Übersetzt von Steffi Silberstreif
Dudley starrte voller Horror auf den Zauberstab, der direkt auf ihn zeigte, während Reginald und Milton den Mann angafften, der ihn hielt.
"Ich frage dich noch ein einziges mal, Muggel, wo ist Harry?" Sirius leise Stimme klang unheilvoll in dem staubigen Raum. Er sprach jedes Wort rasiermesserscharf aus, und es gab keinen Zweifel, über wen er sprach. Dudley öffnete seinen Mund, aber es kamen keine Worte heraus, sondern nur ein verängstigtest Quieken. Er schluckte und versuchte es noch einmal. "Wer... wer sind S... S... Sie?" stotterte er, seine Stimme brach am Ende ab,
Sirius lächelte auf den Jungen herab, ein grausames Lächeln, das schreckliche Konsequenzen versprach. "Sein Pate."
Für einen Moment starrte Dudley nur auf die eigenartige Erscheinung in seinem Zimmer, dann dämmerte ihn die Identität seines Besuchers mit brillanter Klarheit. Sein Gesicht wurde zu seiner verdrehten Maske aus Schrecken, und er schrie und kratze an der Wand hinter sich, er versuchte zu entkommen. "DAS IST ER! DAS IST ER! ER WIRD UNS ALLE UMBRINGEN!" Reginald und Milton versuchten vergeblich, Dudleys um sich schlagenden Arme zu fassen und ihn still zu halten. Dudleys Fäuste schlugen in ihre Gesichter, sie ließen Blut aus Miltons Nase strömen und direkt auf Reginalds Auge. Beide Jungen schrieen vor Schmerz auf und ließen Dudley alleine zurechtkommen.
"Stupify!" der Zauberspruch hallte durch den plötzlich stillen Raum. Sirius sah die drei bewegungslosen Körper und beschloss, sie gegen sich auszuspielen sei sie einzige Möglichkeit, Harry zu finden. Er zeigte mit seinem Zauberstab auf Reginald. Er war derjenige, der am ehesten das erzählen würde, was er wissen wollte. "Enervate!"
Reginald realisierte erschocken, dass er nicht mehr an einem Fleck gefroren war. Er blickte sich wild um und sah, dass sein Cousin und Dudley noch immer bewegungslos neben ihm lagen. Langsam hob er seine angstvollen Augen auf das dunkle Phantom vor ihm. "Was haben Sie ihnen angetan?" krächzte er.
"Ich habe sie ruhiggestellt. Ich werde sie später befreien, aber nicht, bevor du mir sagst, wo mein Patensohn ist."
"Henry?" fragte Reginald, und versuchte dabei unschuldig zu klingen.
"Sein Name ist Harry." sagte Sirius durch zusammengebissene Zähne, "und wenn du mit nicht sofort alles sagst, was du weißt, werde ich dich für den Rest deines sehr kurzen Lebens in dem gleichen Zustand lassen wie sie beiden hier."
Reginald schluckte. "Er ist im Park," flüsterte er, "im kleinen Wald."
"Was habt ihr ihm angetan?" Sirius war tödlich ruhig, nur seine Hand, die seinen Zauberstab umklammerte, verriet seine Verzweiflung.
"Ich... ich habe nichts getan! Wirklich! Dudley war es. Dudley hat ein Messer auf ihn geworfen und er hat daneben geworfen und Hen... Ich meine, Harry getroffen. Dudley hatte über seinen Kopf gezielt. Da bin ich sicher. Er wollte ihm nicht wirklich wehtun, oder? Ich meine, ich denke nicht, dass er..."
"RUHE!" Der gebrüllte Kommentar stoppte Reginalds Erklärungen. "Dudley hat mit einem Messer nach Harry geworfen?"
Reginald nickte.
"Harry stand still und hat Dudley ein Messer auf sich werfen lassen?"
"Nicht ganz," gab Reginald schwach zu.
"Wie genau ist es passiert?" Sirius durchdringender Blick hielt den Jungen besser auf dem Boden fest als es jeder Zauberspruch gekonnt hätte. Reginalds begann zu schwitzen, und Panik füllte seine Augen.
"Ähm... Na ja... Ähh... Ich... Ich meine, wir..."
Sirius bewegte seinen Zauberstab einige Zentimeter nach vorne.
"Milton und ich haben seine Arme festgehalten, damit der sich nicht bewegen konnte!" gab Reginald hastig zu.
"RUHE!" brüllte Sirius. Er dachte daran, wie Harry festgehalten wurde, während Dudley ihn als Zielübung benutzte, und sein Magen drehte sich um. Er atmete einige mal tief ein und aus, um gegen das flaue Gefühl im Magen anzukämpfen, seine Augen verließen nie den sich duckenden Jungen vor ihm. "Enervate."
Dudley und Milton schreckten hoch, als der Spruch sie befreite. Sie sahen kurz auf Reginalds hängenden Kopf und Sirius Wut und wussten, dass sie bloßgestellt waren.
Sirius sah Dudley direkt an. "Woher hast du das Messer? Von deinen kindischen Eltern?" höhnte er.
"Es wurde ihm gegeben. Von einem Hausierer. "Sagte Milton, als Dudley sich nicht regte.
"Ein Hausierer." Sirius nahm ihm das nicht ab. Hausierer gingen nicht herum, um Leuten Messer zu schenken, jedenfalls dachte er das. Zauberer-Hausierer taten das nicht, das war sicher. Er war sich aber bei Muggel-Hausierern nicht so sicher.
"Ja. Der alte Tom. Er sagte, sein Name war der alte Tom irgendwas." Reginald versuchte verzweifelt, bei diesem Verrückten einen Vorteil zu erlangen. Er würde ihm sagen, was immer er wissen wollte.
"Der alte Tom?" Ein ungutes Gefühl formte sich in seinen Eingeweiden.
"Riddle." Sirius drehte sich abrupt zu Dudley , er war sich nicht sicher, ob er den leisen Ton wirklich über die Lippen des Jungen kommen gehört hatte.
"Was hast du gesagt?" fragte er nachdrücklich.
Dudleys Augen schossen durch den Raum. Seine Angst war sehr lebendig, aber irgendwie konnte er sich nicht davon abhalten zu sprechen. "Riddle. Sein Name war Tom Riddle."
Sirius' Herz blieb stehen. Sein Atem stoppte ihm in seiner Brust und sein Kopf schwamm. Voldemort hatte Dudley ein Messer gegeben, damit dieser Harry tötete. Es war sonnenklar. Dudley, Reginald und Milton merkten die plötzliche Zögern des Zauberers und gingen gemeinsam zur Tür. Sirius hielt sie mit einem Blick auf.
"Wo ihr doch so gerne mit Messern übt, werde ich euch einige, mehr geben, mit den ihr spielen könnt. Ich hoffe, dass Ihr eine Lehre daraus zieht, aber das bezweifle ich." Sirius flüsterte schaurig in die Ohren der Jungen. Auf einmal wurden sie festgehalten wie von unsichtbaren Armen, und gegen eine Wand presste. Aus dem Nichts kam ein Zischendes Geräusch, und Dolche in allen Größen und Formen flogen aus dem Staub auf die zu. Sie versuchten sich zu befreien, als die scharfen Klingen näher kamen, aber die unsichtbaren Halterungen waren nicht zu bewegen. Eins nach dem anderen schlugen die Messer in die Wand ein, die trafen Teile der Kleidung der Junge, bis sie wie Poster an die Wand gepinnt waren.
Sirius sah die hilflosen Jungen an und nickte zufrieden. Dann ging er zu Dudley und lehnte sich nahe an sein Gesicht. "Ich werde zurückkommen, da kannst du die sicher sein." Dann drehte er sich zu den anderen. "Wenn Harry nicht da ist, wo ihr gesagt habt, wenn er nicht mehr lebt, wenn ich ihn finde, dann komme ich auch für euch zurück." Und damit drehte er sich um und war weg, er ließ nur den sinkenden Staub und den Geruch von Dudleys nassen Hosen zurück.
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Harry starrte Glynnis an. "Woher kennen Sie meinen Namen?" fragte er ungläubig. Glynnis lachte. "Es ist eine kleine Welt, Harry. Hast du das schon mal gehört?" Harry nickte. "Na ja," fuhr sie fort, "ich kenne Freunde von dir. Ziemlich gut, sogar."
"Freunde von mir? Aber ich habe keine Muggel-Freunde."
"Freunde aus der Schule," sagte Glynnis bedeutsam.
Harrys Mund hing offen. "Sie wissen von Hogwarts?"
Sie nickte. "Ja. Ich weiß sogar ziemlich viel. Ich weiß, dass du das Trimagische Turnier gewonnen hast. Ich weiß, dass Ron Weasley einer deiner besten Freunde ist. Und ich weiß, dass du sehr gut Quidditch spielst. Ich weiß auch, dass du einen gewissen Zaubertränkelehrer hasst. Und ich weiß, dass dein Pate ein Hund ist."
"Er ist kein Hund. Er kann sich in einen Hund verwandeln." antwortete Harry dumpf. "Aber woher wissen Sie das alles? Kennen Sie die Weasleys?"
"Nein, nicht die Weasleys. Jemanden anderen. Jemand, der für die unterdrückten kämpft. Oder sollte ich eher Unterelfen sagen? Oder Unterhippogreife?" Glynnis lachte ihn an, als sie sah, wie er langsam verstand.
"Sie kennen Hermine," stellte er fest.
"Ja. Ich kenne sie nicht nur, ich bin ihre Tante, und leider hat sie ihre Zähne aus unserer Seite der Familie."
"Sie sind... Du bist Tante Lynn!" sagte Harry erstaunt. "Hermine hat von Dir erzählt."
"Nichts gutes, hoffe ich," lachte Glynnis.
"Dann weißt du von Zauberern."
"Ja." Ihr lächeln verschwand. "Und ich weiß, dass das Ding hier," sie zeigte auf das Messer, das sie anstarrte, und schauderte, "weit über meinen Verstand geht. Harry, ich brauche Hilfe. Wohin soll ich gehen? Wen kann ich anrufen?"
Harry schloss seine Augen und schüttete den Kopf. "Das ist niemand," sagte er langsam. "Ich weiß nicht, wo Hedwig ist. Sie ist meine Eule. Sie könnte eine Nachricht zu den Weasleys oder Dumbledore bringen. Ich dachte daran zur Winkelgasse zu gehen, aber..." Glynnis unterbrach ihn. "Winkelgasse? Ist das nicht diese Zaubererstraße?"
Harry nickte.
"Kann ich für dich da hingehen? Ich könnte Hilfe holen."
"ich wünschte, das könntest du," seufzte Harry. "Aber du würdest sie nicht finden. Nur Zauberer können den tropfenden Kessel sehen, und das ist der Eingang von der Straße aus. Und ich denke nicht, dass ich alleine dahin finden könnte. Glynnis, ich fühle mich sehr schwach. Habe ich viel so Blut verloren?" Harrys ängstlichen Augen glitzerten voll Tränen der Schmerzes und der Enttäuschung. Glynnis' Augenbraue hob sich voller Sorge, und ihr Ton wurde professionell.
"Du hast etwas Blut verloren, aber wirklich nicht so viel. Erzähl mir über den Schmerz, Harry, ist er scharf oder dumpf oder..."
Harry konzentrierte sich auf den Schmerz in seiner Schulter. "Er klopft, der Schmerz, er klopft."
"Klopfend. Wie dein Herzschlag?"
"Nein. Als ob die Klinge pulsiert, als ob sie leben würde." Harry sah weg. "Ich denke, es kommt von Voldemort." Genau, als er den dunklen Zauberer erwähnte, schoss ein neuer weiß-heißer Schmerz durch Harrys Körper. Er schrie auf, seine gesunde Hand fasste automatisch nach Glynnis. Sie nahm sie, und er zog sich zu ihr. Schwärze engten seine Sicht ein, und er hörte ein grausames Lachen in seinem Kopf. Die Narbe auf seiner Stirn begann, gemeinsam mit der Klinge zu pulsieren und schickte Wellen von Schmerz durch seinen Kopf. Harry horte jemanden aufschreien, und dann übermannte ihn die Schwärze.
Glynnis fühlte, wie Harrys Hand in ihrer erschlaffte und legte eine zitternde Hand an seinen Hals. Sie seufzte erleichtert, als sie einen stetigen Puls fand. Sie legte ihren kopf in ihre Hände und lehnte sich zurück, der Ton Harrys Stimmer klang ihr noch in den Ohren. "Er lacht, ich kann ihn hören." Sie brauchte nicht zu fragen, wer 'er' war. Sie hatte genug Geschichten über "du weißt schon wer" von Hermine gehört, um bescheid zu wissen. Der Tod von Harrys Eltern, die wiederholte Bedrohung für Harrys Leben, Harry, wie er den toten Körper seines Freundes zurückgebracht hat, Harry, der leblos auf dem Boden lag, und sie saß hilflos daneben. Diese Bilder kamen Glynnis ungebeten in den Sinn, so klar und deutlich, als hätte sie es selber gesehen. "Glynnie, du hattest schon immer eine zu aktive Vorstellungskraft." schimpfte sie ernst und schüttelte sich mental. Ein leises stöhnen war alles, was sie brauchte, um wieder in die Gegenwart zu kommen. Sie legte eine Hand sachte auf Harrys Wange und rief leise seinen Namen, als sich seine Augenlider öffneten.
Er sah Glynnis' blasses, ängstliches Gesicht und versuchte beruhigend zu lächeln. "Oh, das tut weh. Erinnere mich bitte daran, den Namen nicht mehr zu erwähnen, OK?" Harrys freundlicher Tonfall rief ein antwortendes Lächeln auf Glynnis' Lippen hervor. "Das wird wohl das Beste sein." stimmte sie nickend zu. Harry seufzte und versuchte, sich ein wenig zu bewegen, um seinen Schmerz ein wenig zu lindern, der durch seinen ganzen Körper zog. Er wimmerte, als Glynnis, die wusste, dass es ihm unbequem wurde, legte ihren Arm unter ihn und half ihn, sich ein wenig zu bewegen. Als sie ihn in eine bessere Position gebracht hatte, sah Glynnis ihm ins Gesicht, und sie sah ihn ernst an.
"Harry, ich möchte gerne versuche, dein Shirt zu öffnen. Ich denke, du blutest wieder, aber ich möchte da sichergehen. Wenn genug von der Klinge heraussteht, kann ich vielleicht etwas Verband darumwickeln, ohne den Griff anzufassen. Denkst du, du könntest es aushalten, wenn ich Dein Shirt in der Nähe des Messers etwas aufreiße?" Harrys wollte mit 'nein' antworten, aber seine Hand drückte ihre vorsichtig. Glynnis lächelte beruhigend und ließ Harrys Hand los. In all den Jahren, in denen sie als Krankenschwester gearbeitet hatte, war ihr noch nichts nahegegangen. Sie hatte Menschen sterben gesehen, Menschen in Schmerzen, sie hatte möglichen Operationen von allen möglichen Menschengesehen, und nichts, nichts hatte sie so berührt wie das hier. War es, weil dieser Junge ein Freund von Hermine war? War es, weil sie seine Vergangenheit kannte, weil sie wusste, wie furchtbar sein Leben gewesen war? Oder war es, weil Zauberermesser sie zu Tode ängstigte? Glynnis war sich nicht sicher. Alles, was sie wusste, war, dass Harry in den letzten Minuten einen Teil von ihr berührte, den sie lange vergraben hatte. Sie war sicher, dass ihre Schicksale irgendwie verbunden waren. Und die konnte ihn nicht sterben lassen. Sie nahm einen tiefen Atemzug, um ihre zitternden Hände zu beruhigen und reichte zu Harry hinüber.
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Sirius fluchte innerlich, als er in Richtung des Parks lief, sein schwarzer, struppiger Körper von allen Passanten ignoriert. Er wünschte, er hätte den Mut gehabt, Dudley umzubringen, vorhin in dem Haus, aber ihm war vor Jahren klargeworden, dass er im Grunde seines Herzens kein Mörder war. Er hasste sich selbst, dass Dumbledore ihn überzeugen konnte, Harry zurück zu diesen Muggeln zu schicken. Er hätte fordern sollen, dass er bei den Weasleys oder ihm selbst bleiben sollte, oder auch einfach auf Hogwarts. Alle hätten realisieren müssen, dass Voldemort bei vollen Kräften Harry überall finden konnte, selbst im ruhigen Ligusterweg.
Nicht zum ersten mal war er dankbar, dass er ein Animagus war, und dass seine Form ein Hund war. Die feine Nase seines Momentanen Körpers ließ ihn ohne Schwierigkeiten die Spur von Harry aufnehmen. Leider roch er auch eindeutig Blut, als er näher an den Park herankam. Harrys Blut. Er blieb sofort stehen und schärfte seine Sinne, dann lief er in unglaublicher Geschwindigkeit zu dem kleinen Wäldchen. Sirius wurde langsamer, als er den Rand des Waldes erreicht hatte, und lief auf leisen Pfoten weiter zu der Stelle, von der er wusste, dass Harry da sein würde. Da war noch jemand.
Er kam durch die Bäume und sah eine junge Frau, die sich über Harry beugte. Wie ein Blitz bohrte sich Angst durch Sirius, als er sah, dass ihre Hände etwas direkt neben dem Messer taten. Mit plötzlicher Kraft lief er vorwärz und rannte die Frau über Sie rollten einige Meter zusammen und blieben liegen, als ihr Kopf laut gegen einen Baum stieß. Sie lag unbeweglich unter ihm, und als er da grollend stand, hörte er Harry schreien.
Ich freue mich über jedes Feedback - und Xanthia auch!
Und für alle die, die es noch nicht wissen: (Fast) alle personen in dieser Geschichte gehören JKR
