Übersetzt von Steffi Silberstreif
Sirius Black grinste breit, als er in Harrys Raum apparierte. "Überraschung!" sagte er fröhlich. Er musste sich einen Moment lang umsehen, bis er merkte, dass Harry nicht da war. "Wo ist er," fragte er Hedwig, die auch gerade erst angekommen war. Hedwig schuute nur und ging in ihren Käfig, um ein Nickerchen zu halten.
Sirius sah der Eule zu, wie sie ihre Flügel streckte und sich zum Schlafen setzte, dann gähnte und streckte er sich auch. Die letzten beiden Wochen waren sehr ermüdend gewesen, körperlich und geistig. Er hatte einige Freunde aufgespürt, die mehr als willig Albus Dumbledore kontaktiert haben, um mit ihm die besten Strategien zu diskutieren, wie man mit Voldemorts Rückkehr umzugehen hat. Er hatte auch viele Zauberer getroffen, die entweder nicht an Voldemorts Rückkehr glaubten oder dir zu verängstigt waren, überhaupt an Widerstand zu denken. Alles in allem war er innerhalb weniger Tage Hunderte von Meilen gereist und war jetzt völlig erledigt. "Du hast es schon richtig gemacht, altes Mädchen," flüsterte er Hedwig zu, als er sich Harrys Bett ansah. Er setzte sich auf die Kante und fiel hinten über, er seufzte bei dem Gefühl einer weichen Matratze unter seinem schmerzenden Rücken.
Sirius hatte Harrys Brief vor einigen Tagen erhalten und entschieden, ihm nicht per Eule zu antworten, sondern sich die Zeit zu nehmen, sich mit seinem Patensohn zu treffen. Er wusste, dass Harry unglücklich war. Nicht, dass Harry das direkt gesagt hätte. Aber im Laufe des letzten Jahres hatte er gelernt, auch das aus Harrys Leben zu erfahren, was Harry ihm nicht erzählte. Und wenn er jetzt nicht völlig falsch lag, und das bezweifelte er, dann ging es Harry nicht gut, mit dem, was ihm im Trimagischen Turnier passiert war. "Wem ginge es gut?" dachte Sirius. "Zu wissen, dass man durch einen Fehler aufgestellt wurde, hilflos zusehen zu müssen, wie jemand gefoltert und getötet wird, seine eigenen Eltern aus dem Zauberstab kommen sehen, mit dem sie umgebracht worden sind." Er seufzte und schloss seine Augen. Alle dachten, Harry sei so stark. Und das war er auch, aber er war erst ein vierzehnjähriger Junge. Ein Junge, der in seinem Leben beachtliches durchgemacht hatte, "und er lebt, um davon heimgesucht zu werden." dachte Sirius verdrießlich. Er gähnte erneut und ließ seinen kopf tiefer in das Kissen sinken. Er hatte die Tür magisch verschlossen, als er merkte, dass Harry nicht da war, und jetzt konnte niemand anderes als Harry sie öffnen. Jetzt fühlte er sich sicher genug, um eine dringend nötige Auszeit zu nehmen. "Ich hoffe, Harry kommt nicht zu bald," stand er sich ein. Dann lachte er. "Ich frage mich, was die Muggel-Frau machen würde, wenn sie nur wüsste, dass Harry Potters krimineller Pate direkt über ihrem Kopf schlief." Er ließ angenehme Bilder von Tante Petunias Reaktion hinter seinen Augenlidern vorbeidriften und schleif schnell ein.
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Harry sah, wie Dudleys seinen Arm zurücknahm und warf. In seinen Augen spielte sie das ganz langsam ab. Die Klinge bog sich, drehte sich um ihre Enden blitzte hell. Die smaragdeben Augen des Drachen glitzten in der Sonne, die durch die Bäume schien. Harry hatte das Gefühl er könnte das Zischen der rasiermesserscharfen Klinge durch die Luft hören. Er konnte sein Herz rasen hören und das aufgeregte Atmen von Reginald und Milton wie sie den Weg des Messers verfolgten. Harry sah in faszinierten Grauen wie die Klinge näher kam. Er merkte erleichtert, dass die Klinge in den Baum direkt über seinen Kopf einschlagen würde, und er hörte auf, die Luft anzuhalten, und schloss die Augen. Mit erstaunen merkte Harry, wie etwas in seinen Körper einschlug. Er öffnete seine Augen und sah mit Grauen, an sich hinunter, dort ragte der Drachengriff aus seiner Schulter heraus, direkt unter dem Schlüsselbein. Hellrotes Blut sickerte durch sein Shirt. Hypnotisiert starrte er den immer größer werdenden Flecken an, bis Reginalds Schrei ihn zurück in die Realität brachte.
"Du... Dud... Was hast Du getan!? Ich dachte, du würdest über seinen Kopf zielen" Ich dachte, du wolltest ihn nur erschrecken!" Reginalds hysterischer Wortschwall stand im Gegensatz zu Miltons schnauben des ungläubigen Schreckens, als er auf Harrys Schulter zeigte.
Dudley starrte nur vor sich hin, als ob er nicht glauben könnte, was er sah. Er blickte mehrmals auf seine Hand und zurück zu Harry, er bewegte seinen Mund, aber es kam nichts heraus. "Ich habe nicht... Ich meine, ich war nicht... Das war nicht..." schaffte Dudley nach einem Moment zu krächzen. Seine kleinen Augen wurden größer während er starrte, so daß Harry sich fragte, ob die aus seinem Kopf herausfallen könnten.
"Was machen wir jetzt?" fragte Reginald heiser. Er sah sich um, ob sie beobachtet worden sein. Er und Milton sahen sich hoffnungslos an, und dann, wie auf ein stilles Kommando, ließen sie Harrys Arm los und liefen panisch weg. Dudley sah ihnen nach, und dann folgte er ihnen, ohne sich umzusehen, und lies Harry völlig allein.
Harry starrte ihnen nur nach, seine Arme kribbelten von dem plötzlichen Nachlassen des Druckes. Er sah erneut an seiner Schulter hinunter, er war sich noch immer nicht sicher, ob er das nur geträumt hätte. Er hob seine linke Hand und berührte vorsichtig mit seinen fingern das Blutgetränkte Shirt. "Das ist nicht wahr," dachte er, "Das kann nicht passieren." Harrys Knie fühlten sich schwach an, er rutschte am Baum herunter und landete mit einem Bums auf dem Boden. Ein Schmerz zog durch seine Schulter und er keuchte wegen seiner Intensität. Er sah herunter zu dem herausragenden Drachen und blinzelte vor Überraschung. Der Drachen sah ihn an. Harry blinzelte wieder, aber die smaragdfarbenen Augen sagen nicht weg. Harry bewegte seine Hand langsam an den Kopf des Drachen. er bog seine Finger und griff den Griff, entschlossen, den Dolch herauszuziehen. Er schrie erschrocken und vor Schmerz auf, als sich die scharfen Zähne des Drachens in seine Hand gruben. Er zog seine hand sofort weg und starrte auf die gezackte Wunde zwischen seinem Daumen und Finger. Erneut sah er auf den Drachen, der seine Zähne angriffslustig zeigte. Erst da merkte Harry, dass das kein normaler Dolch war. Es war magisch. Und ihm fiel nur eine Person ein, die ihm solchen Ärger bereiten könnte.
"Voldemort." Der Name kam über Harrys Lippen, bevor er sich stoppen konnte. Und als ob er darauf gewartet hätte, dass Harry dieses Wort aussprach, fletschte der Drachen die Zähne und die Klinge wurde zu einem stechenden Pfeil heißen Schmerzes. Durch den Schmerz, der ihn zu zerreißen schien, hörte Harry jemanden schreien, und dann war alles schwarz.
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Sirius Black wachte erschrocken auf. Die selben scharfen Instinkte, die ihn seit Askaban am Leben gehalten hatten, warnten ihn, wenn Gefahr drohte. Mehrere Fußpaare liefen die Treppe hinauf. Er setzte sich auf und griff nach seinem Zauberstab. Dann hörte er, wie sich die Tür zum Nebenzimmer öffnete. Füße scharrten, und die Tür flog mit einem Knall zu. Sirius zwang sich zu entspannen und konzentrierte sich auf die Geräusche um ihn herum. Er hörte heimliches Geflüster aus dem Nebenraum, doch er konnte nicht verstehen, was gesagt wurde. "Vox Amplificatus," flüsterte er, als er seinen Zauberstab auf die Wand richtete.
Dudley, was zum Teufel hast du dir dabei gedacht? Wir werden solchen Ärger bekommen. Ich meine, meine Mutter, mein Vater, um Himmels Willen, sie werden mich umbringen, wenn die das herausfinden!"
Sirius lauschte neugierig. "So hat sich der wundervolle Dudley dieses Mal selbst in Schwierigkeiten gebracht," dachte er fröhlich.
"Ich hätte es wissen müssen, dass Du nicht wusstest, was Du getan hast. Komm, los Reggie, lass uns hier verschwinden, bevor seine Eltern etwas herausfinden, sonst kriegen wir Schuld."
"Milton, das können wir nicht. Wir müssen zurückgehen und ihm helfen!"
"Nein!" Sirius zuckte zusammen, als die Laute Stimme im Raum hallte. "Ich werde nicht zurückgehen! Werde ich nicht! Vermutlich ist die Polizei da. Vermutlich hat er ihnen alles erzählt. Ich bleibe hier, und ihr auch. Wir sagen einfach, wir sind den ganzen Nachmittag hier gewesen... Das konnten wir nicht gewesen sein!"
"Wer würde uns glauben?" Sirius erkannte Miltons Stimme.
"Wer nicht? Ich meine, es steht unsere Aussage gegen seine, und niemand würde ihm zuhören. Er war schon immer eigenartig, und ich weiß, dass meine Mum und mein Dad ihn hassen. Sie würden nie etwas glauben, was er sagt. Er hat uns schlimme Sachen angetan, und sie würden sagen, er verdient es." Etwas an der Art, wie Dudley das sagte, brachte Sirius auf die Füße. Die Haare in seinem Nacken sträubten sich, und er lehrte sich nach vorne, er hoffte, die Jungen würden mehr sagen. In dem Raum war Ruhe, und alles, was der Lautstärkezauber herüberbrachte, war das schnelle Atmen der Jungen.
"Bist du sicher?" fragte Milton.
"Oh ja. Ganz sicher. Wenn wir nur zusammenbleiben und unsere Geschichte glatt herausbringen, wird er niemand je erfahren."
Dudley klang sehr überzeugt, und Sirius konnte beinahe hören, wie die anderen beiden Jungen das überdachten.
"Ich weiß nicht," warf Reginald ein, "Wir sollten wirklich zurückgehen. Ich meine, du hast ihn abgestochen, Dudley. Er könnte sterben! Wir sollten zumindest jemanden suchen und ihm sagen, wo er ist." Sirius Blut gefror. Dudley lachte, ein kaltes Lachen, hart und bitter. "Er sterben?" schnaubte Dudley. "Er kann nicht sterben. Habe ich euch das nie erzählt? Er ist ein Zauberer."
Sirius fühlte, wie das Blut sein Gesicht verließ, und er setzte sich hart auf das Bett. "Harry wurde abgestochen. Harry wurde abgestochen." wiederholte er wie eine Liternei in seinem Kopf. Er konnte nicht denken. Er konnte sich nicht bewegen. Er konnte sich nur Harry vorstellen, der so viel durchgemacht hatte, der nun irgendwo in seinem eigenen Blut lag, und er, Sirius, konnte ihn nicht finden. Auf einmal war Sirius voller Wut, die seiner Hilflosigkeit entsprang. Alles, was er jemals falsch gemacht hatte, schrie auf ihn ein; sein Fehler, der zu Lily und James Tod geführt hatte, sein Nicht-Kämpfen um Harry, als das passiert war, seine Abwesenheit, als Harry Voldemort im letzten Jahr gegenüberstand, sein versagen, da zu sein, wenn Harry ihm am meisten brauchte. Sirius hob seinen Zauberstab und ließ all seinen Ärger und seine Wut in einem lauten Schrei heraus. Die Wand zwischen Harrys und Dudleys Zimmer zerfiel in einem regen aus Steinen und Putz.
Dudley, Reginald und Milton schrieen von Schreck auf und rannten feige auf die andere Seite des Raumes, sie versuchten so viel Platz wir möglich zwischen sich und den fallenden Trümmern zu bringen. Sie starrten fasziniert auf Staubwelle, die einmal Dudleys Wand gewesen war. Reginald war der erste, der einen zitternde Finger erhob und auf die kleiner werdende Wolke zeigte. "Was... ist das?" krächzte er, eine Augen vor Schreck geweitet. Milton und Dudley drehten sich langsam um und sahen eine große Person mit einem Umhang, die durch die zerklüftete Öffnung stieg. Ihre Münder standen offen, als der fremde Mann näher kam. Sein langes, verfilztes Haar und seine weiten Augen gaben ihm ein teuflisches Aussehen in dem staubigen Licht. Erst als er direkt vor ihnen stand, sahen sie den langen, dünnen Stab, den er in der Hand hielt. Dudley schrie vor Angst auf und versuchte, sich hinter seinen Freunden zu verstecken. Der Alptraum sah ihn direkt an und sprach. "Wo ist Harry?"
Ich freue mich über jedes Feedback - und Xanthia auch!
Und für alle die, die es noch nicht wissen: (Fast) alle personen in dieser Geschichte gehören JKR
