Übersetzt von Steffi Silberstreif
Sirius folgte Glynnis, als sie den Weg zu ihrem Zuhause führte. Sie ging um die Ecke des Parks, sie wollte den Weg nehmen, der am wenigsten einzusehen war, und kam etwas zehn Minuten später an ihrem Gartentor an, so, wie sie es angekündigt hatte. "Hier rein," sagte sie zu Sirius, als sie die hölzerne, weinberankte Pforte öffnete. Er hob Harry etwas höher, duckte sich unter den Eisengittern und trat in einen Wildblumengarten in voller Blüte. Sirius konnte nicht aufhören, die wunderschönen Blüten zu bewundern, als er Glynnis den grasbewachsenen Pfad zu der kleinen Hintertür eines gemütlichen Häuschen folgte.
Glynnis griff in ihre Hosentaschen und zog einen Schlüssel heraus. Sie schloss die Tür auf, öffnete sie und Bat Sirius herein. Als er drinnen war, schloss sie die Tür wieder und machte das Licht an. Sie waren in einer kleinen, freundlichen Küche, die mit Blumen und wachsenden Kräutern dekoriert war. "Hier lang." Glynnis winkte Sirius einen kleinen Gang entlang und in ein großes, luftiges Schlafzimmer. Er legte Harry auf die dunkelgrüne Bettdecke. Glynnis sah sofort, dass Harry ohnmächtig war. Sie sah Sirius fragend an. "Gleich, nachdem wir losgegangen sind." antwortete er. Er zeigte zum Kamin, der die Hälfte der Außenwand des Schlafzimmers einnahm. "Kann ich?" Glynnis sah ihm fasziniert zu, wie er das Holz darin mit einem einzigen Wort und einem Wink mit seinem Zauberstab entzündete. Ein leises Geräusch vom Bett brachte sie sofort an Harrys Seite.
"Harry?" fragte sie leise. "Kannst du mich hören?" Harrys Augen öffneten sich. "Sind wir da?" fragte er.
"Wir sind da," versicherte sie ihm. "Harry, ich werde meine Schere holen und das Zeug neben dem Messer aufschneiden. Du bleibst hier bei Sirius, und ich bin gleich wieder da." Sie sah Sirius an und ging aus dem Raum. Sirius setzte sich auf die Kante des Bettes und strich mit einer Hand über Harrys Stirn. Er runzelte die Stirn bei der Hitze, die er fühlte, aber er sagte nur: "Ich muss dich hier lassen, Harry, ich gehe und werde jemanden holen, der uns helfen kann."
"Wer?" fragte Harry.
"Ich habe einen Freund, der Arzt ist. Na ja, ich sollte sagen, ich hatte einen Freund. Vor vielen Jahren, bevor... Nun, du weißt schon." Harry nickte verstehend, als Sirius fortfuhr. "Er wird vielleicht helfen, weil du es bist. Ich muss es zumindest versuchen."
Sirius stand aus, und Harry reicht hoch, um Sirius' Hand zu fassen. "Was, wenn der Arzt dich einsperrt? Was, wenn er die Dementoren ruft?" Sirius konnte sehen, dass Harry genauso Angst hatte, ihn zu verlieren, wie er Angst hatte, Harry zu verlieren. Er versuchte zu lächeln, aber er zog statt dessen nur eine Grimasse. "Ich komme zurück. Wenn ich bei Attivus falsch liege, werde ich sofort verschwinden. Ich werde mit Flohpulver reisen, so können sie mich nicht verfolgen, besonders, wo das hier ein magiefreier Haushalt ist. Halt nur ein wenig länger aus, Harry." Er drückte Harrys Finger ermutigend und trat hinüber zur Feuerstelle.
Sirius suchte in seinem zerlumpten Umhang und fand schließlich einen kleinen Beutel, den er öffnete. Er nahm eine kleine Prise Flohpulver, verschloss den Beutel wieder und steckte ihn so ein, dass er ihn schnell greifen konnte. Er sah ein letztes mal zu Harry und nickte nur. Dann warf er das Pulver in die Flammen und verschwand. Ein leises keuchen erregte Harrys Aufmerksamkeit und er sah hinüber, um Glynnis zu entdecken, die den leeren Kamin anstarrte.
"Das ist schon in Ordnung, Glynnis. Er holt den Arzt." Glynnis blinzelte einige Male und wandte sich Harry zu. "Gut, das kann er natürlich schneller als ich es je könnte," grübelte sie. Sie ging hinüber zum bett und setzte sich neben Harry. In ihrer Hand hielt sie eine eigenartige Schere. "Was ist das?" fragte er neugierig und zeigte auf das flache Ende.
"Das ist eine Verbandsschere. Das flache Ende kommt unter den Stoff und kann nicht in die Haut einschneiden. Ich benutze sie, damit ich dich nicht kratze. Bist du bereit?" Harry nickte und sah weg, zum Feuer. Er fühlte, wie die kalte Schere seinen linken Arm entlang schnitt und quer über seine Schulter, dann das gleiche an seiner rechtern Schulter. Glynnis schnitt die Mitte des Shirts auf, und der kalte Stahl auf seinem Bauch ließ Harry leicht schaudern. Sie fasste vorsichtig an und nahm die linke Seite seines Shirts weg.
Glynnis nahm einen tiefen Atemzug und schnitt mit der schere um das Messer herum, sie passte immer auf, dass sie die Klinge oder den Griff nicht berührte. Als sie genug freigeschnitten hatte, um den Stoff zu entfernen, nahm sie den blutdurchtränkte Stoff und warf ihn in einen Mülleimer, der neben dem Bett stand. Das hatte sie jetzt schon mehrmals gemacht, und jetzt lag das letzte Stück direkt über den Stoffsstücken, die sie im Wald dareingelegt hatte. Glynnis zog das flache Ende hervor und zog an dem Stoff. Die Schere verpasste den Drachen nur knapp, und der Drachen fauchte sie an. Sie widerstand der Versuchung, zurückzuzucken und schnitt statt dessen in den Stoff, bis sie schließlich das vorletzte Stück entfernen und die klaffende Wunde freilegen konnte.
Glynnis sah zu ihrem erschrecken, dass die Klinge beinahe bis zum Griff in Harrys Schulter steckte, und nur wenige Millimeter zwischen der Haut und dem Ende des Drachenschwanzes frei waren. Um die Wunde waren grimmige schwarze Linien aus getrocknetem Blut, die quer über Harrys Brust geschmiert waren. Sie wusste, dass sie keinen Verband mehr um die Wunde legen konnte, und war froh, dass es aufgehört hatte zu bluten. Sie ließ das verschmierte Blut, wie es war.
Harry fühlte, wie das letzte Stück seines Shirts entfernt wurde, und dann nahm Glynnis seine Hand. "Es wird alles gut," versicherte sie ihm sanft. "Ich werde ein Handtuch holen und dann werden wie dich ein wenig sauber machen. Dann kommt der Arzt, und der wird das Ding hier rauskriegen, da bin ich mir sicher." Harry schaffte es, zu nicken, und er merkte, wie da Bett sich hob, als sie aufstand. Er hörte ihre leisen Schritte weggehen und drehte seinen Kopf erst dann, um das Messer anzusehen, das da in seinem Körper steckte. Er wurde blass, als er die Tiefe der Klinge und die dunklen Streifen sah, die ihn bedeckten. Sein Kopf fiel nach hinten, und er atmete einige male tief ein.
"Ich weiß nicht, wie viel mehr ich davon ertragen kann," dachte er mürrisch. "Seit ich elf geworden bin, hat jedes Jahr jemand versucht mich zu töten, und jedes Jahr wird es enger." Harry setzte seine Brille ab und legte einen Arm über seine Augen, er versuchte, sie aufkommenden tränen in der Dunkelheit zu ersticken. Er dachte daran, wie er Cedric sterben sah, er dachte an die Geister seiner Eltern, die aus dem Zauberstab seines Freundes kamen. "Ich habe nicht darum gebeten," sagte er grimmig und strich sich die verräterische Nässe aus den Augen.
"Harry?" fragte Glynnis, die neben dem Bett stand, "Ich bin hier, wen du reden möchtest. Man sagt, ich sein eine gute Zuhörerin." Harry schluckte den Schmerz, der drohte, noch mehr Tränen hervorzurufen, und schüttelte den Kopf.
"Gut, du weißt aber, ich bin hier, wenn du es dir anders überlegst." versicherte Glynnis ihm. Sie reichte nach einer dampfenden Schüssel und holte einen Waschlappen hervor. "Weißt du," fuhr sie fort, als sie das trockene Blut auf ihm einweichte und abwischte, "als Hermine das erste mal merkte, dass sie eine Hexe ist, hat das ihre Eltern sehr überrascht. Mich nicht. Überrascht, meine ich. Ich wusste schon immer, dass sie etwas Besonderes ist. Solche ein Talent zu haben wie sie hat, wie du hast, Harry, ist eine Gabe, ein Geschenk, Harry. Ich weiß es scheint manchmal nicht so, aber es ist so. Und bei einem solchen Geschenk wie euers gibt es Momente, in denen du wünscht, dass du es nie bekommen hast." Glynnis machte eine Pause, um das Tuch auszuspülen. Ihr freundlichen Worte und das beruhigende warme Wasser hatten Harry entspannt. Wegen diesem friedlichen Moment hatte Harry ihren nächsten Satz nicht sofort verstanden.
"Ich habe auch eine Gabe, Harry. Nur meine Eltern und meine Schwester wissen davon. Ich werde dir jetzt etwas sagen, was noch nicht mal Hermine weiß. Manchmal weiß ich, dass Dinge geschehen, bevor sie geschehen. Ich habe die Sicht, Harry."
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Sirius Black sah nervös aus dem Kamin zu der Arbeitsstelle seines alten Freundes. Der Raum schien leer, aber an dem dampfenden Becher sah er, dass Attivus zu Hause war und bald zurückkommen wurde. Er trat aus den Flammen, stellte sich in eine dunkle Ecke und wartete.
Es dauerte nur einen Moment bis der Zauberer-Arzt erschien. Sirius grinste. In den 15 Jahren, seit denen er diesen Mann, das letzte Mal gesehen hatte, hatte Attivus Attlewart sich kein bisschen verändert. Er trug noch immer einen langen, apfelgrünen Umhang, der extra für ihn angefertigt worden war, die vielen Taschen ausgebeult von den verschiedensten Hilfsmitteln seines Berufes. Eine hellblaue, dreieckige Brille rahmten seine violetten Augen ein, die früher immer fröhlich geglitzert haben. Würden sie ihn noch immer blitzend willkommen heißen, fragte sich Sirius. Er sah zu während Attivus den Becher hochnahm und sich mit einem Seufzer setzte.
Attivus nahm einen großen Schluck warmen Tees. "Sirius, wenn du da die ganze Nacht stehen willst, hättest du wenigstens so höflich sein können, mich vorher zu warnen. Ich hätte die Ecke für dich sauber gemacht." Sirius zuckte bei den Worten zusammen und starrte den Arzt mit offenen Mund an. Attivus stand auf und hob seine Augen, um in die Dunkelheit zu blicken, und Sirius erkannte den Humor darin , an den er sich erinnert hatte. "Sirius," sagte Attivus nur und stellte seinen Becher ab. Er trat hinter dem Schreibtisch vor und öffnete seine Arme. Sirius trat nach vorne und in die Umarmung seines alten Freundes. Nach einem Moment trennten sie sich wieder und traten voneinander weg und sahen die Änderungen, die die letzten 15 Jahre über sie gebracht hatten.
"Du hast dich kein bisschen verändert, Attivus," sagte Sirius freundlich. Der Arzt runzelte die Stirn. "Ich wünschte, ich könnte das auch von dir behaupten, alter Freund," sagte er, als er Sirius ungepflegtes Aussehen und die blassen, beinahe skelettartigen Gesichtszüge ansah. Sirius wurde sachlich und sah ihn flehend an. "Attivus, ich habe sie nicht verraten. Bitte glaube..."
Attivus stoppte ihn mit einem Winke seiner Hand. "Natürlich hast du das nicht. Was für ein Unsinn. Niemand, der dich kannte, der Lily und James kannte, hat jemals geglaubt, dass du das getan hast. Dieser Gedanke ist uns nicht gekommen. Ich bin froh, dass du diesem scheußlichen Ort entkommen bist, Sirius. Bist du soweit gut durchgekommen? Geht es dir gut?" Seine scharfen Arzt-Augen überblickten seinen Freund und sah, was die Jahre der Entbehrung und Qual ihm angetan hatten. "Du solltest mehr esse, Sirius. Die Hundkost ist auf Dauer nicht gut für dich."
Sirius unterbrach ihn. "Ich bin nicht wegen mir hier. Es ist Harry. Oh Gott, Attivus, Ich denke, es ist ein Sogmesser." Sirius schwankte, und nur die Schnellen Hände des Arztes hielten ihn aufrecht. "Er hat es geschickt, durch Harrys Cousin. Es bringt ihn um, Attivus. Bitte, du bist meine einzige Hoffnung." Als er das gehört hatte, wurde Attivus innerhalb von Sekunden vom besorgten Freund zum Wirbelwind. Er wusste, dass der "er", den Sirius erwähnt hatte, nur Lord Voldemort sein könnte. Er musste es sein. Und er wusste, dass ein Sogmesser innerhalb von Stunden oder Tagen töten konnte. Dass Harry noch am Leben war, war ein gutes Zeichen. Es konnte heißen, dass sie Zeit hatten. Er griff eine großen Ledertasche, die schon einige tage auf dem Buckel hatte, und bevor Sirius zweimal hinsah, stand er am Kamin, fertig, sofort zu gehen.
"Willst du da stehen bleiben und mich anstarren, Sirius, oder bringst du mich zu Harry? Du weißt, dass ich ihm nicht von hier aus helfen kann." Sirius atmete tief ein und nahm das Flohpulver aus seiner Tasche. "Du musst dich an meinem Umhang festhalten, denn es ist ein nichtmagischer Ort, zu dem wir müssen, und ich will dich nicht auf dem Weg dahin verlieren." Der Arzt kicherte. "Ich werde mich festhalten, keine Angst. Der Tag wird nicht kommen, an dem ich es nicht mehr mit dir aufnehmen kann." Sirius lächelte ein wenig und sah in das Feuer.
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Harry setzte seine Brille auf und sah Glynnis einen Moment lang an. "Entschuldige, aber hast du eben gesagt, du hast die Sicht?"
Glynnis nickte. "Es ist nicht die volle Sicht," erklärte sie. "Ich kann keine Erdbeben voraussagen oder so etwas. Es ist sehr persönlich. Ich weiß nur, wenn etwas geschieht, was mich betrifft."
Harry dachte einen Moment darüber nach. "Ich bin nicht sicher, dass das gut ist. Immer, meine ich ." Sie kicherte reumütig. "Ich denke das auch oft. Irgendwie habe ich glück, denn es passiert nicht ständig. Nur manchmal. Trotzdem ist es eine große Gabe, mit der ich umgehen muss so wie Du ein Zauberer bist und damit umgehen muss."
"Wie ist das," fragte Harry, dessen Neugier wuchs. "Hast du Visionen wie Professor Trellawney?"
Glynnis Mund verdrehte sich. "Ah, Professor Trelawney. Hermine hat mir von ihr erzählt. Nein, ich denke, wir haben nicht die gleiche Art der Sicht." Harry konnte nicht anders als grinsen. Glynnis fuhr fort. "Für mich sind das starke Gefühle. Mein Vater hat es Instinkt genannt. Auf jeden Fall hat mich dieser Instinkt zu dir geführt. Jemand hat mir mal gesagt, dass mein - ich weiß nicht - ich denke, du kannst es Schicksal nennen, in der Lichtung auf mich wartet."
"Harry sah sie verblüfft an. "Ich... Ich bin dein Schicksal?"
stammelte er. "Nein, nicht du persönlich. Na ja, schon du, aber... Es ist schwer zu erklären. Dein Leben und meins, sie sind irgendwie verbunden. Und ich würde dir was nicht sagen, wenn ich da nicht ganz sicher wäre, aber," sie lehnte sich näher, "du wirst nicht sterben. nicht jetzt. Nicht bald. Wir drei sind irgendwie verbunden. Ich weiß nicht, wie ich es sonst erklären soll."
"Wir drei?" fragte Harry. Glynnis realisierte erschocken, was sie gesagt hatte, und setzte sich aufrecht hin. "Na ja, ich meinte..." fing sie an. Harry unterbrach sie. "Du meintst Sirius?" Glynnis stand auf und sah aus dem Fenster in den dunkler werdenden Himmel. Sie blickte einen Moment lang auf die hellen Sterne und lehnte dann ihre Wange an das warme Glas. "Ja," sagte sie leise, so leise, dass Harry sie kaum hören konnte. "Sirius und du und ich, Harry. da ist etwas zwischen uns." Er merkte, dass Glynnis, die anscheinend mit ihm sprach, in Wirklichkeit mit sich selbst redete. Er blieb ruhig um zu hören, was sie sagte. "Ich weiß nicht, was das ist. Da ist etwas an ihm. Ich habe das Gefühl, dass ich ihn schon mein ganzes Leben lang kenne. Er hat das Gefühl auch. Das weiß ich. Ich wünschte, ich wüsste..." Ihre Gedanken wurden von eine Erschütterung Kamin unterbrochen. Auf einmal erschien Sirius. Sie atmete auf, als er direkt durch die Flammen stieg und durch den Raum ging. Ihm folgte, buchstäblich am Rockzipfel hängend, war ein Mann, von dem Glynnis annahm, es sei der Arzt. Aber er sah keineswegs so aus wie irgend ein Arzt, den sie je gesehen hatte. Er war etwas kleiner als sie, und sein leuchtend rotes Haar war in mehreren Zöpfen auf seinem ganzen Kopf zusammengebunden. Sein blonder Kinn- und schwarzer Oberlippenbart werteten seine bunte Brille und lilanen Augen auf, und wenn man seinen hellgrünen Umhang noch dazunahm, war er mit Sicherheit die seltsamste Person, die sie je getroffen hat.
Sirius ging sofort zu Harry. "Harry, ich habe einen Arzt mitgebracht. Sein Name ist Attivus Attlewart. Er ist ein Freund. Ein Freund der Familie. Er kannte deine Mutter und dein Vater." Harry sah den fremden Mann an, der sich abbürstete und dann zum Bett herüberkam. "Wie geht es dir, Harry, mein Junge? Ich habe dich nicht gesehen, seit... Seit dem Tag, an dem du geboren wurdest, um ehrlich zu sein. Nein, nein, das stimmt nicht. Du hattest eine Erkältung, als du sechs Monate alt warst, und da habe ich nach dir gesehen. Seit dem bist du schon etwas gewachsen. Ich sehe, du hast die Haare von deinem Vater geerbt. Und, die Augen deiner Mutter. Ich habe dich gefragt, wie es dir geht, aber leider sehe ich, dass du dich wahrscheinlich im Moment nicht so gut fühlst. Das kriegen wir schon hin, keine Angst. Nun, wo ist mein... Ach ja, hier ist es."
Harry und Glynnis beobachteten Attivus fasziniert, wie er diese einseitige Unterhaltung fortführte, seine Tasche auf das Bett stellte, das Messer untersuchte und gleichzeitig auf seine Taschen schlug. Seine letzten Worte kamen heraus, als er eine ziemlich große Lupe irgendwo aus den Tiefen seines apfelgrünen Umhangs holte. "Jetzt halt still, Harry, während ich mir das hier ansehe." Attivus hielt die Lupe hoch, seine violetten Augen blickten groß auf den Drachen, der knurrte und mit den Zähnen knirschte. Nach einem Moment sah er auf, mit dem weiten Lächeln, das von seinen Lippen verschwunden war, als er den Raum betreten hatte.
"Zuerst," sagte er, "möchte ich wissen, wer die Wunde um den Griff herum verbunden hat."
Glynnis schluckte und trat hervor. "Das war ich, Doktor. Ich bin Krankenschwester, wissen Sie, und ich dachte, dass ich versuchen sollte, die Wunde zu verbinden, um die Blutung zu stoppen." Sie wurde leise unter dem durchdringenden Blick des Arztes.
"Das haben Sie sehr gut gemacht, Miss... Miss...?"
"Glynnis, Doktor, Glynnis Babcock."
"Sehr gut, Miss Babcock. Ich habe noch nie eine Muggel mit solch einer Vorausahnung gesehen. Normalerweise rennen sie schreiend weg. Sehr gut gemacht."
Glynnis wurde rot. "Ich habe eine Nichte, die eine Hexe ist. Sie geht gemeinsam mit Harry zur Schule," erzählte sie stolz.
"Ah. Nun, das erklärt das. Ich sehe, Die haben die Wunde auch gewaschen?" Sie nickte. "Sehr gut, sehr gut. Nun dann, Harry, erzähl mir bitte genau, was passiert ist, und was du seit dem gefühlt hast."
Alle im Raum hörten zu, als Harry langsam von den Ereignissen des Tages erzählte. Auch als er sprach wurde seine Stimme von Zeit zu Zeit schwächer, und er hörte auf, um zu Luft zu kommen. Als er geendet hatte, saß Attivus auf dem Bett neben ihm und sah ihn ernst an.
"Harry, ich muss wissen, was du meinst, womit du umgehen kannst. Ich werde ehrlich sein und dir genau sagen, was ich im Moment denke, oder ich kann mit Sirius auf den Gang gehen, und es ihm alleine sagen. Es liegt an dir, junger Mann. Ich weiß, dass du in den letzten Jahren vieles mitgemacht hast. ich habe da so meine Quellen. Aber ich werde das nicht mit dir besprechen, wenn du nicht absolut sicher bist, dass du es wissen willst."
Harry sah Sirius an, und dann Glynnis. Er wusste, sie würden ihn verstehen, welche Entscheidung er auch traf. Aber er wusste auch, dass er in seinem kurzen Leben so viel erlebt hatte, dass er sich gegen alles gewappnet fühlte. So hielt er sich an Glynnis Versprechen, dass er nicht sterben würde und entschied sich.
"Ich möchte es wissen, Doktor."
Attivus nickte und strahlte Harry an. "Guter Kerl. Ich wusste, du würdest es wie ein Mann aufnehmen." Er stand auf und sah die drei an. "Sirius, ich befürchte, du hast recht. Es ist ein Sogmesser, sogar ein sehr mächtiges. Es ist von einem sehr guten Spruch geschützt. Wenn ich nicht ganz falsch liege, ist es ein Slagger-Dolch, und du kennst Slaggers Ruf. Ich habe keinen Zweifel, dass er im Auftrag eines sehr mächtigen, dunklen Zauberers gearbeitet hat, und von Harrys Beschreibung, denke ich nicht, dass wir noch herausfinden müssen, wer das gewesen sein könnte.
"Entschuldigen Sie mich," unterbrach Glynnis," Aber was ist ein Sogmesser?"
Harry nickte und fiel ein. "Ja. Das möchte ich auch gerne wissen."
"Mein Fehler, Sie nicht vorher aufgeklärt zu haben, Miss Babcock. Sie haben so klasse und aufmerksam reagiert, da hatte ich vergessen, dass sie keine von und sind," entschuldigte sich Attivus mit einer kleinen Verbeugung. "Sogmesser gibt es schon seit Jahrhunderten, aber ihr Gebrauch wurde in den letzten 15b Jahre stark eingeschränkt. Ich bin nicht überrascht, dass der junge Harry hier sie auch nicht kennt." der Doktor räusperte sich. "Im Grunde genommen ist ein Sogmesser ein Messer, das gemacht wurde, um einem Zauberer die Kraft zu entziehen. Meistens wird es einfach zum Töten benutzt, aber manchmal wird es für dunklere Zwecke genutzt."
"Was könnte schlimmer sein, als jemanden umzubringen?" grübelte Glynnis, die erst merkte, dass sie laut gesprochen hatte, als der Arzt sie ansprach.
Der Zauberer, der diese Art von Klinge in Auftrag gegeben hat, bekommt die Energie seines Opfers übertragen und saugt seine Lebenskraft auf. Das Opfer trocknet langsam und schmerzhaft dahin, bis nichts mehr übrig ist und es stirbt. Glücklicherweise klappt das nur bei Zauberern, die durch ihr Blut verbunden sind. Und da Harry und Voldemort nicht verwandt sind, wird dieses eins der anderen sein, und wir brauchen nur den richtigen Gegenspruch finden und es herausziehen."
Harry wurde weiß und atmete schnell. Aufgeschreckt setzte sich Glynnis neben ihn und nahm seine kalte Hand in ihre. "Harry, was ist los? Hast du Schmerzen?" Sie sah Sirius an und sah zu ihrem erschrecken, dass seine Hände sein Haar rauften und sein Gesicht voll Angst "was ist los?" schrie sie. "Was sagen Sie mit nicht?" Glynnis wandte sich hilfesuchend an den Arzt. "Doktor, was ist los?" Attivus sah verwirrt aus und zuckte nur mit den Achseln. "Sirius," fragte er. "Gibt es da etwas, das ich wissen sollte?"
Sirius bedeckte sein Gesicht mit seinen Händen und holte zitternd Luft. "Er teilt sein Blut mit Harry."
Der Arzt stellte sich aufrecht hin und sah seinen alten Freund an. "Sag mir, was du meinst, und sag es mir sofort." fragte er leise. Sirius erzählte von den Ereignissen nach Harrys Entführung während des Trimagischen Turniers. Er erklärte, dass Voldemort Harrys Blut genutzt hatte, um seinen jetzigen Körper zu bekommen.
"Sie meinen, dass dieses Messer Harrys Leben aus ihm herauszieht und es zu Du-weißt-schon-wem überträgt?" schluchzte Glynnis auf. Attivus nickte grimmig. "Aber... Es muss doch etwas geben, was wir tun können." schrie sie.
Eine grimmige Stille lag über dem Raum, nur durchbrochen von Harrys schnellen Atmen und dem knistern der Flammen im Kamin. Nach einigen Momenten des Hin-und-herlaufens sprach Sirius. "Das ist offensichtlich," stellte er fest. Glynnis und der Arzt sahen ihn an. "Entweder Attivus oder ich können den Dolch herausziehen."
Attivus runzelte sie Stirn. "Du weißt, was passiert ist, als diese junge Dame es probiert hat. Wenn es gegen Muggel-Einwirkung geschützt ist, ist es mit Sicherheit auch gegen uns geschützt."
"Aber das wissen wir nicht ganz genau," bat Sirius. "Wir müssen es versuchen."
"Bitte," kam Harrys Flüstern vom Bett herüber. "Bitte versucht es zumindest. Wenn ihr es versucht und es klappt nicht, dann wissen wir, dass wir uns etwas anderes ausdenken müssen." Sirius kam zu ihm herüber und legte eine Hand auf Harrys Kopf. "Bist du sicher?" fragte er, selber unsicher. "Wie wissen nicht, was passieren könnte." Harrys Augen, die so sehr wie die seiner Mutter aussahen, glitzerten vor Schmerz und Angst, saß es Sirius das Herz zerriss. "Es tut weh, Sirius," bestätigte er mit gebrochenen Flüstern. Das war alles, was er brauchte, um seinen eigenen Entschluss zu stärken. "Albus, wir müssen es versuchen," sagte er zum Arzt.
Der Arzt betrachtete beide einen Moment lang und trat dann, mit einem entschiedenen Nicken, an das Bett heran.
Ich freue mich über jedes Feedback - und Xanthia auch!
Und für alle die, die es noch nicht wissen: (Fast) alle personen in dieser Geschichte gehören JKR
