Autor: Artemis (Artemis1000@gmx.net)
Titel: Neue Freunde, neue Feinde
Freigabe: PG-13 für Flüche.
Teil: 3/3
Spoilers: Angelus-Plot
Inhalt: Caitlin, Meistervampirin, Hexe und alte Freundin von Angelus stellt das Leben von Angel und der Scooby Gang auf den Kopf. B/S + A/f
Disclaimer: Die Charaktere von Buffy: The Vampire Slayer gehören Joss Whedon, mir gehören nur diese FanFiction und meine Charaktere Caitlin, Danny, Michael, Helen und die anderen, die kleine Auftritte hatten, sowie die Union.
Kommentar: Diese Geschichte spielt irgendwann, nachdem Willow Oz kennengelernt hat und Angel noch in der Stadt ist. Wann genau, bleibt der Phantasie des Lesers überlassen...
Kommentar 2: Ich will eine Fortsetzung schreiben, ein Crossover mit Pretender, aber wann, das hängt von Eurem Feedback ab...
Neue Freunde, neue Feinde 3
Von Artemis
Teil 5
Als Buffy aufwachte, spürte sie als erstes Spikes Arme um sich. Sie gab ihm einen Kuß und holte sich dann das Frühstück an der Tür. Dabei ließ sie ihn nicht aus den Augen. Wenn er schlief, wirkte er so friedlich und gar nicht wie der blutrünstige Vampir, der er war. Sie hatten abgemacht, daß sie in Gefangenschaft zusammen sein wollten, ohne sich Gedanken um "später" zu machen. Darüber konnten sie sich immer noch den Kopf zerbrechen, wenn es soweit war.
Buffy hoffte still, obwohl sie dafür Gewissensbisse hatte, daß Angela und Caitlin wieder ein Paar waren, damit sie bei Spike bleiben konnte. Falls sie die Geiselhaft überlebten. Und falls er in Freiheit überhaupt noch etwas mit ihr zu tun haben wollte. Wenn Drusilla noch da war, war sich die Jägerin sicher, würde sie keine Chance haben.
"Zu viele depressive Gedanken", schmatzte sie mit einem Muffin im Mund und stupste Spike an. "Hallo, Spike, schläfst Du noch? Es ist Blut für Dich gekommen."
"Buffy?", murmelte er verschlafen.
"Ja, Buffy! Hast Du Lust auf einen Blut-Kakao? Ich mach mir gleich einen Kakao, da kann ich Dir einen Becher mitmachen." Er grollte zustimmend. "Wie heißt das Zauberwörtchen?"
"Jägerin töten?"
Sie knuffte ihn lachend. "Wenn ich Dir mal Arsen reinschütte, mußt Du Dich nicht beschweren!"
"Arsen ist ungefährlich für mich."
"Glaub mir, Giles wird sich schon was einfallen lassen..." Sie ging zur Tür, wo sie inzwischen eine kleine Küchenausstattung gesammelt hatten und machte die Getränke. "Was wurde ich jetzt für einen RICHTIGEN Kakao von Mum tun!", seufzte sie. "Ich vermisse sie so sehr."
Spike setzte sich neben sie auf den Boden, lachte. "Ich nicht, die Frau schwingt die Axt verdammt mörderisch!"
"Ich werde das nie vergessen! Das war genial!"
"Sie hat mir meinen Plan ruiniert! Es hätte perfekt sein können!"
Buffy grinste und tätschelte seine Wange, "armes, armes Baby!"
Mit vier Kombis raste die 20köpfige Gruppe nach Sonnenuntergang die Landstraßen vor Sunnydale ab, auf dem Weg zum Versteck von Buffy und Spike. Sie rasten, um zu wissen, wie lange sie für den Rückweg brauchen würden. Dank Luftaufnahmen kannten sie jedes Gebäude im Umkreis von einer viertel Meile auswendig. Und eine viertel Meile vor den Baracken ließen sie die Wagen auf einer verlassenen Farm stehen. Vier Frischlinge blieben als Fahrer zurück.
Mit gezielten Bewegungen stiegen sie aus den Wagen aus, holten wieder ihre Rucksäcke aus den Kofferräumen und joggten den Feldweg entlang.
Bald konnten sie schon die Umrisse der Farm erkennen. Die letzten Hundert Yard robbten sie durch das hohe Gras der Wiese, bis sie Einzelheiten erkennen konnten.
Es waren drei Gebäude, ein kleines Farmhaus und zwei Ställe. Davor waren zwei Jeeps zu sehen und zwei 3-Mann-Teams patrouillierten um das Gelände. "Ich glaube, es sind Menschen. Ich kann keinen einzigen Vampir spüren", flüsterte Angel.
"Ja, ich glaube, hier sind nur Menschen. Wäre ja logisch, weil Buffy Vampire fühlen kann. Und Melody rechnet bestimmt damit, daß sie keinen Menschen angreift."
"Je näher wir rankommen, ohne uns erwischen zu lassen, desto größer sind unsere Überlebenschancen."
"Ja! Die vier Teams teilen sich jetzt auf, wie wir besprochen hatten und gehen in Position."
Zur vereinbarten Zeit waren alle Teams in Position.
"Nord" waren Lee, Helen, Willow und ein Frischling. "Seid Ihr bereit?", fragte Lee, der das Kommando über das Quartett hatte.
"Bereit", antworteten die zwei anderen Vampire und Willow gleichzeitig. Die Wicca vertraute Lee vollkommen. Natürlich, er war ein Vampir, aber in San Francisco hatte er auch alle Hoffnungen erfüllt.
"West" unterstand Danny, er teilte das Team mit dem erfahrenen Vampir Mark und zwei Frischlingen. Er hatte genug Erfahrung mit ihnen, um sie zu kontrollieren.
"Ost" kommandierte Drusilla. Obwohl sie nicht zurechnungsfähig war, hatte Cat ihr mit Xander zwei Frischlinge anvertraut.
"Süd" war mit Caitlin, Angel, Oz und einem Frischling das stärkste Team, zudem hatte Caitlin das Oberkommando über die Mission. Wenn alle Stricke rissen, sollten sich die Überlebenden ihm anschließen.
"Fühlt Ihr Euch genauso schlecht wie ich?"
"Ich hab mich schon besser gefühlt", gestand Oz.
"Wir werden es schaffen, Liam! Du mußt nur dran glauben."
"Ich könnte mir nie verzeihen, wenn Buffy etwas zustößt..."
"Und deshalb holen wir sie jetzt da raus! Die kann doch nicht erwarten, daß wir ihre Arbeit machen!", munterte Cat ihn auf.
"Danke."
"West?"
"Bereit."
"Ost?"
"Bereit."
"Nord?"
"Bereit."
"Süd ist auch bereit! Wir werden jetzt näher heranrobben und wenn das erste Team entdeckt wird, greifen wir an, ansonsten versuchen wir, das Gebäude zu erreichen. Die Gebäude werden nach Plan gesichert. Los!"
Die vier Teams robbten sich vorsichtig an die Gebäude ran. Hinter einer Patrouille sprang Team West aus dem Gebüsch und brach den drei Menschen das Genick. Dann schlichen Sie zum Eingang des Hauses und hinein. Mit Handzeichen deutete Danny den Frischlingen, die erste Etage zu sichern. Er und Mark nahmen sich das Erdgeschoß vor. Zimmer nach Zimmer durchsuchten sie.
Willow lenkte die zweite Patrouille ab, während die drei anderen sich an sie heran schlich. Ein paar Sekunden später war auch die Geschichte. Pistolen im Anschlag, huschten die drei zu einem Stall.
Ost mußte den anderen Stall unter Kontrolle bringen. Er war kleiner, aber das mußte nicht heißen, daß er ungefährlicher war.
Süd hatte derweil die gefährlichste Aufgabe. Sie mußten das ganze Gelände verminen.
Willow schlug das Herz bis zum Hals, als sie hinter Helen durch die angelehnte Stalltür schlüpfte. Sie war keine Kämpferin, sie war eine Hexe und ein Computerfreak, beschwerte sie sich in Gedanken. Es war Wahnsinn, sie in einen Kampfeinsatz zu schicken.
"Dahin", flüsterte Lee fast lautlos.
Willow hatte kein Vampir-Gehör. Sie überhörte das Kommando. Als er sie am Arm hinter sich herzog, wollte sie vor Schreck schreien.
Der Vampir ahnte die Reaktion des Menschenmädchens voraus und preßte seine rechte Hand vor ihren Mund. "Psst", flüsterte er ihr zu. Sie wehrte sich. "Willow! Ich bin es, Lee! Wir müssen da rein!"
Sie atmete erleichtert durch. Als der Untote seine Hand wegnahm, nickte sie ihm mit einem stillen Dank zu und ging mit. Sie mochte den scheuen Vampir, obwohl er immer betonte, wie gerne er sie essen würde. Sie hatte sich vorgenommen, Lee besser kennenzulernen, um ihn, wenn sie ihn für gut genug befand, mit Helen zu verkuppeln.
Sie stürmten den Raum, in dem zwei Männer vor einem Fernseher, einem Mikrofon und einem Computer saßen, Zeitung lasen. "Keine Bewegung!", schrie Lee sie an. "Hände hoch!" Die Männer folgten den Anweisungen. "Helen, Willow, fesselt sie." Er selbst überprüfte den kleinen schwarz-weiß Fernseher. Darauf sah er eine große Halle, in der sich Spike und die Jägerin befanden. Er sah sich die Schaltfläche ein paar Sekunden lang an, dann hatte er den richtigen Knopf gefunden. "Spike, Jägerin, ich hoffe, Sie hatten einen angenehmen Aufenthalt. Bereiten Sie sich jetzt darauf vor, Ihr Hotel zu verlassen und in die rauhe Wirklichkeit zurückzukommen."
"Das war aber nicht Sprecher!", wunderte sich Buffy.
"Es war Lee! Er ist mein bester Kämpfer, Jägerin!"
"Super! Echt super! Jetzt hab ich die Geiselhaft überlebt und werde trotzdem umgebracht!"
"Für mich steht der Waffenstillstand noch."
"Für mich auch!"
"Wir werden zuerst Melody vernichten und dann kann ich Dich immer noch umbringen!"
"Das glaubst Du doch selber nicht, Spike!" Buffy trank ihren letzten Schluck Wasser und begann mit ihren Aufwärmübungen.
Willow lehnte sich vor den Fernseher, zoomte das Bild auf Buffy. "Wenigstens wurde sie nicht mißhandelt. Sie scheint unverletzt zu sein."
"Wenn Du vermeiden willst, daß es noch dazu kommt, solltest Du von dem Bildschirm wegkommen! Da erreichst Du nichts!"
"Du hast recht, Helen. Was machen wir?"
"Wir durchsuchen alles, bis wir sie finden. Angefangen mit den zwei Kerlchen hier." Sie ging auf die gefesselten Männer zu und ritzte einem die Halsschlagader an. "Wenn ich Dich verbinde, überlebst Du es vielleicht. Ich kann Dich aber auch meinem Frischling hier geben. Schau mal, wie gierig er schon kuckt!" Als der Mann nicht sofort antwortete, trat Helen ihm in den Bauch. "Antworte mir!"
"Du kannst mich mal!"
"Falsche Antwort!" Sie schoß ihm die Kniekehle weg. "Also?"
"Ich werde Dir kein Wort sagen, Du Nutte! Melody kämpft für die Vampire! Aber Du hilfst, eine JÄGERIN zu befreien!"
"Sorry, aber für philosophische Diskussionen habe ich heute keine Zeit! Essen ist fertig!" Sie schlug ihre Fangzähne in den Hals des Mannes.
"Helen, hör auf! Tot nützt er uns nichts!"
"Laß Sie!", hielt Lee Willow zurück. "Sie weiß, was sie macht."
"Das will ich hoffen! ICH möchte Cat nämlich nicht in Deiner Haut stecken, wenn Du Cat erklären mußt, weshalb Dein Team den Erfolg der Mission ruiniert hat, auf Deinen Befehl!"
Lee würgte sie grob, "halt den Mund, Rotkäppchen, oder ich saug Dich bis auf den letzten Tropfen aus!" Er stieß sie auf den Boden.
Willow hustete und stand langsam mit schmerzverzerrtem Gesicht auf. "Lee, warum hast Du das gemacht?", fragte sie überrascht.
Er hielt ihr die Hand hin. "Ich helfe Dir."
"Okay, aber wenn Du mich jetzt fallen läßt, pfähle ich Dich!" Er lachte nur und zog Willow hoch.
"Hast Du Dich verletzt?"
"Mir tut alles weh und ich hab mir alles aufgeschlagen..."
"Setz Dich und beiß die Zähne zusammen." Lee öffnete seinen Verbandskasten, holte daraus Pflaster, Tupfer und ein Desinfektionsmittel. Die junge Hexe sah ihn entgeistert an. "Das ist die beste Entschuldigung, die Du bekommst, also finde Dich damit ab", lächelte er.
"Mir tut es auch leid. Wie lange bleiben wir hier?"
"Bis Hel fertig ist."
Caitlin und der Frischling verminten das Hauptgebäude, als ein Gegner aus der Tür kam. Sie konnte den jungen Vampir gerade noch zurückziehen, bevor die Frau sie gesehen hätte. "Das war knapp", flüsterte sie zu sich selbst.
"Was soll ich machen?"
"Du bleibst schön hinter mir und wenn jemand kommt, springst Du zurück!"
"Ja, Herrin."
"Brav!" Sie lugte um die Ecke und zielte mit ihrer schallgedämpften Pistole auf den Rücken der Frau. Es war gefährlich, wenn Cat nicht richtig traf, konnte sie die anderen warnen. Aber es war die einzige Chance. Sie zielte und schoß.
"Hil...", konnte die Frau gerade noch rausbringen.
"Siehst Du, ein sauberer Schuß in den Kopf! So macht man das!"
Angel und Oz saßen in einer Ecke des kleinen Stalls und beobachteten die Wachen. "Wir müssen da und da Sprengstoff plazieren. Kannst Du sie lange genug ablenken, damit ich in die rechte Ecke komme?", fragte Angel.
"Klar", antwortete der Werwolf. Er schmiß ein Stück Holz lautstark in eine andere Ecke. Die Soldaten, die gerade Munitionskisten von einer Ecke in die andere transportierten, sahen gerade lange genug weg, damit Angel hinter ihren Rücken vorbeihuschen konnte.
"Laß uns nachsehen", befahl ein Bulle zwei anderen Männern.
Nord war inzwischen mit Wests Unterstützung die zwei Soldaten am "Verhören". Einen hatten sie schon zu Tode geprügelt, der andere stand kurz vor dem Verbluten.
"Es hat keinen Sinn, die sind zu gut ausgebildet!", entschied Lee letztendlich. "Dann müssen wir eben jeden einzelnen Raum stürmen. Wir fangen hier an, arbeiten uns systematisch durch. Gleich werden welche überprüfen, wer Kontakt zu den Gefangenen hatte. Helen, erschieß den Mann! Wir ziehen ab!"
Sie waren gerade aus dem Kontrollraum geschlüpft, als eine große Gruppe Soldaten in den ehemaligen Stall kam. Scooby Gang und Sunnydaler Vampire bekämpften sie mutig, aber sie waren überrascht worden. Und durch den Kampflärm wurden weitere Kämpfer herangelockt.
Buffy und Spike hörten die Kampfgeräusche und schritten unruhig ihr Gefängnis ab. Es machte sie beinahe wahnsinnig, hier zu sitzen, während draußen ihre Freunde ums Überleben kämpften.
Als plötzlich die Tür entriegelt und geöffnet wurde, erwarteten sie ihre Befreier. Statt dessen waren es sechs von Melodys Soldaten. Zwei richteten Armbrüste auf Spike, zwei Maschinengewehre auf Buffy, einer bewachte die Tür und der sechste sprach. "Sie werden verlegt. Wenn Sie keinen Widerstand leisten und all unseren Befehlen folgen, wird Ihnen nichts geschehen! Bewegung!"
Der Vampir und die Jägerin wechselten einen Blick und gingen zur Tür. "Wir kommen ja schon!", beschwerte sich Buffy.
Hinter der Tür kamen sie in einen metallischen, dunklen Raum. Eine Tür am anderen Ende des Zimmers wurde geöffnet und man brachte sie dadurch in einen Gang. Mit jedem Schritt kamen sie dem Kampflärm näher. Offenbar hatten das auch die Kämpfer gemerkt, denn sie drückten jetzt Buffy einen Gewehrlauf in den Rücken. "Eine falsche Bewegung und Sie sind tot!", grollte der Besitzer der Waffe.
"Wir müssen da runter!", schrie Helen. Mit Danny und Mark in einer Reihe feuerte sie Gewehrsalven in den Gang. Sie drehten um eine weitere Kurve.
Buffy und Spike hörten das Feuer immer näher kommen. Als eine weibliche Stimme durch den Gang hallte und darauf ein Schatten hinter der nächsten Biegung, rund 20 Meter entfernt, zu sehen war, griffen sie an.
Buffy drehte sich mit einer eleganten Bewegung um die eigene Achse, schlug ihrem Gegner das Gewehr aus der Hand, ihn bewußtlos und duckte sich unter den Schüssen der anderen. Dabei hatte sie sich einen Pflock und ein Schwert von dem Bewußtlosen greifen können. Dann schleuderte sie ihr rechtes Bein zur Brust des Türstehers.
Spike drehte sich ebenfalls um, schnappte seinem Gegner die Armbrust aus der Hand und warf sie gegen eine Wand, zerschmetterte sie. Er nahm sich die Pistole des Soldaten und schoß mit ihr auf den zweiten Armbrustschützen. Er verfehlte, der Mann schoß einen Pflock ab. Mit viel Glück konnte Spike rechtzeitig zur Seite springen.
"Habt Ihr das gehört?", fragte Lee, während er die Schläge von zwei Gegnern abwehrte. "Hört sich wie ein Kampf an! Vielleicht konnten sie fliehen!"
"Ja, aber wir stecken hier fest!", schrie Helen. Sie schlug einem Gegner den Pflock aus der Hand, fing ihn mit der anderen auf.
Einer der Frischlinge war gegen die Wand gedrängt worden, versuchte sich mit Schüssen aus seiner Pistole zu befreien. Als er gerade auf einen Gegner feuerte, schlug ihm ein anderer einen Pflock in das Herz.
Willow kam plötzlich auf eine Idee. "BUFFY!", schrie sie, so laut sie konnte. Vielleicht hörte ihre Freundin sie ja und antwortete. Dann konnten sie alle Teams herholen.
Buffy glaubte, ihre beste Freundin rufen gehört zu haben. Ungläubig antwortete sie, "WILLOW? Willow, bist Du hier?"
"JA! Wir sind hier! Halt durch!"
"Machen wir!"
"Wie geht es Spike?", fragte Lee.
"Er kämpft neben mir!"
"Das wurde auch langsam Zeit, Lee!"
"Es tut mir leid, aber wir mußten sie erst einmal finden!" Der Vampir nahm sein Funkgerät in die linke Hand, mit der rechten kämpfte er weiter. "Team Nord an Team Ost! Bewegt Eure Ärsche hierher, wir haben Spike und die Jägerin gefunden, sie sind entkommen! Brauchen Verstärkung, circa 20 Feinde! Team Süd, wie lange dauert das noch?"
"Ich bin eine Hexe, aber ich kann keine Bomben hexen!", kam Caitlins Stimme aus dem Funkgerät. "Vielleicht 10 Minuten, wir beeilen uns! Viel Glück!"
"Team Ost hier! Wir sind auf dem Weg!"
"Leute, BEWEGT EUCH! Ich habe noch ein Date mit dem Tod heute!"
"Soso, das ist also Dein bester Kämpfer!", versuchte Buffy, coolen Small Talk während des Kampfes zu machen. Sie hatten zwar weniger Gegner, aber dafür waren diese verdammt hartnäckig.
"Er IST gut!"
"Wenn er mir Willow lebend nach Hause bekommt, gebe ich ihm liebend gerne jede Ehrenmedaille, die es bei den Wächtern gibt!"
"Ich frage mich, wo Cat ist..."
"Wenn ich mich richtig erinnere, wollte sie doch eine Zwei-Wege-Strategie kämpfen. Ein paar Top-Leute greifen Melodys Versteck an und der Rest lenkt ihre Armee ab. Bestimmt leitet sie eines der anderen Teams!", beruhigte Buffy ihn. Sie konnte sich gut vorstellen, wie besorgt Spike sein mußte. Sie hatte Willow wenigstens gehört und wußte, daß es ihr gut ging.
Sie kämpften wie von Sinnen um jeden Zentimeter, um sich schlagend und schießend. Danny, unter Vampiren aufgewachsen und ein Kämpfer, der sich locker mit einem Meister messen konnte, hatte keine Probleme damit, daß Tempo der Untoten mitzuhalten. Willow hingegen war mit ihren Kräften am Ende. Sie waren höchstens eine Viertelstunde dran, aber das war schon jetzt der schwerste Kampf, den sie bisher gekämpft hatte. Wenn man die beste Freundin der Jägerin war und auf dem Höllenschlund lebte, bedeutete das eine Menge.
Immerhin waren sie so nah an Buffy gekommen, daß sie diese und Spike am anderen Ende des Ganges kämpfen sehen konnten.
"Hey, mach Dich nicht verrückt, Rotkäppchen, ich hab schon schlimmeres überlebt", ermunterte Mark sie zum Weiterkämpfen, während er neben ihr einem Menschen den Kohlkopf zertrat. "Es ist eine Verschwendung! Soviel köstliches Blut und wir haben keine Zeit, es zu trinken!"
"Nah, auf dem Friedhof wirst Du noch genug Gelegenheit haben, Dich vollgepfropft zu schlemmen. Sag mal, warum hebt Ihr Euch nicht ein paar von denen auf? Dann müßt ihr Buffy vorerst nicht in die Quere kommen."
"Gute Idee, Kleine! Aber was ist aus Deiner Moral geworden?"
"Mark, ich hab Dir schon tausendmal gesagt, daß ich nicht Deine "Kleine" bin!"
"Wie Du meinst, Süße!"
"OH!", sie stupste mit der Faust spielerisch dem Vampir unters Kinn. Er gehörte mit Lee zu Helens Mitbewohnern und sie war ein paar Mal mit ihm und der Clique ausgegangen. Obwohl sie mit seiner draufgängerischen Art nicht so viel anfangen konnte als mit Lees Zurückhaltung, mochte sie Mark.
"Sieh mal, hinter Dir!"
Willow drehte sich auf dem Absatz um und schlug einem Menschen ins Gesicht, der sie gerade angreifen wollte. "Danke!"
Xander rannte mit Drusilla und zwei nervtötenden Frischlingen rannte er aus dem Stall. Seit Drusilla ihm mitgeteilt hatte, daß Buffy gefunden war, konnte er es nicht mehr abwarten, sie zu sehen. Er war erleichtert, als er endlich die kühle Abendluft spürte. Er wollte gerade die Kurve zu dem anderen Stall nehmen, als Dru ihn am Kragen zurückzog. Ein Schreien konnte er sich gerade noch verkneifen. "Dru, was ist?"
"Alexander, ich höre Schritte. Und ich rieche Menschen ganz in der Nähe. Sie lauern uns auf."
"Aber wir müssen da rein!" Er setzte sein Nachtsichtgerät auf, scannte die 50 Meter bis zum Eingang des anderen Gebäudes ab. Tatsächlich. "Es sind fünf, richtig?"
Sie nickte und nahm ihr Funkgerät in die Hand. "Ost an Süd, seid vorsichtig! Fünf Feinde haben sich hinter dem Haupthaus versteckt und lauern uns auf. Nord, West, wir stecken fest!"
"Wir helfen Euch", kam Caitlins Stimme aus dem Gerät. Wir werden aus West kommen und dann nehmen wir sie in die Zange. Holt Euch die Reservemagazine raus, das wird eine blutige Angelegenheit! Ihr laßt die Hölle los, ist das klar?"
"Wir erwarten Dein Signal."
"Äh, Dru, ich will Dich nicht beunruhigen, aber ich hab nicht so viel Erfahrung mit Schießen. Ich erinnere mich zwar noch an alles von Halloween, als ich zu einem Soldat wurde, aber so perfekt für einen Heckenschützenkampf sind meine Schießkünste nicht", gab Xander kleinlaut zu.
"Wenn wir die Jägerin retten wollen, haben wir keine andere Wahl. Wir müssen da rein kommen, egal wie."
"Hier Süd, Danny, beeil Dich endlich mal! Mir wäre am liebsten, wenn ihr mit Spike und der Jägerin auf uns aufschließen könntet."
"Sorry, Cat, aber keine Chance! Falls Du es noch nicht mitbekommen hast, uns hängen ein paar Dutzend von Melodys Top-Soldaten am Hals!"
"Beeilt Euch! Ich kann Deinen Arsch heute nicht retten, wir laufen in einen Hinterhalt!"
"Sei vorsichtig, Kleiner!"
"Ja, Mum!", lachte Danny.
"Arschloch! Angel, wie sieht es aus?"
"Zehn Feinde circa 12 Meter entfernt, ein paar näher an Dru. Ich habe die Wagen gerufen."
"Das ist Selbstmord! Wir werden einen anderen Weg finden, wir könnten uns doch wieder anschleichen!", schlug der Werwolf vor.
"Dafür sind es zu viele, Oz. Die alle können wir nicht mal halbwegs geräuschlos erschießen. Diesmal MÜSSEN wir mit offenen Karten spielen. Oder ziehst Du den Rückzug vor?"
"Nein, natürlich nicht."
"Gut. Dru, wenn gleich eine Granate explodiert, daß ist das Signal."
"Von einer Handgranate hatten wir aber nicht gesprochen!", wollte Angel sie noch zurückhalten.
Aber da hatte Caitlin schon eine aus ihrer Manteltasche geholt und den Zünder entfernt. "Jepp!" Sie warf das Geschoß soweit sie konnte. "Gute Reise, Baby!"
Als die Handgranate wenige Meter vor den Soldaten landete, schrie der Kommandant sofort, "Rückzug, schnell, die geht gleich hoch!" Zu spät. Schon explodierte die Granate.
Schreie des Entsetzens und Schmerzes erklangen nur wenige Meter vor ihr. Aber Caitlin zeigte keinen Hauch von Mitleid oder Reue. Sie schulterte ihr Maschinengewehr und eröffnete das Feuer auf alles, was sich bewegte.
Mit der Explosion drückte Xander auf den Abzug seiner Waffe. Er zielte nicht auf einzelne Personen, nur auf die Menschenmasse, die von allen Seiten auf sie einstürmte. Natürlich wurde ihr Feuer erwidert und er mußte sich hinter einem Mauerwinkel verstecken. In dem Lärm hörte er nicht einmal seine eigenen Schmerzensschreie, als er getroffen wurde und schoß einfach weiter.
Caitlin hatte recht gehabt, als sie davon sprach, die Hölle loszulassen. Das war ein Gemetzel. Er wußte nur noch nicht, ob er Opfer oder Täter war. Im Grunde war ihm das auch herzlich egal. Er wollte nur Buffy und Willow in Sicherheit wissen. Mit seinem eigenen Leben hatte er schon lange abgeschlossen. Daß es nur Willow und Buffy gut ging. Den beiden wichtigsten Personen in seinem Leben, wie er plötzlich realisierte. Und Drusilla.
Zum ersten Mal in seinem Leben, schoß es ihm in den Kopf, wußte er wirklich, was Krieg war. Denn das hier, das war nur noch Krieg. Keine Vampire, die sich so schön das Gewissen beruhigend in Staub auflösten, bei denen er sich einreden konnte, daß es nur seelenlose Hüllen waren, die er tötete. Diesmal war es ernst. Es ging um Menschen.
Nur ein paar Meter von ihm entfernt, hatte Oz ähnliche Gedanken. Obwohl er sich, im Gegensatz zu Xander, in Caitlins und Angels Gegenwart sicher fühlte, war er entsetzt über seine eigene Brutalität. Wie schnell hatten sich seine Grundsätze geändert, seit es um das Leben seiner Freunde ging.
"Oz!", schrie Caitlin ihn an. "OZ!"
Oz erwachte aus seinen Gedanken und sah in Cats Vampirfratze, zwei ihn sorgenvoll ansehende gelbe Augen. "Sorry, was hast Du gesagt?"
"Wir müssen näher ran, es kommen immer mehr! Zeit für Nahkampf!"
"Okay!", er schulterte sein Gewehr und folgte Caitlin.
Mit einem ausdruckslosen Gesicht warf sich Cat in den Kampf. Ihre Kampfsporterfahrung zahlte sich dabei aus. Abwechselnd trat, schlug und sprang sie. Sie war in ihrem Element.
Helen hörte die Geräusche von draußen und zupfte Willow an der Jacke. "Hörst Du das auch? Die Kavallerie ist im Anmarsch!"
"Ja, Du hast recht, jetzt wo Du es sagt, höre ich es auch... Hoffentlich hält Buffy so lange durch!"
Die Vampirin schüttelte heftig ihren Kopf, "nein, nein, so wird es nicht gehen. Cat und Dru sind mit Absicht in eine Falle gelaufen, um die Mehrzahl der Soldaten abzulenken. Aber sie werden uns nicht unterstützen können. Sie müssen da draußen eine Armee in Schach halten!"
"Oh Mann! Dieser Tag ist eine Katastrophe!", stöhnte Willow.
"Verschnauf noch ein paar Sekunden." Helen rannte wieder an die Front. Sie hatten es inzwischen geschafft, ein Stückchen am Ausgang unter Kontrolle zu bringen.
"Das wird ein Desaster", keuchte Willow. Sie waren nur noch zu sechst und soweit sie wußte, hatten Cat und Dru auch starke Verluste hinnehmen müssen. Zu acht, korrigierte sie sich, mit Buffy und Spike. Aber sie wußte nicht einmal, ob die beiden noch lebten. "Du solltest es herausfinden, Willow!" Mit entschlossenen Schritten mischte sie sich wieder unter das Getümmel.
"DAS WIRD LÄSTIG!", knurrte Buffy. "Ich habe genug von Euch! Haut ab!", schrie sie die Soldaten an. Sie waren immer noch gegen vier besonders hartnäckige am Kämpfen. Als einer Spike auf den Boden schlug, hatte sie genug. "Ich hab's auf die sanfte Tour versucht, aber wie Ihr wollt!" Sie ließ all den Ärger, die Wut und Frustration der letzten Woche in ihren Schlägen aus. Den ersten Kämpfer traf sie mit zwei Kicks in den Bauch, als er abgelenkt war, schlug sie ihn k.o.. Dummerweise war genau in dem Moment ein anderer hinter ihr und würgte sie.
Es lief nicht gut für sie. Drei brillante Kämpfer konnten nicht drei Dutzend sehr gute besiegen. Zu allem Überfluß sah Angel auch noch die ersten Ermüdungserscheinungen bei Xander und Oz. Die drei Frischlinge waren sogar schon gepfählt. Er nahm unauffällig eine Position neben Cat ein, wollte die anderen nicht beunruhigen, und fragte: "Hast Du schon mal an Rückzug gedacht?"
"Ich tue nichts anderes, Angelus! Aber wenn wir das machen, dann beschwören wir eine Katastrophe herauf. Wenn wir hier verlieren, können wir auf dem Friedhof nicht gewinnen. Und dann werden Sunnydale und der Höllenschlund unter Melodys Herrschaft geraten, sie wird Buffy töten, dadurch 90 Prozent der Vampire hinter sich bekommen... Weißt Du, was das bedeutet?"
"Das Ende der Guten?"
"Sie wird die ganze Welt terrorisieren! Melody ist ne andere Klasse als der Meister, Spike, Dru oder als Du es warst. Sie will uneingeschränkte Macht! Sie wird die USA mit dem Höllenschlund erpressen, das Council of Watchers zuerst vernichten lassen, dann die Union und wenn niemand mehr da ist, der ihr entgegentreten kann..."
"Ich wünschte, wir hätten mehr Zeit gehabt..."
"Nur Schwächlinge sind in das Verlieren verliebt, Sieger lieben das Gewinnen!", zitierte eine tiefe Männerstimme mit schwerem irischen Akzent hinter ihnen.
Ein typischer McKee-Auftritt. Drei blasse Kreaturen beobachteten sie aufmerksam. Der Mann in der Mitte, etwa 25, rotblond, graue Augen, Typ attraktiver Yuppie, trug einen dunkelblauen Anzug, die schwarzhaarige Gothic mit Zopf rechts von ihm, höchstens 16, blauäugig, einen schwarzen Lederminirock, kniehohe Stiefel, rotes Ledertop und Ledermantel, die zweite Frau, braune Haare, locker zum Pferdeschwanz gebunden, Ende 20, war in Blue Jeans und Cowboystiefel gepackt.
Caitlin erkannte sofort ihre eigenen Worte und die Stimme. Sie drehte sich um und war mit wenigen Schritten in den Armen des Mannes. "Pete! Pete, Baby!" Für ein paar Momente genoß sie nur die Umarmung ihres Childes.
"Hey, sagst Du uns nichts, Sire?"
"Lisa! Marguerite! Ich hab Euch alle so vermißt! "Lisa, laß die Finger von meinem Mann!", warnte sie ihre jüngste Vampir-Tochter lachend. "Wie habt Ihr uns gefunden?"
"Michael hat uns gestern angerufen, da haben wir sofort einen Flieger genommen! In Sunnydale hatten wir dann ein Treffen mit Blondchens Wächter."
"Lisa, Ihr habt Giles doch hoffentlich nichts getan? Buffy würde Euch dafür pfählen!"
"Unsinn, Angelus! Wir haben uns ganz freundlich mit ihm unterhalten! Wo ist jetzt der Mega-Kampf des Jahrtausends?"
"Ich liebe Euch, meine Childes!", jubelte Caitlin.
Caitlin hatte nie für möglich gehalten, wieviel drei Kämpfer mehr oder weniger ausmachten. Mit ihren Childes, Angeles und Drusilla war sie ein eingespieltes Team. Sie standen abwechselnd in einem Sechszack in der Mitte des Hofes und verteidigten sich nur, griffen dann wieder in einer Front an oder mischten sich einzeln unter ihre Gegner.
Sie wußten nicht, wie lange es gedauert hatte, aber irgendwann waren ihre Gegner besiegt und sie rannten mit Oz und Xander in den Stall.
Als Danny seine Adoptivmutter sah, hellte sich sein blut- und schweißverschmiertes Gesicht auf. "Cat, ich bin so froh, daß Du noch lebst! Als wir den Kontakt verloren hatten, dachten wir, Ihr seid tot! PETE! Marguerite, Lisa!" Er umarmte den Vampir, drückte dann kurz seine Schwestern.
"Ich bin auch froh, Dich zu sehen, Junior!"
"Wir hatten keine Zeit, zu antworten."
"Wir können Eure Hilfe hier wirklich gebrauchen, es ist eine Katastrophe! Kommt mit, Leute, wir haben Verstärkung bekommen!"
"Super, das wird ein Festtag", rieb sich Pete genußvoll die Hände. Während Oz und Xander ihn fassungslos anstarrten, lachten die Vampire um sie herum zustimmend. "Was, Mensch? Es ist ein Fest, für einen Krieger-Vampir."
"Über Geschmack läßt sich nicht streiten..."
"Genau!" Caitlin mischte sich als erste unter den Kampf. Anderthalb Meter vor einem nichtsahnenden Gegner, katapultierte sie sich ein Stück in die Luft, ließ ihr rechtes Bein hochschnellen und schraubte ihren Fuß in seinen Kehlkopf. Dann schwang sie ihre Arme wie Flügel zur Seite, um das Gleichgewicht wiederzufinden und landete vor seinen Füßen.
"Wow, wo hast Du das gelernt?", fragte Xander beeindruckt.
"Das gehört zur Unions-Ausbildung. Wir besitzen einen gefährlichen Schatz an Wissen, den müssen wir auch beschützen können."
"Cool! Kannst Du das auch mit dem Genick?"
"Willst Du es herausfinden?", fragte sie süßlich und griff hinter ihm einem von Melodys Soldaten die Pistole aus der Hand. "Ah, ah! Das würde ich an Deiner Stelle nicht machen!" Ein kräftiger Schlag vor den Kopf und der Mann war bewußtlos. "Das ist wirklich langweilig einfach!"
"Und warum sind wir dann noch nicht bei Buffy?", keuchte Willow.
"Weil noch zu viele Feinde zwischen uns und Buffy stehen. Aber in zehn Minuten sind wir durch. Genau genommen möchte ich in zehn Minuten im Auto sitzen!"
"Wenn Du meinst..." Willow war viel zu erschöpft, um sich mit Caitlin zu streiten.
Als plötzlich Buffy und Spike auf das Kampffeld zugerannt kamen, sie hatten ihre Wachen endlich ausgeschaltet, ging alles ganz schnell. Zu 15 Leuten hatten sie ihre verbliebenen Gegner im Null Komma Nix vernichtet.
Willow rappelte sich vom Boden auf, während Caitlin die Wagen rief und rannte auf Buffy zu. "Oh Buffy, ich bin so froh, Dich zu sehen! Ich kann gar nichts sagen!"
"Willow!" Buffy drückte ihre beste Freundin ganz fest, dann löste sie sich aber aus der Umarmung und sah der Rothaarigen ernst ins Gesicht. "Was Du gemacht hast, war sehr gefährlich! Du hättest nicht mitkommen dürfen!"
"Ich wollte Dich aber direkt sehen! Außerdem haben mir die Jungs ein paar Sachen beigebracht. Kleine wehrlose Willow-Zeit ist vorbei!", strahlte sie. "Sag schon, wie geht es Dir, haben sie Dich mißhandelt?"
"Nein, sie haben uns nichts getan. Das schlimmste war, daß wir in einem einzigen Raum eingesperrt waren. Ich bin ausgeflippt! Aber Spike hat mich zum Glück immer beruhigt."
Während Cat noch ins Funkgerät fauchte, ging Angel mit einem kaum sichtbaren Lächeln zu Spike und gab seinem Childe einen Klaps auf den Rücken. "Wir müssen gleich noch einmal Kämpfen, Melody und ihre Armee auf dem Friedhof ausschalten. Bist Du dabei?"
"Klar! Gegen diese verdammte Hure würde ich noch im Sonnenlicht kämpfen!"
"Wir müssen es ja nicht übertreiben. Cat hat Blutkonserven im Auto, falls Du was brauchst..."
"Danke."
"Abmarsch zu den Wagen, Leute! Wir haben keine Zeit zu verlieren!", befahl Caitlin. "Entsichert wieder Eure Waffen und haltet die Augen offen, ich will keine böse Überraschung erleben!"
Wider jedes Tempolimit schnellte die kleine Kolonne durch Sunnydales Umgebung. Angel, Cat, Spike, Buffy teilten sich einen Wagen mit ihrem Fahrer. Betretene Stille herrschte die ersten Minuten, während jeder seine Verletzungen notdürftig versorgte.
"Ich muß mit Dir reden, Buffy."
"Kann das nicht warten, Angel?"
"Nein, ich weiß nicht, wie der Kampf ausgeht und ich möchte das geklärt haben."
"Okay, schieß los."
"Spike, was hast Du Buffy über mich erzählt?"
"Du meinst über Dich und Cat, hä?"
"Ja, über mich und Cat", wiederholte er gefährlich ruhig.
"Laß mich überlegen... Daß Ihr verheiratet seid, daß Ihr wahrscheinlich wieder ein Paar seid..."
"Okay, genug!"
"Stimmt das, Angel?"
"Soweit stimmt es."
"Ihr...?"
"Ja."
"Ganz bestimmt? Und Du sagst das nicht nur, um mich reinzulegen?"
"Nein, Buffy, es tut mir leid. Aber ich liebe Caitlin. Wir gehören einfach zusammen. Ich verstehe, daß Du nichts mehr mit mir zu tun haben möchtest. Deshalb werden wir zurück nach Irland ziehen."
"Das ist wirklich nicht nötig. Außer, Du willst nach Irland ziehen, wenn Du das gehört hast: Ich hab von Anfang an geahnt, daß ich Dich an Cat verlieren werde. Und na ja, Spike und ich haben acht Tage ganz alleine verbracht. Wir haben uns die ersten Tage nur gestritten, aber dann haben wir festgestellt, daß wir uns eigentlich ganz gut verstehen..."
"WAS?!"
"Ja, SIRE, Du denkst richtig", griente Spike.
"Das ist... ein Schock!"
"Ich weiß, Angel, es tut mir auch leid. Aber ich bin wirklich froh, daß sich jetzt alles so ergeben hat, ich meine, mit Dir und Caitlin und mir und Spike. Jetzt haben wir zwar andere Partner, aber wir können trotzdem Freunde bleiben, oder? Ich meine, wir haben uns immer gut verstanden, auch bevor wir zusammen waren. Oder? Angel, sah doch was!"
"Ihr werdet keine Freunde sein!"
"Halt die Klappe, Riesenbaby, Dich hat niemand gefragt!"
"Dich auch nicht, Cat!"
"Ich hab ja auch erst was gesagt, nachdem Du was gesagt hast!"
"Du hättest nichts sagen können!"
"Du hast angefangen!"
"RUHE!", riefen Angel und Buffy gleichzeitig.
Die beiden Streithähne verzogen schmollend das Gesicht und Caitlin fragte, "warum?"
"Ihr... Ihr benehmt Euch wie kleine Kinder!"
"Spike ist ja auch noch ein kleines Kind!"
"Cat! Cat, ich warne Dich! Ich bin KEIN kleines Kind!"
"Bist Du doch, Riesenbaby!"
Angel und Buffy wechselten einen Blick, dann hielten sie den Vampiren plötzlich mit den Händen die Münder zu.
Als sie vor dem Friedhof die Wagen verließen, war Caitlins Gesicht zu einer marmornen Maske geworden. Mit langen, festen Schritten ging sie durch das Friedhofstor zum provisorischen Kommandostand in einer Gruft.
"Guten Abend", grüßte sie emotionslos. "Status!"
"Alle Kämpfer sind in Position und bewaffnet, wir haben den Ostflügel unter Kontrolle, Melody kommandiert von einem Mausoleum auf der Westseite. Bisher sind nach unserem Wissen 180 Kämpfer, davon 50 bewaffnet, angekommen, darunter alle vier Generäle, sie befinden sich in dem Gebäude. Vermutlich hat sie in dieser Gruft bereits Waffen gelagert", berichtete Giles.
"Informiert die Truppen, daß wir in 20 Minuten angreifen", gab sie an Samantha und Carl weiter. "Ich übernehme ab sofort das Kommando. Haltet mich über jede noch so kleine Neuigkeit auf dem Laufenden, verstanden?" Alle nickten. "Buffy und Spike an den Konferenztisch."
"Ja?", fragte Spike, als er sich gerade gesetzt hatte.
Caitlin ging zu einer Pinnwand. "Unsere Taktik ist folgende..."
Mit ihren Freunden neben sich, und einer Vampirarmee hinter sich, stand Buffy an der vorderster Front ihrer Truppen. Zwischen ihnen und Melodys Vampiren lagen nur rund 10 Meter. Sie spürte das Adrenalin in ihr Blut schießen, während sie sich innerlich für den Kampf stärkte.
In der Mitte ihrer Linie standen Caitlin, Angel, Drusilla und Spike. "Warum ist Melody nicht hier?", flüsterte Spike kaum hörbar.
"Weil sie ein Feigling ist! Sie hofft darauf, daß wir von ihren Truppen getötet werden und wenn wir am Gewinnen sind, dann flüchtet sie schnell. Nicht, daß ich es ihr erlauben werde", lächelte sie.
"Aber wie willst Du an sie herankommen?"
"Ganz einfach, Angel. Ich muß sie stellen, bevor sie mich erwartet."
Angel hob besiegt seine Schultern. Gegen solche Logik war selbst er sprachlos.
Der Alarm ging an Cats Uhr los. Sie schaltete ihn ab und sprach etwas in ihr Funkgerät. Sekunden später war ein Feuerwerkskörper zu sehen, das Signal für den Angriff. Mit einem Sprint hatten sie ihre Gegner übertölpelt und der Kampf begann mit dem Schwert.
Die Bogenschützen auf den Gruftdächern hinter ihnen eröffneten in diesem Moment das Feuer.
Buffy trat gerade einem unvorsichtigen Menschen in den Bauch, als sie beobachtete, wie Caitlin durch die feindliche Linie rannte. Sie warf einen fragenden Blick zu Spike, der nur hilflos mit den Schultern zuckte.
Caitlin schlüpfte schnell an Melodys Soldaten vorbei, zu der großen Gruft, die ihre Intimfeinden zu ihrem Schlupfwinkel erklärt hatte. "Unvorsichtig, unvorsichtig, Melody", murmelte sie beim Anblick der zwei leicht bewaffneten Wachen. Sie warf einen Blick über ihre Schulter, niemand beachtete sie, und erschoß die Wachen mit zwei Pistolen. In dem Lärm bemerkte niemand zwei Schüsse mehr oder weniger. Sie schleppte die Männer in die Gruft, sprintete dann die Treppen hinunter.
In einem von Kerzen erleuchteten Marmorsaal stand eine englische Couchgarnitur, eine Person saß mit dem Rücken zur Tür vor einem Fernseher und genoß ein Getränk. Caitlin vermutete, daß es Champagner war, aber aus der Entfernung konnte sie sich nicht sicher sein.
Als die Vampirin die Wendeltreppe verlassen hatte, stolzierte sie mit dem Schwert in der rechten Hand hinter die Frau.
"Caitlin, was für eine Freude." Es war die Stimme einer jungen Frau, nicht älter als Buffy. Aber der Ton ließ ahnen, daß sie nicht Buffys Unbeschwertheit besaß. Ihre Stimme war ohne jegliche Emotion, nicht einmal Hohn war zu hören.
"Melody", flötete Cat, "mir ist es weniger eine Freude. Ich hasse es, wenn ekelerregendes, menschliches Blut mich beschmutzt."
"Du MUßT das nicht erleben. Laß einfach Dein Schwert fallen und ich erspare Dir diese Erniedrigung."
"Oh, wie rührend!"
"Ich habe nur eine Frage: Glaubst Du wirklich, daß Du Angel halten kannst?" Sie stand langsam auf und schlenderte zu ihrer Gegnerin.
Caitlin wußte es besser, als auf Melodys Sticheleien einzugehen und schwieg.
"Ich meine, er hat eine Seele und Du nicht... Wird er nicht abgestoßen sein, wenn er sieht, wie Du Menschen tötest? Folterst? Was kannst Du ihm schon bieten, was diese andere Jägerin... Buffy, nicht kann? Oh ja, ich vergaß! Du hast einen Dämon in Dir. Vielleicht wird er gerade in dieser Sekunde in ein Häufchen Asche verwandelt..."
"Ich weiß wirklich nicht, weshalb ich befürchtet hatte, daß Du uns ein Hindernis sein könntest!"
Melody machte eine gekränkte Geste. "DAS tut weh!"
"So sehr ich diesen kleinen Gedankenaustausch genieße, bevorzuge ich es, schnell den Anblick Deines Leichnams zu genießen", erklärte Caitlin.
"Vampire können solche Barbaren sein!"
Cat Geduld war gerade zu sehr getestet worden, "wenn Du Barbaren sehen willst, dann halt jetzt Deine Augen offen!" Mit einer eleganten Bewegung hob sie ihr Schwert zur Enthauptung.
Aber die Jägerin hatte ihre Hausaufgaben gemacht. Aus dem Nirgendwo zauberte sie ein Schwert in ihre Hand und blockte den Schlag ab. "Du wählst das Schwert. Interessant..."
Die Vampirin verschwieg lieber, daß sie hoffte, daß Melody ihr mit dieser Waffe unterlegen war, weil sie heute kaum noch benutzt wurde. "Deine Nachfolgerin Buffy macht einen guten Job. Nach dem Blut zu urteilen, was ich von draußen rieche, werden Deine Soldaten gerade abgeschlachtet." Ein Bluff, selbst sie konnte nicht so gut riechen.
Mit einem Schulterzucken verwarf die untreue Jägerin diesen Gedanken, "na und? Meine Truppen sind mir egal, ich kann überall Looser finden, die mir dienen wollen."
"Dein Plan hat einen kleinen Haken: Du mußt zuerst hier raus kommen. Und das verhindere ich."
"Das wirst Du nicht können", erklärte die menschliche Frau ungerührt, während sie einen weiteren Schlag abwehrte.
"Da wäre ich mir nicht so sicher."
"Wo ist Cat hin?", fragte Willow besorgt.
"Sie stellt Melody."
Die junge Hexe wurde leichenblaß, "das wird sie nicht überleben..."
"Sie ist die beste Schwertkämpferin, die ich kenne", beruhigte Angel sie.
"Wie kannst Du nur so cool bleiben? Wir müssen ihr helfen!"
"Nein, Willow. Das muß sie alleine machen. Das ist so ne Unions-Regel für Blutrache."
"Aber..."
"Angel hat recht, Willow. Caitlin weiß, was sie tut. Warum passen wir zwei nicht auf, daß niemand in die Gruft geht?"
"Helen!"
"Vertrau mir, es ist am besten so! Wir würden sie nur ablenken."
Caitlin lieferte sich derweil einen verbissenen Schwertkampf. Sie sprang über und unter Melody, setzte, wie immer wenige, effektive Schläge, tänzelte sie aus. Wenn die Vampirin einen Vorteil hatte, dann war es ihre Gelenkigkeit. Und dies nutzte sie voll aus. "Du hättest wirklich einmal einen Kampfsport trainieren sollen", riet sie großzügig.
"Brauche ich nicht, um Dich zu pfählen!"
"Falsch!" Cat entdeckte eine Lücke in der Verteidigung der Sterblichen und schnitt ihr mit ihrem Schwert in die rechte Schulter. Als Melody entsetzt schrie, schlug Caitlin das Schwert in ihr Herz. Sofort zog sie eine Pistole und schoß ihr noch einmal in den Kopf, um sicher zu sein. Sie war noch nie wirklich gut darin gewesen, das Herz zu treffen. "Was hab ich gesagt? Du hättest Dich doch besser vorbereiten sollen!" Sie warf der sterbenden Frau einen amüsiert-arroganten Blick zu und stolzierte zu der Treppe.
"Cool!"
Sie hob eine Augenbraue und sah die Jägerin an der Türe stehen. "Danke, Buffy. Wo sind meine Kommandeure?"
"Danny hat gesagt, daß ich Dir den Statusbericht geben soll. Wir haben selber 132 Tote, darunter Sam und Carl, 65 Verletzte, Melodys Soldaten wurden alle vernichtet, keine Überlebenden. Die anderen versorgen die Verwundeten draußen. Die meisten werden durchkommen, denke ich. Aber Spike ist ziemlich sauer, weil fast seine ganze Armee vernichtet wurde. Meinen Freunden geht es aber auch nicht besser. Ich habe ihm einen vorläufigen Waffenstillstand vorgeschlagen."
"Sehr gut." Sie schloß zu dem blonden Teenager auf und gemeinsam verließen sie die Gruft.
Teil 6
Den Rest des Tages verbrachten Scooby Gang und Vampire damit, sich gegenseitig zu berichten, was in der letzten Woche geschehen war. "Soll ich das so verstehen, daß Ihr Vampire in die Scooby Gang gelassen habt?"
"Nein. Aber es stimmt, daß wir uns mit ein paar Vampiren angefreundet haben."
"Du siehst toll aus!"
"Danke, aber um ehrlich zu sein, das sind zum Teil Hels Sachen. Sie hat mir Kampfklamotten ausgeliehen."
"Ja, Hel ist cool! Sie ist mit Dru und Cat die coolste von allen!", stimmte Xander zu.
"Hel?", runzelte Buffy die Stirn.
"Helen."
"Helen aka Vampir-Anführer-Helen?"
"Genau die. Wir sind Freundinnen. Ach ja, Cat sagte, daß es noch eine Krisensitzung gibt, warum?"
"Wegen ein paar familiären Veränderungen. Ich fang mal an." Buffy machte ein Gesicht wie bei einer Beerdigung. "Angel und ich haben uns getrennt." Lautes Raunen im Saal. "Wartet, ich bin noch nicht fertig! Ich habe einen neuen Freund."
"Wer? Kenne ich ihn?"
"Sei doch mal still, Xander! Du machst es Buffy nicht gerade leichter!"
"Danke, Willow. Es ist Spike. Angel?"
Der Vampir war noch nachdenklicher wie sonst. "Um es ebenfalls kurz zu machen. Ich bin wieder mit meiner Frau zusammengekommen."
"FRAU?", kreischten Willow, Xander, Oz und Giles gleichzeitig.
"Ja. Caitlin. Wir hatten um 1800 geheiratet."
Giles hob abwehrend die Hände. "Bitte nicht so schnell, ich komme nicht mehr mit."
"Ist doch ganz einfach", erklärte Xander. "Angel ist und Buffy haben sich getrennt, er ist jetzt mit Cat zusammen und Buffy mit Spike."
"Du hast gut Lachen! NOCH!", drohte Buffy.
"Hey, was soll das heißen?!"
"Nichts, Xander, reg Dich ab."
"DU und SPIKE, das muß ich erst mal verdauen! Ich meine Dead Boy hab ich ja noch mitgemacht, aber DEN!"
Willow tätschelte Xander tröstend den Kopf, "ich weiß, daß muß Dich sehr mitnehmen, daß Buffy wieder einen Vampir zum Freund hat und Drusilla nichts von Dir wissen will. Aber ich werde ein gutes Wort für Dich einlegen."
"Danke", schniefte er.
"Das wird noch! Ansonsten gibt es da ja noch Helen. Sie sieht Dru ähnlich, ist genauso hübsch und mag Dich sehr gerne."
"Aber Helen ist einfach nicht meine Dru. Dru ist so lieb und verständnisvoll und ich kann so gut mit ihr reden..."
"Von Verrücktem zu Verrückter, sozusagen", grinste Buffy.
"...sie versteht mich. Warum will sie mich nicht haben?"
"Vielleicht bist Du ihr ja zu jung, hast Du daran schon einmal gedacht?"
"Das ist gemein! Die Menschen werden nur noch am Alter gemessen!"
"Jetzt sei mal nicht traurig, Xander. Buffy! Angel ist jetzt ja Dein Schwieger-Großvater! Und Cat Deine Schwieger-Großmutter!"
"Stimmt! Jetzt kann Angelus uns nicht mehr einfach umbringen, außer er will seiner Verwandtschaft den Hals umdrehen!"
"Ich glaube sogar, daß Du mit Mark, Lee und Helen verwandt bist! Wer sind Eure Sire?"
"Ich bin Spikes Childe", piepte Helen. "Jungs?"
"Ich auch."
"Nah, ich hab meinen Sire pulverisiert, als er mich umwandelte", erklärte Mark stolz. "So hab ich nie herausgefunden, wer er war. Und das bereue ich auch nicht!"
"...eine Ausbildung auf Lebenszeit. Nach Caitlins Tod nehme ich dafür sofort ihren Platz als Hüter ein, außer, ich weiß zu wenig. Weil ich muß ja einen eigenen Lehrling ausbilden. In diesem Fall werde ich zweiter Lehrling des anderen Meisters mit dem Wissen meines. Und wenn dessen Lehrling schon erfahren ist, nimmt er meinen eigentlichen Posten ein, dafür werde ich zum Erbe meines neuen Meisters", verkündete Willow wild durcheinander ihr Vorhaben, Lehrling in der Union zu werden.
"Ich lerne auch extra alles über Vampire, Dämonen und Co.. Irgendwann muß ich mich umwandeln lassen, in einem menschlichen Leben kann ich nicht genug lernen, um Hüter zu werden, geschweige denn, einen Lehrling auszubilden. Mark bringt mir jetzt die Struktur der Vampire und Vampirgeschichte bei. Danny unterrichtet mich sozusagen in der Etikette der Vampire und dem "Bloß nicht". Das gehört nicht zu meiner Ausbildung, aber weil die meisten Hüter Vampire sind, sollte man das wissen, um seinen Meister nicht zu blamieren. Den Meister zu blamieren, ist das schlimmste Verbrechen, was man begehen kann. Dafür wird man sehr hart bestraft."
"Was lernt man überhaupt als Lehrling?"
"Alles was mit der Union zu tun hat, Dämonensprachen, Wissen über Dämonen, die wichtigsten Vampire, Latein, verschiedene magische Systeme, Kulte, Zauber, Schießen, Schwertkampf, Selbstverteidigung, Meditation, sehr viel über Esoterik, von der Totenanrufung bis zum Kartenlegen. Am kompliziertesten sind die Umgangsformen in der Union! Es gibt ein halbes Dutzend Strömungen und jede hat andere Sitten. Cat sagt, daß wir nächstes Jahr nach San Francisco fahren. Dort gibt es ein kleines Büro, da lebt niemand drin, nur Büro- und Trainingsräume, da muß man sich nicht an so viele Regeln halten. Und nicht an die Uniformen."
"Uniformen?"
"Ja, Buffy. Je nach Abteilung, Grad und so trägt man im Hauptquartier bunte Togas. Dort wird auch nur Latein gesprochen. Das ist eine richtige Stadt! Es leben und arbeiten da 10.000 Leute! Und da werde ich in ein paar Jahren hindürfen..."
"Kannst Du das nicht jetzt schon?"
"Nein, dafür muß ich erst fließend Latein sprechen und all die Regeln lernen."
"Was für Strömungen gibt es denn?"
"Rebellen, Moderne, Gemäßigte, Konservative, Prätorianer und Personal. Personal bedeutet nur, daß man keine der Sitten einhält, die Prätorianer sind eigentlich die militärische Form der Konservativen."
"Und wo ist der Unterschied zwischen den vier?"
Auf diese Frage hatte Willow nur gewartet. "Die Rebellen sind selten älter als 200 Jahre, aufgrund ihrer Jugend nur unerfahrene Meister. Sie tragen moderne Klamotten, sprechen ganz normal. Ihre Lehrlinge können Zuhause wohnen, solange sie wollen, der Meister bleibt dann in ihrer Stadt, danach muß der Lehrling nicht bei seinem Meister zu wohnen. Sie treffen alle Entscheidungen gemeinsam, zum Beispiel, was gelernt wird, wo und wie lange sie bleiben, sind gleichberechtigt... Außerdem haben sie einen Monat im Jahr zur freien Verfügung und eine geschwisterliche Beziehung zu ihren Meistern."
"Interessant! Sind die Modernen milder oder strenger?", fragte Giles
"Ein bißchen disziplinierter. Moderne sind meist zwischen 200 und 400 Jahre. Sie kommen den Hollywood-Vampiren am nahesten. Sie haben ein Eltern-Kind-Verhältnis mit ihren Lehrlingen, bleiben im Elternhaus in ihrer Heimatstadt wohnen, bis sie volljährig sind, danach ziehen sie auch los. Lehrlinge treffen Entscheidungen mit, aber das letzte Wort hat der Meister. Privat können Modernen-Lehrlinge genauso offen sein wie Rebellen, aber in der Öffentlichkeit halten sie sich etwas zurück."
"Finde ich fair!" Buffy lehnte sich etwas weiter über den Bibliothekstisch, um Willow noch besser zu hören. Sogar Xander lauschte still der jungen Wicca.
"Den Gemäßigten gehören die meisten Hüter an, sie sind selten älter als 800. Sie sind erfahren, mögen elegante, moderne Mode, auch bunte. Die Meister verlangen in der Öffentlichkeit absoluten Respekt, Grummeln gibt es nicht. Privat kann man sagen, was einen stört, aber respektvoll. Den Meister anzuschreien oder zu beleidigen ist verboten. Sobald man Lehrling ist, trifft der Meister alle wichtigen Entscheidungen, man muß seinen Befehlen folgen, darf aber seine Wünsche einbringen. Lehrlinge leben, auch, wenn sie nicht volljährig sind, bei ihrem Meister."
"Wäre definitiv nichts für mich! Wenn ich nicht mal meine Meinung sagen kann!"
"Die sind nichts gegen die Konservativen! Deren Hüter sind fast alle über 800 Jahre, ein Lehrling darf auch privat keine Kritik üben, muß widerspruchslos gehorchen und wenn er murrt, wird er geschlagen. Nur die Konservativen kennen die Prügelstrafe. Sie haben viele Regeln, zum Beispiel dürfen Lehrlinge in der Öffentlichkeit nur beim Betreten und Verlassen eines Raumes neben ihrem Meister gehen, sonst immer einen Schritt hinter ihm, sich nur setzen, wenn er es ihnen befiehlt, sie müssen den Kopf senken, wenn sie ihn, flüsternd, ansprechen, dürfen Nicht-Unions-Mitgliedern keine Hand geben... Lehrlinge von Konservativen müssen auch so etwas wie Diener sein."
"Da hatte ja mancher mittelalterliche Sklave noch mehr Rechte!", empörte sich Buffy.
"Ja, das ist die Union, von der in den Wächter-Tagebüchern steht!"
"Wie kriegen diese Leute überhaupt noch Lehrlinge? Das tut sich doch keiner freiwillig an!"
"Doch, Xander, mehr als Du für möglich hältst! Aufgrund ihres hohen Alters kann man von niemandem soviel lernen wie von einem Konservativen. Viele halten es für das wert."
"Du aber nicht, oder, Willow?"
"Nein, keine Sorge, Buffy, Caitlin ist eine Gemäßigte."
"Aber die sind auch noch so streng!"
"Ich komme gut mit Caitlin aus, wir verstehen uns super. Wir werden viel Spaß zusammen haben. Ich bin ja nicht alleine mit ihr, Angel, Danny, Pete, Lisa und Marguerite leben im gleichen Haus."
"Ich mache mir nur Sorgen um Dich, Willow", gestand Buffy ein.
"Ich ebenfalls. Du solltest es Dir gut überlegen."
"Danke, Buffy, Giles, aber ich habe es mir gut überlegt! Ich will das unbedingt machen."
"Du siehst Deine Zukunft als Vampir-Magierin?"
"Ja", antwortete Willow bestimmt.
"Wie wirst Du aufgenommen?"
"Weiß ich auch nicht. Cat?"
Die Vampirin lächelte ihrer Schülerin aufmunternd zu, "das ist ganz unspektakulär. Wir Hüter sehen die Magie als Handwerk an, nicht als übernatürlich. Der Präfekt der Prätorianer wird kommen, sich mit Willow unterhalten, die Prätorianer kümmern sich traditionell um die Lehrlinge, dann unterschreiben wir den traditionellen Vertrag, mit dem sich Willow uns anschließt und wir werden sie in einem magischen Ritual den Powers That Be "vorstellen." Vorher muß Willow bei uns einziehen und die wichtigsten Umgangsformen lernen."
"Heißt das, daß Willow in Angels Haus zieht und Du in der Stadt bleibst?"
"Ob wir bleiben, wissen wir noch nicht, aber sie kann vorerst zu uns ziehen, ich werde ihr das Gästezimmer geben."
"Präfekt der Prätorianer", wiederholte Giles leise. Er hatte das schon einmal gehört. Michael, wurde ihm mit Besorgnis klar. "Ist nicht Ihr Schwager der Präfekt der Prätorianergarde, Doktor?"
"Das ist korrekt, Mister Giles. Gerade darum muß Willow sich vorbereiten. Als Konservativer hat er kein Verständnis für Anfängerschwierigkeiten..."
Zwei 1/2 Wochen später
Mit Buffy wartete Willow in der Schulbibliothek auf Michael, den Präfekt der Prätorianergarde der Union. Der Tradition folgend war Caitlin nicht anwesend. Ihre Freundin gab vor, über den neuesten Dämon zu lesen, während sie fasziniert die Decke bewunderte.
Darüber bemerkte sie nicht die sich nähernden Schritte. Plötzlich standen Michael und sein Lehrling Alessandro, wieder in schwarzen Anzügen, nur wenige Meter neben ihnen. Michael räusperte sich.
Willow wurde durch das Geräusch von der Decke abgelenkt und sah zu den Neuankömmlingen. Als sie einen Mann und einen Jungen sah, der Mann im Vampirgesicht, sprang sie mit einem erschrockenen Keuchen auf und eilte zu ihnen.
Michael sah mit einem wohlwollenden Lächeln die junge Hexe an. "Guten Tag Miss Rosenberg, ich bin Michael, das ist mein Lehrling Alessandro. Es tut mir leid, daß wir uns verspätet haben, wir konnten wegen einem Schneesturm in Kanada nicht rechtzeitig starten."
"Das macht gar nichts! Es tut mir leid, Mylord, daß ich Sie nicht direkt bemerkt habe", stotterte sie nervös. "Äh... Hallo!" Dann fiel ihr ein, daß sie laut gesprochen und den Kopf nicht gesenkt hatte. Sie hielt sich erschrocken eine Hand vor den Mund und sah auf ihre Zehenspitzen.
Das Gesicht des Vampirs wurde zu einem großen Grinsen, Alessandro konnte sich ein Kichern nicht verkneifen. "Bitte, Miss Rosenberg, Sie beleidigen mich! Was hat Ihnen Caitlin über mich erzählt? Das ich Babies esse oder was?", lachte er.
"Bitte verzeihen Sie, Mylord!"
"Willow, Du weißt, daß Du gerade mit einem Vampir sprichst?" Buffy holte unbemerkt einen Pflock aus ihrer Jackentasche.
"Miss Summers, ich rate Ihnen, daß Sie mich nicht angreifen. Ich würde es wirklich HASSEN, Sie töten zu müssen!"
"Hä?", fragte Buffy unschuldig.
"Lassen Sie den Stock in Ihrer Jacke oder ich mache aus Ihrem Körper ein Spaghettisieb!", wiederholte er etwas deutlicher. Er zählte bis fünf, als sie sich dann noch nicht bewegt hatte, ging er die drei langen Schritte zu ihr und trat so kräftig gegen ihre Hand, daß der Pflock lautstark an der entgegengesetzten Wand der Bibliothek aufschlug. Fast in der gleichen Sekunde lag sie auf dem Tisch, die Hände auf dem Rücken festgehalten.
"Verdammt, lassen Sie mich los! Ich habe gesagt, Sie sollen mich loslassen, Blutsauger!"
"Ich lasse Sie dann los, wenn ich es will."
"Was soll das?! Ich habe Ihnen nichts getan!"
"Sie haben sich geweigert, den Pflock wegzulegen, also mußte ich von einem Angriff ausgehen. Sie werden Ihre Arme in einer Woche wieder schmerzfrei bewegen können." Damit brach er ihr beide Oberarme und ließ sie los.
Buffy fürchtete, vor Schmerz bewußtlos zu werden. Als sich der Schmerz soweit gelegt hatte, daß sie ihn kaum aushalten konnte, funkelte sie den Vampir rachsüchtig an. Sie wollte nichts lieber tun, als ihn zu pfählen. Dummerweise konnte sie das ohne Arme nicht. Sie würde ihm zumindest eine Rippe brechen können, spekulierte sie. Damit er ihr Bein auch noch zweiteilte?, fragte der rationale Teil ihres Selbst. Mit einem Stöhnen ließ sie sich wieder auf den Stuhl fallen.
"Willow, sag Deinem neuen Freund, daß er mich nie mehr anfassen soll, oder ich kann für nichts mehr garantieren."
"Buffy, Du bist nicht ganz unschuldig daran. Caitlin könnte Dich schon verletzten und Du wußtest, daß Michael mindestens dreimal so stark wie Caitlin ist!", tadelte Willow sie.
Der Vampir schien sich noch einen Nachschlag überlegt zu haben, als er sie wieder auf den Bibliothekstisch drückte. Natürlich wehrte sich Buffy, aber erfolglos. Er brachte nacheinander ihre Oberarmknochen wieder in Position und legte seine Hände auf die gebrochenen Stellen. Die Jägerin spürte Wärme von ihm auf sie übergeleitet werden. Nach ein paar Minute unkomfortablem Schweigen massierte er die Stellen vorsichtig. "Auf einer Skala von eins bis zehn, zehn ist am schlimmsten, wie sehr tut es noch weh?"
"Meine Arme drei, meine Hand zehn. Können Sie das, was Sie gerade mit meinen Armen gemacht haben, auch mit meiner Hand machen? Was haben Sie eigentlich gemacht?"
"Ja, Reiki gemixt mit der Schmerzheilungs-Magie der BHloth-Dämonen."
"Wenn ich davon zu so einem Dämon werde, dann können Sie was erleben!"
"Das wurde schon tausendmal getestet, keine Sorge."
"Wieso helfen Sie mir?"
"Ich wollte Ihnen beweisen, daß ich Sie besiegen kann, aber ich wollte Sie nicht verletzen."
"Komische Logik, aber... Na ja, danke jedenfalls."
"Alessandro, setzen Sie sich bitte", befahl Michael. "Willow."
"Danke. Soll Buffy gehen, Mylord?"
"Ihre Freundin darf bleiben. Hat Caitlin Ihnen erklärt, wie unser Gespräch abläuft?"
"Nein, nicht so genau, Mylord."
"Sie haben aber Ihren Koffer gepackt?"
"Ja, er steht da hinten."
"Exzellent! Sie werden die nächsten drei Tage mit Alessandro und mir wohnen. Ich habe mich für eine Gruft auf dem Friedhof entschieden, hoffentlich haben Sie warme Kleidung mitgebracht. Wenn wir da sind, erkläre ich Ihnen alles weitere. Für menschliche Nahrung ist im Übrigen gesorgt."
Willow wußte nicht, was sie sagen sollte. Beschweren durfte sie sich nicht und zustimmen wäre eine Lüge gewesen. Also nickte sie nur.
"Bei allem Respekt, Mister, aber wenn Sie Willow mit auf den Friedhof nehmen, wird sie keine 24 Stunden überleben!", funkte Buffy dazwischen.
"Ich glaube nicht, daß das Ihr Problem ist, Jägerin. Mein Lehrling ist auch ein Mensch und er lebt bereits zwei Jahre mit mir in einem Nest."
"Ich hatte sie mehr für den Penthouse-Typ gehalten, trotzdem gefällt mir das nicht. Willow ist meine beste Freundin und ich will nicht, daß sie als Vampiressen endet!"
"Jägerin", zischte er, "wollen Sie mir etwa unterstellen, daß ich meine Mündel nicht beschützen kann?"
"Es ist okay, Buffy, ich hab schon ein bißchen Selbstverteidigung gelernt und ich nehme mir auch ein paar Pflöcke mit", beruhigte die Rothaarige sie.
"Wenn Du meinst..."
"Gehen wir!"
Besorgt sah Buffy ihrer Freundin nach. Sie war sich sicher, daß nichts Gutes daraus kommen würde.
In der Gruft angekommen, der gleichen, in der Caitlin und Melody gekämpft hatten, mußte Willow gestehen, daß die Einrichtung nichts zu wünschen übrig ließ. Mit einem Notstromaggregat wurde sogar eine Kochnische versorgt. Nur eine richtige Heizung gab es nicht. Alessandro ging die Lebensmittel einräumen und Michael führte Willow in die Sitzecke.
"Ist es Ihnen kalt?"
"Danke, Mylord, es geht."
"Sie müssen sagen, wenn Sie etwas möchten, ich bin kein Hellseher. Gut, ich bin einer, aber dafür nicht."
Willow lächelte, "es ist ein bißchen kühl. Soll ich die Kerzen anmachen?"
"Gute Idee. Sprechen Sie sich wegen dem Abendessen mit Alessandro ab, er kocht besser als ich."
"Vielleicht geh ich mal und frage, ob ich ihm helfen kann...?" Der Hüter nickte und Willow verschwand in der kleinen Küche.
"Hi Alessandro! Kann ich Dir irgendwie helfen?"
"Räumen Sie bitte das Blut in den Kühlschrank."
"Okay!"
"Sie mögen meinen Meister nicht."
"Wie? Nicht mögen ist übertrieben, ich kenne ihn ja nicht, aber sein Ruf eilt ihm voraus..."
Alessandro schüttelte den Kopf, "dieser "Ruf" ist nicht richtig. Er ist zu allen anderen nur so hart wie zu sich selbst. Michael hat seine weichen Seiten, man muß ihm nur Zeit lassen. Alte Vampire wie er sind nicht gut darin, Lebenden schnell zu vertrauen."
"Sie haben wohl recht, aber ich bin... unbeholfen. Ich habe immer Angst, daß ich ein falsches Wort sage und er mich dafür ißt."
Jetzt lachte der italienische Junge herzhaft. "Michael wird Sie doch nicht essen, weil Sie sich daneben benehmen! Er wird Ihnen vielleicht eine Ohrfeige geben, aber mehr nicht. Außerdem ist er, wenn wir alleine sind, nicht so streng wie in der Öffentlichkeit. Vampire wollen immer wichtig tun", flüsterte er.
"Echt?" Jetzt lachte Willow, "Vielleicht wird es doch nicht so schlimm..."
Buffy ging Samstag nervös ihr Zimmer ab. Spike beobachtete sie interessiert, den Kopf leicht zur Seite gelegt. "Was?", fauchte sie plötzlich.
"Ich beobachte Dich nur."
"Sorry, ich bin nur nervös wegen Willow. Ich hab ein schlechtes Gefühl bei dem Kerl."
"Geb es zu", grinste der Vampir, "er hat Dein Ego angekratzt!"
"Hat er nicht! Vielleicht... Der kann mir doch nicht einfach die Arme brechen, nur weil ich einen Pflock aus meiner Jacke geholt habe. Was hat er denn sonst erwartet? Er kommt da im Vampirgesicht rein und ich falle ihm um den Hals?"
"Er ist bei allen Vampiren für seine Brutalität gefürchtet..."
"Du kennst Michael?"
"Jeder Vampir hat von ihm gehört, er hat sechs Jägerinnen getötet und war an der Ermordung von einem Dutzend beteiligt, aber getroffen hab ich ihn nur einmal." Buffy setzte sich neben ihn und erwartete, daß er weitererzählte. Spike konnte ihr keinen Wunsch abschlagen. "Anfang 1800 hatte ein Freund von Angelus eine Jägerin getötet, die von der Union besonders geliebt wurde, es gab sogar Gerüchte, daß sie Michaels Verlobte war. Er versteckte sich bei uns. Michael kam mit 50 Prätorianern und richtete ein Massaker an. Angelus, Dru und ich konnten nur mit sehr viel Glück entkommen."
"Es tut mir leid. Jetzt verstehe ich, warum Angel sich so weigerte, mit Willow auf ihn zu warten. Ich verstand das nicht, beide menschenfreundliche Vampire, da sollten sie sich doch gut verstehen. Aber das erklärt alles..."
"Es war ein sehr alter Freund von ihm, aus seiner Zeit als Mensch."
"Wart mal, Michael war mit einer Jägerin verlobt?"
"Ich weiß nicht, ob es stimmt, aber so wie er sich gerächt hat... Außerdem war sie eine Jägerin der Union."
"Wie? Gibt es zwei Jägerinnen?"
"Nein", er schüttelte lächelnd den Kopf, "sie hat sich von den Wächtern getrennt, um der Union dienen zu können. Ihr Wächter war ein Dämon."
"Das darf nicht wahr sein!", kicherte Buffy. "So ein richtig schleimiger, glibberiger Dämon?"
"M-hm!"
Willow saß auf der Couch, die Füße auf dem Tisch, in den Händen ein Buch, Pop-Musik spielte im Hintergrund. Sie las und gähnte abwechselnd. "Michael!", kreischte sie plötzlich.
Der Vampir kam mit blutverschmiertem Gesicht ins Wohnzimmer. "Was ist, Rosenberg? Ich bin am Essen!"
"Bei allem Respekt, Mylord, aber wenn Sie schon Menschen kidnappen und foltern müssen, können Sie die dann wenigstens knebeln? Wie soll ich bei diesem Gekreische lernen?"
"Ich mag es, wenn sie um Hilfe schreien", grinste er.
Nur noch ein Tag, wiederholte Willow immer wieder. Sie mußte die nächsten 24 Stunden irgendwie überstehen. Aber es fiel ihr nicht gerade leichter, wenn sie den Menschen im Keller nicht helfen konnte und auch noch cool bleiben mußte. Sie sah den Untoten bettelnd an.
Er seufzte. "Alessandro, geh unsere Gäste knebeln!"
"Aye, aye, Mylord!"
"Danke, Mylord."
"Wo waren wir stehen geblieben? Ach ja, ihre Pflichten und Rechte." Er setzte sich neben sie auf die Couch, als wäre nichts geschehen. "Haben Sie Fragen, Miss Rosenberg?"
"Ja, ein paar. Eigentlich eine ganze Menge, ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll!"
"Fangen wir mit denen an, die Ihnen als erstes einfallen, okay?"
"Okay! Darf mich mein Meister essen?"
Michael konnte sich vor Lachen nicht mehr halten. Erst, als Willow ihm einen vernichtenden Blick zuwarf, fing er sich wieder. "Die Frage hat man mir noch niemand gestellt! Wenn ein Unions-Mitglied Sie essen will, dürfen Sie sich bis zum Pfählen ihres Angreifers wehren. Wenn es ein normaler Vampir ist: Schlagen Sie ihn windelweich, bis er nie mehr in seinem Unleben wagt, auch nur dran zu denken, einen von uns anzugreifen! Die einzige Ausnahme ist, wenn Sie diszipliniert werden. Allerdings... wenn Ihr Meister Blut braucht, um zu Überleben, sollten Sie es Ihm geben."
"Alles oder nur soviel, daß ich überlebe?"
"Sie MÜSSEN leben, um Ihren Meister zu beschützen, während er geschwächt ist."
"Wenn ich "diszipliniert" werde, wieviel von meinem Blut darf mein Meister dann trinken?"
"Ein Hüter wird ein anderes Mitglied der Union NUR töten, wenn er angegriffen wird. Bei der Disziplinierung wird es schon eine bemerkbare Menge sein... Aber machen Sie sich keine Sorgen darum, Caitlin ist gegen Gewalt."
"Dürfen Sie mich jetzt schlagen?"
"Ja! Sobald Sie einem Hüter unterstehen, entscheidet er über Ihre Strafe, aber jetzt darf ich es."
"Dann will ich mal lieber meine Klappe halten..."
"Jeder macht Fehler. Das Fallen ist halb so schlimm, wenn Sie wieder aufstehen", lächelte er.
"Danke, Mylord, Sie sind sehr nett zu mir. Wer entscheidet, ob ich etwas getan habe, wofür ich bestraft werden muß und wie? Gibt es Regeln dafür?"
"Jeder Hüter entscheidet das selbst. Aber wenn Sie sich ungerecht behandelt fühlen, können Sie zu mir kommen. Ich kann Ihnen jetzt nicht sagen, was richtig und falsch ist, es kommt immer auf den Einzelfall an."
"Okay. Kann mir mein Meister verbieten, Freunde zu treffen oder einen Freund zu haben?"
"Ja! Wenn Ihr Meister befürchtet, daß zu Ihrem Freundeskreis Personen gehören, die am Unions-Wissen Interesse haben, darf er Ihnen den Umgang verbieten."
"Das ist ja großartig!", stöhnte Willow.
"Was Willow wohl jetzt macht?", fragte Caitlin leise, während sie ihre mittäglichen Kung Fu-Übungen mit ihrer Familie machte.
"Es wird ihr gutgehen", beruhigte Danny sie.
"Du bist so still, Liam, warum?", fragte Pete.
"Liam ist mal wieder am Brüten, was sonst?"
"Dich hat niemand gefragt, Lisa!"
"Daß Michael hier ist, hat mich an ein paar Dinge erinnert, die ich lieber vergessen hätte. Aber es geht mir gut."
"Klar doch! Gehen wir heute ins Bronze? Nur unter uns Vampiren, meine ich. Ein bißchen tanzen, was trinken...?"
"Du weißt, ich kann Dich nicht ausstehen, Lisa, aber manchmal hast Du geniale Ideen!"
"Das liegt daran, daß ich ein Gehirn habe!"
"Hey!", ging Danny dazwischen. "Wir sind hier, um Kung Fu zu trainieren, nicht, um uns zu beleidigen!"
"Kommst Du mit oder nicht?"
"Klar!"
"Bleiben wir eigentlich in Sunnyhell oder wohin geht's diesmal?"
"Es ist Deine Stadt, Liam, was willst Du?"
Angel brauchte nicht lange nachzudenken. "Ich möchte noch für ein paar Jahre hierbleiben. Was ist mit Euch?"
"Mir gefällt es hier ganz gut. Und Rotkäppchen hat was", grinste Pete. "Betty?"
"Ich hasse das! Ich hasse es, wenn Du mich "Betty" nennst, Pete! Mein Name ist Lisa! Nicht Betty, nicht Lizzy und auch nicht Elly! Wann geht es endlich in Deinen Kopf rein, daß ich LISA bin!"
"Sonst nennt er Dich immer "englische Göre" oder "blaublütiger Bastard", vielleicht solltest Du mit Betty zufrieden sein", wandte Marguerite ein.
"Ich hasse den Kerl!" Sie warf ihrem Vampir-Bruder einen tödlichen Blick zu und erklärte feierlich, "ich werde bleiben."
"Huh, jetzt wird Sunnydale Dir die Ehren-Bürgerschaft verleihen!"
"Sie werden Dir goldene Vampirzähne schenken!"
"Pete, Danny, es reicht! Ihr werdet Euch sofort bei Eurer Schwester entschuldigen!", bestimmte Angel.
"Sorry, Lisa", knurrten Danny und Pete.
"Und ich will so etwas nie wieder hören!"
"Ich bleibe, solange Ihr bleibt", entschied sich Marguerite.
"Ich auch!", sagte Danny.
Alle sahen erwartungsvoll auf Caitlin. "Ich bin wohl eindeutig überstimmt, oder? Aber ich wäre auch geblieben, wenn ich es nicht für Willow müßte."
"Damit haben wir ein neues Problem", stellte Angel fest. "Hier ist nicht genug Platz für sieben Leute!"
Pete räusperte sich schüchtern. "Ähm... wir haben uns schon mal umgehört und..."
"...wir haben in anderthalb Stunden einen Besichtigungstermin!", beendete Danny den Satz. "Wir haben das Haus zufällig im Internet gefunden und da haben Pete und ich ganz spontan den Makler angerufen."
"Ja, es ist wirklich wunderschön, Ihr MÜßT es sehen! Traumhaft! Es geht über drei Etagen, plus Keller und Dachgeschoß und hat einen großen Garten hinter dem Haus, der nicht einsehbar ist."
"Wehe, das ist eine Baracke!"
"Es ist schon möbliert, im altenglischen Stil, Lisa!"
"Wieviel Zimmer hat es?"
"Laß mich überlegen..."
"Du wirst alt, Pete!", grinste Danny seinen großen "Bruder" an. "Zehn Schlafzimmer, vier Bäder, ne riesige Einbauküche, ein Eßzimmer, eine Bibliothek, zwei Wohnzimmer, ein großes und ein kleines. Das Dachgeschoß und der Keller sind ausgebaut. 400 Quadratmeter und 1300 Quadratmeter Garten."
"Ich will gar nicht wissen, was das Ding kostet", stöhnte Angel.
"Liam, Du bist ein unverbesserlicher Pessimist!", tadelte Lisa ihn. "Sind die Möbel Antiquitäten oder nur Duplikate?"
"Kinder, ich würde es lieben, mir Euch noch länger anzuhören, aber wenn wir da hin wollen, sollten wir uns langsam umziehen gehen!"
"Blabla, blabla, blabla!", zischte Hel Spike, Cat, Dru, Lee und Mark an, als sie die Bibliothek betraten.
"HALT DIE KLAPPE!", bellten die Männer gemeinsam zurück, die Frauen schüttelten mißbilligend den Kopf.
Sie nahm einen Schluck aus ihrer Flasche Cola und ließ sich auf einen Stuhl am Bibliothekarstisch fallen. "Ich hab keine Lust, mich mit Euch zu streiten! Seht doch selbst, wo Euch Euer beknatterter Plan hinführt!" Der Rest der Vampire setzte sich ebenfalls lautstark argumentierend an den Tisch.
Giles sah von seinem Buch auf, putzte seine Brille, setzte sie wieder auf, legte zweifelnd den Kopf zur Seite, blinzelte und las weiter. Er brauchte Zeit, um das zu verarbeiten. Die Sunnydaler Vampire, Kämpfer der Dunkelheit, Todfeinde der Jägerin, waren soeben in die Bibliothek gekommen, um ihre internen Streitigkeiten zu diskutieren. War er verrückt oder waren die Naturgesetze auf den Kopf gestellt worden? Er sah wieder zum anderen Ende des Tisches. Sie waren noch da. Blinzelte. Immer noch. Er nahm die Brille ab, putzte sie, setzte sie auf. Noch immer. Kopfschüttelnd seufzte er.
"Das war beleidigend, Helen! Du mußt Dich bei Dru entschuldigen!", mischte sich Xander ein.
Die brünette Vampirin warf dem Menschen einen herablassenden Blick zu. "Was sonst?"
"Dann kriegst Du es mit mir zu tun!", drohte er.
"Mein Alexander", umarmte Drusilla den Jungen und setzte sich auf seinen Schoß.
Spike verdrehte genervt die Augen. "Geh weg von ihm, Dru!"
"Nein, Xander ist viel netter zu mir als Ihr!", winselte sie. Eine blutrote Träne floß ihre Wange herunter.
Xander wischte die Träne mit einem Finger aus ihrem Gesicht, "was hältst Du davon, wenn wir rausgehen und die Idioten alleine streiten lassen, hä?" Sie nickte und stand auf. "Wir sind nicht lange weg, Giles!"
"Nehme einen Pflock mit." Bevor er den Satz beenden konnte, war er schon aus der Tür. "Wie komme ich zu der Ehre?", fragte er die verbliebenen Vampire.
"Wir wollten "hi" sagen, Mister Giles", erklärte Helen.
"Das... ist sehr aufmerksam von Ihnen. Vielen Dank." Ganz alleine mit den Untoten war es ihm doch etwas mulmig.
"Bitte. Außerdem brauchen wir Ihre Meinung. Die verdammten Blödmänner sagen, daß wir Willow nicht in unsere Vampirgemeinde aufnehmen sollen", beschwerte sich Helen.
"Ich bin kein verdammter Blödmann!"
"Bist Du doch, Spike!"
"Bin ich nicht!"
"Idiot!"
"Scheiße, ich bin kein Idiot!"
"Ich möchte doch bitten!", ging Giles dazwischen.
Spike und Helen spielten die beleidigten Leberwürste. Nach einer Klagepredigt, wie gemein Giles doch zu ihnen war, stampften sie zum Ausgang.
"Spike, Helen, worum ging es denn?"
In Sekunden standen sie wieder vor ihm. "Wir sind auch ganz brav!", versprach die Vampirin.
"Also... Spike, warum wollen Sie nicht, daß Willow von der Vampirgemeinde "aufgenommen" wird?"
"Weil sie keine Stunde überlebt, ohne ausgesaugt zu werden, verdammt noch mal!"
"Und genau das finde ich nicht. Sie kann es wenigstens versuchen. Ich meine, wer wird schon einen Unions-Lehrling angreifen..."
"Jeder verdammte Frischling!"
"...obwohl er genau weiß, daß die Unions-Leute bessere Kämpfer sind? Spike, es ist unhöflich, jemanden zu unterbrechen!"
"Na und? Das interessiert mich nicht! Du bist nicht meine Mutter!"
"Nein, ich bin Dein Childe und wie Du Dich benimmst, dafür muß ich mich ja schämen!"
Giles stand kurz davor, sich freiwillig zur "Essensspende" zu melden, so verzweifelt war er. Diese Vampire waren aber auch kindisch! "Warum gehen Sie nicht ein bißchen an die Luft und diskutieren weiter, wenn Sie sich wieder unter Kontrolle haben?"
"Das ist ne gute Idee. Aber ich hab ne bessere: Wir pfählen die zwei Nervensägen", lachte Lee.
Sogar Giles konnte sich ein Grinsen über Lees Kommentar nicht verkneifen. Genau das gleiche hatte er auch gedacht. "Wir sollten endgültige Maßnahmen noch nicht ergreifen, aber ich stimme zu, daß dieses Gespräch so keinen Sinn hat."
"Wir könnten sie knebeln..."
"Ja, wir knebeln sie!", stimmten Mark und Caitlin begeistert zu. Ehe die beiden Streithähne Gefahr befürchteten, wurden ihnen schon die Münder zugehalten.
"Vielen Dank", ächzte Giles.
"Gern geschehen. Ich bekomm Kopfschmerzen von diesem Kinderkram!"
"Hi!", kam Buffy in die Bibliothek. Sie runzelte die Stirn und fragte, "was ist denn hier los?"
"Lange Geschichte..."
Kurz darauf trudelten auch Alessandro, Willow und der Hüter Michael ein. "Mister Giles, Miss Summers, Mister Ozborn, guten Abend!"
"Abend."
"Guten Abend, Sir. Hi Alessandro!"
"Guten Abend, Michael. Es ist mir eine Freude, Sie wiederzusehen, Sir!"
"Die Freude ist ganz meinerseits."
"Setzen Sie sich bitte."
Brav ging Willow an Michaels rechter Seite, blieb stehen, als er sich setzte, bis es ihr erlaubt wurde. Buffy, Oz und Giles wechselten einen verwunderten Blick, während Caitlin sichtbar zufrieden war. "Rechnen Sie mal damit, Mylord, daß Buffy sich revanchiert, sie sieht ziemlich schlecht gelaunt aus", hauchte sie.
Alessandro grinste breit und Michael flüsterte zurück, "ich glaube nicht, das sie das tun wird..."
"Na, wie war es Willow?"
Die junge Hexe sah zu den Hütern, antwortete erst, als sie genickt hatten. "Es war phantastisch! Michael hat mir sogar schon ein paar Tricks beigebracht! Guck mal!" Sie bewegte ihre rechte Hand über ein Buch, murmelte einen Spruch, und dirigierte dann das Buch durch die Luft. Nach ein paar Sekunden fiel es auf den Boden.
"Cool! Jetzt brauchen wir endlich keine Bücher mehr zu schleppen!"
"Ich glaube, das kann ich auch", schmunzelte Caitlin und steuerte es wieder auf den Tisch.
Schnell machten sich die vier Magier einen Spaß daraus, die Einrichtung der Schulbibliothek durch die Luft zu schleudern. "Das macht Spaß!", freute sich Willow.
"Noch eine letzte Runde?", schlug Cat vor. Alle nickten.
"Die bringen alles durcheinander!", verzweifelte Giles.
"Keine Sorge, Mister Giles, wir bringen wieder alles an seinen Platz. Unterschätzen Sie nie einen Magier!", lächelte er. "Okay, jetzt stellen wir alles zurück!" Nach ein paar Sekunden war jeder Gegenstand wieder an seinem Platz. "Sehen Sie?!"
"Beeindruckend!"
"Nun... wir sehen uns heute Nacht, Miss Rosenberg?"
"Ja, ich freue mich schon. Aber ich bin auch ganz schön aufgeregt! Was sollte ich noch mal mitbringen, ich hab es schon wieder vergessen?"
"Ein schwarzes Cape, je zehn, der Göttin geweihte, schwarze und weiße Kerzen und Ihr Book of Shadows. Den Rest bringe ich mit. Und denken Sie daran, schwarze, bequeme Kleidung anzuziehen. Ich bitte Sie, sich vorher das Ritual einzuprägen. Fragen Sie zur Not Caitlin. Ich hole Euch dann um 20 nach 11 ab."
"Okay."
"Darf ich mitkommen?", fragten Giles, Oz, Helen und Buffy gleichzeitig.
"Sie müssen aber ruhig sitzen und still sein während des Rituals. Ziehen Sie sich auch etwas bequemes an."
"Machen wir!"
"Bis heute Nacht!"
Bevor die Scooby Gang etwas sagen konnte, waren die Männer verschwunden. "Jetzt schieß schon los, Willow! Wie war's?"
"Genau, wie ich gesagt habe, es war super! Michael ist total süß und Alessandro hat immer mit mir gelernt. Ich mag die beiden echt."
"Süß? Michael? Reden wir über den gleichen Michael? Magier, Ire, Schläger?"
"Er ist kein Schläger, Buffy! Wirklich nicht!"
"Freut mich, daß Du Dich mit meinem Schwager so gut verstehst. Kommen wir zu den praktischen Dingen: Haben Deine Eltern endlich zugestimmt, daß Du zu uns ziehst?"
"Ja. Sie finden es zwar schade, aber Sie verstehen, daß es wichtig für mich ist. Du hast sie richtig um den Finger gewickelt, Cat!"
"Tja, das ist mein Vampircharme!", lachte sie. "Lisa, Marguerite, Angel, Danny und Pete bleiben auch hier in Sunnydale. Deshalb haben wir uns schon ein neues Haus gemietet, Angels ist zu klein für sieben Leute. Es ist zwar möbliert, aber wenn Du willst, können wir Dein Jugendzimmer rüberbringen. Hast Du Lust, es Dir jetzt anzusehen? Du kannst Dir auch noch Dein Zimmer aussuchen."
"Klar! Oz, Buffy, Giles, wir sehen uns dann bei mir, ja? Paßt bitte auf, daß Ihr rechtzeitig bei Cat seid, Michael wird nicht warten! Bye!"
"Bis später! Wir sind gerade am Umziehen. Saubergemacht haben wir, die Sachen, die neu bestellt sind, und das ist von der Matratze, über den Fernseher und den Teppich bis zum Teelöffel alles, kommen Morgen und Dienstag. Ein paar Möbel sind auch schon rübergeschafft. Dummerweise wird der Strom-, Telefon- und Wasseranschluß erst Mitte der Woche freigeschaltet. Ersteres ist nicht weiter schlimm, es gibt viele Kamine da drin, Licht machen können wir mit Kerzen, telefonieren mit den Handys, nur fließendes Wasser fehlt. Im Moment schlafen wir noch in Angels Haus."
Willow befürchtete, daß sie noch Wochen auf einer Baustelle leben würden. Caitlin hatte Angels Haus gerade auf menschliche Standards gebracht, aber ein Haus für sieben Leute bewohnbar zu machen, war eine andere Sache... "Gibt es eine Küche? Was ist mit einem Keller? Waschmaschine, Trockner?"
"Es gibt eine neue Einbauküche, mit allem Schnickschnack, aber nicht eingerichtet, Keller und Dachgeschoß sind vorhanden, ebenso ein Vorrats- und ein Waschraum. Ich habe da die Liste mit allem, was ich bestellt habe, wenn noch was fehlt, bestell es einfach! Die Jungs sind gerade dabei, die Doppelgarage und den Schuppen zu entrümpeln. Der Garten ist solch ein Schlachtfeld, daß ich eine Gärtnerei kommen lassen muß. Wenigstens ist alles renoviert und eingerichtet, sonst würden wir Monate brauchen, Willow!"
"Da hast Du recht! Was war das schon für eine Arbeit, Angels Bude bewohnbar zu machen, aber ein riesiges Haus! Apropos Angel, wo ist er eigentlich?"
"Entrümpeln! Aber Deine Freunde sind echt hilfsbereit! Sogar Cordelia ist gekommen, um mir bei der Inneneinrichtung zu helfen! Mister Giles, Xander, Buffy und Oz sind den ganzen Nachmittag da, Spike, Dru, Helen, Lee, Mark die ganze Nacht, es ist super!"
Willow war ihren Rucksack am Packen, als es klingelte. "Wer da?", schrie sie.
"Ich bin's!"
"Michael!" Sie sprintete zur Tür und riß sie auf. "Mylord, es tut mir leid, aber ich bin noch nicht ganz fertig. Kann ich Ihnen in der Zwischenzeit ne Konserve anbieten?"
Der Magier blieb vor der Tür stehen und hob eine Augenbraue. "Das ist NICHT witzig, Caitlin!"
"Wieso? Was hat Caitlin gemacht?"
"Würden Sie mich bitte einladen oder sollen wir hier draußen erfrieren?", grinste er.
"Oh, das tut mir so leid. Kommen Sie bitte herein. Ich lade Sie direkt mal für alle Häuser ein, in denen ich lebe oder leben werde."
"Sehr freundlich, danke."
"Möchten Sie Blut? Oder Kaffee, Tee?"
"Danke, aber ich hatte erst im Auto welches."
"Einen Kaffee bitte."
"LIAM!", schrie Willow durch das ganze Haus. "Ich muß nur noch ein paar Sachen einpacken."
"Denken Sie daran, Miss Rosenberg, wir fahren nicht zum Überlebenstraining!"
"Ich versuch es."
Angel kam die Treppe heruntergestolpert, "ja?" Als er seinen Landsmann sah, wollte er direkt kehrt machen.
"Ähm... Angelus?"
Der Vampir mit der Seele drehte sich müde um. "Was ist, Michael?", fragte er unterkühlt.
"Ich...", der ältere Vampir fuhr sich nervös durch die rotblonden Locken, die er in der Freizeit nicht glättete, "können wir nachher reden? Ich hab keine Lust, das weitere 200 Jahre mit mir rumzutragen, verstehst Du? Bitte!", zischte er.
"Wenn Cat uns mit ihrem Minibus fährt, könntet Ihr Euch Zeit lassen...", schlug Willow vor.
"Danke. Also, warum hast Du mich gerufen?"
"Kannst Du Alessandro eine Tasse Kaffee geben?"
Angel nickte. "Kommt mit, die Küche ist da." Als Willow außer Sicht- und Hörweite war, fragte der dunkelhaarige Vampir, "darf ich mitkommen?"
"Sei ruhig und sitz still während des Rituals, dann bekommst Du keinen Ärger."
Im Wald vor Sunnydale parkten die zwei Wagen, ihre Insassen leuchteten sich mit Taschenlampen den Weg durch das Unterholz. Auf einer kleinen Lichtung hielten sie an und bereiteten sich auf die Aufnahme vor. "Hier ist eine Decke. Setzt Euch darauf", befahl Michael den "Zuschauern". "Willow, Caitlin, Alessandro, Ihr müßt mir bei den Vorbereitungen helfen."
"Was soll ich machen?"
"Alessandro und Willow, stellt die Kerzen in einem großen Kreis auf, immer eine schwarze und eine weiße. Dann zündet sie an und paßt auf, daß Ihr IN dem Kreis seid, wenn Ihr das tut. Caitlin, hilfst Du mir bitte mit den Räucherungen? Die müssen wir zuerst machen."
Die Irin wuchtete aus dem Rucksack ihre 20 Kerzen, drückte sie Willow in die Hand. "Klar, was brauchen wir jetzt noch mal? Ah ja, den Kompaß." Sie legte in die Mitte des Kreises einen Stein, auf dem die Himmelsrichtungen eingraviert waren. "Räucherungen, Räucherungen..." Michael legte einen Kasten mit verschiedenen Räuchermitteln zwischen sie und Caitlin setzte, nach der Beschreibung in ihrem Book of Shadows, die Mischungen zusammen.
Nach ein paar Minuten hatten sie zu jeder Himmelsrichtung die entsprechende Räucherung abgezündet, die Kerzen brannten und Michael zog den Kreis von innen mit Salz nach. Dann kam wurden noch Opferungen plaziert und das Ritual konnte beginnen.
Zunächst damit, daß Michael vor Willow und Caitlin, die nebeneinander saßen, Schriftrollen öffnete. Von einer anderen las er den lateinischen Text vor.
Es dauerte ein paar Minuten, bis der lange Vertrag bis zum Ende verkündet war. Michael legte eine weitere Abschrift daneben. Mit einer Feder unterschrieben sie die vier Exemplare. Zuerst setzte Willow ihre Unterschrift darunter, dann Caitlin und zuletzt Michael. Danach nahm der Prätorianer Willows linkes Handgelenk in seine rechte Hand und biß es vorsichtig auf. Die Blutstropfen ließ er auf ihre Unterschriften fallen. Caitlin und er selbst besiegelten den Vertrag genauso mit ihrem Blut. "Herzlichen Glückwunsch, Willow Rosenberg. Sie sind nun offiziell ein Mitglied der Union und Caitlins Lehrling. Caitlin, ich freue mich für Dich." Sie schüttelten die Hände und die Zuschauer applaudierten.
"Vielen Dank, Mylord."
"Danke, Michael."
"Was kommt jetzt?"
"Der Teil, für den wir das hier alles aufgebaut haben. Wir werden die Powers That Be anrufen! Sie erhören nicht gerade jeden, aber sie schätzen die Union, deshalb tun sie es für uns." Er zog das schwarze Seidentuch weg, das zwei kleine Spiegel vor ihnen bedeckte. "Es sind magische Spiegel, deshalb haben Vampire eine Reflektion in ihnen", erklärte er und setzte eine weitere Räucherschale zwischen Caitlin und Willow. "Du hast die Opfergaben?"
"Klar." Die Vampirin gab ihrem Lehrling ein goldenes Amulett. "Du weißt noch, was Du machen mußt?"
"Ich denke schon." Gemeinsam zündeten sie das Räucherwerk an und konzentrierten sich auf ihre Spiegelbilder. "In dieser Nacht des Neumondes rufen wir unsere Schöpfer an. Wir bitten um nichts mehr als Eure Mildtätigkeit", rezitierte Caitlin.
Plötzlich sahen sie nur noch Schwärze, dann erhellte sich der Raum plötzlich. Willow sah sich ängstlich um, keine Decke und keine Wände waren zu sehen, nur weißes Licht. Und Caitlin. "Komm, wir müssen weitergehen."
"Sind wir jetzt bei den Powers That Be?"
"In gewisser Weise."
Sie liefen langsam ein paar Sekunden, bis eine körperlose Stimme, weder männlich noch weiblich, erklang: "Weshalb bist Du zu uns gekommen, Hüterin Caitlin?"
"Ich habe Euch angerufen, um für meinen Lehrling Willow um Euren Schutz und Eure Gnade zu bitten. Wir haben Euch die traditionellen Opfer mitgebracht. Bitte erweist uns die Ehre und nehmt sie an." Sie gab Willow ein Zeichen und die Frauen hielten gemeinsam ihre Geschenke vor sich hin.
"Eure Opfer sind sehr schön." Sie flogen von ihren Händen in den "Himmel". "Wir gewähren Euch, Hüterin Caitlin, Lehrling Willow, unseren Schutz und unsere Gnade."
"Wir versichern Euch unserer Ergebenheit in Ewigkeit", schwor Caitlin. Im nächsten Augenblick saßen sie wieder vor den Spiegeln.
"Hat es geklappt?"
"Ja."
"Wie, das war's schon? Wo sind das große Blutvergießen und die Menschenopferungen geblieben?", scherzte Xander. "DAFÜR hab ich mich abgefroren?!"
Michael warf ihm einen tödlichen Blick zu. "Habe ich Ihnen erlaubt, zu sprechen, Mister Harris?"
"Nein, aber Sie haben es mir auch nicht verboten... äh... haben Sie doch. Sorry."
"Seien Sie froh, daß meine Kräfte nach dem Ritual geschwächt sind, sonst würde ich mit Ihnen den Bücher-Schwebe-Trick machen. Gegen einen Baum!"
"Ich hab doch gesagt, daß es mir leid tut!"
"Wie auch immer... Wir können jetzt zusammenpacken, es ist wirklich kalt heute Nacht."
"Das stimmt. Habt Ihr Lust, noch ins Bronze zu gehen, meinen Einstand feiern?"
"Wir müssen Morgen zur Schule, Willow. Das wird zu spät, glaube ich. Aber Ihr könntet Freitag ins Bronze kommen, wenn ich meinen Auftritt habe", schlug Oz vor.
"Das ist ne gute Idee! Warum holen wir uns nicht eine Pizza und feiern bei Euch noch? Vielleicht können wir ja bei Cat schlafen..."
"Das wäre super! Bitte, bitte, bitte, Cat!"
"Wenn Ihr mit der Couch leben könnt: Immer!"
"Danke!" Willow umarmte ihre Meisterin fröhlich. "Darf ich das überhaupt?"
"Ich erlaube es Dir ausnahmsweise", grinste die Vampirin zurück.
Der alte Hüter drückte seinen Korb Alessandro in die Hand. "Stell den bitte in unseren Wagen. Ich hole Dich in ein oder zwei Stunden bei Caitlin ab."
"Aye, aye, Mylord."
"Sie gehen nicht mit, Michael?"
"Angelus und ich kommen nach."
Cat warf den Männern einen zweifelnden Blick zu, schüttelte den Kopf und ging zu ihrem Auto. Sie hatte wichtigere Dinge im Kopf.
"Nach 200 Jahren!", lächelte Angel unsicher. Er hatte schon lange auf dieses Gespräch gehofft, aber jetzt wußte er nicht, was er sagen sollte.
Michael wechselte automatisch in ihre bevorzugte Muttersprache Gälisch. Wann immer es ging, sprach er diese Sprache. "Ja, hat lange gedauert, bis wir uns mal aussprechen, was? Angelus, ich weiß nicht, wie ich es sagen soll, ich bin nicht gut darin... Können wir ein Stück laufen?"
"Natürlich. Seit ich die Seele habe, hat sich meine Sichtweise radikalt verändert... Was ich damit sagen will, ist, daß ich inzwischen verstehen kann, was Du damals empfunden hast und weshalb Du uns überfallen hast."
"Wirklich? Das beruhigt mich sehr. Erinnerst Du Dich noch daran, wir haben früher unsere Streits über Caitlin immer bei einer Flasche Whiskey ausgetragen...?"
"Und ich habe Dich jedes mal unter den Tisch getrunken!"
"Die Zeiten ändern sich, Angelus."
"Die Zeiten schon, aber ich kann Dich immer noch besiegen!"
"Oh, sei Dir da mal nicht so sicher."
"Wieso, hast Du etwa welchen mitgebracht?"
"Nein, aber wir könnten in Willys Bar gehen..."
"Cat wird mich pfählen, wenn ich besoffen nach Hause komme!"
"Die Zeiten ändern sich KEIN BIßCHEN!", lachte Michael. "Hast Du Angst, daß sie mit dem Küchenholz hinter der Tür steht?", piepste er.
"Hey!", boxte Angel ihm spielerisch in die Schulter.
"Jetzt mal ernst, mein Sohn: Es tut mir leid, daß ich Dich umbringen wollte, obwohl Du gar nicht wußtest, weshalb Dein Freund sich bei Dir versteckte. Ich habe überreagiert."
"Und mir tut es leid, daß ich Dich dafür verurteilt habe. Ich würde genau das gleiche tun."
"Heißt das, wir sind wieder Freunde?"
"Wäre mir sehr recht."
"Mir auch. Hast Du nicht doch Lust, einen trinken zu gehen?"
"Du erklärst es meiner Frau und ich gewähre Dir eine Revanche!"
Dingoes Ate My Baby schallte am nächsten Freitag Abend durch das Bronze. In einer Ecke feierten Buffy, Xander, Cordelia, Angel, Drusilla, Caitlin, Danny, Helen, Lee, Mark, Spike, Pete, Marguerite und Lisa Willows Einstand und die Einweihung des neuen Hauses. Und suchten sich ein zweibeiniges Essen aus, aber das sagten sie der Scooby Gang lieber nicht.
"Ja, wir haben heute die letzten Sachen rübergebracht! Es ist einfach ein Traumhaus, ich liebe es schon jetzt!", erzählte Willow begeistert. "Seht mal, was heute gekommen ist", sie stand auf und öffnete ihren schwarzen Ledermantel ein Stück. Darunter lugte ein Schwert hervor.
"Cool!"
"Und das ist noch nicht alles!" Als sie ihre Ärmel hochschob, konnten ihre Freunde zwei kunstvoll verzierte, silberne Armspangen bewundern. "Die sind für den Kampf, um Schläge abzuwehren! So wie in "Hercules"!"
"Warum kriegen Jägerinnen nie so tolle Sachen?!", beschwerte sich Buffy. "Wollen wir tanzen, Spike?"
"Darauf kannst Du wetten!" Der Vampir zog Buffy sofort zur Tanzfläche.
"Dru will auch tanzen!"
"Du hast meine Gedanken gelesen!" Xander nahm, ganz Gentleman, ihre Hand und führte seinen neuen Schwarm aufs Parkett.
Willow beobachtete glücklich, wie nacheinander auch Helen und Lee, Caitlin und Angel, Cordelia und Danny, Lisa und Mark, Pete und Marguerite auf die Tanzfläche verschwanden. Sie war dankbar dafür, daß sie einmal ein paar Sekunden für sich alleine hatte. Sie wußte, daß ihr neues Leben nicht immer leicht werden würde, aber sie wußte auch, daß sie sich auf ihre Freunde, neue wie alte, verlassen konnte. Die Frage war nur: Würde das reichen?
Titel: Neue Freunde, neue Feinde
Freigabe: PG-13 für Flüche.
Teil: 3/3
Spoilers: Angelus-Plot
Inhalt: Caitlin, Meistervampirin, Hexe und alte Freundin von Angelus stellt das Leben von Angel und der Scooby Gang auf den Kopf. B/S + A/f
Disclaimer: Die Charaktere von Buffy: The Vampire Slayer gehören Joss Whedon, mir gehören nur diese FanFiction und meine Charaktere Caitlin, Danny, Michael, Helen und die anderen, die kleine Auftritte hatten, sowie die Union.
Kommentar: Diese Geschichte spielt irgendwann, nachdem Willow Oz kennengelernt hat und Angel noch in der Stadt ist. Wann genau, bleibt der Phantasie des Lesers überlassen...
Kommentar 2: Ich will eine Fortsetzung schreiben, ein Crossover mit Pretender, aber wann, das hängt von Eurem Feedback ab...
Neue Freunde, neue Feinde 3
Von Artemis
Teil 5
Als Buffy aufwachte, spürte sie als erstes Spikes Arme um sich. Sie gab ihm einen Kuß und holte sich dann das Frühstück an der Tür. Dabei ließ sie ihn nicht aus den Augen. Wenn er schlief, wirkte er so friedlich und gar nicht wie der blutrünstige Vampir, der er war. Sie hatten abgemacht, daß sie in Gefangenschaft zusammen sein wollten, ohne sich Gedanken um "später" zu machen. Darüber konnten sie sich immer noch den Kopf zerbrechen, wenn es soweit war.
Buffy hoffte still, obwohl sie dafür Gewissensbisse hatte, daß Angela und Caitlin wieder ein Paar waren, damit sie bei Spike bleiben konnte. Falls sie die Geiselhaft überlebten. Und falls er in Freiheit überhaupt noch etwas mit ihr zu tun haben wollte. Wenn Drusilla noch da war, war sich die Jägerin sicher, würde sie keine Chance haben.
"Zu viele depressive Gedanken", schmatzte sie mit einem Muffin im Mund und stupste Spike an. "Hallo, Spike, schläfst Du noch? Es ist Blut für Dich gekommen."
"Buffy?", murmelte er verschlafen.
"Ja, Buffy! Hast Du Lust auf einen Blut-Kakao? Ich mach mir gleich einen Kakao, da kann ich Dir einen Becher mitmachen." Er grollte zustimmend. "Wie heißt das Zauberwörtchen?"
"Jägerin töten?"
Sie knuffte ihn lachend. "Wenn ich Dir mal Arsen reinschütte, mußt Du Dich nicht beschweren!"
"Arsen ist ungefährlich für mich."
"Glaub mir, Giles wird sich schon was einfallen lassen..." Sie ging zur Tür, wo sie inzwischen eine kleine Küchenausstattung gesammelt hatten und machte die Getränke. "Was wurde ich jetzt für einen RICHTIGEN Kakao von Mum tun!", seufzte sie. "Ich vermisse sie so sehr."
Spike setzte sich neben sie auf den Boden, lachte. "Ich nicht, die Frau schwingt die Axt verdammt mörderisch!"
"Ich werde das nie vergessen! Das war genial!"
"Sie hat mir meinen Plan ruiniert! Es hätte perfekt sein können!"
Buffy grinste und tätschelte seine Wange, "armes, armes Baby!"
Mit vier Kombis raste die 20köpfige Gruppe nach Sonnenuntergang die Landstraßen vor Sunnydale ab, auf dem Weg zum Versteck von Buffy und Spike. Sie rasten, um zu wissen, wie lange sie für den Rückweg brauchen würden. Dank Luftaufnahmen kannten sie jedes Gebäude im Umkreis von einer viertel Meile auswendig. Und eine viertel Meile vor den Baracken ließen sie die Wagen auf einer verlassenen Farm stehen. Vier Frischlinge blieben als Fahrer zurück.
Mit gezielten Bewegungen stiegen sie aus den Wagen aus, holten wieder ihre Rucksäcke aus den Kofferräumen und joggten den Feldweg entlang.
Bald konnten sie schon die Umrisse der Farm erkennen. Die letzten Hundert Yard robbten sie durch das hohe Gras der Wiese, bis sie Einzelheiten erkennen konnten.
Es waren drei Gebäude, ein kleines Farmhaus und zwei Ställe. Davor waren zwei Jeeps zu sehen und zwei 3-Mann-Teams patrouillierten um das Gelände. "Ich glaube, es sind Menschen. Ich kann keinen einzigen Vampir spüren", flüsterte Angel.
"Ja, ich glaube, hier sind nur Menschen. Wäre ja logisch, weil Buffy Vampire fühlen kann. Und Melody rechnet bestimmt damit, daß sie keinen Menschen angreift."
"Je näher wir rankommen, ohne uns erwischen zu lassen, desto größer sind unsere Überlebenschancen."
"Ja! Die vier Teams teilen sich jetzt auf, wie wir besprochen hatten und gehen in Position."
Zur vereinbarten Zeit waren alle Teams in Position.
"Nord" waren Lee, Helen, Willow und ein Frischling. "Seid Ihr bereit?", fragte Lee, der das Kommando über das Quartett hatte.
"Bereit", antworteten die zwei anderen Vampire und Willow gleichzeitig. Die Wicca vertraute Lee vollkommen. Natürlich, er war ein Vampir, aber in San Francisco hatte er auch alle Hoffnungen erfüllt.
"West" unterstand Danny, er teilte das Team mit dem erfahrenen Vampir Mark und zwei Frischlingen. Er hatte genug Erfahrung mit ihnen, um sie zu kontrollieren.
"Ost" kommandierte Drusilla. Obwohl sie nicht zurechnungsfähig war, hatte Cat ihr mit Xander zwei Frischlinge anvertraut.
"Süd" war mit Caitlin, Angel, Oz und einem Frischling das stärkste Team, zudem hatte Caitlin das Oberkommando über die Mission. Wenn alle Stricke rissen, sollten sich die Überlebenden ihm anschließen.
"Fühlt Ihr Euch genauso schlecht wie ich?"
"Ich hab mich schon besser gefühlt", gestand Oz.
"Wir werden es schaffen, Liam! Du mußt nur dran glauben."
"Ich könnte mir nie verzeihen, wenn Buffy etwas zustößt..."
"Und deshalb holen wir sie jetzt da raus! Die kann doch nicht erwarten, daß wir ihre Arbeit machen!", munterte Cat ihn auf.
"Danke."
"West?"
"Bereit."
"Ost?"
"Bereit."
"Nord?"
"Bereit."
"Süd ist auch bereit! Wir werden jetzt näher heranrobben und wenn das erste Team entdeckt wird, greifen wir an, ansonsten versuchen wir, das Gebäude zu erreichen. Die Gebäude werden nach Plan gesichert. Los!"
Die vier Teams robbten sich vorsichtig an die Gebäude ran. Hinter einer Patrouille sprang Team West aus dem Gebüsch und brach den drei Menschen das Genick. Dann schlichen Sie zum Eingang des Hauses und hinein. Mit Handzeichen deutete Danny den Frischlingen, die erste Etage zu sichern. Er und Mark nahmen sich das Erdgeschoß vor. Zimmer nach Zimmer durchsuchten sie.
Willow lenkte die zweite Patrouille ab, während die drei anderen sich an sie heran schlich. Ein paar Sekunden später war auch die Geschichte. Pistolen im Anschlag, huschten die drei zu einem Stall.
Ost mußte den anderen Stall unter Kontrolle bringen. Er war kleiner, aber das mußte nicht heißen, daß er ungefährlicher war.
Süd hatte derweil die gefährlichste Aufgabe. Sie mußten das ganze Gelände verminen.
Willow schlug das Herz bis zum Hals, als sie hinter Helen durch die angelehnte Stalltür schlüpfte. Sie war keine Kämpferin, sie war eine Hexe und ein Computerfreak, beschwerte sie sich in Gedanken. Es war Wahnsinn, sie in einen Kampfeinsatz zu schicken.
"Dahin", flüsterte Lee fast lautlos.
Willow hatte kein Vampir-Gehör. Sie überhörte das Kommando. Als er sie am Arm hinter sich herzog, wollte sie vor Schreck schreien.
Der Vampir ahnte die Reaktion des Menschenmädchens voraus und preßte seine rechte Hand vor ihren Mund. "Psst", flüsterte er ihr zu. Sie wehrte sich. "Willow! Ich bin es, Lee! Wir müssen da rein!"
Sie atmete erleichtert durch. Als der Untote seine Hand wegnahm, nickte sie ihm mit einem stillen Dank zu und ging mit. Sie mochte den scheuen Vampir, obwohl er immer betonte, wie gerne er sie essen würde. Sie hatte sich vorgenommen, Lee besser kennenzulernen, um ihn, wenn sie ihn für gut genug befand, mit Helen zu verkuppeln.
Sie stürmten den Raum, in dem zwei Männer vor einem Fernseher, einem Mikrofon und einem Computer saßen, Zeitung lasen. "Keine Bewegung!", schrie Lee sie an. "Hände hoch!" Die Männer folgten den Anweisungen. "Helen, Willow, fesselt sie." Er selbst überprüfte den kleinen schwarz-weiß Fernseher. Darauf sah er eine große Halle, in der sich Spike und die Jägerin befanden. Er sah sich die Schaltfläche ein paar Sekunden lang an, dann hatte er den richtigen Knopf gefunden. "Spike, Jägerin, ich hoffe, Sie hatten einen angenehmen Aufenthalt. Bereiten Sie sich jetzt darauf vor, Ihr Hotel zu verlassen und in die rauhe Wirklichkeit zurückzukommen."
"Das war aber nicht Sprecher!", wunderte sich Buffy.
"Es war Lee! Er ist mein bester Kämpfer, Jägerin!"
"Super! Echt super! Jetzt hab ich die Geiselhaft überlebt und werde trotzdem umgebracht!"
"Für mich steht der Waffenstillstand noch."
"Für mich auch!"
"Wir werden zuerst Melody vernichten und dann kann ich Dich immer noch umbringen!"
"Das glaubst Du doch selber nicht, Spike!" Buffy trank ihren letzten Schluck Wasser und begann mit ihren Aufwärmübungen.
Willow lehnte sich vor den Fernseher, zoomte das Bild auf Buffy. "Wenigstens wurde sie nicht mißhandelt. Sie scheint unverletzt zu sein."
"Wenn Du vermeiden willst, daß es noch dazu kommt, solltest Du von dem Bildschirm wegkommen! Da erreichst Du nichts!"
"Du hast recht, Helen. Was machen wir?"
"Wir durchsuchen alles, bis wir sie finden. Angefangen mit den zwei Kerlchen hier." Sie ging auf die gefesselten Männer zu und ritzte einem die Halsschlagader an. "Wenn ich Dich verbinde, überlebst Du es vielleicht. Ich kann Dich aber auch meinem Frischling hier geben. Schau mal, wie gierig er schon kuckt!" Als der Mann nicht sofort antwortete, trat Helen ihm in den Bauch. "Antworte mir!"
"Du kannst mich mal!"
"Falsche Antwort!" Sie schoß ihm die Kniekehle weg. "Also?"
"Ich werde Dir kein Wort sagen, Du Nutte! Melody kämpft für die Vampire! Aber Du hilfst, eine JÄGERIN zu befreien!"
"Sorry, aber für philosophische Diskussionen habe ich heute keine Zeit! Essen ist fertig!" Sie schlug ihre Fangzähne in den Hals des Mannes.
"Helen, hör auf! Tot nützt er uns nichts!"
"Laß Sie!", hielt Lee Willow zurück. "Sie weiß, was sie macht."
"Das will ich hoffen! ICH möchte Cat nämlich nicht in Deiner Haut stecken, wenn Du Cat erklären mußt, weshalb Dein Team den Erfolg der Mission ruiniert hat, auf Deinen Befehl!"
Lee würgte sie grob, "halt den Mund, Rotkäppchen, oder ich saug Dich bis auf den letzten Tropfen aus!" Er stieß sie auf den Boden.
Willow hustete und stand langsam mit schmerzverzerrtem Gesicht auf. "Lee, warum hast Du das gemacht?", fragte sie überrascht.
Er hielt ihr die Hand hin. "Ich helfe Dir."
"Okay, aber wenn Du mich jetzt fallen läßt, pfähle ich Dich!" Er lachte nur und zog Willow hoch.
"Hast Du Dich verletzt?"
"Mir tut alles weh und ich hab mir alles aufgeschlagen..."
"Setz Dich und beiß die Zähne zusammen." Lee öffnete seinen Verbandskasten, holte daraus Pflaster, Tupfer und ein Desinfektionsmittel. Die junge Hexe sah ihn entgeistert an. "Das ist die beste Entschuldigung, die Du bekommst, also finde Dich damit ab", lächelte er.
"Mir tut es auch leid. Wie lange bleiben wir hier?"
"Bis Hel fertig ist."
Caitlin und der Frischling verminten das Hauptgebäude, als ein Gegner aus der Tür kam. Sie konnte den jungen Vampir gerade noch zurückziehen, bevor die Frau sie gesehen hätte. "Das war knapp", flüsterte sie zu sich selbst.
"Was soll ich machen?"
"Du bleibst schön hinter mir und wenn jemand kommt, springst Du zurück!"
"Ja, Herrin."
"Brav!" Sie lugte um die Ecke und zielte mit ihrer schallgedämpften Pistole auf den Rücken der Frau. Es war gefährlich, wenn Cat nicht richtig traf, konnte sie die anderen warnen. Aber es war die einzige Chance. Sie zielte und schoß.
"Hil...", konnte die Frau gerade noch rausbringen.
"Siehst Du, ein sauberer Schuß in den Kopf! So macht man das!"
Angel und Oz saßen in einer Ecke des kleinen Stalls und beobachteten die Wachen. "Wir müssen da und da Sprengstoff plazieren. Kannst Du sie lange genug ablenken, damit ich in die rechte Ecke komme?", fragte Angel.
"Klar", antwortete der Werwolf. Er schmiß ein Stück Holz lautstark in eine andere Ecke. Die Soldaten, die gerade Munitionskisten von einer Ecke in die andere transportierten, sahen gerade lange genug weg, damit Angel hinter ihren Rücken vorbeihuschen konnte.
"Laß uns nachsehen", befahl ein Bulle zwei anderen Männern.
Nord war inzwischen mit Wests Unterstützung die zwei Soldaten am "Verhören". Einen hatten sie schon zu Tode geprügelt, der andere stand kurz vor dem Verbluten.
"Es hat keinen Sinn, die sind zu gut ausgebildet!", entschied Lee letztendlich. "Dann müssen wir eben jeden einzelnen Raum stürmen. Wir fangen hier an, arbeiten uns systematisch durch. Gleich werden welche überprüfen, wer Kontakt zu den Gefangenen hatte. Helen, erschieß den Mann! Wir ziehen ab!"
Sie waren gerade aus dem Kontrollraum geschlüpft, als eine große Gruppe Soldaten in den ehemaligen Stall kam. Scooby Gang und Sunnydaler Vampire bekämpften sie mutig, aber sie waren überrascht worden. Und durch den Kampflärm wurden weitere Kämpfer herangelockt.
Buffy und Spike hörten die Kampfgeräusche und schritten unruhig ihr Gefängnis ab. Es machte sie beinahe wahnsinnig, hier zu sitzen, während draußen ihre Freunde ums Überleben kämpften.
Als plötzlich die Tür entriegelt und geöffnet wurde, erwarteten sie ihre Befreier. Statt dessen waren es sechs von Melodys Soldaten. Zwei richteten Armbrüste auf Spike, zwei Maschinengewehre auf Buffy, einer bewachte die Tür und der sechste sprach. "Sie werden verlegt. Wenn Sie keinen Widerstand leisten und all unseren Befehlen folgen, wird Ihnen nichts geschehen! Bewegung!"
Der Vampir und die Jägerin wechselten einen Blick und gingen zur Tür. "Wir kommen ja schon!", beschwerte sich Buffy.
Hinter der Tür kamen sie in einen metallischen, dunklen Raum. Eine Tür am anderen Ende des Zimmers wurde geöffnet und man brachte sie dadurch in einen Gang. Mit jedem Schritt kamen sie dem Kampflärm näher. Offenbar hatten das auch die Kämpfer gemerkt, denn sie drückten jetzt Buffy einen Gewehrlauf in den Rücken. "Eine falsche Bewegung und Sie sind tot!", grollte der Besitzer der Waffe.
"Wir müssen da runter!", schrie Helen. Mit Danny und Mark in einer Reihe feuerte sie Gewehrsalven in den Gang. Sie drehten um eine weitere Kurve.
Buffy und Spike hörten das Feuer immer näher kommen. Als eine weibliche Stimme durch den Gang hallte und darauf ein Schatten hinter der nächsten Biegung, rund 20 Meter entfernt, zu sehen war, griffen sie an.
Buffy drehte sich mit einer eleganten Bewegung um die eigene Achse, schlug ihrem Gegner das Gewehr aus der Hand, ihn bewußtlos und duckte sich unter den Schüssen der anderen. Dabei hatte sie sich einen Pflock und ein Schwert von dem Bewußtlosen greifen können. Dann schleuderte sie ihr rechtes Bein zur Brust des Türstehers.
Spike drehte sich ebenfalls um, schnappte seinem Gegner die Armbrust aus der Hand und warf sie gegen eine Wand, zerschmetterte sie. Er nahm sich die Pistole des Soldaten und schoß mit ihr auf den zweiten Armbrustschützen. Er verfehlte, der Mann schoß einen Pflock ab. Mit viel Glück konnte Spike rechtzeitig zur Seite springen.
"Habt Ihr das gehört?", fragte Lee, während er die Schläge von zwei Gegnern abwehrte. "Hört sich wie ein Kampf an! Vielleicht konnten sie fliehen!"
"Ja, aber wir stecken hier fest!", schrie Helen. Sie schlug einem Gegner den Pflock aus der Hand, fing ihn mit der anderen auf.
Einer der Frischlinge war gegen die Wand gedrängt worden, versuchte sich mit Schüssen aus seiner Pistole zu befreien. Als er gerade auf einen Gegner feuerte, schlug ihm ein anderer einen Pflock in das Herz.
Willow kam plötzlich auf eine Idee. "BUFFY!", schrie sie, so laut sie konnte. Vielleicht hörte ihre Freundin sie ja und antwortete. Dann konnten sie alle Teams herholen.
Buffy glaubte, ihre beste Freundin rufen gehört zu haben. Ungläubig antwortete sie, "WILLOW? Willow, bist Du hier?"
"JA! Wir sind hier! Halt durch!"
"Machen wir!"
"Wie geht es Spike?", fragte Lee.
"Er kämpft neben mir!"
"Das wurde auch langsam Zeit, Lee!"
"Es tut mir leid, aber wir mußten sie erst einmal finden!" Der Vampir nahm sein Funkgerät in die linke Hand, mit der rechten kämpfte er weiter. "Team Nord an Team Ost! Bewegt Eure Ärsche hierher, wir haben Spike und die Jägerin gefunden, sie sind entkommen! Brauchen Verstärkung, circa 20 Feinde! Team Süd, wie lange dauert das noch?"
"Ich bin eine Hexe, aber ich kann keine Bomben hexen!", kam Caitlins Stimme aus dem Funkgerät. "Vielleicht 10 Minuten, wir beeilen uns! Viel Glück!"
"Team Ost hier! Wir sind auf dem Weg!"
"Leute, BEWEGT EUCH! Ich habe noch ein Date mit dem Tod heute!"
"Soso, das ist also Dein bester Kämpfer!", versuchte Buffy, coolen Small Talk während des Kampfes zu machen. Sie hatten zwar weniger Gegner, aber dafür waren diese verdammt hartnäckig.
"Er IST gut!"
"Wenn er mir Willow lebend nach Hause bekommt, gebe ich ihm liebend gerne jede Ehrenmedaille, die es bei den Wächtern gibt!"
"Ich frage mich, wo Cat ist..."
"Wenn ich mich richtig erinnere, wollte sie doch eine Zwei-Wege-Strategie kämpfen. Ein paar Top-Leute greifen Melodys Versteck an und der Rest lenkt ihre Armee ab. Bestimmt leitet sie eines der anderen Teams!", beruhigte Buffy ihn. Sie konnte sich gut vorstellen, wie besorgt Spike sein mußte. Sie hatte Willow wenigstens gehört und wußte, daß es ihr gut ging.
Sie kämpften wie von Sinnen um jeden Zentimeter, um sich schlagend und schießend. Danny, unter Vampiren aufgewachsen und ein Kämpfer, der sich locker mit einem Meister messen konnte, hatte keine Probleme damit, daß Tempo der Untoten mitzuhalten. Willow hingegen war mit ihren Kräften am Ende. Sie waren höchstens eine Viertelstunde dran, aber das war schon jetzt der schwerste Kampf, den sie bisher gekämpft hatte. Wenn man die beste Freundin der Jägerin war und auf dem Höllenschlund lebte, bedeutete das eine Menge.
Immerhin waren sie so nah an Buffy gekommen, daß sie diese und Spike am anderen Ende des Ganges kämpfen sehen konnten.
"Hey, mach Dich nicht verrückt, Rotkäppchen, ich hab schon schlimmeres überlebt", ermunterte Mark sie zum Weiterkämpfen, während er neben ihr einem Menschen den Kohlkopf zertrat. "Es ist eine Verschwendung! Soviel köstliches Blut und wir haben keine Zeit, es zu trinken!"
"Nah, auf dem Friedhof wirst Du noch genug Gelegenheit haben, Dich vollgepfropft zu schlemmen. Sag mal, warum hebt Ihr Euch nicht ein paar von denen auf? Dann müßt ihr Buffy vorerst nicht in die Quere kommen."
"Gute Idee, Kleine! Aber was ist aus Deiner Moral geworden?"
"Mark, ich hab Dir schon tausendmal gesagt, daß ich nicht Deine "Kleine" bin!"
"Wie Du meinst, Süße!"
"OH!", sie stupste mit der Faust spielerisch dem Vampir unters Kinn. Er gehörte mit Lee zu Helens Mitbewohnern und sie war ein paar Mal mit ihm und der Clique ausgegangen. Obwohl sie mit seiner draufgängerischen Art nicht so viel anfangen konnte als mit Lees Zurückhaltung, mochte sie Mark.
"Sieh mal, hinter Dir!"
Willow drehte sich auf dem Absatz um und schlug einem Menschen ins Gesicht, der sie gerade angreifen wollte. "Danke!"
Xander rannte mit Drusilla und zwei nervtötenden Frischlingen rannte er aus dem Stall. Seit Drusilla ihm mitgeteilt hatte, daß Buffy gefunden war, konnte er es nicht mehr abwarten, sie zu sehen. Er war erleichtert, als er endlich die kühle Abendluft spürte. Er wollte gerade die Kurve zu dem anderen Stall nehmen, als Dru ihn am Kragen zurückzog. Ein Schreien konnte er sich gerade noch verkneifen. "Dru, was ist?"
"Alexander, ich höre Schritte. Und ich rieche Menschen ganz in der Nähe. Sie lauern uns auf."
"Aber wir müssen da rein!" Er setzte sein Nachtsichtgerät auf, scannte die 50 Meter bis zum Eingang des anderen Gebäudes ab. Tatsächlich. "Es sind fünf, richtig?"
Sie nickte und nahm ihr Funkgerät in die Hand. "Ost an Süd, seid vorsichtig! Fünf Feinde haben sich hinter dem Haupthaus versteckt und lauern uns auf. Nord, West, wir stecken fest!"
"Wir helfen Euch", kam Caitlins Stimme aus dem Gerät. Wir werden aus West kommen und dann nehmen wir sie in die Zange. Holt Euch die Reservemagazine raus, das wird eine blutige Angelegenheit! Ihr laßt die Hölle los, ist das klar?"
"Wir erwarten Dein Signal."
"Äh, Dru, ich will Dich nicht beunruhigen, aber ich hab nicht so viel Erfahrung mit Schießen. Ich erinnere mich zwar noch an alles von Halloween, als ich zu einem Soldat wurde, aber so perfekt für einen Heckenschützenkampf sind meine Schießkünste nicht", gab Xander kleinlaut zu.
"Wenn wir die Jägerin retten wollen, haben wir keine andere Wahl. Wir müssen da rein kommen, egal wie."
"Hier Süd, Danny, beeil Dich endlich mal! Mir wäre am liebsten, wenn ihr mit Spike und der Jägerin auf uns aufschließen könntet."
"Sorry, Cat, aber keine Chance! Falls Du es noch nicht mitbekommen hast, uns hängen ein paar Dutzend von Melodys Top-Soldaten am Hals!"
"Beeilt Euch! Ich kann Deinen Arsch heute nicht retten, wir laufen in einen Hinterhalt!"
"Sei vorsichtig, Kleiner!"
"Ja, Mum!", lachte Danny.
"Arschloch! Angel, wie sieht es aus?"
"Zehn Feinde circa 12 Meter entfernt, ein paar näher an Dru. Ich habe die Wagen gerufen."
"Das ist Selbstmord! Wir werden einen anderen Weg finden, wir könnten uns doch wieder anschleichen!", schlug der Werwolf vor.
"Dafür sind es zu viele, Oz. Die alle können wir nicht mal halbwegs geräuschlos erschießen. Diesmal MÜSSEN wir mit offenen Karten spielen. Oder ziehst Du den Rückzug vor?"
"Nein, natürlich nicht."
"Gut. Dru, wenn gleich eine Granate explodiert, daß ist das Signal."
"Von einer Handgranate hatten wir aber nicht gesprochen!", wollte Angel sie noch zurückhalten.
Aber da hatte Caitlin schon eine aus ihrer Manteltasche geholt und den Zünder entfernt. "Jepp!" Sie warf das Geschoß soweit sie konnte. "Gute Reise, Baby!"
Als die Handgranate wenige Meter vor den Soldaten landete, schrie der Kommandant sofort, "Rückzug, schnell, die geht gleich hoch!" Zu spät. Schon explodierte die Granate.
Schreie des Entsetzens und Schmerzes erklangen nur wenige Meter vor ihr. Aber Caitlin zeigte keinen Hauch von Mitleid oder Reue. Sie schulterte ihr Maschinengewehr und eröffnete das Feuer auf alles, was sich bewegte.
Mit der Explosion drückte Xander auf den Abzug seiner Waffe. Er zielte nicht auf einzelne Personen, nur auf die Menschenmasse, die von allen Seiten auf sie einstürmte. Natürlich wurde ihr Feuer erwidert und er mußte sich hinter einem Mauerwinkel verstecken. In dem Lärm hörte er nicht einmal seine eigenen Schmerzensschreie, als er getroffen wurde und schoß einfach weiter.
Caitlin hatte recht gehabt, als sie davon sprach, die Hölle loszulassen. Das war ein Gemetzel. Er wußte nur noch nicht, ob er Opfer oder Täter war. Im Grunde war ihm das auch herzlich egal. Er wollte nur Buffy und Willow in Sicherheit wissen. Mit seinem eigenen Leben hatte er schon lange abgeschlossen. Daß es nur Willow und Buffy gut ging. Den beiden wichtigsten Personen in seinem Leben, wie er plötzlich realisierte. Und Drusilla.
Zum ersten Mal in seinem Leben, schoß es ihm in den Kopf, wußte er wirklich, was Krieg war. Denn das hier, das war nur noch Krieg. Keine Vampire, die sich so schön das Gewissen beruhigend in Staub auflösten, bei denen er sich einreden konnte, daß es nur seelenlose Hüllen waren, die er tötete. Diesmal war es ernst. Es ging um Menschen.
Nur ein paar Meter von ihm entfernt, hatte Oz ähnliche Gedanken. Obwohl er sich, im Gegensatz zu Xander, in Caitlins und Angels Gegenwart sicher fühlte, war er entsetzt über seine eigene Brutalität. Wie schnell hatten sich seine Grundsätze geändert, seit es um das Leben seiner Freunde ging.
"Oz!", schrie Caitlin ihn an. "OZ!"
Oz erwachte aus seinen Gedanken und sah in Cats Vampirfratze, zwei ihn sorgenvoll ansehende gelbe Augen. "Sorry, was hast Du gesagt?"
"Wir müssen näher ran, es kommen immer mehr! Zeit für Nahkampf!"
"Okay!", er schulterte sein Gewehr und folgte Caitlin.
Mit einem ausdruckslosen Gesicht warf sich Cat in den Kampf. Ihre Kampfsporterfahrung zahlte sich dabei aus. Abwechselnd trat, schlug und sprang sie. Sie war in ihrem Element.
Helen hörte die Geräusche von draußen und zupfte Willow an der Jacke. "Hörst Du das auch? Die Kavallerie ist im Anmarsch!"
"Ja, Du hast recht, jetzt wo Du es sagt, höre ich es auch... Hoffentlich hält Buffy so lange durch!"
Die Vampirin schüttelte heftig ihren Kopf, "nein, nein, so wird es nicht gehen. Cat und Dru sind mit Absicht in eine Falle gelaufen, um die Mehrzahl der Soldaten abzulenken. Aber sie werden uns nicht unterstützen können. Sie müssen da draußen eine Armee in Schach halten!"
"Oh Mann! Dieser Tag ist eine Katastrophe!", stöhnte Willow.
"Verschnauf noch ein paar Sekunden." Helen rannte wieder an die Front. Sie hatten es inzwischen geschafft, ein Stückchen am Ausgang unter Kontrolle zu bringen.
"Das wird ein Desaster", keuchte Willow. Sie waren nur noch zu sechst und soweit sie wußte, hatten Cat und Dru auch starke Verluste hinnehmen müssen. Zu acht, korrigierte sie sich, mit Buffy und Spike. Aber sie wußte nicht einmal, ob die beiden noch lebten. "Du solltest es herausfinden, Willow!" Mit entschlossenen Schritten mischte sie sich wieder unter das Getümmel.
"DAS WIRD LÄSTIG!", knurrte Buffy. "Ich habe genug von Euch! Haut ab!", schrie sie die Soldaten an. Sie waren immer noch gegen vier besonders hartnäckige am Kämpfen. Als einer Spike auf den Boden schlug, hatte sie genug. "Ich hab's auf die sanfte Tour versucht, aber wie Ihr wollt!" Sie ließ all den Ärger, die Wut und Frustration der letzten Woche in ihren Schlägen aus. Den ersten Kämpfer traf sie mit zwei Kicks in den Bauch, als er abgelenkt war, schlug sie ihn k.o.. Dummerweise war genau in dem Moment ein anderer hinter ihr und würgte sie.
Es lief nicht gut für sie. Drei brillante Kämpfer konnten nicht drei Dutzend sehr gute besiegen. Zu allem Überfluß sah Angel auch noch die ersten Ermüdungserscheinungen bei Xander und Oz. Die drei Frischlinge waren sogar schon gepfählt. Er nahm unauffällig eine Position neben Cat ein, wollte die anderen nicht beunruhigen, und fragte: "Hast Du schon mal an Rückzug gedacht?"
"Ich tue nichts anderes, Angelus! Aber wenn wir das machen, dann beschwören wir eine Katastrophe herauf. Wenn wir hier verlieren, können wir auf dem Friedhof nicht gewinnen. Und dann werden Sunnydale und der Höllenschlund unter Melodys Herrschaft geraten, sie wird Buffy töten, dadurch 90 Prozent der Vampire hinter sich bekommen... Weißt Du, was das bedeutet?"
"Das Ende der Guten?"
"Sie wird die ganze Welt terrorisieren! Melody ist ne andere Klasse als der Meister, Spike, Dru oder als Du es warst. Sie will uneingeschränkte Macht! Sie wird die USA mit dem Höllenschlund erpressen, das Council of Watchers zuerst vernichten lassen, dann die Union und wenn niemand mehr da ist, der ihr entgegentreten kann..."
"Ich wünschte, wir hätten mehr Zeit gehabt..."
"Nur Schwächlinge sind in das Verlieren verliebt, Sieger lieben das Gewinnen!", zitierte eine tiefe Männerstimme mit schwerem irischen Akzent hinter ihnen.
Ein typischer McKee-Auftritt. Drei blasse Kreaturen beobachteten sie aufmerksam. Der Mann in der Mitte, etwa 25, rotblond, graue Augen, Typ attraktiver Yuppie, trug einen dunkelblauen Anzug, die schwarzhaarige Gothic mit Zopf rechts von ihm, höchstens 16, blauäugig, einen schwarzen Lederminirock, kniehohe Stiefel, rotes Ledertop und Ledermantel, die zweite Frau, braune Haare, locker zum Pferdeschwanz gebunden, Ende 20, war in Blue Jeans und Cowboystiefel gepackt.
Caitlin erkannte sofort ihre eigenen Worte und die Stimme. Sie drehte sich um und war mit wenigen Schritten in den Armen des Mannes. "Pete! Pete, Baby!" Für ein paar Momente genoß sie nur die Umarmung ihres Childes.
"Hey, sagst Du uns nichts, Sire?"
"Lisa! Marguerite! Ich hab Euch alle so vermißt! "Lisa, laß die Finger von meinem Mann!", warnte sie ihre jüngste Vampir-Tochter lachend. "Wie habt Ihr uns gefunden?"
"Michael hat uns gestern angerufen, da haben wir sofort einen Flieger genommen! In Sunnydale hatten wir dann ein Treffen mit Blondchens Wächter."
"Lisa, Ihr habt Giles doch hoffentlich nichts getan? Buffy würde Euch dafür pfählen!"
"Unsinn, Angelus! Wir haben uns ganz freundlich mit ihm unterhalten! Wo ist jetzt der Mega-Kampf des Jahrtausends?"
"Ich liebe Euch, meine Childes!", jubelte Caitlin.
Caitlin hatte nie für möglich gehalten, wieviel drei Kämpfer mehr oder weniger ausmachten. Mit ihren Childes, Angeles und Drusilla war sie ein eingespieltes Team. Sie standen abwechselnd in einem Sechszack in der Mitte des Hofes und verteidigten sich nur, griffen dann wieder in einer Front an oder mischten sich einzeln unter ihre Gegner.
Sie wußten nicht, wie lange es gedauert hatte, aber irgendwann waren ihre Gegner besiegt und sie rannten mit Oz und Xander in den Stall.
Als Danny seine Adoptivmutter sah, hellte sich sein blut- und schweißverschmiertes Gesicht auf. "Cat, ich bin so froh, daß Du noch lebst! Als wir den Kontakt verloren hatten, dachten wir, Ihr seid tot! PETE! Marguerite, Lisa!" Er umarmte den Vampir, drückte dann kurz seine Schwestern.
"Ich bin auch froh, Dich zu sehen, Junior!"
"Wir hatten keine Zeit, zu antworten."
"Wir können Eure Hilfe hier wirklich gebrauchen, es ist eine Katastrophe! Kommt mit, Leute, wir haben Verstärkung bekommen!"
"Super, das wird ein Festtag", rieb sich Pete genußvoll die Hände. Während Oz und Xander ihn fassungslos anstarrten, lachten die Vampire um sie herum zustimmend. "Was, Mensch? Es ist ein Fest, für einen Krieger-Vampir."
"Über Geschmack läßt sich nicht streiten..."
"Genau!" Caitlin mischte sich als erste unter den Kampf. Anderthalb Meter vor einem nichtsahnenden Gegner, katapultierte sie sich ein Stück in die Luft, ließ ihr rechtes Bein hochschnellen und schraubte ihren Fuß in seinen Kehlkopf. Dann schwang sie ihre Arme wie Flügel zur Seite, um das Gleichgewicht wiederzufinden und landete vor seinen Füßen.
"Wow, wo hast Du das gelernt?", fragte Xander beeindruckt.
"Das gehört zur Unions-Ausbildung. Wir besitzen einen gefährlichen Schatz an Wissen, den müssen wir auch beschützen können."
"Cool! Kannst Du das auch mit dem Genick?"
"Willst Du es herausfinden?", fragte sie süßlich und griff hinter ihm einem von Melodys Soldaten die Pistole aus der Hand. "Ah, ah! Das würde ich an Deiner Stelle nicht machen!" Ein kräftiger Schlag vor den Kopf und der Mann war bewußtlos. "Das ist wirklich langweilig einfach!"
"Und warum sind wir dann noch nicht bei Buffy?", keuchte Willow.
"Weil noch zu viele Feinde zwischen uns und Buffy stehen. Aber in zehn Minuten sind wir durch. Genau genommen möchte ich in zehn Minuten im Auto sitzen!"
"Wenn Du meinst..." Willow war viel zu erschöpft, um sich mit Caitlin zu streiten.
Als plötzlich Buffy und Spike auf das Kampffeld zugerannt kamen, sie hatten ihre Wachen endlich ausgeschaltet, ging alles ganz schnell. Zu 15 Leuten hatten sie ihre verbliebenen Gegner im Null Komma Nix vernichtet.
Willow rappelte sich vom Boden auf, während Caitlin die Wagen rief und rannte auf Buffy zu. "Oh Buffy, ich bin so froh, Dich zu sehen! Ich kann gar nichts sagen!"
"Willow!" Buffy drückte ihre beste Freundin ganz fest, dann löste sie sich aber aus der Umarmung und sah der Rothaarigen ernst ins Gesicht. "Was Du gemacht hast, war sehr gefährlich! Du hättest nicht mitkommen dürfen!"
"Ich wollte Dich aber direkt sehen! Außerdem haben mir die Jungs ein paar Sachen beigebracht. Kleine wehrlose Willow-Zeit ist vorbei!", strahlte sie. "Sag schon, wie geht es Dir, haben sie Dich mißhandelt?"
"Nein, sie haben uns nichts getan. Das schlimmste war, daß wir in einem einzigen Raum eingesperrt waren. Ich bin ausgeflippt! Aber Spike hat mich zum Glück immer beruhigt."
Während Cat noch ins Funkgerät fauchte, ging Angel mit einem kaum sichtbaren Lächeln zu Spike und gab seinem Childe einen Klaps auf den Rücken. "Wir müssen gleich noch einmal Kämpfen, Melody und ihre Armee auf dem Friedhof ausschalten. Bist Du dabei?"
"Klar! Gegen diese verdammte Hure würde ich noch im Sonnenlicht kämpfen!"
"Wir müssen es ja nicht übertreiben. Cat hat Blutkonserven im Auto, falls Du was brauchst..."
"Danke."
"Abmarsch zu den Wagen, Leute! Wir haben keine Zeit zu verlieren!", befahl Caitlin. "Entsichert wieder Eure Waffen und haltet die Augen offen, ich will keine böse Überraschung erleben!"
Wider jedes Tempolimit schnellte die kleine Kolonne durch Sunnydales Umgebung. Angel, Cat, Spike, Buffy teilten sich einen Wagen mit ihrem Fahrer. Betretene Stille herrschte die ersten Minuten, während jeder seine Verletzungen notdürftig versorgte.
"Ich muß mit Dir reden, Buffy."
"Kann das nicht warten, Angel?"
"Nein, ich weiß nicht, wie der Kampf ausgeht und ich möchte das geklärt haben."
"Okay, schieß los."
"Spike, was hast Du Buffy über mich erzählt?"
"Du meinst über Dich und Cat, hä?"
"Ja, über mich und Cat", wiederholte er gefährlich ruhig.
"Laß mich überlegen... Daß Ihr verheiratet seid, daß Ihr wahrscheinlich wieder ein Paar seid..."
"Okay, genug!"
"Stimmt das, Angel?"
"Soweit stimmt es."
"Ihr...?"
"Ja."
"Ganz bestimmt? Und Du sagst das nicht nur, um mich reinzulegen?"
"Nein, Buffy, es tut mir leid. Aber ich liebe Caitlin. Wir gehören einfach zusammen. Ich verstehe, daß Du nichts mehr mit mir zu tun haben möchtest. Deshalb werden wir zurück nach Irland ziehen."
"Das ist wirklich nicht nötig. Außer, Du willst nach Irland ziehen, wenn Du das gehört hast: Ich hab von Anfang an geahnt, daß ich Dich an Cat verlieren werde. Und na ja, Spike und ich haben acht Tage ganz alleine verbracht. Wir haben uns die ersten Tage nur gestritten, aber dann haben wir festgestellt, daß wir uns eigentlich ganz gut verstehen..."
"WAS?!"
"Ja, SIRE, Du denkst richtig", griente Spike.
"Das ist... ein Schock!"
"Ich weiß, Angel, es tut mir auch leid. Aber ich bin wirklich froh, daß sich jetzt alles so ergeben hat, ich meine, mit Dir und Caitlin und mir und Spike. Jetzt haben wir zwar andere Partner, aber wir können trotzdem Freunde bleiben, oder? Ich meine, wir haben uns immer gut verstanden, auch bevor wir zusammen waren. Oder? Angel, sah doch was!"
"Ihr werdet keine Freunde sein!"
"Halt die Klappe, Riesenbaby, Dich hat niemand gefragt!"
"Dich auch nicht, Cat!"
"Ich hab ja auch erst was gesagt, nachdem Du was gesagt hast!"
"Du hättest nichts sagen können!"
"Du hast angefangen!"
"RUHE!", riefen Angel und Buffy gleichzeitig.
Die beiden Streithähne verzogen schmollend das Gesicht und Caitlin fragte, "warum?"
"Ihr... Ihr benehmt Euch wie kleine Kinder!"
"Spike ist ja auch noch ein kleines Kind!"
"Cat! Cat, ich warne Dich! Ich bin KEIN kleines Kind!"
"Bist Du doch, Riesenbaby!"
Angel und Buffy wechselten einen Blick, dann hielten sie den Vampiren plötzlich mit den Händen die Münder zu.
Als sie vor dem Friedhof die Wagen verließen, war Caitlins Gesicht zu einer marmornen Maske geworden. Mit langen, festen Schritten ging sie durch das Friedhofstor zum provisorischen Kommandostand in einer Gruft.
"Guten Abend", grüßte sie emotionslos. "Status!"
"Alle Kämpfer sind in Position und bewaffnet, wir haben den Ostflügel unter Kontrolle, Melody kommandiert von einem Mausoleum auf der Westseite. Bisher sind nach unserem Wissen 180 Kämpfer, davon 50 bewaffnet, angekommen, darunter alle vier Generäle, sie befinden sich in dem Gebäude. Vermutlich hat sie in dieser Gruft bereits Waffen gelagert", berichtete Giles.
"Informiert die Truppen, daß wir in 20 Minuten angreifen", gab sie an Samantha und Carl weiter. "Ich übernehme ab sofort das Kommando. Haltet mich über jede noch so kleine Neuigkeit auf dem Laufenden, verstanden?" Alle nickten. "Buffy und Spike an den Konferenztisch."
"Ja?", fragte Spike, als er sich gerade gesetzt hatte.
Caitlin ging zu einer Pinnwand. "Unsere Taktik ist folgende..."
Mit ihren Freunden neben sich, und einer Vampirarmee hinter sich, stand Buffy an der vorderster Front ihrer Truppen. Zwischen ihnen und Melodys Vampiren lagen nur rund 10 Meter. Sie spürte das Adrenalin in ihr Blut schießen, während sie sich innerlich für den Kampf stärkte.
In der Mitte ihrer Linie standen Caitlin, Angel, Drusilla und Spike. "Warum ist Melody nicht hier?", flüsterte Spike kaum hörbar.
"Weil sie ein Feigling ist! Sie hofft darauf, daß wir von ihren Truppen getötet werden und wenn wir am Gewinnen sind, dann flüchtet sie schnell. Nicht, daß ich es ihr erlauben werde", lächelte sie.
"Aber wie willst Du an sie herankommen?"
"Ganz einfach, Angel. Ich muß sie stellen, bevor sie mich erwartet."
Angel hob besiegt seine Schultern. Gegen solche Logik war selbst er sprachlos.
Der Alarm ging an Cats Uhr los. Sie schaltete ihn ab und sprach etwas in ihr Funkgerät. Sekunden später war ein Feuerwerkskörper zu sehen, das Signal für den Angriff. Mit einem Sprint hatten sie ihre Gegner übertölpelt und der Kampf begann mit dem Schwert.
Die Bogenschützen auf den Gruftdächern hinter ihnen eröffneten in diesem Moment das Feuer.
Buffy trat gerade einem unvorsichtigen Menschen in den Bauch, als sie beobachtete, wie Caitlin durch die feindliche Linie rannte. Sie warf einen fragenden Blick zu Spike, der nur hilflos mit den Schultern zuckte.
Caitlin schlüpfte schnell an Melodys Soldaten vorbei, zu der großen Gruft, die ihre Intimfeinden zu ihrem Schlupfwinkel erklärt hatte. "Unvorsichtig, unvorsichtig, Melody", murmelte sie beim Anblick der zwei leicht bewaffneten Wachen. Sie warf einen Blick über ihre Schulter, niemand beachtete sie, und erschoß die Wachen mit zwei Pistolen. In dem Lärm bemerkte niemand zwei Schüsse mehr oder weniger. Sie schleppte die Männer in die Gruft, sprintete dann die Treppen hinunter.
In einem von Kerzen erleuchteten Marmorsaal stand eine englische Couchgarnitur, eine Person saß mit dem Rücken zur Tür vor einem Fernseher und genoß ein Getränk. Caitlin vermutete, daß es Champagner war, aber aus der Entfernung konnte sie sich nicht sicher sein.
Als die Vampirin die Wendeltreppe verlassen hatte, stolzierte sie mit dem Schwert in der rechten Hand hinter die Frau.
"Caitlin, was für eine Freude." Es war die Stimme einer jungen Frau, nicht älter als Buffy. Aber der Ton ließ ahnen, daß sie nicht Buffys Unbeschwertheit besaß. Ihre Stimme war ohne jegliche Emotion, nicht einmal Hohn war zu hören.
"Melody", flötete Cat, "mir ist es weniger eine Freude. Ich hasse es, wenn ekelerregendes, menschliches Blut mich beschmutzt."
"Du MUßT das nicht erleben. Laß einfach Dein Schwert fallen und ich erspare Dir diese Erniedrigung."
"Oh, wie rührend!"
"Ich habe nur eine Frage: Glaubst Du wirklich, daß Du Angel halten kannst?" Sie stand langsam auf und schlenderte zu ihrer Gegnerin.
Caitlin wußte es besser, als auf Melodys Sticheleien einzugehen und schwieg.
"Ich meine, er hat eine Seele und Du nicht... Wird er nicht abgestoßen sein, wenn er sieht, wie Du Menschen tötest? Folterst? Was kannst Du ihm schon bieten, was diese andere Jägerin... Buffy, nicht kann? Oh ja, ich vergaß! Du hast einen Dämon in Dir. Vielleicht wird er gerade in dieser Sekunde in ein Häufchen Asche verwandelt..."
"Ich weiß wirklich nicht, weshalb ich befürchtet hatte, daß Du uns ein Hindernis sein könntest!"
Melody machte eine gekränkte Geste. "DAS tut weh!"
"So sehr ich diesen kleinen Gedankenaustausch genieße, bevorzuge ich es, schnell den Anblick Deines Leichnams zu genießen", erklärte Caitlin.
"Vampire können solche Barbaren sein!"
Cat Geduld war gerade zu sehr getestet worden, "wenn Du Barbaren sehen willst, dann halt jetzt Deine Augen offen!" Mit einer eleganten Bewegung hob sie ihr Schwert zur Enthauptung.
Aber die Jägerin hatte ihre Hausaufgaben gemacht. Aus dem Nirgendwo zauberte sie ein Schwert in ihre Hand und blockte den Schlag ab. "Du wählst das Schwert. Interessant..."
Die Vampirin verschwieg lieber, daß sie hoffte, daß Melody ihr mit dieser Waffe unterlegen war, weil sie heute kaum noch benutzt wurde. "Deine Nachfolgerin Buffy macht einen guten Job. Nach dem Blut zu urteilen, was ich von draußen rieche, werden Deine Soldaten gerade abgeschlachtet." Ein Bluff, selbst sie konnte nicht so gut riechen.
Mit einem Schulterzucken verwarf die untreue Jägerin diesen Gedanken, "na und? Meine Truppen sind mir egal, ich kann überall Looser finden, die mir dienen wollen."
"Dein Plan hat einen kleinen Haken: Du mußt zuerst hier raus kommen. Und das verhindere ich."
"Das wirst Du nicht können", erklärte die menschliche Frau ungerührt, während sie einen weiteren Schlag abwehrte.
"Da wäre ich mir nicht so sicher."
"Wo ist Cat hin?", fragte Willow besorgt.
"Sie stellt Melody."
Die junge Hexe wurde leichenblaß, "das wird sie nicht überleben..."
"Sie ist die beste Schwertkämpferin, die ich kenne", beruhigte Angel sie.
"Wie kannst Du nur so cool bleiben? Wir müssen ihr helfen!"
"Nein, Willow. Das muß sie alleine machen. Das ist so ne Unions-Regel für Blutrache."
"Aber..."
"Angel hat recht, Willow. Caitlin weiß, was sie tut. Warum passen wir zwei nicht auf, daß niemand in die Gruft geht?"
"Helen!"
"Vertrau mir, es ist am besten so! Wir würden sie nur ablenken."
Caitlin lieferte sich derweil einen verbissenen Schwertkampf. Sie sprang über und unter Melody, setzte, wie immer wenige, effektive Schläge, tänzelte sie aus. Wenn die Vampirin einen Vorteil hatte, dann war es ihre Gelenkigkeit. Und dies nutzte sie voll aus. "Du hättest wirklich einmal einen Kampfsport trainieren sollen", riet sie großzügig.
"Brauche ich nicht, um Dich zu pfählen!"
"Falsch!" Cat entdeckte eine Lücke in der Verteidigung der Sterblichen und schnitt ihr mit ihrem Schwert in die rechte Schulter. Als Melody entsetzt schrie, schlug Caitlin das Schwert in ihr Herz. Sofort zog sie eine Pistole und schoß ihr noch einmal in den Kopf, um sicher zu sein. Sie war noch nie wirklich gut darin gewesen, das Herz zu treffen. "Was hab ich gesagt? Du hättest Dich doch besser vorbereiten sollen!" Sie warf der sterbenden Frau einen amüsiert-arroganten Blick zu und stolzierte zu der Treppe.
"Cool!"
Sie hob eine Augenbraue und sah die Jägerin an der Türe stehen. "Danke, Buffy. Wo sind meine Kommandeure?"
"Danny hat gesagt, daß ich Dir den Statusbericht geben soll. Wir haben selber 132 Tote, darunter Sam und Carl, 65 Verletzte, Melodys Soldaten wurden alle vernichtet, keine Überlebenden. Die anderen versorgen die Verwundeten draußen. Die meisten werden durchkommen, denke ich. Aber Spike ist ziemlich sauer, weil fast seine ganze Armee vernichtet wurde. Meinen Freunden geht es aber auch nicht besser. Ich habe ihm einen vorläufigen Waffenstillstand vorgeschlagen."
"Sehr gut." Sie schloß zu dem blonden Teenager auf und gemeinsam verließen sie die Gruft.
Teil 6
Den Rest des Tages verbrachten Scooby Gang und Vampire damit, sich gegenseitig zu berichten, was in der letzten Woche geschehen war. "Soll ich das so verstehen, daß Ihr Vampire in die Scooby Gang gelassen habt?"
"Nein. Aber es stimmt, daß wir uns mit ein paar Vampiren angefreundet haben."
"Du siehst toll aus!"
"Danke, aber um ehrlich zu sein, das sind zum Teil Hels Sachen. Sie hat mir Kampfklamotten ausgeliehen."
"Ja, Hel ist cool! Sie ist mit Dru und Cat die coolste von allen!", stimmte Xander zu.
"Hel?", runzelte Buffy die Stirn.
"Helen."
"Helen aka Vampir-Anführer-Helen?"
"Genau die. Wir sind Freundinnen. Ach ja, Cat sagte, daß es noch eine Krisensitzung gibt, warum?"
"Wegen ein paar familiären Veränderungen. Ich fang mal an." Buffy machte ein Gesicht wie bei einer Beerdigung. "Angel und ich haben uns getrennt." Lautes Raunen im Saal. "Wartet, ich bin noch nicht fertig! Ich habe einen neuen Freund."
"Wer? Kenne ich ihn?"
"Sei doch mal still, Xander! Du machst es Buffy nicht gerade leichter!"
"Danke, Willow. Es ist Spike. Angel?"
Der Vampir war noch nachdenklicher wie sonst. "Um es ebenfalls kurz zu machen. Ich bin wieder mit meiner Frau zusammengekommen."
"FRAU?", kreischten Willow, Xander, Oz und Giles gleichzeitig.
"Ja. Caitlin. Wir hatten um 1800 geheiratet."
Giles hob abwehrend die Hände. "Bitte nicht so schnell, ich komme nicht mehr mit."
"Ist doch ganz einfach", erklärte Xander. "Angel ist und Buffy haben sich getrennt, er ist jetzt mit Cat zusammen und Buffy mit Spike."
"Du hast gut Lachen! NOCH!", drohte Buffy.
"Hey, was soll das heißen?!"
"Nichts, Xander, reg Dich ab."
"DU und SPIKE, das muß ich erst mal verdauen! Ich meine Dead Boy hab ich ja noch mitgemacht, aber DEN!"
Willow tätschelte Xander tröstend den Kopf, "ich weiß, daß muß Dich sehr mitnehmen, daß Buffy wieder einen Vampir zum Freund hat und Drusilla nichts von Dir wissen will. Aber ich werde ein gutes Wort für Dich einlegen."
"Danke", schniefte er.
"Das wird noch! Ansonsten gibt es da ja noch Helen. Sie sieht Dru ähnlich, ist genauso hübsch und mag Dich sehr gerne."
"Aber Helen ist einfach nicht meine Dru. Dru ist so lieb und verständnisvoll und ich kann so gut mit ihr reden..."
"Von Verrücktem zu Verrückter, sozusagen", grinste Buffy.
"...sie versteht mich. Warum will sie mich nicht haben?"
"Vielleicht bist Du ihr ja zu jung, hast Du daran schon einmal gedacht?"
"Das ist gemein! Die Menschen werden nur noch am Alter gemessen!"
"Jetzt sei mal nicht traurig, Xander. Buffy! Angel ist jetzt ja Dein Schwieger-Großvater! Und Cat Deine Schwieger-Großmutter!"
"Stimmt! Jetzt kann Angelus uns nicht mehr einfach umbringen, außer er will seiner Verwandtschaft den Hals umdrehen!"
"Ich glaube sogar, daß Du mit Mark, Lee und Helen verwandt bist! Wer sind Eure Sire?"
"Ich bin Spikes Childe", piepte Helen. "Jungs?"
"Ich auch."
"Nah, ich hab meinen Sire pulverisiert, als er mich umwandelte", erklärte Mark stolz. "So hab ich nie herausgefunden, wer er war. Und das bereue ich auch nicht!"
"...eine Ausbildung auf Lebenszeit. Nach Caitlins Tod nehme ich dafür sofort ihren Platz als Hüter ein, außer, ich weiß zu wenig. Weil ich muß ja einen eigenen Lehrling ausbilden. In diesem Fall werde ich zweiter Lehrling des anderen Meisters mit dem Wissen meines. Und wenn dessen Lehrling schon erfahren ist, nimmt er meinen eigentlichen Posten ein, dafür werde ich zum Erbe meines neuen Meisters", verkündete Willow wild durcheinander ihr Vorhaben, Lehrling in der Union zu werden.
"Ich lerne auch extra alles über Vampire, Dämonen und Co.. Irgendwann muß ich mich umwandeln lassen, in einem menschlichen Leben kann ich nicht genug lernen, um Hüter zu werden, geschweige denn, einen Lehrling auszubilden. Mark bringt mir jetzt die Struktur der Vampire und Vampirgeschichte bei. Danny unterrichtet mich sozusagen in der Etikette der Vampire und dem "Bloß nicht". Das gehört nicht zu meiner Ausbildung, aber weil die meisten Hüter Vampire sind, sollte man das wissen, um seinen Meister nicht zu blamieren. Den Meister zu blamieren, ist das schlimmste Verbrechen, was man begehen kann. Dafür wird man sehr hart bestraft."
"Was lernt man überhaupt als Lehrling?"
"Alles was mit der Union zu tun hat, Dämonensprachen, Wissen über Dämonen, die wichtigsten Vampire, Latein, verschiedene magische Systeme, Kulte, Zauber, Schießen, Schwertkampf, Selbstverteidigung, Meditation, sehr viel über Esoterik, von der Totenanrufung bis zum Kartenlegen. Am kompliziertesten sind die Umgangsformen in der Union! Es gibt ein halbes Dutzend Strömungen und jede hat andere Sitten. Cat sagt, daß wir nächstes Jahr nach San Francisco fahren. Dort gibt es ein kleines Büro, da lebt niemand drin, nur Büro- und Trainingsräume, da muß man sich nicht an so viele Regeln halten. Und nicht an die Uniformen."
"Uniformen?"
"Ja, Buffy. Je nach Abteilung, Grad und so trägt man im Hauptquartier bunte Togas. Dort wird auch nur Latein gesprochen. Das ist eine richtige Stadt! Es leben und arbeiten da 10.000 Leute! Und da werde ich in ein paar Jahren hindürfen..."
"Kannst Du das nicht jetzt schon?"
"Nein, dafür muß ich erst fließend Latein sprechen und all die Regeln lernen."
"Was für Strömungen gibt es denn?"
"Rebellen, Moderne, Gemäßigte, Konservative, Prätorianer und Personal. Personal bedeutet nur, daß man keine der Sitten einhält, die Prätorianer sind eigentlich die militärische Form der Konservativen."
"Und wo ist der Unterschied zwischen den vier?"
Auf diese Frage hatte Willow nur gewartet. "Die Rebellen sind selten älter als 200 Jahre, aufgrund ihrer Jugend nur unerfahrene Meister. Sie tragen moderne Klamotten, sprechen ganz normal. Ihre Lehrlinge können Zuhause wohnen, solange sie wollen, der Meister bleibt dann in ihrer Stadt, danach muß der Lehrling nicht bei seinem Meister zu wohnen. Sie treffen alle Entscheidungen gemeinsam, zum Beispiel, was gelernt wird, wo und wie lange sie bleiben, sind gleichberechtigt... Außerdem haben sie einen Monat im Jahr zur freien Verfügung und eine geschwisterliche Beziehung zu ihren Meistern."
"Interessant! Sind die Modernen milder oder strenger?", fragte Giles
"Ein bißchen disziplinierter. Moderne sind meist zwischen 200 und 400 Jahre. Sie kommen den Hollywood-Vampiren am nahesten. Sie haben ein Eltern-Kind-Verhältnis mit ihren Lehrlingen, bleiben im Elternhaus in ihrer Heimatstadt wohnen, bis sie volljährig sind, danach ziehen sie auch los. Lehrlinge treffen Entscheidungen mit, aber das letzte Wort hat der Meister. Privat können Modernen-Lehrlinge genauso offen sein wie Rebellen, aber in der Öffentlichkeit halten sie sich etwas zurück."
"Finde ich fair!" Buffy lehnte sich etwas weiter über den Bibliothekstisch, um Willow noch besser zu hören. Sogar Xander lauschte still der jungen Wicca.
"Den Gemäßigten gehören die meisten Hüter an, sie sind selten älter als 800. Sie sind erfahren, mögen elegante, moderne Mode, auch bunte. Die Meister verlangen in der Öffentlichkeit absoluten Respekt, Grummeln gibt es nicht. Privat kann man sagen, was einen stört, aber respektvoll. Den Meister anzuschreien oder zu beleidigen ist verboten. Sobald man Lehrling ist, trifft der Meister alle wichtigen Entscheidungen, man muß seinen Befehlen folgen, darf aber seine Wünsche einbringen. Lehrlinge leben, auch, wenn sie nicht volljährig sind, bei ihrem Meister."
"Wäre definitiv nichts für mich! Wenn ich nicht mal meine Meinung sagen kann!"
"Die sind nichts gegen die Konservativen! Deren Hüter sind fast alle über 800 Jahre, ein Lehrling darf auch privat keine Kritik üben, muß widerspruchslos gehorchen und wenn er murrt, wird er geschlagen. Nur die Konservativen kennen die Prügelstrafe. Sie haben viele Regeln, zum Beispiel dürfen Lehrlinge in der Öffentlichkeit nur beim Betreten und Verlassen eines Raumes neben ihrem Meister gehen, sonst immer einen Schritt hinter ihm, sich nur setzen, wenn er es ihnen befiehlt, sie müssen den Kopf senken, wenn sie ihn, flüsternd, ansprechen, dürfen Nicht-Unions-Mitgliedern keine Hand geben... Lehrlinge von Konservativen müssen auch so etwas wie Diener sein."
"Da hatte ja mancher mittelalterliche Sklave noch mehr Rechte!", empörte sich Buffy.
"Ja, das ist die Union, von der in den Wächter-Tagebüchern steht!"
"Wie kriegen diese Leute überhaupt noch Lehrlinge? Das tut sich doch keiner freiwillig an!"
"Doch, Xander, mehr als Du für möglich hältst! Aufgrund ihres hohen Alters kann man von niemandem soviel lernen wie von einem Konservativen. Viele halten es für das wert."
"Du aber nicht, oder, Willow?"
"Nein, keine Sorge, Buffy, Caitlin ist eine Gemäßigte."
"Aber die sind auch noch so streng!"
"Ich komme gut mit Caitlin aus, wir verstehen uns super. Wir werden viel Spaß zusammen haben. Ich bin ja nicht alleine mit ihr, Angel, Danny, Pete, Lisa und Marguerite leben im gleichen Haus."
"Ich mache mir nur Sorgen um Dich, Willow", gestand Buffy ein.
"Ich ebenfalls. Du solltest es Dir gut überlegen."
"Danke, Buffy, Giles, aber ich habe es mir gut überlegt! Ich will das unbedingt machen."
"Du siehst Deine Zukunft als Vampir-Magierin?"
"Ja", antwortete Willow bestimmt.
"Wie wirst Du aufgenommen?"
"Weiß ich auch nicht. Cat?"
Die Vampirin lächelte ihrer Schülerin aufmunternd zu, "das ist ganz unspektakulär. Wir Hüter sehen die Magie als Handwerk an, nicht als übernatürlich. Der Präfekt der Prätorianer wird kommen, sich mit Willow unterhalten, die Prätorianer kümmern sich traditionell um die Lehrlinge, dann unterschreiben wir den traditionellen Vertrag, mit dem sich Willow uns anschließt und wir werden sie in einem magischen Ritual den Powers That Be "vorstellen." Vorher muß Willow bei uns einziehen und die wichtigsten Umgangsformen lernen."
"Heißt das, daß Willow in Angels Haus zieht und Du in der Stadt bleibst?"
"Ob wir bleiben, wissen wir noch nicht, aber sie kann vorerst zu uns ziehen, ich werde ihr das Gästezimmer geben."
"Präfekt der Prätorianer", wiederholte Giles leise. Er hatte das schon einmal gehört. Michael, wurde ihm mit Besorgnis klar. "Ist nicht Ihr Schwager der Präfekt der Prätorianergarde, Doktor?"
"Das ist korrekt, Mister Giles. Gerade darum muß Willow sich vorbereiten. Als Konservativer hat er kein Verständnis für Anfängerschwierigkeiten..."
Zwei 1/2 Wochen später
Mit Buffy wartete Willow in der Schulbibliothek auf Michael, den Präfekt der Prätorianergarde der Union. Der Tradition folgend war Caitlin nicht anwesend. Ihre Freundin gab vor, über den neuesten Dämon zu lesen, während sie fasziniert die Decke bewunderte.
Darüber bemerkte sie nicht die sich nähernden Schritte. Plötzlich standen Michael und sein Lehrling Alessandro, wieder in schwarzen Anzügen, nur wenige Meter neben ihnen. Michael räusperte sich.
Willow wurde durch das Geräusch von der Decke abgelenkt und sah zu den Neuankömmlingen. Als sie einen Mann und einen Jungen sah, der Mann im Vampirgesicht, sprang sie mit einem erschrockenen Keuchen auf und eilte zu ihnen.
Michael sah mit einem wohlwollenden Lächeln die junge Hexe an. "Guten Tag Miss Rosenberg, ich bin Michael, das ist mein Lehrling Alessandro. Es tut mir leid, daß wir uns verspätet haben, wir konnten wegen einem Schneesturm in Kanada nicht rechtzeitig starten."
"Das macht gar nichts! Es tut mir leid, Mylord, daß ich Sie nicht direkt bemerkt habe", stotterte sie nervös. "Äh... Hallo!" Dann fiel ihr ein, daß sie laut gesprochen und den Kopf nicht gesenkt hatte. Sie hielt sich erschrocken eine Hand vor den Mund und sah auf ihre Zehenspitzen.
Das Gesicht des Vampirs wurde zu einem großen Grinsen, Alessandro konnte sich ein Kichern nicht verkneifen. "Bitte, Miss Rosenberg, Sie beleidigen mich! Was hat Ihnen Caitlin über mich erzählt? Das ich Babies esse oder was?", lachte er.
"Bitte verzeihen Sie, Mylord!"
"Willow, Du weißt, daß Du gerade mit einem Vampir sprichst?" Buffy holte unbemerkt einen Pflock aus ihrer Jackentasche.
"Miss Summers, ich rate Ihnen, daß Sie mich nicht angreifen. Ich würde es wirklich HASSEN, Sie töten zu müssen!"
"Hä?", fragte Buffy unschuldig.
"Lassen Sie den Stock in Ihrer Jacke oder ich mache aus Ihrem Körper ein Spaghettisieb!", wiederholte er etwas deutlicher. Er zählte bis fünf, als sie sich dann noch nicht bewegt hatte, ging er die drei langen Schritte zu ihr und trat so kräftig gegen ihre Hand, daß der Pflock lautstark an der entgegengesetzten Wand der Bibliothek aufschlug. Fast in der gleichen Sekunde lag sie auf dem Tisch, die Hände auf dem Rücken festgehalten.
"Verdammt, lassen Sie mich los! Ich habe gesagt, Sie sollen mich loslassen, Blutsauger!"
"Ich lasse Sie dann los, wenn ich es will."
"Was soll das?! Ich habe Ihnen nichts getan!"
"Sie haben sich geweigert, den Pflock wegzulegen, also mußte ich von einem Angriff ausgehen. Sie werden Ihre Arme in einer Woche wieder schmerzfrei bewegen können." Damit brach er ihr beide Oberarme und ließ sie los.
Buffy fürchtete, vor Schmerz bewußtlos zu werden. Als sich der Schmerz soweit gelegt hatte, daß sie ihn kaum aushalten konnte, funkelte sie den Vampir rachsüchtig an. Sie wollte nichts lieber tun, als ihn zu pfählen. Dummerweise konnte sie das ohne Arme nicht. Sie würde ihm zumindest eine Rippe brechen können, spekulierte sie. Damit er ihr Bein auch noch zweiteilte?, fragte der rationale Teil ihres Selbst. Mit einem Stöhnen ließ sie sich wieder auf den Stuhl fallen.
"Willow, sag Deinem neuen Freund, daß er mich nie mehr anfassen soll, oder ich kann für nichts mehr garantieren."
"Buffy, Du bist nicht ganz unschuldig daran. Caitlin könnte Dich schon verletzten und Du wußtest, daß Michael mindestens dreimal so stark wie Caitlin ist!", tadelte Willow sie.
Der Vampir schien sich noch einen Nachschlag überlegt zu haben, als er sie wieder auf den Bibliothekstisch drückte. Natürlich wehrte sich Buffy, aber erfolglos. Er brachte nacheinander ihre Oberarmknochen wieder in Position und legte seine Hände auf die gebrochenen Stellen. Die Jägerin spürte Wärme von ihm auf sie übergeleitet werden. Nach ein paar Minute unkomfortablem Schweigen massierte er die Stellen vorsichtig. "Auf einer Skala von eins bis zehn, zehn ist am schlimmsten, wie sehr tut es noch weh?"
"Meine Arme drei, meine Hand zehn. Können Sie das, was Sie gerade mit meinen Armen gemacht haben, auch mit meiner Hand machen? Was haben Sie eigentlich gemacht?"
"Ja, Reiki gemixt mit der Schmerzheilungs-Magie der BHloth-Dämonen."
"Wenn ich davon zu so einem Dämon werde, dann können Sie was erleben!"
"Das wurde schon tausendmal getestet, keine Sorge."
"Wieso helfen Sie mir?"
"Ich wollte Ihnen beweisen, daß ich Sie besiegen kann, aber ich wollte Sie nicht verletzen."
"Komische Logik, aber... Na ja, danke jedenfalls."
"Alessandro, setzen Sie sich bitte", befahl Michael. "Willow."
"Danke. Soll Buffy gehen, Mylord?"
"Ihre Freundin darf bleiben. Hat Caitlin Ihnen erklärt, wie unser Gespräch abläuft?"
"Nein, nicht so genau, Mylord."
"Sie haben aber Ihren Koffer gepackt?"
"Ja, er steht da hinten."
"Exzellent! Sie werden die nächsten drei Tage mit Alessandro und mir wohnen. Ich habe mich für eine Gruft auf dem Friedhof entschieden, hoffentlich haben Sie warme Kleidung mitgebracht. Wenn wir da sind, erkläre ich Ihnen alles weitere. Für menschliche Nahrung ist im Übrigen gesorgt."
Willow wußte nicht, was sie sagen sollte. Beschweren durfte sie sich nicht und zustimmen wäre eine Lüge gewesen. Also nickte sie nur.
"Bei allem Respekt, Mister, aber wenn Sie Willow mit auf den Friedhof nehmen, wird sie keine 24 Stunden überleben!", funkte Buffy dazwischen.
"Ich glaube nicht, daß das Ihr Problem ist, Jägerin. Mein Lehrling ist auch ein Mensch und er lebt bereits zwei Jahre mit mir in einem Nest."
"Ich hatte sie mehr für den Penthouse-Typ gehalten, trotzdem gefällt mir das nicht. Willow ist meine beste Freundin und ich will nicht, daß sie als Vampiressen endet!"
"Jägerin", zischte er, "wollen Sie mir etwa unterstellen, daß ich meine Mündel nicht beschützen kann?"
"Es ist okay, Buffy, ich hab schon ein bißchen Selbstverteidigung gelernt und ich nehme mir auch ein paar Pflöcke mit", beruhigte die Rothaarige sie.
"Wenn Du meinst..."
"Gehen wir!"
Besorgt sah Buffy ihrer Freundin nach. Sie war sich sicher, daß nichts Gutes daraus kommen würde.
In der Gruft angekommen, der gleichen, in der Caitlin und Melody gekämpft hatten, mußte Willow gestehen, daß die Einrichtung nichts zu wünschen übrig ließ. Mit einem Notstromaggregat wurde sogar eine Kochnische versorgt. Nur eine richtige Heizung gab es nicht. Alessandro ging die Lebensmittel einräumen und Michael führte Willow in die Sitzecke.
"Ist es Ihnen kalt?"
"Danke, Mylord, es geht."
"Sie müssen sagen, wenn Sie etwas möchten, ich bin kein Hellseher. Gut, ich bin einer, aber dafür nicht."
Willow lächelte, "es ist ein bißchen kühl. Soll ich die Kerzen anmachen?"
"Gute Idee. Sprechen Sie sich wegen dem Abendessen mit Alessandro ab, er kocht besser als ich."
"Vielleicht geh ich mal und frage, ob ich ihm helfen kann...?" Der Hüter nickte und Willow verschwand in der kleinen Küche.
"Hi Alessandro! Kann ich Dir irgendwie helfen?"
"Räumen Sie bitte das Blut in den Kühlschrank."
"Okay!"
"Sie mögen meinen Meister nicht."
"Wie? Nicht mögen ist übertrieben, ich kenne ihn ja nicht, aber sein Ruf eilt ihm voraus..."
Alessandro schüttelte den Kopf, "dieser "Ruf" ist nicht richtig. Er ist zu allen anderen nur so hart wie zu sich selbst. Michael hat seine weichen Seiten, man muß ihm nur Zeit lassen. Alte Vampire wie er sind nicht gut darin, Lebenden schnell zu vertrauen."
"Sie haben wohl recht, aber ich bin... unbeholfen. Ich habe immer Angst, daß ich ein falsches Wort sage und er mich dafür ißt."
Jetzt lachte der italienische Junge herzhaft. "Michael wird Sie doch nicht essen, weil Sie sich daneben benehmen! Er wird Ihnen vielleicht eine Ohrfeige geben, aber mehr nicht. Außerdem ist er, wenn wir alleine sind, nicht so streng wie in der Öffentlichkeit. Vampire wollen immer wichtig tun", flüsterte er.
"Echt?" Jetzt lachte Willow, "Vielleicht wird es doch nicht so schlimm..."
Buffy ging Samstag nervös ihr Zimmer ab. Spike beobachtete sie interessiert, den Kopf leicht zur Seite gelegt. "Was?", fauchte sie plötzlich.
"Ich beobachte Dich nur."
"Sorry, ich bin nur nervös wegen Willow. Ich hab ein schlechtes Gefühl bei dem Kerl."
"Geb es zu", grinste der Vampir, "er hat Dein Ego angekratzt!"
"Hat er nicht! Vielleicht... Der kann mir doch nicht einfach die Arme brechen, nur weil ich einen Pflock aus meiner Jacke geholt habe. Was hat er denn sonst erwartet? Er kommt da im Vampirgesicht rein und ich falle ihm um den Hals?"
"Er ist bei allen Vampiren für seine Brutalität gefürchtet..."
"Du kennst Michael?"
"Jeder Vampir hat von ihm gehört, er hat sechs Jägerinnen getötet und war an der Ermordung von einem Dutzend beteiligt, aber getroffen hab ich ihn nur einmal." Buffy setzte sich neben ihn und erwartete, daß er weitererzählte. Spike konnte ihr keinen Wunsch abschlagen. "Anfang 1800 hatte ein Freund von Angelus eine Jägerin getötet, die von der Union besonders geliebt wurde, es gab sogar Gerüchte, daß sie Michaels Verlobte war. Er versteckte sich bei uns. Michael kam mit 50 Prätorianern und richtete ein Massaker an. Angelus, Dru und ich konnten nur mit sehr viel Glück entkommen."
"Es tut mir leid. Jetzt verstehe ich, warum Angel sich so weigerte, mit Willow auf ihn zu warten. Ich verstand das nicht, beide menschenfreundliche Vampire, da sollten sie sich doch gut verstehen. Aber das erklärt alles..."
"Es war ein sehr alter Freund von ihm, aus seiner Zeit als Mensch."
"Wart mal, Michael war mit einer Jägerin verlobt?"
"Ich weiß nicht, ob es stimmt, aber so wie er sich gerächt hat... Außerdem war sie eine Jägerin der Union."
"Wie? Gibt es zwei Jägerinnen?"
"Nein", er schüttelte lächelnd den Kopf, "sie hat sich von den Wächtern getrennt, um der Union dienen zu können. Ihr Wächter war ein Dämon."
"Das darf nicht wahr sein!", kicherte Buffy. "So ein richtig schleimiger, glibberiger Dämon?"
"M-hm!"
Willow saß auf der Couch, die Füße auf dem Tisch, in den Händen ein Buch, Pop-Musik spielte im Hintergrund. Sie las und gähnte abwechselnd. "Michael!", kreischte sie plötzlich.
Der Vampir kam mit blutverschmiertem Gesicht ins Wohnzimmer. "Was ist, Rosenberg? Ich bin am Essen!"
"Bei allem Respekt, Mylord, aber wenn Sie schon Menschen kidnappen und foltern müssen, können Sie die dann wenigstens knebeln? Wie soll ich bei diesem Gekreische lernen?"
"Ich mag es, wenn sie um Hilfe schreien", grinste er.
Nur noch ein Tag, wiederholte Willow immer wieder. Sie mußte die nächsten 24 Stunden irgendwie überstehen. Aber es fiel ihr nicht gerade leichter, wenn sie den Menschen im Keller nicht helfen konnte und auch noch cool bleiben mußte. Sie sah den Untoten bettelnd an.
Er seufzte. "Alessandro, geh unsere Gäste knebeln!"
"Aye, aye, Mylord!"
"Danke, Mylord."
"Wo waren wir stehen geblieben? Ach ja, ihre Pflichten und Rechte." Er setzte sich neben sie auf die Couch, als wäre nichts geschehen. "Haben Sie Fragen, Miss Rosenberg?"
"Ja, ein paar. Eigentlich eine ganze Menge, ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll!"
"Fangen wir mit denen an, die Ihnen als erstes einfallen, okay?"
"Okay! Darf mich mein Meister essen?"
Michael konnte sich vor Lachen nicht mehr halten. Erst, als Willow ihm einen vernichtenden Blick zuwarf, fing er sich wieder. "Die Frage hat man mir noch niemand gestellt! Wenn ein Unions-Mitglied Sie essen will, dürfen Sie sich bis zum Pfählen ihres Angreifers wehren. Wenn es ein normaler Vampir ist: Schlagen Sie ihn windelweich, bis er nie mehr in seinem Unleben wagt, auch nur dran zu denken, einen von uns anzugreifen! Die einzige Ausnahme ist, wenn Sie diszipliniert werden. Allerdings... wenn Ihr Meister Blut braucht, um zu Überleben, sollten Sie es Ihm geben."
"Alles oder nur soviel, daß ich überlebe?"
"Sie MÜSSEN leben, um Ihren Meister zu beschützen, während er geschwächt ist."
"Wenn ich "diszipliniert" werde, wieviel von meinem Blut darf mein Meister dann trinken?"
"Ein Hüter wird ein anderes Mitglied der Union NUR töten, wenn er angegriffen wird. Bei der Disziplinierung wird es schon eine bemerkbare Menge sein... Aber machen Sie sich keine Sorgen darum, Caitlin ist gegen Gewalt."
"Dürfen Sie mich jetzt schlagen?"
"Ja! Sobald Sie einem Hüter unterstehen, entscheidet er über Ihre Strafe, aber jetzt darf ich es."
"Dann will ich mal lieber meine Klappe halten..."
"Jeder macht Fehler. Das Fallen ist halb so schlimm, wenn Sie wieder aufstehen", lächelte er.
"Danke, Mylord, Sie sind sehr nett zu mir. Wer entscheidet, ob ich etwas getan habe, wofür ich bestraft werden muß und wie? Gibt es Regeln dafür?"
"Jeder Hüter entscheidet das selbst. Aber wenn Sie sich ungerecht behandelt fühlen, können Sie zu mir kommen. Ich kann Ihnen jetzt nicht sagen, was richtig und falsch ist, es kommt immer auf den Einzelfall an."
"Okay. Kann mir mein Meister verbieten, Freunde zu treffen oder einen Freund zu haben?"
"Ja! Wenn Ihr Meister befürchtet, daß zu Ihrem Freundeskreis Personen gehören, die am Unions-Wissen Interesse haben, darf er Ihnen den Umgang verbieten."
"Das ist ja großartig!", stöhnte Willow.
"Was Willow wohl jetzt macht?", fragte Caitlin leise, während sie ihre mittäglichen Kung Fu-Übungen mit ihrer Familie machte.
"Es wird ihr gutgehen", beruhigte Danny sie.
"Du bist so still, Liam, warum?", fragte Pete.
"Liam ist mal wieder am Brüten, was sonst?"
"Dich hat niemand gefragt, Lisa!"
"Daß Michael hier ist, hat mich an ein paar Dinge erinnert, die ich lieber vergessen hätte. Aber es geht mir gut."
"Klar doch! Gehen wir heute ins Bronze? Nur unter uns Vampiren, meine ich. Ein bißchen tanzen, was trinken...?"
"Du weißt, ich kann Dich nicht ausstehen, Lisa, aber manchmal hast Du geniale Ideen!"
"Das liegt daran, daß ich ein Gehirn habe!"
"Hey!", ging Danny dazwischen. "Wir sind hier, um Kung Fu zu trainieren, nicht, um uns zu beleidigen!"
"Kommst Du mit oder nicht?"
"Klar!"
"Bleiben wir eigentlich in Sunnyhell oder wohin geht's diesmal?"
"Es ist Deine Stadt, Liam, was willst Du?"
Angel brauchte nicht lange nachzudenken. "Ich möchte noch für ein paar Jahre hierbleiben. Was ist mit Euch?"
"Mir gefällt es hier ganz gut. Und Rotkäppchen hat was", grinste Pete. "Betty?"
"Ich hasse das! Ich hasse es, wenn Du mich "Betty" nennst, Pete! Mein Name ist Lisa! Nicht Betty, nicht Lizzy und auch nicht Elly! Wann geht es endlich in Deinen Kopf rein, daß ich LISA bin!"
"Sonst nennt er Dich immer "englische Göre" oder "blaublütiger Bastard", vielleicht solltest Du mit Betty zufrieden sein", wandte Marguerite ein.
"Ich hasse den Kerl!" Sie warf ihrem Vampir-Bruder einen tödlichen Blick zu und erklärte feierlich, "ich werde bleiben."
"Huh, jetzt wird Sunnydale Dir die Ehren-Bürgerschaft verleihen!"
"Sie werden Dir goldene Vampirzähne schenken!"
"Pete, Danny, es reicht! Ihr werdet Euch sofort bei Eurer Schwester entschuldigen!", bestimmte Angel.
"Sorry, Lisa", knurrten Danny und Pete.
"Und ich will so etwas nie wieder hören!"
"Ich bleibe, solange Ihr bleibt", entschied sich Marguerite.
"Ich auch!", sagte Danny.
Alle sahen erwartungsvoll auf Caitlin. "Ich bin wohl eindeutig überstimmt, oder? Aber ich wäre auch geblieben, wenn ich es nicht für Willow müßte."
"Damit haben wir ein neues Problem", stellte Angel fest. "Hier ist nicht genug Platz für sieben Leute!"
Pete räusperte sich schüchtern. "Ähm... wir haben uns schon mal umgehört und..."
"...wir haben in anderthalb Stunden einen Besichtigungstermin!", beendete Danny den Satz. "Wir haben das Haus zufällig im Internet gefunden und da haben Pete und ich ganz spontan den Makler angerufen."
"Ja, es ist wirklich wunderschön, Ihr MÜßT es sehen! Traumhaft! Es geht über drei Etagen, plus Keller und Dachgeschoß und hat einen großen Garten hinter dem Haus, der nicht einsehbar ist."
"Wehe, das ist eine Baracke!"
"Es ist schon möbliert, im altenglischen Stil, Lisa!"
"Wieviel Zimmer hat es?"
"Laß mich überlegen..."
"Du wirst alt, Pete!", grinste Danny seinen großen "Bruder" an. "Zehn Schlafzimmer, vier Bäder, ne riesige Einbauküche, ein Eßzimmer, eine Bibliothek, zwei Wohnzimmer, ein großes und ein kleines. Das Dachgeschoß und der Keller sind ausgebaut. 400 Quadratmeter und 1300 Quadratmeter Garten."
"Ich will gar nicht wissen, was das Ding kostet", stöhnte Angel.
"Liam, Du bist ein unverbesserlicher Pessimist!", tadelte Lisa ihn. "Sind die Möbel Antiquitäten oder nur Duplikate?"
"Kinder, ich würde es lieben, mir Euch noch länger anzuhören, aber wenn wir da hin wollen, sollten wir uns langsam umziehen gehen!"
"Blabla, blabla, blabla!", zischte Hel Spike, Cat, Dru, Lee und Mark an, als sie die Bibliothek betraten.
"HALT DIE KLAPPE!", bellten die Männer gemeinsam zurück, die Frauen schüttelten mißbilligend den Kopf.
Sie nahm einen Schluck aus ihrer Flasche Cola und ließ sich auf einen Stuhl am Bibliothekarstisch fallen. "Ich hab keine Lust, mich mit Euch zu streiten! Seht doch selbst, wo Euch Euer beknatterter Plan hinführt!" Der Rest der Vampire setzte sich ebenfalls lautstark argumentierend an den Tisch.
Giles sah von seinem Buch auf, putzte seine Brille, setzte sie wieder auf, legte zweifelnd den Kopf zur Seite, blinzelte und las weiter. Er brauchte Zeit, um das zu verarbeiten. Die Sunnydaler Vampire, Kämpfer der Dunkelheit, Todfeinde der Jägerin, waren soeben in die Bibliothek gekommen, um ihre internen Streitigkeiten zu diskutieren. War er verrückt oder waren die Naturgesetze auf den Kopf gestellt worden? Er sah wieder zum anderen Ende des Tisches. Sie waren noch da. Blinzelte. Immer noch. Er nahm die Brille ab, putzte sie, setzte sie auf. Noch immer. Kopfschüttelnd seufzte er.
"Das war beleidigend, Helen! Du mußt Dich bei Dru entschuldigen!", mischte sich Xander ein.
Die brünette Vampirin warf dem Menschen einen herablassenden Blick zu. "Was sonst?"
"Dann kriegst Du es mit mir zu tun!", drohte er.
"Mein Alexander", umarmte Drusilla den Jungen und setzte sich auf seinen Schoß.
Spike verdrehte genervt die Augen. "Geh weg von ihm, Dru!"
"Nein, Xander ist viel netter zu mir als Ihr!", winselte sie. Eine blutrote Träne floß ihre Wange herunter.
Xander wischte die Träne mit einem Finger aus ihrem Gesicht, "was hältst Du davon, wenn wir rausgehen und die Idioten alleine streiten lassen, hä?" Sie nickte und stand auf. "Wir sind nicht lange weg, Giles!"
"Nehme einen Pflock mit." Bevor er den Satz beenden konnte, war er schon aus der Tür. "Wie komme ich zu der Ehre?", fragte er die verbliebenen Vampire.
"Wir wollten "hi" sagen, Mister Giles", erklärte Helen.
"Das... ist sehr aufmerksam von Ihnen. Vielen Dank." Ganz alleine mit den Untoten war es ihm doch etwas mulmig.
"Bitte. Außerdem brauchen wir Ihre Meinung. Die verdammten Blödmänner sagen, daß wir Willow nicht in unsere Vampirgemeinde aufnehmen sollen", beschwerte sich Helen.
"Ich bin kein verdammter Blödmann!"
"Bist Du doch, Spike!"
"Bin ich nicht!"
"Idiot!"
"Scheiße, ich bin kein Idiot!"
"Ich möchte doch bitten!", ging Giles dazwischen.
Spike und Helen spielten die beleidigten Leberwürste. Nach einer Klagepredigt, wie gemein Giles doch zu ihnen war, stampften sie zum Ausgang.
"Spike, Helen, worum ging es denn?"
In Sekunden standen sie wieder vor ihm. "Wir sind auch ganz brav!", versprach die Vampirin.
"Also... Spike, warum wollen Sie nicht, daß Willow von der Vampirgemeinde "aufgenommen" wird?"
"Weil sie keine Stunde überlebt, ohne ausgesaugt zu werden, verdammt noch mal!"
"Und genau das finde ich nicht. Sie kann es wenigstens versuchen. Ich meine, wer wird schon einen Unions-Lehrling angreifen..."
"Jeder verdammte Frischling!"
"...obwohl er genau weiß, daß die Unions-Leute bessere Kämpfer sind? Spike, es ist unhöflich, jemanden zu unterbrechen!"
"Na und? Das interessiert mich nicht! Du bist nicht meine Mutter!"
"Nein, ich bin Dein Childe und wie Du Dich benimmst, dafür muß ich mich ja schämen!"
Giles stand kurz davor, sich freiwillig zur "Essensspende" zu melden, so verzweifelt war er. Diese Vampire waren aber auch kindisch! "Warum gehen Sie nicht ein bißchen an die Luft und diskutieren weiter, wenn Sie sich wieder unter Kontrolle haben?"
"Das ist ne gute Idee. Aber ich hab ne bessere: Wir pfählen die zwei Nervensägen", lachte Lee.
Sogar Giles konnte sich ein Grinsen über Lees Kommentar nicht verkneifen. Genau das gleiche hatte er auch gedacht. "Wir sollten endgültige Maßnahmen noch nicht ergreifen, aber ich stimme zu, daß dieses Gespräch so keinen Sinn hat."
"Wir könnten sie knebeln..."
"Ja, wir knebeln sie!", stimmten Mark und Caitlin begeistert zu. Ehe die beiden Streithähne Gefahr befürchteten, wurden ihnen schon die Münder zugehalten.
"Vielen Dank", ächzte Giles.
"Gern geschehen. Ich bekomm Kopfschmerzen von diesem Kinderkram!"
"Hi!", kam Buffy in die Bibliothek. Sie runzelte die Stirn und fragte, "was ist denn hier los?"
"Lange Geschichte..."
Kurz darauf trudelten auch Alessandro, Willow und der Hüter Michael ein. "Mister Giles, Miss Summers, Mister Ozborn, guten Abend!"
"Abend."
"Guten Abend, Sir. Hi Alessandro!"
"Guten Abend, Michael. Es ist mir eine Freude, Sie wiederzusehen, Sir!"
"Die Freude ist ganz meinerseits."
"Setzen Sie sich bitte."
Brav ging Willow an Michaels rechter Seite, blieb stehen, als er sich setzte, bis es ihr erlaubt wurde. Buffy, Oz und Giles wechselten einen verwunderten Blick, während Caitlin sichtbar zufrieden war. "Rechnen Sie mal damit, Mylord, daß Buffy sich revanchiert, sie sieht ziemlich schlecht gelaunt aus", hauchte sie.
Alessandro grinste breit und Michael flüsterte zurück, "ich glaube nicht, das sie das tun wird..."
"Na, wie war es Willow?"
Die junge Hexe sah zu den Hütern, antwortete erst, als sie genickt hatten. "Es war phantastisch! Michael hat mir sogar schon ein paar Tricks beigebracht! Guck mal!" Sie bewegte ihre rechte Hand über ein Buch, murmelte einen Spruch, und dirigierte dann das Buch durch die Luft. Nach ein paar Sekunden fiel es auf den Boden.
"Cool! Jetzt brauchen wir endlich keine Bücher mehr zu schleppen!"
"Ich glaube, das kann ich auch", schmunzelte Caitlin und steuerte es wieder auf den Tisch.
Schnell machten sich die vier Magier einen Spaß daraus, die Einrichtung der Schulbibliothek durch die Luft zu schleudern. "Das macht Spaß!", freute sich Willow.
"Noch eine letzte Runde?", schlug Cat vor. Alle nickten.
"Die bringen alles durcheinander!", verzweifelte Giles.
"Keine Sorge, Mister Giles, wir bringen wieder alles an seinen Platz. Unterschätzen Sie nie einen Magier!", lächelte er. "Okay, jetzt stellen wir alles zurück!" Nach ein paar Sekunden war jeder Gegenstand wieder an seinem Platz. "Sehen Sie?!"
"Beeindruckend!"
"Nun... wir sehen uns heute Nacht, Miss Rosenberg?"
"Ja, ich freue mich schon. Aber ich bin auch ganz schön aufgeregt! Was sollte ich noch mal mitbringen, ich hab es schon wieder vergessen?"
"Ein schwarzes Cape, je zehn, der Göttin geweihte, schwarze und weiße Kerzen und Ihr Book of Shadows. Den Rest bringe ich mit. Und denken Sie daran, schwarze, bequeme Kleidung anzuziehen. Ich bitte Sie, sich vorher das Ritual einzuprägen. Fragen Sie zur Not Caitlin. Ich hole Euch dann um 20 nach 11 ab."
"Okay."
"Darf ich mitkommen?", fragten Giles, Oz, Helen und Buffy gleichzeitig.
"Sie müssen aber ruhig sitzen und still sein während des Rituals. Ziehen Sie sich auch etwas bequemes an."
"Machen wir!"
"Bis heute Nacht!"
Bevor die Scooby Gang etwas sagen konnte, waren die Männer verschwunden. "Jetzt schieß schon los, Willow! Wie war's?"
"Genau, wie ich gesagt habe, es war super! Michael ist total süß und Alessandro hat immer mit mir gelernt. Ich mag die beiden echt."
"Süß? Michael? Reden wir über den gleichen Michael? Magier, Ire, Schläger?"
"Er ist kein Schläger, Buffy! Wirklich nicht!"
"Freut mich, daß Du Dich mit meinem Schwager so gut verstehst. Kommen wir zu den praktischen Dingen: Haben Deine Eltern endlich zugestimmt, daß Du zu uns ziehst?"
"Ja. Sie finden es zwar schade, aber Sie verstehen, daß es wichtig für mich ist. Du hast sie richtig um den Finger gewickelt, Cat!"
"Tja, das ist mein Vampircharme!", lachte sie. "Lisa, Marguerite, Angel, Danny und Pete bleiben auch hier in Sunnydale. Deshalb haben wir uns schon ein neues Haus gemietet, Angels ist zu klein für sieben Leute. Es ist zwar möbliert, aber wenn Du willst, können wir Dein Jugendzimmer rüberbringen. Hast Du Lust, es Dir jetzt anzusehen? Du kannst Dir auch noch Dein Zimmer aussuchen."
"Klar! Oz, Buffy, Giles, wir sehen uns dann bei mir, ja? Paßt bitte auf, daß Ihr rechtzeitig bei Cat seid, Michael wird nicht warten! Bye!"
"Bis später! Wir sind gerade am Umziehen. Saubergemacht haben wir, die Sachen, die neu bestellt sind, und das ist von der Matratze, über den Fernseher und den Teppich bis zum Teelöffel alles, kommen Morgen und Dienstag. Ein paar Möbel sind auch schon rübergeschafft. Dummerweise wird der Strom-, Telefon- und Wasseranschluß erst Mitte der Woche freigeschaltet. Ersteres ist nicht weiter schlimm, es gibt viele Kamine da drin, Licht machen können wir mit Kerzen, telefonieren mit den Handys, nur fließendes Wasser fehlt. Im Moment schlafen wir noch in Angels Haus."
Willow befürchtete, daß sie noch Wochen auf einer Baustelle leben würden. Caitlin hatte Angels Haus gerade auf menschliche Standards gebracht, aber ein Haus für sieben Leute bewohnbar zu machen, war eine andere Sache... "Gibt es eine Küche? Was ist mit einem Keller? Waschmaschine, Trockner?"
"Es gibt eine neue Einbauküche, mit allem Schnickschnack, aber nicht eingerichtet, Keller und Dachgeschoß sind vorhanden, ebenso ein Vorrats- und ein Waschraum. Ich habe da die Liste mit allem, was ich bestellt habe, wenn noch was fehlt, bestell es einfach! Die Jungs sind gerade dabei, die Doppelgarage und den Schuppen zu entrümpeln. Der Garten ist solch ein Schlachtfeld, daß ich eine Gärtnerei kommen lassen muß. Wenigstens ist alles renoviert und eingerichtet, sonst würden wir Monate brauchen, Willow!"
"Da hast Du recht! Was war das schon für eine Arbeit, Angels Bude bewohnbar zu machen, aber ein riesiges Haus! Apropos Angel, wo ist er eigentlich?"
"Entrümpeln! Aber Deine Freunde sind echt hilfsbereit! Sogar Cordelia ist gekommen, um mir bei der Inneneinrichtung zu helfen! Mister Giles, Xander, Buffy und Oz sind den ganzen Nachmittag da, Spike, Dru, Helen, Lee, Mark die ganze Nacht, es ist super!"
Willow war ihren Rucksack am Packen, als es klingelte. "Wer da?", schrie sie.
"Ich bin's!"
"Michael!" Sie sprintete zur Tür und riß sie auf. "Mylord, es tut mir leid, aber ich bin noch nicht ganz fertig. Kann ich Ihnen in der Zwischenzeit ne Konserve anbieten?"
Der Magier blieb vor der Tür stehen und hob eine Augenbraue. "Das ist NICHT witzig, Caitlin!"
"Wieso? Was hat Caitlin gemacht?"
"Würden Sie mich bitte einladen oder sollen wir hier draußen erfrieren?", grinste er.
"Oh, das tut mir so leid. Kommen Sie bitte herein. Ich lade Sie direkt mal für alle Häuser ein, in denen ich lebe oder leben werde."
"Sehr freundlich, danke."
"Möchten Sie Blut? Oder Kaffee, Tee?"
"Danke, aber ich hatte erst im Auto welches."
"Einen Kaffee bitte."
"LIAM!", schrie Willow durch das ganze Haus. "Ich muß nur noch ein paar Sachen einpacken."
"Denken Sie daran, Miss Rosenberg, wir fahren nicht zum Überlebenstraining!"
"Ich versuch es."
Angel kam die Treppe heruntergestolpert, "ja?" Als er seinen Landsmann sah, wollte er direkt kehrt machen.
"Ähm... Angelus?"
Der Vampir mit der Seele drehte sich müde um. "Was ist, Michael?", fragte er unterkühlt.
"Ich...", der ältere Vampir fuhr sich nervös durch die rotblonden Locken, die er in der Freizeit nicht glättete, "können wir nachher reden? Ich hab keine Lust, das weitere 200 Jahre mit mir rumzutragen, verstehst Du? Bitte!", zischte er.
"Wenn Cat uns mit ihrem Minibus fährt, könntet Ihr Euch Zeit lassen...", schlug Willow vor.
"Danke. Also, warum hast Du mich gerufen?"
"Kannst Du Alessandro eine Tasse Kaffee geben?"
Angel nickte. "Kommt mit, die Küche ist da." Als Willow außer Sicht- und Hörweite war, fragte der dunkelhaarige Vampir, "darf ich mitkommen?"
"Sei ruhig und sitz still während des Rituals, dann bekommst Du keinen Ärger."
Im Wald vor Sunnydale parkten die zwei Wagen, ihre Insassen leuchteten sich mit Taschenlampen den Weg durch das Unterholz. Auf einer kleinen Lichtung hielten sie an und bereiteten sich auf die Aufnahme vor. "Hier ist eine Decke. Setzt Euch darauf", befahl Michael den "Zuschauern". "Willow, Caitlin, Alessandro, Ihr müßt mir bei den Vorbereitungen helfen."
"Was soll ich machen?"
"Alessandro und Willow, stellt die Kerzen in einem großen Kreis auf, immer eine schwarze und eine weiße. Dann zündet sie an und paßt auf, daß Ihr IN dem Kreis seid, wenn Ihr das tut. Caitlin, hilfst Du mir bitte mit den Räucherungen? Die müssen wir zuerst machen."
Die Irin wuchtete aus dem Rucksack ihre 20 Kerzen, drückte sie Willow in die Hand. "Klar, was brauchen wir jetzt noch mal? Ah ja, den Kompaß." Sie legte in die Mitte des Kreises einen Stein, auf dem die Himmelsrichtungen eingraviert waren. "Räucherungen, Räucherungen..." Michael legte einen Kasten mit verschiedenen Räuchermitteln zwischen sie und Caitlin setzte, nach der Beschreibung in ihrem Book of Shadows, die Mischungen zusammen.
Nach ein paar Minuten hatten sie zu jeder Himmelsrichtung die entsprechende Räucherung abgezündet, die Kerzen brannten und Michael zog den Kreis von innen mit Salz nach. Dann kam wurden noch Opferungen plaziert und das Ritual konnte beginnen.
Zunächst damit, daß Michael vor Willow und Caitlin, die nebeneinander saßen, Schriftrollen öffnete. Von einer anderen las er den lateinischen Text vor.
Es dauerte ein paar Minuten, bis der lange Vertrag bis zum Ende verkündet war. Michael legte eine weitere Abschrift daneben. Mit einer Feder unterschrieben sie die vier Exemplare. Zuerst setzte Willow ihre Unterschrift darunter, dann Caitlin und zuletzt Michael. Danach nahm der Prätorianer Willows linkes Handgelenk in seine rechte Hand und biß es vorsichtig auf. Die Blutstropfen ließ er auf ihre Unterschriften fallen. Caitlin und er selbst besiegelten den Vertrag genauso mit ihrem Blut. "Herzlichen Glückwunsch, Willow Rosenberg. Sie sind nun offiziell ein Mitglied der Union und Caitlins Lehrling. Caitlin, ich freue mich für Dich." Sie schüttelten die Hände und die Zuschauer applaudierten.
"Vielen Dank, Mylord."
"Danke, Michael."
"Was kommt jetzt?"
"Der Teil, für den wir das hier alles aufgebaut haben. Wir werden die Powers That Be anrufen! Sie erhören nicht gerade jeden, aber sie schätzen die Union, deshalb tun sie es für uns." Er zog das schwarze Seidentuch weg, das zwei kleine Spiegel vor ihnen bedeckte. "Es sind magische Spiegel, deshalb haben Vampire eine Reflektion in ihnen", erklärte er und setzte eine weitere Räucherschale zwischen Caitlin und Willow. "Du hast die Opfergaben?"
"Klar." Die Vampirin gab ihrem Lehrling ein goldenes Amulett. "Du weißt noch, was Du machen mußt?"
"Ich denke schon." Gemeinsam zündeten sie das Räucherwerk an und konzentrierten sich auf ihre Spiegelbilder. "In dieser Nacht des Neumondes rufen wir unsere Schöpfer an. Wir bitten um nichts mehr als Eure Mildtätigkeit", rezitierte Caitlin.
Plötzlich sahen sie nur noch Schwärze, dann erhellte sich der Raum plötzlich. Willow sah sich ängstlich um, keine Decke und keine Wände waren zu sehen, nur weißes Licht. Und Caitlin. "Komm, wir müssen weitergehen."
"Sind wir jetzt bei den Powers That Be?"
"In gewisser Weise."
Sie liefen langsam ein paar Sekunden, bis eine körperlose Stimme, weder männlich noch weiblich, erklang: "Weshalb bist Du zu uns gekommen, Hüterin Caitlin?"
"Ich habe Euch angerufen, um für meinen Lehrling Willow um Euren Schutz und Eure Gnade zu bitten. Wir haben Euch die traditionellen Opfer mitgebracht. Bitte erweist uns die Ehre und nehmt sie an." Sie gab Willow ein Zeichen und die Frauen hielten gemeinsam ihre Geschenke vor sich hin.
"Eure Opfer sind sehr schön." Sie flogen von ihren Händen in den "Himmel". "Wir gewähren Euch, Hüterin Caitlin, Lehrling Willow, unseren Schutz und unsere Gnade."
"Wir versichern Euch unserer Ergebenheit in Ewigkeit", schwor Caitlin. Im nächsten Augenblick saßen sie wieder vor den Spiegeln.
"Hat es geklappt?"
"Ja."
"Wie, das war's schon? Wo sind das große Blutvergießen und die Menschenopferungen geblieben?", scherzte Xander. "DAFÜR hab ich mich abgefroren?!"
Michael warf ihm einen tödlichen Blick zu. "Habe ich Ihnen erlaubt, zu sprechen, Mister Harris?"
"Nein, aber Sie haben es mir auch nicht verboten... äh... haben Sie doch. Sorry."
"Seien Sie froh, daß meine Kräfte nach dem Ritual geschwächt sind, sonst würde ich mit Ihnen den Bücher-Schwebe-Trick machen. Gegen einen Baum!"
"Ich hab doch gesagt, daß es mir leid tut!"
"Wie auch immer... Wir können jetzt zusammenpacken, es ist wirklich kalt heute Nacht."
"Das stimmt. Habt Ihr Lust, noch ins Bronze zu gehen, meinen Einstand feiern?"
"Wir müssen Morgen zur Schule, Willow. Das wird zu spät, glaube ich. Aber Ihr könntet Freitag ins Bronze kommen, wenn ich meinen Auftritt habe", schlug Oz vor.
"Das ist ne gute Idee! Warum holen wir uns nicht eine Pizza und feiern bei Euch noch? Vielleicht können wir ja bei Cat schlafen..."
"Das wäre super! Bitte, bitte, bitte, Cat!"
"Wenn Ihr mit der Couch leben könnt: Immer!"
"Danke!" Willow umarmte ihre Meisterin fröhlich. "Darf ich das überhaupt?"
"Ich erlaube es Dir ausnahmsweise", grinste die Vampirin zurück.
Der alte Hüter drückte seinen Korb Alessandro in die Hand. "Stell den bitte in unseren Wagen. Ich hole Dich in ein oder zwei Stunden bei Caitlin ab."
"Aye, aye, Mylord."
"Sie gehen nicht mit, Michael?"
"Angelus und ich kommen nach."
Cat warf den Männern einen zweifelnden Blick zu, schüttelte den Kopf und ging zu ihrem Auto. Sie hatte wichtigere Dinge im Kopf.
"Nach 200 Jahren!", lächelte Angel unsicher. Er hatte schon lange auf dieses Gespräch gehofft, aber jetzt wußte er nicht, was er sagen sollte.
Michael wechselte automatisch in ihre bevorzugte Muttersprache Gälisch. Wann immer es ging, sprach er diese Sprache. "Ja, hat lange gedauert, bis wir uns mal aussprechen, was? Angelus, ich weiß nicht, wie ich es sagen soll, ich bin nicht gut darin... Können wir ein Stück laufen?"
"Natürlich. Seit ich die Seele habe, hat sich meine Sichtweise radikalt verändert... Was ich damit sagen will, ist, daß ich inzwischen verstehen kann, was Du damals empfunden hast und weshalb Du uns überfallen hast."
"Wirklich? Das beruhigt mich sehr. Erinnerst Du Dich noch daran, wir haben früher unsere Streits über Caitlin immer bei einer Flasche Whiskey ausgetragen...?"
"Und ich habe Dich jedes mal unter den Tisch getrunken!"
"Die Zeiten ändern sich, Angelus."
"Die Zeiten schon, aber ich kann Dich immer noch besiegen!"
"Oh, sei Dir da mal nicht so sicher."
"Wieso, hast Du etwa welchen mitgebracht?"
"Nein, aber wir könnten in Willys Bar gehen..."
"Cat wird mich pfählen, wenn ich besoffen nach Hause komme!"
"Die Zeiten ändern sich KEIN BIßCHEN!", lachte Michael. "Hast Du Angst, daß sie mit dem Küchenholz hinter der Tür steht?", piepste er.
"Hey!", boxte Angel ihm spielerisch in die Schulter.
"Jetzt mal ernst, mein Sohn: Es tut mir leid, daß ich Dich umbringen wollte, obwohl Du gar nicht wußtest, weshalb Dein Freund sich bei Dir versteckte. Ich habe überreagiert."
"Und mir tut es leid, daß ich Dich dafür verurteilt habe. Ich würde genau das gleiche tun."
"Heißt das, wir sind wieder Freunde?"
"Wäre mir sehr recht."
"Mir auch. Hast Du nicht doch Lust, einen trinken zu gehen?"
"Du erklärst es meiner Frau und ich gewähre Dir eine Revanche!"
Dingoes Ate My Baby schallte am nächsten Freitag Abend durch das Bronze. In einer Ecke feierten Buffy, Xander, Cordelia, Angel, Drusilla, Caitlin, Danny, Helen, Lee, Mark, Spike, Pete, Marguerite und Lisa Willows Einstand und die Einweihung des neuen Hauses. Und suchten sich ein zweibeiniges Essen aus, aber das sagten sie der Scooby Gang lieber nicht.
"Ja, wir haben heute die letzten Sachen rübergebracht! Es ist einfach ein Traumhaus, ich liebe es schon jetzt!", erzählte Willow begeistert. "Seht mal, was heute gekommen ist", sie stand auf und öffnete ihren schwarzen Ledermantel ein Stück. Darunter lugte ein Schwert hervor.
"Cool!"
"Und das ist noch nicht alles!" Als sie ihre Ärmel hochschob, konnten ihre Freunde zwei kunstvoll verzierte, silberne Armspangen bewundern. "Die sind für den Kampf, um Schläge abzuwehren! So wie in "Hercules"!"
"Warum kriegen Jägerinnen nie so tolle Sachen?!", beschwerte sich Buffy. "Wollen wir tanzen, Spike?"
"Darauf kannst Du wetten!" Der Vampir zog Buffy sofort zur Tanzfläche.
"Dru will auch tanzen!"
"Du hast meine Gedanken gelesen!" Xander nahm, ganz Gentleman, ihre Hand und führte seinen neuen Schwarm aufs Parkett.
Willow beobachtete glücklich, wie nacheinander auch Helen und Lee, Caitlin und Angel, Cordelia und Danny, Lisa und Mark, Pete und Marguerite auf die Tanzfläche verschwanden. Sie war dankbar dafür, daß sie einmal ein paar Sekunden für sich alleine hatte. Sie wußte, daß ihr neues Leben nicht immer leicht werden würde, aber sie wußte auch, daß sie sich auf ihre Freunde, neue wie alte, verlassen konnte. Die Frage war nur: Würde das reichen?
