zu den täglichen Mahlzeiten zu treffen. Narcissa schien zu ahnen, dass etwas passiert war, denn sie erwähnte Draco nie namentlich.
Hermine war dankbar dafür und auch für ihre Gesellschaft. Sie waren eine willkommene Abwechslung zu ihren Nachforschungen und der Okklumentik.
Eines Morgens frühstückten sie zusammen, als Hermine im Tagespropheten ein Bild des Hogwarts-Expresses entdeckte. Das Datum auf der Zeitung lautete 01. September. Sie zuckte zusammen und ihre Gabel klapperte auf dem Porzellan.
Narcissa sah mit großen Augen von ihrem Teller auf und erstarrte mitten im Bissen.
„Hogwarts hat wieder geöffnet?"
Ein Schatten huschte über Narcissas Gesicht. Sie kaute zu Ende und nickte nur. „Für Reinblütige, ja."
Hermines Augen überflogen den Artikel und blieben an Wörtern wie Schulleiterin Dolores Umbridge, Dunkle Magie und Einführung in die Verhörtechnik hängen. Ihr drehte sich vor Ekel der Magen um.
„Das ist wohl kaum eine Ausbildung. Sie bilden Kindersoldaten aus!"
„Die Dinge haben sich geändert ... erheblich, Hermine." Narcissa legte ihr Besteck ab, schloss die Augen und atmete aus. „Die Eltern haben zwar die Möglichkeit, ihre Kinder zu Hause zu unterrichten, aber am Ende des Schuljahres werden alle nach dem neuen Lehrplan geprüft."
Hermine kribbelte es in den Adern, als sie auf den Hogwarts-Express hinunterstarrte und daran dachte, wie majestätisch er ihr einst erschienen war. Voller Verheißungen und Möglichkeiten. In diesem Zug hatte sie Ron und Harry zum ersten Mal getroffen.
Sie hatte Draco in diesem Zug getroffen... obwohl sie sich nicht sicher war, ob er sich daran erinnerte. Er war ziemlich unhöflich zu ihr gewesen, als sie nach Nevilles Kröte gefragt hatte.
Sie blinzelte, schüttelte den Kopf und konzentrierte sich wieder. Es war der erste September und der Hogwarts-Express brachte die Kinder zurück zur Schule. Die Welt hatte sich weitergedreht, wenn auch dunkler als zuvor.
„Ist der Dunkle Lord noch im Schloss?"
Narcissa nickte langsam. „Es sind viel weniger Schüler eingetroffen, also halten sie sich in den Türmen und oberen Stockwerken auf."
Jeder Angriff auf Hogwarts würde also auch die Kinder im Schloss gefährden. Hermine seufzte und rieb sich die Stirn. Es muss ein Alptraum für die zurückkehrenden Schüler sein. Wie viele der alten Mitarbeiter und Lehrer waren tot? Sie machte sich auch Sorgen um die armen Hauselfen in den Küchen, aber zumindest war es unwahrscheinlich, dass sie getötet wurden. Diener waren für den Betrieb der Schule immer noch notwendig.
Eine Erinnerung flammte in ihr auf. Kreacher.
Hermines Blick glitt zu Narcissa, während sie vorsichtig in ihren Toast biss. Grimmauldplatz war im Besitz der Familie Black gewesen, bevor es an Harry übergegangen war.
„Narcissa, ich hoffe, du nimmst es mir nicht übel, wenn ich frage..." Hermine räusperte sich. „Aber ich habe mich gefragt, ob du etwas über den Hauselfen Kreacher weißt?"
Narcissa blinzelte verblüfft. Dann verzogen sich ihre Lippen zu einem schmalen Lächeln. „Ich glaube mich zu erinnern, dass er ein mürrisches kleines Ding war. Meine Schwester hat ihn immer herumgejagt, wenn wir unsere Cousins besucht haben." Sie stellte ihre Teetasse lautlos ab und fragte: „Warum? Hat er dich belästigt?"
„Nein. Aber ich habe ihn letzte Woche gesehen." Sie fummelte mit der Serviette auf ihrem Schoß herum. „Und ich wollte nur wissen, wer sein Gebieter ist?"
Narcissa nickte. „Grimmauldplatz ist jetzt in Dracos Besitz", sagte sie schlicht. „Als sich der Staub in Hogwarts gelegt hatte, bin ich zu Gringotts gegangen und habe den Papierkram erledigt. Der Besitz fiel an die Familie Black, aber da meine älteste Schwester keine Erben hat, ging das Anwesen an Draco, den einzigen männlichen Erben der Black-Linie."
Hermines Gedanken drehten sich um die eigene Achse. Grimmauldplatz gehörte Draco. Kreacher gehörte Draco. Pansy musste sich im Grimmauldplatz verstecken. Ihr Atem ging stoßweise - und doch zerrte etwas an Hermines Verstand.
Harry. Grimmauldplatz hatte ihm gehört.
„Und... und die Kobolde bei Gringotts...", stammelte sie und suchte nach den richtigen Worten. „Wie haben sie entschieden, Harry das Anwesen zu entziehen?"
Narcissa legte den Kopf schief und runzelte verwirrt die Brauen. „Als Potter ohne Testament starb, blieb das Anwesen herrenlos. Die Kobolde haben Magie, um diese Dinge zu verfolgen."
Hermines Gesicht fühlte sich angespannt an. Ihre Haut kribbelte - sie konnte es in ihren Ohren hören. Hätte sie nicht schon gesessen, hätte sie einen Stuhl gebraucht.
Die Kobolde von Gringotts - die regelkonformste Spezies in der magischen Welt - hatten Papiere genehmigt, die besagten, dass der vorherige Besitzer von Grimmauld Place tot war.
Eine Hand berührte ihr Handgelenk.
„Hermine, geht es dir gut? Du bist so blass wie ein Laken."
Narcissas Stimme schien weit weg zu sein.
Hermine konzentrierte sich auf ihre Atmung und holte tief Luft. Sie dachte an einen See mit ruhigem Wasser, bis sich ihr Herzschlag und ihre Atmung normalisierte.
Als sie die Augen öffnete, hatte Narcissa Hermines Stuhl beiseite gezogen und kniete vor ihr. Eine kühle Hand lag auf ihrem Gesicht, die andere drückte ihre Hand. Mippy stand in der Tür und zwirbelte ängstlich an ihrem Ohr.
„Es tut mir sehr leid, Liebes. Mir war nicht klar, dass dies ein Schock für dich sein würde."
Hermine schüttelte den Kopf und spürte, wie ihr Körper in ihrem Stuhl leicht schwankte.
„Das ist es nicht. Ich habe nur..." Sie schluckte und blickte in Narcissas warme blaue Augen. „Ich hatte Hoffnung."
Das Mitleid in Narcissas Blick war fast zu viel, um es zu ertragen. Narcissa nahm ihre Hände, führte sie an ihre Lippen und küsste ihre Knöchel.
„Ich war diejenige, die die Leiche untersucht hat, Hermine", sagte sie leise. Hermine spürte, wie eine Träne von ihren Augen auf ihre gemeinsamen Hände fiel. „Er hat nicht geatmet. Es gab keinen Herzschlag." Narcissa löste langsam eine Hand, um eine Locke hinter Hermines Ohr zu streichen. „Er ist mutig in den Wald gegangen und genauso gestorben."
Ihre Kehle unterdrückte ein Schluchzen, als sie nickte. Sie drückte Narcissas Hände zum Dank und trocknete sich dann mit ihrer Serviette die Augen.
Narcissa verstand und entschuldigte sich daraufhin in ihr Zimmer. Hermine vergrub sich an diesem Tag in Nachforschungen und Okklumentik und versuchte zu vergessen, dass sie Harry vor genau sieben Jahren in einem magischen Zug getroffen hatte, der sie zu einer magischen Schule brachte, wo sie endlich keine Außenseiterin mehr war.
Draco war auch an diesem Freitag noch nicht zurück. Aber er war an diesem Tag auf einem Foto in der Zeitung zu sehen, wie er stoisch hinter dem neuen italienischen Marionettenminister stand, als dieser eine Rede hielt. Hermines Herz hatte einen Schlag ausgesetzt, als sie die Schärfe seines Kiefers und die dunklen Ringe unter seinen Augen sah. Aber selbst als sie sie weggeblinzelt hatte, sah sie immer noch graue Augen anstelle eines Sees mit ruhigem Wasser.
Eines Morgens stieg Hermine aus ihrem Bad, wickelte ein Handtuch fest um sich und ging zu ihrem Kleiderschrank. Sie öffnete ihn und erschrak.
Eine ungewohnte Mischung aus Farben. Muster. Seide. Ein schneller Griff in ihre Schublade zeigte, dass all ihre bequeme Unterwäsche durch Stofffetzen ersetzt worden war. Ein kleiner gefalteter Zettel lag obenauf und sie öffnete ihn.
McGonagall hat ihre Schlüpfer zurückverlangt. Es gibt ein paar neue Sachen, die dir sicher gefallen werden.
- P.
Hermine errötete. Pansy versuchte, sie umzubringen. Sie kramte in ihren Schubladen, um irgendeine Spur von blasser Baumwolle zu finden, aber sie hatte sie alle ersetzt. Hermine fuhr sich mit der Hand über das Gesicht, schnaufte laut und suchte sich einen blassrosanen heraus.
In der anderen Schublade befanden sich zum Glück noch Jeans, aber ihr fiel die Kinnlade herunter, als sie auch Shorts fand. Im Schrank hingen Röcke, die kürzer waren als ihre Hogwarts-Uniform, tief ausgeschnittene Blusen und ein paar Kleider.
Hermine runzelte die Stirn. Vielleicht könnte sie Pansy zu Weihnachten eine Puppe schicken. Es wäre das gleiche Prinzip.
Sie schlüpfte in ihre Jeans, nachdem sie zu lange auf ein blassblaues Kleid gestarrt hatte und suchte sich ein neues graues T-Shirt aus, das harmlos genug schien - bis ihr auffiel, dass der Ausschnitt tiefer saß, als sie erwartet hatte.
Mit den Augen rollend stapfte Hermine in ihr Badezimmer und begann, ihr Haar zu trocknen. Sie verbrachte den ganzen Tag in der Bibliothek und zog ihr T-Shirt hoch, obwohl niemand hinsah.
Draco kam am Sonntagabend zurück. Hermine hatte sich einen langen Spaziergang an der spätsommerlichen Luft gegönnt, um ihre Gedanken zu sortieren. Sie kam gerade von draußen herein, als das Flohnetzwerk zum Leben erwachte.
Sie schrie auf und sprang zu Seite, als das Feuer aufloderte und eine Gestalt hindurchtrat.
Sie blieb wie erstarrt stehen, als er seine Robe abklopfte und sich mit einer Hand durch sein blondes Haar fuhr. Dann drehte er den Kopf.
„Granger." Seine Hand fiel herunter. Seine Finger zuckten.
Sie blinzelte ihm entgegen. „Malfoy."
Er machte einen Schritt auf sie zu, seine Augen überflogen sie schnell und landeten auf dem luftigen, knielangen Rock, den sie trug.
„Was ist das?"
Sie schaute an sich herunter und strich mit den Fingern über den Stoff. „Ein Rock."
„Woher hast du ihn?"
Sie hob eine Augenbraue, als sie ihn ansah. „Pansy hat meine Garderobe ausgetauscht. Gegen meinen Willen."
Seine Augen weiteten sich. „Alles?"
„So gut wie." Irritiert runzelte sie die Stirn, als sie sah, wie er auf sie herabblickte. „Bist du ein Experte für Frauenmode, Draco? Sollte ich meine Kleiderauswahl mit dir besprechen?"
Seine Augen blickten kurz zu ihr, bevor er den Blick abwandte und die Röte in seine Wangen stieg.
„Ganz und gar nicht. Ich war nur..." Er fuchtelte mit der Hand, „überrumpelt." Er sah sich in der Eingangshalle um, auf der Suche nach einem Ausweg. „Ich werde Mutter suchen."
„Du erzählst mir morgen von Italien, ja?", rief sie ihm nach. Auf der ersten Treppenstufe blieb er stehen.
„Wir sehen uns nach dem Frühstück", sagte er, immer noch nicht zu ihr gewandt.
„Ich meinte, während unserer Übungsstunde."
Seine Rippen dehnten sich, dann drehte er sich langsam zu ihr um, als würde er einem Henker gegenüberstehen. „Granger, es kann nicht dein Ernst sein, dass du weitermachen willst..."
„Und ob ich das will." Sie wartete auf seine Antwort und verschränkte die Arme. Sein Blick fiel erneut auf ihren Rock.
„Hör zu", sagte sie streng. „Ich weiß, dass es nicht deine Entscheidung war, nach Italien zu gehen, aber ich war monatelang weggesperrt. Ich weiß, du hältst mich für einen dummen Gryffindor mit einem Heldenkomplex –"
„Granger –"
„Bitte, lass mich ausreden."
Sein Blick flackerte und er schloss den Mund.
„Was ich damit sagen will, ist, dass ich in Edinburgh sein muss. Ich muss in der Lage sein, mich dort zu bewegen. Ich muss..." Sie schluckte, „... das Spiel besser beherrschen." Sie dachte an Cho und Charlotte. An Pansys beharren darauf, dass sie nicht nur ein weiterer Preis war, auf den man bieten konnte, sondern der Preis. Sie reckte ihr Kinn hoch.
„Mein Platz sollte nicht im Hintergrund sein."
Seine Augen zuckten von ihren Schlüsselbeinen hoch. „Zu was macht mich das also? Zu deinem kleinen Haustier, das herumläuft und deinen Dreck wegräumt?"
„Sei nicht albern", schnauzte sie. „Ich bin in dieser Situation eindeutig das Haustier, und unser beider Leben hängt davon ab, dass die Leute das denken."
Er sagte nichts, sondern starrte sie nur an.
Sie seufzte und verschränkte langsam die Arme. „Hör zu, Malfoy. Du wusstest, wer ich bin, als du mich gekauft hast." Seine Kehle räusperte sich. „Die Tatsache, dass ich dem Orden helfen will, sollte dich nicht überraschen."
Sein Blick wanderte wieder über ihren Nacken und ihre Schultern, bevor er wieder zu ihren Augen hinaufglitt.
„Du weißt genauso gut, wer ich bin", sagte er und ein Hauch der alten Hogwarts-Arroganz legte sich wie ein Mantel über ihn. „Es sollte dich nicht überraschen, wenn ich mich dir in den Weg stelle. Immerhin haben wir gegensätzliche Interessen."
Sie blinzelte ihn an. Ein leichtes Grinsen lag auf seinem Gesicht, als wäre er wieder in die Rolle geschlüpft, die er so viele Jahre lang zu tragen versucht hatte. Es sah jetzt seltsam an ihm aus.
„Ich glaube zu wissen, wer du bist." Ihre Stimme war sanft und wehte zu ihm herüber wie ein Windhauch über ein Feld. Sogar in Hogwarts hatte sie geglaubt, sie wüsste es - dachte, sie hätte einen Teil von ihm gesehen, den er zu verbergen versuchte. „Ich glaube... dass unsere Interessen nicht so gegensätzlich sind, wie du mich glauben lässt. Warum sonst würdest du mir mit Cho helfen?"
Sie beobachtete die langsame Bewegung seiner Rippen, sah, wie seine Augen über ihr Gesicht glitten. Er leugnete es nicht. Er starrte sie nur an, seine Finger wurden weiß, als sie das Marmorgeländer umklammerten.
Sie dachte, dass sie die fehlende Zuneigung von ihm vielleicht überleben könnte, wenn er ihr weiterhin helfen und offen mit ihr über den Krieg sprechen würde. Sie dachte, dass es vielleicht den Schmerz lindern könnte, wenn sie das von ihm haben könnte...
Ihr Blick glitt wieder nach oben, bereit, das Buch zu schließen, das die Sanftheit seiner Augen und die Art, wie sein Hemd seinen Oberkörper umschloss, festhielt. Vielleicht hat er dasselbe getan.
„Ich verspreche, dich darüber auf dem Laufenden zu halten." Sie ging näher an die Treppe heran. „Ich verspreche, alles in meiner Macht Stehende zu tun, damit du oder deine Mutter nicht getötet werden. Oder deinen Vater, wenn es sein muss." Sie warf ihm ein schiefes Lächeln zu.
Ein Muskel in seinem Kiefer zuckte. „Und was ist damit, sich selbst umzubringen?"
„Ja, ja, um deine Investition zu schützen und so weiter." Sie stieß einen schnellen Atemzug aus. „Ich verspreche auch, das zu vermeiden. Ich bin selbst kein großer Fan von dieser Idee."
„Dann erwarte ich, dass du dich auch so verhältst." Er ging die erste Treppenstufe hinunter und kam ihr entgegen. „Und ich erwarte, dass du dein Wort hältst."
Sie nickte. Und als sich ihr Magen bei seinem Blick überschlug, löste sie sich und trat einen Schritt zurück.
„Also morgen üben?", fragte sie.
Er machte ein ungeduldiges Geräusch in seiner Kehle. „Ich glaube wirklich nicht, dass..."
„Und ich glaube es wirklich. Edinburgh ist erst in fünf Tagen und wir können es kaum ertragen, im selben Raum zu sein, weil..." Ihre Wangen brannten, und sie sah auf ihre Schuhe. „Weil du so lange weg warst."
Stille. Und dann: „Du bist eine furchtbare Lügnerin, Granger."
„Schön.", wetterte sie. „Weil wir uns geküsst haben. Weil wir beide ein schreckliches Fehlurteil gefällt haben und uns geküsst haben. Aber ich vertraue darauf, dass wir uns beide einfach zusammenreißen und uns wie Erwachsene verhalten können!"
Er hob eine Augenbraue. „Erwachsene?"
„Ja." Sie schnaubte und ballte ihre Hände zu Fäusten. „Nur weil wir einen ‚Moment' hatten, heißt das nicht, dass wir all unsere harte Arbeit wegwerfen sollten."
Er presste die Lippen zusammen. „Wenn du meinst..."
„Wunderbar. Ich sehe dich morgen um sieben."
Sein Mund bewegte sich wortlos, bevor sie ihm vorauseilte und praktisch die Treppe hinaufstürmte.
Sie drehte sich nicht um, aber sie spürte, wie er ihr den ganzen Weg nach oben nachschaute.
Das kleine Wohnzimmer im Ostflügel war mit einer Reihe von Stühlen und Sofas ausgestattet. Die Elfen hatten auf Hermines Bitte hin einen kleinen Tisch herbeigezaubert, damit sie ein Abendessen in Edinburgh so gut wie möglich simulieren konnten.
Am Montagabend saß er auf ihrem üblichen Stuhl und stocherte in seinem Essen herum, während sie ihn über Italien ausfragte. Er hatte die ganze Zeit in Rom verbracht, um den neuen Minister zu beschützen.
„Wie ein Leibwächter?", fragte sie.
„So könnte man es sagen." Er schnitt in sein Steak, einen Arm um ihre Taille gelegt. „Eher ein Babysitter, wirklich. Ich passe auf, dass Romano die Anweisungen befolgt, die der Dunkle Lord ihm gibt."
„Was für Anweisungen?", fragte sie und riss ihren Blick von dem Anblick los, wie sich seine Lippen um seine Gabel schlossen.
„Eine Reform der magischen Erziehung. Eine Registrierung für Muggelgeborene."
Sie nickte, da sie beides erwartet hatte. Sie wartete, bis er mit seinem Essen fast fertig war, bevor sie sagte: „Du musst mir einen Gefallen tun."
Sein Kiefer erstarrte mitten im Kauen. Er hob eine Augenbraue und schüttelte mit einem frustrierten Seufzer den Kopf über seinen Teller.
„Schieß los, Granger."
„Ich brauche deine Hilfe, um mit Theo allein zu sein."
Er ließ sein Besteck fallen und drehte sich um, um sie anzuschauen. „Warum?"
„Sein Vater hat die Tattoos entworfen, nicht wahr?"
Er blickte schnell zu seinen Initialen auf ihrem Arm hinunter. „Ja-"
„Vielleicht hat er seinem Vater geholfen. Oder vielleicht weiß er etwas-"
„Und wie, in Merlins Namen, willst du das herausfinden? Ihn höflich fragen?"
„Nicht unbedingt." Hermine räusperte sich und fühlte sich plötzlich ganz heiß. „Ich dachte, ich könnte ihm vielleicht ein bisschen schmeicheln - mich an ihn anschmiegen. Vielleicht etwas tragen, das er attraktiv findet. Nichts Ernstes, natürlich. Du könntest es beenden, wie wir es mit Cho gemacht haben."
Dracos bellendes Lachen rüttelte sie auf. Sie starrte ihn mit großen Augen an und spürte, wie ihr die Demütigung in den Nacken kroch, als seine Brust vibrierte.
„Was ist so lustig?", fragte sie.
„So gern ich auch sehen würde, wie du es versuchst, Granger", sagte er, immer noch grinsend, „dein Charme wird bei ihm nicht funktionieren."
„Und warum nicht?" Die Spitzen ihrer Ohren brannten. „Das letzte Mal trug ich ein enges rotes Kleid, und mein ‚Charme' schien bei jemandem zu wirken, den wir beide kennen."
Sein Lächeln erstarb sofort. Seine Rippen drückten steif und unbeweglich gegen ihre.
Sie spottete, wandte ihr Gesicht ab und griff nach ihrem Weinglas.
„Granger, du bist nicht sein Typ", sagte Draco leise, immer noch mit einem Hauch von Belustigung in seiner Stimme.
Hermine verdrehte die Augen. „Ja, ich weiß, du denkst, er ist schwul. Aber offensichtlich lässt dich dein Augenlicht im Stich, denn beim letzten Mal war er sehr intim mit seinem Carrow Mädchen. Das nennt man bisexuell, Malfoy. Du hast doch sicher schon davon gehört?"
Sein Blick wanderte zu ihr und sein finsterer Blick vertiefte sich. „Wie auch immer, die Antwort ist immer noch nein."
Hermines Augen verengten sich. „Und warum nicht?"
„Weil er dich sofort durchschauen würde. Es würde niemals funktionieren."
„Da bin ich anderer Meinung. Theo will sich unbedingt beweisen. Er liebt Aufmerksamkeit und Lob. Ich denke, es wäre einfach, wenn er betrunken genug wäre..."
„Ich sagte nein." Dracos Augen und Mund waren hart. „Jeder würde wissen wollen, warum ich dich plötzlich teile. Es würde die Schleusen öffnen."
Der Atem verließ Hermines Lungen. Er hatte sie in der Hand.
„Das ist ein Problem. Aber ich glaube immer noch, dass wir einen Weg finden können."
„Welchen Teil von ‚nein' verstehst du nicht, Granger?" Sie wurde von seinem Schoß gestoßen, dann standen sie sich beide gegenüber, während sie fassungslos zu ihm hinauf blickte. „Diese Idee ist mehr als dumm", zischte er.
„Inwiefern ist sie noch dümmer als die mit Cho?", knurrte sie und ihr Zorn flammte auf.
„Theo ist schwul und du weigerst dich, das in deinem sturen Kopf zu akzeptieren..."
„Dann lass mich mit ihm allein sein und das Urteil fällen! Ich verstehe nicht, warum du dich so sehr darum sorgst!"
Sie drehte sich auf dem Absatz um und stürmte aus dem Zimmer, wobei sie genoss, wie gut es sich anfühlte, ausnahmsweise einmal die Erste zu sein, die ging.
Hermine war bis zum nächsten Tag in schlechter Stimmung. Sie überlegte, ob sie für die abendliche Übungsstunde wieder in Pansys Kostüm schlüpfen sollte, nur um zu beweisen – erinnerst du dich an das Mädchen im roten Kleid? – aber sie verzichtete darauf.
Sie traf ihn um sieben Uhr unten im Wohnzimmer und war entschlossen, ihre schwelende Wut und ihre Verlegenheit über das Gespräch vom Vorabend beiseitezuschieben. Sie ließ ihn sein Essen in aller Ruhe zu Ende essen, bis auf ein paar Fragen über Italien und trank ihren Wein, während er sprach.
Als er mit dem Essen halb fertig war, lehnte sie sich wieder dicht an seinen Körper und schmiegte sich an seine Seite. Ihre Lippen wanderten zu seinem Kiefer und verteilten Küsse nach unten über seine Schulter, während er seinen Wein herunterschluckte. Ihre Hand griff nach seiner gegenüberliegenden Schulter, die Finger griffen nach dem Stoff seines Hemdes.
Er schluckte.
Eine ihrer Hände fuhr durch das Haar in seinem Nacken und sie küsste ihn direkt unter dem Ohr, ließ ihre Zunge sanft über seine Haut gleiten.
Seine Gabel klapperte auf den Teller und dann waren seine Hände auf ihren Hüften und schoben sie weg.
„Das reicht, Granger –"
Sie warf ihm einen bösen Blick zu, während sie sich auf seinen Knien abstützte und wankte. „Das war kaum etwas, Malfoy."
Er erwiderte den Blick mit angespanntem Kiefer. Schließlich unterbrach sie den Wettstreit der Blicke mit einem mühsamen Räuspern. „Nur noch ein paar Minuten, dann machen wir Schluss für heute, ja? Denk einfach an - an etwas anderes."
Seine Nasenflügel blähten sich auf - aber dann blinzelte er, und die Augen, die sich ihr öffneten, waren kühl und grau. Er nickte.
Grummelnd rückte sie näher und er hielt sie auf seinem Schoß fest, während er steif dasaß.
Langsam, sanft ließ sie ihre Finger über seinen Kragen wandern, während sie seinen Hals küsste. Sie bahnte sich einen Weg durch die geöffnete Kragenspitze und hielt an seinem Ohr inne, bevor sie vorsichtig mit den Zähnen über sein Ohrläppchen fuhr.
Er zischte und versuchte, sie wieder zurückzustoßen. Und ihr Blut kochte vor Wut.
„Hör auf, so zu tun, als würde ich dich anwidern-"
„Du verdammte Hexe-"
„– so steif und unbequem, dass es ein Wunder ist, dass es nicht der ganze Raum bemerkt hat! Und wenn du mich weiter schubst, falle ich runter!"
Sie rutschte auf seinen Schoß, zog sich eng an seinen Körper und setzte sich seitlich auf seine Leistengegend. Und sie spürte es im selben Moment, als Draco aufstöhnte.
Er hatte eine Erektion.
Hermines Augen weiteten sich, ihr Gesicht war noch immer in seinem Hals vergraben. Seine Finger gruben sich in ihre Hüften und hielten sie ganz still.
Ihr Herz begann zu rasen und die Hitze in ihrem Körper kochte. Ihre Finger drückten seine Schultern, bevor sie sie aufhalten konnte. Sie flehte sich selbst an, ihren Verstand zu benutzen.
Er verspürte eine Anziehungskraft... sexueller Natur. Aber sie hatte weder Pansys rotes Kleid noch einen Schlüpfer an. Sie war barfuß und mit wilden Haaren, nur mit einem Pullover und einer Jeans bekleidet.
Und plötzlich erinnerte sie sich an jedes andere Mal, als er sie von seinem Schoß gestoßen hatte – sogar an das erste Mal, als sie seinen Hals geküsst hatte – vor Wochen.
Mit offenem Mund zog sie sich zurück, um in sein Gesicht zu sehen.
Seine Augen waren geschlossen, die Lippen zusammengepresst, er atmete schnell durch die Nase. Die Röte an seinem Hals hatte sich auf seine Wangen ausgebreitet.
Er riss die Augen auf und sah ihr in die Augen. Glühende Grautöne und bodenlose Pupillen.
„Zufrieden, Granger?", zischte er. Seine Finger gruben sich in ihre Hüften und zogen sie fest gegen seinen Schritt. „Dann ist es wenigstens einer von uns."
Er hob sie schnell von seinem Schoß, stellte sie auf ihre Füße und war zur Tür hinaus, bevor Hermine tief genug Luft holen konnte, um einen klaren Kopf zu bekommen.
In dieser Nacht lag sie im Bett und starrte mit großen Augen auf ihren Baldachin. Es war schon nach Mitternacht und ihre Gedanken rasten noch immer.
Vielleicht war Draco Malfoy einfach nur sehr empfindlich an seinem Hals. Oder er bekam sofort eine Erektion, wenn sein Hals geküsst wurde.
Oder vielleicht erinnerte er sich auch an ihren Kuss. Vielleicht konnte er nicht aufhören, sich das Mädchen mit den roten Lippen in dem roten Kleid vorzustellen...
Aber nein. Er hatte sie von seinem Schoß geschubst, lange bevor sie diesen Schlüpfer angezogen hatte.
Hermine schnaufte und rollte sich auf die Seite. Sie dachte an seine Augen auf ihren Beinen, wann immer sie nach Edinburgh gefahren waren. Sogar vor Monaten, an dem Abend, an dem er sie nach Hogwarts gebracht hatte, um vor Voldemort zu stehen, hatte sie einen dünnes, kurzes Kleid getragen und seine Blicke waren an ihren Beinen nach unten gewandert.
Ein warmes Gefühl in ihrer Brust blühte auf. Vielleicht fand er sie wirklich attraktiv, auch wenn er behauptete, er habe sich in dieser Nacht „vergessen". Etwas tief in ihr, das jahrelang verborgen war, blühte auf. Wie eine Blume, die nach einem eisigen Winter wieder das Sonnenlicht spürt.
Sie dachte an die Art und Weise, wie er sie angesehen hatte, als sie nur in dem roten Schlüpfer und dem roten BH steckte und scheinbar im Begriff war, mit einem anderen Mädchen unzüchtige Handlungen zu vollziehen. Sie war nicht in der Lage gewesen, ihm in die Augen zu sehen, aber sie fragte sich jetzt, ob er Cho überhaupt einen Blick geschenkt hatte.
Die Art und Weise, wie seine Fingerknöchel über ihre Rippen gestreift hatten, als er ihr half, den Reißverschluss ihres Kleides zu schließen.
Hermine stöhnte in ihr Kissen und schimpfte mit sich selbst, weil sie ihre Gedanken zu Orten wandern ließ, denen sie nicht folgen durfte. Denn das konnte sie nicht. Das sollte sie auch nicht.
Hat er jemals an mich gedacht, während er sich selbst berührt hat?
Etwas kribbelte in ihrem Bauch und flehte sie an, weiterzumachen.
Seine Augen, brennend wie Feuer auf den ihren in den Sekunden, bevor er sie küsste.
Seine Lippen, erst sanft und zögernd, dann leidenschaftlich und fordernd.
Sein Knie, wie es sie öffnete, sich zwischen ihre Beine drückte...
Hermine drehte sich auf den Rücken und öffnete ihre Schenkel. Ihre Hand glitt nach unten, um sich zu bedecken und sie spürte durch ihren Schlüpfer, dass sie bereits erregt war. Sie stöhnte peinlich berührt auf. Und biss sich dann auf die Lippe, als sie die Spitze zur Seite schob.
Am nächsten Morgen saß Hermine kerzengerade am Frühstückstisch. Draco hatte sich nicht zu ihnen gesellt, aber allein die Anwesenheit seiner Mutter gab ihr ein unangenehmes und schuldiges Gefühl. Sie hatte das Gefühl, dass alle Augen der Porträts auf sie gerichtet waren, als sie die Treppe hinunterging und alle über die Hure tratschten, die sich im Gästezimmer der Malfoys selbstbefriedigt hatte.
Sie konnte Narcissa den ganzen Morgen lang nicht in die Augen sehen und fürchtete sich davor, Draco in diesem Zustand zu begegnen.
Als sie nach dem Frühstück in ihr Zimmer zurückkehrte, schritt Hermine auf dem Boden umher und dachte nach.
Trotz dieses Durcheinanders mussten sie weiter üben – aus verschiedenen Gründen, zu denen weder Dracos Erektion noch Hermines immer noch brennende Haut gehörten. Ihr fiel einfach nicht ein, welche Gründe das waren, bis sie sich hingesetzt und sich konzentriert hatte. Also tat sie das.
Die Lounge bestand nicht nur daraus, auf dem Schoß zu sitzen und den Jungs beim Scherzen und Trinken zuzusehen. Die Lounge war viel aktiver – weniger als bei ihrem ersten Besuch, natürlich, aber immer noch ein Sündenpfuhl der Lust. Bei den wenigen Malen, die sie in der Lounge gewesen war, hatte sie auf Dracos Schoß gesessen und –
Hatte er da auch schon eine Erektion?
Hermine starrte aus dem Fenster, ließ ihre Finger über ihr Schlüsselbein gleiten und dachte nach.
Nein! Sie musste sich konzentrieren. Sie schüttelte energisch den Kopf, um ihn freizubekommen.
Sie hatte auf Dracos Schoß gesessen, und jede Berührung war von ihr ausgegangen. Was sie von den anderen Paaren in der Lounge gesehen hatte, war... viel intensiver. Sie erinnerte sich daran, Carrow Mädchen gesehen zu haben, die sich auf dem Schoß räkelten, Hände, die an diskrete Stellen wanderten und Lippen auf dem Nacken von Mädchen.
Und da das Küssen auf den Mund eine strikte Grenze von Draco war – eine, die sie letzten Monat praktischerweise ignoriert hatten – würde sie ihn ermutigen müssen, seine Lippen... an andere Stellen zu bewegen.
Hermine spürte, wie ihr Nacken heiß wurde, als sie sich all die anderen Stellen vorstellte, an denen er –
Schnell sprang sie von ihrem Stuhl auf, gab sich ein paar leichte Klapse auf die Wangen und rief nach einem Hauselfen, um Draco zu sagen, dass sie ihn an diesem Abend um sieben Uhr an ihrem üblichen Platz treffen würde. Dann ließ sie sich ein kühles Bad ein, in dem sie nicht mit sich selbst Spaß haben würde.
Sie verbrachte fast eine halbe Stunde damit, ihr Haar zu einem Zopf zu flechten und wieder zu lösen. Nachdem sie sich doch für den Zopf entschieden hatte, näherte sie sich ihrem Kleiderschrank und ließ ihren Blick über die Kleider und Röcke schweifen, die Pansy ihrer Garderobe hinzugefügt hatte. Hermine runzelte über sich selbst die Stirn. Sie hatte nicht vor, ein Kleid zu ihrer Übungsstunde mit Draco zu tragen.
Die Shorts schwankten auf ihren Bügeln und buhlten um ihre Aufmerksamkeit. Vielleicht könnte sie etwas anderes ausprobieren. Ihr Magen kribbelte angenehm bei dem Gedanken an ihre nackte Haut an ihm, aber sie schob den Gedanken beiseite. Sie trug heute Abend Shorts, weil der Stoff flexibel war. Und wenn sie heute Abend auf dem Boden landen würde, hätte sie wenigstens eine bessere Chance, sich zu fangen.
Hermine holte ein passendes Oberteil aus dem Kleiderschrank und machte sich fertig.
Draco hatte eine andere Meinung zu den Shorts.
„Was zum Teufel ist das?", fragte er, als er das Wohnzimmer betrat und sie mit übereinandergeschlagenen Beinen auf der Liege sitzend vorfand.
Sie blickte an sich herunter. „Shorts?"
Seine Lippen kräuselten sich. „Und darf ich fragen, warum du zum Abendessen ein übergroßes Paar Baumwollschlüpfer trägst?"
Sie hob eine Augenbraue. „Weil es draußen warm ist. Und in denen kann man sich besser bewegen." Sie folgte seinem Blick, als er ihre Beine hinunterfuhr.
Er starrte sie an, sein Blick wanderte hinunter zu ihren Knien, bevor er sich abwandte.
„Warte." Schnell stand sie auf. „Es tut mir leid wegen letzter Nacht. Wegen all der Nächte, wirklich..."
Er öffnete seinen Mund. Dann klappte er ihn zu.
„Ich hatte keine Ahnung, dass du dich unwohl fühlst", stieß sie hervor, und das Blut raste in ihren Ohren. „Ich war mir diesem Problem nicht bewusst."
„Granger", sagte er trocken, „ich werde diesen Raum auf der Stelle verlassen, wenn du nicht aufhörst zu reden."
„Bitte. Ich will nur ..." Sie holte tief Luft. „Ich weiß, das ist hart für dich..." Sie errötete über ihre schlechte Wortwahl. „Aber wenn du mir ein Signal geben könntest - ein Zupfen an deinem Ohr oder so - dann werde ich aufhören. Ich bitte nur darum, dass du es versuchst. Ich werde nicht verärgert sein, wenn ... wenn es passiert. In Ordnung?"
Er hatte während ihrer Rede die Augen geschlossen. Wären da nicht seine rosigen Wangenknochen, hätte sie gedacht, er hätte sie nicht gehört.
Dann, nach einer gefühlten Ewigkeit, neigte er den Kopf.
„Gut." Ihre Lunge zog wieder Luft ein.
Seine Lider öffneten sich und er bewegte sich schnell zu seinem üblichen Stuhl.
Er schluckte und Hermine hielt ihn mit den Worten auf: „Ich dachte, wir probieren heute mal etwas anderes aus."
Draco hielt inne und sah sie an, als wolle sie ihn mit einem knallrümpfigen Kröter beglücken.
Sie setzte sich und tätschelte das Kissen neben sich auf der Liege.
„Was ‚versuchen' wir?", brummte er und setzte sich so weit wie möglich von ihr entfernt hin.
Sie zog den Tisch mit dem Essen und dem Wein zu ihnen heran. „Ich dachte, wir fangen neu an. Dieser Stuhl hat ... Geschichte. Außerdem bezweifle ich, dass wir immer in diesem Sessel in der Lounge sitzen werden. Es gibt auch Sofas."
Er rollte mit den Augen, sagte aber nichts, als sie näher kam. Einen Moment lang schien er sich zu freuen, dass er seine Kartoffeln essen konnte, ohne ihr dabei um die Hüfte zu greifen. Aber das verflog schnell, als sie ihre Beine auf die Liege und ihre Knie auf seine Oberschenkel legte. Er blickte einmal auf ihre nackten Beine hinunter, bevor er weiter kaute.
Hermine beobachtete ihn aus den Augenwinkeln, während er aß. Sein Handgelenk war leicht, aber fest, als er sein Messer führte. Er kaute immer erst einen Bissen zu Ende, bevor er das nächste Stück Fleisch anschnitt. Sie beobachtete seinen kantigen Kiefer und erinnerte sich daran, wie er schmeckte. Sie nahm einen tiefen Schluck. Und starrte auf ihr leeres Glas, bis er fertig war.
Er legte Messer und Gabel ab, schob den kleinen Tisch von ihnen weg und starrte abwartend auf seine Hände. Sie stellte ihr Weinglas ab und bot ihm seinen vollen Kelch an. Er lehnte ab.
Sie nahm einen tiefen Atemzug. „Wir sollten üben, dass du die Dinge initiierst."
Er schluckte langsam. „Initiieren."
„Ja. Du ... küsst mich stattdessen." Er öffnete seinen Mund, und sie unterbrach ihn. „Nicht auf den Mund." Sie verzichtete darauf, ihre Augen zu verdrehen. „Aber an anderen Stellen."
Er knackte mit dem Nacken. „Was wir tun, ist genug, Granger."
„Nein, ist es nicht! Flint fasst Penelope immer an. Pucey hängt praktisch an Mortensens Hals. Und von Goyle will ich gar nicht erst anfangen." Sie kniete sich neben ihn und schaute auf sein Profil.
„Keiner der anderen Männer scheint Angst vor ihren Auktionsgütern zu haben, aber du-"
„Denkst du, ich habe Angst?", knurrte er und drehte sich plötzlich zu ihr um.
Sie starrte in seine heißen Augen, beobachtete, wie sie sie anblitzten und träge ihre Augen und Lippen entlangwanderten.
Ihr Atem stockte, als sie merkte, dass er am Rande einer Klippe schwebte - der gleichen Klippe, die ihr zuwinkte und sie an sich zog.
Sie schluckte, ihr Herz klopfte laut genug, um ihre schreiende Logik zu übertönen, und sie hob langsam eine Braue. „Ich weiß es nicht."
Hitze durchströmte sie, schwindelerregend und überwältigend und drängte sie nach vorne, als sie ein Bein unter sich wegschob und es über seinen Schoß legte. Langsam ließ sie sich auf ihn sinken und hielt seinem Blick stand.
„Beweis mir, dass du es nicht hast."
Sie bemerkte, wie dunkel seine Augen geworden waren, fast schwarz bis zu den Rändern. Ein scharfes Einatmen, dann hob er seine Hände und legte sie auf ihre Knie. Sie spürte, wie sich ihre Oberschenkel anspannten. Er ließ seine Handflächen nach oben gleiten, fuhr über ihre entblößte Haut, umrundete ihre Hüften und hielt sie dort fest.
Sie stützte sich auf die Rückenlehne der Liege, und bevor sie sich darauf vorbereiten konnte, beugte er sich vor und presste seine Lippen auf ihren Kiefer.
Ihr Verstand setzte aus.
Seine Lippen öffneten sich und küssten ihre Haut.
Viktor hatte schon einmal ihren Kiefer geküsst. Sie hatte es nicht gemocht. Sein rasierter Bart hatte gekratzt und sie hatte sich zurückgezogen, mit der Ausrede das sie kitzlig wäre.
Aber jetzt blieb Hermine der Mund offen stehen, als sie spürte, wie sich ein erfahrenes Lippenpaar über ihren Kiefer zu ihrem Ohr vorarbeitete. Ihre Augen waren glasig und ihre Lider begannen zu flattern.
Sie beugte sich zu ihm vor und spürte, wie er sich gegen die Couch zurücklehnte, ihr Oberkörper sich ihm näherte und ihr Nacken sich neigte.
Das erste Kratzen seiner Zähne an ihrem Hals ließ sie ihre Hüfte bewegen. Sie keuchte leise, aber sie wusste, dass er es gespürt hatte, denn er tat es wieder, und wieder, und wieder.
Plötzlich hielten seine Hände ihre Hüften in einem strafenden Griff fest und erst dann wurde ihr bewusst, dass sie sie gegen seine Oberschenkel gepresst hatte. Sie erstarrte, errötete vor Verlegenheit, aber dann fuhr seine Zunge über die Stelle, die seine Zähne bearbeitet hatten und sie seufzte in sein Ohr.
Seine Hände glitten zu der Vertiefung in ihrer Taille hinauf. Sein Mund wanderte zu ihrer Schulter, küsste den offenen Kragen und ließ seine Lippen gekonnt über ihre Haut gleiten.
War sie überhaupt gut darin, wenn sie diejenige war, die seine Haut mit ihrem Mund berührte? Fühlte es sich für ihn jedes Mal so an?
Sein Gesicht drehte sich und sie hörte ein raues Ausatmen an ihrem Ohr, bevor seine Lippen ihr Ohrläppchen in seinen Mund zogen.
Sie stöhnte auf, ihre Schenkel öffneten sich und sie rutschte direkt an seine Vorderseite heran.
Er war wieder hart. Hermine spürte Musik in ihren Adern.
Er versuchte, sie zurückzudrängen, versuchte, Raum zwischen ihnen zu schaffen, aber es war zu spät. Sie wusste es bereits.
Sie warf den Kopf zurück und sah, wie er eine Grimasse zog, die Augen geschlossen, die Hände immer noch um ihre Hüften gepresst. Hermine wartete. Und legte dann zaghaft ihre Arme um seine Schultern.
„Wir sind hier beide erwachsen", sagte sie. Ihr Atem war heiß und vermischte sich zwischen ihren Gesichtern. „Richte deine Hose wieder und mach weiter."
Er riss die Augen auf und starrte sie an. Sie sah auf seine Lippen hinunter und spreizte ihre Schenkel erneut, so dass seine Erektion gegen ihre Mitte drückte. Er keuchte und bevor er sich bewegen konnte, rollte sie ihre Hüften nach vorne, wie sie es bei den anderen Mädchen gesehen hatte.
Dracos Kopf flog nach hinten und knallte gegen die Lehne der Couch. „Scheiße."
Sie senkte ihre Lippen auf seinen entblößten Nacken, küsste seinen Hals entlang und versuchte zu wiederholen, was er mit ihr gemacht hatte. Ihre Zähne kratzten an ihm und seine Arme legten sich um ihre Taille und zogen sie näher zu sich heran. Ihre Hände vergruben sich in seinen Haaren. Sie versuchte erneut, sich gegen ihn zu pressen, ihre Zunge leckte unter seinem Ohr und ein leises Stöhnen drang aus seiner Brust, vibrierte gegen sie und ließ sie erschaudern.
Sie neigte ihre Lippen zu seinem Ohr. „Mache ich das richtig?" Sie schob ihre Hüften erneut vorwärts und ein leises Seufzen erfüllte ihre Ohren. Er war hart und zuckte unter ihr.
Sie zog sich zurück, um in sein Gesicht zu sehen und fragte sich, wie Draco Malfoy wohl aussah, wenn sie ihren Körper an seinen presste, ihn entblößte und seinen Lippen ein Stöhnen entlockte.
Er starrte ihr in die Augen, seine Haare fielen ihm in die Stirn, zerzaust von ihren Fingern. Sie biss sich auf die Lippe und hielt die Millionen von Dingen, nach denen sie sich sehnte, in ihrer Brust zurück. Sie musste ihn beobachten, musste sein Gesicht sehen, wenn sie sich bewegte. Sie musste wissen, ob seine Augen zurückrollten oder glasig wurden...
Sie brachte ihre Hüften wieder zusammen und ihre Münder öffneten sich beide, die Augen groß und lusterfüllt.
Er stöhnte und sie starrte auf seine Lippen hinunter. Sie dachte, wenn sie diesen Moment für immer haben könnte, könnte das vielleicht die tausenden verpassten Küsse, die verpassten Gelegenheiten und die unerfüllte Lust wettmachen, die –
Seine Lippen pressten sich auf ihre.
Sie stöhnte sofort auf, schmiegte sich gegen seine Vorderseite und versuchte, sich durch ihre Kleidung hindurch noch enger an ihn zu drücken. Seine Zunge war wieder in ihrem Mund und sie verlor die Kontrolle über ihre Hände. Sie glitten an seiner Brust hinunter, über seine Rippen, nach unten und um seine Taille. Seine Hände griffen nach ihrem Gesicht und hielten das Haar hinter ihren Ohren fest, während seine Hüften begannen, sich gegen ihre zu bewegen.
Irgendetwas rollte genau richtig gegen sie und sie schrie in seinen Mund. Er versuchte, es zu wiederholen, als ihre Fäuste seinen Pullover umklammerten und ihre Augenlider flatterten, ihr Atem keuchte in seinen Mund, als seine Lippen über sie glitten.
Er fand die Stelle ein drittes Mal, und sie keuchte „Draco" gegen seinen Mund, und dann kippte sie zur Seite und wurde von einer Strömung nach unten gezogen, bis ihr Rücken auf die weichen Kissen der Liege unter ihr knallte.
Draco war über ihr und glitt zwischen ihre Beine, so dass seine Hüften weiter gegen ihre drückten. Sein Mund wanderte wieder zu ihrem Hals, bewegte sich schnell und grob und beanspruchte ihre Haut als die seine. Seine Hüften stießen gegen ihre, und es war genauso, wie sie sich Sex vorstellte, so überwältigend. Es erschütterte sie so, dass ein hoher Seufzer ihre Kehle verließ.
Eine seiner Hände griff nach ihrem Knie, seine Finger drückten die nackte Haut ihrer Wade und ihres Schenkels und strichen sanft über sie. Seine andere hatte eine Faust in ihrem Haar, ruinierte ihren Zopf und neigte ihren Kopf zur Seite, während er an ihrem Hals saugte.
Sie konnte ihr schweres Atmen im Raum hören, begleitet vom Quietschen der Liege und dem Ächzen des Holzes.
Seine Zunge umspielte ihren Hals.
„Draco... Ich..."
Seine Hand wanderte zu ihrer Taille, knüllte den Stoff ihres Oberteils und zerrte es aus den Shorts.
„Okay?", sagte er mit rauer Stimme an ihrer Kehle.
„Ja. Bitte..."
Seine Hand war unter ihrem Oberteil, glitt an ihren Rippen entlang, seine Hüften stießen gegen ihre, rieben gegen die Stelle, die sie letzte Nacht berührt hatte, als sie an ihn, an genau das hier, gedacht hatte.
„Ach du liebe Güte.", durchbrach eine seidige Stimme ihren Dunst und ließ sie in ihrer Vertrautheit erstarren. „Diese Chaise Lounge stammt aus dem 16. Jahrhundert."
Draco war schneller als der Blitz von ihr weg, stürzte zu Boden und bedeckte seinen Schritt mit seinen Händen.
Hermine richtete sich auf und begegnete dem amüsierten Blick von Lucius Malfoy, der in der Tür stand.
„Vater", stöhnte Draco. „Es war nicht... Wir haben nicht..."
„Wir haben geübt!", quiekte Hermine, riss ihr Oberteil herunter und zerrte an ihren Shorts. „Für... für Edinburgh. Es war meine Idee-"
Lucius hob nur eine Augenbraue, als die beiden versuchten, sich stotternd zu erklären.
„Erspart mir eure fadenscheinigen Ausreden", schmunzelte er. „Nach allem, was meine Frau mir erzählt hat, müssen wir Miss Granger wohl ein Verhütungsmittel verabreichen." Er warf ihr einen Blick zu. „Und zwar bald."
Hermines Wangen flammten auf und sie schlug sich eine Hand vor den Mund. „Nein. Nein, ich verspreche, wir haben nur –"
„Es ist für Edinburgh", wiederholte Draco, der aufgestanden war und so viel Abstand wie möglich zwischen sich und die Liege gebracht hatte.
„Das wird nicht nötig sein", sagte Lucius mit einem unangenehmen Ausdruck auf dem Gesicht. „Du wirst diesen Freitag nicht in Edinburgh sein." Draco warf ihr einen Blick zu, Panik in seinen Augen. Doch bevor Hermine etwas sagen konnte, sagte Lucius: „Wir werden an diesem Freitag zum Abendessen auf dem Anwesen der Lestranges erwartet."
Lucius sah Hermine an, seine Augen waren gefährlich amüsiert. „Wir alle."
Übersetzung von Annelina97 und Goldfisch!
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