Violas Sicht…
Ich lag an dem Abend noch eine ganze Weile wach und starrte an meine Zimmerdecke. Die tausend Papierkraniche, die ich im Laufe meines noch jungen Lebens nach und nach gefaltet hatte, baumelten über meinem Kopf und bewegten sich dabei im Takt meines Ventilators. Es war eine warme Sommernacht, wenn nicht sogar zu warm! Früher hatte es mich immer beruhigt, wenn ich in meinem Bett liegen und mir die Kraniche ansehen konnte, aber nicht heute Abend! Meine Gedanken kreisten unentwegt um Jade und meine Beobachtungen am Nachmittag. Ich fragte mich, ob er mich wohl gesehen hatte? Hoffentlich nicht! Ich sprang auf und lief zu meinem Schreibtisch. Auf meinen Bildern erkannte ich ihn ganz deutlich. Er, wie er an das Gewächshaus lehnte und seinen Apfel aß. Er war so wunderschön! Grüne Aura in grüner Umgebung. Doch ich sah nicht mehr nur noch ihn auf den Bildern, sondern auch mich. Ich spiegelte mich in der Farbe Violett wieder. In dem Lavendel und dem Flieder! Er mochte meine Farbe und das freute mich. Zufrieden legte ich mich wieder in mein Bett. Noch immer tanzten die Kraniche über meinen Kopf, was mich an ein Gedicht erinnerte:
10.000 Kraniche
10.000 Kraniche, sie flogen über das Land. Und jeder der sie sah erstarrte und schaute wie gebannt.
10.000 Kraniche, sie kannten keine Ruh. Sie flogen stets zusammen, hastig ihrer Heimat zu.
10.000 Kraniche, auch an mir kamen sie vorbei. Und noch in der Ferne hörte ich ihr lebhaftes Geschrei.
Ich nahm einen Block und einen Stift aus meinem Nachtschrank und schrieb das Gedicht für Jade auf, vielleicht freute er sich ja dazu. Zufrieden schlief ich ein!
