Kapitel 26

„Viktor!"

Minister Grubov packte ihn an der Schulter. Er war genauso groß, wie sie es in Erinnerung hatte und trug elegante, blutrote Roben. Er trug seinen Bart noch genauso, wie bei ihrem letzten Treffen. Adrenalin rauschte durch ihre Venen, als sie ihn betrachtete, ihr Herz schlug so schnell, dass ihr fast schwindelig wurde.

„Haben sie Lucius Malfoy schon kennengelernt?"

„Nein. Ich glaube nicht, dass ich zuvor schon einmal das Vergnügen hatte." Viktor streckte seine Hand aus und Hermine beobachtete, wie Lucius zusammengekniffene Augen einmal über ihn wanderten, bevor er seine Begrüßung erwiderte.

„Mr. Krum." Lucius andere Hand wanderte um ihre Rippen, um ihren Arm auf der gegenüberliegenden Seite zu umfassen, sodass sie nah an seiner Seite blieb. „Es tut mir leid zu hören, dass die Internationale Liga suspendiert wurde. Meine Familie und ich haben es immer genossen ihnen beim Quidditchspielen zuzusehen."

„Mir ging es genauso. Aber ich glaube, dass es die richtige Zeit war, um sich der Politik zuzuwenden, oder nicht?" Er stieß ein herzliches lachen aus. „Hier bekommt man viel schönere Dinge zu sehen.", sagte er mit starkem Akzent, genau als Charlotte wieder zurückkam und mit einem Augenaufschlag Getränke anbot.

Hermine beobachtete, wie er von ihr, mit einem ihr nicht vertrautem anzüglichem Grinsen, ein Getränk entgegennahm. Er drehte sich wieder zu Lucius zurück, während er Hermine noch immer nicht beachtete, so als wäre sie nicht da.

Das war der Grund, warum sie die Party heute Abend nicht verpassen durfte. Das musste es sein.

„Und jedes Mädchen hier ist kostenlos für eine private Audienz?"

„Ah, die mit silbernem Halsband.", sagte Minister Grubov und tippte sich an den Hals. „Über die mit Goldenem Halsband kann man verhandeln. Ist es nicht so Lucius?"

„Über die meisten.", sagte Lucius, während er ihr Handgelenk leicht drückte.

Hermine beobachtete, wie Viktors Augen zu ihr flackerten und wartete. Ihre Atmung ging flach und ihr Verstand fing an sich zu drehen. Seine Augen weiteten sich, als er auf sie zeigte.

„Ist das das Granger Mädchen? Ich habe gehört, dass sie gefangen wurde, aber ich wusste nicht, wer sie bekommen hat."

Das Granger Mädchen. Hermine könnte ihr Herz pochen fühlen.

„Ja." Lucius schwenkte gelangweilt sein Glas. „Sie ist der Besitz meines Sohnes." Und mit leiser Stimme und leicht zur Seite geneigtem Kopf war Lucius fokussiert wie ein Hai. „Ich glaube, Sie kannten sie während Ihrer Zeit in Hogwarts?"

Viktor lächelte schmal. „Sie ist meine Verabredung für den Weihnachtsball gewesen. Gut als Begleitung, aber sie ist mir den ganzen Abend auf die Zehen getreten." Er sah auf sie herab und ließ seine Augen über ihre Haut wandern. „Ich habe sie seit vier Jahren nicht mehr gesehen, aber sie ist definitiv attraktiver geworden."

Es war keine vier Jahre her. Es war ein Jahr her, an Bill und Fleurs Hochzeit. Sie hatten geredet. Sie hätten fast miteinander getanzt. Und davor hatten sie regelmäßigen Kontakt. Sie erinnerte sich an seine langen Briefe, sie Einladung für den Sommer, die sie abgelehnt hatte, wegen den ZAGs.

Viktor verharmloste ihre Beziehung mit Absicht.

„Tatsächlich würde ich gerne ... über sie verhandeln. Für heute Abend." Seine Augen waren flüssig, als sie über ihren Körper flossen. „Sie war zuvor, wie sagt man... ein braves Mädchen. Ich durfte sie nicht anfassen."

Lucius hielt inne und Hermine hielt ihren Atem an, als er abwog. „Ich fürchte sie ist sehr gefragt, Mr. Krum. Sie müssen sich hintenanstellen." Minister Grubov lachte und Lucius stimmte mit ein.

Lucius Augen wanderten zur Tür und Hermine folgte ihnen, um zu sehen, wie ein Todesser ein dünnes brünettes Mädchen zu Charlotte brachte. Das Mädchen zitterte, als Charlotte sie zu Minister Cirillo führte, ihre Lippen zierte ein angespanntes lächeln.

Anna.

„Und außerdem,", sagte Lucius locker, „ist sie die Sklavin meines Sohnes. Sie werden mit ihm über einen möglichen Tausch sprechen müssen." Er wandte sich abrupt an Grubov. „Minister, ich höre sie haben mit dem Prozess der Muggel-Geborenen-Registration angefangen. Wie geht es voran?"

Hermine versuchte, die politische Diskussion zu verfolgen und gleichzeitig Viktor im Auge zu behalten. Die einzigen Male, in denen er in ihre Richtung blickte, war, um seinen Blick über ihren Körper schweifen zu lassen.

Nach ungefähr zehn Minuten Gespräch entschuldigte Lucius sie und brachte sie zu dem japanischen Minister, der einen Übersetzungszauber benutzte, um mit Mulciber zu sprechen. Hermine warf Cho einen Blick zu, aber auch sie vermied Augenkontakt.

In der hintersten Ecke unterhielt sich Ministerin Cirillo mit Yaxley, eine Hand an ihrem Drink und die andere auf Annas Hintern. Hermine versuchte, dem Gespräch mit dem japanischen Minister zu folgen, aber sie war zu abgelenkt und beobachtete aus dem Augenwinkel, wie das Schweizer Mädchen zitterte und zuckte.

Das sollte sie sein. Und Lucius hatte Cirillo stattdessen dieses Mädchen zum Fraß vorgeworfen. Ihr Magen verkrampfte sich vor Schuldgefühlen und Erleichterung, als Cirillo endlich das Gespräch beendete, Anna beim Ellbogen packte und sie zu einer Seitentür führte. Sie hatte kaum eine Chance, sich wieder zu fangen, bevor Lucius sie am Ellbogen packte und sich verabschiedete.

Hermine hielt ihren Blick gesenkt, als er sie zum Ausgang zog. Sie versuchte Viktor zu finden, kurz bevor sich die Tür schloss, aber er wandte ihnen den Rücken zu.

Die beiden schritten den Flur entlang, Hermine versuchte mit ihren Absätzen Schritt zu halten. Sie wartete, bis sie sich in sicherer Entfernung von der Wache befanden, bevor sie flüsterte: „Warum haben sie mich da reingebracht?"

„Sie wurden angefragt, Miss Granger", murmelte er aus dem Mundwinkel. „Ich konnte Eleni nur so lange aufschieben." Sie waren fast am Ende des Flurs, als er sie noch näher zog. „Haben Sie seit Hogwarts mit Viktor Krum gesprochen?"

Sie spürte, wie ihre Haut prickelte, ihr Atem stockte. Sie hatte eine halbe Sekunde, um sich zu entscheiden –

„Nein. Nicht seit dem vierten Jahr."

Sie sah zu ihm auf und stellte fest, dass seine Lippen unzufrieden zusammengepresst waren. Und sie bemerkte, wie sich ihr Tempo beschleunigte.

Sie betraten wieder die Lounge, passierten die Spieltische und gingen direkt zu den Sofas, auf denen Draco und die Jungs saßen. Dracos Augen hefteten sich von dem Moment an auf sie, als sie durch die Tür traten, aber er machte keine Anstalten, sie zu begrüßen oder zu sich zurückzuholen.

Lucius schritt mit ihr im Anhang hinüber und schob sie bestimmt von sich, sodass sie in Dracos Schoß landete. Sie wappnete sich dafür hinzufallen, aber Draco fing sie auf und umarmte sie.

„Deine Hure ist gesprächig.", spuckte Lucius hervor, „Bring sie nach Hause und diszipliniere sie. Oder ich werde es tun."

Er strich seine Roben glatt und hob vielsagend eine Augenbraue an.

„Ja Vater."

Mit einem letzten hochmütigen Blick auf sie wirbelte Lucius auf dem Absatz herum und fegte aus der Lounge.

Draco wollte schnell aufstehen, aber Hermine legte ihre Hände um seine Schultern und vergrub ihr Gesicht an seinem Hals. Sie küsste seine Haut immer wieder, bis sie spürte, wie sich die Muskeln entspannten. Ihr Herz hämmerte, als sie sich näher ans Ohr kuschelte und zu seinem Ohrläppchen wanderte. „Bitte", flüsterte sie, „erinnere dich an die Notiz."

Sie hatte einen ganzen Tag gebraucht, um es ihm zu sagen. Sie hatte befürchtet, er wäre zu nervös, um sie nach Edinburgh zu bringen, wenn er es wüsste. Als sie endlich reinen Tisch gemacht hatte, hatte er ihr einfach mit einem finsteren Blick den Zettel entrissen und ihre Theorien mit einem desinteressierten brummen abgetan.

Vielleicht war er noch immer wütend darüber. Vielleicht war er deshalb so steif geworden.

Nach einigen weiteren schmerzhaften Momenten bewegte er sich endlich. Er legte einen Arm um ihre Taille und zog sich zurück, um ihr Kinn mit der anderen Hand zu halten. „Wirst du jetzt brav sein?", sagte er laut genug, dass die Jungs es mithören konnten. „Kein unpassendes Benehmen mehr?"

Sie nickte eifrig und beugte sich vor, um ihn zu küssen. Er packte ihren Kiefer und zog seine Augenbrauen hoch.

„Wirst du?", fragte er erneut.

Sie senkte den Blick und leckte sich für die Jungs die Lippen. „Ja, Sir."

Kichern und Rufe ertönten und dann brachte Draco ihren Mund zu seinem. Sie rutschte in seinem Schoß zurecht, als sie ihn küsste und schlug die Beine übereinander, während sie seine Schenkel nach oben rutschte.

Ihre Gedanken drehten sich, als seine Hand anfing, ihren Oberschenkel zu streicheln. Sie musste einen Weg finden, um zu Viktor zurückzukehren. Vielleicht könnte sie Draco bitten –

„Ah! Einige bekannte Gesichter."

Draco erstarrte unter ihr, seine Zunge hielt inne, mitten als er dabei war ihren Mund zu erforschen. Sie drückte seine Schultern und drehte sich um, um zu sehen, wie Viktor den Slytherin-Jungs zunickte.

Pucey sprang mit einem strahlenden Lächeln auf und schüttelte ihm die Hand, Montague und Flint folgten ihm. Sie erinnerte sich daran, wie freundlich die Slytherins mit den Durmstrang-Schülern gewesen waren – es ergab Sinn, dass sie sich herzlich begrüßten. Der Arm um ihre Taille wurde fester. Draco machte keine Anstalten aufzustehen.

„Krum! Es wird verdammt nochmal Zeit, dass du dich in Edinburgh zu uns gesellst", sagte Flint und klopfte ihm auf die Schulter. „Wo zur Hölle bist du gewesen?"

Viktors Blick wanderte zu der Hand, die auf ihm lag und Flint zog sie schnell zurück.
„Ich bin jetzt in der Regierung. Unterstaatssekretär von Minister Grubov."

„Und wie gefällt es dir?"

Krum zuckte mit den Schultern. „Gut genug, obwohl die Schlammblüter lästig waren. Offensichtlich mögen sie unsere neuen Gesetze nicht."

Flint und Pucey lachten leise und Viktor lächelte. Hermine konnte Dracos langsame und gleichmäßige Atemzüge an ihrer Seite spüren, seine Rippen, wie sie sich in kontrollierten Bewegungen ausdehnten und zusammenzogen. Ihre Augen glitten zur Seite und sahen, dass Blaise und Giuliana sie und Draco anstarrten. Sie sahen schnell weg.

„Apropos Schlammblüter!" Pucey klatschte vor Freude in die Hände. „Hast du gesehen, dass deine alte Freundin hier ist?" Er zeigte auf sie, setzte sich auf die Couch und zog Mortensen auf seinen Schoß, damit Viktor neben ihm sitzen konnte.

Viktor nahm Platz und richtete seine Augen endlich auf die beiden. „Das habe ich. Sie ist viel reifer geworden."

„Eine Verbesserung, würde ich sagen." Pucey grinste sie anzüglich an, als er mit der Hand über Mortensens Oberschenkel strich.

„Mmm." Viktor nahm einen Drink von einem vorbeigehenden Carrow Mädchen entgegen. „Malfoy", grüßte er mit einem Nicken. „Du bist zufrieden mit ihr, oder? Sie hat seit der Schulzeit Tricks gelernt?"

„Ich kann dir sagen, das hat sie.", sagte Flint leise. Montague lachte.

„Krum", sagte Draco mit einem harten Unterton in seiner Stimme. „Was bringt dich zurück nach Großbritannien?"

„Ein paar Treffen mit Eurem Minister Thicknesse. Aber ich bin sehr froh, die Nacht in Edinburgh zu verbringen. Nun." Viktor schlug sich auf die Oberschenkel. „Wo bekomme ich ein Mädchen her, dass in meinem Schoss sitzt?"

Die Jungen lachten und Pucey rief eine der Kellnerinnen herbei, um jemanden für Viktor Krum herzuholen. Draco spielte mit dem Ring an seinem Daumen, drehte ihn umher. Hermine hielt ganz still, ihr Gehirn arbeitete wie verrückt. Vielleicht könnte sie –

„Malfoy." Viktors Augen waren konzentriert, als er sich vorbeugte. Suchend, fast wie sie es waren, wenn er Quidditch spielte. „Ich habe gehört, du hast sie für viele Galleonen gekauft."

Hermine schluckte und hörte Dracos Kiefer knacken. „Das habe ich."

„Und? War sie die Summe wert?" Er lachte leise, als er sich zurücklehnte und das Geräusch durchdrang sie wie Eis. Die Frage hing in der Luft, als Draco sich vorbeugte, um nach seinem Drink zu greifen und sie mit seiner anderen Hand festhielt. Er setzte sein Glas auf seinem Knie ab und nickte. „Jede Sichel."

„Gut, gut." Viktor räusperte sich. „Nun, sie hat vor vier Jahren nicht viel hergegeben. Ich würde gerne sehen, wie sie sich verändert hat."

Eine angespannte Stille breitete sich unter den Jungs aus. Hermine konnte nur das Dröhnen der Musik hören.

Viktors Augenbrauen zogen sich zusammen. „Nun das wäre... Ich würde es wertschätzen, wenn ich die Chance hätte sie privat zu treffen."

„Das kommt nicht in Frage.", sagte Draco langsam.

Sie zwickte die Haut in seinem Nacken. Sie musste mit Viktor sprechen.

Er zuckte nicht einmal.

„Ah. Ich sehe, ich bin unhöflich." Viktor brachte ein unruhiges Lächeln zustande. „Fall es eine Frage des Preises ist..."

Pucey lehnte sich zu Viktors Ohr und flüsterte laut: „Er ist nicht jemand, der teilt, Krum." Flint schnaubte, dann starrte er schnell in seinen Drink.

„Theo durfte sie als Schoßwärmer benutzen", warf Montague ein. „Sicherlich bei Viktor Krum-"

„Ich habe sie durch eine Wette verloren. Fair und ehrlich." Dracos Augen waren hart, als er an seinem Feuerwhisky nippte.

„Ich wäre glücklich, mein Gold für einen kleineren Preis zu wetten. Das würde mir sehr gefallen.", sagte er mit einem weiteren intensiven Blick in ihre Richtung. „Um Herm-ein-gy als Schoßwärmer zu haben."

In ihren Adern lag eine prickelnde Gewissheit. Das war der Grund. Er war vom Orden geschickt worden und er musste mit ihr sprechen. Ihr Mund war trocken, als sie mit den Fingern durch Dracos Haar strich und sanft, aber drängend daran zupfte –

„Ich will heute Abend nicht teilen. Du musst mit einem der Carrow Mädchen klarkommen."

Hermine atmete scharf ein. Draco weigerte sich, ihr in die Augen zu sehen, sein Blick war auf Viktor gerichtet. Blaise bewegte sich neben ihnen.

„Ah." Viktors Augen verengten sich, als sie sich umdrehte, um ihn anzusehen, ihr Puls pochte in ihren Ohren. „Ich habe vergessen, dass Malfoy ein Einzelkind ist, ja? Er lässt andere nicht mit seinen Spielzeugen spielen.", sagte er, wobei sein Akzent deutlich hervorstach.

Die Jungs lachten. Hermine zupfte wieder an Dracos Haaren und versuchte, mit ihm zu kommunizieren.

„Sicher könnte ein berühmter Quidditchspieler wie du jedes Mädchen im Raum haben." Draco führte sein Glas an die Lippen. „Einige dieser Huren betteln die Carrows wahrscheinlich gerade um eine Chance auf Viktor Krum an."

Die Slytherins schwiegen und beobachteten das Spiel.

Viktor lächelte Draco an und seine Zähne glänzten weiß. „Ja, vermutlich müsste ich mir kein Mädchen kaufen, um Gesellschaft zu haben. Ich frage mich ob du das gleiche von dir behaupten kannst." Es gab eine angespannte Stille. Dracos Daumen tippte auf sein Glas. „Vielleicht sollten wir Hermine die Wahl lassen –"

„Du entschuldigst uns" – Draco stand schnell auf und stellte sie auf ihre Beine – „aber zu hören, wie du deine Konsonanten verunstaltest, hat mir Kopfschmerzen bereitet."

Ihr Ellbogen wurde gepackt und ihre Füße wurden gezwungen, sich zu bewegen.

„Komm schon, Draco! Bleib!", rief Pucey hinter ihnen.

Draco hatte sie quer durch den Raum geschleift, bevor ihr Gehirn sie einholte und sie erkannte, dass sie auf die Kamine zusteuerten.

„Warte!", zischte sie.

Sein Kiefer war angespannt und er hatte sie fest in seinem Griff.

„Draco –"

Er zog sie grob an seine Seite und beugte sich vor, um ihr ins Ohr zu flüstern: „Wenn du dich mir in der Öffentlichkeit widersetzt, muss ich dich in der Öffentlichkeit disziplinieren."

„Aber ich muss –!"

Er starrte sie wütend an und riss sie vorwärts durch das grüne Feuer und in sein Schlafzimmer. Sie starrte geschockt auf den Kamin, schwankend von der Geschwindigkeit, mit der sie durch die Lounge und in die Flammen geflogen waren.

„Unglaublich. (Ich) Hätte auf meinen Vater hören sollen –"

„Wir müssen zurück gehen." Sie drehte sich zu ihm um. „Viktor war die Person, die ich heute Abend sehen musste. Die Notiz –"

„Du stehst wohl auf der Leitung, Granger. Es gab nur eine Sache, auf die Krum aus war." Er ging in seinem Zimmer auf und ab und zupfte an seinem Kragen.

Ihr Mund öffnete und schloss sich. Sie verschwendeten Zeit. „Er war heute Abend da, um mit mir zu sprechen! Er gehört zum Orden!"

Draco blieb stehen und warf ihr einen vernichtenden Blick zu. „Glaubst du, Viktor Krum infiltriert die Todesser Festung?"

Ihr Gehirn surrte und begann zu arbeiten. „Wahrscheinlich hat er Hilfe. Vielleicht ist Minister Grubov eingeweiht –"

„Radomir Grubov war einer der ersten Minister, der seine Regierung dem Großen Orden unterworfen hat", sagte Draco geradeheraus. „Sei nicht idiotisch, nur weil dein Ex aufgetaucht ist."

Sie blinzelte ihn an, ihr Mund versuchte Worte zu formen. „Mein – mein Ex?" Wut begann in ihrer Brust zu brennen und trübte ihre Gedanken. „Draco, wenn deine Eifersucht mich gerade die Gelegenheit gekostet hat, mit dem Orden zu kommunizieren –"

Er ist nicht beim Orden", knurrte er. „Er ist ein Quidditch-Star, der an einem Freitagabend nach einer guten Zeit geschaut hat."

„Du warst nicht im Burgunder-Zimmer." Sie atmete tief ein und versuchte, ruhig zu bleiben. „Er hat mir Signale gegeben."

Er lachte spöttisch und verdrehte die Augen. „Signale."

„Ja. Absichtliches Weglassen von Details. Sich falsch an Dinge erinnert –"

"Er hat einen Klatscher zu viel an den Kopf bekommen, Granger."

Ihre Nasenflügel bebten. „Er sagte, er habe mich das letzte Mal vor vier Jahren gesehen, aber wir haben erst letztes Jahr auf der Hochzeit von Bill und Fleur Weasley gesprochen –"

„Bill und Fleur Weasley sind Feinde des Großen Ordens. Natürlich würde er nicht zugeben, dass er an ihrer Hochzeit teilgenommen hat."

Sie ballte ihre Hände zu Fäusten, als ihre Gefühle überschäumten. „Du hättest mich nur ein paar Minuten allein mit ihm reden lassen sollen –"

„Bist du verrückt?" Er ging zu ihr hinüber. „Du wolltest, dass ich dich mit diesem Bergtroll in ein Privatzimmer schicke? Hast du gesehen, wie er dich angesehen hat?"

„Viktor ist nicht so!"

Er kniff die Augen zusammen, als er über ihr aufragte. „Nein?"

„Nein! Er ist – er ist sehr nett und respektvoll. Du weißt nichts über ihn –"

„Ich weiß, dass er dir früher, wie ein Hund gefolgt ist."

„Du liegst falsch!" Ihre Magie knisterte und sie brauchte all ihre Willenskraft, um nicht mit dem Fuß zu stampfen. „Es war alles sehr unschuldig. Er hat mir meistens beim Lernen in der Bibliothek zugesehen!" Draco wandte sich mit einem Gemurmel von ihr ab, dass sich verdächtig nach verdammte Zucker-Schreibfedern anhörte. „Wir haben uns nur geküsst und als wir zusammen waren, hat er mich nie gedrängt –"

Er wirbelte herum. „Er wollte dich damals ficken und er will dich jetzt ficken. Tut mir leid, dass du es so erfahren musst, Granger, aber es ist wahr."

Ihre Augen verengten sich und ihre Lippen verzogen sich. „Du hast keine Ahnung, wovon du redest."

„Ich kenne Männer." Sein Gesichtsausdruck war zwischen einem Grinsen und einem Zähnefletschen hin und her gerissen. „Ich weiß, wie es ist, dich in diesen Kleidern zu sehen."

Sie verschränkte die Arme vor der Brust. „Hör auf, geschmacklos zu sein. Viktor ist kein Unterstützer von Voldemort, und ich weiß es, weil ich ihn kenne."

„So selbstsicher, nicht wahr?" Er stieß ein vernichtendes Lachen aus, während er sich mit den Fingern durch die Haare fuhr. „Diese Welt steht Kopf. Hast du vor fünf Jahren jemals davon geträumt, dass deine Klassenkameraden das tun würden, was sie heute tuen? Leute verändern sich –"

Sie warf die Hände hoch. „Nein, tun sie nicht! Was sie im Inneren sind, das werden sie immer sein."

Ihre Brust hob sich, als sie ihn anstarrte und auf seine Erwiderung wartete. Aber sein Auge zuckte einfach nur. Und er schluckte. „Ich verstehe", sagte er schließlich. Er dehnte seinen Nacken, trat einen Schritt zurück und verschwand in seinem Badezimmer.

Auf dem Weg zurück in ihr Zimmer dachte sie wütend darüber nach, was Viktor ihr vielleicht gesagt hätte, wenn Draco sie nicht sabotiert hätte. Neuigkeiten über Ginny vielleicht. Oder Ron. Vielleicht sogar ein Plan, um sie alle herauszuholen.

Erst als sie in der Badewanne war und den Rauch des Burgunder-Zimmers abwusch, ging sie noch einmal ihre Anschuldigung in Gedanken durch, dass sich die Leute nie ändern würden und zuckte bei dem, was sie angedeutet hatte, zusammen.

Niemand. Nicht einmal er.

Am nächsten Morgen war sie in der Bibliothek und machte dort weiter, wo ihre Recherchen aufgehört hatten, als die Türen abrupt aufschwangen. Sie beäugte Draco über ihre Kaffeetasse hinweg, bevor sie sie abstellte und ein neues Tagebuch aufschlug.

Ihr Blut kochte noch immer, aber sie zwang es sich zu beruhigen. Als sie letzte Nacht auf ihren Baldachin gestarrt hatte, war sie zu dem Entschluss gekommen, dass Draco es ernst gemeint hatte, als er sagte, dass er Viktor nicht traute. Nach allem, was er gesehen hatte, hatte er gute Gründe, niemandem zu vertrauen. Trotzdem vertraute sie Viktor und das hätte ihm reichen sollen.

Es war ein schwerer Rückschlag gewesen, aber sie war bereit, seine Entschuldigung zu hören.

Er blieb am Ende des Tisches stehen und nahm nicht seinen üblichen Platz ein. Ihre Augen flackerten zu ihm hoch und sie sah, wie er mit leeren, durch Okklumentik komplett verschlossenen Blick auf sie hinunterstarrten.

„Erzähl mir deinen Plan für die Tätowierungen."

Sie blinzelte ihn an. „Mein Plan?"

„Ja. Wir haben diese Tagebücher übersetzt. Wir setzten Stück für Stück zusammen, wie die Tätowierungen gemacht wurden. Wenn du all deine Antworten hast, was ist dein nächster Schritt?"

„Ich... herauszufinden, wie man ihre Magie bricht."

„Und wenn du weißt, wie. Was dann?"

Sein Gesicht war verschlossen, ausdruckslos. Seine Hände waren wie bei seinem Vater hinter dem Rücken verschränkt.

Sie hob das Kinn. „Wenn sie mit einem Fluch gemacht wurden, dann erschaffe ich einen Gegenfluch. Wenn sie mit einem Trank angefertigt wurden, werde ich ein Gegenmittel herstellen. Ich dachte das es recht offe–"

„Und was wirst du mit diesem Gegenmittel machen?" Er neigte seinen Kopf in einer schnellen, fließenden Bewegung. „Weil du sicher wissen musst, dass wir dich nicht einfach befreien."

Seine Worte rüttelten sie auf, als hätte sie eine Stufe auf der Treppe übersehen. Sie schluckte mit klopfendem Herzen und leckte sich über die Lippen. „Was bringt es, mit mir an dieser Forschung zu arbeiten, wenn du nicht die Absicht hast, mir zu helfen?"

„Du hast mich darum gebeten." Seine Augen flackerten, bevor sie wieder eisig wurden.

Sie holte tief Luft, presste ihre Lippen zusammen und sagte: „Sicher ist dir bewusst, dass ich vorhatte, meine Erkenntnisse dem Orden zu übermitteln."

„Durch dein Spionagenetzwerk."

„Ich würde es nicht ‚meins' nennen, aber ja."

„Und wenn du flüchtest", sagte er langsam, „planst du es mitten in der Nacht zu tun, ohne uns ein Wort zu sagen? Oder wirst du nach meinem Zauberstab fragen, bevor du gehst?"

Sie spürte, wie die Worte wie Käfer über ihre Haut krochen. „Draco –"

„Natürlich, wenn es ein Gegenfluch ist, brauchst du meinen Zauberstab, um ihn auszuführen. Also werden wir dann diese Unterhaltung führen."

Es klang so kalt und berechnet. Gefühllos.

Sie stand auf, da sie das Bedürfnis verspürte, sich auf seine Ebene zu begeben. „Woher kommen plötzlich diese Fragen?"

„Ich nehme an, ich möchte nur wissen, worauf meine Forschungsstunden hinauslaufen. Was ist dein Plan, Granger?"

Ein höhnisches Lachen entfuhr ihr. „Meine Freunde werden gefangen gehalten, vergewaltigt und gefoltert. Und du willst wissen, warum du ihnen hilfst?"

„Ich habe ihnen nicht geholfen. Ich habe dir geholfen." Sein Gesicht war immer noch eine Maske, kühl und unbeirrt. „Und was ist dein Plan für dich? Angenommen, du beabsichtigst, den Orden aufzusuchen, sobald du entkommen bist – wo immer sie sind – wie willst du einer Welt voller Todesser aus dem Weg gehen?"

„Ich – ich weiß es nicht! Wenn du besorgt darüber bist, dass ich wieder gefangen werde und deine Familie gefährde, dann hättest du die Pille nicht vernichten sollen." Frustriert klappte sie ihr Buch zu. „Ich überlege, wie ich den Hunderten von Menschen helfen kann, die sich gerade in undenkbaren Umständen befinden. Ich denke nicht an mich selbst. Das scheint der Hauptunterschied zwischen uns zu sein!"

Seine trüben Augen sahen direkt durch sie hindurch. „Ja, ich nehme an, du hast recht", sagte er. „Mir ist der Rest egal. Das war er mir schon immer."

Seine Worte bohrten sich wie Eiszapfen in ihre Brust. Das stimmte nicht. Sie wusste, dass es nicht so war. Sie öffnete den Mund, um dagegen zu argumentieren.

„Ich kann dir bei deinen Recherchen nicht mehr helfen", sagte er. „Nicht, bis du durchdacht und entschieden hast, was du willst."

Sie blinzelte benommen. „Was ich will?"

Die Worte blieben ihr in der Kehle stecken, sie verkeilten sich wie ein Stein, als er ihr zunickte und aus der Bibliothek fegte. Die Türen wurden zugeschlagen, und sie ließ sich in ihrem Stuhl zurückfallen und starrte die Bücher an, bis sie zu weinen begann und ihr Schluchzen von den Wänden widerhallten.

Draco kam die nächsten sechs Tage nicht zurück in die Bibliothek. Sie suchte ihn nicht auf, zu wütend und traurig und vor allem verwirrt. Tagsüber vergrub sie sich in Übersetzungen. Aber nachts wälzte sie sich hin und her und wiederholte ihre Unterhaltung. Fragte sich, was er gemeint hatte, als er sagte, sie müsse sich entscheiden, was sie wollte.

Das Problem war, dass sich die Dinge zwischen ihnen verändert hatten, obwohl ihre eigenen Ziele dieselben geblieben waren. Hermine wollte ihre Freunde befreien und Voldemort ein für alle Mal besiegen. Draco wollte am Leben bleiben und seine Familie beschützen. Aber sie sorgte sich um ihn – möglicherweise mehr, als sie jemals zugeben wollte. Und sie wusste, dass er auch angefangen hatte, sich um sie zu sorgen. Das Schlimmste war, abends mit dieser vertrauten Sehnsucht nach ihm ins Bett zu gehen.

Die Situation war unmöglich, und wenn sie zu lange darüber nachdachte, begannen die Ecken ihres Himmelbetts sich ihr zu nähern, bis sie nach Luft schnappte. Sie musste morgens ihre Okklumentik-Übung wieder aufnehmen, um ihren Verstand klar und ihre Emotionen unter Kontrolle zu behalten.

Narcissa saß jeden Nachmittag mit ihr beim Tee. Am Donnerstag versuchte sie, über die Abwesenheit ihres Sohnes nachzuhaken. Hermine zuckte mit den Schultern und sagte: „Vielleicht war es ihm zu langweilig zu recherchieren. Mir gefällt es recht gut, das zu tun." Sie fragte nicht mehr nach.

Am Sonntag berichtete die Titelseite des Propheten über eine Explosion im Büro des Schweizer Ministeriums, bei der vierzig Menschen ums Leben kamen. Laut Skeeters verzerrtem Kommentar waren die Angreifer „Aufständische", die darauf aus waren, Voldemorts Halt in der Schweiz zu zerstören. Hermine verdrehte die Augen und drehte die Zeitung um.

Später an diesem Tag sah sie Draco auf dem Flur. Er quittierte sie mit einem „Nachmittag, Granger", aber es fühlte sich an, als würde er einem Zimmermädchen begegnen – gestelzt und höflich. Danach stürmte sie in ihr Zimmer und übte Okklumentik, bis das Brennen in ihren Augen verging.

Noch vor einer Woche haben sie sich völlig nackt gesehen, aber jetzt waren sie wieder Bekannte, wie es schien. Sie hatte noch nie... eine Trennung durchgemacht. War es das? Hatten sie sich getrennt, bevor es überhaupt angefangen hatten?

Sie wachte am Montagmorgen von einem Klopfen an ihrer Tür auf. Hermine schreckte im Bett hoch und ihre Hand griff nach einem Zauberstab, den sie nicht mehr hatte.

„Granger!", rief Dracos Stimme.

Sie schaute benommen zur Anrichte – fast vier Uhr morgens. Sie warf die Bettdecke beiseite und rannte zur Tür, wobei sie sich fragte, was los sein könnte.

Sie riss die Tür auf und fand ihn tadellos gekleidet in seiner schwarzen Hose, schwarzen Stiefeln und schwarzen Roben. Auf dem Flur herrschte reges Treiben – Elfen rannten vorbei, ein zurückgelassener Mantel auf dem Boden. Lucius' Stimme rief aus seinem Schlafzimmer. Plötzlich war sie hellwach, als sie seine aufmerksamen Augen mit dunklen Ringen darunter und die Spannung in seinem Kiefer bemerkte.

„Ich werde in der Schweiz gebraucht."

Sie starrte ihn an und wartete darauf, dass seine Worte einen Sinn ergaben. Ein Koffer sauste hinter ihm vorbei und schwebte den Flur entlang.

„Draco, wir haben keine Zeit!" Lucius' Stimme war ein Knurren.

„Ich brauche nur dreißig Sekunden!" Draco drehte sich wieder zu ihr um und fuhr sich mit einer Hand durch seine Haare, als Hermines Mund sich entsetzt öffnete, als ihr bewusst wurde, was das zu bedeuten hatte. „Ich gehe jetzt und ich –"

„Wie lange?"

Er blinzelte sie an und schüttelte den Kopf. „Ich weiß nicht - ich weiß es nicht."

„Dein Vater sollte sich darum kümmern." Sie spürte, wie ihr die Luft wegblieb, weil sich etwas zog in ihrer Brust zusammenzog und ihr das Atmen schwer machte.

„Ja, nun, es ist schlimmer geworden, und –"

Lucius tauchte hinter seiner Schulter auf. „Jetzt, Draco. Verabschiede dich." Er schritt davon.

Sie spürte, wie der Moment aus ihrem Griff glitt wie Öl durch ihre Finger. Sie griff nach ihm, als er sich wieder zu ihr umdrehte und sie umklammerte seine Roben. „Wo ist deine Mutter?"

„Vor den Toren mit Bella. Granger –"

„Aber warum bist du –"

„Hört mir zu." Er packte ihre Arme und sie verstummte, ihr Herzschlag wurde schwächer und ihre Haut wurde eiskalt. „Wenn meine Eltern gehen müssen, bleib du in deinem Zimmer. Deses Zimmer umgeben stärkere Schutzzauber als alle anderen im Haus. Warte auf meine Mutter, bis sie dich abholt."

Ihr Herz begann wieder wie ein Trommelschlag zu pochen, ein Donnern unter ihrer Haut.

„Draco!", brüllte Lucius vom unteren Ende der Treppe.

Er ignorierte es und sprach schnell.

„Wenn das Herrenhaus überfallen wird, gibt es ein Paneel in deiner Schlafzimmerwand, das mit meinem Zimmer verbunden ist. In meinem Nachttisch befindet sich ein Portschlüssel – ich habe ein Messer in die Schublade gelegt und es verzaubert, sodass es Knochen durchschneiden und kauterisieren kann."

Draco, jetzt!"

Sie starrte ihn mit großen Augen an, als er ihre Finger von seinem Umhang löste und sie zu seinen Lippen führte, bevor er ihre Hände fallen ließ und sich von ihr abwandte – den Flur hinunterrannte.

Ihre Kehle war wie zugeschnürt, und ihr Kopf drehte sich. Ihre Füße folgten ihm. „Draco –"

„Bleib in deinem Schlafzimmer, bis meine Mutter heute Morgen zurückkommt", rief er über seine Schulter.

„Draco."

„Die Elfen sind hier –"

„Draco!" Ihre Stimme brach. „Draco, warte!"

Er wirbelte nur ein paar Schritte vor dem oberen Ende der Treppe zu ihr herum und sie warf sich an seine Brust, ihre Arme schlang sich um seinen Hals und ihre Finger vergruben sich in seinen Haaren, während ihre Lippen sich auf seine legten. Seine Hände fuhren schnell durch ihre Locken und zogen sie an sich. Sie schluckte ein Schluchzen herunter, als er seine Lippen über ihre legte und mit seinem Daumen über ihre Wange strich.

Sie wurde zurückgeschoben, ihre Arme wurden heruntergenommen. Und er fegte die Treppe hinunter, gesellte sich unten zu seinem Vater und stürmte an ihm vorbei zur Haustür. Lucius starrte sie noch einen Moment länger an und folgte ihm hinaus.

Sie rannte in ein Schlafzimmer mit Blick auf die Auffahrt, zog die Vorhänge zurück und beobachtete, wie sich zwei große Gestalten schnell durch das Gelände bewegten, deren gleichfarbiges Haar vom Mondlicht erleuchtet wurde. Sie konnte Narcissa direkt hinter den Toren ausmachen – Bellatrix neben ihr. Hermine zog die Vorhänge vor Schock zu, als sie die dunklen Locken sah. Als sie sie wieder hinausblickte, waren alle vier Gestalten disappariert.

Ihre Lippen waren kalt. Und es gab nichts außer den Wind in den Bäumen.

„Miss?"

Sie zuckte zusammen, schrie auf und drehte sich um, um Boppy zu sehen, der ein Ohr zwirbelte.

„Miss geht jetzt zurück in ihr Zimmer? Dort ist es für Miss sicher."

Sie nickte zitternd und holte tief Luft. Ihre Beine waren unsicher, als sie in ihr Zimmer zurückging; zweimal musste sie sich an der Wand abstützen. Bevor sich die Tür schloss, drehte sie sich zu Boppy um, der ihr stumm gefolgt war. „Kann ich bitte den Propheten haben, sobald die Eule eintrifft?" Er verbeugte sich und wartete im Flur, bis sie die Tür hinter sich schloss.

Sie lehnte sich an die Tür zurück, legte eine Hand auf ihre Kehle und fühlte ihren pochenden Herzschlag. Dann schlugen ihre Augen auf.

Ein Paneel in deiner Schlafzimmerwand.

Hermine ging zur Wand, die ihr Zimmer mit Draco teilte. Es war dieselbe Wand wie ihr Kamin, daher war der Platz begrenzt. Sie versuchte, gegen die linke Seite zu drücken und alles zu berühren, was ein Knopf sein könnte. Sie ging zur rechten Seite und drückte ihre Hände gegen die Wand. Nach einigen Sekunden Kontakt verschwand die harte Oberfläche. Sie keuchte erstaunt auf, als sie ihren Unterarm in die unsichtbare Barriere schob, vor und zurück. Dann holte sie scharf Luft und trat hindurch.

Wie Alice hinter den Spiegeln verlief der Gang in Dunkelheit, bis sie mit einem einzigen Schritt in Dracos Schlafzimmer war. Ihre Gedanken rasten durch die magischen Erklärungen, bis sie blinzelte und den Zustand seines Zimmers in Augenschein nahm. Es sah aus, als wäre es von einem Sturm überrannt worden, der einen Hagelschlag aus Kleidern und Büchern hinterlassen hatte. Sein Bett war ungemacht und seine Bettlaken verknittert.

Sie ging um das Himmelbett herum, zu seinem Nachttisch und zog die Schublade auf. Das Messer lag da und glänzte im schwachen Lampenlicht. Es gab einige Süßigkeiten und ein paar Zaubererkarten aus leeren Schokofroschschachteln. Ein zerknittertes Taschentuch. Mehrere Münzen und Schreibfedern.

Hätte er vielleicht genauer sein können?

Sie rümpfte die Nase, als sie in die Schublade starrte. Ein Taschentuch wäre die klügste Option, um einen versehentlichen Transport zu verhindern. Sie zog das Taschentuch hoch und eine trübe Murmel hüpfte heraus und rollte harmlos in der Schublade herum.

Der Raum drehte sich und schwankte unter ihren Füßen. Sie hatte die Elemente zu ihrer Freiheit genau hier. Das Messer. Der Portschlüssel. Ihr Herz klopfte.

Aber sie hätte keinen Zauberstab. Und ihr würde ein Arm fehlen. Und wer weiß, wohin der Portschlüssel sie führen würde. Und wenn sie ihn benutzte, würde sie ihn vielleicht nie wieder sehen –

Darüber würde sie nachdenken müssen. Hermines Finger zitterten, als sie die Murmel in das Taschentuch wickelte und sie vorsichtig in die Schublade zurücklegte.

Sie setzte sich auf die Bettkante und starrte benommen auf seine Regale. Zehn nach Vier. Der Raum drehte sich immer noch um seine Achse. Sie rollte sich auf seiner Matratze zusammen, während sich die gehetzten Momente in ihrem Kopf wiederholten.

Er würde auf unbestimmte Zeit weg sein. Lange genug, dass er daran dachte, ihr einen Fluchtweg zu geben. Oder vielleicht so gefährlich, dass er dachte, er würde nicht zurückkehren.

Sie drückte ihr Gesicht in sein Kissen und atmete seinen Duft ein. Der Geruch seiner Haare auf dem Kissenbezug.

Wie lange gab es schon einen Durchgang zwischen ihren Zimmern? Hatte er ihn jemals benutzt?

Eine Erinnerung tropfte wie Regen in ihren Hinterkopf. Als Bellatrix in ihrem Schlafzimmer war, war er aufgetaucht, als sie schrie – mitten im Raum stehend. Und als er nach seinem Zauberstab gerufen hat, ist er trotzdem noch zu ihm geflogen, obwohl ihre Schlafzimmertür geschlossen gewesen war.

Sie schluckte und hielt ihre Tränen zurück, aber es war nutzlos. Sie flossen über ihre Lider und fielen auf das Kissen, das noch immer seinen Duft enthielt.

Plopp!

Sie zuckte zusammen. Boppy wippte auf seinen Zehen herum und hielt den Propheten in der Hand.

„Danke", flüsterte sie erschöpft. Sie griff nach der Zeitung, und der Elf zögerte.

„Miss kann in ihrem eigenen Zimmer sein? Boppy muss sauber machen und Miss ist in ihrem eigenen Zimmer sicher?"

Sie nickte und nahm die Zeitung. „Mach bitte das Bett nicht? Noch nicht." Und im letzten Moment packte sie sein Kissen und schleppte sich durch die tatsächliche Zimmertür zurück in ihr Schlafzimmer.

Die Titelseite des Propheten schrie sie förmlich an.

FRANZÖSISCHE TERRORZELLE DINGT IN DIE SCHWEIZ EIN!


Übersetzung von Annelina97 und Goldfisch!

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Vielen Dank fürs Lesen!