Kapitel 34

Inhaltswarnung: Folter


Wind tanzte über ihre Haut.

Eine Reihe Kutschen wartete, gezogen von toten Pferden.

Ein Junge mit blass blonden Haaren hob sie die Stufe hinauf und führte sie zu einem Sitzplatz. Zwei andere Begleiter folgten.

Ein älteres Pärchen. Sie murmelten sich gegenseitig etwas zu, ihre Augen wanderten zu ihr und wieder weg.

Ihr Kleid war ein schweres Gewicht auf ihren Schultern.

Mit dem Klackern der Hufe, setzte sich die Kutsche auf einem Weg zum Schloss in Bewegung. Darüber schwebte eine Wolke – ein Totenschädel und eine Schlange.

Die Kutsche fuhr um einen See herum und der Mond spiegelte sich im ruhigen Wasser.

Als das Schloss näherkam, konzentrierte sich Hermine auf ihre Regale. Ihre Finger glitten über ein Buch mit warmem Sonnenlicht, das auf einen Hof strahlte und zwei Jungen, die mit ihr zum Unterricht gingen. Sie schob es tief in das mittlere Regal, neben ein Buch mit Schreien und Trümmern und einem dunkelhaarigen Jungen, der leblos in den Armen eines Halbriesen hing.

Die toten Pferde blieben stehen. Die Tür ihrer Kutsche öffnete sich und eine Hand streckte sich ihr entgegen. Sie nahm sie und kalte Finger zuckten in ihren, als sie die erste Stufe hinabstieg. Ihre Augen folgten der Hand zu einem runden Gesicht mit hageren Augen.

Ein Regal in ihrem Kopf ächzte. Der Junge murmelte ihren Namen und ein Buch fiel herunter, dessen Seiten flatternd aufgeschlagen wurden und eine verlorene Kröte, ungeschickte Zaubertränke und eine stotternde Einladung zum Ball freiließ –

Neville.

Sie spürte, wie ihre Lungen kollabierten und schwarze Flecken in ihrem Blickfeld tanzten. Und dann eine warme Hand auf ihrem Rücken – die sie weiter drängte.

Hermine holte tief Luft und stieg die letzte Stufe der Kutsche hinunter. Sie drückte Nevilles Hand, bevor sie sie losließ und nahm sein sonnenverwittertes Gesicht und seine aufgeplatzte Lippe in sich auf. Er trug lange schwarze Roben, die mit einem goldenen Seil zusammengehalten waren. Seine verletzten Augen blickten in ihre.

„Genug geglotzt, Longbottom."

Neville zuckte zusammen, als wäre er getreten worden. Er trat schnell zurück und humpelte zur nächsten Kutsche. Draco drückte seine Hand an ihre Hüfte und lenkte sie in die andere Richtung, bewegte sie zum Hof. Lucius und Narcissa waren bereits vor ihnen hergeflogen.

Hermine versuchte sich wieder zu konzentrieren, aber jeder Schritt, den sie von Neville wegging, war wie ein Eiszapfen in ihrer Brust. Ihre Freunde wurden ausgehungert und geschlagen. Und sie wurde in Diamanten gekleidet.

Sie spürte, wie das Gewicht ihres Kleides sie nach unten zog und ihre Knie knickten ein. Draco hielt inne, packte ihren Ellbogen und presste seine Lippen an ihr Ohr. „Du kannst das."

Die Worte woben sich durch sie hindurch.

„Zieh dich ein bisschen zurück." Sein Daumen streichelte langsam um ihren Ellbogen. „Damit sie wissen, dass du noch da drin bist."

Sie senkte nickend das Kinn, und nach einem tiefen Atemzug gingen sie weiter. Hermine konzentrierte ihre Aufmerksamkeit auf die Wärme seiner Hand und bereitete ihren Geist auf den Ansturm der Leute vor, denen sie gleich begegnen würde.

Sie waren für heute Abend für den Wahren Orden hier. Und Harry brauchte sie, um das zu beenden, was er gestartet hatte.

Als sie den Innenhof erreichten, waren ihre Wasser still und Neville im größten Buch im mittleren Regal verstaut.

Eine Gruppe hatte sich versammelt, ihr Gelächter übertönte die leise Musik. Draco nahm zwei Champagner Gläser von einem schwebenden Tablett und Hermine blinzelte, und nahm es entgegen.

„Draco.", rief eine schmierige Stimme. „Schön dich zu sehen."

Hermine blieb still an Dracos Seite, als Marcus Flint zu ihnen stolzierte. Penelope folgte einen Schritt hinter ihm, sie trug ein einfachen schwarzes Kleid das mit einem goldenen Seil zusammengebunden war. Markus nickte Hermine zu. „Granger. Du siehst wie immer bezaubernd aus."

Hermine nickte knapp als Antwort und tippte mit ihren Fingern gegen das Champagner Glas.

„Flint.", sagte Draco kühl. „Dir geht es besser, nehme ich an."

Penelope blickte zu Flint auf, als er seine Genesung beschrieb, ihre Augen waren verschleiert von einer unbekannten Emotion. Hermine verstaute diese Information für später und ließ ihren Blick schweifen.

Sie ließ ihren Blick über Narcissa und Lucius hinweggleiten, die sich mit Rookwood und seiner Frau unterhielten, und einer Gruppe lachender Männer, die sie von den Spieltischen wiedererkannte. Im Laternenlicht entdeckte sie mehrere andere Auktionsgüter in der Nähe ihrer Besitzer stehen – jede von ihnen in einem einfachen schwarzen Kleid mit goldenem Seil. Hermines Herz hämmerte, als ihre Augen in ihre Richtung flackerten.

Draco entschuldigte sich bei Flint und legte ihr eine Hand auf den Ellbogen und Hermine versuchte, ihre Haltung zu entspannen, während sie sich zu seinem Ohr lehnte.

„Ich bin overdressed."

„Nein. Du hast keine Kleiderordnung bekommen." Sie hörte ihn schlucken. „Du sollst auffallen."

Ein Schauer lief ihr über den Rücken, aber bevor sie darüber nachdenken konnte, führte er sie zu Blaise, Theo und „Giuliana" , um sie zu begrüßen. Oliver Wood stand einen halben Meter hinter Theo, den Blick nach unten gerichtet. Er sah gesünder aus, seit Hermine ihn das letzte Mal gesehen hatte, aber seine Augen waren von dunklen Schatten umrandet. Sowohl er als auch Giuliana trugen schwarze Roben mit einem goldenen Seil, obwohl Giulianas kürzer und tiefer ausgeschnitten waren.

„Und dir ein ‚Frohes Jubiläum', Draco", sagte Blaise und drehte die Kappe von einem Flachmann. Seine Augen flackerten über Hermine und er pfiff leise, bevor er einen Schluck nahm. „Du siehst aus wie eine Million Galleonen, Granger."

Sie neigte dankbar den Kopf und verschränkte die Hände vor sich.

„Fühlt sich gut an, wieder in Hogwarts zu sein, nicht wahr?"

„Kumpel, sei leise.", zischte Theo. Hermine sah, wie er ängstlich sein Handgelenk rieb. „Das ist keine Nacht, um sich volllaufen zu lassen –"

„Das ist genau die Nacht dafür.", lallte Blaise.

„Blaise." Dracos Stimme war streng und Hermine sah, dass seine Augen hart wie Eis waren. „Reiß dich zusammen."

Blaise sah aus, als würde er gleich lachen, aber er schien sich aufzurichten. „Hast recht, General." Er hielt Dracos Blick stand, als er langsam seine Flasche hob und einen weiteren Schluck nahm.

Theo kniff sich in den Nasenrücken. Hermines Augen huschten zu einem Paar in ihrer Nähe, dass sie anfunkelte.

„Ich muss mit Minister Egger sprechen. Wir sehen uns drinnen." Draco lenkte sie weg und sah über seine Schulter nach hinten, um zu zischen: „Benehmt euch."

Hermine holte beruhigend Luft, als sie über den Hof schritten und ihre Gedanken an die Pläne des Abends verdrängten. Sie verzog ihre Lippen zu einem zurückhaltenden Lächeln, als Draco den Schweizer Minister und seine Frau begrüßte – die hinter Draco auf dem Bild im Tagespropheten gestanden waren, als er in der Schweiz war. Während sie dastanden, plauderten und sich durch die wachsende Menge bewegten, ließ Hermine ihren Blick über den Hof schweifen.

Lucius und Narcissa sprachen jetzt mit Selwyn und seiner Frau. Der Schweizer Minister hielt inne, um ein frisches Glas Champagner zu holen und Hermine erhaschte einen Blick auf Theo, der mit einem unbekannten Mann umherlief. Der Mann drückte Theo eine spindeldürre Hand auf die Schulter, als er ihn zu den Torbögen führte, wobei Oliver ihm aus respektabler Entfernung folgte. Sie blieben stehen, um zwei Diplomaten zu begrüßen und der skelettartige Mann drehte sich um – es war Albrecht Berge. Hermines Augen wanderten wieder zu den Steine unter ihr.

Sie entdeckte Dolohov auf der anderen Seite des Hofes, wie er die Menge musterte. Slughorn stieß mit ihm zusammen, bevor sie sich in die Augen sehen konnten und Dolohov knurrte, als Sherry auf seine Schuhe tropfte. Zu ihrer Linken sah sie Hannah Abbott, die ein paar Schritte hinter Runcorn vom Ministerium stand, ihr Gesicht blass. Runcorn sprach leise mit Ministerin Cirillo, als ihr Blick über Hannah wanderte.

Draco wurde von Minister Santos und seiner Frau unterbrochen. Hermine begrüßte sie mit einem aufgesetztem Lächeln, und als sie die Begrüßung hinter sich gebracht hatten, schaute sie sich erneut um.

Rita Skeeter sprach mit Pius Thicknesse, ihre Augen wanderten über seine Schulter, um Yaxleys Gespräch mit dem österreichischen Minister zu beobachten. Hermine entdeckte als nächstes Rabastan Lestrange, der mit Flint und Penelope lachte. Ihr Magen zog sich zusammen und sie suchte die Menge schnell nach rotbraunen Haaren ab. Sie fand keine.

In einer dunklen Ecke des gegenüberliegenden Torbogens erhaschte Hermine ein Aufblitzen von Lupinenaugen – Fenrir Greyback, der mit einem anderen großen, bösartig aussehenden Mann dastand. Ein schweres Buch erzitterte in ihrem Verstand – eins, dass Seiten mit blutverschmierten blonden Locken und Lavenders leeren blauen Augen enthielt. Sie senkte ihren Blick wieder auf die Steine und atmete tief durch.

Draco entschuldigte sie plötzlich und nahm ihren Arm, zog sie schnell durch die Menge. Hermine hatte kaum einen Moment, um sich zu orientieren, als Draco im gewölbten Eingang stehen blieb – gerade als Katya Viktor die Treppe erreichte.

„Katya."

Hermine beobachtete, wie Katyas Schultern sich versteiften, bevor sich ihr schönes Gesicht hob.

„Draco, Liebling!" Sie trat auf sie zu und küsste Draco auf die Wange, ihre Augen glitten schnell über Hermine, als sie sich zurückzog. „Ich hatte so gehofft, dich heute Abend zu sehen!"

„Es ist zu lange her." Er schien größer, als er auf sie herabstarrte. „Ich hatte gehofft, dich letzten Monat in Edinburgh zu sehen, aber natürlich..."

Katyas Auge zuckte und sie schüttelte schnell mitfühlend den Kopf. „Was für ein Durcheinander das war. Ich weiß, dass wir nicht darüber sprechen sollten" – sie warf einen Blick über ihre Schulter – „aber ich war so froh, dass ich mir an diesem Morgen die Grippe eingefangen hatte. Merlin sei Dank, dass dir nichts passiert ist."

Sie ließ ihre hellen Zähnen aufblitzen. Draco hielt ihrem Blick stand und die Sekunden verstrichen, bis er ihr Lächeln erwiderte.

„Nichts hat mich erleichtert, als zu hören, dass du zu Hause geblieben bist. Aber Katya –" Draco ließ abrupt Hermines Arm fallen und nahm Katyas Ellbogen und führte sie in die Eingangshalle. Er zuckte mit dem Kopf, damit Hermine ihm folgte. „Ich habe Briefe geschickt. Ich hoffe, du bist nicht noch immer krank."

Sein Ton war eisig, wie der seines Vaters. Hermine beobachtete, wie sich Katyas Rippen in ihrem Saphirkleid ausdehnten.

„Ich bin leider weggewesen!" Sie stieß ein nervöses Lachen aus. „Aber ich bin so froh, dass ich dir begegnet bin, wirklich –"

„Vielleicht könnte ich diese Woche vorbeikommen." Dracos Füße blieben stehen. „Wie klingt Dienstag?"

„Oh, Dienstag ist nicht gut, fürchte ich. Ich werde –"

„Mittwoch." Dracos Ton war entschlossen.

Katya zögerte, ihre Augen wanderten zu seinen nach oben. „Mittwoch ist perfekt Draco." Sie lächelte. „Ich werde zuhause sein."

„Wunderbar." Draco ließ Katyas Arm los. „Ich freue mich schon sehr darauf."

Katys brachte ein weiteres Lächeln zustande, bevor sie sich abwandte und zu den schweren Holztüren nach oben ging. Sie schwangen auf und sie ging in die Große Halle, ihre Schuhe klackerten schneller, als es nötig war.

Die Türen schlossen sich und schlossen den Lärm ein. Hermine trat neben Draco. „Sei vorsichtig.", flüsterte sie. „Sie hat Angst vor dir."

„Das sollte sie auch.", sagte Draco mit düsterer Stimme. „Sie hat mich nach Edinburgh geschickt, um zu sterben. Wenn es sie dazu zwingt, sich mit mir zu treffen, wird es das wert sein."

Hermine schluckte.

Das läuten von Glocken schallte über den Hof und Hermine zuckte bei dem Geräusch zusammen. Sie schloss ihre Augen und holte mehrmals tief Luft. Die Gäste wurden zum Essen gerufen und sie und Draco würden sich ihnen anschließen. Mit einer Hand auf ihrem Rücken, führte Draco sie zügig durch die Türen in die Große Halle.

Eine laute Geräuschkulisse drang an ihre Ohren. Die Große Halle war nur halb voll, aber Hermine hatte noch nie so viele Leute darin gesehen. Der Raum schien sich ewig hinzustrecken, vergrößert auf magische Weise auf das Doppelte seiner üblichen Größe. Hermine packte den Stiel ihres Champagnerglases, als sie an Tischen vorbeigingen, die mit eleganten Tischdecken und üppigen Tafelaufsätzen gedeckt waren und das Silber im Licht der Kandelaber glitzerte. Die Banner waren verschwunden und die Decke war ohne Sterne.

Ein älterer Mann mit italienischem Akzent rief Draco zu und sie hielten inne. Hermine registrierte kaum das Gefühl seiner trockenen Lippen an ihren Knöcheln, bevor Draco sie wegführte.

Sie fragte sich, wie viele Leute heute Abend hier waren, um Voldemorts Sieg zu feiern.

Aus dem Augenwinkel sah sie Lucius und Narcissa, die parallel zu ihnen den Hauptgang entlang gingen. Alle vier gingen zu einem Tisch am Ende der Halle.

Augen wanderten über ihr Gesicht und ihren Hals und Hermine ließ ihren Blick im Gegenzug über sie gleiten. Sie hielt ihre Wirbelsäule gerade und ihre Mundwinkel waren angehoben, als ob auch sie aus Stein wäre.

Zu ihrer Rechten sah sie, wie Minister Santos und seine Frau neben Ministerin Cirillo Platz nahmen. Links von ihr schienen Minister Thicknesse und Dolores Umbridge in ein Gespräch vertieft zu sein. Umbridge trug ein Kleid aus rosa Pailletten und Spitze und als sie vorbeigingen, trafen ihre Augen Hermines mit einem neckischen Lächeln.

Sie erreichten das Ende des Ganges. Lord Voldemort stand in der Mitte des Lehrertischtisches und seine dünnen Lippenverzogen sich zu einem Lächeln. Er trug grüne Roben aus zerknittertem Samt. Bellatrix stand rechts von ihm in Brokatschwarz. Ihre Augen verengten sich, als sie Lucius und Narcissa ansah, während sie die Stufen hinaufstiegen.

Der Raum fühlte sich kalt an. Hermine konzentrierte sich auf ihren Herzschlag, als sie und Draco nach links gingen und seinen Eltern folgten.

„Lucius", sagte Voldemort leise. „Du und deine Familie sind herzlich willkommen."

„Danke mein Lord." Lucius und Narcissa neigten ihre Köpfe und als sie sich aufrichteten, deutete Voldemort auf den Stuhl ihm gegenüber. Lucius zog den Stuhl gegenüber von Bellatrix heraus und Narcissa ließ sich schweigend darauf nieder. Lucius nahm den Stuhl zu ihrer Rechten ein, direkt vor Voldemort.

Draco trat vor und Hermine hielt ihren Kopf gesenkt, als er Voldemort und seiner Tante seine Aufwartung machte. Er zog den Stuhl rechts von seinem Vater hervor und blickte demonstrativ auf den Stuhl neben ihm. Hermine näherte sich dem Tisch und erwartete, dass er sich setzen würde, aber er schien auf etwas zu warten.

„Schlammblut Granger", zischte Voldemort und Hermines Puls schnellte in die Höhe. „Hast du keine Begrüßung für mich?"

Sie fiel schnell in einen tiefen Knicks. „Natürlich, mein Lord. Verzeiht mir."

Bellatrix unterdrückte ihre Missbilligung. Dracos Knöchel wurden auf seinem Stuhl weiß.

„Danke, dass ich heute Abend teilnehmen darf, mein Lord."

Es herrschte betretenes Schweigen. Dann brummte Voldemort zustimmend und Hermine hatte das Gefühl, wieder atmen zu können.

Sie wartete mit gesenktem Kopf, bis Draco seinen Stuhl herauszog und folgte ihm, ihr Herz pochte immer noch in ihren Ohren.

Die Leute um sie herum murmelten und lachten, der Tisch ächzte und Stühle wurden überall verrutsch. Hermine hielt ihre Mundwinkel gehoben und ihre Augen auf ihren Champagner gerichtet, während sie die Geräusche wie die Bläschen in ihrer Flöte aufsteigen ließ. Der Stuhl zu ihrer Rechten wurde herausgezogen und sie sah auf, um zu sehen, wie sich Theo vor Voldemort verbeugte. Oliver stand mit einem anderen Auktionsgut an der gegenüberliegenden Wand, die Köpfe gesenkt und die Hände gefaltet.

Blinzelnd warf Hermine einen Blick über ihre Schulter. Die Tische waren besetzt, die Große Halle fast voll. Und ringsum säumten schwarze Gewänder mit goldenen Gürteln die Wände wie Wachen. Sie war das einzige Auktionsgut, das am Tisch sitzen durfte.

Ihr Verstand wandte sich, aber bevor sie sich beruhigen konnte, tropfte eine melodische Stimme wie Honig über ihre Ohren.

„Mein Lord. Es ist mir eine Ehre, an Ihrem Tisch zu sitzen."

Mit langsamen Bewegungen drehte sich Hermine in ihrem Stuhl um, um Ginny Weasley in sich aufzunehmen, die in Silber funkelte und von Diamanten nur so triefte. Avery verbeugte sich neben ihr, sein Haar nach hinten gekämmt.

Hermines Blick fiel auf ihre Serviette. Draco verlagerte sein Gewicht auf seinem Stuhl.

„Ginevra." Voldemorts Stimme war leise und amüsiert. „Was für ein Schmuckstück du bist."

„Ihr schmeichelt mir, mein Lord."

Voldemort lachte leise und eine eiskalte Kälte peitschte über Hermines stilles Wasser. Sie hob ihre Augen, als Avery und Ginny um den Tisch herum gingen und bemerkte, wie sich Bellatrix' Lippen verzogen, als sie vorbeigingen.

Ein Stuhl wurde vor ihr zurückgezogen und Hermine sah zu, wie Avery und Ginny ihre Plätze einnahmen – Avery links vom Dunklen Lord, vor Draco und Ginny direkt gegenüber von Hermine.

Hermines Blick senkte sich zu ihrem Glas.

Das Gespräch wurden wieder aufgenommen. Die Juwelen ihr gegenüber funkelten und zogen ihren Blick auf sich. Hermine betrachtete die blassen Blasen in ihrem Glas, bis ihre Gedanken irgendwo im blauen und tief untergetaucht waren.

Die Große Halle füllte sich mit Geräuschen, laut und knirschend.

Eine Handfläche schlug auf den Tisch und eine Gruppe von Männern lachte.

Ein Mann auf der anderen Seite des Tisches flüsterte einem Mädchen ins Ohr. Ihr Haar war rot.

Ein Junge mit blassen Haaren neben ihr räusperte sich. „Mehr Champagner?"

Hermine kehrte in ihren Körper zurück. „Ja, bitte."

Draco befahl ihrem Glas, sich selbst zu füllen. Hermine griff danach und nippte daran, während sie sich umdrehte, um den Rest des Tisches in sich aufzunehmen. Auf der anderen Seite von Ginny hatten Rookwood und seine Frau ihre Plätze eingenommen. Sie sprachen laut mit den Selwyns, die auf der anderen Seite von Theo saßen. Weiter unten saßen sich Crabbe Sr. und Yaxley gegenüber und starrten in ihre Whiskygläser. Hermines Finger strichen über ihre Halskette, als ihr Blick nach links wanderte, wo Lucius und Narcissa leise mit Voldemort und Bellatrix sprachen. Rodolphus Lestrange war rechts von Bellatrix, sein jüngerer Bruder neben ihm. Hermine suchte die Auktionsgüter an den umgebenden Wänden ab, aber Ron war nirgendwo zu sehen

Auf der anderen Seite des Tisches ließen sich gerade die Carrow-Zwillinge, die Travers und Jugson nieder.

Neben Narcissa war ein freier Sitzplatz und gerade als Hermine sich darauf konzentrierte, zerrte eine dicke Hand den Stuhl nach hinten, die Beine kratzten über die Steine. Sie folgte dem Arm nach oben und sah Dolohovs Augen auf sie gerichtet. Er senkte seinen Blick zu Narcissa und begrüßte sie mit einem arroganten Grinsen.

Hermine wandte sich wieder dem Tisch zu, klärte ihren Verstand und löschte das Gefühl, von Dolohovs Augen auf ihr aus.

„Theodore.", sagte Avery. „Brilliante Arbeit in Kanada." Theo nickte und trank seinen Champagner, seine Faust spannte sich um den Stiehl herum an. „Lucius und Bellatrix ebenfalls." – Avery gestikulierte in die Richtung der beiden – „Herzlichen Glückwunsch euch allen."

„Danke Aron.", brummte Lucius. Eine Pause. „Ich hoffe du und Berge arbeitet hart an dem Nebel, Theodore. Ich freue mich darauf, diese Woche einen Bericht über die Verbesserungen zu sehen."

Verbesserungen?"

Bellatrix Stimme kroch über Hermines Haut. Sie blinzelte und sah, wie Bellatrix ihren Kopf schräg legte, als sie Lucius ansah und ihren Finger über den Rand ihres Glases gleiten ließ. „Warum das, Bruder? Ist er nicht erfolgreich in die Basis des Wahren Ordens eingedrungen?"

„Niemand bestreitet, dass Baffin Island ein Erfolg war." Lucius Ton war leise und herablassend, als ob er ein Kind belehrte. „Aber er hatte auch... unbeabsichtigte Auswirkungen."

Voldemort beobachtete sie einfach, mit zusammengepressten Fingerspitzen.

„Der Tod von dreckigen Muggeln." Bellatrix verzog ihre Lippen und lehnte sich nach vorne. „Sind dir die Muggel plötzlich so wichtig, Lucius?"

Der Tisch war totenstill. Draco wischte sich die Handflächen an seiner Hose ab.

„Mir sind die gewünschten Ergebnisse wichtig. Solange der Nebel nicht kontrolliert werden kann, wir uns keiner unserer Verbündeter, die an Frankreich angrenzen erlauben, den Nebel von ihren Grenzen aus freizulassen."

Avery hustete. „Er hat nicht ganz unrecht –"

„Sie müssen uns gar nichts ‚erlauben'." Bellatrix Lippen waren wütend verzogen. „Der Große Orden muss es sich nur nehmen. All deine heiklen Manöver sind auf nichts anderes als Untätigkeit hinausgelaufen. Wenn Brecht und ich nicht wären, würden wir immer noch in der Schweiz verrotten –"

Voldemort hob scharf seine Hand und brachte sie zum Schweigen. „Genug. Ich bin sicher, ihr beide haben Frankreich bis Ende der Woche infiltriert." Seine scharlachroten Augen blitzten Theo an. „Arbeite diese Woche hart, Theodore. Ich vertraue darauf, dass du mich nicht enttäuschen wirst."

„Ja, mein Lord." Theo nickte neben ihr. Seine Finger zitterten auf der Tischdecke.

„Lucius. Draco wird nach Frankreich gehen, wenn die Zeit gekommen ist, die Waffe einzusetzen. Er hat in letzter Zeit mehr Büros als Schlachtfelder gesehen."

Ein amüsiertes Husten vom Tisch – Dolohov.

„Natürlich, mein Lord", sagte Lucius. Er räusperte sich.

Bellatrix grinste und lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. Hermine sah, wie Narcissa nach ihrem Wasser griff.

Die Gespräch wurden erneut aufgegriffen. Dracos Rippen hoben und senkten sich schnell neben ihr. Hermine konzentrierte sich auf ihren Atem und schob ihre Emotionen beiseite.

Ein schrilles Lachen brach von der anderen Seite von Theo aus. Sie blinzelte und sah, wie Selwyns Frau und Rookwoods Frau zusammen lachten.

Das Geplauder wurde fortgesetzt. Hermine beobachtete, wie sich Rookwoods Frau über ihr Gedeck beugte und flüsterte: „Du hast doch gehört, dass der ungarische Minister nicht hier ist, oder? Gustus sagt, er habe abgelehnt –"

Ihr Mann legte eine feste Hand auf ihr Handgelenk und funkelte sie wütend an.

„Wie dem auch sei." Mrs Rookwood setzte sich wieder gerade hin, wedelte sich mit der Hand Luft zu und schaute sich um. „Ist es warm hier drinnen? Elf!"

Mit einem Plopp, tauchte ein kleiner Elf aus der Küche neben ihr auf. „Ja, Misses."

„Hast du einen Kühlungszauber? Und in dem Festmahl sind keine Nüsse korrekt? Ich habe eine tödliche Nussallergie –"

Hermines Sicht verschwamm als sie den Elf anstarrte, der unter dem Gewicht der schweren Ketten schwankte, die um seinen Hals hingen. Er quietschte seine Antwort und sie riss ihren Blick los und beobachtete die Wand am anderen Ende des Raumes.

Als ihr Geist wieder klar war, griff sie nach ihrem Glas. Avery sprach mit Draco. Bellatrix lehnte sich zu Voldemorts Ohr, murmelte etwas und Hermine beobachtete, wie er nickte. Rookwood und Selwyn hatten Theos Aufmerksamkeit.

Hermine nahm einen Schluck von ihrem Wein und ließ ihren Blick über Ginny schweifen. Ihre Haut war geschminkt und ihr Haar perfekt frisiert, genau wie an Silvester. Sie sah über Hermines linke Schulter und beobachtete die Große Halle.

„Rabastan", rief Avery über den Tisch. „Wo ist dein Junge? Ginevra hat sicher gehofft, ihren Bruder heute Abend zu sehen."

Draco stellte sein Glas ab. Hermine atmete ein und zählte jeden Herzschlag. Ginny blinzelte nicht einmal.

„Ich wollte ihn mitbringen, aber... er ist heute Morgen ein bisschen vorlaut geworden. Er war in keinem Zustand, um zu kommen." Rabastan kicherte in sein Glas und Bellatrix stimmte mit ein und leckte sich die Zähne.

„Schade", sagte Voldemort. „Aber ich nehme an, manche Pferde brauchen Jahre, um eingeritten zu werden."

Das leere Lächeln auf Ginnys Lippen zuckte.

Voldemort stand abrupt von seinem Stuhl auf. Einen Moment später fing jemand im hinteren Teil der Halle an zu klatschen, der Klang baute sich wie eine Welle auf, bevor sie gegen die Küste krachte. Hermine drehte sich über ihre Schulter und sah tausende Menschen auf ihren Füßen, die für den Dunklen Lord applaudierten. Ihre Bücher erzitterten.

Voldemort lächelte und hob seine Hände, um sie zum Schweigen zu bringen. Er zauberte einen Sonorus Zauber mit dem Elderstab und starrte die Menge an. Als er endlich sprach, war es ein leises Vibrieren auf Hermines Haut – ein giftiges Flüstern in ihren Ohren.

„Willkommen, meine lieben Freunde. Wir versammeln uns hier, um den Sieg über unsere Feinde zu feiern – heute vor genau einem Jahr."

Das Klatschen begann wieder. Jubel von hinten.

„Ihr habt mir euer Vertrauen geschenkt und ich werde mich euer würdig erweisen. Wir werden nicht ruhen, bis sich jede Hexe und jeder Zauberer unserer edelsten und heiligsten Sache untergibt: die Reinheit des magischen Blutes zu bewahren, die uns seit Jahrtausenden anvertraut ist ."

Der Applaus schwoll an und schlug gegen die Wände.

„Die Schritte, die wir unternommen haben, um diese neue Welt in Ordnung zu bringen, waren anstrengend, aber das Opfer wert. Das vergangene Jahrhundert kann nicht mit dem verglichen werden, was wir im letzten Jahr gemeinsam erreicht haben. Und wenn ich die Gesichter unserer Partner aus der ganzen Welt sehe, weiß ich, dass bald alle Zauberer zu uns stehen werden. Unsere Aufrüstung läuft nach Plan. Mit Hilfe von Oberst Albrecht Berge" – Berge stand von seinem Platz neben Umbridge auf und nickte unter höflichem Applaus – „haben wir mächtige neue Magie zur Verfügung, um unsere Interessen zu schützen."

Berge nahm seinen Platz ein.

„Meine Freunde, bald werden wir nicht mehr im Schatten leben. Wir werden uns nicht länger unter Muggeln ducken oder ihren barbarischen Launen nachkommen. Macht keine Fehler: Unser Ziel ist nicht der Triumph des Großen Ordens, sondern die Befreiung der Zauberer. "

Die Fenster klapperten durch den Lärm. Hermine hob ihr Glas an, Wasser spritzte auf den Tisch. Sie stellte es wieder ab.

„Zu Ehren Ihrer harten Arbeit und der Opfer die Sie alle erbracht haben, freue ich mich, Ihnen mitteilen zu können, dass mein Geschenk an Sie – Edinburgh Castle – endlich wieder geöffnet werden kann."

Ein Murmeln hallte durch die Halle. Dracos Schulter zuckte neben ihr.

„Um unsere Feierlichkeiten zu diesem Jahrestag unseres großen Sieges fortzusetzen, werden die Feierlichkeiten in Edinburgh sofort wieder aufgenommen. Ich lade Sie alle morgen Abend dorthin ein und erwarte, dass jeder Mann, jede Frau und jedes Auktionsgut dabei ist."

Ginny schloss die Augen. Hermine blinzelte und konzentrierte sich wieder. Sie würden heute Abend nach Rumänien reisen und morgen in Edinburgh zurückerwartet werden.

„Die heutige Generation trägt das Schicksal der Zauberer. Und wir werden siegreich sein, wenn wir einer Meinung sind und ein Ziel haben: Magie ist Macht."

Magie ist Macht.", rief die Menge.

Voldemort hob sein Glas und seine Gläser taten es ihm gleich.

Bellatrix stand schnell auf, ihr Stuhl schleifte über die Steine. „Auf die Macht des Dunklen Lords!"

Möge er für immer regieren."

Hermine trank ihren Champagner komplett aus, als die Halle in ohrenbetäubenden Applaus ausbrach. Ihre Ohren klingelten immer noch, als er zu Ende war.

Eine Sekunde später erschien das Festmahl auf den Tischen. Das Klappern von Servierlöffeln gesellte sich zum Gesprächschor.

Ginnys Gesicht war weiß, als sie Averys Teller packte und ihn mit Fasan und gebratenem Gemüse füllte. Ein Buch in Hermines Kopf zitterte und fiel auf.

Ein glücklicher Tag im Fuchsbau, ihr Teller in ihrem Schoß und ihre Knie berührten Rons auf der Couch – Fred rief: „Ey, Gin! Bring mir auch einen Teller mit, ja?" – und eine bissige Erwiderung aus der Küche: „Sehe ich aus wie ein Hauself?"

Hermine zuckte zusammen und schob die Erinnerung beiseite. Sie schnappte sich schnell Dracos Teller und griff nach Roastbeef und Pastinaken, als ihre Hände um Ginnys tanzten. Als der Teller voll war, stellte sie ihn vor ihm ab und wartete, während sie die Finger in ihrem Schoß verschränkte.

Silber kratzte über Porzellan, als die Gäste mit dem Essen begannen. Draco hielt bei seinem dritten Bissen inne und neigte sein Kinn in ihre Richtung. Hermine nahm sich ein paar Löffel voll. Ginny folgte ihrem Beispiel.

Eine Stimme in ihrem Hinterkopf sagte ihr, sie solle präsent bleiben. Eine lautere sagte, es sei zu gefährlich, gegenüber dem Dunklen Lord nicht auf der Hut zu sein.

Hermine starrte auf ihr Wasserglas und beobachtete, wie sich die Oberfläche kräuselte, wenn Gläser gehoben oder Fäuste geballt wurden. Das Echo der Bewegung zog sie zurück, bis sich ein Buch über den Fuchsbau schloss.

Draco sprach mit Theo auf der gegenüberliegenden Seite von ihr. Sie behielt ein Lächeln im Gesicht, als sie die Gabel über ihren Teller bewegte. Ginnys Glas füllte sich jedes Mal wieder, wenn sie einen Schluck nahm.

Weiche Hände bewegten eine Gabel und ein Messer, die an bleichen Handgelenken befestigt waren, die mit Diamanten verziert waren.

Hermine kaute ihre Kartoffeln.

Alle Sommersprossen des Mädchens waren verschwunden. Blaue Adern traten unter ihrer blassen Haut hervor, ihre roten Locken um ihre Schultern waren wild und locker. Eine große Hand krallte sich um die Stuhllehne des Mädchens.

Hermine legte ihre Gabel ab.

Die Hand fuhr durch die rötlichen, welligen Haare des Mädchens und zwirbelte Locken um seine dicken Finger.

Hermine riss ihre Augen von Ginny und Avery los.

Sie hatte ihr Gemüse gegessen.

Sie nickte höflich.

Sie lächelte, wenn Männer lachten.

Minuten oder Stunden später waren die Teller abgeräumt und das Klopfen von Zauberstäben auf Gläsern schallte durch den Raum.

Draco drehte sich in seinem Stuhl um und Hermine folgte ihm.

Ein Mann in goldenen Gewändern ging mit breitem Lächeln die Tischreihe entlang. Erinnerungen blitzten auf – Beutel voller Gold, identisches Grinsen, eine verstärkte Stimme, die Gebote rief, ein kurzer Blick auf sie im Backstage Bereich –

Hermine versteckte alles und sah zu, wie Ludo Bagman nach vorne kam. Sogar von hier aus wirkte sein Lächeln angespannt.

„Mein Lord", sagte Bagman, während er sich zu einer tiefen Verbeugung verneigte. „Als Sie mich damit beauftragt haben, unsere Unterhaltung heute Abend zu moderieren, haben Sie mich geehrt." Er wandte sich der Halle zu. „Und die Nacht hat gerade erst begonnen, meine Damen und Herren, das versichere ich Ihnen! Nach dem Abendessen erwartet Sie eine Überraschung auf dem Quidditchfeld."

Die Menge kicherte und Ludo nickte, seine Stirn glänzte vor Schweiß. „Aber zuerst hat mich der Dunkle Lord gebeten, heute Abend etwas Besonderes zu beaufsichtigen. Etwas, das mit dem Geist unserer Feierlichkeiten übereinstimmt. Eine Geschichte! Eine, die in unseren Traditionen für die kommenden Jahre leben wird: der Triumph des Dunklen Lords über den Zaubererjungen !"

Ludo gestikulierte mit seiner Hand und die Türen zur Großen Halle flogen auf. Zwei Wachen traten ein und schleiften eine kleine Person hinter sich her. Ihre Stiefel marschierten in perfektem Gleichklang, als das Gemurmel durch den Raum kräuselte. Hermine reckte den Hals, aber sie konnte die Person erst erkennen, als sie in den vorderen Teil des Raumes gezerrt wurde.

Ein Junge, nicht älter als vierzehn, der eine Gryffindor-Uniform trug. Er hatte pechschwarze Haare und eine drahtige Gestalt.

In ihrem Blickfeld erschienen schwarze Flecken.

Die Wachen stießen den Jungen zu Bagmans Füße. Seine Augen huschten wild durch den Raum, sein Atem ging schnell und rasend. Er sah die Leute um sich herum an, als hätte er so etwas noch nie zuvor gesehen.

Hermine versuchte zu schlucken, aber ihre Kehle wollte sich nicht bewegen. Er war ein Muggel.

„Es war einmal ein kleiner Junge, der dachte, er könnte den Dunklen Lord Voldemort herausfordern. Sein Name" – Bagman zog eine runde Brille aus seiner Tasche – „war Harry Potter." Er schob dem Muggeljungen die Brille auf die Nase und Hermine konnte von hier aus sehen, dass ein Glas zersplittert war. Harrys Brille.

Die Menge schrie auf, als Hermine sich wieder ihrem Teller zuwandte und tief Luft holte. Bellatrix gackerte und klatschte in die Hände. Ein langsames Lächeln breitete sich auf Voldemorts blassem Gesicht aus.

„Dieser Junge –" Bagmans Stimme versagte und er räusperte sich. „ – dachte, er wäre unantastbar!"

Ein Chor aus Spott und Buh-Rufen. Hermine zwang sich, sich umzudrehen und zuzusehen. Der Junge war an den Beinen gefesselt, sein Gesicht war rot und der Mund stand offen, als Bagman ihn umkreiste. Er war mit einem Schweigezauber belegt worden.

„Er war arrogant und dumm. Aber vor allem war er gefährlich." Bagman tupfte sich mit einem Taschentuch die Stirn. „Er hat das Vermischen von magischem Blut gefördert. Er hat sich mit Blutverrätern und Muggelgeborenen angefreundet."

Daraufhin drehte sich Bagman zum Hohen Tisch und deutete auf Hermine. Die Gäste zischten, als sie ihre Augen auf sie richteten.

Draco schlug die Beine übereinander und verschob seinen Stuhl, so dass sie teilweise aus Ludos Sicht verschwunden war.

„Er versteckte sich hinter den Röcken von Hexen und Zauberern, die viel mächtiger waren als er selbst. In seinem vergeblichen Widerstand hat er einen unsäglichen Verlust an magischem Blut verursacht."

Eine Gabel klapperte ihr gegenüber.

„Und so", fuhr Bagman fort: „forderte der Dunkle Lord an einem Maimorgen vor einem Jahr diesen feigen, gefährlichen Jungen zu einem Duell heraus."

Der Muggeljunge fiel um und kämpfte gegen seinen Beinklammer-Fluch. Die Menge brüllte vor Lachen.

Bagman blinzelte ihn an und trat zur Seite. „Mein Herr, er gehört ganz Ihnen."

Alle Augen waren auf Voldemort gerichtet. Er lächelte und stand von seinem Stuhl auf.

Galle stieg in Hermines Kehle auf, als Voldemort um den Tisch glitt. Dracos Stuhl schob sich weiter vor sie.

Voldemort stieg die Stufen hinunter, um vor dem zitternden Jungen zu stehen. „Harry Potter. Der Junge, der überlebt hat."

Ein lautes Gelächter und Hermines Blick schweifte über die Menge.

Voldemort schwang seinen Zauberstab durch die Luft und der Junge taumelte nach links. Hände schubsten ihn zurück in den Gang.

Da war ein See mit stillem Wasser. Es war von einer Bergkette umgeben. Das Wasser war tief mit verborgenen Geheimnissen, aber die Oberfläche war ruhig.

Violette und rote Strahlen explodierten in ihrem Blickfeld, als sich ein kleiner Körper auf dem Boden wand und zitterte. Das Publikum jubelte und schlug auf die Tische.

Ihr Verstand war eine Bibliothek. Regale über Regale voller Romane, Zeitschriften und Biografien. Sie fand ein leeres Regal –

„HÖR AUF! STOPP!"

Hermines Brust zog sich zusammen und sie legte ihre Hand vor den Mund –

Aber die Stimme war nicht ihre gewesen.

Ihr Kopf drehte sich herum. Und da stand Ginny Weasley, ihre Lippen zitterten, eine Träne lief über ihre Wange. Ihr silbernes Kleid schimmerte unter der Stille von tausend Augen.

Voldemort wandte sich langsam von dem Jungen ab und entrollte sich wie eine Schlange. „Stopp?"

Irgendwo klapperte ein Messer.

Ginnys Hände umklammerten die Seiten ihres Kleides, ihre Augen weiteten sich. Avery erbleichte neben ihr.

Voldemorts Umhang schleifte über die Steine, als er zum Lehrertisch fegte und seinen Zauberstab zwischen seinen Fingerspitzen umher bewegte.

Hermine riss ihren Stuhl zurück. Ihr Körper richtete sich auf, das Gewicht tausender Edelsteine zog sie nach unten. Dracos Hand hob sich, um sie zurückzuziehen – aber nicht schnell genug.

„Was Ginevra meint, ist, dass Sie falsch liegen, Mylord."

Sie hörte das Keuchen der Halle. Eine Bewegung zu ihrer Rechten – Lucius Malfoy packte den Ellbogen seines Sohnes. Hermine trat vor, sodass sie sie nicht mehr sehen konnte. Voldemort legte seinen Kopf schief und schenkte ihr seine volle Aufmerksamkeit.

„Ich kannte Harry Potter besser als jeder andere in diesem Raum." Ihre Stimme prallte gegen die Steinmauern ihrer Kindheit, kehlig und ungewohnt. Sie hob grinsend ihren Mundwinkel. „Sie haben ihn nicht betteln lassen. Hat er nicht geschluchzt? Hat er nicht um sein Leben gebettelt, so feige wie er war?"

Ein stilles Schweigen.

Und Voldemorts Lippen verzogen sich zu einem Grinsen.

„Eine wichtiger Punkt, Schlammblut Granger. Was für ein cleveres Haustier du geworden bist."

Die Menge entspannte sich wieder. Hermine konzentrierte sich auf das Nichts.

Voldemorts Lippen verzogen sich vor grausamer Belustigung, bevor er sich wieder zu dem Jungen umdrehte.

Hermine faltete ihre Hände und beobachtete, wie der Junge gezwungen wurde aufzustehen. Ein weiterer Schlenker von Voldemorts Zauberstab und das Weinen des Jungen erfüllte den Raum.

Voldemort brachte das Gejohle der Menge mit einer erhobenen Hand zum Schweigen.

„Bettel.", sagte er leise. „Bettel um dein Leben, Harry Potter. Bitte mich, dich zu verschonen und stattdessen deine Freunde zu nehmen."

„Bitte", schluchzte der Junge. „Bitte –"

Voldemort hob seinen Zauberstab hoch über seinem Kopf und zischte: „Avada Kedavra!"

Ein grüner Lichtstrahl traf die Brust des Jungen und sein Körper flog nach hinten. Die Große Halle explodierte, als Harrys Brille klappernd zu Boden fiel.

Draco schob sie in ihren Stuhl, als ihre Beine nachgaben. Der Lehrertisch stampfte und jubelte mit der Menge. Hermines Lächeln war immer noch wie festgefroren auf ihrem Gesicht, als sie sich endlich setzten.

Hermine sah zu, wie sie Harrys Brille auf die Nase des Jungen setzten und die Leiche aus der Halle brachten. Als sie sich wieder dem Tisch zuwandte, saß ihr ein Mädchen mit feuerroten Haaren gegenüber. Die Schultern des Mädchens zitterten.

Der schlangengleiche Mann kehrte zu seinem Stuhl zurück, und die Menge begann aufzustehen und sich zu verteilen. Leute näherten sich dem Tisch. Gespräche drangen an ihre Ohren.

„Ausgezeichnete Arbeit mit dem Schlammblut, Draco. Ich kann sie kaum wiedererkennen."

„Danke, Mylord. Es war mir eine Freude, sie zu brechen –"

Der Mann neben dem Rotschopf entschuldigte sich und der schlangengleiche Mann winkte das Mädchen auf seinen Stuhl. Seine Finger glitten in ihr Haar, als er ihr etwas zu murmelte. Die Rothaarige nickte, ihre Augen waren nach unten gerichtet.

„Es tut mir leid", flüsterte sie." Ich werde mich bessern, ich verspreche es..."

Es gab einen Tumult, während sie ihren Pudding anstarrte. Ein bekanntes Lachen und dann ein Krachen. Die Gespräche brachen ab. Ein Murmeln—

„Theo, pass auf sie auf. Ich kümmere mich darum."

Und der Junge mit den blonden Haaren neben ihr erhob sich von seinem Platz. Sie griff nach ihrem Champagnerglas. Sie trank. Der stille Junge zu ihrer Rechten murmelte etwas in Richtung des Glasen und es füllte sich wieder.

Sie nahm einen Bissen. Etwas Süßes füllte ihren Mund.

Der Stuhl neben ihr zog sich heraus. Der Junge mit den blonden Haaren ließ sich hineinfallen.

„Entschuldigung, Mylord. Vor zwei Tagen war Blaises Geburtstag und er scheint seitdem nicht mehr nüchtern gewesen zu sein."

Der Junge aß zwei Bissen von seinem Pudding.

Leute kamen an den Tisch, um sich zu unterhalten. Sie hörte zu, ohne etwas zu hören. Einige standen vom Tisch auf. Einige setzten sich wieder.

An der Wand standen zwei Jungen in schwarzen Gewändern und goldenen Gürteln. Sie starrten sie an und sahen weg.

„Ich werde nachsehen, wo er bleibt. Ich habe einen Elfen gerufen, um einen Ernüchterungstrank zu brauen –" Der Junge mit den blonden Haaren ging wieder.

Hermine sah wieder die beiden Jungen an der Wand an. Das rothaarige Mädchen aß leise ihr Dessert. Der Junge mit den blonden Haaren kehrte zurück und murmelte dem Mann zu seiner Linken etwas zu.

Eine Glocke läutete, und der schlangenartige Mann stand auf und bedankte sich bei seinen Gästen.

Als nächstes stand ein Mann in goldenen Gewändern auf. „Nun, wenn Sie uns zum Quidditchfeld folgen, werden Mr. Finnigan, Mr. Finch-Fletchley und der von uns besorgte Norwegische Stachelbuckel sicher eine gute Show für uns abliefern!"

Die Namen sagten ihr etwas, aber sie verschwanden inmitten der Jubel der Menge.

Der schlangenartige Mann glitt durch den Raum, nickte denen zu, die sich verbeugten und akzeptierte einen Kuss auf seine Knöchel von anderen.

Der Junge neben ihr half ihr auf die Beine. Sie folgte ihm die Stufen hinunter und sie gingen auf einen dunkelhäutigen Jungen und ein olivhäutiges Mädchen zu.

„Du hast mich für eine Nacht genug in Verlegenheit gebracht, Blaise. Ich bring dich nach Hause, bevor ich es bereue dich als Freund zu bezeichnen."

Der andere Junge hickste.

Sie wurde um einen Tisch herum und durch eine Seitentür geführt. Sie ging langsam in ihren hohen Schuhen.

Nach Hause. Sie würden jetzt nach Hause gehen.

Sie konnte sich ausruhen.

Sie konnte das schwere Kleid und die schwere Halskette ausziehen.

Die vier traten in eine Nische – sie kam ihr irgendwie vertraut vor.

Muffliato."

Der Junge mit den blonden Haaren drehte sich zu ihr um und nahm ihr Gesicht in seine Hände.

„Granger."

Sie starrte in seine grauen Augen. Sie waren endlos.

„Granger."

Sie fragte sich, mit wem er sprach.

Er beugte sich vor und presste seine Lippen an ihre Schläfe, seine Finger streichelten über ihren Kiefer.

Er war warm. Er war weich. Sie fühlte sich leicht.

Und als würde sie die Oberfläche durchbrechen – als wäre sie in stillem Wasser ertrunken –, schnappte Hermine nach Luft. Ihr Körper war schwer mit Juwelen, und ihre Knie gaben nach. Er fing sie auf.

„Draco –" Bilder durchfluteten sie und schnürten ihr die Kehle zu. Heiße Tränen rollten über ihre Wangen, als sie schluchzte und würgte.

Ihre Sicht wurde schwarz. Als sie wieder klar sehen konnte, lehnte sie sich zurück an die Wand, Draco umschloss sie mit seinen Armen. Ihre Atemzüge wurden wieder schneller und sie kämpfte mit sich, als sie an Averys Hände in Ginnys Haaren und Harrys zerbrochene Brille und den schlaffen Körper des Jungen dachte –

Draco hielt ihr Kinn mit einer Hand und steckte ihr etwas in den Mund.

Die Wirkung trat sofort ein. Ihr Herzschlag verlangsamte sich. Ihre Muskeln entspannten sich. Ihre Lungen weiteten sich. Sie begegnete Dracos besorgten Augen und holte tief Luft. Sein Kiefer zitterte und er strich ihr eine Locke hinters Ohr.

Hinter ihm wandte Blaise seinen Blick ab. „Giuliana" sah zu ihr, die Finger auf die Lippen gepresst, Tränen glitzerten in ihren Augen.

Ein paar weitere Herzschläge und ein pochender Schmerz begann unter ihrem linken Auge, der sich schnell zu ihren Hinterkopf ausdehnte. Hermine wimmerte, als der Schmerz gegen ihren Schädel drückte. Sie kniff die Augen zu und dann schüttete Draco ihr zur Schmerzlinderung etwas in den Mund.

Sie keuchte, ihre Lunge stach mit jedem Atemzug.

„Das hast du sehr gut gemacht, Granger", sagte Blaise, nachdem ein paar Minuten vergangen waren. „Es war fast unheimlich."

Sie nickte, ihre Tränen rannen leise über ihre Wangen, als der Schmerz nachließ.

„Draco-" Pansy zögerte mit belegter Stimme. „Wir sollten bald gehen."

All die Dinge, die sie begraben musste, um den Abend zu überleben, stiegen auf und drückten auf ihre Lider. Hermine blinzelte, ihre Sicht fokussierte sich auf Draco. Er nickte ihr einmal zu, und sein Mund war hart, als er ihr beim Aufstehen half.

Er hatte den Fangzahn aus der Kammer des Schreckens bekommen. Der Vielsaft-Plan hatte mit Blaise funktioniert. Und nun ging es nach Rumänien.

Während Hermine erneut ihre Beine testete, trat Blaise zu Draco. „Mach etwas draus, Draco.", sagte er leise. Er drückte etwas Kleines und in ein Taschentuch Gewickeltes in seine Hand. „Das hat mich mehr gekostet als mein Weinberg."

„Und du bist dir sicher, dass es funktioniert?"

„Der Mann, der es mir verkauft hat, hat ein Unbrechbaren Schwur abgelegt, also – ja. Es wird dich über die rumänische Grenze bringen."

Draco steckte den Internationalen Portschlüssel ein und warf einen Blick über Blaises Schulter.

Hermine schwankte, Erschöpfung sickerte durch ihre Adern. Einen Moment später war Draco an ihrer Seite und hielt ihr einen weiteren Trank entgegen – Aufputschtrank. Sie schluckte ihn hinunter und bemerkte seinen Blick auf ihr. Sie nickte ihm durch den Dampf zu. Bevor sie darüber nachdenken konnte, was sie sagen sollte, um ihn zu beruhigen, schob Pansy ihn beiseite, um ihre Haare und ihr Make-up zu aufzufrischen.

Der Dampf hörte endlich auf und Pansy sah Hermine durch Giulianas Augen stirnrunzelnd an, bevor sie sich umdrehte und Blaises Zauberstab zurückgab. Er steckte ihn in seine Robe.

„Bringen wir dich nach Hause, Blaise.", sagte Draco kalt – und nahm seine Rolle wieder auf.

Blaises Schultern entspannten sich und er stolperte aus der Nische, Draco auf den Fersen. Hermine und Pansy folgten.

Die Gäste hielten sich noch immer in der Großen Halle auf. Blaise stolperte in Mrs Selwyn und sie drückte ihre Hand an ihre Brust, als er ihr zuzwinkerte und ein undeutliches Hallo sagte. Draco zerrte ihn weg, warf eine Entschuldigung über die Schulter und schob ihn in eine Ecke des Hofes, um sich zu sammeln.

Als die Luft rein war, verschwanden sie zu viert hinter dem Torbogen und wandten sich der Holzbrücke zu.

Hermine begann sich wieder wie sie selbst zu fühlen, die drei Tränke in ihren Adern arbeiteten zusammen, während sie sich schnell die Brücke hinunterbewegten. Blaise stolperte über das Holz, und Hermine holte scharf Luft, als sie erkannte, wo sie standen. Ihr Geist war zu schwach für Okklumentik, aber sie konnte nicht zulassen, dass ihre Erinnerungen an Harry und Ron, die mit ihr auf dieser Brücke waren, sich in ihren Gedanken breitmachten. Sie mussten heute Nacht einen Horkrux töten. Sie beschleunigte ihr Tempo und konzentrierte sich auf das Brennen in ihren Muskeln.

In der Ferne ertönte ein mächtiges Gebrüll, und die vier erstarrten, als der Nachthimmel in Flammen aufging.

Der Drache.

Hermine grub ihre Finger in ihre Handflächen. Der Schmerz fokussierte sie. Draco warf einen Blick hinter sie, als Geräusche die Brücke hinaufdrangen – die erfreuten Jubel der Menge, die das Quidditchfeld betrat.

Blaise taumelte, um über die Brücke zu schauen und jammerte: „Ich wollte den Drachen sehen."

„Dann hättest du bei deinem zweiten Feuerwhisky aufhören sollen.", sagte Draco und riss ihn vom Geländer los. Er führte sie schnell den Weg hinunter und drehte sich alle vier Schritte um.

Die Mündung der Brücke erschien und Hermines Atem stockte. Sie konnte gerade noch den Rand des Verbotenen Waldes ausmachen, wo sie an den Hogsmeade-Toren vorbeischlüpfen würden.

Der Knoten in ihrer Brust löste sich, als das Ende der Brücke in ihrem Blickfeld größer wurde. Aber hinter dem letzten hölzernen Torbogen trat ein Schatten hervor, dessen schwarze Augen und dunkle Locken im Mondlicht glitzerten.

„Ihr geht schon?"

Hermine stolperte und Draco blieb wie erstarrt stehen, als drei türkisfarbene Lichtstrahlen über die Brücke schossen und Bellatrix' verzerrte Grimasse erhellten. Hermines Lippen teilten sich zu einem lautlosen Schrei, als einer sie mitten in den Bauch traf und sie bewegungsunfähig machte. Sie hörte wie zwei Leute hinter ihr aufkeuchten – Blaise und Pansy.

Panik und Angst stiegen in ihr auf und überlagerten ihren Beruhigungstrank –

„Tante Bella.", sagte Draco leise. „Ich komme in gleich wieder zurück. Ich bringe Blaise nur nach Hause, bevor er sich noch mehr blamiert –"

Lüg mich nicht an!"

Der Schrei prallte am Holz ab, wanderte Hermines Beine hinauf und zu ihren Rippen nach oben.

Wieder brach Feuer aus und die Menge jubelte. Das Licht warf Schatten auf Bellatrix' Gesicht, bevor es erlosch.

„Du hast etwas vor.", sang sie und tanzte näher zu Hermine. „Zweimal beim Abendessen verschwinden?" Sie tat. „Man könnte deine Erziehung anzweifeln."

„Blaise musste sich übergeben." Seine Stimme wurde lauter, als er versuchte, sie abzulenken. „Ich habe nur geholfen –"

„Aus dem Weg."

Bellatrix blieb vor ihr stehen und stand so nah, dass ihre Brust fast die ihre berührte. Hermines Augen schossen entsetzt auf, ihr Herz hämmerte unter ihren versteinerten Muskeln.

„Es ist furchtbar verdächtig, Draco." Ihre Augen verengten sich, ihr abgestandener Atem lag auf Hermines Gesicht. „Du hast Glück, dass der Dunkle Lord damit beschäftigt war, sich um seinen kleinen Rotschopf zu kümmern." Ihre Finger schnippten vor Hermines Augen.

„Aber irgendetwas sagt mir" Sie ging um sie herum und fuhr fort: „das was auch immer hier vor sich geht" – ihre Hand wanderte Hermines Taille entlang und zogen sie zurück an ihren Körper – „es etwas mit ihr zu tun hat."

Hermine starrte Draco an, während er seine Tante beobachtete, den Kopf geneigt, die Arme an seinen Seiten hängend. Seine Augen waren leer und verrieten nichts.

Ein lautes Gackern in ihrem Ohr und Hermines Herz schlug ihr bis zum Hals. „Ich habe dich am Esstisch gesehen, bereit, für sie vor einem Fluch zu springen. Bellatrix zog ihre Hand über Hermines Taille und Hüften und rutschte tiefer zwischen ihre Beine.

Draco zuckte nach vorne und Bellatrix hob mit der anderen Hand ihren Zauberstab. „Ah, ah!" Er hielt inne und Bellatrix kicherte in Hermines Ohr. „Vielleicht hat sie eine goldene Fotze, die zu ihrem Namen passt –"

Bellatrix erstarrte hinter, ihr Atem striff über Hermines Hals. Sie schnappte nach Luft.

Eine Sekunde bevor Bellatrix sich bewegte, erkannte Hermine, was es war.

Accio!"

Der Zauberstab in Hermines Oberschenkelhalfter kam unter ihrem Kleid hervor und schoss in Bellatrix' Hand.

Hermine begann gegen ihre unsichtbaren Fesseln zu kämpfen, als Blut durch ihre Ohren strömte, wissend, dass es nutzlos war –

Sie ging um Hermine herum, als Flammen über ihnen aufstiegen. Ihr Gesichtsausdruck war schwarz vor Wut. „Du hast ihr einen Zauberstab gegeben?"

Draco schluckte. „Ich kann es erklären."

„Erlaubst du ihr Magie?"

„Nein. Tante Bella, natürlich nicht –"

Was ist das dann?"

Ihre Stimme hallte die Holzbrücke hinunter und krachte in eine Geräuschwelle des Quidditchfeldes. Draco starrte sie mit leeren Augen an.

Bellatrix trat einen Schritt vor. „Ich habe zu oft in die andere Richtung geschaut, Draco. Du hast keine Ahnung, was ich für dich und deine Mutter getan habe. Aber das ist Verrat."

Das Blut in Hermines Adern wurde zu Eis. Dracos Augen flackerten und Hermine sah, wie sich seine Faust an seiner Seite ballte.

„Ich werde heute Abend dringend in Ungarn gebraucht, sonst würde ich mich mit deinen Eltern beraten. So wie die Sache aber aussieht, erfordert der Ernst der Lage sofortiges Handeln." Sie begann ihn zu umkreisen, genau wie sie es bei Hermine getan hatte. „Das kann nicht so weitergehen, Draco." Sie blieb hinter seinem Ohr stehen, ihre Augen waren auf Hermine gerichtet. „Du wirst deine ganze Familie blamieren. Ihr werdet alle getötet werden. Meine Schwester –" Ihr Kiefer spannte sich an und sie zog sich zurück. Sie beendete den Kreis, um ihn anzusehen. „Aber wir können es auf meine Art machen. Es kann schnell gehen."

Dracos schluckte.

„Vielleicht hat sie versucht zu fliehen und du hattest keine andere Wahl. Ich bin sicher, dass deine kleinen Freunde mehr als bereit wären, das zu bezeugen."

„Bella-"

„Ich hole dir noch eine.", flüsterte sie. „Ein Muggelmädchen, dass ihr ziemlich ähnlichsieht. Sie hier hat dich vergiftet."

Hermines Muskeln schrien, ihr Blut kochte unter ihrer Haut. Ihre Knochen fühlten sich an, als würden sie unter dem Druck splittern –

„Das ist nicht nötig." Dracos Stimme brach. „Ich habe das unter Kontrolle –"

„Du bist immer noch schwach", zischte Bellatrix. „Ich war mehr als geduldig mit dir, Draco. Aber in dir steckt immer noch zu viel von deinem Vater. Dein schwaches, liebeskrankes Herz wird diese Familie zerstören."

Die Menge jubelte und als Hermine blinzelte, sah sie Harrys und Lunas Gesichter hinter ihren Augenlidern.

„Folge diesem Pfad und nächste Woche um diese Zeit wird dein Schlammblut diejenige sein, die vor einer Menschenmenge gefoltert und getötet wird. Oder noch schlimmer" – sie lehnte sich näher zu ihm – „deine Mutter."

Draco holte zitternd Luft. Hermines Herzschlag verklang in ihren Ohren.

„Ich werde verdammt sein, wenn ich das zulasse. Also sag Lebewohl, Draco." Bellatrix wirbelte zu ihr herum, ihre Augen funkelten. „Schau ruhig weg. Ich weiß, dass der Todesfluch nicht zu deinem empfindlichen Magen passt –"

Ein grünes Licht blitzte entlang der Holzbögen auf. Bellatrix' Augen konzentrierten sich auf sie, wie eingefroren in der Zeit, bis sie mit einem Windstoß nach vorne zu Hermines Füßen zusammenbrach und Draco mit ausgestrecktem Zauberstab enthüllte – die Spitze rauchte.

Er starrte auf die Leiche seiner Tante und dann wieder zu ihr. Hermines Glieder kribbelten und sie brauchte einen langen Moment, um zu erkennen, dass sie nicht länger versteinert war. Weil Bellatrix tot war.

Draco hatte sie mit einem Fluch in den Rücken getötet.

Hinter ihr war eine Bewegung und Blaise war plötzlich neben ihr und starrte auf die Leiche hinab.

Hermine konnte immer noch nicht atmen. Ein eisiger Wind peitschte über die Brücke und wirbelte die schwarzen Locken zu ihren Füßen auf. Wieder zischte Feuer durch den Himmel.

„Sie – sie hat gesagt, sie würde nach Ungarn fahren, richtig?" Hermine drehte sich um und sah, wie Pansy ihre Stirn umfasste. „Vielleicht haben wir noch Zeit. Vielleicht vermisst sie n-niemand sofort."

Hermine hatte Pansy Parkinson noch nie stottern gehört.

Draco hatte seinen Zauberstab immer noch nicht gesenkt.

Hermines Beine trieben sie vorwärts. Sie bückte sich und schnappte sich den Zauberstab, den Bellatrix ihr abgenommen hatte. Sie wandte sich dem Wald zu und sprach einen Präsenz-Enthüllenden-Zauber in jede Richtung. Sie waren allein.

„Du musst gehen." Blaise stieg über die Leiche. „Pansy und ich werden uns darum kümmern."

Dracos Finger zitterten, als er seinen Arm senkte. „Was?"

„Wir verwandeln den Körper und verstecken ihn im Wald." Blaise sah zurück zu Pansy. Sie nickte benommen. „Wenn du nicht losgehst und tötest, was immer du töten musst, dann ist das alles umsonst. Also tu es jetzt."

Keiner von ihnen bewegte sich.

„Geht!"

Hermine schreckte zurück in ihren Körper, als Draco ihr Kleid in einen leichteren Stoff verwandelte – ihre Absätze verwandelten sich in flache Schuhe. Draco griff nach ihr, als sie nach vorne stolperte und sie ließ ihre Hand in seine gleiten. Mit einem Nicken zu Blaise und Pansy hinter sich zog er sie in den Wald.

Sie rannten durch die Bäume, ohne ihr Tempo zu verlangsamen, bis sie kurz vor den Toren von Hogsmeade waren. Sie hielten für einen Moment zum Verschnaufen inne, Hermines Hände ruhten auf ihren Knien.

„Du hast getan, was du tun musstest, Draco", keuchte sie. „Ich weiß, sie war dein Blut, aber schäme dich nicht für –"

„Ich schäme mich nur, dass ich mehr als zehn Sekunden gebraucht habe, um mich zu entscheiden."

Sie sah zu ihm auf. Er starrte sie an, der Mond prallte von seinem blonden Haar und seinen scharfen Wangen ab. Er holte das Taschentuch aus seiner Tasche, packte sie am Ellbogen und brachte sie nach Rumänien.


Übersetzung von Annelina97 und Goldfisch!

Jeden Dienstag kommt ein neues Kapitel!

Vielen Dank für die Reviews, Favorites und Reads! Man freut sich jedes Mal, wenn man sieht, das unsere Übersetzung so vielen Leuten gefällt!